1910 / 256 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Oct 1910 18:00:01 GMT) scan diff

__ Die gestrige Sißung der Deputiertenkammer wurde in Gegenwart sämtlicher Minister und bei überfüllten Tribünen eröffnet. Von den Tagesordnungen, die der S Brisson zu Beginn der Sißung verlas, fand diejenige, bie Naynaud im Namen der demokratischen Linken R hatte, besonderen Beifall. Sie brandmarkt die Sabotage, die Gemwalttätigkeiten und den Antipatriotismus, billigt, E E der Regierung das Vertrauen ausspricht, die Maßnahmen, die sie nah Recht und Geseß I habe, um die legitimen Juteressen der Beamten und Ar eiter der Eisenbahnen sowie die “Adtedgs der Republik und die B E des Landes zu schützen, und lehnt jeden weiteren Zusaß ad. E 4 a Debatte billigte der Ab S Sozialist) die gestrigen Worte Briands. Ver Abg. Dali mier (sozialistischer Nadikaler) erklärte, sich nicht auf Briands Standpunkt a können. Der Minister räsident Briand betonte, der Lärm es ihn estern gehindert, seine Gedanken vollständig zur Kenntnis zu bringen. Er habe gesagt: Es gebe ernste Stunden, in welchen die N zu Ausnahmemaßregeln Zuflucht nehmen müsse, er A E hinzugefügt, er sei immer glücklih gewesen, sih auf dem oden fe Geseßzlichkeit bewegen zu können. (Widerspru auf der äußer en Linken, Beifall auf den anderen Bänken.) Briand A e sodann daran, daß er seit der Uebernahme der Regierung ledig s die republikanishe Mehrheit, auf die er h stüßen E e, gebeten habe, ihm Vertrauen zu senken. Die ganze Ge e Us heit habe ihm dieses Vertrauen geschenkt. Dann fuhr er Ministerpräsident fort: „Heute, nahdem ih ernsten Ereignissen gegen- über gestanden, die ih nicht Pat eie S O Gra Pliafeit, für die Negi iht aufgehört hat, ihren Wi och! älle zu fefunden ohne gewaltsame U og E, e Zurückhaltung, trete ih, nachdem die ron S Erei A wiederhergestellt, vor Ste, ohne die Grenze der eseblidh i i Stn die O ohne einen Tropfen Blut an den De L itte Sie um dasselbe Vertrauen. Verweigern Sie es, so E » der Diktator“ si beugen, wollen Sie ihn aber stürzen, so tun A es am hellen Tage!“ (Beifall.) N O E N N On fei in den Augen der Welt groß aus den bedro N ¡ees hinter sid) habe, shloßer: „Meine Herren vonder Mehrheit, gegangen, Die er Ptrheit U ea mitel S ieses Haus nicht verlassen mit einem zweideutige r- e in R nicht esta n E ea E A E Stirn zu bieten. Sie sagen, die Hegteru s e S haben sie in der Hand, zerbrechen Sie sie! Aber id) E Ù icht im Finstern zu tun!“ (Wiederholter, le i paite Beifall im Zentrum und bei einem Teil der Linken.) A E e C E S fecfi G Vil de Mala 14 protestiert, weil er sie dahin verstanden abe, die N i ie Majorität hinwegseßen wolle. „Wenn Sie“, fuhr Crupp fort, vDiktator sein Da Han haben Sie den Mut, es bis ans Ende zu sein! Wenn Sie A 18 iee Moe i Sie auf Ihr Amt!“ Er, Cruppt, bill a P Rae in Maßnahmen und ziehe seine Tages- ordnung zurück. : i N Hierauf wurde die von der Regierung bekämpfte einfache Tagesordnung mit 384 gegen 155 Stimmen abgelehnt.

