1878 / 135 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jun 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

__ Preußen. Berlin, 11. Juni. Fhre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte mit Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden am Sonnabend der liturgischen Abend-Andacht vor dem Pfingstfeste und an beiden Pfingsttagen dem Gottesdienst im Dome bei. L :

Heute empfing Allerhöchstdieselbe JZhre Königlichen Hohei- ten den Herzog von Connaught und den Prinzen Heinrich der Niederlande.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern Vormittag um 11 Uhr den Vor- trag des Chefs des Militär-Kabinets, Generals von Albedyll, entgegen und empfing um 1 Uhr den Vize-Präsidenten des Staats - Ministeriums, Grafen zu Stolberg - Wernigerode. Später hörte Se. Kaiserliche Hoheit den Vortrag des General- Postmeisters Dr. Stephan und ertheilte um 2 Uhr dem Ge- sandten des Deutschen Reichs bei den Vereinigten Staaten von Amcrika, Dr. von Schlôzer, Audienz. i i

Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserlihe Hoheit den Reichs- kanzler Fürsten von Bismarck.

Das Diner nahmen die Höchsten Herrschaften um 5 Uhr bei Fhrer Majestät der Kaiserin-Königin ein.

Um 9 Uhr begaben Sich die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzen Wilhélm und Heinrih zum Empfange Jhrer Kaiserlihen Hoheit der Herzogin von Edinburgh nach dem Anhalter Dmge und geleiteten Höchstdieselbe nah der russishen Botschaft. : :

R früh 8 Uhr statteten die Höchsten Herrschaften mit den Prinzen Wilhelm und Heinrih Zhrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin von Edinburgh einen Besu ab und geleiteten die Herzogin um 91/4 Uhr nah dem S Bit L :

m 11 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz, im Beisein des Prinzen August von Württemberg, komman- direnden Generals des Garde-Corps, und des stellvertretenden Kommandanten , - General-Majors von Schenk, militärische Meldungen entgegen und hörte demnächst den Vortrag des Chefs der Admiralität, Staats-Ministers von Stosch, und um 12 Uhr den Vortrag des Chefs des Militär-Kabinets, General- Majors von Albedyll.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Arthur von Großbritannien, Herzog von Connaught, ist aus England zum Besuh am hiesigen Hofe eingetroffen und hat für die Dauer seines Aufenthalts auf Schloß Glinike Wohnung ge- nommen.

Jun den Tagen vor Pfingsten und an den Feier- tagen selbst, sind, wie aus den eingegangenen ach- ridten sih ergiebt, im ganzen Reiche vor mit Andächtigen gefüllten Gotteshäusern Dank- und Bittgottesdienste für die afen e Sr.| Majestät des Kaisers abgehalten worden. Wir lassen die uns vorliegenden Meldungen und weiteren Kund- gebungen hier folgen: E i ;

lbing, 8. Juni. (Elb. Z.) Aus ‘Veranlassung des neuen ruhlosen Attentats auf Se. Majestät den Kaiser at der Bischof Cremenß verordnet, daß in allen Pfarr-

firghen der Diözese Ermland an den kommenden Sonn- und odér so lange das Leben Sr. Majestät in Gefahr chwebt, zur Erhaltung desselben drei Vaterunser und Ave- Mariä während des Hauptgottesdienstes gebetet und die Gläu- bigen au zur privaten Fürbitte für denselben Zweck ange- leitet werden sollen.

Der U ade Krieger- und Militärverein hat

mit Rücksicht auf die Krankheit Sr. Majestät beschlossen, sein diesjähriges Stiftungsfest, welhes auf den 10. d. M., den zweiten Pfingstfeiertag fällt, niht in der sonst üblichen Weise zu begehen. Dagegen hat der Vorstand für diesen Tag einen gemeinsçhastlihen Kirhgan g der ‘Mitglieder angeordnet.

Homburg v. d. Höhe, 7. Juni. Der hiesige Ge- meindevorstand hat anläßlih des Attentats eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser erlassen; ebenso haben die hier weilenden Kurgäste eine Adresse an Se. Majestät ver- faßt, welche in den Lesezimmern des Kurhauses offen ge- legen und sofort zahlreiche Unterschriften, darunter viele von“ Ausländern, namentlih Engländern, gefunden hat. Eine dritte Adresse hat der hiesige Kriegerverein an Se. Majestät ge- richtet. Sodann hat bereits am 5. d. Mts. Abends in der evangelisch-lutherischen Stadtkirche hierselbst ein besonderer Gebets-Gottesdienst mit Fürbitte für Se. Majestät den E stattgefunden, bei welhem die Geistlihen beider evan- gelishen Gemeinden mitwirkten und dem die Mitglieder der hiesigen Staatsbehörden, der Gemeindevorstand in corpore und eine große Anzahl Personen aller Konfessionen beiwohnten. Gleichzeitig fand in der hiesigen Synagoge ebenfalls ein beson- derer Gebets-Gottesdienst statt. Heute Morgen wurde zu gleichem Zweck ein besonderer Militärgettesdienst in der luthe- rischen Stadtkirche abgehalten, und wird sodann noch kommen- den Sonntag Abends auch in der katholischen Kirhe Gottes- dienst mit Fürbitte für den Kaiser stattfinden,

Cöln, 10. Juni. (Cöln. Ztg.) Gestern Vormittag wohn- ten dem feierlihen Hochamt im Dome, welches als Dank- und Bittgottesdienst für die Erhaltung, beziehendlih die baldige Genesung des Kaisers dargebracht wurde, ein großer Theil der hiesigen Einwohnerschaft von Civil und Militär bei. Die Kriegervereine von Cöln und Deuß hatten mit ihren dane auf dem Chor Aufstellung genommen. Jn der

antaleonskirche fand von Seiten des evangelischen Theils der N zur nämlichen Zeit und zu gleichem Gottesdienst statt. /

n der hiesigen israelitishen Gemeinde fand am Freitag Vormittag in der Synagoge eine Dank- und Bittfeier statt. Auch in Deuß wurde von der dortigen israelitishen Gemeinde ein Dank- und Bittgottesdienst mit

Redeaktus- abgehalten.

Chemniß, 7. Juni. (Ch. Tgbl.) Etwa 300 Arbeiter der „Maschinenfabrik Germania“, vorm. J. S. Shhwalbe u. Sohn, haben untern 5. Juni folgende Depesche an Se. Majestät den Kaiser gerichtet :

Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser bringen zur glücklihen Errettung aus verruchter Mörderhand ihre tiefgefühltesten Sympathien und mit treuergebenen Herzen die besten Wünsche zur baldigen Genesung dar die Arbeiter der „Maschinenfabrik Germania", Chemniß.

