1843 / 67 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

dem unterzeichneten Gerichte in erster Instanz gefällte Er- id JE dèm Bemerken hierdurch öffentlich bekannt gemacht, daß die Mitangeklagten Jordan, Eichelberg, Hach und Kolbe gegen dasselbe die Be- rufung angezeigt haben und hinsichtlih der drei zulegt Genannien, bei noch laufender Nothfrist zur Einführung des Rechtsmittels, das Urtheil noch nicht in rechtliche Wirksamkeit getreten ist, Marburg, am 18, ÁAus- gust 1843. Kurfürstl. Obergericht, Kriminal-Senat. (gez.) Biell.“ Das Urtheil selbst lautet, wie folgt: „Auf den Grund der gegen die Vorge- nannten verhaudelten Untersuchungs-Akten, insbesondere der gegen die Mit- angeklagten 1, 2, 3, 4, 5 und 6 geführten Hauptuntersuchung, nach Ein- sicht der für die Mitangeklagten 1, 3, 5 und 6 eingereichten Vertheidigungs- schriften und Verzichtleistung der Mitangeklagten 2 und 4 auf förmliche Vertheidigung werden: 1) der Bürgermeister Dr. Heinrih Scheffer von Kirchhain, unter Freisprechung von der Anschuldigung an dem am 22, Dezember 1833 dahier stattgehabten Aufruhr Theil ge- nommen zu haben, wegen versuchten Hochverraths, unter An- rechnung eines Theils der erlittenen Untersuchungs - Haft zu einer zehn- jährigen Festungsstrafe, neben Entseßzung von seinem Gemcinde- Amte, 9) der De. med. Leopold Eichelberg, von hier, unter Entbindung von der Instanz hinsichtlih der Anschuldigung des Hochverraths, wegen Beihülfe zum versuchten Hochverrathe durch Nichthinderung hochverrätherischer Unter- nehmungen, zu einer als Zusay zu der gegen ihn durch das Obergerichts- Erkenntniß vom 12. September 1837 bereits erkannten Festungsstrase hin- zutretenden weiteren Festungsstrafe von anderthalbjähriger Dauer, 3) der Professor Dr. Sylvester Jordan, unter Entbindung von der Instanz hin- sichtlih der Anschuldigung des versuchten Hochverraths durch Theilnahme an einer hochverrätherischen Verschwörung, wegen Beihülfe zum versuchten Hochverrathe durch Nichthinderung hochverrätherischer Unternehmungen, unter Anrechnung eines Theils der Untersuchungshaft, zu einer fünfjährigen Festungs- strafe neben Dienst-Entseßzung, 4) Eberhard von Breidenbach von hier, wegen Beihülfe zum versuchten Hochverrathe, zu ciner weiteren anderthalb- jährigen Festungsstrafe, als Zusaß zu der durch das obenerwähnte Ober- gerichts-Urtheil bereits gegen ihn ekannten, 5) der Universitäts-Zeichnen- lehrer Dr. Ludwig Christian Hach dahier, unter Entbindung von der Justanz hinsichtlih der Anschuldigung des versuchten Hochverraths, wegen Beihülfe zam versuchten Hochverrathe durch Nichthinderung, neben Dienst-Entschung, jedoch unter Vorbehalt der Fähigkeit der Wiederanstellung, zu einer zwel1- jährigen Festungsstrafe, 6) der Hutmacher George Kolbe dahier, unter Entbindung von der Justanz in Betreff der Anschuldigung des versuchten Hochverraths, so wie hinsichtlih der Anschuldigung, die Flucht cines wegen Theilnahme an dem am 3. April 1833 stattgehabten OariNe auf die fur- hessische Zollstätte zu Preungesheim entwichenen Verbrechers befördert zu haben, wegen Beihülfe zum Hochverrathe dur Nichthinderung, zu einer zwei- jährigen Festungsstrafe verurtheilt, ferner 7) der Schuhmacher Christian Bamber- ger dahier, hinsichtlich der Anschuldigung des versuchten Hochverraths, 8) der Regierungs-Probator Georg Karl Wagner zu Hanau, rücsichtlih der An- \chuldigung der Beihülfe zum versuchten Hochverrathe durch Nichthinderung hodch- verrätherischer Unternehmungen, 9 der Buchhändler Christian Garthe von hier, #0 wie 10) der Tuchmacher Johannes Häring dahier, 11) der Schreiner Bernhard Stetefeld daher und 12) der Rektor Johann Christian Möhl zu Wetter, hinsichtlich derselben Anschuldigung von der Junstanz ent- bunden z 13) der Frucht - und Mehlhändler Konrad Kröcker zu Hach- born, wegen Begünstigung der Flucht eines Theilnehmers an dem am 3, April 1833 stattgehabten Angriffe auf die Zollstätte in Preungesheim, zu einer vierwöchigen Gefängnißstrafe verurtheilt, 414) der Meßger Wil- helm Brauer dahier, hinsichtlich der gleichen Anschuldigung von der Instanz entbunden und 15) der Kaufmann Justus Heinrich Majerus dahier, von der Anschuldigung der Begünstigung hochverrätherischer Unternehmungen, so wie der Beförderung der Flucht entwichener Hochverräther, freigesprochen. Zugleich wer= den die unter 14, 3, 5 und 6 genannten Angeklagten des Rechts, die kurhessische National-Kokarde zu tragen, verlustig ertlärt. Was die Untersuchungs-Kosten betrifft, so fallen diejenigen Kosten der Bor-Untersuchung, welche erwachsen sind, so lange die Untersuchung an den Mit-Angeklagten Jordan allein gerichtet war, lediglich diesem zur Lastz die weiteren Kosten von der Zeit der Anlegung des General-Protokolls an sind zu 7 von dem Mit-Angeflagten Scheffer, zu 4 von dem Mit-Angeklagten Jordan und zu R 12) Mit-Ange- klagten Kolbe zu tragenz auch wird jeder der ében genannten drei Mit- Angeklagten in die Kosten der Haupt - Untersuchung, insoweit diese gegen einen jeden von ihnen besonders gerichtet is, verurtheilt, alle übrigen Unter- suchungs-Kosten aber werden, beziehungsweise wegen Vermögenslosigkeit der Verurtheilten, niedergeschlagen. V. R, W, Gegeben Marburg, am 14, Zuli 1843, kurfürstliches Obergericht, Kriminal - Senat, -— (L. S.) (gezeihn,) Bickell, Es folgt hierauf die ,, Begründung des Urtheils“ auf 165 Oktav- Drudseiten , enthaltend erstlich einen allgemeinen Theil, welcher zerfällt in A. Thatbestand. Dieser enthält 1. Darstellung der revolutionairen Unter- nehmungen in Deutschland überhaupt. 11. Untersuchungs - Ergebnisse hin- sichtlich der Betheiligung Marburger Einwohner an den revolutionairen Umtrieben im Allgemeinen. B, Rechtliche Beurtheilung. Der besondere Theil besteht aus \o vielen Theilen, als Angeschuldigte ‘vor Gericht stan- den (XŸ.), deren mehrere verschiedene Unterabtheilungen haben. Zulegt folgt ein Abdruck der Verordnung vom 14, Februar 1799, welche im §. 1. das Verbrechen des Hochverraths definirt, im §. 2, die Todesstrafe und Confiscation des Vermögens ad pios usus darauf verhängt, dem Mitgliede einer auf Hochverrath abzielenden geheimen Gesellschaft aber, welches, von Neue bewogen, die Anzeige macht und die übrigen Mitglieder 2c. zu rechter Zeit der Obrigkeit entdeckt, Befreiung von der Strafe und Geheimhaltung der Anzeige zusichert, und im §. 3 bestimmt, daß derjenige, welcher eine Handlung oder Unter- nehmung anderer, welche auf Hochverrath abzweckt, da er sie doch leicht und ohne Gefahr verhindern konnte, vorsäßlich nicht abwendet , als ein Mit- shuldiger angesehen und lebenélang mit der Strafe der Eisen erster Klasse, die Frauenspersouen aber mit lebenslänglicher Spinnhausstrafe belegt wer- den sollen. §, 4 bestimmt, daß selbs derjenige, welcher einen ihm bekagnn- ten, des Hochverraths schuldigen Verbrecher der Obrigkeit bedächtlich nicht anzeigt, auf Lebenslang mit den Eiscn zweiter Klasse, die Frauensper- sonen aber mit lebenslänglichem Zuchthause bestraft werden sollen, Sollte derselbe aus genugsamen Gründen gewiß sein / daß, wenn auch diese An- zeige unterbliebe, dennoch feine nachtheilige Folge mehr zu besorgen sei, so sei die lebenslängliche Strafe der Eisen und resp. des Zuchthauses auf 5 bis 10 Jahre zu mildern. Verwandte in auf- und absteigender Linie aber, Geschwister und Ehegatten, sollen bei der Gewißheit, daß die Unter- lassung der Anzeige unschädlich sci, in solchem Falle mit Strase gnädigst verschont werden, Nach §. 5 sollen auch diejenigen, welche dur frechcn Tadel in bffentlihen Neden, Schriften oder bildlichen Darstellungen Miß- vergnügen gegen Landes - Verfassung und Staats - Verwaltung ausbreiten, weil sie die Ehrerbietung, welche sie dem Regenten schuldig sind, sehr ver- legen und die innere öffentliche Ruhe stören, gleichfalls, die Männer mit den Eisen zweiter Klasse, die Frauenspersonen aber mit dem Zuchthause auf 9 und 10 Jahre bestrast werden. (Das Ganze bildet ein Heft von 11

