1878 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 May 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 17. Mai 1878. Die Panzerkorvette „Bayern“.

Die Panzerkorvette „Bayern“ gehört, ebenso wie ihr ersi, die im vorigen Jahre von Stapel gelassene Korvette „Sachsen“, einer ganz neuen Kategorie von Kriegs- {iffen an. Beide ftellen, im Verein mit den noch im Bau befindlichen Fahrzeugen dieser Art, ein neues Glied im mari- timen Wehrorganismus Deutschlands dar. Jhre Her- stellung fkennzeihnet zugleich den Aufshwung, welchen der vaterländishe Schiffsbau in neuerer Zeit genom- men und is ein länzendes Zeugniß von der T und Leistungsfähigkeit des heimishen Gewerb- eißes.

Die Aufgabe der kêuen Panzerkorvetten besteht vor- nehmlich darin, als Schlachtschiffe in den heimishen Ge- wässern, d. h. zur offensiven Küstenvertheidigung zu dienen, und beispielsweise als Ausfalls\chiffe bei Blokaden Verwen- dung zu finden.

Diese Bestimmung bedingte, daß die genannte Korvetten egebenen Falles in alle größeren Ostseehäfen einzulaufen im

tande sein müßten, um je nach Lage der kriegerishen Verhält-

nisse von dem einen oder dem andern auslaufend, den Kampf mit dem Feinde aufzunehmen. Da aber die Tiefe der an der pommerischen und preußischen Küste gelegenen Häfen nur eine bcshränkte ist, so ergab sich als Konsequenz, daß der Tiefgang der genannten Fahrzeuge nur ein verhältnißmäßig eringer sei und bei dem vollständig gefechtsmäßig ausgcrüsteten iffe 6 Meter nicht überschreiten durfte. Dabei mußte ihre Offensiv- und Defensiv1tärke den neuen Panzerschiffen ‘der anderen Nationen gegenüber ausreichend bemessen, und ihnen eine möglihst große Manövrirfähigkeit gegeben werden. Allen

diesen Anforderungen is in den für diese Schiffe in der®

Admiralität entworfenen Plänen Rechnung getragen, und er- flären sih daraus die bei dieser Schiffsklasse vorkommenden neuen Anordnungen und bedeutenden Abweichungen von früheren Panzerschiffen. Die Verwendung der Panzerkorvetten als Stlachtschiffe bedingt in erster Linie einen den s{wereren feindlihen Geschüßen gegenüber starken Panzershuß. Wenn es bei sehr großen Panzerschiffen bisher möglih war, diesen Schuß über die ganze Länge des Schiffes in der Form eines mehr oder weniger breiten Panzergürtels auszudehnen, so lag dies zum Theil daran, daß man sich früher mit einer ge- ringeren Stärke des Panzers begnügen konnte. Gegenüber den immer größer werdenden Kalibern der feindlihen Ge- schüße konnte diese Stärke aber bei unseren Schiffen nicht als genügend erachtet, noch viel weniger auf Panzershugß ganz verzichtet werden. Es mußte daher zu einer ganz neuen Anordnung des Panzers geschritten werden, wenn eine enügende Stärke an den wirklich des Schußes bedürftigen heilen des Schiffes erreiht werden sollte, weil der be- schränkte Tiefgang, die nothwendige Geshwindigkeit, Manövrir- und Seefähigkeit des Schiffes eine verhältnißmäßig . enge Grenze steckte, bis zu der mit der Länge, Breite und dem Deplacement gegangen werden durfte. Nach eingehenden Er- wägungen wurde es als unnöthig erkannt, die Schiffè in der ganzen Länge durch einen Panzergürtel in der Wasserlinie zu s{hüßen, und es für vollständig ausreichend erachtet, wenn dieser Panzershuß für die im mittleren Theile der Schiffe gelegenen Kessel-, Maschinen- und Munitionsräume in Form einer geschlossenen Kasematte vorhanden war ; auf den Schuß der davor und dahinter gelegenen Theile des Schiffes durch Seitenpanzer wurde verzichtet. Es war da- durch möglich, die Stärke des Panzers nur wenig geringer als die wirflihe Durchschnittspanzerstärke des größten eng- lischen Panzerschiffes, des „Znflexible“, zu nehmen. Da indeß bei dieser Anordnung des Panzers die Gefahr nahe lag, daß der vordere und hintere ungepanzerte Theil der Schiffe von N Geschossen leiht zerstört und die Schiffe da- urch „zum Sinken gebracht würden oder umfielen, so wurde die Länge der. gepanzerten Kasematte so bemessen, daß die Schiffe, auh wenn die vorderen und hin- teren A in der Wasserlinie ganz zerstört wären, völlig stabil bleiben und nit umfallen können. Um die nicht ge- panzerten Seitenwände der Schiffe der Tiefe nah zu {irmen * und überhaupt den unteren Theil derselben vor dem Her- stören durch Geschosse zu sichern, ist vor und hinter der ge- panzerten Kasematte, ca. 2 m unter Wass.r, ein stark gepan- pes; gewölbtes Deck ohne jede Oeffnung angeordnet, fo daß r untere Theil der Korvette vorn und hinten von den oberen vollständig abgeschlossen ist, und eine etwaige Zer- störung der Seiten nur bis zu diesem Deck mögli sein würde. Da ein Durchschießen der ungepanzerten Theile in oder unter der Wasserlinie leiht ein Anfüllen des Schiffstheiles bis zum Panzerdeck mit Wasser nah \ich ziehen könnte, so wurden, um dies zu verhindern, die Räume über dem ge- panzerten Deck vorn in 30, en in 36 Zellen eingetheilt, so daß ein einshlagendes feindlihes Geshoß nur einige Zellen durhbrechen und das Wasser nurin beschränktem Maße eindringen lassen kann. Zur weiteren Sicherung des Schiffes sind ferner alle an der Schiffsseite gelegenen Zellen mit Kork gefüllt, so daß ein M Ngeendes Geschoß in ihnen nur ein einfaches Loch machen kann, das sich bei dem Anquellen dés Korkes dur Zutritt des Wassers wieder {ließt und den Léck entweder selbst verstopft odex do seine Dichtung leicht ermöglicht. Für die Sicherheit des übrigen unter Wasser liegenden iles der Schiffe ist ebenfalls durch eine Eintheilung dér- selben in eine sehr große Anzahl von Zellen gesorgt. Da eine jede Zelle dicht abgesperrt wird, so kann bei dem Leckwerden durch einen Rammstoß oder die Explosion eines Torpedos nur immer ein kleiner Theil der Fahrzeuge 11it Wasser gefüllt und die O derselben daher nicht gefährdet wer- den. Ein durch alle Räume geführtes System kräftiger Pump- vorrihtungen gestattet überdies, eingedrungenes Wasser rasch zu entfernen. Armirt werden die Panzerkorvetten mit einem 30 cm und 4 Stück 26-cm-Geschüßen. Alle sind à bar- beite hinter Panzerwänden aufgestelt, um ihnen die Bestreihung eines möglichs großen Theiles des Horizontes, sowie den Batterie-Commandeuren und Bedienungsmannschaf- ten ungehinderten Ueberblick zu gestatten. Das 30-cm-Ge- u steht in einem eirunden, oben offenen Thurm im Vor- if die vier 26-cm-Geschüße in einem größeren Thurm etwas hinter der Mitte der Schiffe derart angeordnet, daß zwei 26-cm-Geshüße neben dem 30:-cm-Kanon nah vorn, zwei andere na inten neben der Verwendung sämmtlicher Geschüße als Breit D EAR feuern können. E _ Eine zweite Offensivwaffe der Korvetten besteht in einem weit vorspringenden lanzenförmig gestalteten Speer, de sen Spihe so tief liegt, daß damit jedes feindliche Panzerschiff unterhalb des Panzers getroffen werden kann. Als dritte