Karlsruhe, 8. Juni. Wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, hat aus Anlaß des am 2. d. M. verübten zweiten Mord- angriffs auf Se. Majestät , den Kaiser der. Ou pe rgen Ge Oberrath der Jsraeliten angeordnet, daß Sonnabend, den 8. d.

weck auch eine

M., in allen Synagogen des Landes am Schlusse des eingeführten Synagogengebets für den Kaiser und den Groß- herzog ein Gebet für dieWiedergenesung des Kaisers R werde. S

Alsfeld, 7. Juni. Auch die hiesige Einwohnerschaft hat heute eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser be- schloffen. :

Saargemünd, 7. Juni. (Straßb. Pg) Heute morgen fand hier ein Gottesdien s in den Kirchen beider Bekennt- nisse statt, um den Gefühlen des Dankes für die Erhaltung des allverehrten Kaisers Ausdruck zu geben. Die Entrüstung über das Attentat geht durch alle Schichten der Bevölkerung.

Neuweiler, 6. Juni. (Straßb. Ztg.) Auch von unserm Städtchen ist am 4. d. M. eine mit 50 Unterschriften versehene Beileids- und Glückwunsh-Depesche an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm abgesandt worden. Die Unterzeichner gehören allen Ständen und Konfessionen an.

Maursmünster, 7. Juni. (Straßb. Ztg.) Eine vor- gestern im hiesigen Städtchen in Cirkulation geseßte Adresfe an den Kaiser, in welcher die tiefste Entrüstung über die frevelhaften Angriffe auf das theuere Leben des allverehrten reisen Monarchen ausgesprochen und Demselben die innigsten Glückwünsche dargebracht werden, fand bei allen Ständen, Parteien und Konfessionen éine sol allgemeine herzliche Be- theiligung, daß dieselbe heute schon die für den Hiesigen Ort gewiß hohe Zahl vön-fast 300 Unterschriften trägt.

Met, 6. Juni. (Magd. Ztg.) Heute wurde in der evangelischen Garnisonkirche, der Kathedrale und der Synagoge feierlicher Da nkgottesdien s abgehalten. Fn der Kathedrale erschienen auch sämmtliche Canonici des bishöflihen Kapitels. Die eingebocene Bevölkerung theilt mit der deutschen Ein- wohnerschast die Entrüstung über das ruchlose Attentat.

Der Bundesrath, sowie der Auss{huß desselben für Elsaß-Lothringen hielten heute Sißzungen.

Da durch ausländische Kauffahrteischiffe bereits mehr- fah die im Hafen von Odessa angebrachten Torpedo - Vorrichtungen gestört worden, so sind die zuständigen rus- sischen Behörden kürzlih beauftragt worden, in jedem einzelnen derart igen Falle den Betrag des in solcher Weise verursachten Schadens festzustellen, und die gerihtlihe Verfolgung des be- treffenden Schiffsführers zu veranlassen.

Se. Durthlauht Heinrich XIIT. Prinz Reuß, Oberst und Commandeur des Königs - Husaren - Regiments (1. Rhein.) Nr. 7, ist nah beendigtem Urlaub wieder abgereist.

Dem aer des deutschen Schiffes „Andrcas Rickmers““, Kapitän E. A. Friedricks, ist in Anerkennung der ‘dem französishen Schiffe „Carnet“ bei dessen Strandung am 23. November v. F. geleisteten Hülse, von der französischen Uung ein Marine-Doppelglas als Ehrengeschenk verliehen worden. t

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Stabgaut a. D. Dr, Echaeider in Potsdam, Dr. Jänicke in Templin,| Dr. Arndt in Kokmgr i./P., Dr. Ollendörf in Nieder- Wüstegiersdorf, Hanßsh în Altwasser, Sielaff in Crossen, Regierungsbezirk Merseburg, Dr. Stadler in“ Bitterfeld, Dr. Käsemodel in Landsberg, Kreis Delißsh, Dr. Neuendorf in Alt-Scherbit, Dr. Gorlepp in Lüßen, Dr. Heßler in Schmiede- Sl Kreis Wittenberg, Dr. Heydloff in Erfurt, Dr. Göß in

uhl.

Samburg, 6. Juni. Ein von dem General-Präsidenten des Freistaats Guatemala unterm 2. März d. J. zur För- derung der Einwanderung erlassenes Dekret bestimmt, daß alle Einwanderer, welche auf Kosten oder mit Hülfe der Regierung von Guatemala dorthin kommen, in dem Ankunfts- hafen sofort mittelst schriftlicher Erklärung vor der Lokal- behörde auf ihre bisherige Nationalität zu ver- zichten haben. Eine gleihe Verpflihtung wird denjenigen auferlegt, welche zwar die Reise dorthin aus eigenen Mitteln bestritten haben, jedoch behufs des Eintrittes in das Land oder zum Zwet ihrer dortigen Niederlassung, irgend welche Vergünstigungen oder Geschenke an Land, Arbeitsgeräthen oder dergleichen von den Landesbehörden annehmen.

Den Einwanderern, welche sih beim Erlaß des Dekretes bereits im Lande befanden, und gleichfalls der gedahten Ver- günstigungen theilhaftig geworden sind, ist die Verpflihtung auferlegt worden, sih innerhalb zweier Monate vom 2. März d. J. an gerechnet, zum Verzicht auf ihre Nationalität bei der Lokalbehörde zu melden.

Der Schlußartikel des Dekreies gestattet den Eingewan- derten, nah Verlauf eines Jahres die Ertheilung des Guate- malanischen Bürgerbriefes nahzusuchen, der sodann denjenigen gewährt werden soll, welche sih gut geführt haben.

Es braucht diesem Dekrete gegenüber kaum hervorgehoben zu werden, daß ein demgemäß erklärter Verziht auf die deutsche Reichsangehörigkeit ein nah deutshen Gesetzen völlig wirkungsloser Akt wäre, und daß dem Verzichtleistenden, \o lange nicht entweder von der kompetenten deutshen Behörde ihm eine Entlassungsurkunde ausgefertigt ist, oder einer der sonstigen geseßlichen Gründe des Verlustes der s, keit auf ihn zutrifft, die leßtere selbst dann erhalten bleiben würde, wenn ihm das Bürgerreht von Guatemala ertheilt werden sollte. Ad anvare :

Obwohl deutsche Auswanderer ihren Weg nah Guate- mala in irgendwie nennenswerthem Umfange bisher weder genommen haben, noch auch voraussichtlih künftig nehmen werden, so erscheint es doch angezeigt, auf das dort erlassene Dekret hinzuweisen, da dasselbe in seiner Anwendung inmmer- hin ju Ungelegenheiten für den einzelnen Einwanderer na- mentlich dann führen kann, wenn Leßterer in das Land fommt, ohne von den betreffenden Bestimmungen im Voraus unterrichtet zu fein.

