1843 / 86 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Kriegs- Zahlmeister und erster Rendant bei ter General - Militair= Kasse, mit Pension in den Ruhestand verseßt. Den 7. September ist der Major im Kriegs-Ministerium, Bogun von Wangenheim, als Vorsteher der Jngenieur- Abtheilung des Allgemeinen Kriegs-Depar= tements bestätigt worden,

X Köln, 19. Sept. Ju der vor einiger Zeit (am 3ten d.) gehaltenen Versammlung rheinisch - westphälischer Buchhändler wurde unter Anderem ein Gegenstand zur Sprache gebracht, der den deut- schen Sortimentshändlern schon vielfache Veranlassung zu nicht unbe gründeten Beschwerden gegeben hat. Es ift bekannt, welher Miß= brauch mit dem Rabatt getrieben wird, den auch solide Buchhandlungen ihren festen Kunden zu geben pflegen, den aber andere dazu benußen, um ihren Kollegen durch wahre Verschleuderungen das Geschäft zu verderben. Um diesem Unwesen zu steuern, wurde der Vorschlag zu einer Vereinbarung aller deutschen Buchhandlungen gemacht, welche zum Zwecke hätte, die Sitte des Rabattgebens an das Publikum völlig aufzuheben. Der \chriftlich abgefaßte und ausführlich begrün= dete Vorschlag wurde von allen in der Versammlung anwesenden Buchhändlern genehmigt und unterzeichnet; und der Vorstand des Ver= eines versprah, nah Kräften dahin zu wirken, um auch den Beitritt der dem rheinisch=westphälishen Kreisvereine fremden Buchhandlungen zu erlangen. Der erste Schritt, der zu der Erreichung dieses Zwees geschehen, ist eine von dem Vorstande an alle bei der Versammlung nicht gegenwärtigen Buchhändler in der Rhein-Provinz und in West- phalen erlassene Einladung, dem Vorschlage durch ihre Unterschrift bei- zutreten. Der erste und wichtigste Paragraph des Vorschlages lautet, wie folgt: „Zur Abstellung des an vielen Orten mißbräuchlih auf- gekommenen sogenaunten Rabattgebens au das Publikum, welcher Mißbrauch in seinem Fortschritt und Umsichgreifen das Bestehen so- lider Sortiments - Buchhandlungen künftig unmöglih machen dürfte, vereinigen si{ch die Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz, sowohl Verlags = als Sortiments- Buchhaudlungen: vom 1. Januar 1845 ab jenes Rabattgeben gänzlich einzustellen.“ Die übrigen Pa- ragraphen enthalten die Bestimmungen, über welhe man sich vereinigt hat, um die Durchführung der vorgeschlagenen Uebereinkunft zu er= zwingen und jedes Zuwiderhandeln zu verhindern. Es wird nämlich festgeseßt, daß die Namen derjeuigen Buchhandlungen, welche sich, nachdem die Vereinigung im Allgemeinen Bestand gewonnen, nach wiederholter Aufforderung derselben beizutreten weigern, den Mitgliedern der Vereinigung bekannt gemaht werden und daß diese verpflichtet sein sollen, sofort jeden Geschäfts - Verkehr mit den sich Ausschließenden abzubrehen. Ob die Hoffnung unserer rheinishen Buchhändler, ihren Plan in kurzem von dem gesammten deutschen Buchhandel angenommen zu sehen, nicht doch etwas voreilig i}, steht dahin. Hart wäre es für den Gelehr= ten, der namhafte Summen auf den Ankauf kostbarer Werke ver wendet, wenn er die Erleichterung , die ihm gegenwärtig durch den von allen soliden Buchhandlungen bewilligten Rabatt zu Gute kommt, mit einemmale verlieren sollte, Ueberhaupt käme die vorgeschlagene Maßregel, die allerdings für die Sortiments - Handlungen ungemein vortheilhaft wäre, sofern uiht noch irgend ein Mittel der Ausglei= chung gefunden wird, in ihrer Wirkung für die große Masse des Publikums thatsächlich einer allgemeinen Preis = Erhöhung aller von demselben gekauften Bücher gleih. Ob damit der die Verlags- Handlungen einverstanden sein können, i eine andere Frage, die wir hier niht beantworten wollen, i

Koblenz, 19. Sept. Gestern traf hier Se. Excellenz der Katserl. russische General der Jufanterie und Finanz-Minister, Graf von Cancrin, ein,

MAuslaud.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Aschaffenburg. (Rh. u. M. Z.) Laut einer am 17, September aus Aschaffenburg vom Hofe Sr. Majestät des Königs von Bayern in Karlsruhe eingegangenen Nachricht, befindet sh Jhre Königl. Hoheit die Kronprinzessin von Bayern in einem Zustande, der ganz Bayern mit der höchsten Freude erfüllen muß.

Sachsen. Grimma, 17. Sept. Am 14ten und 1Zten wurde hier von mehr als 100 ehemaligen Schülern der hiesigen Landes- shule das Gedächtniß der dreihundertjährigen Stiftung derselben fest lih begangen.

Hanuover. Hannover, 20. Sept. (H. Z) Nachrichten aus Verden und Harburg zufolge, sind Se, Majestät der König,

len Meisters vollkommen würdig s\kizzirt. Jn den Zügen der sterbenden Neophotin sieht man das Wiederleuchten der gläubigen Hingebung, und auf dem Antliy des Ritters lagert ein edler Seelenschmerz , gleichsam gemildert durh das Bewußtsein, daß er die Hinsterbende die er mit der Nechten aus seinem Helme tauft, während die Linke sie unterstüßt noch zu einer Erbin des Himmelreichs einweihen könne; das verhängnißvolle Schwert A im Bodenz die wirren Aeste cheinen über beiden hieroglyphisch zu flüstern.

Das sechste Tableau stellt die Scene dar, wie Herminia den ohnmäch- tigen Tankred erblickt, nah Tasso X1X, 104, 105:

Dies Angstgeschrei vernimmt, als sie im Schauen Noch bei dem furchtbar’n Krieger-Leichnam steht, Von fern die unglüseligste der Frauen,

Den Ruf, der durch die Brust zerreißend geht,

Und sprengt, als wie berauscht, als wie im Grauen Des Wahnsinns her, denn Jener rief: Tankred ! Sieht bleich das Antliy, regungslos die Glieder, Und steigt nicht, nein, sie stürzt vom Sattel nieder.