Offensivwaffe werden Vorkehrungen zum Lanciren von Tor: pedos angebracht. : © : i

Die Fortbewegung der Schiffe vermitteln zwei von cin- ander getrennte Maschinen von 2800 Pferdekraft, von denen jede eine Schraube treibt. Genährt werden dieselben durch den Dampf aus acht Kesseln, welhe in vier Gruppen u je 2 Kesseln vertheilt find. Jede Gruppe hat ihren Schornstein, so daß, wenn einer davon im Gesecht getroffen wird, der Kraftverlust selbst momentan nur ein geringer i. Bei allen Einrichtungen, die auf die Führung, Bewegung, Lüftung und Zeit d der Schiffe Bezug haben, ist den M alockanniaen der

eit Rehnung getragen, und sind die neuesten Fortschritte der ehnik berüdsihtigt worden. Beseßt wird die neue Panzerkorvette „Bayern“ nah dem Beseßungsetat mit 317 Mann.

Verein für Geshichte der Mark Brandenburg. In der Aprilsißung machte Hr. von Redern-Wansdorf darauf aufmerksam, daß aus der von Göße im XIV. Bande der „Märki- {hen Forshungen“ veröffentlihten Zusammenstellung der Märker, welche in den Jahren 1502 bis 1560 zu Wiitenberg studirt haben, sih insofern ein fal'ches Bild des Antheils ergebe, mit welchem der märkische Adel sih der Kirchenreformation zugewandt, als d.r Her- auêgeber nur die in der Matrikel ausdrüdtlich als Adlige Bezeichneten dem Adel zugezählt habe. Es ergeben auf diese Weise sich nur 48 Cdelleute, während offenbar, mitunter sogar nachweislich, ohne das Adelsprädikat Aufgeführte und von dem Herausgeber zu den Bürgerlichen Gezählte märkischen Adelsfamilien angehören ; so mehrere Putliß, Bardeleben, Ottcrstedt, Brösigke, Grabow, je ein Treskow, Briest, Flanß, Gröben, Lon, Barsdorf, Schapelonw, Jhlow, Bredow, Platen, Karstedt, König8mark, Möllendorf, Bor, Zieten, wahrscheinlib auch die Wies, Krujemark, Bismark, Lofsow, Golß u. st w. —. Hr. Sculvorsteher Budczies seßte seine in der Februarsißbung begonnene Geschichte der Fischerei in der Mark fort, Er behandelte vornehmlich die Bemühungen des Domfkapitels zu Brandenburg, sich h den Besiß der kleinen Fischerei auf der Havel oberhalb Brandenburg zu seßen, und die seit 1204 zu verfolgenden Streitigkeiten um die Fischereigerehtigkeit auf dem Riewendtse..

In der Maisißung las Hr. Gymnasiallehrer D r. Ernst Fischer den Anfang einér größeren Arbeit über die brandenburgisch- preußischen Staats-Historiographen. Georg Sabinus und Leutinger gehören, obwohl sie gélegentlih als Historiographen bezeichnet wer- den, nicht hierher, da jener nur in dihterishen Gebilden, dieser ohne Amt fi mit der Landesgescbichte beschäftigt haben. QDer ertte von Staatswegen bestellte Historiograph is Joachim Hübner, ernannt im Jahre 1650, Er begann mit umfassenden Studien und war eben deshalb außer Stande, den Großen Kurfürsten zu befriedigen, der möglichst bald auch Fertiges zu sehen wünschte. Theils deshalb, theils wegen seiner Irreligiefität ward er in Ungnade beseitigt. Er starb-1666. 1659 erhielt das Historiogravhenamt Joachim Hirtenberg (Pastorius, Pastorins von Hirtenberg), ein gewandter Lateiner, doch mehr Stylist als Historiker. Er empfahl sich Fu diesem Amte als Verfasser des verdienstlihen Florus Polonicus wegen des engen und gerade damals vorzüglich in Betraht kommenden Zusammenhanys der polnischen Geschichte mit der brandenburgischen. Ohne irgend etwas Märkisches geschrieben zu haben, verließ er den Dienst und starb, nachdem er tatholish geworden, 1681. Sein Nachfolger wak ein gelehrter Niederländer, Martin Schoius, bestallt 1664, 1666 Rath und Profesor in Frankfurt a. d. Oder. Troß der Nahrungsf\orgen, mit denen er bei geringer Besoldung, und troß der Schwierigkeiten, mit welchen er in Folge seiner Nichtkenntniß der deutshen Sprache zu kämpfen hatte, ging er mit einem Fleiße, der seine wissenschastliche Begabung weit überragte, an die Lösung der Aufgabe. Dem großen Interesse entsprechend, welches der Kurfürst an dem Fortgange der Arbeit nahm, fog er bereits 1665 zu drucken anz; er ist jedoch über die ersten Probebogen, welche die fabeihaften Veberlieferungen der ältesten Geschichte kritiklos wiederholen, niemals hinaus ge“ kommen ; die Censur des kurfürstlihen Rathes von Somniti, unter die er gestellt ward und die, meistens mit gutem Grunde, ih nit nur auf sahliche Bedenken, sondern auch auf die \sprachlichen Män- gel erstrecktte, mag ihm die Arbeit verleidet haben, der schon im Jahre 1668 der Tod ein Ende machte. Von Martin Schoius ist im Drudcke nichts veröffentlidt worden; seine Sammlungen zur vaterländishen Geschichte aber besiteen wir, und diese haben immer noch einigen Werth sowohl der benußten Dokumente halber, die jeßt nicht mehr vollständig erhalten sind, als auch wegen der die

