i lden könne, so wünsche er, daß 300 Thlr, zu diesem Zwecke für lder He festgeseßt würden; mit Beihülfe des kleinen Zuschusses der Ge- meinde ín Siegburg könne dann der Geistliche anständig leben.
Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Er wolle nicht darauf bestehen, daß der Geistliche in der Anstalt selbst wohne, aber in der Nähe müsse er jeden- falls sein Domizil haben. Die Provinz sei verpflichtet, für alle Konfessio- nen aufs beste zu sorgen; daß durch diesen Zufall die Gemeinde Siegburg Vortheil ziehe, könne hier niht maßgebend sein.
Ein Abgeordneter der Städte; Da in der Anstalt für den katholischen Gottesdienst Sorge getragen sei, so müsse auch der protestantische berück- sichtigt werden ; es deine sehr angemessen, beiden Kirchen gleiche Rechte zu ichern. qus Der Referent: Er bitte zu berücksichtigen, daß es nicht beabsichtigt werde, den Kranken die Seelsorge zu entziehen, sondern daß nur in Frage stehe, ob die Fsorrgeis reit der Stadt oder eigene Geistlichkeit der Anstalt sie besorgen sollen, Es frage sich also nur: sollen unbedingt zwei Geist- liche für die Anstalt angestellt werden ?
Ein Abgeordneter der Städte: Es würde also die evangelische Kon- fession keinen Geistlihen haben, so lange nicht cine evangelische Gemeinde in Siegburg bestände.
Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Finde es sich, daß ein Zusaß nöthig wäre, so würde die Frage zu stellen sein; für welhen Geistlichen derselbe erforderlich sci? Hier sei nur die grundsäßlihe Frage:
„Ob die Versammlung mit der Kommission dafür halte, ob besondere
Geistlihe oder dic Pfarrgeistlichen beider Konfessionen für die Anstalt
heranzuziehen seien? ‘“
Der Referent: Weun die erste Frage festgestellt sei, so müsse von der zweiten abstrahirt werden.
Ein Abgeordneter der Ritterschaft: Er sei nicht dieser Meinung, son- dern halte dafür, daß die Plenar-Versammlung sich ausspreche, ob eventuell eine Vermehrung des Gehaltes angenommen werde.
Ein anderer Abgeordneter dieses Standes: Deswegen habe cer vorge- schlagen, daß erst über den Grundsaß selbst bestimmt, dann aber der Kom- mission aufgegeben werde: ihr dürst uur bis zu dem und dem Saye be- willigen, — Die Abstimmung ergiebt die Annahme des Vorschlages des Aus|chusses,
Derselbe Abgeordnete der Ritterschaft: Der Ausschuß habe noch die Frage gestellt, ob eine Kommission gebildet werden solle; die weitere Foige werde sein: welche Vollmacht soll die Kommission haben? darin liege schon, daß die Kommission nicht genau gebunden sein könne.
Der Referent verliest die leßte Frage:
„Soll die Untersuchungs - Kommission, welche auf dem vorigen Landtage
in den Personen des Freiherrn von Loe, Herrn Wergifosse und Herrn
Brust gewählt worden, mit Unterlegung der in den vorhergehenden Fra-
gen festgestellten Grundsäße ermächtigt und beauftragt werden, mit dem
Königlichen Ober-Präsidium diese Verbesserungen zu besprehen und deren
Inslebentreten zu veranlassen ?“
Ein Abgeordneter der Nitterschast: Er schlage vor, daß die Kommission ausdrücklich bevollmächtigt werde, die Seelsorge jedenfalls zu berücksichtigen.
Ein Abgeordneter desselben Standes: Die Seelsorge werde nicht un- terbrochen werden; man möge es nux der Kommission überlassen, sich mit den Gemeinden zu benehmen, — Die Frage wird zur Abstimmung gebracht und von der Plenar-Versammlung bejaht.
S Nensalz a. D., 14. Aug. (Nah dem Cr. W. B.) Die Gründung unserer Stadt is dur Friedrih den Großen im Jahre 1743 erfolgt, und um diesen Zeit - Abschnitt würdig zu feiern, hatte sich hon vor mehreren Monaten ein Fest - Comité gebildet, welches die Anorduungen in Berathung nahm und feststellte. Der 14, August wurde als Festtag festgeseßt. — Am Vorabend kündigten die Glocken von den Thürmen beider Kirchen und des Bethauses der evangelischen Brüdergemeinde die bevorstehende Feier an. Des Morgens um 6 Uhr wurde auf dem Marktplaße unter dem Douner der Geschüße von zwei Posaunen-Chören das Lied „Nun danket Alle Gott“ geblasen und mächtige Flaggen in den National - und Stadt-Farben an den Hâu- sern, am Ein - und Ausgange der Stadt ausgesteck; Blumen- gewinde zogen sich über die Straßen und verzierten die Häu- \ Glockfen in die Kirche riefen,
ser, und als um 9 Uhr die G! Í f um dem Allerhöchsten im inbrünstigen Gebet für den gött-=
‘hen Segen in Demuth zu dauken, unter welhem unsere Stadt er- Ulidas, füllten si die Gotteshäuser mit so vielen Audächtigen, als dieselbe nur zu fassen vermochten. Das mit der Feier verbundene Volks= fest begann um 1 Uhr des Nachmittags durch einen Festzug, der von den Bürgern der Stadt, Kaufleuten, Schiffern und Gewerbtreibenden gebildet war. Nach 2 Uhr seßte sih der Zug von seinen Sammel- vläßen im Brüder-Gemeinde-Bezirk in Bewegung und begab sich über die große Brücke, an deren Eingang mächtige Schiffs - Flaggen stan- den und welche von deu im Hasen liegenden Schiffen ebenfalls über= flaggt wurde, nah dem Festplaße. — Hier war eine geschmacivolle Festhalle errichtet, in welcher auf einem Piedestal die Büste des ruhm- würdigen Gründers unserer Stadt, Friedrich des Großen stand, Bor der Festhalle stellte sich der Zng auf, der hiesige Männergesang-Ber=
Die Musiker waren außer sich über die Art, wie Erust
f\amkeit macht. , Srl} mertfaute L über die Großartigfcit und Leidenschafilichkeit
sein Justrument behandelt,
seines Styls, die Zuhörer waren — es ist nicht übertrieben — wahnsinnig |
vor Entzücken. Kommt er wieder hierher, um mehr Konzerte zu geben,
so hat er einen vielleicht noch nie erlebten Erfolg zu gewärtigen.
Um noch auf einen Augenblick auf Spohr zurüc{zukommen, so hat sein drittes Oratorium „der Fall von Babvlon“‘, welches für das Musikfest in Norwich geschrieben und in London früher nicht aufgeführt worden war, den Kennern nicht recht gefallen wollen z wir finden, daß es für einen klassischen deutschen Komponisten zu theatralisch, zu voll ist von Effekten, welche Scene- rie, Tableaux, Prozessionen, mit einem Worte, daß es in der Musik das ist, was die Gemälde unseres Martin in der Malcrei sind, nämlich ein \{hóner Jrrthum.
