1910 / 43 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Feb 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Zöpfe retten konnten, so wenig wird das den preußishen Würden- trägern gelingen. Es waren keine sentimentalen Lräumer, die das demo- kratishe Wahlrecht in Oesterreich, Frankreich usw. eingeführt haben, es waren politische Geshästsmänner, die in nüchterner Erwägung zu ihrem

chlusse gekommen find. Zu Gunsten der Klassenwahl hat der Minister- präsident den Freisinnigen Vorhaltungen über das Recht der nackten Zahl gemacht. Was er an ihre Stelle seßen wollte, war sogar dem Klassenparlament ungenießbar. Die geheime Stimmabgabe soll alle geistig s{chwächeren Wähler unfrei machen. Jeßt wissen wir es also. Das öffentliche Wahl- recht soll dazu dienen, die geistig s{chwächeren Wähler zu [V Es ehrt den Kanzler, daß ihn das Schamgefühl gehindert hat, offen zu sagen, daß die Beamten der Meg zu folgen haben. “Haben “diese nicht auch materielle Interessen ? Man traut den Beamten nicht über den Weg. Es gibt nichts Feigeres als den Versuch der wirtschaft- lich Mächtigen, die wirtschaftlih Schwachen um ihre Ueberzeugung zu be- trügen. Das preu de Wahlrecht steht hinter dem Rußlands zurück. Mit der preußishen Vorlage wurde das Versprechen des Königs nur formell eingelöst; die Junker haben verhindert, daß das Versprechen materiell eingelöst wurde. Vielleiht handelt es sich auch um gottgewollte Ab ängigkeitsverhältnisse. Gewiß sind auch Ausschreitungen vor- etommen; was beweisen aber diese kleinen Dinge gegenüber dem Willen des Klassenbewußtseins! Wo es zu Ausschreitungen gekommen ist, waren nit die Arbeiter daran schuld, sondern die Polizei mit ihrer gien Provokation. Seit Jahrzehnten hat Preußen nicht mehr ein ähnliches imposantes Schauspiel gesehen; Hunderttausende von tbeitern wurden getrieben von dem gleichen Impuls. Der Idealismus, von dem der Reichskanzler spra, lebt niht oben, sondern in den unteren Massen. Die Arbeiterschaft ist gewohnt, Opfer zu bringen, le wird si auch dur Opfer beim Wahlrecht nicht abschrecken lassen, das mögen Sie sih gesagt sein lassen. Das Blut, das geflossen ist, ist für die E Si des Befreiungskampfes der Arbeiter- [haft gefl i

osen.

Hierauf ergriff der

Gataee les Wn! lest geteilt werden wird.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen

9%) Slng, Bibes der Finanzminister Freiherr von Rhein- aben beiwohnte, zunächst die erste Beratung des Geseß- „entwurfs, betreffend die Reisekosten der Stadts-

eamt s Abg. beten ohn (fr. Vgg.): In der Kommission wird man l / i b nicht. eine andere Einteilung und

er unterhalten müssen, o ( eventuell eine Susammenfassung von verschiedenen Beamtengruppen

zu empfe ist. it der Pauschalierung der Reisekosten für die Beamien ti, f e isen S sind wir einverstanden. Die estimmungen aber die Entschädigung für Fahrko|ten auf Landwegen erden ebenfalls in der Kominissión eingehend besprohen werden inüssen, besonders mit Rücksicht auf die Medizinalbeamten. : Abg. Wallenborn (Zentr.): Es handelt s bei der Begu - achtung der Vorlage nicht um die Frage, ob Neisegelder oder Tage- gelder zu gewähren sind, sondern vor allem um eine Herabminderung er Koster. Bei den höheren Beamten ließe sih eine Verminderung der Kilometerkosten wohl noch durchführen. Der Ausdruck „Subaltern- Vamte* sollte in der Vorlage vermieden werden. Das Beste wäre

Reichskanzler Dr. von Bethmann Rede übermorgen im Wortlaut

die Gewährung von Freifahrkarten, also dieselbe Regelung, diè schon .

bei den Eisenbahnbeamten vorhanden ist. i / P ließt die Diskussion. Die Vorlage wird einer Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.