Yeitge shihte betreffenden Mittheilungen, welche der Große Kurfürst |

ihm mündlich machte.

Die von Herren gefahrene englische Post (Coach) hat ihre Tourfahrten für die Saison im Mai und Juni mit dem gestrigen Tage eröffnet. Im Mai werden von Berlin nach Potsdam an folgenden” Tagen Tourfahrten stattfinden: 18., 21., 23, 25., 27, 29., 31. Mai. Abfahrt von Berlin (Hotel de Rome, Charlotten- ane präcise 10 Uhr Vormittags. Abfahrt von Potsdam (Hotel zum Cinsicdler) 4 Uhr Nachmittags. An den dazwischenliegenden Wochentagen macht die Herren-Post kürzere Ausflüge nah dem Grunewald (über A nach Schildhorn) oder Berlins Umgegend. Anmeldungen zur heilnahme an den Fahrten (der Wagen hält 9 Fahrgäste) werden im: Bureau des „Sporn“, Neu- städtische Kirchstraße ba., 1, in den Vormittagsstunden von 10 bis 12 Uhr und Nachmittags von 4 bis 6 Uhr entgegengenommen. Alles Nähere ist dort zu erfahren.

Ein Sensationsbild so krasser, widerwärtiger Art, wie das gegen- wärtig in der Ausstellung des Vereins Berliner Künstler befindliche Gemälde von Skarbina, betitelt ,Cin Erwachen“ dürfte hier überhaupt als „Kunstwerk®" noch nicht öffentlih zu sehen gewesen sein, Indessen ist gleich voraus zu bemerken, daß die Wahl des Stoffs nicht, wie bei den Sensationsbildern Gabriel ‘Marx’, die früher seine Stelle einnahmen, eine allein dem Geshmack des Malers zur Last fallende, sondern daß dasselbe vielmehr im Auftrage gemalt worden ist. Was thut denn aber Skarbina auch fo viel Shlimmeres als Marx in seiner „Kindes8mörderin“? Er geht nur noch einige Schritt weiter als jener und macht noch gründlihere Studien im Keller der Ana- tomie, indem er niht blos einen Kadaver, sondern deren ein Dußend und mehr malt und zwar, was das Abscheulichste an dem Bilde ist, im Sinne unserer modernen“ Naturalisten vorzüglih malt. Die reihenweise auf den Secirtishen niedergelegten, mit einem Zettel am Fuße katalogisirten Kadaver in dem halbrunden Kellerraume der Morgue, der nur dur einige kleine Fenster ein unheimliches Dämmer- licht erhält, sind von ebenso erstaunlihem Realismus, als das Ganze grauenhaft in der Gesammtwirkung und Stimmung. Das Ungeheuer- lihste aber vollzieht sich im Vordergrunde des Bildes. Hier erhebt si, unmittelbar hinter dem verdecktien Leichnam eines jungen blühenden Weibes, dem ein Kind zur Seite liegt, mit vor Grausen emporgesträubtem fuhsigem Haar, noch den Strick um den Hals, ein vom Scheintode erwachender Selbftmörder, der entseßten Blickes in seine furchtbare Umgebung starrt. Leider fehlt*aber dieser Figur so sehr aller Ernft, daß es fast seinen möchte, als hätte der Künstler gar nit: ein so ernstes Memento mori beabsichtigt, wie das gruselige Opus doch eigentlich darstellen soll: gerade diese Figur erinnert gar zu sehr an jene Mordthatenbilder der Jahrmarkts\{aubuden. Wird dadurch aber der Spott des Beschauers herausgefordert, so ist das scheußliche Stillleben “um den Scheintodten herum nur eeignet, Ekel zu erregen, der dur einzelne raffinirt hinzu er- onnene - raumfüllende Details, wie das obere Ende eines Sarges mit dem auf Hobelspähnen * gebetteten Kopfe eines weiblichen Leichnams, die Secirinfstrumente und die Blutlachen und Fleckten auf den Tischen und dem Fußboden nur noch erhöht wird. Und doch wäre es eine Ungerechtigkeit gegen den Maler, wollte man

nicht anerkennen, daß das Bild zwar breit und dekorativ, aber tüchtig gemalt ift, und von vielem Fleiß zeugt, der um \o höher a schlagen ift, je widerwärtiger die Objekte waren, auf die sich derselbe richten mußte. Viele Kunstfreunde, welche die eleganten, dem Salon entnommenen Genrebilder des Künstlers auf den leßten großen Kunstausftellungen gesehen haben, werden ihn in diesem seltsamen Werke gar nicht wieder erkennen, gerade deshalb aber auch seinem viel seitigen Talent die gebührende Anerkennung nicht versagen und nur bedauern, daß seinem unershrockenen Eifer kein erfreulicherer Auftrag zu Theil geworden ist. In den malerischen Vorzügen des Skarbina’schen Bildes liegt auc allenfalls eine Entschuldigung für den Plaß desselben in einer „Kunst “-Ausftellung: nur sollte dann wenigstens au hier nicht jene Warnung für \{wachnervige Per- sonen fehlen, die man in der „Schreckenskammer“ des Panoptikums liest, denn für dieses oder ein ähnlihes auswärtiges Institut soll das Gemálde bestimmt sein.

