1843 / 65 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Freie Städte. Frankfurt a. M., 30. Aug.

fischer Geheimer Staats-Minister, nebst Familie hier angekommen. FEo Skre i ch.

Paris, 28. Aug. Der Prinz von Joinville und der Herzog vot Aumale sind am 26sten aus England zurückgekehrt und bei Tre= port gelandet.

as Journal des Débats sagt: „Einige englishe Jour= nale behaupten noch immer, daß die Königin Victoria die Absicht habe, dem Könige einen Besuch im Schlosse von Eu abzustatteu. Wir wissen niht, worauf sih dieses Gerücht stützt, sind aber geneigt, es für durhaus unbegründet zu halten. Vorausgeseßt, daß Jhre Großbritanishe Majestät wirklich eineu solchen Wunsch hegte, sollte die Jahreszeit niht {hon zu weit vorgerüct sein, um zur Zeit des bevorstehenden Aequinoctiums eine so lange Wasserfahrt, wie die von der englischen Küste bis nah Treport, zu unternehmen?“ (Vergl. unten Brief aus P aris.)

Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind unter dem lautesten Jubel des Volkes am 25}ten in St. Malo angekommen.

Der Graf von Syrakus hat während seiner Anwesenheit in der Hauptstadt viele Beweise der Ergebenheit von Seiten der Legitimisten erhalten. Es scheint, daß er von dem Könige von Neapel den Auf trag erhalten habe, noch einmal den Versuch zur Verbindung des Prinzen von Asturien mit der Königin Jsabella I. zu machen. Der Königliche Gesandte soll in diesem Sinne schon einige Noten an Herru Guizot gerichtet haben.

Die Presse sagt: „, Mehrere Journale legen dem Marschall Sebastiani eine Mission bei, mit der er nicht beauftragt i. Seine Reise nah London hat durchaus keinen politischen Zweck. Der Mar hall hat sich nur nach England begeben, nm den Rest der Saison bei dem Lord und der Lady Taucarville hinzubringen, mit denen er sehr befreundet is. Alle Gerüchte, die über diese Reise verbreitet wurden, sind ungegründet.“ (Vergl. dagegen unten Brief aus P aris.)

m Paris, 28. Aug. Die Presse von heute will behaupten,

daß Marschall Sebastiani nur in der Absicht nah London gegangen, |

um Lord und Lady Taucarville einen Besuch abzustatten, Wenn aber auh nicht von den Bestunterrichteten bestimmt versichert würde, daß die Sendung des Marschalls einen politishen Zweck habe, so vereinen sich {hon mehrere Umstände, es außer Zweifel zu seßen. Bevor Graf Sebastiani die Reise nach England unternahm, begab er sih nah dem Schloß Eu, wohin auch Herr Guizot beschieden war, um mit dem Marschall zu konferiren, Der Marschall blieb zwei Tage in Eu, währeud welcher Zeit er mehrere Audienzen beim Könige hatte. Als der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale neulich in Woolwich ans Land stiegen, empfing sie Graf Sebastiani an der Spihe des französischen Botschafters-Personals in London, ein \pre= ender Beweis, daß er gegenwärtig gleichsam die dortige Legation leitet, was um \o nothwendiger erscheint, als Graf Rohan - Chabot, der in Abwesenheit des Grafen Saint = Aulaire in seiner Eigenschaft als erster Botschafts - Secretair zugleih als Geschäftsträger zu fun= giren hätte, ein junger Mann von 25 Jahren if}. _ Die Londoner Blätter streiten sich darum, zu wissen, ob die Königin Victoria dem Könige der Franzosen einen Besuch in Eu ab= statten werde oder niht. Die Morning Post und die Times be= jahen es, der Sun verneint es. Jch habe vorgestern Jhnen ange= deutet, weshalb mir das Gerücht dieser Reise ungegründet erscheint. Eine flüchtige Bemerkung, welche ih darüber in der heutigen Num= mer des Journal des Débats finde, bestärkt mich noch mehr in meiner Ansicht. Es s kaum zu vermuthen, daß, wenn die Königin Victora m Eu würklich erwartet würde, das Journal des Débats davon keine Kenntniß haben sollte. Das Journal des Débats sagt also, daß, so wünschenswerth ein Besuch der Königin von Großbritanien unserem Hofe sein müßte, so wenig dürfe man ihn jeßt erwarten, weil die Jahreszeit zu vor= gerüdt sei, um die ziemlih weite Ueberfahrt von Woolwich nach Tre= port zu unternehmen, ohue der Gefahr einer unruhigen See sih aus= zusehen. Das erwähnte Blatt hätte noch hinzufügen können, daß nah der britishen Verfassung die Königin niht ohne Genehmigung des Parlaments eine Reise ins Ausland unternehmen darf. Da das Parlament geschlossen wurde, ohne eine solche Bewilligung zu ver= langen, so scheint mir immer unwahrscheinliher, daß die Königin Victoria beabsichtigt habe, einen Ausflug nah Eu zu unternehmen.

Der Prinz und die Prinzessin von Joinville nebst dem Herzog von Aumale sind gestern gegen 8 Uhr Morgens, aus Eu kommend, im Havre gelandet, um der Regatte, die gestern in jenem Hasen statt= fand, beizuwohnen. Beim Aussteigen ans Land wurden sie von den Civil- und Militair=Behörden empfangen und nah der Haupt-Kirche geleitet, wo sie das Hochamt anhörteun, nach welchem sie im Lustorte Frascati das Dejeuner einnahmen. Das Wetter war {chóön, so daß die Regatte herrlich auszufallen versprah. Abends sollte im Hotel de Ville ein glänzender Ball stattfinden, dem die Prinzessin Joinville beizuwohnen versprochen hatte. Herr Cunin -Gridaine, Minister des Handels und des Ackerbaues, der seit ein paar Tagen im Schloß Eu weilt, begab sich ebenfalls gestern nah dem Havre, um bei den Fest- lichkeiten des gestrigen Tages anwesend zu sein,

Die Times hatte in ihrer Nummer vom 25sten l. M. gemeldet, daß ein französishes Schiff von einem britischen Kriegs - Dampfboote an der Küste von Jrland weggenommen und nah dem Hafen von Sheerneß abgeführt worden sei. Als Grund davon wurde angegeben, daß der französishe Kauffahrer versucht habe, den Jrländern Waffen zuzuführen, Die londoner Börse gerieth aufangs darüber in Bewe- gung, aber man überzeugte si bald, daß die Sache von einigen

ren - Spekulanten eigens übertrieben worden war, um die Fonds Md In der That liest man in der Times vom 26sten vi t a Ganze sich auf die Durchsuchung eines in dem Hafen ewisse An ge numenen französischen Schiffes beschränkt, welches eine B Lins Vai von Waffen am Bord hatte, worüber der dortige ébue tedod Ti Ga seine Regierung referiren zu müssen glaubte, und noch weniger, A französischen Schiffe Gewalt anzuthun, Die Nachrichten aus iat e Rae laut Hos rend günstig. Die Mitglieder der tegen ten l M, lauten fortwäh- : ru L Á Programm veröffentlicht, worin Meg Mp nile Mahl Großjährigkeit der Königin und die Verf aelbhuung der Parteien, die Hauptpunkte ihrer politischen Richtun chung von ¡LIIT: qls, dia-dres 7 ves ; g aufstellen. Dieses ziemlich lange Dokument trägt die Unterschriften der Herren Olo ;

