el zu Freiburg, Ober( erihts-Advokat Sander zu Rastatt, Regie- e O E iten Liin zu Stettin, Geheimer Rath Rettig zu Freiburg und Handelsmann Bassermann zu Mannheim. — Zu-= leih enthält dieses Regierungsblatt die Ernennung der 16 landes- errlichen Wahl-Commissaire, — Unter den Militairdienst-Nachrichten ist angeführt, daß durch höchste Ordre vom 27. August der Major von der Suite der Reiterei Prinz Karl zu Salm-Reiferscheidt-Krautheim Durchlaucht die unterthänigst nachgesuchte Entlassung erhalten habe.
Sachsen-Koburg-Gotha. X Koburg, 18. Sept. Vor- gestern Abend kam Se. Durchlaucht der Prinz August von Sahsen- Koburg mit seiner Gemahlin, der französischen Prinzessin Clementine, bei uns an, und wurde von der Bevölkernng unserer Residenzstadt mit großem Jubel festlich empfangen. Die Straßen, welche zu dem für die hohen Herrschaften eingerichteten Palaste der hochseligen Herzogin Wittwe führen, waren erleuchtet und mit Flaggen und Kränzen geschmückt, und freudiger Zuruf begrüßte das erlauchte Paar, das dem Vernehmen nah den Winter über bei uns verweilen wird. Die Hoffnung, die man mit dem Eintreffen der hohen Gäste unseres Herzogs verknüpste, daß dieselbe zur Veranlassung dienen würde, den Zwiespalt in Bezug auf die Landtags-Wahl unserer Residenz aus- zugleichen, hat sih bis jeßt nicht bestätigt. Die Wahlen im ganzen Lande sind beendigt, die Hauptstadt Koburg allein is noch zurück. Der Landtag soll im nächsten Monate eröffnet werden, und cs läßt sich um so mehr vorhersehen, daß derselbe die erfreulichsten Ergeb- nisse herbeiführen wird, da unsere Staats - Einnahmen sehr bedeu- tende Ueberschüsse über die Ausgaben darbieten sollen.
Oesterreichische Monarchie.
Grát, 16. Sept. Am {lten d. M. wurde der diesjährige Postulaten-Landtag mit den herkömmlichen Feierlichkeiten hier eröffnet. Nachdem sich des Morgens die Stände im Landhause versammelt hatten, und der Landeshauptmann Graf von Attems daselbst einge- troffen war, wurden aus den anwesenden Ständen die Abgeordneten gewählt, welche sich in feierlihem Zuge nah der Hofburg begaben, um den Landes= Gouverneur Grafen von Wickenburg, als den von Sr. Majestät für den Landtag abgeordneten Hof=- Commissair, abzu-= holen. Nach dem Eintreffen des Zuges im ständischen Rittersaale wurde von dem Abte zu Rein unter Assistenz ein solennes Hochamt abgehalten, welhem au ein zahlreiches Publikum beiwohnte. Nach Beendigung des Gottesdienstes wurde der Hof - Commissair, Graf von Wikenburg, in die Rathostube begleitet, wo derselbe sowohl das von Sr. Majestät eigenhändig gefertigte Kreditiv, als auh das Postulat für das Jahr 1844 mit einer dem Gegenstande und den Umständen angemessenen würdevollen Rede übergab. Nach Ablesung des Beglaubigungsschreibens antwortete der Landeshauptmann in Aus: drücken der tiefsten Ehrerbietung. Mittags gab der Graf von Wicken- burg eine glänzende Mittagstafel, Am darauf folgenden Tage fand in der Versammlung der Herren Stände die Eröffnung des Kaiser - lihen Postulates und die Berathung anderer ständisher Angelegen- heiten statt. “16 i Die Erzherzoge Franz Joseph, Ferdinand Maximilian und Karl Ludwig, Söhne des Erzherzogs Franz Karl, langten, unter dem J1- fognito als Grafen von Habsburg reisend, in Begleitung des Herrn Ajo, des Grafen von Bombelles und der Grafen von Coronini, Ledohowsky und Morzin, von Ischl über Aussee, das Ensthal und Bruck kommend, am 11lten d, M. zu Gräh an, wo sie an diesem Tage noch die Burg, das Joanneum, die Domkirche, das Mausoleum, den Schloßberg nebst mehreren anderen Merkwürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nahmen. Am folgenden Tage wurde in den Morgenstunden noch die Besichtigung des Palais Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Jo- hann, des Koliseums uud der dortigen Vorbereitungen für die Versammlung der Naturforscher vorgenommen, hierauf die Reise über Gleisdorf nach Jlz fortgeseßt und nah der Mittagstafel in leihten Fuhrwerken nah Riegersburg, Feldbah und dem s{önen Kurort Gleichenberg gefahren, wo Jhre Kaiserlichen Hoheiten die reizende Gegend, so wie die mit ihr im Einklang stehenden Gebäude und Anlagen des Actien - Ver- eins besichtigten. Die Reise wurde sodann über Fehring nah Für- stenfeld fortgeseßt, von wo Jhre Kaiserl. Hoheiten am 13ten Mor-= gens nah dem durch sein Georgicon berühmten Kesthely in Ungarn abreisten,
Frankrei (0.
Paris, 19. Sept. Herr Aston, der britische Gesandte am spanischen Hofe, is vor zwei Tagen von Madrid in Paxis eingetrof= fen und wird heute seine Reise nah London fortseßen, Während seines Aufenthalts in Paris war er in fast beständiger Konferenz mit Lord Cowley. Er soll die Meinung geäußert haben, daß die provi- sorische Regierung von Madrid ihrem Sturz ughe sei.
