1843 / 61 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

j veranlassen wollen, diesen Schritt zu thun. Der ami de V P bitt über diesen Gegenstand Se, „Mehrere Journale melden, der Herr Erzbischof von Sens habe seine Entlas= sung genommen, und die Regierung habe den Bischof von Evreux zu fon Nachfolger bestimmt, Diese Nachricht von dem Rücktritt des Herrn von Cosnac ist voreilig. Es ist mögli, daß, in Erwar= tung eines solhen Schrittes, zu dem der ehrwürdige Prälat, seiner Gesundheit wegen, vielleicht ehestens gezwungen sein möchte, die Re- gierung den Entschluß zur Berufung des Bischofs von Evreux gefaßt habe, aber {hon vor zwei Monaten hat sich Herr Olivier diesem Vorhaben förmlich widersebt.

Die belgische Regierung hat den Herrn Kindt nah Paris ge- sandt, der bereits mehreremale mit kommerziellen Unterhandlungen beauftragt war. Er hat schon verschiedene Unterredungen mit dem Handels = Minister gehabt. Judessen scheiut es, daß auch diescômal die Unterhandlungen uicht von Erfolg sein werden, da mehrere sehr einflußreihe Deputirte von Rouen und Lyon noch stets dieselbe un- günstige Meinung von einer folchen Handels - Verbindung hegen. (Vergl. unten Schreiben aus Brüssel.)

Capitain Dubois, Kommandant des „Staouëli‘““, der in*30 Ta- gen von der Havana gekommen ist, berichtet, daß das Staats-Dampf- boot „Gomer“ am 22. Juli von St. Jago de Cuba in der Havaua ankam. Dieses Dampfboot besucht die verschiedenen Antillen, um die Verbindungswege festzustellen, welhe Frankreih mit den Kolonicen zu errichten sich bestrebt.

Die Königin Marie Christine, welche bereits alle Anstalten zu ihrer Abreise nach Bayonne hatte treffen lassen, hat, in Folge der aus Catalonien eingegangenen Nachrichten, Gegenbefehle ertheilt,

m Paris, 24. Aug. Der Prinz und die Prinzessin vou Joinville sind in Begleitung des Herzogs von Aumale am Bord des Kriegsdampfers „le Pluton““ am 23sten l. M. um 95 Uhr in Wool wich eingetroffen. Die beiden Dampfböte „Napoleon“ und „Archiméde“ waren im Gefolge des „Plutou“. Bei der Landung der kleïnen Flo- tille daselbst begrüßten die Batterieen von Woolwich unsere Prinzen mit einer Artillerie-Salve von 21 Kanonenschüssen, und als die hohen Reisenden eine halbe Stunde später ans Land stiegen, wurde die Artillerie Salye wiederholt, Marschall Sebastiani und der Graf Rohan Chabot, erster Botschafts-Secretair in London, der während der Abwesenheit des Grafen St. Aulaire als französisher Geschäftsträger fungirt, empfingen die Prinzen am Ufer. Die Königin von Großbritanien hatte zwei Hofwagen nah Woolwich abgesendet, um die Prinzen nah Windsor zit bringen, Am nämlichen Abend gedachte Jhre Majestät mit den= selben nah London zu kommen, um ihnen die Honneurs der britischen Hauptstadt zu machen. Der Zweck der Reise unserer Prinzen nach London if} kein anderer, als der Prinzessin von Joinville England sehen zu lassen und dabei dieselbe dem Hof von St. James vorzu= stellen. Die französishe Botschaft in London hat in Folge erhaltenen Auftrages aus Paris für die Prinzen ein Absteigequartier im Hôtel Grillon in Bereitschaft seßen lassen. Aber man glaubt, daß die Kü= ginin Viktoria sie einladen wird, das Palais vou Buckingham während ihres Aufenthalts in Lonton zu bewohnen.

Ein Theil unserer Tagespresse macht großes Wesen daraus, weil Sir Robert Peel in der Sihung des Unterhauses vom 21sten l. M. erflärte, daß das Kabinet von St. James Espartero noch immer als spanischen Regenten de jure betrachte, Man bedenkt aber nicht, daß der britishe Minister sich gar nicht auders über Espartero aus= sprechen konnte. Niemand kann leugnen, daß die provisorische Re- gierung von Madrid im Grunde einen anomalea Charakter hat, so lange die Cortes die Beschlüsse derselben nicht sanctionirt haben wer- den, Bis dahin wird Espartero de jure immer als Regent zu be-= trachten sein, was nit ausschließt, daß man indessen de facto die Wirksamkeit der Regierungs -= Gewalt vou Madrid anerkennen muß, wenn man nicht auf den inkousequenten Schluß fommen will, daß die Anarchie eintreten soll, weil Espartero nicht mehr am Staats- ruder ist. Um die wahren Absichten des Kabinets von Skt. James in Betreff Espartero’s zu beurtheilen, muß man nicht blos die Er- klärung Sir Robert Peel's berüdsichtigen, sondern zugleich die Wich= tigkeit des feierlichen Altes vom Sten l, M., wodurch die Königin JF\abella großjährig erklärt wurde, in Betracht ziehen, Herr Aston, britischer Gesandter in Madrid, würde es shwerlih gewagt haben, einen so wichtigen Akt dur seine Gegenwart gutzuheißen, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, daß seine Regierung nur den Augenblick ab- warten wollte, wo Espartero in England angekommen sein würde, um nah dem Beispiel der Höfe von Lissabon und Paris das Kabinet Lopez und dessen Beschlüsse anzuerkennen, Sicherem Vernehmen nach, steht das londoner Kabinet auf dem Punkte, dies zu thun.

Grossbritanien und Irland.

Loudon, 24. Aug. Die Königin hat heute in Person unter den üblichen Formalitäten das Parlament prorogirt. Das Haus der Lords wurde um 12 Uhr Mittags geöffnet, und gleich darauf von einer großen Anzahl Fremder, vielen Damen und den Mitgliedern des Hauses angefüllt. Auch die Sihe für die auswärtigen Minister zur linken Seite des Thrones waren sämmtlich besezt. Gleich nah 9 Uhr verkündeten Kanonen-Salven und lautes Lebehochrufen die Ankunft der Königin, worauf die Minister sich erhoben, derselben entgegenzugehen. Unter Trompetenklang betrat Jhre Majestät das Haus; voran schritten die Herolde; umgeben von dem Hofstaate und vom Prinzen Albrecht geführt folgte die Königin, Der Herzog von Buccleugh trug die Krone, der Herzog von Wellington das Reichsschwert und Lord Wharuclisse die Shuß= und Schirmhaube (cap of maintenance). Die Herzogin von Buccleugh und Lady Dunmore begleiteten Jhre Majestät. Alles erhob sich beim Eintritt der Königin, welhe, nach- dem \ie den Thron eingenommen, die Lords und Gentlemens sich seßen

hieß. Ihre Majestät \ah wohl aus.