Drudckbbogen und is au N g bei Elwert berci hhan- Lal üüerge ken uch Marburg bei Elwert bereits dem Buchhan

Kassel, 1. Sept, Die hiesige Allg. Zeitung enthält fol- ende Berichtigung : Ju dem LatsilGen Volts b a A sich ein Artikel, worin erzählt wird, vaß man in Kassel fortwährend eine Masse von Branntweiuschänk - Konzessionen ertheile und den Verbrauch vou Spirituosen begünstige, um eine große Einnahme zu haben. Diese Angabe is unichtig. Es notorisch, daß auf Verminderung der hier bestehenden Branntweinschäuk - Konzessionen hingewirkt wird, Auch hat deren Anzahl sih nicht vermehrt, sondern bereits vermindert wie denn auch das Oktroi-Einkommen vom Branntwein esuuken ist, indem dieser Einnahmeposten in den ses ersten Monaten dieses Jahres gegen das Jahr 1542 um 3155 Thaler sich verringert hat, und für das laufende Jahr eiu Ausfall vou mindestens 6000 Thalern zu erwarten ist, welher Ausfall hauptsächlih dem verminderten Ge-= nuß des Branntweins zugeschrieben wird,

M C Sorau, Schwerin, 30. Aug. (S hw.

Ztg.) Se, Königl, Hoheit der Großherzog, Jhre Königl. Hoheit die verwittwete Frau Großherzogin und Ihre Hoheit die Herzogiu Louise sind gestern Mittag von Doberan hier eingetroffen,

430 Frankr 2.

Paris, 30, Aug. Der König, die Königin und die Königin der Belgier sind von einem Unfalle bedroht gewesen, der glücklicher- weise ohne Folgen geblieben is. Auf dem Wege nah Treport be- griffen, wurden die Pferde, als man über die Schleusenbrücke von Assas fuhr, durch eine Artillerie - Salve, die man zu Ehren des Königs abfeuerte, scheu. Die drei Vorder-Pferde bäumten si, zer- rissen die Sträuge und stürzten in den Kanal; der sie führende Postillon war noch zeitig genug herunter gesprungen; dem zweiten Postillon glückte es, die Übrigen Pferde anzuhalten, so daß der Wagen zum Stehen gebraht wurde. Der König und die beiden Königinnen verlicßen nun den Wagen, und als sie sich überzeugt hatten, daß Niemand Schaden genommen, seßten sie den Weg nach Treport zu Fuße fort, umgeben von einer großen Volksmenge, die ihre Theil- nahme auf das Lebhafteste durh den Ruf: Es lebe der König!“ ausdrüdte.

Die wenigstens in vielen Kreisen für wahrscheinlich gehaltene Reise der Königin Victoria nah Frankreich beschäftigt in diesem Augen- blie fast aus\schließlich die öffentliche Meinung und die Blätter aller Farben. Man geht sogar {hon so weit, daß man behauptet, die Königin werde Paris und Versailles besuchen,

noch um 14 Tage zu verlängern, um 5 Tage zu Schloß Eu, 5 zu Paris, 2 zu Fontainebleau und 3 zu Versailles verweilen zu können. Auch sollen in den genannten Schlössern bereits Vorbereitungen zum Empfang des erlauchten Gastes getroffen werden, und der Glanz der Feste, welche man bei dieser Gelegenheit erwartet, bildet den Gegen- stand des allgemeinen Gesprähs, Gleichwohl wird die Ankunft der Königin in Frankreich noch von vielen Seiten in Zweifel gezogen. Gewiß is nur so viel, daß der erwartete Besuch der erhabenen Für- stin von allen Blättern, je nah ihrer Farbe, besprochen wird, und daß er bereits lebhafte Diskussionen veranlaßt hat, welche mit mehr oder weniger Glück in das Gebiet der höheren Politik hinübershweifen. Das Journal des Débats bemerkt in dieser Beziehung z. B. Folgendes : O :

„Schon beginnen unsere Oppositions - Journale ihre Polemik über die Neise der Königin Victoria nah Frankreich, Sie verlieren sich in Kon jekturen über den Zweck dieser Reise, sie erschrecken über die Folgen, welche sie haben könnte; das geringste Geschenk, welches König Ludwig Philipp Jhrer britishen Majestät machen könnte, wäre, nah ihrer Meinung, em Handels - Vertrag, in welchem, wie sich von selbst versteht, die Interessen Frankreichs den Interessen Englands geopfert werden würden. Auch lassen sie sich von ziemlich sonderbaren constitutionel'en Bedenklichkeiten beschleichen : hat die Königin von England das Recht, ohne eine Parlaments - Akte, die es ihr erlaubt, über das Meer zu gchen? Js es auch wirklich gewiß, daß die Charie dem König Ludwig Philipp nicht verwehrt, Fürsten, die seine Alliirten sind, bei sih zu empfangen ? L

„IMit einem Worte, das ganze Lager der Opposition ist in Aufruhr.