Um der Fortifications - Frage ein neues Interesse zu geben, hat man jeßt auch das Gerücht verbreitet, es sei im Kriegs - Ministe- rium ernfstlih davon die Rede, alle großen zahlreich bevölkerten Städte Frankreichs, wie Rouen , Nantes, Toulouse, Bordeaux, Marseille und andere, mit Befestigungswerken einzuschließen. Die Oppositionspresse verbindet nun mit ihrer erneuten heftigen Polemik gegen die wirklichen und vermeintlichen Fortifications-Arbeiten zugleich die neue Anregung
are
scheinung eine sehr gewinnende, und Vorzüge wie Mängel verschmelzen sich zu einem angenehmen Ganzen, dessen ausgezeichnete Leistungen gewiß viel dazu beitragen werden, die begonnene Stagione zu beleben, Jhre Toilette war auch heute wiederum ausgesucht: im ersten Aft erschien sie in der Tracht der vornehmen Schotten (weißes Moussclinekleio mit schottischem Besaß und hochrother goldverzierter Atlas\chärpe), daun als Braut in einem weißen, mit Krcpp und Nosen verzierten Atlasfleid, einem Kranz von blaß- rothen Rosen um die edle echt italienishe Stirn, Sgr, Ferrari Stella, welcher den Edgard von Ravenswood (unsere Künstler sprechen den Namen nicht englisch aus) sang, wurde bei seinem Austreten empfangen. Er ist in der Gunst des Publikums chon befestigt. In der That, ein vorzüglicher Tenor, mit einer gleih kräftigen als ge- shmeidigen Stimme, Am schönsten klingt sie in den Brusttönen von s — l, die tiefere Region vom kleinen c bis l is schwächer. Herr Stella hat eine gute Schule dur{gemacht, und versteht das Falsett mit dem Bruststimme vortrefflich zu verbinden, so daß man höchst selten den Uebergang aus einem Stimmregister in das andere bemerkt. Er weiß den Ton sicher zu tragen, hüte sih aber vor dem Anscyen des Tons von unten herauf, eine Bortrags- art, die leicht zur Manier wird. Ein Glanzpunkt seiner Leistung wie der ganzen Oper war das Duett im ersten Akt (B-dur) mit Pizzika-Be- Pn, »Verranno a lte sulÞ aura“, dessen Grundgedauke in der Wahnsinn-Scene als Reminiscenz wiederkehrt, und das von ihm und Fräu- lein Malvani auf das lieblichste vorgetragen ward, Edgardo's Haß, der sich schon im ersten Akt bei der Stelle: „Sulla tomba che rinserra“ ge- dämpft ankündigt, bricht in dem Ensemblestüc und Finale des zweiten Akts dem Culminationspunkt der Oper, mit glühenden Flammen aus, so daß der Sänger die volle Macht seines Organs wirken lassen konnte und dies auch mit eíner ershütternden Wahrheit that, die sich bei dem Fluche: „Ah di Dio la mano ¡rata ti disperda“ zu tragischer Größe steigerte, Bei den Worten So che al paterno cenere Giurai strapparti il core übernahm sich Sgr. Stella Etwas, da einem Tenor eine solche Ausdruckz-
weise schon körperlich nit heilsam sein kann; dagegen sang er die Sterbe- Scene, und besonders die wiederkehrenden Worte „O bell? alma inamo-
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der Wahlreform-Frage. Der Courrier français uud der Com- merce nehmen besonders laut das Wort und E ti zu Petitionen um Erweiterung des Wahlrechts aufz die Deputirten - Kammer hat die Befestigung von Paris votirt, sie repräsentirt daher nit den Willen der Nation, und es muß eine organische Umwandlung vorge- nommen werden;z dies ist das neue Losungswort der Opposition,
Alles was man bis jeßt über die Angelegenheit in der Straße Pastourel weiß, is, daß die Jnstruction dem Herrn Didier anvertraut worden, der si seit zwei Tagen ohne Unterbrechung damit beschäftigt. Neue Nachsuchungen haben eine abermalige Beschlagnahme von Ge- genständen herbeigeführt, worunter sich Waffen und eine Fahne befin- den. Der Weinhändler, bei welchem die Kommunisten in dem Augen- blie ihrer Gefangennehmung versammelt waren, hat bereits zwei Verhöre vor dem Jnstructionsrichter bestanden. Es \{heint erwiesen, daß er der Sache der Verschwörung völlig fremd is, und daß die Kommunisten an diesem Tage zum ersten Male bei ihm eingekeh1t waren. Sie wechselten häufig die Lokalitäten ihrer Versammlungen, um die Nachforschungen der Polizei irre zu leiten. Der Weinhändler wird also wahrscheinlih sogleih in Freiheit geseßt werden. — Jn dem Augenblicke ihrer Gefangennehmung hörten die Kommunisten den Entwurf zu einer Proclamation verlesen. Unter ihnen, die sämmtlich Arbeiter ohne Arbeit sind, befindet sich ein alter Offizier. Einer von ihnen war bereits früher wegen Fälschung verurtheilt.
Der Herzog von Montpensier wird am 28sten d. M. in Meb erwartet, hat aber den Wunsch ausgedrückt, daß man ihn daselbst durchaus nicht als Königlichen Prinzen empfangen möge, da er blos als Artillerie-Capitain, um seiner Belehrung willen, dorthin komme,
Jn Folge der lehten aus Barcelona eingegangenen Nachrichten hat der Sce- Präfekt von Toulon den Befehl erhalten, in aller Eil zwei neue Kriegsschiffe nah der Küste von Catalonien abzusenden.
_m Paris, 19. Sept. Die Vershwörung, welche unsere Po- lizei so eben entdeckte, und wovon gestern alle unsere Tagesblätter sprachen, hatte, wie es verlautet, eine Kommunisten-Tendenz. Es ist faum glaublih, welhe Fortschritte der Kommunismus überhaupt in den leßten Jahren hier zu Lande gemacht hat. bisher drei verschiedene Schulen desselben : 1) die Fourrieristen, welche monarchish gesinnt sind, 2) die Jcarianer, so genannt von dem Werke des radifalen Cabet, betitelt eine Reise nah Jcarien, worin die Kommunisten = Theorieen praktisch dargestellt werden. “Ungeachtet Cabet ein Erzrepublikaner i , so verwirft er die gewaltigen Mittel zur Erreichung seines Zweckes, so, daß er neulih bei dem Kommunisten - Prozeß in Toulouse laut erklärte, daß er me die Vertheidigung eines Kommunisten übernehmen würde, der an revolutionairen Umtrieben Theil genommen hätte; 3) die Ultra-Kom- munisten, welche, mit den Waffen in der Hand, die agrarisd-n Ge seße der heutigen Civilisation einimpfen möchten, und nicht nur die Gemeinheit der Güter, sondern auch die Gemeinheit der Weiber pre- digen, kurz das ganze Familiensystem umstoßen möchten, Zu dieser leßteren Klasse gehören die neulich Verhafteten, welche aber zugleich, wie alle Ultra - Kommunisten, den Umsturz des Thrones wollten, weil die monarchische Regierungsform mit ihren Lehren im schreiend- sten Widerspruche steht. Schon seit ein paar Monaten hatte die Polizei die geheimen Kommunisten = Gesellschasten im Auge, und sie erinnern si, wie ih beim Aulasse der Juli-Tage Jhnen meldete, daß die Regierung auf den Ausbruch neuer Unruhen gefaßt, alle Vorkehrungen getroffen habe, um jede Ruhestörung während der Juli-Tage sogleich zu unterdrücen. Jhrer radikalen Tendenzen we- gen, sind die Ultra Kommunisten wenig gefährlich, denn nichts ist heutzutage verhaßter in Frankreich als das Wort: Republik. Die Franzosen haben die Herrschaft der Republikaner zu gut im Andenken behalten, als daß es ihnen je darnah mehr gelüsten dürfte. Nicht also an sih selbst ist der Kommunismus der Radikalen für die innere Ruhe des Landes gefährlich, soudern weil er den politischen Factionen
als blindes Werkzeug dient, um Unruhen hervorzurufen. Bei dem fürzlichst entdeckten- Komplott der Ultra = Kommunisten spielt die
Politik die Hauptrolle, denn wie man mich versichert, cheint unsere Regierung die Beweise in Händen zu haben, daß die Unruhen in Spanien, Jtalien und Deutschland mit der neu entdeckten Verschwö- rung von Paris in enger Verbindung stehen, und daß die radikale Partei, wie man sagt, einen Hauptschlag zu wagen im Begriffe stand, DiejVerhaftungen dauern fort und sollen bereits über sechzig betragen, obwohl viele Verdächtige durch die Flucht den Nachforschungen der Polizei sich zu entziehen gewußt haben. Man bemerkt, daß der Po lizei- Präfekt jeßt regelmäßig zweimal des Tages nah St. Cloud fährt, um dem König über den Gang der gemachten Entdeckungen mündlich Bericht zu erstatten.
