1843 / 97 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

| S elbt an die Spibe seiner Husaren und ie Ad A Secthéebene sehr schwierige Manöver „aus. Bewunderungswürdige Ordnung und Harmonie herrshen im Lager zwischen den Soldaten der verschiedenen Armee-Corps. Das ganze Lager is alle Abend von tausend Laternen erleuhtet. Gute Restau- rationen findet man dort, wenngleich mit sehr hohen Preisen. Den das Lager Besuchenden is zu rathen, sich in Lüneburg, wo die Wirthe noch die alten Preise behalten haben, mit Mundvorrath zu versorgen. Zum Glück der Soldaten isst dur den in diesen leßten Tagen ge-= fallenen Regen der fast nicht zu ertragende Staub gedämpfst. Das Lager wird noch zwei Tage verlängert, wie zuverlässig gemeldet wird.

Lüneburg, 29. Sept. (H. K.) Die allgemeine Jdee des heutigen Manövers war: Ein Ostsee-Corps, welches bei Schwerin vereinigt is, soll Lüneburg beseßen, um von dort gegen die Weser zu operiren. Es is zu dem Ende am 28. Sept, bei Boibenburg über die Elbe gegangen und bis an die Neete vorgerückt, Ein Weser= Corps von geringerer Stärke ist au demselben Tage von Rothenburg her in Lüneburg angekommen und soll dem Feinde das Vordringen erschweren. Es geht ihm am 29sten d. des Morgens entgegen, weil es hofft, die zwischen der Neeße und Lüneburg befindlichen Positionen gegen Uebermacht vertheidigen zu können. Das Ostsee -Corps seßt sich am Morgen desselben Tages von dem Dorfe Neebe aus gegen Lüneburg in Marsh. Seine Vortruppen finden den Feind bei Nuß felde; es verläßt deshalb bei Sülbeck die große Straße, weil der Kommandirende befürchtet, niht durch den Bilmerstrauch durchdringen zu können, und weil ihm die Gelegenheit erwünscht, dem Feinte ein ernstlihes Gefecht liefern zu können. Das Ostsce-Corps wird einst weilen bei Sülbeck und Nußfelde konzentirt, während der Feind rc fognoszirt. Das Weser-Corps war nur en Squelette durch fleine Trup pen- Abtheilungen angedeutet. Das Ostsee - Corps bestand aus dem | 10ten Bundes - Armee - Corps. Die Ausstellung beim Anfange des | Manövers war: Das Weser - Corps war gegen Nußfelde vor-= | geschoben und hatte Feldwachen vor der Fronte, welhe das Terrain rechts bis zur großen Straße, links bis Lentenau beobachtetz dieser Ort war auch mit Jufauterie beseßt. Das gauze Armee-Corps der Ostsee-Truppen war in der Rendezvous-Stellung auf dem freien Terrain östlih von Nußbfelde vereinigt. Die Jufanterie befand sich in Brigade-Kolonnen auf den beiden Flügeln, die Artillerie dahinter. Kavallerie-Vortruppen waren den Vorposten des Feindes gegenüber- gestellt. Die Kavallerie des Weser-Corps entwickelte sich auf dem Kampe zwischen dem s{chwarzen Grunde und dem lüneburger Wege und war bereit, das Debouchiren des Feindes aus und neben Nußfelde her zu ershweren. NMeitende Artillerie war ihr beigegeben. Die übrigen Truppen ordueten sich auf den Höhen rückwärts, wo sie das Gefecht annehmeu wollten, Die Reserve-Kavallerie des Ostscce-Corps ging südlih an Nubfelde vorbei, entwickelte sich rasch zum Angriffe und suchte die ihr entgegenstehende Kavallerie des Weser-Corps auf | die Position der Jufanterie zurüczuwerfen. Dieselbe aber erhielt das Artillerie - Feuer aus jener Position und so zog sie sich aus dem Bereiche desselben zurück. Gleichzeitig mit der Reserve= Kavallerie sehte sich die rehte Kolonne in Marsch. Sie rückte mit Kavallerie vor der Frout über den Speltenkamp, in der Richtung des Kahnkenberges vor, indem sie ein Bataillon und eine Schwadron detaschirte, welche sie zur Deckung dex reten Flanke über Lentenau und das drager Holz hin gegen Erbsdorff} wendete. Später wurde die mittlere und die linke Kolonne in Bewegung geseht, indem jene ihre Kavallerie in der Richtung des lüneburger Weges vor der Front hatte, und so rückten sie an Nußfelde vorbei gegen die Steinhüöhe vor. Die Reserve=Jufanteric folgte der linken, die Reserve-Artillerie der mittleren Kolonne. die Tôten der drei Kolonnen über den Speltenkamp uud Kehstuck vorgerückt waren, so entwickelte sih die Snfauterie in zwei regelmäßigen Treffen. 3

Wie

Das Weser - Corps war nun auf den Höheu aufgestellt, welche sich zwischen dem Bilmer= strauhe und dem Drögenholze befinden. Der rechte Flügel hatte die Steinhöhe, das Centrum die Vierberge, der linke Flügel den Kahnkenberg und das Holz östlich von Erbsdorff , beseßt. Das Armee - Corps der Ostsce- Armee rücckte nun in entwickelter Schlacht - Ordnung gegen die Stellung des Feindes vor, Artillerie und Tirailleure leiteten das Gefecht cin. Die Division Kavallerie war hinter ihre Jufanterie zurückgegangen ; die Roserve - Kavallerie hatte sich hinter den linken Flügel der Armee gezogen und beobach- tete die feindlihe Kavallerie. Die Reserve - Artillerie und Jufanterie | blieb hinter der mittleren und linken Kolonne. Vor der Stellung des | Feindes angelangt, ging das gesammte erste Treffen der Jufanterie | gleichzeitig zum Bajonett-Angriff über, welcher jedoch zurückgeschlagen | wurde. Der Angriff wurde sodann durch das zweite Treffen wieder= | holt, indem auch die Reserve - Jufanterie gegen die Steinhöhe vor- | drang. Durch diesen Angriff wurde der Feind gezwungen, die Po= | sition zu räumen. Zur Deckung des Rückzuges wurde nun Erbs= | dorff, das Hainholz und Büchenholz mit Infanterie beseßt, die Ka

vallerie zog sich nah dem Katharinen - Berg. Die rechte Kolonne | der Ostsee-Armee griff nun mit einer Brigade Erbsdorf mit der an- deren das Hainholz an. Die mittlere Kolonue vertrieb den Feind

aus dem Büchenholz und rückte auf dem lüneburger Wege vor. Die linke

Kolonne \chickte Artillerie über die Steinhöhe hinaus. Die Reserve-Ka=

vallerie folgte der Bewegung, in Verbindung mit der reitenden Artillerie.

