1910 / 236 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

weiterer Folge wohl auch thren Vorteil im Export nach den Kolonien, was in dem Grade wichtiger werde, als die anderen Kolonialmächte durch Vorzugszölle, die sie in ihren Kolonten genießen, begünstigt würden. Sei somit das Verhältnis der Kolonien zum Mutterlande ein gegenseitiges, so erwadhse hieraus dem Mutterlande die Pflicht, von den Kolonien nicht nur zu nehmen, sondern ihnen auch zu geben, und zwar nicht bloß zu geben in Gestalt von Geld und Menschen, Eisenbahnen und Schiffsverbindungen, sondern den Kolonien auh die. idealen Güter des Lebens zu vermitteln. Der Redner fah diese Seite der Pflichterfüllung gegen die Kolonien in der Pflege der Schulen und verlich seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Missionen beider Konfessionen es \chon in allen Schußz- 3 zusammen auf 2289 Schulen mit 103 646 Schülern gebracht aben. Wenn Kolonialwirtshaft und heimische Volkswirtschaft ein- änder in dieser Art ergänzten, dann erst trieben wir vernünftige, der hre und Größe Deutschlands förderlihe Kolonisation. Dem Redner lohnte starker Beifall. Nach ihm berichtete Professor Dr. Hans Meyer über die Er- l rpedition der landeskun en Kom- gebnisse der Expedit der landeskundlihen K mission des Reichskolonialamts. Ursprünglih eine aus dem Kolonialrat 1904 hervorgegangene Kommission, dazu be- stimmt, einen Plan zu einhettliher landeskundliher Erforshung Me Schußgebiete auszuarbeiten und bei seinex Ausführung mitzuwirken, st diese Institution später (1905) in eine ständige Beratungsinstanz es ceidetolonialamis umgewandelt worden. Es war ein inter- essanter Beri t von einer großzügigen, auf alle unsere Schußgebtete ausgedehnten Tätigkeit, der in \{chlihten Worten von dem Vortragenden erstattet wurde, ein Bericht, der von \{chönen Erfolgen tin der Ver- gchrun unseres Wissens über die Kolonie erzählen konnte. Daß S erstrebte Zweck, Erlangung allseitiger Kenntnis von unseren olonien auf allen Gebieten, wissenschaftlichen und praktischen, au A worden ist, wurde in der si an den Vortrag anschließenden isfussion bezüglih der westafrikanischen Flora und Fauna voll anerkannt und nur bedauert, anin geeignete Kräfte für die Forshungs- arbeit selten seien, weil es an Gelegenheit zur Vorbildung mangele. Á abei wurde mit großer Anerkennung als eines Mittels zur Abstellung leses Mangels der in den leßten Tagen seitens des Professors De, Meyer erfolgten Stiftung eines Kapitals von 150 000 6 zur üneerung eines Lehrstuhls für Kolonialwissenshaft an der Berliner versität gedacht. Hoffentlih bietet diese hohherzige Widmung ias zu ee Pflege der Kolonialwissenschaft. n [8 edner Sah, in dieser gung der frühere Gouver- etr eutsh-Ostafrika, Gesandte Graf von Gößen über die noch edlungsfrage in den Kolonien: Weder in Südwestafrika um in Ostafrika ist eine seßhafte deutsche Bevölkerung vorhanden, aus be Kraft dem Lande ihrer Wahl die Ruhe zu E Sen, iese Lehre ergibt sich aus den Aufständen der A Jahre. Die Folge is, daß noch lange die Besiedlungs- Doch ein widitiges Thema der