1878 / 142 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 19 Jun 1878 18:00:01 GMT) scan diff

fahren nicht im Einklange mit den Absichten * des Reglements vom 16./20. Juni 1867 über die Civilversorgung resp. Civilanstellung der Militärpersonen, da nach §. 4 dieses Reglements für die Anstellung unter Anderem auch die Zeit der Anmeldung in Betracht komme. Eine Zurückweisung von Bewerbern um deswillen, weil die Zahl der bereits Noticten unverhältnißmäßig groß "geworden, könne daher nicht für ge- rechtfertigt erachtet werden, vielmehr seien in solchem Falle die Antragsteller, wofern ihre Qualifikation für die betreffende Stelle mit Grund nicht in Zweifel zu ziehen sei, nur auf die geringen Aussichten zur Anstellung aufmerksam zu machen wenn sie die Bewerbung in Folge dessen nicht zurückziehen, in der Anwärterliste zu notiren.

Ein Hausdiener, welcher nicht bei seinem Dienst- herrn wohnt, ist, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribu- nals, vom 21. Mai d. J., wegen Diebstahls gegen seinen Dienstherrn au ohne Strafantrag zu verfolgen, felbst wenn er lediglih häusliche Geschäfte zu verrichten hat.

Briefsendungen 2c. für S. M. S. „Leipzig“ sind von heute ab bis auf Weiteres nach Hongkong zu dirigiren. , M. gedeckte Korvette O e 19 Geschüße, Kom- mandant Kapitän zur See Pirner, ist am 16. d. Mts. Abends in Gibraltar eingetroffen und beabsichtigte, nah Einnahme von Kohlen, am 20. d. Mts. die Heimreise fortzuseßen.

Bonn, 15. Juni. Nach achtstündiger Debatte hat die fünfte Synode der Altkatholiken des Deutschen Reiches unter dem Vorsiße des Bischofs Reinkens mit 75 gegen 22 Stimmen den folgenden Beschluß gefaßt:

In Erwägung,

1) daß der Priesteréölibat nicht dogmatischen, sonde.n nur dis- ziplinären Charakter hat,

2) daß die fogenannten Cölibatsgeseße als Geseze mit dem Geiste des Evangeliums und folglich auch mit dem Geiste der katho- lishen Kirche nicht im Einklang stehen,

3) daß durch den be|1ehenden Zwangêcölibat vielfach im höchsten Grade ärgerlihe und die Sittlichkeit im Volke tief ,chädi- gende Zustände hervorgerufen sind,

und mit der ausdrücklichen Erklärung, daß hierdurch der wahren fir{lihen Bedeutung des freiwilligen, im Geiste des Opfers über- nommenen Cölibats in keiner Weise zu nahe getreten werden foll, beschließt die Synode:

1) das der Eingehung einer Ehe durh einen Geistlihen vom Subdiakon aufwärts entgegenstehende Verbot des kanonischen Rechts bildet in der altkatholischen Gemeinschaft weder ein Hinderniß für die Ehe von Seiten der Geistlihen, noch für oie Verwaltung der Seelsorge durch einen verheiratheten Geistlichen,

2) die dieser Bestimmung entgegenstehenden Beschlüsse der Il, und TI1. Synode sind aufgehoben.

Der Bischof stimmte bei namentlicher Abstimmung da- gegen, indem er vorher erklärt hatte, daß er dies thun werde Angesichts einer drohenden Spaltung, die ihn der Mitwirkung seiner Freunde und Glaubensgenossen in Mün- hen und einiger in Bonn berauben und wahrscheinlich au von der Kirchengemeinschaft mit dem altehrwürdigen Episkopate der Utrehter Kirche trennen werde. Der Erzbischof T _Heykamp von Utrecht hatte seine Bedenken in einem

reiben an die Synode, welches der Bischof verlas, kund- g Das Wesen liche, welches auch Professor Reùsh in

onn vertrat, lief hinaus auf: die Bestreitung der Kompetenz der Synode. Professor Friedrih erklärte, dem Beschlusse E in Bayern zur Zeit unüberwindlihe Rechtshindernisse im Wege.

Jm Uebrigen herrshte große Einmüthigkeit auf der Synode. So wurde ein tief einshneidendes „Statut für die Handhabung der Disziplin über den Klerus“ einstimmig angenommen, nachdem der Staatsanwalt Drescher aus Koniß als Berichterstatter einer Fachkommission einen überaus klaren und überzeugenden Bericht darüber erstattet hatte.

Bayern. München, 17. Juni. (Allg. Ztg.) ur Ausführung der Reichs-Justizgeseße sind im Fustiz- Ministerium Plteibe Einführungsgeseße vollendet: 1) zum Civilprozeß, 2) zur Gerichtsverfassung, 3) zur Straf-Prozeß- ordnung, 4) zur Korkursordnung und 5) zum Subhastations- verfahren. Das Ministerium des Fnnern hat als Tag, an welchem die Auslegung der Reichstags-Wähler- listen in Bayern beginnt, Montag, den 1. Juli, bestimmt. Daß, wie dieser Tage versichert wurde, die bisherigen T eten Dr. Frankenburger (Nürnberg) und Dr. Erhard (Gunzenhausen) auf eine Wiederwahl bereits verzichtet haben, wird aus Nürnberg für unbegründet erklärt.

18. Juni. (W. T. B.) Zahlreiche Besißer von Fabriken und anderen Etablissements in Augsburg haben unter ihre Arbeiter einen Aufruf vertheilen lassen, worin sie, unter Hinweis auf das Attentät gegen Se. Majestät den Kaiser, als das leßte Resultat der sozialdemokratischen Agitation, bekannt machen, daß sie ein Uebereinkommen getroffen haben, Niemanden zu beschäftigen und Jeden zu entlassen, welcher einem sozialdemokratishen Vereine angehört, sih an einer ähnlichen Agitation betheiligt oder in irgend einer Weise die Zwecke der Sozialdemokratie zu fördern sucht.

