1878 / 129 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Jun 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Von tiefstem Schmerze bewegt, vernahmen wir die Kunde von dem erneuten ruchlosen Angriffe auf Ew. Majestät ge- falbtes Haupt. Gott Allmächtige wolle wie bisher, so au legt, unseres theue:en Kaisers Leben behüten zum Heile Deuts nds. Dresden, Rath und Stadtverordnete. Dr. Stübel. Ackermann.“

Hatt, 5 u (W. T. B) Der Ober- Bürgermeister Hack begab sich gestern sofort zum hie- figen preußishen Gesandten und. drückte demselben die tiefste Entrüstung über das Attentat und die innigste Theilnahme für Se. Majestät den Kaiser aus. D S gh Wen bereiten einé Adresse der Bürger-

f an Se. Majestät vor. s ? e Schwerin, 4. Juni. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog n anläßlih der Errettung Sr. Ma- jestät des Kaisers für den 1. Pfingstfeiertag einen Dankgottesdienst in allen Kirchen des Landes angeordnet.

Bremen, 3. Zuni. (We). Ztg.) Eine Aufregung, wie wir sie kaum je erlebt haben, hat sich unserer Bevölkerung 5 gestern Nachmittag, wo die erste Kunde von dem ruch-

osen Attentate auf Se. Majestät den Kaiser hier eintraf, be- mächtigt und diese Aufregung hielt bis spät in die Nacht an. Au heute Morgen isst das Attentat und mehr noch die Sorge um das Befinden des Kaisers das Alles beherrschende Interesse des Tages.

Dem“ Vernehmen nach hat der Präsident des Senats, Hr. Bürgermeister Pfeiffer, gestern Nachmittag sofort nach dem Eintreffen der Unglücksnachriht an den Kaiser telegraphirt, daß die ershütternde, kaum glaubliche Kunde von dem wiederholt gegen das ehrwürdige Haupt unseres geliebten Kaisers gerihteten Attentate ganz Bremen mit Schreckden und Entrüstung über die ruchlose That erfülle, und dabei bemerkt, daß die Gefahr, welche über dem theuern Leben Sr. Majestät ges{webt habe und dur Gottes gnädige Fügung wiederum glüccklih abgewendet worden sei, nur das Gefühl der Liebe und Treue des deut- schen Volkes steigern könne. Diesem Gefühle ist im Namen des Senats und der Bevölkerung der freien Hansestadt Bremen aufs Wärmste mit dem innigen Wunsche Ausdruck gegeben, Gott möge den Kaiser segnen und erhalten !

Heute bag: atr um 11/7 Uhr fand auf dem Markte eine öffentlihe Feier statt, um dem Gefühle der Entrüstung der Bremischen Bevölkerung über das rulose Verbrechen gegen den Kaiser und der L ais über die Abwendung der äußersten Gefahr kundzugeben. Troß der erst kurz zuvor- er- folgten Aufforderung hatte fih eine nah vielen Tausenden zählende Versammlung vor der Freitreppe der Börse ein- gefunden. Nachdem der erste Vers des Liedes „Ein! feste

urg“, von der Regiments3musik begleitet, gelungen war, hielt Hr. Pastor Manchot eine erhebende Ansprache, welche mit einem Gebet für die Erhaltung des Kaisers \{loß. Die Musik fiel mit dem zweiten Verse des Chorals ein, und dar- auf sprach Hr. Heinrich Claussen : -

Mitbürger! Lassen Sie uns der Gesinnung, von welcher wir Alle in diesem Augenblicke beseelt sind, durch folgende

Adresse an Se. Majestät den Kaiser Ausdru geben :

„Durhdrungen von tiefer Abscheu vor dem zweiten ruch- losen Angriff auf das theure Leben unsers innigst geliebten Kai- sers vereinigt si die-Bevölkerung Bremens, auf dem tine nbe

versammelt, in heißem Gebet zu Gott, daß er seine Hände \chüßend über dem erlauchten Monarchen halten und ihm schnelle und volle Genesung verleihen möge. Sie fühlt sich gedrungen, ihrer herzlihen Verehrung und innigen Bg ns an den ruhm- gekrönten Begründer - des Deutschen Reiches einen neuen, warm empfundenen Ausdruck zu geben und gegenüber dem furchtbaren Frevel das Gelöbniß unauslöschlihèr Dankbarkeit und ‘Treue aus tiefstem Herzen zu erneuern.“ :

„Jh fordere Sie auf, zum Zeichen zuer Zustimmung beklommenen Herzens ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser auszubringen ! : : R

Ein dreimaliges Hoch erscholl. Die Musik {loß mit dem „Heil Dir im Siegerkranz“ die würdige Feier.

Der Reichskanzler hat dem Bundesrath den Entwurf zweier Geseße für Elsaß - Lothringen , betreffend die «Kreise, und betreffend die Kreisstraßèn und Gemeindewege, zur Beschlußfassung vorgelegt.

“Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Holle und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für chnungswesen, der Aus\{huß für Zoll- und Steuerwesen, sowie’ der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sizungen.

Heute um 2 Uhr fand eine Sißung des Staats Ministeriums statt.

Reuters Telegraphen-Bureau meldete gestern von Lon- don : Admixal Batsch halte eine Untersuhung des Unglüs- falls dés „Gro e Kuxkfürst“ von Seiten der englischen Behörden nicht für erforderli, da die Kollision des Schiffs mit dem „König Wilhelm“ nicht innerhalb der Drei-Meilen- Zone stattgefunden habe. Hiernah könnte angenommen wer- den, es sei englischerseits eine solche Untersuchung beabsichtigt oder angeboten. Diese Annahme entbehrt indeß jeden that- sählichen Anhalts. Ueberdies würde einer derartigen Unter- jung von Seiten fremder Behörden schon die Exterritoria- ität der Kriegsschiffe entgegenstehen.