Verhandlungen bilden wird. Bild bieten Südwesl- und Ostafrika ein ganz verschiedenes kommt Während in Südwestafrika 1 Weißer auf 6 Cingeborene Südwesten Ostafrika das Verhältnis 1 : 2500. Während für in dem Qtita mit seinem gemäßigten Klima das Besiedelungsproblem lungsgebi inne gelöst erscheint, daß das Land schr wohl als Siede- Es fe et für Generationen von Deutschen gelten darf, ist dieses do A in Ostafrika noch eine bonn rade: Allein es O gie Ÿ hier so günstige Erfahrungen gemacht worden, daß der Re- Ansiedle wie inSüdwest-, so cit in Ostafrika die Pflicht erwächst, mutigen A die Wege zu ebnen dur den Bau von Eisenbahnen, durch hältnisseg iehung, Vermessung von Farmen, Regelung des Ver- ämpfung 8 Nassen zu einander, Regelung der Arbeiterfrage, Be- farmen S Tierseuchen, Anlegung und Unterhaltung von Muster- Selbstbestimugniation des Kreditwesens, Gewährung wei ehender direkte Grete. Es ist ein Uebelstand, daß Reklame Kolonien zich eldunterstüzungen ungeetgnete Elemente in die selten gefundens , Die richtige Persönlichkeit bildet das nicht ikani ÉRS Gemisch von urwüchsigem deutschen Agrariertum mit Widerstands ähi wilden Westen. Der Kaus ums Dasein erfordert aller Art E Und selbständige Naturen. Die Lösung der a [l e aan den Siedlern selbst L sie werden schon lieb aber nich cauêfinden. Der Vortrag sand lebhaften Beifall, l Tri Widersyrohen. Es kam zur Sprache, daß kaum ein elegenen ochlands Besiedlungs ähigkeit des hinter dem Küstengürtel aro gele von Deuts Ostafrika, u. a. des westlich vom Gr2 Einen ¿nen Gebiets um den Meruberg durch Deutsche E Dos sehr beifällig aufgenommenen Vorschlag machte anderwerß“ die verheiratete Ansiedler begünstigt, nämlich ine nid ür solde erleichtert sehen will; denn Land bom oh genug zu \{häßende Sache, daß E Kolon, Die Fry men, Familienleben und Familiensinn gepsfleg Onien, f, Mau fehle noch zur gedeihlihen Entwicklung der rpreradin I dem Chemann allerdings in O rade No eit, ntbeh als in unseren zivilisierten Verhältnissen, müsse Ko, i erung und Gefahr ohne Klagen ihm tragen helfen. ommission -Lähnt, daß Dr. Archenhold der landeskundlichen Grwägung empfahl, auf dem sogenannten servatorin , Kilimandscharogebiet 95420 m Do A en Vorteie ¿u errihten, um den deutschen Astronomen die R subtropisc è für die Himmelsbeobahtung zu fen deren sich ody Mountat Amerika dur den Besiß von Observatorien in den Dbservatoriune ins und den Anden erfreue. Besonders sei ein \folches wünscht, die , für die ständige Beobachtung der Sonnenflecke er- und weselnd et uns wegen verhältnismäßi en Tiefstandes der Sonne m Na Di „Bewölkung Rue bur set. i: j Vlenarsißur, mittag folgten Sitzungen der 7 Sektionen. Die zweite 9 fand heute vormit ag statt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die __ Zur Arbeiterbewegung. meldet dStreitigkeiten mit den Werftbetrieben sind, wie „W. T. B.“ le bel die Verhandlungen in Hamburg beigelegt worden ; Unterb[ gene Gesamtaus)perrung in der Metallindustrie bes lossen bt (vgl. Nr. 235 d. Bl). Die Bedingungen der stellun Bb, Vereinbarungen find folgende: Die Ein-