0h reicher, nie versiegter Ader gleiten

S Thränen guf ihn hin mit Angstgestöhn :

E muß mi jeyt hierher mein Schicksal leiten ? a biltres , jammervolles Wiederschn !

So find’ ih wieder dih nah langen Zeiten ? Tankred , dich seh" ich und bin nicht gesehn Zugegen bin ih, do du sieht mich nimmer Und findend, ach, verlie ih vi auf immer !

Die Meisterschaft în der dramatischen ildli ; {hon in seinen Zeichnungen zu den Mbttaitee pel, wos ten abs legte und die sich seitdem bei ihm stets mehr und mehr gabrundete und vollendete, bewährt er auch in dieser Skizze, auf welche man das Ex ung leonem“ anwenden darf und welche die Reihe dieser \{hönen" Entwürfe schließt. Sie mögen Denjenigen, die bei dem Königlichen Hoffeste zugegen waren,

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welche Hannover vorgestern um 27 Uhr Nachmittags verlassen hatten, an diesem Tage um 8“ Uhr Abends in Verden eingetroffen, hâben daselbst übernachtet und gestern gegen 3 Uhr Nachmittags die Reise nach Harburg fortgesebt, wo Allerhöchstdieselben um 10 Uhr Abends angelangt und im Königlichen Schlosse abgestiegeu sind. Se. Majestät wurden unter Abseuerung der Kanonea und unter dem Jubel der Einwohner= {haft empfangen. Die nah dem Schlosse führenden Straßen und Baumgänge waren glänzend erleuchtet. Von Harburg beabsichtigten Se. Majestät, heute Mittag nah Lüneburg abzureisen.

In Nr. 314 der Geseß -Sammlung wird das wichtige Gesetz (d. d. Hannover, 7. Sept.) in Betreff der Göhrder Constitution be- fannt gemacht, dessen erster und wesentlihster Abschnitt folgendermaßen lautet :

„Da die in einem großen Theile Unseres Königreichs geltenden Vor- schriften der Coustiiution vom 19, Oktober 1719 über die Behandlung von Angelegenheiten, welche die Rechtsverhältnisse unter Unserer Gutsherrschaft stehender Grundbesißer betreffen, unter veränderten Verhältnissen einer, theil- weise bereits durch den §, 38 des Landes-Verfassungs-Geseßes vom 6. Au gust 1840 näher bestimmten Abänderung bedürftig erscheinen, \o bestimmen Wir darüber, unter verfassungsmäßiger Mitwirkung Unserer getreuen allge- meinen Stände-Versammlung, das Folgende : M

Die Bestimmungen der Göhrder Constitution vom 419, Oftober 1719, nah welchen über die Abmeieruung der Jnhaber unter Unserer Gutsherr- haft stehender Höfe, über die Streitigkeiten wegen der Besezung solcer

eine angenehme Rückerinnerung an persönlih Erlebtes gewähren, de ßeren Publikum aber die Veranschaulichung gewähren. T ANer aaen erhabenen Könige die Künste, deren Beshüger und Kenner Er i}, ihren milden Strahl auh über das soziale Leben werfen, und wie Er, alles Flüch- tige und nur der Tageslaune Dienende abweisend, selbst gesellige Anlässe dazu benußt, um ein Kunstbleibendes hervorzurufen, wozu die besprochenen, von einem der ersten christlichen Maler nah einem der ersten christlichen Dichter , auf Anregung seines Monarchen aufgenommenen Entwürfe, einen

Höfe, und wegen der von selbigen zu gewährenden Abfindungen und Alten theile, imgleichen über Klagen und Beschwerden wegen der Ärt und Weise, wie die Uns schuldigen Dienste zu leisten sind (den modum servitiorum), ohne Verstattung cínes gerichtlichen Verfahrens, von der Kammer entschieden iverden soll, werden damit aufgehoben. Die Leitung der Partei - Verhand- lungen in diesen Angelegenheiten und die Entscheidung derselben wird, von dem Tage der Verkündigung des gegenwärtigen Gesezes an, in allen Thei- len Unseres Königreichs, in welchen sie bisher im VerwaltungS8wege und namentlih von Unserer Domainen-Kammer erfolgt ist, den ordentlicherweise zuständigen Gerichten überlassen,“ i :

Den ferneren Bestimmungen zufolge sind die noch unentschiedenen Sachen an die zuständigen Gerichte abzugeben; dagegen können die vor der Verkündigung des Gesetzes im administrativen Wege bercits

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erfolgten Entscheidungen im Rechtswege nicht weiter angefochten werden.

Großh. Hessen. Mainz, 18. Sept. (F. J) Heute kam Se. Königl, Hoheit der Herzog von Cambridge unter dem Namen eines General = Lieutenants von Culloden mit hohem Gefolge und Dienerschaft hier an.

Mecklenburg-Schwerin, Schwerin, 20. Sept (Schw. Ztg) Die bisher hier zu Uebungen versammelt gewesenen Truppen, unser Grenadier = Garde - Bataillon, das 1ste und 2te Musketier-Ba taillon, das leichte Jufanterie - Bataillon, die Artillerie und das stre= libshe Jufauterie-Bataillon, sind heute nah dem Lager bei Lüneburg ausmarschirt.

Freie Städte. Bremen, 19. Sept. (Br. Z) Nachdem das bremishe Bundes - Koutingeut, Jufanterie und Reiterei, schon am 7ten d. zu dem Lager des 10, Armee - Corps bei Lüneburg aus= gerüdt, dann am 16ten das erste Regiment der Großherzogl. olden burgischen Truppen hier angekommen und am 17ten weiter marschut war, i} heute Morgen auch das zweite Infanterie - Regiment und die Artillerie der Oldenburger, nachdem sie, vorgestern hier ange fommen, gestern hier Rast gehalten hatten, heute Morgen nach der obgedachten Bestimmung weiter marschirt. f

Das für die Fahrt auf der Ober - Weser bestimmte Dampfboot „Hermann“, mit Niederdruck-Maschinen von 34 Pferdekraft, is heute Mittag bei unserer Stadt angekommen. Dasselbe machte den Weg von Havre zur See und legte diese Strecke von Bremerhaven bis hierher in der furzen Zeit vou 4 Stundeu und 10 Minuten zurück. Der Erbauer, Ingenieur Gache, hat es hierher begleitet, Für die vollständige Einrichtung noh weiter zu treffende Anordnungen machen das Boot den Besuchen des Publikums erst nach 8 Tagen zu= gänglich,

Frankrei.