(Schluß des Blattes.)

Dem Reichstage ist der am 13. Oktober v. J. in Bern zwischen dem Deutschen Reiche, Jtalien und der Schweiz ab- geschlossene neue Vertrag, betreffend die Gotthardbahn, nebst Schlußprotokoll zugegangen.

_ Nach amtlichen Ermittlungen sind bei der am 15. d. M. stattgehabten Reichstagsersaßzwahl im Wahlkreise Mülheim. - Wipperfürth - Gummersbach insgesamt 40913 Stimmen abgegeben worden. Davon haben der Ober- landesgerichtsrat Marx- Düsseldorf B 90 376, der Schriftsteller Dr. Erdmann- Cöln f ozialdemokrat) 10 924, ex Rechtsanwalt Falk- Cöln (national iberal) 8465, der Pfarrer _ Hoemann-Gummersbach (ristlich-sozial) 1140 Stimmen er- halten: zersplittert waren 8 Stimmen. Es hat also Stichwahl stattzufinden zwischen Marx (Zentrum) und Erdmann (Sozial- demokrat).

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Nr. 7 ralblatts für das4Deutsche Reich“, herausgegeben im Meichsamt des Innern, vom 18. Sha tünt genden Inhalt: 1) Konsulatwesen: E os Ermächti-

gen zur Vornahme von Zivilstands andlungen. 2) Bankwesen :

der deutschen Notenbanken Ende Januar 1910. 3) Marine Da Sthiffahrt: Erscheinen des vierten N zur amtlichen Stk hen Ausgabe des Internationalen S nalbuhs. 4) Zoll- und inlánpewelen: Zulassung eines zollfreien Beredelungsverkehrs mit stimadilchen wollenen baumwollenen und leinenen Geweben ; Be- D) Polen über die Tragung der Untersuchungskosten im Zollverkehr. iciwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

E t e

Statistik und Volkswirtschaft.

Das P Zur E U N

; Personal der Rennställe in Hoppegar Dodl Oh der Voss, Btg.“ hl in den Ausstand getreten. und i in den Stallungen besWäftigten Stalleuté, etwa 480 dür die ode tre Leute, verlangen einen Mindestlohn von 25 #4 für, e beteiligt die Jokeys und Lehrjungen sind an dem Ausstand nich

In Dis S : M N b üsseldorf sind die Dachdeckergehilfen in eine Loy teile 9Ung eingetreten. Ce fordern, wie die „Rh.-Westf. Ztg.“ mik- die § S Erhöhung des Stundenlohns von 60 auf 65 4, während nehmer eber eine Verkürzung auf 65 Z vorschlagen. Die Arbeik- 1, 9, wollen, falls ihre Forderunz niht bewilligt werden sollte, am Via in den Ausstand treten. ¡ Ne „Köl iz einer Meldung aus Antwerpen droht dort, wie die Needo, 0 erfährt, ein Ausstand der Hafenarbeiter, da die Nahm die Forderung auf Durcharbeiten und Feierabend um 4 Uhr inittags abgelehnt haben.

Kunft und Wissenschaft.

Tags Königliche Institut für Meereskunde, Georgen- folgte 34—36, veranstaltet in der kommenden Woche, Abends 8 Ühr, Dioende öffentliche, Herren und Damen agngli e Vorträge: am

ers pricht der Professor A. Manes- Berlin über Seekrieg und Bot berung, am Donnerstag schildert der Baurat G. de Thierry- bind Freie Hansestadt Bremen, ihre Hafenanlagen und Ver- Lich ungen mit der See und dem Hinterland, unter Vorführung von

tbildern; { d Berlin a Mirer S reitag behandelt- der Negierungsrat Ne uberg- 8 ET

