1843 / 96 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

als das Ziel der einmüthigen Wünsche des ganzen griechischen Volkes erscheint. Jn diesem Dilemma sieht es die Dinge einstweilen opti- mistish an und vertröstet sich mit der Hoffnung, daß alles zum Besten ausshlagen werde. „Die Ereignisse “, sagt es, „welche Fürzlih zu Athen Äattgefunden haben, können auh verschieden beurtheilt wer= denz jeder Freund der Ordnung muß aber auf das tiefste bedauern, daß sie unter solcher Form ans Licht getreten sind. Dem Königthum ist Zwang angethan worden, ohne daß es eines der bestehenden Ge- seße verleßt hätte. Welches au die Motive gewesen sind, die das Volk, die Armee und selbst den Staatsrath vereinigten, um dem Könige ihre Wünsche darzulegen, es bleibt immer ein s{weres Atten- tat gegen das monarchische Prinzip, auf jenes Prinzip der Einheit, welhes Griechenland vielleiht mehr als irgend ein Land der Welt bedarf. Es 1 keine bloße Einbildung: die Monarchie, und zwar eine starke Monarchie, ist die nothwendige Garantie der Unab- hängigkeit Griechenlands. Jn seinem eigenen Interesse hätte Griechenland, troß der gerechten Beschwerden, welche es gegen eine wohlmeinende, aber nicht besonders geschickte Regierung zu haben glaubte, doch wohlgethan, noch zu warten und sih in Geduld zu fassen z das ist zum mindesten unsere Meinung. Keine Revolution, sie sei so gemäßigt, als sie wolle, bleibt da stehen, wo sie begonnen hat. Jedermann erkennt, daß König Otto seinen Pflichten treu ergeben is, daß er eine innige Anhänglichkeit für das Land hat, dessen Kronc er trägt. Er is ein rehtliher Mann, und die Mächte, welche für Griechenland eine wahrhafte und uneigennüßige Freundschaft hegen, hätten gewiß zwischen dem Könige und dem Volke einen glülichen Vergleich zu Staude gebracht. Unter einer festeren, erleuchteteren und unabhängigeren Verwaltung hätte sich Griechenland nah und nach, ohne gewaltsame Bewegung, ohue Revolution, bis zu derjenigen politischen Freiheit erhoben, welhe der Höhepunkt der Civilisation ist. Das is es, was wir für jenes Land gewünscht hätten.“

„Wir vergessen indeß nicht, daß wir uns weit von dem Schau- plaß der Ereignisse befinden. Wir wollen nicht leichtsinnig ein Volk anklagen, das wir lieben, cin Volk, so klug, so tapfer, e würdig, seine Stellung in der Welt wieder einzunehmen. Gäbe Gott, daß es von heute ab fähig sei, besheiden und mit Weisheit die politische Freiheit zu gebrauchen, die es sih erobert hat. Man muß zugeben, die lebten Ereignisse fanden mit solcher Uebereinstimmung statt, daß man ihnen den Charakter eines Nationalwillens nit absprechen darf; das is ein Punkt, über welchen alle Mittheilungen einig sind. Die Orduung wurde möglichst aufrecht erhalten, keine Gewaltthat, keines der Verbrechen, die sonst bei Volksbewegungen so häufig sind, hat den Triumph derer befleckt, die eine Constitution verlangten und eben in dieser Einig-= keit, in dieser Mäßigung liegt etwas, das die Nothwendigkeit veredelt, der sih der König hat beugen müssen. Dieser junge Fürst hat weder an si selbst, noch an Griechenland verzweifelt, er is auf seinem Posten geblieben; das erhält ihm die Achtung Europa's und die Dankbarkeit li Volkes. Jn eine shwierige Stellung verseßt, hat er ein persönlihes Opfer gebraht, Er hat den Thron nicht verlassen. Er hätte den leihten Muth haben fönnen, abzu- danken; er hat den Muth gehabt, der eines Königs würdiger ist, den Muth, auf der Bresche auszuharren, um nit sein Land, wenn er es im Stih gelassen hätte, der Anarchie und den Parteien preiszugeben. Wir ho}en von seiner Loyalität und von seiner Ehre, daß er es nicht bereuen wird, dieses Opfer gebracht zu haben, daß er sein Wort, gleichviel auf welche Weise es ihm abgenö- thigt wurde, halten werde. Sein eigenes und Griechenland's Heil sind vielleicht um diesen Preis zu bewahren! Mit Geschick und Krast kann man die absolute Gewalt sich bewahren, wenn man im Besibe derselben ist; sie wieder zu erlangen, wenn man sie einmal aufgege- ben, is unmögli.“ D

„Alle Reactions-Versuche würden, davon sind wir überzeugt, nur bekflagenswerthe Resultate herbeiführen. Nur die Feinde des Königs könnten ihm den Rath geben, sich in einen Kampf einzulassen, der seinen Thron umstürzen und eine heillose Verwirrung herbeiführen würde. Die National - Versammlung wird zusammentreten ; ohne Zweifel eine gefährliche Krisis; aber warum könnte es niht auch eine heilsame sein? Warum sollte Griechenland, das nur einer guten und starken Verwaltung bedarf, sich nicht darauf beschränken, die Königliche Macht zu regeln und ihr weise Gränzen zu seben? Warum an dem Patriotismus und an der Klugheit cines Volkes verzweifeln, welches sehr wohl weiß, daß es, wenn es der Revolution und den bürgerli= chen Unruhen sich in die Arme würfe, allen Jntriguen Thor und Thür öffnen würde, die mit eifersüchtigen Blicken seine Unabhängigkeit und sein Aufblühen betrachten. Dürfte man vorausseßen, daß solhe Jutriguen bei der Bewegung, die zu Athen ausgebrochen, mit im Spiel gewesen, was könnte dann ibr Streben jeßt anders sein, als den König zu einem unüberlegten Widerstande aufzureizen? Bis jeßt hat in der That noch keine Re- volution stattgefunden, und nichts ist verloren, Es war nur eine Veränderung, welche, mit Klugheit benußt, den inneren Zustand Grie= chenlands noch verbessern kann, ohne seine guten Verhältnisse zu sei= nen Schußmächten zu erschüttern. Eine Reaction würde die entschla- fenen Leidenschaften wieder erwecken, eine Reaction, fürchten wir, würde das Signal zu einer vollständigen Revolution werden. Und welche Aussicht auf Erfolg hätte eine solhe? Mit welchen Kräften. würde der König sie zu unternehmen versuhen? Wollte er sich an die Spiße der Mißvergnügten stellen? Wollte der König von Griechenland zu dem Range eines Purtei = Chefs bler-= absteigen? Und die Erinnerungen, die er in einem Lande zurülassen will, wo er eine Krone gefunden hat, sollen es nux Erinnerungen an Kampf und Unheil sein? Wir denken besser von seinem edlen Herzen, Er wird, wir hoffen es, einsehen, daß heute sein Glü nicht darin besteht, seine Gewalt wieder zu erobern, sondern dem ge= gebenen Versprechen treu zu bleiben. Griechenland seinerscits wird den errungenen Sieg nicht mißbrauchen, ein Sieg, der immer gefahr- voll ist, wenn er sich gegen die Gesebe und die bestehende Ordnung wendet. Es wird durch weise Justitutionen dem Throne die Stärke wieder verleihen, die erx verlorz es wird sich erinnern, daß der Thron R, gegen die Begierden ist, die es bestürmen und in Ge- lassung Und Tréie nee ani igung Gr Ma ie M

