1843 / 109 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Achtzehn in

Seeben, ehn 1 Dorfes Seeben,

Ss {audzt das Volk in So jauchzt p Bauern des

scher Ordnung aufgestellte

König zu Pferde bis nah der Stadt.

Reisewagen E : Biectencallinte von allen Thürmen ertönte; aber das laut und freudig

fortrollende Hurrah = und Vivatrufen übertönte bald alles Geläut, während die Musik-Corps spielten uud die Fahnen geshwenkt wurden. Am Haupteingange des Rathhauses wurden Se. Majestät von den daselbst versammelten Behörden der Stadt tun Empfang genommen und in den Rathhaussaal hinaufgeführt. Se. Majestät ließen sicch von dem Herrn Landrath Freiherrn von der Schulen= burg die verschiedenen Behörden und Mitglieder der Kolle= gien sammt den Stadtverordneten der Reihe nach vorstel- len und nahmen dann an der glänzend servirten Tafel des Naths= saales Plaß, zur Rechten den Herrn Bürgermeister von Bennigsen= Förder, zur Linken den Herrn Landrath Freiherrn von der Schulenburg befehlend. Der Rathssaal war aus der Alterthümer - Sammlung des Herrn Bürgermeisters von Bennigsen-Förder, die hauptsächlich merk= würdige Stücke aus Salzwedels Vorzeit enthält, sinnreih ausgestattet. Auf der Tafel stand unter Auderem ein etwa zwei Fuß hoher alter Humpen mit pyramidalisch geformtem vergoldeten Deckel in ciselirter Arbeit. Diesen mit dem trefflihen bayerischen Biere des hiesigen Kaufmanns Herrn Meyer gefüllten Becher geruhten Se. Majestät aus der Hand des greisen Patriziers, Herrn Brewibß, an

zunehmen, dessen Vorfahren \{chon vor Jahrhunderten das Amt eines Mundschenken bei den hier residirenden Markgrafen von Soltwedel verwaltet. Se. Majestät geruhten dann in huldvoller Herablassung auf das Wohl der vierzehn im einfachen Schmucke der weißen Gewänder aufwartenden Jungfrauen, die unter Leitung der Frau Bürgermeister von Bennigsen-Förder und Frau Justiz-Komnmis- farius Lißmann standen, ein Glas Champagner zu leeren, und äußerten gegen die erstgenannte Dame noch besonders Allerhöchstihre Zufriedenheit mit der ganzen Bewirthung.

Nachdem Se, Majestät fast drei Stunden lang unsere Stadt mit Allerhöchstihrer Gegenwart beglückt und dem Herrn Bürgermei ster vou Bennigsen-Förder noch beim Abschiede mit Handdruck in den huldvollsten Ausdrücken Allerhöchstihr besonderes Wohlwollen zu er- fennen gegeben hatten, rollte der Wagen, begleitet von tausend Se= genswünschen, aus unseren Mauern, deren Gewerke an diesem und dem folgenden Tage noch unter musizirenden Umzügen fröhlihe Nach feier hielten. :

Die Reise Sr. Majestät, die bis dahin von hellem Himmel be- günstigt war, ging darauf bei dem wieder eingetretenen Regenwetter im schnellen Fluge durch die Ehrenpforten der Gemeinden Perver, Kricheldorf, Buchwiß, Stappeubeck, Mahlsdorf, Bars und Sallen- thin, Winterfeld, Cheiniß und Groß-Apenburg über die Gränze des Kreises Salzwedel hinaus, Jn Winterfeld, bis wohin, als zum nächsten Relais, der Herr Landrath Freiherr von der Schulenburg den Wagen begleitete, war eine von der Gemeinde Mösenthin in der Kirche auf- bewahrte Landsturmfahne vou 1813 über der Chrenpforte aufgesteckt und zeigte unter dem Adler in großen Buchstaben die Inschrift : „Mit Gott sür König und Vaterland!“ Theuere Worte, die heute, wie damals, einen freudigen Wiederhagll finden in der Brust eines jeden

braven Altmärkers.

zu einer General-Versammlung eingeladen, die am 8 November guf dem Fürstensaal im hiesigen Rathhause gehalten werden soll, um wegen des Plabes, auf welchem das Denkmal in Breslau errihtet werden soll, eíne andere Wahl zu treffen.

Miít dem 15. Oktober c. wird, wie in den beiden hiesigen Zei= tungen amtlih angezeigt is, zwischeu Oppeln und Kreuzburg eine tägliche Personenpost eingerichtet.

Der Schlesischen Zeitung wird aus der Grafschaft Glaz folgende merkwürdige Natur = Erscheinung berichtet: Am 6. Oktober Nachmittags 5 Uhr wurde zu Neu - Lomniß, Habelshwerdter Kreises, auf einer der umliegenden Anhöhen und zwar auf dem Grunde des Stellenbesißers Jgnaß Scholz ein heftiges Getöse vernommen, das aus dem Innern der Erde zu kommen schien, dann ín immer stärker werdendes Geprassel überging und zuleßt mit einem furhtbaren Knall endigte, indem zugleih aus einem pößlih entstandenen Riß eine Masse Erde und Steine hoh in die Luft geschleudert wurde. Dieses seltsame vulkanishe Ercigniß dauerte ungefähr 10 Minuten und ver-

militairi= ven, mit : Schulzen an der Spite, folgten auf gegebenen Wink dem ibrem Su) Kaum erreichte der Königliche das äußere Thor der Vorstadt Bohorn, als feierliches

