1843 / 88 p. 1 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wird ein neues Bataillon errichtet, und das Kommando desselben is bereits dem Don Juan Verges übertragen. Jeder Mann erhält tägliche Löhnung von 5 Realen. Das son früher leider mit nur zu viel Glück angewendete Verführungs- und Bestehungs-System in Betreff der Soldaten wird von neuem von der Junta in Ausübung gebracht; sie hat durch ein Dekret allen Sergeanten, Korporalen und Soldaten der Aushebung von 1839, ferner denen der Aushebungen von 1840 und 1841 unbedingte Entlassung aus dem Dienste zugesagt, wenn sie sch der Sache der Central = Junta anschließen. So0-=- bald diese erreiht is, sollen sie diese Entlassung erhalten. Die Soldaten der Aushebung von 1842, die dem Aufstande beitreten, sollen ihre Entlassung nah Ablauf eines Jahres erhalten. Durch ein anderes Dekret wird dagegen jede Person, welche die Waffen gegen die von der Junta verkündeten Grundsäße ergreift, als Vaterlandsverräther mit dem Erschießen bedroht, gleiche Strafe soll denjenigen treffen, der nachtheilige und falsche Gerüchte gegen die Sache der Junta verbreitet, in der Absicht, dadurh Zwiespalt, Mis-= trauen und Entmuthigung unter den Patrioten hervorzubringen. Eine permanente Kommission is zu summarischer Aburtheilung der Schul- digen niedergeseßt, an deren Spiße der Oberst Saluzar steht. Wirk- lih sind sowohl von der Garnison der Citadelle, als von jener des Monjuich, bereits eine Anzahl Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten zu den Insurgenten übergegangen.

Die Junta kündet mit der größten Bestimmtheit den nahen Aufstand von Saragossa an, Reisende sollen von dort angekommen sein, deren Aussagen darüber keinen Zweifel ließen; auch die nahe Erhebung von Madrid selbst sagt sie voraus. Narvaez habe zwar das Posthotel daselbst beseßt, und halte die Truppen stets unter den Waffen, aber das Alles werde den Aufstand nicht verhindern, denn die Soldaten gäben ofen und ungescheut ihre Sympathieen für die Sache des Volkes zu erkennen.

Nachdem Amettler eingezogen war, wurde er von der Junta auf das Stadthaus geleitet, und dort erschien dann der Präsident der Junta auf dem Balkone, das Wort an das unten in Masse versammelte Volk zu rihten, während die Truppen in zwei Reihen aufgestellt waren. Hr. Rafael Degollada kündete das „„glückliche Er= eigniß‘/ des Beitritts des „Patrioten“ Amettler zu der Sache des Volkes an, und wiederholte mit anderen Worten, was {hon in den verschiedenen Proclamationen als Ziel und Zweck der Junta angege ben war. Eine Lobrede auf Amettler und seine Soldaten bildete den Schluß, Nun nahm auch Amettler, mit lautem Zuruf von dem versammelten Volke noch einmal begrüßt, das Wort und sagte, als er gesehen, wie einige Jndividuen, welche die Nation uur für ihre Zwecke agausbeuten wollten, andere, die geradezu Spanien ans Ausland verrathen wollten, die Freiheit und Unabhängig= feit des Vaterlandes aufs Neue bedrohen, da habe er nicht taub bleiben können auf dessen Ruf, und er trete daher dem jeßigen Pronunciamiento bei, wie er 1840 und im lebten Sommer gethanz er sei bereit, für eine so heilige Sache seinen leb-= ten Blutstropfen zu vergießen; die bestohenen Verräther, und die Servilen wie Conche und Narvaez müssen beseitigt werden, sein Wahlspruch, sein Programm sei wie immer: Constitution von 1837, Thron Jsabella?s U. und National-Unabhängigkeit, weg mit den Ty rannen jeder Art, und bis dieses Ziel erreicht, die Central-Junta ver sammelt worden sei, wolle er die Waffen nicht niederlegen. Jn ähn=- lihem Geiste is eine von Amettler an alle Catalonier gerichtete Proclamation gehalten. Während er die Stelle eines General-Capi- tains von der Junta übertragen erhalten hat, und seine Truppen bereits den Flecken San Andres beseßt haben, dessen ganze Bevöl- ferung sogleich mit dem Aufstande gemeinschaftlihe Sache mate, wurde Don Gregorio Villavicencio zum zeitweiligen Plabgouverneur von Barcelona ernaunt, und derselbe zeigte sogleih dur eine Pro= clamation seinen Entschluß an, bis aufs Aeußerste in Vertheidigung der Volkssache auszuharren.

Der Constitucional findet es anstößig, daß man die Musik= Corps der verschiedenen Bataillone der National = Miliz häufíg fran= zösische Melodieen spielen höre. Er fordert die Kommandanten der= selben auf, diesen Mißstand abzustellen. Es gebe spanische Melodieen genug, die mindestens eben so {ön seien als die fremden, und durch welche spanishe Herzen zum Patriotismus entflammt würden.

Die vier nach Madrid geschickt gewesenen Mitglieder der Junta, die Herren Benavente, Queralt, Pons und Prats, waren am 10ten wieder eingetroffen und von der berittenen National = Miliz feierlich eingeholt worden; die Volksmasse begrüßte sie bei der Ankunft mit freudigem Zurufe.

Endlich hat sich die Junta dur die Theuerung und Seltenheit der Lebensmittel zu Barcelona veranlaßt gesehen, die Ausfuhr dersel ben aus der Stadt gänzlich zu verbieten. Wer diesem Verbote zu widerhandelnd sih betreten läßt, verliert die Waare, das Gefährde, und hat noch außerdem eine Geldstrafe zu zahlen, die den doppelten Werth der weggenommenen Waaren ausmacht. Diese selbst werden öffentlich versteigert und der Erlös daraus zur Hälfte denen gegeben, welche die Wegnahme bewerkstelligten , zur Hälfte aber fällt er der Aer

allgemeinen Kasse zur Deckung der Kriegskosten anheim,

Squldige niht im Stande, die Geldstrafe zu zahlen, \o wird er je nach der Quantität der weggenommenen Waaren mit der Strafe öffentlicher Arbeiten in Ketten auf kürzere oder längere Zeit belegt.

