1843 / 84 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

endlih in Angriff genommen werden möchte. Es ist das Projekt aufgestellt worden, Jnquisitoriat und Stadtgericht auf dem großen und s{chönen Plabe ncben der Kürajjier - Kaserne in der s{weidnißer Vorstadt auf städtischem Grund uud Boden gemeinsam zu erbauen. Dagegen haben sich mehrere Bürger in den Zeitungen er- hoben. Sie behaupten, daß mit der Verlegung des Stadtgerichts der ohnehin durch ihre Lage hochbegünstigten \{hweidnißer Vor= stadt ein neuer großer Bortheil auf Kosten der Stadt zugewendet würde und wollen einen, dem Fiskus zugehörigen Platz im Herzen derselben, das alte Münzgebäude, in der Nähe des Ober- Landesgerichts, der Regierung, der Post und anderer öffentlichen Gebäude, für den wohlgelegeneren und passenderen angesehen wissen.

Das Sqhlesishe Kirhenblatt erinnert in seiner neuesten Nummer an eine Anzeige der Shulnachrihten vom 14, Okto= ber 1842, daß das Ministerium der geistlihen und Unterrichts-Ange legenheiten über die vom Direktor des hiesigen Gymnasiums vorge s{lagenen Mittel zur Abhülfe des Mangels an katholischen Geist= lihen in der breslguer Diözese, welche der deutschen und polnischen Sprache mächtig sind, eine Prüfung und Entscheidung bis nach er= folgter Einseßung des gewählten Herrn Fürstbischofs sich vorbehalten hat, daß aber bis dahin die der polnischen Sprache kundigen Schü- ler, um in ihren Studien {nell vorzurücken, in der Kenntniß der deutschen Sprache in den unteren Klassen möglichst gefördert und auch außerdem auf alle Weise unterstüßt werden sollen, wenn sie Hosff- nung gewähren, daß sie sich dem Studium der katholischen Theologie mit Erfolg widmen werden.

Jn Beziehung auf unseren oben ausgesprochenen Wunsch kömmt uns eben vor Absendung des Schreibens die erfreuliche Nachricht zu, daß der Geheime Ober - Baurath Busse auf seiner, in unserer Provinz zur Revision der Gefängnisse in baulicher Hinsicht unternommenen Reise hier eingetroffen is. Die Plane für die neuen, hier und in Brieg zu erbauenden, zum großen Theil auf einsame Haft berechneten Ju- quisitoriate, sollen bereits definitiv beschlossen sein und dürfte auch der projektirte Bau in Ratibor seiner Verwirklichung entgegen gehen. Da alle übrigen Verhältnisse bereits geordnet sind, so wird wohl der Be ginn des Baues nah einem anderen Projekt soll das neue Stadt= geriht die Stelle des alten Juquisitoriats einuehmen nur noch von der Jahreszeit abhängen. Das neue Juquisitoriat soll gegen 260 einzelne Zellen erhalten. /

Ausland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 16. Sept. (A. Z.) Se. Königl. Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern, der vor einigen Tagen zu seinen durchlauchtigsten Aeltern nah Aschaffenburg abgereist is, be= giebt sich zu einem Besuch nach Florenz.

Auch auf dem heutigen Getraidemarkte sind die Fruchtpreise nicht gefallen. Nach einer fast beispiellos gesegneten Aerndte, uach welcher, in Bayern wenigstens, an vielen Orten die Speicher nicht geräumig genug sind, die Üeberfülle des Getraides zu fassen, sind dieje hohen Fruchtpreise eine auffallende Erscheinung, Es is aber zu bedenken, daß bei diesjähriger um vier Wochen verspäteter Aerndte der Land= mann vor allem Bedacht nimmt, seine Felder zu bestellen, und daun erst seine Frucht, die ihm sicher in der Scheune liegt, zu Markte bringt.

Sachsen. Leipzig, 18. Sept. Die heutige Leipziger Zeitung enthält in Bezug auf die Verbesserungen, welche auf dem jeßt geschlossenen Landtage für unser Schulwesen vorgeschlagen wurde, folgenden furzen, wahrscheiulich aus der Feder cines alten Schul= mannes herrührenden Aufsaß, der die alte Unterrichtsweise mit nicht geringem Eifer versicht : „Die Verhandlungen der zweiten Kammer der seitdem verabschiedeten Stände - Versammlung des Königreichs Sachsen in der 122sten ihrer Sißungen am 12. August d. J. zu An regung der Reformation in dem Gymnasialwesen des Vaterlandes geben auf der einen Seite dem Freunde der vaterländischen Justitu- tionen die Beruhigung, daß es um eben dieses Wesen nicht so übel stehe, als man nach dem Juhalte der Petition, durch welche jene Verhandlungen veranlaßt worden sind, i o atten Augenblick zu glauben versucht wird, und daß cs daher n dem Maße, wie gewünsht wird, einer Reform nah Er- flärung der Kammer =- Deputation selbst nicht bedarf, sou dern daß man im Ganzen die Grundlage festhalten werde, auf wel cher die sächsische Gelehrteubildung und ihr Ruhm gegründet sind, auf der anderen Seite aber auch die Aussicht, daß die erleuchtete Regierung nah den Anforderungen der Zeit und nach hinlänglicher

Vorbereitung ein chritt zur Förderung dieser Juteressen zu thun im Begriff sei. nach den Andeutungen der Kammer=Deputation die VerbesserungeWorzüglih für das Fah der Mathematik und Religion wünschenswerth erscheinen, und jeder dieser Lehrgegenstände | cinem besonderen Lehrer übergeben werden soll, so ist dieser Wunsch, | soweit uns bekannt is, wenigstens größtentheils als bereits erfüllt zu betrachten. Fassen wir nur die beiden Landesschulen zu Meißen |

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und Grimma und die beiden Gymnasien zu Leipzig, zu St. Nicolai und zu St. Thom, ins Auge, so sind schon eine lange Reihe von Jahren diese beiden Fächer mit besonderen Lehrern beseßt. Auch sind namentlich die mathematishen Wissenschaften um- fängliher und bis zu einem höheren Klassenziele gelehrt worden, wenn man gleich nicht so weit als in Preußen gegangen is, da man be- fanntlih dort wegen der Unerreichbarkeit des Zieles für die große Mehrzahl der Schüler zur Schonung von Zeit und Kraft wieder zu- rüdgegangen ist. Beachtungswerth bleibt allerdings sehr, daß man an den Gymnasien des Kurfürstenthums Hessen aus gleichem Grunde das Ziel in diesem Jahre noh weiter zurückgesteckt hat, um nicht auf dem Papiere mehr zu fordern, als in der Wirklichkeit von der größ- ten Mehrzahl geleistet wird, und um eine so größere Jntention den mathematishen Studien zu geben, um \o weniger aber von den For

derungen nachlassen zu müssen. Uebrigens hat die Kammer-Deputa

tion mit großer Einsicht nachgewiesen, daß gewisse Forderungen in der Wissenschaft und in der Disziplin ewig sind und nicht, wie Mode= Artikel, veralten und daher auch nicht von Jahrzehend zu Jahrzehend gewechselt werden dürfen.“

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__ Meißen, 16. Sept, Auch von unserer Stadt is heute eine mit vieleu Unterschriften bedeckte Dank=- und Abschieds-Adresse an den ehemaligen Minister von Lindengu nah Altenburg abgegangen.