Paris, 18, Sept. Der Königlich griechishe außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, General Coletti, hat gestern Sr. Majestät dem Könige in besonderer Audienz sein Abberufungs= schreiben zu überreichen die Ehre gehabt.

Es ift hier von Schritten die Rede, die von Spanien aus ge= \hehen seien, um eine Jntervention zu erlangen; man glaubt aber voraussehen zu können, daß weder die Politik der französischen Re-= gierung zu einer solhen Maßregel hinneige, noch die Rücksicht für England sie erlauben würde. Uebrigens wird mit Bestimmtheit ver= sichert, das Kabinet Lopez habe Herrn Guizot unumwunden erklärt, es sei nicht im Stande, der republikauischen Bewegung mit Aussicht

neuen Beleg darbieten, Möchten sie namentlich von unseren so sehr ideen arm werdenden jüngeren Künstlern doch recht fleißig beachtet “ge legte werden ! D D

Musik :- Aufführung iu der Königlichen Akademie der Künste. S: Mule e Die akademische Schule für musikalische Composition, i

es ist, junge Musiker zu gründlichen Komponisten heranzubilden, damit auch in dem der Flachheit und dem haltlosen Dilettantismas o viele Zugänge bietenden Bereich der Töne die Wissenschaft Siegerin bleibe, hat in dem

Wi Herberge

C. Jaquemar. e deren Tendenz

furzen Zeitraum ihres Bestehens chon herrliche Früchte getragen, Als im Jahr 1834 die musikalische Composition zum Unterrichts - Gegenstande der Akademie erhoben, als solcher den anderen schönen Künsten beigesellt, und eine musikalische Section errichtet wurde, waren es die Herren Kapellmeister Schneider und die Musik - Direktoren Rungenhagen und Ba h, welche als Lehrer bei derselben gewählt wurden z seit dem Tode Schneiders sind es nur die beiden Legtgenannten, welche die Siudien der Mutik-Eleven mit rühmlihem Eifer leiten, . fes P L Von den jüngeren Komponisten, welche aus diesem Jnstitut bereits hervorgegangen sind, wollen wir nur Karl Eckert, Otto Thiesen und Julius Weiß (über dessen in der Sing - Akademie aufgeführte Requiem wir neulich berichteten) e H drei Namen, die schon einen guten j in der hiesigen Kunstwelt haben. Ine E di am 8, Septeinber, Mittags von 12 bis 2 Uhr, in der Königl. Akademie stattgehabten musikalischen Productionen betrifft, so ist die Veranlassung dazu folgende: Um den Eifer der jungen Musiker anzuspor= nen, wird ihnen von Zeit zu Zeit eine Aufgabe für ein geistlihhes Musik- werk über cinen und denselben Text oder ein und dasselbe Thema u. st, w, gegeben, die dann Jeder in seiner Weise zu lösen hat. Diesmal is eine Symphonie zum Gegenstande der Aufgabe gemacht worden ; von der musikalischen Section wurden die Motive zu jedem der einzelnen Sâäpe ge- geben, Von den eingelieferten Symphonieen sind drei gewählt und am 23sten ausgeführt worden. i v Nr. 1, Symphonie von C. Jaquemar, darf eine gute Arbeit ge- nannt werden, von fleißigen Studien im Kontrapunkt und der Fuge zeu- end. Das Allegro führt sein Motiv beharrlich und kunstreich durch; das dagio, wohl das Gelungendste in diesem Tonwerk, is wirklich schön, und hat einige wahrhaft geistreihe Züge. Ein wenig kürzer gehalten, hätte es

sih noch mehx abgerundet.

auf Erfolg entgegenzutreten. Narvaez, Concha, Serrano und andere Generale sollen sich überzeugt haben, daß auf die Truppen, die der Mannszucht ganz entwöhnt sind, nicht zu zählen ist.

Ueber die geheime Association, die vor einigen Tagen entdeckt worden, dürfte man, wie es scheint, fürs erste noch nihts Näheres vernehmen. Die verhafteten Judividuen werden in strengster Haft gehalten. Mehrere Jnstructions-Richter sind mit deren -Verhör be-= schäftigt. Der Messager sagt heute nur ganz karz, in Ueberein- stimmung mit den bereits vom Droit gemachten Mittheilungen: „„Vorgestern Abend sind mehrere Jndividuen, die sich bei einem Wein wirth in der Straße Pastourell zu Zwecken der Anarchie und Unord- nung versammelt hatten, verhaftet worden. Jun Folge der Nachfor | hungen, die bei diesen Jndividuen angestellt wurden, sind noch an-

dere Arrestationen vorgenommen worden; auch hat man Ueberführungs | Papiere in Beschlag genommen, Das Ganze is der Justiz zugewiesen worden.“

Der Besuch der Königin Victoria in Belgien wird von der hie sigen Oppositionspresse als eine Verkleinerung der durch den Besuch zu Eu, welcher beiläufig der Civil-Liste über eine Million Franken ge fostet haben soll, hervorgebrachten Wirkung angesehen. Das Jour- nal des Débats giebt sich nun Mühe, diesen nachtheiligen Ein druck zu verwischen.

= Paris, 18. Sept. Mau lebte bereits der Hoffanug, daß

die Zeit der eigentlich revolutionairen Umtriebe, der geheimen Kom plotte zum Umsturze der bestehenden Ordnung der Unge vorüber sei; die jüngsten Erscheinungen zu Toulouse, wo skels der Hauptheerd aller revolutionairen Tendenzen im Süden Frankreichs sich befand, glaubte man nur als die lezten matten Nachklänge, so zu sagen als die Todes - Zuckungen der ersterbenden Factionen ansehen zu können; die eben gemachte Entdeckung eines neuen Komplotts hier am Ort, die Wegnahme der beweisliefernden Dokumente dafür, die Verhaftung