Portugal.

Lissabon , 11. Sept. Die portugiesische Regierung scheint mit der günstigen Aufnahme, welche Espartero in London erfahren hat, nicht ganz zufrieden zu sein. Der General Zurbano hat sich, als spanischer Bauer verkleidet, in Porto blicken lassen und wurde, als er erkannt worden war, sogleih auf Befehl des Militair - Gou verneurs verhaftet, indeß später nach dem Depot der spanischen Flicht= linge in Lerida abgeführt.

A _ Konstantinopel, 6. Sept. (Oest, Beob.) Der gegen- wärtige Hospodar der Walachei, Fürst Bibesko, ist mit zahlreichem Besor dm 1sten d. M. über Kustendsche hier eingetroffen und in der aat Ms seines Kapu Kiaja?s (Agenten) abgestiegen. Kurz nach seiner An L wurde erx von einem Secretair des Ministers der aus- R N ngelegenheiten bewillfommt, worauf er sich beeilte, dem ifaat Pascha seinen Besuch abzustatten. Gestern hatte Fürst Bi Vans gee a beim Großwesir. Im Lause des heutigen Tages hat ein großes Manöver in der my ns e Ba gnd stattgefunden, Da iumtliche Würden- rat ( terzu geladen wg i o S geschlossen A renz #0 ist die Psorte heute Die Kaiserl. Königl. Kriegsbrigg „Montec ; ; , , , e 90 1 u \ Ee drei Jahren in dieser Hauptstadt stationirt deesan.: P n A hier Beg bei n s zurückzukehren. Der Gesundheitszustand is in der Hauptstadt sowohl als i Provinzen befriedigend. Dem Vernehmen nah Cedite sid S hiesige Sanitäts-Jntendanz mit einer neuen Organisation des Qug- rautainewesens in Syrien.

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548 Eisenbahnen.

Ludwigslust, 20. Sept. Heute haben die Mitglieder des Ausschusses der Berlin-Hamburger Eisenbahn, welche sich hier zu ih= rer ersten Plenar-Versammlung vereinigt hatten, unsere Stadt ver= lassen. Sicherem Vernehmen nach wurden mehrere für den Beginn der Arbeiten sehr wichtige Fragen einer glücklihen Erledigung entge- gengeführt, und dürfen alle Freunde dieses Unternehmens sich nun mehr der frohen Hoffnung überlassen, bald den ersten Spatenstich ge= \hehen zu schen,

Handels- und Börsen -Uachrichten.

Berliner Getraide - Bericht.

Unser Getraide - Verkehr in der verwichenen Woche beschränkte sich le- diglih auf die Ankäufe zur Consumtion, welche durh d.e fast ganz ge- \{wundenen Vorräthe am Wassermarkt und die abgenommenen Land - Zu- fuhren von unseren Bodenlägern effektuirt werden müssen. Besonders be- zieht sih dies auf Roggen, wovon die Wasser - Zufuhren seit 3 Wochen fast ganz ausgeblieben sind, und die wir, wegen des kleinen Wasserstandes auch sobald nicht zu erwarten haben, Es fandon demnach nur Ankäufe für das Bedürfniß zu folgenden Preisen statt: 86—87pf. bedang 40 Rthlr., 85— 84yf. zu 39 a 38 Rihlr, 83 82pf. 375 a 37 Rthlr. pr. Wspl. zu 25 Schfl, z geringere Qualitäten, wovon noch einige wenngleih unbedeu tende Partieen vorhanden sind, würden wohl etwas billiger geräumt wer- den. Was unsere Lieferungs - Geschäfte in Roggen anbetrist, #o wird darin seit einiger Zeit wenig unternommen, denn es sind dieselben von jeher- auf den Connoissement - Handel basirt, der ein großes Vertrauen bedingt, und es haben sich durch den niedrigen Wasserstand Besorgnisse er- hoben, die den Käufer von ferneren Unternehmungen, den Verlader aber von Abrichtungen abhalten, Connoiss. pro Sept. 385 Nthlr. pro Sept. Okt. 37% à 37 Rithlr,, pro Frühjahr k. J. zu liefern à 34 Rthlr. bezahlt, Refer. behält sich vor, diesen Gegenstand nächstens genauer auseinander zuseßen.