Mi ne auf den Hamburger erften sollen bet mit E eraufnahme der Arbeit um 2 Z erhöht werden, die St Aa A der niedrigste Einstellungslohn 40 âlle et e beträgt. ußerdem wird eine Lohnerhöhung für ge\tänd Tveiter um 2 die Stunde er olgen. Dasselbe Zu- mit der &; Machen die nihthamburgishen Werften, jedo lichen gz Einschränkung, pes der niedrigste Einstellungslohn der ört- wird f N vorbehalten bleibe, Als weiteres Zugeständnis bewilligt . Januar 1911 eine Verkürzung der Arbeitszeit 5b Stu ß und zwar: a. auf den hamburgishen See\schiffswerften auf soweit fi en die Woche, þ. auf den außerhamburgishen Seeschiffswerften, B è der Gruppe der deutschen Seeschiffswerften angehören, auf

erforze Aden die Woche. Der Ausgleich in der Arbeitszeitverkürzung - T5 0 d g

Ur eine Zulage von einem weiteren Pfennig auf den Stunden- ersten R bereits zugestandene Lohnzahlung am Freitag tritt in der Werftf; ohe des Jahres 1911 in Kraft, Außerdem haben si die N Wurtt einverstanden erklärt, daß die Arbeiteraus\{üsse gemäß Mon A der Arbeiter gewählt werden. Die Arbeit soll am

Bex 9 wieder aufgenommen werden.

