1878 / 116 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 May 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Partei würden auf den vom Abg. Hirsch angebotenen Pakt nit eingehen, welher nur dann für diese Vorlage stimmen wollen erkläre, wenn die Konservativen sih de derselben itiv zufrieden erklären würden. Sie würden ihre Forde- rungen aufrecht erhalten und dieselben bei geeigneter Gelegen- E weiter verfolgen. Sie fühlten fich bei diesen Bestre- en getragen von allen Elementen der deutschen Nation, Zucht und Ordnung wieder im gewerblichen Leben her- n wollen. Jndeß begrüßten sie die Konzessionen, welche hon in dieser Vorlage ihren Bestrebungen gemat seien, namentlich die Bestimmungen über Sonntagsruhe und obliga- Ne Arbeitsbücher mit Freuden und würden für dieselbe men. Die Generaldiskussion wurde ges{hlossen, worauf fih das Haus um 4 Uhr vertagte.

Jn der heutigen (51.) Sißung des Reichstaaes, welcher am Tische des Bundesraths der Präsident des Reichs- Tanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten , theilte der

Präsident mit, daß der Auslieferungsvertrag zwischen Deutsch- land und Spanien und der Gesetzentwurf, betreffend die Er- Das H einer Uebergangsabgabe von Essig eingegangen seien.

aus genehmigte sodann ohne Debatte definitiv in dritter Berathung den Auslieferungsvertrag zwishen dem Deutschen Reih und Schweden und Norwegen, die Uebersichten der Aus- gäben und Einnahmen des Deutschen Reichs für die Rech- nungsperiode vom 1. Januar 1876 bis 31. März 1877, die Zusammen E der Liquidationen über die aus der fran- ösishen Kriegskostenentshädigung zu erseßenden Beträge, Lerner die Geseßentwürfe, betreffend die Gewährung einer Ehrenzulage an die Jnhaber des Eisernen Kreuzes von 1870/71 und betreffend die Kontrole des Reichshaushalts für das Etatsjahr / 1877/78 und des Landeshaushalts von Elsaß- Lothringen für das Jahr 1877.

Hierauf seßte das Haus die dritte Berathung des Geseß- entwurfs, betr. die Abänderung der Gewerbeordnung, mit der Spezialdiskussion desselben fort. §. 105 der Regie- rungsvorlage lautet :

„Die Festseßung der Verhältnisse zwischen den [B SNRn Gewerbetreibenden und den gewerblichen Arbeitern ist, vorbehaltlich der durch Reichsgeseß begründeten Beschränkungen, Gegenstand freier Uebereinkunft.

Zum Arbeiten an Sonn- ud Festtagen können die Gewerbé- treibenden die Arbeiter nicht verpflichten. Arbeiten, welche nah der Natur des Gewerbeketriebes einen Aufschub oder eine Unter- s nit gestatten, fallen unter die vorstehende Bestimmung n “Ü

Hierfür waren in zweiter Berathung folgende beiden

S8. 105 und 105a. beschlossen worden : ,

„S. 105. Die Festseßung der Verhältnisse zwischen den selbst- siändigen Gewerbetreibenden und den gewerblihen Arbeitern ist, vorbebaltlih der durch Reichsgeseß begründeten Beschränkungen, Gegenstand freier Uebereinkunft. :

S. 105a, Die Gewerbetreibenden können die Arbeiter zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen nicht verpflichten; sie dürfen dieselben an Sonn- und Festtagen nicht beschäftigen in Fabriken und bei Bauten.

Arbeiten zur Au*tführung von Reparaturen, dur welche der regelmäßige Fortgang des Betriebes bedingt ist, sowie Arbeiten, welche nach der Natur des Gewerbebetriebes einen Aufs{hub oder eine Unterbrechung nicht gestatten, fallen unter die vorstehenden Bestimmungen niht. In diesen Fällen muß für jeden Arbeitcr der zweite ennig Le! bleiben.“ |

Folgende Anträge lagen dazu vör: 1) von dem Abg.

Allnoch und Genossen :

„Der Reichstag wolle beschließen:

: 1) In §. 105 die Regierungsvorlage wieder herzustellen und demgemäß L 105 a. zu ftreichen.“ :

2) von den Abgg. Stumm und von Helldorff : (

„Der Reichstag wolle beschließen :

Den È, 105 a. in folgender Fassung anzunehmen :

Die Gewerbetreibenden können die Arbeiter zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen nicht verpflichten. Sie dürfen dieselben an Sonntagen nicht beschäftigen in Fabriken und bei Bauten. Für benden Gewerbe-Unternehmungen, bei welchen regelmäßige Nacht- arbeit stattfindet, gilt das Verbot nur für die Zeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, doch muß, eins{ließlich dieser Sonn- tagsruhe, jedem Arbeiter am Schlusse der Woche eine Ruhezeit von 24 Stunden e werden.

Arbeiten zur Ausführung von Reparaturen, durch welche der regelmäßige Fortgang des Betriebes bedingt ist, sowie Arbeiten, welche nach der Natur des Gewerbebetriebes einen Aufschub oder eine Unterbrehung nit gestatten, fallen unter die vorstehenden Bestimmungen nicht. In diesen Fällen muß für jeden Arbeiter an jedem zweiten Sonntag mindestens die Zeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends frei bleiben.

ür bestimmte Gewerbe können weitere Ausnahmen durch Be- {luß des Bundesrathes zugelafsen werden.

Landesrechtlihe Bestimmungen, welche andere Beschränkungen

der Beschäftigung an Sonn- und Festtagen begründen, werden durch vorstehende Bestimmungen nicht berührt.

___In dringenden Fällen kann die Ortspolizeibehörde die Be- 19a qus an Sonn- und Festtagen gestatten.

_Welche Tage als Festtage gelten, bestimmen die Landes- regierungen.“ i

3) von den Abgg. Rickert, Dr. Gensel, Dr. Blum :

„Der Reichstag wolle beschließen :

1) den d: 195 in folgender Fassung anzunehmen :

ie Festseßung der Verhältnisse zwischen den selbständigen

Gewerbetreibenden und den gewerblichen Arbeitern ist, vorbehaltlich der durch Reichsgéseß begründeten Beschränkungen, Gegenstand

“freier Uebereinkunft.