Württemberg, Ult, 15, Set. (Sw, M) Heute fruh verließ Se. Majestät der König, in Begleitung der Bürgergarde zu Pferde, unsere Stadt, nachdem Derselbe vier Tage bei uns verweilt hatte. Ju den lebten Tagen besuhte Se. Majestät das hiesige Kreisgefängniß, das Münster in welchem bei Ankunft des Königs die Sing-Akademie unter der Direction des Musik=Direkftors Diefen bacher eine Motette von Vogler austimmte, die in den weiten Hallen des Tempels große Wirkung hervorbrachte, das Katharineu-Jnstituk für Waisen beiderlei Konfessionen und Geschlechter 2c. Auch die Berei tung der hydraulischen Kalkpflasterlager , mit der einige Arbeiter sich in Gegenwart Sr. Majestät beschäftigten, zug die Aufmerksamkeit des Königs an.

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Hannover, Hannover, 18. Sept. (H. Z.) Se. Majestät der König sind heute Nachmittag 2 Uh1 uach Berden abgereist,

Heute is die Jufanterie der biesigen (Sarnison, das Garde- und das Leib-Regiment und das Garde - Jäger - Bataillon, zum Lager bei Lüneburg ausmarschirt.

Hannover, 15. Sepk. ( Dan R) Wie man nun mehr erfälrt, is in de1 Breusingschen Untersuchungssache das Straf Erkenntniß der hiesigen Justiz - Kanzlei vom Ober - Appellationsge richte nicht aufgehoben worden, weil Leßteres in der vom Deputirten Breusing gegen die Räthe des Königs begangenen Beleidigung keine Be leidigung gefunden habe, sondern allein aus dem selbst bei der fräheren Freisprechung vom Stadtgerichte hierselbst nicht angegebenen Grunde, daß gegen ein ständisches Mitglied wegen beleidigender oder verleumderischer | Aeußerungen in den Sißungen der Kammern feine Kriminal -Unter= | suchung zulässig sei. Ob dieses Erkenntniß in Krast treten werde, | steht noch dahin, weil dasselbe keinesweges in leßter Justanz gefällt | ist, sondern dagegen noch das Rechtsmittel der Revifion an einen | Urtheils-Senat des Ober-Appellationsgerichts verfolgt werden kaun. | c G S Ce

Baden. Karlsruhe, 17.

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Kön!gl. |

Hoheit der Großherzog is von seinem kurzen Ausfluge nach Baden

ingetroffen und scheint vorerst |

und Eberstein vorgestern wieder hier hier bleiben zu wollen, da nah amtlicher Anzeige die Mittwochs Audienzen wieder ihren Aufang nehmen, Auf seinem Rückwege hic her besichtigte Höchstderselbe die Festungswerke vou Rastatt in Be gleitung eines seiner Adjutanten, der Stabs - Offiziere der rastatter | Garnison und der bei der Bundes-Festungsbau: Direction angestellten höheren Beamten. Se. Königl. Hoheit verweilte dabei über drei Stunden und drückte zu wiederhelten Malen sein Wohlgefallen über den raschen Gang und die tüchtige Ausführung des bisher in Angriff Genommenen gus.

Die Göler=Habersche Angelegenheit giebt noch immer viel zu | reden und läßt beinahe keinen anderen Gegenstand für längere Zeit

| auftauhen, Natürlich dreht sich Alles um den Prozeßgang der beiden | obschwebenden Untersuchungen: über das Duell und den Tumult. Tausend Vermuthungen und Gerüchte kreuzen sh. Als gewiß ver | nimmt man jedohch, daß Herr von Haber seit vorgestern durch Aus= | spruch des Hofgerichts in Rastatt für frei erklärt ist, und in der gestrigen Nacht sein Gesängniß verlassen hat. Auch Herr von Sa-= rachaga hat feinen Zimmer-, sondern nur Stadtarrest auf Ehren= | wort ; die Untersuchung dürfte daher bald ihr Ende erreicht haben, | Die Broschüre des Herru von Sarachaga gegen von Haber's Schrift | soll in einigen Tagen ausgegeben werden und eine vollständige Dar= | stellung der ganzen Verhältnisse enthalten, wie es bisher weder aus Zeitungsberichten, noch einseitigen Erklärungen zu ersehen war, Man sieht ihr hier mit größter Spannung um o mehr entgegen, als sie ganz so gefaßt sein soll, wie Herrn von Sarachaga's Aussagen vor Gericht lauten, und es befannt is, daß Niemand genauere Aus-= funst zu geben vermag.

Sranukreid

__ Paris, 16. Sept. Gestern Abend sind der Herzog und die Herzogin von Nemours aus den Tuilerieen abgereist, um sihch nach dem Lager von Lyon zu begeben und dann die östlihen Departements zu besuchen. Die Königin war nah Paris gekommen, um hier vou dem Herzoge und ihrer Schwiegertochter Abschied zu nehmen. Der König befindet sih gegenwärtig so wohl, daß Personen, welche ihn fürzlih gesehen haben, versichern, er sehe um zehn Jahre verjüngt aus. Se. Majestät get täglich mehrere Stunden im Park von St, Cloud spazieren.

Dem Moniteur parisien wird ans Algier vom 5ken ge cchricben: „Man versichert noch immer, es werde zwischen dem 15ten und 2Wsten d. eine große Expedition unternommen werden. Auch heißt es, mebr als 50,000 Araber, sowohl Männer wie ¿Frauen und Kinder, hätten sich auf den Ebenen von Boahar gelagert, um sich vor der Rache Abd el Kader's zu retten.“ In einer anderen Mit theilung aus Algier heißt es, troß aller Niederlagen stehe Abd el Kader noch an der Spibe vou mehr als 10,000 Mann, mit welchen er noch lauge Zeit die französischen Besißungen werde beunruhigen fönnen.

