1843 / 60 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

riums: „Seit einigen Jahren besteht in Zwickau im Königreiche Sachsen ein Verein, welcher die Verbreitnng guter und wohlfeiler Volks\chriften zum Zweck hat. Aus den Uns mitgetheilten Statuten desselben haben Wir ersehen, daß seine Esuehiuug dem obigen Zwette vóllig entspricht, und verdienen die von ihm bereits ausgegebenen Volksschriften wegen ihres echt praktishen Jnhaltes und Zweckes die möglichste Verbreitung. Wenn es nun {hon im Allgemeinen höchst wünschenswerth is, daß gute Schriften im Volke möglichst| verbreitet werden, \o is es dies jeßt um so mehr, wo das Publikum durch eine Menge theils mehr, theils weniger shädliher Schriften irre geleitet zu werden in Gefahr \{chwebt. Wir können daher niht umhin, mit höchster landesherrliher Genehmigung, die Theilnahme an obigem Vereine hiermit dem gesammten Publikum in hiesigen Landen bestens anzuempfehlen, und fordern namentlich alle Prediger, Lehrer und Gemeinde = Vorsteher hiermit auf, das Jhrige zur Verbreitung der Schriften dieses so gemeinnüßigen Vereins in ihren Wirkungskreisen nach Kräften beizutragen.“

Frankreich. Paris, 23. Aug. Es heißt, daß Herr Guizot bereits mehrere

worin das französische Kabinet dringend ersuht wird, unverzüglich einen Botschafter nach Madrid zu senden. sische Kabinet die gegenwärtige spanische Regierung noh nicht offiziell anerkannt hat, so meint man do, daß Herr von Salvandy am näch= sten Sonnabend nah Madrid abgehen werde.

Es scheint, als ob die Regierung die abermalige Ernennung des

Herrn Olozaga zum spanischen Botschafter in Paris ungern gesehen |

hätte. Olozaga war der Repräsentant Spaniens in Frankreih zur Zeit der Ausweisung Marie Christinen's, und er hat sih von jeher der Regentin feindlih gezeigt. Es is wahr, daß er sih später gegen Espartero erklärt hat, und man glaubte ihn geneigt, die exaltirte Partei in Spanien zu begünstigen, Als ein s{hlimmes Wahrzeichen hatte man bereits seine Ernennung zum Präsidenten des Wahl-Comité's angesehen. Es is wahrscheinlih, daß Narvaez den Einfluß Olozaga's während der Wahlen in Spanien fürchtet, und daß er ihn deshalb nach Paris sendet, um ihn so loszuwerden,

Wenn wirklich der Kongreß, von dem in Betreff der spanische Angelegenheiten die Rede is, zu Stande kommen sollte, so würde dies der 42e sein, der in Betreff Spaniens gehalten wordenz die frühe- ren 41 sind folgende: Zu Münster und Osnabrück 1644, in den Pyrenäen 1659, zu Breda 1667, zu Aachen 1668, zu Köln 16783, zu Frankfurt 1684, zu Ratibor 1684, zu Ryswik 1697, der auf Polen bezügliche Kongreß 1697, zu Oliva 1680, zu Nimwegen 1687, zu Moskau 1686, zu Altona 1687, zu Karlowiß 1698, zu Utrecht 1712, zu Baden 1714, zu Antwerpen 1715, zu Cambrai 1722, zu Soissons 1728, zu Aachen 1748, zu Hubertsburg 1762, zu Teschen 41779, zu Paris 1782, zu Versailles 1784, zum Haag 1793, zu Rastatt 1797, zu Amiens 1802, zu Erfurt 1808, zu Jassy 1809, zu Bucharest 1812, zu Prag 1813, zu Chatillon 1814, zu Paris 1814, zu Wien 1815, zu Paris 1815, zu Aachen 1818, zu Karlsbad 1849, zu Wien 18419, zu Troppau 1820, zu Laybah 1821 und zu Verona 1822. Von der früher beabsichtigten Reise der Madame Adelaide nah Neapel is jeßt nicht mehr die Rede- (Vergl. unten Brief aus Pari s.)

Der Graf von Parel d’'Espeyrat , der e 50 Jahren das alte,

im gothishen Styl erbaute Schloß von Forhjac bewohnte, is in den Alter von 88 Jahren gestorben, Er war einer der Lehrer Napo-#ÿ leon’s auf der Kriegsschule zu Brienne. ie 7

Das bescheidene Häuschen, welches Madame Scarron, später Frau von Maíintenoun in der rue de la Tixcranderie bewohnte, ist abge= brochen worden, um die Eingänge zu dem Stadthause frei zu machen,

n aris, 23. Aug. Heute endlich erhalten wir aus England und aud T avis bestimmte Nachrichten über Espartero, Der Ex= Regent, welcher, wie die telegraphischen Depeschen bereits meldeten, am 16ten l. M. die Mündung des Adour verließ, landete am 192ten in Falmouth am Bord des britishen Dampfbootes „Prometheus“. Er wurde von dem dort liegenden englischen Linienschiff „Astrée““ mit einer Salve von 21 Kanonenschüssen begrüßt. Der Regent stieg nicht ans Land, wie man vermuthete, sondern sendete einen seiner Adjutanten, um über die Reise der Hexzogin, seiner Ge= mahlin, nähere Erkundigungen einzuziehen. Als er vernahm, daß dieselbe in Havre si befand, ließ er am nämlichen Abend das Dampf= boot, auf welchem er die Reise nah England gemacht hatte, umfkeh= ren und steuerte mit ihm nach Havre. Um 25 Uhr nah Mit= ternaht wurde der Rauch desselben vom Wachtthurme von Havre aus gesehen, und beim Anbruch des Tages hatte der „Prometheus“ am Eingang des Hafens die Anker geworfen. Ein Adjutant Espartero?s bestieg den Nachen und begab sich zu dem Unter-Präfekten von Havre, um demselben die Ankunft des Regenten anzuzeigen, und die Absicht, in welcher Leßterer komme, zu erklären. Der Unter - Präfekt erwie= derte, er hätte von seiner Regierung die Weisung erhalten, den Her= zog de la Vitoria nur als Privatmann von Rang zu betrachten und als solhen auch zu behandeln, Es stände nichts im Wege, daß die Herzogin ihren Gemahl einhole. Da also der Unter-Präfekt sih geweigert hatte, Espartero als Regenten zu betrachten, so mochte dieser nicht zugeben, daß der „Prometheus“ in den Hafen einlaufez er ersuchte blos den Kommandanten des englishen Dampfboots, ein kleineres

Wenn gleih das franzö= |

F hatte, hob ich die Belagerung von

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Fahrzeug bis zum Hafenquais zu \schicken, um dort seine Gemahlin aufzunehmen, was sogleih geshah. Die Herzogin de la Vitoria, welche seit zwei Tagen im Hotel de l’Europe auf ihren Gemahl harrte, war um 84 Uhr Morgens bereits am Bord des britischen Dampfers, welcher bald darauf nah England zurück segelte.