Von den übrigen Neuigkeiten verdienen zunächst. einige Bilder des wohlbekannten russishen Marinemalers J. Aivasovsky Hervor- hebung. Dieselben sind bei aller dramatischen Bewegtheit der dar- gestellten großartigen Natur doch mit bewunderung8würdiger Eleganz und Glätte gemalt, und troß der ZJdealisirung durhaus überzeugend und gewissenhaft. Grandios und in den Lichteffekten an Hildebrand erinnernd ift das „Nordmeer bei Sturm“, von friedliherem Cha- rakter eine Marine aus der Krimm und der „Meerbusen von Theodosia“. Um hier die übrigen Landschaftsmalereien glei anzuschließen, ist zu erwähnen, . daß Ch. Wilbrandt 6 große dekorative Bilder ausgestellt hat: Jdeallandschaften aus dem alten Egypten, Italien, Griehen- land, welche breit und effektvoll gemalt und von caraktervoller Stimmung sind. An Stelle der eigenartigen, fein koloristisch er- wogenen Arbeiten von René Tener sind in ihrer Art nicht minder tüchtige Arbeiten von Bellermann, Eschke und Hermes getreten. Die große, mit \sihtlihem Fleiße gemalte Ansicht der Freundschafts- insel von Potsdam, von C. von Bockum-Dolffs, dürfte um ihres Gegenstandes Willen ih Freunde erwerben. :

__ LTrübners Kampf zwischen Lapithen und Centauren zeugt von eifrigem Modellstudium und tüchtigem Streben, während L. Paul, welcher eine Episode aus Viktor von Scheffels „Gfkfehard“ zum Vorwurf wählte und in der Manier der Düssel- dorfer Schule ausführte (Ekkehard trägt die Herzogin Hadwig in das Klostcr von St. Gallen), nur wenig in die Dichtung eingedrun- gen ist, sondern in der Weise eines kostümkundigen Jllustrators auf der Oberfläche bleibt. K. Hübner stellte einen delikat gemalten hüb- hen Studienkopf und ein glei liebevoll in den Details ausgeführ- tes Genrebild: „In Gedanken“ aus. Fast miniaturhaft zart behandelt ist ein anderes niedlihes Werkchen von Lossow, dar- stellend zwei junge Damen in der antikisirenden Tracht aus dem An- fange dieses Jahrhunderts, in eifrigem, \{alkhaftem Gespräch auf einer Bank im Grünen sitend. Die Wirkung, die der „Narr“ von Stade der, in das lebhafteste Roth gekleidet und behaglich in den Sessel eines Studirzimmers gelehnt, ein vor ihm stchendes Skeletit mit sarkastishem Lächeln betrachtet auf den Beschauer nit ver- fehlt, verdankt derselbe mehr dem Gegenstande als der dgrauf ver- wandten Kunst. Auch ein kleines Genrestück von Def&üger, ein Mädwhen cinen Vogel fütternd, ift nicht zu vergessen, wenn es auch dem Ruhme des Malers keinen neuen Lorbeer hinzuzufügen vermag. Den Realiêmus à outrance vertritt M. Liebermann mit seiner „Zimmermanns-Werkstatt in Zandvort“. Malte der offenbar bei dem genialen aber s{rullenhaften Courbet gebildete, keineswegs talentlose Künstler, seinem Vorbilde getreu, früher nur grau oder braun (man entsinnt sih feiner Gänserupferinnen auf einer früheren und der Feldarbeiter auf der leßten großen Ausstellung), so malt er jeßt übermäßig bunt, und diesmal in einer Weise, die zwar flüchtig, aber nit genial zu nennen ist. Man kann von den französishen Kolo- risten wahrlich etwas Besseres lernen, als Unarten und Ueber- treibungen!

Was die Porträtmalerei angeht, so ist dem Bildniß zweier Kin- der, von P. Spangenberg, lebensfrische Auffassung und tüchtige Aus- führung nicht abzusprechen.

Die Bildnerei ist durch das Marmor-Relief eines dorngekrönten Christuskopfes von edlen Contouren und hoheitsvollen Zügen, von Walger, durch eine lebenswahre Bronzebüste Sr. Majestät des Kaisers, von Keil, und zwei araktervolle in Thon modellirte Köpfe von Bergmeyer vertréten.

Die „Cöln. Ztg.“ schreibt über die Leistungen der Mitglie- der des Friedrih-Wilhelmstädtishen Theaters, deren Gesammtgastspiel in Cöln von dem besten Erfolge begleitet ist: „Ueber die Aufführung können wir nur wiederholen, was wir nach jedem Gastspiele der Berliner Künstlergesellshaft sagen mußken: sie war sehr vollkommen, ein vortreffliches Ensemble und eine Sicher- heit und Gewandtheit im Einzelnen, die jeden beabsichtigten Effekt zu voller Geltung brachte. Die Wirkung des Ganzen wird auch k o durch die glänzende Ausstattung und das {öne Material erhoht.”

Literarische Neuigkeiten und periodishe Scriften.

Die Vernachlässigung der Dekorations-Malerei in Deutschland und der daraus für Kunst und Leben erwachsende Nach- theil. In kurzen Worten beleuhtet von G. Walther. Verlag der Buch- und Kunsthandlung von H. Reinhardt in Dresden.

Naßreddin Chodjia. Ein osmanischer Eulenspiegel, von Murad Effendi. Zweite Auflage. Oldenburg. Schulze'she Hof- buchhandlung. kl. 8. L

Beiheft zum Militär-Wochenblatt, herausgegeben von v. Wißleben, General-Lieutenant z. D.,, Nr. 3 und E Inhalt: Schleswig 1848. Aus den hinterlassenen Papieren des verstorbenen General-Feldmarshall von Steinmeß. Heraus- gegeben und mit einer Lebensskizze versehen von v. Conrady, Ge- neral-Lieutenant und Commandeur der 1. Division.

Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit. Neue Folge. 25. Jahrgang. Organ des germanishen Museums. Redaktion: Dr. A. Effenwein und Dr. G. K. Frommann. Nürnberg. Verlag der litterar.-artift. Anstalt des german. Museums. 1878. 4. Nr. 4 (April). Dieselbe enthält, außer der Chronik des germanishen Museums zu Nürnberg, folgende längere Aufsäße: Urkundlihe Beiträge zur Künstlergeshihte Schlesiens. (1V.) Von Dr. Ew. Wernicke. Ein eni ton am Schlusse des 17, Jahrh. Von A. Effenwein. (Mit lbbildg.) Inventar über die Verlassenschaft des Grafen Heinrich VIIT. zu Fürstenberg (} 1596). Vop Gmelin.

Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie. Herausgegeben vom bayerishen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. Nürnberg, Verlag der Fr. Kornschen Buchhandlung, 12. Jahrg. 1878. 4. Nr. 20 u. 21. Dieselben haben folgenden Inhalt: Zur Geschichte der Glasmalerei im Mittelalter. Vortrag, gehalten im bayerishen Gewerbemuseum. Von Prof. Dr. Kuhn. (Fortseß. und Schluß). Handelsverträge. Kunstgewerblihe Weihnachtsausstellung in Stuttgart. Preis? aus\chreiben des württemberg. Kunst-Gewerbe Vereins. Aus der permanenten Ausstellung des bayer. Gewerbemuseums. Lackarbeiten und Schmuck aus dem Orient. Privatsammlungen in Wien. Zur Spigenindustrie in Wien. Für die Werkstatt. Aus dem Buchhandel. Kleine Nachrichten. Dén beiden Nummern sind folgende Kunstblätter beigegeren: Venetianischer Leuchter (16. Sahrb.) Gez. von F. O. Schulße. Altinesishe Unterschale einer Theekanne. Gez. v. J. Matthias.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner-

Drei Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reichs-Anz

V 115.

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ans erate für den Deutschen Reichs- u. Kgl. Preuß. Staats-Anzeiger, das Central-Handelsregifter und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition des Lenutshen Reihs-Anzeigers und Königlich Prenßischen Staats-Anzeigers : Berlin, 8. F. Wilhelm-Straße Nr. 32,

1. Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

2. B, Anfgebote, Vorladungen ú, derg ;

3, Verkäufe, Verpachtungen, Submizssionen eto.

4. Verloosung, Amortisation, Zinszablung L. s. w. von öffentlichen Papieren,

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen.

Urtheil. Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern erkennt der Shwurgerihtshof von Oberbayern in Sachen gegen Franz Rohleder, Redacteur in München, wegen Vergehen wider die öffentliche Ordnung, der Beleidigung und in Bezug auf die Religion zu Recht, was folgt :

„Franz Julius Rohleder, 34 Jahre alt, ohne Religion, verh., Redacteur in München, wird wegen eines Vergehens wider die öffentlihe Ordnung in fahliem Zusammenflusse mit einem Vergehen der Beleidigung des Reichskanzlers Fürsten von Bié- mar, sowie mit einem weiteren Vergehen in Be- zug auf die Religion, sämmtlich verübt durch die Presse, in eine Gesammtgefängnißstrafe von sechs Monaten, sowie in die dem K. Aerar zur Last fal- lenden Kosten des Verfahrens und Strafvollzugs verurtheilt. S j

Der verfügende Theil dieses Urtheiles ist mit

[eicher Schrift, wie der Abdruck des beleidigenden Artikels in der Nummer 197 des „Zeitgeistes" gegen Fürst n von Bismarck geschriebert is und in dem

olitishen Theil des „Zeitgeistes“ bekannt zu machen. uch wird dem Reichstanzler Fürsten von Bismarck die weitere B-:fugniß zuge prochen, diese Verurthei- lung im „Deutschen Rei s-Anzeiger“ binnen vier

Wochen von Zustellung des rechtskräftigen Urtheils an auf Kosten des Franz Rohleder zu veröffent- lichen. ;

Die allenfalls noch vorhandenen, im Besitze des Verfassers, Druckers, Herausgebers, Verlegers und Buchhändlers befindlichen, die öffentlich ausgelegten und angebotenen Exemplare des „Zeitgeistes“ Nr. 206, 197 und 241 vom Jahre 1877, sind unbrauch- bar zu machen,“ :

Gründe.

2c. Also geurtheilt und verkündet in öffentlicher Sitzung des Schwurgerichtshofes von Oberbayern am sechs8zehnten Februar achtzehnhundert aht und siebzig, Nachts 94 Uhr, wobei zugegen waren: E herr von Pechmann, K. Appellationsgerichts-Rath, Präsident des Schwurgerihtshofes, Freiherr von Bonnet, Söltl, Briel und von Peßl, K. Bezirks-

erihts-Räthe, der K. Staatsanwalt Schwarz und Gerichts\chreiber Naager als Protokollführer.

Frh. v. Pechmann, v. Boùnet. Söltl. Briel. von Peßl.

Steckbriess8erledigung. Der unterm 10. No- vember v. J. hinter den unbekaunten Betrüger angebl. Seidler alx. Bergen oder Berger, von Normann, Sonnemann erlassene Steckbrief ist durch Ergrcifung des Kaufmanns Julius Rudolph Friedrih Witte aus Bahn erledigt. Wriezen, den 13, Mai 1878, Der Staatsanwalt.

Steckbrief. Gegen die verehelihte Häusler Fond Strugeile, geb. Jemler, aus Kühnau, ist vom unterzeichneten Gericht die Untersuchungs- haft wegen wiederholten Diebstahls beschlossen worden. Da ihr gegenwärtiger Aufenthalt unbe- kannt is, werden alle Sicherheitébehörden ersucht, auf die 2c. Strugeile zu vigiliren, sie im Betre- tungsfalle festzunehmen und an unsere Gefängniß- inspektion abliefern zu lassen. Signalement. Vor- und Zuname: Johanna Strugeile, geb. Irmler. Geburts- und Aufenthaltsort: Kühnau, Kreis Grünberg. Religion: evangelisd. Alter: 42 Jahr. Größe: 154 Centimeter. Statur: unter- seßt. Haare: blond. Mundart: gewöhnlich. Augen: grau. Augenbrauen: blond. Nase und Mund: gewöhnlih. Kinn und Gesicht voll. Gesichtsfarbe: gesund. Zähne: fehlerhaft, Sprache: deutsch. Besondere Kennzeichen: fehlen. Grünberg, den 8. Mai 1878. Königliches Kreisgericht. I. Abth.