Die Gemeinen wurden darauf aufgefordert, vor der Königin zu erscheinen, und es erschien der Sprecher des Unterhauses in Beglei- tung einer beträhtlihen Anzahl von Mitgliedern an der Barre des Hauses, Derselbe richtete folgende Anrede an Jhre Majestät :

,; Gnädigste Herrscherin Ew. Majestät getreue Gemeinen des Bereinigten Königreichs Großbritanien und Jrland erscheinen hier mit der Bill, welche die Geldbewilligungen dieses Jahres beschließt Indem wir diese Gelder bewilligten, rihteten wir unsere besondere Aufmerksamkeit auf Ersparungen, obgleich wir zu [eicher Zeit für Flotte und Heer reihlich zu sorgen bemüht waren; ven wie sehr wir auch eine Verminderung der öffentlichen L wil r i

j Lasten wünschen, die unter dem Drucke des ernstlichen , obschon, wie wir hofen , temporairen Elends in manchen Theilen des Landes beschwerlih fallen E, eveidit es uns doch zur Beruhigung, daß wir besorgt waren fan chin Interessen des Volkes, wie die Chre und Würde der Krone urt die Aufrechterhaltung des öffentlichen Dienstes nah unserem besten Erkennen zu fördern. Während der Dauer einer mühsamen Session is unsere Aufmerksamkeit auf verschiedene wichtige Fragen der inne- ren Politik, so wie auf Verbesserung unserer R und zweckmäßige Abänderung einiger Zweige der Gesehgebung ge= richtet gewesen. Wir haben mit tiefer Betrübniß die unglücklichen Spaltungen in der s{hottischen Kirche gesehen, die zum Abjall vieler

‘der achtbarsten Diener dieser Kirche geführt habenz wir haben ver= sucht, im Vertrauen auf glüdcklichen Erfolg, diese Spaltungen zu be-

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seitigen und den Frieden einem Jnstitute wiederzugeben, das so un- \häßbare Segnungen für die Bewohner jenes Theils des Vereinigten Königreichs enthält. Eine audere Maßregel, die wir zu berathen hatten, in Bezug auf die Kirche von England, halten wir în ihren

Folgen vou der größten Wichtigkeit. Dadurch daß in bevölkerten

Distrikten die Ausstattung der Kirchen erleihtert wird und man der Frömmigkeit und Munificenz derer eutgegenkommt,

welche den geistigen Bedürfnissen ihrer ärmeren Nachbarn abzuhelfen geneigt sind, üben wir den Grund zu einer weiten allmäligen Aus-= dehnung gesunder religiöser Erziehung der niederen Klassen des Vol- fes unter dem Schuße der herrshenden Kirche gelegt. Während wir also bemüht waren, im Junern Verbesserungen zu bewirken, ha- ben wir auch nicht die Juteressen Ew. Majestät Untertha- nen in jenen entfernteren Gegenden vernachlässigt, die der hri= tische Unternehmungs = und Haudels - Geist aufgesuht hat, und die das Glick des Schußes Ew. Majestät genießen. Wenu die Session, welhe mit Ew. Majestät Genehmigung jeßt ge- {lossen werden soll, nicht durch Maßregeln von so hervorragendem Juteresse ausgezeichnet ist, wie sie im vorigen Jahre vorkamen, o haben do zu feiner Zeit noch Ew, Majestät getreue Gemeinen sich ihren s{hwierigen Obliegenheiten mit größerer Ausdauer und größerem Fleiße hingegeb-n, und ihre Anstrengungen werden eine

reichliche Belohnung finden, wenn dieselben einigermaßen nur zur dauernden Sicherstellung unserer Jnstitutionen und zur Zufriedenheit und zum Glücke des Volkes beitragen.“ /

Nachdem der Sprecher diese Worte gesprochen hatte, wurde die Königliche Sanction in übliher Form den vorgelegten aus den früheren Verhandlungen des Unterhauses bekannten Bills gegeben, darunter auch der Bill über die Bewilligung von 11,132,00) Pfd. Schaßkammer=Scheine, zur Bestreitung des Dienstes pro 1843, und zur Unterstüßung der westindishen Kolonieen.

Jhre Majestät las darauf mit deutlicher fester Stimme trie fol= gende Throurede, und legte einen besonderen Nachdruck auf die Worte der Jrland betreffenden Paragraphen :

„Mylords und Geutlemen!

„Der Zustand der bffentlihen Geschäfte erlaubt Mir, diese lange Sihung zu {ließen und Sie der ferneren Erfüllung Jhrer parla mentarishen Pflichten zu entheben.

„Jch danïe Jhnen für die Maßregeln, welhe Sie angenommen haben, um Mich in den Staud zu seheu, die verschiedenen Verträge, welche Jch mit fremden Mächten abgeschlossen habe, vollständig in Aus- führung zu bringen.

„Zh habe meine herzlihe Zustimmung zu der Bill gegeben, welche Sie Mir zum Zwecke der Vermehrung der Mittel geistiger Bildung in volkreihen Kirchspielen vorgelegt haben, indem Sie einen Theil der Einkünfte der Kirche zur Besoldung neuer Kirchenlehrer be- stimmten. | :

„Jch hege das volle Vertrauen, daß die weisen und wohlwollen- den Absichten des Parlaments von dem Cifer und der Liberalität Meiner Unterthanen werden unterstüßt werden, und daß auf diese Weise für den üffentlichen Gottesdienst und die geistliche Pflege in vielen Distrikten des Landes besser gesorgt werden wr

„Jch sehe mit Befriedigung, daß die Atte, welche die Zweifel in Bezug auf die Jurisdiction der schottischen Kirche bei der Zulassung von Geistlihen gehoben, und sowohl dem Volke, als auch den geist- lien Gerichtshöfen die volle Ausübung ihrer respektiven Rechte ge= sichert hat, durchgegangen ist. L

„És is Meine ernstliche Hoffnung, daß diese Maßregel dazu bei- tragen wird, den religiösen Frieden in Schottland wieder herzustellen und die Gefahren abzuwenden, welche eine geheiligte Jnstitution vou der höchsten Wichtigkeit für das Glück und die Wohlfahrt dieses Theiles Meiner Besißungen bedroht haben. i A i

„Jch erhalte fortwährend vou allen fremden Mächten die Ver= sicherung ihrer freundlihen Gesinnungen und des ernsten Wunsches, den Frieden zu erhalten,

„Gentlemen vom Hause der Gemeinen!