Während der ganzen Zeit, wo der „Prometheus“ vor dem Hafen von Havre lag, waren die benachbarten Quais mit einer Menge Neu- gieriger bedeckt, welche gern den Ex-Regenten gesehen hätten. Die=- ser ging bis zur Ankunft seiner Gemahlin auf dem Verdecke auf und abz er trug cinen Civil-Frack und eine goldbordirte Militairmübe. Er empfing seine Gemahlin auf cine sehr herzliche Art und begab sich mit ihr sofort in die Kajütte, ohne wieder aufs Verdeck zu kommen.

Seit gestern ist der Graf von Syrakus, Bruder des Königs beider Sicilien, hier anwesend und in dem Hotel des neapolitanischen Botschaf ters abgestiegen. Seine Ankunft in Paris giebt zu vielen Vermuthungen Anlaß. Die Einen sprechen von Familien-Juteressen, welche zwischen der Königin der Franzosen und dem König von Neapel, ihrem Neffen, streitig sind und durch die Vermittelung des Grafen von Syrakus geregelt werden sollen. Man hat {hon vor ein paar Monaten so etwas behauptet,

als es hieß, Madame Adelaide würde in Familien- Angelegenheiten

Mittheilungen von Seiten des Generals Narvaez empfangen habe, | eine Reise nah Neapel unternehmen.

auf den Nachlaß ihres Vaters Ferdinand des Ersten schon geregel| worden sein, als Franz der Erste, ihr Bruder und Nachfolger FerÆ# dinand's, im Jahre 1830 wenige Monate vor der Juli - Revolutio# nach Paris fam. Andere hingegen wollen wissen, die Reis des Grafen von Syrakus stehe mit den spanischen Angelegenheiten. in Verbindung, da der König von Neapel einen seiner Brüder al& Gemahl der Königin Jsabella von Spanien vorschlüge und sich unte dieser Bedingung anheischig mache, sowohl den Prätendenten, als di übrigen spanishen Bourbons zur Anerkennung der Regierung von Madrid zu bewegen. Eine leßte Version legt dem Grafen vous Syrakus den Auftrag auf, die Gesinnungen unserer Regierung 1 Betreff der den Sicilianern gegenüber zu befolgenden Politik des neapolitanischen Hofes zu ergründen, da (s Thatsache ist, daß u Sicilien fortwährend eine große Gährung herrsht. Jch führe die verschiedenen Vermuthungen, die über die Reise des Grafen von Sy-= rakus nah Paris gemacht werden, daß man in den besseren Kreisen fest glaubt , sich auf die spanischen Angelegenheiten.

=ch Paris, 23. Aug. Zu Lissabon hatte der englische Minister Lord Howard de Walden Éspartero einen Besuch am Bord des „Ma-= labar“’ gemacht, und war zwei Stunden in Konferenz mit ihm ge= blieben. Alle Bemühungen des Lords Howard de Walden, die por- tugiesishe Regierung zu einem Empf : | als Regent gemäß zu vermögen, waren vergebens. Von den dor=- tigen Spaniern erhielt erx fast gar feine Besuche, mit Ausnahme einiger Wenigen, welche durch besondere Pflichten der E ihm verbunden waren. Einem von diesen soll Espartero selbs l Z leßten Vorgänge vor E Einschiffung, nah der Versicherung eines Korrespondenten des 2 e

adrider Heraldo, dem ih natürlich die Verantwortlichkeit dafür au überlasse, in folgender Weise erzählt ven: j i g Nachd id ¿ von Madrid am 28sten erfahren „Nachdem ich ; j l Sevilla auf, um einen Schlag ¡ih in Utrera befand, und dann nach

die Ereignis,

egen Concha auszuführen, der |ich DE 1 Sein zurückzukehren, das nir seine Thore ôöfsnen würde. Concha

wartete meine Ankunft nicht ab und rückte nach Lebrija. Am folgen- den Morgen rücckte ih mit dem Entschlusse, ihm auf der Ferse zu folgen, sehr früh Morgens mit meiner Esforte und einer Compaguie von Luchana aus, deu Generalen der Division Befehl zurücklassend, mir zu folgen. Nach zweistündigem Marsch machte ih Halt, da die Truppen noch zurü waren, die mich bereits hätten erreicht haben sollen; ih wartete voll Ungeduld auf ihr Eintreffen, als ih sporn= streihs einen Adjutanten herbeikommen sah. Nun und das Heer? fragte ih. Es giebt kein Heer mehr, war die Antwort, Wie, ist es zu Concha übergegangen? Nein, Señor, aber es is gerade so gut, weil es weder marschiren, noch sich {lagen will, und weder die Bemühungen der Generale, noch der Offiziere vermochten etwas auf die Soldaten, um sie zu ihrer Pflicht zurückzuführen ; die Generale und Offiziere wußten nicht, was sie thun sollten. Da erkannte ih das Mißliche meiner Lage, und daß ih nur noch an Rettung meiner Person denken konnte. Die dringende Gefahr war vorhanden, daß auch die, welhe mich begleiteten, wie Concha die Vorgänge von Utrera vernehmen möchten. Dieser, mich so im Ge= dränge sehend, würde sich auf mih geworfen, und jene der Versuchung nicht widerstanden haben, ihren Kameraden von Utrera nachzuahmen, und mich hätten sie vielleiht als Sühnopfer ausgewählt (diese lebte= ren Worte, die man Espartero in den Mund legt, klingen an sich sehr unwahrscheinlich und werden zum Theil durch die bekannte That- sache widerlegt, daß seine Eskorte nicht nur, sondern auch die Jufan- terie = Bataillone, die ihm bis zur Einschiffung gefolgt waren, noch

te t Genaueren Erkundigungen | zufolge, sollen indessen alle Erbansprüche der Königin der Franzosen}

ange Espartero?s seinem Range |

hartnäckigen Widerstand leisteten); ih eilte daher noch schneller vor= wärts, und erhielt kurz darauf Anzeige, daß Concha in der Venta del Cuervo (Gasthaus zum Raben) war. Darauf vertrauend, daß er noch nihts von dem, was vorging, wußte, rückte ih gegen ihnz er wich aber einem Zusammentreffen mit mir aus, indem ex mih von mei= nem ganzen Heere begleitet glaubte; dort nahm ih neun Nachzügler