Die Betrachtungen, womit die hiesigen Blätter ihre Spalten füllen, sind jeßt, nächst den spanischen Angelegenheiten, wieder einmal besonders den Befestigungs - Arbeiten von Paris gewidmet, da es an sonstigem Stoff von vorherrschendem Juteresse fehlt. Diejenigen Zeitungen, welche den Geseß-Entwurf hinsichtlih der Befestigung von Paris stets bekämpft, wollen jeßt aus den vorgenommenen An ordnungen den ganz überzeugenden Beweis abstrahiren, daß es mit diesen Fortificationen niemals ernstlich auf eine Vertheidigung gegen fremden Angriff abgesehen gewesen, sondern daß dieselben nur dazu dienen sollten, die pariser Bevölkerung im Zaum zu halten. Dieser Ansicht stimmt nun auh der National bei, der doch während der Thiers\hen Verwaltung so eifrig für die Nothwendigkeit der Befesti gung von Paris gesprochen, ein neuer Beweis, wie dieselben Maß regeln unter anderen Umständen von der versatilen Presse so uud so gedeutet werden.

Die Abreise der nah China bestimmten Gesandtschaft wird sich noch um einige Tage verzögern, weil man die Sammlung von Mustern französischer Produfte und Fabrikate, welche mitgenommen werden sollen, noch vervollständigen will, um den Chinesen zu zeigen, was Frankreih ihnen für ihre Waaren als Austausch anzubieten im Stande ist.

Die Königin Christine soll, wie versichert wird, einen sehr leb- haften Briefwechsel mit dem General Narvaez unterhalten.

Herr Garnier =Pagès kam am 12teun durch Bordeauxz er beab sichtigte, sich nach Barcelona zu begeben.

Graf Toreno, dessen Erkrankung vor einigen Tagen gemeldet wurde, hat heute früh die Sterbe-Sakramente erhalten. Mau glaubt, er werde den heutigen Tag nicht übexleben.

Grossbritanien und Arlond.

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Londou, 16. Sept. Jhre Majestät die Königin und Prinz Albrecht werden Dienstag Abeud oder Mittwoch früh (20sten) in W udfor aus Belgien zurückerwartet und nach direkter Fahrtk Ostende in Woolwich aus Land steigen.

Die Times geht in ihrem Cifer für die niederen Klassen des Landes \o weit, daß sie alle Rechte, und selbst die für sie nachtheiligen Folgen threr Declamationen vergißt, Dies ultra-toryistische Journal hat sich der waliser Aufrührer angenommen, zwar uicht insofern, als es deren Frevel billigt, sondern sofern es dieselben aus den dortigen Verhältuissen als nothwendig hervorgegangen erweist, und durch die aufregenden Mittheilungen seines Berichterstatters über die zum Theil

von

S T ninEBr I I-I I. E

Antigua umfaßte, und dehnte sich von hier nach dem Kontinent von SUd- Amerifa und den Bermudas aus. Längs jenes Bogens war der Stoß gleichzeitig, und aus einer Zusammenstellung der an anderen Orten ange steliten Beobachtungen ergiebt sich, daß derselbe ost- und westwarts sich in jeder Minute 27 Meilen weiter mittheilte. : j Jn dem zweiten Theile ihrer Mitthe!lung stellen die Herren Royers eine Theorie über den Ursprung und die Fortbewegung des Erdbebens auf. Nach derselben is die wellenförmige Bewegung der Erdoberfläche während eines Erdbebens von demfelben Charakter, „wie eine wirkliche wogende Schwingung in dexr geschmolzenen Erzmasse ‘“’, auf welcher die Kruste der Erde shwimmend gedacht wird, „und sie wird erzeugt durch einen linien- oder kraterförmigen Bruch und ein Nachstürzen der Kruste, begleitet von dem unter einer Explosion stattfindenden Entweichen überaus elastischer Dünste,““ Die auf jeder Seite der Bruchlinie so erzeugten os8zillirenden Wogen, be- O si in cinander paralleler Nichtung fort und bilden eine ausgedehnte Ellipse, Angenommen aber, die Erdkruste wird nur on einem Punkte s, wie in der Oeffnung eines Vulkans, so sind die zurückwci enden Schwingungen kreisförmig, worauf, wenn die Bruchlinie weiter a sortlagee und die Schwingungen nur an einer Seite bemerkt werden, e Q ae Wogengürtel in gerader Richtung sich ausdehnt. lat Mitibeis euen, welche durh Erdbeben verursacht werden, sind, wie vie ih it tor E beschrieben wird, breite Undulationen des Wassers, ¿tung fortbewe SOwingung der Erdkruste unter ihnen in derselben Rich- 1g 10 eergen, und zwar bei dem Erdbeben von New-England im Jahre 4756, 35 Miles in einex Mi dts j G Erühohens i i E R inute und während des großen Erdbebens in Lissabon 5 Miles in einer Minute A P L A 2 Minuten díe Wellen ute, indem in regelmäßigen Jntervallen von M, p auf einander folgten. Nimmt man an, daß diese Meereswellen mit den Schwingungen dex E , Bad , bat bei: vem li}ab JUgen der Erde unter ihnen korresvondiren, \o betrug bei dem lissaboncr Erdbeben die Breite der Erdwogen 25 Miles Zum Schlusse wird gefolgert, daß, wenn Erdbeben iraend ge “Etitbúna oder Senkung des Landes verursachen , die Grämg n eine leg Gestalt ausgedehnt lleler Gürtel änzen desselben immer eine estalt ausgedehnter paralleler Gürtel tragen, wie b N / Delta des Indus, die z „ragen, as Ullah-Bund in dem Delta des JZndus, die üste von Chili u. a. es beweisen, Wi A indeß hinzufügen, daß uns die Erklärungen der Herrn Ro E a Erdbeben noch von zweifelhaftem Werth erscheinen. gers über die

Französische Polemik gegeu die Jesuiten. Des ees par M. M. Michelet ci Quimet, Paris 1843. 8. i

A Paris, im Sept. Der Ursprung dieses Buches ist bekannt. Das Ueberhandnehmen des Mönchswesens, die fortwährenden Uebergriffe der Geistlichkeit in das Staatsgebiet, besonders ihre Versuche, sich mehr und

Jugend - Unterrichtes zu bemächtigen, der alle | Tage hibiger werdende Krieg der Kirche gegen die Universität, dicse und ähnliche Erscheinungen der Zeit hatten die Herren Michelet und Y!utnel zu dem gleichzeitigen Entschlusse veranlaßt, die Rechte des freien Gedagu fens gegenüber dem starren Dogma zum Gegenstande ihrer Borträge an ciner der höchsten Lehranstalten des Staats zu machen und die philoso- phische Forschung in ciner Polemik gegen den Jesuitismus zu vertheidigen. Diese Vorlesungen der genannten beiden Männer, welche anfangs gegen | gewaltige Stürme in dem zahlreichen und aus den verschiedenmtigsten Be- | standtheilen zusammengefeuten fämpfen hatten, sind es, |

mehx des Monopoles des

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Auditorium zu en ha “sind welche man iu einen Band zusammengedruckt hat, der seil seinem Erscheinen vor faum 6 oder 8 Wochen bereits in mehrere Auflagen erschöpft i.