Nürnberg, 19. Juni. (W. T. B.) Dem Bürger- meister der hiesigen Stadt ist ein Handschreiben Sr. Majestät des Königs zugegangen, worin es heißt: Der König habe von der Adresse, welche die Gemeindekollegien der Stadt aus Anlaß des jüngsten ershütternden Ereignisses an ihn gerich:et hättèn, mit hoher Befriedigung Kenntniß ge- nommen und erblicke in derselben gern ein patriotisches Zeugniß der Entschlossenheit, für den Schuß der Grundlagen der Staatswohlfahrt und der bürgerlichen Gesellschaft mann- haft einzutreten. Dur die Kundgebung der Gemeinde- follegien könne das Vertrauen des Königs, daß der gesunde Sinn des bayerishen Volkes bis auf einen vershwindenden Bruchtheil durch agitatorishe Umtriebe sich nicht verwirren lasse, nur bestärkt werden, L

Sachsen. Dresden, 18. Juni. (W. T. B.) Der gestern Abend von 3000 Bergleuten zu Ehren der sil ber- nen Hochzeit Jhrer Majestäten veranstaltete Festzug ist in Gegenwart einer herbeigeströmten, unabsehbaren Zu- fYRHENNENNE prachtvoll und ohne jede Störung verlaufen.

_ Heute Vormittag fand der Empfang deranwesenden Fürstlihkeiten stait. Jn der katholischen Hoffkirhe wurde ein Hochamt celebrirt. Nachmittags ist Empfang des diplo- matischen Corps, sowie der Abgesandten der auswärtigen Höfe, der Militärdeputationen der ehemaligen Maas:Armee und der préußischen und bayerischen Regimenter, deren Chef der König Albert ist.

Der König hat den Kriegs-Minister von Fabrice à la suite des Königlichen Garde-Reiter:-Regiments gestellt , den Minister Abeken in den erblichen Adelstand erhoben und dem

Und -

Minister von Gerber statt des persönlichen Adels den erb- lichen Adel verliehen. Der Gesandte am Berliner Hofe, von Nostiß - Wallwiß, it zum Wirklihen Geheimen Rath ernannt worden.

Heute Abend isst im Hoftheater Galavorslellung. Die Einwohnerschaft bringt ihre öffentlihe Huldigung dur eine Serenade und eine festliche Beleuhtung des Theaterplazes dar.

Württemberg. Stuttgart, 18. Juni. (W. T. B.) Die von Seiten der deutsch-konservativen Partei an den König gerichtete Eingabe bezüglich einer shärferen A der Geseße gegen die Sozialdemokratie ist durch ein Schreiben des Käbinets-Chefs des Königs be- antwortet worden, in welchem es u. A. heißt, die in der Eingabe vorgeschlagenen Maßregeln seien bereits getroffen respektive beim Bundesrathe beantragt; ein E zur Bekämpfung des Sozialismus sei aber ein festes Zusammen- halten und ein energisches Auftreten der gut gesinnten Bür- ger den Sozialdemokraten gegenüber.

Vaden. Karlsruhe, 16. Juni. Der Großherzog reist morgen Abend nach Dresden, um den König und die Königin von Sachsen zu der am 18, d. M. stattfindenden Feier ihrer silbernen Hochzeit zu bcglückwünschen. Höchstderselbe gedenkt Mittwoch, den 19., früh nach Berlin zurückzukehren. Der Prinz Ludwig Wilhelm ist gestern Abend von Berlin nah Karlsruhe und der Erbgroßherzog heute Mittag nah Bonn zurückgereist.

Oldenburg. Der „Wes. Ztg.“ wird aus dem Fürsten- thum Lübeck, unter dem 16. Juni, geschrieben : Fn Betreff der Me Reg gt gs erfahren wir, daß im Laufe der verflossenen Woche der Vertrag mit der FreienStadt Lübeck zur Unterzeichnung gele ist, wonach die beiden Staaten Stadt, und Fürstenthum Lübeck, zu einem gemein- schaftlihen Landgerichts bezirke Bek des künftigen Landgerichts wird die Stadt Lübe ; die Beseßung der Richterstellen wird gemeinschaftlih geschehen. Es steht noch die Genehmigung der beiden Landesvertretungen, der Lübecker Bürgerschaft und des oldenburgischen Landtags, aus, deren Zustimmung jedoch nicht in Zweifel gezogen wird.

Anhalt. Dessau, 17. Juni. (Leipz. Ztg.) Fn diesen Tagen fand hier eine Versammlung des Vereins der Arbeitgeber und einer Anzahl neu hinzutretender Mitglie- der statt, um die gegenüber der Sozialdemokratie gemein- sam zu treffenden Maßregeln zu berathen.

Elsaß- Lothringen. Molsheim, 16. Juni. (Straßb. Ztg.) Die heute Nachmittag im Saale des Gemeindehauses abgehaltene Generalversammlung des landwirth- schaftlihen Kreisvereins war von etwa 80 Mitgliedern besuht. Hr. Kreis-Direktor von Ardenne eröffnete die Sißung durch eine Ansprache an die Versammelten, worin er dem Ge- fühle des Abscheues über das neue Attentat auf Se. Majestät den Kaiser Ausdruck gab. Er bedauerte tief, daß der Ver- brecher aus dem Stande der Landwirthschaft hervorgegangen sei, jenem Stande, der in allen L aa sih als die Grundsäule der Staaten erwiesen, der sih stets durch recht loyale Ge- sinnungen hevvorgethan, für dessen eigene Jnteressen der Umsturz des Bestehende t dér Oa der Gesellschast und des Eigenthums gleihbedeutend sei. Nach einem drei- fachen Hoch auf den Kaifer wurde die nachstehende Adresse an Se. Majestät beschlossen und von sämmtlichen Anwesenden unterzeichnet :

„Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster Kaiser! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Ew. Kaiserlichen und Königlichen Ma- jestät treu gehorsamste unterzeichnete Mitglieder des landwirthschaft- lichen Kreisvereins Molsheim, Bezirk Unter-Elsaß, haben ihre heu- tige Generalversammlung eröffnet mit einem dreifachen Hoh auf Ew. Majestät, ausgebracht aus Freude ob Ew. Majestät Er- haltung und der Nachrichten, welche Ew. Majestät in fortshreitender Genesung zeigen. Mögen Ew. Majestät in Bälde jene Kraft und Gesundheit wieder erlangen, die wir im vergangenen Jahre zu bewundern und zu preisen hatten/ und möge dann es uns vergönnt sein, unseren Kaiserlichen Herrn auch in diesem Jahre in unserem s{önen Lande begrüßen zu dürfen, in Dankbarkeit und jener Verehrung, von welcher wir heute Zeugniß ablegen wollten mit der ehrfurchtsvollsten Bitte: es"wolle Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät gefallen, diesen Ausdruck unserer Gesinnung in Gnaden anzunehmen. Molsheim, am 16. Juni 1878. Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät treu gehorsamste unterthänigste (folgen die Unterschriftén).“ ; N

Darauf trat die Versammlung in die Tagesordnung ein.

vereinigt werden.