Indessen übereilt man sich doch etwas zu sehr mit dieser Furcht; denn vor Allem müßte man mit Gewißheit wihjen, ob diese fürchterlihe Reise wirklich stattfinden wird. Wir freuen uns blos, den National und unsere Oppo- sitionsblätter über cinen Punkt beruhigen zu können, welcher ihnen sehr am Herzen zu liegen scheint: Nein, die Königin Victoria würde, wenn sie aen König Ludwig Philipp in seinem Schlosse Eu einen sehr unschuldigen BDe- such abstattcte, die Constitution nicht verleßen, Die englischen Minister spielen seit der Revolution von 1688 nicht mehr mit der Constitution ihres Landes, als die französischen Minister seit der Revolution von 1830 mit der Charte. Der König, oder die Königin von England bedürfen keiner Parla- ments-Akte, um über das Meer zu gehen, Der Prinz von Wales ist es, welcher das Land nicht verlassen kann, ohne Erlaubniß des Parlamentes, Wenn die Königin nah Frankreih kömmt, so wird sie von einem verantwortlichen Minister begleitet werden; das is Alles, was die Constitution verlangt Was König Ludwig Philipp betrisst, 0 glauben wir nicht, daß er eines Beschlusses der Kammer bedürfe, um n jenen Schlössern zu empfangen wen er immer will, selbst die Königin von England. Die Charte hat den Fall nicht vorausbedacht, das ist wahrhaftig schade! Was dagegen auf der anderen Seite wahr is, und unsere Alarmisten recht gut wissen, ist, daß fein Handels - Vertrag zwischen der englischen und französischen Regie- rung abgeschlossen werden kann, ohne eine Bill des Parlaments in Eng- land, und ohne ein Gesez in Frankreich, und folglich nicht ohne die Ein mischung unserer Kammern. So schen fie also in der Constitution des einen und des anderen Landes, was gar nicht darin ist, und stellen sich, als ob sie nicht sähen, was wirklich darin ist,

Weiterhin fährt das Journal des Débats fort:

„Was soll man also in dieser Neise schen, wenn sie wirklich stattfindet, wie wir cs lebhaft wünshen? Einen hohen und glänzenden Beweis von Wohlwollen, welchen sich der König der Franzosen und die Königin von England im Namen der zwei großen Länder, welche sie repräscutiren, geben werden. Wir sind weit entfernt, solche Beweise für unnüß zu halten ; sie wir- fen auf die Phantasie der Völker, sie befestigen die freundschaftlichen Bezie- hungenz sie sind, so zu sagen, das Symbol jener friedlichen Civilisation, welche zum Ruhm unserer Zeit und zum Glück der Völker von Tag zu Tag mehr die alte Civilisation oder vielmehr die alte Barbarei des Rechts des Krieges zu erseßen strebt, Wir sind, wie man weiß, für die Reisen der Fürsten und wenn wir je Zweifel über die gute Wirkung dieser Reisen gehabt hätten, so würden wir deren nicht mehr haben, wenn wir den Mißmuth schen, den sie gewissen Leuten zu verursachen scheinen, Was man auch sagen mag, dem König und dem Prinzen bleibt in unserer Zeit cine große Rolle. Jhnen gebührt es, die Völker durch ihr Beispiel in der Versöhnung, in den Jdeen des Friedens und des Wohlwollens zu unter: richten, die Parteien und die Nationen sich gegenseitig näher zu bringen, Die Königin Victoria wird uns die Interessen und die Politik ihres Landes nicht mehr zum Opfer bringen, als König Ludwig Philipp ihr die unsrigen aufopfern wird. Aber die Zusammenkunft der beiden Souveraine würde nichtsdestoweniger in den Augen von ganz Europa elne Vürgschaft des Friedens und der Einigkeit sein,“

Der Herzog von Montpensier is am 5Èten in Pau eingetroffen, um den Festlihkeiten, welche daselbst bei der Einweihung der Statue Heinrichs [V, stattfinden werden, beizuwohnen,

Vorgestern fand in Versailles die Einweil'ung der Statue des Abhé de l'Ep‘e statt.

m Varis, 30, Aug. Wenngleich unsere Journale dem vorgestri- gen B M bei ÉvevUrE At besonders große Aufmerksamkeit zu \henken L ein so is es darum nicht minder erwiesen, daß Ludwig Philipp ener augenscheinlichen Lebensgefahr entging. Nach einem Privat-Schreiben aus dem Schlosse Eu sind von sechs Pferden, welche den Wagen, worin Ludwig Philipp, die Königin und die Königin der Belgier saßen, zogen, vier in den Kanal gestürzt. Nur dur ein Wunder gelang es dem zweiten Postillon, welcher das dritte Pferde- paar leitete, schnell genug den Wagen gegen die gemauerte Brücken- lehne in entgegengeseßter Richtung von den Pferden anprallen zu lassen. Der Wagen zerbrach, und der Postillon konnte inzwischen die Pferde insoweit bändigen, daß der König und die beiden Königinnen aus dem Wagen steigen konnten. Einen Augenblick mehr, und der Königliche Wagen wäre nebst den Pferden in den Kanal herunter- gefallen, gerade da, wo eine Schleuse des Kanals mit Heftigkeit die Wellen treibt. Der erste Postillon, welcher mit den Pferden in den Kanal stürzte, soll stark verwundet worden sein, weil das Ufer, wovon er herabrollte, ziemlich hoh ie N i de ta

Die Tagespresse fährt fort, die Reise der Königin Victoria nach Frankreich für gewiß zu halten, Nur das Journal des Débats will diesem Gerüchte nicht sonderlich Glauben senken. Das Journal du Havre von gestern enthält in der That einige nähere Auskünste üher die Reise der Königin Victoria, welche den bisherigen Angaben

verde Paris ] Einige wollen selbs | wissen, daß die Königin bewogen worden sei, ihren Ausflug zur Sce |