Nr. 2A der Berliner Kohlenfirma Leopold Pauly (vgl. auf fast d. Se traten, der E Ztg.“ zufolge, am gestrigen Morgen Selt qâllen ohlenpläßen der Firma die Arbeiter in den Ausstand. eschäft rbeiter, die 20’ und 30 Jahre bei dem genannten Kohlen- tes h, waren, weigerten si, ihren Dienst weiter f versehen. \ammp es ie Ausstand ist auf eine vorgestern abgehaltene Ver- Verband 1,9 der Kohlenarbeiter zurückzuführen, in der von dem Dia Firn, der Transportarbeiter der Teilausstand, der bisher nur über 4 Kupfer vethängt worden war, au auf Leopold Pauly aus-

gedehnt wurde. Schon vor etwa 4 Tagen waren auf den Moabiter Lager- pläßen der Paulyshen Werke 30 Arbeiter in den Ausstand getreten, weil Pauly für die Firma Kupfer u. Co. Arbeit übernommen hatte. Der Streik wurde dadurch beigelegt, daß Herr Pauly den Arbeitern

selbst erklärte, daß sein Geschäft für Kupfer u. Co. nicht mehr liefern -

werde. Der neue Ausstand ist offenbar niht von den Arbeitern der Firma, sondern vom Transportarbeiterverband eingeleitet worden. Wie bei Kupfer bildet auch hier die Lohnforderung die Triebfeder. Cine darauf bezüglihe Aussprahe der Arbeiter und der E tes S fand erst vor einigen Tagen ftatt, in der den Kutschern und Kohlenträgern mitgeteilt wurde, daß thnen gegenwärtig eine Lohnerhöhung nicht zugestanden werden könne, weil die Abschlüsse der Firma bis zum 1. April 1911 auf Grund des alten Lohntarifs abgeschlossen seien. Jn der Meierei Bolle ist nah demselben Blatte gestern früh ein Ausstand ausgebrochen. 200 Milchjungen hatten wegen Nichtbewilligung einer Lohnerhöhung die Arbeit niedergelegt, waren dur die L ae nach dem Kleinen Tiergarten gezogen und hatten fich dort aufgestellt. Die Milchwagen sind troßdem wte fonst ausgefahren und der Ausstand dürfte keine besonderen Folgen haben.

In Hannover, wo die Buchbindereiarbeiter und -arbeiterinnen tin eine Lohnbewegung eingetreten N sind die Einigungsverhandlungen mit Os escheiterk. Heute und morgen dürften, wie der „Hann. Cour.“ mitteilt, etwa 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen in den Ausstand treten. :

In Stettin streiken seit zwei Tagen die Arbeiter der

Deutsh-Amerikanishen Petroleumgesell\chaft. Der Be- trieb wird durch Arbeitswillige aufrecht erhalten. Gestern ist es, wie die „Voss. Ztg.“ erfährt, zwischen Streikenden und Arbeitswilligen zu Neibereien gekommen, sodaß die Gesellschaft polizeiliche Hilfe erbat. Die Petroleumwagen fahren nunmehr unter polizeilicher Bedeckung dur die Straßen. L : _ Die Lohnbewegung in den Mannheimer Großmühlen ist, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, beendet. In den Pfälzischen Mühlenwerken und der Ersten Mannheimer Dampfmühle erhielten die Arbeiter eine Lohnzulage von durh\chüittlih 2. für die Stunde, in den Rheinmühlenwerken wurde der indestlohn um 4 s erhöht, die durchschnittlihe Lohnzulage beläuft sich auf 3 4 für die Stunde. Der Mindestlohn beträgt nunmehr 43 „z. Die „vor dem Zeug“ beschäftigten Arbeiter, die bisher 12 Stunden ohne Unterbrehung arbeiteten, werden Mittags eine Stunde abgelöst, ohne daß ein Lohnabzug erfolgt; auch wird ein jährliher Urlaub von sechs Tagen unter Fortzahlung des Lohnes gewährt und für die auf Wochentage fallenden Fetertage der Lohn ausbezahlt. i

Die Aussperrung in der englishen Baumwollindustrie wird, wie dem „W. T. B.“ aus London telegraphiert wird, am Montag aufgehoben werden. (Vgl. Nr. 233 d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft.