Hesterreich -: Ungarn. Wien, 17. Juni. Um alle eventuellen Meinungsverschiedenheiten über die Befugnisse des Generalraths und der beiden Direktionen der neuen öster- reihisch-ungarischen Bank zu vermeiden, dürste, der „Montagsrevue“ zufolge, bei Abschluß des neuen Ueberein- fommens mit der Nationalbank von bciden Finanz-Ministern eine gleihlautende Jnterpretation dahin abgegeben werden, daß die im §8. 25 normirten Rechte des Generalraths durch die im §8. 40 angeführte Kompetenz der Direktionen in keiner Weise alterirt werden, daß den'nah die Direktionen auch in den streitigen Fällen des §. 40 dem Generalrathe unter- geordnet seien.

18: Jimi. (W. D. ¿BJ Die „Poli, Korrep.“ veröffentliht folgendes Telegramm des griechischen Konsuls auf Kanea vom 15. d. an den griehischen Minister der Auswärtigen L L Be ba Die provisorishe Regierung von Kreta hat den

: Konsuln ein von der kretensishen Generalversammlung ein-

stimmig beschlossenes, aus Zizifé (Apokorona) von gestern datirtes, an den Berliner Kongreß: gerichtetes und dem Fürsten Bismarck zugestelltes Memorandum mitgetheilt. Sn demselben wird unter Bezugnahme auf die Geschichte Kretas ausgeführt, daß die Bevölkerung von Kreta sih in Zu- kunft sih weder der Ruhe noch der Prosperität erfreuen werde ohne die Erfüllung ihrer heißen Wünsche auf eine Vereini- gung mit dem freien Griechenland, mit welchem die Bevölke- rung dur Cu Os Bande verbunden sei. Die Ver- sammlung bitte deshalb die Vertreter der Großmächte, eine Entscheidung zu Gunsten dieser Vereinigung zu treffen, die die einzig mögliche Lösung und eine solche Lösung sei, die den von der Snsel in den Jahren 1769, 1821, 1844, 1858, 1866 und acaBa bestandenen Katastrophen und Leiden und ge- raten Opfern entsprehe und die auch für Europa als die

auftauchen werde. Die Generalversammlung ersuhe den Kongreß, das Memorandum und das Dekret vom 3. Februar d. J. in Erwägung zu nehmen, Dasselbe Blatt veröffent-

austaucten te erscheine, weil die Frage sonst immer aufs Neue

licht weiter folgende Meldungen: Aus Konstantinopel, 17. d.: Der Aufstand in der Türkei erstreck sich über den Balkan Bs bis in die Distrikte von Gabrowa und Lowaß. Bei Boulair sind russische Verstärkungen eingetroffen. Die englische Flotte wird voraussichtlich morgen bei den Prinzeninseln vor Anker gehen. Aus Ragusa: Die Montenegriner haben einige Ortschaften bei Popovopolje ge- räumt; die jüngsten Differenzen mit der Türkei sind hierdurh beseitigt worden. :

Ses 17. Juni. Wie der W.* „Presse“ von hier ge: meldet wird, fanden gestern und heute viele Verhaftungen von Lehrlingen und Gehülfen statt, welhe einen abenteuer: lichen Bund zu verbrecherischen Anschlägen auf das Vermögen und Leben der besizenden Klassen zu stiften suchten.

Pest, 17. Juni. Die hiesige deutsche Kolonie richtete eine Adresse an den Kaiser Wilhelm, welche bisher über tausend Unterschriften trägt und Ausdrücke des Abscheues gegen das Attentat und Versicherungen von Treue und An-

änglichkeit enthält.

Schweiz. Bern, 17. Juni. (N. Zürch. Ztg.) Der Nationalrath hat den Zollansaß für Stabeijen und Eisenblech auf 1 Fr. 70 Rp. festgeseßt. Der Ständerath| genehmigte den Vertrag, betreffend die Grenzregulirung bei Konstanz.

Niederlande. Haag, 16. Juni. (Leipz. Ztg.) Differenz zwischen den Niederlanden und den Vereinigten Staaten von Venezuela ist jeßt in das Stadium ihrer definitiven Erledigung eingetreten, und dürfte dem Ver: nehmen nach alsbald die förmlihe Wiederanknüpfung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Staaten er: folgen. Der vorige Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, General Grant, is mit seiner Gemahlin gestern Abend im Haag angekommen, wo derselbe einige Wochen zu verweilen beabsichtigt. Am 18. d. M. wird ihm zu Ehren auf dem Malinfelde eine Revue über die -im Haag garniso: nirenden Truppen abgehalten werden, an welcher auch die Garnisonen von Delft und Leyden Theil nehmen werden.

Belgien. Brüssel, 18. Juni. (W. T. B.) Wie es heißt, würde ein neues Ministerium, das des öffent: lihen Unterrichts, errihtet und dasselbe dem Senator Graur übertragen werden. Jm Uebrigen is über die Bildung dez

neuen Kabinets bis jeßt noch nichts Definitives bestimmt, F

Großbritannien und Frland. London, 18. , Juni, (W. T. B.) Jn der heutigen Unterhaus sißung kündigte Campbell an, er werde demnächst eine Resolution, betreffend die bessarabishe Angelegenheit beantragen, dahin gehend , daß das Haus, obwohl es das Recht der Re gierung, sich von Einzelkämpfen zur Sicherung des den Ru- mänen zugefügten Unrechts net tatien, anerkenne, doch tief bedauere, daß die Regierung sih durch das vorherige Arrange- ment zum Mitschuldigen an der Wegnahme rumänischen Ge biets gegen den Willen des englischen Volkes gemacht habe,

19. Juni. (W. T. B.) Die Deutschen Ost-Lon- dons haben dem deutschen Botschafter eine von 21! Unterschriften bedeckte Adr esse überreicht, worin sie ihren tiefsten Abscheu und Entseßzen über die Exzesse der So: zialdemokratie, die in den aviederholten Attentaten auf das Leben des Kaisers ihren Ausgang gefunden hätten, Aus druck geben und gegen allen und jeden Konnex mit den So: zialisten auf das Entschiedenste protestiren. Bei dem gestrigen Jahres feste des deutshen Wohlthätigkeit? vereins wurde ein von dem Botschafter Grafen Münstet auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrachter Toast mi der größten Begeisterung aufgenommen.