Von Weizen sind zwar in der lezten Zeit noch einige Partieen von Polen und Schlesien, theils unterweges, theils hier eingetroffen, so daß wir am Wassermarkt nicht ganz ohne Vorräthe bleiben z doch halten die Eigner sehr zurück und werden wohl zu Boden gehen, da es notorisch erwiesen, daß die Qualität des neuen Weizens fast in allen Provinzen sehr schlecht ausfällt, Gelber {les Weizen bedang zuleßt 52 Rthlr. und wird aus 54 Rthlr. gehalten, weißer schles. Weizen würde 54 à 55 Nthlr. aufbrin genz hochbunter poln. auf 53 à 54 Nihlr. ; ord. bunter 50 à 52 Nthlr. ge halten, märkischer nah Qualität v. 49 a 53 Nthlr. pr. Wsp. v, 25 Schef fel, Von Hafer befinden sih noch immer alte Vorräthe hier, die nach Gewicht und Qualität von 19 a 17 Nthlr, pr. Wsp. v. 26 Scheffel ver- fauft werden z eine fleine Partie vom Boden wurde a 16 Rthlr. pr. 5 Schef- fel begeben. Jn Gerste, worin in früheren Jahren um diese Zeit schon Abschlüsse gemacht wurden, is noch fein Lieferungsgeschäft befannt gewor- deu, Raps und Rübsen hat sich in den legten Lagen merklich im Pyeise gehoben und erregt dic Aufmerksamkeit unserer Delmüller und Spe- fufanten, weil von allen Seiten die Berichte über die Aussaat, der anhal- tend trockenen Witterung wegen, überaus ungünstig lautenz in vielen Pro vinzen is die Pflanze nur dürftig aufgegangen, und die sogenannte schwarze Raupe hat so große Zerstörungen angerichtet, daß viele Aecker umgepslügk wotden, eine fleiner Theil aufs neue mit Naps, der größere Theil aber mit Weizen gesäet wird. So wenig Vertrauen auch seither Oelsaaten hat- ten, so berechtigen sie dennoch, unterstüßt durh Berichte vom Auslande, an eine fernere günstige Konjunktur zu glauben, und erhält sich diese Meinung mit jedem Tage, wo der Regen ausbieibt, 1mmer mehr. Gefkguft wurde von Müllern: Winter-Raps bis 74 a 75 Rthlr., poln, Rübsen v. T2..a78 Rthlr., Naps im Verbande mit Rübsen a 735 Rthlr. Von Somméer- Rübsen undDotter ist nichts am Markt, doch waren von leßter Saat ziemlich billige Anstellungen aus Hinterpommern hier. Die gestiegenen Saatpreise konnten nicht ohne günstigen Einfluß auf unsere Rüböl - Preise bleiben ; rohes Rüböl hielt sich seit der leßten Preis-Erniedrigung bis auf 107 Rihlr. fortwährend in steigender Tendenz und wurde gestern für Loco-Waare bis 115 Rthlr. pr. Ctr, bezahlt und fast auf 114 Nthlr. gehalten, Unsere Vorräthe sind zwar immer noch beträchtlih und belaufen sich auf ca. 18 bis 20,000 Ctr., indeß befinden sich solche in festen Händen einiger Speku lanten und dürften vorerst nicht flott werden z die disponiblen Läger sind sehr klein, und da dem Müller unser Preis noch nicht konvenirt, so kam von neuem Oel wenig oder gar nichts vor, Die Consumtion nimmt da- gegen täglich zu, und es isst aus den vorangeführten Gründen eine fernere Steigerung der Preise schr wahrscheinlich, Lieferungs-Geschäfte waren in der verwichenen Woche schr unbedeutend, was seinen Grund in dem Austritt einiger bedeutenden Spekulanten hat: es waren indeß einige Kauf - Ordres von der Saale hier, und bezahlte man steigend pro Sept. —Oktobr. 11 bis 115, Rthlr., pro Oktobr, Nov, 115 bis 11% Rthlr., pro Nov, Dez. 112 Rthlr. pro Ctr., pro Frühjahr k. J. wurden einige Posten à [12 à 112 Rihlr. verkauft. Spiritus kommt seit 8 Tagen aus einer der anschnlichsten Brennereien viel zur Stadt, uud konnte sich der bis auf 155 Rthlr. gestiegene Preis unter solchen Umständen nicht behaupten z bei einzel- nen Fuhren wurde à 143%, #z und à 14 - Nthlr, pro 10800 pCt, verkauft. Lieferungs-Verkäufer vom Oktober bis April k. J. kamen à 145 à 14 Rihlr. zu Stande. Doch haben sih die Käufer vorläufig zurückgezogen. Grü- ßere Loco - Partieen sind ziemlich geräumt und wurde zu den gewichenen Preisen nichts offerirt,

Danzig , 21. Sept, An der Börse sind heute verkauft: Weizen inl, 32 L, 1320p, à Cf, 397%, 19 L, 1390, à Cf, 4210, 20 2. 130pf. (frischer) C 205 o E L E L lee S C 20 133 Z4vf, à Es 375, 22 L 13536 A Cf. (7): Roggen inl, frischer 4 L, 120pf. à Cf. 240 pr, Last.

Königsberg, 20. Sept, Weizen 38 65 Sgr. p. Schfl., Roggen 36 42 Sgr., große Gerste 29 325 Sgr, kleine Gerste 25 30 Sgr., Hafer 16 —22 Sgr., graue Erbsen 38 40 Sgr., weiße Erbsen 40 43 Sgr., das Schock Stroh 110 120 Sgr. Die Zufuhr war gering.

Magdeburg, 22, Sept, Höchster und niedrigster Getraide - Markt- preis pro Wispel,

Weizen: 47 —44 Rthlr, Roggen: 37—34 » Breslau, 21. Sept, Getraide-Preise, : Höchster : Mittler : Niedrigster: Weizen 4 Rthl. 19 Sgr. Pf. 4 Rthl. 12 Sgr. 6 Pf. 1 Rthl. 6 Sgr, Pf. V E O O Gerste —= 27 i Hafer das s R Ed a 0 »

Hamburg, 22. Sept, (B. H,) Getr aidem arkt, Die Zufuhren von Weizen etwas stärker als in voriger Woche. Nur der feinste alte Wei- zen hat die vorigen Preise behauptet, alle anderen Sorten und auch neue Waare sind einige Thaler niedriger als vor acht Tagen. Es ist indessen nux wenig Weizen gekauft worden, und auch davon war das Meiste für den hiesigen Konsum bestimmt, Roggen war mühsam zu begeben, und selbst die beste Qualität konnte faum die Preise voriger Woche holen. Gerste wurde zur Ausfuhr nicht gefordert. Das Wenige, was von neuer Waare ankam , kauften unsere Brauer, welche aber in Erwartung billigerer Preise sich meistens vom Markte noch fern halten, Hafer, alter, von bester Qualität, fand Nehmer zu reichlich den vorigen , auch wohl etwas besse- ren Preisen. Geringere Sorten ohne Veränderung. Kleine Partieen von neuem niederclbishen Hafer sind vorgekommen, welche leicht und auch in Farbe keinesweges schön fielen, Auch von Erbsen, neuen gelben, sind einige kleine Pöstchen angebracht worden, welche P 78, extra bis 80 Rthlr. Cour. bedangen, Es waren dazu aber nur einzelne Käufer. Jn Bohnen ging nichts um. Wien, neue, zu billigeren Preisen zu lassen. Rappsaamen fand, zu fasi unveränderten Preisen, Nehmer, heute war die Stimmung für Saamen aber flauer, Leinsaamen is zu den Notirungen voriger Woche zu haben. Für Schiffsbrot wurden vorige Preise bewilligt. Nach Weizenmehl war keine Frage. Rappkuchen blie- ben begehrt und wurden wieder etwas besser bezahlt, Für Leinkuchen wollte man die Preise voriger Woche nicht bewilligen,

Es geht fortwährend in Getraide ab auswärts nur sehr wenig um,

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Gerste: 26— 25 Rthlr. Hafer: 16— 145