Schweiz. Bern, 5. Juni. Cn, Ztg.) Der Natio- nalrath hat in seiner heutigen Uns die Berathung des Geschäftsberichts des Bundesraths für das Jahr 1877 begonnen. Das Militärpflicht- und Ersabsteuer- gesetz ist im Ständerath vollständig nah den Abände- rungsanträgen seiner Kommission angenommen worden. Da- nah soll die Steuer in einer Personaltaxe von 6 Fr. und in einem dem Vermögen und dem Einkommen entsprechenden Zu- shlag nah dem Proportionalsystem bestehen, während das an- wartschaftlihe Vermögen zur Hälfte herbeigezogen werden soll. Der Zuschlag beträgt von jeden 1000 Fr. reinem Vermögen

1,50 Fr., von jeden 1000 Fr. reinem Einkommen ebenfalls 1,50 Fr. Geringeres Vermögen als 1000 Fr. so wie gerin- pes D Einkommen als 600 Fr. werden nicht in Anschlag gebracht.

Belgien. Brüssel, 10. Juni. (W. T. B.) Lord Beaconsfield hat heute früh mit dem um 9 Uhr 37 Minuten abgehenden Zuge seine Reise nach Berlin fortgeseßt. Der Hofmarschall, Maren SEY se, begleitete ihn zum Bahnhofe.

. 11. Juni. (W. T. B.) Der hiesige türkische G e- sandte hat von seiner Regierung Befehl erhalten, den lür- kishen Kongreßbevollmächtigten fih zuzugesellen, um an den Arbeiten des Kongresses theilzunehmen. - Der Gesandte begiebt fih sofort nach Berlin.

Großbritannien und Jrland. London, 11. Juni, (W. T. B.) Lord Salisbury isst, von seinem ältesten Sohne begleitet, gestern Abend nach Berlin abgereist.

Fraunkreich. Paris, 10. Juni. (W. T. B.) Der Schah von Persien, der in der vorigen Nacht hier ankam, besuchte heute die Ausstellung. Der Minister des Auswär- tigen, Waddington, ist gestern Abend nah Berlin abgereist; der Staatsrath Desprez, folgt ihm heute Abend dorthin nach. Der Tag des Nationalfestes ‘ist nun definitiv auf den 30. Juni festgeseßt. Wie die „Agence Havas“ erfährt, gälte es als sih:r, daß die Abhaltung des für den 2. September hier in Ausficht genommenen sozialistishen Kongresses von der Regierung u ntersagt werden wird.

Italien. Rom, 10. Juni. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Graf Corti, ist nah Berlin abgereist.

Türkei. Konstantinopel, 9. Juni. (W. T. B.) Das in verschiedenen europäishen Journalen veröffentlichte Memorandum der Pforte über eine Pression, welche die russishen Bevollmächtigten seit den Verhandlungen über den Friedensvertrag von San Stefano ausgeübt hätten, wird regierungsseitig kategorish als apokryph bezeichnet, mit dem Hinzufügen, daß die Pforte an Niemand jemals ein solches Schriftstück gerichtet hätte.

10. Juni. (W. T. B.) Osman Pascha is unter Beibehaltung seines Kommandos zum Palastmarschall, Said Effendi zum Minister des Fnnern ernannt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. Juni. Von dem Adel des St. Petersburger Gouvernements ist, nah dem „Journ. de St. Pétersb.““, folgendes Tele- ebe an den russischen Botschafter in Berlin abgesandt worden :

„Die Adels-Marschälle urd Depatirten des Gouvernements St. Petcrsburg, tief empört über das verabsheuungswürdige Attentat vom 2. Juni, bitten Eure Excellenz, Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm es ausdrücken zu wollen, welche \{merzliche Theilnahme der Adel anläßlich dessen empfindet, und welche heißen Wünsche er für-die Erhaltung des theueren Lebens Sr. Majestät zum Aller- höchsten emporsendet.“

7. Juni. (St. Pet. Herold). Gestern, am Himmel- fahrtistage, wurde in den Kirhen St. Petersburgs beim Gottesdienst fast überall dankbar der glücklihen Errettung des Deutschen Kaisers aus der Lebensgefahr g.dacht, von der Dérselbe ruchlos bedroht worden. Die Duma hat heute beschlossen, folgendes Telegramm an Se.“ Majestät den Deutschen Kaiser abzusenden :

Deutschland. Berlin. An die Kaiserlich russische Botschaft.

Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser.

Die gesammte Bevölkerung der Residenz St. Petersburg, tief betrübt über die erneute Frevelthat auf das theure Leben Eurer Kaiserlichen Majestät, biitet Gott, Ihnen Majestät baldige Genesung und Wiederherstellung Ihrer Kräfte zu schenken zum Heile Ihres Volkes und zur herzlichen Freude Aller, die von tiefer Hochachtung für die 04 Eurer Maiestät durhdrungen find.

10. Juni. von Oubril sind gestern Abend, der Reichskanzler Fürst G ort- \chakoff ist heute in Begleitung des Barons Jomini und des Barons Frederiks nach Berlin abgereist. Der arme - nische Erzbischof Khoren Narbey wird sich demnächst nach Berlin begeben.

11. Juni. (W. T. B.) Nach dem heute veröffent- lichten, von gestern Morgen datirten Bulletin über das Befinden der Kaiserin hat der fieberhaste Zustand ab- genommen. Die Anhäufung des Exsudats in der Pleura hat ih nicht vermehrt, die Naht war weniger unruhig, dagegen hat die Schwäche zugenommen. Heute findet in der Jsaaks- Kathedrale ein feierliher Fürbitte-Gottesdienst für die Erhaltung der Gesundheit der Kaiserin statt. :

Odessa, 11. Juni. (W. T. B.) Gestern Abend trafen die türkischen Bevollmächtigten zum Kongresse, Kara - theodori Pasha und Mehemed Ali Pascha mit der Yacht „ZFzzedin“/ hier ein und reisten sofort nach Berlin weiter.