Mae des Rechts. E D sind von an den Vortragsabenden felbst von 6 Uhr

9 Uhr Mittags un 7 -Z für den Vortrag in der Geschäftsstelle

ab zum Preise j um von je 25 des Instituts zu E

A. F. In der Februarsißung der Vorderasiatischen Gesell- schaft sprach Baron Lichtenberg „über die Einflüsse der ägeishen Kultur auf Syrien und Aegypten und die Datierung der kretishen Perioden“: Schon im dritten und zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrehnung sind im Gebiet des östlihen Mittelmeeres vier Kulturen deutlich zu unterscheiden : die ägeische, kleinasiatische, semitishe und ägyptische. Durch die Ausgrabungen der lezten Jahre ist dies immer klarer geworden. An verschiedenen Punkten haben die Ausgrabungen auch Neuzeitliches zutage gefördert, und es steht zu erwarten, daß in dieser Nichtung bald noch weitere Aufschlüsse erfolgen werden. Vermohte man in Orchomenos und Tiryns die Entwicklung bis weit in die Steinzeit hinein zu ver- folgen, so war ein Gleiches auch auf den Inseln des Jonischen Meeres bis in die Kultur hinein der Fall, die man die mykenishe nennt. Daß diese aus Mitteleuropa eingedrungen ist und arischen Völkern angehört, wird durch die Anwendung der Spirale als Ornament beglaubigt. Zwar - is diese Behauptung nicht unbestritten ge- blieben, da englishe Gelehrte, wie Gvans, die Spirale aus Aegypten ableiten; aber dieser Widerspruch wird hinfällig, wenn man die Wanderungen der ‘Spirale kritish ins Auge faßt, die on Europa nah Süden vor sich gingen, nicht umgekehrt; denn bereits in der neolithischen Zeit fand dies Dekorations- motiv in Mitteleuropa Anwendung, wie zahlreiche keramische L in Bosnien, Siebenbürgen, am Harz, am Spessart und um Erfurt herum beweisen. In der gleichen Zeit und viel später noch war die Spirale in Aegypten unbekannt; als Drnament unbenußt und in ihrer Anwendung beschränkt auf Hellas, die Balkanhalbinfel, Teile von Klein- asien und die Insel Cypern; obgleih Berührung der ägeischen Kultur mit anderen Kulturen au damals schon bestand, wie als Uteraturquellen die Aufzeilhnungen des Tutmosis, ägyptische Inschriften und das Alte Testament bezeugen, und wie zum andern zahlreiche bildliche Dar- stellungen aus dem zweiten Jahrtausend ebenso wie unzählige Funde von Scherben und Bruchstücken aller Art erhärten. Von den ägypti- schen Nachrichten über Einflüsse der anderen gleichzeitigen Kulturen ind vor allem die Annalen der Pharaone Tutmosis 111. und Mane L O in’ denen u. a. über den Zug nah Syrien be- rihtet wird: „Alle syrishen Häfen Q voll gewesen mit allem, was ebrauht wird." Eine gewisse Art Schiffe wird mit einem besonderen Namen benannt, wie man heute etwa von „Indienfahrern“ redet, als Schiffe, die ihren Lauf nah anderen Lindern haben,“ womit ge- gebenenfalls nur die Länder des Aegäischen Meeres gemeint sein können. Was diese Schiffe brachten, wird aufgezählt, u. a. Säulen, Stügen, Balken. Diese Reihenfolge legt die Vermutung nahe, daß das für das holzarme Aegypten wichtige Holz, „u. a. in Gestalt von Säulen, ein hervorragend wichtiger Einfuhrartikel war. Hieran darf die Er- fahrung nit irre machen, daß wir aus der ägyptischen Architektur nur die Steinsäule, genauer den Steinpfeiler, kennen. Es gab sicher daneben noch zahlreiche Verwendungen für Säulen aus Holz. Wichtig ist jedenfalls, daß aus dem Lande der ägeishen Kultur hölzerne Säulen nah dem Lande am Nil eingeführt wurden. Als Verfrachter werden Namen genännt, die ‘auf Cypern oder andere griechische Inseln hindeuten. In einem Annalenbruchstück aus Karnak wurden als eingeführt Kunstgegenstände von Keftinarbeit (2) erwähnt. Unter den El-Amarnabriefen befinden sich Korrespondenzen des Königs von Cypern mit Amenophis IV., die über einen lebhaften Handelsverkehr zwischen Cypern und Aegypten keinen Zweifel E Einmal wird aus Cypern eine Sendung von Kupfer und Blaustein angekündigt und gleih gesagt, was man als Gegengabe erwartet (wobei natürlih an Tribut nicht zu denken ist). Von der Enge der Beziehungen zwischen den Nachbarländern zeugt au ein Brief, in dem für- die Witwe eines in Acgypten gestorbenen cyprishen Kaufmanns die Bitte ausgesprochen wird, ihr Hab und Gut des Verstorbenen auszuliefern. Von weiteren Beziehungen der Nachbarländer ist ein paar hundert Jahre später aus Anlaß des sogenannten Seeräuberkrieges die Rede, der auf eine starke Völkerwanderung hinzuweisen scheint. Daß es sich hierbei um Völker kaukasisher Rasse und vorderasiatisher Herkunft handelt, geht aus den Namen Pulasata und Takara hervor, die man Grund hat mit Philistern und Teukrern identisch zu halten: leßterer ein alter griehisher Volksstamm, ersterer sicher niht von semitischer,