Guesde (geeinigter Sozialist) forderte sodann die Kammer.

s Werk heilsamer Gerechtigkeit zu vollenden und den l tnräfbenbn E den Anklagezustand zu verseßen. Seine in diesem Sinne gehaltene Tagesordnung wurde mit 503 gegen 75 Stimmen abgelehnt. Hierauf bat Briand, über die Tagesordnung Raynaud abzustimmen und stellte die Vertrauensfrage hinsichtlich ihrer Priorität. Der Gegenantrag zugunsten einer Tagesordnung Ernest Roche, worin die Regierung aufgefordert wird, sich mit der Wiederanstellung der abgeseßten Eisenbahner zu beschäftigen, wurde mit 373 gegen 103 Stimmen abgelehnt. Die Priorität der Tagesordnung Raynaud wurde hierauf mit 346 gegen 183 Stimmen angenommen. Der erste Teil dieser Tages- ordnung, der die Sabotage, die Gewalttätigkeiten und den Antipatriotismus verurteilt, wurde mit 521 gegen 1 Stimme, der zweite Teil, der die Maßnahmen der Regierung billigt, mit 415 gegen 116 Stimmen angenommen. Der dritte und leßte Teil, der der Regierung das Vertrauen ausdrückt, daß sie nah Recht und Geseg die legitimen Jnteressen der Beamten und Arbeiter der Eisenbahnen sowie die Freiheiten der Republik und die vitalen Juteressen des Landes schüßen werde, und der weiter jeden Zusaß ablehnt, wurde mit 329 gegen 183 Stimmen angenommen. Schließlich wurde die gesamt e Tagesordnung Raynaud mit 388 gegen 94 Stimmen an- genommen und die Sißung geschlossen. E Der nationale Rat der geeinigten Sozialisten- partei hat, „W. T. B.“ zufolge, in einer gestern abend ab- gehaltenen Versammlung beschlossen, durh Anschläge und Ver- öffentlihungen Anklage gegen das Ministerium zu er- heben und am nächsten Sonnabend in den Großstädten eine große Kundgebung zugunsten der Eisenbahner zu veranstalten.

Spanien. , Der Senat seßte vorgestern die Beratung über das

- Cadenasgeseß fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B." erklärte der Bischof von

“Madrid im Laufe der Debatte, er werde in allem, was die Wohl-

fahrt des Vaterlandes angehe, immer auf seiten Canalejas" A e: er ini äsident Ganaleiae erwiderte, er stelle diese Er- Mirung mit Vergnügen fest und betone die Neinheit der Absichten der

Regierung in der religiösen Frage.

A W. T. B.“ zufolge Die provisorische Regierung hat, „W. T. B.“ zufolge, Verordnungen R timmt zur Festseßung L Rechts ôUm Ausstand und zur Einrichtung eines E d gerihts zwishen Arbeitgebern und Ar ei G mtlih is ein Geseh über die Gewährung der Se freiheit veröffentlicht worben, Ein anderes Geses wirb Lie erweltlichung aller e der un i s erfo AAN Na DeS vorschreiben, die Schaffung A allen eligionsbekenntnissen O Kirchhofs und die Zulassung Er iven Feuerbestattung. ¿ : E Liber Ministerpräsident Joao Franco ist ver- haftet und gegen Stellung einer Kaution im Betrage A Million wieder in Pr Ries geseßt worden. E A es erfahren gegen ihn liegt, obiger Quelle zufo M le ire uldigung zugrunde, daß er während seiner Di E V Amtsgewalt mißbraucht habe. Nach den Angal e S Üntersuchungsrichters hat Franco während * seiner idt : eit als Ministerpräsident 70 Dekrete in Krafl (ge ebt, in denen Vorschriften über die gesebge Nt Gewalt abgeändert werden. Durh den Erla f E e ekrete habe er die Ausführung von Landesgeseßen verhin che erner habe er Schulden des Königs Carlos in Höhe L Contos mit Krongütern und niht mit Gütern aus dem ersönlichen Besi des Königs unter der Bezeichnung Cry ier Hivilliste beglichen. Die Maßnahme gegen Franco steh in keinem Zusammenhang mit den gegenwärtigen Ereignissen,