| einer Anzahl der betheiligten Jndividuen und die Auffindung von Waffen bei ihneu haben leider den Beweis geliefert, daß man sich getäuscht hat. Nach dem, was man über den Jnhalt der weggenom menen Papiere erfährt, soll daraus fast bis zur Evidenz hervorgehen, daß diese schon seit einiger Zeit angesponnenen Machinationen mit den kommunistisch = revolutionairen Tendenzen der Gleichgesinuten zu Toulouse, die erst kürzlih der Strenge des Gesebßes durch eine Frei sprechung wegen Mangels hinreichender materieller Beweise entgingen, im genauesten Zusammenhange standen. Auch diesmal gehören die Verhafteten meist der Klasse der Arbeiter, durchaus aber den unterste Klassen der Gesellschaft, an, auf welche die eigentlichen Rädelsführe1 aller revolutionairen Bestrebungen, und namentlich die gesah! listen unter allen, die Kommunisten, es vorzugSweije abge

sehen zu haben scheinen. Jn dieser Klasse wird es ihnen leichter, ihre Grundsäße und Lehren auszubreiten, weil sie unter derselben weniger klares, selbstständiges Urtheil, einen geringeren Bildungs grad, daher auch größere Leichtgläubigkeit und wirkliche Einfalt vor- finden, während in den mehr unterrichteten Klassen, welche schon zu einer höheren Stufe der allgemeinen und besonders politischen Ein sicht gelangt sind, der böse Saamen, den sle auszustreuen fuchen, nur höch} selten auf empfänglichen Boden fällt. Diesen kommu nistishen Bestrebungen muß man eine ununterbrochene Aufmerksam feit zuwenden, da es feinem Zweifel unterliegt, daß dieselben fast in allen Ländern CEuropa?s Eingang gefunden, und daß sie alle in einem gewissen Zusammenhange stehen.

Grossbritanien und Irland. London, 16. Sept. Der Zustand der gränzenlosen Verwir

rung und der Mangel jeder Kontrolle in dem Provinzial-Steuerwesen Englands, die namentlich in Wales zu so traurigen Exzessen geführt haben, veranlaßten die Regierung vor kurzem, der Armengeseß-Kom mission, bekanntlich die seit 1834 eingeseßte oberste Central-Behörde iber das Armeuwesen, eine Untersuchung der örtlihen Steuerbelegung in England und Wales zu übertragen. Die Kommission hat jeßt ihren Bericht, aus drei starken Folio-Bänden bestehend, beendet, und der- selbe ist auf Befehl der Königin dem Parlamente vorgelegt. Man erhält daraus sehr werthvolle Nachrichten über die ganze Steuer-Verfassung der Provinzial = Regierungen. Der Bericht beginnt mit einer Geschichte der Lokal = Steuern in England und Wales von den frühesten Zeiten an und geht die verschiedenen Geseße durch, welche die ursprünglichen auf Gewohnheitsreht basirten Auflagen, wozu nameutlich die Kon stabler=, Gemeinde-, Grafschaft- und Kirchensieuern gehören, modifi zirt worden sind, Solcher statutenmäßiger Gesetze, die seit der Re gierung Cou s 1. bis lebt erlassen find, zahlt man 173, 900 denen Me 08S die ulte in den leren Zol Zayrent gegeben wurden. Die gegenwärtig noch danach erhobenen örtlichen Steuern sind unter drei Haupttitel gebraht: 41) Steuern, die auf Grund des Armengesebes erhoben werden, wozu nicht allein die Ar-

___ Nr, 2. Symphonie von S. Müller, hält weniger an den Motiven fest, und is überhaupt, was man sagt, weniger gearbeitet, dafür aber desto cffektreicher instrumentirt. Allegro und Finale machen eine glänzende Wir- kang. Das Adagio, besonders das Thema (erst von den Violoncellen, dann von den Violinen vorgetragen) is sehr melodisch gehalten,

Nr. 3. Symphonie von W. Herzberg, eine sehr funstreiche Arbeit, und in dieser Beziehung vielleicht die gelungenste der drei Symphonieen zu nennen.

Zwischen diesen Justrumentalstücken wurden zur Abwechselung zwei Gesangpiècen: eine Alt-Arie mit Chor und Orchester von C, Braun, und ein vierstimmiges Lied für Chor und Orchester von J. Hopf e ausgeführt, Auch diese Compositionen erfreuten sich des Beifalls der Versammlung; doch hätte vielleicht das leßtere, von Ludwig Tie cck gedichtete Lied poetischer ausgefaßt werden können, Alles Vorgetragene beurkundete gut geleitete Studien, und auch die Execution von Seiten des Chors sowohl als des Orchesters, war präzis. :

Die Erstlinge des Genius dieser hoffnungsvollen Jünglinge wurden von dem zahlreichen Auditorium, an dessen Spiße sich Direktor und Senat dex Akademie befanden, mit warmer Theilnahme vernommen.

Möôge das Justitut noch lange zum Heil der Kunst und ihrer Jünger segensreich fortwirken, und in der Reihe der großartigen Bildungs-Anstal- ten unseres Staates einen ehrenvollen Plaß fortwährend behaupten,

Ut,

Warschau, 19, Sept. Nächstens wird hier ein Cyklus vou italieni- hen Opern-Vorstellungen beginnen. Die Gesellschaft besteht aus folgen- den Personen { Herr Quattrini, Musik-Direktor; den Damen Laura Asffan- dri, Primadonna assoluta; Carolina Imoda, Primadonna Contralto 5 Anna Bauman, Primadonnaz Aniela Villa-Bassi, Secondadonnaz den Herren Batta Montresor und Raimund Castigliano, Primi Tenori ; Ricardo del Vivo, Primo Baritonoz Napoleon Torre, Primo Bass0 profondo 5 Carlo Rocca, Primo Basso0 comicoz Achille Bassi und Vincenz Rabaudi, Bassì in generez Carlo Finetti, Souffleur, Die Gesellschaft steht unter Leitung des Jmpresario Herrn Bocca und des Regisseur Herrn Bozzi. Es sind dies mit Ausnahme der beiden Tenore und zweier Damen , sämmtlich Mitglieder der Gesellschaft, aus welcher in der leßten Saison die italieni- he Oper des Königsstädtishen Theaters in Berlin bestand. Außerdem trafen in Warschau in den lezten Tagen noch zwei Tenore aus Jtalien ein, die Herren Antonio Zinghi und Salvator Lavia, die wahrscheinlich ebenfalls hier auftreten werden,