„Jch dauke Jhuen für die Bereitwilligkeit und Liberalität, wo- mit Sie die für die Bedürfnisse des laufenden Jahres uöthigen Sun men bewilligt haben. Es wird Mein beständiges Augenmerk sein, mit strenger Beobachtung der Sparsamkeit die Rücksichten in Einklang zu bringen, welche die Bedürfuisse des öffentlichen Dienstes erheischen.

„Mylords und Gentlemeu! /

„Jn einigen Diskrikten von Wales is} der öffentliche Friede durch gescbwidrige Verbindungen und Störungen unterbrochen worden, welche indeß mit politischen Ürsachen nichts gemein haben. Jh habe die Maßregeln ergriffen, welhe Jch für am besten geeignet hielt, diesem Unfug zu steuern und die Schuldigen zu entdecken und zu bestrafen,

„Jch habe zu gleicher Zeit befohlen, eine Untersuchung über die Umstände anzustellen, welche zu Ungehorsam und Gewaltthat in einem Theile des Landes geführt habeu, welcher si gewöhnli durch gutes Verhalten und willigen Gehorsam für das Geseb ausgezeichnet hat.

„Jch habe mit tiefem Bedauern die Anstrengungen bemerkt, welche fortwährend gemacht werden, um unter Meinen Unterthanen in Jr=- land Unzufriedenheit und Mißmuth zu erregen und sie zu dem Ver langen einer Auflösung der legislativen Union anzureizen, ö

„Es ist von jeher Mein ernster Wunsch gewesen und er wird es immer sein, die Regierung dieses Landes im Geiste strenger Ge- retigkeit und Unparteilichkeit zu verwalten und, im Verein mit dem Parlament, diejenigen Verbesserungen in den bestehenden Geseben zu bewirken, welche dazu beitragen mögen, den gesellschaftlihen Zustand Jrlands zu verbessern und die natürlichen Hülfsquellen desselben zu entwideln, H / i /

„Tief überzeugt, daß die legislative Union nicht weniger zur Erreichung dieser Zwecke, als zur Macht und Fortdauer des Reiches wesentli beiträgt, is es Mein fester Entschluß, mit Jhrer Unter- stüßung und unter den Segnungen der göttlichen Vorsehung dieses große Pfand der Verbindung zwischen beiden Ländern unverleßt auf- recht zu erhalten. ad E

„Jch habe es nicht für nöthig gehalten, eine Vermehrung der Macht zu verlangeu, um die der Eintracht und der Wohlfahrt Mei- nes Landes feindlichen Pläne zu hintertreiben, sowohl weil Jch nicht gesonnen bin, Mißtrauen gegen die Wirksamkeit der gewöhulichen Ge- sebe an den Tag zu legen, als au weil Jch Mich auf den gesunden Sinn und den Patriotismus Meines Volkes und auf die feierlichen Erklärungen des Parlaments zur Unterstüßung der legislativen Union verlasse.

Mes bin versichert, daß diejenigen Meiner treuen Unterthanen, welche in Jrland Einfluß und Ansehen besißen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften ein System verderblicher Agitation zu ent- muthigen suchen werden, welches die Gewerbthätigfeit dieses Landes stört, den Wachsthum seines Wohlstaudes verzögert und zwischen ver- \hiedenen Klassen Meines Volkes Gefühle von gegenseitigem Miß=- trauen und gegenseitiger Feindschaft erweckt.“

Nah dem Schlusse der Königlichen Rede erklärte hierauf der Lord - Kanzler guf Bei Jhrer Majestät das Parlament bis auf Donnerstag den 19, Oktober für vertagt.

London, 25. Aug. Vorgestern Abeuds [traf Espartero, in Begleitung seiner Gemahlin, von Havre kommend, hier ein und bezeg das für ihn in Bereitschaft geseßte Mivart’'s Hotel. Unmittelbar nach seiner Ankunft hatte der Oberst Wylde, Stallmeister des Prin- zen Albrecht, mit ihm eine lange Unterredung, Der Regent wird mit der größten Aufmerksamkeit und Zuvorkommeuheit behandelt. Gestern war sein Hotel mit Besuchenden aus allen Rang = Verhält- nissen förmlih belagert. Der Herzog von Wellington, der zu den ersten gehörte, schrieb in das Anmeldebuh „Feld =Marschall Herzog von Wellington und Geueral - Capitain Herzog von Ciudad Rodrigo.“ Auch Graf Aberdeen und Sir Robert Peel warteten dem Regenten auf. Die Mitglieder des Stadt -Raths der City haben beschlossen, den Regenten durch cine besondere Deputation zu bewill- fommnen, und an den Lord-Mayor dieserhalb folgende Aufforderung erlassen: „Wir unterzeichnete Mitglieder des Stadt-Raths ersuchen Ew. Lordschaft, eine Zeit zu bestimmen, wo wir den General Espartero in diesem Lande bewillklommnen können, nachdem derselbe von seinem Bolke in die Verbannung geschickt is, dessen Diensten er seine großen Talente und seine ganze Thätigkeit geweiht hatte, Wir beabsichtigen Sr. Excellenz zu versichern (mit den Worten des Premier - Mini- sters), „daß er von allen Klassen dieses Landes mit derjenigen Ach= tung empfangen werden soll, welche seinem Charakter zukommt, und mit derjenigen Theilnahme für sein Unglück, welche seine Berdienste erheischen.“ Der Lord-Mayor hat die Bewillklommnungs=Feierlichkeit auf Freitag den 1. September festgesebt.

© London, 25. Aug. Aus der Rede, womit die Minister die Königin das Parlament schließen lassen, will man durchaus nicht abnehmen, was sie in Bezug auf Jrland vder Wales zu thun geden- fen. Viele selbs von ihren eifrigsten Anhängern nehmen 1huen dieses übel, da es doch immer der Brauch der Regierung gewesen, am Schlusse einer Session nur durch die allgemeinsten Ausdrücke zu erra then zu geben, daß sie in einer gewissen Richtung etwas zu thun beabsichtigen. Diese Zurückhaltung wird ihnen dur eine innere Noth- wendigkeit auferlegt, indem soust sowohl diejenigen, welche durch die Abstellung irgend eines Mißbrauchs zu verlieren hatten, als die, welche dadurch gewinnen sollten (wenn diesen anders der Gewiunst nicht groß genug oder von der rechten Art schiene) Zeit bekämen, durch Orga- nisation ihre Pläne zu vereiteln, was ihnen ja auch ohne dieses ost genug gelingt. Auch läßt sich aus den späteren Debatten über Jrland wohl abnehmen, daß wenigstens die Verhältnisse zwischen Plichtern und Eigenthümern die Regierung während der Ferien be- schäftigen werden, wenn sie au für die Besoldung der katholischen Geistlichkeit 1d andere Veränderungen, von denen die Rede gewesen, die Zeit noch nit für reif halten. Den Zollunfug in Wales wer- den sie gewiß abstellen, und die Verminderung des Zehuten und des Grundzinses werden die Gutsherren wohl von selbst betreiben. :

