m
g. jigung, kleine Zeihnungen und Handskizzen an-
| rann einfache n aufzumessen und zu kartiren, vellements auszuführen und aufzutragen,
h. Fertigkeit in dem Gebrauhe und der Handhabung elektrischer SELECAPRRPNTLAE, insbesondere Fäpigkeil, dienst- [iche Sp und elektrishe Hülfssignale selbst ohne Fehler zu geben.
_6) Kenntniß der JFnstruktion für Zugführer und der Vor- schriften über Führung der Fahrrapporte und Meilenbücher. XT. Stationsaufseher (Bahnbofza. fielen) und Stations- assistenten (B hofs-In ILoEEO sistenten):
1) mindestens einjährige Beschäftigung im Stationsdienst. Behufs Zulassung ju dieser ist erforderlich :
a. körperlihe Rüstigkeit, namentlich normales Hör- und Sehvermögen,
b, allgemeine Vorkenntnisse, als :
1) Fähigkeit, deutlih fowie orthographisch und gram- matikalish rihtig zu s{hreiben,
2) Rechnen in den 4 Spezies, sowie mit gewöhnlichen und Dezimalbrüchen,
3) Kenntniß der Geographie, insbesondere Deutschlands und der benachbarten Länder.
2) Fertigkeit im Telegraphiren und Kenntniß der Vor- schriften bei Annahme von Privatdepeschen, sowie der Jn- struktion über. die Behandlung der Apparate und Leitungen
3) Fähigkeit, ein Thema aus dem Stationsdienst rif - lih in angemessener Form darzustellen,
4) Kenntniß der Organisation der eigenen Bahnverwal- tung und der allgemeinen Vorschriften für deren Beamte,
5) Kenntniß des Betriebs-Reglements, der allgemeinen Tarifbestimmungen und des Billet-, Gepäck- und Güter-
editionsdienstes, des Bahnpolizei-Reglements und der Signalordnung, sowie der in Beziehung auf den Stations-, Fahr- und äußeren Betriebsdienst bei der betreffenden Bahn exlassenen Reglements FJnstruktionen und allgemeinen Vor- schriften, namentlich auch derjenigen für Kreuzungen und Ab- Mgen auf offener Bahn, Benußung, Rapportirung und ertheilung eigener und fremder Wagen, Vertrautheit mit den Fahrperso und Obliegenheiten des gesammten Stations-
und Fahrpersonals,
6) Kenntniß der Bestimmungen über die militärishe Be- nußung der Eisenbahnen,
7) Fertigkeit in Formirung von Zügen bei regelmäßigem und bei gestörtem Betriebe,
8) - allgemeine Kenntniß der Konstruktion und der im Interesse der Betriebssicherheit nothwendigen Erfordernisse für die. Unterhaltung des Oberbaues, der Betriebsmittel, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen und der für die Unterhaltung und Wiederherstellung des Oberbaues (bezw. zerstörter Ge- A) CrIONIEEINEN Geräthschaften, einfachen Anstrimbnte Und
rbeiten.
XIL. Stationsvorsteher (Stationsmeister, Bahnhofs- ( Inspektoren, Bahnhofsverwalter): Y noeiens zweijähriger Dienst als Stations-Assistenten
(Nr. 2) Kenntniß der für den Stations- und Expeditionsdienst in Betracht kommenden Vorschriften des Kassen- und Rech- nungswesens,
3) Kenntniß der Einrihtungen des Verbands- und Tarif-
ona Hor hoatroff, a 11nd Dor Lothviflygiluni MNUuUuDais n sowie des Ptlliltnifes er Eisenbahn zur Post- und Telegräphenverwaltung,
4) Kenntniß der Bestimmungen hinsichtlich der Eisen-
bahnen im Geseße über die Kriegsleistungen. ___ XU1L. Lokomotivführer;
körperliche Rüstigkeit, insbesondere auch normales Hör- und Sehvermögen,
2) Kenntniß der Gegenstände des Volksunterrichhts , ins- besondere Lesen und Schreiben, sowie Rechnen der 4 Spezies, auch mit gewöhnlichen und Dezimalbrüchen — und Fähigkeit, über einen Vorgang- aus dem Dienstkreise eines Lokomotiv- führers eine schriftlihe Anzeige in angemessener Form zu erstatten,
__3) allgemeine Kenntniß der Bearbeitung der verschiedenen beim Maschinenbau zu verwendenden Metalle und Hölzer,
4) allgemeine Kenntniß der einfachen physikalischen Ge- seße, namentlih über den Wasserdampf und dessen Wirkungen,
5) spezielle Kenntniß der Lokomotive und ihrer einzelnen Theile, fowie
6) der Behandlung der Lokomotive während der Fahrt und im kalten l
7) Kenntniß des Bahnpolizei- und des Betriebs-Regle- ments, der Vorschriften über den s t der Signal- ordnung und der zur Ausführung derselben auf der betreffen- den Bahn erlassenen Fnstruktion, der Dienstinstruktionen für Lokomotivführer und Héizer, für Stationsvorsteher, Zugführer, Weichensteller, Bahnwärter und Bremser, soweit diese Regle- ments 2c. den Dienstkreis des Lokomotivführers betreffen,
8) Kenntniß der zu befahrenden Strecken,
9) mindestens einjährige Beschäftigung in einer mechani- shen Werkstatt und mindestens einjährige Lehrzeit im Loko- motivdienst. Jn Bezug auf Techniker, welche sih dem höheren Maschinenfah widmen, bleibt die Festseßung dieser Zeitkräume der Landesregierung vorbéhalten.