Nachdem die Weser - Armee auch da vertrieben war, nahm sie ihre

T Err ree o r Eme

tüchtigen Praktiker verräth. Die Banda auf dem Theater {loß sich dem Orchester im Ganzen gut an, was, der großen Entfernung vom Düigenten wegen, nicht ohne Schwierigkeit 1}, —Uu,

Ein neues Lustspiel von Me. __Der gegenwärtige Zustand der dramatischen Literaturkunst ist eben kein unerfreulicher, Jun Ländern, wo die matcriellen Jnteressen über-

wiegend vorherrschen , liegt sie ganz danieder, Nord - Amerika z. B., ein Land, worin überhaupt von Kunst fast gar keine Rede is, weist nicht einen einzigen dramalischen Dichter aufz und in England wird man den versifi- zirten Soeuen Bulwer's schwerlich eine höhere Beachtung widmen, als sie in der That verdienen, Ju Lusitanien schweigt die dramatische Muse ganz, und in Spanien spricht sie blos durch den Mund des, seine zierlichen parlamentarischen Redenëarien auc in Jamben zu umschreiben verstchenden Martinez de la Nosa. Ju Jtalien verfassen Manzoni und Nic co- lini nur ernste historische Schauspiele, die im Grunde versifizirte Chroniken sindz in Letterem regt sich gleichwohl schon ein frischerer und das Roman- tische anstreifender Geist, während Manzoni sich ganz in den starren Formen der plastischen Poesie hält z der dem Jtaliener angeborene Siun für die Herauswendung der Kehrseite des Lebens scheint cit Goldovi gar feine dichterischen Früchte mehr erzeugen zu wollen oder zu können Polen weist egenwärtig wahrhaft große Dichter auf, aber {ie schreiben nicht für das Theater, Jun Rußland regt sich viel Sinn für das nationale Drama, und wahrscheinli kommt es dort bald zu einer selbstständigen auch auf das Ausland einwikenden Bühnen - Poesie. aats Kunst der Malcrei in ihre frühere Würde wieder eintritt, hält sich die des rhythmischen Wories in der Zurückgezogenhcit, und die Bühnen des Lan- des sind nur Filiale der französischen, Auch von einer holländischen Dra- matik hört man jeßt nihts mehr, Skandinavien wird noch immer durch den edlen Adam Orhlenschläger, der mit der Phantasie Tieck's die milde Darstellungskunst Göthe's vereinigt, ohne sich jedoch mit Beiden , was Ge-

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| geistreich repräsentirte Vermittelung des

602 Stellung hinter der Hainholz-Riede. Der rechte Flügel befand sich hinter dem Bilmerteiche, das Centrum zu beiden Seiten des Lüne- burger Weges, der linke Flügel dehnte sich über die Kören - Sicken bis an den Scharnebecker Weg, nordöstlich von Olm ab, aus. Die Reserve - Kavallerie stellte sich etwas rückwärts des rechten Flügels, nördlih von der nah Bleckede führenden Straße auf. Gegen diese Stellung rückte der rehte Flügel der Ostsee-Armee auf dem Scharne= becker Wege über das Stadtfeld und vom Hainholz aus gegen den linfen Flügel. Die mittlere Kolonne debouchirte rechts uud links des lüneburger Weges, die linke Kolonne ging beim Bilmerteiche über die Riede bis zum Katharinenberge. Die Reserve-Kavallerie marschirte in einer Kolonne ab, um hinter dem Katharinenberge die Blekeder Straße zu gewinnen. Das Weser=Corps hatte die Stellung hinter der Hainholz - Riede verlassen und nahm eine neue auf dem höher

liegenden Terrain ein. Der rechte Flügel befand sich auf der Brand = Haide, der linke lehnte sich an Olm. Die Refserve= | Kavallerie suchte die rechte Flauke zu deckeu, indem rüc{wärts

und seitwärts die Jufanterie blieb. Gegen diese Stellung agirte die Ostsee - Armee in drei Kolonnen. Die Reserve-Kavallerie debouchirte auf der Bleckeder Straße und entwickelte sih westlich der Hainholz Riede in zwei Treffen. Ju Folge dessen trat die Wescr-Armee ihren Rückzug auf Lüneburg an, gedeckt durch Kavallerie. Die drei Ko lonnen der Ostsee - Armee blieben in der dem Feinde abgenommenen Stellung, und ließea denselben dur leihte Truppen verfolgen. So endete das Manöver an diesem Tage, eines der schöusten für den Zuschauer, die wir noch gesehen, weil die Haupt - Angrisse der gan zen Armee in einer großen Haideflähe geschahen, die mit Höhen umgeben war, worauf die Zuschauer standen, welche sich in großer Masse eingefunden hatten. Es war ein imposanter Anblick, diese Tausende von Junfanterie und Kavallerie in einer Schlachtlinie vor rücen zu sehen, wie die Jufanterie des ersten Treffens zurückgeschla gen wurde und, von der feindlichen Kavallerie angegriffen, in der Haidefläche keine Deckung habend, augenblicklich Quarré's bildete, bis die Jnfanterie des zweiten Tresfens \chuell heranrückte, und nun vereint mit gefälltem Bajonett, unter klingendem Spiel und tau- sendfachem Hurrah die Berge erstürmte.

Kurhessen. Kassel, 1. Okt, (K. Z) Nachdem die Feld- Manöver des kurhessischen Armee-Corps gestern Morgen beschlossen worden, sind die verschiedenen Truppentheile in ihre Standquartiere abmarschirt und die zur Garnison der Residenz gehörigen wieder hier eingerüdckt, worauf dieselben die hiesige Bürgergarde, welche in diesen Tagen die Wachen versehen hatte, ablösten.

Baden. Karlsruhe, 29, Sept. (K. 53) Sée. Königl. Hoheit der Großherzog sind heute Mittag um 115 Uhr nah Schloß Stau- fenberg abgereist und werden sich morgen früh von da nah Offen burg begeben, um dem daselbst stattsindenden landwirthschaftlichen Centralfest anzuwohnen.

Karlsruhe, 29. Sept. (F. J.) Die Großherzogl. Kom- mandantschaft in Karlsruhe fordert den russischen Major Stolipin und den Fürsten Trubetzkoi, welche der Theilnahme an dem Duell zwischen Wereflin und Göler beschuldigt sind (Ersterer als Sekundant, Leßte- rer als Zeuge) und Baden-Baden verlassen haben, auf, sich binnen zwei Monateu vor der genannten Kommandauntschast oder dem Be- zirksgmt Ettlingen zu stellen.

