1878 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Jun 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Prioritäts-Stammaktien und 791 078 900 ( Prioritäts-Obli- ationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital mmt ist, 4545,59 km, so daß auf je 1 km 275419 M entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat- Eisenbahnen eg der Uelzen-Langwedeler Eisen- bahn betrug Ende Mai d. J. das gesammte kon- zessionirte Anlagekapital 3 039 193 507 # (1 066 621 108 M Stammaktien, 331 602 750 4 Prioritäts-Stammaktien und 1 640 969 649 Prioritäts-Obligationen) und die Länge der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11913,65 km, so daß auf je 1 km 255102 A kommen.

Jn den deutschen Münzstätten bis zum 15. Jum 1878 geprägt worden, an oldmünzen : 1211 086 080 J Doppelkronen, 365 365510 #4 Kronen, 27 969 925 6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung : 284 810 280 M; an Silbermünzen: 71 653 095 46 ö-Markstüde, 97 810 892 6 2-Markstücke, 148848 161 # 1-Markstüde, 71486 552 M 50-Pfennigstückde, 35717 922 80 „S 20-Pfennigstücke. Die Gesammtausprägung an Goldmünzen betrug : 1 604 260 805 4, an Silbermünzen: 425 514 794 M 20 S.

_— Bis Ende Mai 1878 find für Rehnung dcs Reichs an Landes - Silber- und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Landes- Silbermünzen: Thalerwährung 811742246 # 91 S, \üddeutsche Guldenwährung 195688406 56 S, Kronenthaler 7 974 020 A6 11 S, Konventionsmünzen des Zwanziggulden- gs 1910327 #Æ, Silbermünzen A und König- ih sächsishen Gepräges 608 567 4 42 H, Silbermünzen \{chleswig-holsteinishen Gepräges 1. 617 855 46 49 5, Aeltere

ilbermünzen hannoverischen Gepräges 1613 4 45 5, mecklen- burgishe Währung 204 517 M 63 S Courant- währung 1766967 6 25 3, Lübische Währung 754996 M 05.4, Gesammtwerth A. 1022269517 4487. §;—B.Landeskupfer- münzen: Thalerwährung 2 665 474 M 56 9, süddeutsche Währung 647 208 46 44 /Z, mecklenburgische Währung 62 342 46 78 Z, GesammtwerthB. 3 375 025 4 78 5; hierzu Gesammt- werth A. 1 022 269 517 4 87 §, Summe 1 025 644543 M

65 S.

Der Justiz-Minister hat die Behörden seines Ressorts mittelst Cirkular-Erlasses vom 8. Dezember v. J. angewiesen, die durch die §8. 2 Nr. 4 und 4 Nr. 5 der Kontrol-Ordnung vom 28. September 1875 behufs der Kontrole vorgesehenen Benachrihtigungen fortan ohne Verzug, und zwar nicht ers wie biszher angeordnet war und geschehen ist nach der Eröffnung der Unter- suchung, bézw. nach der Einleitung der Voruntersuch1:ng, sondern {hon zur Zeit der Einbringung des auf Unter- fuhungseröffnung oder Voruntersuchungseinlei- tung gerihteten Antrages den Ersaßz- bezw. Landwehr-Be- hörden zugehen zu lassen.

Jn einer Untersuhung wegen Chaussee-Zoll- Kontravention hat das Ober-Tribunal durch Erkennt- niß vom 16. Mai d. F. ausgesprohen, daß die Chausseever- waltungen berechtigt sind, auch für die Benußung von Chaussee- streden, die Jeman5! befahrèn kann, fee eine Hebestelle passiren zu müssen, das tarifmäßige Chausseegeld zu erheben. Dér zur Zahlung Vexpflichtete“ muß in diesem Falle zum Zwecke der Entrichtung des Chausseegeldes entweder an der Hébestelle (selbst wenn er dadurch zu einem Umwege gezwun-

en ist) vorüberfahren oder in einer anderen Weise mit dem Bollpächter ein Abkommen treffen.

S. M. Panzexrfregatte „König Wilhelm“, 23 Ge- \{chüße, Kommandant Kapitän z. S. Kühne, it am 25. Juni auf Portsmouth-Rhede gegangen und beabsichtigte am 26. Juni über Folkestone ‘die Heimreise anzutreten.

Bayern. München, 24. Juni. (W. T. B.) Auf Be- JOluß der Polizeidirektion ist der hiesige sozialdemo- ratische Arbeiterverein geschlo\sen worden.

Sachsen. Dresden, 24. Juni. Die Erste Kammer verhandelte in ihrer heutigen Sißung über die zwischen den Beschlüssen beider Kammern bezüglih des Geseßentwurfs, Bestimmungen ur Ausführung des Gerihts- verfa f ungs ges eßes 2c. enthaltend , vorhandenen Disffe- renzen. Die bei Weitem größte Zahl dieser Differenzen wurde durch Beitritt zu ‘den Beschlüssen der Zweiten Kammer erledigt. Abgelehnt wurde der von der Zweiten Kammer be- s{losfene Paragraph, nach welchem das Aufrücken der O ber- Landesgerihts-Räthe, der Mitglieder der Landgerichte und der Amtsrichter, deren ctatsmäßiger Gehalt nicht mehr als 6000 á beträgt, nah dem Dienstalter stattfinden soll ; ferner die Bestimmung, daß die Mitglieder des Ober-Landes-

erihts, mit Einschluß des Präsidenten und der Senats- räsidenten , wider ihren Willen nicht in eine andere Stelle

verseßt werden können, und endlih die von: der Zweiten

Kammer Ms des Diéziplinarverfahrens gegen richterliche

due beshlossenen Abweichungen von den diesseitigen Be- üssen.

__ Oesterreich-Ungarn. Wien, 24. Juni. (W. T. B.) Die „Polit: Kovresp.““ veröffentlicht, folgende Meldungen: Aus Adrianopel: Die türkische Armee hat inden leßten Tagen Galipoli und Boulair, sowie dié Befestigungen daselbst bedeu- tenb verstärkt. Die dortige türkishe Armee: wird von Osman Nouri i Ali Pete welchén die: Generäle Jbrahim Pascha und Hadji: Ali Pascha unterstüßen. Aus Belgrad, 24.: Serbiem hat zur Kompletirüng seiner Kriegsbereitschaft neuer- dings von der russischen Regierung: 60 000 Jmperials erhalten. General: Totleben hat L ellung neuer Demarkations- linien ‘in Altz¿Serbien und: WesÉBulgarien mehrere russische Stabsoffizieré in das serbische Hauptquartier entsandt. ‘Ge- E Fadejeff befindet sich gegenwärtig ‘auf: einer: Reise durch

exbien.