fondern von arischer Abstammung. Für die Verwendung hölzerner Säulen spricht, vorausgescßt, daß man der Er- zählung einen historishen Kern zubilligt, die Geschichte des

Simson und seines Unterganges, als er durch gleichzeitiges machtvolles Erfassen zweier Säulen den Tempel, dessen Dach sie trugen, zum Zu- fammensturz brachte. Hölzerne Säulen gab es auch in Kreta und Tyrus, später auch in Troja. Die Darstellungen am Löwentor von Mykene und auf erhaltenen kretischen Bildern lassen daran feinen Zweifel. Sie waren auf Steinplatten gefeßt, von denen sie abgerückt werden konnten. Reichlih zum Beweise des Einflusses ägeischer auf ägyptische Kultur fließt vor allem die Quelle der Arbe e Dar- stellungen. Keftin (die Bezeichnung für griechische Arbeit) werden häufig in der Totenstadt der 18. Dynastie (1600-1400) erwähnt; au in den auf die 11. und 12. Dynastie (2200—1900) zurück- zuführenden Bildwerken gilt viel als _Keftin, was etwa soviel als „Tauschware“ bedeutet. An diesen Arbeiten findet sich zuerst in Aegypten die Spiralenverzierung und andere bekannte ägeishe Ornamente, auch Schalen nah mykenischen Vorbildern und allerlei Zierat aus dieser Quelle, u. a. der Ochsenkopf mit Rosette zwischen den Hörnern. Spätmykenische Gefäßtypen ¡sind am Grabe Namses? 111. dargestellt; in rein thebanishen Gräbern, also aus’ der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends, findet man dann auf einmal die Spirale in großer Verbreitung. In anderer Anwendung tritt die Spirale aud als Umrahmung von Skarabäén auf. Die ersten Stücke chen auf die Hyksos-Zeit (um 1700) zurück und sind von ziemlih\{le{chter Nusführung. Allgemeine Verbreitung scheint diese Verwendungsart dann unter der 18. und 19. Dynastie (1600-1270) und in besserer Ausführung, häufig auch in Verbindung mit dem Mäander, gefunden zu haben. Skarabäen A Art finden si vielfa auch in Gräbern, die sonst -noch Keftindarstellungen enthalten. Sehr häufig ist die Spirale in Verbindung mit Mäander und Nosette auch“ auf Schmucktöpfen in Gräbern des neuen Reiches (1600—1150) angewandt. Unter der 20. Dynastie (1270—1150) wird die Spirale seltener, die 91. Dynastie (1150—950) scheint sie als veraltet ganz aufgegeben zu haben. Die als drittes beweiskräftig2s Moment, um die Einflüsse der n Kultur auf Syrien und Aegypten zu erläutern, oben an- geführten „Funde verschiedenster Art" können naturgemäß nur dann mitsprechen, wenn ihre Chronologie nah Möglichkeit genau festzu- stellen ist. Unter dieser felbstverständlihen Vorausseßung ist als et alten Importes ägeisher Arbeiten nah Aegypten eine gewisse Art von Siegeln in Form eines Knopfes anzusprechen, die sich bei