t T) . - c) gktize J tun Griechenlaut 9 is sind die Grundlagen, worauf die lele Demertungen wurden uns von der innigen Zuneigun eingegeben, die wir für das griechische Volk hegen, für vites def müthige Bolk, das seine Unabhängigkeit durch Ströme Blutes er-

kaufte. Es wäre zu \{merzhaft, wenn 4 / L #0 bedeutende Anstrengungen feine anderen Resultate hätten , als Elend , Anarchie und Untergang ! Europa hat auf Griechenland gerechnet; es wollte einen Stüett bare aus bilden, der eine Shußmauer gegen Plä A Ü ; geg ane des Ehrgeizes und der Eroberung bilden sollte. Es vertraute auf die Intelligenz des gr fyr Volkes, auf die Erinnerungen an seine frühere Größe auf seine Tapferkeit, auf seinen Siun für Unabhängigkeit und Frei- heit. Europa hat für dies befreundete Volk gefochten, es hat ihm sein Gebiet gesihert und ihm einen König gegeben, es hat ihm großmüthig von seinen Schäben mitgetheilt. Und wer that mehr für

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Griechenland, wir fordern nur von ihm, was seiner selbst am wür= digsten is und seiner Bestimmung entspricht. Niemals is eine Poli- tif uneigennüßiger gewesen, als die unsrige. Hoffen wir also, daß unsere Stimme, verstärkt durch die Stimmen der übrigen beshüßen= den Mächte, Einfluß genug haben werde, um eine Bewegung, die, wie sie sich eben wendet, das Heil oder den Sturz Griechenlands her- beiführen fann, in ihre gehörigen Gränzen einzuschränken.“

Seit der Ankunft der ersten Nachrichten über den Aufstand in Athen hat Lord Cowley bereits mehrere Konferenzen mit Herrn Gui- zot gehabt, und es heißt, man sei übereingekommen , eine französish= englische Flotte nah dem Piräus zu schicken. Gestern hat Herr Gui- zot einen Kabinets=Courier nah Athen abgeschickt. Auch zwischen Herrn Olozaga und Herrn Guizot haben Unterredungen über die \pa- nischen Angelegenheiten stattgefunden, und heute is cin spanischer Gesandtschafts-Courier nah Madrid abgefertigt worden. Ein Theil der bei Lyon lagernden Truppen soll die Bestimmung erhalten haben sich der Dn zu nähern. s 4

Die Befestigungs-Frage bildet heute wieder einen Hauptstof der leitenden Artikel fast aller hiesigen Blätter. Nach dem ("4 n es zur Errichtung von Fortificationen um Paris autorisirt, ‘ist die Bewaffnung derselben bis zu einem Zeitpunkt wirklicher Nothweudig- keit vorbehalten, und als eine solhe Nothwendigkeit wurde allgemein die unmittelbare Gefahr einer Jnvasion angenommen. Jn der lebten Zeit jedo hatte sih das Gerücht verbreitet, die Regierung wolle "mit der Bewaffnung vorschreiten, ohne auf die von der Deputirten-Kammer vorbehaltene Frage der Nothwendigkeit zu achten, und derjenige Theil der Presse, welcher von Anfang an der Befestigung sich widerseßte, so wie einige andere Blätter, die den Geseß- Entwurf unter der Bedin- gung jenes Vorbehalts unterstützten, greifen jeßt die Regierung an, indem sie ihr vorwerfen, daß sie blos deshalb die Bewaffnung zu vervollständigen suche, um die Möglichkeit jeder Demonstration von Seiten der pariser Bevölkerung gegen jedwede noch so gescb- widrige oder gehässige Maßregel des Ministeriums für die Zukunft zu verhindern. Die ministeriellen Blätter, Moniteur parisien und Journal des Débats, ergriffen nun das Wort, um die Be- sorgnisse der Aengstlihen niederzushlagen und dem heuhlerischen Pa- triotismus der Oppositions -= Journale die Maske abzuziehen. Die Forts, sagten sie, sind noch nicht mit Kanonen und Haubißen verse- hen; es bedarf dazu noch einer besonderen Geldbewilligung der Kam= mernz selbst daun aber, wenn diese erfolgte, würde die Bewaffnung der Forts erst im Jahre 1845 oder 1846 möglich werden ; die Kanonen, vor welchen man sich heute fürchtet, werden erst in drei Jahren aus der Gießerei kommen z Vincennes enthält gegenwärtig 200 Geschüße weniger als im Jahre 1834, Dies Alles aber vermochte die Auf-= regung nicht zu beshwichtigen. Den Umstand, daß die Minister zur Bewaffnung der Fortificationen niht ohne Zustimmung der Deputir-

ten-Kammer schreiten könne, die erst die Fonts dazu bewilligen miisse, |

was der Moniteur parisien den Oppositions-Blättern als eine hlagende Antwort entgegnet, wollen diese nicht als Argument gel= ten lassen, indem sie behaupten, man werde zu Jutriguen und Be- stechungen seine Zuflucht nehmen, um cin dem Mínisterium günstiges Votum zu erlangen, sobald ein solches erforderlich würde, wenn die Oppositions - Presse niht in Bezug auf diese Frage solchen Widerstand gegen das Ministerium hervorrufe, daß es der Deputirten - Kammer unmöglih würde, ein Votum zu Gunsten