A. P. Die wahrscheinlich leßte, einen ganzen Tag beanspruchende Wanderfahrt der , Brandenburgia“, Ge U für Heimatkunde, im Jahre 1910 war am Sonntag, den 2. Oktober, nah dem schönen Freienwalde gerichtet, wo sich die Herren Bürgermeister Kurts und Dr. med. Fiddicke in liebenswürdiger Weise zur Führung anboten.

Nah der Besichtigung eines neben der ältesten Kirche sih am Bergabhang hinaufziehenden ehemaligen Kirhhofes, der in einen Stadt-

ark umgewandelt werden soll, wurde dem „Geschichtsmuseum“ ein Besuch abgestattet. Nun ist es, den Mitgliedern der „Brandenburgia" zumal, die auf thren Ausflügen in die Provinz häufig mit örtlichen Samm- lungen bekannt gemacht werden, ja längst bekannt und vertraut, “daß die Museumsbewegung jeh allgemein ist hat die Provinz Branden- burg doch die Zahl vorhandener Museen in den leßten 10 Jahren von 9 auf 40 erwachsen schen —, daß diese Bewegung in einer Pro- vinzialstadt aber bereits zum Bau eines eigenen Hauses für die Zwecke des Museums geführt hat, das dürfte als ein besonders erfreuliches Greignis begrüßt werden. In Freienwalde liegt diese Tatsache sett länger als Jahres- frist vor. Sie ist das Ergebnis einer Geldsamnilung, zu der, auf Anregung des Oberstabsarztes Heller, der „Geschichtsverein“ geschritten ist und deren Ertrag mit Unterstüßung durch die Stadt ein genügend geräumiges, massives Haus in bange Baustil herzustellen erlaubte. ie Sammlungen aus Freienwalde und dem Kreise Oberbarnim sind in drei Unterabteilungen hübsch geordnet worden: Geologisches, Borgeschicht- liches und Kulturgeshihtlihes. Besonders reih ist die zweite Abs« teilung an Urnen und E en, steinernem, bronzenem und eisernem Gerät und Waffen. Mit besonderer Genugtuung durfte auf den „Schaßzfund von Alt-Nüdntß“ hingewiesen werden, der außer einer bronzenen Helmkappe verschiedene bronzene und goldene Schmuck- sachen, u. a. ein massiv goldenes Armband enthält. Auch eine Sammlung von Büchern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, in einst kostbar gewesenen, gepunzten Ledereinbänden lockte zu längerer Untersuchung, wofür es indessen an Zeit gebra, da nah im Gasthaus eingenommenem Mittagsmahl, dem die Freienwalder Gastfreunde bei- wohnten, ein Ausflug zu Wagen nah dem südli der Stadt gelegenen Baa-See gemacht werden Lat dessen Umgürtung dur Laubwald man Aehnlichkeit mit dem Hertha-See e gten Bei der großen Anzahl der Teilnehmer konnten hieran indessen nur einige 30 Personen teilnehmen, der Rest der Gesellshaft besuchte teils die verschiedenen durch Aussichtstürme ges{müdckten Höhen um die Stadt es sind deren allein drei massive: das Kriegerdenkmal mit Turm auf der Wilhelmshöhe, der neue Ausfichtsturm auf der Königshöhe und vor allem der Bismarckturm auf dem Schloß- berg, von dem si eine umfassende Aussicht auf das weite Odertal und jenes nordostwärts durch die Neuenhagener Berge begrenzte Ur- stromtal eröffnet teils begab man fich nach dem Gesundbrunnen, um si hier etwas von der L dieser besonders interessanten Entwicklung Freienwaldes erzählen zu lassen. Ihre Geschichte ist in Kürze die folgende: Im Jahre 1683 entdedte der Chemiker und Adept Kunkel, eine beim Großen Kurfürsten wohl- angesehene Person, die trefflichen Eigenschaften des im Brunnental gegenwärtig aus dret Quellen spxudelnden Wassers, eines Eisen- Sáuerlings, und machte den Kurfürsten damit bekannt, der 1684 mit seiner Gemahlin und dem ganzen Hofe nach Freienwalde kam und den Brunnen mit großem Érfolge trank. Da er 1685 wiederkehrte, wurde das Bad Freienwalde mit einem Schlage berühmt. 1686 ließ der Kurfürst ein ziemlich großes Gebäude aus Fahwerk auf dem Brunnen errihten und bewohnte dasselbe 1687 bei seinem dritten und leßten Besuh. Auch sein Nachfolger, der spätere erste König von Preußen, teilte die Vorliebe des Vaters für den Brunnen von Freienwalde, den er häufig an Ort und Stelle trank, ja dessen Waser er zum Baden bezog. Um dies be- quemer zu habén, ließ der N 1705 durch Schlüter auf der ae neben dem Brunnen ein prächtiges, durch Säulen getragenes Lust- {loß erbauen. (Da Freienwalde seit 1618, dem Jahre des Aussterbens der Familie von Uchtenhagen die von alters her Freicuwalde besaß, landesfürstliher Besiß war, stand dem König das Verfügungsrecht zu.) Das Lustshloß hat jedo, obgleich es der König 1707 einige Zeit bewohnte, nicht lange bestanden. Während seines Aufenthalts dort spülte der Negen bei einem heftigen Gewitter den Sand vom Berge in solchen Mengen gegen das Schloß, daß der König es hleunig verlassen mußte. Es wurde 1722 O und König en Wilhelm 1. dachte niht an Wiederaufbau; doch ließ er, nahdem einige große Grenadiere der Potsdamer Garde durch Ge- brauch des Freienwalder Brunnens gesund geworden, 1736—38 ein massives Gebäude mit verbesserten Badeeinrihtungen erbauen. riedri 11. ließ das Bad in gutem Zustande erhalten, obgleich er elbst wenig Interesse an Freienwalde nahm, das er nur einmal E esuht hat, Um so größerer Gunst hatte sih das Bad unter seinem Nachfolger zu erfreuen, dessen Gemahlin Friederike Luise von 1790 ab Freienwalde in edem Sommer besuchte. Na dem Tode des Königs (1797) taufte Frieberite Luise, eine hessen - darmstädtishe Prinzessin, das Gelände, das jeßt den Schloßgarten bildet, zusammen und ließ hier 1799 und 1800 das noh jeßt stchende Schloß erbauen. Als sie 1805 gestorben war, bewahrte thr Sohn König Friedri Wilhelm 111. dem Bade seine Gunst, ließ 1816 und 1818 mehrfache Verbesserungen