Russland und Poien.

St. Petersburg, 28. Sept. Die hiesigen Zeitungen ent halten folgendes Kaiserliche Manifest : „Durch die Gnade Gottes Wir Nikolaus der Erste, Kaiser und Selbst herrsher aller Reussen, 2c. 2c. 2c. thun hiermit allen Unseren getreuen Un terthanen kund: Am 8ten (20sten) Tage dieses September ist Unsere geliebte Schwiegertochter, die Cásarewna und Großfürstin Maria Alexan- drowna, Gemahlin Unseres geliebten Sohnes, des Thronfolgers und Cäsa- rewitsh, von einem Prinzen entbunden worden, der Unser Enkel und Ihrer Kaiterlichen Hol‘eiten Sohn ist und den Namen Nikolaus erhalten hat. Diesen Zuwachs Unseres Kaiserlichen Hauses empfangen Wir als ein neues Zeichen der über Uns und Unser Reich ausgegossenen Segnungen des Höchsten, und indem Wir dies Unseren getreuen Unterthanen verkünden, sind Wir überzeugt, daß Alle vereint mit Uns ihre herzlichen Gebete zu Gott richten werden für die Erhaltung und das Gedeihen des Neugebore- nen, Wir befehlen, in allen entsprehenden Angelegenheiten, in Wort und Schrift, diesen Unseren geliebten Enkel, den neugebornen Großfürsten, Seine Kaiserliche Hoheit zu nennen. Gegeben in der Stadt Warschau, am Sten (20.) Tage des September im Jahre nach Christi Geburt 1843 und Unsc- rer Regierung im achtzehnten, Nikolaus.“

Zugleich wurde durch Kaiserlichen Tagesbefehl Se. Kaiserl. Ho heit der Großfürst Nikolaus Alexandrowitsch zum Chef des Grodno- \hen Husaren - Regiments ernaunt und verordnet, daß Höchstderselbe allen den Garde = Regimentern zugezählt werden soll, bei denen sein erhabener Vater Se. Kaiserl, Hoheit der Thronfolger und Cäsare= witsch steht.

Fn e Paris, 29. Sept. Der Herzog und die Herzogin vou Ne- mours haben am 26sten d. verschiedene Fabriken uud öffentliche An= stalten in Lyon besucht und Abends cinem Balle beigewohnt, den

halt und Gestaltung betrifft, messcn zu können, noch immer würdig reprä- sentirt, Die Schweizer sind zu schr in politischen Parteikämpfen befangen, als daß sie sich viel um „die heitere Wissenschafi““ kümmern möchten, Frankreich weist dagegen ein Häuflein talentvoller dramatischer Dichter auf: die abenteuerliche Romantik Victor Hugo's, das plastische Charakter-Bildungs-Ver- mögen Ponsard's, die politische Grazie Scribe's, die in Alexander Dumas Zufälligen mit dem Wirklichen, ha-

| ben ihren Anhang und ihre Verchrer, und viele andere seiner jüngeren Dichter | wissen, und das will schon Etwas sagen, für die Bühne zu schreiben. Die

| talentvollsten jungen Dichter, | hat, sind Lyriker :

In Belgien, wo die |

welche unjer deutsches Vaterland jeyt aufzuweisen Freiligrath, Geibel, Sim1ock, Lenau, Anast. Grün, Hcine u. s, w,

Die Dramen Anderer, z. B. von Zedliß, Halm, haben immer einen lyrischen Durchllangz; Uhland's und Eichendo rff's Schauspiele ermangeln, bei allen Vorzügen im Einzelnen, des dramatischen Lebens z Grillparzer zieht sich in die Einsamkeit zurück, und auch Raupach scheint bretlermüde geworden; so kommt es denn, daß die dramatische Muse bei uns jeßt am häufigsten von praktischen Schauspielern kultivirt wird, und die Herren Holbein, Kettel, L. Mever, Frau von Elmenreich ü, s W, wer fann sie alle nennen! sind es, welche gegenwärtig solhe Stüdcke schreiben, bearbeiten oder überscßen, die wirklich darstellbar sind und deshalb dargestellt werden. Auch der Verfasser des dreiaktigen, nach dem Englischen frei bearbeiteten und am 3, Oftober im Theater der Königsstadt vor vollem Hause zum ersten Mal gegebenen Lustspiels „Lord, Krämer und Va- gabund“ is ein Schauspieler, F. Meck zu Deßau (wahrscheinlich ein Sohn des frankfurter Theater-Direktors). Die ältere englische Literatur ist befanntlih schr reih an derartigen, noch heut benußbaren Possen. Die genannte isst nicht gerade die schlechteste, aber auch nicht die beste darunter ; sie giebt uns im Lord (Herr Burmeister) das etwas stark grau in grau gemalte Bild eines hochfahrenden Aristokraten, das auf die Dauer durch seine Einfarbigkeit ermüdet; im Krämer (Herr Beckmann) das eines unwissenden Parvenu's, der sih mit dem durch den Butter- und Käse- handel erfeilschten Gelde ein Rittergut gekauft hat und in seinem Streben, die Sitten der noblen Weit anzunehmen, in ächtkomische Zerwürfnisse mit der Aeußerlichkeit geräthz und im Vagabunden (Herr Grobeder) das

ihnen zu Ehren die Stadt Lyon im Theater veranstaltet hatte. Die Herzogin tanzte zuerst mit Herrn Arnaud, einem der Vertreter des Maire, als Repräsentanten der städtishen Behörden, dann mit dem General Duchamp, als Repräsentanten der Armee, ferner mit tem Königlichen Prokurator, Herrn Gilardi, als Repräsentanten der Ju- stiz-Behörden, und zuleßt mit Herrn Paul E9mard, als Repräsen- tanten der lyoner Fabrikanten.

Jn einer der leßten Sibßungen des Minister - Rathes soll be- chlossen worden sein, die efffektive Stärke der französishen Truppen an der Pyrenäen-Gränze zu vermehren und die Esparteristen von der Gränze nah den inneren Departements zu entfernen. Demzufolge soll Herr Mendizabal, der sih zu Bagnères besindet, bedeutet worden scin, daß er zum wenigsten 50 Lieues von den Pyrenäen seinen Aufent halt nehmen müsse.

Auch heute enthält das Journal des Débats wieder einen Artikel, der die gegen die Befestigung von Paris erzeugte Aufregung beshwichtigen soll, der indeß uur die schon gestern angeführten Ar= gumente wiederholt und die Annahme lächerlich zu machen sucht, daß die Regierung im Stande sein sollte, eine so gewaltige Arbeit, wie die Bewaffnung der Fortificationen, ganz unbemerkt und ins= geheim ausführen zu lassen.