Griechenland als Frankrei? Wer bewahrt ihm ein von allem Egoismus ‘freieres Jnteresse? Was wollen wir anders, als daß Griechenland glücklich und frei sei, daß es zum zweitenmale in der Welt sein be- wundernswerthes Genie entfalte? Wir verlangen für uns nichts von

des Ministeriums abzugeben. Dies is} der eigentliche und auch ofen eingestandene Zweck der Agitation in diesem Augenblick. Die ministe= riellen Blätter erklären zwar diese Agitation für ganz unnöthig, weil, wie sie versichern, fürs erste gar nicht daran gedacht werde, die Kammer um die Fonds anzugehen, welche die Bewaffnung der Forts erfordern würde, und weil die Art und Weise der Bewaffnung noch gar der Militair - Kommission nicht vorgelegt sei, die darüber zu be= rihten haben werde. Das Commerce behauptet aber da gegen aufs bestimmteste, daß die Erklärungen der ministeriellen Presse hinsihtlich des Beschlusses der Regierung, niht wei= ter zu gehen, als das Befestigungs -= Geseß ihr erlaube, und nah und nah von der Kammer die Fonds nachzusuchen, welche, je nachdem die Arbeiten vorschritten, erforderlich sein würden, durchaus unwahr seien. „Während die ministeriellen Blätter““, sagt das Co m-= merce, „das Publikum zu beruhigen und zu täuschen suchen, indem sie versichern, daß noch nicht ein einziges Stück Geschüß für die For= tificationen von Paris gegossen, und noch keine Entscheidung über die Beschaffenheit der Geschüße und Laffeten getroffen sei, sind in den leßten zwei Monaten im Central = Artillerie - Depot auf dem Plabe St. Thomas von Aquino in Paris Kanonen und Laffeten ausdrücklich für die detaschirten Forts, welche Paris umgeben, angefertigt worden.“

Meyerbeer , der schon seit einiger Zeit erwartet wurde, is, aus den Taunus-Bädern kommend, nun in Paris eingetroffen.

Jn den drei leßten Tagen haben hier wieder einige Verhaftun gen stattgefunden, die mit dem neulich entdeckten Kommunisten-Kom= plott in Verbindung stehen. Unter den Verhafteten besindet sich auch der Literat Douville, der schon im Jahre 1840 eine Zeit lang aus ähnlichen Gründen in Haft war.

Herr Adolphe Barrot, der sih mit einer besonderen Mission nach Haiti begiebt, soll den Titel eines bevollmächtigten Ministers und außerordentlichen Gesandten erhalten. Herr Victor Place begleitet ihn als erster Secretair, und unter den Attachés werden Baron Vaur und Graf von Fontaineliat genannt.

Grossbritanien und Irland.

London, 27. Sept, Nah dem Standard soll der brasi= liauische außerordeutliche Gesandte, Herr Arango Ribeiro , so ausge= dehnte Vollmachten zur Abschließung eines Handels - Vertrages mit England haben, daß man den baldigen Schluß der Unterhandlungen erwarten dürfte.

„Die eine große Quelle der Schwierigkeit, Jrland zu regieren““, schreibt der Spectator, „1ist der gänzlihe Mangel einer Ver= mishung der englischen und irländischen Racen. Um ein Volk zu regieren, muß man mit dem Volke fühlen und mit ihm dasselbe glau= ben, oder wenigsiens dies zu thun scheinen, Die Leiter des Volks in Jrlaud haben deshalb ihre Macht, Gutes zu thun, durch die beste= henden Feindseligkeiten der Racen gänzlich neutralisirt. Selbst O'Con- nell und die Priester, so allmächtig ihre Herrschaft über den Volks= willen erscheint, sind nur so lange mächtig, als sie mit dem Strome {chwimmen, als sie jeuem Willen s{chmeicheln und ent- gegenkommen. Man würde von der menschlichen Tugend zu

wärtigen Zustands der Dinge in Jrland, für das große unbestreitbare Elend, welches dort herrscht, ein passendes Heilmittel g E Selbst die organisirte friedliche Agitation O’Connell's dient nur dazu, einer praktischen Geseßgebung für Jrland vorzubeugen. Diese Geseßgebung wird ebenso durch die irländischen Mitglieder des Parlaments, welche hier entweder auf unausführbaren Plänen bestehen, oder zu Hause agitiren, unmöglih gemacht; ihre Autorität hängt ja davon ab, wie feindselig sie sich gegen „die Sachsen““ zeigen. Und würde die Orga= nisation O'Connell’s heute aufgelöst, die Sachen würden nicht um ein Jota anders stehen. Es is wahr, was O'Connell gesagt hat, daß die Jrländer, scitdem er sie in Masse für politische Zweckte si zu er heben gelehrt habe, weniger agrarishe und andere Frevel begangen habenz sänke aber die bestehende Organisation in die geseblose Anar= ie zurück, aus welcher O'Connell sie erhoben hat, so würde der Haß gegen englisches Regiment eben so stark sein, wie er es immer war, und in abscheulichen Freveln unaufhörlich sich Luft machen, Nun ist es sehr zweifelhaft, ob O'Connell noch lange im Stande sein wird, in seiner Armee die Disziplin zu erhalten. Der Versuh William Con- nor’s, die Annahme einer Resolution gegen den Pachtzins von Scei= ten der Repeal-Association zu bewirken, is nur der Anfang der sich kund- gebenden Jnsubordiuation. Die Taktik aller Agitatoren hat immer darin bestanden, dem Volkshaufen zu erzählen, daß unter gewissen Umständen sie der wilden Wuth desselben freien Spielraum lassen würden, und während sie bei folhem Thema verweilen, halten sie wilde Gedanken in den Gemüthern der Volksmasse wah. Das nübßt ihren Zwecken eine Zeit lang, bis neue Kandidaten der Volksgunst sich erheben und sagen: „Jhr sprechet, aber wir wollen handeln.“ So machte Feargus O'Connor die Massen der Fabrik - Distrikte vorsichtigeren Volksleitern abwenudig, und so wird William Connor oder ihm ähn-=

viel verlangen, wenn man erwartete, daß Menschen ihrer z Macht entsagen sollten, weil sie în dem Gebrauch derselben # eine Beschränkung erleiden ; und deshalb fahren die irländischen Volks=

leiter fort, durch eine Bestärkung leidenschaftliher Vorurtheile, auf die

sie sih anfangs ungern stüßten, das Uebel noch größer zu machen, Die Gefahr, welche aus dieser Richtung der irländishen Gemüther Z droht, is nur zu wahr und deutlih. Großbritanien will niht in F eine Trennung der Union einwilligen, und troß des großen Fortschritts F

der Jrländer seit 1782, sowohl was Volkszahl als Bildung betrifft,

können sie England zu dieser Einwilligung uicht zwingen. Selbst in F el | ut er | lege, bemerkte aber, daß der Präsident diesen in seinem Aermel ver=

Zall eines Krieges würde England nicht im Nachtheil stehen, denn es F

ern

* der die Moralität der Ayacuchos in das hellste Licht sebt.

ist Maus seit 1782 fortgeschritten, obwohl der Aufstand Jrlands ein F barg und dagegen einen anderen in die Urne legen wollte.