n Rioas ; boi 1 Vlozaga, Cortina, Herzog von Rivas 2c, 1c, Die Partei der Ayacuchos hielt ihrerseits am 2sten ei Versammlung, um ihr Wahl-Programm zu entwerfen qu lten e die Verfassung von 1837 als Grundlage an, und, von derselben e Rue verwirft es die unmittelbare Großjährigkeit der Königin pr (0d rität im Gegentheile bis zum 10. Oktober 1844 dauern soll 2 Sprache des Wahl - Programms der Ayacuchos is sehr heftig T darum bei den obwaltenden Umständen um so unschädlicher. Ümsonst trachteten sie, den Jufanten Don Francisco de Paula auf ihre Seite zu ziehen, um die gegenwärtige Regierung als unrehtmäßig zu he=

kämpfen, Der Jufant verhält sich indessen bis zur Stunde ganz ruhig.

(O. P. A. Z.) Gestern is Se. Excellenz Dr. von Eichhorn, Königl, preu-

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A Paris, 28. Aug. Die glänzende Aufnahme, welche der Herzog de la Vitoria in London gefunden, macht natürli hier in Paris einen sehr unangenehmen Eindruck, Die Haupt-Gegnerin des ehemaligen Regenten unter den hiesigen Zeitungen, die Presse, geht in ihrer Unzufriedenheit so weit, daß sie, nut Beiseitesebung aller Klugheit, den Engländern ein Verbrehen aus der Theilnahme macht, welche sie einem „Feinde Frankreihs““ bezeugen. Espartero ein Feind Frankreibs? Nach den eigenen Worten der Presse is es viel wahrscheinlicher, daß Frankreih der Feind Espartero's sei. Jn beiden Fällen ist es übrigens mehr als sonderbar, wenn man den Briten einen Vorwurf daraus macht, daß sie bei ihrem Verfahren gegen den flüchtigen Herzog de la Vitoria den Eingebungen ihrer eigenen Po-= litif folgen, statt in die Fußstapfen der französischen Politik zu treten. Wenn die britische Negierung und die britishe Aristokratie Espartero mit Auszeichnung behandelt, so geschieht es wahrhastig nicht, um Frankreich zu ärgern und zu beleidigen, sondern man hat dabei ohne Zweifel nur das öffentlihe Juteresse Englands und die richtigen oder falschen Resultate der Berechnungen der britischen Staats- funst im Auge. Kann main aber von der Regierung eincs großen Staates vernünftigerweise verlaugen, daß sie die Juteressen ihrer Po- litif aufopfere, um nicht diesem oder jenem Nachbar zu mißfallen ? Kann man dem Kabinette- von St. James ernstlich zumuthen, daß es sich zum Werkzeuge des Grolls des Kabinets der Tuilerieen gegen Espartero mache? Man erklärt ih, daß die französischen Prinze: durch die Umstände, welche die Ankunft Espartero's in England be= gleitet haben, zu dem Entschlusse einer eiligen Rückkehr nah Frauk= reich bestimmt worden sind; aber unbegreiflih is die Ansicht, die man hier in Umlauf zu seßen sucht, daß das Kabinet von St. James durch den Empfang des Herzogs de la Vitoria die Pflichten der Gastfreundschaft gegen die Söhne des Hauses Orleans verleßt habe,

Man hat das große Juteresse, welhes England dem gestürzten Regenten von Spanien beweist, mit dem Beistande verglichen, den Napoleon dem Günstlinge Karl's IV., dem Friedensfürsten, selbst dann noch leistete, als derselbe schon Gegenstand des Hasses und der Verwünschungen der ganzen spanischen Nation geworden war. Na- poleon, sagt man, wußte daß der ganze französische Einfluß in Spa- : nien nur noch auf die Person Godoy?s beruhe, und er unterstüßte denselben deshalb mit allen Kräften auf die Gefahr hin, die Feind= seligkeit der öffentlichen Meinung gegen Frankreich durch diese Unter= #stüßung der verhaßten Günstlings-Regierung 1n Spanien 1nmer höher zu steigern. Dasselbe Verhältniß waltet in diesem Augenblicke zwi= Achen England und dem Herzog de la Vitoria ob. Der britische Einfluß in Spanien scheint mit dem Sturze Espartero's gebrochen, und Idas Kabinet von St. James mag überzeugt [sein, daß derselbe nur durch Êbie Wiederherstellung Espartero’s und seines unmittelbaren Anhanges, L der Ayacuchos““, von neuem begründet werden kaun. Daher denn diese geräuschvollen Demonstrationen zu Ehren des gestürzten Regen- ten, auf die E hin, die siegreiche Partei in Spanien noch mehr Fgegen jh zu erbittern, S Ah lassen es dahingestellt sein, ob diejenigen, welche das Ver- fahren der Engländer gegen Espartero in diesem Sinne deuteu, “die wahren An-= und Absichten der britischen Politik errathen “haben oder niht. Für sehr zweifelhaft halten wir es indessen, “daß die englischen Aussichten auf die Wiederherstellung eines gewissen *Cinflusses in Spanien durch eine Gegenrevolution zu Gunsten der

ZAgacuchos bedingt seien. Wenn die jeßige Ordnung der Dinge in “Spanien mehr Dauer hat, als sie zu haben verspricht, so ist es mehr als wahrscheinli, daß die spanische Opposition in einem Jahre weit Peftiger und einstimmiger gegen die Franzosen und den französischen Einfluß eifern wird, als sie jemals gegen die Engländer geeifert hak, Denn abgesehen davon, daß Spanien von Frankreich für gewisse Fälle für seine Selbstiständigkeit und Unabhängigkeit weit ernstlichere Gefah- ren zu fürchten hat, als von England, drängen sich so bittere und so frische historishe Erinnerungen zwischen die Spanier und die Fran- zosen, daß eine aufrichtige und stihhaltige Versöhnung zwischen den beiden durch die Pyrenäen getrennten Nachbar - Völkern wohl fast eine moralische Unmöglichkeit sein dürfte. Die ersten Regun= gen der Reaction der öffentlihen Meinung gegen Frankreich ha- ben längst angefangen, sich zu zeigen, und sie werden mit jedem Tage stärker. Hat \sich aber die Meinung des Tages in Spanien ers wieder recht ernstlich mit Frankreih verfeindet, so is der englishen Politik damit von selbst wieder der Weg zu einem Einflusse gebahnt, der für beide Nationen vortheilhaft sein kanu, wenn die Engländer sich bescheiden, uicht mehr in Spanien gelten zu wollen, als sich mit der Ehre und mit dem Juteresse einer stolzen und auf ihre Selbstständigkeit im höchsten Grade eifersüchtigen Nation verträgt.

Grossbritanien und Irland.