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X Liegnít, 11. Oft, Den bei der Eisenbahn=-Anlage zwi- hen Liegniß und Breslau beschäftigten Arbeitern war bisher ein täglicher Lohn-Vorschuß von 10 Sgr. für den Mann bewilligt wor- den, welher demnächst bei \{ließliher Feststellung des wirklichen Arbeits - Verdienstes in Rechnung gebraht wurde. Vou Seiten der Baubehörde war gestern den Arbeitern die Eröffnung gemacht worden, daß in Rücksicht auf die bei Kürze der jeßigen Arbeitszeit zu leistende Minderarbeit der täglihe Lohn-Vorshuß auf 75 Sgr. ermäßigt wer- den solle. Diese Mittheilung war mißverstanden und dahin ge- deutet worden, daß überhaupt eine Herabseßung des Lohnes für die Tages - Arbeit beabsichtigt werde, wodurch bereits am gestrigen Nachmittage ein Zusammenlgufen der Bahn-Arbeiter -und Aeußerun- gen derselben bemerfbar wurden, die auf Unzufriedenheit mit der an gekündigten Anordnung schließen ließen. Judessen hielten die den Bau leitenden Beamten die Sache wohl nicht zur Anzeige oder zu besonderen Vorsichts -= Maßregeln augethan. Am heutigen Morgen verweigerten die Bahn- Arbeiter größtentheils die Arbeit und zogen von dem entfernt gelegenen Stationsorte bei Küniß in Masse auf dem Bahn = Traktus fort hierher, die bei der Bahn = Arbeit beschäf- tigten Leute theils gutwillig, theils unter Drohungen und mit Ge walt, zum Mitziehen nöthigend, um hier bei der Baubehörde die Zurücknahme der vermeintlih angedrohten Herabseßung ihres Tage lohns zu erwirken. Als sie hier in der Nähe des Bahnhofes, an- geblich gegeu 1509 Maun, aulangten, trat ihuen der mit der Lei

tung des Baues beauftragte, inzwischen von dem Heranzuge unter- richtete Baumeister Wollenhaupt entgegen, welcher, von dem Gegen stande der Beschwerde durch die Schachtmeister in Kenntuiß geseßt, den Haufen darüber belehrte, daß von einem Lohn = Abzuge nicht die Rede sei, sondern es nur um die Höhe des Lohn-Vorschusses si handele, welcher für die laufende Woche, wie bisher, gezahlt werden solle, indem es von der Bestimmung der Bau - Direction abhängig bleiben müsse, bis zu welher Höhe Lohnvorschüsse gemacht werden dürfen. Durch diese Erörterung ward die Aufregung beseitigt,

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\ Breslau, 14. Okt, Die Mitglieder des Vereins zur Errichtung | des Denkmales für Friedrih den Großen sind durch den Ausschuß |

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dient jedenfalls eine nähere Untersuchung. |

sich an einem Strahl der Versöhnung brechen ließ, handelte er wohlweise, zur Beförderung dieser Absicht den Chor aus korinthischen Weibern zu wäh- len, indem diese erstens aus weiblicher Sympathie für derartige Leiden zu Gunsten Medea's gestimmt sein, anderentheils aber auch ihr Mitleid mit der Unglücklichen zeigen mußten, mithin ein gleiches Juteresse in den Zuhö | rern zu erwecken geeignet waren, Seiner Neigung, Maximen, Betrach- | tungen, selbs Religions - Lehren einzustreuen, auch in der Medea folgend, spinnt er dieselben in den Chören lyrish weiter, Hierin läßt er sich einmal zu sehr gehen, nämlich bei dem berühmten Chor Nr. 7, worin er (nach der Donnerschen Ueberscßung, die, mit Ausnahme einiger süddeutschen Pro vinzialismen, welche sih übrigens in allen Ucbertragungen Douner's p wohlgelungen ist) sich über Che und Cölibat folgendermaßen auslaßt:

So sag’ ich es denn: ein Sterblicher, der Unkundig der Eh? hinlebt und nie Nachkommen erzeugt’, is glücklicher, als, Der Kinder erzielt, Wer keine gezeugt, lebt sicher und frei Von mancherlei Mühn, fein Leben dahin, Er erfuhr niemals, ob, Vater zu sein, 2E Freud’, ob Kummer bereite. N q a aus ein holdes Geschlecht dn B lüht, den seh? ich verzehrt Er ermß al sein Leben hindurch, st muß er \orgen sie i al Und woher er haf d u erziehn, Dann weiß er A d auend Bedarfz Für wacere, nicht A De 9 aud Zur entartete Kinde ängsti Doch Eins noch nenn igs tigt, Al) Für die Sterblichen all lem zuleyt,

ä ein ha Wt Zu genügendem Wohlstand E hal

Untadelich blühn, vollfräftig erstarft Ihm die Söhne heran, zeigt nun sich ein Gott Feindselig, wie hier, dann raffet der Tod

In des Hades Nacht ihm die Ki i Was frommt's nun, vit zu R Auch dies noch, diesen entseulichsten Schmer Um der Kinder Verlust, 4 Uns Sterblichen fügen die Götter 2

Diesen Chor hat Taubert, welcher die Musik zur Medea geli ie’ ret tar, melodramatisch gehalten und ihn at bellaitièt: Ulr Er Dana ies haupt in leßterer Beziehung seine Aufgabe durchweg treffend gelöst hat. Nur möchte er bei einigen Chören wohl etwas zu stark in das moderne Opernhafte verfallen sein, z. B, bei dem kleinen Chore: “Aa o S

Mairag rxourtauog avaës „Co möge dich Maja's herrshender Sohn“, j

und die gesammte Masse der Arbeiter kehrte sogleich zu den Arbeits- stationen zurück, ohne daß bis zum Abeud irgend weitere Unordnun- gen vorgekommen wären. Ueber den Hergang, namentlich rücksicht lich der gewaltsamen Angriffe, welhe mehrere böswillige Subjekte gegen andere sich erlaubt haben, die der Zusammenrottirung sich an- zuschließen weigerten, isi die erforderliche Untersuchung eingeleitet.

Dússeldorf, 12. Oft, (D. ZZ Jhre Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrih von Preußen beehrte heute Morgen die hiesige Louisenschule mit einem Besuche. Hochdieselbe wurde von den Kuratoren der Anstalt empfangen, giug darguf durch alle Klassen, verweilte bei dem Unter riht in der französischen und deutschen Sprache, besah die Handar beiten und gestattete cließlich, daß die demnächst im Musikzimmer versammelten Schülerinnen mehrere zwei -= und dreistimmige Lieder

saugen.

Koblenz, 12. Okt, (Rh.u. M. Z.) Jn Folge einer von dem Königl. belgischen Minister der öffentlichen Arbeiten erhaltenen Ein ladung wird der Herr Ober-Präsident der Rhein-Provinz heute nach Antwerpen abreisen , um den bei der Jnauguration der Rheinisch- Belgischen Eisenbahn stattfindenden Feierlichkeiten beizuwohnen.