liches Uebel wäre, Aber ein Uebel kann groß sein, ohne daß es darum F ergriff der f Aermel des Präsidenten zu untersuchen, wo sih denn der von dem

{on Unheil bringtz und es ist unmöglich, während der Fortdauer des gegen- Y

liche Männer in Jrland den Händen O'Connell's die Zügel entreißen,

Früher oder später durch den Tod O'Connell’s oder durch den Verlust seiner beispiellosen Herrschaft über die Volksmasse muß die vergebliche Organisation der Repeal - Partei in das wilde Chaos, aus dem sie erstand, zurücsinken. Aber die Feindseligkeiten der Race, welche thr eine Zeitlang Gewalt gaben, würden sie noch lange über- leben, um die Versuche der Staatslenker, Jrland Frieden und Wohl= fahrt zu bereiten, zu vereiteln. So lange als diese Feindseligkeiten existiren, wird Jrland ein Dorn in der Seite Englands sein, ein fester Posten, den man nicht räumen darf, damit er niht vom Feinde ge=- nommen werde, eine Provinz, welche Unruhen, Besorgnisse und Geld- ausgaben im Frieden und Schwäche im Kriege bereitet, Und so muß es bleiben bis die Racen vermischt sind.“

Diese Vermischung, fährt das Blatt weiter fort, ist das Werk der Zeit, indeß kann sie durch Regierungsmaßregeln beschleunigt wer-= den. Die Maßregeln aber, welche der Spectator vorschlägt, und von denen wir nur die Einrichtung der Erbpacht nach dem Plane des Ultra-Liberalen Herrn Sharman Crawford, und die Abschaffung der Unterschiede zwischen der privilegirten und unprivilegirten Kirche hervorheben wollen, sind doch etwas zu radikaler Natur und leichter vorgeschlagen als ausgeführt. Es wird deshalb wohl der Zeit missen überlassen bleiben, die Racen=-Verschiedenheit, welche allerdings der Hauptgrund des Unglücks für Jrland is, auszugleichen,

Ute: ande.

Aus dem §Haag, 27. Sept. Jn der zweiten Kammer der Generalstaaten begann heute die Erörterung der Budgets für 1844 und 1845. Sechs Redner sprachen gegen, zwei für den betreffenden Geseß=Entwurf,

Gestern Abend ist Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael hier angekommen. i Der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am belgischen Hofe, Herr Rochussen , is gestern von hier nach Brüssel

abgereist.

: Belgten

: Brüssel , 29. Sept. Der König hat sich vorgestern früh in Begleitung des General - Lieutenants Grafen d'Hane de Steenhuyze und des General -Majors Brialmont nah dem Lager zu Beverloo begeben.

N ov A , M a ( 4 3 . Ov t 4 C 41 1 V E belge meldet: „Der Königl. preußische Ka- pellmeister, Herr Möser, einer der ausgezeihnetsten deutshen Musiker, hat die Ehre gehabt, von Sr. Majestät dem Könige der Belgier S R s 3 Modgillo Vil á El N eine Bone gene Medaille, als Zeichen der Anerkennung für eine große musikalische _Composition, welche er Sr. Majestät gewidmet, zu empsangen.“ Das genannte Blatt macht seine belgischen Leser zuglei darauf aufmerksam, daß Herr Möser der Vater des jungen Biolinisten ist, dessen Talent in Belgien zu wiederholten Malen \o viel Beifall gefunden, und der von de Beriot zu seinen ausgezeich= netsten Schülern gezählt werde.

Spanten

Paris, 28. Sept. Telegraphische Depeschen aus Spanien.

Madrid, 23. Sept, Eine Pulvermühle in einiger Entfernung von hier, nahe am Thor Fuencarral, is gestern früh in die Wft ge sprungen. Mehrere Arbeiter und Aufseher find dabei umgekommen. Die Stadt hat keine bedeutende Beschädigung erlitten. Man weiß noch nicht, was diesen Unfall veranlaßt hat. General Mazaredo, Gouverneur von Madrid, is beauftragt worden, zu gleicher Zeit die Junctionen eines politischen Chefs zu bekleiden. j

Perpignan, 25. Sept. Gestern, am 24sten, war Barcelona noch nicht von den Truppen angegriffen worden, wie man doch er wartet hatte. Vorgestern, bei einem Ausfall, wurden 300 Jnsur= genten nachdrücklih în die Stadt zurückgewiesen. Amettler, als er die Niederlage von Sanct Andre erfuhr, hat sich nach Tiana zurück gezogen; 200 Jusurgenten, die bis Martarel vorgegangen waren, sind vom Landvolk zerstreut worden. Das Dampfschiff „Jsabella 1.“ das 09) Soldaten von Valencia herbeigebracht hatte, is mit den 200 Gefangenen, welche Prim den Jusurgenten abgenommen, nach Valencia zurückgekehrt.

¿ Madrid, 20. Sept. Gestern wurden die Wahlen für die Cortes beendigt. Von den 5217 Personen, welche in Madrid das Wahlrecht haben, nahmen nur 3152 an den Wahlen Theil. Hier in der Stadt trugen die Ayacuchos den Sieg davon, indem die von ih= nen aufgestellten Kandidaten zwischen 1645 und 1724, die der par=- lamentarishen Partei dagegen nur zwischen 1262 und 1418 Stim- men erlangten. Allein in den Wahl-Bezirken des platten Landes un- serer Provinz errang die parlamentarische Partei ein großes Ueber- gewicht, und man vermuthet, daß, wenn diese Stimmen zu den übri= gen gezählt werden, der Ausgang sich zu ihren Gunsten entscheiden werde. Hier in der Hauptstadt ereignete sich vorgestern ein B Finer derselben, Fernandéz de los Rios (von der revolutionairen Septem=

| ber-Junta zum Rath des höchsten Gerichtshofes ernannt), leitete als

Präsident die Wahlhandlungen eines Bezirkes. Ein Wähler, der Graf de la Oliva, überreichte ihm seinen Zettel, damit er ihn in die Urne

Sogleich raf seine Hand und forderte die Umstehenden auf, den

Grafen mit den Namen moderirter Kandidaten beschriebene Zettel vorfand , während der in der Hand des Präsidenten befindliche, für die Urne bestimmte, mit den Namen von Ayacuchos beschrieben war.