26. Juni. (W. T. B Das „Fremdenblatt“ be- tont, daß der E Widerstand, sobald sich Rußland ohne Hintergedanken: mit Destexreih) und England auf den Boden ‘des: europäischen Rechtes: stellé, ‘jéde ernste Eng verliere. u leßten Male sei den Türken die Möglichkeit geboten, ihr taatlihes Gemeinwesen zu reotganisiren; wénn dieselben diese Gelegenheit A Tie GaiaE E E s sollten, würden sie Europa zwingen, eine. Lösung ohtie-sie zu versuchen. Die „Pres 4 enthält’ eine von einem hervorragenden Kenner der Balkanhalbinsel hertührende Zuschrift, in welcher nachge-

i Rentenver iherung

wiesen wird, daß eine un ehinderte Eisenbahnverbindung von Novi einerseits, von Brood anderèrseits nah Salonichi haupt- sächlich im Jnteresse Europas gelegen sei.

Großbritannien und Jrland. London, 24. Juni. (W. T. B.) Die Beiseßung der Leiche des vor- maligen Königs Georg V. von Hannover hat heute Vormittag um 11 Uhr in Windsor stattgefunden. Die Königin Victoria, der Prinz von Wales, der Prinz Leopold, die Prinzessin Beatrice und andere Mitglieder der englischen Königsfamilie wohnten der Feierlichkeit bei. —Jm U nterhause wurde heute die Rin derpestbill zum zweiten Male gelesen. Der Deputirte Forster spra \sich gegen die Bill aus, insbesondere gegen die Bestimmung derselben, daß das aus dem Auslande ommende Vieh am Landungsplaße geschlahtet werden soll. Durch die Bill würden die Viehvorräthe verringert und die Fleischpreise erhöht werden, ohne daß der Viehseuche wirksam gesteuert werde. Auch ersheine die Vorlage seuchenfreien Ländern gegenüber unbillig und ungerecht. Der Kolonial- Sekretär Hicks Beach erklärte: mit der Bill werde ein Schuß der inländishen Viehzuht keineswegs “aver dun wn ebenso sei aber auch in Bezug auf Vieh das Freihandels- system unmöglih. Eine- Prinzipienfrage liege nicht vor, es handle sich lediglich um den größeren oder geringeren Grad der einzuführenden Beschränkungen. - Die Debatte wurde {ließlich auf morgen vertagt.

Frankreih. Paris, 25. Juni. (W. T. B.) Vei dem Banket, das am rigen Jahrestage der Geburt des Generals Hoche in Versailles stattfand, sprah Gambetta in warmer und anerkennender Weise von der französischen Armee, die keiner Partei, sondern Frankreih angehöre. Das von Gambetta auf die Einheit Frankreihs ausgebrachte Hoch wurde mit den Rufen: Es lebe die Republik, es lebe die Armee! aufgenommén.

Spanien. Madrid, 24. Juni. (W. T. B.) Die Königin ist heute Morgen in Gegenwart des Königs und der Königlichen Familie mit den Sterbe-Sakramenten ver- sehen worden.

Italien. Nom, 24. Juni. (W. T. B.) Die italie- nische Regierung hat bekannt gegeben, daß der Ver- längerung des Handelsvertrages mit Desterreich bis zum Ende dieses Jahres ihrerseits kein Hinderniß entgegenstehe.

Türkei. Konstantinopel, 24. Juni. (W. T. B.) Sowohl auf russisher wie auf türkischer Seite finden fort- geseßt Truppenbewegungen in der Nähe von Konstan- tinopel statt.

(W. T. B.) Seitens der Hohen Pforte wird nihts gegen die Bestrebungen eingewendet, welche das armenische Patriarchat macht, um eine Ordnung der Verhält- nisse der armenishen Christen herbeizuführen. Die in Berlin anwesenden armenischen Erzbischöfe werden nah dem Willen des Patriarchen Narses keinerlei Schritte thun, welche irgendwie die Souveränjtät- der Pforte tangiren. Es handelt sih vielmehr darum; lokale Organisationen herzustellen, welche die Autonomie der ciccriscien Christengemeinden sichern. Beshwerden über Bedrückung des armenishen Kultus bilden durchaus nicht einen Klagepunkt, den man etwa den- Kon- greßmitgliedern vortragen wollte. Für die lokale autonome Organisation der Gemeinden würde eventuell der Patriarch Narses mit einer Deputation von!:Gemeinden aus Musch und Wan sich nach Berlin begeben.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 2B. Juni. (W. T. B.) Das „Fournal de St. Pétersbourg“ re- produzirt den kürzlich vom „Golos“ publizirten ethnographischen Protest der Pforte gegen die durh den Vertrag von San Stefano festgestellte Grenze Bulgariens und weist ebenfalls nach, daß die stätistishen Bevölkerungsverhältnisse Bulgariens in dem Aktenstücke'absihtlich entstellt seien. Die Pforte habe dabei den Zweck verfolgt, das Gewicht des bulgarischen “nt en geringer erscheinen zu lassen, als es in Wirklich- eit sei.

(W. T. B.) Die Nawhricht der „Morning Post“ von einer in Aussicht genommenen Reise des Kaisers Alexander nah Berlin wird in unterrichteten Kreisen als unbegründet bezeihnet. Schon das derzeitige Befinden Jhrer Majestät der Kaiserin, welhe sich zwar in der Besserung befindet, aber immer noch leidend ist, ebenso wie die Rücksicht auf die für die Heilung des Kaiserlihen Oheims noth- wendige Ruhe sprehen gegen eine derzeitige Reise nah Ber- lin. Die auswärts immer wiederkehrenden Gerüchte von einem Rüdktritte des Finanz-Ministers von Reutern sind heute nicht begründeter als zur Zeit des Krieges. Der e hat schon vor Fahr und Tag seinen Wun], sh in das Privatleben zurüczuziehen, ausge- sprochen, ist - aber in Rücksicht auf die schwierigen Ver- Me die jeder ernste Krieg mit sich bringt, im Amte ge-

ieben. Es würde erst moge, sein, daß nach Eintritt völlig ruhiger Verhältnisse der allseitig anerkannte Leiter unserer Finanzen sih zurückzieht. Jegt sind. derartige Gerüchte, sowie die über eventuelle Nachfolger mehr als verfrüht.