___— Der Druck, wel@{her seit einigen Jahren auf dem wirthschaftlihen Leben in Deutschland lastet, hat die Auf- merksamkeit ‘besonders auch auf die bisher übliche Zahlungs- weifé ‘und in ‘voller Würdigung der nachtheiligen Folgen derselben, in weiten Kreisen das Verlangen nach" einer Reform erweckt. Jn zahlreichen Vereinen und in der Presse ist darauf hingewiesen © worden, daß die im deutschen Handélsverkehre .- übliche ‘Gewährung langer und ‘illimi- tirter“Credite den Verkäufer wie den Käufer schädige, ersteren durch dié Festlegung seines Betriebskapitals Und die mit der Ausdehnung “des Credits sih immer mehr \teigernde Möglich- keit des Verlustes der kreditirten Beträge, leßteren dur die Vertheuérung der Waare, in deren Preise zuglei Zinsen und 'Risikoprämie enthalten | sind," sowie durch den Anreiz u ‘Ankäufen , wélche seine Kräfte übersteigen und die Zerrüttung seiner ökonomishen Verhältnisse herbei- ihren. - Als das zu erstrebende Ziel “wird demgemäß r den Verkehr - zwischen “- Kleinhändlern und - Kon- "nten die Baarzahlung, für“ den Verkehr zwischen Groß- «n und Kleinhändlern wenigstens eine Abkürzung und 1g et Kredits, insbesondere das sogenannte Tratten-

innt. :

Ueber die Frage, auf welchem Wege dieses Ziel erreicht werden ‘könne, n die Hten weit auseinander. Daß eine Selbsthülfeder ligten Kreise an sih mögli, daß ihr nament- lih gef E Hindernisse - niht entgegenstehen, ist gewiß. Dur das Geseß wird Niemand genöthigt, Kredit zu geben; jedem Verkäufer steht es frei, Kredit zu verweigern und Baarzahlung zu verlangen. Daß daneben manche prafktische Schwierigkeiten der vollen Wirksamkeit der Selbsthülfe e wai res mögen, is allerdings nicht in Abrede zu

ellen.

Es mußte deshalb in Frage kommen, ob nicht durch die Red den für die ganze Volkswirthschaft bedeutsamen Reformbestrebungen eine positive Unterstüßung gewährt werden- könne. Von vielen Seiten war insbesondere auf die Abkürzung der Verjährungsfristen, als ein geeignetes Mittel zur Besserung der Kreditverhältnisse hingewiesen wor- den. Jn Folge dessen wurden die kaufmännischen Korpora- tionen und Handelskammern zu einer gutachtlihen Aeußerung veranlaßt. Das in den erstatteten Berichten enthaltene Ma- terial hat den Handels-Minister bestimmt, den folgenden Erlaß an die genannten Organe des Handelsstandes zu richten:

Berlin, den 27. Mai 1878. „Dur Cirkularschreiben vom 20. Februar v. J. sind die - Handelskammern und kaufmännischen Korporationen zu einer gutahtlihen Aeußerung darüber veranlaßt worden, ob eine Besserung- der deutschen Kreditverhältnisse

durh Verkürzung der Verjährungsfristen gefördert werden .

könne. Das in den eingegangenen Berichten vorliegende Ma- terial läßt es zweifelhaft, ob auf diesem Wege eine wesentliche Minderung der im Kreditwesen herrschenden Uebelstände zu er- reichen sein wird. Der Gegenstand wird gleihwohl im Auge behalten und namentlich darauf Bedacht genommen werden, daß bei der Revision des Civilrechts die Frage der Verjährungs- fristen auch unter dem Gesichtspunkte ihres Einflusses auf die Gestaltung der Kreditverhältnisse zur Erörterung gelangt. Jnzwischen ist mit einer Selbsthülfe der betheiligten Kreise -an einzelnen Orten der Anfang gemacht und in einer am 24. Januar d. J. in Frankfurt a./M. abgehaltenen Konferenz von Delegirten deutsher Handelskammern nah eingehender Diskussion dem Frankfurter Vereine zur Reform des deutschen Kreditwesens das Mandat ertheilt worden, als Centralstelle für die auf Durchführung der Baarzahlung in dem Verkehre zwischen Kleinhändlern und Konsumenten einerseits, des Trattensystems in dem Verkehre zwischen . Großhändlern und Kleinhändlern andererseits zu riîih- tenden Bestrebungen zu fungiren. Von der Ueber- zeugung ausgehend, daß von etwaigen Aenderungen der Ge}eßgebung jedenfalls eine durchgreifende Wirkung in Bezug auf die Besserung der Kreditverhältnisse kaum zu erwarten sein wird, spreche “ih den Wunsch und die Hoff- nung aus, daß die Handelskammern bezw. kaufmännischen Korporationen an ihrem Theile bemüht sein werden, die eingeleitete Selbsthülfe auf dem Boden der bestehenden Veselnéhunia energisch zu fördern. j : In den Verhandlungen der Delegirtenkonferenz ist als ein Mittel, den erstrebten Zweck zu erreichen , auch die eranziehung der das Kaufgeld schuldig bleibenden Käufer zur Zahlung von - Zinsen erwähnt und von einer Seite der Wunsch nach einer entsprechenden geseßlihen Be- stimmung ausgesprohen worden. “Jn dieser Beziehung mache ih darauf aufmerksam, daß nicht allein Kaufleute untexeinander béxechtigt sind, in beiderseitigen Händels- geshäften auh ohne Verabredung oder Mahnung von jeder Forderung seit dem Tage, an welchem sie fällig war, Zinsen zu fordern (Art. 289 des Handelsgeseßbuchs), sondern auch in dem Verhältnisse zwishen Kauflcutèn Und Nicht- kfaufleuten durch die -bestehenden Geseße eine nüßlich zu ver- wendende Handhabe gegeben u den Käufer zur Verzinsung dés Kaufpreises anzuhalten (Art. 288 a. a. O.).“ Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentlihe Arbeiten. Mayba. An sämmtliche Handelskammern und kaufmännischen Korporationen.