Die Nr. 23 des „Central-Blatts für das Deutsthe R ei ch“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden Inkhalt : Allgemeine Verwaltungsfachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichszebiet. Finanzwesen: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Sg fepeilngen im Betrage von 20/000 000 4 Marine und Sciffahrt: Beginn einer Seesteuermanns- und See- \{hifferprüfung; Ertheilung eines es: Ernennungen bei der Admiralität. Postwesen: Verzollung der Packete im Verkehr mit Dänemark und der Schweiz an der Grenze; Postvorshuß-Paceke. Konsulatwesen: Exrequatur-Ertheilung.

Nr. 35 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt: Ver- fügungen: Vom 6. Juni 1878, Postverbindung mit Konstantinoxel.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaisferlihen Gesund? heitsamts sind in der 22. Jahreswoche von je 1000 Be- wohnern, auf den Jahresdurhschnitt berechnet, als gestorben

emeldet: in Berlin 36,4, in Breslau 32,5, in Königsberg 40,6, in öln 20,6, in Frankfurt a. M. 21,6, in Hannover 15,8, in Cafsel 21,6, in Magdeburg 21,9, in Stettin 25,2, in Altona 25,6, in Straß burg 31,0, in München 35,1, in Nürnberg 25,5, in Augsburg 33,6, in:Dresden 24,8, in Leipzig 19,6, in Stuttgart 29,5, in Braunschweig 24,4, in Karlsruhe 18,3, in Hamburg 25,7, in Wien 33,3, in Buda- est 45,1, in Prag 36,7, in Triest 26,4, in Basel 30,7, in Brüssel 20,1, n Paris 23,3, in Amsterdam 27,0, in Kopenhagen 20,1, in Stoctholm 29,4, in Christiania 15,1, in St. Petersburg 56,5, in Warschau 39,1, in Odessa 40,4, in Bukarest 28,6, in Rom in Turin 34,1, in Athen —, in Lissabon 26,3, in London 20,7, in Glasgow 21,9, in Liverpool 22,6, in Dublin 25,2, in Edinburgh 23,6, in Alexandria (Egypten) 34,8. Ferner aus früheren Wochen: in New- g 22,4, in Philadelphia 17,7

an Franzisko 17,3, în Calcutta 40,0, Madras 46,3.

in Bombay 42,9, 18

(W. T. B.) Graf Sh umwal off und Baron -

in Boston —, in Chicago 12,4, in

Beim Wochenbeginn waren an den meisten deutschen Beobach- tungsstationen westliche und südwestlihe (in Coniß nordweftliche) Mindrichtungen vorherrshend, die aber bald in südliche und südöst- lihe übergingen. Um die Wochenmitte ging die Windrose über Süd- west und West nach Nordwest und blieben diese E au his zum Wochenschluß vorwiegend, nur in Cöln machte sich Nordost, in Karlsruhe Nordwind geltend. :

Die Luftwärme erreihte das Monatsmiitel niht ganz. Mit dem Eintritt der Nordwestwinde fank die Temperatur erheblih (in München bis auf 1,79 E Gewitter und Regengüsse waren nicht selten. Das Barometer. sank im Anfange der Woce, stieg aber später und behielt bis zum Wochenende eine fteigende Tendenz.

Die Sterblichkeit hat in den m:isten Städtegruppen in der Berichtswoche etwas ab-, nur im sächsisch-märkishen Tiefland (be- sonders in Berlin) und an der Nordseeküste zugenommen. Die all- gemeine Sterblichkeitverhältnißzahl sank von 27,6 der Vorwoche auf 96/9 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet) und weist eine erhöhtere Sterblichkeit des Säuglingsalters auf, di: in Berlin be- reits eine bedeutende Höhe erreiht kat (48,9 9/,.) 3

Unter den Todesursachen zeigen von den Infektionskrankheiten nur diphtherishe Affektionen eine mäßige, Darmkatarrhe und Brech- durchfälle eine erheblich gesteigerte Frequenz. Masern treten in Berlin und Wien, das Scharlachfieber in Berlin, Pest und Iserlohn vermehrt auf. Diphtherie in Königsberg, Danzig, Stettin, München, Berlin. Unterleibstyphen zeigten meist Nachläfse, auch in Turin und Amsterdam wurden sie seltener. In den russishen und rumänischen Städten ist der Nachlaß der Epidemie in der leßten Woche ein er- heblicherer gewesen, otwobhl die Zahl der wöchentlichen Todes- fälle noch immer eine hohe ist. Flecktyphus - Todesfälle werden aus vielen Städten Ost- und Westpreußens und Schlesiens, so aus Königsberg, Stettin, Danzig, Thorn, Graudenz, Beuthen, Neisse, ferner aus Berlin *), Prenzlau, Rostock, Prag, Pest gemelde*, jedoch meist als vereinzelte ‘und einges{hleppte Fälle und in beschränkter Ausdehnung Darmkatar:he und Brechdurhfälle treten in München, Königsberg, Breslau, Straßburg, St. Petersburg, Warschau, Wieaz, namentlich aber in Berlin in großer Heftigkeit auf und fordern zahlreihe Opfer, (in Berlin in der Berichts- wohe 167). Der Keuchhusten grassirt wieder in London von Neuem mit größerer Intensität. Die Pockentodesfälle zeigen in London, Odessa, Lissabon nur geringe Nachlässe, die Zahl der Neu- erkrankungen war nur wenig geringer als in der Vorwoche, in Wien war die Zaÿl der Todetfälle keine Verminderte, in St. Petersburg, Pest und besonders in Warschau (42) eine vergrößerte. Aus Nürn- berg werden 7 Erkrankungen an Trichinosis, aus St. Petersburg 1 Choleratodesfall gemeldet.

Den Statistiken des „Bureau Veritas“ zufolge sind im April 102 Segelschiffe zu Grunde gegangen, darunter 41 englische, 19 amerikanische, 9 französische, 8 niederländische, 8 nor- wegische, 6 deutsche, 5 italienische, 2 griechische, 1 cilenisbes, 1 dä- nishe3, 1 spanishes und 1 russishes. In der Gesammtzahl sind 10 Fahrzeuge inbegriffen, die als verschollen gelten. Zu gleicher Zeit verunglückten 16 Dampfer, nämlich 11 englische, 1 österreichischer, 1 chinesischer, 1 französischer, 1 niederländischer und 1 norwegischer.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die hiesige medizinische Gesellschaft wählte in ihrer lezten Sißung den biéherigen Vorstand wieder. Derselbe besteht demnach aus den Herren v. Langenbeck, Bardeleben und Henoch als Vorsißenden, B. Fränkel, E. Küster, M. Ries und Senator als Shriftführer, Falk als Bibliothekar und Klein als Kassenführer. Die Gescllschaft besteht zur Zeit aus 441 Mitgliedern gegen 415 im Vorjahre. Im Laufe des Jahres schieden 8 Mitglieder aus, davon 2 durch den Tod, 3 durch Berufung an auswärtige Universitäten, neu hinzu traten 35 Mitglieder.