London, 26. Aug. Die Politik Englands in Spanien is | der Gegenstand vielfacher Angriffe gewesen. Man hat sich bemüht, dieselbe sowohl vom spanischen Standpunkte aus als diesem Lande verderbliher zu \{ildern wie selbst eine Napoleonuische Eroberung, als auch vom europäischen Standpunkte aus sei dem europäischen Staa- tensystem für gefährlih anzusehen, indem der dadur bezweckte Ein= up Englands in Spanien demselben sein vermeintliches Ziel, die Weltherrshaft, näher bringe. Untersucht man indeß die Grundlage die= ser Politik genauer, so wird man weder das Eine noch das Andere bestätigt findenz England strebt freilich danach, seine Handels=Verbindungen aus= zudehnen, aber es is wahrscheinlicher, daß Spanien in diesem Falle durch einen geseßlich geöffneten Handel mit England mehr gewinnen würde, wie durch den gegenwärtig weit und breit getriebenen Schmuggelhandel und es ist für gewiß anzunehmen, daß Europa in der Zurückweisung der Vebergriffe Frankreichs durch die unter englischem Einfluß stark ge- wordene spanische Nation eine siherere Bürgschaft für seinen Frieden und die Erhaltung seines Gleichgewichts haben würde, als bei der mit Erfolg fortgeseßten bourbonischen Politik jenes Landes. Es ist darum natürlich, daß Alle, denen der europüische Frieden am Herzen liegt, der englischen Politik in Spanien si zuwenden, und wir wollen darum zum näheren Verständniß derselben einen beahtungswerthen Artikel des leitenden Whigblattes, der Morning Chronicle hier folgen lassen, der, auf die jüngsten Ereignisse in Spanien Bezug nehmend, die Grundlage der englischen Politik und die Richtung der= selben in gedrängter Uebersicht erörtert, Das genanute Blatt beginnt wie folgt:

E Sturz Espartero's in Spanien ist ein Ereiguiß von größerem Interesse und ernusterer Bedeutsamkeit für Europa, als es auf den ersten Anblick erscheinen mag. Spanien ist stets an den großen Veränderungen betheiligt gewesen, welche von Zeit zu Zeit die politischen und sozialen Jn- stitutionen der verschiedenen Länder des Kontinents erlitten und die nach stürmischen Perioden neue politische Gestaltungen der europäischen Gesell- haft zur Folge gehabt haben. Vor einigen Jahrhunderten stand es als die gebietende Monarchie der Zeit da, die politischen Geschicke der alten wie der so eben neu entdeckten Welt nach seinem eigenen Willen bestimmend. Es waren die ruhmreichen Tage spanischer Größe, als Oesterreich mit seinen ausgedehnten mannichfahen Reichen, seine rechte Hand war, als Frankreich auf allen Gränzen von ihm bedrängt wurde, als sein Name in Afrika Schrecken erregte, am Bosporus gefürchtet wurde und die Unternehmungen seiner Seefahrer ein neues Feld für jeinen ritter- lihen Thatengeist eröffnet hatten. Aber das politische lUtebergewicht Spa- uens vor der Mitte des 15ten bis zum Anfange des 17. Jahrhunderts

nationalen Kräfte seiner Nachbarstaaten, Als diese Staaten in dieser leg- teren Periode allmälig sich zu erheben anfingen und auf dem Wege sozialer und politischer Bildung Fortschritte machten, schritt Spanien rückwärts, bis cs zu jener Siellung herabgesunken war, die es von da an zu behalten bestimmt wurde, nämlih zu der Stellung einer Macht zweiten Ranges.

„Aber selbst in dieser seiner gesunkenen Lage is es von der größten Be- deutung für die allgemeine Wohlfahrt Europa's. Sein großer und bestän diger Einsluß auf das europäische Staaten-System is nirgend so fühlbar oder so unmittelbar fühlbar, als in Fraufreih. Die Nachbarschaft dieser Macht, die deshalb ofen stehenden und leichten Mittel , mit Erfolg seine Pläne zu durchkreuzen, die verwundbare Natur der Gränze Frankreichs auf der Seite der Pyrenäen und das drohende Unheil, das Spanien durch Bündnisse mit anderen Staaten über dasselbe bringen kann, hatten dazu beigetragen, es von jeher als eine Lieblings-Politik des Versailler Hofes erscheinen zu lassen, daß die Halbinsel auf jede Weise, sei es dur Jntrigue, durch Negociationen oder Waffen, in einen Zustand politischer Abhängigkeit von Frankreich gebraht werde. Aber gerade in demsclben Verhältniß, als es für Frankreich wichtig is, im Süden der Pyrenäen einen überwiegenden Einfluß auszuüben, is es für das übrige Europa von Wich- tigkeit, die Unabhängigkeit Spaniens gegen den ruhmsüchtigen Nachbarn sichern. Die große militairische Macht des Westens könnte zu jeder Zëa mit unwiderstehliher Gewalt auf den Nhein dringen, würde sie nicht durch das Gewicht ihrer pvrenäischen Gränze belastet, und durch die Furcht vor {wer zu bescitigenden Belästigungen von dieser anerkannt ihrer {wächsten Seite zurücgeschreck. So lange als Carl 1V, der treue Bundesgeno\}e Nayoleon's war, stand diesem die Gesammtheit der ungeheuren Hülfs- mittel des Nciches zu Gebote, um sie ciner Lawine gleih über das mittlere Europa zu wälzen. Aber in dem Augenblicke, da seine eigene Thorheit dieses Bündriß in ofene Feindseligkeit verwandelte, wurden seine Bewegungen nah Often durch das ofimalige Zurükschauen nach den Pyrenäen verzögert. Seíne Jnvasion Spaniens, welches er da- mit gänzlih den Händen einer anderen Macht übergab, war der erste Schritt zu seinem Untergange, Die folgenden Staatsmänner haben die Lehre, welche seine Uebereilung sie lehrte, sich wohl zu Nutzen gemacht und eine Politik fortan zu befolgen gesucht, die so lange Zeit die Nichtschnur Frankreichs in seinen auswärtigen Bezichungen gewesen ift, Diese Politik besteht darin, Spanien unwiderruflich an Frankreich zu ketten, um dann, befreit von jeder Furcht und Besorgniß von diescr Seite, bei der ersten Gelegen heit scine Absichten auf den Rhein zu verwirklichen. Das is ohne allen Zweifel die Politik seiner gegenwärtigen Negierung, und die Mita, welche dieselbe zur Erreichung ihres Ziels anwendet, sind darauf wohl be- rechnet.