Der Kaiserliche Gesandte in Peking, von Brandt hat einen ihm Allerhöchst bewilligten längeren Urlaub nach Deutschland angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt als!’ interimistisher Geschäftsträger der Legations - Sekretär Freiherr Schenck zu Schweinsberg. -

Briefsendungen 2c. für S. M. Aviso „Falke“ sind von heute ab bis - auf Weiteres nach Wilhelmshaven zu dirigiren.

Baden. Baden, 4. Juni. (W. T. B.) Der Schah von Persien ist heute Vormittag hier eingetroffen und im Hotel England abgestiegen.

Schwarzburg-Nudolstadt. Rudolstadt, 1. Juni.

(Magd. Ztg.) Der zu einer außerordentlichen Session be- rufene Landtag wurde am 29. v. M. durh den Staats- Minister von Bertrab Namens des Fürsten eröffnet. Der Land- tag betraute' sofort éine Kommission damit, Sr. Majestät dem Kaiser zu Seiner Errettung (gelegentlich des ersten Attentats) die Glüäwünsche des: Landtages darzubringen. “Von den eingegangenen und an die zuständigen Komnissionen verwie- senen Regierungsvorlagen sind zu nennen: 1) der Staats- vertrag ‘mit Preußen und Meiningen übcr das gemeinsame Landgericht „in Rudolstadt ; 2) der Accessionsvertrag über den Eintritt Preußens in das gemeinschaftliche Ober-Landesgericht ; 3) das Regierungsdekret über die ¡Bildung gemeinschaftlicher Schwurgerichtsbezirke im Gebiete dès Jenaer Ober-Landes- erichts; 4) das Regierungsdekret über Gesehe und,Verordnungen, ie zur Ausführung der Justizorganisation von einer gemein- schaftlichen Kommission seit dem 13. Mai in Jena vorbereitet werden.

Bremen, 2. Juni. (Magdeb. Ztg.) Heute is der Bericht der Deputation über “die Ober-Landesgericht 3- frage, begleitet ‘von ‘einer Mittheilung des Senats an die Bürgerschaft, erschienen. Es ergiebt sich daraus daß ‘alle bürgerschaftlichen Deputationsmitglieder bis auf eines, das / dem Senat beitritt, und auf den Reichstags- abgeordneten Mosle, ‘der ‘mit ‘feiner sich Oldenburg zuneigen- den Ansicht allein geblieben ist, für éin auf Bremen be- schränktes Ober - Landesgericht stimmen, daß dagegen die Ver- treter des Senats und des Richter-Kollegiums in der Deputa- tion, eben so wié diese Körperschaften selbst, das gemeinsame han/seatische Ober-Landesgericht in Hamburg vorziehen.

Male hat sih das Wa

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Juni. (W. T. B. Der General-Adjutant des Kaisers, FML. Beck, erschien P im Palais der deutschen Botschaft, um anläßlich des auf den Deutschen Kaiser verübten Attentates das Beileid des Kaisers auszusprechen. Die Kaiserin ließ durch ihren Oberst-Hofmeister, Meierei Nopcsa, die Erz- herzöge ebenfalls dur thre Öberst - Hofmeister kon. oliren. Ebenso drückten die inister und sämmtliche Bot- schafter ihre Theilnahme aus.

(W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ schreibt über das Attentat gegen den Deutschen Kaiser: Zum FiEten Male - in kurzer Zeit ist das Leben des greisen

archen von gerer Hand bedroht worden ; zum zweiten

ten der Vorsehung beshüßend um das Leben desselben gebreitet. Jn höherem Grade, als je zuvor, wenden jich in Deutschland Liebe und Verehrung, die der Preis seiner Monarchenlaufbahn geworden sind, der Persön- lichkeit des Kaisers zu. Die Welt theilt die Gefühle, welche das deutsche Volk in diesem Augenblicke kummervoll zuglei und freudig bewegen. Mit Bangen sieht man den nästen Nachrichten über das Befinden des Kaisers entgegen.

(W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm das Quotengeseß in dritter Lesung mit 131 gegen 62 Stimmen und das Geseß, betreffend die 80-Millionen- Schuld in zweiter und dritter-Lesung mit 136 gegen 42 Stimmen an. Weiter nahm das Haus sämmtlihe am Bankstatut vom Herrenhause vorgenommenen Aenderungen an, nur in Betreff des Artikels 40 wurde bei der nament- lihen Abstimmung die Fassung des Abgeordnetenhauses mit 123 gegen 108 Stimmen aufreht erhalten. Das U eberein- kommen mit der Nationalbank wurde in dritter Lesung mit dem Zusaße des Finanz-Ministers angenommen wona das Ansuchen um Verlängerung des Privilegiums bei beiden Regierungen zu „stellen is. Der Abg. Monti brachte eine JFnterpellation ein wegen Ermordung von Dalmatinern durh Türken. Der Budgetauss{chuß hat den von dem Abg. Herbst im Auftrag des Ausschusses ausgearbeiteten Ge- seßentwurf genehmigt, wonach der auf Oesterreich fal- lende Theil des 60 Millionen-Kredits durch Ver- äußerung von Effekten der gemeinsamen Fonds, event. der ge- meinsamen Aktiven bis zum Minimalbetrage von 13 720 000F[., der il aber durch Begebung von Goldrente oder, unter Auss{luß der übrigen s{hwebenden Schuld, durch die Aus- gabe von Schaßbriefen mit höchstens 6 proz. Verzinsung und mit-längstens 5 jähriger Verfallzeit in dem Höchstbetrage von 30 Millionen Fl. gedeckt werden sollen.