Stcckbrief. Der Arbeiter Ernst Knauert aus Badersleben, angebli zu Lauban in Sclesien am 29. Februar 1840 geboren, is durch unser rechts- kräftiges Erkenntniß vom 19. März 1878 wegen Hausfriedenbruchs und vorsäßlicher gland in zwei Fällen zu einer Gefängnißstrafe von sieben Monaten verurtheilt. Der Aufenthalt desselben ift unbekannt, weshalb ersucht wird, im Betretungs- falle die anerkannte Strafe an dem Knauert zu vollstrecken und uns von dem Geschehenen zu be- nacrihtigen. Halberstadt, den 6. Mai 1878. Königliches Kreiégericht. 1. Abtheilung.

Steckbriefs-Erledigung. Der am 14. Juni 1876 erlassene, am 2. Mai und 2. November 1877 er- neuerte Steckbrief gegen die Cisenbahnarbeiter Erust Pohl aus Krampf und Johann Adler aus

lesien wird zurückgezogen. Rotenburg a./Fulda, den 2. Mai 1878. Der Staatsanwalt.

Zu dem Steckbrief in Nr. 63 d. Bl. (Erste Beilage) wird zur Vermeidung von Verwechélungen noch bemerkt: daß die Angeshuldigte Pauline Hoff- maun, 30 Jahr alt, von mittlerer Statur und in Breslau heimathlich ist, hellblondes, im vorigen Jahre kurz abgeschnittenes Haar, helle Augen, Tleines rundes Gesicht, kleine Nase und kleinen Mund hat. Schweidnitz, den 13. Mai 1878.

Königliches Kreisgericht. Erste Abtheilung.

Der Lotterie-Collecteur Ludwig Hagemaun Hamburg isst durch unser Urtheil vom

von Loosen einer in Preußen nicht

er ugelassenen Lotterie réchtskräftig zu 50 M Geldstrat

e, im Un-

| vermögensfalle 10 Tagen Gefängniß verurtLeilt.

Alle Strafvollstreungsbehörden werden ersucht, die Strafe gegen Hagemann zu vollstrecken und uns hiervon Nachriht zu geben. Osterwieck, den 9, Mai 1878. Königliche Kreisgerichts-Deputation.

Steckbrief wider den wegen Diebstahls und Unterschlagung gerichtlich verfolgten Sehmiede- gesellen Fohann Bendet, angeblih von Limburg an der Lahn, jedoch dort unbekannt, mit Ersuchen um Festnahme und Nachricht anher. Cassel, den 11, Mai 1878. Königliche Staatsanwaltschaft. Wilhelmi. Signalement. Alter: ca. 28— 30 Jahre, Statur: mittelgroß, geseßt, Haare: s{chwarz, Nase: groß und gvon, Gesicht: länglich, Farbe: blaß, Beine: hohl, ohne Bart.

Gegen den Lehrer Joseph Schmid von Eis- lingen, zuleßt in Düsseldorf wohnhaft, ist die ge- ribtlihe Haft wegen Uebertretung des §. 363 des Strafgeseßbuch8s beschlossen worden. Seine Fest- nahme hat niht ausgeführt werden können. Es wird deshalb ersucht, den 2c. Shmid im Betretungs- falle zu verhaften und mit allen bei ihm si vor- findenden Gegenständen uvd Geldern an König- lihe; Amtsgericht I., Abtheilung 5, dahier abzu- liefern. Caffel, 13. Mai 1878. Der Königliche Polizeianwalt. C. Großcurth.

Subhaftationen, Vorladungen, Auf- gebote u. dergl.

(X Oeffentliche Vorladung.

Der Kaufmann Baumgarten hier, resp. dessen Cessionar, Kaufmann Julius Hinzelmann hier, Blumenstraße 8, hat gegen den Bäckermeister Robert Michel, früher hier, Oranienstraße 186 wohnhaft, eine Wechselklage auf Zahlung von 450 M nebst 6 %/9 Zinsea seit 4. Februar 1878 angebraht und mit. dieser Klage ein Arrestgesuh verbunden.

Die Klage ist eingeleitet, der Arrest angel:gt, und da der jeßige Aufenthalt des Verklagten Michel un- bekannt ift, so wird dieser hierdurh öffentlih auf- gefordert, in dem zur Klagebeantwortung und wei- teren mündlichen Verhandlung der Sache auf

deu 17. Juli 1878, Vormittags 10 Uhr, vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadt- gerichtsgebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termine pünktlich zu erscheinen, die Klage zu beantworten, etwäige Zeugen mit zur Stelle zu bringen und Urkunden im Original ein- zureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht genommen wer- den fann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten That- sachen und Urkunden auf Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt erachtet, und was den Rechten nah daraus folgt, wird im Erkenntniß gegen dên Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 18. März 1878.

Königliches Stadtgericht. I, Abtheiluna für Civilsachen. Prozeß-Deputation 2.

[4372]

Die Ehefrau des Tischlers Brunow, früher hierselbst, Wilhelmine, geb. Hofsmann, hat an- gezeigt, daß ihr Ehemann fsich während eines zwischen den Parteien in den Jahren 1868 und 1869 stattgehabten Chescheidungsproze}ses, der mit Zurüd- weisung der Anträge beider Parteien geendigt, von hier entfernt und seit dieser Zeit um die Ehefrau, welche theils in Hamburg, theils in Wismar ge- wohnt hat, und sich jeßt wieder hier aufhält, si niemals gekümmert habe. Ueber den Aufenthalt des Mannes in der Zwischenzeit ist etwas Weiteres nicht zu ermitteln gewesen, als daß derselbe vor etwa 3 bis 4 Jahren einen Tag wieder in Schwerin an- wesend war. Die Ehefrau hat nun die Einleitung des Desertionéprozesses und die gänzliche Scheidung ihrer Ehe beantragt, und ist demgemäß ein Termin

auf den 3, September d. J.

angeseßt, zu welchem der Ehemann, der Tischler Carl Brunow, früher hierselbst, hierdurch pe- remptorisch öffentlich geladen wird, an diesem Tage, Mittags 12 Uhr, na Abends zuvor beim Direc- torio geschehener Meldung, auf hiesiger Großherzog- licher Justiz-Kanzlei in Person zu erscheinen, um seiner Se wegen Rede und Antwort zu geben, widrigenfalls er als der böslihen Verlassung seiner Chefrau a gänzlich geschieden und wird, was Rechtens.

Schwerin, den 8. Mai 1878. i

Großherzogl. Meckl. Schwer. Justiz-Kanzlei. H. v. Scheve.

angenommer, seine Che onst weiter erkannt werden

4968) Bekauntmachung.