da die Ordnung vollkommen aufrecht erhalten wird und niemand Unruhe stiftet. : Türkei. i x Kongreß der jungtürkischen artei ist, E A nures orgen n Saloniki eröffnet worden, bwohl viele Mitalieder fehlen. L E 2 Tode, die türkishe Gesandtschaft, „W. T. B. zufolge, wiederholt um eine Jntervention ersucht hat, sind die Zustände an der montenegrinishen Grenze unverändert. Wie das genannte Bureau unter dem 29. d. M. meldet, wird seit Freitag längs der ganzen Grenze ein lebhaftes Feuer zwischen Montenegrinern und den türkischen Blockhäusern unterhalten. Jn Anbetracht des Ernstes der Lage wird eine Bewaffnung der mohammedanischen Grenz- dörfer durchgeführt. Von der Gesandtschaft in Cetinje wurde be- kannt gegeben, falls das Feuer nicht eingestellt werde, würde ein regelrehter Angriff auf die montenegrinische Stellung er- folgen. Die Lage im Wilajet Skutari ist gleichfalls ernst; man erwartet sehnsüchtig die Ankunft von Truppen. : Angesichts der Weigerung serbischer Lehrer, ihre Lehrdiplome den türkischen Behörden vorzulegen, haben die Behörden die Schließung aller serbischen Schulen im Bezirke Sjemißa angeordnet. Die serbishen Gemeinden haben gegen diese Maßnahme Protest eingelegt.

Serbien.

Im Befinden des Kronprinzen Alexander ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ infolge der Furunkulose insofern eine Verschlehterung eingetreten, als der Patient von einem leichten E befallen ist. Das Fieber ist durch die Eiterung der Wunde auf dem Rüen, die am Freitag geöffnet wurde, hervorgerufen. Die Operationswunde ist rein, ver- ursaht aber dem Kronprinzen leichte Schmerzen. Eine zweite ungünstige Erscheinung ist das Auftreten eines leichten Hustens und eines shwachen trockdenen Katarrhs in der unteren Lunge. Nach dem gestern ausgegebenen Bulletin verbrachte der Kronprinz die Nacht in ruhigem Schlaf. Fieberfrost ist nicht ene vorhanden. Die Granulierung der Milz zeigt die Tendenz, sih auch weiter zu verringern,

Amerika.

Der Präsident der Vereinigten Staaten. von Brasilien Hermes da Fonseca hat nach einer Meldung des „W. T. B.“ das Kabinett folgendermaßen gebildet: Acußeres: Baron do Nio Branco, Jnneres: Rivardia Correa, Oeffentliche Arbeiten; Deputierter Seabra, Aerbau: Pedro Toledo, Finanzen: Francesco Salles, Krieg: Bantas Banetto, Marine: Marques Leao.

Afrika.

Nach einer vom „W. T. B.“ verbreiteten Meldung vom 28. d. M. aus Mogador ist Ma el Ainin von Tizuit zurück- gekehrt. Seine finanzielle Lage ist bedenklih. Die Kaids der Gegend stehen ihm feindlih gegenüber.

Der Herzog und die Herzogin von Connaught sind mit ihrer Dochter heute vormittag in Kapstadt ein- gelroffen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Norddeutsche Knappshafts - Pensionskasse als Invali denversiherungsanstalt im Jahre 1909.