—: (W. T. B.) Jn der heutigen Sigzung der unga- rischen Delegation erklärte Graf Andras\y in Beant- wortung- einer bezüglichen Jnterpellation, die Regierung habe bisher keine Gelegenheit versäumt, auf die Verbesserung des Looses der israelitishen Bevölkerung des Orients im Allgemeinen, also auch derjenigen Rumäniens hinzuwirken, Die Regierung werde, falls sich p dem Kongresse Ge- legenheit ‘dazu bieten sollte, in derselben Richtung für das Prinzip dèr Gleichberehtigung, welches sie innen wie außen vor Augen hat, im Vereine mit den anderen Regierungen eintreten. Jm weiteren Verlaufe der Sißung beantragte Graf Apponyi, die Delegation möge in Vertretung derx ungarischen Nation niht nur ihrem \{chmerzlihen Bedauern darüber Ausdruck geben, daß seit Kurzem ein gwettes Mal auf den Deutschen Kaiser ein {mähliches

ttentat ausgeübt wurde, sondern auch. den Minister des Auswärtigen ersuchen, dem deutschen Ae e das freudige Gefühl der Nation. darüber zum Ausdruck zu Ener daß die Vorsehung den-Deutschen Kaiser am Leben erhielt. Der Antrag wurde einstimmig angenommen ; Graf Andrassy erklärte, er werde dem Wunsche der Delegation un- verzüglich nachkommen. |

(W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Kon- stantinopel, 3. d., gemeldet: Sa vfet Pascha und Edhem Pascha sind zu Bevollmächtigten der Türkei auf dem Kongresse ernannt worden. Demeter Bratiano ist hier eingetroffen und hat sofort Savfet Pascha einen Besuch abgestattet. General Totleben hat aufs Neue auf die Räumung der Festungen gedrungen; die Pforte ist geneigt, theilweise nachzugeben; gestern hat ein Ministerrath unt dem Vorsiße des Sultans in dieser Angelegenheit stattgefunden. |

4. Juni. (W. T. B.) Die Blätter beschäftigen sich mit der Erörterung der Ursachen, welche den AÄtten- täter Nobiling zu seiner frevelhaften That ver- anlaßt haben mögen und mit den möglichen Folgen der leßteren. Die „Presse“ sagt, es werde und müsse nunmehr ein großer Feldzug gegen die subversiven, nihilistischen zerstörenden Wühlereien der deutschen Sozialdemokratie eröffnet werden. Die Gesellschaft in Deutschland triebe dem Abgrunde

u und werde von ihr verschlungen werden, wenn sie auth ita in die Hände sorglos in den Schooß lege. Die " Deutfche eitung“ fordert ein energishès Eingreifen, um den städtischen und ländlichen Mittelstand zu kräftigen.

Pest, 3. Juni. (W. T. B.) Sämmtliche A endblätter bekunden die innigste Theilnahme und Freude über die befriedigenden Nachrichten - hinsichtlich des Befindens des Deutschen Kaisers.

4. Juni. (W. T.-B.) Jn den Kundgebungen aller Blätter manifestirt sich die innigste Theilnahme für das Befinden des Kaisers Wilhelm und werden die gün- stigen Nachrihten über das Besinden des Kaisers freudig auf- genommen.

Schweiz. Bern, 3. Juni. (Cöln. Ztg.) Der Nati onal- und der Ständerath wurden ohne eine Präsidialrede eröffnet ; Ersterer wählte zum Präsidenten Philippin (Neuen- burg), zum Vize-Präsidenten Klein (Basel), Leßterer Vessaz (Lausanne) zum Präsidenten, Gengel (Chur) zum Vize- Präsidenten.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Juni. (W. L. B.) Das „Hofjournal“ schreibt, Jhre Majestät die Königin habe mit der tiefsten Betrübniß und mit dem aufrihtigsten Bedauern die Nachriht von dem entseglichen Attentate erhalten, das gegen Se. Majestät den Deutschen Kaiser begangen worden Je Jin hiesigen Gemeinde- rath begründete der älteste Alderman Sydney einen An- trag, in welchem das tiefste Bedauern über das gottlose und grausame Attentat und die inbrünstige Hoffnung ausgesprochen wird, daß das Leben des Kaisers ebalten bleibe. Der Antrag wurde angenommen und Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm teleataphis mitgetheilt.

Jm Unterhause drückte der Schaßkanzler Northcote Namens der englischen Regierung und} Nation seine Ent- rüstung über das Attentat auf den Kaiser Wilhelm

aus. (Lauter anda ender Beifall.) Er hoffe, daß der Kaiser bald wieder hergestellt sein werde. (Neuer fene Beifall.) Der Marquis von Hartington s loß sich den Wünschen Northcote's an. Der Schaßkanzler verlas die wischen dem deutschen Botschafter, Grafen Münster, und Lord Salisbury in Betreff der Einladung zum Kongreß gewechselten Noten. Als Zeitpunkt des Zusammentritts des Köngresses wird von Deutschland der 13. Juni d. J. vorgeschlagen. Lord- Salisbury erklärte in seiner darauf ertheilten Antwort s- note, er bekenne sis zum Empfange der vom Grafen Münster an ihn gerichteten Note, wodurch England zur Theilnahme an dem Kongresse behufs Diskussion der Stipulationen des Vertrags von San Stefano - eingeladen werde, und nehme angesihts der mündlichen Andeutung des Grafen Münster, daß die Einladung in den nämlihen Ausdrücken auch an die übrigen Mächte ergangen sei, und indem er vorausseße, daß jene Mächte der in der Note des Grafen Münster konstatirten Bedingung zustimmen würden, die an England gerichtete Einladung zum. genannten Tage an. (Beifall.) Northcote fügte hinzu, demnach werde der Kongreß am 13. Juni zu- fammentreten, und würde England dabei durch die Lords Beaconsfield, Salisbury .und Russel vertreten sein. Der Marquis von Hartington besprah die u des Lord Beaconsfield und des Marquis von Salisbury als Ver- trcter Englands auf dem Kongresse und hob hervor, daß die Regierung bei dieser Vertretung ohne Kontrole sein werde. Diesen Einwendungen gegenüber hob der Schaßkanzler hervor, daß die Wahl nah sehr reiflihen Erwägungen des Kabinets erfolgt sei. Damit fand die bezügliche Debatte ihre Erledi- gung. Hanbury kündigte eine Resolution an, in welcher er einen Artikel Gladstone's im Juniheft des „Nineteenth Century“ tadelt, weil derselbe geeignet sei, Unzu- friedenheit in JFndien zu erregen.