gefangen , die für mich von unshäßbarem Werthe waren , weil ih durch sie erfuhr, daß man noch nichts von der bedrängten Lage wußte, in welcher ich mich befand. J eilte daher, Cadix zu gewin=- nen, um dort das leßte Spiel zu spielen und wenn nichts anderes übrig blieb, zu fapitulirenz ich kam zu Puerto de Santa Maria an, nachdem ih 16 Leguas zurückgelegt hatte. Concha folgte mir bereits ganz in der Nähez zufällig befand sich im Hafen das Dampfschiff „„Betis“, ih bestieg dasselbe mit denen, die mir folgen konnten ; andere, welche die Gefahr nicht so dringend glaubten, verweilten sich, da sie ihre Equipagen nicht im Stiche lassen wollten; Juan van Halen und Alvarez waren in dieser Zahlz Concha kommt spornstreichs an, wen- det sih in seiner blinden Wuth gegen Alvarez, den er für mi ansah, giebt ihm einen Degenstoß, eben so van Halen und Allen, die ihm in den Weg kommen, überall entsteht Schrecken, Verwirrung und Unheil, und ih konnte in geringer Entfernung von dem Plaße des Zusam- menstoßes, kaum aus Flintenshußweite, Alles mit ansehen,“ Auch diese Schilderung des leßten Kampfes ist natürlih nur cum grano salis anzunehmen.

Große Sensation hat die heute hier eingetroffene Nachricht ge- macht, daß Sir Robert Peel vorgestern im englischen Unterhause auf eine an hn desfalls gestellte Frage erklärt hat, Espartero sei ohne Zweifel noch immer als Regent von Spanien de jure zu betrachten, obgleih er in diesem Augenblicke de lacto die Gewalt als solcher niht in Händen habe, und der Empfang, den man Espartero in Eng- land bereiten werde, werde demgemäß beschaffen sein. Auch ein neuer= lich von der Morning=-Post gebrachter Artikel, welher wissen wollte, das englische Kabinet habe an die vier Großmächte eine Ein- ladung zu Versammlung einer General-Konferenz behufs Ordnung der spanischen Angelegenheiten ergehen lassen, aber von zwei nordischen Mächten eine abschlägige Antwort erhalten, wird durch eine offizielle Antwort Sir Robert Peel's als ungegründet erwiesen. Hiermit fallen olle die, zum Theil sehr amüsanten Kommentare der französischen Oppositions-Presse über den Artikel der Mornin g=Po st von selbst zusammen.

Grossbritanien und Irland. London, 22. Aug. So wenig die Declamationen O’Con-

nur an, und bemerke blos no, nell’s geeignet sind, die Gerechtigkeit der Beschwerden Jrlands zu diese Sendung beziehe | | m ! | | nach jenem thörichten, unerreichbaren Ziele, der Trennung der Union,

erweisen, indem sein aus einer sixen Jdee hervorgehendes Streben

ihn stets an einer vernünftigen Motivirung dersclben hindern muß, so haben doch die jüngsten Parlaments-Verhandlungen in beiden Häu- sern Zustände jenes Landes aufgedeckt, welche die Nothwendigkeit gründlicher dort vorzunehmender Reformen nicht länger bezweifeln

| [assen und jede Regierung gewissermaßen zwingen müssen, mit den

selben über kurz oder lang hervorzutreten. Erkennt man indeß auh danach, daß Jrland wirklich gerechte Beschwerden hat und in seinem gegenwärtigen Zustande nicht lange mehr verharren fann, so darf man doch auf der anderen Seite niht übersehen, daß dem guten Willen der Regierung fast unüberwindliche Schwierigkeiten sich in den Weg stellen, und zwar nicht allein in dem Widerstande der englischen und protestantischen Partei, sondern auch in den großen Forderungen der irländischen und katholischen Partei. Beschränken wir uns, um dies näher zu zeigen, für jeßt nur auf die im Parla- mente verhandelte kirchlihe Frage und erörtern wir die beiden Haupt- punkte derselben, die Haltbarkeit der Beschwerden über den Zehnten und über die Revenüen der Kirche aus ihren Ländereien.

Lord Brougham sagte darüber in einer der leßten Sißungen des Oberhauses Folgendes:

„Es giebt viele Personen, und namentlih im Auslande, die hinsicht- lih der Kirche von Jrland sich in großem Jrrthume befinden, Jch habe von mehreren meiner Freunde in Frankreich Briefe erhalten, worin sie, ob- wohl weit entfernt, von einer Theilnahme an der NRepeal-Bewegung, doch ihre Sympathieen mit den Leiden des irländischen Volkes und dem Zustande der katholischen Kirche ausdrücken. Aber es hat niemals einen größeren Irrthum gegeben, als der Glaube, daß unter dem Monopol der herrschen- den Kirche das Volk leidet, Die acht Millionen Katholiken haben keinen Grund mehr zur Beschwerde, als vielleicht, daß sie verpflichtet sind, ihre eigene Geistlichkeit zu erhalten, aber nicht darüber, daß die Zehnten, wel che ihnen nicht gehören, und die kirhlichen Güter, welhe Niemandem gehören, ausschließlich zur Unterhaltung der herrschenden Kirche verwandt werden. Aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, sind die Katholiken nicht übler daran, als die Presbyterianer.“

Die Richtigkeit dieser leßten Behauptung des gelehrten Lords indeß dürfte man mit Recht in Zweifel ziehen, wenn man die recht- liche Natur des Zehnten und des kirchlichen Eigenthums etwas näher untersucht, Hätte Lord Brougham nur gesagt, daß die Katholiken über den Zehnten sich zu beklagen keinen Grund haben, so würde Jeder seine Ansicht theilen, denn diese Abgabe berührt dieselben nicht wesentlich, und ihre Abschaffung würde ihnen wenig oder gar keinen Nutzen gewähren. Der Grundbesißer ist es, der in Jrlaud den Zehnten zahlt, und fast der ganze Grund und Boden befindet sich in den Händen der Protestanten. Aber Lord Brougham sagt, die Katholiken haben keinen Grund zur Beschwerde darüber, daß der Zehnte, welcher ihnen niht gehört, der Staatskirche ausschließ- lich zufließt, was ganz etwas Anderes, und was nach unserer Meinung wohl den Katholiken ein Grund zur Beschwerde sein kann, Denn was ist der Zehnte und wem gehört er? Ist er ein absoluter Theil des Privat-Eigenthums, oder ist er für sich allein ein Eigen- thum, unabhängig von dem Lande, auf welchem er lastet? Die Rechts-

Zur vaterländischen Geschichte. Wendische Geschichte aus den Jahren 780 1182, Von L. Giesebrecht. Berlin bei R. Gärtner, 3r Band,