Der „Times“ wird aus Jndien unter dem 16. d. MM telegraphish gemeldet, daß in Folge der friedliheren Aussichten dem Militär der Urlaub erleichtert worden sei. Det Handel ist noch immer sehr gedrückt. Achtzig im Hafen von Calcutta liegende Schiffe find unbefrachtet. Das welt: lihe Oberhaupt der Rhajahs in Bombay is auf de Straße ermordet worden. Man meint, dies sei geschehen, weil der Betreffende das geistliche Haupt der Kaste nicht hab anerkennen wollen.

Frankreih. Paris, 17. Juni. (Fr. C.) Die Ver: treter der Linken häben heute mit dem Minister-Präü sidenten Dufaure die Unterredung gehabt, welche si unm ttelbar vor dem Sessions\{hluß bei demselben nachgesud|! hatten. Der „National“ kann - versihern, daß eine vol: fommene Verständigung erzielt worden sei. Hr. Dufaure hab} si ganz offen über die Jnstruktionen ausgesprochen, die an seine Beamten zu erlassen gedenke. Die marokka- nische Gesandtschaft ist auf der Rückkehr von Berlin nah ihrer Heimath gestern Abend in Marseille eingetroffen.

18. Juni. (W. T. B.) Das Leichénbegän gni} des vormaligen Königs von Hannover hat heute i! Gemäßheit der deshalb getroffenen Bestimmungen stattgefundet. Die militärishen Ehren wurden von einer Division der hi garnisonirenden Truppen erwiesen. Der Marschall-Präsiden ließ sich durch seinen Sohn vertreten, der Prinz von Wale) der Herzog von Aosta, König Franz von Assisi, das gesamn dip!omatische Corps und die Militärbevollmächtigten der aut Dei Mächte nahmen persönlich an der Leichenfeierlichke

eil.

Portugal. Oporto, 9. Juni. (Cöln. Ztg.) Sobal! die Kunde von dem neuen ruchlosen Mordansthlag auf ddl Deutschen Kaiser hierher gelangt war, gaben die hiesigt Deutschen ihren Empfindungen- durch Telegramme an di Kaiser kund. Zugleih unterzeichneten sie eine Adres|! an den Konsul, mit dem Ersuchen, ihre Gefühle der Ar hänglihkeit und Treue zur Kenntniß Sr. Kaiserlichen Majestö zu bringen, zum Beweise, daß weder die Entfernung von del Vaterlande noch die Dauer der Trennung den Geist der Zl sammengehörigkeit zu ertödten vermochte, besonders wenn & gelte, gegen das s{händlihe Treiben von Leuten, die del deuts n Namen Schande machen, vor der gesitteten Wd! Verwährung einzulegen.

Numänien. Bukarest, 18. Juni. - (W. T. B.) D Deputirtenkammer hat den ehemaligen Minister d Innern, Vernescu, an Stelle Rosetti’'s, der zum Minist! des Jnnern ernannt worden is, zu ihrem Präsidente! erwählt; die Session der Kammer ist bis zum 27. d. M. v längert worden.

Schweden und Norwegen. Christiania, 14. Ju (H. C.) Das Odelsthing q heute beschlossen, daß d“ Geseßentwurf über die direkten Steuern und über d Stempelsteuern in diesem Jahre niht zur Berathung stellt werden soll.

Die F

uni. (W. T. B.) Das

Amerika. Washington, 18. Rent Een der vom

PEETAN C Len Ja us hat den Senat an Stelle der Bill über die iederaufnahme der Baarzahlungen votirt worden war, abgelehnt. Der Kongreß hat si bis Mittwoh Nachmittag vertagt. n Oregon is ein Mitglied der demokratischen Partei zum Gouverneur gewählt worden.

Asien. China. Peking, 9. März. Die große Aus- gabe der handschriftlichen Zeitung, vom 7. März d. J., ver- öffentliht ein Kaiserlihes Edikt, welches den Anbau der Mohnpflanze in allen Provinzen des gesammten Reichs verbietet. Dasselbe weist die Kaiserlichen Spezial- Kommissare und Gouverneure der Provinzen an, den

amilien - Aeltesten und Gemeinde - Vorstehern es zur Pflicht zu machen, die Ausrottung der Mohnpflanzen und das Säen von Getreide persönli zu leiten und Wider- seßlihkeiten des Volks bei den Behörden zur Anzeige zu brin- gen. Beamte, welche gegen Entrichtung höherer Grundsteuern den Anbau der Mohnpflanze gestatten, sollen sofort suspendirt und höheren Orts zur Anzeige gebracht werden.

Zur Motivirung dieses Ediktes wird gesagt, daß der An- bau der Mohnpflanze die Jnteressen des Ackerbaues in hohem Grade \schädige, indem er die Produktionsfähigkeit des Bodens vermindere. Die furchtbare Hungersnoth, welche die Provinz Shansi in diesem Jahre heimgesucht, habe bewiesen, welchen Nothstand eine einzige Mißernte hervorzurufen im Stande sei, wenn von dem ohnehin zur Hälfte steinigen und mageren Boden ein so großer, und zwar der bessere Theil dem Acker- bau entzogen werde.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 16. Juni. (Daily News.) Malcolm Pascha, der Führer der Expedition zur Unterdrückung des Sklavenhandels ist nah Europa abgegangen. Die Finanz-Reformen gehen ihren Gang. Der Untersuhungs-Aus\s{huß prüft jezt das Kriegs-Departe- ment. Die Uebersicht der allgemeinen Einkünfte in den ersten vier Monaten dieses Jahres ergiebt einen Zuwachs von 554 000 Pfd. Sterl.