Jm Oberhause fkritisirte Lord Granville ebenfalls die Ernennung der Lords Beaconsfield undSalisbury zu Vertretern Englands auf dem Kongresse. Lord Bea- consfield erwiderte, man könne sich nicht immer an Prä- zedenzfälle binden. Die englische Regierung sei bei der ahl threr Vertreter nur dem Beispiele der -anderen Mächte gefolgt; überdies handele es sich auf dem Kongresse um die wichtigsten Dinge, und alle seine Kollegen seien mit der Wahl einverstanden gewesen. Auf eine Anfrage Lord Granville's erklärte Lord Salisbury, den neuesten Nachrichten zufolge sei der Gesundheitszustand des Deutschen Kaisers, des erhabenen Opfers eines verruchten Atten- tates, ein befxiedigender. Er hoffe, Europa werde die Freude haben, einen der geachtetsten Potentaten bald wieder völlig hergestellt zu sehen. Auf eine Anfrage Lord Greys er- widerte- Lord Salisbury, die vom „Globé“ ‘am Don- nerstag veröffentlichten Punkte einèr zwishen Rußland und England erfolgten Verständigung seien ohne alle Authentizität und hätten keinen Anspru auf das Ver- trauen des Hauses.

4. Juni. (W. T. B.) Der Versuch, den gleichzeitigen Rückzug der englischen Flotte und der russischen Truppen von Konstantinopel vor dem Pn des Kongresses herbeizuführen, ist aufgegeben worden, da dur die mit dem- jelben zusammenhängende Frage der Räumung der türkischen Festungen Varna und Schumla der Kongreß verzögert worden wäre. Lord Beacons field reist am 8. d. M., der Marquis vonSs&lisbury am 10. d. M. zu dem Kongresse nah Berlin ab. Die „Times“ billigt Lord Beaconsfields Ernennung zum Vertreter Englands auf dem Kongresse. Das Gewicht der Beschlüsse des Kongresses würde dadurch erhöht. Der Privatsekretär Lord Beaconsfields, Montague Corry, und Philipp Currie sind zu Sekretären der Kongreß - Ge- sandtschaft ernannt worden.

Frankreich, Versailles, 3. Juni. (W. T. B.) Der Senat hat den Geseßentwurf, betreffend die Aufnahme ciner jun Rückkauf der N enbahnen bestimmten, amortisir-

aren 3 prozentigen Sh ul d, genehmigt. Die Deputirten - kammer hat die Berathung des Handelsvertrages mit Jtalien auf morgen festgeseßt.

Italien. Rom, 3. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen Sizung der Deputirtenkammer theilte der Präsident mit, daß eine Anzahl von Deputirten folgenden Antrag einge- bracht hätte: „Die Kammer, empört über die verabsheuungs- würdigen Attentate gegen den -Deutschen- Kaiser, giebt den Gefühlen des italienischen Volkes gegenüber der deutschen Nation Ausdruck, indem sie ihre lebhaftesten Wünsche De die baldige Wiederherstellung des Kaisers ausspricht.“

er Minister-Präsident Cairöli erklärte, die Regie- rung habe bereits im Namen der Nation die gleichen Ge- fühle ausgedrüdckt. Dieselben An den allgemeinen Schmerz und die allgemeine Entrüstung über solche unbegreifliche Ver- irrungen und Verbrehen. Glücklicherweise lauteten die Nach- richten über das Befinden des Kaisers günstig; er (Cairoli) hoffe, daß bald jeder Grund zu Bejürhtungen {winden werde. Die Bande der Freundschaft, welche Jtalien mit Deutschland und seinem Oberhaupt verbänden, seien so viel- fältig, daß Jtalien bei keinem Ereigniß, welches jenes Land oder jenen Monarchen beträfe, gleihgültig bleiben könnte. Der obige Antrag wurde darauf angenommen. Der Finanz-Minister Seismit Doda legte hierauf das Finanz- exposé vor. Der Minister beleuchtete die Lage des Schaßes im Jahre 1877 und führte aus, daß das Budget dieses Jahres, wenn man die Ausgaben im Betrage von 0 Millionen, die noch nicht bewilligt Vin, mit einrehne, sich ausgleihe. Das Budget des Jahres 1878 \{ließt nit einém Uebershuß von 10 Millionen ab, wobei gleichfalls die neuen, von der Kammer noch zu votirenden Ausgaben in Rechnung gezogen seien. Der Minister weist auf die aus- gezeihneten Ernte - Aussichten, auf die Wohlthaten des nahezu gesicherten N und auf den hohen Coursstand der italienishen Rente hin. Jm provisorisch aufgestellten Budget des Jahres 1879 werden die Einnahmen eine Er- höhung von ca. 60 Millionen aufweisen ; dieselbe resultire einerseits aus den in Folge neuer geseßlicher Bestimmungen höher zu präliminirenden Einnahmen der gewöhnlichen Ein- nahmesteigerung, andererseits aus der verbesserten Organi- sation des Steuereinziehungsdienstes. Von diesen übers{üssigen 60 Mill. Lires seien 23 Mill. e Steuerverminderung bestimmt, Und der Rest solle für neue, L ultative Ausgaben und zur Herabh- minderung des Defizits der Finanzgebahrung verwendet werden. Der Minister bespricht sodann die Finanzoperationen zur Be- chaffung von 750 Millionen, welche i den Bau neuer Eisenbahnen erforderlich find, die innerhalb 15 Jahren voll- endet werden sollen. És sollen jährlich 50 Millionen Lires emittirt werden und das Aniehen in 75 Jahren rücktzahlbar