Den bereits in Nr, 42 der Allg. Preußischen Staats-Zeitung d, J. angezeigten beiden ersten Bänden dieses für vaterländische Geschichte so wichtigen Werkes i \{nell der dritte und lebte gefolgt. Wir finden A uidiban Q üge, welche die früheren Theile der Arbeit bezeich- + ater itif S ' Ind flare D arftellung Ca Stau Sonderung desselben, planvolle er Berfasser brach in dem zweiten Theil die Entwickelung in einem Moment ab, wo sich das endliche Resultat derselben noch Khives absehen ließ, do war durch die segensreiche Thätigkeit Otto's von Bamberg schon der Weg vorgezeichnet, auf welchem das Christenthum endlich auch in diesen Ländern durchdringen mußte. Wie wenig dies mit Waffengewalt allein zu erzwingen war, zeigte sich sogleich in den Erciguissen welche der Verfasser in dem ersten Abschnitt dieses Bandes, „König Konrad der Hohen- staufe und die Kreuzfahrer im Wendenlande“ überschrieben, zu- ammenfaßt. Der Erfolg des Kreuzzugs v. J. 1147 gegen vie W enbet der unternommen wurde, „um diese Völker eniweder völlig zu vertil ä oder mindestens zu bekehren“’, was der Heilige Bernhard als Ziel desselben

stellte, war kein anderer, als Verwüstung durch Feuer und Schwe Ï

haltige Folgen hat derselbe so wenig gehabt, wie die Wirtsanteie &. L

rad’s im Wendenlande, die sich im Allgemeinen mehr hemmend, als för- dernd erwies. Wenn dennoch für die Ausbreitung des Christenthums Manches in dieser Zeit gewonnen wurde, neue kirchliche nes im Heidenlande entstanden, so war dies der aufopfernden und ernsten Thätig- feit frommer Männer, wie vornehmlich Vicelin war, zu verdanken. Der Angriff, welchen die Wenden vor kurzem erfahren hatten, mußte die alte Streitlust aufs neue gewaltig in ihnen erregen, und so finden wir sie denn bald wieder als gefürchtete Sceräuber auf der Ostsee, besonders den Dänen verderblich, Auch den deutschen Kolonisten in Wagrien machten sie das

Leben gewaltig sauer, und der treffliche Graf Adolf mußte die Ansiedler

daran erinnern, „daß Männern, die in den Marken hausten, obliege, Aus- dauer zu beweisen und mit ihrem Blute nicht zu kargen,“

Der zweite Abschnitt „Die Wenden unter dem Sachsen-Her- zog Heinrich und gegen Dänemark“ zeigt uns zunächst die aufge- hende Macht des Helden, der durch seine Energie am meisten dazu beige- tragen hat, das Wendenland der deutschen Nationalität zu gewinnen : Hein- rih’s des Löwen. Die Versöhnung des Welfischen und Hohenstaufischen Hauses war auch hier von den bedeutendsten Folgen. Der König übertrug dem Sachsen - Herzog zu weiterer Verbreitung des Christenthums im Lande nördlich der Elbe, Bisthümer und Kirchen einzurichten, gab ihm Vollmacht, sie vom Neichsgut nach seinem Ermessen auszustatten, und überließ ihm und seinen Nachfolgern die Juvestitur der drei Bisthümer Aldenburg, Melen- burg und Rayeburg, und sofort richtete Heinrich das leßtgenannte Bisthum ein, das eine Dotation von 300 Hufen erhielt, wie sie später auch Alden- burg und Meklenburg, dessen Bischof in Schwerin ansässig gemacht wurde, erhielt. Unter den Geistlichen jener Zeit tritt besonders der Bischof Gerold in Wagrien hervorz wie angelegen er sich V seine Mission auch sein ließ, die Tyrannei und Habsucht der deutschen Herren stand ihm vielfach hemmend entgegen. Nichts spricht deutlicher dafür, als die Worte des Wagriers Pribizlay an ihn: „Deine Worte, ehrwürdiger Bischof , sind Gottes Worte zu unserer Seligkeit. Aber wie können wir den Weg be- treten in der Noth, die uns umstrickt? Unsere Herren wüthen gege uns mit solcher Strenge, daß der-Abgaben und der harten Knecht chaft wegen der Tod uns besser als das Leben is, Jn diesem cinen Jahre ha- ben wir Bewohner des kleinen Winkels hier schon so und so viel tausend Mark an den Herzog entrichtet, eben \o viel hundert an den Grafen, und noch wer- den wir täglich gepreßt und ausgesogen, Wie mögen wir uns einer neuen Religion ergeben, mögen Kirchen bauen und uns taufen lassen, da uns tag- lich angekündigt wird: ihr sollt fort aus dem Lande. Und gäbe es nur eine Stätte, dahin wir fliehen könnten! Jenseit der Trave is dasselbe

Elend, nicht minder an der Peene. Was bleibt uns übrig, als das Land zu verlassen und uns guf bai Meer zu begeben? Is es unsere Schuld,

wenn wir, aus der Heimat verdrängt, die See beunruhigen und von den Dánen und dem seefahrenden Kaufmann unseren Unterhalt nehmen? Ist es nicht vielmehr die Schuld unserer Herren?“ Unter solchen Umständen is es uicht zu verwundern, wenn die Wenden sich nicht willig der neuen Religion und den neuen Herren beugten. Und wie in Wagrien, war es auch wohl anderen Ortes. Jn unserer nächsten Umgegend erhoben sich da- nals noch einmal die Wenden, und Markgraf Albert mußte mit dem Erz- bischof Wichmann von Magdeburg gegen sie zu Felde ziehen, jener ge- wann ihnen die Brandenburg, dieser Jüterbok ab im Jahre 1157. zu- zwischen erwuchs jedoch auch in Dänemark die Kraft des Widerstandes gegen die unaufhörlichen Raubzüge der Ranen , Wagrier und Abodriten, welche mit ihren Flotten selbs in die Thronstreitigkeiten der Dänen ein- griffen. Der kriegerische Bischof Absalon von Roschild war es, der in sei- nem Freunde, dem König Waldemar, den Muth entflammte, sich den ge- fürchteten Seeräubern gegenüberzustellen , und sie in ihren eigenen Wohn- sißen aufzusuchen. Schnell nacheinander folgten sich die dänischen Unter- nehmungen gegen die Wenden, zweimal richteten sie sich im Jahre 1159 egen die Ranen, welche bis dahin noch am wenigsten von der fremden

chaft berührt waren. (

N 1611 des Wichtigkeit waren diese Unternehmungen, als sie mit Verwandten Heinrichs des Löwen sih verbanden, Der dritte Abschnitt behandelt die „Bündnisse des Sachsen-Herzoges und des Dä- nen-Königes gegen die Wenden,“ Sobald als Heinrich im Jahre 1160 aus Italien zurückgekehrt war, vereinigte er sich mit Waldemar, zur Bändigung des verderblihen Wendenvolkes, und der Kriegszug, der in Folge dessen unternommen wurde, war von den erheblihsten Wirkungen, Zunächst traf die Abodriten die ganze Schwere der deutschen und dänischen Waffen. Mit der größten Erbitterung, die Noth, Juteresse und religiöser Fanatismus eingeben fann, wurde aut beiden Seiten gekämpst, und welche Erscheinungen hier vorkamen, davon nur ein, aber ein reht s{lagendes Beispiel, Bei den Dänen befand sh Priszlav, der Sohn des Abodriten- Fürsten Niclot, der, von dem Vater verstoßen, Aufnahme bei Waldemar gefunden hatte, selbst die Hand seiner Schwester hatte ihm der Dänen-Kö-