Bei der Norddeutschen Kna Pol alionatafe mit dem Sig in Halle a. d. S., einer zugelassenen besonderen 4 asseneinrihtung, welche die reihsgescßlihe Invalidenversiherung für die Mitglieder von 18 Knappschaftsvereinen besorgt, waren nah dem neuesten Ge- \häftsberiht des Vorstandes dieser Kasse Ende 1909 115 000 (Ende 1908 118 973, Ende 1907 120 776) Perjonen versichert. Es gingen bei ihr im Jahre 1909 1777 (im Jahre 1908 1437) Anträge auf Gewährung von Invalidenrente ein, während 104 (59) Ia aus dem S übernommen wurden. Von diesen 1881 (1496) Anträgen wurden 1443 (1149) bewilligt, 308 (164) abgelehnt und 22 h anderweit erledigt, sodaß 59 (104) unerledigt blieben. Von den abgelehnten Anträgen wurden bis zum Schlusse des Jahres nachträglich noch 84 (43) infolge vonBerufung sowie Beibringung neuer Beweismittel anerkannt, sodaß im ganzen 1527 (1192) Invalidenrenten bewilligt wurden, das sind einschliezlich der bewilligten 54 Krankenrenten (f. unten) 84 9/0 (83 9/0) der gestellten Anträge. Der Iahresbetrag der 1527 Renten betrug 329978 4 (251 903 4), also 216,10 M4 (211,33 A) im Durchschnitt. Im ganzen sind seit Bestehen der Kasse 16213 (14686) Invalidenrenten im Jahresbetrage von 2 847 336 A (2517 358 é) bewilligt worden. Jn Fortfall kamen dagegen dur Tod usw. der Nentner 806 (692) Invalidenrenten. Somit waren am 1. Januar 1910 8819 (8098) Invalidenrenten vor- handen, 721 (500) mehr als bei Beginn des Jahres 1909. Der Jahresbetrag dieser 8819 Renten betrug 1671328 4, 183202 M mehr als im Vorjahre. Ferner wurden auf Grund von § 7 des Statuts 48 (54) Krankenrenten und infolge der Berufung noch 6 Krankenrenten auerkannt, sodaß im ganzen 54 Krankenrenten im Sahresbetrage von 11 052 f bewilligt wurden; auf eine Rente ent- fallen somit 204,66 4 (193,45 M). In Fortfall kamen dagegen 47 (67) Krankenrenten. Somit waren am 1. Januar 1910 17 (10) Kranken- renten im Jahresbetrage von 3739,20 46 vorhanden, deren Dur(h- schnittsbetrag 204,66 4 betrug. Altersrenten wurden von 53 (1908: 77) Versicherten beanspruht, während 11 Anträge als un- erledigt aus dem Jahre 1908 übernommen waren, von denen 53 (63) auch die Rente zugebilligt erhielten, während 9 (5) Anträge abschlägig beschieden oder zurückgenommen wurden und 2 Anträge unerledigt blieben. Von den abgelehnten Anträgen wurden noch 3 Anträge infolge der Berufung anerkannt, sodaß im ganzen 56 Altersrenten bewilligt wurden. Der Jahresbetrag der Renten betrug 10 124 4 (11 731 1), also eine Rente im Durh- schnitt 180,79 6 (183,29 6). Im ganzen hat die Pensionskasse seit 1. Januar 1891 1267 Altersrenten im Jahresbetrage von 212 742,60 A6 bewilligt. Am 1. Januar 1909 war die Pensionskasse mit 294 eigenen Altersrenten belastet, neu bewilligt wurden 56, dagegen kamen durch Tod usw. der Rentenempfänger 76 in Fortfall, sodaß am 1. Januar 1910 ein Bestand von 274 Altersrenten mit einem Jahresbetrage von 47 996 «1 vorhanden war. Eine Rente betrug also zu diesem Zeit- punkte durchschnittlih 175,17 A (175,51 S).

Zur Arbeiterbewegung.

Fn Paris haben, wie „W. T. B.“ meldet, die Theater- mas Dinbiten am Sonnabendabend eine zahlreih besuchte Ver- fammlung abgehalten, in der sie ein entschiedenes Vorgehen gegen jene Direktoren beschlossen, die ih, weigern, über ihre Forderungen mit dem Syndikat zu verhandeln.

Kunst und Wissenschaft.

n den Räumen der Königlichen Bibliothek in Berlin ist in den Festtagen des Universitätsjubiläums das , Amerika-Institut“ r- öffnet worden. Es steht unter der Oberaufsicht des reußischen Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegenheiten, und die Leitung liegt für das erste Jahr in den Händen des amerikanishen Austausch-

professors Hugo Münsterberg von der Harvard-Universität in Boston. ah der versandten Ankündigung dient das Institut dem Druck- sachenaustaush und dem Büchershutz, dem c B 7 Ap und der Verbreitung von Büchern und umfaßt selbst eine Amerika-Bibliothek. Es gibt Auskünfte an deutsche Behörden, Institute und Cinzelpersonen über amerikanishe Verhältnisse und an amerikanische Fragesteller über Deutschland. Es schafft für deutsche wie für amerikanishe Forscher Beziehungen zu den Universitäten und Bibliotheken, Archiven und Laboratorien, Museen und Instituten, Gesellschaften und Maas im anderen Lande. Es bearbeitet ferner s\ystematisch das erehtigungswesen und Etxamen- wesen amerikanisher Studenten an deutschen __ Universitäten, fördert die internationalen Kongresse und Forschungen, Aus- stellungen und Expeditionen, unterstüßt die fkulturellen Unter- nehmungen der Deutschen in Amerika, der Deutsh-Amerikaner sowohl wie der Deutschen, die vorübergehend das Land besuchen, verbreitet Verständnis drüben für deutsche Art und hüben für die Neue Welt, arbeitet an der Ausbreitung der deutschen Sprache und wirkt auf hundert andern Wegen auf das wechselseitige Verständnis der Nationen im deutschen Interesse hin. Das Institut verfügt über einen Stab von E Hilfsarbeitern und is durch Stiftungen rei aus- gestattet.