Abydos in Gräbern der 6. bis Dynastie (2500—2000) vorgefunden haben. Zahlreihe Gegenstücke dazu finden sh auf den Inseln des Aegäishen Meeres. Ferner

ergaben Gräber der 12. und 13. Dynastie (um 1900 und 1800) viele Scherben von Gefäßen, die dem in Kreta häufig vertretenen Camaresstil entsprehen; in der Nähe fanden sich auch solche der mittel-mykenishen Zeit aus der Regierungszeit von Tutmosis 11. und 111. (um 1500). In Theben wurden unter Tutmosis 1V. fehr viele Gegenstände des Kunstgewerbes aus Cypern eingeführt. Am Ende der 18. und zu Beginn der 19. Dynastie (um 1400) kam die spät-mykenishe Form der Bügelkanne in Aegypten in Mode. Jn dieser Zeit ist viel Kostbares aus Griechenland nah Aegypten importiert worden, das hin und wieder zutage kommt, fo vor S UNEE Zeit ein besonders {chönes Stück, eine Holz\scheibe, auf der, ähnlih den be- kannten naturalistishen Stierdarstellungen, Löwen dargestellt sind. Sprachen somit auch die gelegentlichen Funde für einen starken Import ägeischer Arbeiten nach Aegypten, so ist umgekehrt, wenn auch in sehr viel geringerem Verhältnis, au ein ägyptischer Export nah den Ländern des Aegäischen Meeres vorhanden gewesen. In Kreta, Rhodus und Mykene sprechen ägyptische Kleinfunde aus den Zeiten von Tutmosis 111. und Amenophis 1V. für diese Tatsache.

au na dem näher gelegenen Syrien, namentlih von Cypern und Kreta her, an Philister und Teukrer eine Einfuhr lehháft im Gange war, ist nur natürlich. Wo immer in Syrien Gegenstände der Kleinkunst oder des Kunstgewerbes gefunden werden,