: ten gemeinhin den Zehnten niht als eine den Grund= pet ren etra de gabe, soubern als ein nationales Gut, das der l gele Eigenthum is ein beweglihes Gut,

ck t tet. Das Privat- : 4 E pre: oi fud Hos das Land auch seinen Besißer wechselt,

Tri »ehnte dur diesen Wechsel unverändert. Wenn l u Ls A der Nation gehört, und niht den ein= zelnen Personen, so folgt daraus, has de Staat das Recht hat, über denselben für das allgemeine Beste zu disponiren, Das áber wollen die Katholiken und führen Beschwerde darüber, daß es nicht geschieht, Wenigstens, sollte man denken, müßten die fatholischen Grundbesißer von den Zehnten-Zahlungen an die protestantische Kirche befreit sein, und man hat auch {on hier und da den Vorschlag ge=- hört, die Zehnten derselben auf ihre eigene Kirche zu übertragen. Damit aber würde freilich der Staat die offizielle Anerkenuung der katholischen Kirche aussprechen , und das is eben die große Frage, um die es si handelt z sie wird aber dennoch zu Gunsten der Katho= lifen entschieden werden müsen, 4 : t .

Die Güter der Kirche, sagt Lord Brougham weiter, gehören Niemanden. Das heißt mit anderen Worten, sie gehören dem Staat. Wenn das nun der Fall ist, dann hat auch der Staat das Recht, darüber zu verfügen, dann ist das Prinzip der Appropriation aner= fanut, dann haben die Katholiken als Mitglieder des Staats das Recht, sich zu beschweren, daß nicht die Revenüen dieser church lands zu allgemeinem Besten verwandt werden, Die hohe Kirche indeß

spricht andersz sie behauptet, daß die Kirchengüter nothwendigerweise der Kirche gehören missen. Aber in diesem Falle können die Katholiken, auf denselben Grundsaß gestübßt, wiederum die triftigsten Beschwerden über |

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das Monopol der Kirche erheben, da die church lands ursprünglich das Eigenthum der katholischen Kirche sind. Sie sind alte unver= äußerlihe Güter, die dieser Kirche von katholischen Gebern geschenkt wurden, und deren Besiß zur Zeit der Reformation auf die prote- stantische Kirche überging, So gehören also diese Güter entweder

dem Staate, und dann hat derselbe das Recht, zum Nußen für Alle | darüber zu verfügen, oder sie gehören der Kirche, und dann gehören | | Howard, und begehrte zu wissen, wann Esyartero absegeln würde.

sie de jure, wenn auch nicht de facio, der fatholischen Kirche, Die Kirche von England pretendirt zwar, die einzige wahre katholi= sche und die alte nationale Kirche zu sein, aber diese Pretension dürfte sich {wer rechtfertigen lassenz es is dies übrigens eine Frage, die wir hier auf sich beruhen lassen.

Somit hat man denn zwei bedeutende Einnahme- Quellen, die Zehuten und Kirchenländereien, aus welchen die Regierung die Mittel zur Dotation der nationalen Geistlichkeit Jrlands hernehmen fönnte, Von ihr zu verlangen, die protestantische Kirche in Jrland als Staats= kirche aufzuheben, i} eine Zumuthung, der zu entsprechen, sie nicht die Macht besißt, denn die Sitten und Traditionen Englands sind bis jeßt noch unauflöslih an die Aufrechterhaltung einer herrschenden Kirche gebunden, Aber ohne die Suprematie des protestantischen Kultus zu vernichten, is es dennoch möglih und nothwendig, die Stellung der fatholishen Geistlichkeit zu verbessern. Der Zustand der Staats Einnahme verbietet freilih jebt, eine jährlihe Summe int Budget für diesen Zweck votiren zu lassen, aber die Regierung wäre bei einer freien Verfügung über jene Kirchenländereien im Stande, das Beispiel mancher Grundbesitzer iîn Jrland, den auf ihren Gütern befindlichen fatholischen Priestern Ländereien abzutreten, nahzuahmen. Lord Palmerston und Lord Lansdowne haben solche Einrichtungen in ihren Besißungen schon lange getroffen, und damit wesentliche Wohl= thaten dem Volke erwiesen, obschon die Stellung der Priester dadurch noch wenig gebessert ist, da kein Geseß sie {üßt und sie allein von der Guade oder Unguade der Gutsherren abhängt.

Aber hier beginnen die Schwierigkeiten der Regierung. Vor wenigen _Jahren war die Anwendung solcher Mittel noch zulässig ; jeßt is sie fast unmöglih geworden, indem die katholische Geistlichkeit selbst ihr den hartnäigsten Widerstand entgegenseßt. Der große Minister Pitt hatte in seinem Emancipations-Plane schon die Besol- dung der katholishen Geistlichkeit durh den Staat beschlossen, denn er begriff die Wichtigkeit, eine Körperschaft, die mehr und mehr cu Ausdehnung und Einfluß gewann, in einen durch das Geseß geschüß-= ten Stand zu erheben, Sein Plan scheiterte an dem hartnäckigen Widerstande des Königs Georg?s 11, Jm Jahre 1829, als der Herzog von Wellington und Sir R. Peel die Emancipation durch selten, war es noch Zeit, den Klerus mit dem Staate zu verbinden;z heute i} es niht möglich; die Geistlichkeit hat in den leßten dreizehn Jahren sich zu einer politischen Corporation herangebildet, aus welcher Tribune und Priester in einer und derselben Person vereint hervor- gehen, und welche ihre politishe Existenz durch eine Verbindung mit dem Staate gefährdet sieht, Die kürzlichen Erklärungen der Geist lichen auf den Repeal-Versammlungen haben dies hinlänglich gezeigt.