Der von der Reichsbankhauptstelie zu Breslau dem Kaufmann Marcus Sachs ausgestellte Pfand- chein Nr. 220 vom 14. Juni 1876 (ein etragen im ombardbuhe Blatt 7 unter Nr. 220), Inhalts dessen Marcus Sachs hier, Carlsstraße Nr. 40, der Reichsbank für ein von derselben erhaltenes mit 43% jährlicher Zinsen verzinslihes Darlehn, welches bei Ausstellung des Pfandscheins 600 #, nah

Berlin, Freitag, den 17. Mai

Oeffentlicher Anzeiger.

Erste Beilage eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

1878,

9, Indnestrielle Etablissements, Fabriken and Grosshandel,

6. Verschiedene Bekanntmachnngen,

7. Läterarische Anzeigen.

8. Theater-Ánzeigen. In der Börsen-

9. Familien-Nachrichten. beilage.

Inserate nehmen an: das Central - Bureau der deutschen Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen eeFuvalidendank“/, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Vüttner & Winter, sowie alle übrigen

Annouceu- zu Berlin, ditionen des

otte, Announcen-Bureaus.

und Abzahlungen aber am 22. März 1878 \{ließ- lich 5500 betragen hat, Zwanzigtausend Thaler Posener Credit-Pfandbriefe als Unterpfand über- geben hat, ist angeblich verloren gegangen.

Alle Diejenigen, welche an den vorgedachten Pfandschein als Eigenthümer, Cesfionarien, Pfand- oder sonstige Briefsinhaber Ansprüche zu machen aben, werden hiermit aufgefordert, fich spätestens in dem

aut 24. September 1878, Vormittags 18, Uhr,

vor dem Gerichts-Assessor Triest im Terminszimmer Nt. 47, 11. Stock, des hiesigen Stadtgerichts- ebäudes anstehenden Termine zu melden, widrigen- alls sie mit ihren Ansprüchen werden präkludirt werden und der Pfandschein für kraftlos erklärt werden wird.

Breslau, den 7. Mai 1878.

Königliches Stadtgericht. Erste Abtheilung.

[4313] Bekauntmachung. Am 14. Dezember 1877 is auf unserem Packhofe

ein Ballen, sign: L A Nr. 2 mit Wollwaaren

öffentlih meistbietend verkauft worden, weil derselbe Über die- geseßlich zulässige Zeit von 5 Jahren in der Niederlage gelagert hatte. Nah Abzug der Kosten, Zollgefälle und des Lagergeldes von dem er- zielten Erlöse sind 79 4 69 5 verblieben.

__Der uns unbekannte redtmäßige Inhaber des über qu. Ballen am 10. Juli 1872 ausgestellten Unikat-Niederlagescheins B. 106/581 wird hierdurch aufgefordert, den gedachten Uebershuß nach Abzug der Kosten für diese Bekanntmachung bei uns gegen Rückgabe des in Rede stehenden Niederlagescheines in Empfang zu nehmen.

Berlin, den 11. Mai 1878. Königliches Haupt-Steuer-Amt f. ausl. Ggstde.

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen 2e.

[3993] Bekauntmachung.

__ Das in der hiesigen Gemarkung 4 km von Wies- baden entfernt belegene, dem Nassauischen Central- Studienfonds gehörige

Vorwerk Hof Clarenthal,

bestehend: in Hofgebäuden, nebst Hausgarten s in Gärten in Aerland . in Wiesen.

Hofraum und

L 0,524 ha, O.

00/098 21,60 zusammen in 94,909 ha, soll für die Zeit vom 22. Februar 1879 bis Johanni 1897 verpachtet werden. Den Licitationstermin haben wir auf Montag, den 17. Juni d. J,, Vormittags 10 Uhr, in unserem Sessionszimmer vor unserem Decernen- ten für den Central-Studienfonds, Regierungs-Rath Schaffner, anberaumt, und laden Pachilustige zu demselben mit dem Bemerken ein, daß:

1) neue Bieter nah 12 Uhr Mittags nicht mehr zugelassen werden,

2) das dem Angebot zu Grunde zu legende Pacht- geld-Minimum auf 6740 M. festgeseßt worden,

3) zur Uebernahme der Pachtung ein disponibles Vermögen von 40,000 4 erforderlich ist.

Ueber den Besiß des leßteren, sowie über ihre Qualifikation als Landwirthe haben jih die Pacht- liebhaber vor dem Termin, spätestens aber in dem- erin unserem Commissarius gegenüber auszu- weisen.

Die Verpachtungsbedingungen und die Regeln der Licitation können mit Ausnahme “er Sonntage zu jeder Zeit während der Bureaustunden auf unserer Registratur eingesehen werden.

Abschriften der specieUen Bedingungen werden wir gegen Erstattung der Copialien resp. der Dru- kosten auf Verlangen mittheilen.

Wiesbaden, den 29. April 1878.

Königliche Erne,

Abtheilung für Kirchen- und Schulsachen,

In dem für die Oberförsterei Carzig im Gast- hofe zu Späning am 21. Mai cr. stattfindenden Holzverkaufstermine soll u. A. aus dem Belauf Breitebruch, Jagen 54 an der Landsberg-Dölißzer Chausse nachstehendes Holz verkauft werden: 16 Stück Eichen - Langnußbholz, 25 Rm. Eichen- Nubßscheit T., 300 Rm. Eichen-Scheit incl. Anbruch, 42 Rm. Eichen-Ast, 46 Rm. Eichen-Reisig I, 121 Rm. Eichen-Stock, 1166 Rm. Buchen-Scheit incl. Anbruch, 226 Rm. Buchen-Ast, 324 Rm. Budchen- Reisig I, 688 Rm. Buchen-Stock, 12 Rm. Birken- Scheit, 4 Rm. Birken-Ast, 12 Rm. Birk.-Stock, 50 Rm. Erlen-Scheit, 16 Rm. Erlen-Aft, 32 Rm. Erlen-Stock, 116 Rm. Kiefern-Scheit, 14 Rm. Kiefern-Ast 1.,, 30 Rm. Kiefern-Reisig L, 85 Rm. Kiefern-Stok. Die näheren Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht; es wird bemerkt, daß bei Käufen bis zu 150 M sofort ganz, bei Käufen über 150 A zum vierten Theile Zahlung geo werden muß. artig N,/M., den 13. Mai 1878.