verleugnen sie ihren cyprishen, fkretishen oder mykenishen Ursprung niht. Œs sei aus Veröffentlichungen der jüngsten Zeit auf die Ab- bildungen einiger Schalen mit Spiralornamentik hingewiesen. Der im vorstehenden nachgewiesene rege Verkehr zwishen Aegea und Aegypten hätte nah verständigem Ermessen starke Beeinflussungen beider Länder aufeinander herbeiführen müssen. Diese Wirkung äußerte sich aber verschieden, Die Aegypter bezeigten, ihrer ganzen Veranlagung entsyrehend, wenig Lust zur Nach- ahmung der E Vorbilder, umgekehrt aber entsprachen die Griehen s{nell jeder ihnen wertvoll ersheinenden Anregung. Daraus entsprang eine Verlangsamung der Aen Anpassung an ägeishe Vorbilder, wie es dur die späte Uebernahme des Mäanders und der Spirale als Volute an die ägyptishe Säule erst unter der 18. Dynastie besonders einleuhtend bekundet wird. Das gilt auch von Metallarbeiten, wie eingelegte Dolche, die mehrfach in Gräbern gefunden worden sind und die, wie beispielsweise ein Dolch aus einem Grabe der Hyksos-Zeit, verglichen mit gleichzeitigen ägeishen Arbeiten, eine ungeschickte Komposition, gegebenen- falls in dem 4 Wwen darstellenden Hauptschmuck der Klinge, zeigen. An den entsprehenden ägyptischen eingelegten Arbeiten find die Tiere freis{hwebend, und nicht zur Umgebung, dem Gelände, in Beziehung geseßt dargestellt; das ist kennzeihnend für fie zur Unterscheidung von den ein viel größeres Können verratenden ägeischen gleichartigen Arbeiten. Die pitrer F ait, Beobachtungen vergleihs- weiser Minderwertigkeit der ägyptischen Arbeiten“ kann man auch än den Fußböden in Cl-Amarna, an Vasen- und Gefäßformen machen, sofern sie niht von Aegea direkt übernommen und dur ägyptische Künstler nahgeahmt waren. Leßteres geschah z. B. mit den son genannten Bügelkannen, als sie S ewöhnlich - stark in Gebrauch kamen. Das is mit es iherheit nachzuweisen teils ‘an Mustern, die in Aegea nicht gebräuhlich waren, teils am Material, das nicht Terracotta, sondern eine andere Masse, u. a. Ton, ift. Nur in einem Punkte war Aegypten für Aegea unbedingt vorbildlich: in seinen unerreiht vollkommenen, von den Griechen, namentlich der späteren Zeit, voll anerkannten und viel s rg t Papyris. Und noch einen anderen wichtigen Vorteil vermag die heutige Wissenschaft aus dem Nachweis des ägeischen Einflusses auf Aegypten zu ziehen, d. i. die hiervon gegebene Möglichkeit der Datierung der ägeischen Kultur, der Zeiten ihres Beginns und threr Dauer. Versuche zu dem Zweck der Datierung der vormykenischen Kultur und der Blütezeit der Kultur Kretas sind hon von anderer Seite gemacht, es ist eine Tabelle der Gleichzeitigkeit der verschiedenen Kulturstufen aufgestellt worden. Diesen Ergebnissen, denen die gleihen Erwägungen zugrunde liegen, wie sie hier als dur das Studium der beiderseitigen Beeinflussungen gegeben an- gestellt werden, kann - der Vortragende nur beistimmen und es als einen Glüdsfall anerkennen, daß die ägyptishe Chronologie ungleih genauer feststeht als irgend eine andere, vor allem als die hierin alles zu wünschen übrig lassende ägeitishe. Hiernah ergibt sih für die Datierung der ägyptishen Kulturen etwa das Folgende :

Aeltere Kultur, zum Teil noch steinzeitlih, hier eingeschlossen die Funde von Orchomenos und Tiryns, ist gleichaltrig mit der 6.—11. Dynastie Aegyptens (2500—2100 v. Chr.).

_ Jüngere Kultur, Schichtzeiten 4. u. 5. v. Mykene, Pee Kultur auf Kreta, ist gleihaltrig mit der 12.—13. Dynastie Aegyptens (2000—1800).

Die Zeit der kretensishen Palastbauten und der 2. bis 3. Schichtzeit v. Mykene ist N mit der Hyksos-Zeit (1700).

Die spätminoishe Entwicklung, wie sie u. a. in der thebanischen Nekropole hervortritt, ist gleichzeitig mit Tutmosis 111. und IV. vón der 18. Dynastie (1600—1400). Diese leyte ägeishe Epoche {ließt etwa mit der 19. Dynastie (1400—1270) ab.

Die Insel Cypern, die im vorstehenden nicht genannt ist, war der leßte Ausläufer der ägeischen Kultur, die sie "zu pflegen und rein zu erhalten wußte Weiter entfernte Völker unterlagen einer gewissen Semitifizierung. Die hier versuchte Datierung, auf Grund der gegen- seitigen Beeinflussung der verschiedenen alten Kulturen dürfte auch ethnographisch niht ohne Interesse sein. Sie ist auf dem Gebiete dieser Wissenshaft noch manches zu erklären imstande.