Frankreich kann niemals Spanien unter einem gegenseitizen Ver- hältniß des Siegers zum Besiegten an sich ketten; der einzige Ausweg zu einer Allianz, die für den Erfolg seiner über den Nhein gehenden Pläne so wesentlich is, sind Negociationen und Intriguen, und díes find gerade die Mittel, dur welche es jeßt Alles, nur niht eine osen anerkannte Be- gründung seines politischen Einflusses in Madrid erlangt hat, Die franzö- sische Politik is hier außerordentlich glücklich gewesen, um so mehr, wenn wir bedenken, daß Frankreich seine spanischen Maßregeln am hellen Tage vor den stets darauf gerichteten Blicken eines theilnahmlosen gleichgültigen Kontinents verfolgt hat. Wenn es nächstens diese Poliiik weiter entwickelt, | so dürfte es in einer Nichtung geschehen, die jedes politische Element in | Europa in Bewegung seßen und den bis dahin sorglosen Kontinent zur Erkenntniß bringen wird, welche Gefahren ihn bedrohen. i

„Von keiner Seite ist die Ruhe Europa's gewiß mehr gefährdet, als von Frankreich, So lange sein Einfluß in Spanien durch entgegengescbte Elemente beschränkt wurde, \o lange gab es eine sichere Bürgschaft dafür, daß seine gegenwärtige verständige Regierung anstehen würde, cine Stellung anzunehmen, welche die Einigkeit der Staaten des Kontinents störte. Aber man lasse Frankreich einmal în seiner spanischen Politik glücklich scin, und diese Bürgschaft is augenblicklich verloren. Vergessen wir nicht, daß Frank- reich in diesem Augenblicke eine effeltive Armce von einer Million Mann besibt, die es bei den ersten Anzeichen der sich erhebenden Schwierigkeiten bewaffnen fann. Es liegt dem algierschen Kriege cine tiefere Politik zum Grunde, als die bloße Acquisition einer afrikanischen Kolonie. Wäre Frankreich weniger mächtig, als es jeßt is, so wäre weniger Grund zur Besorgniß vor einen ernstlichen Angriffe auf die Ruhe Europa’s, Sein politisches Uebergewicht in Spanien wi:d diese Macht noch verdoppeln, insofern dieselbe dann nach einer Richtung bin verwandt werden kann. Eine so leiht zu begreifende Politik , wie es die spanische Politik Frankreichs is, entgeht nicht fo leicht der umsichtjgen Negierung, welche jeßt die politishen Geschicke dieses Lan des lenkt, Spanien is für sie von Wichtigkeit nur zur Erreichung anderer Zwecke. Denn Frankreich hat noch nicht seine Erniedrigung vergessen , die es durch den wiener Kongreß erfahren, und die Erinnerung an die Ver- handlungen von 1815 halten die Wunde offen, die ihm damals geschlagen ivurde,“

Das Blatt kommt jebt auf den in Folge der siegreihen Politif Frankreihs vernichteten englishen Cinfluß in Spanien zu sprechen, nachdem es vorher angedeutet, daß für keinen Staat mehr, als für England, die Ruhe des Koutinents wünschenswerth sein kann, Wir übergehen die hier erörterten Ursachen der Shwächung des englischen Einflusses, weil sle, vom ausschließlichen Partei-Standpunkte der Whigs aus, der vermeintlichen Schwäche des jeßigen englishen Ministeriums deduzirt werden, das den Regenten gegen das von den Emissairen der Königin Christine und Ludwig Philipp's veranlaßte antiz-englische Geschrei niht in Schuß genommen habe und den Absichten der Gegner,

hatte zum großen Theile seinen Grund in dem niedrigen Standpunkte der

welche gleih auf die Entfernung Espartero's gingen, nicht sofort ent- gegengetreten sei. Man kaun wohl annehmen, daß auch die stärkste Regierung Englands die lebte Revolution ohne Einmischung in die in

neren Angelegenheiten eines fremden Landes uicht verhindert haben würde. Wir wollten nur durch jenen Artikel der Morning Chronicle die Grundlage der englischen Politik in Spanien zeigen, welche nit, wie sie angeklagt wird, auf das Erstreben der Weltherrschaft, sondern auf die Sicherung des europäischen Friedens gerichtet ijt, und welche dies Ziel durch eine Beschüßzung des Regenten in Spanien um Vie- les gefördert hat. England wird auch jeßt unter den ungünstigsten Verhältnissen dies Ziel nicht aus dem Auge lassen, und dem franzö sischen überwiegenden Einfluß auf der Halbinsel zu begegnen wiss

S Wh Wie: F 1.

arau, 20. Aug. (F. J.) Um die protestantische Schweiz in firhlicher Hinsicht enger zu verknüpfen, bildete sih vor einigen Jah- reu cin Verein von Geistlichen, der sich nun regelmäßig alle Jahr einmal versammelt, und die Angelegenheiten der Kirche bespricht und beräth. Derselbe trat in voriger Woche hier zusammen, uud 160 Mitglieder aus allen Theilen des Landes wohnten seinen Sihungen bei. Die stattgefundenen Berathungen werden sehr interessant ge- schildert und es sollen sich dabei entschieden kirchlih-konservative Grund- säße geltend gemacht haben.

Italien.

Von der italienischen Gränze, 22. Aug. (A. Z) Leider bestätigt es sich nicht, daß die Unordnungen in den päpstlichen Legationen beshwichtigt seien; vielmehr hört man, daß die Unruhi- gen und Frevler von Bologna nur die Stadt verlassen haben, damit sie um so ungestörter in der Umgegend ihr Wesen treiben können. Eine etwa 300 Köpfe zählende Bande dieses Gesindels, das mit doppelten und einfachen Jagdflinten und Pistolen gut bewaffnet ist, hat am {l6ten d. ein gegen dasselbe ausgesandtes Militair-Kommando blutig heimgeschicktz der Hauptmann, eiu sons braver Offizier, wurde gefangen und mit einigen seiner Leute nah kurzem Rath der Rebellen ershossen. Seitdem hat die Bande, welche, obwohl nicht zu ver- kennen, daß politische Zwecke die Grundlage ihrer Existenz bilden, ein eigentliches Räuberleben führt, sich mehr gegen die modenesischen Ge- birge hingezogen, während von Bologna drei Compagnieen zu ihrer Verfolgung beordert worden sind. Man ist auf neue Nachrichten um so mehr gespannt, als die Unruhestifter überall das Gerücht von einem allgemeinen Aufstand in Jtalien auszustreuen sich bemühen,

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del di e

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Unordnungett betrachtet man die Un=- | Juteresse [unseres Uebergewichties im südlihen Eurova

Als nächste Veranlassung dieser Uno G bie Vä: Als n E S “iber die Nachricht entstanden, daß die päpstliche E E ckchweizer - Truppen anwerben wolle. Daß einige Vegierung neue Schweizer T ne die Unruhen bewegen gest GORABES wette “ls Protestanten eine neue Capitulation verweigert aben, weil ih! Le

worden, scheint grundlos zu jein,

(Gaz. di Ven.) Jn der Naht vom

c : 9A. Aua. Z h 9 e A Benedig, 24 J 1 hier eine leite Erderschütterung.