der londoner Presse ein Demeuti geben. Nach den englischen Blät= tern sollte die Königin von Großbritanien sich vorgestern in Southampton einschiffen, um nah Frankreich herüber zu kommen, Das Journal du Havre erzählt hingegen nach der Angabe eines Augen- zeugen, daß die Königin Victoria und deren Gemahl am 27sten das Schloß Windsor verließen und auf der Eisenbahn nach Southampton sich begaben, wo die Königliche Jacht „Victoria und Albrecht“ zu deren Aufnahme bereit lag. Das Königliche Paar schiffte si sogleich am Bord derselben ein und fuhr zuerst nach Cowes, wo die Königin die Division der Kriegsflotte von Spithead in Augen- schein nahm. Abends steuerte die Königliche Jacht nach der Jnsel Whigt, da die Königin den Wunsch hegte, die Naht in dem Schlosse Norris= Castle, wo sie den größten Theil ihrer Kindheit verlebte, zuzubringen. Am folgenden Morgen lag es in der Absicht der Königin, die Fahrt längs der Küste von Devon- und Dorsetshire bis nah Plymouth fort= zuseßen. Also anstatt der französischen Küste sich zu nähern, ent- fernte si die britische Königs-Jacht von derselben. Nicht zu über- gehen is es, daß im Gefolge der Königin Victoria fein einziger ihrer Muünister sich befindet, was um o auffallender erscheinen muß, als alle Journale, welhe die bevorstehende Ankunft der Köü- nigíin auf dem Schlosse Eu anzeigen, dieser Reise einen politischen Charakter unter\chieben möchten. Was mich betrifft, so habe ich, je mehr ih hierüber Erkundigungen einziehe, nur um so mehr Grund, zu glauben, taß, so sehr auch der Besuch der Königin von England unseren Hof erfreuen würde, das britische Kabinet imt Grunde doch zu befürchten scheint, daß die Whigs einen solchen“ Be such so auslegen könnten, als wollte ihre Königin dem Hofe der Tui= lerieen wegen der leßten Vorfälle auf Tahiti und Neu-Foundland um Entschuldigung bitten. Jh bin beinahe überzeugt, daß die Presse beider Länder aus einem möglichen Ereignisse etwas Gewisses, das aber {chwerlich sich verwirklichen möchte, hat machen wollen, ohne die Rücksichten zu beachten, welche einer Zusammenkunft der Königin Victoria mit dem König der Franzosen eutgegenstehen dürften.

Das Gerücht, dem zufolge das britishe Kabinet die Regentschaft Espartero's zu unterstüßen beabsichtige, erweist sich nun als ungegrüu- det. Der Courier aus Madrid vou heute versichert mit Bestimmt= heit, daß der Hof von St. James die provisorische Regierung in Spanien anerkannt habe. Espartero wird in London zwax mit Aus= zeichnung behandelt, aber die Minister vermeiden absichtlich dabei Al- les, was einen offiziellen Charakter an sih tragen könnte. So er- hielt Espartero die Einladung zur Audienz bei der Kömgin Victoria nicht durch Lord Aberdeen, als_dem Minister der auswärtigen Angele= genheiten, sondern durch den Obersten Wylde, Stallmeister des Prin zen Albrecht. Zur Audienz selbst wurde Espartero nicht vom Lord Aberdeen, sondern vom Lord Clarendon begleitet, Lord Clarendon war vor Herrn Aston britischer Botschafter in Madrid und bekleidet gegenwärtig kein öffentlihes Amt, welches dem Besuche Espartero's bei der Königin einen offiziellen Charakter verleihen fönnte, Man glaubt, Espartero werde einen längeren Aufenthalt in London nehmen, da, wie es heißt, er dort das Palais Abbey-House gemiethet hat.

= Paris, 30. Aug. Das Journal des Débats hat gestern den Hafenpläßen von Frankreich, und insbesondere dem von Nantes wahrhast goldene Berge vou den glücklichen Resultaten ver \prochen, welche das neue Zuckergeseß für sie bringen werde. Die Schiffsrheder und Kaufleute von Nantes werden wohl thun, neben diesen goldenen Verheißungen auch einen Blick auf den Stand der Entrepots am Ende des lebten Monats Juli zu werfen, wie er sich aus der darüber veröffentlichten Uebersicht ergiebt. Es ist daraus zu ersehen, auf welch hohen Grad diese Entrepots mit Zucker aus deu französischen Kolonieen sowohl als aus dem Auslande überfüllt sind.

Im Jahre 1841 am 31. Juli waren in den verschiedenen En- trepots des Königreichs im Ganzen 228,505 metrischen Centner Zucker vorhanden, Im Jahre 1842 zu demselben Zeitpunkte war diese Summe auf 214,386 metrische Centner gesunken, in dem laufen- den Jahre aber am 31, Juli hatte sie 288,636 metrishe Centner erreicht.

Noch schlimmer ist die Lage in Betreff des Zuckers aus dem Auslande: die am 31, Juli 1843 in deu Entrepots aufgeschichtcte Quantität betrug 103,286 metrishe Centner.

Es wgren also vorhanden:

an Zucker aus den Kolonieen... 288,636 metrische Centner. an Zudckter aus dem Auslande 103,286 » »

Dies ergiebt eine Totalsumme von .… 391,922 metrischen Centnern, oder 39,192,200 Kiloarammen Rohzuckers, die am 31. Juli d. J. in den Entrepots vorhanden waren, ungefähr die Hälfte der Ziffer, auf welche in der Regel der ganze Verbrauh Frankreichs an Kolonial- Zucker angeschlagen wird,

Und dabei is nohch wohl in Anschlag zu bringen, daß ein solcher Zustand der Dinge vorhanden is nach einer so furchtbaren Katastrophe, wie das Erdbeben vom 8, Februar, welches die Zuker-Aerndte von Gua- deloupe für 1843 nothwendiger Weise beträchtlih vermindert haben muß.

| Die am meisten übersüllten Entrepots sind: das von Havre, welches am 31. Juli 108,000 metrische Centner aus den Kolonieen faßte; Nantes 55,000; Paris 53,000; Bordeaux 30,000 und Marseille 28,000, An auswärtigem Zucker befandeu sich im Enutrepot von Havre 40,000 metrishe Centner, in dem von Marseille 34,000, m dem von Bordeaux 15,000,

Auf der anderen Seite siud die an den Zollstätten crhobeucu Quantitäten von der Auflage darauf fast stationair geblieben, Jm Monat Juli in jedem der drei Jahre 1841, 42 und 43 wurdcn 11 Millionen mit einem von Jahr zu Jahr nur wenig wechselnden Bruchtheile erhoben,

Jch glaube, daß die Kaufleute und Schifssrheder von Nantes nah solchen Ergebnissen die Wohlthaten des neuen Zukergeseßes 11 weniger rosigem Lichte betrachten werden, als das Journal des Débats. Auch von den Unterhandlungen wegen eines Handels= Vertrags mit Brasilien, vou welchen in der leßteren 2 eit wieder vielfa die Sprache gewesen ist, lassen sich unter solchen Umständen, wie sie sich nah dem neuesten Zuckergesebe gestaltet haben, nur weng erfleckliche Resultate erwarten. Tan

Die Vorsehung hat abermals über das Leben des Königs und mehrerer Mitglieder der Königlichen Familie gewacht. Zahlreiche Privatbriefe, welche Details über das Unglück geben, das am 25. Morgens den König und seine Familie bedrohte, sind hier einge- troffen, und schildern die Gefahr als sehr groß. Die Brücke über die Schleuse des ins Meer führenden Kanals von Treport ist vierzig Fuß über den Wasserspiegel erhaben, und wenn nicht glüc- liher Weise die Stränge der vier hinabstürzenden Pferde gerissen wären, und es dem Postillon, welcher das leßte Paar Pferde führte, dadurch wie durch eine von großer Geistesgegenwart unterstüßte Körperkraft gelungen wäre, dem Wagen schnell. eine solche Wendung zu geben, daß er an dem Brückenpfeiler anrannte , so wäre vielleicht

das Entscblichste zu gewärtigen gewesen,

Grossbritanien und Irland.