Statistische Nachrichten.

Aus: einer i lang von H, Brämer, welche die Zeit- rist des“ Königlid préußischen statistishen. Bureaus im zweiten este des laufenden Jahrganges veröffentlichen wird, theilt die „Stat.

C'orresp.“ diè fölgenden Ingaben über die jüngste Entwickelung der

Lébensversicherung in Preußen und deren Stand während

der Jahre 1875 und 1876 mit.

Es ‘umfaßten' dana in Preußen am Jahres\{lufse : Policen versicherte Summe 1875 1876 1875 1876

die M. t. Ma erung :

auf den Todesfall 438 912 451 558 975 523 861 1 038 555 310 auf: den: Lebensfall 56339 54573 42508870 44 203 756

75400 75012 i j 5m Ganzen waren hiernach in Preußen, wenn auf eine Police durchschnittlich eine Person S wird, 1875: 570 651, 1876; 981.143 Personen, d. i. im Mittel 2,2% der Bevölkérung an der Lebensy Ge Me OLAI Davon hatte die weitaus größte Zahl, 1876:77,70%/0, den Vérträg auf bèn Todesfall gef{lofen und nur 9/39 9/9 die: einmalige” Zählung eines Kapitals bei Lebzeiten vnd

12,91 °/0 eine jährliwhe Rente fch ausbedungen.

Gs fielen Ende 1876 auf 1000 B auf L Folie

: ver}ihertes Kapital. Policen. K K in Sensen a e LUDO 42 061 2139 k B E 4,34 33 076 7 615 in den Vereinigten Staaten 18,07 176 270 9755 - In der Kapitalsversicherung auf den Todesfall fielen

überhaupt von 100

versicherten

versicherte auf die Ende Personen Summen err Sum- onen

tete georastitei: {1902 (S088 223160 0 I 5 S L B 4 deutshen Aktien - Gesell- i 1867 139681 339 890 085 haften . . . . 11876 237974 631446 870 erade Geebtdaf, {10 18 M O l R E , 1867 188 009 520 897 929 zujammen . {1876 364025 1 022 215 511

Land- und Forstwirthschaft.

_ Veber die Hagelschläge und Hagelbeshädigungen im Königreihch Württemberg während der 50 Jahre von 1828—1877 entnehmen wir „den württembergischen Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde“ folgende Daten: In den letten 50 Jahren find von den 3714 470 Morgen (= 1 170 675 ha) angaigen Landes an Aeckern, Gärten, Weinbergen und Wiesen, welhe das Königreih Württemberg umfaßt. im Ganzen 1 697 157 Morgen d. b. nahezu 469/69 oder jährli im Durchschnitt 33 943 Morgen (= 10 698 ba) verhagelt worden mit einem Gesammtschaden von, mäßig gerechnet 67 896 000 Fl. = rund 1164 Millionen Mart. In den leßten 50 Jahren wurden 672 Hagellage mit 1801 Hagelfällen ge- zählt, in einem Jahre also dur{chscnittlich 13,42 Hageltage mit je 2,69 Hagelfällen. Die Hagelperiode fällt in die Monate Februar bis September, und zwar auf den Februar 0,3% (nämlich 2 am 9. und 15. Februar 1848), April 0,4, Mai 12,8, Juni 30,3, Juli 34,9, August 18,2, September 3,1% sämmtliher Hageltage. Das späteste Hagelwetter is für den 25. September 1841 ver- zeichnet. Historisch überliefert sind aber noch spätere Hagel- fälle aus dem Jahr / 1370, wo nach einem kalten, die Reben vernihtenden Herbst der Winter mit Donner, Blitz und Hagel begann, und vom 16. November 1420, wo ein Gewitter das Land vom Rhein bis an den Lech und Bodensee verheerte. Die Häufigkeit des Hagels wechselt von Jahr zu Jahr sehr. 1842 und 1867 zählte man 6, 1852 dagegen 26 Hageltage. Die Jahre größerer Häufigkeit finden fich in der ersten Hälfte der 50jährigen Periode mit dur{schnittlich 14,84 Hageltagen per Jahr, gegen 12,04 jähr- lichen Hageltagen in der zweiten Halbpertode, Vaud hinsichtlich der geographischen Verbreitung ist die erste Hälfte mehr belastet, als die zweite; es kam damals häufiger vor, daß eine große An- zahl. von Bezirken und Markungen betroffen wurde. Aber in den einzelnen Jahren gehen Häufigkeit und ausgedehnte Verbreitung nicht zusammen, nur das Jahr 1873 macht einè Aus- nahme, es eht in allen Beziehungen voran. - Aehnliches ergiebt si, wenn man die Intensivität des Hagelshlages ins Auge faßt, d. h. die Größe des zerstörten Feldes und den Werth des angericteten Schadens. Der Werth des Ertrages von 1 Morgen ist hier zu 40 FI. (68 57 H) angenommen und die vom Hagel getroffene lede auf die Größe einer vollständig im Ertrag vernichteten

läche reduzirt also z. B. 50 Morgen, von denen 1/3 des Ertrags verloren ist, zu 10 Morgen berechnet. Von der ganzen an- ‘gebauten Fläche wurden . durhschnittlich im Jahre 0,91 °% verhagelt mit einem Schaden von je 1357 360 Fl. = 21 Millionen Mark. ‘Extreme find das Jahr 1833 mit 0,15 % verhagelter Fläche und 222 800 Fl. Schaden und das Jahr 1873 mit 2,75% und über 4 Mill, Gulden Schaden. Von dem Gesammtverluft, welchen Würt- temberg in diesen 59 Jahren durch Hagel erlitten hat, kommen 45,31 %/ auf die erste, 54,69 °%/% auf die zweite Hälfte der Periode. Daraus wird der Schluß gezogen, daß die einzelnen Gewitter ver- derblicher geworden sind.

Gewerbe und Handel.