Der Herzog und die Herzogin von Nemours werden heute um 2 Uhr in Mäcon erwartet. Der Munizipal-Rath jener Stadt wird dem Prinzen entgegengehen. Ein Brief aus Mäcon meldet, daß Herr von Lamartine eigens sein tief in den Bergen hinein liegendes Schloß St. Point verließ, um als Mitglied des Munizipal-Rathes den Her- zog von Nemours zu empfangen. Da der nämliche Munizipal-Rath die nöthigen Gelder verweigerte, um zu Ehren der Anwesenheit des Prinzen in Mäcon einen Ball zu veranstalten, so wurde auf den Vor- fchlag des Herrn von Lamartine eine Privat-Subscription dazu eröffnet,
rata ete“ mit einem Gefühl, das in den Augen der Zuhörer wiederleuch- tete und überwältigend wurde. | L S
Herr Capitini, ein vortrefflicher funstgebildcter Bassist, wie L euts land außer Staudigl kaum einen von gleicher Krast und Fülle besigt, machte als Lord Enrico Asthon scin edles Organ 1m Triumph geltend, An die großen italienischen Schauspielhäuser gewöhnt , lerne er seine Massenstimme nur mehr für die hiesigen Räume zurichten, möge auch die Manier , den Ton beben zu lassen, zu tremoliren , nicht zu oft anbringen. Dazu, welch ein feuriges Spiel, gehoben durch ein südlich blißendes Auge! Sein Vortrag der daktolischen Rhythmen des Männer - Duetts „O0 sole, pm rapido a sorger t’'appresta“ war hinreißend. :
Der andere Bassist, Herr Giuseppe Bien, welcher den Raimondo sang, hat cine weit s{wächere, doch angenehme Stimme, die ex nur noch nicht zu gebrauchen versteht, fo daß er beinah mit dem Auditorium ins Gedränge gerathen wäre, Auch soll die Partie des Raimondo dem Sign. Bien, welcher ihr nicht ganz gewachsen, entzogen und dem Primo Basso0 Sign. Simone Grandi übertragen werden, und scheint Lehterer nicht nur zu Berlín am 25sten, sondern auch zu Potsdam am nächsten Mittwoch darin
aufzutreten, i: N 5 “ Neber den zweiten Tenoristen, Herrn Ca v1ran1, Darsteller des Artur, wie über Frl. Gaetana Borghi (Alisa) bleibe das Urtheil ausgeseßt, bis schen, die es möglich macht, leßteres zu begründen.
wir sie in einer Leistung | j Vir bemerken nur noch, daß das Ensemble vortrefflich war und ev und ohne
von dem neuen Kapellnieister Herrn B uzzolla mit Sicherheit alle Ostentation geleitet wurde. Leßterer is ein geborener Benetianer, und entwickelte hon früh so bedeutende musikalische Anlagen, daß die Stadt ihn zu seiner Ausbildung auf ihre Kosten nach Neapel sandte z Donizetti ward sein Lehrer, und er gilt in ganz Jtalien für einen der tüchtigsten und hoffnungs- vollsten Jünger desselben. | |
Dem Publikum , toelches die bevorstehende Wiederholung der „Lucia di Lammermoor“ zu besuchen gedenkt, dürfen wir aus Ueberzeugung einen
genußreichen Abend versprechen. — U.
—
Man unterscheidet |
Kaum hatte Herr vou Lamartine seinen Namen auf die Liste gezeich= net, so wurde in ein paar Stunden eine mehr als hinlänglihe Summe aufgebraht, um dem Prinzen einen sehr glänzenden Ball zu geben. Das Betragen des Herrn von Lamartine bei dieser Gelegenheit geht absichtlih dahin, zu beweisen, daß er nur gegen die Regierung und nicht gegen den König und dessen Familie Opposition zu treiben ge- denkt, Morgen wird der Herzog und die Herzogin von Nemours sich am Bord des Dampyfbootes „Hirondelle““ von Mâcon nah Lyon begeben, wo der Prinz die großen Herbst-Manöver befehligen wird,
Der so pomphaft angezeigte Kongreß der Weinbauer in Bor= deaux \{leppt sich mühsam fort, nahdem die einflußreihheren Depu- tirten, die daran Theil zu nehmen versprochen hatten, wie Lamartine, Berryer, Mauguin, Lagrange u. st, w. ausgeblieben sind. Dem Ver= nehmen nah ist deren Ausbleiben dem Umstande zuzuschreiben, daß Herr Granier de Cassagnac, Haupt - Redacteur des Pariser Globe und Verfechter der Sklaverei, anzeigen ließ, er wolle bei dem Kon- greß erscheinen.
Der Commerce will wissen, daß man heute den Herrn Olo zaga in Paris erwartet, der den Hof der Tuilerieen zu einer Inter vention in Spanien zu bewegen beauftragt sein soll. Jch werde Gt- legenheit haben, die Nichtigkeit der Gerüchte, die man über die srau= zösische Jutervention ausstreut, darzuthun. Vor der Hand beschränke ih mih, Sie zu versichern, daß man bei der hiesigen spanischen Le- gation, wo Herr Olozaga absteigen soll, nichts vou [ener bevorstehen= den Ankunft weiß und auch daran nicht glaubt, weil erstens seine Functionen als Oberhofmeister der Königin Zsabella mit dem Posten eines Gesandten in Paris sih nicht mehx vertragen, Un zweitens, weil am Vorabend der Wahlen und der Einberufung der Cortes de|= sen Gegenwart in Spanien erforderlich ist. Grossbritanien und Irland.