London, 30. Aug. Jhre Majestät die Königin, und Prinz Albrecht seßten vorgestern Nachmittags nach einem kurzen Aufenthalte auf dem Schlosse Clare bei der Lady Harcourt ihre Seefahrt: au

den Küsten der {bnen Jusel Whigt fort. Auf der nördlichsten Spihe der Jnsel in der Bai von Cowes übernachteten die Königl, Herrschaften au Bord der Dampfjacht, mit deren inneren Einrich= tung dieselben sich außerordentli zufrieden zeigten, Cowes scheint der bestimmte Ankerplaß zu sein, wo das Königliche Chepaar über= nachtet, denn auch gester hieß es, daß im Fall man niht _noch Weymouth besuchen würde, in Cowes das Königliche Schif wiederum vor Anker gehen sollte. Die Königin landete gestern auf ihrer Fahrt in der_ Nähe von Norris - Castle, und be= gab sich nah diejem Schlosse, ihrer gewöhnlichen Residenz als Prinzessin Victoria, n der an der Küste bereitstehenden Equipage des Grafen von Delawarr. Ebenso stieg Jhre Majestät auf der weiteren Fahrt bei Ventnor ans Land und beehrte den Gra=- fen von Charborough auf dessen Schlosse Appuldercombe mit ihrem Besuche. Das Wetter war günstiger als am vorigen Tage, und Jhre Majestät wie Prinz Albreht erfreuten s{{ch eines außerordent- j IWohlseins. :

N T leben Königlichen Kinder, “ber Prinz von Wales und die Prinzessin Victorie sind. gestern in Brighton angekommen und werden dort bis zur Ankunst (Fhrer Majestät, die nah der See - Exkursion si dorthin begeben wird, verweilen, Man versichert aus zuverlä|= siger Quelle, daß der Aufenthalt der Königin in Brighton von sehr furzer Dauer sein wird.

London, 30. Aug. Die ehrenvolle Aufnahme Espartero’s in England steht im Einklange mit dem von Sir R. Peel kürzlich im Unterhause ausgesprochenen Grundsaß, daß der Herzog von Vitoria noch de jure Regent von Spanien is, aber sie steht in direktem Widerspruch mit den in Fraukreih herrshenden Ansichten, welche je= nen Grundsaß nicht gelten lassen, Diese Verschiedenheit der Mei- mungen beruht zunächst auf den verschiedenen Gesichtspunkten , von welchen aus man in beiden Ländern die leßte Umgestaltung der Dinge in Spanien betrachtet, und es dürfte von Wichtigkeit und Jnteresse sein, zu erfahren, auf Grund welher Ansichten man in England von der Haltbarkeit jener von Sir R, Peel gethanen Erklärung überzeugt is, Obschon die ministeriellen Blätter bis jeßt darüber ein auffallen des Schweigen beobachten, ohne Zweifel, weil sie sich hüten müssen, dur eine unvorsichtige Aeußerung das fernere Verhalten der Regie= rung blos zu stellen, so können wir doch in diesem Falle auch durch die freier sich bewegenden Oppositions-Organe zur Klarheit gelangen, da es über die Grundsäße der englischen Politik in Spanien keine Parteistimme giebt, welche leßtere nur durch die Mittel der Aus- führung jener Grundsäße hervorgerufen wird. Legen wir unserer Untersuchung einen leitenden Artikel des gemäßigten Whigblattes, des Globe, zum Grunde, welcher die französishen Ansichten zu widerlegen sucht, \o gelangen wir zur Klarheit über den Gesichts= punkt, von welchem aus England die Umwälzung in Spanien ansieht und auf welchen Grund Sir R. Peel seinen Ausspruch gethan hat.

Das französische Journal Constitutionnel hatte in diesen Tagen einen Artikel über die Aufnahme Espartero's in England, und gesteht darin die Richtigkeit des Unterschiedes zwischen einer Regent- schaft de jure und einer solchen de FICLO A S DEUGU E 0G Espartero weder die eime noch die andere mehr besiße, und ver= muthet, daß England unter der ehrenvollen Aufnahme, welche es demselben bereite, irgend etnen verstedten Plan habe. Der Con= stitutionnel wundert sich, wie man noch zweifeln könne, daß Espartero alle Ansprüche auf den Titel eines Regenten verloren habez der ille der Nation habe ihn seiner Stelle und seiner Würde beraubt, und dieser Wille habe sich unzweideutig ausgesprochen; wolle man diesem Willen widerstreben ; oder absichtlih diese nationale Kundge- bung mißverstehen, so könne darunter nur die Absicht liegen, Frauk= reich zu beunruhigen und dex französishen Regierung mit Espartero Trohen zu wollen.

Die Widerlegung dieser Ausicht des französischen Blattes muß die Ansicht der englischen Regierung und den Grund ihrer Handlungs= weise ergeben. :

Man kann nicht wissen, was die englische Regierung in Spanien beabsichtigt, denn darüber verlautet noch kein Wort, aber man kann untersuchen und demzufolge wissen, in Folge welches nationalen Aktes des spanischen Volkes Espartero aufgehört hat, Regent de jure von diesem Lande zu sein. Hierzu sagt der Globe:

„Die Erhebung gegen Espartero hatte nicht ibren Grund in einem persönlichen Mißfallen an seiner Autorität sie war vielmehr ein Angriff auf die Grandsäße der Constitution selbst, der lange vorbereitet, genährt und endlich ausgeführt wurde, durch jene Männer, welche jeßt mit frecher Stirn sich die Organe der Nation nennen, Die Eilfertigkeit, mit welcher die verschiedenen Städte des Landes sich von ihrer Unterthanenpslicht gegen den Regenten lossagten, lag allein in dem Glauben, daß Spanien nach dem Sturze Espartero's durch Junten regiert werden würde *). Jn jeder Stadt Spaniens gab es einige zwanzig oder dreißig cinflußreiche Personen, deren Stolz und Ehrsucht durch diese Aussicht aufgerczt wurde; und da