Königsberg i. Pr., 24. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zufuhren betrugen 16 000 Ctr. Die Wäschen sind mittelmäßig. mitunter klamm. Für gute Wäschen und gute Tuch- und Kamm- wollen wurde ein Preisaufs{hlag von 1—2 Thlr. erzielt; Mittel- Stoffwollen und Mittelwäschen behaupteten die vorjährigen Preise abfallende Sorten blieben noch darunter. Der Markt, welcher fast beendet ist, war von zahlreichen Käufern besucht.

Güstrow, 24. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu- fuhren betrugen 13 006 Ctr., der Durchschnittspreis war 56 Thlr., 2—3 Thlr. höher al3 im vorigen Jahre. Einzelne Posten hocfeiner Wollen wurden mit 60 Thir. bezahlt. Das Geschäft war in den ersten Stunden des Marktes sehr lebhaft, später stiller. Es find ungefähr zw i Drittel der Zufuhren verkauft.

Der Generalversammlung der Schlesischen Aktien- gesellschaft für Eisengießerei, vorm. C. Schmidt & Conip., wurde Bericht über den Stand der Liquidation erstattet. Nach diesem Bericht ist das Fabriketablissement und Zubehör am 5. De- zember v. J. für das Meistgebot von 500 000 4 verkauft worden; das Meistgebot reichte nicht hin, die auf den vershiedenen Hypotheken- folien eingetragenen Schulden zu decken, so daß andere Gläubiger und die Aktionäre nichts erhalten.

Nah dem Geschäftsberiht der Donnersmarckhütte wurde pro 1877 ein Ueberschuß von 582 829 # erzielt, so daß der Vor- Dee beizusteuern hatte. Der cins{ließlich dieses Zuschusses sich ergebende Uebershuß von 1 200695 4.wird wie folgt vertheilt : der Reservefonds erhäl: 29141 #, zu Abschreibungen werden als rezu- lärer Betrag 29 141 Æ, als außerordentliche Abschreibungen auf ‘die Werke 502 412 #, zusammen 531533 #6 verwendet; von dem Rest erhalten die Aktionäre 3 %/, Dividende mit 540 000 X

Der Einlösu-“gscours für die Silbercoupons der öôfter- reichischen Eisenbahn-Gesellschaften an den deutschen Zahl- stellen ist bis auf Weiteres auf 175,50.4 per 100 Fl. österr. Silber festgeseßt worden. In voriger Woche betrug derselbe 177

Unter dem Titel „ODesterreihs Handelsinteressen im Orient" ist bei Karl Koneger in Wien eine Brochüre erschienen , deren Mit- theilungen wir nachstehende Daten über Oesterreihs Handel nah dem Orient entnehmen. Während der leßten 10 Jahre hat Oesterreihs Export in die Türkei und! über dieselbe zugenommen : bei raffinirtem Zucker um 65,6 %/, bei Papier und Papierwaaren 59%, chemischen Produkten 33,9%, Leder, Leder- und Gummi- waaren 14,5% und Baumwollwaaren 11,2 9%. Wollwaaren , sowie Glas und Glaswaaren sind fast ftationär geblieben. Abgenomtken hat die Ausfuhr von Seidenwaaren um 70,1%, edlen Metallen únd Münzen (Maria Theresia-Thaler) 49,5 %/4, Metallwaaren 47,5 °%, kurzen Waaren 37,9 9/6, Kleidungen und Pußwaaren 23 9/6, Leinen- waaren 10%, Zündwaaren 6,8 e Eisenwaaren 0,29%. Zugenom- men hat: auch die Ausfuhr von rkholz-um, 46,79/0; dagegen die Ausfuhr von. Kochsalz um 83,7 9% abgenommen. Der Transito hat in der genannten Richtung im gleichen Zeitraume erheblih äbgenom- men. Diejenigen Waarenklassen, in welhen Oesterrei die [üdöst- lihen Märkte behauptet, sind vorzugsweise Mehl und Mahlprodukte, worin es um 5,5 Mill. Gulden mehr exportirt, als die Ee beträgt; ferner Zucker, worin ein Mehr von 5,2 Mill. Gülden besteht, sodann Papier mit einem Mehr von 3,8 Mill. Gulden, weiter Glaswaaren, Metallwaaren, Lederwaaren, chemische Produkte, gebrannte Flüssigkeiten. Ein entschiedenes Ueber- gewicht der Durblubr findet dagegen ftatt bei ver wibtigen Klasse der. Web- und Wirkwdaren, wobei ein Defizit von 4,2 Mill: Gulden und bei Garnen, worin ein Defizit von 1,4 Mill. Gulden stattfindet. Der Hauptbedarf an Mehl in der Türkei wird gegenwärtig niht von Desterreich) bestritten, obwohl leßteres im Jahre 1876 für 6,7 Mill. Gui-

den Mehl und Mahlprodukte nah den südöstlichen Ländern abgab, son- dern es dominiren auf den türkfischen Märkten und namentlich in Konstantinopel die Mahlprodukte aus Rußland, von denen ein Quantum im Belaufe von etwa 8 Mill. Galden jähclich nach der Türkei geht.

Verkehrs-Anstalten.

New - York, 24. Juni. (W. T. B. Die Dampfer „Erin“ und „France“ von der National - Damvf\chiffs- Compagnie (C. Messing’sche Linie) sind hier eingetroffen.

Plymouth, 24. Juni. (W. T. B.) T Bo durgor B TAMPIET „Allèmannia“ und „Wieland“ sind hier ein- getroffen.

Verlin, 25. Juni 1878.

A Uf Lf,

Am diesmaligen Pfingstfest hat das Christenvolk Preußens und Deutschlands einen allgemeinen Bußtag begangen. Zwei- mal binnen drei Wochen hat Frevlerhand auf das Leben Sr. Majestät unseres Kaisers und Königs einen Mordversuch gewagt. Jn Schmach und Schmerz verhüllt das faum ge- einte Deutsche Reih sein Haupt. Während die Wage wischen Furht und Hoffnung s{chwankt und aller Orten die

ürbitte von dem König aller Könige die Erhaltung“ des geliebten Monarchen erfleht, drängt es Tausende zur Errich- tung_einer sogenannten Votiv-, d. i. Dankes- und Gelöbniß- kirhe in Berlin. Hier in der Hauptstadt des Reichs, hier am Orte der doppelten Meuchelchat und der doppelten Be- wahrung durch Gottes Barmherzigkeit soll diese Gelöbnißkirche stehen, eine Stätte des Dankes und Gebetes, ein Mahnruf aus Stein an vorüberwandelnde Geschlechter.