Herr Michelet und Herr Quinet behandeln zwar denselben (Gegenstand in demselben Gciste, aber nach einer ganz verschiedenen Methode, mit ganz veischiedenartigen Kräften und mit völlig unähulichem Resultate, Der erste | der beiden Professoren verfährt in seiner gewöhnlichen, mehr dichterischen als historischen Weise, indem ex die ihm vorliegende große Frage bald von | dieser, bald von jener Seite berüht, ohne ihr jemals auf den Grund zu gehen, ohne eine innere Folge und sebst ohne äußeren Zusammenhang in | seine Untersuchungen zu bringen, indem er den logischen Ernst und die dia- leftische Strenge des Geschichisforschers nur zu oft in dexr Schwärmerei und in dem blumenreichen Style des Schöngcistes untergehen läßk. Nachdem man die Arbeit des Herrn Michelet durchgelesen, fragt man sich mit Ver- wunderang, was dcr Verfasser derselben denn nun eigentlich gewollt, was er gelehrt und was er bewiesen, Herr Michelet giebt in der That nichts Anderes als geistreiche Rhapsodien über einen Gegen tand, dessen er durch- aus nicht mächtig zu scin scheint, dessen Natur ex mehr ahnt als begreift, Diese tiraillirende Methode, wenn überhaupt von Methode die Rede sen kann, sagt übrigens dem französischen Geiste zu, wenn sie mit der Leich- tigkeit und der Grazie gehandhabt wird, mit welcher Herr Michelet die Feder führt.

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Hier ein Beispiel seiner Behandlungswcise „Zhr sprecht von | Freiheit und Gleichheit?! ruft er der Geistlichkeit zu, welche sich über die | Privilegien der Staats - Unterrichts - Anstalten beklagt. Wo ist die Gleich- | heit zwischen Euch und Uns? Ihr verfügt über mächtige Associationen,

wir sind vereinzelte Männer. Jhr habt vierzigtausend Kanzeln die, gern | oder ungern, reden müssen wie Jhr wollt; Jhr habt hunderttausend Bricht- | stühle, von denen aus Jhr in die Familien eingre!ft 3 Jhr habt in eurer | Hand das, worauf die Familie und die Welt beruht, Jhr habt die Mutter,

deren bloßes Anhängsel das Kind is... Was kann der Bater machen, | wenn sie aufgelöst nach Hause kommt, sich in seine Arme wirft und aus- rut; ih bin verdammt! Jhr könnt gewiß scin , daß er Euch am folgenden

Tage seinen Sohn ausliefern wird... Zwanzigtausend Kinder in euren fleinen Seminarien (geistlicher Gymnasien)! Zweimalhundertausend in den | Schulen, welche Zhr leitet ! Millionen von Frauen, die nur dur Euch handeln! |

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Und wir, was sind wir im Vergleiche zu so gewaltigen Kräften © Eine Stimme und weiter nichts, eine Stimme, um Frankreich eine Warnung zuzurusen . - Frankreich ist jezt gewarnt, und es kann handeln, wie es ihm gutdünkt, (£8 sicht und fühlt das Neu, in welchem man es schlafend zu fangen glaubic.“ Jm Gegensage zu Herrn Michel et verfolgt Herr Q uinet bei seinen Vorlesungen über die Jesuiten neben dem allgemeinen philosophischen und poli tishen Zwecke auch cine bestimmte historische Aufgabe, für welche er sich durch Spezialstudien vorbereitet bat, und die er wirklih auf eine ziemlich befriedigende Weise zu lösen weiß. Herr Quinet beschreibt das Entstehen, die innere Ausbildung , die Reise und den Verfall des Jesuitismus, er e1 forsht die Natur der jesuitischen Regel, um den Charakter des Ordens auf sie zurückzuführen, und uns dünkt, daß es ihm besser gelungen is, als allen seinen Vorgängern, das innerste Wesen der Gesellschaft Jesu durch sie Eiläuterung ihrer Entstehungsgeschichte und ihrer Verfassung anschaulich zt machen. Ueberras.tend sind die Aufschlüsse, welhe Herr Quinet aus der Verfassungs -Urkunte und d;n Ubrigen klassischen Büchern des Jesuitismus über den Geist des Ordens, wie er sich überall und zu jeder Zeit bewährt hat, zu schöpfen weiß. So höchst interessant dieser Theil der Quinetschen Arbeiten aber auch is, so müssen wir doch darguf verzichten, dem Lejer eine Uebersicht desselben zu geben, weil diese, um verständlich zu sein, eine zu große Ausführlichkeit erfordern würde, Wir ziehen es vor, eimge Stellen aus den Vorlesungen des Herrn Quinct mitzutheilen, welche in näherem Zusammenhange mit dem augenblicklichen Zustande der Kirchen- und reli giösen Frage in Frankreich stehen. / . : „Will der Katholizismus, sragtk Herr Quinet, sich von neuem unter dic Fahne des Jesuitismus stellen und cinen Krieg wieder anfangen , der ihm {hon einmal verderblich geworden ist? Will er der Freund oder der Feind Frankreichs sein? Das Schlimmste für ihn wäre, wenn er hartuäig fortführe, zu zeigen, daß sein Glaubensbefenntniß nicht blos verschieden von dem Glaubensbekenntnisse des Staats, sondern demscl- ben sogar feindlih entgegengeseßt ist. In seiner Verfassung, welche die Gleichheit der bestehenden Kirchen anerkennt, lehrt Fraukreich die Einheit tes Christenthums in den verschiedenen Glaubens - Bekenntnissen. Das ist der in dem souverainen Geseße ausgesprochene Grundsay Frankreichs. Alle Franzosen gehören unter verschiedenen Namen derselben Kirche an. Kebßer und Schismatiker sind in den Augen Frankreichs hinfort nux dicjenigen, welche jede andere Kirche als die ihzige verneinen, welche jede andere Au- torität a!s die, der sie selbst gehorchen, leugnen, welche ihren Glauben allen Anderen ausdringen wollen, welche jeden anderen Glauben ohne Diskussion verwerfen, und welche zu sagen wagen: außer unserer Kirche giebt es kein Heil, während der Staat gerade das Gegentheil ausspricht. Es ist keine bloße Laune gewesen, wenn das Geseh die Staats-Religion aufgehoben hat. Frankreich konnte nicht dem Usltramontanismus huldigen , der durch seincn ausschließlichen Geist dem gesellschaftlichen Dogma vor der religiösen Gleich-

noch Der Be-

Bewegung cheint.