Heute finden in den legitimistischen Salons des Faubourg St. Germain aus Anlaß des 24sten Jahrestages der Geburt des Herzogs von Bordeaux große Festlichkeiten statt.

Es heißt, Baron James von Rothschild werde demnächst eine Reise nah Rom machen.

Am Dienstag trafen zu Bordeaux der Graf von Parsent und Don Maria Ferrer ein, Ersterer vertrauter Agent des Jufanten Francisco de Paula, Letzterer einer der spanishen Ex -Miuister aus Espartero's Regentschaft.

Grossbritanien und Irland.

London, 29, Sept. Als ein carakteristisher Zug in der geistig fortschreitenden Bewegung des enc lischen Volks tritt {hon seit einer Reihe von Jahren das Aukämpfen wider Monopole jeder Art hervor. Das Land ist gleichsam in zwei einander feindliche Lager getheilt, deren Jnteressen nach entgegengeseßten Richtungen aus ein- ander zu gehen scheinen, und die in der ausschließlichen Herrschaft je ihrer Grundsäße das alleinige Heil des Landes erblicken. Auf der einen Seite steht die Aristokratie mit ihrem ausgedehnten Grundbesiß, welche durch die Monopole, welche sie sich geschaffen, stark und reich geworden, auf der anderen die Handels- und Jndustrie-Bevölkerung, welhe durch eine Abschaffung der Monopole den Absaß ihrer Erzeugnisse zu erleichtern und zu steigern bemüht ist. Die {hwierige Aufgabe für eine jeßige englishe Regierung ist, bei der übermächtig gewordenen leßten Partei eine Vereinigung der beider- seitigen Juteressen zu Stande zu bringen, und nach den bis jeßt ab= gegebenen Proben seiner Fähigkeit hat das gegenwärtige Ministerium Peel diese Aufgabe begriffen und ihrer Lösung sih gewachsen gezeigt. Sir Robert Peel, der aus dem Fabrikstande hervorgegangene Minister, sein treuer Mitarbeiter an der großen Reorganisation des britischen Han= dels, Herr Gladstone, erkeunen in klarer Anschauung die wahren Jnteressen ihres Landes, erkennen die Möglichkeit einer Vereinigung der dem Anscheine nah unvereinbaren Agrikultur- und Judustrie=Jnteressen und werden diese Vereinigung bewirken, nicht auf dem Wege freien Handels unter Beeinträchtigung der Grundbesitzer, sondern auf dem Wege eines Schubsystems für alle Parteien, welches auch der Tarif= Reform vom vorigen Jahre zum Grunde liegt. Die oft ausgespro= chene Ansicht, Sir Robert Peel erstrebe freien Handel und werde nur durch seine Partei gehindert, weiter als bisher vorzuschreiten, beruht auf einem Jrrthum. Sir Robert Peel i ein aufrihtiger Tory, aber frei von den Vorurtheilen seiner Partei, und was er einst im

Laufe der diesjährigen Parlaments -= Session über Handels = Freiheit

sagte, war ein deutlicher Wink für seine Freunde, was er davon halte. „Unsere Gegner“, sagte er, „stüben sih auf die Autoritäten Smith's und Husfkisson's; aber je reifliher man die Systeme der National - Oekonomie in Erwägung gezogen, je mehr man sich von der Richtigkeit ihrer abstrakten Grundsäße überzeugt hat, desto mehr wird man vor einer unvorsihtigen Anwendung derselben si in Acht nebmen Wie \chwieria inde ver Stand i, vel chen ein Minister behauptet, der von keiner Partei vollstän dig verstanden wird, da er gegen die vieljährigen Vorurtheile Aller ankämpfen muß, geht aus den Agitationen hervor, welche auf allen Seiten seine Maßregeln hervorrufen. Die Tory = Par= tei hält sich indeß in diesem Jahre ziemlich ruhig, da sie durch die Wirkungen des Korngeseßes und des Tarifs nicht in Nachtheil gestellt worden i}, und die reiche Aerndte sie auch nichts sür die nächste Zukunft fürchten läßt; dagegen hat die nach Freiheit, nach Abschaffung der Kornzölle verlangende Partei zu erneuter Thätigkeit sich erhoben. Herr Cobden und das in diesem Jahr gewählte Mit-= glied für Durham, Herr Bright, durchziehen das Land, um zu neuer Theilnahme an der Agitation gegen das Korngeseß aufzufor dern, und die Morning Chronicle bietet ihre ganze Be- weisführungskraft auf, aus einer Abschaffung dieser Zölle das alleinige Heil Englands zu deduziren. Niemals dürste, wentg stens nicht unter den bestehenden Agrikultur - Verhältnissen, der Zeitpunkt eintreten, da diese Zölle radikal wegfallen, denn mit ihrer Abschaffung würde der englischen Aristokratie, der Hauptstübe des

eines vershmißten Tagediebs, der die handelnden Personen in eine Zu- trigue hineinspinnt, welche mitunter recht ergößlich ist, ohne daß dabei ver- hohlen werden soll, daß die Mißverständnisse gegen den Schluß hin von der unglaubbarsten Sorte werden. Wenn der Werth eines Stücks nach seiner Wirkung beurtheilt werden soll, so hat das unsrige viele Points vor, denn von Anfang bis gegen den Schluß hin wurde unaufhörlich gelacht. Nur leßterer befriedigte nicht, und die heitere Stimmung tühlte sich bei den Erkennungs- und Verzeihungs - Scenen ab. Herr Beckmann ais Krämer war, wenn je, bei der besten Laune und trug diese auch auf das ganze Auditorium über, das ihn gleich in den Zwis hen-Aften rief. Herr Grobedcker als Lumpaci hätte wohl stärkere Schleusen für die launige Ausströmung ez öffnen können; gegenüber einer Kanilatur, wie Miß Sally Sanders (welche durch Frau Adami mit wahrer Komik gegeben ward),

dunfte die burlcske Erscheinung eincs Clown etwas potenzirtex hervortreten,

Ausstellung des E a econdie Ln Sei en Anzeige sind folgende Kunstgegenstände im Lofale des N is Me A w h L L abt Nr. da, neit aufgestellt worden : Steffcck, Pferderennen in Palermo während des Nosalienfestes. P istorius, der Unterricht der Großmutter, Burchardt, Bauerkinder im Oderbruch, Schaller, die Nothtaufe. Derselbe, die Belauschte. - Wagner, Neapolitanerin am Strande, Looschen, Blumenstück, Derselbe, Fruchistück. Hellwig, Wallensteiner Trompeter. i Jyenplih, Brustbild des Königs, Gips-Medaillon. Berlin, den 2. Oktober 1843, i i Direktorium des Vereins der Kunstfreunde im preußischen Staate,