19, Sept. Der Prinz und die Prinzessin von Hohenlohe - Leiningen, begleitet von einem Theil ihrer Familie, sind vorgestern in Windsor zum Besuche bei der Herzogin vou Kênt,._dèr Mutter des
London,
Prinzen, eingetroffen. Jhre Majestät die Königin, die Stiefshwester des Prinzen, wird übermorgen (21sten) Nachmittags in Woolwich aus Belgien zurückerwartet.
Das lange diesmalige Ausbleiben der ostindishen Post hat so wohl in London, als in Liverpool, Manchester und anderen großen Provinzialstädten die Kaufmannschaft veranlaßt, für die Ausführung eines von der „Orientalischen Dampsfschifffahrts-Gesellschast““ entwor fenen Planes, wonach künstig die ostindische Post regelmäßig in 29 Tagen von Bombay nach London befördert werden soll, Versamml1//- gen zu halten. Die Route über Marseille soll beibehalten werden.
Belge
9, Sept. Die Königin Victoria langte heute um 34 Uhr, in Begleitung Jhrer Majestäten des Königs und der Königin der Belgier, so wie des Prinzen Albrecht , von Laeken fom- mend, auf dem hiesigen Bahnhofe an. Die hohen Herrschaften wur den mit allen üblichen Chrenbezeigungen und von dem lauten Jubel der versammelten Menge empfangen. Nachdem Jhrer Großbritan {en Majestät die ersten Behörden der Stadt vorgestellt waren, be- gab sie sich mit ihren erlauchten
Antwerpen, 1
Wirthen nach dem Schlosse. Alle Straßen der Stadt, so wie alle öffentlichen und Privatgebäude, wa- ren festlich geshmücckt. Später traten Jhre Majestäten auf den Balkon heraus, um einen von der Stadt veranstalteten Festzug zu seben, und besuchten um 4 Uhr die Kirche Notre-Dame. Die Königin Victoria \chien von der Schönheit dieser großen Cathedrale lebhaft bewegt und betrachtete längere Zeit das herrliche Gemälde von Rubens, „die Abnahme vom Kreuze,“ so wie die übrigen Gemälde desselben Meisters, welche diese Kirche besißt. Auch widmete sie den zierlichen in gothischem Styl ausgeführten Holzarbeiten, welche diese Kirche aufzuweijen \at, besondere Aufmerksamkeit. Der König fragte, ob die Verfertiger dieser funstvollen Skulpturen nicht gegenwärtig seien und der Direc= tor der Akademie, Herr Wappers, stellte die beiden ausgezeichneten Künstler, Herrn Geerts aus Löwen, unter dessen Leitung das dortige berühmte Rathhaus so vortrefflich restaurirt worden, und Herrn Durlé, nach dessen Zeichnungen die Holzschnißbwerke im antwerpener Dom ausgeführt werden, Ihren Majestäten vor, von denen Beide mit den s{chmeichelhaftesten Lobsprüchen beehrt wurden. Später nal) men Jhre Majestäten die Hafenbassins in Augenschein und begaben sich dann nah der Place- Vert’, wo vor der Rubens-Statue von der Gesellschaft Orphea inmitten einer zahllosen Menschenmenge ein Kon zert ausgeführt wurde. Um 65 Uhr fehrten die hohen Herrschaften nah dem Schlosse zurück, Abends war die ganze Stadt erleuchtet.
L Brüssel, 19. Sept. Wenngleich der Besuch, womit die Königin von England Belgien beehrt, nicht dieselbe Bedeutung wie in Frankreich hat und hier wohl mehr vorwaltend durch die engen TFamilienbande, als durch einschlagende politish-nationale Rücksichten bestimmt wurde, so wird doch dieser ehrenvolle Besuch und der biedere herzliche Empfang, den der erhabene Gast in allen Städten erhalten, als ein frohes Ereigniß in der Erinnerung Aller, und wir wagel! hinzuzuseßen, auch im Andenken der erlauchten Fürstin, zurückbleiben.
Wir übergehen, wie billig, die Einzelnheiten, die über dieje Fest-
Vorläufige Anzeige über die Blumen- und Fruht=Ausstellung der Gesell- A Se Garten=-Freunde *).
Die Blumen- und Frucht - Ausstellung der Gesellschaft de Garten- Freunde Berlins im Hotel de Nussic, überaus reich in Hinsicht der Manuig- faltigkeit, wie an Seltenheiten, erhöht durch das gelungene Arrangement, wurde heute, den 24, September, dem Publikum gegen ein Eintrii\dgeld von 5 Sgr. geöffnet, Sie bictet einen nie gehabten Genuß. Gleich an Eingange von einem stattlichen, mit Blüthen bedeckten Myrthenbaum_ be- grüßt, treten wir in den für eine solhe Ausstellung schr geeigneten Saal cin, dessen Wände mit den ausgezeichnetsten und seltensten Blüthen- und fruchttragenden Gewächsen geziert sind, welche die Königlichen, Privat- und Handels Gärten von Potsdam, Charlottenburg, Schönhausen, Schöneberg und Berlin aufzuweisen haben. Die Mitte des Saales, welche von zwei langen, pultartigen Tischen mit Dahlien- und Frucht- Sortimenten , irdenen Gefäßen im neuesten Geschmacke belleidct , werden durch eine flache Tafel mit den geschmackvollsten Fruchtaufsäßen, Frucht- förben, Fruchtvasen (die zu verloosenden Hauptgewinne ausmachend) und einer schr shönengrofen bronzirten Vase geschmücki, wobei wir auf einen an dem vorderen Ende derselben höchst kunstvollen Dahlienkorb von Steinpapp€ aufmerksam zu machen uns erlauben. _Zu Ende des Saales führt eine 5 Stufen hohe Treppe, zu deren beiden Seiten die seltensten, durch Größe und Zartheit ausgezeichnetsten Gemüse aufgestellt sind, in das Zimmer, wel- ches die zur Verloosung bestimmien Gegenstände (in Früchten, Blumentischen und blühenden Topfgewächsen bestehend) enthält.