Nr. 11 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reich8-Post- und Telegraphenverwal- tung, hat folgenden Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Beseiti- gung der Post-Paetadressen. Der Schuß der unterseeischen Lele- graphenkabel. Zur Geschichte des Poftwesens in Mittel- und Süd- Amerika. Die Betriebsmittel der Western-Union-Company. Die geographishe Ausstellung des Deutschen Schulmuseums in Berlin. Kleine Mittheilungen: Archiv für Eisenbahnwesen. Postvertrag zwischen Frankreich und Uruguay. Der Fernsprecher. Die elektrischen Uhren. Baupläne in Egypten. Tunesisch- Algierische Eisenbahn. Literatur des Verkehrswesens : Neue An- \{affungen für die Bibliothek des Kaiserlichen General-Telegraphen- Amts. Zeitschriften-Ueberschau.

Nr. 12 des Central - Blatts der Abgaben-, Ces- werbe- und gde ege e pgeeung und Verwaltung in den Königlih Preußishen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der im Reihs-Geseßblatte erschienenen Geseße. Allgemeine Ver- waltungs8gegenstände: Nachzahlung des Diensteinkommens an suspen- dirt gewesene und freigesprohene Beamte. Ausübung der Steuer- fontrole in einem wegen ‘der Rinderpest gescblossenen Gehöft. Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Bezeichnung des Umfangs von Erbschaftssteuerämtern. Personalnathrichten.

Nr. 6 des „Ministerial-Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den - Königlich preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Cirkular, die Einreihung von Zusammenstellungen der in streitigen Verwaltungssachen erhobenen Yauschquanta Seitens. der Stadt-Aus\chüsse betreffend, vom 22. März 1878. Allgemeine Verfügung, betreffend die bei amtlich ermittelten Todesfällen den Standesbeamten zu macenden Mittheilungen, vom 4. Mai 1878. Erlaß, die Notirung von Militäranwärtern für Civilstellen betreffend, vom 8. Mai 1878, Cirkular, die Bezeichnung der Quartale des Rechnungsjahres betreffend, vom 22. Mai 1878, Erkenntniß des Ober-Verwaltungsgerihts vom 23. Februar 1878, die Erläuterung des Ausdrucks „Hausvater“ in Bezug auf Heranziehung der selbständigen Ortseinwohner zu Beiträgen für die Schule be- treffend. Cirkular, die Einführung eines neuen Hebammen-Lehr- buchs betreffend, vom 20. April 1878. Bekanntmachung, betreffend die Prüfung der Thierärzte, vom 27. März 1878, Verfügung, die Diäten der beamteten Thierärzte bei Reisen im Auslande betreffend, vom 22. Mai 1878. Erkenntniß des Königlihen Gerichtshofes zur Entscheidunz der Kompetenzkonflikte vom 9. Februar 1878: Beamte einer unter staatliher Verwaltung stehenden Eisenbahn, welhe von der Eisenbahnverwaltung genehmigte Bahnhofsbauten ohne ortspolizeilihe Erlaubniß ausführen, machen sich einer Uebertretung der Bau - Polizciordnung nit \{chuldig. Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkon- flifte vom 13. April 1878, betreffend die Konfliktéerhebung in -einem JInjurienprozesse, weler gegen einen Gerichtsmann angestellt ift wegen Vornahme einer im Auftrage und in Vertretung des Ortsvorstandes vorgenommenen polizeilihen Maßregel. Erkenntniß des Gerichts- hofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 11. Mai 1878, betreffend die Frage, ob die Geseßmäßigkeit, Nothwendigkeit oder Zweckmäßigkeit einer polizeilichen (die Beseitigung einer Alluvion im

lußbett bezielenden) Anordnung im Rechtswege herbeigeführt werden ann. Verfügung an das Könialihen Regierungs-Präsidium zu F., das Verbot der Mitnahme von Kindern bei dem Gewerbe- betrieb der Ausländer im Umherziehen betreffend, vom 12. April 1878. Bekanntmachung, die Bezeichnung der Baumeister, welche die Prüfungen für den Staatsdienst See haben betreffend, vom 20. Mai 1878. Cirkular an die Königl. Regierungen; betreffend den Nachweis der in den Staatsforsten vorhandenen zur Aufforstung resp. Wiederkultur bestimmten Blößen und Erhebungen darüber, ob und welche Domänenvorwerke oder Domänengrundstücke ganz oder theilweise aufzuforsten sein möchten, vom 21. Mai 1878. Cirkular, den Zeitpunkt der an die Generalklommandos einzusendenden Zu- und Abgangslisten, von den in den betreffenden Regierungsbezirken an ehemalige Offiziere gezahlten Pensionen ‘betreffend, vom 20. April 1878, Cirkular, die Benacbrichtigung der Ersaß-, bezw. Landwehr- behörden von Eröffnung der Uniersuchung gegen einen Militärpflich- tigen betreff nd, vom 27. April 1878. Cirkular, die Bezeichnung des Kreises in den Geburtsattesten der Militärpflichtigen betreffend, vom 6. Mai 1578. Cirkular, das Regulativ für das Landes- Oekonomiekollegium betreffend, vom 1. Mai 1878.

Statistische Nachrichten.

1, Die Kaiser-Wilhelm-Stiftung für die Ange- hörigen der Deutschen Reihs-Post- und Telegraphen- verwaltung hatte im Etatsjahr 1877—78 22283 M. 35 Z Ein- nahmen (darunter 17 861 29 H Zinsen vom Kapital des Stif- tungsfonts) und 22050 (A 75 F Ausgaben (darunter 4157 angekaufte zinstragende Papiere). Aus den Einnahmen wurden 2 Postbeamten Reisestipendien zu 1200 H, 15 Söhnen und 2 Töch- tern von Post- und Telegraphenbeamten Studien- u. dergl. Stipendien gewährt, und mit Unterstüßungen bedaht: 136 Beamte, 37 Unter- beamte, 1 Postillon, 19 Hinterbliebene von Beamten und s Hinter-

bliebene von Ynterbeamten. Das Vermögen der Stiftung betruz Ende März 1878 393 000 4

IT. Das Vermögen der Post-Armen- bez. Unterstüßzungs- kasse betrug Ende März 1878: 923 249 Æ 90 -§, ferner in Sicher- heitsdokumenten für gestiftete 16 Freistellen in 3 Waisenanfstalten über 125 400 Æ Di: Einnahmen haben im Rechnungs\{luß 1877—78 521177 M 49 A, die Ausgaben 498,212 4 97 S betragen. Von den Ausgaben sind bedabt worden: 140 Vorsteher von Postämtern II[., 2971 Unterbeamte, 183 Unterbeamte im Vertragêverhältniß, 2 Post- halter, 1661 Postillone, 440 Wittwen von Vorstehern von Post- ämtern IIL, 4932 Wittwen von Unterbeamten, 194 Wittwen von Unterbeamten im Vertragsverhältniß, 14 Wittwen von Posthaltern, 967 Wittwen von Postillonen, zusammen 11 504 Personen.