Die sämmtlichen
unter I. bis XIII,
vorstehend aufgeführten Beamten sollen bei ihrem ersten Ein- tritt in den Eisenbahndiènst nicht über 40 Jahre alt sein. Ausnahmen sind nur bei besonderer körperlicher oder geistiger Rüstigkeit mit Genehmigung ‘der Landesregierung zulässig. Allgemeine Bemerkungen.
A. Jst bei einzelnen Bahnen die Benennung einer Be- amtenkategorie eine von der: unter I. bis XIIT. — als zur Det meistentheils, üblih — Potgasebenen abweichende, \o ist Für die Anwendung der Qualifikationsvorschriften nicht die Benennung, sondern die wirkliche - Dienstverrihtung mnaß- gebend. - Derartige Abweichungen in der Bezeihnung sind thunlichst zu vermeiden.
1; Beamte, welchen die Funktionen verschiedener Kategorien zuglei übertragen sind, haben, auch, wenn dieses Verhältniß dur die äusero Beteichnung nie ausgedrüdckt. ist, die Erfor- dernisse für sämmtliche ‘in ihrer Person vereinigten Dienste nachzuweisen. :
… H. Unter: Probezeit im Sinne der obigen Bestimmungen ist. die Zeit ; der praktischen Ausbildung und Vorbereitun untex Aufsicht und- Leitung eines. für -den betreffenden Dienst
Auf die n iere und Nannschaften der militärischen For- mationen für ifenbalingw e finden die Bestimmungen unter I. bis XIT. über die Dauérder Probezeiten keine Anwendung.
C. Den einzelnen Vertaltungen bleibt — unbeschadet der Vorschriflen über eine vxgängige Probezeit oder praktische Beschäftigung — hinfsichtlhh der Bahnpolizei-Beamten über- lassen, in welcher Form fe fich die Ueberzeugung von dem Vorhandensein der vorgehyriebenen Qualifikation verschaffen wollen ; es kann dies je nth Umständen entweder durh Zeug- nisse, oder dur {riftli und mündlihe Prüfungen, oder durch Beobachtung der phuktischen Leistungen Seitens eines vorgeseßten Beamten ges(æhen. Bezüglih der Lokomotiv-
* führer ist die Ablegung eijer Prüfung vor einem Maschinen- meister und einem tehnisdn Betriebsbeamten verbunden mit Probefahrten erforderlich. . j
D. Die vorstehenden Bestimmungen ‘treten am 1. ant
1878 in Kraft. Der Lanksregierung bleibt es vorbehalten, bei der Anstellung wie ki dem Aufrücken der Beamten mit Rücksicht auf besondere Arhältnisse von einzelnen Erforder- nissen für jeden einzelnen/Fall Dispensation zu ertheilen.
Berlin, den 12. Jun} 1878.
Dei Reichskanzler. von Bismark.
E
} Königrtiich Preußen.
Se. Majestät der Kînig haben Allergnädigst geruht: den Rektor an der löheren Bürgershule zu Hofgeismar Ae Wieadcker zum Seminar-Direktor zu ernennen ; owie dem praktischen -Arzl 2c. Dr. Ernst Hartmann zu Elbingerode im Kreise Zellerfeld den Charakter als Sanitäts- Rath zu verleihen.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht :
die Wahl des ObexKonsistorial-Raths und ersten Hof- und S@loßpredigers, Dr. theol. Uhlhorn zu Hannover, zum Abte des Klosters Loccum zu bestätigen und den Konsistorial- Rath und General-Superintendenten Küster zu Stade, den Koniistorial-Rath und Professor Dr. theol, Ritschl zu Göttingen, sowie den Superintendenten Guden zu Uslar zu außerordentlichen geistlihen Mitgliedern des Landes- tonsistoriums zu Hannover zu ernennen.
Berlin, den 26. Juni 1878.
Jhre Königlihe Hoheit die Landgräfin Friedri Wilhelm von Hessen ist am 26. d. M. von Sóloß Panker hier eingetroffen und hat Sih mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl von Preußen nah Schloß Glinike bei Potsdam begeben.
Berlin, den 27. Juni 1878. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen ist, von Pillniy kommend, heute früh hier ein- etroffen, im Königlichen Schlosse abgestiegen und gedenkt inte Abend dorthin zurüczukehren.
Der Königliche Hof legt heute für Fhre Majestät die Königin von Spanien die Trauer auf drei Wochen an. Die Damén rial ei in shwarzseidenen Kleidern, und
zwar die erste Woche in shwarzem Kopfpuß mit schwarzen Gan Her ui i t ble wette Mole; in
Mw wav [57 F weißem Kopfpuhß mit eißen Handschuhen und weißen Fächern, die dritte Woche in Blondén.
Wegen des Anzuges der Hcrren wird auf die diesfälligen Allerhölhsten Bestimmungen vom 8. Februar 1862 Bezug ge- nommen.
Berlin, den 27. Juni 1878.
Der Vize-Ober-Ceremonienmeister: Graf zu Eulenburg.
Abgereist: der Unter-Staatssekretär im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Dr. Sydow, nah der Provinz Hannover.
Nichtamtliches. Deutsches Neich.
_Lreußen. Berlin, 27. Juni. Gestern verabschiedete Sih Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden bei den Kaiserlihen Majestäten vor Seiner Abreise nah Karlsruhe, von wo Höchstderselbe hierher zurückkehren wird.
Jhre Majestät die Kaiserin-Königin empfing heute den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg von Sachsen und geleitete Höchstdenselben zu Sr. Majestät dem Kaiser und König.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Vormittag mit Jhrer Kaiserlihen und KöniglichenHohcit der Kronprin- zessin, Höchstwelche gegen 9 Uhr von Potsdam hier einge- troffen war, in das Palais zx Sr. Majestät dem Kaijer. Um 11 Uhr kehrte Jhre Kaiserliche Hoheit die Kronprinzessin nah Potsdam zurück.
