1843 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Zoll-Vereins gleichlautend einzureichende Petition zu vereinbaren und diesen Schritt der versammelten Zoll-Vereins-Konferenz zu wissen zu thun. Die Anregung zu der Versammlung ward im Tageblatte von den Herren Kramsta Söhne aus Freiburg in Schlesien gegeben; in der Versammlung führte der Kommerzien-Rath Kämmerer aus Gotha den Vorsiß. Der Haupt=-Jnhalt der vorbereiteten Petition läuft dar= auf hinaus, daß 1) die deutschen Arbeiter überall, wo sie vom Aus- lande gedrückt würden, Schuß erhalten sollen, was mit dem unter das Bedürfniß zum Leben herabgepreßten Arbeitslohne kurz motivirt wird, und daß 2) die Regierungen eine Kommission aus allen wichtigen Zweigen unserer deutschen Judustrie durch die Betheiligten möchten erwählen lassen, die sich während jeder Zoll - Vereins - Konferenz ver= sammeln und derselben rathgebend zur Seite stehen solle.

Die Versammlung zählte noch keine 100 Personen und war eben so wenig, wie der Zahl uach, im Betreff der dariu vertretenen Fir men von der Bedeutung, welche man zur Meßzeit hier hätte erwar=- ten fönnen. Da Niemand etwas Erhebliches wider die vorgeschla genen Eingaben vorbrahte, wurde deren Absendung beschlossen. Hierauf brachte der Vorsißende noch die Errichtung eines allgemeinen Vereins deutscher Fabrikanten, an dem vielleicht auch Kaufleute Theil nehmen würden, zur Sprache, dessen Zweck sein sollte, mit allen Kräften für sahgemäße Vertretung der allgemeinen deutshen Jn dustrie durch die Betheiligten selbst zu wirken. Dieser Verein soll seinen Centralpunkt in Leipzig haben, wo ihm, als ein ihm nothwen diges Organ, das bisherige Gewerbeblatt für Sachsen seit 4. Oktober Allgemeine Zeitung für National -Judustrie und Verkehr, Gewerbhaushalt und Technik, zu Gebote stehen werde. Es wurde nach einiger Erörterung beschlossen, Freitag Abend im Hotel de Pologne eine zweite Versammlung zur Wahl eines provisorischen, mit Entwerfung der Statuten des beabsichtigten Vereins zu begauftragenden Vorstandes zu halten,

Hannover. Lüneburg, 2. Okt. (Hamb, C.) Seine Majestät der König von Hannover haben in Folge leichter Uupäß- lichkeit seit Sonnabend dem Lager und Manöver nicht mit beigewohnt, Die fast beständig nasse Witterung wirkt nachtheilig auf die Gesund- heit der Truppen; über 300 Kranke befinden sih bereits in den La- zarethen, worunter viele an Brustkcaukheit und Nervenfieber leiden, Außer dem Könige von Preußen werden noch der Prinz von Preu ßen und die Prinzen Karl unt Albrecht von Preußen mit glänzen= dem Gefolge im Lager erwartet. Am Tage ihrer Ankunft wird Abends 6 Uhr auf dem Marktplaß hierselbst von dem Musifcorps ein großartiger Zapfenstreich exekutirt werden. Gestern Mittag hielt der zu diesem Zwecke eigends hierher gekommene Director der gesammten Musik des Königlich Preußischen Garde-Corps, Herr Wieprecht aus Berlin, große Probe im Lager in Gegenwart einer großen Anzahl Zuhörer. Der Eindruck der verschiedenen, von mehreren Hundert Musikern ausgeführten Piècen läßt sich nicht beschreiben. Heute Morgen war großes Feldmanöver bei ziemlih giüustiger Witterung. Der Anblick war höch} interessant, der Donner der Kanonen aber betäubend. Leider ereigneten sich dabei auch zwei Unglücksfälle: ein Kavallerist büßte einen Sturz vom Pferde mit seinem Leben, und einem Jufanteristen wurden von einer Kanone beide Beine überfahren. Der Beschwerden sind für die Truppen nicht wenige: so mußte unter Anderem ein Bataillon bis an den Leib dur einen Bach waten und gleih darauf mehrere Stunden in durchnäßten Kleidern mansvriren.

Lüneburg, 1. Oft, (H. K.) Heute Morgen machte ih mich früh auf, um dem Gottesdienste, der im Lager gehalten werden sollte, beizuwohnen. Der ganze Weg war von Menschen bedeckt; bunte Reihen glänzender und schlechter Equipagen, Neiter auf eleganten und \{lechten Pferden, Fußgänger in unzählbarer Menge. Leider war aber, des gestrigen shlechteu Wetters wegen, der Gottesdienst

abgesagt, dagegen spielten die verschiedenen Musikchöre Choräle, die |

unwillfürlih zur Andacht stimmten, Der Herzog vou Braunschweig war mit seinem Gefolge dort und gab in seinem elegante Zelte ein Frühstück, wobei zwei Musikchöre abwechselnd spielten. Außerdem waren der Großherzog von Mecklenburg, der Landgraf zu Hessen, der Erzherzog vou Oesterreich 2c, auwesend, Am Nachmittage war cin buntes Treiben im Lager; Tauseude von Menschen wogtkten hin und her, lauter Leben und Fröhlichkeit, selbst ein Polichinellkasten fehlte nit,

Baden. Naftadt, 30. Sept. Die deutsche Wochen} ch ft

enthält das Urtheil des Großherzogl. Hofgerichts des Mittelrheiukreises gegen Moriß v. Haber zu Karlsruhe, Es lautet : Urtheil. Jn Ün=

| zum 30sten blieb.

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tersuhungssahen gegen Moriß v. Haber zu Karlsruhe wegen An stiftung des zwischen dem Großherzoglih badishen Oberlieutenant Julius v. Göler und dem Kaiserlich russishen Kürassierlieutenant v. Werevkin stattgehabten Pistolenduells und wegen Beihülfe zu demsel ben; sodaun wegen eines mit dem Oberlieutenant Julius v, Göler selbst intendirten Ducils, wird auf amtspflihtiges Verhör zu Recht er= kannt: Es seye l) die Untersuhung gegen Moriß von Haber wegen Anstiftung des zwischen Oberlieutenaut Julius v. Göler und rassierlieutenant von Werevkin am 2. d. M. stattgehabten Pisto lenduells für aufgehoben und der Augeschuldigte dieser Anstiftung für verdachtlos zu erklären; dagegen sey derselbe 2) der Theilnah-= me an fraglichem Duell durch Zusicherung der Beihülfe zur Flucht an Werevkin für geständig und schuldig zu erkfläreu, und deshalb unter Einrechnung des bereits erstaudenen Untersuchungs-Verhasfts noch in eine bürgerliche Gefäuguißstrafe vou vier Tagen und zur Tragung vou -;7 der bis jeßt erwachsenen Untersuchungs= und in seine Straferstehungskosten zu verurtheilen; endlih aber habe 3) die Untersuchung wegen intendirten Duells wegen Mangels am Vorhaun densein einer gerihtlich strafbaren Handlung auf sich zu beruhen. V, R. W. Dessen zu Urkunde wurde gegenwärtiger Urtheilsbrief nach Verordnung Großherzoglich badishen Hofgerihts des Mittel- rheinkreises ausgefertigt und mit dem größeren Gerichts-Jusiegel versehen. So geschehen Rastadt, deu 23. Sept. 1843, Obkircher. (L. S.) Baumüiler. Aus Großherzoglich badischer Hofgerichts-Ber- ordnung: Schachleiter. /