Hoffentlich wird die Regierung es sich auch ernst sein lassen, in dem neuen Armenwesen einige Bestimmungen und Einrichtungen zu beseitigen, die cs fortwährend bei so vielen aus den mittleren sowohl als den unteren Klassen verhaßt machen, und den Declamationen der Demagogen mehr Eingang verschafft haben, als irgend eine andere Be schwerde. Auch haben Buller?s weise Darstellungen von der Nothwen digkeit und Möglichkeit eines vernunftmäßigen Kolonisations-Systems und den damit verknüpften Auswanderungen, einen so tiefen Eindru auf allen Seiten gemacht, daß das Ministerium nicht leiht den \o wichtigen Gegenstand aufs unbestimmte hinausschieben darf. Die Er munterung zur Auswanderung in einem großen Maßstabe is beson- ders für Jrland und Wales erforderli und scheint zur Beruhigung dieser beiden Länder unabweisbar. Die Times stellt sih immer un- bedingter auf die Seite des Volks in leßterem Laude und hat in ihrem Eifer fast kein Wort des Tadels für dessen gewaltthätiges Ver fahren. Die Stellung, welche ihr Berichterstatter unter den {wie rigen Landleuten genommen, indem er sich zum förmlichen Mittheiler seiner Klagen an Nation und Regierung mittelst jenes vielgelesenen Journals aufgeworfen, is ganz eigen und neu ín der Journalistik. Sie bewährt ganz besonders den Charakter des Zeitungswesens als „vierter Stand“ in der Verfassung. Auch konnte es jener Mann so- wohl als jenes Journal nur in dieser neuesten Zeit wagen, so aufzu- treten ; denn vor wenigen Jahren, wo die ausübende Gewalt vor Allem ihre Ehre in die streuge Handhabung der Geseße zu seßen pflegte, hätten beide sich als Theilnehmer an der Verschwörung einen schweren Prozeß; zugezogen. Judessen hat die Times durch allzuhäufiges Tadelu der Regierung deren Zutrauen so weit verloren, daß ihm gestern niht wie früher der Jnhalt der Königlichen Rede im Vorgus zugeschickt worden.

Zum Schlusse der Session haben der Präsident der League und der Graf Stanhope noch eine kurze, aber scharfe Korrespondenz mit einander gehabt, worin dieser, wie jeder Andere, der sich noch mit der League in einen Streit eingelassen, den Kürzeren zog, Sie wird den Herbst und den Winter über höchst thätig sein, und hat nur der Aerndte wegen, und dieses zwar höchst un gern, für den Augenbli ihre Operationen eingestellt. Wie in- dessen diese Aerndte ausfallen wird, ist noch {wer zu sagen, So weit ich selbst in den verschiedenen Grafschaften in der Nähe Londons habe Einsicht nehmen fönnen, cheinen mir die Felder fast so ergiebig, als voriges Jahr, Die Aehren sind zwar nicht so lang, noch das Korn \o groß und schön, wie damals; aber die Aehren stehen auch um so dichter, und auf jeden Fall bekömmt der Pächter auch mehr und längeres Stroh. Nur ist unglülicherweise seit mehreren Tagen häufiger und mitunter {werer Regen eingetreten, wo noch das meiste Getraide (wenigstens der Weizen) ungeschnitten oder auch geschnitten auf dem Felde is, und hat das neuliche Hagelwetter auch Vieles zerstört. Da nun nicht viel alter Weizen im Vorrath sein soll, so steht wohl zu erwarten, daß im Spätherbst oder doch im Früh- ling starke Einfuhren nöthig werden dürsten, inzwischen aber das Brod zu einem für diese bedrängten Zeiten drückenden Preis steigen wird. Wenn alles dieses nicht în den Fabrik-Gegenden, D es si seit mehreren Monaten in den meisten Zweigen von A zu Woche gebessert hat, keine Rückwirkung hervorbringt , 7 E wir von Glü sagen. Theils dieser Aussichten wegen, thei s d b, um desto mebr Truppen für Jrland und Wales zu Gebote zu ha en, soll die Regierung damit umgehen, aufs allerschnellste e e O Corps zu errichten, au sie das erst gestern von der Königin be-

äti \ ‘echtigt. rbe R E Sie in unseren Blättern zwei wichtige Do- fumente: nämli, den Plan für die Schieds - Gerichte, welche die Friedens-Richter entbehrlich machen sollen, und O'Conuell's Bor- schlag für die Organisation seines irländischen Parlaments, welches, Me er versichert, in höchstens 10 Monaten in voller Thätigkeit sein soll, Ju der Rede der Königin, sagt die Regierung abermals für nun und für immer zur Auflösung der Union: Nein! Wenige Monate

müssen also zeigen, wer Recht hat. Belgien. 77 Brüssel, 25. Aug. Herr Kindt, der bekanntlich im _vori- gen Jahre als M ikper Kommissar die Handels-Negociationen mit Frank- reich zu führen hatte, hat vor kurzem eine neue Mission nach Paris erhalten,

deren Zweck aber, wie wir glauben, vorerst weuiger dahiu geht, die Verhandlungen auf der früheren Grundlage wieder anzuknüpfen, als

c Loi j über die wahre Bedeutung des neuen Ta- bie französishe Regen fer La grtn_ und darzuthun, wie der r bei der ungünstigen fommerziellen Stellung, in welche Belgien selbe bei g E Handels-System von Fraukreih und

L d Le iberaleren Yan ; mit seinem bisherigen liber orden, und dem geringen Erfolge