Ohne daß wir andere und größere Unternehmungen, die vielleicht in diesen Tagen des Volkes patriotische Bewegung aussprechen werden, irgendwie beeinträchtigen wollen, ist es unser Wunsch, mit jenem Bau das Gelübde erneuter treuer Hingabe auszusprechen an das christlihe Bekenntniß unserer Väter, an das Erbe unserer vaterländischen Geschichte, an das Haus Hohenzollern. Die Mit- und Nachwelt joll es wissen, wie in shreckensvollen Tagen, als wider göitlihe und mensch- lihe Ordnung ein Abgrund voll Umsturzgedanken sih auf- gethan, wir unsere Augen aufgehoben zu den Bergen, von denen uns Hülfe kommt.

Der mitunterzeihnete Banquier Loesche ist bereit, Gaben für diesen Zweck in Empfang zu nehmen. Fn den Provinzen müssen sich Sammelstätten hierfür bilden.

Laßt uns nicht säumen! Und Gott sehe das Unternehmen in Gnaden an!

Berlin, im Juni 1878.

v. Olle, General der Infanterie; Graf Arnim-Boitzen- burg, Ober-Präsident a. D.; D. Baur, Hof- und Domprediger ; D, Brückner, Probst und General-Superintendent; Dr. Bücsel, He und General-Superintendent; v. Bülow, Kammergerichts-

eferendar; Curtius, Professor; Eihmann, Ober-Präsident e D. V O N) F v D GoLb, Probit: und Ober-Konsistorialrath; C. Hoppe, Fabrikbesißer; Vr. Kie ß- [ing, Geh. Regierungs-Rath; D. Kögel, Ober-Konsistorial-Rath, Hof- und Domprediger; Louis Krüger, British-Hotelbesitzer ; v. Le Coq, Wirtl. Geh. Rath; Adolf Loesche, Banquier, Ora- vienburgerstr. 20; v. Rohr, Wirkl. Geh. Rath und Ober-Tribunals- Vizepräsident; Sa chße, Ober-Postdirektor; Shwarukopf, Geh. Kommerzien-Rath.

BekauntmacGung *Y

ür die Hinterbliebenen der mit S. M. Panzerfregatte „Großer Kurfürst“ Verunglückten sind bei dem unterzeihneten Vorstand der Marine-Stiftung ferner eingegangen: von Hrn. E. Sommer zu Rotenburg a. d. Fulda X 6, von rn. G. S. zu Berlin 46 30, von der Expedition der Weimarschen eitung K 520, von Hrn. Oberst T. K. K 100, von der Firma Anhalt u. Wagner #4 1000, von der Redaktion des Hannoverschen Anzeigers 4 170,20, von dem Leipziger SPOCUE 4. 2313, vom Magistrat zu Gütersloh, Ertrag einer Sammlung M 483,19, von der Expedition des Militsher Kreisblattes, Ertrag d. Samml. e. fröhl. Gesellshaft A 9, von Hrn. Rechtsanwalt Goldstaudt in Danzig, Ertr. e. Samml. i. d. Altschottländer Synagogengem. das. 46, 109,42, v. d. Hrn. Hoflieferanten A. Mühling hier, Ertr. e. Concerts Æ 404,60, v. Hrn. Pfarrer Grashof in Süchteln, Ertrag e. kirhl. Samml, #4 18,84, v. d. Kaiserl. chine\. Gesandten Hrn. Liu-Ta-jên #4. 200, v. Hrn. Pastor Wiesner in Kriegstädt bei Lauch- städt M. 10, v. Frau Vahland i. Plymouth, Ertr. e. Samml. é. 569,50, durch Hrn. Kapitän zur See Grafen v. Monts 4 159,40, v. Hrn. O. Staudinger in Leipzig, in Vertretung des Leipziger Hülfs - Comités, weiterer Ertrag der Samml. (6 3208,84, v. d. Mitgliedern d. Aufsichtsraths der Stettiner Maschb.-Akt.-Gesellsch. „Vulcan® zu Stettin #4 2000, v. d. Direk- tion derselben Gesellschaft 4 10 600, v. Hrn. Kaufm. Johs. Bock in Kiel 4 100, v. d. Kommando d. Ostfries. Inftr. Regts. Nr. 78, Ertr. e. Konzerts, 4 251,20, in Summa 4 22 263,19. Hierzu der Betrag der unterm 17. d.- M. veröffentlichten Gaben 46 29 004. Mithin bisher bei der Stiftung eingegangen M 51 267,19. Fernere Gaben werden dankbar entgegen genommen von dem Sorstgemen, Geheimen Admiralitäts-Rath a. D. Heymann, hier, Bre richstraße 7, und dem Schaßmeister, Kommerzien-Rath Jür{t, ier, Chausseestraße 28. Berlin, den 24. Juni 1878. Der Vorstand der Marine-Stiftung „Frauengabe Berlin-Elberfeld“

Seit Sonnabend sind im Uhrsaale der König- lihen Akademie der bildenden Künste die in Folge des Preisausschreibens der Exekutivkommission für die Er- rihtung eines Liebig-Denkmals in München (vom Ä E v. J.) eingesandten Modelle öffentlih ausge-

ellt.

Auf Grund des Erlasses der Königlichen Regierung zu Potsdam vom 23. Mai 1878 bringt der hiesige Ma istrat zur öffentlichen Kenntniß, daß das von der Stadtgemeinde Berlin zur Anlegung eines Vi ehhofes angekaufte Terrain in der Feldmark Lichtenberg, owie die südlich an dasselbe stehenden Grundstücke bis zur nee urter Allee, eins{ließlich der angrenzenden Theile der Frankfurter

[lee und der Verbindungsbahn mittelst Allerhöchfter Ordre vom 30. März 1878 unter Abtrennung von dem Gemeindebezirk Lichten- berg, Kreis Niederbarnim, mit dem Stadtbezirke Berlin unter der ngale vereinigt worden sind, daß die Grenze dieses Abschnittes im Norden und Osten von der gegenwärtigen äußeren Eigenthums- grenze der Verbindungsbahn und im Süden von der Südgrenze der E Promenade der Frankfurter Allee gebildet wird. Der obenbezeihnete neue Weichbildstheil ist mit ustimmung der Stadt- E A dem Frankfurter Alleebezirk 116 zugetheilt worden.