Was die neuen Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur betrifft, so will ih meinen Brief nicht mit dem Geständnisse unserer literarischen Hungersnoth ließen, Glaubt man in Deutschland an den wißigen und glänzenden Briesstyl unseres Horace Walpole? — Js dies der Fall, so werden die beiden so eben erschienenen Bände, — die leßte Folge seiner Korrespondenz mit Sir Horace Mann, seinen Ruf nicht zerstören. Sie siud bezaubernd, jedoch zu voll von Politif. Sodann is Lady Blessington's neue Novelle „Meredith “ für Jhre schöne Welt zu nennen z vielleicht das am besten gehaltene Werk gus der Feder einer Dame, deren Schriften nur CaR O Idee geben von der bezgubernden Gewalt ihrer Conver-
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Seinrich's 1. Grabmal.
Herr Prediger Frie zu Quedlinburg hat über die in seiner Ge- meinde Sonntags, am 6. August, in der Schloßfkirche stattgehabte Feier des tausendjährigen Jubelfestes sehr lesenswerthe Mittheilungen durch das dortige Gemeinnüßige Wochenblatt veröffentlicht, welche eben o reich an gediegener vaterländischer Gesinnung, als an gründlicher Ge- hichtsfunde sind. Wir erfahren darans unter Anderem, daß die unlängst cäußerten Zweifel, ob auch wüirklih der deutsche König Heinrich der Erste und seine Gemahlin Mathilde in der Schloßfirche zu Quedlin- burg begraben liegen, vollkommen ehoben sind, indem eine der frühesten Schenkutigen Kaiser Otto's des Ersten an das Stift durch Bezug auf ene Thatsache motivirt worden. Es heißt nämlih in der Urkunde. vom ahre 944: „Monasterium Quidilingoburg constructum, nbi dominus
¿t genitor noster piae memoriae rex Henricns extat tumulatus” Ein weliééir A E s würde sih wahrscheinlich ergeben, wenn eine nochmalige Oeffnung der Gräber jenes Königs und seiner Gemahlin vorgenommen würde, Dem“ ges undigen Deutschen kann die Gewißheit über die
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381) ein eröffnete die Feierlichkeit durch Absingung des 34sten Psalms. Nach dessen Beendigung hielt der Bürgermeister einen Vortrag, in welchem der=
* selbe das Eutstehen der Stadt historisch entwickelte, die wichtigsten
Momente aus deren Geschichte hervorhob, die Einflüsse bezeichnete, welche die Städte-Ordnung und Gewerbe-Freiheit auf das Gedeihen der jungen Stadt gehabt, mit Ehrfurcht und tiefer Dankbarkeit der vielen Wohlthaten gedachte, mit denen der erhabene Königliche Gründer unsere Stadt beglückt und der Höchstselige König Friedrich Wilhelm Il. Majestät fortgefahren habe, das Aufblühen der Stadt, von einem armen Fischer-Flecken bis zum gegenwärtigen Standpunkt zu befördern, Endlich eröffnete der Reduer folgendes, d. d. Sanssouci den 9ten huj. an den Magistrat erlassene Königliche huldvolle Kabinet-Schreiben : „Jch habe die Anzeige von der bevorstehenden Feier des hun= dertjährigen Bestehens der Stadt Neusalz und von den dazu ge=
pfangen, und werde das fernere Gedeihen dieser von Meinem gro= ßen Vorfahren gegründeten Stadt Meiner landesväterlihen Für= sorge gern empfohlen sein lassen.“
unseren theuren König festzuhalten und brachte Sr. Majestät dem jeßt regierenden König ein dreimaliges Lebehoch aus, in welches die Tausende der Anwesenden unter dem Einfallen der Musik=Chöre und
dem Donner der Geschüße freudig einstimmten. — Hierauf sprach | j darin Di | | („Damit jedoch der Censor Gelegenheit hat,
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der Herr Kreis-Landrath in kräftiger Rede den Wunsch für das fer= nere Gedeihen der Stadt aus und brachte der ihren Kindershuhen mm entwachsenen hundertsährigen Jungfrau ein Lebehoch aus, in welches die Versammlung herzlich einstimmte. — Die eigentliche Feier- lichkeit {loß mit dem vom Männer =Gesang = Verein vorgetragenen Gesang: „Das erste Jubellied erschallt, wo sich der Preuße freut, dem Könige.“ i
Der Rest des Tages war geselligen Erheiterungen gewidmet, an denen gegen 4000 durch das Fest herbeigezogene Fremde Theil nahmen. (Schl. Z.)
Patschkau, L207 Aug. Wenn wir jeßt wie
| überall au hierorts hören, daß die Zahl der Handel = und Ge-
werbetreibenden überfüllt und im Mißverhältniß zu dem Absabe der Waaren und Fabrikate steht, so klingt das viel anders als vor 100 Jahren, wo noch Aufforderungen und Versprechungen der Behörden verkündigt und die Niederlassungen begünstigt werden mußten. Namentlich erschien unter preußischer Landeshoheit das erste Patent de dato Berlin den 6. November 1742, „daß alle ausländische Künstlers, Ouvriers, Fabriquanten und Manufacturiers, welche sih in Sr. Königl. Majestät von Preußen schlesischen Landen niederlassen, 10jährige Freiheit von bürgerlihen Oneribus, freies Bürger-= und Meisterreht, wie auch Z3jährige Accis-Freihecit, und die in den neiß- und briegischen Vorstädten Anbauende aber noch über dieses 10 pro Cento Baufreiheits-Gelder zu genießen habeu, ihnen auch die Bau- Stellen frei angewiesen werden sollen.“ Ebeu so begünstigten spätere Verfügungen das Bauen in den Städten und namentlih das Aufbauen wüster Stellen und sc{lechter Häuser, deren es damals nicht wenige gab z denn, vorbehaltlich bei emer anderen Gelegenheit über diesen Gegenstand spezieller einzugehen, wird hier nur bemerkt, daß der Magistrat am 21. Februar 1792 siebenzehnu ohne Wirth befind- liche Häuser plus licitando ausbot, am 17. Juni 1755 wieder 4 und am 27, April 1756 der Behörde berichtete, daß Anno 1742 in der Stadt und Vorstadt 7 Wiistestellen, auch 31 leere Häuser und 1755 zwar die 7 Wüstestellen noh uicht, doch aber 29 Häuser ver= fauft und wieder bewohnt worden, daher nur noch 2 Häuser und die 7 Wüstestellen an Mann zu bringen verblieben. Patschkau zählt seit jener Zeit noch heute einige entlegene Wüste-Baustellen, die wohl bei dem reger gewordenen Baugeiste bei Zeiten vollends aufgebaut wer= den dürften,
Ausland.
Deutsche SundDdesstaaten.