22sten um 13 Uhr hatte ma! ; Spanien. H L A Telegraphische Depesche aus Spanuien : Os a s Aug. Durch Dekret (der Regicrung zu Ma- drid) vom 21. August is der General Aroz zum Gencral-Capitain ‘atalonien und der General Gil de Aballe zum Unterbefehlsha=- von Catgon General Arbuthnot geht als zweiter Komman

er ernannt wordel, i Ea L r ; ; Le e hat Ralencia und versieht daselbst die Functionen eines Gene- ui v E

ral-Capitains.

adrid, 19. Aug. Die Königin und Jufantin verweilten im Escorial und trafen gestern früh iu San Zldeson)o wo sie bis Ende dieses Monats verweiien werden. als den Genuß der

vorgestern / (la Granja) em, Die Reise hat durchaus keinen anderen Zweck, frischen Landluft. : t L In Cadix haben die Ayacuchos einen neuen Derju gemacht, die Ruhe zu stören. Der Gouverneur seßte aber eine Militair-Kom- mission ein und verhinderte den Ausbruh. S Ju Sevilla fand am 413ten unter großen Feierlichkeiten die Weihe der Krone statt, welhe die Königin der Stadt zum Geschenk ge macht hat. N ei “Die Division Roncali wird gegenwärtig in Cordova aufgelöst, und tie Truppen kehren nah ihren früheren Garnisonen zurück, Vie Offiziere der Regimenter, welche zuleßt unter den Befehlen van Ha- len's standen, sind in verschiedene Depots geschickt worden, Va o eben eine große Anzahl von Soldaten verabschiedet worden 1j, jo hat die Regierung eine Aushebung von 25,000 Mann verfügt, von denen 10,000 Maun in die Armee und 15,090 in die Reserve treten sollen, Diese Maßregel soll den Cortes zu ihrer Genehmigung vor gelegt werden. ) 5 Aus dem Briefe eincs Adjutanten Esvartero’s sehe ih, daß dieser in Lissabon den ihn begleitenden Offizieren den Gehalt für einen Monat auszahlte, und sie in Betreff ihrer Zukunst auf die „Großmuth der Sieger“ verwies, indem seine „Armuth“ ihm nicht erlaube, ihnen mehr zu geben. Der Betrag der Kriegskasse, die er mitnahm, wird in demselben Brief auf 100,000 Piaster angegeben. Bekanntlich wies vor einiger Zeit ein deutsches Blatt nah, daß er ein Kapital von 50,000 Fr. Renten in französischen Fonds angelegt habe. Espartero’s Protestation wurde offenbar in Lissabon aufgesebt und antedatirt; denn wäre sie hon am 30, Juli niedergeschrieben worden, so hätte es nicht voller 17 Tage bedurst, um sie hierher gelangen zu lassen, . L : Mendizabal hat sich, mit einem englischen Courier - Passe verse- hen, vor einigen Tagen nach Frankreich begeben. E Der englische Gesandte hat seine Abreise auf den 1, September festgeseßt.

=/ Paris, 28. Aug. {hen Cortes spricht sih die Weise aus:

„Die Cortes haben eine {öóne Rolle, große Pflichten zu erfüllen, Den Willen des Landes zu verkünden, die Annäherung aller constitutionellen Parteien zu besiegeln, die Entwickelung der Freiheit zu sichern, ohne die monar- chische Autorität zu schwächen, das erwartet man von den beiden Kammcin, die sich am 15. Oftober versammeln werden. Bald werden wir erfahren, ob Spanien Glauben hat an die repräsentativen Justitutionen, und ob es sich zu der Regierung der constitutionellen Majoritäten zu erheben vermag. Die Umstände und die Schwierigkeiten sind ernstlih. Es wird nicht an stürmischen Minoritäten fehlen, welche die äußersten Theoricen geltend zu machen suchen werden. Die gemäßigten Männer und Parteien werden sich eben so fest zeigen müssen als gewandt, um die Grundsäße und wesentlichen Bedingungen der Constitution von 1837 zu vertheidigen, Die Lage der Cortes wird sich noch verwickeln durch die Frage der Vermählung der Kö- nigin, und die Kammern werden sich über ein ganzes System äußerer Politik auszusprelhen haben, Jm Jahre 1812 hatten die zu Cadix fonstituirten Cortes die Unabhängigkeit ihres Landes zu vertheidigen gegen die Waffen eines Eroberers: jeßt sind zwar die Umstände weniger tragish, aber darum nicht weniger mit Dornuen besäet, denn es handelt sich darum, die Spanien zuträglichste, scinen Juteressen und sei- nen Erfordernissen enisprechendste Politik zu finden und zu vertheidigen. Zwischen Frankreich und England, im Angesichte Oesterreichs, Preußens und Nußlands, wird Spauien eine bedeutungsschwere Frage der Dynastie und der constitutionellen Regierung entscheiden.

Hy

Ueber die Ausgabe der nächsten spani= Revüe de Paris in folgender

gen mit Neugierde zu folgen. eine constitutionnelle Majorität mit Beharrlichkeit cine umsichtige Politik durch-F

i I Von der Haltung der Cortes{| wird das Verhalten Europa?'s abhängen, das sich anschickt, ihren Berathun Wenn im Schooße der spanischen Kamme

zuführen weiß, so wird sie sih Achtung verschaffen, und sie wird die Ehr E

haben, allein die Geschicke Spaniens zu enticheiden 5; aber wenn die Anar F

chie stärker wäre als die Orduung in den Versammlungen sowohl als int

Lande, wenn die Cortes sich unmächtig fänden, einen Willen , einer Politik

j

den Triumph zu verschaffen, würde alle Welt außer Spanien sich befugt

glauben, sich in die Angelegenheiten dieses unglücklichen Landes zu mischen und danu würde seine Unabhängigkeit sich ernstlih bedroht finden.“ |

Es werden hierzu einige Bemerkungen nicht überflüssig seins Bisher i} unseres Wissens von keiner Seite noch eine Stimme lau

geworden , welche eine derartige Einmischung in die inneren AngoF legenheiten Spaniens gedroht hätte; französische Organe allei haben sich in diesem Sinne vernehmen lassen, und die Haupt-FragF

ist, welche Politik die Revue de Paris hier mit offener HindeuF

tung auf die delifate Vermählungs-Frage von den spanischen CorteF angenommen wissen will. Wenn nun die Cortes sich gegen di

französische Politik und gegeu gewisse Vermählungsprojekte vor Allen

entscheiden sollten, soll diese Sprahe der Revue de Paris etw andeuten, daß in einem solchen Falle Frankreich in Spanien inter

veniren würde? Die Ereignisse werden uns darüber Aufschluß bringen Doch hören wir, wie die Revue de Paris sich über die Politik

Frankreichs Spauien gegenüber, über das was Frankrei dort wünscht, F zurücfstünde.

vernehmen läßt:

„Das Juteresse Frankreichs is (\agt sie), daß Spauien allein regele, was es berührt, Nicht uns kommt es zu, die Mächte einzuladen, sich mit der Halbinsel zu befassen. Wir haben nichts davon zu fürchten, sie (die Halbinsel) eine wahrhaft spanische Politik befolgen zu sehen, denn diese Po- litik könnte uns fein Unglück bringen, Jm Beginn dieses Jahrhunderts wendete sih Spanien, als es Frankreich mit Glück und Nuhm aus seinen Revolutionskämpfen heraustreten sah, mit Vertrauen zu demselben , gleich- sam als ob es dasselbe um seine Rathschläge und seine moralische Ünter- stüipung bitten wollte. Eine großherzige und zuverlässige Theilnahme gab a zu erkennen, daß Frankreich sein natürlicher Bundesgenosse sei. Un- QONMELON E wollte Napoleon zur Unzeit Ludwig XIV, nachahmen und störte so diese treffliche Lage. Jeßt, nah vielen Erfahrungen und Prüfun- gen, ist das Bündniß Spaniens und Frankreichs das, was es vor vierzig Jahren ivar, eine natürlihe und nothwendige Thatsache, Wie vor vierzig neO zeigen wir Spanien, wie man aus revolutionairen Kri- L Heraustritt (leider „hat Frankreih ihm auch an Unterweisung L nicht fehlen lassen, wie man in solche sich hinein stürzt, Zeuge davon ie leßten Ereignisse) um in den regelmäßigen Weg constitutioneller Re- gierungen einzutretenz wie vor vierzig Jahren müssen wir wünschen, im

(diesem Uebergewichte wird hier eine große Ausdehnung gegeben), daß cine benachbarte und mächtige Nation dieselbe politische Constitution habe wie wir. Frankreich hat also nichts von einer wahrhaft spanischen Politik (was die Revue de Paris unter einer solchen begreift, hat sie so eben selbst auseinandergesczt, aber in Spanien gicbt es nur eine im Verhältniß zu der ganzen Nation nur sehr geringe, wenn auch jegt viel Lärm machende Partei , welche diese wahrhaft spanische Politik im Sinne der Revue de Paris begreist) zu besorgen: cs hätte nur Grund zur Beunruhigung in dem Falle, wo ein feindseliger und fremder Cinfluß in den Näthen Spa- niens, \sich an die Stelle rein nationaler Cingebungon seßen würde.

„Jn der Halbinsel wie auf vielen anderen Punkten, stehen England und Frankreich sich gegenüber. England sucht vor Allem in Spanien einen | Markt (aber gilt dasselbe nicht auch von Frankreich, und is dies nicht | von den Organen der französishen Presse aller Farben in unbewach- (en Augenblicken ofen und wiederholt anerlannt worden, und wird der Schmuggelhandel von Frankreich sowohl längs der spanischen Mecercsküsten | als längs der ganzen Pyrenäen - Gränze nicht fast eben so stark betrieben, als von England ?), wir, wir wünschen in der spanisch-n Nation eine be- freundete Macht zu finden, mit welcher die Nachbarschaft, die Zuständigkeit der kommerziellen Verbindungen, und die Gleichförmigkeit der Institutionen uns täglich inniger vereinigen sollen. Wir waren im Einklange mit England, um in Spanien die Begründung der constitutionellen Monarchie zu begünstigen. Jeßt trennen sich die beiden Mächte, welche Hauptparteien beim Veitrage der Quadruvpel-Allianz gewesen waren z; sie haben verschicdene Interessen, Die- ser Antagonismus war leicht vorauszusehen z er liegt in der Natur der Dinge, und wird keinen gewaltsamen Zusammenstoß zwischen den zwei Völ- fern herbeiführen, die s{ch vor dreißig Jahren so hestig auf der Halbinsel befriegt haben. Das F.ld der Diplomatie is weit, und in unserer Epoche haben die Unterhandlungen die Schlachten ersetzt, Von der diplomatischen Strategie, von einer gewandten Festigkeit auf friedlichen Wegen, muß man also die Aufrechthaltung unseres Einflusses, unserer Autorität verlangen. Xe mehr der Friede zwishen England und Frankreich heutzutage eine wesentliche Thatsache is, gegen welche sccuudaire Gründe nicht auffommen können, desto wichtiger is es, daß die interna- tionalen Beziehungen zwischen beiden Ländern der strengsten Billig- feit gemäß seien, Wenn ein englischer Offizier das unfreiwillige Unglück gehabt hat, einem unserer Matrosen den Tod zu geben, so ist Genugthuung dafür zu erlangen, und hier wäre die ilemste Schwäche cin großer Fehler, denn, weit entfernt, den Frieden zu sichern, würde sie ihn gefährden. Ein bekanntes Sprüchwort sagt: Die guten Rechnungen machen gute Freunde. Das is nicht minder wahr in der Politik, in den Beziehungen von Volk zu Volf. Engländer und Franzosen, laßt uns das Gewissen rein haben. Ge- währen wir einander die Genugthuungen und Schadloshaltungen, auf welche wir wirflich ein Necht haben: diese strenge Gerechtigkeit wid die beste Schußwache der Würde eines Jeden scin.“ |

Im weiteren Verlaufe ihres Artikels kommt nun die Revue de Paris auf die übrigen Verhältnisse zwischen England und Frankreich und auf die inneren Verhältnisse des ersteren zu sprehen: damit habe ih mich hier nicht zu befassen, Aber es is sicherlih von hoher Wich= tigkeit für Deutschland, auf die Stimme der bedeutendsten französischen Organe über die spanischen Angelegenheiten ein s{harfes Augenmerk zu haben,

Eisenbahnen.

Liegnis, 28. Aug. Mit tem heutigen Tage haben die Erd= Arbeiten für die hiesige Eisenbahn begonnen, und wollen wir hoffen, daß die Arbeiten recht \{chnell, doch vorsichtig betrieben werden mögen. Die erste Linie, welche heute in Angriff genommen wurde, war vom Bahnhof (dem städt. Bauhof) aus über deu ehemaligen katholischen Kirchhof in grader Richtung nah dem Pulverhaguse hin.

Darmstadt, 29. Aug. (F. J) Deputationen der Gemein- den Seeheim, Jugenheim und Alsbach waren gestern hier, um, wie man vernimmt, Petitionen bei dem Großherzoglichen Finanz = Mini- sterium in Betreff der vorgeschlagenen veränderten Richtung der Ci= senbahn auf der Route zwischen Eberstadt und Zwingenberg zu Gun- sten des neuen Projekts einzureichen.

Savre, 28. Aug. England führt im Laufe eines Jahres ge- wöhulih 3 bis. 4000 Pferde nah Frankreich über, und sandte diese bis jeßt über Boulogne oder Calais, um den möglichst kurzen Wasserweg zu haben. Aber seit der Eröffnung der Rouener Eisen= bahn, die mit den Dampfböten der Seine korrespondirt , nehmen die Pferde den Weg über Havre. Die Reise von London dahin wird in 24 Stunden zurückgelegt, und mittelst der Fahrt auf dem Flusse und auf der Eisenbahn kommen die Pferde ohne alle Anstrengung in dem kurzen Zeitraume vou 30 bis 36 Stunden in Paris an.

Hanudels- und Börsen -Uachrichten. Getvraide- Konjunktur.

Breslau, 30. Aug. Unter obigem Titel enthält die hier erscheinende Breslauer Zeitung über die Resultate und die wahrscheinlihen Wir- kungen der diesjährigen Aerndte auf den Getrgidemarkt folgende übersicht- lihe Bemerkungen :

„Nachdem nunmehr die Aerndte mit ihrem Ergebuiß so ziemlich zu über- schen is , läßt sih auch eine Muthmaßung aufstellen, welche Preise wir im Laufe des Jahres für die verschiedenen Getraide - Arten zu erwarten haben.