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Für Weizen is keine Frage, oder nur zu bedeutend billigeren Preisen, Von Roggen sind ab Dänemark, wo dieses Jahr wieder gute und \chtwere Waare geärndtet worden ist, wieder einige Verkäufe zu den Preisen voriger Woche 46 à 48 Rthlr. Bco. gemacht worden. Für Gerste, neue, wenig Kauflust, da die Preise davon noch zu hoch gehalten werden. Hg- fer fand keine Frage. Von Erbsen, neuen, ab Dänemark sind wieder ein paar Partieen zu den zuleßt bezahlten Preisen genommen worden. Füy Bohnen war kein Begehr. Wicken, neue, zu billigeren Preisen verkäuflich, Von Rappsaamen fanden die feinsten Sorten etwas mehr Beachtung, und mitunter wide dafür 1 à 2 Rihlr. mehr gegebenz heute aber neigte si obschon wenig Saamen angestellt war, die Stimmung dafür zur laue, - Für Leinsaamen wurden vorige Preise gefordert, aber nicht bewilligt. -

Rapykuchen waren etwas besser verkäuflich, Leinfuchen aber weniger beachtet,

Paris , 19, September, Bei Eröffnung der Börse zeigte sich heute Neigung zu weiterem Steigen. Um 3 Uhr trat indeß plöylich eine Reac tion ein, da sich das Gerücht verbreitete, der Kommandant des Forts Mony juich, Oberst Sayas, habe der Junta das Versprechen gegeben, neutral zy bleiben. Man weiß noch nicht, ob diese Nachricht gegründet ist, sie very laßte jedoch das heutige Sinken der Course,

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 20. Sept. Nieden. wiki. Sch. 632-. 5% do. 1002, Kauz-Bill. —. 5% Span. 17%. 3% do. 26 X. Pass. —. Ausg. ZinsÌ, —, Preuss. Präm. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 109%. 4% Russ. Hope 90 7

Antwerpen, 19. Sept. Zinsl. -—. Neue Anl. 17%. /

H a m b UPS5 22. Sept. Bank - Actien 1679. Bag. Russ. 112 Lo

London, 19. Sept. Cous. 3% 95. Belg. 104 G aus Anl. 184. Pas sive 47. Ausg. Sch, 107. 25% Woll. 535. 5% 1014. 5% Port. —. -3%

Columb. 257. Mex. 33%. Peru 20}

Eugl. Russ. 1142. Bras. 79. Chili 100. i D aris. 19. Sept. 5% Rente fin cour. 121. 10. 570 Rente fiu cour. §9}, 90.

107. 80. 5% Span. Reute 27. Pass. 43. 5% Met. 1103. 4% 1003. 3% 767 de 1839 115.

5% Neap]. an compt. W ien, 19. Acden 1640. Aul. de

Sept. 1834 146.

Ängekommene Fremde.

No ther Adler (Kölnischer Hof). Fräul, von Welhien, Stifts dame, aus Dobertin. Kaufleute Sevyfert aus Dahme, Mad. Nied aus Küstrin, Mad, Menzel aus Frankfurt a, d. Ou Luonhard aus Leipzig. Juwelier Weiland aus Marienwerder.

König von Portugal, Ober-Appellationsgerichts-Nath Neuenburg neb| Gemahlin, A. und L, Neuenburg, Studenten, Frls. C. und B. Neuenburg aus Greifswald. Justizrath Hildebrand, nebs Ge mahlin und Töchtern, aus Köslin. Kaufleute Petersen, Wegener, nebst Schwester, aus Stettin, Spiegel aus Manchester und Schön berg aus Swinemünde, Prediger Daute wiz aus Neustreliß. GButs- besißer Benkewitsch aus St. Petersburg, Particulier No bert aus Frankfurt a. d. O. Rentier Lauenstein aus Halle. _ |

Kaiser von Rußland. Particuliers Baron von Schuversi aus St,. Petersburg, Baron von K assolowsky aus P Mevbaum aus Streliß. Rittergutsbesißer Freiherr von zer aus Lauternheim. Eigenthümer Chanet aus Paris, Rentier Dörn höfer, nebst Gemahlin und Tochter, aus Prag. Gutsbesißer Ziegler aus Kalau und von Wittker aus Slupowo. Kaufleute S chwarz aus Hannover, Li sser aus Stettin und Frohn aus Zcbmie deberg. Frau Kaufmann Grundmann aus Salzbrunn.

Hotel de Saxe. Kommissions-Rath Weigel, nebst Familie, aus Ora nienburg. Negociant Blokh uy s aus Amsterdam. Particulier Dumrath aus Stettin. Prediger Pampe aus Gossow. Mühlenbaume ster Kessel aus Fürstenwalde. Frau von Grabowska und Madame Glaese1 aus Breslau. Posthalter Kra use, nebst Familie, aus Landsberg a. d, W., Kaufleute Wittkow ski aus Posen, Czaban aus Warschau, Ko en1g berger aus Posen und Michels, nebst Familie, aus Köln am Rhein,

Stadt London. Königl. Stadtgerichts-Rath Mundt aus Köpmä, de Visianií und Dr. Giovanni Santíni, ordentliche Professoren an der Universität zu Padua, aus Padua. Particulier Anton Wufe! hauser und akademischer Landschaftsmaler Adolph Wukerbhaufse1 aus Wien. Frau Nittergutsbesißerin von Knobelsdorf und Fräu lein von Knobelsdorf, Particulière, aus Gr. Glogau. Kaufmgnn Heidenfeldt ans Breslau.

Hotel de Prusse. Ober-Amtmann Schrader aus Stettin, sizer von Voß aus Stargard. Kausm. Hildebrand aus Halberstadt,

Hotel de l’Europe. Skul.dycka, Beamter der Königl. poln. Baul nebs Gemahlin, Dlle. Belfroid, und Geistlicher Klinger, aus Wai dau. Buchdruckerei-Besißber Fo ege nebst Gemahlin, aus Mitau,

König von Preußen. Kaufleute Jahn aus Kammin, Wichards aus Stettin, Ko ck aus Magdeburg, Schwarz aus Solingen.

Hotel de Rome. Se. Excellenz Graf von Colobierno, Königl, sa dinischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am Kaiserl, russ. Hofe, nebst Gemahlin, von St. Petersburg. Graf vor Coudenhove aus Wien. Fräulein von Loewenstein aus Neva Graf von Wachtmeister, nebst Familie, aus Stockholm.