Zum Arbeiten an Sonn- und Festtagen können die Gewerbe- treibenden die Arbeiter nicht verpflihten. Arbeiten, welhe nah der Natur des Gewerbebetriebes einen Aufschub od:r eine Unter- bercGung nicht gestatten, fallen unter die vorstehende Bestim- mung nicht. fir de Den 8§. 105 a. nach den Beschlüssen der zweiten Lesung zu

eichen.

4) von den Abg. Dr. Lieber und Genossen :

„Der Reichstag wolle beschließen :

An Stelle des Absatzes 2 des §. 105 als eigenen Paragraphen zu seßen die Worte:

„Die Gewerbetreibenden können“ 2c. antrag Stumm und von Helldorff.“

Der Präsident des Reichskanzler-Amts konstatirte, daß der Bundesrath bei weitem die größte Anzahl der von der Re- hube; nur bei e abweichenden Beschlüsse zweiter Lesung acceptirt

wie im Abänderungs-

be; nur bei einigen Punkten müsse er Wiederherstellung der ierungsvorlage E Abänderung der Beschlüsse zweiter Lesung dringend wünschen. Zu ci did Punkten gehöre 8. 105, die Sonntagsarbeit betreffend. Obwohl die Regierung voll- kommen den Werth der Sonntagsruhe für das Volk würdige, so glaube sie doch niht, daß man im Rahmen dieses Gesetzes iebe s könne, als dies in der Regierungsvorlage ge- en sei. Der Abg. Stumm s\prach sein Bedauern aus, daß der

räsident des Reichsk

ler-Am!s von dem Ausfall dieser Be- immung das

E ommen dieses Geseßes, wenn auh indirekt, abhän t habe. r bestritt, daß die Jn- dustrie durch den Beschluß zweitèér Lesung geschädigt werde, und empfahl daher die Annahme seines Antrages, welcher das- selbe Prinzip, nur fkorrekter zum Ausdruck bringe. Der Abg. Rickert hob hervor, daß alle ihm bekannten Kund- ebungen fsich gegen den Kommissionsvorshlag für die nsichten der Regierung ausgesprochen hätten. Der Arbeiter habe nach der Regierungsvorlage das Recht, sich zu {hüten ; wenn er dasselbe g e sei er genügend geschüßt. Auf denselben Standpunkt stellten si dieser Frage gegenüber die Abgg. Walter und Dr. Bamberger, während der S: Dr. Lieber die Meinung des Abg. Stumm theilte. chluß des Blattes hatte der Abg. Windthorst das Wort.

Nach einem Spezialbescheide des Reichskanzlers vom 3. v. M. würde eine Kombinirung der dreijährigen Servir- pfliht als Apothekergehülfe mit dem vorgeschriebenen dreisemestrigen pharmazeutishen Studium der Absicht der Bekanntmachung, betrètffend die Prüfung der Apotheker vom 5. März 1875 zuwiderlaufen, und ist daher eine derartige Vor- bereitung zum Nachweise der nah §8. 4 p. 2 und 3 dieser Be- kanntmachung für die Zulassung zur Pürfung erforderlichen tehnishen und wissenschaftlihen Qualifikation nicht geeignet.

Am 1. April d. F. ist die Kommandautur von Weichselmünde und Neufahrwasser in Fortfall gekommen, da- gegen eine Kommandantur in Memel eingeseßt worden.

Zum 1. Oktober d. Js. wird das 3. Bataillon Hannoverishen Füsilier-Regiments Nr. 73 von Osnabrück nach Hannover verlegt werden.

Bei dem Sühneversuch vor dem Schhiedsmann braucht, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 15. Februar d. J., niht der Beleidigte und spätere Kläger oder dessen geseßliher Vertreter in Person zu erscheinen, sondern derselbe kann sich auch durch einen Bevollmä ch- tigten vertreten lassen.

Briefsendungen 2c. für S. M. S. „Medusa“ sind bis zum 5. Juni cr. nah Norfolk (Nordamerika), vom 6. Juni bis inkl. 7. Juli nach Halifax (Nova Scotia) und vom 8, Juli cr. ab bis auf Weiteres nah Plymouth zu dirigiren.

Bayern. München, 16. Mai. Es wurde erwähnt, daß die ¿co!legien der Stadt München den freudigen O über das Mißlingen des Attentats auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser in einer Adresse Ausdruck gaben. Die „Allg. Ztg.“ bérihtet nachträglich, daß ein gleihes von den Vertretungen der Städte Augsburg und Nürnberg geshah. . Vom - Augsburger Stadtmagistrat wurde schon am Sonntag folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser gerichtet :

„Ew. Majestät senden wir tausendfahen Glückwunsch zur Er- rettung aus der Gefahr. Gleich groß if unsere Entrüstung über das Verbrechen und unsere Freude über das Mißlingen des ent- e Anschlags. Gott segne und \chüße auch fürderhin Ew.

ajestät.“

Die vorgestrige Sißung der Gemeindebevollmächtig- ten eröffnete der Vorsißende, Hr. Friedrih Keller, mit einer warmen Ansprache, in welcher er den Sympathien der Bürger- [Gast für den greisen Kaiserlichen Helden Ausdru gab und

s Kollegium auffordeïte, dur Erheben sein Einverständniß mit dèm Vorgehen des Magistrats kundzugeben, welher Auf- forderung die Anwesenden nahkamen.