Se. Kaiserlihe Hoheit der Kronprinz nahm demnächst den Vortrag des Civil-Kabinets entg gen, empfing um 2 Uhr den rèégierenden Grafen zu Stolberg-Roßla, begleitete Abends 8 Uhr Se. Königliche Be den Großherzog von Baden bei L'stdessen Abreise nah dem Anhalter Bahnhofe und begab ih demnächst nah“ Potsdam, von wo Höchstderselbe heute Mittag wieder hierher zurüdckegrte.
— - Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für oll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für echnungswésen traten heute zu einer Sißung zusammen.
_ — Der Handels-Minister hat im Hinblick auf die sozialdemokratishe Agitation den Regierungen u. st.w., in deren Bezirk sich Gewerbe-, Zeichen-, Baugewerk- und sonstige Fahschulen befinden, unterm 19. d. M. na@stehende Cirkularverfügung zugehen lassen:
; «Znmitten der traurigen Ergebnisse der jüngsten Wochen ist die Erfahrung besonders schmerzlich gewesen, daß untér den «zndividuen, welche wegen verwer}liher, an das Verbrechen vom 2. Juni ih knüpfender Aeußerungen zur Verant- wortung gezögen werden mußten, sich auch Schüler höherer
verantwortlichen Beamten zu verstehen.
oder mittlerer Lehranstalten befanden. ind älle
dieser Art auch nur vereinzelt in die Oeffentlich- keit getreten, so genügt doch die Thatsache, daß sie überhaupt vorgekommen, um die beauffichtigenden Be- hörden, wie die Direktoren und Lehrer zu ernstester Achtsam- keit aufzufordern. Denn die Thatsache zeigt, daß die guar losigkeit, von welcher weite Volksschihhten in Folge der sozial- demokratischen Agitation ergriffen worden sind, auch unsere Jugend nicht völlig unberührt pee hat.
Angesichts solcher Zeichen der Zeit werden die Direktoren und Lehrer sich mehr als je an die erziehende Aufgabe ihres Lehramts und an die alte Wahrheit erinnert fühlen, daß alles Wissen und Können, welches die öffentlihen Lehranstalten vermitteln sollen, unserer Jugend und dem Gemeinwesen nur dann förderlih ist, wenn“ es auf der Grundlage sittlich- religiöser Gesinnung, der Ehrfurht vor dem Heiligen und der treuen Liebe zu König und Vaterland beruht.
J darf das Vertrauen hegen, daß die Lehrer der unter meiner Aufsicht stehenden Gewerbe-, Zeichen-, Baugewerk- und anderen technishen Schulen in dieser Weise ihren Beruf auffassen und demgemäß durch Vorbild und Lehre zu wirken suchen. Sollten, was ich nit erwarte, einzelne Lehrer es an dieser Wirksam- feit fehlen lassen, weil sie selbst der Sozialdemokratie zuneigen, so ist es die Pflicht des Direktors resp. der Königlichen Re- gierung, von solchem bedauerlihen Fall mir ohne Verzug Anzeige zu machen. Gegen Schüler, bei welchen der Einfluß sozialistisher Lehren in Aeußerungen oder Handlungen hervor- treten sollte, ist mit den strengsten Mitteln der Schuldisziplin einzuschreiten, und wenn hierdurch, sowie dur die Mitwirkung der Familie, eine Besserung niht zu erwarten steht, -so sind sie unnachsichtlich von der Anstalt zu entfernen. Gleiche Rük- sichten sind bei der Aufnahme neuer Schüler zu beachten.
Die Königliche Regierung beauftrage ih, von dem vor-
‘stehenden Erlaß den Direktoren der bezeichneten Schulen Fhres
Bezirks Kenntniß zu geben und im Fall, daß Vorkommnisse der bezeihneten Art eingetreten sind, oder künftig eintreten sollten, mir umgehenden Bericht zu erstatten.
Bei den entsprehenden Maßnahmen sind auch diejenigen durch Privatpersonen ins Leben gerufenen technishen Schulen nicht außer Acht zu lassen, bezüglih deren die Staatsaufsicht visher in bestimmter Weise nicht geregelt ist. Die Königliche Regierung wird in der Lage sein, die dieserhalb geeigneten Schritte zu bemessen.“
— Nach Art. 94 des Geseßes vom 3. Mai 1852 können die Geshworenen, wenn bei ihnen Zweifel über das zu beobachtende Verfahren oder über den Sinn der an sie ge- stellten Fragen oder über die Fassung der Antwort entstehen, sih darüber vom Vorsißenden Aufklärung erbitten, welche ihnen in Gegenwart der übrigen Mitglieder des Gerichtshofes zl ertheilen ist. yn Bezug auf diese Bestimmung hat das
ber-Tribunal den Saß ausgesprochen, daß die Be- lehrungen, welche der Vorsißende den Geschworenen auf deren Antrag im Berathungszimmer zu ertheilen hat, als eine die Berathung derselben betreffende innere Angelegenheit, über- haupt nicht Gegenstand einer Nichtigkeitsbeschwerde sein könne, indem der Schuß des Geseßes gegen etwaige Machtüber- \chreitungen des Vorsißenden in solchen Fällen l@iglih auf A gebotenen Zuziehung der übrigen Gerichtsmitglieder be- ruhe.
— Die in- der heutigen Börs:n - Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise dex deutfè{son BottoThanften nom 15. Zuni {ließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestand 667 770 000 #6 _ oder 12 835 000 A mehr als in der Vorwoche; der Wechselbestand in Höhe von 556 597 000 weist eine Abnahme von 7484 000 H nach, und die Lombardforderungen zeigen mit 73 760 000 H eine solhe von 37 000 /(6 Es belief sich ferner der Notenumlauf auf 794 708 000 6, d. i. der Vorwoche gegenüber 21 622 000 M4. mehr, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 208 900 000 A6 einen Rückgang um 13 393 000 6 und die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten In 57 523 000 6 einen solhen um 795 000 M: erktennen assen.