man dem Volke dieser Städte mit der Jdee der Seibstregierung schmeichelte, so war cs nicht zu verwundern, daß cine Stadt nach der anderen von Espartero abfiel, dessen Vorstellung von einer repräsentativen Re- gierung nichts mit Junten für jede Stadt und jedes Dorf und mit éiner großen Central -Junta zu schaffen hat, fondern sich auf eine Cortes bezieht, die aus den gemäß der Constitution gewählten Abgeordneten zusammengescßt is. Das Manifest, welches die Junta von Saragossa er- ließ, bewies es, daß Herr Lopez und seine Kollegen damit einverstanden waren, im Fall fie die glückliche Usurpation der Gewalt zu Stande brächten, nur als eine provisorische Negierung zu fungiren, bis eine Central - Junta, an die von allen übrigen Junten Abgeordnete geschickt werden könnten, organisirt worden wäre, und daß nach der Bildung dieser Central - Junta das Ministerium Lopez derselben verantworilich sein und nach dem alleinigen Willen eines solchen Staatskörpers resigniren oder im Amte bleiben wollte. Bon einem unconstitutionellerem Plane, der von Männern gefaßt wurde, die beständig riefen ; „lang lebe die Constitution“, giebt es in der Geschichte kein Beispiel, Es war ein Zusammenwirken von Thorheit, Ehrsuht und Betrug; aber der überlegte Betrug war augenscheinlich auf Seiten des Lopez-Kabinets. Das erste, was Lopez und seine Kollegen nach der Niederlage Espartero’s thaten, war eine Verleßung ihres Versprechens, das sie den Junten gegeben hatten, Wenn dies in der aufrichtigen Absicht geschehen wäre, sofort die Cortes zu berufen, und wenn sie mit Ausnahne der dringendsten Maßregeln sich bis zu deren Versammlung aller eigenmächtigen Handlungen enthalten hätten, so könnte ihr Betrug allenfalls vergeben wcrden, aber sie wollten das Land weder durch die Junten noch durch die Cortes sprechen lassen. Jhr erster Aft war die Verleßung der Constitution dadurch, daß sie die Königin für mündig erklärten und sich selbst, wie die Débats sich ausdrückten, einen permanenten Charakter beilegten ; ihr zweiter und wenn es möglich is, noch unverzeihlicherer Aft war die Verfügung aller Strafen für Hochverrath gegen den Regenten unnd scine Anhänger, weil der Regent gegen ihr unconstitutionelles Treiben pro- A und sich geweigert hatte, ihre Rebellion durch seine Abdankung zu vestätigen, Das is nun geschehen ohne Cortes, ohne Junten, ohne irgend Ling E und regelrechte Kundgebung der Wünsche des Landes und vir fl 9) non sich diese Leute, von dem National-Willen zu sprechen, hre schandbaren Angriffe auf die Constitution sanctionire,“

ba E Behauptung des Globe, obwohl in anderem Zusammen- O 1 eint uns, beiläufig, sehr beahtungswerth, denn sie dünste aus der Toi ur des spanischen Charafters sich als wahr bestätigen. Die spanische t a0 Ee nicht gus spanischen Elementen ; sie is zu französisch S nicht vom Volke verstanden. Die politischen Grundgefühle des Gi I An sich eben in den Junten und ihren Pronunciamientos, S Madrit, em Widerspruch mit den Cortes, der repräscntativen Regierung fes di rid, stehen. Daher bei jeder Anregung die Bereitwilligkeit des Vol- es, diese Regierung zu stürzen,

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Sieht mau von diesem Gesichtspunkte aus in England die lebte Umwälzung in Spanien an, \o widerlegt sich von selbst die Behaup- tung des Constitutionnel, daß der Wille der Nation den Reagen- ten seiner Würde beraubt habe; denn dieser Wille hat kein Drin gehabt und sich deshalb gar niht aussprechen können. Aber der Constitutionnel fügt noch hinzu, Espartero hätte wenigstens zu seiner eigenen Ehre abdanken sollen; worauf man indeß in England füglih fragt: Wo sollte er abdanken? Vor den Cortes, den Reprä= sentanten des Volks, der einzigen dazu kompetenten Behörde? Sie waren nicht versammelt! Also denn vor den Usurpatoren, den Herrn Lopez und Konsorten? Aber damit hätte der Regent sein eigenes gutes Recht aus den Händen gegeben, denn seine Abdankung bei dem Ministerium Lopez hätte die Revolution ers zur wirklih nationalen gemacht, was sie bis dahin und bis auf diese Stuude nicht ist, und wozu sie weder das Lopez-Kabinet noch die französischen Journale machen können. Erkennt man nun in England, daß Espartero durch den Nationalwillen seine Würde nicht verloren hat, so sieht man ihn mit Fug und Recht so lange als Regent von Spanien an, bis jener

Wille durch die Cortes sich ausspricht, und Sir Robert Peel kann feinen anderen Grund als diesen haben, ihu de jure für deu Regen- ten Spaniens zu erklären. Was die englische Regierung ferner mit Espartero im Willen hat, vermögen wir nicht abzusehen ; nur so viel möchten wix mit ziemliher Gewißheit erklären, daß es niht wahr= scheinlich is (was auch uicht weise sein würde), daß sie sih der Sache Espartero’s so weit annehmen wird, um ihn wieder zum Regenten de facto von Spanien zu machen. Hiermit zugleich fiele danu auch die Besorgniß des Constitutionnel zusammen, daß Sir Robert Peel die Absicht hege, den Regenten als Schreckbild deu französischen und spanischen Revolutiongiren vorzuhalten.

Der Standard und nah ihm die übrigen Blätter veröffent lichen die Abschrift eines merkwürdigen Briefes, den die Königin von Tahiti, Pomare, an die Königin von England geschrieben haben soll, und worin jene um den Schuß Englands gegen die gewaltsame Be-= sibnahme ihres Reiches von Seiten Frankreichs flehentlichst bittet, Man bezweifelt natürlich noch die Echtheit des Briefes und ist geneigt, die Erfindung der sonderbaren Form dieses Bittschreibens irgend einem unruhigen Geist, der den Frieden zwischen England und Fraukreich stören möchte, beizumessen, indeß enthält doch vielleicht der Brief That- sachen, die niht so ganz ohne Grund sein dürften, und namentlich dürfte die darin beschriebene bedrängte Lage der Königin Pomare nicht allzu übertrieben sein. Theils dieserhalb, theils als Kuriosum, theilen wir hier den Brief vollständig mit:

Tahiti, den 22, Januar 1843, „Meine theure Freundin und Schwester Königin Victoria, Königin von Grofbritanicn, l

Gesundheit und Frieden Dir, und möge Dich Jehovah behüten, die Quelle unserer Macht als Königinnen unserer Länder! Wir verharren im Fricden durch die Einigung unserer Vorfahren. Dies ist mein Wort zu Dir, meine schwesterlihe Freundin, habe Mitleid mit meiner Betrübniß und mit meiner Hülflosigkeit und schaue her zu den Schwierigkeiten, in welche mein Volk mit Frankreich verwickelt is. Das bestehende Protektorat Frank reichs über meine Besißungen erkenne ih nicht an. Jch hatte keinc Kennt- niß davon, was meine Häuptlinge und der französische Konsul gethan ha- ben, als ich Dir durch Capitain Jones schrieb , denn ih war damals ab- wesend und befand mich in Najate.