Der Verband Eer Kunstgewerbevereiné tritt am

12. und 13. März dieses. Jahres in Berlin zu seinem Mae Ver-

tretertage zusammen. Der Verband umfäßt zurzeit 47 Vereine mit rund 19000 Mitgliedern; den Vorsig führt der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin.

AusstellungSnachrichtenu.

Die Kaiserlich russische Technische Gesellschaft wird in der Zeit vom 17. April bis 1. Juni d. I. in ihren Räumen in St. Peters - burg eine internationale Ausstellung von Verbrennungs- motoren veranstalten. Die Ausstellung wird aus nachstehenden Abteilungen bestehen: a. Motoren ‘für Landwirtschaft, b. Motoren für Kleinindustrie, c. Motoren für industrielle Zwecke, d. Motoren für den Transport (Schiffsmotoren, Cisenbahnmotoren, Ade motoren, Automobilmotoren, Luftschiffsmotoren usw.), e. Motoren- elemente und Zubehör, f. Uteratur der Verbrennungsmotoren, Zeich- nungen, Diagramme usw.

Theater und Musik.

Friedrih Wilhelmstädtishes Schauspielhaus.

_Das Friedrich Wilhelmstädtishe Schauspielhaus hatte mit seinem gestrigen Wiederbelebungsversuch an G. von Mosers Lust- spiel „Der Hypochonder“ keinen rechten Erfolg. Mit den Militärschwänken Mosers und mit seinem immer noch lustigen „Bibliothekar“ ist dieses Stück nit zu vergleichen ; seine Lebenskraft ist eben erschöpft. Dank der guten Aufführung wurde auch gestern manche komische Situation viel belacht, aber das Interesse für die Vor- gane wollte sih im allgemeinen nit mehr einstellen. Den Hypochonder pielte Herr Holthaus, der das Lustspiel au in Szene geseyt hatte, ungemein komisch und hatte in Herrn Kaufmann (Stadtverordneter Sauerbrei) einen ihm ebenbürtigen Partner. Die energishe Frau Sauerbrei gab Agnes Werner-Wagner Gelegenheit, ihre humoristische Charakterisierungsfunst an einer lohnenden Aufgabe zu erweisen. Cinwandfrei war auch das Zusammenspiel der Damen Immisch, Ss Giebel, der Herren Sladek, Sarnow und der andern Mit- virkenden.

Volksoper.

Jn der Volksoper, die fast allwöchentlih eine Uraufführung oder einé Neueinstudierung bringt, wurde gestern „Mandanika“, romantishe Oper in 1 Akt. von Gustav Lazarus (Dichtung von Julius Freund), zum ersten Male gegeben. Diese Opernkomposition des geshäßten Pianisten, die den Weg nah Berlin erst spät gefunden hat, bietet, ohne gerade eine tiefgehende Wirkung auszuüben, gefälliges sür Auge und Ohr und dürfte sih aus diesem Grunde eine Weile auf dem Spielplan der Volksoper behaupten. Mit allzu kritischen Blicken darf man freilih die Musik und die Dichtung nicht betraten denn dieVersesind oft ret salopp und die Musik ziemlich physiognomieloë. DenInhalt bildet ein indishes Märchen. Durch ein Blumenwunder offen. bart Brahma die Königliche Herkunft einer Bajadere, die der Herrsche dann als sein Gemahl auf den Thron erhebt. Die Aufführung ins der Leitung des Kapellmeisters Enders und der Regie des 5 E Glesinger zeigte die Sorgfalt der Vorbereitung, deren ih die N Af oper von Anfang an befleißigt hat. Die Titelpartie sang F, 18 ggeling mit viel Annut, den König Herr Sigward Met e weicher Tenor angenehm auffiel. Auch Fräulein Refe / LENEN einer Art Ortrudrolle hervor. Die kleineren Aufgaben e fd L Fräulein von Ballogk, den Herren Arnold und Kalser « M Ln löst. Den Abend beschloß eine Wiederbolun c Anga A „Negimentstochter“, mit Fräulein Renolda n Dometts Titelpartie, L e als Gast in der