Den bis jeßt aus den Provinzen eingegangenen Nachrichten zu- folge, läßt sich fast mit Gewißheit annehmen, daß die parlamentari- {e Coalition fast überall, mit Ausnahme etwa von Saragossa und Sevilla, den Sieg über ihre Gegner bei den Wahlen davontragen werde. Die Ayacuchos sind an vielen Orten gar nicht aufgetreten, und von den Centralisten oder Verfechtern des Infanten Don Fran-= cièco is fast nirgends die Rede, obgleich sie selbst diesen Prinzen und seinen Berather, den Grafen Parsent, überalt in Vorschlag gebracht haben. Um so mehr liegt es nun ihnen und den Ayacuchos daran, das Zusammentreten der Cortes zu verhindern, was natürlih uur auf gewaltsame Weise geshehen kann. f :

Eine ganz neue Erscheinung aber is das Auftreten einer Par- tei, die unter dem Namen der rein monarchischen und religi®ö- sen zum erstenmale an den Wahlen Theil nimmt. Diese Partei wird von den Progressisten für eine dem Staate feindliche Vereinigung von Absolutisten und reinen Karlisten erklärt und auf das heftigste be- kämpft. Sie is vorzüglih in mehreren Provinzen Alt-Castiliens zum Vorschein gekommen und hat die Worte: „König, Vaterland, Geseb als Wahlspruch verkündigt. Sie besteht meistens aus Geistlichen, oder doch aus Personen, die von diesen als Kandidaten aufgestellt werden, Diese erlangten in Valladolid am ersten Wahltage in der That das Uebergewicht. Die dortigen Progressisten erhoben darauf ein lau-= tes Geschrei und richteten einen Aufruf an die „Liberalen“, der mit folgenden Worten beginnt: „Jhr habt die apostolische Partei unter Anführung einiger Diener des Altars sich unter Euch einstellen sehen, nicht um ein Recht auszuüben, welhes das Geseß jedem Bürger zuge- steht, sondern um unsere Langmuth durch jene triumphirende Miene zu fränken, mit welcher sie zu einer anderen Zeit traurigen Anden- fens den mörderischen Dolch über unsere Häupter shwang.““ Es wird dann zur Einigkeit unter den Liberalen aufgefordert und mit folgen- den Worten geschlossen: „Krieg den Karlisten! Krieg auf den Tod! Es lebe die Constitution, es lebe die constitutionelle Königin, es lebe die Freiheit! Nieder mit den Tyrannen!“ Am 17ten fielen darauf die „Liberalen“ mit Prügeln über die Absolutisten her und brachten ihnen auf diese handgreifliche Weise die Ueberzeugung von der Frei heit der Wahlen bei, Jn Palencia drängte sih die Geistlichkeit ebenfalls zu den Wahlen und stellte die Worte: „Katholische Religion, König, Vaterland, Einigkeit, Wohlstand und Unabhängigkeit“ als Wahl- \spruh auf. „Dieses Programm“, so heißt es in einem darauf von den Progressisten erlassenen Aufruf, „wurde mit dem größten Unwillen, ja mit Entseßen vou allen rechtlichen Leuten, von allen Liberalen dieser Stadt aufgenommen, die darin nichts anders als das verruchte Bestreben, einen noch weit unerträgliheren Despotismus als den von 1823 einzuführen, erblickt haben.“ Der Gefe politico ließ jenen Geistlichen und ihren Anhängern sagen , daß er sie innerhalb des Saales, wo die Wahlen vor sich gingen, nicht hüßen könne, weil seine Gewalt dort aufhöre. Die Offiziere der dortigen National - Miliz erließen am 17ten ein Manifest, worin es unter Anderem heißt: „Kein Mitleiden mehr, Liberale; feine Duldung länger den Schändlichen, welcher unter der von ihnen entweihten Fahne der Religion unzählige und schauderhafte Verbrechen begehen, und den Unvorsichtigen den Mordstahl in die Hände gebend, damit sie ihn in die Brust ihrer Brüder stoßen mögen, gottlose und bachische (baquicos) Gesänge zum Lobe ihrer {mubigen Abgötter darbringen, indem sie glauben, daß unsere geliebte und au gebetete Freiheit bereits im Grabe liege u. st. w.“ Es is daher kaum zu verwundern, daß auch dort die Liberalen sich auf Prügel beriefen. Gleiches fiel in Zamora vor, wo die Absolutisten zu An= fang die Mehrheit bei den Wahlen, dann aber Schläge davontrugen. In Leon trat die Geistlichkeit in Masse auf, um das Wahlrecht auszu- üben. Jn Salamanca gleichfalls. JnToledo erschienen 81 Geistliche, Kanonici, Präbendare, in ihrer Amtstracht und, allem Anschein nach, werden sie dort den Sieg erlangen, Uebrigens erscheint schon seit einem halben Jahre hier in Madrid eine Zeitung unter dem Titel el Re- parador, welche die unumschräukte Monarchie und die Interessen des Don Carlos unumwunden vertheidigt , jedoch nur eine sehr ge ringe Anzahl Leser findet. Seit einiger Zeit spricht sie sich zu _Gunu= sten der Vermählung der Königin Jsabella mit dem ältesten Sohne des Don Carlos aus. i S /

Vermöge einer der in Spanien so häufigen Anomalieen haben in Sevilla die Agacuchos, in Cadix dagegen die Moderirten alle Aus- sicht, bei den Wahlen den Sieg davon zu tragen.

& Madrid, 21. Sept. Erst in voriger Nacht, nachdem mein

gestriger Brief zur Post gegeben war, erhielt die Regierung Nachricht von dem in Saragossa ausgebrochenen Aufstande. S E Am 17ten Abends acht Uhr versammelte sich in der Hauptstraße

von Saragossa, dem Coso, dem Plaße San Francisco gegenüber, ein |

Haufen von Aufrührern unter dem Geschrei, es lebe Espartero, es lebe der Regent, es lebe die Central-Junta!““ Ein Theil des Haufens zog dann nah dem Theater, ein anderer vor das von dem General

Capitain bewohnte Gebäude. Jm Theater wiederholten die eindrin

genden Aufrührer ihr Geschrei, und die dort anwesenden Mitglieder des Ayuntamiento stellten sich an ihre Spiße und verfügten sich zu dem General-Capitain Lopez Baños, um ihn aufzufordern, sich der Bewegung anzuschließen. Dieser wies sie zurück. Mit Tagesanbruch (am 18ten) ließen die Rebellen General-Marsch schlagen, und durch die National-Miliz die Hauptstraßen der Stadt beseßen. Das Ayuntamiento versammelte sich in permanenter Sißung. Die Truppen zogen sich aus der Stadt in das Castell la Aljaferia zurück, sollen jedoch zum Theil, da es ihnen an Lebensmitteln fehlte, zu den Aufrührern übergegangen sein, Man weiß nicht, was aus dem General-Capitain geworden ist. Am 18ten Morgens wurde das Bilduiß Espartero'’s im Triumph durch die Straßen getragen und eine provisorische Junta eingeseßt. Diese besteht aus Dou Cirilo Franquet, der bis zum leßten Tage der Herrschaft Espartero’s Gefe politico von Saragossa war, Don José Maria Ugarte (Gefe politico von Leon zu derselben Zeit), dem Obersten des Provinzial-Regiments von Saragossa und einigen anderen eifrigen Esparteristen. Der bekannte Echalecu, früherhin Gouverneur des Monjuich, traf gerade am 17ten in Saragossa ein, und der Ge= neral Don Evaristo San Miguel wurde dort erwartet, um die Be- wegung zu leiten.