— Als Aerzte haben si niedergelassen: Dr. J. Richter in Glaß, DDr. Langendorf, Unterberger, Shüße und Wodtke in Königsberg i. Pr., Dr. F. Brann in Woldenberg, Dr. Ebert in Altenkirchen, Dr. Wiskemann in Nentershausen, Dr. Schu- bert in Secbach.
— Brieffendungen 2c. für S. M. S. „Hertha“ sind
bis auf Weiteres nah Kiel zu dirigiren.
Hannover, 26. Juni. Der Provinzial-Landtag nahm in seiner gestrigen Sißzung den Antrag des ständischen Verwaltungsaus\usses auf Verlegung der Taubstummen- anstalt zu E in das Gebäude des dort aufgehobenen Hebammen-Lehrinstituts an, worauf sih eine längcre Debatte über den vom Landesdirektor von Bennigsen befürworteten Antrag des provinzialständishen Verwaltungsaus\chusses, das jeßige Ständehaus an den Architekten Wallbrecht gegen. Ersatz dur Erbauung eines neuen Ständehauses abzutreten, entspann. Es kam jedoch noch nicht zur Abstimmung, welche vielmehr, um jede Ueberstürzung zu vermeiden, auf Antrag des Hrn. von Lenthe 11. vershoben wurde. Am Schluß der Sißung wurde die in Anlaß der Attentate an Se. Majestät den Kaiser und König zu rihtende Adresse mit allen gegen die Stimmen dreier ritterschaftlicher Deputirten geneh- mig“. Dieselbe lautet : i
eAllerdur{lauchtigster Großmächtigster Kaiser und König !
/ Allergnädigster Kaiser, König und Herr!
Nur wenige Wochen find verflossen, seit zum zweiten Male eine frevelhafte, gegen die geheiligte Person Ew. Majestät verübte Misse- us a geigmmte deutsche Vaterland in die Gmcattblie Trauer verseßt. hat.
Den aus allen Gauen des Reichs und der preußischen Monarchie kundgegebenen Bezeugungen des Abscheus und der Entrüstung, des tiefen Schmerzes, daß dur die leßte ruchlose That das theure Ven Ew. Majestät gefährdet worden war, den heißen Wünschen für Ew. Maijestät baldige Wiederherstellung {ließen fih die gegenwärtig zum Ländtage versammelten Provinzialstände der Provinz Hannover aus tiefbewegtem Herzen an.
Sie erkennen zugleich die großen. Gefahren, welche der gesamm- ten staatlichen und gesellshaftlihen Ordnung dur die in jenen Frevelthaten vollends aufgedeckte weitgreifende sittlihe und religiöse Verwilderung drohen, von der ein nicht geringer, verderblichen Rich- tungen hingegebener Theil der Bevölkerung erfaßt worden ist, — hegen aber dié zuversichtlihe Hoffnung, daß es der Weisheit Ew. Majestät, unterstüßt dur den einsichtigen Patriotismus aller Derer, welche hierin mitzuwirken berufen find, gelingen werde, das Vater- land vor weiterem Unheil zu bewahren.
u dem Allmächtigen Gott!e, welcher das äußerste Unglück von. Ew. Majestät abgewandt hat, rihten fic aber ihre heißen Wünsche
und Gebete, a Er Ew. Majestät eine baldige völlige Genesung verleihen und Seine \chirmende und \{chüßende Hand ferner und immerdar über Ew. Majestät halten möge. Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät allerunterthänigste, trcugehorsamste Provinzialstände der Provinz Hannover. Hannover, den 25. Funi 1878.“
Sachsen - Weimar - Eisenach. Eisenach, 23. Juni. Die deutsche evangelishe Kirchenkonferenz verhan- delte gestern in zwei E über die Anträge mehrerer Kirchenregierungen, betreffend die Einführung eines gemein- samen Buß- und Bettages.
Während der Referent einen Tag in der leßten Woche des Kirchenjahres vorschlug, wurde von dem Korreferenten ein Wodchentag in Mitten der Fastenzeit empfohlen. Die weit überwiegende Mehrheit erklärte sich für den Herbsttermin.
Die größere Schwierigkeit für die Verständigung lag aber darin, daß in Nord- und Mitteldeutshland der Buß- und Bettag ein in die Woche fallendes, von reger Theil- name des Volkes und dem Schuß des |Gesezes getragenes Fest ist, während in Süddeutschland ein Sonntag als Bußtag ausgezeihnet wird.
Schließlich vereinigte sich die Konferenz theils einstimmig, Ee mit wenigen dissentirenden Stimmen zu folgender Er- ärung :
1) Die Konferenz erkennt das Bedürfniß der Herstellung eines gemeinsamen Buß- und Bettages für die deutschen evangelischen Kirchen an. 2) Es bleibt der Erwägunz der einzelnen Kirchen- regierungen überlassen, ob und inwieweit neben dem nationalen deutschen Buß- und Bettag noch andere Territorial-Bußtage fort- zubestehen haben oder neueinzuführen sind. 3) Die Konferenz bringt für den nalionalen Buß- und Bettag das Ende des Kirchenjahres und zwar den leßten Freitag deffelben in Vorschlag. / 4) Es ist Auf- gabe der Kirchenregierungen, die erforderlichen Schritte zu thun, um die ausdrückliche Anerkennung der staatlichen Faktoren für den nationalen Buß- und Bettag und den geseßlichen Schuß desselben als eines hohen Festtages zu erwirken. 5) Ein nationaler Buß- und Bettag würde seine volle Bedeutung dadurch erhalten, daß er von dem- gesammten deutschen Volke ohne Unterschied der Konfession ge- meinschaftlich gefeiert würde. Die Konferenz beauftragt ihr Prä- fidium, im Benehmen mit dem Königlich preußischen Evangelischen Ober-Kirchenrath die Thunlihkeit und Ausführung dieses Gedankens einer näheren Prüfung zu unterziehen und baldmöglichst den in der Konferenz vertretenen Kirchenregierungen von dem Ergebhiß seiner desfallsigen Thätigkeit Mittheilung zu machen.