Da die Ausstellung auch morgen Montag den 25, September von früh 9 bis Nachmittags 5 Uhr und am Dienstag den 26. September von früh 9 bis Nachmittags 2 Uhr geöffnet sein wird, #0 habe ich dics den Freunden und Verehrern von Garten - Erzeugnissen mitzutheilen mir nicht versagen wollen, Dè:K:
*) Wir werden in einem ausführlicheren Berichte darauf zurückkommen Anmerk, d, Red,
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“ auch der Köni
aus den Journalen zu entnehmen sind, und erlauben uns nur
Bemerkungen. j Unter den Großstädten hat sich besonders Gent dur seinen charakteristishen und durch die Einmüthigkeit aller Klassen verherrlich= ten festlihen Empfang ausgezeichnet, Es ist in unserer Alles verall- gemeinernden, die Eigenthümlichkeiten der Völker wie der Einzelnen, der Zeiten und Sitten auswischenden Gegenwart \{wer, Mono= verhindern. Eine gleicht der anderen,
tonie in den Feierlichkeiten zu Eit l wie ein Feuerwerk dem anderen. Das quantitative Mehr oder Weniger Gent hat aber hier eine
iebt feinen charaftervollen Unterschied. abe! r Todnaione Man wollen. Als die Stadt, welche mit Stolz die Er=- innerung und das Bewußtsein trägt, die Hauptstadt von Flandern zu sein, die es sich zur Ehre macht, das flamändishe Element aufrecht zu erhalten, welhe der Siß der meisten Gesellschaften is, die sih die Ausbildung der Sprache und Literatur angelegen sein lassen, hat sie Königin von England einen flamändishen Empfang berei- Éin solcher is aber für den
tage , einige allgemeine
Genter ohne eine an die historishen Erinnerungen sich anschließende Prozession nicht denkbar. Sämmtliche Gilden und Gesellschaften, die sih, wenn jeßt auch ohne legale und industrielle Bedeutung, in ihren Cadres und für gesellige Zwecke erhalten haben, schickten sich daher an, mm feierlihem Zuge die Königin zu empfangen und durch die Stadt zu führen. Der hohe Gast soll über dieses Vorhaben wahrhaft ershreckt gewesen sein, und es hat vorher eine Art Vertrag zwischen beiden interessirten Theilen abgeschlossen werden müssen, wonach die Kömgin einwilligte, in Pro zession empfangen, aber nicht dur die ganze Stadt geführt zu wer- den. Die Gilden und Gesellschaften sollten in Parade-Ordnung auf dem Waffenplaße anhalten, während die Stadt-Obrigkeiten die Kön= gin in den Regierungs-Palast führten. Dieser Vertrag wurde denn auch pünktlich vollstreckt. Was aber uoch besonders bei diesem Em- pfang in Gent hervorzuheben, ist die Einmüthigkeit aller Klassen, Stände, ja wir seßen hinzu, aller Parteien. Gerade die Stadt, welche am läugsten der neuen Regierung ges{mollt, empfängt jebt die Nichte des Landesfürsten mit der offensten Sympathie. Man glaube auch nicht, daß die frühere orangistische Partei daran keinen Antheil genom- men. Gerade diejenigen, welche man als Repräsentanten derselben angesehen, haben sich an die Spibe gestellt. Bedenkt man ferner, dab Gent die Fabrikstadt is, welche am meisten von der englischen Konkurrenz zu leiden hat, und wo daher ein gewisses egoistisches Gefühl ein Zurückhalten hätte erklärlich machen fönnen, so is das Verhalten von Gent um so mehr zu loben, und wir fön- nen in dieser Hinsicht einen Hinblick guf Frankreich nicht unter- drücken, wo si unter den Judustriellen sogleich ein so fleinlicher Geist und die Furcht rege machte, daß man die französishe Judustrie dem entgegenkommenden Besuche der Königin von England zum Opfer bringen werde. Die Stadt Gent hat Alles gethan, was bei der fur-= zen Zeit in ihren Kräften stand, und die erlauchte Fürstin hat auch wiederholt über diese vielfahen Beweise der herzlichsten Aufnahme in voller Rührung ihre Dankbarkeit zu erkennen gegeben.
Jn Brüssel konnte die Königin nur erwarten, was jede große Hauptstadt, die von einem Königlichen Besuche überrascht wird, geben fann. Was in der kurzen Zeit möglich war, is geschehen. Die große \chöne Königsstraße war schnell in eine freundliche Allee verwandelt wor= den, Die zusammenberufene Bürgergarde hatte si in einer Anzahl ein- gefunden, wie sie sich selbst bei obligaten festlihen Revuen selten ge=- zeigt hat. Eine unzählige Volksmenge füllte alle Straßen, Pläße und den Park. Nachdem die Königin unter den allgemeinsten und lau- testen Beifalls-Bezeugungen den Königlichen Palast, sichtbar ermattet von der unter großer Hiße vollstreckten Reise, erreiht und daselbst einige Ruhe genossen, begab sih dieselbe am Arme des Königs Leo pold durch die wogende Menschenmenge in den Park, wo ein Kon zert sie erwartete, und kehrte endlih, nah einer öffentlihen mehr stündlihen Promenade auf den Boulevards, zum Königlichen, durch die Gegenwart aller Gesandten und der Repräsentanten der verschie- denen Autoritäten gehobenen Bankett zurück. An diesem Morgen begab sih die Königin nach Antwerpen, wo neue Festlichkeiten sie ‘er= warteten, um sich dann gegen drei Uhr wieder nach England heim= zuschiffen.
Der Besuch des erlauchten Gastes ist diesmal sehr kurz gewe- sen und hat nur ermüdend sein können. Die Königin hat, wie uns dünkt, durh die Schnelle der Reise, größeren Aufwand von Seiten der Städte verhindern wollen. Möge aber dieser erste herzliche Empfang für dieselbe eine Einladung sein, um später, wenn auch in einfacherer Form, ein Land auf längere Zeit zu besuchen, wo eine historishe Merkwürdigkeit sich an die andere drängt, und welches in feiner äußeren Natur als der Garten von Europa angesehen wer- den fann. E
Jn eine meiner neulichen Mittheilungen über die Statistik des belgischen Handels (vgl. Allgemeine Preußische Zeitung Nr. 37 Beilage) hat sich, wie ih \o eben erst bemerke, wohl nur als Sqreibfehler eine unrichtige Zahlen - Angabe eingeschlichen, welche einer nachträglichen Berichtigung bedarf, um niht etwa zu Mißverständnissen uud falschen Folgerungen Veranlassung zu geben, Es heißt dort nämlich, daß die Einfuhr belgischer Waaren in Preu ßen und die Staaten des Zoll = Vereins während des Jahres 1842 nicht weniger als 1117 Millionen Fr. betragen habe. Nun ergiebt sich aber aus den darüber bekannt gemachten offiziellen Dokumenten, daß diese Einfuhr sich nur bis auf den Werth von 16,100,000 Fr. belaufen hat, wovon 11,400,000 Fr. auf Preußen, der Rest auf die übrigen Zoll - Vereins =Staaten kommen. Jm Ganzen betrug also die Einfuhr nah den genannten Ländern im Jahre 1842 etwa 700,000 Fr. weniger, als im Jahre 1841. Dagegen hat die Einfuhr aus dem Zoll -= Verein in Belgien während des Jahres 1842 über 22 Millionen Fr. betragen. Das Großherzogthum Luxemburg ist in den genannten Dokumenten noch besonders berechnet. Die Einfuhr aus Belgien dahin betrug 1842 etwa 1,400,000 Fr., während Bel= S bielt derselben Zeit für 3,100,000 Fr. Güter von dort zugeführt
ten wollen.