jen: Im Jahre 1879 beabsihtigt der Minister die Mahl- euer um ca. M Millionen zu vermindern, ferner einige Ausfuhrzölle auf andwirthschast andere Zölle in ungefährem Ertrage von 14 Millio- nen aufzuheben, ebenso die gesammten Schiffahr:s- oder DurWhfahrtszölle auf Flüssen, Seen und Kanä- len, im Betrage von 140000 Lire. Der Minister erhofft eine allmählihe Abschaffung der ganzen Mahlsteuer, lègt jeine Ansichten bezüglih einer Reform der Verzehrungs- steuer und der Grundsteuer dar und legt einen Gesetzentwurf vor über die Verlängerung des üeschliien Courses der Bank- billete bis zum 30. Juni 1879. Noch im November dieses Doyres werde er einen Geseßentwurf zur Verbesserung der age des niederen Klerus einbringen. Der Minister {loß seine Darlegung mit (allgemeinen) Betrachtungen über die finanzielle und wirthschaftliche Lage des Reiches. 4. Juni. (W. T. B.) Der Pap hat anläßlih des Attentats auf den Kaiser Wilhelm dem Kaiser seine lebhaften Wünsche für Dessen baldige Genesung ausgesprochen.

Türkei. Konstantinopel, 3. Juni. (W. T. B.) Der „Levant Herald“ is in Folge der Veröffentlihung eines anonymen aufrührerishen Schreibens übet die Affaire vor dem Tscheragan-Palaste unterdrückt worden. Der Direktor desselben ist des Landes verwiesen worden.

: Numänien. Bukarest, 3. Juni. (W. T. B.) Sämmt- liche Abendblätter sprechen ihren Abscheu über das "gegen den Kaiser Wilhelm verübte Attentat und das leb- haftéste Bedauern über die Verwundung des Kaisers aus.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. Juni. E T. B.) Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff befindet ih besser und wird seine baldige Wiederherstellung erwartet.

, Afrika. Egypten. Alexandrien, 3. Juni. (W. T. B.) Die hiesigen Deutschen haben anläßlih dés Attentats auf Se. Majestät den Kaiser folgendes Telegramm abgesandt: Schmerz und Erbitterung erfüllt die hiesigen Deutschen über die erneute Frevelthat gegen das geheiligte Leben unseres Kaisers. Wir alle bitten flehentlihst Se. Majestät, um seines Volkes willen, auf seine eigene Sicherheit bedaht zu sein und die Brut zu ersticken, welche solhe Ausgeburten hervorbringt. Namens der deutschen Kolonie. (Folgen die Unterschriften.)

liche Erzeugnisse und diverse

Nr. 33 des „Amtsblatts der Deutshen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver- fügung vom 27. Mai 1878. Wirksamkeit der für die Angehörizen der Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung bestehenden Wohlthätig- ut oalugaidó für das Etatsjahr 1877/78 bz. für das Kalender- jahr H

Nr. 11 des Central - Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlih Preußishen Staaten hat folgenden Inhalt : Anzeige der in der Gesez-Sammlung und im Reichsgeseßblatte erschienenen Gefseße und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände : Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Tarifirung von Draht- matraßen. Gewährung der tarifmäßigen Kistentara für in höl- zernen Musterkoffern eingehende Waaren. Begriff fammetartiger Gewebe. Regulativ, die zollamtlihe Behandlung von Waaren- sendungen aus dem Inlande durch das Ausla:d nach dem Inlande betreffend und Beilage. Erkenntniß, Stempel von Verträgen zwischen Theilhabern an einer Gemeinschaft zum Zweck der Auseinander- jeßung. Personalnachrichten.

Kunst, TLissenschaft und Literatur.

„Handbuch des Deutshen Konfularwesens“ von B. W. König, Präsident des Bundesamts für das Heimathwesen. Zweite Ausgabe. 364 Bogen gr. -8, geheftet 11 M, geb. 12 M 1878. (Berlin. R. v. Deckers Verlag, Marquardt u. Sten.) Das vorliegende Handbuch if zunächst dazu bestimmt, den deutshen Konsuln als Leitfaden bei Ausübung ihres Be- rufs zu dienen. Es wird aber au euen Personen, welche an die dienstlihe Thätigkeit der Konsuln Ansprüche zu machen haben, darüber aufklären, was fie von den deutschen Konsuln erwar- ten dürfen. Der erste Theil des Buchs enthält das Allgemeine über Stellung, Rechte und Pflichten der Kaiserlichen Konsuln. Der zweite Theil. best fd mit déx uständigkeit dieser Konsuln im Einzelnen. Im dritten Theile finden sich Formu- lare und Beispiele in Bezug auf die wichtigeren Seiten der konsularischen Thätigkeit. Die Beispiele sind zum Theil der rats deutsher Seemannsämter und anderer Behörden entnommen. er Anhang enthält mehrere der in dem Buche erörterten Gesetze, Staatsverträge u. st. w. Die Einsicht derselben ist für den Praktiker oft unentbehrliß und do nicht selten mit Schwierigkeiten verbun- den, weshalb es erforderlich erschien, das Nothwendigste hier aufzu- nehmen. Bei Bearbeitung dieser neuen Ausgabe sind zxhlreiche Zus säße und Erweiteruugen aufgenommen worden, welche sih dur die seit Mitte 1875 ergangenen Reichsgeseße und die seitdem erlassenen Instruktionen des Reichskanzlers als nothwendig herausgestellt hatten. Dagegen if der Anhang verkürzt und find nur diejenigen Bestand- theile desselben beibehalten worden, auf welche im Verlaufe dieses Buchs öfter verwiesen werden mußte.