Meinhardt's Hotel, Graf von Pralornio, Staats-Minister, aus Turin. Diwoff, wirkliher Staatsrath, aus St. Petersburg.

Hotel de St. Petersburg. Reichsgraf von Aldenburg-Bentink, Königl. großbrit, Garde-Oberst, aus London. i

Hotel de Russie, Se, Erlaucht der Reichsgraf von Nei che nv achG aus Craschniß,

Hotel de Brandebourg, Justizrath Groddeck aus Danzig.

Rheinischer Hof. Frau Präsidentin Clausewiß aus Danzig,

Meteorologische Beobachtungen.

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1114 TY (HUts l

Nach eiumaligerx

Abends |

[ | Nachmittags 10 Ubr. |

2 Ukr.

Morgens

| 4 | 6 Ube. |

Beobachtung.

1843, 23. Sept.

Quellwärme 8,0" R. Flusswärme 13,7° R. Bodenwärme 1 E R, Ausdünstung 0,026 Rh,

| Niederschlag Ü.

Luftdruck . « «- |339, 66” Par. 339,83 Par. 340,39" Par. | Luftwärme - « «| T7,4° R. 15,0° R. + 9,5? Ri] Thaupunkt „«+ -+- 08 R. —+ D R.+ Ad R.) | 66 pCt. | j

Dunstzüttigung | 86 pCt. 48 pCt. heiter.

Wetter ..«.«

Wind WNW. | Würmewechsel +15,6"

Wolkenzug. - « E l 502 Tagesmittel: 4+ 5 R. 67 pct. WxW.

Î

heiter. halbhbeiter, |

| WNW. | WNW. | N. 339,96" Par... + 10,6° R...

üönigliche Schauspiele.

Montag, 25. Sept. Mademoiselle de Belle= Jsle, oder: verhängnißvolle Wette, Drama in 5 Abth., nah dem Französischen des A. Dumas, von F. von Holbein.

Dienstag, 26. Sept. Das Räthsel. feind. Und: Drei Genre-Bilder. ;

Jn Potsdam: 1) Le bon moyen, vaideville en 1 9) Pas de trois, ausgeführt von Dlle, Galster, Dlle, Wagon und Herrn Reichner. 3) Le dépit amourenux, comédie en 2 actes, “ar Molière. 4) Pas seul, aus Armide, ausgeführt von Dlle. Lemke, und Ensemble-Tanz, von Hoguet, ausgeführt von Dlle. Wagon und dem Corps de ballet. 5) Tiridate, comédie-vaudeville en 1 acte, par Mr. Fournier.

Königsstädtisches Theater.

Montag, 25. Sept. (Jtalienische Opern = Vorstellung.) Zum erstenmale wiederholt in dieser Saison: [Lucia di Lammermo0r Opera in 8 Atti, Masíca del Maestro Donizelli. (Sgr, Simone Grandi, Primo Bass0: Raimondo Bidebeut.)

Dienstag, 26. Sept, Der alte Junggeselle, beiden Brigadiers.

Mittwoch, 27. Sept.

In Potsdam: Auf Allerhöchsten Befehl: Vorstellung.) Lucia di Lammermoor.

———————E D Verantwortlicher Revacteur Dr. J. W, Zinkeisen,

Gedrudt in der De ckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruerel, Beilage

Dit

Hierauf: Der Weiher-

ácte.

Vorher: Di?

Endlich hat er es doch gut gemacht. (Italienische Opern

Das Abonnement beträgk: 2 Rthlr. für 4 Jahr. 4 Rthlr. - 5 Iahr.

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Allgemeine

Preußische Zeitung.

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E E

Inhalt. I Í Theil Luto j Antimon eins -Angelegen heiten. Nhein-P rovinz lis T in partes des Standes der Städte und der Landgemeinden. —_ K 0 nigs- berg. Der Ober - Marschall Graf zu Dohna-Wundlacken T E Deutsche Bundesstaaten. Bayern. München. Bevorste ende Ankunft des Erzherzogs Albreht. Fremdenbewegung. Würt - tembera. Heidenheim. Aufenthalt des Königs. D NRNRLEL Lüneburg, Vorbereitungen zu den Kriegs-Nebungen. Mecklen - burg- Schwerin. Schwerin. Abreise des Großherzogs, Rußland und Polen. W arsch au. Ankunft des Kaisers. s Frankreich, Paris. Verhandlungen mit Neapel. Bericht des Ma rine- Ministers. Schreiben aus Paris, (Die Jutervention in Spa- nien.) f e l L L, add Großbritanien und Jrland. London, Polemik der Blätter über die Reise der Königin, Wales, Irland, E E Belgien, Antwerpen. Besuch der Ausstellung und Nückreise der Kü- nigin Victoria nah England. Spanien, Paris, Telegraphische Madrid. i

Depeschen aus Spanien. Brief aus ff der jüngsten Ereignisse in Katalonien z

(Stimmung in Betreff ? i Francisqui

die Deputation der Junta von Barcelona z Ayacuchos und ftcn; Junta de Estado). Eisenbahuem. Heidelberg. Main-Neckfar-Bahn. —Lo nd o n, Vor- theilhaftere Verbindung zwischen Manchester, Liverpool und Hull, Handels - und Börsen - Nachrichten. Breslau, Da nzig und Köln. Getraidemarkt. Leipzig, Messe, Paris, Börse. Mailand, Seide,

Königliche Oper. (Don Juan.)