Jn einer Sißung des Stadtmagistrats von Nürnberg wurde auf den Vorschlag des Bürgermeisters von Stromer die Absendung folgenden Telegramms an den Kaiser beschlossen :

„Die Bürgerschaft Nürnbergs, vertreten durch Magistrat und Gemeindekollegium, wagt es “in allertiefster Ehrfurcht Ew. Kaiser- lihen Majestät die berzlihsten Glückwünsche ob der Errettung des dem deutschen Volke theuersten Lebens von ruchlosem Meuchelmorde zu unterbreiten. Möge in Ew. Kaiserlichcn Majestät wegen der \{chnöden That eines Entarteten nimmermehr ein Zweifel an der unver brüchliwen Treue und innigsten Zuneigung des deutschen Volkes aufkommen. Gott aber wolle es gefallen, noch viele Jahre Ew. Majestät, den ruhmvollen Begründer des neuen Deutschen Reiches, als unseren alUgeliebten Kaiscr in voller Geistesfrische und Gesundheit uns zu erhalten.“

Se. Majestät der- König hat, wie die „Allg. Ztg.“ meldet, die Antheilnahme des Generalstabs der bayeri- schen Armee an der durch das Reichsgeseß, betreffend die Verwendung eines Theils des Reingewinns aus dem von dem Großen Generalstabe redigirten Werke „Der deutsh-französische Krieg 1870/71“, im FJnteresse des Generalstabs des deutschen Heeres begründeten Stiftung genehmigt. Mit Bezugnahme hierauf werden das erwähnte Reichsgeseß, die Stiftungsurkunde und das Statut der Generalstabéstistung durch das Verord- nungsblatt des Königlichen Kriegs-Ministeriums heute zur Kenntniß der Armee gebracht.

Augsburg, 17. Mai. (W. T. B.) Der „Allg. Ztg.“ zufolge wird der e Landtag Ende Juni oder Anfang Juli d. J. wieder zusammentreten.

Bei

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Der Ausgleichsauss{chuß des Abgeordnetenhauses hat der Verlängerung des Provisoriums bis Ende Juni zugestimmt. Der Finanz-Minister erklärte, daß die Verlängerung der Handelsverträge bis Ende Juni dauere, dann würden entweder neue Vert oe in Kraft treten od:r eine Prolongation Plaß greifen. it Ftalien würden die Verhandlungen demnächst beginnen. Bis der neue P tndh in Wirksamkeit trete, werde ein Uebergangsstadium tattfinden, innerhalb dessen es sih zeigen werde, in wie weit Deutschland den Fntentionen Desterreihs hinsichtlih der Ab- s{ließung eines neuen Vertrages entgegenkomme.

(W. T. B.) Meldungen der „Polit. Korresp.“ : Aus Kon- stantinopel von heute: General Tot leben urgirt energisch die Räumung der Festungen in Bulgarien und hat, wie gerüchtweise verlautet, einen sehr kurzen Termin für die definitive Räumung geseßt und mit Zwangsmaßregeln gedroht. Es fand deshalb gestern Ministerrath unter dem Vorsih des Sultans E in demselben is aber ein definitiver Beschluß niht gefaßt worden. Gelegentlih des vorgestrigen Diner beim Sultan wurde von dem österreichisch - ungarishen Botschafter, Grafen Zichy, die Frage der RNepatriirung der bosnischen Flüchtlinge zur Sprache gebraht. Aus Bukarest von gestern: Die Bewegung der russischen ppe gegen die Donau dauert fort. Fürst Karl von Rumänien hat das Truppenlager bei Krajowa besichtigt und ist sodann nah

Turnseverin weitergereist.

18. Mai. (W. T. B.) Die „Presse“ läßt \sich aus Konstantinopel melden, seit einigen Tagen würden Trans- ge Ze mit Lebensmitteln und Munition von hier nah

arna abgesandt.

Pest, 17. Mai. (W. T. B.) Das Abgeordneten- haus genehmigte die Modifikationen der Spiritussteuer - geseße, wie dieselben jüngst von den beiden Regierungen vereinbart wurden. Das D berhaus erledigte den Zoll- tarif und den Gesehentwurf über die Zulassung der gemein- samen Aktiengesellshaften und trat! dana in die Berathung über den Gesehentwurf ein bezüglih der Errictung einer österreihish-ungarishen Bank. Nachdem die Vorlage einstimmig als Basis der Spezialdebatte angenommen war, wurde der Entwurf bis zum §. 55 erledigt, indem das Haus die E den beiden Regierungen vereinbarten Modifikationen acceptirte.

__ Schweiz. Bern, 17. Mai. Der \{chweizerisch{ch- italienishe Handelsvertrag ist im März d. J. auf 2 Monate, und zwar bis Ende Mai l. J., prolongirt worden. Von Seite der Schweiz sind, der „N. Zürh. Ztg.“ zufolge, nunmetrx die nöthigen Schritte bei der italienishen Regierung behufs einer nochmaligen Prolongation gethan worden.

Niederlande. Haag, 17. Mai. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat die Aufnahme einer zur Deckung des Defizits und zur Vollendung öffentlicher Arbeiten bestimmten vierprozentigen Anleihe, im Betrage von 43 Millionen, niit 64 gegen 15 Stimmen genehmigt.

Großbritannien und Jrland. London, 17. Mai. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses zeigte der Staatssekretär der Kolonien, Hicks Beach, an, daß er zu der am Montag zur Berathung stehenden Resolution Hartingtons folgendes Amendement stellen werde: Das Haus hält die verfassungsmäßige Kontrole des Parlamentes in Bezug auf die Aushebung und Ver- wendung von militärischen Streitkräften durch das Geseß und durch die unbestrittene Autorität des Hauses, Gelder zu be- willigen oder zu verweigern, für vollständig gesichert und erachtet es deshalb als unnöthig und unzwelmäßig, irgend einer Resolution zuzustimmen , die die Hände der Regierung bei der gegenwärtigen Lage der auswärtigen Angelegenheiten zu s{chwächen geeignet wäre. Die Ankündigung dieses Amendements wurde von den Deputirten der Regierungspartei. mit lautem Beifall aufgenommen. Der Deputirte Stan - ford beantragte eine Resolution, welche sich über die, unter Uebergehung einer großen Anzahl von Vordermännern erfolgte, Ernennung des Obersten Wellesley zum Botschaftssekretär in Wien mißbilligènd ausspriht. Der Staatssekretär des Krieges, Stanley, rechtfertigte die Ernennung Wellesley's. Der Schatkanzler North- cote protestirte dem Deputirten Duff gegenüber wider die gegen die Person und den Charakter des Obersten Wellesley S hoben Angriffe und erklärte Namens - des Staatssekretärs des Auswärtigen, Lord Salisbury, Leßterer habe Oberst Wellesley gar nicht persönlih gekannt und denselben nur wegen seiner in Rußland und im Orient geleisteten Dienste: und weil erx ihn als geeignet für diesen Posten gehalten habe, zum Botschaftssekretär in Wien ernannt. Die Resolution Stanfords wurde mit 250 gegen 83 Stimmen abgelehnt.