__Die eigentlihe Bedeutung dieses Aufstandes liegt vor Augen. Die Wiedercinseßung der Regentschaft Espartero's is der Zweck, die Verkündigung der Central-Junta das Mittel. Der von dem Mitgliede der Saragossaer Junta, Don J. M. Ugarte, erlassene Aufruf sagt gradezu : „Saragossaer! Aragonier! Zu den Waffen! Eure Fahne sei

entral-Junta innerhalb unserer Mauern, National-Unabhängig-= feit, constitutionelle Jsabella 11, Revision der Constitution von 1837, damit man euch nicht aufs neue die Gegenstände eurer Vor= liebe raube, und das Zurückkommen des Herzogs de la Vi= toria (venida del Duque de la V.).“ Jn demselben Aufrufe wird dem Volke erklärt, was die Regentschaft Espartero's bedeutete : „eine Gewalt, welche eure (des Volkes) Souverainität darstellte, diese Sou= verainität, die man durch den sheußlichsten Despotismus erseßen will, um euch in der {mählichsten Anarchie an die Fremden zu verkaufen.“

Wenn man noch Zweifel über die Bedeutung des Aufstandes von Saragossa haben könnte, so höre man, was das hiesige Organ

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- Agacuchos, der Espectador, heute vorträgt, Er beginnt Res dai ist es, die große volksthümliche Bewegung länger zu unterdrücken, die vor wenigen Tagen in Barce= lona zum Ausbruch kam, deren Bestehen durch das Erheben von die mit jedem Augenblick zunimmt und sich

( ichert wird fg / S Es bie binnen sehr kurzer Zeit in allen Winkeln der Halb=

insel herrschen wird. Die verächtlihe, im Juli eingeseßte Gewalt hat fein Mittel, dieser erhabenen Erschütterung, deren einziger Zweck die Vernichtung der Tyrannei, welche die Völker unterdrüdckt, ist, irgend einen Damm entgegenzuseßen. Der Instinkt der Freiheit und das Ehrgefühl haben alle Herzen elektrisirt, und die edlen Empfindungen haben \ich in aller ihrer Kraft entwickelt, um die Hand, welche sie fnebeln wollte, zu zershmettern. Das, was wir jett im Schooße des reihen Barcelona und des heldenmüthigen Saragossa darstellen schen, is eine erhabene Scene, deren Schauplaß ganz Spanien sein wird, denn Andalusien, Castilien, Galicien, Asturien, Estremadura und selbst die Nordprovinzen werden ohne Zweifel in den von den beiden genannten Städten erhobenen Ruf einstimmen. Und Spanien wird binnen weniger Tage ein großes Feldlager sein, wo jeder Ein-= wohner Soldat, jeder Mann ein Held sein wird, der die Waffen er- greift, um die tyrannische Gewalt, welche das Land unterdrückt, um- zustürzen .…. . Wenn wir den Charakter der Bewegung, die si jeßt bei uns zu verwirklichen beginnt, studiren, so können wir nicht umhin, sie nicht uur für vernünftig, sondern für gerecht und heilig zu halten.“ Die Regierung, welche s[zugicbt, daß unter ihren Augen der | Aufstand organisirt wird, und Blätter wie der Espectador unge- straft den Aufruhr predigen, wird von diesem für eine, das Land unterdrückende tyrannische Gewalt erklärt. Man darf sich daher niht wundern, wenn hier die Ansicht herrschend wird, die proviso- rische Regierung stehe mit Espartero im geheimen Cinverständniß. Wie ih höre, is der französische Deputirte, Herr Garuier Payè's, hier angekommen.

ck=/ Paris, 28. Sept. Die neue Junta von Saragossa hat am 21sten folgende Proclamation erlassen :