Die Deutsche Wochenschrift, eine Fortseßung der Ober deutschen Zeitung, die bekanntlih durch Moriß von Haber ge gründet war, erflärt heute, daß fie zu erscheinen auf höre, weil es ihr nicht verstattet sei, die Prinzipien zu vertheidigen, die bei dem bekannten Pöbel - Auflaufe am 5ten d. M. gefährdet worden wären, Um welche Prinzipe es sich dabei handelt, wird uicht näher angege= benz doch fällt es bei einiger Kenntniß der Verhältnisse nicht {wer, dieselben zu errathen. i Kur =Hessen. Kassel, 2. Oft. Zum Schlusse der Herbst Uebungen des kurhessishen Armee - Corps fand vom 25. September an ein viertägiges Feld - Manöver in der Richtung der frankfurter Straße statt, wozu die General-Jdee folgende war: Eine sich an der Lahn zusammenziehende Süd -= Armee hat zur Vorbereitung weiterer Offensiv=Bewegungen und um aus dem bis nach Kassel hin unbe|eb= ten Distrikt möglichst Nußen zu ziehen, ein Avant - Corps über die Edder vorgeschoben. Eine sich ander unteren Diemel sammelude Armee sen- det ein Corps (Nord-Corps) mit dem Auftrage über Kassel hinaus vor, um das Süd-Corps so weit als möglich zurückzuwerfen. Da indessen die Süd-Armee an der Lahu und der oberen Schwalm Verstärkungen an sih gezogen, welche sie in den Stand schen, cine kräftige Offensive zu ergreifen, so sucht das vorgeschobene Süd-Corps nicht nur wegen der sich ihm darbietenden reichlihen Subsistenzmittel, sondern auch um einen festen Fuß am linken Ufer der Edder zu behalten, den inne habenden Distrikt möglichst lauge zu behaupten, weshalb es sich bei einem überlegenen Angriff nur langsam von Stellung zu Stellung zurü= zieht, bis es durch erwartete Verstärkungen wieder selbst zum Angriff überzu gehen bewogen wird. Das Nordcorps unter den Befehlen des Generalma jors von Ries bestand aus dem Regiment Leibgarde, dem 1. Jufan terie- (Leib-) Regiment, dem Jäger-Bataillon, 2 Eskadrons Garde du-Corys, dem Regiment Leibdragoner, 4 reitenden Geschüßen, 4 Fuß- Geschüßen und % Pionier-Compaguie. Das Süd-Corps unter Kom- mando des Genueralmajors Bauex bestand aus dem 2, und 3. Ju-= fanterie-Regiment, dem Schüßen-Bataillon, dem 2, Dragoner-Regi ment, 6 Fuß-Geschüßen und Pionier-Compaguie.

Das Hauptquartier Sr. Hoheit des Kurprinzen und Mitregenten wurde am 25sten in das Lustschloß zu Wabern verlegt, wo es bis Se. Hoheit behielten sich zwar die Bestimmung über den Anfang und das Ende der Manöver, so wie die obere Lei- tung des Ganzen vor, überließen jedoch den beiden fommandirenden Generalen, unter Anhaltung an die festgestellte General - Jdee, die Ausführung der Manöver ganz nach eigenem Ermessen, und hatten zu Aufrechthaltung der conventionellen Bestimmungen, so wie um über die zwischen den fechtenden Parteien entstehenden Kollisionen die Entscheidung auszusprechen, den Commandeur der Jufanterie-Division, General = Lieutenant von Haynau, den Vorstand des Kriegs - Ministe- riums, General = Major Schmidt und den Chef des Generalstabs, Oberst von Ochs, zu Schiedsrichtern ernannt,

Freie Städte, XX Frankfurt a. M., 3. Okt. Nach nähe-

ren Mittheilungen aus Darmstadt werden Jhre Kaiserliche Hoheiten der

Großfürst und die Großfürstin Thronfolger von Rußland erst in der Mitte des Dezembers an dasigem Großherzoglichen Hofe erwartet, und drei Monate daselbst verweilen. Von den Bundestags = Gesandten sind die meisten in diesem Augenblicke noch abwesend, und der Kur- fürstlih hessische, Herr von Ries, hat in diesem Augenblick das Prä- sidium der Bundes-Versammlung substituirt übernommen. Der Königl. großbritanishe Gesandte dahier, Herr Fox-Strangways, wird nach mehrmonatliher Abwesenheit in den nächsten Tagen bierber zurück- febhren. L

Der Klavier-Virtuos Lßt is, auf einer Reise nach München begriffen, hier anwesend.

Oesterreichische Monarchie. __Cillli , 15. Sept. (W. Z.) Heut früh um halb 2 Uhr ver spürte man hier einen Erdstoß, der zwar schwach war, jedoch Gläser und locker stehende Gegenstände in Bewegung brachte; er schien mehr nah oben wirkend, als s{chwankend zu sein; seine sonstige Richtung fonnte nicht bestimmt wahrgenommen werden,

Russland und Polen.

St. Petersburg, 30. Sept. Se. Kaiserl. Hoheit der Her- zog von Leuchtenberg is am 22ften d. in vollklommenem Wohlsein von Stettin hier angelangt und hat sih noch au demselben Tage nah Zarskfoje Selo begeben,

Frankreich.

Paris, 1. Oët, Die Königliche Familie hat gestern das Schloß von Fontainebleau bezogen, wo morgen auch der Herzog und die Herzogin von Nemours vou Lyon, uud übermorgen der König und die Königin der Belgier erwartet werden, um den Geburtstag des Königs Ludwig Philipp, der am 6. Oktober in sein 71ses Jahr tritt, mit zu feiern. Am 7ten wird sich der Hof dann wieder “nach St. Cloud begeben und dort den übrigen Theil des Herbstes vei weilen.