Außerdem wurden noch Mittheilungen gemacht über die in dankenswerther Weise fortschreitenden Arbeiten für die Revision der lutherishen Bibelüberseßbung und über das Allgemeine Kirchenblatt, welchem als der Uinfassenditen Samm- lung der neuesten evangelischen Kirchengeseße in Deutschland eine weitere Verbreitung zu wünschen wäre.
— 25. Juni. Aus der gestrigen Sizung heben wir den von mehreren Regierungen gestellten Antrag hervor, ein ge- meinsames Militär-Gesang- und Gebetbuch vorzubereiten. Ein- stimmig erklärte die Konferenz die Gewinnung eines solchen für wünschenswerth und beauftragte eine Kommission von 5 Mitgliedern, unter Zugrundelegung des preußischen Militär- Kirchenbuches und in Berücksihtigung der in andern deut- schen Staaten vorhandenen verwandten Sammlungen ein zur Einführung für den evangelischen Theil der gesammten Armee geeignetes Gesang- und Gebetbuch auszuarbeiten und binnen Jahresfrist dem Präsidium enun, damit dasselbe vor dem Zusammentritt der nächsten Konferenz den Entwurf den Kirchenregierungen Behufs der Jnstruktion ihrer Deputirten vorlege.
Auf der Tagesordnung stand noch die Verwerthung der Kirchgemeinde- und Synodal-Fnstitutionen zur Lösung der Aufgaben, welche der evangelischen Landeskirhe Deutschlands gean den sozialen Fragen der Gegenwart obliege. Dieser
egenstand gelangte nicht mehr zur Verhandlung. Zur Weiterführung der vorbereitenden Arbeiten über kirchliche Statistik wurde eine Kommission ernannt. i
Ferner wurde noch über den von der Königlich sächsischen Kirchenregierung eingebrahten Antrag wegen weiterer Be- rathung des von der Konferenz im Jahre 1875 unerledigt ge- a Kapfschen Antrages, das Trauungsrecht betreffend, auf Antrag des Referenten, Geheimen Justiz-Rathes Vollert, folgende Beschlüsse einstimmig angenommen:
Ls das Präsidium sind die einzelnen Kirchenregierungen u erluwen j um Mittheilung der seit der früheren Verhandlung über die Kapfschen Anträge (1875) bei ihnen über das kirhlihe Trauungsrecht ergangenen Gesetze und Verordnungen,
und um ihre Erklärung darüber, ob sie die Berathung der Kon- erei über diesen Gegenstand wünschen oder dagegen Widerspruch eryeven ;
2) ‘auf Grund des so gesammelten Materials is der nächsten Konferenz Vortrag zu erstatten und dabei vor allem die Ge zu beantworten, ob und inwieweit von der Konferenz nah Lage der Sache in die Berathung über den Gegenstand einzutreten sei.
Nachdem solchergestalt sämmtliche Vorlagen erledigt worden, wurde die Konferenz geschlossen. Die nächste Konferenz wird ordnungsgemäß im Jahre 1880 zusammentreten.
Sachsen - Coburg- Gotha. Gotha, 25. Juni. Der „Leipz. Ztg.“ wird geschrieben : Auf gestern hatte die sozial- demokratishe Partei hier eine Volksversammlung zur Besprehung der Reichstagswahl Ag Ir obe worauf der Reichs verein an alle reihstreuen Bürger die Mahnung er-
en ließ, zu dieser Versammlung sich einzufinden. Dieser ahnung wurde denn auch in so ausgiebiger Weise Folge
geleistet, daß si die. Führer der hiesigen ozialdemokraten veranlaßt sahen, die Einladung zu der s zurük- zuziehen, „weil es der Gegenpartei gelungen fei, sie unmögli ju machen“. Jeßt aber nahm der Reichsverein diese Ein- adung auf, die Versammlung fand ohne Sozialdemokraten statt und nahm den Antrag an: „Verwahrung dagegen ein- ti en, daß n De Gotha für die bevorstehende
ibtagsivadl ein Kandidat aufgestellt werde, der sih zur Partei der Sozialdemokraten bekenne.“ Die Versammlung erklärte sih dagegen damit einverstanden, daß in Gotha ein schon gebildetes liberales Comité in Verbindung mit Gleich- gesinnten im Lande einen geeigneten Kandidaten ermittele und für dessen Var taR jei. Mit einem „Hoh auf den Deutschen Kaiser Wilhelm“ und mit Absingung des Liedes e Dir im Siegerkranz“ ging die aus etwa 700 Personen be tehende Versammlung auseinander. Die Niederlage der Sozialdemokratie in unserem Lande ist durch den Vorfall vom gestrigen Tage konstatirt. |
Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Juni. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht folgende Meldung aus Kon- stantinopel von heute: Die Pforte hat beschlossen, den aus
dem Schwarzen Meere mit der Bestimmung nach San Stefano anlangenden Truppen oder Munitio:; führenden Schiffen den Eintritt in den Bosporus zu untersagen.