„Einwohner von Saragossa! Der Tag der politischen Wiedergeburt is für die Spanier, die dieses Namens würdig sind, gekommen , und der von dieser immer heroischen Stadt gegebene Anstoß zu einer für das Volf so nothwendigen Revolution wird nicht unfruchtbar bleiben, wenn nur eini- ger Patriotismus die wahren Liberalen beseelt, Begierig nah der Freiheit, könnte das spanische Volk, welches die seinige so theuer erkauft hatte, nichi gleichgültig bleiben bei der dichten Wolke, welche unsere besten Bürgschasten bedeckte, und die, zu urtheilen nah dem Kalkül politischer Wahrscheinlichkei- ten, unsere ehrwürdige Constitution ganz und gar in cin schauderhaftes Dun- fel verhüllen sollte. Darum hat das Volk von Saragossa, das ohne Un- terlaß für seine Freiheit wacht, dem sein umsichtiges Verhalten so viele wohl- verdienten Ehren errang, sich heute erhoben, um gegen die Tyrannen die feierlihste Stimme der Verwerfung zu erheben. Die immer heroische Stadt ist indeß nicht die einzige, welche zu den Waffen geeilt is, um ihrer be- drohten Unabhängigkeit zu Hülfe zu kommen: auch das unerschrockene Bar- celona war unsere würdige Rivalin, und ging uns noch auf dem Wege unseres Heils voran, Barcelona, dessen Revolutionen, manch mal vielleiht nicht zuvor Üüberlegt , stets geraden Wegs nach der Konsolidirung oder Gewinnung seiner legitimen Rechte gezielt haben. Die Vorsehung, der Schutengel der unterdrücckten Völker, hat diese Regie- rung, die damit umgeht, uns die Sklaverei vorzubereiten, so verblendet, daß selbst diejenigen, welche sie mit dem meisten Fanatismus proklamirt hatten, nicht umhin können , zu erschrecken vor der Keckheit ihres Abfalles, Be- wohner von Saragossa! Die Heiligkeit der Sache, die ihr durch tausend Gefahren hindurch mit Eifer zu der eurigen gemacht habt, muß euch eures nahen Triumphes versichern. Macht einige Zugeständnisse den Bevölkerun- gen, die mit ihrem Blut den Liberalismus besiegelt haben, zu dem sie sich noch bekennen, und zweifelt nicht, daß der verirrte Theil der freien Männer bald enttäusht sich in Masse erheben wird auf den furhtbaren Ruf von Barcelona und Saragossa. Bald werdet ihr die Vortheile eurer Erhebung genießen: noch kurze Zeit und ihr werdet Spanien wieder aufwachen schen aus dem lethargishen Schlafe, in welchen es das trügerische Programm des Mannes versenkt hatte, der geboren war, uns zu regieren, aber dessen Unwissenheit nur dazu gedient hat, uns zu Sklaven zu machen, Eure Zunta, im Einklange mit dem Jmnpulse, den eure Uleberzeugungen gegeben haben, die auch ihre eigenen sind, wird nicht aufhören, eurem Aufstande die ganze glorreiche Folge ihrer vortheilhasten Konsequenzen zu geben, den ganzen Glanz, den ein nationales Ereigniß verdient, den ganzen Charakter von Stabilität und Festigkeit, der einer 0 belehrenden und so edlen Bewegung gebührt, als die eurige. Habt Vertrauen in eure Junta, welche ihre Pflicht erfüllen wird, indem sie sih für das Land opfert, und fürchtet nichts von euren Feinden, ihr die ihr bei minder günstigen Anlässen niemals die Kek- heit derjenigen ungestraft gelassen habt, die euch erniedrigen wollten. Na- tional-Milizen! Eure oberste Regierungs-Junta sagt euch eierlichen Dank im Namen der Constitution, die ihr vertheidigt; denn der Muth und der Eifer, die euch aus freien Stücken zu so großen Anstrengungeu und Gefah- ren angetrieben haben, fonnten allein uns einen so wichtigen Schritt für die Rettung unserer Constitution thun lassen, die bereits tödtlich ver- wundet is durch diejenigen, die mit ihrer Obhut beauftragt waren. Sol- daten der Freiheit, die Huldigung des Dankes, der eurem edlen Verhalten gebührt, wird euch nicht fehlen. Wir laufen alle zusammen die Gefahren, welche unsere politischen Tugenden uns zuziehen, und wir werden zusammen zum nahen Siege ziehen, und das Haupt mit Lorbeeren umfkränzt, die aufgchende und herrlihe Sonne unserer Freiheit begrüßen, Jhr werdet von denen begleitet sein, die in diesem Augenblick das Wort an euch rich- tenz und Dank den Anstrengungen der Redlichen , ihr werdet nach eurem Wunsche die politische Constitution der Monarchie konsolidirt, mit ihr den Thron Jsabella'3 1. gesichert, und zur Erreichung so kostbaren Ziels die Central - Junta konstituirt sehen, die berufen ist, das Staatsschiff ohne Gefahr zu lenken,

Saragossa, den 21. September 1843,

J, Muñoz, Präsident, J. de Crefz P. Polo y Mongez J, Mateuz D. Marracoz J. M. Ugarte, Secretair,

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Die vorstchende Proclamation is dem Eco von Aragonien vom 23, September entnommen, welches heute auf außerordentlichem Wege hierher gelangt is. Dieses Blatt, welches im Anfang August, als Saragossa die neue Regierung zu Madrid anerkannt hatte, einge= gangen war, is nun wieder erschienen und giebt noch Näheres über die dortigen Vorfälle. Auf die Anordnung des von der Junta zum General-Kommandanten der Provinz ernannten Don J. de Cref ist nun die Stadt in vier verschiedene Distrikte vertheilt worden, um die Vertheidigungs - Maßregeln danach zu vertheilen. Jeder Abtheilung der Truppen und der National-Miliz ift schon im voraus der Posten angewiesen, den sie einzunehmen hat im Falle eines Angriffs, Die sonstigen Maßregeln der Junta stehen so ziemlich im Einklange mit denen der Junta von Barcelona; auch die Junta von Saragossa hat den Soldaten der Alters-Klasse von 1839, die zu ihr übertreten wiir= den, unbedingte Verabschiedung, sobald der Zweck des jeßigen Auf- standes, Versammlung einer Central-Junta, erreicht sei, versprochen.

Der Phare des Pyrenées vom 2Msten giebt weitere kurze Radiidten, m R bis 20sten Mittags, Die Junta hatte die Bildung von zwei „heiligen“ Compaguieen anbefohlen , die aus Offizieren der Armee zusammengeseßt werden follen, die an der Be= wegung theilnehmen wollen. Mehr als 150 hatten sih bereits ein- reihen lassen, und thaten bereits Dienste. Die aus fünf Bataillons bestehende National-Miliz war beständig unter den Waffen. Der Ge- neral-Capitain Lopez Baños soll nah dem Phare die Verbindungen mit der Stadt abgeschnitten haben, was aber bei der Geringfügigfeit

vom Phare gemeldet, doppelt unwahrscheinlich wird. Dagegen so= len die Jusurgenten Jedermann ungehindert und frei aus - und ein- lassen. Dasselbe Blatt gesteht den tiefen Eindruck zwar zu, den die Nachrichten aus Saragossa zu Madrid hervorgebraht haben, ver= sichert jedo, es habe am Msten Abends vollkommene Ruhe daselbst geherrsht. Die Regierung sei voll Vertrauen und beschäftige sich thätig mit Ergreifung der zur Herstellung der Ordnung las

Maßregeln. Der General Concha, auf dessen Thätigkeit und Einf

man sehr rechnete, sollte unverzüglih gegen Saragossa ziehen, mit allen Truppen, die er auf der Straße finden würde, um vor der Hauptstadt Arragoniens mindestens mit einem Corps von 6000 Mann anzukommen, Wo diese herkommen sollen, ist aber nicht abzusehen, da auf der Straße nah Saragossa uur wenige schwache Abtheilun= gen auf einigen Punkten zerstreut stehen, zu Calatazgud aber ein De- pot von zahlreichen höchst mißvergnügten Offizieren sih befindet, die auf halben Sold geseht, auch diesen nicht erhalten.