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englischen Staatsgebäudes und der Hauptquelle der englischen Macht, gleihsam der Todesstoß gegeben. Das erkennt freilih nicht die den ausshließlihen eigenen Vortheil erzielende industrielle Partei, oder es verlangt danah wirklich in heilloser Verblendung die radikale Fraction derselben, aber der Minister erkennt es, und er wird jenem Streben erfolgreichen Widerstand zu leisten wissen. Der Grund dieser feindseligen Richtung des Volks gegen das Schußz= System einer Partei, das es indeß für sich allein in Anspruch neh= men will, liegt in den Folgen des zügellosen Jndustrialismus, welcher England seit einem halben Jahrhundert beherrscht, und der eine Mehrbevölkerung von Millionen geschaffen hat, die bei den unaus- bleiblichen momentanen oft auch permanenten Stockungen in einzelnen Handelszweigen dem Hunger preis gegeben und so der Ueberredung der Agitatoren zugänglich wird. Wo sich ein Dru fühlbar macht, beginnt das Volk gegen die Rechte und Vorrechte der Aristokratie zu agitiren, in der Meinung, die Vernichtung derselben würde den Dru entfernen, und in der Nichtachtung des Schubes und der Vortheile, welche diese Aristokratie ihm gewährt. Das Volk hat freilich durch scine dem Staate un-= entbehrlich gewordene Macht auf neue Rechte Ansprüche, aber ein Staatslenker wird diese niht durch Vernichtung bestehender

ca ches fa wesentliher Rechte gewähren. Wie stark übrigens diese Richtung des Volkes geworden, und wie s{wer, aver den= noch nicht unmöglich, thr gegenüber der Stand der Peel= Regierung is, erhellt aus einer Petition an die Königin, welche waliser Pächter, 500 an der Zahl, auf einer Ver-=

sammlung kürzlih beschlossen haben. Die Agitation der Herren Cobden und Bright ist in das wilde Gebirgsland von Wales noch nicht gedrungen, also handelten die Pächter hier in dem noch wenig civilisirten Lande ganz aus eigenem Antriebe , allein unter dem Ein= flusse der sich fühlbar machenden Noth, welche sogar den Aufstand eines Theils der Provinz veranlaßt hat. Aber was sie verlangen, zeigt nur ihre Noth, welcher auf anderem Wege, als den sie wiinschen, vorgebeugt werden muß, denn, Abschaffung des Kornge= seßes und aller Schußzölle wie Auflösung des jebigen Parlaments, was sie verlangen, liegen gäuzlih außer dem Bereiche ihrer Urtheils= fraft und gehen nur aus der einseitigen Ansicht ihres Uebels hervor, So is} es mit allen Agitationen; das Uebel is da, welches sie ver= ursacht; aber die Mittel, das Uebel zu erkennen und zu heilen, dazu besißt allein eine starke Regierung die Fähigkeit. Man hat Grund zu der Vorausseßung, daß allen Agitationen zum Troß das Mini= sterium Peel sein Schuß - System zu Nußen aller Parteien durch- seßen wird.

An die Stelle des verstorbenen Alderman Wood wollen die To= ries, nachdem Herr Wolverley Attwood die Kandidatur ausgeschlagen hat, Herrn Thomas Baring, die Liberalen Herrn Patteson, einen Gegner des Korngeseßes, und die Whigs Lord Morpeth als Kandi daten für die Repräsentanten der City von London im Unterhause in Vorschlag bringen.

Die britische im mittelländischen Meere stationirte Seemacht besteht aus 5 Schiffen mit hohem Bord, 2 Fregatten, 6 Korvetten, 7 Dampf - Korvetten und mehreren Transport - Fahrzeugen. Die Stationen sind Malta, Gibraltar, Carthagena, Barcelona (3 Fahr= zeuge), Korfu, Athen, Syra, Konstantinopel und Beirut, i

Me D Cd e (C Mastricht, 28. Sept. Man ist noch nicht einig darüber, welche Motive den Finanz - Minister bewogen haben, sich vor dem Kampfe zurückzuziehen; den meisten Glauben findet jedoch das Ge= rücht, daß nah der Verwerfung des Gescßes über die Verminderung der Gerichtshöfe und nah den Bemerkungen der Sectionen über die Entwürfe zur Bestreitung der Ausgaben, cin Minister-Conseil gehalten worden sei, um über die Revidirung des Fundamental-Geseßes durch eine in doppelter Anzahl einzuberufende Kammer zu berathen, und daß der Finanz =- Minister sich dem förmlich widerseßt und sofort sich zurückgezogen habe. Seit dem sprach man von dem Wiedereintritte des Herrn Rochussenz allein obgleich er geeigneter dazu wäre, als jeder Andere, so is doch zu glauben, daß dieser Staatsmann sich nur auf hohe und dringende Aufforderungen dazu verstehen würde. Nach dem Ausscheiden- des Herrn van der Heim sind die Geset= Entwürfe über die Besteuerung der Jmmobilien, der Renten und Ge= halte zurücgenommen worden. So hat sih also die Regierung auch auf dieser Seite in ihren Hoffnungen getäuscht gesehen. Um diese Lücke in den Mitteln und Wegen zur Deckung der Ausgaben auszu= füllen, schlägt der interimistische Minister vor, die Zusaß = Centimen auf die Grundsteuer wiederherzustellen und eine allgemeine Abgabe von- allem Einkommen zu erheben; er berechnet den Betrag auf 0,500,000 Fl. Die für die Berathungen noch übrige Zeit ist nur kurz, und es is daher zu hoffen, daß die Nation bald wissen wird, woran sie sich in Betreff des Budgets für 1844 1845 zu halten hat, wenn nicht etwa die Deputirten sich vorgenommen haben, gegen alle Vorschläge der Regierungen taub zu bleiben. Der interimistishe Finanz-Minister besißt Energie und wird sich nicht so leicht besiegen lassen; er is an die parlamentarischen Dis= kussionen und Neckereien gewöhnt. Ohne diese Erfahrung is man heut zu Tage am constitutionellen Steuer nicht an seinem Plate. “Mil spricht im Haag viel von einem neuen Geseß über die Ver= minderung der Gerichtshöfe. Um die Verfassungswidrigkeit des leßten zu vermeiden, würde man den Bezirksgerichten das Recht lassen, unter

dem Vorsiße eines außerordeutlichen Rathes die Kriminalfälle abzu- F urtheilen und die Zahl der Appellationsgerichte auf zwei reduziren. | Hatte man den ersten Entwurf auf diese Grundlagen basirt, so würde F

die zweite Kammer ohne Zweifel guf die Seite der Minister getreten

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sein; die Ersparung wäre augeunfällig und die politischen Gewissen

weniger empsäuglich gewesen.