O „Co w anderen Naa ine e eis - Traktate, eine durch das Juteresse der Verhaudlungen U ländischen Jndustrieen gebotene Maßregel war. einer der wichtigsten ini ¡ch den Auftrag, in beshräukterer Weise Herr Kindt hat allerdings wenn die französishe Regier1 neue Negociationen anzuknüpfen, Entschiedenheit i t, ci S Tra riftlichen Willen dazu und größere Ent) jiedenheit zeigt, einen Traf- ernsten n durchzuseben. Seitdem nun die Unterhandlun= tat in den E dem Zoll- Verein vorläufig zu keinem entschei gen Belgiens M F führen cheinen, hat das französische Mi- denden Mes ‘aróßere Geneigtheit zu erkennen gegeben, und nébon beni: Wuns die Negociationen wieder aufzunehmen, die Erwartung ausgedrüdckt, daß Belgien sich nicht, die Wichtigkeit des französischen Marktes verkennend, auf eine Srantreich präjudizielle Weise näher det Zoll-Vereine anschließen werde. Belgien muß jeßt aber zwiesah auf seiner Hut scin, theile um sich nicht durch bloße Bersprechungeu abermals hinhalten zu lassen, theils um sih nicht bei einem etwaigen Traktate mit Frankrei abermals in Nachtheil stellen zu lassen, wie dies bei dem Leinewand = Traktat der Fall gewesen. Daß übrigens die französische Regierung nach Festseßung des neuen Tarifs über die Wollen - Fabrikate an Repressalien hätte denken fön- nen, läßt sich {wer begreifen, da dieselbe auch über den wahren Stand der Sache besser unterrichtet sein muß, als die Tagesblätter, die darüber si bitter ausgelassen haben, aber auch bei dieser Gele= genheit siherlich ganz anderen Juteresseu als denen der Wahrheit - fröhnten, Es is zum Uceberdruß bewiesen worden, daf Belgien, Frankreich gegenüber, nicht blos durch sein liberaleres Handels-Systeu, sondern selbst die Verträge stets in Nachtheil gesebßt worden is, in= dem Frankreich durch Auslegungen und theilweise Beschräukungen mit der einen Hand nahm, was sie mit der anderen gegeben hatte. Was ferner die oft angeführte kommerzielle Statistik betrifft, wo nach Belgien für 91 Millionen Franken in Frankreich einführt und nur für 46 Millionen daher erhält, o is auch zur Genüge darge=- than worden, daß, theils wenn mau von dieser Summe die uicht bel- gischen bloßen Transitwaaren abrechnet, die Bilanz fast gleich wird, theils au, was wohl zu beherzigen, die von Belgien nach Frankreich ausgeführten Artikel meist Rohstoffe oder doch solche sind, die in Frankreich verarbeitet werden, statt daß die in Belgien eingeflihrten französischen Waaren dem bei weitem größten Theile nah Fabrik waaren sind, der Vortheil für Frankreich also viel bedeutender ist. Die nächste Session der Kammern wird, glauben wir, nicht vorüber- gehen, ohne daß die Regierung sich über das eine oder andere zu befolgende Handels- System entschieden und die Kammern zur An= nahme von entsprechenden Maßregeln veranlaßt hat. Die Frage, ob Belgien mit dem Zoll-Verein einen Handels-Vertrag abschließen, ob es wenigstens für schon annäherungsweise gemachte, wenn auch geringe Konzessionen ein Aequivalent erhalten wird, muß noch vor Ablauf des Jahres eine Lösung erhalten, und sollte auch von dieser Seite die Hossuung febhlshlagen, so werden gewiß die Kammern die Regierung nöthigen, ener- gischere Maßregelu im Geiste des sogenannten Protections-Systems zu nehmen, Sehr zu beklagen wäre es, weun gerade in demselben Zeit- punkt, wo Belgien und Deutschland sich durch die Beendigung der Eisenbahnen die Hand reichen, das Resultat gerade ein entgegen- geseltes, eine größere Fommerziale Absonderung würde, Wir möchten uns noch der Hoffnung hingeben, daß das zur Einweihung der inter= nationalen Eisenbahu von Verviers nah Aachen angeordnete Fest am 15. Oktober, das mit besonderem Glanze begangen werden sfoll, zu-= gleich mit einem engeren Bande die durch so viele gemeinsame Juter= essen und historische Erinnerungen an einander gewiesenen Länder ver- fnüpfen werde. Nicht ohne eine gewisse Besorgniß sehen wir jedoch der nächsten Kammer - Session entgegen. Der Geist, der im Allge- meinen die Deputirten beseelt, is zu sehr auf restriktive Maßregeln ge- richtet, als daß man nicht befürchten fönnte, es werde sich bei der ersten Gelegenheit die über das Fehlschlagen fast aller Versuche, Handels =- Verbindungen anzuknüpfen, genährte Unzufriedenheit guf eine unüberlegte und dem Gesammt-Juteresse des Landes nachtheilige Weise zu erkennen geben. E Die Judustrie befindet \ch, wie anderwärts, in einem sehr drückenden Zustande, der unter verschiedenen Ursachen alle Provinzen trisst. Die Armuth, das Eleud macht in den Flandern, deren Linnen-Judustrie immer mehr herabsinkt, reißende Fortschritte, Der Provinzial-Rath hat ein wohlgemeintes, von der Regierung be- stätigtes Reglement erlassen, wonach die offiziellen Wohlthätigkeits- Kommissionen freie Werkhäuser für die Arbeitlosen eröffnen sollen, Mit wie vielen Schwierigkeiten aber die Ausführung verbunden, be= sonders wenn die Zahl der Ausuchenden groß wird, is leiht einzuse hen. Jm Hennegau und der Provinz Lüttich liegt die Eisen-Fabrication darnieder, ein Hoch - Ofen nach dem andern löscht das Feuer aus, Massen von Eisen befinden sich aufgespeichert, ohne selbst bei Verlust des Fabrikanten Käufer zu finden. Einer der bedeutendsten Hoch-ODefen soll auf diese Weise 9 Millionen Kilogr. vorräthig haben. Die Kohlen - Minen, die sich noch am besten hielten, missen auch die Arbeiten vermindern; so giebt sich überall ein drückender Zustand kund. Dazu kommt, oder vielmehr eine Folge davon ift, daß, da die Gesammt-Consumtion leiden muß, die Steuer-Einnahme des Staates sich vermindert, Das Budget wird für dieses Jahr ein Defizit von mehreren Millionen ausweisen, Der Betrag der Eisen= bahnen is auch um wenigstens 2 Millionen zu hoch veranschlagt wor den, so daß der Gesammt-Ausfall sich leiht auf 5 Millionen belau= fen kann, Belgien theilt freilih in dieser Hinsicht das nämliche Loos mit mehreren anderen Staaten. Die inneren Hülfsquellen sind je- doch noch ergiebig genug, als daß man zu \o außerordentlichen Fi nanz-=Maßregeln greifen müßte, wie sie von England genommen und in Holland beantragt worden sind. j i

Sani en.