(W. T: B.) Heute wurde hierselbst ein Meeting unter dem Vorsiße Lord Carnarvon s abgehalten, welches. zum Zweck hatte, Vorkehrungen zu treffen für die Entsendung englischer Vertreter zu dem im August zu Stockholm statt- findenden internationalen Kongreß zur Berathung von Maßregeln gegen die Zunahme der Ver- brechen. Die Versammlung genehmigte eine Resolution, worin die Zustimmung zu den Bestrebungen des Kongresses ausgesprochen wird, und ernannte eine Deputation, die den Minister des Fnnern zur Delegirung eines zu seinem Ressort gehörigen Beamten veranlassen joll. Jn Reading ist dex Kandidat der Liberalen, Palmer, zum Unterhausmitgliede gewählt. Jn Oxford wurde der Konservative Talbot mit 2687 gegen 989 Stim- men, die der Liberale Smith erhielt, zum Unterhausmit- ee gewählt. Der Unter - Staatssekretär des.

uswärtigen, Bourke, ist erkrankt.

18. Mai (W.TD.9) Dié meisten Blätter auße sih über den gestrigen Artikel der „Agence Russe“ in hoch- befriedigter Weise und sehen die Friedensaussihten als bei Weitem hoffnungsvoller an. Der „Standard“ erklärt es in einem sehr versöhnlih gehältenen Artikel für den wesent- lichsten Gewinn, daß Rußland bereit sei, im Friedensrathe das Recht Englands, seine Stimme bei Lösung der Orient- frage geltend zu machen, anzuerkennen.

Manchester, 17. Mai. (W. T. B.) Eine heute statt- gehabte Versammlung des Hauptcomités der Baum- woll-Fndustriellen in den Distrikten von Nord- und Dst-Lancashire genehmigte eine Resolution, worin sie sih verbindlich machen, die Spinnereien wieder zu eröffnen, sobald die Arbeiter darin einwilligen, die Arbeit bei einer Lohnreduktion von 10 Prozent wieder aufzunehmen; das Comité erklärt seine Bereitwilligkeit, mit den Arbeitern nah 3 Monaten in neue Verhandlungen über eine Abänderung der gegenwärtigen Abmachungen zu treten, falls die Arbeiter den ihnen jeßt gemachten Vorschlag acceptirten. Ein defini- tives Arrangement würde am Dienstag abgeschlossen werden. Man glaubt, daß die Arbeiter annehmen werden. Fn Blacckburn haben sich die Unruhen nicht erneuert. Nach einer weiteren Meldung aus Blackburn hätten die hervor- ragendsten Fndufstriellen die auf eine Vereinbarung gerichteten Flu ge abgelehnt und hielten an dem früheren Be-

hlusse fest.

(A. A. C.) Die neuesten Nachrichten vom Kap der

uten Hoffnung über den Verlauf des Kaffern-Krieges auten befriedigender. Kapitän U griff am Sonntag, den 14. April, in der Nähe von Hokstad die Griquas an un besiegte sie, wobei 100 Gefangene gemacht wurden und Mures, ein Neffe von Adam Kok, todt auf dem Plate blieb; und in einem amtlihen vom 16. Apuil datirten Telegramm meldet. Kapitän Blythe, daß der Aspekt ein besserer ist, daß die Re- bellen durch den unerwarteten Angriff aus der Fassung ge= braht wurden und daß die Besten der Griquas Gefangene einbrahten. Der „Argus“ vom 18. April meldet, daß die Rebellion niedergeworfen ist und daß Kapitän Blythe eine Belohnung von 200 Pfd. St. für die Ergreifung der An- stifter der Rebellion: Adam Kok, Jnnes und Smith Pommer ausgeseßt hat. Ein Telegramm aus Alwaen vom 17. meldet, daß Obas Stamm sich vollständig aufgelöst hat. Zwei Kaffern- häuptlinge haben sih ergeben, und mehrere andere sind zu Ge=

fangenen gemacht und in Festungen internirt worden. Das Gros der Kaffern soll empfindlichen Mangel an Lebensmitteln haben und dem Verhungern nahe fein.

Frankreich. Versailles, 17. Mai. (W. T. B.) Der Senat ertheilte dem Geseßentwurf, betreffend den General- stab, seine Zustimmung. Die Berathung, der von dem Bischof Dupanloup über die Säkularfeier Voltaire's ein- gebrahten Jnterpellation wurde auf den nächsten Dienstag

esebt. fesi “s der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Jnnern, in Beantwortung einer von dem Deputirten Spuller wegen der Explosion in der Rue Bérauger an die Regierung gerichteten Anfrage: es werde, um ähnlichen Unglücksfällen vorzubeugen, demnächst der Kammer ein ent- sprechender Geseßentwurf vorgelegt werden.

Spanien. Cuba. (A. A. C.) Unter dem 2. Mai wird aus Havana mitgetheilt: Seit gestern cirkulirt das Gerücht, daß der Jnsurgentenchef Maceo kapitulirt habe. Die Nachricht ist mit großer Befriedigung aufgenommen worden. Die Aussicht auf vollständige Wiederherstellung des Friedens hat unter den Kaufleuten und Pflanzern ein Gefühl der Be- ruhigung hervorgerufen.