„Der Weizen is im Stroh ungewöhnlich üppig gewachsen, und er würde, wenn ex im Korn überall eben so vorzüg!ich wäre, einen Ertrag ge- währen, wie er nur höchst selten bringt. Leider aber is er in schr vielen, man kann sagen, in den meisten Gegenden unseres Landes, dermaßen von Thau und Rost befallen, und hat nebenbei durch die naßkalte Witterung in der Blüthe \o sehr gelitten, daß er in sciner Qualität sehr niedrig steht, und wegen Flachheit und Kleinheit der Körner auch sehr schlecht schüt- tet, Was dem Berichterstatter bereits vom größten Theil unserer Weizen- felder zur Kunde und zur eigenen Ansicht gekommen, das stellt sich unge- fähr in folgender Art dar. Dem Gebunde, d. i. dem Stroh nach, is der diesjährige Weizen durchschnittlich um 25 pCt, besser, als eine gute Mit- tel - Aerndte gewährt, und wir würden, wenn es mit seinem Korn in glei- cher Art stünde, Ueberfluß an dieser Frucht haben. So ist es aber nicht, denn es giebt der bis jeßt gemachte Probedrusch über 30 pCt, weniger, wie ein sonst gewöhnlich guter. Die Gegenden, wo dies nicht der Fall ist, sind beschränkt, und wir können im besten Falle anuehmen, daß sich das Mehr- Gebund mit dem Minder - Ausdrusch ausgleicht. Das wäre dann immer noch befriedigend, wenn die Qualität der diesjährigen Frucht nicht so sehr Diese aber it von der Art, daß schon viele Landwirthe sich um fremden Saatweizen umthun, weil der, den sie erbaut haben, sich dazu gar nicht cignet. Ein solcher i aber au kaum für den Markt, und am allerwenigsten zur Versendung brauchbare Waare, und er wird, auch wenn der gute Weizen sich im Preise wieder nicht unbedeutend heben sollte was in hohem Grade wahrscheinlich is nur schwer zu verkaufen sein und im Werthe weit hinter diesem zurückstehen, Um überhaupt verkäuflich zu werden, wird er mehrfach gereinigt werden mühen,, und er wird sich durch den dabei erlittenen Abgang mitunter auf zwei Drittheile des Ausdrusches reduziren, Dies giebt cine höchst bedeutende Verminderung des ganzen er- zeugten Quantums, und die dadurch entstehende Lücke wird sich gar bald ühlbar machen. i: ; M "Wins nun aber diese Thatsache nit zu verhehlen is, so fragt es sich, wie weit sich wohl das Uebel in unserem Vaterlande ausdehne ? Wir können in demselben zwei Hauptstriche annehmen, in welchen der Weizenbau im Großen getrieben wird, die also allemal in dieser Frucht den Ausschlag geben. Der eine umfaßt die Ebenen von Liegniß, Jauer und Schweidniß her bis herüber nah Breslau, Ohlau und Brieg z der andere {ließt sich au jenen an und geht von Reichenbach und Nimptsch bis hinauf nah Ratibor, is aber mehr unterbrochen wie der erste, Der weiße Weizen von

Frankenstein, Nimptsh und Münsterberg wächst im zweiten, Jm ersten

trifft die Aerndte gewöhnlich um 8 10 Tage früher, als im zweiten, beide haben folglich auch nicht eine und dieselbe kommt, daß oftmals der Weizen in dem einen Striche von besserer Quali- tät ist, als in dem anderen, je nachdem ín dem einen oder dem anderen die Blüthe mehr begünstigt war. Jm gegenwärtigen Jahre sind sie beide von gleichen Ge- \{ick betroffen, und wenn auch der zweite zur Zeit der Weizenblüthe mehrere gün- stige Tage hatte, so hat das Lagern der Frucht durch díe vielen und {weren Regen veranlaßt der Entwielung derselben sehr geschadet und

lüthezeit, woher es denn auch

es stehen sonach beide in deren Qualität sich ziemli gleich. Das Re- sultat vom Ganzen is: daß unsere diesjährige Weizen - Aerndte, so ungc- mein üppig sie sich auf dem Felde gezeigt hat, in Betracht der Fruchtbarkeit des Produktes noch nicht einmal einer guten Mittel - Aerndte gleichzustellen 1, daß mithin die Preise von guter Waare sih nit allein halten, son- dern gar bald wieder steigen werden. Leßteres aber wird um so eher und starker eintreten, wenn die bereits aus England einlaufenden Nachrichten, daß es doit mit dieser Frucht noch mißlicher stehe als bei uns, si bestäti- gen sollten, Wahrscheinlichkeit dafür is genug vorhanden,

i „Wir kommen zum Noggeu, Jm Gewächs war er im Allgemeinen ee E als der Bee in der Schüitung aber zeigt er sih günsti- F S ctitts e 8 cin. gui ausgebildetes und volles Korn voraus- bracht worden, schon eyt d i) hat, so daß man ihn, wo er trocken einge- Ge S E t 20ehrigan vorzieht. Nur hat er leider an einen Durchschnitt ius ages rae T RA En insbesondere aud) Me Adi E R Gruhl, so giebk. dieselbe, ho tendes über eine gute Mittel: Aez en sehr damit gesegnet sind, ein Bedeu- Frucht, da an Ausfuhr bai (b E S und es werden die Preise dieser und unsere. Bevölkerung. wird. woblfeiles Bro cen. L Eig H

„Die Gerste ist seit e E Tie L E, wie in diesem, auch hat der heitere Himmel ihr Einbringen sehr begünstigt. Die Gegenden, wo ihr vie Nässe geschadet hat, sind beschrärkt und haben auf das Ganze

wenig Einfluß. Man muß daher cinen niedrigen Preis im Laufe des Jah- res für sie voraussezen. Da nun auch der Hopfen sich vorzüglich Eee läßt, so erblühen den Biertrinkern die {önsten Dome s 9 Seit vielen Jahren hat der Hafer nicht so reichlich zugetragen, wie in diesem, und es mß, wenn er eist ganz eingebracht sein wird, ein Ueber=- fluß sich zeigen, wie man sich densclben jeyt noch nicht vorstellt Menge und Güte is in dieser Frucht vereint. Was wir vor einem Monate {n diesen Blättern aussprachen, daß nach Virlauf von ses Wochen die Ha- ferpreise nicht viel über die Hälfte der damaligen stehen würden, das ist schon in Erfüllung gegangen. Es müßten besondere Umstände ‘eintreten wenn der Durchschnittspreis in einem Jahre, von jeßt an gerechnet, mehr als 15 Sgr. pro Scheffel betragen sollte. j

„Fast nicht viel weniger lohnen die Erbsen, und sie geben selbs auf Lokalitäten, die ihnen nicht besonders günstig sind, einen sehr reichen Ertrag. Die schöne Witterung bei ihrem Einbringen macht, daß dieser in keiner Art vLe.kürzt wird,

„So viele und gegründete Besorguisse man den Sommer hindurch für die Kartoffeln hatte, so günstig hat sich auch für sie noch die Sache gestal- tet, Wo sie freilich durch die Nässe bereits zu Grunde gegangen waren, da konnte nichts mehr daraus werden, Aber wo sie sih erhielten, da ge- deihen sie freudig, und wir vernehmen von allen Seiten her, daß sie in Menge und von bedeutender Größe bereits die Furchen füllen.