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men=, sondern auch Wege-, Miliz-, Arbeitshaus-Steuern, 1m s ‘Ar Al hören; 2) Steuern, die nah dem Er= zehn Arten von Abgaben, gehören; 2) La but sowoh messen der Orts-Behörden erhoben werden, wozu Kir hen E E zur Erhaltung derselben wie zu Neubauten , M o Siegern Abgaben, im Ganzen 6 an der Zahl, gehören ;z end ich iger die ursprünglich mehreren vereinigten Distrikten voi, eye ocufelbeu Lofal - Behörde, aber später auf Grund des Armengescbe _den een aufgelegt wurden, wozu Grasfschaftssteuern, desgleichen für ree Er 6 Grafschafts- Gemeindehäuser , Gemeiude- : und Polizei Ln in Flecken und Dorfschaften gehören. Der Bericht zeigt, e n Zweige dieser Steuer-Verwaltung die Praxis der bestel enden s et qu cinem Zustande unentwirrbarer Verwickelung sich befindet, E unzähligen Mißbräuche der erhobene Steuer-Betrag, über welchen fein: 1! Wales auf die enorme Summe von

s hörden können nah den

Rechuung gelegt wird, in Da E Lg

12 Millionen Pfd. gestiegen 1st; denn die Dt Wunei nag En allgemeinen Sid atnat der Gesebße die Grundsäße der Ds Erhebung und die Steuerpflichtigkeit der Person und des Eigenthum willkürlih deuten. Man geht, glauben wir, nicht zu weit, E die Ursache der allgemeinen Unzufriedenheit des Volks über Nee Zeiten mit auf diese bestehenden Steuer - Uebel zurüdführt, ie Fee von dem englischen Volke beiseiner ihm eigenthümlichen Berabsché uung a Fr Centralisation, des einzigen Heilmittels dieser Uebel, uicht A e solche erfannt und gefühlt werden, als bis sie wie in Wales 1 ur die schreiendsten Mißbräuche das unter drückenden Lasten seuszende Volk zum Ausstande getrieben haben. Jun England hört man über diese Steuern zwar noch keine Klagen, weil man n entfernteren Uebeln die Ursache der Unzufriedenheit sucht, indey man hat hierbei wohl zu achten, daß schr selten, wohl niemals das die Ursache des Uebels is, was der Leidende dafür angiebt. Vieje Steuerübel sind offenbar so groß und nachtheilig, daß die Regierung nur zu loben ist, wenn sie sich bemüht, sie zu beseitigen. Lie Armen Kommissarien haben in ihrem Bericht ein durhgreifendes Mittel in Vorschlag ge= bracht; cs geht dahin, sämmtliche Lokalsteuern abzuschasseu und dasür eine einzige aufzulegen, deren Erhebung nach denselben Grundsäßen wie die Ärmensteuer bewerkstelligt werden foil; em von der Central Armen-Kommission abhängiger und besoldeter Beamter soll dieje Cr- hebung bewirken. Die oberste Armen-Behörde maßt sich damit nodh nicht die Befugniß an, Steuern aufzulegen, was gegen den Bericht von einigen Tory=- Blättern erhoben wurde, und was sie allerdings zu einer Central = Steuer - Behörde mahen würde, sondern sie sichert sich nur einen Einfluß auf die Verwaltung der Gelder. Man ift in England noch uicht so weit auf dem Wege der Centralisation, um hierin so radifale Mittel mit einem Male in Anwendung zu bringen, aber man bemüht sich, wenigstens ift es ein charafteristischer Zug jeder Regierung gleichviel ob Whig oder Tory, sich diesem Ziele zu nähern, Db daher der Plan zu der noch immer halben Maßregel der Armen- Kommissarien, wenn er in ein Geseß ausgehen sollte, das gewünschte Resultat vollständig liefern wird, steht noch dahin, denn er begegnet nicht dem Haupt =- Uebelstande des jelzigen Lokal - Steuerwesens, der großen Ungleichförmigkeit der Abgaben , indem man das Armengeseb diesem neuen Plane zum Gruude gelegt hat. Eine möglichste Gleich förmigfeit in der Art der Erhebung für alle Orte, bestimmt und ge regelt durch cine Ober- Behörde, liegt dem Plane noch fern. Ver Gegenstand wird in der nächsten Parlaments-Session in Betrachtung genommen werden und wie zu erwarten steht, eine ausgedehnte Dis fussion veranlassen. Die Times bekämpft den Plan schon jeut, wie wir vor einigen Tagen meldeten (Nr. 84 d. Allg. Pr. Ztg.)

rec.

Aus dem Haag, 18. Sept, Gestern fand die Taufe des

neugebornen Prinzen statt, der die Namen Wilhelm Friedrih Morib Alexander Heinrich Karl erhalten. C Mastricht, 17. Sept. Die legislativen Kammern des nigreihs der Niederlande haben ihre Arbeiten wieder begonnen. Der Heseß-Entwurf über die Vereinfahung der Gerichtshöfe ist mit einigen Abänderungen an die zweite Kammer gelangt z die Regierung \{chlägt noch immer fünf Gerichtshöfe statt der elf jeßt bestehenden vor und bestimmt das Loos der Beamten, die niht wieder erwählt werden fönnen. Die Sectionen prüfen den Entwurf [von Neuem und bald werden die öffentlichen Diskussionen beginnen. Fünf Gerichtshöfe sind noch zu viel für 3 Millionen Einwohner, während bei unseren Nach baren diese Zahl nach Verhältniß weit geringer ist. Allein man i in Verlegenheit wegen der großen Zahl richterlicher Beamten, die aus den leßten Ernennungen hervorgegangen sind und von denen die meisten keine Antecedenzien hatten.

Die Sectionen der Kammern haben die Jdee noch nicht aufge geben , die Konvertirung der Schuld wieder zur Sprache zu bringen, wie alle Vernünftigen vorhergesehen hattenz allein es scheint, daß die Regierung, etwas verstimmt über die erste Zurückweisung für den Augenblick uicht wieder auf diese Sache eingehen will,

Der Geseß=Entwurf über die Besteuerung der liegende! Gründe und des Einkommens hat den Beifall der Mitglieder der Sectionen, doch wollen sie, daß die Regierung nux einige Einkünfte besteuere, eine Abgabe, welche den Einen Vortheil brächte, die Anderen be drückte, Man schlägt daher vor, folgende Bestimmungen an die Stelle des ersten Projekts zu seßen: 1) Eine Besteuerung alles Ein fommens ohne Ausnahmez 2) eine gezwungene Anleihe gegen geringe Zinsen; 3) die Zurückzahlung der der Handels=Gesellschaft schuldigen Summen, und Abschließung einer neuen Convention mit dieser Ge sellschaft, welhe der Regierung die freie Verfügung über den Ertrag der Kolonieen geben würde.