Türkei. Konstantinopel, 17. Mai. (W. T. B.) Der englishe Botschafter, Layard, empfing von türkischer Seite eine offizielle Mittheilung, nah der sih das Gerücht, die Russ ein hätten von Piringlikevi unter Anwendung von Waffen- gewalt Besiß ergriffen, als unbegründet erweist. Nach der Mittheilung wäre General otel mit 20 000 Mann, 4 Batterien, Lebensmitteln für drei Tage und doppelter Mu- nition von St. Georg, woselbst er durch 20 Bataillone erseßt werden soll, nah Dogazkein aufgebrochen; ein anderes rus- sisches Detaschement sei nah Piringlikevi marschirt. Ein Kosaken- Regiment habe an den türkishen Kommandanten die Auf- forderung gerichtet, den Plaß zu räumen, der Komman- dant indeß erwiderte, daß er vor einer Entschließung bei der Pforte Fnstruktionen einholen müsse. Die Pforte, von diesen Vorgängen benachrihtigt, habe an den russischen Botschaster, Lobanoff, eine Note gerichtet, worin sie Aufklä- rungen über die russishen Bewegungen verlangte. Die Pforte habe ferner die Nachricht erhalten, daß eine große Anzahl von russischen und bulgarischen Streitkrästen mit Geschüßen gegen Gumuldjina bei Galipoli vorgerückt sei. Der Befehlshaber zu Gumuldjina habe telegraphisch Weisungen erbeten. Die rus- sishe Botschaft habe die Erklärung abgegeben, alle Bewegungen der russishen Truppen seien aus sanitären Gründen vorge- nommen worden.

(W.-T. B.) Die Russen haben ‘in der Um-

gebung von San Stefano, 2 Kilometer von den türkischen Linien entfernt, 40 Kanonen s{hweren Kalibers aufgestellt. Nur das russische Hauptquartier bleibt in San Stefano. Die russishen Truppen lagern sämmtlih in der Umgebung dieses Ortes. Ebenso haben die Russen in der Richtung der hinter Bujukdere gelegenen Anhöhen eine fleine Vorwärtsbewegung gemacht. Die Türken haben die nothwendigen Vorsichtsmaßregeln getroffen, um sich vor einer Ueberrumpelung sicher zu stellen. Jn der Frage, betreffend die Räumung von Schumla, Varna und Batum, ist auf türkischer Seite keine Nachgiebigkeit erkennbar. Belgrad, 17. Mai. (W. T. B.) Den auf Urlaub befindlihen Angehörigen des serbishen Heeres ist der Ur- laub auf unbestimmte Zeit verlängert worden. Zur ärztlichen Behandlung der niht unbedenklich erkrankten Fürstin ist ein Wiener Arzt berufen worden.

Schweden und Norwegen. Stocckholm, 15. Mai. (Wes. Ztg.) Gleichwie im vorigen, so hat die Regierung auch in diesem Jahre die Bewilligung eines Kredits von 2 Millionen Kronen zur eventuellen Aufrechterhaltung der Neutra- lität bewilligt. Beide Kammern des Reichstags lehnten heute dur gemeinschaftlihe Votirung die zur Be- schaffung von Marinematerial geforderten 2100 000 Kronen ab.

Dänemark. Kopenhagen, 12. Mai. (H. C.) Vor einiger Zeit brachten hiesige Blätter eine Reihe von Artikeln, in wel- hen von autoritativer Seite nahgewiesen wurde, daß die dä- nishe Handelsmarine hinsichtlih ihrer Führung und Einrichtung Manches zu wünschen übrig lasse, und die von der Regierung zur Untersuhung der dänischen Handels\ciff- fahrts - Verhältnisse niedergeseßte Kommission aufgefordert wurde, ihre Arbeiten möglichst zu beshleunigen. Wie nun die „Nationaltid.“ erfährt, hat die Kommission ihre Arbeit soweit vollendet, daß auf Grund derselben dem Reichstage zum Herbst ein Geseßentwurf, betr. die Errichtung eines See- gerihts hofes, sowie ein Geseßentwurf, betr. eine Kon- trolle über die Seetüchtigkeit der Handelsschiffe, wird vorgelegt werden können.

, chr "rue I Amerika. Washington, 17. Mai. (W. T. B.) Die Kammer genehmigte mit 145 gegen 2 Stimmen die von Potter beantragte Resolution, durch welche eine Unter - suchung, bezüglih der in Florida und Louisiana bei der Präsidentenwahl vorgekommenen betrügerishen Ma- nôver, angeordnet wird. Die Republikaner enthielten sich der Abstimmung.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

_ London, Sonnabend, 18. Mai, Vormittags. Das zu Ehren des Kronprinzen des Deutschen Reichs veranstaltete Galadiner fand gestern Abend im Schlosse zu Windsor in glänzendsier Weise statt. Etwa 70 Gäste nahmen daran Theil, darunter die Prinzessin Beatrice, der Prinz und die N Christian, der Herzog von Connaught, der deutsche Botschafter Graf Münster, Lord Beaconsfield, der Lordkanzler Lord Cairns nebst Gemahlin, der Herzog und die Herzogin von Sutherland, die Herzoginnen von Westminster und von Marlborough und viele Mitglieder des hohen Adels. Gestern wohnte der Kron- prinz dem Lever in St. James-Palast, welches der Prinz von Wales abhielt, bei. ; : _ London, Sonnabend, 18. Mai, Vormittags. Gestern ist es in Preston und Great Harwood zu ernstlichen Krawallen ekommen. Aus einem von den Nuhestörern angegriffenen ause des leßteren Ortes wurde geschossen, wobei mehrere der Aufrührer verwundet wurden. Von den leßteren wurden sehr grobe Excesse Auen tt. so daß das Militär ein- \hreiten mußte, welches die Ruhestörer \s{chließlich zerstreute.