Gewerbe und Handel.

Helsingfors, 28. Mai. Wie finnische Zeitungen melden, hat der Kaufmann S. A. Elmgren hierselbst Konkurs angemeldet.

Strehlen, 1. Jun.i Der „Schles. Ztz." zufolge betrug die Zufuhr zum heutigen Wollmarkt -320 Ctr. Feine Wolle erzielte 160 #4, ordinäre 140 # Die Wäsche war ziemlihch gut. Die Handelskammer in Posen wurde benachrichtigt, daß die Cinfuhr pol- nisher Wollen zum dortigen Wollmarkte gestattet sei.

Wien, 4. Juni. (W. T. B.) Nah dem Rechnungsabschluß der Kaschau-Oderberger Eisenbahn für das Jahr 1877 beträgt der Ueberschuß aus dem Betriebe 1274 390 Fl., an Zinsen wurden 2 948 430 Fl. erfordert, und mußte daher die Garantie des Staates in Höhe von 1 674040 Fl. in Anspru genommen werden.

Der Einlösungscours für die an den deutschen Zahlstellen zahlbaren Silber-Coupons der Oesterreichischen Eisen- bahn-Gesellschaften ist bis auf Weiteres auf 176 Æ für E vis österr. Silber festgeseßt worden. Derselbe betrug zuleßt 175,590 M

In London soll demnächst eine neue \{wedische An- leihe zur s aufgelegt werden. Die Herren C. J. Hambro und Söhne haben in Gemeinschaft mit einem französishen Bankhause eine Emission von ca. 1 500000 £ in 4%igen Obligationen kon- trahirt, die zum Course von 88 oder 89% emittirt werden follen. Der Ertrag der Anleihe ist für allgemeine Zwecke bestimmt; die Tilgung der Obligationen erfolgt in 56 Jahren.

In der Generalversammlung der Großen Gesellschaft der russischen Sea Lg anen vom 27. Mai wurde beschlossen, für das Jahr 1877 eine Dividende von 80 Kop. aus dem Erträgniß der St. Petersburg-Warschau- und Moskau-Nishnij-Nowgorod-Linien, sowie von 2 Rbl. 25 Kop. aus dem Erträgniß der Nikolai-Bahn, zusammen 3 Rbl. 6 Kop. mit Hinzuziehung des Uebershusses vom Jahre 1876 pro Aktie zur Vertheilung zu bringen und 28 273 Rbl. dem Reservekapital einzuverleiben. ie Generalversammlung er- mächtigte ferner die Verwaltung, behufs Legung eines zweiten Ge-

[eises zwischen Kalkuny und Wilejka (146 Me und zwischen

Koschedary und Weréhbolowo (115 Werst) für 5 Millionen Rubel apier und behufs Verstärkung des Fahrparks 1 918 750 Rbl. Pap. bligationen 4. Emission zu emittiren.

V .

Funf: bor Indo-Europäischen Telegraphenlinie wes im Monat Mai 1878 an gebührenpflihtigen Depeschen befördert worden: a. aus London, dem übrigen England und Amerika nach Persien und Indien 1187 Stück, b. aus Persien und Indien nah London, dem übrigen England und Amerika 1027 Stück, c. vom europäischen Kontinent (ec e Rußland) nach Persien und Indien 218 Stü, d. aus Persien und Indien nah dem europäischen Konti- nent (erkl. Rußland) 163 Stück, Summa 2595 Stück.

Southampton, 3. Juni. (W. T. B.) Der Damvfer des Norddeutschen Lloyd „Hannover“ is hier eingetceFcn.

Plymouth, 3. Juni. (W. T. s Der Hamburger Postdampfer „Frisia“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 4. Juni 1878.

Königlich Preußische Lotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung der dritten Klasse 158. Königlih Preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn. à 15 000 auf Nr. 39 704.

1 Gewinn à 6000 M auf Nr. 84 484.

2 Gewinne à 3000 44 auf Nr. 4272. 78 356.

3 Gewinne à 1800 4 auf Nr. 8510. 43 349. 46 877.

1 Gewinn à 900 #4 auf Nr. 42 943.

11 Gewinne à 300 4 auf Nr. 2813. 5046. 9249. 10 343. 24 873. 27 663. 32 577. 39 473. 63 456. 74 061. 87 749.

__ Neue und werthvolle Funde in Olympia meldet ein Telegramm, welches am 1. c. m. in Pyrgos aufgegeben, am 2. c. m. hier eingetroffen ist. Dasselbe lautet:

Vor Metroon schöne weiblihe Gewandstatue, gepanzerte Kaiserstatue, stehender Zeus mit Künstlerinschrist und Ober- theil eines Zeuskolosses. Nördlih vom Peribolos männ- licher Torso von \{önster Arbeit und Hadrianskopf. Anm Stadioneingang Tychestatue. Ausgrabungen ersten Juni geshlossn. Treu. Bohn.“

iernah sind in den leßten Tagen an den drei Stellen, wo seit etwa 5 Wochen mit Anspannung aller Kräfte gearbeitet wurde, sechs Statuen und ‘ein Kaiserliher Porträtkopf, alles wahrscheinlih aus weißem Marmor gefunden worden. Dieses Ergebniß ist um so werthvoller, weil es den Beweis liefert, daß neben den bisher in überwiegender Zahl zu Tage ge- kommenen Giebelstückden und \spätrömischen Porträtstatuen auch griéchishe Marmorstatuen noch zahlreicher vorhanden sind, als die Fundresultate der leßten drei Monate erwarten ließen.