— 27. Juni. (W. T. B.) Na amtlicher Meldung ist Graf Carl Zalus fi zum österreihis - Ungar e- sandten am persishen Hofe ernannt. — Von der „Presse“ wird ausgeführt, daß durch die nunmehr vollzogene Umgestaltung der österreichischen Nationalbank im dualistishen Sinne weder ein wirthschaftlihes Jnteresse Oester- reihs zu Gunsten Ungarns verkürzt, noch au die ökonomische Grundlage der Monarchie in Frage gestellt werde. Die Bank sei ihrem Wcsen nah die alte, bewährte Nationalbank ge- blieben, obgleich sie nunmehr dualistish funktionire.
Spanien. Madrid, 2. Juni. (W. T. B.) Die Königin von Spanien is heute gestorben. Die Leiche der Königin wird morgen öffentlih ausgestellt werden. Am Freitag soll dieselbe nach der Königlichen Begräbnißstätte im Escurial Meran werden. Jn der Sißung der Kammern, welchen das Ableben der Königin mitgetheilt worden war, gab der Präsident dem allgemeinen Bedauern über den unerseß- lichen Verlust, den das Land erlitten habe, Ausdruck. Die Sizungen wurden darauf bis auf Weiteres aufgehoben. Jn der Stadt Madrid herrsht in Folge des Hinscheidens der Königin große Niedergeschlagenheit.
Gr P
Griechenland. Athen, 27. Juni. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten aus Kreta haben fich die Türken bei Kanea konzentrirt. Die Verbindungen sind unterbrochen. Die Zahl der von den Türken niedergemegzelten Kretenser ist noch nicht festgestellt. Augenblicklih befindet sich kein Schiff einer fremden Macht in den Gewässern von Kreta.
Schweden und Norwegen. (Cöln. Ztg.) Die Session des norwegischen Storthings ist am 22. Juni ge- {lossen worden. Für die Staatsausgaben sind 51 120 000 Kronen (eine Million weniger als die Regierung beantragt hatte) bewilligt worden.
Amerika. New-York, 24. Juni. (Reuters Bureau).
Hier eingegangene amtlihe Nachrichten dementiren den ge--
meldeten Aufstand der Jndianer in Wisconsin. Die Panik, welche durch das Gerücht erzeugt wurde, läßt nach. — Der Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Athen und die zweiten Sekretäre der Legationen in London, Paris und Berlin sind benachrichtigt worden, daß ihre Aemter abgeschafft worden sind.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In R. v. Deckers Verlag (Marquardt u. Shenck) hierselb er- hien: „Die Theilung der Grundstücke, insbesondere unter Zugrundelegung rehtwinkliger Coordinaten“, von F. G. Gauß, Königlich vreußifber General-Inspektor des Katasters. — Das räum- lich wenig umfangreihe Werk entspriht aufs Beste seinem Zweck, ein Hülfsbuch für Feldmesser zu sein. Der durch frühere Arbeiten in derselben prafktish-wissenshaftlihen Sphäre bereits bekannte Ver- fasser legt den Nachdruck auf die Erfahrung, daß „Rechnen besser sei als konstruiren“, d. h. sicherer und in den meisten Fällen shneller zum Ziele führe. Seine Methode, die in dem Buchtitel bereits Ausdru fand, die Zu- grundelegung rehtwinkliger Coordinaten führt bei der Mehrzahl der Theilungsaufgabèn zu verhältnißmäßig einfahen und übersichtlichen Formeln, die in ihrer Entwickelung auch füt weitere Kreise ein In- teresse darbieten dürften. Den Geometern aber, die sih-des Büch- leins bedienen, wird die syskématishe Ableitung aller Resultate von elementaren Formeln besonders gelegen kommen : einUmstand, der dasselbe auch den Kandidaten der Feldmeßkunst für ihr Studium empfehlens- werth macht. — Um den Feldmessern Rehnungen „an Ort und Stelle®* zu erleichtern, sind der Schrift die in den gewöhnlichen Fällen zur Anwendung gelangenden Rechentafeln (Logarithmen und Quadratzahlen) angehängt worden. :
— Im Verlage von Carl Flemming in Glogau ist vor Kurzem E. Haupts „Karte des Riesengebirges“ in dritter Auflage erschienen. Die Vorzüge dieser von den Kupferstechern Profeffor F, Brose und E. Biedermann geltovmas im Maßstabe von 1 : 150 000 gehaltenen Karte sind bekannt. Durch die Hinzufügung der böhmischen Seite des Gebirges ist dieselbe noch werthvoller ge- worden, und bis jeßt, unseres Wissens, die einzige Karte, welche in einheitlichen Maßstabe das ganze Riesengebirge mit den Vorbergen darstellt. J. Kußner hat zu der Karte einen Wegweiser geschrieben, welcher in gedrängter Kürze alles Wesentliche enthält, was für den Besucher des mit Natur- \{önheiten so reich G Et Riesen unter den Gebirgen des deutschen Vaterlandes wissenswerth ift. Mit großer Sachkenntniß wird der Tourist auf den besten Wegen dur die genußreichsten Partien geführt, zunächst in und durch das Hirschberger Thal, dann durH die einzelnen Theile des Gebirges selbst, durch das Riesen-
ebirge im engeren Sinne, durch das Iser-, das Raben-, das
ober-, Kabßbach-, das Holzwald- und Waldenburger-, das Eulen- gebirge und das Zobtengebirge. Das gut ausgestattete Büchelchen dürfte somit besonders im Hinblick auf die bevorstehende Reisesaison bestens zu empfehlen sein.
Gewerbe und Sandel.