Nr. 29 des „Amtsblatts der Deutshen Reihs-Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: vom 9. Mai 1878: Aeußere Kennzeihnung der Sendungen mit befruchtetem Fishlaih 2c.; vom 9. Mai 1878: Eröffnung der Eisenbahn Dieden ofen-Trier-Ehrang.

Nr. 11 des „Armee - Verordnungsblattes" hat fol- enden Inhalt: Dislokation des 3. Bataillons Hannoverischen üsilier-Regiments Nr. 73, Deklaration zu den S. 6, 2 und 39, 1 des Geldverpflegungs-Reglements für das preußische Heer im Frieden. Stempel zu Nebenexemplaren von Verträgen. Nachträge zur Instruktion für die Behandlung der Feldgeshüße. Zulässigkeit wiederholter Kommandos zur Probedienstleistung bezw. wiederholter Beurlaubungen Behufs Vorbildung von Militäranwärtern. Ab- änderung der §8. 20, 24, 25 und 27 der allgemeinen Geschäfts- ordnung für die Fortifikations- und Artilleriebauten in den Festungen vom 20. November 1862, Neuabdruck vom Jahre 1871. Fortfall der Kommandantur von Weide und Neufahrwasser, Einseßung einer Kommandantur von emel. Entbehrlichkeit der Aus- füllung der „Nachweisung Behufs event. Aufnahme “in Lazarethe“ im Soldbuche für den Frieden, Abänderung des Reglements über die Organisation der Feldgensd’armerie. Bestimmungen für die großen Festung8gefängnisse, die Beschäftigung der Militärgefangenen und die Verwaltung betreffend. Berichtigung zur Zusammen- stellung der Aenderungen 2c. zu der „Vorschrift für die Prüfung von Militärbüchsenmachern in den Gewehrfabriken“. Liquidirung der Reisegebührnisse für die während der Unterrichtspausen zu Truppen- theilen kommandirten etatsmäßigen Offiziere der Kriegs\{chulen. Gewährung von Frühstück und Abendbrod an die in den Lazarethen dienstthuenden Lazarethgehülfen. Höchste Loosnummer für 1877 im Aush-bungsbezirk Tirschenreuth. Ausgabe der neuen Preis- verzeichnisse für den Verkauf von Waffentheilen, Werkzeugen, Leeren 2c. Gewährung der Tagegelder an Offiziere, welche Pulver- transporte führen. Ermächtigung des Marine-Stabsarztes Dr. Gutschow in Yokohama zur Ausstellung von Zeugnissen für deutsche Militärpflichtige in Japan. Eingaben zur Einstellung bei der Schußmannschaft. Kosten für die Effektenbeförderung beim Transport eines Truppentheils mit der Eisenbahn. Bekannt- machung der Lebensversicherungsanstalt für die Armee und Maaine.

Nr. 20 des „Justiz-Ministerial-Blatts“ enthält ein Erkenntniß des Königlichen Gerichtshofes zur (Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 9. Februar 1878,

Statistische Nachrichten. j

Ueber die Industrie Berlins enthält das „Statistische Jahrbuch der Stadt Berlin“ u. A. folgende Daten: Nach der Zäh- lung vom Jahre 1875 waren (nach den im Jahre 1877 berihtigten UVebersichten) in Berlin 834 Groß- und 114 Klein-, zusammen 948 Betriebe mit Umtriebsmaschinen vorhanden, und zwar wurden bewegt: (29 bezw. 3) 32 durch Thierkraft, (5 + 3) 8 Wind- fraft, 5 Wasserkraft (111 Pferdekr.); 1049 Dampfkessel in (714 + 91) 805 Fabriken, (1012 + 43) 1055 Dampfmaschinen = 14 748 Pferdekr. in (733 + 91) 824 Fabriken; 134 Gas- und Heiß- luftmashinen = 195 Pferdekr. in (106 4+ 18) 124 Betrieben.

A aaa Bleiwerk produzirte 1873: 1068 &tr., 1874:

Et Va

2 Kupferwerke: 1873: 54334, 1874: 63 473, 1875: 56 542, 1876: 2890 Ctr.

1 Zinnwerk 1876: 1758 Ctr.

1 Silberwerk 1873: 457130, 1874: 205 910, 1875: 468 01, 1876: 462 750 Pfd.

1 Goldwerfk 1873: 24 860, 1874: 7 530, 1875: 14 680, 1876 : 19 020 Pfd. A

25 Eisengießereien 1873: 656 024 Ctr., 1874: (24) 527 015 Ctr., 1875: (26) 514 921 Ctr., 1876: (26) 566 047 Ctr.

1 Ci/en-Fris@-Streckwerk 1873; 200090, 1874: 14 908, 1875: 8316, 1876: 2913 Ctr.

3 Eisen-Scchweiß-Streckwerke 1873: 1874; 51 608, 1875: 49 934, 1876: 15 830 Ctr.

1 Rohstahlhütte 1875: 8883 Ctr. 5 ;

1 Guß stahlhütte 1873: 762, 1874; 625, 1875; 500, 1876:

364 Ctr. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der vom deutschen Vereine zur Verbreitung gemein- nüßiger Kenntnisse in Prag / herausgegebenen Sammlung gemein- nüßiger Vorträge ist Nr. 42 und 43 erschienen, enthaltend „die mo- derne Witterungskunde“, von Dr. J. van Bebber, Königl. bayer. Realschulrektor in Weißenburg a. S., früher stellvertretender Abtheilungsvorstand der deutschen Seewarte. Der Verfasser ent- wickelt kurz die Geschichte der Meteorologie, die erst von Bedeutung geworden, nachdem es in neuerer Zeit gelungen fei, Beobachtungen auf einem großen Gebiet nach einheitlihem System zu organisiren. Er gedenkt in dieser Beziehung der bahnbrehenden Versuche der Societas méteorologica palatina in Mannheim Ende vorigen Jahr- hunderts, der Verdienste Alexander von Humboldts, von Dove und Kämtz, Maury, des Brüsseler Kongresses und des internationalen Wiener Meteorologen-Kongresses (1873), die auf die neue Methode führten, die atmosphärishen Erscheinungen und ihre auf größerem Gebiet gleichzeitig stattfindenden Aenderungen dur international ver- einbarte Zeichen in eine geographische (synoptische) Karte einzutragen, eine Organisation, die allerdings ers durch Anwendung des Tele- araphen für den meteorologishen Dienst zur Ausbildung kommen fonnte. In Europa ist nah diesem System die deutsche Seewarte am besten organisirt. / \