Am 5. Juni starb in Nürnberg der bekannte Natur- forsher und Romanschriftsteller ‘Ernst Freiherr von Bibra.

(H. Corr.) Das im Haaler Moor gefundene alte Boot, aus einem der ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung \tammend, ist jeßt in Kiel eingetroffen, um dem Museum {chleswig-holsteinischer Alterthümer einverleibt zu werdea. Es ist etwa 12 Meter lang und in seinem Untertheil aus einem einzigen Stück verfertigt, während an diesem zwei Seitenplanken befestigt waren, die sih indeß beim Ausheben aus dem Moor gelöst haben. Da eine vollständige Aus- trocknung des vom Moorwasser durhdrungenen Holzes nöthig war, so hat es erst jest dorthin ges{chaffft werden können.

Der „Deutsch. Bauztg.“ zufolge sind bei Erneuerung des Putes im westlihen Arm des Kreuzganges in St. Michael zu H il- desheim eine Thür und zwei Fenster aufgefunden worden, die wosl aus der frühesten Zeit des 13. Jahrhunderts stammen, und wovon die Thür merkwürdiger Weise ganz in normännischem Stil e Kleeblattbogen mit Zickzackfries gehalten ist. Die Ar- chitektur der Fenster ist rein romanifch. Die Bauglieder gehören wahr- scheinlih dem alten Dormitorium an, bei welcher Annahme sich am leichtesten die Ornamentik des anschließenden Gurtbogens erklärt, welche einen Drachen zeigt, der einen Bären und einen Menschen ums{lingt, also offenbar symbolish auf den Schlaf hindeutet.

Land- und Forstwirthschaft.

Erfurt, 7. Juni. (Magd. Ztg.) Mit Rücksicht auf die jeßt herrschende crnste Stimmung wird sih die am 11. und 12. Juni hier tagende Generalversammlung der Bienenwirthe un- serer Provinz auf die Verhandlungen und die Ausstellung beschränken.

Gewerbe und Handel. Am 8. d. M. starb hierselb der Geheime Kommerzien-Rath Dr.

Kunheim. :

Helsingfors, 3. Juni. Wie finnische Petungen melden, haben folgende kaufmännische Firmen Konkurs angemeldet: 1) Kaufmann Carl Johan Sundstrôm, Abo, 2) Kaufmann F. W. Kamberg, Björneborg, 3) Kaufmann A. Roß, Kristinestad. Der Konkurs über das Vermögen der Firma K. F. Kinnoin in Tammer- fors ist aufgehoben.

Posen, 10. Juni. (W. T. B.) Zu dem morgen beginnenden Wollmarkt waren bis heute früh 6625 Ctr. eingegangen; das ge- genwärtig auf Lager gebrachte Quantum beträgt ca. 10.000 Ctr., der Ausfall gegen das Vorjahr wird auf ca. 5000 Ctr. geshäßt. Die Wäsche ist befriedigend, theilweise recht gut. Das Schurgewicht be- trägt ca. 10 % weniger als im Vorjahre. Stimmung is} fest; feine Wollen gesucht; Einzelnes 10 bis 15 46 über vorjährige Preise. 11. Juni. (W. T. B.) Der heutige Wollmarkt er- öffnete in fester Haltung. Preise 6—9 # höher als im vergan- nen Jahre. Das Geschäft wurde jedoch bald \ch{leppend, da die

äsche den gehegten Erwartungen kaum entsprah und die bedeu- tenden Zufuhren drückten. Gestern waren 11 000 Ctr. eingegangen, so daß gegenwärtig bereits 20 009 Ctr. überschritten sind.

In der Generalversammlung d:r vormals Herzoglih A n- haltishenMaschinenbau-Anstalt undEisengießereiwurde der Entwurf einer neuen Bilanz gut geheißen. Nach derselben wird das Grundstücks- und Gebäudekonto von 891 343 M auf 340 533 M, das Konto des Inventars von 296 626 M auf 255 285 4 reduzirt und das Modellkonto von 26 756 Æ gänzli abgeschrieben, ebenso zweifelhafte Außenstände von 80302 46 Dem entsprehend muß der Nominalwerth der Aktien von 600 auf 300 4 herabg.seßt werden. Natürlih is es demnach nicht möglih, den Bruttögewinn von 90 000 M zur Zahlung einer Dividende zu verwenden.

Die Nordhausen -Erfurter Eisenbahn hatte im vergangenen Jahre eine Gesammteinnahme von 925 211 \# Dieser stehen die Ausgaben mit 684 198 M gegenüber, so daß ein Ueberschuß von 241 013 4 verbleibt. Davon sind denz, Reservefond 9000 4, dem Erneuerungsfond 115,107 4 und außerkegulativmäßig 15041 M überwiesen. An Staatssteuer wurden 2462 M gezahlt, 96 000 M entfallen auf die Stamm-Prioritäten als Dividende à 22/15 9/0, 3360 M erhalten Verwaltungsrath und Direktion als Tantième, und 44 M werden auf neue Rechnung vorgetragen.

2 Bis 6. Juni erkrankten in Berlin 9 Personen am Flecktyphus, so daß si der Bestand im Baracken-Lazareth auf 48 Kranke belief.

- Das Maximum darf 9 kg nicht übersteigen.

Nah dem Geschäftsberiht der Breslau-Warschauer Bahn (preußische Abtheilung) blieb der Gesammtverkehr des Jahres 1877? hinter dem des Vorjahres nur unbedeutend zurück. Die Gesammteinnahme beziffert sich auf 376 101 Æ, die Betriebsausgabe auf 303 477 Æ, so daß ein Uebershuß von 72624 M verblieb, welcher mit 4796 Æ zur Dotirung des Reservefonds, mit 34 965 M zur Dotirung des Erneuerungsfonds, mit 20 982 Æ zur Verzinsung von: Darlehnen, mit 7950 # zur Verzinsung der begebenen Prioritätsobligationen und mit 3930 A zur Amortisaiion von Prioritätsobligationen verwendet wurde.