S panien.
Paris, 19. Sept. Telegraphische Depesche aus Spauien. __ Bayonne, 18. Sept. Die Regierung hat am 14ten ein mo tivirtes Manifest über die Ereignisse von Barcelona veröffentlicht Sie legt die Grundsäße dar, welche sie den Vorschlag zur Bildung einer Central-Junta verwerfen ließen, und fordert die ( uten Spanier B ihr Beistand zu leisten, da die Cortes einberufen T um alle elben: welche das Wohl des Staates zum Zweck haben, zu ent-
Madrid, 12. Sept. Es is noch immer die Rede von einer
Reise des Hrn, Olozaga nah Paris. Ju sei de vo / ; S ga 1 In seiner Abwesenl M K) es heißt, Hr, Martinez de la Rosa dessen Saa betde an O Die Journale rihten über den Zweck dieser Reise M “iner förmlid H W die offizielle Zeitung, welche übrigens verei er förmlichen Widerlegung auf di Ger e Le B dae; Mau ‘hat 200 u ‘Gericht , Herr Vlozaga habe den Auftrag, die Königi c und den Herzog von Aumale nah Madrid D onigin Christine wird behauptet, dem Herrn Lopez, vor rid zu begleiten, Ferner ; , B i , vormaligen Botschaft ir i Paris, solle eine Mission nah der Schweiz S E a
544 darin bestünde, in den s{chweizerischen Kantonen die Anwerbung von 3000 Mann zu leiten, welche aussließlich zu dem Dienste im Palaste der Königin bestimmt sein würden, und es rühre dieses Projekt von dem General Narvaez her.
Paris, 18. Sept. Ih habe Jhnen vor einigen Tagen gemeldet, daß der neue politische Chef von Bilbao Herr Tejera sein Amt troy des Widerstandes der General - Deputation an- getreten hatte. Diese hat aber nun zu existiren aufgehört. Herr Tejera hatte ihr einen Befehl der Regierung mitgetheilt, nach welchem sie si als Provinzial = Deputation zu fonsti- tuiren oder auf ihre Functionen gänzlich zu verzihten hatte. Die Mitglieder der Deputation zogen das Lebtere vor als ehrenvoller und übereinstimmender mit den Juteressen und dem Wunsche des Landes, das ihnen sein Vertrauen geschenkt habe. Judem sie aber ins Pri- vatleben zurüctraten, erklärten die General - Deputirten, daß sie dies thun, um nicht den Kampf des Rechts gegen die Gewalt noch länger hinauszuziehen. Demzufolge faßten sie folgende energische Protesta- tion ab: : ;
Protestation der General-Deputation von Biscaya.
Die General - Deputation, in Betracht dessen, was durch ihren Syn- dikus hinsichtlih der Befehle des Ministers des Jnnern vom 1., 7., 10. und 31. des leßten Monats August auseinandergescßt worden i} , in Betracht ferner des Gutachtens der ehrwürdigen Männer des Gejeßzes, die fie Rathe gezogen hat, und besonders der Beschlüsse der General-Regimientos, welche am 22sten desselben Monats und am óten des laufenden stattgefun den haben, immer in Betreff der nämlichen Befehle, und mit Schmerz schend, daß weder die ehrfurchtsvollen Vorstellungen , die sie an die Regic- rung gerichtet hatte, noch die thätigen Bestrebungen ihres Abgeordneten zu | Madrid, um eine Modification oder Reform zu verlangen, ein anderes Ne sultat hervorbrachten, als von Tag zu Tag das traurige Loos dieses Lan- | des zu verschlimmern, das so würdig i, mit Billigkeit behandelt zu werden, | hat sich entschlossen, von dem ehrenvollen Amte abzutreten, das bisher von jedem Makel frei geblieben is, und zu welchem sie durch den Willen der Biscaver berufen worden war, ohne zu versuchen, einen unfruchtbaren Kampf des Nechtes gegen die Gewalt zu verlängern , deren Arm erhoben worden ist, um feinen Vorwand zu liefern zu betlagenswerthen ärgerlichen Auftritten durch einen hoffnungslosen Widerstand, noch zu dem Glauben zu veranlassen, als habe sie die Schranken der Geseylichkeit und der Klugheit überschritten zu dem Zwecke, aufrührerische Bewegungen hervorzurufen,
Gleichmäßig hat sie beschlossen, wie sie es thut, die bestimmteste und feierlichste Protestation zu erheben gegen das, was von der provisorischen Regierung angeordnet worden ist, auf daß man niemals aus diesen Akten, da sie offenbar ungerecht und eben so sehr zuwider sind den besonderen Gesezen dieses Landes, welche die Deputation unversehrt zu bewahren geschworen hat, als jenem vom 25. Oktober 1839, welches sie bestätigt hat, die geringste Konsequenz gegen die Jnstitutionen, Privilegien und Freiheiten, guten Ge- bräuche und Üebungen dieses erlauchten Landes, noch gegen die Rechte | seiner Eingeborenen, Bewohner und Domizilirten zichen fönne, welche Nechte | und Institutionen keine Regierung, wie groß und stark sie auch sein möge, die Befugniß hat, zu beschränken oder abzuändern, ohne die freie Zustim- | mung sciner rechtmäßig versammelten Junten. Und auf daß sie dieselben zurücverlangen können in der Form und zu den Epochen, welche sie für angemessen erachten sollten, vor den Cortes der Nation oder vor der unpar teiischen Nachwelt, wenn für den Augenblick die Gerechtigkeit ihnen verwei- gert würde, hat die Deputation ihre Protestation in dem gegenwärtigen Akte aufgezeichnet, dessen Abschrift an Herrn Juan de la Tejera geschit werden soll als Antwort auf die oben eingerückte Zuschrift desselben, und die gedrut werden soll, indem der Secretair dei Regierung beauftragt bleibt mit Behändigung der Dokumente, Ausfertigungen, Bücher und Effek- ten ihrer Büreaus. j /
(Gez.)
Domingo Eulogio de la Torre. Matias Szaguirre Jof Joaquin de Arguinzoniz. Ma- eo de Jncchaukraägn Frantisev Hormaeche, Secretair.