So findet sih die Regierung auf der einen Seite durch die protestantische Kirche zurückgehalten, auf der auderen durch die katho- lische Kirche zurückgewiesen. Man darf sih daher unter solchen Um- ständen wahrlich niht wundern, daß sie in Unthätigkeit verharrt, und daß die leßten Debatten des Parlaments, obwohl sie viel zur Auf- klärung der irländischen Zustände beigetragen, kein praktisches Resultat und keine Lösung der Wirren herbeigeführt haben. :

: London, 23, Aug. Die beiden Häuser hielten gestern ihre lebten Sibungen vor der auf Morgen bestimmten Vertagung der diesjährigen Parlaments -= Session, Die noch vorliegenden Bills wurden durch ihre lebten Stadien gefördert, und mehrere von ihnen

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erhielten noch an demselben Tage dur eine besondere Kommi i Königliche Sanction. Aus bei Berhandlungen des Unteren p nichts Besonderes hervorzuheben, wenn nicht eine Antwort Sir James Graham's auf die Frage des ultratorÿgistishen Mitgliedes, Obersten Sibthorp's, ob die Regierung das Treiben des Mäßigkeits-Apostels Pater Mathew, nicht hindern wolle, da man doch in Jrland die Orangisten - Aufzüge verbiete und dana nicht dulden könne, daß in diesem protestantischen Lande unter dem Panier der fatholischen Kirche ähnliche Aufzüge statt fänden. Der Minister sah in den Handlungen des Pater Mathew durchaus etwas ganz Harmloses und Lobens- werthes. An der ganzen Bewegung hätte nichts Besonderes seine Aufmerksamkeit erregt, wenn nicht die Gerüchte von der öffentlichen Begrüßung, die zwischen dem Pater und dem Lord Stanhope statt= gefunden haben soll, (Großes Gelächter).

Ein Berichterstatter aus Buchara, Saaleh Mahomed, bestätigt jeßt die früheren Nachrichten von der Hinrichtung des Obersten Stoddart und Hauptmanns Conolly, welche danach am 17. Juni v. J. stattgefunden hat, Der britishe Minister in Teheran, Oberst Shiel, erklärt den Bericht Saaleh Mahomed's, der mit den früheren Nach- richten übereinstimmt, für wahr.

Die Korrespondenz der Times aus Lissabon vom 14ten enthält in ihrem Berichte über den dortigen Aufenthalt Espartero's nähere Einzelheiten über die Haltung des britishen Botschafters gegenüber der portugiesischen Regierung, in Folge welcher es zu Mißhelligkeiten

darauf, daß dem Regenten die Landung erlaubt werde, und versprach den Schuß der britischen Regierung, im Fall dieselbe die von der por= tugiesishen Regierung gefürhteten Folgen nah \sich ziehen würde. Allein die portugiesische Regierung war, wie es heißt, auf französischen Antrieb, zu besorgt um ein gutes Einverstäudniß mit Spanien, und Lord Howard's Vorstellungen fanden kein Gehör. „Nicht zufrieden damit““, sagt der Korrespondent, „dem Regenten ein Asyl zu versagen, schrieb Senhor Gomez de Castro eine höchst beleidigende Note beleidi= gend in der Wirkung, obschon höflih in den Worten an Lord

Der Grund für diese Frage war, daß Espartero vier Tage bereits hier sei, ohne daß die Regierung von seinem ferneren Verhalten in Kenntniß geseßt worden wäre, als wenn Jhrer Majestät Schiff „Malabar““ dem Senhor de Castro für seine Bewegungen Rechen= haft schuldig wäre. Lord Howard würdigte die Note keiner Ant- wort.“ Uebrigens hat Espartero während seines Aufenthalts vor Lissabon nicht das Land betreten.

Dänemarkhl.

_ Kopenhagen, 22. Aug. (A, M.) Aus England sind hier zwei Personen, wahrscheinlich von der Gesellschaft zur Ab- schaffung der Sklaverei angekommen , mit dem Austrag, die dänische Regierung aufzufordern, die Sklaverei in den dänischen Kolonieen ohne Weiteres aufzuheben ; doh sollen sie nicht die Absicht haben zu Sr. Majestät dem Könige nah Föhr zu gehen oder Sr, Majestät Nückkehr abzuwarten. Die Kjbh ps. fordert nun die Freunde der Sklaven-Emancipatiou zu einer Versammlung auf, um, wie in Eug= land, einen Anti-Sklaven-Verein zu stiften. ;

Kopenhagen, 24. Aug. Se. Majestät der König hat be= fohlen, daß der Oberst-Lieutenant von Flindt, Commandeur des ten Dragoner-Regiments, und der Rittmeister von Blücher, Adjutant des Köntgs, dem großen Herbst-Manöver bei Berlin beiwohnen follen.

Das Schwedische Aft o ublad is in Dänemark verboten worden,

S Weh

Luzern, 21. Aug. Die Aussicht auf endliche Erledigung der aargauer Kloster-Angelegenheit is gewisser geworden, Bereits bringt die katholishe Staats=Zeitung die Nachricht, daß der aargaui= he Große Rath sich nächstens außerordentlich versammeln werde, um auf den Bericht seiner Gesandtschaft in neue Berathung zu tre- ten, ob niht mit Wiederherstellung von Hermetschwyl die Kloster frage gelöst werden könne und folle. |

__ Sitten, 20. Aug. Der Große Rath is auf den 23sten d. zu einer außerordentlichen Versammlung einberufen. Es ist ihm die Auf- gabe gestellt, über die Lage des Landes und die Mittel, die endlosen Wirren beizulegen, zu berathen und Beschlüsse zu fassen. Die Vor= gänge der lebten Zeit, vielleicht auch das eben stattfindende, ungemein zahlreich besuchte Kantonalschießen in Monthey hatten allgemein die Besorgniß von Bürgerkrieg verbreitet. Die Tagsaßungs-Gesandtschaft in Luzern soll die Einladung erhalten haben, Luzern zu verlassen und nah Hause zu kehren. Ju dieser bedenklichen Lage hat der Staagts= Rath eine beruhigende Proclamation erlassen,

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L Nom. _Englische und französische Blätter enthalten ein vom 24. Juni datirtes D eret der Kanzlei des Juquisitions-Gerichts zu Ankona gegen die Juden, dessen Hauptbestimmungen folgendermaßen lauten : „Zwei Monate nah dem Erlaß dieses Dekrets müssen alle christ- lichen Dienstboten aus den Juden=-Quartieren (Ghel1) entfernt wer= den und kein Jude darf fernerhin einen christlihen Dienstboten in sei=