Die Generalversammlung der Bisbweiler Tuchfabriken

beschloß, das Aktienkapital um 600000 Æ herabzuseßen und die Firma der Gesellshaft in „Elsässishe Wollmanufaktur zu Bisch- weiler“ abzuändern. Die Bilanz per Ende Dezember 1877 s\chließt in Folge der Herabseßung des Aktienkapitals von 2400 000 M auf 1 800000 Æ (dasselbe war bereits früher von 3 6000600 Æ auf 2400000 Æ ermäßigt) ohne Verlust ab. Der Fabrikationsgewinn hat pro 1877 nur 15498 M beträgen. Von den durch die Herab- seßung des Aktienkapitals gewonnenen 600000 M sind 515 000 M zu Abschreibungen verwendet worden. _ Paris, 6. Juni.“ (Fr. C.) Der Bucdrudtckerstrike hat sein Ende erreiht. Die Gehülfen haben in einer leßten Versamm- lung die Unmöglichkeit eines längeren Widerstandes eingesehen und den Kampf aufgegeben, nachdem sie beinahe 250,000 Francs ver- braucht, welche zum Theil nur durch Anleihen aufgebracht worden pereen. Die Arbeitgeber haben noch bedeutendere Summen ver- oren,

Verkehrs-Anstalten. Rew-York, 8. Juni, Das Postdampfschiff „Donau“, Kapt. R. Bussius, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 26. Mai

von Bremen und am 28. Mai von Southampton abgegangen war, ist gestern 7 Uhr Abends wohlbehalten hier angekommen.

Berlin, 11. Juni 1878.

In der Zeit vom 18. bis 29, d. M. werden bei dem 2. Garde- Regiment z. F., dem Garde-Füsilier-Regiment, dem Kaiser Alexander Garde - Grenadier -Regiment Nr. 1 und dem Kaiser Franz Garde- Grenadier - Regiment Nr. 2 Garde-Landwehr-Uebungen in je einem Bataillon zu etwa 375 Mann stattfinden.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Sommer- Meeting 1878. Erster Tag Montag, 10, Juni, Nach- mittags 4 Uhr.

Anch auf den Besuch der Rennbahn äußerten si die Folgen des fluchwürdigen Attentats vom 2. d. Mts. Die große Frequenz, welche sonst die Bahn am zweiten Pfingstfeiertage aufwies, war diesmal niht zu bemerken. Die Rennen selbst waren durchweg gut beseßt und wurden brillant geritten. Die Pferde waren in H oh Kondition und war nit ein einziger falschz:r Start zu ver- zeichnen.

Mit Ausnahme des Concerts, welches wegen der Krankheit Sr. Majestät des Kaisers in Wegfall gekommea war, waren die Arrangements dieselben, wie beim Frühjahrs-Meeting. Das Schieds- geriht seßte sich zusammen aus den Herren Major von Below Frhrn. von Cramm jun, Landrath U. von Oerßen, Kammerhe:r von Prillwiß und Vize-Ober-Stallmeister von Rauh. Als deren Stellvertreter funairten die Herren Julius Espenschied, von Kar- dorff - Wabnit, Ne, J. von Landsberg, Frhr. von Langen- Beliß und Frhr. M. von Tschirshky. Das Richteramt hatte der General-Sekretär Frhr. von Thielmann übernommen, das Abwiegen leiteten abwechselnd die H.rren Graf E. Sierstorpfff, Land- rath U. von Derßten und Land-Stallmeister Graf G. Lehndorff. Als Starter fungirte Hr- H. Wackerow, -und..die. Kommission für die Ent- \heidung über die Qualifikation der Pferde, die für-Staatspreise ge- nannt sind, ift gebildet aus den Herren Mäfor von Below, von. Schwichow und von Treskow-Grocholin. Die Rennen verliefen ohne Unfall in nabftehender Reihenfolge. Sie begannen um 4 Uhr mit

I. Versuch8-Rennen der Stuten. Klubpreis 1500 4 gor 2- und 3jähr. inländ. und österr.-ungar. Stut. 60 A Eins,

alb Reug. Gew. 2jähr. 53 bg, 3jähr. 67 kg. Für jedes 1878 ge-

wonnene Nennen tragen 3jähr. 2 kg, 2jähr. 37 kg extra Dist. 1000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. Geschl. 8. Mai. Von den 18 Unterschriften, welche dieses Rennen aufwies, wurden 7 mit einem Reugeld von 30 Æ zurückgezogen und 11 Pferde erschienen am Pfosten, von denen nah einem sehr \{önen Kampf des Graf:zn Henkel v. Donnersmarck sev. 2jähr br. St. „Little Digby" v. Digby Grand a. d. Fern Leaf 53 kg (Busby) des Königl. Haupt-Gestüts Gradiß 2jähr. dbr. St. „Weiße Dame“ v. Mac Gregor a. d. White Slave mit 13 Längen leiht {lug. Werth des Rennens: 1935 4. für „Little Digby" 435 4 für „Weiße Dame“. Wetten 13:5. Um 4} Uhr folgte diesem Rennen:

IL, Union-Rennen. Staatspreis 10000 A Für 3jähr. inländ. und öôsterr.-ungar. Hengste und Stut. 300 Æ Eins, 200 M Reug., jedoch nur 100 M, falls das erhöte Reug. bis 31. März 1878 nicht nachgezahlt wird. Gew. Hengste 56 kg, Stut 54x kg. Dist. 2800 m. (Kl. B.) Dem zweiten Pferde 1500 aus den Eins. und Reug., das dritte Pferd rettet seinen Eins. Geschl. 31. Oktober 1876. Von dn 58 Unterschriften, welhe das Rennen gefunden Hatte, zahlten 34 ein Reugeld von 100 4, 19 ein soles von 200 4 und 5 Pferde erschienen am Ablauf. Nach einem äußerst scharfen und interessanten Kampfe langte des Grafen H. Hencktel von Donners- mar sen. F. H. „Oros8zvar“ v. Allbrook a. d. Lady Wentworth 56 kg (Busby) mit einem Vorsprung von einer Kopflänge gegen des Fthrn. M. v. Tschirshky F. H. „Lateran“ von Grimston a. d. Religieuse 56 kg