„Und selbst auch die Hirse, welche nur in einzelnen Distrikten unseres Vaterlandes in erheblicher Quantität angebaut wird, hat den Todesf}toß, den ihr die Nässe verscite, verwunden und verspricht einen nicht unbedeuten- den Ertrag.

„Zu alle dem Guten, was uns das gesegnete Jahr giebt, und zu der Aussicht auf wohlfeiles Brod, kommt noch Eins, nämlich der gerathene Flachs, Mehrere Jahre hat er schr zurückgestanden, und war daher auch theuer, Jm gegenwärtigen giebt es dessen die Hülle und Fülle, und wenn nicht eiwa die Nässe dem Baste (der Herder) geschadet hat, so werden die Garnspinner nicht so, wie zeither, den Faden mit ihren Thränen neten,

„Um reichlichsten aber hat die Natur ihr Füllhorn auf das Viehfutter ausgeschüttet, So wie dieses Jahr is der ängstlichste und zweifelsüchtige Landwirth noch selten beschämt worden, Wir haben keinen Klee, die Wie- sen sind im vorigen Jahre dermaßen ausgebrannt, daß sie auch in diesem nit zur Kraft klommen und nur wenig Gras geben werden; Futtergemenge wird nah dem trockenen Frühsahre niht wachsen, die Kartoffeln gehen zu Grundbe: diese und ähnliche Klagen vernahm man von allen Seiten. Und siehe da, jeßt herrscht ein Ueberfluß, wie er nur selten vorkommt, und ein Jeder sagt, er sei im Staude, mehr als sein vorhandenes Vieh zu ernäh- ren. Das ist denn auch Ursache, daß man nicht gern ein Stück verkauft, und daß das Schlachtvieh noch lange rar und theuer bleiben wird,

„So hat denn die diesjährige Aerndte im Allgemeinen in unseren Vaterlande eine günstige Aussicht in die Zukunst eröffnet, und Alle die, welche {hon laut zu flagen, ja zu murxren anfingen, tief beschämt,““

Mainz, 25, Aug, (A. O, f. H, u, G) Weizen und Korn scheint dies Jahr schlecht auszugeben, und das Stroh muß dieserhalb verhältniß- mäßig billiger werden als die Frucht, Daher galt auf heutigem Markte: Weizen, vorjähriger 127, diesjsähriger 10 bis 105, auf Lieferung pro Okto- ber 9%, pro März 95 Fl. Korn, neucs 77, pro Oktober 6%, pro Mätz 6% Fl. Beide Fruchtgattungen erzeugt unsere Gegend in allen Qualitäten,- so daß hon Weizen zum Vorschein kam, der nur 7 Fl. aufbrachte, wäh- rend auf heutigem Markte auch wundershöne Waare aus jebßiger Aerndte zu sehen war. Gerste fällt nicht so ganz blank als zu wünschen wäre, die Waare isst aber s{höón und besonders schwer, und man zahlte heute 5 bis 5%, auf Lieferung pro Oktober 4%, pro März 4% Fl. Hafer is noch nit genug gedroschen, der Preis also von der Qualität der jeweiligen Anfuhren abhängig. Man gab heute bis 67 für shöne Waare, pro Oktober 35, pro Márz 35 Fl.

Die Nübölpreise sind ohne festen Boden. Die verschiedenen Speku- lanten tischen die abweichendsten Meinungen auf; der Eine behauptet, an 5 Nthlr. Aufschlag, der andere an eben so viel und mehr Abschlag zu glau- ben. Um die Meinungen zu sondiren, bietet man 25 oder 50 Ohm hier und da pro Oktober zu 377 Rthlr. aus oder sucht eine \folche Kleinigkeit zu 36; bis 37 Rihlr. Mohnöl scheint vergessen, man spricht von 172 bis 18 Nthlr. pro Oktober, handelt aber Nichts.

Nayppssamen pro Oltober gilt 14 Fl, per Malter. Kleesamen giebt es bei uns wenig oder nichts, daher shóöne Waare; 1842r deutscher auf 275, 28 Fl. gingz man zeigt sogar {chöne Muster, für die man sich nicht genirt, 30 Fl. zu fordern, Im Ganzen war unser heutiger Markt ohne entschie- dene Nichtung.

Hamburg, 31. Aug. (B. H.) (Getraide-Preise.) Weizen, poluisch. 102. 130 Nthlr. , anh. und magd, rother 98. 127 Nthlr, weißer 105. 127 Rthlr., märk. und braunshw. 98.127 Rthlr., \{les. gelber 112. 124 Nthlr, , wcißer 109. 127 Rthlr., mecklenh. und pomm. 95. 4134 Nthlr, holstein. 93, 123 Rthlr., Niederelb. r. u, b, 100.118 Rthlr, Roggen, danz., elb, u. kön. 78,85 Rthlr., märk. , meckl. pomm. 80.87 Rthlr. Gerste, Niederelb. Winter 48. 58 Rthlr. Hafer, mecklenb. u. holst. 52,56 Rthlr. , Niederelb, w, 40,50 Rthlr,, eider und husumer 34,46 Rihlr, Erbsen 68,78 Rthlr, Rappfaamen 125,148 Rihlr,

Paris, 28. Aug. Die Geschäfte waren an dex heutigen Börse ohne besondere Lebhaftigkeit, Die französischen Renten efuhren indessen einige Steigerung,

Stand der Reute 5%: 122.80. 3%: 841,20.

Kopenhagen, 27. Aug. Die Berl. Zeitung macht darauf aufmerksam , daß die britische Regierung den dänischen Schiffen hinsichtlich der Ausfuhr von Steinkohlen gleiche Behandlung wie den englischen èêin- geräumt hat, so daß Steinkohlen, in dänishen Schiffen ausgeführt , dee ben Abgaben wie die in englischen ausgeführten entrihten, die Ausfuh möge nun nach dänischen oder nah fremden Plägzen stattfinden.

Mailand, 15. Aug. (L. Z.) Seide, Die große allgemeine löit- bardishe Seiden-Speculation is auf der brescianer Messe, der wichtigsten in ganz Jtalien, für den Artikel mit Nachdruck fortgesest wor, aa Verkäufe belaufen sich auf 250 bis 300,000 Pfd, mit cus Aufs Tt. ge- 5 bis 10 yCt. gegen Anfang dieses Monats, und von flossenen Monate gen den Stand des edlen Artikels (nobil genere iw Tord geringes Re- Maëï, kurz vor dem Beginne der neuen Seiden- ami en hat, Abend sultat jene bedeutende Steigerung auptsächlih hervecs ie gelitten hatten, Cocons durch ‘das anhaltend nasse Wetter allg