nen Dienst nehmen. Alle Juden, welche, sei es in der Stadt oder

auf dem Lande, liegende Gründe oder Renten von Grundeigenthum besiben, müssen dieselben innerhalb dreier Monate veräußern, widri= genfalls dies im Wege der öffentlichen Versteigerung von Seiten des heiligen Offiziums geschehen soll. Keine israelitische Familie und auch fein einzelner israelitisher Dienstbote darf sich in einer Stadt auf= halten, wo fein Ghetto i, und diejenigen, welhe jeßt an einem sol- chen Orte wohnen, haben sih innerhalb 6 Monaten in den Ghetto zurückzubegeben, zu dem sie gehören, Jn den Städten, wo ein Ghetto is, darf fein Jude außerhalb desselben mit Christen an einem Tische speisen, außerhalb des Ghetto schlafen, Christen unter feinem Vorwande in den Ghetto locken, sie auch uicht einmal R einen Tag zum Dienst in dem Ghetto engagiren, selbst aber die f user der Christen nicht besuchen, noch mit den Christen in freund- imi Verkehr stehen. Wenn die Juden, um eine Reise zu unter= nehmen, den Ghetto verlassen, so bleiben sie den wegen Beobach=

| tung des Decorum in Bezug auf sie erlassenen Geseben nah wie

vor unterworfen. Kein Jude darf, bei Strafe von 100 Scudi und sichenjährigem Gefängniß, mit Kirchen = Geräthen oder heiligen x hern Oandel treiben, noch dieselben besißen; und endlih haben ie “iet sich bei Beerdigung ihrer Glaubens-Genossen alles äuße- ren Gepränges/ so wie des Absingens von Liedern und Psalmen zu enthalten. Den Uebertretern der vorstehenden Verfügungen wer=- den die in den Edikten der heiligen Jnquisition bestimmten Strafen

h : lte d | angedrohet, zwischen beiden gekommen sein soll. Lord Howard de Walden drang | Me

S pauien.

1 E, Mrs 29. Aug. Durch die heute eintreffenden Nach- E avre erfahren wir, daß Espartero gestern Morgen mit Tages - Anbruch guf dem „Prometheus“ im Hafen der genannten Stadt angekommen ist, um seine ihn seit mehreren Tagen daselbst erna gus Gemahlin abzuholen, deren Auwesenheit in Bare er in Portsmouth erfahren hatte. Der Ex - Regent von Spanien wurde in Havre, eben so wie in Bayonne, ohne alle öffentlihe Ehrenbezei=- gungen empfangen, wogegen er an der englischen Küste mit Kanonen- Iniveu begrüßt worden war. Nach einem vierstündigen Verweilen im Hafe n von Havre kehrte der „Prometheus“ nah England zurü.

bi 8 Schwierigkeiten, welche die Lage der Dinge in Barcelona der Regierung bereitet, scheinen durch ganz ähnlihe Verwickelungen in Saragossa gesteigert werden zu sollen, Die Junta der Hauptstadt von Aragonien hat nicht nur in einer uachdrücklichen Adresse an die Regierung die Nothwendigkeit der Einberufung der Central- Junta zur Lösung der inzwischen von dem Ministerium durhschnittenen Voll= jährigfkeits-Frage geltend gemacht, sondern auch ein energisches Mani= fest in diesem Sinne an die Junta von Barcelona gerichtet, um die= selbe zur gemeinschaftlichen Hinwirkung auf diesen Zweck aufzufordern. Diese Dokumente, und besonders die Adresse an die Regierung, haben einen großen Eindruck in Barcelona hervorgebracht und nicht wenig dazu beigetragen, den neuen Aufruhr zum Durchbruche zu bringen. Wenn sih aber Barcelona und Saragossa über den fraglihen Punkt verstehen, so is es niht wahrscheinlich, daß die ohnehin auf \o shwachen Füßen stehende Regierung ihrem vereinten Verlangen einen erfolgreichen Widerstand leisten könne.

Die Junta von Barcelona läßt durch ihr Organ, die Union, hon am 16ten mit einer Erklärung der Ünabhängigkeit des Fürsten- ihums Catalonien von der madrider Regierung drohen, und sie hat in der That die Anfrage an die National-Garde gestellt, ob sie den Titel der „Allerhöchsten“ annehmen soll, was offenbar auf die Absicht, die souveraine Gewalt in dem ganzen Fürstenthum an \sich zu reißen,

hindeutet. Mau kann kaum bezweifeln, daß die National-Garde auf die Jdeen der Junta eingegangen L und das Gerücht, demzufolge das Kabinet der Tuilerieen gestern sehr beunruhigende telegraphische di I E erpaltelt Jen soll, hat demnach eine Art \ositiver Grundlage in der Wahrscheinlichkeit der hängigkeits- Erklärung Cataloritna, I ARAA e O In die eigentlich politischen Wünsche und Bestrebungen der Bar= celoneser mischen s{ch übrigens noch andere und vielleicht bedenk- lichere Tendenzen, deren Charakter man am besten aus einem Pro-= gramme der Union kennen lernt, in welhem unter Anderen verlangt wird, daß „die Feinde der Freiheit und der Unabhängigkeit des Lan= des“ die Kosten tragen, welche die Vertheidigung diefer Besibthümer erheische, d. h. daß man die Güter der Gegner der Revolution kon- fiszire ; daß alle Anhänger Espartero's eingezogen, vor Gericht gestellt und geköpst werden, wenn man ihnen beweisen fann, „daß sie dem Tyrannen zur Ausführung irgend eines seiner despotishen Pläne be= hülflich gewesen‘/; daß allen Bürgern, welhe nahweisen, daß sie von ihrer Arbeit leben müssen und daß sie si, in Folge der obwaltenden politischen Wirren, ohne Beschäftigung finden, eine tägliche Unter= stüßung von wenigstens 5 Realen gezahlt werde, daß man aber diese Unterstüßung nicht etwa mit lästigen Polizei-Maßregeln begleite, in- dem Niemand mehr Anspruch auf Mitleid auf Schonung habe, als das Unglück u, s. w. Man sieht, daß das System der U nion im A den O zusammenfällt, welches die erste fran- zösische Revolution in ihrer wildesten und bedauernswürdi i in Anwendung fbdiitecs | E Wir können uns nicht enthalten, die Schlußstelle aus der Adre der Junta von Saragossa an die madrider reegrih E Nachdem sie auseinandergeseßt, daß der einzuberufenden Central-Junta die Entscheidung über Beibehaltung oder Abseßung des gegenwärtigen

nig gegeben, Er war gerade beim Abendessen, so erzählt der Verfasser, als ihm die Nachricht vom Tode seines Vaters zukam. Er blieb eine Weile schweigend sien , das Haupt gesenkt-und in die Hand gestützt, dann sprach Ge „S0 muß ein Gottesverächter umkommen!“ und entschlug \sich des edankens. Seine Tischgenossen fanden ihn so heiter wie sons. Auch gegen seine Heimat erwies er sich niht anders, deun zuvorz ohue Erbar- men war er Führer und Aufwiegler der Dänen, wie der Deutschen, die sie Lern Das Ergebniß dieses Heerzuges war, daß die Söhne des M ot s unterwerfen mußten, Sie erhielten Besizungen in den Gebie- n t Kissiner und Circipaner, das Abodritenland aber vergab Herzog Polab i an ane Ritter, und diese führten hierhin, wie in das benachbarte L aderland Kolonisten aus Flandern und Westphalen, „Es strömten nun s ganzen westlichen Slavenlande Deutsche zu, um die weite Ebene zu E auen, die fruchtbar, zum Getraidebau geeignet, reih an üppigen Wei-