__ TII. Von den unter Mitwirkung der Postverwaltung abges{lof- senen Lebensversicherungen von Post- und Telegraphen- beamten waren Ende März 1878 6 über 2 254 900 ( im Be- stande, 96 Versicherungen und 118000 Æ mehr als Ende März 1877, 182 Versicherungen würden im Jahre 1877 mit 208 800 ausbezahlt.

Von den neueren Lebensversiherungsverträgen waren Ende März 1878 4084 mit 12764696 Æ im Bestande, 367 Versicherungen und 1240269 mehr als Ende März 1877.

Im Ganzen betrug die Zahl der unter Mitwirkung der Post- verwaltung abges{lofsenen Lebensversicherungen 6150 mit 15 019 596 Æ, 463 Versicherungen und 1 358 269 4 mehr als Ende März 1877.

IV. Zu den Kleider kassen für Unterbeamte wurden im Cen paRayre 1877—78 aus der Postkasse 678 135 4 Beiträge gezahlt.

_V, Außerordentliche und fortlaufende Unter- stüßungen bz. Vergütungen sind bewilligt worden: an 5744 Beamte, an 9040 Unterbeamte, an 1820 Hinterbliebene von Beamten und Unterbeamten.

VI, Die Spar- und Vorschußvereine von Beamten und Unterbeamten der Post- und Telegraphenverwaltung zählten Ende 1877 26 961 Mitglieder, und hat im Laufe des Jahres 1877 eine Vermehrung gegen das Vorjahr um 2705 Personen stattgefunden. Die Einlagen erreihten während des Jahres 1877 den Gesammt- betrag von 1288916 Æ und überstiegen die Gesammteinlagen des Sahr.8 1876 um 123866 Æ, wogegen die im Laufe des Jahres 1877 bewirkten Zurückzahlungen än die Mitglieder im Betrage von 605 390 A 102703 mehr ausmachten als im vorhergegangenen Jahre. Dem Gesammtzguthaben der Vereinsmitglieder auf Höhe von 3821 703 Æ, um 861 028 A mehr als im Jahre 1876, ftand ein Vermögensbestand von zusammen 3 868031 F. gegenüber, um 883 752 mehr als im Vorjahre. An Vorschüfsen sind während des Jahres 1877 im Ganzen in 16778 Fällen 2294385 ausgeliehen worden, 411029 M4 mehr als im Jahre 1876. Das Er- trägniß an Zinsen belief sih auf insgesammt 193 981 #4, was eine Vermehrung von 44 138 A. gegen das Vorjahr ausmacht. Der ge- sammte Reservefonds der Vereine stieg durch Zuführung von 14 329 M. auf die Höhe von 44610 (4 Neben der Bewilligung baarer Darlehen haben die Vereine ihre Thätigkeit fortgeseßt darauf

erichtet, den Mitgliedern durch vortheilhafte Beschaffung von Haus- baltungöätgenftäten, Nahrungsmitteln und anderen ähnlichen Be- dürfnissen- weitere mittelbare Vortheile zugänglih zu macen.

Nach Obigem sind im Etatsjahr 1877/78 Zuwendungen erfolgt: zu I. an 218 Personen, zu 11. an 11 504 Personen, zu V. an 16 604 Personen, im Ganzen an 28 326 Personen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

München, 17. Juni. (Allg. Ztg.) Im nächsten Sommer soll in dem hiesigen Glaspalaste wieder eine internationale Kunst- ausf\tellung abgehalten werden, wie dies zuleßt im Jahr 1869 der Fall war. Die ersten Schritte zur Ausführung dieses Projekts sind bereits gethan worden. :

Braunschwetg, 17. Juni. (Magd. Ztg.) Die leßte Handlung des außerordentlichen Landtages bestand bekanntlich darin, daß der- selbe der Regierung anheimgab, die selbît von Autoritäten als höchst werthvoll anerkannte Sammlung vorhistorisher Alter- thümer des Abtes Thiele anzukaufen. Die Regierung hat diesem Wunsche um so mehr Folge gegeben, als die Sammlung sonst nach London gegangen wäre, um ein dortiges Museum zu zieren. eaie ist die Sammlung bereits, übersihtlih geordnet, im Herzog-

ihen Museum zugänglih gemacht worden. Der Plaß ist dadurch gewonnen worden, daß die naturgeschihtlihen Sammlungen aus dem Museum in das neue Polytehnikum überführt sind. ;

London, 17. Juni. Nach kurzer Krankheit starb am 15. d. M. der um die Archivwissenshaft rühmlichst verdiente Sir Thomas D uffus Hardy im Alter von 74 Jahren. Die Regierung ver- traute ihm die Zusammenstellung der „Moaumenta Historica Britaniae“ an. Seit 1861 war er Vize-Arhivar. Jn der gelehrten Welt ist er bekannt als Herausgeber zahlreicher Handschriften und Urkunden.

Stockholm, 14. Juni. Das Dampfschiff „Fraser“, Kapitän Nilsson, geht heute von Gothenburg nah dem Jenisei und das Dampfschiff „Lena“, Kapitän Johannessen, morgen nah dem Lenafluß. Diese beiden Dampfer sollen das Dampfschiff „Vega auf der bevorstehenden wissenschaftlihenEismeererpedition des Professor Nordenskjôld begleiten. „Vega“ wird CGnde dieses Monats abgehen. Aus Gefle wird „Norrk. Posten“ unterm 12. ds. geshrieben: Das Schiff „Expreß“, Kapitän Gunderson, welches im April d. J, von Skutskär nah London absegelte, ist jeßt von leßgenanntem Eni nach Vardö abgegangen, um von dort die Reise nah dem Ienisei fortzuseßen. „Expreß“ hat von London Waaren für Sibirien und Kohlen, welche an der Mündung des Ie- nisei für den Dampfer der Nordenskjöldshen Expedition bestimmt sind, mitgenommen. Das Fahrzeug wird vom Jenisei eine größere Partie Getreide, sowie etwas Talg nach Europa bringen.