(G. Johnfon) ins Ziel. Des Baron G. Springer br. H. „Aumonier“

v. Ostreger a. d. Gratitude 56 kg (Smart) wurde dritter Werth des Rennens, 16 900 Æ für „Oroszvar“, 1500 A für „Lateran“ und 300 # für „Aumonier“. Wetten 29:10. Es {loß sich diesem Rennen um 9 Uhr an:

11, Silbernes Pferd, von Sr. Majestät dem Hochseligen Könige als Kronprinz verliehen, und Klubpreis- 2400 4 Handicap. as öjähr. und ältere. Pferde aller Länder. 150 X Eins, 80

eug., doch nur 30 H, falls die Annahme bis 28. Mai nit erkl. Sieger eines Rennens im Werthe von 1500 4 und darüber, nah Veröffentlichung der Gewichte, 23 kg, bei zwei oder me dergleichen Rennen 3# kg extra. Dist. 3200 m. (Gr. B.) em zweiten Pferde die Hälfte der Eins. und Reug. bis 900 4, abzüglich eines einfachen Eins., für das dritte Pferd. Der Sieger crhält den Besitz des silbernen Pferdes auf ein Jahr und muß dasselbe im nächsten Jahre, auch bei veränderter Proposition, vertheidigen oder 150 46 als Reug. zahlen. Geshl. 30. April. Von den 19 Anmeldungen, die zu diesem Rennen erfolgt waren, zahlten 10 ein Reug. von 30 M, 4 ein solches von 80 4 und 5 erschienen am Pfosten. Es siegte mit einer halben Länge des Varon B. Wesselenyi's 5 jähr. br. St. „Zebra“ v. Zetland a. d. Wave 51 kg (Sopp) g en Grf. H. Henckel von Donnersmarcks 4jähr. br. H. „Prince Giles 1.“ v. Giles I. a. d. Princesse Alice 60 kg (Busby) und des Fürsten Hohenlohe- ODehringens 4jähr. F. H. „Broadway Swell" v. Thunderbolt a. d. Stars and Stripcz 62 kg (Little), welcher als Dritter seinen Ein- saß rettete. „Zebra“ erhielt den Ehrenpreis und 3070 4, „Prince e den zweiten Preis von 670 46 Dem Rennen folgte um

r:

IV, Segahorse-Rennen. Staatspreis 1200 A Für 3jähr. und ältere inländ. Hengste und Stut., geritten von Jockeys, die in Deutschland geboren oder deutsche Unterthanen sind. 60 4 Eins., halb Reug. Gew. sjähr. 534 kg, 4jähr. 62 kg, 5jähr. 644 kg, 6jähr. und ältere Pferde 654 kg. Stut, 15 kg erl. Sieger (d. h. Pferde) eines Rennens im Werthe von 1000 bis exkl. 2500 M 1 kg, von 2900 bis erkl. 5000 2 kg, von 5009 bis exktl. 7500 A 3 kg, von 7500 bis exkl. 10000 4 kg, von 10 000 bis exkl. 15 000 6 9 kg, von 15000 G und darüber 6 kg extra für jeden solchen Sieg. Pferden, deren Vater

oder Mutter in Deutschland geboren, 24 kg, deren beide Eltern in Deutschland geboren 34 kg erl. Dift. 1800 m. Dem zweiten Pferde die Eins. bis 200 Æ, nach Abzug eines einfachen Eins. für das dritte Pfecd. Geschl. 28. Mai. Das Nennen hatte wohl 11 Unterschriften aufzuweisen, da jedoch für 8 Pferde Reugeld gezahlt wurde, so erschienen nur am fosten : 1) Graf H. Hendel von-Donnersmarck sen. 3 jähr. L „Achilles“ von Flibustier a. d. Gravelotte 51 kg (Scharff). 2) Graf Arnims 3 jähr. F.-H. „Nostiz“ vonRustic a. d. No Chance 534 kg (Bachert). Desgl. 3) Graf Goltsteins 3 jähr. br. H. „Maitrank“ von Lord of the Vale a. d. Merrimac 53} kg (E. Fiskf). Nach einem harten Kampf {lug „Achilles“ um einen kurzen Kopf , ostiz“*, während „Maitranf“ eine gute Länge zurückblieb. Letzterer rettete seinen Einsatz, „Achilles“ er- hielt 1360 Æ und „Nostiz“ 60 4 Wetten 7:3. üm s Uhr folgte diesem Rennen : _ V. Staatspreis II. Kl. 4503 Æ. Für alle 4jähr. und älteren inländ. Hengste und Stuten, welche keinen klassifizirten Staats- preis I. Kl. gewonnen haben. 240 Æ Eins., halb Reug. Gewicht 4jähr. 62 bg, öSjähr. 65 kg, G6jähr. und ältere Pferde 66 kg. Stut. 1 kg erl. Difst. 2800 m. Dem zweiten Pferde die Hälste der Eins. und Reug. Geshl. 7. Mai. Von den 6 Pferde1, welche zu diesem Rennen genannt waren, zahlten 3 Reugeld; von den am Pfosten er- schienenen drei Pferden siegte Graf Bern\torf-Gyldensteens 4jähr. br. H. „Handicapper“ von Breadalbane a. d. Cashbox 62 kg (F. Arnolt) leiht mit einer Länge gegen Frhrn. Ed. von Oppenheims 4jähr. F. St. „Regimentstocbter“ von Mars a. d. Sommise 601 kg. (Sopp) „Handicapper“" erhielt 5040 M. „Regimentstochter“ 540 M Wetten 9: 3. Den Schluß des Tages bildete um 6{ Uhr: VI. Kaufpreis-Jagd-Rennen. Klubpreis 2400 A Für 3jähr. und ältere inländ. und österr.-ung. Pferde. 60 #4 Einsat, halb Reug. Gew. 3jähr. 52 ke, 4jähr. 69 kg, 5jähr. 754 kg, 6jähr. und ältere Pferde 79 kg. Dist. ca 4000 m. Dec Sieger wird unter die Mitglieder des ehemaligen Berliner Rennvereins verloost. Die Verloosung geschieht am Tage nach diesem Rennen, Vormittags 10 Uhr. Der Gewinner des Looses hat das Recht, bis zum Meiitt- woh, den 12. Juni, Mittags 12 Uhr, beim General-Sekretariat des Unionklubs zu erklären, ob er‘ das Pferd nehmen wolle oder nicht. Im Falle, daß bis zu dieser Zeit das Pferd nicht gefordert, oder keine Erklärung abgezeben ist, erhält der . Gewinner des Looses 1200 Æ und der Besizer des qu. Pferdes 1200 Æ als Prämie. Jedes Pferd, welches abläuft, ist für 2400 M nebst Zuschlag der Eins. und Reug. käuflich. Zu nennen bis 28. Mai. Nachnennungen mit doppeltem Eins. resp. Reug sind bis zum Tage vor dem Rennen, Abends 10 Uhr, zulässig. Bis 28. Mai hatte das Rennen nur zwei Unterschriften gefunden. Mit doppeltem Einsaß wurde noch des Lieutenants von Raben- stein (4. Drag. Regt.) a. br. St. „Betzy Louis“, 75} kg, nachgemel- det. Leßtere (geritten vom Trainer Kelly) gewann leiht und mit weitem Vorsprung das Rennen. Von den beiden Konkurrenten kam Rittm. Frhr. von Zieglers a. br. W. „Murr“ zu Fall und Graf Schlippenbahs 5 jähr. F. H. „Ossian“ wurde während des Rennens lahm. Der Werth d s Rennens betrug 2640 M.