Die Ernennung des Herzogs von Aumale zum Gouverneur von Konstantine soll bereits unterzeichnet sein, Wie es heißt, würde Sr. Königlichen Hoheit die Verwaltung dieser Provinz, unabhängig von dem General-Gouverneur Bugeaud, anvertraut und der General Baraguay d’Hillers unter den Befehl des Prinzen gestellt werden.

Das Gerücht von einem bevorstehenden Kongreß zur Berathung über die Angelegenheiten der pyrenäishen Halbinsel fängt an hier einigen Glauben zu gewinnen, Es wird behauptet, daß schon seit längerer Zeit mit Don Carlos unterhandelt werde, um seine Abdan fung zu erlangen, und daß derselbe auch vollkommen bereit Jet, für feine Persou auf die spanische Krone zu verzichten, und zwar zu Gunsten seines ältesten Sohnes, der sich mit Douna Jsabella zu vermählen hätte, jedoh unter der unabweichlihen Bedingung, daß der Prinz von Asturien selbs König sein müsse und nicht blos Gemahl der Königin. Die Kabinette von London und Paris hätten darauf, \o will man wissen, einen Mittelweg vorgeschlzgen, der vielleicht die Schwierig- keiten beseitigen könne, nämli, den Prinzen von Asturicn unter dem Titel Karl V. zum König von Spauien zu erklären und ihn gemein \chaftlih mit der Königin Isabella il. die Regierung führen zu lassen, so daß der spanische Thron wieder, wie im 15ten Jahrhundert unter Ferdinand und Jsabella, von zwei Souverainen, Karl und Jsa bella, eingenommen sein würde. Außerdem soll 1200. wie es heißt, Don Carlos noch eine andere Schwierigkeit erheben, die zwar uur eine formelle ware, aber den Absciuy der Verhandlungen doch aufhalten könnte. Jndem derselbe sich nämlich als den einzigen rechtmäßigen König seit dem Tode Ferdinand’s VU, betrachtet, nimmt er angeblich den Titel Karl V. für sich selbst in Anspruch und verlangt, daß sein Sohn Karl VI. genannt werde. Um dies neue Hinderniß zu überwinden, soll in Vorschlag gebracht worden sein, daß der Prinz von Asturien sich als König nach einem seiner auderen Namen nenne, etwa Ferdinand Vll. oder Karl Lud- wig l. Man versichert, daß in der lebten Zeit diese Unterhandlungen mit dem kleinen Hofe in Bourges eincn sehr lebhaften Gang genom men hätten, und daß Herr Guizot, aus Besorgniß, die Lage Spa- niens möchte sonst früher oder später eine Intervention Frankreichs erheishen, ganz besonders so schnell als möglih im Einverständuiß mit allen europäischen Großmächten eine Erledigung des spauischen Thronfolgestreits herbeizuführen wünsche. Er soll zugleich vorgeschla

gen haben, daß man bei der schließlihen Uebereinkunft sowohl der ( j R y

Königin Marie Christine, wie Don Carlos, zur Bedingung mache, feinen Fuß mehx auf spanischen Boden zu seben,

„Durch das Vertrauen Sr. Majestät an die Spitze der Verwaltung dieser Provinz gestellt, werden Sie auch mir, meine Herren, wohl gönnen, am Schlusse Jhrer Versammlungen einige Worte an Ste zu richten, Es sind Worte der Freude und des Danles, der Freude, daß Sie dieses ent ferute Hochland Jhres Besuches gewürdiget, des Daukes, für die Nachsicht, mit welcher Sie unserem guten Willen, Sie nah Gebühr zu empfangen, und Jhnen die wenigen freien Stunden ZJhres leider nur zu kurzen Auf- enthaltes zu erheitern, entgegengekommen sind, Der Steyermärker wird dle Erinnerung an diese Tage, wo ihm die Ehre zu Theil wurde, in seiner Hauptstadt cinen Verein hochberühmter, aus allen Richtungen zugeströmter Männer versammelt zu sehen, in den Blättern seiner Geschichte wohl be- wahren, und lange noch von jenen Gästen zu erzählen wissen, welche sich das Gebiet unserer großen Mutter, der ewig wahren und ewig dankbaren Natur, zur Aufgabe ihres Lebens gemacht haben, und die, als feste Sâu- len in dem Reiche der Wissenschast glänzend, in dem Jahre, wo Deutsch- laud die Feier seines tausendjährigen Bestandes beging , hier «n den Ufern der bescheidenen Mur zusammentraten, um mit der dem Deuischen so eigen- thümlichen Gründlichkeit und Rehe Gegenstände von hoher Wichtigkeit zu erörtern, fräftige Jdeen auszutauschen, und Verbindungen anzuknüpfen, in denen

eine Saat der reichhaltigsten Früchte niedergelegt is. Nicht minder wird er der werthen Frauen und Töchter mit Freundlichkeit gedeuken, die, dem Gatten und Vater folgend, zu dem Eruste der Männer das hehre Bild weiblicher Anmuth gesellten, Möge auch Jhnen, meine Herren, das An- enten an unsere von Alpeuluft umwehten Berge, an unsere im srischen Grün prangenden Thäler und die klaren, mit nicht zu ermüdender Hast forteilenden Quellen, vor Allem aber an unsere warmen , sür jeden gedie- genen Fortschritt empfänglichen und in Liebe, Treue und Freundschaft fest An Nez zu angenehmen Lichtpan!ten in Jhren Rückbliken auf die zergangenheit dienen, Unsere besten Wünsche begleiten Sie in Zhre Heimat , und ob Sie, die Sie aus Deutschlands Gauen zu uns herüber- gewandert sind, oder ob Sie, verehrte Herren, die Sie aus den Schwester- reichen und aus Ländern fremder Zunge uns das Vergni Shrer Ge- j Unge uns das Vergnügen Jhrer Ge genwart schenkten, nach dem Norden oder r S R Süden, nah West oder Osten steuern, folgen wir Zhnen auf allen Heerstraßen mit unseren Gedanken und werden uns freuen, wenn wir hören, daß Sie mi pt i Ly mit der Rückkehr an den häuslichen Heerd, zu den lieben Jhren und zu d y Fd 2H : E 1 Jen und zu den gewohnten Beschäfti- gungen den Endpunkt Jhrer Nückreise SURUN erreicht haben.“

Ihm entgegen erhob sich Hofrath Holscher aus Hannover, cin Mann dem Mutter Natur bei der Geburt die herrlichste Gabe des Redners als Angebinde verlieh, um im Namen unserer hochverehrten Gäste Sr, Kaiserl Hoheit dem durchlauchtigsten Erzherzog, den hochgestellten Männern, denen wir vorzugsweise diesen erfreulichen Besuch schulden, den Ständen Steyer- marks und den Bürgern von Gräß den Dank für den freundlihen Empfang darzubringen. Leider gestattet der Naum dieser Blätter nicht, die tief zu Herzen dringenden Worte der Kraft und Junigkeit wieder zu gebenz ihren Werth mag beurkunden, daß die Perle heiliger Nührung aus jedem Män-

nerguge ungufhaltsam hervorbrach,

Als der erste Geschäftsführer die einundzwanzigste Versammlung der deutshen Naturforscher und Aerzte für geschlossen erklärt hatte, sprach der erhabene Prinz noch solgende inhaltsreiche, gemüthlihe Worte:

„Meine Herren! Als wir uns hier versammelten, war es mir ver- gönnt, Sie zu bewillfommnen ; jet, zum Schlusse, nehme ich Veranlassung, noch einige Worte zum Abschiede an Sie zu richten.“ 2

„Sechs Tage sind verslossen im thätigen Verkehre zahlreicher Glieder aus österreichischen und deutschen Ländern sie waren dem Zwecke der Gesellschaft, der Beförderung der Wissenschaften gewidmet, ‘“

„Man hat sich neuerdings geschenz in den Versammlungen sowohl als im freundschastlihen Verkehr die Jdren ausgetauscht, das, was Noth thut, besprochen und Beschlüsse gefaßt, um den Weg zum weiteren Fortschreiten zu erleichtern, Jeden Unbefangenen mußte die Nuhe und Eintracht freu- dig ansprechen, die unter einer so großen Anzahl von Männern herrschte. Aber wie könnte es auch anders sein bei Männern, die unverrückt das Ziel ins Auge gefaßt haben, nah welchem zu streben is, Es waren für mich frohe Tage, die ih in der Geellschaft von Männern verlebte, wélche durch Gemüth und Wissen gleich ausgezeichnet sind,

„Mögen Sie als Glieder der Gesellschaft auf der betretenen Bahn zur weiteren Entwickelung und Verbreitung der Wissenschaften, dem Ge- meingute aller Menschen, fortschreiten, und Jhnen die Freude 1m reich lichen Maße werden, durch erhaltene Nesultate die Ueberzeugung eines nüßlihen Wirlens immer mehr zu gewinnen,“ :

„Sie werden nun dies Land österreichischen Bodens verlassen, Sie werden, so wie Jhre Wege Sie führen , durch unjere bebauten freundlichen Thäler, durch unsere shönen Alpen wandernd, gleiche Gesinnung, wie hier, überall finden. Jm Namen des Landes der Stadt, wo wir uns befinden, ín meinem Eigenen bringe ih Jhnen, liebe werthe Herren, ein herzlich Lebewohl ! ‘“ / :

„Möge die Erinnerung an Oesterreichs anspruchloses ruhiges Wirken an die Stevermaik bleibend sein. Unsere aufrichtigen Wünsche werden Sie in Jhre Heimat begleiten, und obgleich entsernt, werden wir doch stets, als zu Jhrem Vereine gehörend, thätigen Antheil an dem gemeinsamen Wirken nehmen.“ L

Größer als je war die Zahl der Gäste an der Mittagstafel, der un- gezwungenste Verkehr, geistreiche Trinksprüche belebten sie; doch konnte es dem tiefer Empfindenden nicht entgehen, wie hier und in der glänzenden Abend-Versammlung in den Redoutensälen Schatten der Wehmuth ob des nahen Abschiedes ih in die gesellige Freude drängten, wie Vielen der Ge- danke drückend war, daß in wenig Tagen weite Läuderstrecken , selbs Meere zwischen ihnen und den gefundenen Freunden liegen werden; vorüber sind die \{önen Tage innigen geistigen Verkehrs, und wir bringen den edlen deutschen Männern, den freundlichen Gästen aus allen Nationen, den em- sigen Knappen, die das edele Metall aus dem geheimnißvollen Schachte der großen unershöpflichen Natur zu Tage fördern, aus tiefbewegter Brust den Segensruf „Glück guf!

x Frankfurt a. M., 3. Oft. Gestern Abend wurde auf unserer Bühne zum erstenmale die Tragödie „Antigone“ von Sophokles gegeben, Die Aufführung kam rascher heran und war vollendeter, als man nach den e.st vor wenigen Wochen begonnenen Proben erwarten konnte. Auch hie1 legte man die allerdings nicht unangefochten gebliebene Donnersche Ueber- seßung der Aufführung zu Grunde; das Publikum hatte sich sehr zahlreich versammelt, und aus entfernteren Orten waren Philologen gekommen, der Aufführung beizuwohnen. Ein Theil derselben war nicht blos mit Brillen, sondern auch mit dem Buche in der Hand, Manche mit dem griechischen Urtexte, bewaffnet, und Alle folgten mit größter Aufmerksamkeit, ja, man faun sagen, mit wahrer Spannung, der tresslichen Auf führung, Der Eindruck dieser in einfacher EÉrhabenheit einherschrei- tenden Tragödie des klassischen Alterthums war ein wahrhaft erschüt- ternder und auch erhebend durh die Unterstüßung der von Mendelesohn- Bartholdy so charakteristisch komponirten Musik. Man fann indessen nicht leugnen, daß der Gesang des Chors die Theilnahme desselben an der Hand- lung, so wie sie die griechische Tragödie bedingt, beeinträchtigt, ja fürs grö ßere Publikum unverständlich macht. Dabci läßt es sich allerdings nicht in Abrede stellen, daß sich die Composition der Chöre oder vielmehr der Stro- vhen der Neflexion des Chors, und auch der oft kalten, trefflich anschmiegt. Nur ein einziger Chor, der wild auftaumelnde Bachus-Chor, is vom Kom ponisten dramatish behandelt und verfehlte auch hier nicht cine lebhaste Wirkung, Wie ih schon oben gesagt, war die Aufführung trefslih, und wenn alle Darsteller von einem heiligen Eifer bescelt waren, Ungewöhnliches zu leisten, bei dem Mangel des Soufleurs auch nicht der geringste Gedächtnißsehler eintrat, muß boch der Kranz des Abends Herrn Baison als König Kreon dar- gereicht werden. Seine Darstellung war wahrhaft antik, großartig und die Frucht eines vollkommenen Verständnisses, Dem. Lindner leistete als An- tigone Vorzügliches, doch läßt es sich leider nicht leugnen, daß der Man- gel der Jugend, das Embonpoint und der keuchende Athem der sonst treff- lihen Künstlerin namentli für diese Rolle bedeutende Hindernisse in den Weg legte. Beide Darsteller wurden am Schlusse lebhaft gerufen, Es be- darf aber nicht der besonderen Hinweisung , daß die Aufführung der Tra- gödie ganz nach altgriechischer Weise stattfand. Die erste Wiederholung findet wahrscheinlich Donunerstag statt, Der überaus günstige Erfolg, tvel- chen diese Tragödie bei unserem Publikum hatte, hat die Regie vezaulaßt, heute sogleich die Phädra auszutheilen, Entweder denkt sie von der flassishen Stimmung des Publikums Nuyen zu ziehen, oder es is ein an- derer Geist über sie gekommen, und den wollen wir herzlih willkommen

heißen.