begründeten Uebelstände der Provinz der eine

6 znuin egeben zu haben fre Bang Morning Herald behauptet dies gus- drücklih , und verspriht es, zu beweisen, daß die Times dur ihre Berichte namentlih die jebige Ausdehnung des Wider-= standes gegen Zehnten und Grundzins veranlaßt hat. Diese Richtung des einflußreichsten Tory-Journals, zum Beschüßer der niederen Volks= klasse sich zu erheben, geht aus den in neuerer Zeit vielfach und am meisten durch die Regierung gefährdeten alten Tory - Prinzipien her- vor, welche auf das alte Klientel-System, die alten Feudal-Elemente des Mittelalters in der Verbindung des Adels mit dem niederen Volke zurügchen. Die Regierung bestrebt sih, das Königliche Ansehen durch cine Reorganisation des Volks mittelst Centralisation der Be- hörden zu festigen, und die Whigs namentlich _machten ‘auf diesem Wege große Fortschritte, welche auch die jeßige Tory Regierung nicht ungern gesehen zu haben scheint ; die Ultra Tory-Partei bekämpft dies Streben, welches in Wales einzig und allein die nöthige Ordnung herstellen dürfte, und ihr Organ, die Times, streitet für Herstellung der alten Ver= hältnisse zwischen Grundherrn und Pächtern, zwischen Kirche und Staat nah Beseitigung der allerdings gegründeten Uebelstände. Der weit um si greifende Puseyismus hat dabei gleichfalls seinen Einfluß, so daß das am meisten konservative Journal sich vor einigen Tagen ver- anlaßt sah, gewissermaßen revolutionaire Pläne zu machen. Es war nichts weniger, als eine Antastung des Eigenthums - Rechts auf den während der Reformation an Laien übergegangenen Zehnten, angeb- lih, weil die Kirche in Wales zu sehr vernachlässigt würde, Lies Einziehen des Zehnten aber für die Kirhe wäre em offen barer Raub, und die Times kann sih durch solhe Vorschläge nur bei ihren eigenen, nicht dem Puseyismus anhängenden Parteigliedern haden. Noch bestimmter, wenn dies möglich ist, tritt diese Richtung der Times in cinem Artikel gegen einen so eben angekündigten Plan der Regierung für eine billigere und wohlfeilere Einsammlung der vielen örtlichen Steuern hervor, welche von den Provinzial-Regierun- gen erhoben werden, und die für England und Wales allein 12 Millionen Pfd. betragen. Rechnet man hierzu die in Schott- land und Jrland erhobene Summe, so würde sich wahrschein= lih ergeben, daß diese Provinzial - Verwaltungen mehr ver- brauchen, als die Kosten des gesammten Staats = Haushalts (mit Ausnahme der Zinsen für die Schuld) betragen, Die Regierung hat die gute Absicht, freilich durch das verhaßte We]en der Centralisation, diese Summe zu verringern, und hat dem Par- lamente darüber einen wichtigen Bericht vorgelegt, aber der Times ist es \chon genug, daß dieser Bericht von „den drei Tyrannen von Sommerset - House“, den Kommissarien ves Armenwesens herrührt, um mit der leidenschaftlichsten Heftigkeit sich dagegeu zu erheben. Nichts- destoweniger hat man Hoffnung, daß in der nächsten Session der Plan in ein Geseß ausgehen wird.

© London, 15. Sept. O'Connell hat als Antwort auf die Rede der Königin eine Adresse an alle Unterthanen unter dem britischen Scepter erlassen, welhe Sie in den heutigen Zeitungen finden. Der Schluß des Ganzen ist, daß, da Jrland von England feine Gerechtigkeit, feine Billigkeit zu erwarten habe, jo müsse es sie sih selbst verschaffen, und dies könne es. Das Mittel zu diejem Zwecke aber sei die Auflösung der Union. Die Krone sagk nein, HD'Connell sagt ja, das Weitere muß man abwarten. Freilich hat O'Connell noch vor kurzem erklärt, bei seiner Lebzeit solle feine Gewalt hierzu gebraucht werden; es fragt sich aber, ob das aufge= regte Volk so lange zu warten geneigt ist, Die Regierung ist inzwischen aufs Schlimmste gefaßt. Nicht nur läßt sie an vielen Orten die Kasernen befestigen, wenigstens gegen einen Ueberfall oder Anlauf, sondern sie soll auch Anstalten getroffen haben, sie mit gesalzenem Fleisch zu versehen. Dagegen ergreift der Agitator jede Gelegenheit, den Truppen, be-= sonders den Unteroffizieren, zu {hmeicheln, und obgleich er aufs feier= liste allen Repealers verbietet, mit irgend einer Militairperson an- ders als öffentlich zu verkehren, so wird doch immer aufs neue be- hauptet, daß die meisten Jrländer im Heere, welche katholischer Re= ligion sind, von dem Repeal-Fieber angesteckt sind. Jch zweifle jedoch, ob ein solches, unter der Ober-Aufsicht eines Wellington's, den Be- hörden entgehen fönne. Was den Repealers inzwischen Ehre macht, und die Behauptung O'Connell's zu bestätigen schcint, daß sie ihren Zweck nicht durch Verschwörung, sondern durch offenbare Mittel suchen, is der Umstand, daß dieselben sih jeßt selten anwerben lassen.

Jun den beunruhigten Theilen von Wales herrscht offenbar ein \chlimmerer Geist. Die Regierung thut indessen immer noch nichts; und die Nachgiebigkeit, welche die Unternehmer der Landstraßen zu zeigen angefangen, scheint den Geist der Meuterer nur noch mehr erbit tert zu haben. Wahrscheinlich wird auch die Einführung einer Polizei