Von dem Prachtwerk „Unser Vaterland“ (Verlag der Gebrüder Kröner in Stuttgart) liegen bereits wieder zwei neue Lie- ferungen, die 17. und 18., vor. In denselben endigt mit der malerischen Beschreibung des Virgen- und Tauernthales und des Großvenedigers die Wanderung durch das Pusterthal und beginnt. die Tour dur Wälschtirol, auf welcher Ludwig Steub die Führung übernimmt. Vor dem Abschied vom Pusterthal wird dem Leser das Künstler- kleeblatt Defregger, Shmid und Gabl biographish und bildlich vorgeführt gewiß jedem zu Dank, der an ihren prächtigen Kunst- \{chöpfungen Gefallen gefunden hat. Die Bilder im Text zeigen außerdem: Dölsah, Defreggers Geburtsh1us, von R. Püttner; Hoheneppan, von G. Seelos, die Paulser Höhle, von demselben, und die Tracht von Windisch-Matrei von H. Engl. Die Wanderung durch Wälschtirol, welche der Leser dann antritt, führt ihn zunächst in das Etschthal und dann in das Fleimserthal. Der malerische Theil dieses Abschnitts bringt folgende Bilder: Schloß Gandegg und die Gleif,

ranzisfanerkloster in Kaltern, der _Kalterer See und Bauernhaus ei St. Pauls, sämmtli von G. Seelos; Kastell in Trient, Blick auf Trient, Dom in Trient, Roveredo, von R. Püttner, und Fleimser Maler, von A. Gabl. An größeren Kunstbeilagen sind den Heften nachstehende beigefügt: Blick auf Obermais und Meran, von Richard Püttner; Typen und Trachten aus Südtirol, nach Skizzen von Alois Gabl; Typen und Trachten aus Nordtirol, von demselben; und endlich die Alpe Außer-Gs{löß und der Großvenediger, nah einem Karton von Adolf Obermüllner. 206 : : j Von der von uns vor Kurzem angekündigten kleinen Schrift: „Die Bestrebungen der Sozialdemokratie“, besprochen für das Volk von Carl vonRaumer (Preis 0,50 (A Berlin, Carl Heymanns Verlag), ist bereits die 3. Auflage nothwendig geworden. Der Ver- fasser sucht bekanntlich in obigem Werken in volksthümlicher und Jeder- mann verständlihcr Form die Verwerflichkeit der sozialdemokratischen SFrrlehren klar zu legen, den verführten Arbeitern die Augen zu öfff- nen und sie vor ihren falshen Freunden zu warnen. Er hat es un- ternommen, die wichtigsten Aeußerungen des \fozialdemokratischen Organs „Die Wahrheit® während des Jahres 1877, deren Grund» gedanken mit denen sozialdemokratischer Blätter identisch find, zu-

sammenzustellen und zu besprechen.

Der Antiguar Köhler in Lêipzig hat soeben den Katalog Nr. 304 veröffentlicht, der ein reihhaltiges Verzeichniß von Schriften über Numismatifk und in einem Anhange noch eine besondere Zusammenstellung von Schriften über orientalische Numismatik, aus der Bibliothek des Profefjor Tornberg in Lund, enthält.

Land- und Forstwirthschaft.

__ Das K. K. Oesterreichishe Ackerbau-Ministerium hat neuerdings einen Bericht übcr den Stand der Saaten in Oesterreich zu EndeMaid.J. veröffentlicht. Wir entnehmen demselben folaende Mit- theilungen: Die Witterung war in dem westlihen Theile der Mon- arie im Wesentlichen dur eine glücklihe Veränderlichkeiï, mithin ein entsprechendes Maß von Niederschlägen, bei angemessener Tem- peratur ausgezeichnet; in dem östlihen Theile Hingegen herrschte Trockenheit vor und machten \sich bezüglih der Temperatur große Unterschiede geltend. Während in der großen ungarischen Ebene, namentlich im Südosten, große Hitze herrschte und in einer dortigen Berichterstatter-Station 33 Grad Celfius (im Schatten) beobactet wurden, wurde in manchen Gegenden Galiziens über ungenügende Wärme geklagt und auch in verschiedenen, namentlih westlich gelegenen Gegendea Ungarns, die Witterung als kühl bezeihnet. Die Nächte waren in beiden Reichéhälften mit Ausnahme der obgenannten Gegenden Ungarns theils kühl, theils falt. Roggen stand zur Be- rihtszeit (Ende Mai) in der nördlihen Zone der Monarchie eben in de: Blüthe und hatte in der südlichen bereits abgeblüht; in der mittleren kamen beide Vegetationsftadien vor, l-hteres etwas häu- figer als ersteres. Der Stand der gesammten In kann im Allgemeinen als gut oder mindestens als gut mittel bezeihnet werden. Weizen, meistentheils in Aehren stehend in der nördlichen Zone, zum Theil erst \hoßend, ina Südtirol bereits in der Einkörnung be- griffen, bewahrte mit relativ wenigen Ausnahmen seinen vortrefflichen Stand. Raps entwickelt die Schoten, und zwar meistentheils in Ungarn, reihlich und vollkommen; in manchen Gegenden, namentlih Westgaliziens, hingegen hat derselbe nur wenig Sä,cten angeseßt. Gerste und Hafer ftehen in der Westhälfte der Monarchie und einem großen Theile der Osthälfte ganz vorzüglih. Wo aber Dürre herrschte, also in dem größeren Theile von Galizien und Ungarn, haben \sich die betreffenden ESrnteaussichten einigermaßen vershlechtert. Gerste \{hoßte bereits ziemlich allgemein in der mittleren Zone, stand in der südlichen bereits in Aehren und war in Dalmatien der Reife bereits so nahe, daß der Schnitt für Mitte Juni in PDSL stand. Hafer s{hoßte im südlichen Ungarn und stand in Istrien bereits in Aehren. Die zeitlih gebauten Maisfaaten standen überall \{ôn, verspätete aber sind in den ungarischen Ebenen durch die Dürre nothleidend geworden. Ueber Kartoffeln liegen mit Ausnabme einer einzigen Station in Ostgalizien, nur gute Nachrichten vor. Frühkartoffeln blühten bereits in vielen Gegenden der mittleren Zone. Rüben- saaten litten theils durch die Erdfléhe, theils durch die Draÿt- würmer derart, daß sie an verschiedenen Orten sogar wiederholt ein- geackŒert werden mußten. Im Allgemeinen kann der Stand der- selben wohl höchstens nur als ein mittelguter bezeichnet werden. Die Heumahd hatte auf Kleefeldern und dreishürigen Wiesen be- reits ziemlih allgemein begonnen, auc der Klee rechtfertigt die auf ihn geseßten Hoffnungen in vollem Maße, mit wenigen Ausnahmen. Seine Ernte darf wohl \{chon jeßt als fehr gut bezeichnet werden. Weit weniger günstig gestalten sich die Aussichteær betreffs der Wiesen. Prachtvoll ist der Stand der Wiesen wie des Klees in Oberösterreih. Hopfen hatte zur Berichtszeit Ende Mai die halbe Stangenhöhe erreicht. Der Wein hat in Dalmatien (Lesina) {hon am 10., bei Marburg an den Mauern und bei Bozen zu Ende des Monats Mai, hingegen bei Trient noch nicht zu blühen angefangen. In Niederösterreih, Steiermark, Dalmatien, Ungarn und Kroatien war sein Stand geradezu ausgezeichnet, namentlih werden die auffallead großen und vollkommenen Traubenansäße ge- rühmt; auch aus Möhren, Krain und Jstrien lagen nur gute Nach- rihten vor. Bezülihh des Obstes lauten die Nachrichten sehr ver- schieden. Die Oliven haben in Dalmatien am 24. Mai zu blühen angefangen und berechtigen zu Hoffnungen auf eine sehr gute Ernte. Die Seidenraupen hatten in Südtirol die ersie Häutung glücklih überstanden, in Görz und Dalmatien spannen sie sih bereits ein. Es steht im Allgemeinen eine recht gute Coconsernte zu erwarten.