Beilage. JFulaud, Königsberg i, P. Aerndte, Wasserstand, Schiff fahrt, Kirchen- und Schulwesen, Straßenbau im Regierungsbezirke Ma- rienwerder, O pp eln, Unecigennüßige Beförderung des Schulwesens. Halberstadt. Kirchenbau, Koblenz. Schiffbarmachung der Lahn. Straßenbau. Kommern. Vermuthliche Entdeckung römischer Alter- thümer. Deutsche Bundesstaaten. Bayern, München, Ver wendung geprüfter Rechts-Kandidaten im Heerwesen, Ausstellung land wirthschaftlicher Produkte, Sachsen. Dresden, Dampfschifffahrt. Württemberg. Ellwangen. Viechhandel. Ludwigsburg. Vorsorge gegen Feuersgefahr. Holstein, Altona, Abmarsch des Bundes-Kontingents. Jßeho e. Volks - Auflauf. Herstellung der Rube. Freie Städte. Frankfurt a. M. Eröffnung der Haupt- Versammlung des Gustav-Adolph-Vereins. Hamburg. Durchzug des holsteinischen Bundes-Kontingents, Mexiko. Schreiben aus Mexiko. (Verhandlungen mit Yukatanz; Händel mit den Vereinigten Staaten wegen Texas.) La Plata- Staaten. Schreiben aus Paris. (Sieg

des Generals Rivera.) Eisenbahnen. Schreiben aus Kiel. (Actien - Verhältnisse, Stand und Fortgang der Arbeiten an der Kiel- Altonaer Bahn.) Handels- und Börsen-Nachrichten. Bres - lau, Handel mit landwirthschaftlichen Produkten,

———_ p

Dicnstag den 26e S eptemb

Amtlicher Theil.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu verleihen geruht : |

1) Den Rothen Adler - Orden érster Kliáässe mit Eichenlgub : Dem General-Lieutenant von Diest, 2tem General- Inspecteur der Artillerie, : y

Dem General= Lieutenant von Ditfurth, Commandeur der 7ten Division,

General - Lieutenant von Division.

Quadt, Commandeur der bten

Dem

9) Den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse i mit Eichenlaub:

Dem General-Major von Hagen, Commandeur der 5ten Land wehr-Brigade, :

Dem General-Major von Klaette, Commandeur der 5ten Jufagn terie-Brigade,

Dem General-Major von Werder, Commandeur der 1sten Garde= S

Dem General-Major von Hirschfeld, Commandeur der 4ten Ka vallerie-Brigade,

Dem General-Major Grafen von Waldersee, Commandeur der 9ten Garde-Kavallerie-Brigade,

Dem General - Major von Stülpnagel, Commandeur der 5Iten Kavallerie-Brigade.

3) Den Rothen Adler-Orden 3ter Klasse mit der Schleife: Obersten Chlebus, Commandeur des 24sten Jufanterie Regiments, Dem Obersten von Scha ck, Commandeur des 12ten Regiments, Dem Obersten de Marées, Commandeur des Regiments, Dem Obersten von Hirschfeld, Commandeur Grenadier-Regimeuts, Dem Obersten von Neander, Commandeur des 20sten Jufanteric- Regiments, Dem Obersten von Bonin, Commandeur des Kaiser Alexander= Grenadier-Regiments, Dem Obersten von Doering, Commandeur des Garde =- Reserve= Jnfanterie- (Landwehr=-) Regiments, em Oberst-Lieutenant von Ostau, Commandeur des Zten Garde= Ulanen- (Landwehr=-) Regiments, em Oberst - Lieutenant von Willisen, Commandeur des 7ten Kürassier-Regiments,

Dem Infauterie- 8ten Infanterie=

des Kaiser Franz

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Dem Oberst = Lieutenant von Knoblauch, interim, Juspecteur der 2 Jäger und Schüßen, Dem Oberst= Lieutenant von Barby, Commandenr des 2teu Kü= rassier-R-giments ( gen. „Königin“ ), Dem Major von Brandenstein, Commandeur des Garde-Schüßen= Bataillons, 2E )em Major von Bordcke, vom 2ten Dragoner-Regiment, em Major von Grodzki, vom 3ten Ulanen-Regiment, dem Major Grafen von Waldersee 11., Commandeur des Lehr= Bataillons, Dem Major von Hoepfner, vom Generalstabe. Schleife zum Rothen Adler-Orden 3ter Klasse : Jutendanten Wettstein, vom 3ten Armee-Corps. 5) Den Rothen Adler-Orden A4ter Klasse: Dem Obersten vou der Osten, Commandeur des 2en Dragouer= Regiments, Dem Obersten Schach von Wittenau, Commandeur des 10ten Husaren-Regiments, Dem Oberst-Lieutenant von Winning, aggr. dem 2en Dragoner= Regiment, Dem Oberst= Lieutenant Ehrhardt, vom 24sten Infanterie - Regi= ment, Dem Oberst-Lieutenant von Bock, vom 8ten Jufauterie - Regi= ment, Dem Oberst-Lieutenant von Wunucf, vom Kaiser Franz Grenadier= Regiment, Dem Oberst-Lieutenant vou Dobeneck, Commandeur des Iten Hu= faren-Regiments, Dem Oberst-Lieutenant von Helldorff, vom Regiment, : Dem Oberst -Ueutenant Grafen von Monts, vom Kaiser Alexau= der Grenadier-Regiment, Dem Oberst - Veutenant vou Stein, Commandeur des 3ten Ula- nen-Regiments, j Dem Oberst-Lieutenant von Schle gell, vom 2Msten Jusanterie= Regiment, Ó Dem Major von Kropff, vom 2en Garde-Regiment zu S Dem Major Grafen von Waldersee 1., vom 1sten Garde =Reg1- ment zu Fuß, Dem Major von Bischoffwerder, Corps, : Dem Major von Herwarth, vom 1sten Garde-Regiment zu Fuß, Dem Major von Düsterlho, vom 1sten Garde-Ulanen- (Landwehr=) Regiment, Dem Major Hohnhor fs, vom Generalstabe, Dem Major von Pannwiß, vom 6ten Kürassier -Regiment (gen. Kaiser von Rußland), Dem Major von Sobbe, von der Adjutantur, Dem Major Krulle, Chef der Lehr=Eskadron,