Der Professor Th. Arndt stellt in den S des Kal. freuf Met. Instituts", * Nr. 205, Abh. Bd. 11, Nr. 2 die Ergebnisse zehnjähriger Gewitterbeobachtungen in Nord- und Mitteldeutschland (1887 bis 1896) zusammen, denen der „Globus“ folgende Einzelheiten entnimmt. Durchschnittlich ist der Juli der gewitterreihste Monat, in welhem Monat im west- deutschen Tiefland und im \{lesischen Gebirgéland 6 Gewittertage fallen; in Schleswig-Holstein sinkt diese Zahl auf 4,42 im Dur- {nitt herab. Jm mitteldeutshen und im \chlesfishen Bergland treffen auf den Juni fast ebensoviel Gewittertage wie auf den Juli, in Schleswig-Holstein konkurriert mit dem Juli der August. Das Maximum. der Gewitterhäufigkeit scheint das Glager Gebirge (26 Tage im Jahr) zu en das Minimum Schleswig- Holstein und die Rhön (18 Tage). In Westdeutshland kamen die Gewitter vornehmlih aus Südwesten bis Nordwesten, im Osten aus dem Osten bis Süden; im \{lesis{chen Gebirgslande ergab sih ein Marximalwert auffälligerweise sowohl für Nordwesten wie für Süd- osten; Jahre, in denen gleichzeitig aus fast allen Richtungen Gewitter in besonders großer Zahl auftreten, sind selten. Die meisten Gewitter treten - durchschnittlich zwishen 4 und 5 Uhr Nach- mittags auf; diese Regel gilt mehr oder weniger von allen Gegenden Nord- und Mitteldeutschlands. Im Sommer dauert 1/3 bis 1/2 aller Gewitter weniger als eine halbe Stunde, über zwei Stunden nur [10 bis 1/5 aller; im Herbst ist die Zahl der Gewitter, die mehr als eine halbe Stunde dauern, noch geringer. - In dem Zeitraum 1862 bis 1897 scheint die Gewitterhäufigfeit im ganzen zu- enommen zu haben, und zwar um etwa 259%. Der größte Betrag fällt in den meisten Gegenden auf den Zeitraum 1892/94, während nur in Westdeutshland die Jahre 1895/97 -eine noch größere Zu- nahme aufweisen.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe findet am Mittwoh im großen Festsaale des Künstlerhauses, Abends 814 Uhr, ein Diskussions- und Ausstellungsabend statt mit dem Theina „künstlerische Kleider“. Es werden dabei Reformkostüme und Pariser Kleider zum Vergleiche nebeneinander gezeigt und beide in lebenden Bildern vorgeführt, die von Künstlern gestellt werden. Eine Reihe hervorragender Künstler und Modellhäuser werden mit ihren Arbeiten auf dieser für Berlin neuartigen Veranstaltung vertreten fein.

Jagd.

Morgen, Dienstag, den 1. November, findet Königliche Parforcejagd statt. Stelldichein: Mittags 1 Uhr auf der Chaussee Groß-Glienicke—Krampniß am Bullenwinkel.

Theater und Musik.

Neues Königliches Operntheater.