Cannstadt, 24. Juni. (W.T. B.) Heute find unter großer Betheiligung der Bevölkerung die Enthüllung des Grab- E RES Freiligraths ftatt; die W:ihrede hielt Professor

aiber.

Weltausstellung in Paris 1878. IV.

Ausstellung der bildenden Künste. Paris, 19. Juni.

Mäße man den Werth einer Sammlung von Kunstwerken nach der Ausdehnung des Raumes, welchen sie einnimmt, und nach der Größe der einzelnen Objekte, so müßte man von vornherein die französishe Abtheilung voranstellen, denn dieselbe nimmt fast das Doppelte des Raumes aller anderen ausstellenden Staaten zusam- mengenommen ein. Und doch is es gerade hier die kleinste, der Ausdehnung nach bescheidenste Sammlung, welhe ihrem Werthe nach als erfte genannt zu werden verdient: die Abtheilung Deuts{- lands. Es ift dies von so verschiedenen Seiten, selbft von der Kritik des Landes, in welchem das große Friedens8werk von 1878 geschaffen wurde, und von so maßgebenden Stimmen betont worden, daß es an dicser Stelle, ohne Gefahr, der Parteilichkeit beshuldigt zu werden, einfach wiederholt und bekräftigt werden kann.

Schon die in ihrer Art einzige, ges{mackvolle Vornehmheit der Ausstattung und die den künstlerischen Eindruck hebende, feine Nuan- cirung des Licht- und Schatteneffektes läßt den deutschen Saal im Gegensaß zu anderen um s\o gelungener hervortreten. Während man ferner in allen anderen Abtheilungen neben guten und mittelmäßigen Werken einer großen Zahl geringwerthiger begegnet, findet man hier

- eine Sammlung auserlesener, nur guter Gemälde, welche sich aus

ihrer Umgebung von immergrünen Blattpflanzen und duftigen Ge- wächsen höchst vortheilhaft abheben.

| Es existirt in dem ganzen Industriepalast kein Ort, welcher sich durch gelafsene Vornehmheit, künstlerishe Harmonie und Schönheit mit diesem, am äußersten Ende der ganzen Kunstabtheilung ge- legenen Elitesaal vergleichen ließe. Hier ist der einzige Raum in dem weiten Gebäude, welcher den von der langen Wanderung Er- müdeten aufathmen läßt und ibn zum reinen ungetrübten Kunst-

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ist bekannt, daß das Verdienst hierfür in erster Reihe Hrn. Direktor A. von Werner zuerkannt werden muß, der mit Unter- stüßung des genialen Münchener Bildhauers Gedon, dessen Thâätigreit {hon bei der 1876 stattgehabten Ausftellung zu München sich vorzüglich bewährt hat, es ermöglicht hat, innerhalb 9 Tagen ein Arrangement zu treffen, welhes der zwar nur geringen Anzahl von Meisterwerken das glänzendste Relief giebt.

Von dem an der Hinterfront, nah der Ecole militaire zu ge- legenen Vestibul des Industciepalastes führt ein prächtiges Portal von s{chwarzem] Holze mit Vorhängen von gobelinartigem Stoff, über welchem das deutsche Reihswappen prangt, in den deutschen Kunsftsaal. Die Architekturtheile des Portals sind mit reichge- schnitten Kapitälen und mit fein gravirten, imitirten ?Elf-nbein- platten, im Stil italienischer Hochrenaissance, verziert, während zwei korinthische Säulen von derselven Holzfarbe das Portal flankiren a as in der Mitte unterbrochener, flachbogiger Giebel dasselbe erhöht.

In dem Saal selbst seßt sich das {chwarze, stark polirte Holz- werk als wohlgefälliger Sockel und Fries fort und hebt sih egen die dazwischen gespannte, rothbläuliche, starke Stofftapete mit reitem, vertikalem Sammetstreifen von etwas dunklerer Farbe sehr vortheilhaft ab. Das Oberlicht if vermittelst eines Leinen- daches sanft abgetönt, so daß die Wirkung der Beleuchtung eine tadellose geworden ist und Licht und Schatten die feinsten Nuancen zulassen. Ueber dem Fries bis zur Höhe der .Plafonds_ sind die Wände dur eine Tapete in unbestimmter goldgrünlicher Farbe sehr geschmackvoll bedeckt. Jn dem weiten Raume des Saales selbst bilden Pflanzengruppen und flache in den Wänden angebrachte Nischen von s{chwarzem Holz, bestimmt zur Aufnahme von Werken der Skulptur, sowie die mit orien:alischen Tepvichen bedeckte Divans und mit goldgrünem Sammet übezogene Sessel ein trauliches, zur Ruhe und zum Wohlbehagen einladendes Bild. In der Mitte des Saales steht ein rothbehangener großer Tisch, worauf die be- deutendsten illustrirten Prachtwerke unseres Buchhandels ausgelegt s und um welche sih ohne Unterbrehung Schaaren von eifrigen

eschauern in sihtlihem Interesse b:wegen.

Die gesammelte Stimmung, in welche der Besucher hon durch die äußere Harmonie der Ausstattung verseßt wird, ist die geeignetste, um die künstlerischen Schöpfungen selbst so aufzufassen und in ih aufzunehmen, wie dieselben aufgefaßt zu werden verdtenen. Es wäre eine Entweihung, beträte man mit denselben Gefühlen, die fi beim Durchwandern der französischen Säle aufdrängen den deutschen Saal: das reale und materielle Element muß hier abgestreift werden, der vorerst mächtig angeregte Sinnenreiz muß einer stillen, künstlerischen Weihe Plaß machen. Die ersten Kunstkapazitäten des Baterlandes haben si hier die Hand gereiht, um ein vollendetes Gesammtbild deutsch-nationaler Kunst zu bieten, auf welchem nur von dem Guten das Beste Gn LbAen finden durfte. e