20sten Jufanterie=

vom Regiment Garde du

ch5 M DEG T I ZESO T E E N E E R IIAET: Königliche Dper. D S Es wurde einmal die Frage aufgestellt, von welchen Büchern man glaube, daß sie, zum Zweck der Wiederbelebung einer neuen geistigen Welt, bleiben müßten, wenn alle anderen untergingen, und Jemand antwortete: die Bibel, Homer und Faust, Sollte man die nämliche Frage auf die ckchöpfungen der Tonkunst anwenden wollen, so braucht man kein Einge- weilter in das Kabinet der Sphinx zu sein, um zu errathen, daß in jeder Aniwort „Don Juan“ oben an stehen würde, diese Geisterschlacht, zu deren Gewinnung Mozart das ganze Kontingent seiner künstlerischen Kräfte aufgebotenz diese musikalische Epopve, welche die Grazie und den Sdhrecken , die heitere Lust und die dämonische Angst, die wilde Leiden- schaft und die blumige Lüsternheit, den Marmortritt der Nemesis ind den Samum der Wollust in einem unerreichbaren Ensemble der Kunst und des Gedankens umfaßt, Es hicße Eulen in die Stadt „der unbefleckien Pallas“ tragen, wollte man zum Lob der einzelnen Schönhei- ten und der Totalschönheit dieser Tondichtung/, in welcher, wie in keiner anderen , italienisher Schmelz und deutsche Sinnigkeit hochzeitlich verbun- den sind, cine neue Hymne erheben, nachdem die Kritik über dieselbe sich sogar schon bis in das Phantastische durch die hyperkühnen Konjekturen E. T. A, Hoffmann's, des dämonischen, auf mehr blendeude und geistreiche als das Wahre treffende Art verstiegen hat, Denn daß Mozart daran gedacht haben soll, in den wehmüthigen, mitunter fast thränenblutigen Klängen Anna?s eine Hindeutung zu geben auf das ursprüngliche (durch Molière schon entstellte) svanische Drama von Don Juan, wonach dieser von der Tochter des Komthurs heimlich geliebt wurde, dafür dürfte sich schwerlich ein haltbarer Grund anführen lassen, Näher liegen die Beziehungen, welche zwischen der Sage von Don Juan mit jener vom Faust obwalten, jener durch seine Frevel wider die sittlihe, und dieser wider die übersinnliche Weltordnung den Demiurgen herausfordernd, um von ihm zermalmt zu werden, Der Erste, welcher diesen Mythenkonnex poetisch gestaltete, war der verstorbene Schöffe Nikolaus Vogt zu Frankfurt a. M,., der Lehrer und Freund des Fürsten Metternich, in dessen Schloßkapelle auf Johannisberg sein Herz ruht, Grabbe, der deutshe Marlow, führte die Parallele in seiner gro- tesfen, aber immer dichterisch elektrisirten Weise dramatisch durch; und noch Andere versuchten sich zujüngst auf gleicher Bahn. j Für Berlin war die Aufführung des „Don Juan““ immer ein Festabend, Man stellte die edelsten Kräste hin, um dem Werke des edelsten Tonmeisters Ehre zu machen. Die Munificenz hochherziger und kunstbefreundeter Mo- narchen hat von jeher #o viel für das berliner Theater gethan, daß man hier wohl in der Lage sein könnte, die als klassish anerkannten Composi- tionen der Heroen der Tonkunst ihrem Gehalt entsprehend auszuführen. Die Darstellung des „Don Juan“ am Sonntag den 24. September bewies nicht, daß dies immer geschehe, und drei wesentlich in das Ganze eingrei- fende Partieen wurden auf eine Weise ausgeführt, die man am besten mit dem Schleier der Vergessenheit bedeckt, da sich nicht einmal das Publikum einer Provinzialstadt mit solchen Leistungen begnügen würde, Wenn Lepo=- rello nicht als Gracioso “spielen und nicht mit „des Basses Grundgewalt““ das Ensemble zusammenhalten kann; wenn Masetto sich allerdings als Bauer, nicht aber als Sänger zeigt z wenn die langgezogenen Posaunen- flänge d K j i i F änge des Komthurs, die das Mark im FJnnersten durhschauern müssen, nicht in Wirkung treten können: wie läßt sich dann eine andere als eine eben passable Aufführung des Don Juan den- ken, eine andere, als wobei man sich mit den Leistungen der Hauptpersonen begnügen muß, ohne Anforderungen an die Gewinnung

eines _Kunstganzen zu machen? Non multa sed multum! müßte der Wahlspruch sein, womit man cin Opern-Personal zusammenseßt, welches zu Berlin eine kleine Legion ausmacht, ohne daß man jedoch auch nur im Stande wäre, Kunstwerke wie das genannte und Fidelio gehörig ins Leben zu rufen. Dazu müßte unseres Erachtens sowohl bei den Lese- als cigent- lichen Proben größere Achtsamkeit darauf verwendet werden, daß die Mit- glieder an Sprachreinheit zunähmen. Die meisten sprechen, im hierländi- hen Provinzialismus, das i wie ü („Bürnengerücht“ für „Birnengericht“), das tonlose „er‘“ wie „är“ („Gleisnär“ als Spondeus statt des trochâäi- hen „Gleisner“), das Französishe mit dem Accent derx hiesigen Kolonie (,Kousäng““ für Cousin, Wersalch für Versailles, Schangger für genre U, #, w.), und das Spanische französisch aus. So mußten wir denn auch heute wieder „Donschuang““ statt „Don Chuan““, Leporello statt Le- poreljo u. \. w. hôren, Es giebt zwar Leute, welche Nichts davon

wissen wollen, daß man Fremdwörter auf dem Theater #0 ausspreche, wie

die fremde Sprache es bedingt, und berufen sich dieselben auf das Beispiel

der Franzosen, welche alle fremdländische Orts- und Cigennamen, ohne

Rücksicht auf den ursprünglich richtigen Laut, nah dem eigenen Sprach-

laut modeln+ allein gerade hierin dürfen uns die Franzosen am wenigsten

Muster sein, denn erstens fügt sich ihre Sprache nicht wie die unsrige jedem

fremden Ausdrucfe, dann wird dieselbe überhaupt nicht so gesprochen wie

geschrieben und die Zungenbildung schon im Kinde aus\cließlich auf das

Nationale f ixirt, so daß der Franzose seiner organischen Anlage nach ein fremdes Jdiom nur mit genauer Noth aussprechen kann, und endlich sind die Franzosen bekauntlich grundsäßlich unwissend und unbeholfen in der Kenntniß fremder Orts- und Eigennamen, wovon unter Anderem ihre von sonst sehr befähigten Männern redigirten besseren Zeitungen täglich den Beweis liefern, Doch zurück zur Darstellung.