An seinem gestrigen Abschiedsabend zeigte sfih uns Enrico Carufo von einer gam neuen Seite. Er gab den jungen Bauern- burshen Nemorino in Donizettis komischer Oper „Der Liebes- trank*, die bei dieser Gelegenheit nach langen Fahren wieder auf der Bühne der Königlichen Oper erschien, und er zeigte sih auch in dieser ganz anders gearteten Aufgabe wieder als Mei ter, nicht nur als der unvergleihlihe Gesangskünstler, dem das Lyrische ebenso gut gelingt wie das Heroische, \ondern L als \{lichter und humor- voller Darsteller. Nichts von den Allüren des primo tenore war da zu bemerken, kein Versuch, sich aus dem Rahmen des Ganzen hervorzudrängen oder wirksame Gesangsstellen bravourös vor dem Souffleurkasten in den Zuschauerraum zu schmettern; vielmehr blieb er immer dem Stil des Werkes getreu, sowohl bei den zahlreichen Gnsemblestellen, die die Partie aufweist, als au bei den mehrfah eingestreuten lieblichen Kavatinen und Arien, an denen die zwet ausgedehnten Akte der alten Oper so reich sind; ja, er versGmähte es sogar, als nah der herrlih gesungenen Romanze im zweiten Akt ein dröhnender Beifallssturm einiebte; eine unkünstlerisch wirkende Wiederholun zu gewähren. So mate er den Verehrern seiner Kunst den Abschied recht s{chwer und ließ den Wunsch rege werden, - ihn im nächsten Jahre, dann hoffentlich wiéder in den Pagen Näumen des Königlichen Opernhauses, wiederzusehen. Neben ihm bewährte ih besonders Fräulein Hempel in der Rolle der jungen Pächterin Adina, die von Nemorino geliebt wird und die er mit Hilfe eines von einem Quasalber gekauften Liebestranks zu gewinnen hofft. Sie erwies si wieder als Koloratursängerin ersten Mandes und als vortreffliche Darstellerin munterer Rollen. Ihre perlenden Staccati erweckten au gestern allseitige Bewunderung. Als Qualsalber Dulcamara, eine groteskkomishe Rollë, führte sich L Mantler von der Komischen per, der zur S Oper ü ersiedelt, vor- teilhaft cin, und die. Partie des Sergeanten san Herr Kase vom Stadttheater in Leipzig techt annehmbar. Die kleine Rolle der Gianetta fand in Fräulein Rothauser eine gute Ver- treterin. Ein besonderes Lob gebührt dem Chor, dessen Leistungen, seitdem Professor Nüdel ihn leitet, immer vollendeter werden. Diese Erkenntnis bricht si allmähli auch im Publikum Bahn, das einem duftig gesungeneu Frauenflü terhor gegenüber bei offener Szene „mit seinem Beifall nicht zurücckhielt. Die Oper, die unter der E Leitung des Kapellmeisters Blech stand und vom Oberregisseur Dröscher mit Geshmack in Szene geseßt war, wird si nun hoffentlich dauernd auf dem Spielplan behaupt ä

en. Ludwig- Fuld Deutsches Theater: Ludwig Huldas Schauspiel in drei Akt

Diener“, das am Sonnabend im Deut 5 L L ührung erlebte, ist ein in Mürthenformu cer gpeater jene Me hesendrama, bei dem man die Absihtlihkeit des „beispielmäßig“ er- sonnenen Falles, der des Dichters Betrachtungen körperhafte Gestalt ed soll, nit vergessen kann, Dem Fehler, in den der Schaffende eiht verfällt, der eine bestimmte Tendenz verfolgt, Licht und Schatten zu fraß und unvermittelt nebeneinander zu stellen, ist auch Fulda nit entgangen. In allem und jedem ist Artaban, der r des fabel- aften Perserkönigs, der im Stüe berrsckcht, seinem Herrn überlegen: au Korpergewandtheit sowohl wie an Geist und seelis{er rohe, und doch gelüstet's den König, durch die Artaban etfer- üchtig hassende Königin aufge jachelt , immer wieder, seine Kraft mit der Artabans zu Tar eis und immer wieder muß er einsehen, daß er der Kleinere, der Daa ist. Artaban seinerseits liegt nichts an diesen leiht rungen iegen, ihm steht das Königtum höher als dessen zufällig chwächlicher Vertreter, der ihn immer wieder auf allen Gebieten zum Streite herausfordert; er läßt si von ihm, um ihn nit vor allem Volke zu beshämen, im

„Herr und -

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