vornehmen, willigte indessen 1832 in den Verkauf von Brunnen und Bad an die Stadt Von dieser kaufte es 1872 eine Aktiengesellschaft, welche in den nächsten Jahren bedeutende Aufwendungen für das Bad machte und u. a. das jetzige, sehr s{höône SBruirienhotel baute. Als die Gesellschaft 1878 zusammenbrach, kaufté die Stadt als Hypotheken- inhaberin im Subhastationstermin das Bad zurück. Seitdem ist sie im Besiß, hat 1880 ein neues Badehaus mit Dampfbetrieb erbaut und 1884 das 200 jährige Bestehen unter Beteiligung von Berliner Künstlern und in Gegenwart des Kronprinzen Friedrich Wilhelm glanzvoll begangen. Gegenwärtig sind außer den drei Trinkquellen, der Königsquelle, Johannisquelle und Kurfürstenquelle im Badehause 29 geräumige Badezellen vorhanden, in denen außer den bodenständigen Eisenmoorbädern auch jede andere Art von Bädern genommen wird. Der Verabredung gemäß hatten sih alle Teile der Gesellschaft gegen 45 U L zu / vereinigen, dessen gegenwärtiger Besi er, Dr. phil. Walther Rathenau, în liebenswürdigster Weise die Be- sichtigung von Park und Schloß erlaubt hatte. Das seit dem Tode der Königin Friederike Luise, also seit 105 Jahren un- bewohnt gebliebene SwWhloß ist in den letzten Monaten in allen er nicht o E Umbau als einer Er- neuerung unterzogen worden, ie in pietätvoller Art das Alte Hins lichkeit erhalten oder getreu wiederhergestellt hat. Der N machte hierüber selbst, nachdem ér die Gesellschaft persönli dur die meisten Räume des Schlosses geleitet, auf der Terrasse vor dem sogenannten Torhäuschen eingehende Mitteilungen. Nach seinem Bericht ist das ein länglihes Rechteck bildende zwei- e Schloß mit 5 Fenstern ‘an den Längs-, 4 an den Schmal- eiten in seiner arcitektonishen Schlichtheit, von der Baukberrin, der Königin Friederike Luise, bestimmt gewesen, im Unter- sto sie selbst, im Oberstock aber den König Friedrich Wil- helm 11I. und ihre Schwiegertohter, die Königin Luise auf- zunehmen, wenn diese, was tin den Jahren 1800—1803 häufi eidbab mit den Königlichen Kindern für längere Zeit zum Be 4E fam. S{loß und Park haben manchmal von dem fröhlichen Lahhen der Kinder v Beclblafe: Die innere Einrichtung der neue Besißer

hat nah abges{chlossenem Kauf auch die bereits nach Charlottenb geschafften Möbel sen Vereinbarung mit dem Sia wiedererworben weist neben den Î

teifen E des Directoire und des Empire au bequeme Möbel auf. Die Wände sind in einer Anzahl von Räumen mit irte doch auch mit merkwürdigen Papiertapeten bekleidet, die eine Vorliebe für chinesischen und japanischen Geshmack bekunden, wie fsolche in der Rokokozeit bestand. Besonders wirkungsvoll und eigenartig ersheinen Wand- dekorationen von Vögeln, Schmetterlingen und hohen Stauden. Manches erinnert an den Biedermeierstil, der fih ja um jene Zeit vorbereitete. Den Park fand der neue Besiger etwas vernachlässigt vor, dieser Eindruck is aber, wenig|tens in der nähsten Umgebung des Schlosses, inzwischen vollständig 2 Von der Höhe der Terrasse genoß man den prächtigen Anblick von Blumenpartien im \chönsten Flor des Sommers und darüber hinaus in die Landschaft und auf den gegenüberliegenden Schloßberg mit dem Bismarck-Turm. Nach von Dr. Rathenau freundlih angebotenem Imbiß machte die Gesellschaft noch am dämmernden Abend einen Nundgang durh den ausgedehnten, sich an der Q htnzichenden Par Der Rest des Abends verging im Wartesaal des Bahnhofes in angeregter Unterhaltung mit den Freienwalder Gastfreunden und im Meinungs- austaush über die tagsüber gehabten Eindrüde.

Land- uud Forstwirtschaft.

Das Internationale landwirtschaftliche Institut in Rom hat soeben in Ausführung des von ihm aufgestellten Programms dur sein Bureau für die wirtschaftlihen und sozialen Einrichtungen die erste Nummer eines Bulletins veröffentlichen lassen, das außer den nur kurz gestreiften Fragen der Versicherung und des Boden- fredits in erster Linie das ländlihe Genossenshafts- und Vereinswesen zum Gegenstande hat. Die erste Nummer der allmonatlich weitere folgen werden, beschäftigt ch mit folgenden sieben Staaten: Deutschland, Oeiterteiä, Dänemark, Vereinigte Staaten von Amerika, L as und Irland, Jtalien und Japan. Der für ein jedes dieser Länter getrennt bearbeitete Stoff ist in fünf Gruppen at 1) Mit- teilungen über die demo Vat und wirtscha en Verhältnisse des betreffenden Landes, onographien über den Stand des länd- lihen Vereins- und Genossenschaftswesens, 3) Probleme und aktuelle Sun auf diesem Gebiete, 4) Mitteilungen über einzelne