Nuslanud. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern, München, 11. Okt. (N. K.) Jhre Königl. Ma jestäteu, so wie Prinz Adalbert und Prinzessin Alexandra Königliche Hoheiten, sind gestern Abend, von Aschaffenburg zurü, hier einge- troffen. Jhre Königl. Hoheit Prinzessin Hildegard war schon vor gestern angekommen. Gestern wurden die Herbst-Uebungen der hier garnisonirenden Truppen mit dem schon erwähnten Divisions -Manö- ver beendigt, an welhem 3 Jufanterie-Regimenter, 1 Kürasster-Regi ment und 2 Batterieen Artillerie theilnahmen. Troß der Ungunst des Wetters hatten sich sehr zahlreihe Zuschauer eingefunden.

(A. Z.) Bei der Vermählung unseres Krouprinzen bat eine Anzahl der damals in München anwesenden bayerischen Adeligen Se. Königliche Hoheit um die Gnade, eine Höchstdemselben zu widmeude Festgabe als Andenken an jene Feier hinnehmen zu wollen, was ihnen auch huldvollst verheißen ward. Das ritterlihe Weihgeschenk, beste- hend in einem großen silbernen Schild, der ihre Wappen, 155 an der Zahl, das Wappen Sr. Königl, Hoheit umgebend, enthält (ein kunst

der sogar einen mozartschen Beigeschmak von Zauberflöte‘ hat, Die Widerlegung einer Aeußerung Medea's durch die Worte des als Vertreter und Repräsentant der Weiblichkeit auftretenden Chors:

Die Quellen der heiligen Ströme fließen rückwärts, Necht und Alles hat sich auf Erden verkehrt;

Männer verüben Betrug, nicht mehr besteht |

Unter den Göttern die Treue. |

Umgewandelt hat sih der Ruf, Ó Ehre wird der Frauen - Geschlecht verherrlichenz , Schmähend belastet der Nuf nicht mehr des Weibes Name

und die Ehre kränzt mein Leben;

faun, gegen den Schluß hin eine stärkere Betonung finden ronen, U

| häite, weil fie zugleich als eine Apologie des geschmähten Dichters gelten | |

e - , \ der zweiten Strophe und Äntistrophe des 3ten Chors macht die begleitende

Am Ende lehnt sich die Musik gewisser

Harfe eine angenchme Wirkung. nd “sich f Zu wünschen wäre jedoch, daß Kompo-

maßen au den Oratorienstyl an. ; pos | nisten diese altgriehischen Chöre in Zukunft so einfa als nur irgend möog- | li auffassen und, wo nicht stärkere Affekte zum Durchbruch kommen , blos | melodramatis behandeln möchten, Unter einer anderen Compositionsweije | leidet das Verständniß, das ohuehin durch die, besonders von Sophokles in | seinen Chören fo häufig eingewebten mothischen und historischen Bezugnahmen | erschwert ist. : I Die Aufführung war ausgezeichnet, auch das Orchester mit dem Chor | in bester Harmonie. Frau Crelinger als Medea blieb, in ebenmäßiger | Steigerung, von ihrem ersten Weheruf an bis zum Schlusse, wo sie von dem Drachengespann herab auf die Welt des Jammers höhnisch hernieder- starrte, die große Schauspielerin, Wie trefflich ihre Mimik, als Jason ihr ankündigt, er wolle sie verlassen, um den ihm durch sie gebornen Kindern durch noch ungeborene zu nüßenz und wie zu Tage gelegt ihr von da ab gefaßtes Vorhaben, die Vernichterin ihres Blutes zu werden! Jn dem Ausruf „Wärst du kinderlos, ih könnte dir vergeben lag die Ent- hüllung dessen, was in ihrem Jnneren vorging. Das Durchblickenlassen des Muttergefühls und ihre Selbstverklagung („O meine unglücsselige Halsstarrig- keit !‘’) erwirften das, was der Dichter gewollt: daß Medea nicht als Scheusal, sondern als beweinenswerth erschien. Herr Rott (Jason) hielt sich ehrenhast auf dem tragischen Kothurnz seine Schlußscene mit dem Chor wirkte erschüt- ternd. Die übrigen Rollen waren durch die Herren Grua, Stawinsfky»y, Franz und Bethge gut vertreten. Nur Mad. Wolff als Amme konnte nicht genügen, da man sie kaum zu verstehen vermochte. Der fleißig einge- übte und hübsch gruppirte weiblihe Chor hatte an Frau Werner cine \prehgeübte Führerinz Frau von Faßmann, Dlle. Grünbaum und Dlle. Hofffuns ließen dabei ihre Talente mitwirken, ein Kunstganzes her-

oorzubringen, was auch zu allgemeiner Befriedigung gelang, Frau Cre- linger wurde gerufen, A

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reihes Werk des hiesigen Goldarbeiters Zahn), ist nun fertig gewor= den, und diesen Abend geht eine Deputation jener Edelleute : Graf Pocci, von Niethammer, Baron Welden und Baron Gumppenberg-= Pöttmes (Fürst Ludwig von Wallerstein ward verhindert) nah Hohen= \{chwangau ab, um dasselbe Sr. Königl. Hoheit morgen an seinem Namensfest ehrfurchtsvoll darzureihen, Der Kaiserl. österreichische Rath Jarcke verweilte einige Tage in unserer Stadt.

Negensburg, 11. Okt, (A. Z) Jhre Königl, Hoheit die Prinzessin Friederike von Oldenburg, Schwester Jhrer Majestät der Königin von Griechenland, trafen gestern unter dem Namen Gräfin Oberstein mit Gefolge hier ein. Am 12ten traf Höchstdieselbe in Nürnberg ein, wo Jhre Hoheit den Tag über vcrweilen wollte, um am anderen Morgen die Reise über Frankfurt nach Oldenburg fort- zuseben.

Núrnberg, 10. Okt. (N. K) Ein Artikel vom Main, 10.

Oktober, im Fränk. Merkur glaubt der Nachricht, daß demnächst einer Actien-Gesellschaft das Privilegium zur Erbauung der Bam= berg-Frankfurter Eisenbahu ertheilt werden solle, widersprehen zu müssen. „Zur Zeit“, sagt er, „sei in Bayern wenigstens von einer solchen Gesellschaft noh nichts bekannt, und das Bahn-Projekt dürfte in die Kategorie der Luftschifffahrt gehören.“ (Der Verfasser dieses Aufsabes muß wohi die Verhandlungen der Kammer der Reichsräthe in der 33sten Sißung uicht zu Gesicht bekommen haben, die ja doch in öffentlichen Blättern mitgetheilt wurden, und nah denen es gar feinem Zweifel unterliegt, daß die Bildung einer Actien - Gesellschaft für Herstellung der besagten Bahn mit Genehmigung der Regierung

bereits im Werk ift.)