Dies leßtere Mittel würde in der That die Negierung in den Stand seben, eine neue pecuniaire Quelle zu eröffnen, indem sie die jenigen Waaren mit einer Steuer belegte, die gegenwärtig als Luxus Gegenstände viel zu wohlfeil verkauft werden. Allein man fürchtet, daß dies Projekt an dem Egois8mus einen Gegner finden werde, Wir wollen indeß hoffen, daß die Bewohner des jungen Niederlands die Lage des Landes eben so begreifen werden, wie dics früher von ihren unsterblichen Vorältern geschah.

Die Besorgnisse, welche einige Mitglieder der Generalstaaten über die Art geäußert hatten, wie man im Herzogthum Limburg die Gesebe des Landes im Allgemeinen und die des deutschen Bundes, zu dem dies Herzogthum in gewissen Beziehungen jeßt gehört, in Uebereinstimmung bringen würde, i} von der Regierung jeßt beantwortet worden. „Es ist gewiß“, heißt es in dieser Antwort, „daß der zwölfte Artikel der Bundes=Akte nah seinen ausdrücklichen Bestimmungen nicht auf Läuder anwendbar ist, die bereits ihren Gerichtshof besaßen, e mit dem Theile von Umburg der Fall war, der in gewissen

eziehungen zu dem deutschen Bunde steht. Ueberdies kann der er- S nicht auf ein Land angewendet werden, das, wie das Herzogthum Limburg, mit Genehmigung des deutshen Bundes, eines integrirenden Theil des Königreichs der Niederlande ausmacht und nur in Bezug auf die Verpflichtungen, welche im Juteresse der allge- meinen Rechte jenes Bundes eingegangen ‘worden find nb: ih r hinsihtlih der allgemeinen Geseßgebung des Landes, von as s H nen Theil bildet, dem Bunde angehört,“ Diese Ansicht wird ause wohl durch das, was früher in Bezug auf das Großherzo (rat Luxemburg geschehen i, als auch durch die in Limburg selbst N t führte Ordnung der Dinge bestätigt, E

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Der Major Landolt, Commandeur eines Jufanterie - Bataillons,

der Artillerie - Capitain Broers und der Rittmeister König, alle Drei

zum limburgishen Kontingent gehörig, sind vom Kriegs-Departement beauftragt worden, den großen Manövern des 10ten Armee-Corps des | deutshen Bundes beizuwohuen ; auch mehrere niederländische Offiziere | werden sih, dem Vernehmen nach, zu demselben Zwecke nach Lüne= | burg begeben. M O | | | j j

Brüssel, 19. Sept. Gestern früh versammelte sich auf den ertönenden Trommelschlag die Bürgergarde auf ihren verschiedenen Empfang der Königin von England und alle Anstalten getroffen waren. Etne unzählbare Menschenmenge bewegte si u) den Straßen, durch | welche der Königliche ZUg gehen sollte. „Pom Kölner Thor bis ans | Ende des Parks am Schloßplaß waren Doulevard und Straßen mit grünen, reich mit Fahnen und Wimpeln geshmüdten Bäumen be- pflanztz an der Ecke jeder Straße wehte auf der Spie eines großen Mastes auf der einen Seite die Königlich oritisch e Standarte mit den Leoparden Alt - Englands, der irländischen Harse und der steigende Löwe Schottlands, auf der anderen Seite die belgische Fahne. Alle Häuser waren mit Fahnen und viele Balkons mit Zelten verziert. Das am Ende der Königsstraße und des Boulevards gelegene Hotel hatte in seinem ersten Steck ein großes Schild mit den Wappen der Königin Victoria und des Prinzen Albrecht. An den Fenstern der französischen Gesandtschaft wehten zwei Fahnen mit den drei Farben Frankreihs. Vor dem Schaerbecker Thor erhobeu sich zwei Säulenhallen und zwei andere auf dem Boulevard; auch vor den Gittern des Parks nach der Köngsstraße zu war ein doppelter Portifus; dics Alles gewährte einen prächtigen Anblick. Die Eisenbahu-Sta tion war ebenfalls fostbar deforirt ; ein großes Magazin hatte man in einen eleganten Pavillon zum Empfang der Behörden umgewan delt; daneben erhob sich der reich geshmückte Königliche Pavillon. Eine lange Reihe von Eisenbahnwagen war zur Aufnahme von Damen eingerichtet. Kurz nah 1 Uhr langte eine Lokomotive an, uud mel dete die Annäherung des Königlichen Zuges; einige Augenblicke später gab das am Laekener Thor aufgestellte Geschüß das Signal, und um halb 2 Uhr kam der Zug unter Kanonendonner und Vivat ruf auf der Station an. Die Behörden hatten sih zu bei den Seiten der Eisenbahn vor dem Pavillon aufgestellt, um die ho hen Herrschaften zu empfangen. Der König stieg zuerst ab und reichte der Königin Victoria die Hand, die, von ihrem Oheim geleitet, sich über cinen Blumen=-Teppich in den Königlichen Pavillon begab. Prinz Albrecht führte die Königin der Belgier, Die Behörden näherten sich nun, und der Burgemeister von Brüssel bekomplimeutirte die Königin Victoria im Namen der Einwohner, worauf Jhre Majestät sehr huld voll antwortete, es gereihe ihr zu großem Vergnügen, einé der \chönsten Städte des Kontinents zu besuchen, Alle ren Behörden brachten darauf der Königin und Pri Albrecht ihre Huldigungen dar. Nach einigen Augenblickeu der Ruhe fuhren die hoben Herrschaften von allen Seiten mit leb haftem Zuruf begrüßt, nah dem Königlichen Palast, wo sie Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Anna Feodorownua von Rußlaud, Schwester des Königs, fanden, welhe am Abend vorher in Briissel eingetroffen war. An diesem Tage besuchten die hohen Herrschasten nux den Park uud wohnten daselbst einem von der großen Harmonie- Gesellschaft unter Leitung des Herrn Snel veranstalteten Konzert im Pavillon bei. Um 8 Uhr war großes Diner zu 65 Couverts im Ballsaale des Schlosses, welches bis um halb 40 Uhr dauerte, wor auf Jhre Majestäten und Prinz Albrecht sich nah dem Schloß Laeken begaben. Die Hauptstadt und der ganze Weg bis Laeken waren glänzend erleuchtet.