Spanien Paris, 29. Sept. Telegraphische Depeschen aus Spanien,

: Bayonn e, 28, Sept. Am 25}en Abends war Saragossa von dem General-Capitain eng blokirt und hatte Mangel an Lebensmitteln ; die Insurgenten wollten einen Ausfall machen, allein sie verzichteten darauf auf die Nachricht von der von Amettler erlittenen Niederlage. Madrid war am 24sten Abends ruhig. : Fer Perpignan, 26. Sept. Die Junta von Gerona hat vorge Ben d drohende Proclamation gegen die Ruhestörer erlassen. fr 250 traf am Abend mit 14 Soldaten ein und verlangte Rationen ur 2500 Mann. Es herrschte daselbst eine große Aufregung.

iber 0 Madrid, 22. Sept. Wir haben jeßt nähere Nachrichten Karlisten "utigen Händel erhalten, zu welchen die Theiluahme der Kar “ah Y E Wahlen in Valladolid und Zamora führten.

über 8 Abfohuthe, sielen die Progressisten am 417ten Abends mit Priaeln E welche an den Wahlen Theil genommen hatten, wollte Brauf ei ¿¿ntßhandelten den Alkalden, der jene beschüßen deni Oesdrel: Es nus die Bewohner eines Stadtviertels unter wurden Seba Leus A V. und die Religion!‘ zusammen, Gi Bür ) 9 e tational-Miliz mit Säbelhieben zurüdckgetrieben. zin Bürger verlor das Leben und mehrere wurden hwer verwundet Viele Personen wurden verhaftet. Am 18ten wiederholte sich die

Schlägerei, obglei die Absolutisten sich v i während Le F on den Wahlen fern hielten.

Am 19ten trat Ruhe ein, tional-Miliz versammelt blieb.

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Jn Zamora begann die Prügelei am 15ten. Am 16ten machten die Absolutisten Anstalten, sich zu vertheidigen, zogen sich jedoch vor den Säbelhieben der Müizeu zurück, Am 17ten früh er- schienen die Absolutisten bewaffnet, und mit Einbruch der Nacht eröff- neten sie auf eine Patrouille der National-Miliz ein heftiges Flinten- feuer, und zwangen diese, sich in ein Haus zurüzuziehen, worauf denn Soldaten herbeifamen und die Absolutisten zurücks{lugen. Diese sollen gerufen haben: „Es lebe Karl V! Nieder mit der Königin und den Negros!‘’ Man verhaftete viele von ihnen und übergab sie einem Kriegsgericht. Die National-Miliz nahm diese Ereignisse zum Vorwande, um den Militair- Kommandanten eigenmächtig abzuseten und das Ayuntamiento aufzulösen. 2

Aus diesem kühnen Auftreten der Karlisten darf man schließen, daß sie entweder Vertrauen auf den Schuß der Regierung seßten, oder glaubten, daß der rechte Augenblick, um diese mit Erfolg an- greifen zu können, erschienen sei. Der Minister des Junnern, Cabal- lero, richtete bereits am 18ten an den Gefe politico von Zamora den Befehl, die Personen, welche in den Reihen des Don Carlos gedient hatten, in der Ausübung ihres Wahlrechts zu hüben, und die National - Milizen von ferneren Gewaltthaten zurückzuhalten. Unter dem Msten befahl aber der Minister demselben Gefe politico, diejeni= gen, welhe das Geschrei: „Es lebe Karl V.“ erhoben hätten, zu verhaften, und den Gerichten zu übergeben.

Der General-Capitain von Aragonien hat der Regierung ange- zeigt, daß er in Folge der zu Saragossa in der Nacht vom 17ten zu Gunsten Espartero?s stattgefundenen Bewegung alle dortigen Truppen zusammenzog, und am 19ten mit ihnen die Stadt verließ und ver

\chiedene Punkte in der Umgegend beseßte, um Saragossa zu blokiren. |

Seinem Berichte zufolge, blieben sämmtliche Truppen treu. Uebrigens scheinen die „Patrioten“ von Saragossa sih entweder Espartero's, den sie so eben als Regenten wieder ausriefen, zu schämen oder zu befürchten, daß die offene Ausstellung des selben die kaum erworbene Freundschaft der Francisquisten etwas ab- fühlen möchte. Jn dem von der Junta am 18ten erlassenen Mani-

feste geschieht deshalb des Siegesherzoges als abermaligen Regenten |

feiner Erwähnung. „Die politische Constitution der Monarchie if

der einzige auf der von den Mauern der stets heldenmüthigen Stadt |

wehenden Fahne geschriebene Wahlspruh. So heißt cs in dem Manifeste, und die vielseitige Auslegung, deren der Gegenstand dieses Wahlspruches fähig is, ergiebt sich schon aus dem Aufstande selbs. Der Espectador erklärt, rücksihtlich der übrigen Punkte werde man sih schon mit den Patrioten von Barce- lona verständigen, und nur die Arglist der Feinde der Freiheit könne behaupten, der Aufstand Saragossa's sei im Juteresse Espartero's allein vorgenommen worden, Der Haupt = Beweggrund des Ausf- standes war offenbar die Ueberzeugung, daß die Anhänger der pro

visorischen Regierung, nämlich die monarchisch = constitutionelle Partei, den vollständigsten Sieg bei deu Wahlen davoutragen würden, und deshalb wird Alles aufgeboten, um das Zusammentreten der Cortes zu verhindern. Aus eben diesem Bestreben ergiebt sich, daß die ewigen Feinde der Ruhe und Herrschaft der Geseße in der Volljährigkeits= Erklärung der Königin ein Unterpfand der Wiederherstellung der Ordnung und kräftigen Regierung erblicken, deren Verwirklichung um jeden Preis vorgebeugt werden müsse, Jm Uebrigen sind die Zwecke, welche ein jeder der beiden Bestandtheile, aus denen die der Regie= rung feindliche Coalition besteht, im Auge hat, von so entgegenge=- seßter Natur, daß eine baldige Auflösung des Bündnisses ungusbleib= lih is. Der eine Theil will über die Hand der jungen Kömgin zu Gunsten des ältesten Sohnes des Jufanten Don Francisco aus eige= ner Machtvollkommenheit verfügen. Der andere will die Wiederher- stellung Espartero?s als Regenten, um seine Rachsucht an allen Greueln weiden zu können, die ein solches Ereigniß in einem solchen Lande mit sich führen müßte.