Mecklenburg. Schwerin, 13. Okt. (Schw. Z.) Heute Mittag i} die Jufanterie und Artillerie unseres Bundes-Kontingents aus dem Lager bei Lüneburg hier wieder eingetrossen. :

Um dem Mangel an kleiner Scheidemünze thunlichst abzuhelfen, werden jeßt in Großherzogliher Münze kupferne Dreipfennig= Stücke (Dreilinge) ausgeprägt und zwar im Werth der bisherigen sogenann- ten Silber - Witten. Auf dem Avers dieser Münze befindet sich ein doppeltes F. mit der Großherzoglihen Krone, auf dem Revers aber die Bezeichnung: 3 Pfennige. 1843,

Freie Städte. XX Frankfurt a. M., 13, Okt. Die an den ersten Tagen dieser Woche stattgehabten Wahlen zur Bildung des Wahl = Kollegiums für die Wahlen aus der Bürgerschast in die geseßgebende Versammlung haben keine größere Bethätigung als im vorigen Jahre gezeigt, so daß nur ein verhältnißmäßig sehr geringer Theil unserer stimmfähigen christlihen Bürger Theil nahm. Von den Handwerkern haben wieder die Mebger in Masse gestimmt, da sie für die Aufrechthaltung ihres Fleisch-Monopols streiten.

Russland und Polen.

St. Petersburg, 10. Okt. Ueber den Aufenthalt des Kai- sers in Neu - Georgiewsf bei Warschau und die weitere Reise Sr. Majestät melden die hiesigen Zeitungen Folgendes: „Se, Majestät geruhten während Höchstihres Aufenthalts in der Festung Neu Geor- giewsf, am 26, September um 10 Uhr Morgens über 3 Bataillone des Ladogaschen Jäger-Regiments eine Revue abzuhalten und waren mit diesen Truppen vollkommen zufrieden. Darauf begaben sih Se. Majestät in die orthodoxe Kathedrale, besichtigten darauf die Festung und äußerten Höchstihre Zufriedenheit, sowohl mit dem ausgezeichne- ten Zustande der Festung als mit den fortgeseßten Arbeiten. An; 27sten, um 9 Uhr Morgens, reisten Se. Majestät nah Brest - Li= towéki ab und kamen an demselben Tage um 115 Uhr Abends in vollklommenem Wohlsein daselbst an Am L28sten geruhten Se. Majestät der Kaiser das 1ste, 2te und Ate Bataillon des Jäger-= Regiments Fürsten von Warschau, Grafen Paskewitsch von Eriwan, und die auf unbestimmten Urlaub entlassenen Unteroffiziere und Ge- meinen aus den Gouvernements Grodno, Minsk und Wolhynien zu besichtigen. Mit dem rüstigen und gesunden Aeußern dieser Lebte- ren, so wie mit der ausgezeichneten Ausrüstung derselben, geruhten Se. Majestät vollkommen zufrieden zu sein. Darauf besichtigten Se. Maje stät die Terespolsche Befestigung, die im Bau begrisfene Drahtbrüde, die Kobrinsche Befestigung, die Kaserne der Citadelle und die Wolhy nische Befestigung und geruhten sowohl mit allen Festungsbauten, wie auch mit dem ausgezeichneten Zustande des von Sr. Majestät besich tigten Breftschen Alexander=Kadetten-Corps und der Brest-Litowskischen Komumissariats- Kommission, vollkommen zufrieden zu sein, An dem-

Königsstädtisches Theater.

Käpellmeister zzolaä als Komponist,

Am 15. Oktober wurde zur Allerhöchsten Geburtsfeier Sr. Majestät des Königs eine von Emilie Seidel (wahrscheinlich der Gattin des Herrn Professor Se\del, welcher die bier gebräuchlichen italienishen Opern- texte recht gewandt ins Deutsche zu übertragen pflegt) gedichtete und vom Vlaestro di Musica Herrn A. Buzzola in Musik gesetzte Fest - Kantate vom ganzen Personal der italienischen Oper vor gefülltem Hause, im Gan zen mit Beifall, ausgeführt. Die Musik, natürlih ganz in italienischer Manier geschrieben, bewegt sich, selbst aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, wenig über das Niveau, worin sich gelegenheitliche Arbeiten der Art zu hal- ten pflegen. Eigenthümliche Erfindung is darin noch wenig zu bemerken, im Gegentheil sind nicht selten Neminiscenzen aus bekannten donizettishen Opern gehört worden, Die Gedanken entwickeln sich nicht gehörig , einer verdrängt den anderen; auch die formelle Behandlung läßt noch

z wunschen rig, Dabei fan man nicht sagen, daß die äußeren Mittel sparsam angewendet gewesen; zwei Orchester (eines auf der Bühne), sämmtliche Solosänger und das Chor - Personal

sind benußt, ein Total - Effekt jedoh uicht hervorgebracht worden, Nach einer furzen Trompeten - Fanfare auf der Bühne läßt das Haupt - Orchester ein furzes bedeutungsloses Nitornell hören; das Bühnen - Orchester macht die Einleitung zu dem Jubel-Chor in C-dar, und beide Orchester, mit dem Chor vereint, führen ihn gemeinsam zu Ende, Jn dem darauf folgenden Dueite, in welhem der Tugenden des Herrschers gedacht wird, und das von Sgr. Stella (Tenor) und Sgra. Malvani (Sopran) gut ausgeführt wurde, ist besonders der, mit den Worten ctwas im Gegensaß stehenden und also keinen rehten Sinn gebenden Tremolo-Bewegung der Saiten-Znstrumente aus dem Grunde zu erwähnen, um den Komponisten zu warnen, seinem musifka- lischen Talente (das derselbe hon als neunjähriger Knabe zu Venedig gel- tend machen konnte) n icht die falsche Richtung seiner jeßt als Komponisten auftretenden Landsleute zu geben und sich in Deutschland fleißigen Studien musikalischer Charakteristik zu widmen. Nach einem kurzen Recitativ, vom Sgr. Capitini (Baß) unter Posaunen-Begleitung gesungen, ertönt nochmals der Eingangs-Chor. Das darauf folgende Sertett, Segen auf das Haupt des geliebten Herrschers herabflehend, wird dur ein Klarinett-Solo einge- leitet. Dies Stück, unstreitig das Beste der Kantate, machte, ohne alle Begleitung (a capella) gesungen, eine um so angenehmere Wirkung, als auch die Tône den Worten adäquat waren; von den Sängern wurde es rein intonirt und ausdrucksvoll vorgetragen. Ein kräftiger Chor in der Haupt-Tonart, dem Könige Heil zujauchzend, beschließt die Kantate, die sich übrigens, was zu loben, in bemessenen Gränzen hielt, Die Aufführung derselben auf einem von einem Privat -Unternehmer geleiteten Theater war jedenfalls sowohl ein Aft rühmenswerther Pietät für unseren theuersten Lan- desvater, als dadur interessant, daß Künstler des fernen Südens es waren, welche heut im Norden Preghieren für cinen König sangen, den Gott noch lange, lange Seinen Preußen erhalten wolle. - ——llitie=—