Frau Luise Köster, geb. Schlegel, stellte uns als Anna ein an- zichendes Bild der im Auswallen der Leidenschaft durch die Ermordung ihres Vaters tieferschütterten und sich in ihrer Verlassenheit an den erkore- nen Bräutigam immer fester anschließenden Spanierin dar. Es darf nicht übersehen werden, daß, nach allen Audeutungen des Wiüistlings, der sie über- fallen, ihr anfängliches Verhältniß zu Ottavio ein sündiges gewesen z nicht heimliche Liebe zu Don Juan ist es also, was aus ihren Tönen in Thrä- nen perlt, sondern die Reue einer büßenden Magdalene, da ein Theil der Mitschuld am Tode des Vaters auf sie fällt. Das Gedämypfte, moralisch Beklommene, wehmüthig Bewegte des Charakters brach im Spiele unseres Gastes wie eine vershämte Blumenknospe hervor, und die Erscheinung be- hielt von der Jntroduction an, wo die ershütternden Klänge über der Leiche wie Blutstropfen hervorzuquellen schienen, bis zu der sogenannten Brief- Arie, deren Schwierigkeiten sie mit Erfolg besiegte, das poctische Ebenmaß. Nur der Vortrag der Erzählung: „Schon sank die Nacht“, hâtte im Reci- tativo parlante mitunter schneller genommen werden können, da schon die weiblihe Scham Donna Anna über die Schilderung dieses Vorfalls hin- wegzueilen drängen muß, :

Den Anforderungen, welche an einen guten Do n Juan gemacht wer- den müssen, sofern die Partie identisch repräsentirt werden soll, genügte Herr Bötticher im Wesentlichen, Schöne Figur, edler Gesang, und im Spiel immer den Pli der noblen Welt bei aller Herablassung zum Natur- sinnlichen und selbst in den Ausbrüchen des Dissolutismus. Jhm fehlt dabei nur das stehende, anlockende und fesselnde Augez er wirkte mehr durch scinen Gesang, als durch seine Mimik. Die vielen Nuditäten des hier gebräuchlichen Textes (bei einer Aeußerung Leporello's zischte der verleßte Anstand ) sollte Herr Bötticher an oen betreffenden Stel- len, wie es auch anderwärts die Sänger thun, in Manchem mildern, z, B.

in dem Champagnerlied „Schlafgemach“ in „Seitengemach““ verwandeln, die Worte zu Anfang aber, wo er sein Eindringen zu Anna an der Stelle Ottavio's erzählt, ganz weglassen. Das erwähnte Lied mußte Herr B, wicder- holen und legte die Maltißschen gutgemeinten, aber in „Holzkloßpflock“-Dakty- len (ersteres Wort wurde von Platen cinmal satirisch als Daktylus gebraucht) sich fortmühenden Rhothmen auf Mozart cin. Das Ständchen sang Herr B, etwas sprôde, und im Finale des 2ten Aktes erschien er zu spät.

Fräulcin Marx: Elvire. Sängerinnen übernehmen in der Regel nicht gern Rollen, worin sie, um einen Fach - Ausdruck zu gebrauchen, suchen, statt gesucht zu werden. Aus diesem Grunde und weil die Partie der Elvire schwer zu spielen is, wenn dieselbe, den Späßen Leporello's gegen- über, nit lächerlih werden soll, im Gesange aber noch größere, doch, wo sie bezwungen werden können, um so lohnendere Schwierigkeiten darbietet, findet sich nicht leicht eine wahrhaft ausgezeichnete Darstellerin für diese Rolle. Der anhaltend rauschende Beifall, welchen unsere reichbegabte Künst- lerin fand, zeigte, wie sehr sie angesprochen, Er äußerte sich schon in dem ersten Terzett, worin die beiden übrigen Stimmen sich ganz passiv verhalten, so daß ihx Gesang allein hervortritt, und steigerte sich nach der großen, schwierigen und bei den wenigen Ruhepunkten anstrengenden Arie in Es-dur („Mich verläßt der Undankbare““), deren Recitativ, welches Mozart mit besonderer Vorlicbe behandelt hat, sie geschmackvoll deklamirte, Jn den anderen drei größten und bedeutungsvollsten Nummern (das Terzett, das großartige Sextett „Hier in diesen Finsternissen“ und_ das Finale) verrieth sie die durchgebildete und zum Bewußtsein gelangte Sängerin,

Fräulein Tuczek hielt sich als Zerline in allen Aeußerungen der Schalkhaftigkeit und Schelmerei immer auf einem gewissen sittlichen Niveau, und ließ die Lüsternheit der Bauernbraut ungelichtet, Jhr glockenreiner Gesang entzückte, Der akkompagnirende Cellist war ihr ein treuer und ehrenwerther Sekundankt.

Herr Mantius hob die ctwas karyatidenartige Persönlichkeit des Don Ottavio durch den scelenvollen Vortrag der ihm in den Mund gelegten Gesänge, worunter er auch jene einwebte, die sonst wohl solche Sänger weglassen, welche von der zauberhaften Kraft wahrhaft {öner Musik keinen Begriff haben.

Den justitiarischen Spaß hätten wix Herrn Gern schenken mögen, wenn wir dafür, statt der an das Unsaubere streifenden Prosa, durchgängig die ursprünglichen Mozartschen Recitative, und am Schluß das eigentliche, herrliche, selbs christlich - versdhnende, aber auch hier ganz wegbleibende Fi- nale vernommen hätten, worin Leporello den Untergang Don Juan's er- zählt, den Liebes-Verirrungen Ottavio's und Anng's durch den kirchlichen Bund Sühne gegeben wird und Elvire ihren Entschluß ausspricht, in ein Kloster zu gehen. Der Feuerregen blieb zum Glück weg. Das Orchester machte seinen alten Ruhm zu einer neuen Wahrheit ; die Ouvertüre wurde auf Verlangen wiederholt. Am Schluß wurden so ziemlich Alle nach ein- ander gerufen, Das Publikum geht mit dergleichen Auszeichnungen sehr vershwenderish um, so daß sie am Ende nux eine Gewohnheit und keinc besondere Ehre mehr sindz gerade wic das Lob eines Kritikers, der immer lobt, eine eben solche Entwürdigung der richterlihen Gewalt des lrthes wie eine gesuchte, absichtlich Partei nehmende Schärfe desselben ein Viiß- brauch jener Macht is, welche mehr oder minder demjenigen beiwohnt, Dr das zweischneidige Schwert des öffentlichen Wortes führt. E

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