Paris, 17. Juni. Dem gestrigen Wettrennen in Long- champs, in welchem um den großen, von der Stadt Paris gee stifteten Preis von 100000 Frces. geritten wurde, wohnten der Marschall Mac Mahon, der Schah von Persien und der Herzog von Aosta bei. Den Preis errang nit, wie erwartet worden, das fran- zôfishe Pferd „Insulaire“ des Grafen Lagrange, sondern das eng- lische Pferd „Thurio“ des Fürsten Soltikoff.

Gewerbe und Handel.

Berliner Wollberiht vom 19. Juni. Der Verkehr, welcer sih heute bei Beginn des Marktes entwickelte, war ein ziem- lih lebhafter und hielt auch in derselben Weise den Tag über an. Das erste Geschäft wurde früh 7 Uhr abges{lossen und hon im Laufe des Vormittags wechselten niht unerhebliwe Posten den Besißk. Im Ganzen waren bis Mittag circa 26 000 Ctr. Wolle auf dem Markt eingetroffen immerhin noch ungefähr 11 000 Ctr. weniger als im verflossenen Jahre. Der Grund hierzu ift in den besseren Verkäufen auf den auswärtigen Märkten zu fuhen, von wo im vorigen Jahre diejenigen Wollen, welche dort nit vertauft. werden konnten, \{ließlich bierher überjührt wurden. Die Wäschen waren im Großen und Ganzen befriedigend zu nennen, Schmuy- wollen fast gar nicht am Markt. Deutshe Kämmer und Tuchfabrikanten, namentlich aus den kleineren Fabrikstädten der Lausiß und Sachsens, waren ziemli zahlreih er= schienen und kauften auch ziemlich lebhaft; ein Theil der auf dem Markt angekauften Wollen ging auch auf die Läger in der Stadt, in denen \sich {on gestern Nachmittag das Geschäft ziemlich lebhaft entwickelte. Für Shmußwollen wurden 60—69 pro Centner gezahlt, für mittelgute Kammwollen bei guter Wäsche 174—177 Æ, bei ganz guter Waare 180 A Feine Wollen wurden mit 192 Æ gehandelt. Im Durthschnitt wurden 3—12 #6 übr vorjährige Preise gezahlt.

Die Generalversammlung der Berlin - Hamburger Eisenbahn hat den Vertrag mit der Staatsregierung, betreffend die Auflösung der Berliner Stadtbahn, einstimmig genehmigt.

Aus dem Geschäftsberichte der Hannover-Altenbekener Eisenbahn pro 1877 ersehen wir, daß die Bahn im vergangenen Jahre 5 697 595 f vereinnahmt hat. Von dieser Summe entfallen 1 080 793 Æ auf den Personenverkehr, 4 507 945 f auf den Güter- verkehr und endlich 108857 4 auf verschiedene Einnahmen. Die Betriebsausgaben bezifferten sih dagegen auf 3 560399 „& Es wver- bleibt somit ein Bruttoübershuß von 2137295 H, dem an weiteren Ausgaben gegenüberstehen: Verzinsung der Prioritäts - Anleihen 1 727 483 #4, Amortisation derselben 26 180 Æ, Rücklage in den Erneuerungsfonds 634,533 4, Zinsen für Mitbenußung fremder : Bahn- und Bahnhofsanlagen 182 752 # und Zinsen an Magdeburg- Halberstadt für geleisteten Borschuß 72371 #Æ, insgesammt 2 643 319 A Mithin ergiebt sich als Gesammtrefultat für das Jahr 1877 ein Defizit von 506 024 4 Von dieser Summe, ist der Antheil der Hannover-Altenbek.ner Bahnen an dem Ueberschusse aus dem Betriebe der mit Magdeburg-Halberstadt gemeinschaftlih be- wirth\schafteten Strecke Vienenburg-Grauhof, welher 29 600 bee trägt, zu § mit 14800 M abzurechnen, so daß 491 224 A. ver- bleiben, welcher Betrag von der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Gesellschaft gedeckt worden ift.

Leipzig, 18. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Gee sammtzufuhren betrugen 3040 Ctr. ; der Markt wurde vollständig ge- räumt. Gezahlt wurden für bessere Wollen 156—163 # pro Centner und für vernahlässigte Wollen 145—153 M.

London, 18. Juni. (W. T. B.) Lei der gesirigen Woll «a

aukti-on war australishe Wolle begehrt.