selben Tage, um 9 Uhr Abends, geruhten Se. Majestät der Kaiser Höchstihre Reise auf der Straße nach Kiew fortzuseßen und gien bei der Durchreise durh Schitomir die auf unbestimmten Urlau M lassenen Unteroffiziere und Gemeinen aus den Gouvernements 2Wol- hynien und Podolien, mit denen Se. Majestät vollkommen zufrieden waren. Am 48ten um 11 Uhr Abends geruhten Se. Majestät der Kaiser in vollklommenem Wohlsein in Kiew anzukommen, ls lat: Am ten d. um 8 Uhr Morgens sind Jhre Majestät die Kai=- serin, nebst Zhren Kaiserlichen Hoheiten den Großfürstinnen Olga und Alexandra, und am Abend desselben Tages Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger aus Zarskoje-Selo nah Moskau abgereist.

F. F #4 ch.

Paris, 11. Okt. *) Der König kam gestern nah den Zuile rieen, besichtigte hier die für den Prinzen von Joinville im Flora- Pavillon hergestellten Zimmer, führte darauf den Vorsiß in einem Ministerrath und kehrte dann nach St. Cloud zurück.

„Wir haben“, sagt das Journal la France, „einer Note er=- wähnt, die Lord Aberdeen allen diplomatishen Agenten Englands an fremden Höfen hat zugehen lassen, Diese Note s{chlägt die Erledi- gung der spanischen Frage auf diplomatishem Wege vor und ver breitet sich zugleih über den Gesichtspunft, von welhem aus Eng land die friedliche Lösung dieser Frage für möglih erahtet. Das englishe Kabinet erklärt, die Ansprüche des Jufanten Don Francisco de Paula keinesweges unterstüßen, noch die Königin Jsabella 11. mit einem Prinzen von Koburg vermählen zu wollen. Nach den offiziell ertheil- ten Versicherungen des französischen Kabinets wird auch von einer Vermäh-= lung der jungen Königin mit dem Herzoge von Aumale nicht die Rede sein. Es bleibt also nur die Heirath mit dem Prinzen von Asturien übrig. Diesem Vorschlage stimmt England bei, vorausgeseßt, daß die Königin Isabella il. in den Besiß aller Souverainitätsrechte bleibt, eine Bedingung, die durch die Quadrupel=Allianz festgestellt ward, und der sih die englische Diplomatie förmlich anschloß, indem sie die Rechte der jungen Königin anerkannte. Der Prinz von Asturien würde den Titel eines Königs und Gemahls der Königin erhalten, wie König Ferdinand von Portugal, Gemahl der Königin Donna Maria, Man weiß noch nicht, wie die Kabinette diese Note beantwortet haben, gegen welche sich Einsprüche genug erheben werden.“

Es heißt jeßt, die Genugthuung, welche die ottomanische Pforte in Folge der in Jerusalem der französischen Flagge zugefügten Be leidigung gegeben, und über deren Unzulänglichkeit von Seiten der Opposition so laut geklagt wurde, seien nun auch von dem französi- {hen Kabinet nicht als hinreichend erkannt worden. Wie man ver= sichert, sind dem Herrn von Bourqueney Depeschen zugeschickt worden, nach welhen er mit aller Energie darauf dringen soll, daß die Pforte den Befehl ertheile, daß nicht in Beirut, sondern in Jerusalem selbst, wo die Beleidigung stattgefunden, die französische Flagge aufgezogen und die Genugthuung vollständig gewährt werde. Ein Theil der französischen Flotte, welche an den griechischen Küsten kreuzt, foll si angeblich nah den Dardanellen begeben, um die Reclamation des Herrn von Bourqueney zu unterstüßen.

Da die beiden französischen Agenten in China, Graf von Ratti Menton und Oberst von Jaucign9, mit einander in ärgerliche Streitig= feiten gerathen, so glaubt man, daß Herr Guizot sie Beide abberufen und dem an den Hof von Pekling bestimmten französischen Gesandten, der sich nächstens auf den Weg begeben wird, die Einseßung eines neuen General-Konsuls austragen werde.

Grossbritanien und IrlanD.

London, 10. Okt. Se. Kaiserl, Hoheit der Großfürst Michael von Rußland hat \sich nah Besichtigung aller Merkwürdigkeiten der Hauptstadt, unter denen besonders der Tower von London seine Auf merksamkeit in Anspruch nahm, gestern nah Woolwich begeben, um die Artillerie-Arsenale, die Stückgießereien und den Zustand des Train wesens der englischen Armee kennen zu lernen, Sr. Kaiserl, Hoheit wurde überall der zuvorkommenste Empfang bereitet, und die mannig fachen Gegenstände der Besichtigung fesselten seine Aufmerksamkeit in so hohem Grade, daß der Besuch bis guf heute noch ausgedehnt worden ist.