Es heißt, ein Theil der Truppen, welche das Uebungslager bei Lyon bildeten, werde sofort an die spanische Gränze rückeu,

Gestern sind endlich Depeschen von dem Gouverneur der Mar= quesas-Juseln, Herrn Bruat, eingetroffen. Der Moniteur par1- sien theilt jedoch von ihrem Jnhalt noch nihts weiter mit, als daß der Gesundheitszustaud an Bord der daselbst stationirenden Fregatte befriedigend war. : L

Die fortdauernde Opposition gegen die Besestigung von Paris und besonders gegen die detaschirten Forts scheint das Minijterium insofern nicht ganz gleichgültig zu lassen, als es, wie behauptet wird, die Absicht hat, in der nächsten Session von der Kammer wirklich spezielle Kredit - Bewilligungen für die Bewaffnung der Forts zu for- dern, und es uun besorgt, daß, wenn jene Agitation sofort unter halten wird, die Disfussion über den vorzulegenden Geseb - Gntnr] sehr heftig und bedenflich werden möchte, da alle Nüancen der Vp=- position sich auf dem Terrain der Fortisications = rage vereinigen. Die ministeriellen Blätter lassen es daher auch nicht an täglichen Cn gegnungen auf die in dieser Hinsicht erhobenen Borwürfe und verbreiteten Gerüchte fehlen. Heute zicht das Journ al des T ¿bats dic De- hauptung, daß in einem hiesigen Artillerie Cp bereits Kanone! und Laffeten für die Forts angefertigt seien, ins vächerlihe, indem es den Alarmisten ihre Unkenntniß in militairischen Dingen zu Gemüthe führt. Jenes Geschüß, das im Hofe des Museums St, Thomas vou Aquino aufgestellt ist, aus zehn Laffeten und sechs Kanonen bestehend, ist nämlich Marine-Geschüß, welches nach Paris gebracht worden, um bei den Versuchen gebraucht zu werden, welche die unter dem Mar- schall Vallée niedergeseßte Kommission gegenwärtig vornimmt, und es it nicht einmal daran gedacht worden, dies Geschüß als Modell für die Bewaffnung der pariser Fortisicationen zu gebrauchen, geschweige denn, es selbst für diese Befestigungen zu verwenden,

A París, 1. Okt. Die Klagen der Provinzial-Presse über Nichtbeachtung und Geringschäßung von Seiten des Pariser Jour- nalismus wurden vor einigen Tagen von einem hiesigen Blatte sehr richtig mit dem Vorwurfe beantwortet, daß die Provinzial-Presse ihre wahre Aufgabe gänzlich verkannt, und daß sie in ihrer jeßigen Ge- stalt in der That eben so wenig Bedeutung habe, als man ihr bei lege. Statt sih zu den Organen des Lokallebens, der örtlichen Be- dürfnisse und Juteressen zu machen, statt die Hauptstadt und das ganze Land in einen wahrhast wechselseitigen Verkehr mit den ein zelnen Departements zu seßen, beschränkt si{ch die Provinzial-Presse im Allgemeinen darauf, die unfruhtbare Polemik der pariser Blätter unachzubeten, über Herrn Thiers und Herrn Barrot zu deklamiren, gegen das „, Ministerium des Auslandes zu sprehen, u. st. w. Pas aber, das Mo fait Subrelt des leeren Sumens seiner eigenen Zeitungen überdrüssig zu werden angefangen hat, fann natürlih kein großes Juteresse daran finden, dem matten Echo desselben in den Provinzial - Blättern sein Ohr und seine Aufmerksamkeit zu leißen. Dazu kommt, daß die Zeitungen in den Departements nicht einmal einen selbststäudigen Standpunkt für die Beurtheilung der öffentlichen Verhältnisse haben, sondern daß sie fast ohne Ausnahme ihren wesentlichen Stoff, uach Jnhait und Form, aus den pariser Korrespondenz-Bureaus fertig zugeschickt erhalten. Ja es giebt sogar viele Dubende sogenannter Provinzial-Blätter, welche in Paris uicht bloß redigirt, soudern auch gedruckt werden, und die nun von hier aus in Masse nah dem angeblichen Orte ihres Erschei nens expedirt, um sie von dort an die Abonnenten zu vertheilen. Unter solchen Umständen darf daun freilich die demüthige Nolle der französi {chen Provinzial-Presse nicht Wunder nehmen, und es ist im Gegentheil faum begreiflich, daß dieselbe Anspruch auf ernstlihe Berücksichtigung erhebt. Es giebt außerhalb Paris kaum drei oder vier Blätter, die eine wahrhafte Wichtigkeit haben, welche sie übrigens hauptsächlich nur ihren Verbindungen mit dem Auslande oder mit den französischen Kolonieen verdanken. Alle übrigen Provinzialblätter erhalten uur etwa dur vorübergehende Ereignisse, durch eine Uebershwemmung, eine Emeute, einen sfandalbsen Prozeß, eine öffentliche Feierlichkeit u. \, w. ein augenblicklihes Juteresse. Abgesehen von solchen Fällen enthalten sie in der Regel nicht ein Wort, das für den Leser der pa= riser Zeitungen neu wäre. Diese absolute Nichtigkeit des Zeitungs= wesens, das doch unstreitig einen höchst wesentlichen Theil des geisti gen Lebens der heutigen Welt ausmacht, in den französischen Pro vinzen, is in unseren Augen eins der beredtesten Anzeichen von deu bedenklichen Wirkungen, welche die Alles lähmende Centralisation chou jeßt in Fraukreich hervorgebracht hat. :

=— MVaríis, 1. Okt, Der Telegraph kündet heute aus Terapia vom 12. September an, daß der französische Minister zu Konstanti nopel die verlangte Genugthuung für die der französischen Flagge zu Jerusalem zugefügte Verleßung erhalten habe. e

Die Revue de deux Mondes bespricht diese Angelegenheit heute in einer Weise, die allgemeine Aufmerksamkeit verdient, und ih theile Jhnen daher die betreffende Stelle aus derselben mit:

„Die Angelegenheit unseres Konsuls (sagt sie) is auf ehrenvolle Weise beendigt, Es lagen da zwei wohl von einander verschiedene Fragen vor, das Necht, die Flagge aufzuziehen, und die Genugthuung für die dem Kon- sulate von Frankreich widerfahrene Beleidigung, Jm ottomanischen Neiche bestcht das Recht für die Konsuln, die National-Flagge aufzuzieheu, nicht an und für sich ; es regelt sich, nah den für jede Nation bestehenden beson- deren Capitulationen, Man weiß, daß die Türken kaum anfangen, sich in Dingen internationalen Verkehrs unter die Herrschaft des gemeinen Rechtes zu stellen. Jn den Capitulationen mit Frankreich war das Recht, die Flagge aufzuziehen, für die seit langer Zeit bestehenden französischen Konsulate an erkannt, und das Konsulat von Jerusalem is erst ganz neuerlich errichtet. Aber eine Uebereinkunft, die erst nach den Capitulationen abgeschlossen ward, gewährt Frankreich die Behandlung der begünustigsten Nation. Nun hat Nußland in den Verträgen, die es der Pforte auszuerlegen wußte, für alle seine Konsuln das Necht stipulirt, die National - Flagge aufzupflanzen, Jn der That aber scheint es, daß kein anderer Kon- sul, als der Konsul von Frankreich, die National - Flagge in der heiligen Stadt aufgepflanzt, in der Stadt, wo die muselmännische Empfindlichkeit am regsten ijt, zu Jerusalem, Auf diesen Grundlagen konnte die diploma- tische órage zwischen der Pforte und Frankreich sich abmachen, wenn die Pforte für angemessen erachtet hatte, das Necht unseres Konfuls zu bestrei- ten und von der französischen Negierung zu verlangen, keine Neuerung zu U Vie französische Regierung hätte, glauben wir, leicht ihr Necht N Der S und es wäre zwischen beiden Ländern nur eine jener Fra- na A Una und Zeitgemäßheit geblieben, welche jede Regierung je zu: mad Var R und der Natur der Interessen löst, welche sie geltend 20h Fräige fa f ul das gute Recht aufrecht gehalten, is es nur noch bar unv mte “ugyeit und Gewandtheit, zu wissen, ob man es unmittel- ar und mit Slrenge ausüben muß, oder ob es besser ist, es einige Zei \{chlummern zu lassen,“/ MUSDET: DO 09) VENRI E S EN JEUNGE-DME

„Der Pöb in , 2 den ja sein scheint Lurdlem, dessen Fanatismus zuerst aufgeregt wor- her und zu spät die Uebrige Led türkischen Autoritäten , welche nach- Diplomatie nicht die Sorge libeellelben zurückzuhalten versuchten, hat der kennt die Exzesse, denen sie sich iden, die Schwie1igkeit zu lösen, Man Ansicht man auch über di !lassen hat, und für diese Exzesse, welche

n\ich ) ie That des Ko rei@s baben möcht e onsuls und über das Recht Frank- chs h yte, war die Pforte eine ekl i Diese Genugthuung is erlangt worden Dame Genugthuung segulbig, Züchtigung einiger obsfkuren Fanatiker "ia beschränkt sich nicht auf die rungen der Männer, die sie hätten im 3 Au leiht Opfer treuloser Einflüste- Sie trifft höher. Der Pascha von Jerusalem ist ahe und aussiären sollen, ger wird sich zum französischen Konsul begeb M mtient, Sein NaGot- / I geven, um ihm einen Entschuldi-

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Die framófishe A vid di dem Hauptorte T a f ind durch die türkischen Behörden mit 21 Kano- der P n pegrußt werden , Tus ies abgesehen „von den Züchtigungen, welche den Haupt - Anstiftern und Ausführern der Emeute vorbehalten sind. So wird der franzósische Name im Orient geachtet werden, und Frankreich in der Meinung der Völker, wie 10 den diplomatischen Unterhandlungen den Rang einnehmen, der ihm gebührt.“ | Jndeß lassen sich doch auch Stimmen vernehmen, welche mit der erlangten Genugthuung wenger zufrieden sind, als die Revue des deux Mond es. Namentlich wird von Vielen ausgeseßt, daß man nicht darauf bestand, daß die französische Flagge in Jerusalem selbst, wo der Pöbel sich an ihr vergrissen hatte, feierli wieder aufgezogen werde, und daß man sich von französischer Seite damit begnügte, daß dies nur in Beirut geschieht , dessen Bevölkerung dem began- genen Atteutate durchaus fremd war. Manche fürchten sogar, der Pöbel von Jerusalem möchte dadur zu der Meinung veranlaßt wer- den, ihm sei am Ende Recht gegeben worden, und der französische Konsul daselbst werde nur eine noch s{chwierigere Stellung bekommen.

Grossbritanien und Irland.

London, 30. Sept. Die Aerbau - Gesellschaft von Lichsield hielt in dieser Woche ihre jährliche Versammlung, welche nach vorher= gegangener Thiershau wie gewöhnlich mit einem Festmahle endete, das aber durch die Rede Sir Robert Peel’s, der die Stelle eines Vice - Präsidenten angenommen hatte, eine besondere Bedeutung er hielt. Politische Diskussionen waren verbanut, und man beschränkte sih darauf, nah dem Ausdrucke der höchsten Zufriedenheit mit den Leistungen der Gesellschaft den anwesenden Grundbesißern, Pächtern und Arbeitern praktischen Rath zu ertheilen, wobei der Präsident, Lord Hatherton, sh über Verbesserungen auf dem ausschließlichen Gebiete der Aerwirth\chaft, Sir Robert Peel über die sozialen und poli= tischen Verhältnisse der Landbauer ausließ. Denn politishe Gegen stände waren nur ausgeschlossen, insofern sie einen Partei - Charakter trugen, uud Sir Robert Peel drückte den einstimmigen Gedanken der Gesellschaft aus, als er es für absurd erklärte, „jene große und alles umfassende Politik auszuschließen, welche eine ihrer stärksten Grund- festen nationaler Stärke und Wohlfahrt in der fortschreitenden Ent- wickelung britischer Agrikultur erkennt.“ Der Minister zeigte sich bei dieser Gelegenheit wieder als echter Tory, aber als Tory des Fortschritts, der den Grundsäßen des Shuß-Systems treu bleibt und in zeitgemäßen Reformen dasselbe den Verhältnissen anpaßt, Als solhe Reformen in der Agrikultur-Jndustrie, um dieselbe zur erhal tenden Hauptstüßze Englands zu machen, empfahl Sir R. Peel vor- nämli dreierlei: größere Ausbildung der Landwirthe durch Reisen; Herstellung solcher Verhältnisse zwischen Grundherren und Pächtern, welche gegenseitiges Vertrauen erweckten, was dadurch erreicht würde, daß Pachtungen auf unbestimmte Zeit, wie sie an vielen Orten bestehen, niht mehr stattfinden, sondern die sogenannte tenantry at will, d. i. Pacht = Kontrakte auf bestimmte län- gere Zeit den Pächtern gewährt werden sollten. Diese wür- deu in solhen Fällen größere Kapitale auf die Kultur des Bodens verwenden, weil sie die gewisse Aussicht auf den Genuß der Erträge derselben hätten. fahl der Minister Fürsorge für

gungs-Besuch zu machen.