Diesen Abend haben wir Nachrichten aus Saragossa erhalten. Die Bewegung blieb durchaus auf diese Stadt beschränkt, und unter den Aufrührern selbst herrscht große Uneinigkeit. Es bestätigt sich, daß die Truppen ohne Ausnahme den Befehlen des General-Capitains gehorchten und mit ihm die Stadt verließen. Das Hauptquartier befindet sih in la Muela.

Die Post von Barcelona is heute ausgeblieben , vermuthlich weil die Flüsse in Catalonien ausgetreten sind. Die hiesigen Aya= cuchos weisen Abschriften von Briefen Espartero's vor, in denen er sie auffordert, den Plan der Errichtung einer Central- Junta zu un= terstützen. Zugleich kündigt er an, daß die erforderlihen Geldsummen nah Barcelona abgegangen wären. :

Der Vicomte Daru und Herr Achille Fould, Mitglieder der französischen Deputirten-Kammer, die sich seit vierzehn Tagen hier be- fanden, sind gestern nah Paris zurückgereist. Herr Garnier Pagès, der hier nicht die Aufnahme, die er erwartete, gesunden hat, wird binnen wenigen Tagen nah Valencia gehen.

Die Militair-Behörden haben alle Anstalten getroffen, damit die Ruhe hier nicht gestört werde.

*&ck Paris, 29. Sept. Die Herren Vilaregut und Gispert,

ehemalige Kongreß - Mitglieder für Barcelona, sind in Madrid ange- #fommen, wo sich die Regierung mit ihnen über den Charakter des

neuen catalonishen Aufstandes und über die in Bezug auf denselben zu ergreifenden Maßregeln berathen wird. Nach den leßten Nach= richten aus Barcelona selbs und besonders nah dem Inhalte der gestern Abend veröffentlichten telegraphischen Depeschen {webt der Zustand der Dinge in Catalonien fortwährend im Ungewissenz cs ist indessen uicht zweifelhaft, daß wir bereits Bestimmteres über die Wen- dung der dortigen Ereignisse wüßten, wenn die amtlichen Mittheilun= gen vou der Gränze sich nicht absichtlich in ein gewisses Dunkel hüllten.

Am 22sten eröffneten die Batterieen der Citadelle und des Forts Monjuich, wie es scheint , in Folge eines Angriffs von Seiten der Jusurgenten, von neuem ihr Feuer auf Atarazanas und auf cinige der befestigten Quartiere der Stadt. Am 23sten und 24sten scheinen bie Feindseligkeiten geruht zu haben. Auf die Nachricht, daß der General Araoz im Begriffe stehe, seine Verwundeten einzuschiffen, stellte die Junta vou Barcelona die Spitäler der Stadt zur Verfüz= gung des General=Capitains. Dieser uahm das Anerbicten der den Aufruhr leitenden Behsrde dankbar an und versprach dagegen den Barcelonesern, die Zufuhr gewisser (nicht näher bezeichneter) Gegen= stände gegen vorgängige Anzeige zu gestatten. Ein Aufruf des Ge- neral-Capitains an die friedlihen Bürger, die Stadt zu verlassen, um sich den Falaen der Belagerung zu entziehen, verspricht keine große Wirkung hervorzubringen, da ohnehin {hon jeßt wenig andere Ein= wohner in Barcelona zurückgeblieben sind, als diejenigen, welche mit mehr oder weniger Eifer an dem Aufstande Theil nehmen. Die Zahl der Ausgewanderten soll 175,000 betragen. i

Das anfänglich sogar durch den Telegraphen in Zweifel gezogene Pronunciamiento von Reus hat wirklich stattgefunden. Die National- Garde der genannten Stadt hat ein Manifest an die spanische Na-= tion erlassen, in welchem sie erklärt, daß sie, überzeugt von der Noth= wendigkeit, ihre Willens - Meinung auszusprechen , nicht anstehe, ihre Uebereinstimmung mit den dur die Junta von Barcelona veröffent= lihten Grundsäßen an den Tag zu A und sih dem Aufstaude der Hauptstadt von Catalonien gegen die Regierung anzuschließen. Dies Dokument ist von den Herren Sabirá und Casa, Bataillons = Chefs

der National-Garde von Reus, und außerdem von einer großen An=- zahl von Offizieren unterzeihnet. Das Boletin de Reus kündigt das Vorgefallene mit folgenden Worten an: „Der Mangel an Zeit erlaubt uns nur, unseren Lesern anzuzeigen, daß die National-Garde von Reus, die immer der Volkssache huldigt, sih gegen die Regie= rung aufgelehnt hat, indem sie die Erfüllung der von derselben gege= benen Versprechuugen fordert. Reus hat die Central- Junta ausge=- rufen. Wir machen von jeßt an gemeinschaftliche Sache mit den freien Männern vou Barcelona, und zwar ohne Verwirrung, ohne Erschütterung, inmitten der größten Ordnung, und ohne daß die gewöhnlichen Arbeiten einen Augeublick unterbrochen worden wären. Die Behörden nehmen in diesem Augenblicke die geeigneten Maß= regeln, um die Dauer der öffentlihen Ruhe zu sihern, und wir hegen

das Vertrauen , daß der gesunde Siun unserer Mitbürger den Wün=

schen derjenigen entsprechen wird, welche für das allgemeine Glüdck

arbeiten.“

Jn Puícerda ist die Partei des Aufstandes sowohl bei der Be=

sabung als bei der Bürgerschaft auf einen ernstlihen Widerstand ge=

stoßen. Am 18ten Abends traf in der genannten Stadt ein Eilbote

des Obersteu Amettler mit dem Befehle ein, der Central - Junta zu

huldigen, die Mannschaft der National-Garde nah Gerona zu schicken

und die Steuern für neun Monate in drei Terminen einzuzahlen.

Am folgenden Tage wurde auf dem Marktplaße eine Versammlung

der Behörden, der Offiziere der National-Garde und der einflußreih=

sten Einwohner der Stadt gehalten, um über die Zumuthungen des

Obersten Amettler zu berathen. Nach mehreren langen Reden ent-

schied sich die Versammlung durch Zuruf dahin, daß die Forderungen

des Chefs der Jusurgenten zurückzuweisen seien, und daß mau sich,

im Falle einer feindseligen Behandlung von seiner Seite, bis auf das

Aeußerste vertheidigen müsse. Am Wsten wurden 1500 Gewehre an

die Bürgerschaft ausgetheilt und alle geeigneten Anstalten getroffen,

um einem etwaigen Angriff Amettler's die Spiße bieten zu können.