en, mit Fischen, Wild und allerlei Gütern überflüssig versehen war.“ ee elen Zeit zog auch Markgraf Albrecht Kolonisten aus Holland, ergossen si Mandeu in unsere Gegenden, und schon bis über die Oder Kloster ol t deutschen Ansiedler. „Unter den Gütern, mit denen das der U desse bewidmet wurde, findet sich das erste deutsche Dorf jenseit bek sein den gedenken. Es hieß Reptowz sein Name is ver- is beten B nicht mehr nachzuweisen,“ Mit den deutschen Nittern und auch für di A gingen aber die deutschen Priester Hand in Hand, gerade diese Zeit usbreitun und Befestigung der christlichen Kirche war thä tertDrnc 2 | vornehmlich günstig. Das Bisthum Schwerin, dem der burg wurde da oman, ward nun erst von rechter Bedeutung, Branden- thum erhielt C s gleichsam von Neuem begründet, das pommersche Bis- be nach Lübeck F scine Verlegung nach Kamin, das oldenburgische durch Chorherren- Stifte be iteue und bessere Gestalt, an mehreren Orten wurden dung der riftli egründet, die sih nicht wenig wirksam für die Ausbil- Niclops Sah nen Lehre erwiesen, Jm Jahre 1164 tes sich selbst ders Priszlas Pribizlav, ein so wüthender Feind seines christlichen Bru- dne nes er früher gewesen war, taufenz seine Gémahlin Woizlava, gische Königstochter , vollzog an ihm das Werk der Bekehrung.

Seitdem hatte der Kampf auf dem Festlande das religiöse Moment fast verloren, nur der Nationalhaß war es, der noh nicht ruhen konnte, und noch vielmals die Schwerter aus den Scheiden lockte, Auf Rügen allein erhielt sich noch der alte Götterdienst, bis im Jahre 1168 die Jdole in Arkona,/ Karenz und auf Jasmund unter den Sireichen der Dänen fielen und 1170 endlich auch der Triglav-Tempel zerstört wurde. Die Kriegszüge Waldemar's und Heinrichs des Löwen in der Folge, zum Theil im Ein- verständniß zum Theil mit entgegengeseßten Jnteressen unternommen, wie sie der Verfasser in diesem Abschnitte und in dem folgenden: „König Wa ldemar’s Herrschaft im Wendenlande“/ mit dem anschaulich- sten Detail erzählt, muß man in dem Buch selbst nachlesen, Der leßte Abschnitt führt uns bis zu der Verbannung Heinrichs und dem Tode Waldemar's, Hier, wo die Geschichte der Länder, welche der Verfasser in das Auge faßte, sich mit der des deutschen Reiches innig verbindet, enden die wendischen Geschichten.

Zum Schluß berichtet der Verfasser noch über die Quellen derselben. Sehr zu beherzigen sind die Worte, die er vorausschickt, und die hinreichend darthun, wie wenig der Förderung einer inneren Geschichte der Wenden, wie sie laut geworden is, entsprochen werden kann. „Die Wenden““, sagt er, ¡haben es zu keinerlei geschichtliher Ueberlieferung gebracht, nicht einmal zu historishen Gedichten, wie die Germanen schon in den Tagen des Tacitus. Doch hatte das Volk seine eigene Schrift und war nicht un- gebildet. Es hat rühmlihe Kriegsthaten und Siege erfohten, nur einen nationalen Helden hat es uicht gehabt, der dem Epos und der Sage einen Inhalt hätte geben können. Ein gemischtes Geschlecht, shwankend in ihrem Glauben, Recht und Sitte nichi jelten in \{hneidendem Widerspruch waren die Wenden bereits eine zerfallene Nation, da sie mit den Franken in Berührung kamen. So konnte aus ihrer Mitte manches Tüchtige her- vorgehen, was Einzelnen, was Familien, was Genossenschaften ausfühtbâr ist, nichts, was nationale Einheit voraussezt. Vermochten aber die Wen- den selb nicht eine Geschichte der Wenden in irgend welcher Form zu verwirklichen, so vermag es gerade darum der spätere Forscher eben so wenig, er muß sih an wendischen Geschichten genügen lassen, Die Zeugen

sind demnach ausshließlich Fremde, die meisten {on als Christen heidnischen Volke abgeneigt, also nicht immer Cnboiaadie Träger bistori- \cher Wahrheit; doch soll niemand diese so machtlos glauben, daß sie nicht auch aus widerstrebendem Munde hervorbräche,““ Der Verfasser verfolgt dann in zusammenhängender Darstellung die deutsche Geschichts-Schreibung bis auf die Tage der Hoheustaufen , soweit sie Land und Volk der Wenden berührt, er bespricht die nordische Sage und die Poesie der Skalden, wo sie vor seinem Gegenstand, wenn auch nur dunkele, Kunde verbreiten er verfolgt die böhmische, polnische und nordische Geschichts - Schreibung von ihren Anfängen bis auf die Zeit, wo er die Erzählung abbriht, Aber nicht die gleichzeitigen Zeugnisse allein, auch die einer späteren Generation der Epigonen, bespricht und würdigt der Verfasser. „Noch immer“, sagt ex eben so wahr, als schön, „das vierzehnte und funfzehnte Jahrhundert hin- durch, bis in das sehzehnte traten glaubhafte, wohl au verwirrende Zeugnisse ans Licht, die vorher verborgen und wie schlafeud dagelegen uen, „die auch, wenn sie das Wort nahmen, noch halb wie Träumende Der Verfasser spricht in der Vorrede den Wunsch aus, daß sein Werk das die Anfänge der Landesgeschichten des erde Midl Deutiietatts zusammenfaßt, von den verschiedensten Standpunkten der Kritik unterworfen, v so eine Annäherung der Bestrebungen für die historischen Vereine tord - Deutschlands gewonnen werden, die sih ohne solche leicht allzusehr zersplittern. Referent liegt der Wunsch näher, daß das Buch nicht unter den Gelehrten allein, sondern unter den Gebildeten aller Stände eine weite Verbreitung finden, und recht Vielen cine tüchtige Kenntniß unserer“ BVorgeschichte mittheilen möge. Wir lernen uud treiben so viel, rot gerade das am wenigsten, was uns am nächsten liegt, wir holen ge rid aus der Fremde, und verschmähen die nährenden Ste, der N : Boden erzeugt, c E