Endlich empf die Arbeiter-Klassen in den Agrikultur-Distriften durch Abtretung flei= ner Ländereien an dieselben, um diesen nicht nur die nöthigen Sub= sistenzmittel für alle Zeiten zu schaffen, sondern auch in moralischer Hinsicht das Wohl derselben zu fördern. Wie weit der Minister eut= fernt is, das Schubsystem der Agrikultur-Interessen aufzugeben, und wie sehr er von der Wohlthätigkeit desselben überzeugt ilt, geht aus seinen Worten hervor, wenn er sagt: „und ich wiederhole es, daß weder in diesem noch in irgend einem anderen Lande ein er- freulicherer Anblick dem wahren Patrioten sich darbieten kann nämlich demjenigen, welher die Aufrechterhaltung der nationalen Größe und Ehre Englands wünscht als ein wohl angebauter Landbezirk, in welhem Eintracht zwischen Besißer, Pächter und Ar= heiter herrscht.“ Solche Sprache muß dem von seiner Partei schon mannigfach augefeindeten Minister die Herzen derselben wiedergewinnen, denn sie drückt die Grundsäße derselben, wenn auch nicht die von der Partei überall gutgeheißenen Mittel zur Verwirklichung jener deutlich aus ; sie erleihtert der Partei das Verständniß der Pläne Sir R. Peels und wirkt zur Ausgleichung der ihm immer gefährlichen Spaltung der Tories. Lord Hatherton, der Präsident der gegenwärtigen Ge=- sellschaft, is selbs ein Geguer der Politik Sir R. Peel's, aber die erflärten Grundsäße des Ministers veranlaßten ihn dennoch, demselben unter dem lauten Beifall der Versammlung einen s{meichelhaften Toast auszubringen. „, Niemand,“ sagte der Lord, „achtet den sehr ehrenwerthen Baronet höher als ih, und ih kann versichern, daß der sehr ehrenwerthe Baronet, obwohl er viele politishe Gegner hat, doch keinen politishen Feind im ganzen Lande besißt.“

Dem Gastmahle, welches der Lord-Mayor neulich dem General Espartero gab, hat nah einem an die Times gerichteten Schreiben eines Gastes der General Nogueras dennoch beigewohnt, obwohl er auf der Cinladungs =-Liste nicht benannt war. Bekanntlich hat man den General Nogueras wegen seiner gegen die Mutter Cabrera's im leßten spanischen Revolutions =- Kriege vollstreckten Execution von der Festlichkeit ausschließen wollen; „aber“, heißt cs in je- nem Schreiben, „es i unmöglich, diesen Mann zu s{chmä-= hen, dafür, daß er mit seinen Landsleuten sich selbst einge= führt hat, denn nichts i gewiß \chrecklicher für ein solhes Wesen, als allein zu sein. Wer 1ist indeß verautwortlich sür diese Beleidigung der Gastfreundschast Londons? Der General Espartero wußte gewiß nichts vou der Anwesenheit des Nogueras; aber wußte er etwas davon, so kann man sagen: welhe Summe von Grausamkeit, die noch über den fkaltblütigen Mord einer alten Frau geht, muß derje nige besien, welcher die Freundschaft des Generals Espartero, Her- zogs von Vitoria und Großkreuz des höchsten Ordens der englischen Ritterschaft, verlieren soll.“

Utederl nd e

Aus dem Haag, 29. Sept. Jun der heutigen Sibung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurden die Berathungen über die Budgets fortgeseßt, Nachdem der mit der interimistishen Leitung der Finanzen beauftragte Justiz - Minister, so wie der Minister der Kolo- nieen und der Minister des Junern die Anträge vertheidigt und noch einige Mitglieder ihre Ansichten weiter entwickelt hatten, wurden die allgemeinen Berathungen für geschlossen erklärt, Hierauf wurde das erste Kapitel, die Civilliste, zur Abstimmung gebracht und dasselbe mit 35 Stimmen gegen 24 angenommen.

Belgien.

L Brüssel, 1. Okt. Die Septemberfeste, wenig von der Witterung begünstigt, sind diesmal mit geringerem äußeren Pompe gefeiert worden, als in den vorhergehenden Jahren, und mögen s{hwer= lich so viel Menschen in Brüssel versammelt haben, als der Besuch der Köuigin von England. Ein Festival, welches nah Art der Deut- schen von einem Künstler, freilih nur als Privat-Unternehmen, orga= nisirt war, erfreute si, troß der trefflichen Ausführung, nur geringer Theilnahme. Dagegen fand ein öffentlicher, freilih unentgeltlicher, aus mehr als 500 Sängern bestehender Chorgesang einen O leb- haften Zudrang, und beweist zugleich die Fortschritte, welche die Musik und insbesondere auch der Gesang in den leßteren Jahren gemacht hat.

Viele Gesangvereine haben sich niht blos in den größeren, sondern au in den fleineren Städten gebildet, und fast jeder nicht ganz un- bedeutende Flecken besißt seine Harmonie. Diese sogenannten Har- monieen sind ein nationales, besonders flämisches Element, da sie si vornehmlih in den Landestheilen flamändischer Mundart am frühesten und am zahlreihsten gebildet haben. Jebt wetteifern aber die wallo- nischen Provinzen mit den Geshwister-Provinzen, die ihnen voran- gegangen.