Die theilweise Niederlage, welche dieser inzwischen erlitten hat, wird

indessen diese Vertheidigungs - Maßregeln wohl für einige Zeit über=

flüssig gemacht haben.

_ Wir haben durch den Telegraphen Nachrichten aus Saxa= gossa bis zum 25sten erhalten, ohne daß indessen in diesen An= gaben ein zuverlässiges Materigl zur Würdigung der weiteren Wen= dung der dortigen Ereignisse vorhanden wäre. Nur so viel ist ge= wiß, daß die auf dem Schlosse Aljaferia eingeshlossenen Truppen dem Aufstande gehuldigt haben, und daß der General-Capitain mit den ihm treu gebliebenen Soldaten die Stadt verlassen hat, um Ver= stärkungen an sih zu ziehen, und die Belagerung derselben zu unter= nehmen. Beim Eintreffen der Nachriht von diesen Ereignissen in Madrid bestimmte die Regierung sogleich den General Concha zum Nachfolger des bisherigen General - Capitains von Saragossa z allein der genannte Offizier hat sih, troß des lebhaftesten Dringens und der glänzendsten Versprechungen von Mannschaft und Geld, beharrlich geweigert, den ihm zugedachten Posten zu übernehmen. Als Grund dieser Weigerung neunt man die Unzufriedenheit des Generals Concha mit der Schonung, welche die Regierung gegen den Theil der Exaltirten zeigt, welcher gegen sie und gegen die neue Ordnung der Dinge Front mat. Es heißt, daß die Regierung jeßt den General Don Valentin Cañedo nach Saragossa zu \schicken gedenke. Ein ande= res Gerücht, dem zufolge der General de Meer zum General=-Capi= tain vou Aragonien bestimmt is, verdient bei der großen Unpopula= rität dieses Mannes keinen Glauben.

Alle Tage neue Nachrichten von den unglaublichen Verwüstungen, welche die Ueberschwemmungen in Catalonien anrichten. “Am Ter hat man über 200 Leichname gefunden ; bei Lordera ijt eine Diligence

mit Pferden, Kutscher und Reisenden im Wasser zu Grunde gegangen;z in Gerona is der Wall am Thore von Frankreih weggeschwemmt.

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À\ Lissabon, 17. Sept. Von allen den esparteristischen Ge= neralen und Staatsmännern, welche in Folge von dem Sturze des Regeuten in Portugal und uamentlih hier eine Zufluchtsstätte gesucht haben, hat feiner, selbst Linage, der bekanute Secretair und vertraute Freund Espartero?s, nicht, die öffentliche Neugierde in gleih hohem Grade in Anspruh genommen, als General Zurbano, der sih in die= sem Augenblicke hier befindet, aber nächster Tage, wie man hört, Lis= sabon wieder verlassen wird, um sich nah England einzuschiffen, wo= hin er auch seine Familie kommen lassen wird. Zurbano war an= fangs nah Porto gekommen, von wo er aber durch den General Baron Santa Maria, Gouverneur des Plaßes, nach Leiria geschickt werden sollte, wo ein Depot spanischer Flüchtlinge sich befindet, Zur= bano weigerte sih, dahin zu gehen, und bestand darauf, man solle ihn, da er nicht beabsihtige, in Portugal zu bleiben, ungehindert sich einschiffen lassen. Der Gouverneur glaubte, ihm dies, ih weiß niht, aus welchen Gründen, nicht sofort gestat= ten zu können, und ließ ihn dadur einstweilen in das feste Schloß Foz bringen, wo er jedoch mit aller seinem Range und seiner Lage gebührenden Rücksihtnahme behandelt wurde, bis die von hier aus erbetenen weiteren Verhalts-Befehle ankamen, worauf er augenblicklich in Freiheit geseßt und mit einem Passe hierher entlassen wurde. Jch habe Zurbano hier zu sehen Gelegenheit gehabt, und muß gestehen, daß meine Erwartungen von seinem Aussehen gewaltig enttäuscht worden sind. “Jch glaubte nah den Schilderungen, die von allen Seiten über ihn gemacht worden waren, ich würde ein Wesen erblicken, das mehr mit einer wilden Bestie als mit einem Menschen Aehnlich= keit hatte, und ih sah einen einfachen s{lichten Mann mit fast ge= müthlichem Ausdrucke seiner Physiognomie, von nicht hohem Wuchse, aber knochigem Körperbaue und breitschultrig, auf dessen Gesicht jedoch Kummer, Entbehrungen, Mißgeschick und ein höchst bewegtes, angestrengtes Leben tiefe Furchen zurückgelassen haben. Seine ganze Erscheinung verräth in keiner Weise den Mann, der cine Zeit lang eine nicht unbedeu- tende Rolle in seinem Vaterlande gespielt hat, man sieht ihm an, daß er nicht mehr aus sich machen will, als er is, uud daß er im Gegentheil den einfachen Gewohnheiten und der denselben entspre= chenden Lebensweise vollklommen treu geblieben is. Sein Blick spricht Gutmüthigkeit und dabei einen geidien Grad von Schlauheit aus, und nur selten zuckt aus demselben ein Strahl, welcher das Feuer der Leidenschaft andeutet, deren der Mann fähig is. Sein ganzes Verhalteu deutet auf Niedergeschlagenheit, die bei einem Manne wohl nicht zu verwundern ist, der, durch so vielfache Glückswechsel hindurchge= gangen, nun im Begriff steht, auf vielleicht lange Zeit den Boden der pyrenäischen Halbinjel zu verlassen, wo er M Licht der Welt erblickt und sein ganzes Leben zugebracht hatte.

Seine anderen Schicksalsgenossen, die hier und an anderen Punkten in Portugal I befinden, theilen zum Theil die Niederge= \chlagenheit, von welcher Zurbano ergriffen \{heint, durchaus nicht,

- viele von ihnen s{meicheln sih vielmehr noch immer mit der Hoffnung,

bald, und vielleicht um aufs Neue die Gewalt in die Hände zu be- fommen, nah Spanien zurückehren zu können. Die Nachrichte

der neuen Jusurrection von Barcelona, welché hierher g: von eingeleiteten Bewegungen in der spanischen Grä madura, die zum Theile schon zu offenem Aus sollen, vorzügli aber die eben erst mit dem Da eingetroffenen Nachrichten aus Sevilla und

dort die Central - Junta bereits :

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