Nach diesen Erörterungen legt der Verfasser die Grundzüge der modernen Witterungskunde, ihre Zielpunkte und die Methode ihrer wissenschaftlichen Behandlung dar. Er bespricht zuerst den Luftdruck und dessen Beziehungen zu den Windverhältnissen, dann die Witte- rungsersch:inungen in ihrem Zusammenhange, veranshauliht dur mehrere geographische Karten, deren Entstehung gleichzeitig erklärt wird Die kleine in den Gegenstand tief eindringende Schrift wird jedenfalls ihren Zweck erfüllen, die Grundsäße und Zielpunkte der Meteorologie dem Publikum klarzulegen und manche Vorurtheile, die in Betreff der Witterungserscheinungen noch herrschen, zu zerstreuen.

Gewerbe und Handel.

München, Das Staats-Ministerium des Innern veröffentlicht folgende Bekanntmachung, den Verkauf von Geheim- mitteln betreffend, vom 10. d. M.: Das Königliche Staats-Ministe- rium des Innern findet sich nah Einvecnahme des Königlichen Ober- Medizinalaus\hus)es veranlaßt, die zum Verkaufe von Geheimmitteln auf Grund der in dieser Beziehung früher gültigen Vorschriften in widerruflicher Weise ertheilten Ministerial-Bewilligungen, insoweit diese Geheimmittel unter den §. 1 der Kaiserlichen Verordnung vom 4. Januar 1875 über den Verkehr mit Arzneimitteln fallen und ihr Verkauf außer den Apotheken stattfinden durfte, hiermit zurückzunehmen. Für den Verkauf der hier in Rede stehenden Geheimmittel ist daher fortan lediglih die erwähnte Kaiserlihe Verordnung maßgebend und die Frage, welche von diesen Geheimmitteln von den Apothekern im Wan Oie und welche nur auf Grund einer schriftlichen ärztlichen

rdination abgegeben werden dürfen, bemißt sich nach §. 25 der Allerhöchsten Verordnung vom 25. April 1877, die Zubereitung und Feilhaltung von Arzneien betr. R j

Aus Schleswig-Holstein, 13. Mai, wird der „Nat. Ztg. ges rieben: Der erste von Tönning aus gemachte Versuch, leben des Vieh (Ochsen, Pferde u. \. w.) direkt aus Amerika zu in' portiren, hat so vortrefflich prosperirt, daß der Dampfer „Schleswig“ heute zum zweiten Mal seine Fahrt, dieses Mal von Hamburg aus, angetreten hat und bereits im Juli zurückerwartet wird. Eine mög- lihst rasche Reise ist nothwendig, um das Magervieh (Ochsen) noch * in dieser Saison auf die Weide der Marschen treiben zu können.

33 388,

mals Götjes, Bergmann & Co.) hat die Liquidation der Gesellschaft auf Grund eines in diesen Tagen mit den Hauptgläubigern abge- \{lofsenen Vertrages beschlossen und diesen Vertrag genehmigt. Wien, 17. Mai. (W T. B.) Die außerordentliche General- versammlung der österreichisch-französishen Staatsbahn hat die Anträge des Verwaltungsrathes genehmigt, wona der leß- tere ermächtigt wird, bezüglih der Erwerbung oder Konzessionirung gewisser Bahnen definitive Verträge abzuschließen. Genehmigt wurde ferner die Emission einer neuen Serie 5prozentiget Obligationen bis zu einem Nominalkapital von 30 Millionen Fl., wovon 15 Millionen sofort emittirbar sind, während der Rest für den nes der Erwerbung der obgedachten Bahnen reservirt bleiben soll. End- lich wurde der Verwaltungsrath ermächtigt, wegen Vereinigung der Brünn-Rofsißer Bahn mit der Staatébahn einen definitiven Vertrag abzuschließen. Die ebenfalls heute stattgehabte ordentliche Generalversammlung der österreihis{h-französishen Staatsbahn ge- nehmigte die Auszahlung einer Superdividende von 5 Frcs. per Aktie pro 1877, \o daß das gesammte Erträgniß \sich auf 30 Fres. stellt und der näcstfällige Julicoupon mit Hinzurechnung von 5 Fres. als Abschlagszahlung auf die Interessen von 1878 mit 10 Fres. eingelöst wird. ie verbleibenden 631 335 FI, sollen als erster Einnahmepofsten pro 1878 eingestellt werden. /

Havre, 17. Mai. (W. T. B.) Bei der heutigen Woll- auktion wurden 2445 Ballen angeboten, davon 875 Ballen ver- kauft. Das Geshäjt war etwas belebter und bessere Auswahl am Plate. Preise gut behauptet. E :

Nach dem amtlichen Ausweise über den Stand -des fra n- zösischen Handels beliefen sih in den crsten vier Monaten des Jahres 1878 die Einfuhren auf 1 362036 000 und die Ausfuh- ren auf 1 008 828 000 Fr. Die entsprechenden Ziffern des Jahres 1877 betrugen für die Einfúühren 1 175 698 000 und die Ausfuhren 1 077 273 000 Fr. i Paris, 16. Mai. (Fr. C.) Nachdem der Anstifter des Grubenstrikes von Rety bei Arras verhaftet und nach Bou- logne abgeführt worden, haben die meisten Arbeiter ihre Arbeit wieder aufgenommen, so daß der Strike als beendet angesehen werden kann. Die Moskauer Kaufmanns-Bank hat im vergangenen Fahre einen Reingewinn von 771 089 Rubel erzielt, der einer Ver- zinsung von 15,42 9/5 des Aktienkapitals entspricht, und vertheilt an die Aktionäre eine Dividende von 575 Rubel per Aktie oder 11,51 %.