Bayern, Vom Mittel-Main, im August, (N. K) Wir haben nun auf unserem Main sechs Dampfschiffe : „Ludwig“, „Therese“, ,„, Maximilian ‘“, „Leopold ‘“, „Verein“ und ein neues noch ohue Be- nennung. Segensreih war vom Frühjahre bis jeßt für dieselben der Wasserstand, und der Main bewies, daß er nur in seltenen Fäl= len einige Verbesserungen seines Bettes nothwendig habe. Mit pünktlicher Erfüllung ihres Dienstes waren die Böte in voller Bewe- gung. Traten auh manchmal Beschädigungen der Schiffe cin, so
Ruhestätte eines der herrlichsten unserer Fürsten nicht gleichgültig sein, und wenige Denkmäler alter Zeit dürften cine shönere Weihe haben!
Balbi über Statistik.
Balbi, ein in den geographischen und statistischen Wissenschaften längst berühmter Name, hat vor einiger Zeit in Paris cine interessante sta- tistische Vorlesung gehalten, deren Mittheilung in deutscher Sprache wir Herrn Seebode verdanken, welchem dieselbe von dem ihm befreundeten Herrn Nitter von Balbi zur weiteren Verbreitung überlassen wurde, Sie i im l10len Heste der neuen Jahrbücher der Geschichte und Politik, be- Petit von Pölitz und herausgegeben von Fr, Bülan, jeßt gedruckt er- ienen. i h : Balbi geht davon aus, daß, seitdem der mächtige und auf das streng- positive gerichtete Geist unseres Jahrhunderts die Geographie und Stati- tif den Nebel - Negionen der Hypothese, so wie den engen Gränzen einer mehr oder minder glücklichen Compilation entrückt habez diese Wissenschaf- ten, in cinem weiter gezogenen Kreise nunmehr angewandt, zu den wich- tigsten Resultaten geführt hätten , und von jeßt an mit einer erschöpfenden Lösung der Lebensfragen der Nationen untrennbar verbunden erschienen, Es gewähre deshalb ein gedrängter Umriß der vorwiegenden Mächte des Erdkreises aus dem Gesichtspunkte ihres Flächenrgums und ihrer absoluten Bevölkerung, so wie eine Vergleichung dieser Mächte mit den großen Ein- theilungen und den Hauptstaaten des Erdkreises in der Gegenwart ein ho- hes und allgemeines Jnteresse. : g A ;
Dieses Thema is von Balbi auf wenigen Blättern mit vielem Geist und Geschi behandeltz während den Meisten die Angabe des Flächen- raumes eínes Landes und der Anzahl der darauf lebenden Menschen, wenn nicht geradehin blos dem Gedächtniß einzuprägende todte Zahlen sind, o doch gewöhnlich nur zu den ganz nahe liegenden Konsequenzen führen, faßt Balbi solche Data zusammen, und knüpft aus allgemeinem Gesichts= punkt merkwürdige Folgerungen an die gegebenen Zahlenreihen, Eu- ropa, der kleinste, und in so vielen materiellen Bezichungen den vier anderen untergeordnete Welttheil, hat sie sämmtlich seinem moralischen Ein- flusse unterthan gemacht, Europa stellt politisch eine große Anzahl unter sich verschiedener Staaten dar, welche gewöhnlich in Mächte des Asten, 2ten und 3ten Ranges cingetheilt werden, Balbi zieht den Ausdruck „Groß- mähte““ vor , und nimmt zu den 5 europäischen, Frankreich, England, Oester- rei, Rußland und Preußen, noch einen außereuropäischen Staat hinzu, die nordamerifauischen Freistaaten; — diese sechs politischen Körper sind ihm diejenigen, welhe man als die vorwiegenden Mächte des ganzen Erd- kreises betrachten kann, Theil des Staatsgebiets, der den Kern desselben bildet, von den „Besizun-
en,“ Mit Hinzunahme der lebteren stellt es ih nun heraus, daß das real der \echs vorwiegenden Mächte zu dem ganzen mit Land. bedeckten
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war dies nur Folge von nicht frühzeitig genug gehemmter Kraft der Räder und dem dadurch bewirkten Anprallen der Schiffe an die Brücken , Anlaudungs = Schiffe, in der Nähe befindlichen Flöße 2c. Jedoch wurden diese Beschädigungen bald wieder ausgebessert und da= durch die dienstthuende Reihe der Schiffe wieder eingerihtet. Js es der Direction geglückt, sogar cine Durchfahrt von Würzburg nach Mainz in Einem Tage einzurichten, so war Alles erfüllt, was nur möglich hien. Beklagenswerth bleibt es, daß bei Eröffnung dieser Fahrt \hon der Wasserstand abnahm , und sohin die pünktliche Ankunsts= stunde nicht einzuhalten war.
Sachsen. Dresden, 18. Aug. (Schluß-Verhandlungen, den Geseb- Entwurf, die Censurbefreiung der Schristen über 20 Bogen betr.) Jn der heutigen Abendsizung erstattete der Abgeordnete Todt der zweiten Kammer
troffenen Fest-Anordnungen mit Theilnahme und Wohlgefallen em= | Bericht über den Erfolg des von den ersten Deputationen beider Kammern
abgehaltenen Vereinigungs-Verfahrens. Es seien, beginnt derselbe, nach der lezten Berathung des Gegenstandes in diesem Saale zehn Differenz- punkte geblieben, welche nun sämmtlich ihre Erledigung gefunden hätten.
; 7 , - , eé ie , | Bei dem ersten Differenzpunkte, dem §, 1c., habe die Deputation der zwei- rief die Bürgerschaft auf, bei der zeitherigen Liebe und Treue gegen | t N I 4 | lassen, dies jedoch nur unter der Vorausseßung gethan, daß man die Aufhebung
ten Kammer nachgegeben. Sie habe diesen Paragraphen nun ganz fallen der Nachcensur und die Nichtwiedereinführung derselben zur Bedingung der Er- lassung des Gesczes mache, deshalb einen darauf bezüglichen Antrag in die stän= tische Schrift bringe, darin dcu Juhalt des zweiten Saßes des §. 1c.