heit, welches als Resultat der Revolution und der ganzen Geschichte der Neuzeit in die Verfassung aufgenommen worden is, geradezu entgegensteht. Daraus folgt denn, daß, um eine Veränderung dieses Zustandes der Dinge hervorzubringen, Frankreich entweder seine politische und gesellchaftliche Ge meinschaft aufgebe, oder daß der Katholiziómus cine wahrhaft allgemeine Religion werde, daß er endlich das gelten lasse, was er bis jeßt nur ver flucht. Diejenigen, welche weit in die Zukunft blicken, hegen freilich eine sonderbare Hoffnung. Sie beobachten die Erscheinungen, welche im Jnnern der dissentirenden Glaubensbefenntnisse vorgehen, und indem sie die Bewc gungen der anglilanischen und griechischen Kirche und des deutschen Prote- stantismus schen, bilden sie sich ein, daz England, Deutschland und Ruß land sich in der Stille zum Katholizismus hinneigen, und daß si: einst mit geschlossenen Augen in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche zurück kehren werden, Nichts is im Grunde kindischer, als cine solche Einbildung. Annehmen, daß das Schisma nichts is, als eine Laune von neunzigtausend Menschen, und daß es durch eine neue orthodore Laune aufhören wird, ist eine Art Wahnsinn bei denjenigen, welche behaupten, daß sie allein den Schlüssel zu den Räthseln der Vorsehung in der Geschichte besißen. Wenn der Pro- testantismus sich gewisse Punkte der katholischen Lehre aneignet, meint man wirklich daraus folgern zu können, daß er sih felbst verleugnen und sich ohne gegenseitige Bedingungen ergeben will? Es ift wahr, er eignet sich gewisse Theile der allgemeinen Ueberlicferung an, aber bei diesem Werke der Versöhnung thut er gerade das Gegentheil von dem, was diejenigen thun, die nux daran denken, auszuschließen, mit dem Juterdikte zu belegen und zu verwünschen. Der Protestantismus vergrößert sich in demselben Maße, in welchem sich die Unsrigen verkleinern, und wenn die Bekehrung jemals vor sich geht, so sage ich den Ultramontanen voraus, daß die Bekehrten ihnen mehr zu \cha}ffen machen werden, als die Schismatiker. Sie verlangen die Freiheit, um die Freiheit zu tödten. Man gebe ihnen diese Waffe, ih wi- derseße mich nicht; sie wird sich bald genug gegen sie \clbst| kehren. Oeffnet ihnen alle Schranken, wenn ihr wollt, dies i ein Mittel, die Frage zu E ee nicht mißfällt. Laßt sie sich überall cindrängen, und hn Jahren werden \i ierzi tale verj i j j dae uu denn, ét eg p zum vierzigstenmale verjagt sein, Wollt ihr )as Verhältniß des Jesuitismus zum Staate is für Herr i (Begenstand sehr lehrreicher Unstrsudige, von daten Sa A stehende Auszug einen ungefähren Begriff geben wird. | „Es giebt ein berühmtes Buch, in welchem die politis i A 1eOT Du, ) politischen Theorieen der Jesuiten mit einer Verwegenheit ausgesprochen werden, über die man sich nicht genug wundern kann, besonders wenn man bedenkt, für welche Leser es geschrieben wurde, Jch spreche von dem Buche Mariana's de Rege Dieses Werk wurde unter den Augen Philipps 11., und zum Unterrichte für seinen Sohn abgefaßt. An allen anderen Orten schleicht der Jesuitismus auf Seitenwegenz hier schreitet er mit dem Stolze eines spanischen Hidalgo

„empörend

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fürs flache Land in der Grafschaft Carmarthen die Unzufriedenheit nur vermehren, da solche sehr kostspielig is, und die Landleute zu neuen Abgaben nöthigt. Eine solche Anstalt fann nud dienen, wo die große Masse der Wohlhabenderen sie zu ihrem einen Schutze gegen einzelne Diebe und Mörder selbst wünscht. Da wo ihr Alle, außer den wenigen Vornehmen und Reichen gramm sind, und sie als eine Bürde betrachten, wird sie ein entshiedenes Uebel, und Anlaß zu neuem Widerstand gegen das Geseb. \

Jun Schottland gähren die firhlichen Angelegenheiten fort. Was man auch von den Grundsäßen der Non - intrusionisten denken mag, so is do feinesweges ihr Benehmen gegen ihre zurückgebliebenen Brüder zu billigen, indem sie unter Anderen den Jhrigen verboten, deren Kirchen zu besuchen, und noch weniger von 1hnen das heilige Abendmahl zu empfangen. Dagegen aber beweist man nun auch von der anderen Seite eine gewaltsame Unduldsamfkeit, welche eben so ist. Gutsbesißer verweigern ihnen niht nur, guf ihrem Grund und Boden Kirchen zu errichten , sondern sogar auf oder an ihren Landstraßen zu predigen z ja, Manche sollen sogar ihren Mie- thern und Pächtern gedroht haben, jie von Haus und Hof zu jagen, wenn sie einen der Prediger dieser Partei auch nur eine Nacht bei sih beherbergten. Diese Gutsherren werden natürlih zu diesen Grausamkeiten nicht aus Anhänglichkeit an ihre religiösen Ansichten getrieben (die meisten sind Episkopale) sondern, weil sie von diesen Leuten ihr Patronatsreht gefährdet glauben. Die Wirkung aber bleibt dieselbe. Die Ausgetretenen werden nämlich immer mehr erbit tert und zu den früheren Gegnern der Staatskirche hingezogen, mit denen sie früher oder später eine Opposition nicht nur gegen diese, sondern auch gegen den dieselbe beschüßenden Staat bilden, welcher so gefährlich werden könnte, als es jeßt die fatholishe Opposition in Jrland ist. : N | ,

Auch hier in England wird die Gährung in der Kirche immer bedrohliher. Von allen Seiten rüstet man sich zum Kampfe. Die Puseyiten glaubten einen Hauptschlag geführt zu haben, indem sie dem Vice =- Kanzler der Universität Dxford cinen von 2 300 nicht residirenden Mitgliedern unterschriebenen Protest gegen die Suspendi rung des Dr. Pusey shickten. Jener aber wies den Schlag mit einem würdevollen Verweis zurück, und nun is es üm Werke, dem Vice-Kanzler von der anderen Seite einen Beweis der Dankbarkeit zu geben, welcher gewiß eflatant ausfallen wird, Auch macht man An stalten, die Sache des durh den Puseyitishen Einfluß vor einigen Jahren verurtheilten Dr. Hampden abermais vor die Universität zu bringen. Der befaunte Professor Garbett hat so eben ein Schrift- hen gegen die Partei herausgegeben, welches um so mehr Aufsehen macht, da es selbst den Bischof von Oxford nicht schont und ihn der Parteilichkeit sür dieselben zeißht. Dazu is wieder ein Student und Zögling Newman?s zu den „Papisten“/ übergetreten, und es wird mehr als je geglaubt , Newman selbst werde nicht lange zögern, sich für einen solchen zu erklären, Die Adresse der Laienschaft an den Herzog von Wellington als Kanzler der Universität hat bereits über 4000 Unterschriften erhalten, und sonst wird von derselben von vielen Sei ten her Widerstand geleistet. Als z. B. neulih der Bischof von Exeter zu Plymouth den Gottesdienst mit allen Puseyitischen Neuerungen feierte, verließ der größte Theil der Gemeinde das Got teshaus in Masse. Die Einwohner von Ware, nachdem sie weder vom Bischof von London noch vom Erzbischof von Canterbury Ab- hülfe gegen die Einführung ähnlicher Dinge in threr Kirche erhalten founten, haben nun beschlossen, jeden Sonntag nach Verlesung des nicenishen Glaubens -Befenntnisses, d. h. unmittelbar vor dex Pre= digt, die Kirche zu verlassen, und vorläufig Verabredung getroffen, künftig keine Kirchensteuern mehr zu entrichten.