Welche 1tattliche Reihe auserlesener Namen einigte sih hier vom Süden und Norden, vom Westen und N Deutschlands ! Knaus, Leibel, Menzel, Gussow, Achenbab, Bokelmann, Brandt, Deffregger, Genß, Harrach, Kaulbach, Lessing, Max, Meyerheim, Piloty, Richter, Spangenberg, Steffeck, Werner und die stattlihe Zahl anderer bedeutender Maler haben sich hier ein Rendezvous gegeben und Erfolge errungen, welche kein anderes Land aufzuweisen hat. Dazwischen reihen sich die wenigen, doch niht minder werthvollen Skulpturwerke von C. und R. Begas, Cauer, Echtermeyer, Ene, Harter, A. Hildebrand, Kopf, Schaper, Schlüter, Sußmann-Hell- born, Lobereny und Wagmüller als kostbare Ergänzung des ge- sammten Gebietes der {öônen Künste ein. :

Seit Eröffnung dieser Ausstellung {heut man sich in es reich nicht mehr, seinen Salon mit deutschen Kunstwerken zu \{mücken: dafür sprechen die abnormen Preise, welche für ein- zelne der ausgestellten Gemälde geboten werden. In Sonderheit scheinen die erke des Müncheners Leibl sich außerordentli- cher Anerkennung zu erfreuen und is dem Künstler für das eine seiner Gemälde, „eine Bauerngesellschaft bei der Zeitungslekture“, der respektable Preis von 12000 Fr. geboten worden. Ein noch höheres Angebot erzielte L. Bokelmann in Düssel- dorf mit seiner „Volksbank, kurz vor Ausbruch des Falliments“, ein in der That in überzeugender Natürlichkeit redendes und von hoher Vollendung der Technik zeugendes Gemälde. Aehnliches Interesse er- regt das im Besiße der Stadt Königsberg befindliche treffliche Bild Joseph Brandts aus München „Ukrainishe Kosaken aus dem 17. Jahrhundert, ins Feld ziehend, begrüßen die Steppe mit ihrem Kriegsgesang", um welches sich auch {on Käufer, gber ver- n aus finni Bild „Kinderfest*, Friß Werners „Grenadi

naus’ finniges Bild „Kinderfest“, Friß Werner renadiere, welche am Garten von Sanssouci e edi bcriain 1 deln“, Ernft Hildebrands (Karlöruhe) „Bange Stunde“, ul Meyerheims „Schaafshur“, ferner die vortrefflichen orträts Gustav Richters, Oscar Begas’, Hugo Crola’s, @Gébhardts, Graefs, Gussows, F. Kaulbahs, Lenbachs, J. gs und Julius Schraders sind ebenso wie | die ausge neten Landschaften Achenbachs, Bechtoltheims, Eugen Dückers, Eberts, Theodor Hagens, C. F. Lesfings, L. Munthé's, Neuberts, Prellers, Eduard Sbleichs und Wengleins neben den vielen anderen vorzüglichen Leistungen auf dem Gebiete des Genres, des Stilllebens und der Parodie die Punkte, um welchen sih die Gruppen unausgeseßt am dichtesten haaren. i

Was die französische Abtheilung betrifft, so kann zwar durchaus nicht gesagt werden, daß die franzöfishe Kunst niht mehr auf der-

E hohen Stufe stehe, welche sie so lange eingenommen hat, in- essen trägt doch zum großen Theil die weniger ges{hmack-

volle Art und Weise der Ausstattung und des Arrangements, sowie der Umftand zu einem besheideneren Erfolge bei, daß man hier die wahrhaft guten Werke aus einer Menge von Mittelmä herausfuchen „muß, was für den Laien und dies sind do die Besucher in überwiegender Zahl nit nur s{wierig, sondern au ermüdend ift. Jun zweiter Reibe ist auch das Publikum, welches geneigt ist, seine Schaulust an der Fülle ar1 dekolletirter Gemälde und an Blut und Schreckensfzenen zu befriedigen, nicht zahlrei genug, um den Aus\{lag für diese Ges{macksriwiung zu geben.

_Leider aber \{eint man unter Frankreichs Künstlern anders darüber zu denken, denn, \sich anlehnend an den materiellen ug, der das Leben der Völker in der zweiten Hälfie des 19. Jahrhunderts kennzeichnet, verfolgen sie dieselbe Richtung auf dem idealen Gebiete der Kunst. Den Sinn für das Gemüthvolle, Seelische im Leben, den Hang zur poetischen Verklärung des Realen \{einen sie ganz ver- loren gegangen zu glauben und nur das die Sinne anregende, die Nerven anspannende und di? krafsen Extreme des mcnschlihen Cha- rakters darstellende Element würdig zu halten, als Modell und Vor- bild für ihre Kunstwerke zu dienen. :

, Daß dazu eine geringere Vollendung der Lechnik gehöre oder ein Mazgel an Phantasie si darin aus prä, wird Keinem ein- fallen zu behaupten, nur zeigt sih darin eine Krankhaftigkeit der in- neren Empfindung, eine Ausartung im künstlerischen Gefühlsleben.

Ueppige und indezente Schaustellung von menschlihen Körper- formen haben den Stoff zu nicht weniger als 43 Bildern der fran- zösishen Abtheilung hergegeben : und freilich muß man gestehen, daß hier das Vollendetste in der Malerei lebendigen #leishes geleistet wird. In ähnlicher Zahl sind grauenerregende Sujets, wie Hinrich- tungen, Torturen und dergleichen vertreten.

_ Große Einbuße hat übrigens Frankreichs Kunstabtheilung ebenso wie die deutsche dadur erlitten, daß man aus gegenseitigem Zartgefühl die Ausftellung von Bildern mit kr:egerishen Motiven unterließ. Welch herrlibe und kostbare Perlen der modernen Malkunst dadur verhindert wurden, an der Preiskonkurrenz Theil zu nehmen, zei die Tante der Pariser Schlachten- und Militärmaler der Chaptal- und LTaitboutstraße, welche in jeder Beziehung eines Besuches werth ift.

Berichte aus Stettin sind einstimmig in dem Lobe über die ausgezeihneten Leistungen des daselbs gastirenden Wallner- Theater-Ensembles. Die Repertoirestücke „Gr=ßstädtis{*, „Ultimo“, Adelaide“, „Hector“ errangen bedeutende Erfolge, und der Besuch ist troß der ungünstigen Zeitverhältnifse ein \tets sehr zahlreicher. Die Konzerte in dem schattigen und eleganten Garten des hiesigen Wallner Theaters erfreuen sich eines zahlreichen Zuspruchs. Dieselben werden bis zum Beginne der Theatersaison abwechselnd von der Theater- und einer Militärkapelle fortgeseßt werden.