sich davon zu überzeugen, daß der Abdruck der von ihm censirten Schrift mit dem Manuskript in sei- ner vielleicht abgeänderten Fassung übereinstimme, hat der Drucker sofort nach vollendetem Drucke das Manuffript oder den Censurbogen zugleich
| mit dem nachherigen Abdrucke desselben (Aushäugebogen) an den Censor | abzuliefern, welcher beides binnen längstens acht Tagen wieder zurüczuge-
ben hat‘) mit aufnehme und die Einwilligung zu diesem Vorschlage der Negierung ausspreche, womit denn auch die jenseitige Deputation einver=- fanden gewesen sei und wodurch der Zweck des aufgegebenen Paragraphen auch erreicht werde, Die Kammer genehmigt auch einstimmig das Gutach- ten ihrer Deputation, diesen Paragraphen unter der gedachten Bedingung und Vorausseßung aufzugeben, Ueber den zweiten Differenzpunlkt, den
| 8, 5a und die §§. 1g, h, i, k habe man sich folgendermaßen vereinigt:
| 1) Die §§. 1 8, h, 1, k fallen weg,
Er unterscheidet bei Areal und iden „Ves den
2) die von der ersten Kammer ange- nommene Fassung des ersten und zweiten Sabes des §, 5a („Durch vor- stehende Bestimmungen kommt nur die bisherige Verbindlichkeit, Schriften über 20 Bogen zur Censur zu bringen, und die Beobachtung der darauf bezüglichen Vorschriften in Wegfall, Alle übrigen dermalen geltenden Be- stimmungen über die Beaufsichtigung der Presse, über die deshalb geordne- ten Polizeistrafen und über die Bestrafung der in und durh Druckschriften verübten Verbrechen bleiben, insoweit dabei nicht die neuen Bestimmungen 8. 5b und folgende dieses Gesezes von Einfluß sind, unverändert, und lei- den mithin auh auf Schriften über 20 Bogen Anwendung ) bleibt un- verändert, dagegen erhält der dritte Sab folgende veränderte Fassung: ute der, der zur Veröffentlichung einer Schrift durch den Druck oder zur Verbreitung derselben mitgewirkt hat, ist in allen Fällen, _wo ein Staatsbürger nach allgemeinen Nechtsgrundsäßen seine Mitwissenschaft um eine Thatsache zu eröffnen überhaupt verpflichtet ist, und die von ihm selbst ertheilte Auskunft solches nicht überflüssig macht, verbunden, seine Mitwis- seuschaft um den Verfasser und, was den Drucker anlangt, seine Mitwis- senschaft um den Besteller auf Verlangen der kompetenten Behörde anzu- geben, und kann dazu im Weigerungsfalle durch Geld oder nach Befinden Gefängnißstrafe angehalten werden. Dieser Verbindlichkeit können sich aber dann der Verleger, so wie derjenige, der dessen Stelle vertritt, nicht durch das Vorgeben, daß der Verfasser ihnen unbekannt sei, der Druer nicht durch den Vorwand entziehen, daß er den Besteller des Drucks nicht kenne. Bewirkt der Befragte der Vollstreckung der Strafen ungeachtet die Angabe nicht, oder wird dieselbe wahrhcits8widrig (,„ungenügend“ stand noch in der früheren Fassung, welhes Wort nun ausfällt) befunden, so trifft deshalb, und zwar zunächst den Nedacteur, in dessen Ermangelung aber den Ver- leger oder denjenigen, der dessen Stelle vertriit, in deren Ermangelung aber den Drucker die eigene Verantwortlichkeit des Verfassers,“ Durch diese Fassungs - Veränderung, brmerkt Neferent, sei zweierlei erreicht worden : 1) daß nicht eine dreifache Strafe stattfinde, wie nach der früheren Fassung des Entwurfs und der ersten Kammer z 2) daß für Polizeizwecke die Verpflichtung zur Nennung des Verfassers ausgeschlossen sei. Die Kammer tritt dem Vereinigungs - Vorschlage auch hierin einstimmig bei. Der dritte Differenz punkt betrifft den von der ersten Kammer angenommenen Zusay - Paragra- vhen 5 c. des Jnhalts: „Die Confiscation einer Schrift, d. h, die Hinwegnahme ohne Entschädigung, is auszusprechen, wenn deren Jnhalt an sich von der Art is, daß ihre Veröffentlichung aus irgend einem straf- rechtlichen oder polizeilichen Grunde als cine unstatihafte Handlung erscheint.“ Die zweite Kammer hat diesen Paragraphen abgelehnt, und bei der Verei- nigungs-Verhandlung is mit Ausnahme eines Mitgliedes die Deputation der ersten Kammer diesem Beschlusse der zweiten Kammer beigetreten. Ein vierter Differenzpunkt war geblieben in Betreff des §. 6, welcher den Weg- fall der Entschädigung für censurfreie Schriften in Confiscationsfällen, wo die Confiscation legtinstanzlih von der Administrativ-Justiz-Behörde bestä tigt worden is, ausspricht und nur Ausnahmen aus Billigkeits-Rücksichten zuläßt, Die zweite Kammer hatte diesen Paragraphen angenommen, die
Theil des Erdkreises sich verhält wie 12478 : 37673, d, h, wie 1:3; und wenn man bedenkt, in wie viel meist sogar kleinere Staaten der übrige Erd- kreis zerfällt, so is klar, daß, wenn jene 6 überwiegende Staaten im Ein- verständniß sind, der Weltfrieden gesichert sein muß. — Wichtiger noch sind die Resultate bei den Bevölkerungen. Balbi nimmt die Bevölterung der Erde auf 739 Millionen Menschen an, von denen 292 Mill. auf dem den sechs vorwiegenden Mächten zugehörigen Flächenraum wohnen. Es verhält sih 292: 739 wie 1:2,5. — Mehr als der dritte Theil der wahrscheinli- chen Zahl der Bewohner des Erdkreises stehen unter der Herrschaft Eng- lands, Frankreichs, Nußlands, Oesterreihs, Preußens und der nordameri- kanischen Freistaaten, — Sicherlich is es immer die Zdee, der Geist, die moralishe Gewalt, welche, wie das alte Griechenland zu seiner Zeit bewies, die Welt beherrscht, und solch ein Einfluß ist nicht in Zahlen zu bringen und zu messen; aber anch jene positiv aufzufassenden Verhältnisse geben ein Bild der Macht und der Einwirkung z und Vergleichungen, wie Balbi an- stellt, öffnen das Auge für politische Fragen. — Jnieressant sind von ihm, immer hauptsächlich aus dem Standpunkte des Flächenraums und der Be- völterung, die Beziehungen der großen Mächte zu den verschiedenen Weit- theilen und gegeneinander dargestellt; wir _haben hier nur die Haupt- Gesichtspunkte anzeigen wollen. — Das si für Statistik interessirende Pit- blifum muß Herr Ref. Secebode für diese uns mitgetheilte Abhandlung Balbi's, die anderweit nicht erschienen ist, recht dankbar sein. G