Leipzig, 10 Juni, (W. T. B.) fe die diesjährige Ge - neralversammlung des Journalistentages, welche am 25. August in Graz (Steiermark) abgehalten wird, ist die Tages- ordnung wie folgt festgestellt: 1) Bericht des Vororts Frankfurt a. M., 2) Preß-Statiftik (Ref. General-Setretär Wenßel), 3) Antrag auf Bildung eines deutschen Journalisten - Verbandes (Ref. Rittweger- Srankfurt und Schembera - Wien), 4) Betheiligung an der neu- gebildeten Pensionskasse für deutshe Schriftsteller (Referenten Kletke- Berlin und Singer-Wien), 5) Bericht über Deganisaon einer Nach- drucks-Kontrole (Ref. Singer), 6) Herausgabe eines Journalisten- Almanachs (Ref. Wenyel). 7) Sonstige Anträge.

Baireuth, 8. Juni (W. T. B.) In dem Bawberger Bankprozesse ist von dem S{hwurgerichté für Oberfranken heute Nachmittag das Urtheil verkündet worden. Der Banquier Eger ist zu einer vierjährigen, der Bankbuchhalter Barlet zu einer drei- jährigen und der Kaufmann Gnuva zu einer dreimonatlichen Ge- fängnißstrafe verurtheilt worden, Für sämmtliche Angeklagte warcn von den Geschworenen mildernde Umstände angenommen worden.

Carl Riesels- zweite Gesellschaftsreise nah Paris zur Weltzusstellung geht am 15, Juni c. von Statten. Bei einem Beitrage von 350 Æ und 14tägiger Dauer wird in Deutschland die Eisenbahnfahrt in zweiter, in Belgien und Frankreich in erster Wagenklasse zurücgelegt, auch im Grand Hotel du Pavillon in Paris der größtmöglichste Comfort und volle Verpflegung, d. h. auch Tisch- E E das zweite Frühstück auf der Lour (niht im Hotel) gewährt.

Carl Riesels Separat-Courierzüge nach Frankfurt a. M,., Rhein, Elsaß, Schwarzwald und Scchweiz wer- den am 6. Juli und 1. August, sowie die nach München, Salzkammergut und Tirol am 5. Juli und 20. Juli c. bestimmt abgelassen. Die Billetausgabe findet {on von heute ab im obigen Comptoir statt.

O As in Paris 1878.

Am 4. April 1876 verfügte der Präsident der französischen Re- publik, Marschall Mac Mahon, in Folge eines Vorschlags des Mt- nisters für Landwirthschaft und Handel, Teisserenc de Bort, daß eine W:!ltausstellung aller Erzeugnisse und Zweige der Industrie, der Landwirthschaft und der Kunst am 1. Mai 1878 in Paris er- öffnet und am 1. Okteber desselben Jahres geschlossen werden solle. Alle Nationen der Erde würden zu dieser Ausstellung eingeladen werden, so daß si bei dieser Gelegenheit ein einheitliches Bild von den Fortschritten menshlihen Gewecbefleißes und Schaffens in dem Centrum der civilisirten Welt bicten würde. Kaum war dieses Dekret zur öffentlichen Kenntniß gelangt, als auch schon eine Menge Projekte und Pläne zu diesem großen internationalen Wettkampfe bei der Regierung einliefen. 2

Alle diese Projekte indessen wurden von der Odber-Kommission verworfen und in Folge eines Gutachtens und Berichtes der Unter- Kommission erklärt, daß die Aufführung der erforderlichen Gebäude auf dem Marsfelde, demselben Terrain, auf welchem die Weltaus- stellung von 1867 stattfand, angeordnet werden würde. Die Läng:n- und Flächenmaße indessen, welche 1867 auéreichten, stellten sich für die neue Ausstellung als bei Weitem zu gering heraus und es wurde, in Anbetracht des gesteigerten Fortschrittes und der lebhafteren Theil- nahme der Nationen für derartige industrielle Wettkämpfe beschlossen, das crhöhte Terrain nördlih dec Seine, den sogenannten Trokadero, zum Zweck des Aufbaues der Annexe und der Festräume mit heran- zuziehen. Die hervorragendsten Architekten Frankreichs wurden nun- mehr aufgefordert, ihre diesbezüglihen Projekte einzureichen, und mehrere Preise wurden ausgeseßt für die von der Kommission am besten bezeihneten Pläne. ,

Vierundneunzig solcher Projekte liefen alsbald ein und wurden in der „école des beaux arts“ vom 18. bis 22, Mai 1876 öffentlich ausgestellt.

Keines von diesen Projekten entsprah vollkommen den Anforde- rungen und Erwartungen, so daß weder der erîte noch der zweite Preis zur Vertheilung gelangten. Dagegen wählte man 12 der besten, von denen 6 eine Prämie von 3003, und 6 einc solche von 1000 Francs erzielten. : i:

on jedem dieser 12 Projekte wurde ein gewisser Theil oder Ab- schnitt acceptirt, so daß aus diesen 12 Plänen zusammen das end- gültige Projekt von der Kommission zusammengestellt wurde, welches nun in seiner Ausführung einen großartigen, ges{mackvollen und praktischen Eindruck macht. :

Nachdem die Minister für Handel und G und der Finanzen den Kammern die Pläne vorgelegt und dieselben ohne Aen- derung von denselben angenommen waren, wurde die Höhe des Kredits von Seiten der Regierung ins Auge gefaßt und dur ein Dekret vom 18, Ofs