Das Verfahren der Regierung in Jrland beschäftigt gegenwärtig vorzugsweise die Presse und das Publikum und die Oppositionsblätter verfehlen nicht, die Thätigkeit derselben anzugreifen, nachdem sie bis jeßt ihre Unthätigkeit getadelt haben. Man stüßt diese Angriffe vor= zugsweise auf zwei Gründe, erstens, die Regierung habe zu spät ihr Verbot bekannt gemacht und damit ihre Schwäche bewiesen, da sie in der elften Stunde nur einen Tag vor der angesagten Versamm lung si ers zum Handeln entschlossen habe und durch diesen unzeiti gen Entschluß leiht die gefährlichsten Kollisionen hätte herbeiführen können, welche nur, wie die Morning Chronicle sagt, durch die Proclamation O'Connell’s verhindert worden wären; zweitens, die Regierung hätte die Unterdrückung der Bewegung schon lange bewirken

follen. Jun dem levteren Punkte stimmen diese Blätter mit der Times überein, welche stets ein sofortiges Einschreiten gsgen De Deeguia, Ide e be Neaeia O i Be aug E De cen Ute O, E ber Geo müßte sie erst beweisen, daß die Versammlung zu Clontarf wirklich einen aufrührerishen Charakter gehabt haben würde,

und ebenso, daß ihr spätes Entschließen ers dur eine unmittelbar vor der Versammlung eingegangene Nachricht von der beabsichtigten Verleßung des Geseßes bestimmt worden wäre, Beides würden die Minister \chwerlich beweisen können, und deshalb wären sie zu tadeln. Indessen erklärt sich der Globe insofern zu Gunsten des Einschrei= tens der Regierung, als sie damit angedeutet habe, was sie vou der Bewegung halte, und dadurch auch die Jrländer bestimmen werde, einzusehen, daß die Repeal ein Phantom sei. Der ministe= rielle Standard vertheidigt dagegen sowohl die Zeit wie die Art und Weise des Einschreitens. Die Proclamation habe am 7ten um 1 Uhr Mittags stattgefunden, also noch früh genug, um Alle, die sih zu der am nächsten Tage 2 Uhr Nachmittags au- gesagten Versammlung begeben wollten, zu warnen, und die Regierung habe absichtlih nicht in früherer Zeit einschreiten wollen, weil sie erst die Wirkung der Thron - Rede auf die Führer der Repeal - Um- triebe abwarten wollte; falls dieselben niht durch jene Rede sich abhalten ließen, die Ungeseblichkeit ihres Treibens einzusehen, o hatte die Regierung die Aussicht, daß desto cher und mit mehr

Grund ihr Gelegenheit gegeben würde, gegen sie nah dem Gesebe einzuschreiten, Die Vertheidigung des Standard enthält indeß

danah noch nit die Widerlegung der Anschuldigungen des Globe add: d Beweis der von diesem Blatte erhobenen beiden Punkte. licht E der Status der leßten Quartal-Einnahme veröffent= Nachrichten A vie Standard, welcher vom Ministerium die ersten niß der Eunalii t, giebt davon eine kurze Notiz, wonach das Ergeb-= stellt sich im Be a günstiges zu nennen is. Ju der Zoll-Einnahme Jal n A rgleih zu dem fkorrespondirenden Quartal des vorigen

Ayres fn Ausfall von 500,000 Pfd., in der Accise indeß eine Zu- nayma, u 200000 Pfd. heraus. Die Einkommen-Steuer trug im ganzen Jahre 5,100,000 Pfd, Ueberhaupt zeigt sich sonst in allen

*) Auch heute is die neueste französische Post üs ieder ; / j nzösische Post über Aachen wieder agus- geblieben und nur die gestern erwartete It N E

671 Einnahme - Branchen gegen das vorige Jahr eine Zunahme, welche

zu der Erwartung berechtigt, daß die Einnahme und Ausgabe unter so günstigen Auspizien bald gleich gemaht werde,

ATZEKCTT EWR E

Aus dem Haag, 11. Oft. Die Rede, mit welcher der Minister des Jnnern (wie bereits gemeldet) die Session der General- staaten am 10ten geschlossen hat, lautet folgendermaßen :

_ „Edelmögende Herren! Die Regierung is während der gegenwärtigen, so arbeitsvollen Session bemüht gewesen, Jhnen verschiedene wichtige Geseßz- Entwürfe zur Berathung vorzulegen.

„Unter jenen Gese - Entwürfen, über deren Junhalt sih unter Jhnen eine vollkommene Uebereinstimmung der Meinungen kundgegeben hat, is zuerst der Geseh - Entwurf zu nennen, welcher die Genehmigung des mit Belgien abgeschlossenen Traktats enthältz diese Genehmigung hat den zahl- losen Schwierigkeiten, welhe die Lösung dieser Angelegenheit darbot, ein Ende gemacht und Gelegenheit gegeben, sih auf eine wirksamere Weise mit der Regulirung der Finanzen zu beschäftigen , die in den leßten Jahren so sehr vernachlässigt worden sind.

„Ew, Edelmögenden haben sich ferner in Bezug auf mehrere richter- liche, finanzielle und administrative Gesez-Entwürfe den Wünschen der Ne- gierung angeschlossen und die Ansicht derselben über die Nothwendigkeit, der Wohslthätigleits - Gesellschaft eine Unterstüßung zu bewilligen und die Ver- bindung Limburgs mit den anderen Theilen des Königreichs mittelst einer Chaussce zu verbessern, getheilt.

„Dagegen hat die Regierung sih in der Hoffnung getäuscht gesehen, mit der Organisation der Gerichtshöfe die in mehrfacher Beziehung als wünschenswerth erscheinenden Verbesserungen vornehmen zu können.

„Sie is ferner in ihren Bemühungen, das Gleichgewicht zwischen den Ausgaben und Einnahmen wiederherzustellen, ohne den Einwohnern neue Lasten aufzulegen, ebenfalls nicht unterstüßt worden.

„Der Geseß-Entwurf über die Konvertirung der Schuld, welche die Regierung als das wirksamste Heilmittel betrachtete, hat in fernere Be- rathung genommen werden müssenz der Antrag, eine Steuer auf gewisse, in dem Entwurf angegebene Einkünfte zu legen, hat zurückgenommen wer- den müssen ; dagegen sind die Budgets-Kapitel für den gewöhnlichen Dienst größtentheils angenommen worden und die Negierung is dadurch in den Stand geseßt worden, den zur Regulirung der Finanzen zu ergreifenden Maßregeln eine speziellere Aufmerksamkeit zuzuwenden,

„Die Regierung is mit großer Sorgfalt bemüht gewesen, die besten Mittel zur Förderung der Jnteressen des Landes guszusinden. Sie haben sich dasselbe Ziel gesteckt, Gegenwärtig werden alle unsere Bestrebungen dahin gerichtet sein, unter dem Schuße der göttlichen Vorsehung später für die vorhandenen Bedürfnisse zu sorgen.

„Jm Namen des Königs erkläre ich die gewöhnliche Session der Gene ralstaaten für geschlossen.“

Der General de la Sarraz is zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernanut worden ; befanntlich wurde dies Departement bisher interimistisch von dem Minister des Jnnern verwaltet.