ersammlung ver N beige nie i Bree 0) idergab Herr Ehrenberg derselben seine neueste Abhandlung E und den Einfluß des mikrosfopischen Lebens in Süd- und Nord - Amerika und machte einige vorläufige Mittheilungen über neue Jnfusorien - Erdlager in der Auvergne, — Herr J. Gould aus London iheilte Einiges über seine während eines dreijährigen Aufenthalts in Austra- lien gemachten Beobachtungen mik, namentlich über die Lebensart einiger Arten von Vögeln (Ltilorynchus und Artamus), Ti Be über die auf- gefundenen Becken- und Schädelknochen cines riesenhasten Vogels, von wel- chem sogar behauptet wird, er gehöre noch der jeyigen Schöpfung an, fer=- ner über eine neue fossile Art von Dinotherium und manches Andere, — Der unterzeichnete derzeitige Direktor der Gesellschaft fe eine ausgezeich- net {öne Versteinerung vor , welche der Salinen - Assessor Herr Klemm zu Artern in der Formation des bunten Sandsteins am sogenannten Wein- berge bei Artern gefunden hatte. Diese Versteinerung scheint ein Koprolith zu sein, ungeachtet sie von den bisher beobachteten Koprolithen in der Größe und ím äußeren Anschen schr verschieden is. Die Dee ernuo ward, im Namen des Finders, dem hiesigen Königlichen Mineralien - Kabinet als ein Geschenk übergeben, Karsten,
Berlin. In der V
erste Kammer hingegen abgelehnt. Die Deputation der leyteren Ff e Vereinigungs - Verfahren auch hierin dem Besch 'Differenzpunkt über §. 7 beigetreten, Auch bei dem nun folgenden fünften sirten Schrift oder as der für den Fall der Confiscation ciner hie E Saaten erschienen, d solchen, welche zwar außerhalb der denten Ses ‘den Beirag der zu orn Vertrieb aber hier ausdrüdcklich erlaubt Prie jenseitige Deputation bei Be- spruchenden Entschädigung normirt, is die M Ab enderan des: Eiaanas \{lus}se der zweiten Kammer, welche sich für eir rfen S gang entschieden, im Uebrigen aber die Fassung S ist pr er angenommen hatie, beigetreten, Als sechster Differenzen M Se r AcaMeE f cher bestimmt, daß in Fällen, wo eine Entscheidung au} Confiscation nicht vorliegt volle Entschädigung nah dem von dem Eigenthümer dafür bezahl- ten Preis und dem Verleger nach dem Buchhändlerpreise für dw hinwegge- nommenen Eremplare zu gewähren ist, wenu das Ministerium des Jnnern die Unterdrückung für nöthig findet. Die erste Kammer hatte den Paragraphen mit Einschaltung der orte „oder Wegnahme nach dem Worte „Confiscation“ / e zweite Kammer lehnte jedoh den Beitritt zu dieser Ein-
n, die z 9 E R S ; aug es Jm Vereinigungs - Verfahren hat man nun von der einen
(ang e ciischaltung des Wortes „Wegnahme“, von der anderen in den Wegfall des Wörtchens „evder gewilligt, wofür man übereingekommen ist, das Beiwort „bezieheutlih" zu seßen, „echt sächsisches juristisches Deutsch“, wie der Neferent dasselbe zur Empfehlung nannte. Die Kammer genehmigt die Aenderung. Die siebente Differenz betrifft den §. 8 b, Dieselbe is dadurch ausgeglichen worden , daß die Deputation der _ersten Kammer die von dieser angenommene ¿Fassung aufgegeben und die Fassung der zweiten Kammer angenommen hat, nachdem man übereingekommen war, noch fol- gende Worte: „vergleiche §. 7 sub 3 des Kompetenz-Geseßes“’ dem Parag- graphen hinzuzufügen, Die Kammer genehmigt diese Zusaßworte, ¡S0 wären denn, {loß der Referent seinen Bericht über die Vereinigungs-Ber- handlungen über das Geseß, alle Differenzpunkte in Bezug auf das Geseh glücklich beseitigt, und dem Erscheinen desselben steht nunmehr kcin Hinder- niß entgegen. Jh verkenne zwar nicht, daß Das, was das Geseb bietet, wenig genug istz allein der Noihwendigfkeit, Abschlagszahlungen anzuneh- men, habe auch ich mich bongré malgré fügen müssen, wenn ich auch die geleistete Abschlagszahlung nur für eine sehr geringe halten kaun. Denn es findet fein anderes Verhältniß statt, als das eincr Abschlagszahlung von 5 Thalern auf ein schuldiges Kapital von 100 Thalern. Ich will nun zwar über die erhaltenen 5 Thaler dankbar quittiren, jedoh mit dem aus- drücklichen Vorbehalie des Nichtempfanges der noch schuldigen 95 Thlr., und will nur wünschen, daß dieselben recht bald nachgezahlt werden mögen““.
Referent geht nun zum Vortrage über die Differenzpunkte rücksichtlich der allgemeinen Anträge über, Zum Beitritt zu dem Antrage 1. sei die jenseitige Deputation nicht zu vermögen gewesen. Es bleibe daher nichts cinderes übrig, als der Kammer anzurathen, denselben aufzugeben, so un- angenehm es auch immer sei, wenn man einen Schuldner nicht einma mahnen dürfe. Die Kammer tritt dem Gutachten ihrer Deputation bei. Im gleichem Sinne ertheilt die Deputation ihr Gutachten hinsichtlich des Antrags 11,, weil auch zum Beitritt zu diesem die jenseitige Deputation nicht zu bewegen gewesen sci, obschon die diesseitige Deputation, um die Beistimmung jener zu gewinnen, den Vorschlag gemacht habe, den übrigen Theil des Antrages aufgeben zu wollen, wenn man sich nur dessen zweitem Theile (die Aufhebung der Konzessionen auf Widerruf betrefend) anschlicße oder im Sinne der Biedermannschen Petition einem Antrage des Juhalts beitrete, daß künftig über die Entziehung einer Konzession die Entscheidung im Wege der Administrativ - Justiz erfolgen solle. Es sei jedoch auch die- ser Vorschlag ohne Erfolg geblieben, Die Deputation müsse daher ihr Gutachten dahin abgeben: die gedachte Petition auf sich beruhen zu lassen und von dem Antrage 11. abzugeben. Die Kammer erklärt sich beifällig für dieses Gutachten. Hinsichtlich des leßten Differenzpunkts über den Antrag 111, bemerkt Referent, daß derselbe dadurch bescitigt worden sei, daß die jenseitige Deputation der Vorausseßung, daß keine härtere Bestimmung in die zu erlassende Verordnung aufgenommen, und der Regierung die Ermächtigung ertheilt werde, die Strafen herab- zuseßen, sich nunmehr angeschlossen habe. Zum Schlusse gedenkt der Refe- rent noch ciner Petition R, Blum's und Genossen zu Leipzig, durch welche die Kammer ersucht werde, sich dafür zu verwenden , daß wenigsiens ein milderes Censur - Svstem eintrete, wenn das Preßgeseß niht zu Stande komme. Ob nun schon, weil die Vorausseßung der Petition nicht vorhan= den sci, dieselbe dadurch ihre Erledigung finde, so schließe er sich doch noch dem darin ausgesprochenen Wunsche an, daß die Censur in Zukunft sich möglich wenig Ucbergriffe zu Schulden kommen lassen möge.