Madrid, 17. Aug. Espartero sagt in der am Bord des „Baetis „von ihm erlassenen Protestation, daß der insurrectionelle „ustand, in welhem sich mehrere Provinzen der Monarchie befunden und der Abfall der Armee ihn gezwungen hätten, das Königreich zu verlassen, bevor der Augenblick erschienen sei, wo er, der Constitution gemäß, die Regentschaft des Königreichs hätte niederlegen müssen; da er nun das ihm anvertraute Gut der Königlichen Autorität nur 4 der von der Constitution vorgeschriebenen Form zurückgeben, es tige aht denjenigen überliefern könne, welche sich der Regierung auf fierlihsie ¡onelle Weise bemächtigt hätten, so protestire er auf das dee E ste gegen Alles, was Heshe zen oder was im Widerspruche mit er Constitution der Monarchie noch geschehen köune.

Varcelona, 17. A ral Ar i - 17. Aug. General Arbuthnot erließ gestern legenden I aus der Citadelle: | 1 rel ckl€ Junta dieser Provinz hat sih aus Motiven, welche uns als N 5 prüfen nicht zusteht, und die zu untersuchen hier nicht der Ort hatte s oberste nine Junta wieder konstituirt, Vor einigen Tagen vie e in Gemäßheit desjenigen, was von der Staats - Behörde dekretirt soll n war, diesen offiziellen Charakter niedergelegt, Da nun aber eine he Jnvestitur im Widerstreite mit dem is, was die Dekrete der Negie-

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rung, welhe die Nation sich selbst gegeben, und die von a i anerfannt und respektirt ift fi bedin ausssreenz da es Me Aen und dasselbe ist, ungehorsam zu sein oder aber durch die gesetzlichen Organe Vorstellungen zu machen, so ergiebt si daraus, daß ih in meiner Eigen- schaft als Militair, dessen erste Pfliht Gehorsam gegen die konstituirte Re- gierung is, die genannte Junta als oberste Junta in keiner Weise aner- kennen, noch mich vor der souverainen Autorität, welche sie sich beilegt, beu- gen fann. Jch erwarte ein gleiches Verfahren von Seiten aller Militair- Personen, die unter meinen Befehlen stehen. Jh rechne darauf, daß sie, ihren heiligsten Pflichten treu bleibend, der Regierung, welche uns nach dem ein- stimmigen Willen des Volkes so glücklich regiert, \sih gehorsam zeigen und die vollständigste Neutralität beobachten werden, ohne si in politische Fra- gen, wie die, um welche es sih jeßt handelt, einzumischen oder ín irgend einer Weise daran Theil zu nehmen, sich vielmehr streng an den Pflichten der Disziplin halten, bis daß die Befehle der Negierung, der ih über den exceptionellen Zustand Barcelona's sofort Bericht ei statten werde, eingetrof- fen sind. Wenn auf einem oder dem anderen Punkte dieser Provinz cin gleiches Ereigniß einträte, wie das, welches den gegenwärtigen Tagesbefehl veranlaßt, so sollen die General - Kommandanten oder militairishen Chefs sich mit den unter ihren Befehlen stehenden Streitkräften in die zunächst gelegene Festung zurückziehen, im Augenblicke aber umständlichen Bericht über eine solche Bewegung einsenden und das vorgeschriebene Verfahren eE Neutralität beobachten, so lange sie nicht andere Befehle von mir er- halten.“

X Paris, 24. Aug. Das Ministerium Lopez hat die be= kanntlich auf den 15ten d. M. ausgeschriebene Versammlung der General-Junta von Biscaya durch folgendes Schreiben an den poli tischen Corregidor der genannten Provinz verboten :

„Die provisorische Negierung der Nation sicht mit lebhafiem Bedauern die Veränderungen in dem politischen und Verwaltungs-Zustande der Pro- vinz, welche die Junta, die sich in Bilbao konstituirt hatte, um die Natio- nal - Bewezung zu unterstüßen, vornehmen zu dürfen geglaubt hat. Die Negierung hätte nicht geglaubt, daß in dem Augenblicke, wo eine vollstän- dige Einheit der Gesinnungen so nothwendig war, um den Thron und die Verfassung zu retten, die Junta die öffentlihe Verwirrung benußt haben winde, um in unüberlegtem Eifer sehr inhaltshwere Veränderungen vorzu- nehmen, welche nur dann Dauer haben könnten, wenn sie das Ergebniß einer gründlichen, umsichtigen und in der erforderlihen Weise autorisirten Berathung wären. Nicht zufrieden damit, die fueristische General-Deputa- tion von 1841 und das Amt des politischen Cvrregidors wiederherzustellen, hat sich die Junta auch erlaubt, den Nonnen die Verwaltung der Kloster güter zurückzugeben, welche durch das Geseß Staats -Eigenthum geworden sind, ohne zu bedenken, daß eine solche Maßregel eine Jdee des NRükschritts verräth, die mit dem Zwecke der National-Bewegung im Widerspruche steht.“

„Die Regierung würde eine {were Verantwoitlichleit auf sich laden, wenn sie solche Veränderungen vollziehen ließe, die in den ersten Augen- blicken der Aufregung unternommen sind, um die besonderen Interessen der Provinz zu begünstigen, welche mit den allgemeinen Jnteressen der Nation nicht in Einklang geseht werden können, so lange die Maßnahmen nicht vollendct sind, von denen in dem Geseze vom 25, Oktober 1839 (über Ne- gulirung der Verfassung der Nod - Provinzen) die Rede is, Demgemäß versügt die provisorische Negierung der Nation im Namen der Königin Doña Jsabella 11,, daß die Sckhen in Biscaya wieder auf den Fuß gesetzt werdeit, auf welchem sie sich vor den letzten Ereignissen befanden. Ew. Herr- lichkeit hat daher unter strengster Verantwortlichkeit zu verhindern, daß die General-Deputation fortfahre , Regierungs-Handlungen vorzunehmen, oder daß gar die Versammlung der Deputirten von Biscaya zu Guernica statt- finde, von welcher Ew. Herrlichkeit in Jhrem Schreiben vom 5ten d, M, redet.“

Die General=-Deputation veröffentlicht dieses Schreiben des Mi-= nisters des Jnnern mit folgendem Zusaße :

„Nach Anhörung des mündlichen Nathes des Herrn Consultor (rechtslundigen Syndikus) und in Betracht der Gründe, auf welchen der- selbe gestüßt war, is beschlossen, die einberufene Versammlung der General- Junta aufzuschieben, vorbehaltlich des \chriftlihen Gutachtens, welches der Syndikus nach reiflicher Erwägung des vorstehenden Königlichen Befehles abgeben wird, vorbehaltlih der weiteren Beschlüsse, die im Juteresse des Landes gefaßt, und vorbehaltlich der thätigen und energischen Schritte, die bei der Negierung werden gethan werden, um cine Genugthuung für diese neue Ungerechtigkeit zu erlangen, die ohne Zweifel einer Uebereilung zuzu- schreiben is, eben so wie die früheren Ungerechtigkeiten, welche die getreuen und gehorsamen Einwohner dicser erlauchten Provinz nicht verdient haben. ““ Unterz, Domingo Enlagío de la Torre; José Joaquin de Arguinzoniz ; Matias de Jzaguirre; Mateo de Jnchaurragaz Casimiro de Arizz Fran- cisco de Hormaeche, i