Der Verbrecher Dr. Nobiling befindet sih seit Sonntag Abend noch immer in bewußtlosem Zustande, so daß seine weitere Verneh- mung nit hat stattfinden können. Sein Zustand giebt beute der Möglichkeit Raum, daß er seinem irdishen Richter niht durch den Tod werde entzogen werden.

Ein in Bremen zusammengetretenes C omit é erläßt einen Auf- ruf zu Sammlungen an das deutsche Volk, um die Hinterbliebenen der verunglückten Mannschaft des „Großen Kurfürst“ vor mate- rieller Noth zu bewahren Das Comité besteht aus den Herren: &. Achelis, G. Albreht, Syndikus Dr. Barth, G. B. Brauer, §- Claufsen, General-Konsul W. Delius, H. H. Meier, R. Frite, N. Mohr, A. G. Mosle, Chr. Papendieck, ür. Reck, D. Heinr. Wätjen, sämmtlich zu Bremen, und den Herren Ed. Ulrichs und L. von Van- gerow zu Bremerhaven.

Das Sommer-Meeting auf der Berliner Rennbahn bei Hoppegarten nimmt am zweiten Pfingstfeiertag, den 10. d. Mts., Nachmittags 4 Uhr, seinen Anfang und wird dann anr dritten Pfingsttage (11.) und am 13. gleich{falls zur selben Nach- mnittagsstunde abgehalten werden. Die Konkurrenzen, welche bei: diesem Meeting zum Anstrag kommen, sind viel bedeutender als die- jenigen des Frühjahrs-Meetings und durchweg sehr gut beseßt. An jedem Tage werden sech8 Konkurrenzen zur Entscheidung gebracht werden. Am 10. Juni beginnen dieselben mit vem Versuhs- Rennen der Stuten um den Klubpreis von 1500 #, welches 18 Nennungen aufweist. Das hierauf folgende Unionsrennen um den Staatspreis von 10090 Æ hat 58 Unterschristen, das Rennen um das silberne Pferd und den Klubpreis von 2400 4. 19 Unterschriften, das Seahorse-Rennen um den Staatspreis von 1200 (A 11 Unter- \{chriften, das Rennen um den Staatspreis 11. Klasse von 4500 6 Unterschriften erhalten, und zu dem Verkaufs-FJagdrennen um den Klubpreis von 2400 M {ind bis jeßt 4 Pferde genannt, während die An- meldung am Pfosten noch ofen ist. Am zweiten Tage (11. Juni) wird zunächst das Versuchsrennen der Henaste um den Klubpreis von 1500 Æ gelaufen, welches 19 Nennungen erhalten hat. Zu dem darauf folgenden Stutenrennen um den Staatspreis von 5000 M sind 35 Pferde angemeldet, das Offizierrennen um den Preis von 825 Æ. hat 11 Unterschriften gefunden. Das Rennen um den silbernen Schild Sr. Majestät des Kaisers und den Staatspreis von 10 000 K hat eine Betheiligung von 43 Pferden gefunden. u dem Staatspreis Iv. Klasse von 1500 X sind 2 Pferde gemeldet und zu dem großen Armee-Jagdrennen, welches den Schluß dieses Tages bildet, um die Ehrenpreise des Kaisers und den Klubpreis von 3000 # werden sich 24 der besten deutschen Steeple-Chaser unter den . tüchtigsten Reitern unserer Armee einfinden. Der dritte Tag des Meetings am 13. Juni beginnt mit dem ersten riterium um den Dlubpreis von 3000 Æ, welches 14 Nennungen aufweist. Hieran {ließt sich zunähst das Blue-Gown-Rennen um den Staatspreis von 1500 A mit 13 Unterschriften, das Rennen um den Staats- preis IIT. Klasse von 3000 A mit 7 Unterschriften, das Verkaufé=- rennen um den Gradißer Gestütspreis von 1200 4, welches bis jeßt 6 Unterschriften aufweist, das Trost-Handikap mit 20 Unterschriften und endlich das Sommer-Jagdrennen um den Staatspreis von 1800 M, zu dem 7 Meldungen eingegangen find. Zu den Rennen werden wieder Extrazüge vom Ostbahnhof abgelassen, und zwar am zweiten Pfingsttage 4, (2 Uhr 10 M., 2 Uhr 30 M., 2 Uhr 50 M. und 3 Uhr 15 M. eds am 11. Juni 3 (2 Uhr 30 M., 2 Uhr 50 M. und 3 Uhr 15 M. Nachm ) und am 13. 2 (2 Uhr 50 M. und 3 Uhr 15 M). Eine gleiche Anzahl von Zügen führt auch die Theilnehmer und Zuschauer nah Beend'gung der Rennen wieder nah der Stadt zurü.

Im Wallner-Theater is das Repertoire dahin abgeändert worden, daß: heute ftatt der angekündigten Posse „Jhr Korporal“ zum ersten Male Kaisers Charakterbild „Die Frau Wirthin“ zur Aufführung gelangt. Als nächste Novität wird von den Wiener Gästen ein großes Quodlibet, betitelt „1001 Naht im Wallner- Theater“, vorbereitet. :

Die Meininger Hoftheatergesellschaft wird das „Wintermärchen“ nur noch morgen und am Donnerstag aufführen, da noch azdere Repertoirestücke, nameatlich Shakespeare's „, Julius Cäsar“, welhes Drama vielfah begehrt wird, vor Schluß des Gastspiels gegeben werden sollen. Die morgige Vorstellung des:

„Wintermärchen“ findet zum Besten der Hinterbliebenen: der mit der Panzerfregatte 4Großer Kurfürst“ Vecunglückten statt.