Nachträglich zu dem Bericht über die anderweite Berathung des Gegen- standes gedenken wir hier noch der Petition de Marle's und Genossen zu Leipzig, Auf Grund des bekannten Falles, daß nämlich der Eigenthümer der Augsburger Allgemeinen Zeitung die Aufnahme aller buch- händlerishen Anzeigen Herrn Friedr. Fleischer's zu Leipzig verweigerte, zur Nevanche dafür, daß in des Letzteren Verlag eine die Tendenz der genanuten Zeitung und die Verlags - Unternehmungen der Cotta'schen Buchhandlung fritisirende Broschüre erschienen war, stellen die Petenten das Gesuch; die Stände - Versammlung wolle dahin wüken, daß ein Geseß - Entwurf, nach welchem den Eigenthümern von Zeitungen, die für die Aufnahme von An- zeigen bestimmt sind, die Verpflichtung auferlegt werde, jedes nach den ge- sezlichen Bestimmungen zulässige Juserat ohne Unterschied aufzunehmen, wo möglich noch auf diesem Landtage vorgelegt werde, demnächst aber beantra- gen, daß die Staats - Regierung bei dem Bundestage zur Herbeiführung cines gleichen Geseßes die geeigneten Schritte thun möge. Die erste Kam- mer hat, anerkennend, daß durch die Art und Weise, wie die in der Petition behandelte Frage beantwortet werden könne und in dem angeführten Falle faktish entschieden worden wäre, der literarische Verkehr allerdings nicht wenig becinträchtigt werden könne, den Beschluß gefaßt: gedachte Petition der Staats - Regierung zur Prüfung zu überweisen, Die Deputation der zweiten Kammer räth den Beitritt zu diesent Beschlusse an, und diese be=- schließt ihn auch einstimmig.
__ Baden, Karlsruhe, 21. Aug. (F. J.) Man hört hier fast von uichts, als von dem bevorstehenden Feste sprechen, das frei- lich in Vielem hinter dem anderer und kleinerer Städte des Landes zurückbleiben wird. Ganz befondere Vorbereitungen werden in Mann= heim, Pforzheim, Bruchsal, Konstanz und vor Allem in Griesbach gemacht. Hier weht vorläufig nur eine Fahne mit den badischen Hausfarben vom Rathhause und vier kleinere von den vier Ecken am Gitter der Pyramide auf dem Marktplaße und acht ähnliche um den Marktbrunnen, Die Lesegesellschaft und die Eintracht lassen gleich= falls Fahnen auf ihren Lokalen wehen; das Museum bis jeßt noch niht. Von Hâäuserverzierungen ist noch nichts bemerkbar, daher Großartiges wohl nicht wohl zu Stande kommen kann.
Gestern reiste Justinus Körner von Baden zurück nah Weins= berg durch unsere Stadt und machte dem Naturdichter, Bäckermeister Vorholz, einen Besuch. /
Ein Gutsbesißer, der bei Mannheim seinen Diener todtgeschossen, macht hier in vielen Kreisen einen Gegenstand der Unterhaltung ausz er findet indeß nirgends Vertheidiger. Man versichert hier, er sei sogleich über den Rhein entflohen, um einer gerichtlichen Untersuchung auszuweihen, : f
Der Großfürst Michael is so eben hier eingetroffen und im Gasthof zum Erbprinzen abgestiegen.
¿ Konstanz, 17. Aug. (Maunh. J.) Ju sder verflossenen Nacht „wurde in dem hiesigen Münster cin Kirchenragub begangen, Als nämli heute früh der Sakristan an den Hochaltar im Chor, der überdies von dem Schiff der Kirche durh ein hohes eisernes Gitter abgeschlossen ist, trat, fand er zu seinem Schrecken, daß die mittlere grobe sogenannte Konvivkafel daselbst, welche ziemlich {wer von Silber ist, gewaltsam herausgebrohen war, wobei der Thâter einem dabei befindlichen Engelsbilde einen der Flügel abbrehen mußte, Man eriunerte sich jebt, schon seit ein paar Tagen einen Menschen um die Kirche herumschleihen gesehen zu haben, und es dürfte sih Leßterer, allem Vermuthen nah, in der Kirche selbst Tages zuvor versteckt haben, — Auffallend is es übrigens, daß ein auf dem
U
nämlichen Altar befindliches, {wer silbernes Kruzifix unberührt blieb.
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Kurhessen. Vou der Werra, 19. Aug. Nach dem Frank furter Journal haben die an der Werra gelegenen kurhessishen Städte Wißenhausen , Allendorf , Wanfried und Esch- wege sih mit Vorstellungen an die kurhefsishe Regierung in Kassel gewendet, um zu erlangen, daß die thüringer Eisenbahn von Eisenach aus durch das Kurhessische in dem romautischen Werra-Thale bei den genannten Städten vorbei über Münden die Fulda aufwärts nach Kassel fortgeführt werde. Wenn nun auch auf dieser Linie die anzu= legende Bahn einen Umweg von einigen Stunden machen würde den sie bei der Führung über Rottenburg vermeidet, so ist doch auf der anderen Seite zu beachten, daß ein Schienenweg in der Werra-Gegend eine Anzahl gewerbreicher Städte verbindet, an deren Aufblühen der kurhessischen Regierung gelegen sein muß, während cine Bahn über Rottenburg außer diesem kleinen Städtchen und Mel=
sungen nur das flache Land berührt. Außerdem möchten die Terrain-
Schwierigkeiten von Eisenah nah Rottenburg einen vermehrten Kostenaufwand erheischen, wodurch die Kosten eines unbedeutenden Um-= wegs in dem Werra = Thale, wo das Terrain viel günstiger is, wohl ausgeglichen würden. Auch wäre die Bahn = Anlage im Werra - Thale für Kassel von besonderem Juteresse, weil dann der Haupt-Bahnhof dahin zu verlegen sein würde, während die Residenzstadt bei dem Zuge über Rottenburg nur eine Zweigbahn von Grifte aus erhielte, über welchen Ort dann der Haupt - Verkehr von Berlin und Sachsen nach Frankfurt gehen würde, statt über Kassel. Was aber vor Allem für die Führung der Eisenbahn im Werra=-Thale spricht, is die, siche- rem Vernehmen nach, von der hannoverschen Regierung beabsichtigte Anlage einer Südbahn von Hannover und Hildesheim aus über Nort- heim und Göttingen in dem Leine - Thale herauf uach der südlichen hannoverschen Gränze auf Wißenhausen zu. An dem Zustandekom- men dieser hannoverschen Südbahn dürfte um so weniger zu zweifeln sein, da das Erpropriations-Geseß für Eisenbahnen vom &. Septem= ber 1840 bereits auh für diese Richtung nah der südlihen Gränze des Königreichs gegeben und in dieser Absicht das Terrain nivellirt worden ist.
Grh. Hessen. Mainz, 21. Aug. (F. J.) Die rheinischen Dampfschifffahrts-Gesellschaften ergreifen jede ih darbietende Gele- genheit, um sih in den Flußstrecken, wo ihre Böte gehen, gefällig zu zeigen. Als in verflossener Woche sich der Unfall auf der hiesi- gen Rheinbrücke ereignete, daß ein Floß drei Joche abriß, erboten sich die Agenten der Kölner und Düsseldorfer Gesellschaft sogleich zur Abhülfe; das köluische Boot, „der Graf von Paris““, lud seine Pas= scgiere und Güter aus, fuhr nach den abgerissenen Jochen, nahm sie ans Schlepptau und brachte sie alle in einem Zuge in der kurzen Zeit einer Viertelstunde an die Stelle, wo sie gewöhnlich ankern, Eine Entschädigung wurde dafür niht angenommen. Ohne Hülfe eines Dampfbootes hätte es vielleicht 12 Stunden Arbeit gekostet, um die Joche an ihre gewöhnlichen Ankerpläße zu bringen.