1. Februar 1878 wegen Beförderung des Vcrkaufs

wiederholten auf dem Pfandscheine vermerkten Zu-

Der Oberförster Schulemann.

Submission.

Behufs Verding der Arbeiten und Lieferungen zur Erbauung eines Fußgänger - Tunnels bei Station Friedrichshagen, und zwar:

1) Erd- und Maurerarbeiten aus\{ließlich

Absteifung der Baugrube und Materialien-

lieferung, jedoch einschließli Lieferung des

Koalkes und der Steinmezarbeiten inkl.

Material,

5 Lieferung der Ziegelsteine, F 3) Lieferung der Kalkbruchsteine,

4) Zimmerarbeiten inkl. Materialienlieferung,

5) Lieferung und Aufstellung der Eisenkonstruktion, veranschlagt auf zusammen 15,000 Æ, ist

auf den 27. Mai cr., Vormittags 114 Uhr,

vor dem Unterzeichneten, Koppenftraße 88/89, Termin anberaumt, bis zu welchem versiegelt und frankirt eingehende Offerten mit der Aufschrift :

„Submission über Erd- 2c. Arbeiten zum Fuße gänger-Tunnel in Fricdrichshagen betr:ffend“ entgegen genommen werdeu.

Offerten-Formulare nebst Preisverzeichnisse sowie Bedingungen und Zeichnungen liegen im hiesigen tehnishen Bureau zur Einsicht aus, auch können dieselben von hieraus gegen Erstattung der Kopialien bezogen werden. s

Berlin, den 13. Mai 1878.

Der Eisenbahn-Baumeister. Horwier. Cto, 174/5.)

[4378]

[4227] Bekanntmachung.

, Die Lieferung des Torfbedarfs der hiesigen König- lichen Neuen Strafanstalt (Zellengefängniß) für das Winterhalbjahr 1878/79, ca. 400 Kubikmeter, soll im Wege der Submission vergeben werden.

Lieferungs-Bewerber wollen unter Einsendung der Proben ihre Offerten versiegelt und portofrei mit der Aufschrift: „TDorflicferungs-Offerte“ bis zum 3. Juni cr.,, Vormittags 10 Uhr, zu welcher Zeit dieselben eröffnet werden sollen, einreichen.

Die Lieferung: bedingungen liegen während der Dienststunden in der hiesigen Kanzlei zur Einsicht und Unterschrift aus.

Offerten, welche nah Eröffnung des Termins eiù- gehen oder nicht von Proben begleitet sind, bleiben unberüctsihtigt, desgleichen die Offerten derjenigen Bewerber, welche die Bedingungen nicht vor dem Termin unterschrieben haben.

Berlin, den 10. Mai 1878.

Königliche Neue Strafanstalt (Zellengefängniß), Die Direktion.

Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. #\. w. von öffentlichen Papvîíeren.

Beider heute nah Maßgabe der 88. 39, 41 und 47 des Geseßes vom 2. März 1850 wegen Errich- tung der Rentenbanken im Beisein der Abgeord- neten der Provinzialvertretung und eines Notars stattgehabten sechsten öffentlihen Verloosung von S S C-BEEEeE Rentenbriefen sind die im nacfolgenden Verzeichnisse aufgeführten Num- mern gezogen worden und werden den Besitzern mit der Aufforderung gekündigt, den Kapitalbetrag gegen Quittung und Rüdlgabe der ausgeloosten Renten- briefe im coursfähigen Se mit den dazu ge- hörigen Zinscoupons Serie T. Nr. 10/16 nebst Talons vom 19, September 1878 ab in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr in unserem Kassenalokale, Große Ritterstraße Nr 5, in Empfang zu nehmen. Vom 1. Oktober 1878 an hört jede fernere Verzinsung dieser Rentenbriefe auf, Inhabern von ausgeloosten und gekündigten Renten- briefen ist gestattet, die zu realisiren en Renten- briefe unter Beifügung einer vorschriftsmäßigen Quittung durch die Poft an unsere Kasse einzu- senden, worauf auf Verlangen die Uebersendung der Valuta auf gleichem Wege auf Gefahr und Kosten des Empfängers erfolgen wird. Jn dem Verzeich- nisse b, sind die Nummern der bereits früher aus- geloosten Rentenbriefe, welhe noch nicht zur Zah- lung präsentirt sind, abgedruckt. Die Inhaber der betreffenden Rentenbriefe werden zur Vermeidung ferneren Zinsverlustes ‘an die Erhebung ihrer Ka- pitalien erinnert. Uebrigens werden die Nummern aller gekündigten noch rückständigen Rentenbriefe durch die Seitens der Expedition des Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-An- zeigers herausgegebene Allgemeine Verloosungs- Tabelle sowohl im Mai, als auch im November jeden Jahres veröffentlicht und ist das betreffende Stück dieser Tabelle von der gedachten Expedition zum Preise von 25 Reichspfennigen zu beziehen. 1) Rentenbriefe der Provinz Schleswig-Hol- stein. Verloosung am 11. Mai 1878. Aus- zahlung vom 19. September 1878 ab bei der König- lichen Rentenbank-Kasse zu Stettin. Litt. A. zu 3000 ÆA Nr. 79 824 874 1001 1085 1696 3808 3821 3906 4513 5246 5641 5691 5734 5742 5785 5846 6110 6129, Litt, B, zu 1500 Æ Nr. 256. Litt. C. zu 300 A Nr. 72 316 411 616 683 799 869 1208 1230. Litt, D, zu 75 M Nr. 189 190 369 395 847 973 1158 1201 1224 1312 1426 1486 1517 1567 1654 1723 1747 1753 1762 1782 1810 1869. Litt, E. zu 30 A Nr. 1248 14 18 24 25 34 37 41 42 43 47 53 60 61 63 66 81 85 89 96-97 -98 1035 106 107 113 121 128 189 134 149 152 164 165 169 170 182 186 189 201 212 221 229 239 245 247 251 252 253 264 267 271 273 274 276 278 280 292 294 296 306 309 310 315 317 322 332 339 344 351 355 358 365 366 374 398 422 423 425 429 431 444