Der Eindruck, den das Verbot der Regierung unter der Bevöl- kerung von Biscaya hervorgebracht hat, stimmt mit dem Tone der vorstehenden Bekanntmachung der General -= Deputation volllommen überein. Ein Schreiben aus Bilbao vom 16. August drückt die bitteren Empfindungen, welche sogar in der Hauptstadt von Biscaya vorherrshen, die sih doch im Allgemeinen immer ziemlih lau in Bezug auf die Fueros und deren Konsequenzen gezeigt hat, in fol= genden Worten aus : :

„Die Regierung zeigt sich im höchsten Grade ungereht gegen die Basken. Die Junten von Barcelona dürfen die Wälle der Festungen, welche Staats-Eigenthum sind, niederreißen ; die Junten von Galicien dür- fen die alten Steuern abschaffen, neue Steuern einsühren und überhaupt eine absolute Staatsgewalt üben z die Junten von Valencia und Siguenza dürfen die Nonnen wicder in Besitz der ihnen entzogenen Güter seßenz aber wenn die Junta von Biscaya dieselbe Maßregel verordnet, so ergreift man diesen Vorwand, um die Wiederherstellung der fueristischen General - Deputation und die Einbe- rufung der General-Junta nach Guernica zu tadeln, und um zu befehlen daß Alles wieder auf den früheren Fuß geseßzt werde, Es scheint unglaub- lich, daß, nachdem die ganze Nation sich erhoben hat, um das Joch Espar- tero's abzuschütteln und um das beleidigte Gescz zu rächen, den Basken verboten wird, auf friedlichem Wege und durch geseßliche Mittel dahin zu streben, daß die Ungerechtigkeiten, deren Opfer sie gewesen sind, wieder gut- gemacht werden. Die Basken wollen die Stellung wiedergewinnen, welche ihnen durch das Geseß vom 25. Oktober 1839 eingeräumt warz sie verlan- gen nicht mehr, aber auch niht weniger. Espartero hat jenes Geseß im Jahre 1841 zerrissen, Nun denn, die Herrschaft des Gesehes wird überall als das einzige Mittel ausgerufen, um die Wunden dieser unglücklichen Nation zu heilen, und gleihwohl verbietet man uns Basken, die Annulli- rung einer ungerechten, tyrannishen und doppelt geschwidrigen Handlung, indem Espartero als constitutioneller Regent des Königreichs nimmermehr be- fugt sein konnte, das zu thun, was Philip» U, als absoluter König nie gewagt haben würde,“ ;

Der Verfasser des vorstehenden Briefes erzählt hierauf das, was nah dem Eintreffen des Regierungsschreibens au den Corregidor vor= gegangen ist. :

„Die General-Deputation, welche am 14ten Morgens Bilbao verlassen hatte, um sich nach Guernica zu begeben, erhielt in dem Flecken Galdacano die Mittheilung des Ministers des Innern. Die Deputation beschloß hier- auf, nach Bilbao zurückzukehren, und die Versammlung der Junten einst- weilen aufzuschieben, der Regierung aber die nahdrücklichsten Vorstellungen gegen diese neue Ungerechtigkeit zu machen. Dieser Beschluß, welcher bei aller Welt für einen Beweis von Schwäche gilt, wird von der öffentlichen Meinung auf Rechnung des Herrn Ariz geseßt, Mehrere Abgeordnete für die General - Junta, welche ih auf dem Wege nah Guernica in Galdacano befanden, als die Depesche des Ministeriums eintraf, waren der Meinung, daß die Deputation ihre Neise fortsepen müsse, um dort, ohne förmliche Eröffnung der Sizung, ihre Beschwerden vorzubringen, die dann der Negierung durch eine Kommission überreicht worden wären. Die Deputation wäre, diesem Vorschlage zufolge, bis zum Eintreffen ciner Ant- wort in Guernica geblieben, und im Falle diese ungünstig ausgefallen, hät- ten die sämmtlichen Mitglieder der General-Junta eine Protestation unter- zeichnet, che sie nah Hause zurückgekehrt. Dieses nicht weniger energische als geseßliche Mittel würde Jedermann befriedigt haben, während jeyt die Biscaver unzufrieden sind, so daß sih die General-Deputation verlassen und ohne Stüße sieht. Der neue politishe Chef, der gestern in Vitoria ange- kommen war, fann von einem Augenblick zum anderen in Bilbao eintreffen,

wo seine Anwesenheit schwere Kollisionen herbeiführen könnte, wenn das

| Hochlande vermehren sich mit jedem Tage. Am 12ten fielen

Land nit fest entschlossen wäre, vor allen Dingen durch rein gesebliche

Mittel Genugthuung zu verlangen. Was uns einigermaßen über unser öffentliches Unglück tröstet, is die Einigkeit, die in der Provinz herrscht. Die öffentliche Meinung is niemals so kompakt gewesen als jeßt. ““

Der Phare des Pyrénées theilt aus Barcelona die nachstehenden Nachrichten mit, und zwar in der Form, in welcher dieses Blatt gewöhnlich die für Paris bestimmten telegraphischen Depeschen ver- öffentlicht: „Als am 15ten Abends der Generalmarsch in Barceloua ge- shlagen wurde, traten von 6000 Manu National-Garde uur 200 unter die Waffen. Diese schickten eine Deputation an den General Arbuthnot, um die Wiederbewaffnung des am Tage zuvor aufgelösten Bataillons der Freiwilligen zu verlangen, Die Garnison der Citadelle weigerte sich indessen, die Waffen den Freiwilligen , die auf der Citadelle nie- dergelegt sind, verabfolgen zu lassen. Außer den Truppen der Be= \abung hat sich au das Artillerie- Bataillon der National - Garde mib dem General Arbuthnuot auf die Citadelle zurückgezogen. Das Sort Atarazanas ist wieder geräumt worden, Die drei spanischen Kriegsfahrzeuge, welche im Hafen von Barcelona lagen, haben die Maier gelichtet und kreuzen im Angesichte der Stadt. Die Auswan- As noch in großem Maßstabe fort, und die Läden bleiben

ZU diesen nur bis zum 46ten reichenden ichten läßt nach den barceloneser Blättern vom iZten " Ns V m Theil nur in unvollständigen Nummern erschienen sind, noch hin=- zufügen, daß die Offiziere des entwaffneten Bataillons der Frei=- willigen eine Protestation gegen die gegen ihr Corps ergriffene Maß- regel veröffentlicht haben, und daß die Offiziere des 3, Bataillons der National - Garde in einer am 16ten gehaltenen Versammlung darüber einig geworden sind, sih mit der Junta zu verständigen, ih bei dem General Arbuthnot über die barbarische Auflösung des Bataillons der Freiwilligen zu beshweren und nachdrücklih zu ver= (augen, daß der, welcher für jene Maßregel verantwortlich sei, wegen derselben zur ernstlihen Rechenschaft gezogen werde.