Bestimmungspunkten zum ihres Gemahls, zu welchem

höhe dem Prinzen

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Parviís, 18. Sept. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Perpiguan, 16. Sept, Am 13ten feuerten die Jusurgenten auf ein Boot des „Meleagre““ (eines französischen Kriegs|chiffes), welches an der Fontaine im Hafen von Barcelona Wasser zu holen fam, Ein Matrose wurde {wer verwundet. Der französische Kon- sul verlaugt Genugthuung. Der Con stitucional vom 10ten hatte gemeldet, daß die Wachsamkeit der Junta die Franzosen verhindert habe, in vier Fabriken Feuer anzulegen. Der Konsul hat deswegen Genugthuung erhalten, Am {14ten war die Lage Barcelona's noch immer die nämliche ; die von Madrid z j

urücckgekehrten Kommissarien machen gemeinschaftliche Sache mit der Ju

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e Paris, 18. Sept. Nach Berichten aus Madrid vom 11lten herrschte dort fortwährend die größte Ruhe, zahlreiche Patrouillen durchzogen während der Nacht die verschiedenen Stadtviertel. Ge neral Concha ist in der Nacht vom 10ten zum 11ten aus Madrid nach Barcelona abgereist, um, wie man behauptet, das Militair-Kom mando der Truppen jeuer Provinz zu übernehmen und den Umtrieben der Junta von Barcelona ein Ende zu machen. Es scheint, daß die Regierung von Madrid entschlossen is, nahdem alle versöhnenden Yiittel fruchtlos blieben, mit exempylarisher Strenge zu verfahren. Die Gaceta zeigt in ihrer Nummer vom 11ten mehrere Ernennungen und Aenderungen in der spanischen Diplomatie an. Der bisherige spanische Gesandte bei der schweizer Eidgenossenschaft, Herr Carue- rero, is zum Mitgliede der neuerrichteten fonfultativen Junta im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ernanut worden. Diese Junta besteht aus vier Mitgliedern und einem Präsidenten in der Person des Herzogs von Frias. Jhre Aufgabe bleibt es, in Handels Differenzeu mit fremden Staaten dem Minister der auswärtigen An gelegenheiten mit Rath beizustehen. An die Stelle des Herrn Car nerero wurde Herr Lopez de la Torre Aglon, gewesener Botschafts Secretair in Paris, zum Gesandten in der Schweiz erloben.

Der als Geschichtsschreiber und Staatsmann gleich bekaunte Graf Torreno, der seit mehreren Jahren Paris bewohute, is, wie bereits gemeldet, vorgestern nach einer Krankheit von wenigen Tagen an einein Schlagflusse plöblih gestorben, Seine Leichenfeier wurde heute in der Kirhe St., Philipp du Roule nit großem Gepräuge begangen. Der Leichnam war vorläufig vom Pr. Gannal einbalsamirt worden und wird nah Spanien in die Familiengru;t ab= geführt werden. Graf Torreno hinterläßt ein Vermögen, welches auf mehrere Millionen Fr. angeschlagen wird, Er bewarb sich so eben erst um den Botschafts- Posten in Paris, wo er ein sehr glänzendes

Haus unterhielt. Die Königin Marie Christine verliert an ihm eine große Stüße.

=ch Paris, 18. Sept. Die heute mit den Gränz =-Biättern uns zugekommenen Nachrichten über den Stand der Dinge zu Bar= celona reichen uiht über den 10ten hinaus, und können daher nur wenig Neues von Belang bringen, Nach einem an der Gränze ver-= breiteten Gerüchte haben nun auh die Garnisonen der beiden wih-= tigen festen Pläße Gerona und Figueras, die sich anfangs theil= nalmslos bverhalten hatten, förmlich für den Aufstand Partei er- griffen, wodur die schon vor einigen Tagen mitgetheilte Nachricht von dem Umsichgreifen des Abfalls der Truppen bestätigt wird. Ein Brief aus Barcelona vom 10ten enthält vielfache Klagen gegen das Verhalten des Generals Aballe, Prim soll wiederholt das dringende

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Verlangen an denselben gestellt haben, daß er ihm vou den vier- tausend Mann, die er in Unthätigkeit in der Citadelle bei sich habe, einen Theil abgeben solle, um fräftiger operiren und die Stadt blofiren zu fönnen: aber alle seine Bitten in diesem Betreffe waren vergeblich, Prim hatte dem Brigadier Amettler zuerst geschrieben, um ihm zu vermögen, daß er dem Aufstande nit beitreten möge, allein Amettler gab ihm feine Autwort darauf. Nun erst ging Prim persönlich nah Molins de Rey (die gestrigen Berichte sagten nah Martorell) zu ihm, wurde aber zurückgewiesen.

_Die heutige telegraphische Depesche enthält cine niht reht be- greiflihe Notiz. Sie sagt, der Constitucional vom 10ten habe gesagt, die Wachsamkeit der Junta habe einen Versuh von Franzo- jen, vier Fabriken in Brand zu steckeu, vereitelt, der französische Kon- sul aber, darin eine Beleidigung seiner Landsleute erblickend, eine Ge- nugthuung dafür verlaugt und erhalten. Der Constitucional hatte aber von Emissairen Prim's und nicht von Franzosen gespro- cen, die einen jolchen Brandstistungs-Versuch hätten machen wollen. Ss ijt daher niht wohl erflärlih, wie der französishe Konsul darin einen Grund zu Reclamationen erblickt haben fonnte, es müßte denn jein, daß derselbe die Sache Prim's zu ter seinigen oder zu einer allgemein französischen gemacht hätte, was \sich wohl auch nicht so leicht annehmen läßt. Aufflärung darüber ist noch zu erwarten. Aus der vom Telegraphen selbs nun zugegebenen Thatsache, daß die Com- mijsaire, welhe von Barcelona nah Madrid geschickt worden waren, als=- bald nah ihrer Rükfehr mit der Junta gemeinschaftliche Sache machten, geht der klare Beweis hervor, daß die früheren Meldungen des Te- legraphen, wonach diese Commissaire mit den Resultaten ihrer Kon- ferenzen mit dem Ministerium Lopez höchst befriedigt gewesen sein jollen, was schon von dem Eco del Comercio von Madrid be= stritten wurde, unrichtig waren. Der französishe Konsul zu Barce- [ona hatte am Sten die Einschiffung derjenigen seiner Landsleute, welche ihre industriellen oder fommerziellen Juteressen niht absolut zu bleiben nöthigten, begonnen und die folgenden Tage fortgeseßt. Wegen der herrschenden Theuerung der Lebenêmittel hatte er den Bedürstig- sten unter ihnen, die zu bleiben genöthigt waren, Geldunterstüßungen gewährt,