S L Paris, 11. Okt. Telegraphische Depeschen aus Spanéien.

Bayonne, 8, Oft. Die Wahlen zu Malaga und Castellon slud für die parlamentarische Partei ausgefallen; für die Opposition zu Almeria, das sih am 1. Oft, erhoben und zu Gunsten der Cen tral-Junta erklärt hat, Auch die Wahlen zu Pontevedra sind der Opposition günstig.

General Concha is in der Nacht auf den 3, Oktober von Ma-

drid abgegangen, um das Kommando der Armee von Aragonien zu übernehmen, i Bayonnue, 10. Oft. Am 27. September wurde zu Granada der Versuch zu einem Aufstand gemacht; man hat sich in den Straßen geschlagen; mehrere Personen sind umgekommen, andere wurden ver= wundetz die Ordnung ist hergestellt -worvrn. Am 2. Okt. hattx sl noch nichts geändert zu Almeria und am 7. Okt, war noch Alles in demselben Zustande zu Saragossa. :

Perpignan, 10 O. Ait 7, Offober Vat, bié ZUita mit 1000 Mann von den 2500, über welche sie verfügen kann, einen Sturm auf die Citadelle unternehmen lassen; die Stürmenden wurden mit Verlust von 80 Mann zurückgeschlagen; Bosch, Vice-Präsident der Junta, is tödtlich verwundet worden. Jn Folge dieses Angriffs hat das Feuer der Citadelle und der Forts auf die Stadt wieder begonnen. Am Abend des 7, Oftober hörte das Feuer auf; es hat am 8ten uicht von neuem angefangen. Die Forts schossen nur, wenn sie provozirt wurden,

5 Madrid, 3, Oft. Unter dem Banner Espartero's, der Central-Junta und der Republik hatten sich alle Elemente der Anarchie vereinigt, um die aus der Contre - Revolution hervorgegangene pro-= visorishe Regierung umzustürzen und auf diese Weise die Herstellung eines legalen Zustandes zu verhindern. Zuerst schlugen diese drei verbündeten Parteien den geseßlichen Weg ein, indem sie sich bemüh- ten, bei den Wahlen den Sieg davon zu tragen. Es zeigt sich nun, da wir die Ergebnisse derselben kennen, daß vermuthlich kein einziger reiner Esparterist, etwa fünf bis sechs Centralisten (Anhänger des Infanten Don Francisco) und zwei bis drei Republikaner in die Cor tes eintreten werden. Alle übrigen Deputirten und Senatoren wer- den der parlamentarishen Partei angehören, welche mit der Regie rung darüber einverstanden is, daß die Königin sofort für volljährig erklärt werden müsse, Selb hier in Madrid sind die Ayacuchos vollkommen durchgefallen, indem die Abstimmungen der übrigen Ort= haften der Provinz der parlamentarishen Partei das Uebergewicht verschafften, Auch Herr Martinez de la Rosa wird Madrid als De= putirter vertreten. Arguëlles sieht sich zum erstenmale den Eintritt in die Cortes verschlossen. Als nun die an dem Umsturz der beste- henden Regierung und des Thrones arbeitenden Parteien gewahr wur= den, daß sie auf dem geseßlichen Wege der Wahlen nicht zu ihrem Ziele gelangen würden, verließen sle diesen und {lugen gemeinschaft lich den des offenen Aufstandes ein. Auch auf diesem unterliegen sie. An dem festen Willen der Regierung, an der Thätigkeit der Lokal Behörden, an der Treue der Armee und zumal an dem gesunden Sinne der Bevölkerung sind die Anstrengungen der Vershwöbrer ge= scheitert, und wenngleich an wenigen Punkten der Aufstand noch fort dauert, fo liegt er doch in den leßten Zügen.

Fast an einem und demselben Tage, nämlich an dem zur Zäh- lung der Abstimmungen festgeseßten, brachen esparteristisch - centralisti= {he Bewegungen in Sevilla, Jerez, Granada, Cordova, Cartagena, Segovia, Logroño, Pontevedra, Vigo, Lugo, Leon, Santander und Pampelona aus und wurden ohne Blutvergießen fast in der Geburt erstickt. Ju Sevilla ward, wie aus der angestellten Untersuchung hervorgeht, der Versuch, die Central - Junta auszurufen, von den eifrigsteu Anhängern Espartero's unternommen. Jn Granada schei= terte der Aufstand, indem die Centralisten sih zurückzogen, sobald sie bemerkten, daß ihre neuen Verbündeten geradezu den vertriebenen Regenten ausriefen. Das Eco del Comercio bricht in Vorwürfe gegen leßtere aus, und erklärt, sie handelten voreilig. Jn Sara- gossa wollen dagegen die Esparteristen allein Herren bleiben und die Anhänger der Central-Junta aus der Stadt treiben, indem jene den {lechten Ausgang des Aufstandes von Barcelona auf Rechnung der Centralisten schieben. :

Am 28sten verlangte die rebellishe Junta von Saragossa, daß ihr der die Stadt blofirende General Cañedo eine Zusammenkunft bewilligen möchte. Am 29sten fand diese statt, allein der General wies die von der Junta als Grundlagen weiterer Unterhandlungen

vorgelegten Bedingungen zurück, und am 30sten erwartete man, daß die in Saragossa befindlichen Esparteristen, welhe den Terrorismus

geltend machten, einen Ausfall unternchmen würden. Der Brigadier Concha war am 30sten mit Verstärkungen im Lager des Generals Cañedo eingetroffen. Bei Calatayud zeigte sich eine Bande von 60 Mann, die unter den Befehlen eines ehemaligen Karlisten steht, und den Aufstand von Saragossa weiter zu verbreiten suht. Die Einwohner von Alcañiz sollen in der That die Regentschaft Espar- tero’s ausgerufen haben. Man hat hier indessen die feste Ueberzeu= gung, daß Saragossa selbst binnen 8 Tagen unterworfen sein werde.