Ein ziemlich glaubwürdiges Gerücht sagt überdies, daß die Re- gierung telegraphishe Nachrichten aus Barcelona bis zum 20sten er- halten habe, denen zufolge die ganze Nationalgarde der Hauptstadt von Catalonien auf die Seite der Junta getreten, und die Stim- mung der Truppen so beschaffen sei, daß man nicht auf dieselben rechnen könne, wenn es si darum handeln sollte, gewaltsam einzu- \hreiten, i

Die carlistishen Banden in dem catalonischen und aragonischen

) 10 Mann der Nationalgarde von Cardona in einen Hinterhalt einer überlege= nen Anzahl von Karlisten, die ihnen 14 Mann tödteten. Jn der Nähe von Puigcoida befindet sich cine andere Bande, die 70 Mann zählen soll, und die unter der Anführung des nur zu bekannten Hâäuptliugs el Muchacho steht. S

Portugal.

A Lissabon, 14. Aug. Jch theile Jhnen heute die näheren Details über den Aufenthalt des Ex-Regenten vor der portugiesischen Hauptstadt und das Verhalten, welches die portugiesische Regierung bei dieser Gelegenheit beobachten zu müssen glaubte, nah den Noti= zeu mit, die ich aus den glaubwürdigsten Quellen darüber ge=- sammelt habe. :

Schon in meinem Schreiben vom 7ten hatte ih des an jenem Tage gehaltenen Ministerrathes gedacht, und die Ueberzeugung aus= gesprochen, daß die Antwort auf die durh Mittelspersonen gethanen Schritte, welche seinen Empfang mit den seiner Stellung als Regent gebührenden Ehren-Bezeugungen bezweckten, abschlägig lauten werde,

seit der spanische Gesandte Graf Aguilar, der so lange Espartero ergeben geblieben war, ebenfalls seine Sache aufgegeben und für die faktische Regierung zu Madrid si erklärt hatte. Die abschlägige Autwort wurde in einer Note, welche an Bord des „Malabar““ ge- hickt wurde, aber ín sehr allgemeinen Ausdrücken abgefaßt war, ertheilt. Schon bei der Ankunft des „Malabar““ und so fortdauernd, war von Seiten der Batterien der Forts und der portugiesischen Kriegsschiffe uur die gewöhnliche Anzahl von Salutschüssen gegeben worden, welche bei der Ankunft jedes Kriegs\hiff} begrüßen. Von der Anwesenheit Espartero’s auf dem „Malabar““ war dabei keine Notiz genommen worden, Die englischen Kriegsschiffe aber begrüßten denselben mit den Ehren - Bezeugungen, welhe Espartero's Rang, als wäre er noch wirkliher Regent, angemessen sind, so wie er auch auf dem „Malahar“/ von den Offizieren und der Mannschaft der englischen Marine, dann auch von Lord Howard de Walden, dem britischen Minister, der ihm seinen Besuch abstattete, und am leßten Donnerstag ein Bankett an Bord des Linienschiffes „Malabar“ ihm zu Ehren veranstaltete, stets als solcher behandelt wurde.

__ Nach der ersten allgemein abschlägigen Antwort stellte nun Espartero ein förmliches Gesuh um Ermächtigung zur Landung am 8,, ausgefertigt und mitunterzeihnet vom Minister des Innern Don Pedro Gomez de la Serna, das noch vom britishen Minister Lord Howard de Walden persönlih unterstüßt wurde, ohne daß es einen besseren Erfolg hatte. Das portugiesische Kabinet, welches gehofft hatte, die erste Weigerung seinerseits werde hinreichen , Espartero zu vermögen, wieder abzureisen, befand sich in niht geringer Verlegen= heit, Der spanische Gesandte zeigte sich entschieden zu Gunsten der Regierung zu Madrid, erklärte Espartero niht mehr als Regenten anerkennen zu können und gab klar zu verstehen, daß die Aufnahme Espartero's hier zu unangenehmen Verwickelungen für beide Ce in deren beiderseitigem Juteresse Aufrechthaltung eines guten Einver= stäudnisses liege, führen müsse, Ein neuer Ministerrath wurde be= rufen, und die Sache nah allen Seiten aufs Reiflichste in Erwägung gezogen und der gefaßte Beschluß lautete abermals dahin, daß man Espartero die Landung auf portugiesishem Boden überhaupt nicht gestatten könne, Dieser Beschluß wurde in einer förmlichen Note des Ministers des Auswärtigen, Don Gomez de Castro, motivirt aus= einandergeseßt und sogleih an Bord des Malabar ge\chickt.

Das portugiesische Kabinet berust ih darin vor Allem auf das Verfahren des spanischen Gesandten, Grafen Aguilar, der die Aüto= rität des Regenten niht mehr, wehl aber die der jeßigen Regierung zu Madrid anerkenne. Die Politik des portugiesischen Kabinets sei aber stets dahin gegangen, die Anerkennung der jedesmaligen faktischen Regierung im Nachbarlande und keiner anderen als Grundsaß aufzu= stellen. Die Note sebt dann die besondere Natur der leßten Ereig= nisse in Spanien auseinander, stellt Betrachtungen darüber an, zeigt die besoudere Lage, in welcher Espartero demnach jebt erscheinez er habe vor kurzem uo die Königliche Autorität in Spanien ausgeübt, von welcher er nun faktisch entkleidet sei durch eine Bewegung, an welche das ganze Land sih angeschlossen habe. Wenn nun die por= tugiesische Regierung ihm die Landung in Portugal gestatte, so set vorauszusehen, daß von seiner Seite mit Unterstüßung ne ihn be-

leitenden Anhänger und derjenigen, die er noch etwa in Spanien esibe , Versuche zum Umsturze der neuen Ordnung der Dinge Spanien gemaht werden würden. Daraus müsse 1 Konflikt zwischen den olgen, beson Regierungen

beide Theile schlimme Folgen, bejonders aber sein würde, au im direktesten bersprgeas / Grundsäßen der Politik, welche Portugal ste

seinem beständigen Wunsche, mit dem Nas