Die vornehmste Feierlichkeit der Septemberfeste bestand au die- ses Jahr in der Preis-Vertheilung für die Preisschriften der Studi- renden und die Prüfungs-Arbeiten der Schüler der mittleren Unter- richts-Anstalten. Unter den vier Universitäten haben diesmal nur Studirende von Gent und Lüttich koukurrirt. Die katholische Univer- sität, so wie die hiesige, die im vorigen Jahre den philosophischen Preis erhalten hatte, haben dieses Jahr keinen Antheil daran genom- men. Der Mangel an tüchtigen Studirenden kann wohl nicht die Ursache davon sein, da die öffentlicheu Prüfungen ein günstiges Zeug- niß für diese beiden Universitäten ablegen. Die zu bearbeitenden Materien, worüber das Loos entscheidet, finden wohl nicht überall in demselben Jahre gleiche Liebhaber. Daß die katholische Universität, die zahlreihste des Landes, ihren Studirenden die Theilnahme an die- sen Preis-Bewerbungen untersagt habe, wie früher das Gerücht war, ist sicher als unbegründet anzusehen, da die Professoren derselben an dem von den verschiedenen Fakultäten der vier Universitäten gewählten Preis-Richter-Amte Theil nehmen. Bei diesen Preisbewerbungen hat sich jedenfalls die Universität Gent ausgezeichnet, Obgleich die minder zahlreilste, scheint doh, nah den Resultaten zu urtheilen, unter den Professoren, wie unter den Studirenden, ein löblicher wissenschaftlicher Geist zu herrschen z die medizinische und die mathematisch=naturwissen- schaftliche Fakultät scheinen sich am thätigsten zu beweisen. Löwen hat im leßten Jahre einen großen Verlust erlitten durch den Tod zweier seiner berühmtesten Professoren in der Rechts -Fakultät, der bein älteren Ernst, der Zweite früher Justiz-Minister. Der Eine is dur Herrn Demonceau, Präsident des Tribunals von Verviers und früher bis zu seiner Nichtwiedererwählung im vorigen Jahre Deputirter, erseßt wordeuz für den zweiten Lehrstuhl hatte man sich an einen ausgezeichneten Professor in Lüttih, Herrn Dupret, gewandt, der aber den Ruf nicht angenommen hat. Der brüsse- ler Universität stand ein bedeutender Verlust durch den Ab- gang des Professors der Philosophie, Herrn Ahrens, nach der Universität Leiden bevor, Der Administrator der Univer= sität hat aber vor furzem als eine glüdlihe Nachricht angezeigt, daß derselbe definitiv bei der hiesigen Universität bleibt. Die Verdienste, die sich dieser Professor während eines zehnjährigen Wirkens um die Hebung der philosophischen Studien in Belgien erworben, dürften wohl allgemein anerkannt sein. Selbst die Opposition, die derselbe von der löwener Universität aus erfahren, hat gewiß zur Verbreitung des Juteresses an der Philosophie bedeutend beigetragen.

Was den mittleren Unterricht anbetrifft, so scheint sich derselbe überall, wenn auch langsam, zu heben. Das Unterrichts-Gesebß über diesen Zweig wird freilih noch erwartet. Jedoch is die Regierung seit einigen Jahren dadurch thätiger eingeschritten, daß sie eine regel- mäßige Juspection aller derjenigen Kollegien veranstaltet, die vom Staate ein Subsidium erhalten. Natürlich sind, vermöge der absolu- ten Unterrichts-Freiheit, alle von den geistlichen Corporationen gelei- teten Unterrichts-Anstalten dieser Beaufsichtigung entgegen, und bis jeßt haben dieselben auch an den öffentlichen Preis-Bewerbungen, die von der Regierung ohne Unterschied für alle, auch für die freien von ihr unabhängigeu Anstalten eröffnet, keinen Antheil genommen. Bei den diesjährigen Prüfungen hat fich das Athenäum (Gymnasium) von Brüssel besonders ausgezeihnet, während es in den zwei vorhergehen=- den Jahren nicht einmal den zweiten Rang einnahm. Es scheint die- ser Umstand aber zu beweisen, daß, da sih schwerlih eine Anstalt in einem Jahre in allen Fächern so hervorstechend hebt, bei diesen Prü- fungen viel vom Zufall, der Wahl der Materien, so wie auch von den Preisrichtern selbst abhäugt, die niht immer dieselbe Beurtheilungs- Weise befolgen. Die Feierlichkeit endete mit der in Gegenwart des Königs vorgenommenen Krönung der Zöglinge und mit der Verlei= hung des Leopold - Ritter - Ordens an zwei Universitäts - Professoren, einen Professor des mittleren und einen Lehrer des Elementar= Unterrichts.

Die Einberufung der Kammern wird dieses Jahr nicht, wie einige Blätter angekündigt, früher als gewöhnlich, d. h. im Beginn No-= vembers, stattfinden, Man hatte sie deswegen vermuthet, weil sehr wichtige industrielle und kommerzielle Fragen, ja das ganze bisher befolgte Handels - System, in der nächsten Sibung zur Diskussion gebracht werden sollen und mehrere Jndustrieen sich in einem sehr bedrängten Zustande befinden, die, wenn man überhaupt eine Ver- besserung dur bloße Zollgeseße erwarten dürfte, ein shleuniges Ein- schreiten der Kammern nöthig machen würden. Besonders befindet sich die alte Leinen - Judustrie in einer verzweifelten Lage. Das Elend, worin die Spinner und Weber in den beiden Flandern durch den Arbeitsmangel gebracht sind, ist auf einen hohen Grad gestiegen. Eine halbe Million hat si allein von dieser alten Hand knditittle genährt; die Zahl der Spinnerinnen allein betrug im Jahre 1840 an 300,000, Die fortwährend fallende Ausfuhr nah dem Auslande, besonders nah Frankreich, so wie das unaufhaltsame Vordringen der Maschinenspinnerei, hat den größten Theil davon an den Bettelstab gebracht. Die Vertheidiger der alten Hand- Jndustrie scheinen \ich auch der CEvidenz zu ergeben; sie können es sich aber theilweise zu= rechnen, wenn, durch das längere Zurükbleiben der Maschinen = Jn- dustrie im Lande, die Ausfuhr sehr gelitten hat.

Mit Frankreich werden die kürzlih wieder aufgenommenen Han- dels-Negociationen fortgeführt, Wir halten es aber bei dem jeßigen Stande der Verhandlungen für unzeitig, auf etwas Näheres einzugehen.

Griechenland.

Z Athen, 16. Sept.) Heute will ih versuchen, Jhnen cinige Details zu geben über die Vorfälle des gestrigen Tages, so weit cs für den Augenblick möglich is. Schon seit ibhreein Tagen, wie es scheint, war die Regierung in Kenntniß gesebt, daß eine po- litische Demonstration im constitutionellen Sinne vorbereitet werde. Unbestimmte Ahuungen davon hatte man auch im Publikum, und diese Ahnungen gründeten sich wohl meistentheils auf die immer wachsende Unzufriedenheit, hervorgehend aus den neuerlichen fort- währenden Finanz-Maßregeln und Reductionen, so wie auf das Miß- behagen , das sich wegen der dadur herbeigeführten Stockung im Verkehr auch unter dem Handels- und Gewerbsstande immer mehr zu verbreiten anfing. Rechnet man dazu noch eine gewisse Langsam- keit und Lauigkeit in dem Geschäftsgange der Regierung, und das thätige politische Treiben der Parteien, so läßt sih allerdings die vorherrschende trübe Stimmung erklären. Schon seit mehreren Tagen waren außet- gewöhnliche Vorsihts-Maßregeln getroffen, Gensdarmerie-Wachen üt

*) Erst heute haben wir auf direktem Wege denten in ia Briefe vom 15ten und 16. Sep

Ereignisse daselbst erhaltenz sie geben zum Mitgetheiltez wir glauben indessen, daß cines mit den Verhältnissen genau willkommen sein wird.