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Brússel, 17. Sept. o d u! Albrecht vorgestern in Begleitung Jhrer belgischen Majestäten von Ostende in Brügge eintrafen, wurden sie an der dortigen Eisenbahn-= Station von den Provinzial- und Stadt Behörden empfangen. Der Burgemeister von Brügge richtete eine Begrüßungs-Rede an die ho= hen Herrschaften ; die Stadt Brügge, )agke er, el! glücklich und stolz darauf, die Königin einer großen Nation, eme mit Recht \o angebe tete Königin, welche durch die Bande des Bluts mit der Könglich belgischen Familie verknüpft und der Gegenstand der chrfurchtsvollen Zuneigung des belgischen Volkes sei, in seinen Mauern zu besien. Der Redner erinnerte dann an die Beziehungen der Freundschaft und des gegenseitigen Vortheils, welche zwischen England und der Stadk Brügge in den Zeiteu des Glanzes dieser Stadt bestanden, und zollte

chließlich den beiden Königinnen und ihren erlauhten Gemahlen den

Tribut neuer Huldigungen. Die Königin Victoria dankte dem Bur

gemeister in den leutseligsten Ausdrücken und richtete auch an den

einher, Wie er sich bewußt is, daß Spanien in den Banden der Theokratie liegt! Cr weiß, daß er alles sagen darf, wenn er im Namen des päpstlichen Daher denn der sonderbare Freimuth, mit dem er die bürger-

Rom redet. liche Gewalt mißhandelt, wenn sie Miene macht, das anerkannte und frei willig übernommene Joch abzuschütteln.““

„Ungeachtet der Verschiedenartigkeit des Geistes könnte man den Für- | Macchiavelli bedient sich aller Laster, wenn sie nur stark sindz er will sie der Jdee der Mariana dage-

]sten Macchiavelli’s mit dem Könige Mariana's vergleichen.

politischen Unabhängigkeit des Staates dienstbar machen. gen läßt alle Tugenden gelten, wenn sie nur schließlich zu der Unterord nung des Staates unter die Geistlichkeit mitwirken. von den Geistlihzen begangenen Verbrechen zu verlangen# Und nicht etwa ein Rath, sondern cin Gebot: Neminem supplicio quaimv1is merito subjiciat. diese Verbrechen unbestraft bleiben,

nicht nur an der Spize der Kirche, sondern auch an der Spiße des Staa

tes seien, daß ihnen die Leitung der bürgerlihen Angelegenheiten eben so Und welche Bürg- er fraft des Geistes der

wie die der geistlichen in die Hände gegeben werde. schaft giebt cr dem idealen Königthume, welchem

Theokratie so schwere Bedingungen aufgelegt hat? Die Bürgschaft des

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Dol-

des. Nachdem Mariana das Königthum in die Fesseln der Theokratie ge-

legt, hängt er, um seiner noch sicherer zu sein, die Drohung des Meuchel mordes über dem Haupte desselben auf, und gründet er auf diese Weise zu den Füßen des Papstihumes eine absolute Monarchie, welche durch das Recht des Dolches gemäßigt is. Man sehe, wie er inmitten seiner Theorie inne hält, um vor den Augen scines Königlichen Zöglings das blutige Messer des Jacques Clement blinken zu lassen. „Unlängst, sagt er, ist in Frank- reih cine denkwürdige, edle und großartige That (facinus memorabile nobile, insigne), zur Warnung der gottlojen Fürsten vollbracht worden. Jndem er den König getödtet, hat sich Clement einen unermeßlichen Namen gemacht. Clement, nach der Mcinung der gropen Mehrzahl die ewige Ehre Frankreichs , war cin junger Mann von einfachem Geiste und zartem Kör- perz aber cine höhere Kraft stärkte seinen, Arm und seinen Willen.“ „Aber plöblich wird Mariana auf diesem Wege, den er mit \o gro- ßer Zuversicht verfolgt, dur ein Bedenken aufgehalten, sich des Giftes eben so wie des Eisens zu bedienen ? Unterscheidungen der Kafsuistik zum hatte. Er will das Gift nicht zulassen, und zwar ausschlicßlich christlihen Grunde, weil nämlich der

aus

was dem Gesehe des Evangeliums widerspricht. Ausnahme , er erlaubt die Vergiftung,

Als die Königin von England und Prinz

Sollte man glauben, daß er so weit geht, im Namen derselben Tugenden die Straflosigkeit der dies ist CX Sacrato ordine Es isst besser, fügt er hinzu, daß Und nachdem erx diesen Grundsaß der Straflosigkeit festgestellt, fordert er, daß die Oberhäupter der Geistlichkeit

Is ces erlaubt, Hier kommen die Vorschein, die er bisher verschmäht einem i lic Furst, der ein vergiftetes Getränk zu sich nähme, einen halben Selbstmord begehen würde,

4 Indessen er sindet cine wenn die Mitwirkung des Fürsten

| Gouverneur der Provinz, Grafen von Muelenaere, einige huldreiche Worte. Die hohen Herrschaften fuhren dann in offenem Wagen durch die | Straßen der Stadt. Ueberall wehte die Fahne Großbritaniens im Ver= | ein mit den Farben Belgiens, und überall tönte den Majestäten und dem Prinzen Albrecht ein freudiges Lebehoch entgegen, während die Glocken läuteten und die Militairmusif shallte. Jmm Stadthause wurde ein Frühstück eingenommen ; daun besichtigten die hohen Gäste, von den belgischen Majestäten geleitet, die Bibliothek des Stadthauses, welche sehr kostbare Werke enthält, die {önen Kirchen von Brügge mit ihren | reihen Architektur= und Skulptur-Arbeiten und Gemälden, namentlich | die Kirche Notre= Dame, das Hospital St. Jean mit Hemelicks | Meisterwerken und die Kirhe St, Sauveur mit den Grabmälern | Karls des Kühnen und Maria's vou Burgund und der berühmten | Madonna von Michel Angelo. Abends um 5 Uhr kehrte die erlauchte | Gesellschaft nach Ostende zurück, wo nah dem Diner wiederum Theater - Vorstellung stattfand. Der gestrige Tag war dem Besuch der Stadt Gent und der Besichtigung ihrer Merkwürdigkeiten gewid=- | met, worauf man Abends wieder nah Ostende zurückehrte. Heute wird dort verweilt, und guf morgen is der Hauptstadt Brüssel der Besuch der hohen Gäste angekündigt,

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| Paris, 16, Sept, Telegraphische Depesche aus Spanien.

O Perpignan, 14, Sept. Am 10ten hatte keine Konferenz (die Unteren oder bedingungsweise Uebergabe betreffend) zu L arcelona stattgefunden ; die Junta giebt vor, sie könne sich auf kein Abkommen mit Prim einlassen, Am 11ten hatte die Lage der Stadt

| sich nicht verändert. An demselben Tage ist der General - Capitain

| Araoz mit einer Truppenverstärkung in die Citadelle eingerüdt. Zu

Perthuis hörte man am 13ten eine starke Kanonade in der Richtung

von Barcelona her. Die Briefe aus dieser Stadt sind um 24 Stun=

den zurü. (Es geht aus dieser Depesche niht hervor, ob die Kou- ferenzen in Folge der Justructionen vorgeschlagen worden sind, die | befauntlich der Oberst Calogne von Seiten der provisorischen Regierung | zu Madrid dem General Prim zu überbringen beauftragt warz der |

| |

gestern mitgetheilten Korrespondenz aus Madrid zufolge, sollten jene Instructionen für den General Prim vielmehr den Befehl enthalten, mit seiner gewohnten Energie gegen Barcelona zu verfahren.)