Der neue General-Capitain der basfishen Provinzen wird feinen Aufenthalt uicht wie die früheren zu St. Sebastian nehmen, sondern er hat Vitoria als Centralpunkt gewählt. Die Militair-Jutendanz, der Generalstab mit allen ihren Angehörigen werden folglih, der Zahl nach etwa 250 Personen, St. Sebastian verlassen, Man glaubt, die unverholen bei jedem Anlasse hervortretende esparteristische Gesinnung der Bevölkerung von St. Sebastian sei die wahre Ursache zu diesem Entschlusse des General - Capitains. Das Regiment Jnfanterie von Mallorka, das bisher in den basfischen Provinzen und längs der fran zösischen Gränze in Kantonirungeu gestanden hatte, wird diese ver= lassen, um nach der Gränze von Portugal sich zu begeben. An feine Stelle kommt das Regiment Africa, das früher zu Gerona und an der catalonishen Gränze gestanden hatte. Dieses Regiment war in der neuesten Zeit eines derjenigen, in welchem die Demoralisirung am meisten Fortschritte gemacht hat.
x Paris, 19. Sept. Wir haben über Marseille Nachrichten aus Barcelona vom 14ten. Das spanische Dampfschiff „Mercurio““, eines derjenigen, welche den Dienst längs der ganzen Küste von Mar= seille bis Cadix versehen, war am 15ten zu Marseille eingetroffen, nachdem es am Tage zuvor Barcelona berührt hatte. Auch damals noch shwieg das Feuer von den Forts, und fast scheint es, als ob man in denselben nicht mehr mit hinreichender Munition versehen wäre. Einzelne Posten beider Parteien begrüßten sich aber bald da, bald dort, wo sie eben auf einander stießen, mit Kleingewehrfeuer in den Straßen, Ein mittäglihes Blatt, das Echo du Midi, hatte gestern, nach einem Briefe aus Barcelona vom 10ten, die auffallende und mit allen übrigen Meldungen in Widerspruch stehende Nachricht gebracht, der Brigadier Amettler, den die Junta als zu ihrer Unter- stüßung ankommend dargestellt habe, sei nicht in Barcelona eingerüdckt, sondern habe im Gegentheile mit seinen Truppen Prim und dem politischen Chef Gibert zu Gracia sih angeschlossen. Diese Angabe war offenbar erdichtet, : /
Ueber das Einrücken Amettler?s in Barcelona hat man uun be= stimmte Nachrichten, Am 10ten Abends zog er mit seiner Division cin, unter allgemeinem Glocktengeläute, dem Abfeuern von Freuden- salven, und dem Vivatgeschrei der dihtgedrängten Volksmasse. Der Constitucional versichert, der Enthusiasmus sei auf seinem höchsten Gipfel gewesen und lasse sich nur mit dem vergleichen, der vor zwei Monaten beim Einzuge Prim's und Milan's geherrsht habe, als dieselben mit der von Sabadell kommenden Junta von Reus zurü famen. Am Abend war die ganze Stadt beleuhtet. Die Junta, welche sich in corpore Amettler entgegen begebez hatte, erließ am | {1ten zwei Dekrete, deren eines Prim als Verräther des Vaterlan- des erklärt, während das andere den Brigadier Amettler zum Ma-= riscal de campo und zum General Capitain von Catalonien mit dem Ober - Befehle über alle dem Aufstande beigetretenen Truppen ernenut,
Die Division Amettler, welche den Namen der Expeditions-Armee von Nieder - Arragonien bisher getragen hat, besteht aus dem 1sten, 2ten und Aten Frei= Bataillon von Catalonien, einem Bataillon und einer Escadron mobilisirter National - Miliz von Barcelona und end= lid aus zwei Bataillonen Linientruppen. Diese leßteren sind, nach der kleinen Garnison von Mataro, das erste größere Corps von der Linie, das sich dem Aufstande angeschlossen hat, und ihr Beispiel könnte leiht auch auf den Geist der in der Citadelle und dem Fort Mon- juih stehenden regulairen Truppen einen {limmen Einfluß äußern. Die mit Amettler angekommenen Verstärkungen werden auf etwas über 3000 Mann angeschlagen, und so wird es erklärlih, daß er bald
Nachrichten vom 14ten damals schon gethan hatte. der festen Pläße Gerona und Figueras, deren Anschluß an das nunciamiento ih schon gestern meldete, sollen die Forts beider Städte der National-Miliz derselben überliefert haben, Auch nah dem Sü- den zu breitet der Aufstand sih aus, denn die ganze unter dem Na=- inen Campo de Tarragona befannte Ebene is demselben beigetreten. General Araoz, der neue General-Capitain von Catalonien, war am 11ten in die Citadelle eingerücdt. men, von wo er aber nur wenige Truppen herbeiführen konnte, da
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4000 Mann sammeln und in die Provinz ausrücken konnte, um in
dieser überall den Aufstand auszubreiten, was er nah den marseiller
Die Garnisonen Pro-
Er war von Valencia hérgekom-
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diese Stadt selbst bei seinem Abzuge in einer außerordentlichen Gäh- rung war, worauf ih weiter unten zurückommen werde.
Argoz und Prim schlugen der Junta von Barcelona gemein-
| schaftliche Konferenzen vor, worauf aber diese sih nicht einlassen zu können erklärte, worin der Beweis des Selbstvertrauens zu liegen scheint , welches die Ankunft Amettlers und die von verschiedenen Punkten eingetroffenen Nachrichten bei der Junta erzeugt hatten.