„„Nach Ankunft des französischen Admirals du Petit Thouars kamen die- selben Häuptlinge, welche früher das Dokument unterzeichnet hatten, wodurch sie den französischen Schuyz erbaten, zusammen, nämlich die drei Gouverneure und Paraita (Paraita is die Wurzel des großen Uebels), der französische Konsul und der französische Admiral, und schickten mir das Dokument, nachdem sie durch die Unterzeichnung desselben ihren Plan vollständig ge- macht, nah Murea vermittelst meiner Botschafter Tairapa und Herrn Simpson, damit auch ich es unterzeichne. Tairapa sagte zu mir: „,„Pomare, schreibe Deinen Namen unter dieses Dokument. Wenn Du Deinen Namen nicht darunter schreibst, so mußt Du eine Geldstrafe von 10,000 Dollars bezahlen 50009 Dollars morgen und 5000 Dollars übermorgen; und wenn die erste Zahlung bis nah 2 Uhr aufgeschoben wird, so werden die Feindseligkeiten beginnen, und Dein Land wird Dir genommen werden,“ ““

„In Folge dieser Drohungen zeichnete ih gegen meinen Willen meinen Namen. Jch war gezwungen, zu zeichnen, und weil ih erschreckt war, denn die britischen und amerikanischen Unterthanen, die sich in meinem Lande aufhiclten, würden im Fall von Feindseligkeiten ohne Unterschied der Per- son, ohne Nücksicht auf die Partei ermordet worden sein. Dies is die Art und Weise, wie man mir meine Regierung genommen und in eine franzü- sische verwandelt hat. Meine Regierung ist mir von meinen Feinden Pa- raita, Hitate, und Tati und Anderen, die mit ihnen in Verbindung stehen, ge- nommen worden. Sie waren es, die sih mit einander verbanden und mit den Franzosen übereinkamen. Sie haben mich verbannt, damit ich nicht Herrscherin von Otaheiti sei, damit aber sie und ihre Kinder Könige würden,

„Und nun, meine Freundin, dcnke an mich, habe Mitleid mit mir, und stehe mir bei; laß Deinen Schuß mächtig sein, laß ihn zur rechten Zeit eintreffen und mir Rettung bringen, damit ich in mein Reich wieder einge- sezt werdez laß ihn von dem Gefühle beschleunigt werden, welches den Messias in die Welt sandte, um Dich und mich zu erlôsen, Habe Mitleid mit mir in meiner Betrübniß und meiner Hülflosigkeit. Vernachlässige mich nicht, stehe mir \{hnell bei, liebe Freundin, Jch nehme meine Zuflucht zu Dir, um Schu zu suchen, um von Deinem großen Schatten bedeckt zu werden, denselben Schatten, welche Deine Väter meinen Vätern gewährten, die nun todt sind, und deren Königreiche auf uns, die shwächeren Gefäße, gekommen sind. Jch crneuere jene Uebercinkunft 5 laß sie dauernd und be- ständig sein. Meine Freundin, trenne unsere Freundschaft auf keine Weise. Dies ist mein aufrichtiger Wunsch,

„Dieser Versuch bei Dir, meine Freundin, is meine leßte Anstrengung. Sci schnell mit der Hülfe da, denn ich bin schon fast todt; ih bin gleich einer Gefangenen, die ein Krieger verfolgt, dessen Speer sie schon fast be- rührt. Die Zeit is schr nahe, da ih meine Herrschaft wie mein Leben zu verlieren fürchte, Meine Freundin, schie schleunig ein großes Kriegsschiff, um mir beizustehen. Ein französishes Schiff wird hier täglich erwartet {ice s{hnell cin Kriegsschis} und ih werde gerettet werden. Es ist mein Wunsch, daß der Admiral schleunigst nah Tahiti komme. Wenn er nicht gleich kommen kann, so wünsche ich, daß sogleich ein großes Schiff komme. Sende immerwährend Deine Schiffe hierher; laß keinen Monat ohne eines zu schicken vergehen, bis alle meine gegenwärtigen Verlegenheiten vorüber sind. Jch habe auch zu gleicher Zeit an Deinen Admiral an der spanischen Küste geschrieben, daß er nach Tahiti komme und mir beistehe, ¿Gesundheit und Frieden Dirz sei gesegnet meine shwesterliche Freun- din, Königin von Großbritanien 2c. s

Pomare, Königin von Tahiti,“

Uiederlawde

Amsterdam, 28. Aug. (Rhein= und Mosel=Ztg.) Der Justizminister van Hall hat, dem Vernehmen nah, den Sktaats- rathe einen Geseßentwurf vorgelegt, der hauptsächlich die Korrespon= denten der ausländischen Zeitungen betrifft. Nach diesem Entwurfe sollen die Korrespondenten wegen Artikel, die den wahren Zustand des Landes bloßstellen, zur Verantwortung gezogen und bestraft wer= den. Wie der Staatsrath diesen Entwurf aufgenommen, is noch nit bekannt z derselbe hat in der lebten Zeit jedoch manchen Beweis von einer entschiedenen Deukart gegeben, weshalb man vermuthet, daß der Entwurf nicht durhgehen werde. Es darf hierbei nicht ver= gessen werden, zu bemerken, daß die wichtigsten Mittheilungen über Holland meistens eher im Auslande, als im Lande selbs bekannt sind.

Obgleich die Generalstaaten sih bereits über die Zahl der Be= amten beklagt haben, welche jährliches Salair erhalten, #60 is doch jeßt auffälliger Weise noch ein großes amtlihès G eschenk ertheilt worden, Die Regierung hat nämlich dem General Nahuis van

Burgst ein Geschenk von 30,000 Gulden (nah Anderen sogar vont 40,000 Gulden) gemaht. Man hatte ihm erst die Stelle eines General - Gouverneurs von Ostindien versprohen, war aber nachher durch die Stimmung in Java beinahe gezwungen worden, dieselbe dem Herrn Merkus, als interimistischem Gouverneur, zu. übertragen. Der General, hierüber höchst ungehalten, und sich nicht belohnt haltend für die der Regierung geleisteten Dienste, wurde nun auf jene Weise zufrieden gestellt. Die Kolonial - Kasse hat demselben die Summe als Schadloshaltung auszuzahlen. f:

_ Einer unserer berühmtesten Advokaten (Herr Hartog) hat einen sehr interessanten Prozeß unter Händen. Es betrifft nichts Gerin= geres, als eine Forderung des Herzogs von Aumale an unsere Regierung zum Belaufe von einigen Tonnen Goldes. Der Kläger weist nah, daß dies Geld uicht an den rechtmäßigen Eigenthümer ausbezahlt worden.