Herr Aston, der bisherige bevollmächtigte Minister und außer=- ordentliche Gesandte Jhrer britischen Majestät am \panischeu Hofe, ijt ain 12ten Abends 95 Uhr zu Bayonne eingetroffen, nachdem er den Weg von Madrid bis Vitoria in ueunundzwanzig, den von Vi= toria bis Bayonne in dreizehn Stunden zurückgelegt hatte. Den Tag des 13ten brachte er im Bade Biarrits zu, und am Uten reiste er mit der Mallepost von Paris weiter.

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Von der umiontenegrinischen Gränze, 7. Sept. (A. Z) Ali Pascha fährt mit Energie in den Vorbereitungen zu seinem Rache= zug gegen Montenegro fort. Schon stehen mehrere tausend Mann \chlagfertig unter dem Kommando Hassan Begs von Trebigne bei Klobuk vereinigt, und täglich treffen noch Verstärkungen daselbst ein, während auf der entgegengeseßten Gränze Montenegro?s ebenfalls Waffenlärm gehört wird, und die Besaßungen der türkischen Gränz- vláße Spusch, Podgoriza und Schabliak \hon ansehnliche Zuslüsse an Mannschaft und Munition erhalten haben. Von der Armee in Rumelien wird in Skutari ein starkes Armee -= Corps erwartet, um ebenfalls gegen Montenegro verwendet zu werden. Merkwürdig ist bei diesen Umständen die Sorglosigkeit der Montenegriner , die bis jeßt gegen den drohenden Sturm fast nichts gethan haben. Erwar= ten sie von anderwärts Unterstüßung? Ein neuliher Aufstand der Bevölkerung von Prisrend gegen ihren erblichen Pascha is unterdrückt worden. Türkish-Croagtien ist noch immer nicht beruhigt.

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_- Paris, 17. Sept. Die Verhältuisse von Tunis haben in der neuesten Zeit wiederholt die allgemeine Aufmerksamkeit von Europa auf ih gezogen, und deshalb dürften die folgenden Notizen aus einem Schreiben von dort mit dem Datum vom 20, August nicht ohne Juteresse gelesen werden.

„Wir haben hier“, heißt es darin, „noch immer auf der Rhede der Goulette die französischen Linienschiffe „Alger“ und „Jemappes““ vor Anker, aber man sagt, sie würden bald wieder die Rückfahrt nach Toulon antreten, da die Differenzen zwischen Frankreich und dem Bei ausgeglichen zu sein cheinen. Zuverlässige Thatsache ist, daß der französische Konsul die Liquidation und Zahlung bedeutender Summen an mehrere französische Häuser, die mau ihnen schuldig ge= wesen war, erlangt hat, und daß das Tuilerien-Kabinet fortwährend Offiziere zum Unterrichte der tunesishen Truppen hierher \hickt. Erst neuerlich noch hat das Dampfschiff, der „, Tonnerre““, das den Kor= respondenz-Dienst zwischen unserem Hafen und Bona versieht, von dieser letzteren Stadt einen Oberst - Lieutenant hierher gebracht, der provisorish in den Dienst des Bei getreten is. Dies sind Beweise guten Einverständuisses, denu wenn die französische Regierung noch Grund zu Klagen gegen den Bei Achmed hätte, würde sie ihm nicht auf solche Weise selbst die Mittel dazu liefern, seine Truppen auf europäische Weise zu organisiren. Wir haben daher die feste Ueber= zeugung, daß alle Schwierigkeiten beseitigt sind, und daß, wenn jeßt die französische Division noch in diesen Gewässern bleibt, dies offenbar nur deshalb geschieht, um dem Bei Hülfe und Schuß zu gewähren in dem Falle, daß eine türkische Flotte erschiene. Denn Frankreich kann nicht zugeben, daß die Türken eine Landung in diesem Lande bewerkstelligen.“

„Man fucht den Beitritt des Bei's von Tunis zu dem Vertrage über das Durchsuchungs = Recht zu erlangen, und es scheint, daß die Konsuln der europäishen Mächte Schritte zu diesem Zwede bei ihm gethan haben.

„Briefe aus Sfax vom 9. August melden, daß am 25. Juli eine Brigantine des Bei's von Tunis mit seinem Admiral vor diesem Ha- fen augekommen warz außerdem hatte dieselbe eine große Quanti- tät Pulver und einige Geschüße an Bord. Man verliert sich in Muthmaßungen über den Zweck dieser Sendung nah Sfax, das nicht als ein fester Plaß betrachtet werden kann, von Kriegs - Vorräthen dieser Art. Die an diesem Punfte der Küste stationirten Truppen

| wurden täglih von Morgen bis zum Abend in den Waffen geübt. | Vier Tage nah der Ankunft der Brigautine des Bei sah man ein kleines französisches Fahrzeug vor Sfax vor An- fer gehen, dessen Mannschaft fast ganz aus Algierern be- stand. Es hatte einen französishen Kommandanten und den algierishen Capitain Ahmed Medrusa an Bord. Der französische Kommandant war während der wenigen Tage, die er zu Sfax zu- brachte, nur selten zu sehen gewesen, sondern fast immer an Bord geblieben. Dieses Schiff hatte Depeschen für den französischen Vice- Konsul überbracht und, wie man versichert, auch dergleichen für Gerbé und Sousse an Bord, nah welchen Häfen es absegelte. f

„Die Sklaverei ist zu Tunis nur dem Namen na abgeben Ehemals wurden die Sklaven auf öffentlichen Márlten 2 E ist zwar jeßt niht mehr der Fall seit dem strengen Verab owenige1 aber der s{chändlihe Handel mit Sklaven E auf die eine oder andere Weise do noch fort.