In der Nacht, die auf dieses Ereiguiß folgte, fand ein anderer Vorfall statt, der einem Menschen das Leben kostete. Die Sache wird verschiedenartig erzählt, aber die am meisten beglaubigte Version ist folgende, Nah Mitternacht bemerkte die auf der Rheinbrücke stehende Wache (ein österreichisher Soldat) einen mit drei Personen beseßten Kahn, die nah der Brücke hinruderten. Als der Kahn der Wache nahe kam, rief sie nah ihrer Consigue die darin befindlichen Leute an, erhielt aber keine Antwort; sie wiederholte den Ruf ohne Erfolg. Da nun die im Kahn Sißenden an der Stelle, wo die Wache sand, anhielten und gussteigen zu wollen schienen, so begab sich die Wache an den Rand der Brücke, rief zum drittenmale an und erhielt statt der Antwort einen Schlag uach dem Kopfe mit einem Schiffhaken, wodurch der Tschako ihr von dem" Kopfe ins Wasser fiel. Die Wache machte nun Gebrauch von ihrem geladenen Gewehre, {oß in den Kahn, ciner der Drei stürzte in das Wasser und die zwei Uebrigen ruderten, ohne sich um den ins Wasser Ge= stürzten zu bekümmern , cilends nah der fasteler Seite, Man ver= muthet, daß die drei Personen in dem Kahne einen Diebstahl an den auf den Brückenschiffen liegenden Seilen beabsichtigten und daran durch die Wache verhindert wurden. Vorgestern wurde die Leiche des Erschossenen gelandet; man sagt, es wäre einer der Flößer, dic auf dem am Tage vorher durch die Brücke gegangenen Floße gearbeitet hätten, und aus Bayern gebürtig. Wegen Ermittelung der beiden Anderen, die dem Floße nicht angehört haben, also wahrscheinlich aus hiesiger Gegend sind, is eine gerichtlihe Untersuchung eingeleitet, über deren Resultat bis jebt noch nichts bekanut is. :
Acgppten.
Alexandrien, 26. Juli, (Oesterr. Lloyd.) Die ägypti= {e Domainen - Verwaltung i dur den Verlust an Vieh und die von deu Heuschrecken angerichteten Verwüstungen in großer Verle= genheit. Der Ertrag der ausgedehnten und sonst höchst fruchtbaren Krongüter (man {äßt sie auf eine Fläche von 180,000 Feddan zu 5184 C]IKlafter) stellt sich jeßt äußerst spärlich heraus. Wenn Meh= med Ali den früheren Besißern *) den Anbau threr Ländereien über= lassen hätte, so würde er allein «n Grundzins (Mal-el-tin) ungefähr 9 Millionen Piaster erhoben haben. Nun aber erwächst ihm durch die Mißärndte ein zweifacher und um so empfindlihherer Schaden.
Jn der Absicht, den Zustand des Ackerbaues zu verbessern und ähnlichen Verlusten in Zukunft zu begegnen, hat Mehmed Ali sämmt= liche Gouverneure und Vorsteher der Krongüter nah Alexandrien beschieden, um mit ihnen über die zu ergreifenden Maßregeln zu berathen, und es fanden fast täglich diesfällige Sitzungen im Divan des Baschilos = Bei, Chef des Ackerbau - Departements, statt. Die Berathenden, deren landwirthschaftliche Kenntnisse äußerst beschränkt sind, sprachen sich blos dahin aus, daß man die Zahl der auf den Tschiflifks nöthigen Arbeiter und Thiere festzustellen habe, es i aber Thatsache, daß die Zahl der Bauern beinahe verdoppelt und jene des Hornviehs bedeutend erhöht werden müßte, Mehmed Ali hat heut die Sitzungen aufheben lassen und die Krongüter=Vorsteher in ihre Bezirke zurücfgeschickt. Dem Mangel an Vich scheint einstweilen abgeholfen zu werden, indem von allen Seiten durch Kauffahrtei= und Trans- portschiffe Ochsen zugeführt werden, es dürften aber noch einige Jahre vergehen, bevor die dem Lande so schr nöthigen Arbeiter vorhanden sein werden, und alle Opfer des Vice-Königs werden daher uur von geringem Erfolg sein. Man sagt, daß Mehmed Ali die Ländereien den früheren Besitzern zurückgeben uud sich blos mit dem Zehuten, als der einzigen nach dem türkischen Gesebe erlaubten Abgabe, begnü= gen wolle. Dies wäre cin Glü für das Land, wie für den Pascha, denn bei dem jeßigen System wird Acgypten seinem völligen Ruin nicht entgehen können.
Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.
O New-York, 31. Juli, Die Bewegung in den Vereinig= ten Staaten zu Gunsten der Bestrebungen der Jrländer, die Zurück= nahme der legislativen Union ihres Vaterlandes mit England zu er= wirken, schien einen Augenblick wirklih gänzlich einshlafen zu wollen, als die vielbesprohene Rede O’Connell’s an der dubliuer Korn-Börse
*) Die Krongüter (Tschiflifk) waren ehedem größtentheils Privat-Eigen- Bean raus werden erst seit zwei Jahren für Rechnung der Regierung ice waltet,
die Aufmerksamkeit und den Zorn der Sklavenhalter in den südlicher Staaten der Unuiou erregt hatte. Jun der That hatten diese den günstigen Moment bevubt, und zwei Fliegen, wie man zu sagen pflegt, mit einem Schlag tödten zu können gehofft. Allein es zeigt sich jeßt, daß sie sich getäuscht haben. Denn nachdem der erste Augenblick der aufbrausenden Leidenschaft vorüber is, zeigt es sih, daß das vou O'Connell gesprohene Wort doch au in den Vereinigten Staaten niht ganz auf uufruchtbaren Boden gefallen is, daß selbst in den Sklaven halteuden, südlihen Staaten der Union noch Männer si finden, welche der Wahrheit uud dem Rechte den gebührenden Tribut zu zollen sich uicht \{heuen uud ihre Gedanken, ihre Herzens-Meinung ossen auszusprechen feinen Anstand uchmen, Wenn man O'Connell's Namen seines Zaubers entkleidete, glaubte man alle Gefahren, welche die Repealsache etwa in ihrem Gefolge haben fönnte, beseitigt und der, ganzen Repeal-Agitation selbst ein Ende gemacht. Die neuesten Erscheinungen in vielen Staaten zeigen das Gegentheil, und die öffent- liche Aufmerksamkeit wendet sich mit erneuerter Spaunung der Re= peal-Bewegung zu. Eine große Anzahl Repeal-Vereine, überall zu= meist aus Zrländern bestehend, hatten allerdings nah dem ersten Ein- drue, den D'Connell's Rede hervorgebracht hatte, sich aufgelöst, oder doch Mieue gemacht, sich aufzulösen; aber bereits fangen andere an, an deren Stelle si zu bilden, oder die noch bestehenden sammeln neue Kräfte, Um das begonnene Werk fortzuseßen. Jm Norden und
Süden, 1m Vsten und Westen des Unions = Gebiets sehen wir der= gleichen Erscheinungen hervortreten, und die Rede O'Connell’s findet bereits eine viel mildere Beurtheilung; in demselben Maße wachsen aber auch wieder die Besorgnisse der Sklavenhändler und Sklaven- halter. Doch ih will Jhnen einiges Nähere über den jebigen Stand der Repeal-Bewegung in den verschiedenen Staaten mittheilen.