I 410 ei ak Ghur, 28. Aug. (A, Z.) Aus zuverlässiger Quelle fan ih nen folgendes über die neuesten Vorgänge in Bologna berichten. n der Stadt selbst hat durchaus keine Zusammenrottung stattgefun= den, kein aufrührerisches Geschrei wurde daselbst vernommen, von einem Landen der Franzosen in Ankona war nie die Redez auch daß ein Schuß auf den Polizei - Direktor gefallen, ist durchaus unrichtig. Vaß die »urch ganz Jtalien verzweigte Giovine LItalia auch in Bo= logna ihre Mitglieder zählte, kann nicht bestritten werden. Sei es nun , daß zu Anfang dieses Monats in Neapel cine Revolution aus= brehen und das Signal für das übrige Jtalien geben sollte, oder hatten die hiesigen Verschworenen voreilige Kunde von einem dort er=- folgten Ausbruch erhalten, jedenfalls glaubten dieselben ihrerseits nun auch losschlagen zu dürfen, wobei sie niht gerade am vorsichtigsten

| zu Werke gingen. Die Polizei wurde aufmerksam, und der Kardinal=

Legat ließ Maßregeln treffen, welche die Herren im Zaum hielten. Als die Jührer des Komplotts sich entdeckt sahen, zogen sie sich mit ihrer Manu= schaft die sehr übertrieben auf 300 Köpfe angegeben wurde in die ut= liegenden Berggegenden zurück, Wie bereits gemeldet, wurden ihnen dort- hin mehrere Kolounen nachgesandt. Am ersten Tage gelang es den Jn= surgenten, einen Gendarmerie-Hauptmann mit fünf Mann unversehens zu überfallen und niederzumagchen, worauf sie sich dann von Berg zu Berg vor den Truppen retirirten. Jhre Zahl nimmt täglih ab. Am 23sten mußten die Anführer auf eine Bewegung in der Stadt gehofft haben, wo eine große Prozession außerhalb des Ponte Ma= malo stattfand. Sie näherten sich Bologna auf zwei Miglièn und lagerten niht weit vom Monte Paterno. Sogleich wurde von der Stadt, wo man alle möglichen Vorsichts - Maßregeln getroffen hatte, ein Detaschement des ersten Fremden - Regiments unter Anführung eines Feldwebels ausgesandt. Da jedoch der die Operationen lei- tende Gendarmerie=Offizier keinen Angriff gestatten wollte, s konnte sich die Bande bequem zurückziehen. Das genannte Detäschement verfolgte sie bis Pianoro, wo sie von drei anderen Truppen - Abthei= lungen umzingelt worden sein sollen. Am 2sten waren, kurz vor Abgang dieser Berichte, zwei der Jusurgenten gefangen eingebracht worden.

Yom, 19. Aug. Gestern i} endlih das Staatshandbuch für 1843 erschienen, woraus wir folgenden Auszug entlehnen. Der Päpst hat im nächsten Monat (18. September) sein 78stes Jahr zurückge= legt und is im 13ten Jahr seiner Regierung. Das Kollegium der Kardinäle zählt 64 Mitglieder, darunter sind 6 Kardinalbischöfe *), 47 Kardinalpriester und 11 Kardinaldiakone, Unter den Kardinälen sind noch 5 am Leben, die von Pius VIL. urd 9, die von Leo XI]. mit dem Purpur bekleidet wurden. Acht Kardinalhüte sind noch zu vergeben. Der älteste dieser Kirchenfürsten, Kardinal Bassi, zählt 88, der jüngste, Kardinal Schwarzenberg, 34 Jahre. Der Dekan des Kolle- giums ist Kardinal Pacca, welcher bereits 1801 zu dieser Würde erho= ben wurde. Seit der jeßige Papst auf St. Petersstuhl sibt, seit 2. Fes bruar 1831, sind 51 Kardinäle gestorben, Es giebt in der ganzen katholischen Christenheit aht Patriarchen, 102 Erzbischöfe und 490 Bischöfe. Außer diesen sind 81 Dibzesen unbeseßt oder werden nur zum kleinsten Theil von Suffraganbischöfen verwaltet. Dieser Mißstand rührt hauptsächlich vou Spanien und Portugal mit ihren Kolonieen und von Rußland und Polen her. Die Propaganda hat unter ihrer be= sonderen Leitung an Vifarien und Delegaten: in Afrika 13 Vikarienz in Amerika 15; Asien, in China alleín 15, Ostindien 9 und dem übrigen Asien 3z in Europa: Deutschland 3, Türkei 7, Gibraltar 1, Griechenland 1, England und Schottland 12, Holland 5 und Schwê=2 den 1. Jm indischen Ocean unterhält sie 5 Vikare. Der päpstliche Stuhl hat bei fremden Höfen 14 Nunecien, Junternuncien und Ge= shäftsträger ; die Posten in Lissabon und Spanien stehen erledigt.

M.

Madrid, 23. Aug. Die Gaceta enthält ein Schreiben von Don Celestino Garcia de Paredes, General = Zahlmeister im Hauptquartier des Regenten, worin er gegen die in dem De= fret der neuen spanischen Regierung vom 16. August enthal= tene Angabe protestirt, daß eine hochgestellte Person dem Staate gehörendes Geld mit sich genommen haben sollte. Von Madrid sei niht mehr als 14 Millionen Realen (etwa 100,000 Thaler) mitge= nommen worden, and von dieser Summe habe man die Besoldung der Truppen und die dringenden Bedürfnisse der übrigen Departe= ments, nach den hergebrahten Formen, unter Kontrolle des Kriegs= Ministers bestritten; die Beschuldigung, durch welche man den Ruf einer hochgestellten Person (Espartero's) habe beflecken wollen , fei also gänzlich falsch.

XX Paris, 30. Aug. Der neue politishe Chef von Barce= lona, Don Joaquin Maximiliano Gibral, hat am 22sten die folgende Proclamation an die Bewohner der Hauptstadt von Catalonien ge= richtet.

„„Die Ursachen, welche während der leßten Tage Unruhe in Barcelona verbreiteten, sind verschwunden, Die öffentliche Ruhe is im Begriffe, zu- rückzukehren, und die Einwohner werden den Frieden genießen, der zu ihren Arbeiten so nothwendig is, Die Behörden fahren in der ungchinderten Verwaltung ihrer Aemter fort, und der berühmte Patriot D. Juan Prim, Graf von Reus, hat das militairishe Kommando des Plaßes übernommen, das ihm von der Regierung anvertrant worden is, Bewohner der Pro=- vinz, knüpft eure gewerblichen Verbindungen wieder an, die vielleicht durch die Furcht, welche die augenblickliche Austcgung in diéser großen Stadt hét- vorgebracht hat, unterbrochen worden sind. Barceloneser, ih danke euch für die Beweise des gesunden Sinnes, die ihr mir gegeben, und für eure Folgsamkeit gegen die Befehle eurer Behörden. Ver esset allen Groll, umarmet euch brüderlih und laßt den Wahlspruch der Einigkeit, den wir angenommen haben, keine Lüge sein.

__ eeNational-Gardisten, ih bin euch besonders vankbar für euer Verhaltett in den Augenblicken dex Gährung. Jhr seid würdig, die Waffen zu tragen, die euch die Nation in die Hände gegeben. Arbeiter, eilt von neuent int eure Werkstätten und Fabriken! Weifet alie Einflüsterungen zurück, d die man euch von der Arbeit entfernen möchte, ohne welche ihr nit könnt. Hört nicht auf diejenigen, welche euch sagen, daß die it Gefahr sei, habt Vertrauen zu den Volks-Behörden, die von euch 06 bildet sind, und zu den Regierungs-Beamten, welche mit dex Na j

î Seitdem (3 d.) isst der Kardinal F. Sceberas Testaferrata ge- orben,