Prim soll in den verschiedenen Gefechten mehr als 300 Manu ver= loren haben, und Milans del Bosch, sein Freund , selbst niht unbe=- deutend verwundet worden sein. Prim selbst, der am 14ten au cinige Verstärkungen erhielt, wurde von einer Kugel gestreist, ohne jedoch eine Wunde zu erhalten. Jun einer von Amettler gehaltenen öffentlichen Rede zu Barcelona, \o wie in einem Manifeste des Kom- mandanten des ersten Frei-Bataillons sollen Todesrufe gegen die Ge= nerale Narvaez, Concha, alle Servilen, und selbs gegen die Königin Christine laut geworden sein. i / __ Die der Partei der Moderados zu wie der Heraldo, die Posdata, der Castellano und der Sort epo nsal suchen die Meinung zu verbreiten, als seien bei dem Zufianze zu Barcelona nur Leute ohne Herkommen, Namen und Vesiß an der Spibe, deren eigentlicher Zweck nur auf Plünderung hinguslause, Abgesehen davon, daß die Führer des jeßigen Ausstan- des fast durchgehends die nämlichen sind, welche auch im Juni gegen Espartero an der Spibe gestanden und deshalb von den genannten Blättern als unsterbliche Helden gepriesen worden waren, dürfte es niht ohne Juteresse sein, namentlih über die persönliche, soziale und öffentliche Stellung der Mitglieder der Junta einige genauere Notizen zu geben, : al Rafael Degollada, der jebige Präsident der Junta, is Ei- genthümer und Richter erster Jnstanz zu Barcelona; Bosch, Groß- händler in Quincaillerie - Waaren; Soler bekleidet die Stelle eines Regidor im Ayuntamiento und i} ein sehr reiher Kaufmann ; Ma= sanet ist Grundbesiber; Castells Arzt; Reverter ebenfalls Arzt zu Vinaroz, einer kleinen Stadt an der Gränze der Provinz Castellon de la Plana gegen Catalonien her; M ontaña ist Advokat und Guts= besißer von Solsona, welhe Stadt schon tiefer im Gebirge von
Madrid ergebenen Journale,
| Hochcatalonien liegt; Martell, ehemaliger constitutioneller Alcalde
von Gerona, während des Bürgerkriegs nicht ohne Auszeihnung als
Anführer von Freicorps gegen die Karlisten dienend, Gutsbesißer ;
Rius y Rosell, Ehren-Auditor des Königl. Gerichtshofs von Barce=
long, und Eigenthümer des berühmten großen Schmelzwerkes, das nach
seinem Namen benannt ist; Zulueta ist Architekt, reicher Grundbesißer
und einer der angesehensten Männer der Stadt Barcelona; Feliu und Fabregas sind beide Grundbesißer. Diese Notizen dürsten wenig= stens zu der Annahme berechtigen, daß diese Männer gewiß nicht zu Werkzeugen solcher Jdeen sich hergeben werden, wie der berüchtigte Abdon Terradas von Figueras aus sie predigt, die aber offenbar über den Bereich jener Stadt nicht hinausreihen. Daß in Figueras die Republikaner und jeßt sogar die Kommunisten Anhang zu finden im Stande sind, dürfte sih aus der Nähe von Toulouse und anderen Orten Südfrankreichs erklären lassen, welhe in diesem Augenblicke als Hauptsißze des Radikalismus bekannt sind.
Was den Stand der Dinge zu Valencia betrifft, so vernimmt man darüber Folgendes. Man hatte dort noch lange versucht, die Einigkeit zwischen den Moderados und den Progressisten aufrecht zu halten. Da wurde die Absicht der ersteren bekannt, den General Narvaez als ersten Kandidaten zu den bevorstehenden Wahlen der Cortes-Mitglieder aufzustellen. Hiergegen nun erhoben sich die Pro= gressisten einmüthig, und da sie mit ihren Reclamationen nicht durch= zudringen vermochten, sagten sie sich von den Moderados los und lossen sich den schon vorher zahlreih vorhandenen Mißvergnügten an. Als der neue General-Capitain Roncali ankam, wollten die Mo= derados ihm eine festliche Abendmusik bringen, und wirklih waren die Musiker, welche dieselbe ausführen sollten, bereits vor der Woh= nung Roucali?s versammelt, als auf einmal eine große Masse Volks erschien und unter allerlei Geschrei sie vom Plaße verjagten. Roncali ist den Progressisten verhaßt wie es scheint, weil er im Jahre 1836, als man damals die Constitution von 1812 proklamirt hatte, si ent= schieden gegen dieselbe erklärte, und um nicht unter derselben dienen zu missen, alle seine Stellen und Grade in der Armee niedergelegt hatte. Aber auf diese Demonstrationen beschränkte man sich nit zu Valencia. Die Mißvergnügten begannen nun, noch erhißt durch die Nachrichten von dem neuen Aufstande zu Barcelona, Alles zum Los= brehen zu gleichem Zweckte wie zu Barcelona vorzubereiten. Jn ge= heimen Versammlungen wurden die Pläne dazu entworfen, und dann auch bei dem auf der Durchreise eben in der Stadt verweilenden General Minuissir, der von der Regierung gleich einer Anzahl anderer als Anhänger Espartero’s bekaunten Generale von Madrid ausgewiesen auf der Reise ins Ausland begriffen i, Schritte gethan, um ihn zu vermögen, bei einer etwaigen Bewegung sich an die Spiße zu stellen. Minuissir soll den an ihn abgesendeten Commissairen bemerkt haben, ob sie auch die Mittel zur Ausführung eines derartigen Unternehmens besäßen, denu dazu sei Geld, Mannschaft und die Gewißheit der Unterstüßung der Massen nothwendig. Nachdem man ihm darüber bestimmte Zusiche- rungen gemacht hatte, soll er sich nicht abgeneigt gezeigt haben, die ihm zugedachte Rolle zu übernehmen. Bestätigen sih diese aus Pri= vatquellen fließenden Nachrichten, so dürfte man bald auch aus Va= lencia ernsten Ereignissen eutgegen zu sehen haben.
Nachschrift. Eben noch ganz spät kommen mir die Barcelo= neser Blätter vom 13ten zu, aus denen ih noch das Bemerkenswer= theste nahtrage. Von einer großen Anzahl von Orten waren Bei= tritts-Erklärungen zu der Jusuxrection eingelaufen ; Cervera, Tarrega, Lerida, Villanueva, Hostalrich und das Fort dabei mit seiner Garnison Monbuy, Castell u. #. w. haben si derselben angeschlossen, und die Milizen für sie zu den Waffen gegriffen. Zu Villanueva, einer klei= nen, aber reihen und stark bevölkerten Stadt, hat man sogleich Be= festigungen aufgeworfen, eine Artillerie-Abtheilung organisirt, mehrere vermögende Einwohner haben \sich erboten, auf eine gewisse Zeit den Unterhalt von Freiwilligen zu bestreiten, die ins Feld rücken. Auch zu Barcelona selbs is man mit Organisirung weiterer Streitkräfte beschäftigtz dem Adjutanten Martell's ist die Errichtung und Orga= nisation zweier Batterieen Artillerie aufgetragen worden. Alle Pferde= besißer sind aufgefordert worden, vor der Bewaffnungs- und Ver= theidigungs- Junta, die im Fort Atarazanas ihren Siß aufgeschlagen hat, die Zahl der in ihrem Besiß befindlichen tauglihen Pf “carf
zugeben, und die Leute, welche für den Dienst in der Arti s fe genug sind, sollen ebenfalls vor derselben si stellen. Ls baber
der Armee und besonders in der Artillerie gedient haben L der Vorzug gegeben. Der den Artilleristen auogesebte Goll is esen selbe, wie der der Freiwilligen in den Frei-Corpé