Jn Philadelphia hatte sich, wie ich Jhuen früher schon gemel- det habe, die Repeal-Association aufgelöst. An die Stelle derselben ijt nun eine andere getreten , welche die Bestrebungen O'Connell's für Abschaffung der Sklaverei durchaus von denen für den Widerruf der Union zwischen England und Jrland zu trennen sucht, und die von Connell neuerlich in seiner Rede ausgesprohenen Grundsäße in ersterer Beziehung lediglih als übereinstimmend mit seinen stets in diesem Betreffe bekannten Gesinnungen erklären, Daß die neue Gesellschaft von längerer Dauer sein werde, als ihre ältere Schwester, darf man nah Allem, was man darüber hört, wohl annehmen.
Ju, den westlichen Staaten, wo es keine Sklaven giebt, zählt die NRepealsache gleichfalls zahlreihe Anhänger, besonders unter den zahlreichen Jrländern, die seit einer Reihe von Jahren {hon dort sich ansiedelu, und stets neuen Zuwachs erhalten. General Cass, der sto eben in der Oregon-Frage seinem bekannten feindseligen Gefühle ge= gen England Luft gemacht hat, wollte auch die Repeal-Frage nicht übergehen, die ihm eine neue willfommene Gelegenheit bot, die Kon- sequenz und Beharrlichkeit seiner Gesinnungen gegen England zu zeigen. Er hat an eiuen der bedeutendsten Repeal-Vereine im Westen ein Sendschreiben erlassen, worin er es an heftigen Ausfällen gegen das Unterdrückungs-System, das England gegen die armen Jrländer sich erlaube, nicht fehlen läßt, die Sache dieser als eine Sache all= gemeiner Gerechtigkeit und der Humanität darstellt, und seine Lands- leute auffordert, den Jrländern ihren ganzen moralischen Beistand zu leisten, Nebenbei gesagt, is niht zu verkennen, daß General Cass in diesem beharrlihen Aufregungs-System gegen England ein für seine Kandidatur zur Präsidentschaft denn doch etwas gewagtes Spiel spielt : denn die Friedliebenden, und die Zahl derselben is namentlich unter dem Handelsstande groß, werden wohl {hwerlich einem Manne ihre Stimme geben, der, wenn er an die Spitze der exekutiven Ge= walt berufen würde, also die Macht in die Hände bekäme, aller Wahrscheinlichkeit nah sich versucht fühlen dürfte, von derselben Ge-= brau zu machen und den Krieg mit Großbritanien selbst hervorzu= rufen, der nah seiner Ueberzeugung früher oder später doch unver= meidlih würde geführt werden müssen.
Jn Vermont und Burlington bestehen die Repeal-Vereine nicht uur fort, sondern dort haben dieselben sogar ofene beifällige Schritte zu den Grundsäßen O'Connell's gethan, indem sie förmliche Be- {hlüsse faßten, worin sie ihre hohe Bewunderung für O'Connell's edle Gesinnung, in Betreff des scheußlihen Systems der Sklaverei, ausdrückten. Bei der Versammlung zu Burlington ging man noch weiter, indem man die früher erwähnten Beschlüsse der Repealer von Baltimore zum Gegenstande der Besprechung und energischen Tadels machte, jene Beschlüsse gegen D'Connell’s Rede als aus Eigennußz und \{hmutiger Habsucht hervorgegangen, und als das Werk von Sklavenhaltern in einem Sklaven haltenden Staate qualifizirte. Jm Norden und Westen tritt \o die Stimmung immer entschiedener zu Gunsten der Repealsache hervor, Jn Natchez dagegen, wo der Re= peal-Verein auch sich aufgelöst hat, is seitdem noch kein neuer zu Stande gekommen. Jn der Hauptstadt von Louisiana, zu New-Or= leaus, herrsht noch gewaltiger Zwiespalt unter deu Repealern, in Folge von O'Connell's Redez die eine Partei, welche dem Abolitious- Systeme huldigt, will die Bestrebungen wie früher fortseßen, während die andere zahlreichere noch immer in Aufregung und Gährung ist, und ihren Gegnern, wie man in Amerika dies beim geringsten An= lasse zu thun gewohnt is, mit den heftigsten Ausfällen verfolgt.
Eine Thatsache geht unbestreitbar aus alledem hervor, daß näm= lich O'Connell's Rede gleich einem glühenden Eisen das Junerste der Wunde getroffen hat, die an den Vereinigten Staaten nicht vernar- ben wird, bis der wunde Fleck, d. i. die ganze Sklaverei, gänzlich ausgeschnitten i. Wenn man das glühende Eisen an die Wunde seßt, so macht der Kranke seinem Schmerze auf die eine oder die an= dere Weise Luft, und daher is das in den südlichen Staaten erhobene Geschrei wohl begreiflih. Einige Politiker glauben klug zu thun wenn sie die Repeal-Bewegung von einer anderen Seite als gesähr- lih darstellen und also davon abzuhalten suchen. Sie erklären dieselbe nämlich für cine Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines fremden Staates, welche der stets von den Vereinigten Staaten ver= folgten Politik durchaus zuwiderlgufe. Ein Blatt von Virginien (gleichfalls ein Sklaven=Staat), der Norfolk Herald, sagte vor wenigen Tagen erst in dieser Beziehung: „Wir müssen die Regelung der inneren Angelegenheiten eines jeden auswärtigen Staates diesem selbs allein überlassen: im anderen Falle müssen wir zugeben , daß unsere eigenthümlichen südlichen Justitutionen (d. i. die Aufrecbthal- tung der Sklaverei) der Dazwischenkunft anderer, seien es Ausländer oder Juländer, gewonnenes Spiel geben.“ Ju der That ist diese Waffe etwas abgenußt dur allzuhäufigen E) allein man kann doch nicht verkennen, daß sie bei einer gewissen lasse von Leu- ten noch immer mehr oder minder Wirkung thut.
Von der Sorglosigkeit, mit welcher häufig bei Einschiffung der nah den Vereinigten Staaten gehenden europäischen Auswanderer zu Werke gegangen wird, ist so eben wieder ein neues Beispiel ge= richtlich konstatirt worden. Der Courrier von Boston berichtet nämlich, daß eine nicht unbeträchtliche ‘Anzahl von Kindern der n0o wegischen Auswanderer, die mit dem Schiffe „Argo“ von H aus die Ueberfahrt dahin machten, an der unter dêm N Cholerà bekannten Krankheit auf den Schiffen. be: die Transport = Gesellschaft von New=York hatte, um sie an- ihre. Be g. 3 gerichtlich untersucht, uud daß der Tod dieser Kinder.