Berlin, 19. Juni. (D. Hand. Bl.) Die Handels kam- mern der Provinz Brandenburg hielten heute hier eine Delegirtenversammlung ab, um die vom deutschen Handelstage er- betenen Vorschläge von Sachverständigen für die Reichsenquete über die Lage der Eisen-, Baumwollen- und Leinenindustrie festzu- stellen. Man einigte fih nach eingehender Erörterung der Sachlage dahin, für die Eisenindustrie 5, für die Baumwollenindustrie 5 (dar- unter 1 zugleich für die Leinenbranche) und für die Leinenindustrie 4 Teer jomae (davon 1 speziell für Jutefabrikation) in Vorschlag zu bringen.
Wismar, 26. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu- fuhren betrugen 2800 Ctr. Die Wäschen waren gut, besser als in den vergangenen Jahren, das Schurgewiht demzufolge geringer. Käufer fefauben sich ziemlich zahlreich am Plaße und wurde bis Mittag der größte Theil der Wollen verkauft. Preise 156—177 M, einzelne vorzügliche Stämme 183 4
London, 26. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Woll - E war Sydney Vließ-Kammwolle williger, Cap-Wolle
amm.
— Der Rechnungsabschluß der Wilhelmshütte, Aktien- O für Maschinenbau und Eisengießerei per 1877/78 weist einen Verlust auf, der nach Zuhülfenahme des Reserve- fonds mit 164433 K sich noch auf 139 980 4 beläuft. Die Aus-
aben betrugen insgesammt 307695 #Æ und werden gedeckt durch §132 4 Vortrag aus dem vorigen Geschäftsjahr, durch 150 4 ver- fallene Dividendenscheine, durch 164 433 46 Reservefonds und der Rest mit 139 980 6 wird als Verlust-Saldo in das neue Geschäftsjahr hinübergenommen. In der Bilanz per 31. März finden sich unter den Do ven, abgesehen von 282 673 #Æ Amortisations-Hypothek, für 435 280 Kreditoren, denen 298 652 4 Debitoren, 30 069 #. Kasse und Wechsel, 7323 4 Kautionen und Effekten und für 617 785 M Vorräthe gegenüberstehen.
— Na dem in der Generalversammlung des Essener Berg- werksvereins „König Wilhelm“ vorgetragenen Berichte der Direktion betrug die Förderung im Jahre 1877 2531 360 Cir. oder 757 570 Ctr. weniger als im Vorjahre. Die Selbstkosten bezifferten
sich auf Scaht „Neu-Köln“ auf 23,03 4 und auf Scha „Ghristian Levin“ auf 33,74 Æ per 100 Ctr., während sich die Ver- faufspreise im Durchschnitt auf 24,59 # stellten. Die Gesammt- einnahme betrug 587 589 M bei 635 772 M ges und {ließt die Rechnung mit einem Verluste von 48 183 4 ab.
London, 27. Juni. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 24 auf 3 °/ erhöht.
— Die Handelskammer des Kreises Bochum hat den nachfolgenden Aufruf an die Arbeitgeber ihres Bezirks veröffentlicht:
_ yDie unterzeichnete Handelskammer hat mit lebhafter Befrie- digung davon Akt genommen, daß die Verwaltungen der gr industriellen Werke des Gelsenkirhener Bezirks und ein andere Arbeitgeber der Kreise Bochum beschloffen haben, mit Nachdruck den Ausschreitungen der Sozialdemokratie ent- geoenenwirkhs und denjenigen Arbeitern, welche die Umfturzbestre- ungen durch das Abo-nement auf sozialdemokratische Blätter, dur den Besuch s\ozialistisher Vereine und Versammlungen und durch E noch fernerhin unterstüßen, die Dienstentlassung an- zudrohen.
Als die Vertreter der Gesammtinteressen des Handels und der Industrie in den Kreisen Bochum halten wir es für unsere Pflicht, diese Maßnahmen gegen die Sozialdemokratie ausdrücklich zu billigen und alle Arbeitgeber unseres Distrikts zur ungesäumten Nachfolge aufzufordern.
Wir sind weit entfernt davon, die berechtigten Fdeen, welche in den sozialistischen Bestrebungen zu finden sind, bekämpfen zu wollen. Zahlreiche Männer der Wissenschaft sind seit einer Reihe von Jah- ren in ernster Forshung damit beschäftigt, das Wahre vom Falschere in diesen Bestrebungen zu sondern. Die deutsche Wahrheitsliebe wird auch hier, wie bei jeder anderen wissenschaftlichen Prüfung ihre volle Pflicht thun. Aber die Weltanschauung. welche in den Preßorganen der sozialdemokratischen Partei und in ihren Versammlungen zu Tage tri hat mit solchen wissenshaftlihen Bemühungen nicht die mindeste Be- rührung. Die systematische brutale Aufheßung der Arbeitnehmer gegen die Arbeitgeber, die frivole Verhöhnung jeder Autorität, des Retes, des Geseze?, wie der heiligsten religiösen und sittlihen Gefühle, die stetige ofene oder versteckte Ermunterung endlich zum gewaltsamen Umsturz der bestehenden Gesellshaftsordnung sind zum einen Theil entschieden \traffälliger, zum anderen Theile fo durhaus unsittliher Natur, daß sie, nahdem ihre frevlen Folgen in zwei ruchlosen Attentaten gegen Se Majestät uusern geliebten Kaifer a Tage getreten sind, unter keinen Umständen länger geduldet were
en dürfen.
u ihrer Beseitigung reihen aber weder Verschärfungen des Strafgeseßes, noch strenge Verwaltungsmaßregeln aus. De Soziak- demokratie ist durch die bisherige Indolenz des deutshen Bürger-- thums zu solcher Macht und solchem Uebermuth herangewachsen, da nur eine energische, einheitlich und planmäßig organisfirte Selbsthülfe aller derer, welche Eigenthum, Familie, Religion, Sittlichkeit und alle Güter der Kultur hochhalten, in Vervollstäubigung der Maß- regeln der Staatsgewalt Rettung bringen kann.