_ Der Zoologische Garten hat selten ein f2 zahlreiches und distinguirtes Publikum versammelt gesehen, als am Sonnabend. Das zu Ehren der Mitglieder des Kongresses am Abend daselbst veran- staltete Monstre-Concert hatte bereits vor Anfang desselben den Garten der Art mit Besuchern gefüllt, daß es {wer war, aub nur einen Stuhl zu erhalter. In den späte- ren Stunden aber wurde dies geradezu zur Unmög- lihkeit. Tausende drängten sih in “en Promenadenwegea, und namentlih in der Nähe der für die hohen Gäste reservirten Sitze wurde der Verkehr durch den Andrang häufig gänzlih gehemmt. Den zu Ehren der Kongreßmitglieder von der Vêéonstre-Militär-Kapelle gespielten vershtedenen Nationalhymnen folte jedesmal lauter Beifall ; derselbe steigerte sih aber zum größten Enthusiasmus, al: die Jubel- Ouvertüre von Weber mit der preußishen Nationalhymne zur Aus- führung kam. Das Publikum \timmte begeistert mit ein und ver- langte unter immer wiederholten, vom Tush des Orchesters beglei] teten Hochrufen auf Se. Majestät den Kaiser und König die Hymne da ¿âápo, was auch dreimal gewährt wurde. Bei eintretender Dunkelheit wurden die der Promenade gegenüber liegenden Volièren mit farbigen Lampen und bengalischen Flammen erleuchtet. Damit erreihte das großartige Fest sein Ende, aber erst in später Abend- stunde fing der {öne Park allmählih an si zu leeren.

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Das Märtyrerthum unseres Kaisers, oder: die Er- ziehung der Jugend. Eine Predigt beim Dank- und Bitt-Gottes- dienst wegen des Attentats auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm X. am 2. Juni 1878, gehalten am 7. Juni in der Synagoge zu Caffel L R Landrabbiner. Cassel, Verlag von Gebr. Gott«

elft. ;

Die industrielle Enquete und die Wiedereinführung der Eisenzölle. Von Dr. Adf. Arndt, Kreisri@ter 2c. Essen, Ver- lag von G. D. Bâädeker. 1878.

Militärische Zeit- und Streitfragen für Offiziere aller: Waffen. Heft 29. Ewiger Frieden und äcrröstung. Vortrag, gehalten in der militärischen Gesellshaft zu Berlin am 25. vas 1878 von von Reichenau, Hauptmann 2c. 2. Auflage. Berlin und Leipzig 1878. Luckbardtsche Verlagshandlung.

Monats\chrift für deutsche Beamte. Organ des preuß. Beamtenvereins. Preis pro Semester 3 # (Grüaberg i./S{hl. bei Fr. Weiß's Nachf.) 6. Heft. Inhalt: T. Angelegenheiten des Vereins. Bekanntmachung der Direktion des preußischen Beamten=- vereins. Lebensversicherung der Post- und Telegraphenbeamten. All« gemeine Grundzüge über Errichtung von Lokalaus\hüssen. Lokal- aus\{chüsse. 11. Rechtsverhältnisse der Beamten. A. Gesetzgebung und Verordnung. B. Abhandlungen über Fragen des. Beamten- rechtes. In welchem Sinne ist rechtmäßige Ausübung des Amts zuz Strafbarkeit des gegen den Beamten verübten Widerstandes erfor- derlih? (Fortseßung.) Die Gemeindebesteuerung der Beamten. (Schluß.) Ueber Regulirung der Beamtengehälter. IIl, Ver=« mishtes. Aus dem Landtage. (Schluß.) Die Lage der Beamten im Königreih Preußen. Aus dem neuesten Jahresberichte des öfter- reih-ungarishen Beamteuvereins. IV. Sprebsaal. Abdruck der: Bilanz des preußisheu Beamtenvereins im Justiz-Ministerialblatt. V. Büchershau. Briefkasten. :

Zeitschrift für preußishe Geshichte und Landes«- kunde, unter Mitwirkung von Droysen, Duncker und L. von Ranke, herausgegeben von Constant. Rößler. 15. Fahrg. Mai-Juniheft. (Nr. 5 4. 6.) Berlin 1878. E. Sgfr. Mitiler ü. S. Inhalt: I. Neber das Fortschreiten und den Stillstand der kriegerishen Bes geen. Von C. von Clausewiß. Il. Luise Henriette von

ranien und der Prinz von Tarent. Von B. Erdmannsdörffer. II11. Zur Geschichte des angeblihen Attentats auf Friedrich den: Großen. Von C. Grünhagen. IV. Zur Prozeßgeschichte der A zogin Jacobe von Jülich, geb. Markgräfin von Baden. Von Rudf. Goecke. V. König Friedri T. und der Nieverrhein. Die Erwer- bung von Moers und Geldern. Von E. von Schaumburg. VI, Neuere Fors{hungen zur preanen Geschite. VIl. Aus den Veröffentlihungen der deutschen Geshichtsvereine. - /

Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 38. Bericht: des unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Grau Kronprinzessin Friedrich Wilhélm ftehenden Ver« eins für das Museum lef er Alterthümer. Breslau, Mai 1878. Snhalt: Die italienishen Architekten des 16. Jährhunderts in Brieg in Schl. Von Dr. E. Wernicke.— Jn der Gruft der Piasten. zum Briege. Von Dr. J. Krebs. Das Museum s{lesischer Alter= thümer. Von B. von Prittwiß.

Oberbayerishes Arch1v für vaterländishe Geschichte, her- ausgegeben von dem iftorilten Vereine von Oberbayern. 36. Bd. Mit Abbildungstafeln. nen, 1877.

36.—38. Jahresbericht des historischen Vereins von O ber=«- bayern. Für die Jahre 1873, 1874 und 1875. Erfstattet in der: Penarvertannta am 1. Mai 1876 dur dessen ersten Vorstand- x S rafen Hundt. Münchea 1876. In Kommission

ei G.

Franz.