=ch Paris, 16. Sept. Die Aufschlüsse, welche uns der Tele- graph über die weiteren Vorgänge zu Barcelona giebt, zeichnen sich durch eine lakonische Kürze, und dur ein gewisses pythisches Dunkel aus, das jedoch immerhin niht ganz undurchdringlich is. Es heißt, am 10ten habe feine Konferenz stattgefunden, die Junta wolle nicht mit Prim unterhandeln. Demnach muß Prim Anträge zu Unter= | handlungen gemacht haben, die aber zurückgewiesen worden zu sein | scheinen. Bekauntlich hatte das Aguntamiento {hon am ten den | General-Capitain Aballe in einer Vorstellung um Einstellung der Feind- | |

seligkeiten gegen die Stadt angegangen. Aber drei Tage verflossen, ohne daß eine Antwort vou Seiten des General - Capitains gegeben wurde. Dadurch war die Erbitterung der Gemüther noch gesteigert worden, und dieselbe erreihte den höchsten Grad, als man erfuhr, | daß cinige Mann von den Frei-Bataillons, die in Prim's Hände ge- | fallen waren, zu Gracia auf dessen Befehl sogleich waren erschosjen worden. Dies hätte nicht wenig dazu beigetragen, die National- Miliz vollends auf die Seite des Aufstandes hinüberzuzichen, mit dem sie nun überall gemeinschaftlihe Sache machte. Am 7ten Abends endlich, | als der General-Capitain Aballe sah, daß selbst das von Monjuich aus er- | öffnete Feuer keinen[Eindruck auf die Bevölkerung der Stadt machte, diese vielmehr in großen Massen auf der Rambla und in den Straßen der Stadt erschien und Lieder gegen die Bombardierer absang, mit trobigem Geschrei untermischt, erst da ließ der General = Capitain Aballe dem Ayuntamiento zu wissen thun, daß er bereit sei, dessen Vorschläge zu hören, und dies war der Grund, daß am Sten das Feuer der Artil= | lerie des Monjuich und der Citadelle shwieg, um jedoh am folgenden Tage schon mit erneuerter Heftigkeit wieder aufgenommen zu werden, da die Verhandlungen zu keinem Einverständnisse zwischen beiden Par= teien führten. Den Jusurgenten war inzwischen die Nachricht von dem Anschlusse Gerona?s an ihre Sache, so wie von der bevorstehen= den Ankunft des Brigadiers Amettler zugekommen, der ihnen eine beträchtliche Verstärkung zuführte, und ihr Muth wurde dadurch nur noch mehr gehoben. | Von Seiten der National - Miliz wurden nun noch eine Anzahl | Mitglieder ernannt, um an der obersten Regierungs - Junta Theil zu nehmen, nämlich bie Herren Juan Martell (der bekannte frühere con= stitutionelle Alkalde von Gerona, der auch als Guerillasführer sich einen gewissen Namen gemacht hat), Maria de Quintana, A. Rius 9 Rosell, Geromino Feliu, Viceu Zulueta, und als Suppleanten die

nicht erforderlich is, wenn man sich zum Beispiel eines so feinen Giftes bedient, daß es genügt, die Kleider des Königs damit zu tränken.“

„Und nun bedenke man nochmals, daß das Buch Mariana's kein ge- wöhnliches ist, daß cs für die Erzichung des fünftigen Königs von Spanien geschrieben wurde. Welche Tiefe und welche Frechheit, in der Mitte des

| Hofes, unter dem reinen Golde des Evangeliums und der Moral Xeno- vhon's, die Dolchspize auf die Brust des Königlichen Zöglings zu seßen, die Drohung mit dem Unterrichte zu verschmelzen, den Arm der Gesellschaft beständig über dem Haupte des zum Herrschen bestimmten Kindes schwebend | zu erhalten, und das Messer Clement's vor seinen Augen in seinc Krone zu stoßen! Welch ein Meisterstreich der Gesellschaft Jesu! Welcher Stolz und welcher Muth von Seiten Mariana's! Man wundere sich nicht mehr, wenn der junge Philipp 11., als ob das Blut in seinen Adern gerönne, sich so viel als möglih von dem Throne zurückzieht, wenn er sich in der | Einsamkcit des Escurial nur bewegt, um die [24 abrr Lovyola?s nachzu- | ahmen. Von diesem Tage an schwindet das Haus Oesterreich, halb aus Furcht, | halb aus Respekt vor dieser cisigen Hand dahin, die es beständig gegen sich | erhoben sicht, Diese Hand gleicht der des Comthurs im Don Juan, König | oder Volk, sie zieht Jeden mit sich hinab, der sich ihr hingiebt. —“ | „Ueberall wo eine Donastie dahinsiecht, sehe ich die Erde sih aufthun, | und die unheimlihe Gestalt cines Jesuiten -Beichtvaters, wie einen bösen | Geist, sie sanft, väterlich in den Tod ziehen; den Pater Neidhari neben dem lezten Erben des österreichischen Hauses in Spanien, den Pater Auger neben dem leizten Valois, den Pater Peters nèben dem lehten der Stuarts, Jch will nicht von den Zeiten reden, die wir selbst gesehen haben, oder die doh an die Gegenwart heranreichen. Aber man erinnere sih der Figur des Paters Le Tellier in den Memoiren des Herzogs von St. Simon. | Sie is die einzige, welche jener Schriftsteller, der doch jonst Alles wagt, mit einer Art von ÉEntseßen gezeichnet hat. Welche leichenhafte Farbe, welches Vorgefühl des Todes sie über die ganze Gesellschaft von Versailles ver- breitet! Jch kenne nihts was einen schreckliheren Eindruck hervorbringt, als die Wechselwirkung zwischen jenen beiden Männern, Ludwig XUlV. und dem Pater Le Tellier. Der König tritt seinem Beichtvater jeden Tag einen Theil seines moralischen Lebens ab, und der Pater Le Tellier flößt dem Könige jeden Tag cinen Theil seines Gährstoffes ein. Die groß- artige Ruíne eines edlen Geistes, welche sich nicht mehr vertheidigt, der be- harrliche Cifer der Jntrigue, welche das von dem Selbstbewußtsein verlas- sene Gebiet einnimmt, der Wettkampf der Größe und der Kleinhcit, dex Triumph der Kleinheit, und zulegt die Seele des Paters Le Tellier, wie se die ganze Seele Ludwig's X1V. von ihrem Plaße zu verdrängen, a ‘MBar- des öffentlichen Gewissens zu bemächtigen scheint B l n!“ nung! Troy des Unterschiedes der Zeiten darf man sie nie

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