Zugleich fordert freilih diese Lage der Dinge alle Arbeitgeber in eindringlichster Weise auf, fich ihrer Pflichten gegen diejenigen Arbeiter, die treu zu ihnen halten und redlich ihre Pflibt erfüllen, im ganzen Umfang derselben bewußt zu bleiben. Wir zweifeln aber nicht im Mindesten daran, daß jeder Arbeitgeber unseres Bezirks sich dieser Pflicht {on deshalb willig unterziehen wird, weil ein ein- müthiges Zusammenhalten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer- mit eine der wesentlichsten Vorbcdingungen eines frischen Wiederauf-- blühens unserer so {wer darniederliegenden Industrie ist.
Halten wir daher an der Parole fest: gute, in jeder Hinsicht menschenwürdige Behandlung der loyal gesinnten Arbeiter und redliche Lee für ihre Interessen, aber unerbittlihen Kampf gegen die
usschweifungen der Sozialdemokratie und ihre gewissenlosen Förderer.“
Verkehrs-Anstalten.
Southampton, 26. Juni. Das Postdampf\chifif «Donau“ vom Norddeutshen Lloyd in Bremen, welches am 15. Juni von New-York ábgegangen war, ift gestern woblbehal- ten hier ang ekommen und hat nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung die Reise na Bremen fortgeseßt. Die „Donau“ überbringt 336 Passagiere und volle Ladung.
New -York, 26. Juni. (W T. B) Der Dampfer „Gellert“ von der Hamburg-Amerikanishen Dampf- {chiffs-Compagnie ist hier eingetroffen.
Berlin, 27. Juni 1878.
Der erste Ge\chäftsbericht des PreußischenBeamten- Vereins, der die Zeit vom 1. Juli 1876 bis Ende 1877 betrifft, giebt über die Organisation, die Thätigkeit und die Finanzen diefes gemeinnüßigen Vereins ausführlihe Mittheilungen. Der Werein be- gann seine Geschäftsthätigkeit am 1. Juli 1876 mit einer Lebens8- und Kapital-Versicherungs-Abtheilung; bis Ende 1877 waren für die Lebensversicherung 1858 Anträge über 6597 000 6, bei der: Kapitalversicherung 641 Anträge über 1 454350 Æ eingegangen; vor: ersteren wurden 1391 Anträge über 4914600 Æ, von leßteren 546 Anträge über 1291300 #Æ angenommen. Die erste Geschäftsperiode {lo mit einem Bestande von 1380 Policen für 1356 Personen über 4 870 200 f in der Lebensver= ficherungs-Abtheilung und 574 Policen für 472 Personen über 1 261 800 M bei der Kapitalversiherung. Für 11 Sterbefälle wur- den 22400 Æ Versicherungssumme ausgezahlt (Untersterblihkeit 49 Policen mit 31383 ). — Der Rechnungsabschluß des Vereins weist eine Gesammteinnahme von 654 234 „X und Ausgaben in Höhe von 653 681 4M nach. Die Bilanz ergiebt Aktiva im Betrage von 435355 und Passiva von 390 832 M, so daß fi ahe züglih von 4% Zinsen der Einzahlungen zum Garantiefonds eir Gewinn von 37 860 A herausstellt, über welchen, soweit er nicht dur statutenmäßige Dispositionen in Anspruchß genommen wird, die Generalversammlung zu verfügen hat. — Die Direktion hat seit April 1877 ein Vereinsorgan, die „Monatss{rift für deutsche Beamte“ ins Leben gerufen. In einer größeren Anzahl von Städ- ten wurden als Vertretung des Vercins Lokalaus[@üfe gebildet.
Am 20. Januar 1877 halte sich in Beuthen in Oberschlesien ein „Verein zur Waisenpflege im Kreise Beuthen“ ge- bildet, dessen Vorstand kürzlich den ersten Jahresbericht erftattet hat. Der Verein bat bereits im April v. J. ein gepahtetes Gebäude für seine Zwecke eingerichtet. Im ersten Verwaltungsjahre sind an ein- maligen und wiederkehrerden Beiträgen 20 938 # eingegangen, und 41 verwaiste Kinder ohne Unterschied des Glaubens fanden G den Verein eine Heimstätte. Verausgabt wurden 12 479 A6, so j am 31, März d. J. ein Kassenbestand von 8459 4. verblieb. Der: Verein wendet sih jeßt an weitere Kreise, um für sein Waisenhaus, das er ailer Wilhelmsfstift“ nennen will, die nöthigen be- deutenden Geldmittel durch Liebesgaben zu beschaffen, und find u. A. die Kreis-Kommunal-Kasse und der Landrath von Wittken in Beuthen O. S. bereit, Geldbeiträge entgegenzunehmen.
Posen, 26. Juni. (W. T. B.) Wie die „Posener Zeitung“ meldet, ist die russishe Grenzstadt Wieruszaw faft gänzlich niedergebrannt.
In Krolls Theater übt das Gastspiel des ofopernngers Hrn. Josef Beck eine große Anziehungskraft. Derselbe kann j i nur noh einige Male auftreten, da andere Verpflichtungen von bier fortrufen. — In der nächsten Woche beginnt das Gastspiel des ats gp S mur age E “gas Da e E lu E emen olgt unmittelbar ein Gastsp e aiserlihen Hofopernsängers-
rn. Müller, ebenfalls aus Wien. Im August gastiren vie
ammetsängerin Frl. Gerl und der Königliche Hofopernfänger Hr...
B ulß aus Dresden.
S E I E D: R E cs