ereine und Genossenschaften oder über einzelne Geschehnisse 5) Allgemeine Nachrichten, die für die So Bes eventue von Interesse sein könnten. Das Bureau entwickelt in einem Vorwort zu dem Bulletin seinen Arbeitsplan für die Zu- kunft. In den ersten drei Nummern, d. h. im Zeit- raum eines Vierteljahres, gedenkt es eine ershöpfende Ueber- sicht über das ländliche Genoffenschafts. und Vereinswesen zu geben, um dann in je drei folgenden Monatsheften zunächst das ländliche Versicherungs- und dann das nicht genossenschaftlihe Kreditwesen Cte ais über die bereits umfangreiche Vorarbeiten vorliegen) zu

ehandeln. Das Material zu diesen Arbeiten ist dem Institut keils direkt von den Vertragsstaaten oder von Genossenschaften und Vereinen geliefert, teils aus anderen Veröffentlihungen der ver hiedensten Art entlehntworden. Das Bureau legt dar, daß es fich, da die thm gestellte Auf- gabe rein beschreibender Natur sei, darauf beschränken müsse, ein möglichst umfassendes Material zu sammeln, auszuarbeiten und wissenschaftlich darzustellen, daß jedo Urteile und Vorschläge jeder Art völlig außer- alb einer Kompetenz lägen. Dagegen weist es darauf hin, daß rtifel 9 der internationalen Konvention es dem ständigen Komitee und der Generalversammlung des Instituts vorbehalte, aus dem ihnen von dem Bureau vorgelegten Studien Nugen zu ziehen, um den Regierungen geseßgeberishe Maßregeln zum Schuß und zur

örderung der den Landwirten gemeinsamen Interessen vorzuschlagen.

ließli gibt das Bureau in dem Vorwort der Hoffnung Aus: druck, daß die Mitarbeit der Regierungen und der von ihnen autorisierten Genossenschaften, die in der vorliegenden Nummer bereits in Gestalt der von der japanishen und von der dänischen Regierung übersandten Monographien schr wirksamen Ausdruck gefunden habs immer tatkräftiger werde, und das umsomehr, als dieses Bulletin ein Organ bilde, das besser als irgend ein anderes in der Welt gerade dazu dienen könne, dasjenige zu veröffentlichen, dessen Bekanntwerde in ihrem eigenen Interesse liege. n

Theater und Musik. Kleines Theater.

Wedekind erschien gestern mit zwei j

Bib bas Meinin S on L E a neuheiten auf der zweite den gewohnten heftigen Widerstreit i e verblüffte und die Den Beginn machte „Die Zensur“, eine Sfcerate o hervorrief. freilich kommt es in dem Stück weniger ¿ odicee" in einem Aft: der Gottheit als zu - einer Rechtfertigung voi „Relhtfertigung- stellerishem Streben. Das Ganze ibt ih wie ei edekinds schrift, lebnis, es Élingt wie ein öffentliches Bee t a persönliches Er- die Rolle des Literaten Buridan selbst \pielt nuntnis. Wedekind, der in Rede und Gegenrede mit einem cistli 1 [eint hier todernst: und Ziele seines literarishen Sthaffeng e DVerrn sucht er Zwecke wurf des Zyniômus und der Sittenlosigkeit zu bean or dem Vor. ewigen Geseße Gottes vor Ce Losig eit zu Fides er möchte die in vollendete Harmonie bringen it Geist sich ehrfurhtsvoll beugt, Herzen und Sinne Hes af der irdischen Shönheit dis ti er will nit imme. fühlt ih als Dichter gegenüber und niht für di mmer niht dem Publikum gelten; er will ernst geno le Zensur für einen Spzötter auch in den Momenten, wenn erg zyerben und das gelingt ihm n Ohne Kunst leben Töne it er aier iht a Pein halbes

igion leben könne; und wenn der Uterat ifi Sluß, chne

reundin y Li r Î ; ottes Gie Balkon stürzt, sich erschüttert vor der Al lege

Dazwischen jedoch treibt Wedekinds Gt