Verkehrs: Anstalten.

Triest, 18. Mai. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Austria“ ist mit der ostindish-Ginesishen Ueberlandpost gestern Abend aus Alexandria hier eingetroffen.

Berlin, 18. Mai 1878.

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mittleren Deutschland während des April 1878,

Der diesjährige April {ied sich in seinen Witterungs- erscheinungen in zwei {arf von einander getre1nte Abschnitte; in dem ersten erinnerte das Wetter zum Theil noch an den {eidenden Winter, während in dem zweiten eine Reihe s{höner und freundlicher

rühlingstage auf einander folgten, wie sie sonst gewöhnlih erst im Mai eintreten. Im Allgemeinen fiel diese Zeit des entschiedenen und unvermittelten Umschlages in das Ende des ersten oder den Anfang des zweiten Monatsdrittheils, im Osten etwas früher, als im Westen. Dagegen zeigte der April in diesem Jahre Nichts von dem häufigen Wechsel in der Witterung und deren Unbeständigkeit, welhe fonst diesem Monate eigen- thümlich zu sein pflegt. Der April begann auf dem ganzen Beobachtungsgebiete mit einem sehr niederen Luftdrudee, Mit Aus- nahme des äußersten Ostens, wo das barometrisde Monatsminimum erst am Morgen des 2. April eintrat, fiel dasselbe an sämmtlih:n Stationen auf den ersten Monatstag. Der Wind wehte überall aus südlicher und südwestliher Richtung, und am Abend des 1. April an mehreren Orten mit ziemliher Stärke. Troß des niedrigen Baro- meterstandes und der äquatorialen Windesftrömung war aber die Temperatur eine niedrige in den westlichen Provinzen; weiter nach Osten kam sie der normalen gleich, oder übertraf dieselbe noch etwas. Ueberhaupt gab es gerade im ußersten Osten mehrere Stationen, wie Memel, Tilsit, Königsberg, an denen das Thermo- meter während des ganzen Monats nicht einmal unter den Ge- frierpunkt herabging. Nur an den höher gelegenen Orten, wie Wang, Schreiberhau, Großbreitenbad, sank das Thermometer in den ersten 10 Tagen ein Paar Grade unter Null; in den anderen, tiefer ge- legenen Stationen geschah dies nur an einem oder an wenig Tagen. Entsprehend den Wärmeverhältnissen fielen auch im Ansange des Monats an den öôstlihsten Stationen die Niedersbläge nur in Form von Regen - (Claußen, Königsberg und Tilsit hatten während des ganzen April nicht einmal Schnee), in den mittleren Provinzen wechselte hauptsählich am 2. April Schnee mit Regen ab, und ebenso trat an diesem oder dem folgenden Tage Graupelwetter ein; vom 11. April an kamen nirgends, felbst auf den höchst gelegenen Stationen nicht, die Niedershläge in Form von Schnee auf die Erdoberfläche. Sowie in den zwei ersten blieb im Allgemeinen die Witterung in den nächstfolgenden Monatstagen: das Barometer stieg langsam, der Wind kam aber fortwährend aus südlicher Richtung, die Wärme hielt fich im Allgemeinen auf ihrer normalen Höhe und war während der einzelnen Tage nur geringen Schwankungen unterworfen, wozu die, wenn auch nicht be- deutenden, aber fast täglich eintretenden Regen beitrugen. Erst als der Luftdruck immer mehr wuchs am 7. April erreihte mit sehr wenigen Ausnahmen das Barometer überall sein Monatsmarimum und der Wind nah Nord und Ost umsclug, trat eine Aenderung au in den andern Witterungs- verhältnissen ein. An den meisten Stationen ließ der Regen etwas na, der Himmel klärte sih auf und die Wärme gin herab. Im Allgemeinen war der 7. oder 8. April der kälteste Monatstag vor Allem in Schlesien, während an einigen Stationen, namentli des westlichen Deutschlands, der 1. April noch etwas kälter gewefen tar, den 10. April nahm in den Vormittagsstunden die Wärme {nell zu, und am Nachmittag und am Abend dieses Tages entluden fi in den mittleren Provinzen zahlreiche Gewitter. Hiermit trat nicht blos an den Orten, an denen elektrishe Entladungen stattfanden, sondern auch anderwärts ein Umshlag in den Witterungsverhältnifsen ein, und zwar der Zeit nach von Osten nach Westen fortschreitend. Wie viel die Wärme in den leßten zwei Monatsdrittheilen die in dem ersten Drittheile übertraf, sowie daß der Temperaturunterschied zwischen der 2. und 3. Pentade im Osten und Westen geringer als an den mittleren Stationen war, da im Osten die Wärmeerhöhung {on in der 2., im Westen in der 3. Pentade eintrat, zeigt folgende Uebersicht : ; i : Wärme der DENg aan n Et UNE Ie Abweichung vom langjährigen Mittel. 6.50. 11,15. 16.—20. 21.—25. 26.—30.

5,67 8,22 (0791 5,94 1,46] [2,02] [3,68] , S 4,92 6,65

9,49 —0,38] [—0,02] i 011] [ 1/92] [3,33] l 200 501 1926 —0,95] [—1,4 s [ T 4,65 1019 [—0,86] [—1,77] [3,97] 428 497 9,45 [—1,61] [—1,84] [2,86] 5,20 620. 1016 1114 L é [—1,56] [—1,42] [2,74] [3,02] [2,96] [1,84] Die vier leßten Aprilpentaden hatten eine höhere Temperatur, als

Königsberg 4,38 Bromberg Breslau Berlin Hannover Münster Cöln

[3,71]

9,09 i 937 [1,73] (3731 11,09

[2,63] [3,42]

Die außerordentliche Generalversammlung der E Reudnißer Maschinenbaufabrik und Eisengießerei (vor-

fie im Durchschnitt die erste Hälfte des Mai zu haben pflegt.

B