Auch die Wahl des nah Catalonien geschickten Generals Lau- reano Sanz ist keine glückliche zu nennen. General Sanz war zur Zeit des September Pronincianiiento von 1840 General - Capitain von Galicien gewesen, hatte aber damals seine Entlassung genommen und unter Espartero's Regentschaft keine Stelle bekleidet. É ialiger Offizier in der Jnfanterie, Secretair des Generals Mina, während derselbe die Nord-Armee im Jahre 1835 befehligte, hat General Sanz durch keine Waffenthat von Bedeutung sich hervorgethan, und genießt daher auch nur geringen Einfluß in der Armee. Die drei anderen ihn begleitenden Generale dagegen sind jung, ehrgeizig, haben in den leßten Ereignissen eine: gewisse Rolle gespielt; aber in Cata= lonien werden sie als entschiedene Anhänger der Königin Christine keinen guten Empfang finden. Schelly verdankt dem General O'Don= nell sein Emporkommen, und stand bekanntlich im Juni vor Ankunst der Generale Narvaez und Concha zu Valencia an der Spiße des

| dortigen Aufstandes. Lara war bisher Gouverneur von Cadix, und Pavia, ehemals Adjutant des Barons de Meer, als dieser General=

Capitain von Catalonien war, tritt dort an seine Stelle. j Auch aus der Mancha laufen allerlei s{limme Nachrichten einz zu Alcala Real soll sich eine Abtheilung von vier Escadrons Reiterei zu Gunsten der Central= Junta erhoben und die Stadt verlassen ha=- ben. Man soll ihnen eine Abtheilung Jufanterie zur Verfolgung nah= geschickt haben. Jn Carmona und Ecija in Andalusien perrscht die größte Verwirrung, man will die Beamten der Regierung nicht aner= kennen: Die Regierung hat nun Befehl gegeben, daß das Provin= zial-Bataillon von Ecija wieder unter die Waffen treten solle. Nach Privatbriefen aus Andalusien scheint man dort nur die Ankunft meh= rerer esparteristishen Generale zu erwarten, um offen sich zu erheben; General Minuissir, welchen die Mißvergnügten zu Valencia für die projektirte Bewegung hatten gewinnen wollen, hat diese Stadt auf Weisung des General-Capitains Roncali verlassen müssen und ist mit dem Dampfschiffe bereits in Marseille angekommen, von wo er sich, wie es heißt, nah Jtalien begeben will. Graf Parsent, der Hos- marschall des Infanten Francisco de Paula, i} hier zu Paris einge= troffen, und in diesem Augenblicke müssen wohl auch die beiden Depu= tirten Vicomte de Daru und Achille Fould von ihrer Reise nach Ma= drid zurück sein, da sie schon am 23sten mit der Mallepo|t von dort zu Bayonne eingetrossen waren. j : j Ueber ven Gang der Dinge in Catalonien lauten die heute ein= getroffenen Berichte in Zeitungen und Briefen bis zum 21sten auch ganz anders als der Telegraph sie gegeben hatte. Das Gefecht Prins gegen eine Abtheilung Amettler's zu San Andres del Palo= mar wird darin als ein ganz unbedeutendes Plänkeln dargestellt, das einige Tage schon foxtwährte, und woran im Ganzen nur etwa 150 Mann von Amettler's Seite Theil genommen hatten. Die Truppen der Garnison in der Citadelle und zu Barceloneta unterhiel= ten cin fortwährendes Gewehrfeuer, auf das nur wenig geantwortet wurde. Es scheint, daß man diejenigen, welche aus bloßer Furcht vor Gewaltthätigkeiten im ersten Augenblicke des Schreckens die Stadt verlassen hatten, ohne zu einer bestimmten Partei sich zu halten, und die jebt dahin zurückkehren möchten, daran von Seiten der Truppen Prim's hindern will. Prim hatte einen Vorposten an einen Punkt Cruzcubierta (das bedeckte Kreuz) gestellt, um den Eingang von Lebensmitteln in die Stadt zu verhindern und die Blokade wieder durchzuführen. Allein dies war nicht möglih. Am 17ten in der Nacht latte Araoz einen Ausfall aus der Citadelle gemacht, um sich des im Quartier de la Bora del Roch belegenen Depots von Lebens= mitteln zu bemächtigen, dessen Existenz ihm durch seine Spione ver= rathen worden war. Allein die Truppen wurden augenblicklih wieder in die Citadelle zurückgedrängt, nachdem sie zwei Offiziere und vier Soldaten todt zurückgelassen hatten. Viele Soldaten benußten die Gelegenheit zum Desertiren, Am 46ten hatten 800 mobilisirte Mi=

- lizen von Uoret und Losa und ein von Figueras gekommenes Bataillon

mit Amettler’s Truppen sich vereinigt. Am 17ten hielt dieser zu Badalona eine Musterung über seine sämmtlichen Streitkräfte, die auf 8400 Mann angewachsen gewesen sein sollen. Der Telegraph hatte gesagt, das Pronunciamiento von Reus sei mißlungen. Jn den mir vorliegenden Berichten heißt es im Gegentheile, dasselbe sei am 15ten schon wirkli vor sih gegangen. An der Spibe der Be=- wegung soll der unter dem Namen el Roset bekannte Parteigänger, Oberst Francisco Subira, stehen, der im Juni gleichfalls den Auf= stand von Reus und Taragona mit entschieden hatte.

Griechenland.

m París, 28. Sept. Ueber die Bewegung in Athen haben wir noch weitere Mittheilungen erhalten, welhe hier und da die An= gaben des Observateur Grec theils ergänzen, theils berichtigen. Alles war zwischen den Chefs der Revolution schon lange vorher be= rathen und beschlossen. Das Zeichen zum Ausbruche der Bewegung wurde durch drei Flintenschüsse gegeben, die aus dem Hause des Herrn Macriani, des Präsidenten des Stadt-Rathes von Athen, abgefeuert wurden. Alsbald ließ der Plaß -=Kommandant und Chef der Pali= faren, Calergi, seine Truppen unter die Waffen treten und märschirte an ihrer Spive nah dem Palaste des Königs. Alles {lief im Pa= laste und in der Stadt. Calergi beseßte alle Zugängez hierauf stimmten die Chefs und ihre Soldaten den Ruf nach einer Constitu- tion an. Jett erst fuhren die Bürger aus dem Schlafe aufz die Einen stiegen auf die Dächer, die Anderen kamen auf die Straßen; rasch wuchs die Masse an, uud Alles, in Uebereinstimmung mit den Palikaren, rief nun: „Constitution und fort mit den Fremden“, Jnmitten dieses Tumults empfing König Otto, getrennt von seinem Minister-Rathe und blos von seiner Dienerschaft umgeben, die Chefs der Jusurgenten und ertheilte die Unterschriften, welhe man von ihm begehrte. Außer den gestern in unseren Blättern bereits gegebenen wurden am 15ten noch verschiedene Dekrete veröffentlicht, welche wir hier folgen lassen:

Proclamation des Minister-Rathes an die griehiscche Nation. ch2 add

Hellenen! Eure Wünsche sind endlich erfüllt, son der Hauptstadt und der Staatsrath haben heule Wünsche des Landes, betreffend die Einberufung c lung der Nation und die definitive Ver assung, bis Se. Majestät haben gervht, diese Wünsch raten

seiner Streitkräfte wohl eine s{chwere Aufgabe sein dürfte und zumal

tung dex öffentlichen Angelegenheiten