Unsere direkten Nachrichten aus Barcelona gehen bis zum 28sten und sind von befriedigender Natur; man darf wohl voraussezen, daß die Erwartungen, welche die Freunde der Anarchie auf den angeblich zu Gunsten der Errichtung der Central=- Junta angestifteten Aufstand seßten, werden getäuscht werden. Zu bedauern ist der Verlust, den bei dieser Gelegenheit die Truppen Prim's erlitten. Er selbs giebt in seinem Bericht an, daß er bei der Einuahme von Mataro hundert Maun an Todten und Verwundeten verloren habe. Das Bataillon von Reus verlor allein 40 Mann, Während Amettler sich mit der ihm verbliebenen Mannschaft nach Gerona und an die französishe Gränze flüchtete, warf sich Martell in die Provinz Tarra-=- gona. _Am 27sten beseßte er Reus mit etwa 600 Mann, wurde jedoh {hon am 28sten dur die Einwohner selbs und dur die von Tarragona abgeschickten Truppen gezwungen, sich von dort in das Gebirge zurückzuziehen. Die Rebellen, welche in Gefangenschaft ge- riethen, werden von Catalonien auf Dampfschiffen nah Valencia ge- \chidckt, wo sie ihr weiteres Schicksal abwarten. i

Die Regierung hat bereits eine Menge Senatoren ernannt. Unter den zu Deputirten erwählten Personen befinden sich die Minister Lopez, Caballero , Aillon, Serrano, die Generale Narvaez, Concha, Mazarredo, die Herren Cortina, Olozaga, Martinez de la Nosa, Jsturiz, Gonzalez, Bravo, Pita Pizarro, Castro y Orozco ( Justiz=

Minister unter dem Grafen Ofalia), Cantero, Salamanca.

Die Unterhandlungen mit dem römischen Stuhl sind durch einige vorbereitende Schritte, und zwar unter französischer Vermittelung, augebahnt worden. Die päpstliche Regierung verlangt, wie es scheint, als erste Maßregel die Zurückberufung aller wegen ihrer farlistischen Gesinnungen verbannten Prälaten. E Í

Die Ernennung des General Sanz zum General-Capitain von Catalonien hat dort einen sehr vortheilhaften Eindruck hervorgebracht. Erst nahdem Prim den Aufstand in der Provinz Gerona unterdrückt haben wird, soll Barcelona ernstlih angegriffen, bis dahin aber streng hlokirt werden.

Am 25}ten v. M. lief in die Bai von Gibraltar ein aus der Levante kommendes niederländishes Geschwader, bestehend aus 2 Linienschiffen, 5 Fregatten und kleineren Fahrzeugen, und einem Dampf- chi, ein,

X*X Paris, 10, Okt, Die catalonishe Presse is gänzlich (7 g a E M“ t c e verstummt. Die barceloneser Blätter haben aufgehört zu erscheinen, und ihre Redacteurs, selbst die des amtlihen Organs der Junta, des

Constitucional, sind als Flüchtlinge auf französishem Boden an-

gekommen. Auch das von dem General=Capitgin gegründete und in Gracia gedruckte offizielle Blatt der rechtmäßigen Behörde, la Ver dad, muß bereits wieder eingegangen sein; wenigstens hat sich seine Spur gänzlich für uns verloren. Da nun überdies der Telegraph seit geraumer Zeit über Barcelona \{hweigt, oder doch nur unbedeu- tende Dinge meldet, so fehlt es an allen authentischen Nachrichten

über die dortige Lage der Sachen, und wir sind aus\chließlich auf die Mr immer sgr gUvritdifsig Werth 2e L f L G 5 A Ht und auf die einzelnen von Zeit zu Zeit über Marseille einlaufenden Notizen angewiesen.

Den lebteren zufolge war der Zustand der Dinge in Barcelona noh am 4ten im Wesentlichen derselbe, der er seit einer Reihe von Wochen gewesen ift, Den Korrespondenzen aus Perpignan zufolge, hatte übrigens die Anarchie in der Hauptstadt von Catalonieit hon vor dem Ende des vorigen Monats einen unglaublihen Grad erreiht, Nach der bereits gemeldeten Flucht mehrerer Mitglieder der Junta soll sh nämlich das bewaffnete Volk der zurückgebliebenen Mit= glieder der Jnsurrections-Behörde bemächtigt und sie gefangen geseßt haben, um zu verhindern , auch ihrerseits den Aufstand im Stiche lassen. Ueberdies i}, wie es heißt, ein Theil der National - Gardê von Barcelona entwaffnet worden, weil man ihn im Verdachte des Einverständnisses mit dem Feinde hatte. Der Gouverneur des Schlosses Atarazanas hat den ihm anvertrauten Posten heimlich verlassen und sich in das Hauptquartier des General = Capitains geflüchtet, Di Hinrichtung der gefangen genommenen Chefs der J l eben so die Repressalien der Junta sind noch ungewiß.

Troß dieser anscheinend verzweifelten Lage der Insurgenten in Barcelona selbst, fehlt es ihrer Sache keinesweges an allen Sympa= thieen in dem der Regierung bisher gehorsam gebliebenen Theile des Fürstenthums Catalonien. Hat doch selbs Reus, das si erst vor

| wenigen Monaten in der Vertheidigung des Ministeriums Lopez und

seines Programms den Beinamen la esforzada gewann, jeßt dem gewissermaßen flüchtigen Junsurgenten- Corps unter Martell und Sa birá freiwillig seine Thore geöffnet, Als nämlich die genannten bei den Chefs auf ihrem Rückzuge vor der überlegenen Macht Prim's in dem kleinen Orte Selva, ganz in der Nähe von Reus, angekommen waren, wurden die Offiziere der National-Garde von den Behörden der leßtgenannten Stadt zusammenberufen, um über die Angesichts der Auf rührer zu ergreifenden Maßregeln zu berathen. Von den dreißig Offizieren, welche an dieser Berathung Theil nahmen, stimmten nur drei dahin, daß man sich vertheidigen müsse, während die übrigen der Meinung wa ren, daß man den Truppen Martell’s und SabirŸ?s den ungehinder= ten Einzug in die Stadt gewähren solle, angeblich, weil Reus ohne Linientruppen sich nicht füglich einer Belagerung ausseßen könne, während es doch erst vor kurzer Zeit der ganzen Heeresmacht Zurbano's gleichfalls ohne Lnientruppen den fräftigsten Widerstand geleistet. Man fam überein, den Gouverneur von Tärragona von der obwal tenden Lage der Dinge in Kenntniß zu seßen und ihu um Entsaß zu bitten, zugleich aber die Thore der Stadt für die Jnsurgenten offen zu laf sen. Reus begnügte sich indessen nicht mit dieser schon an si sehr verdäch= tigen, passiven Stelle, es schickte vielmehr eine Gesandtschaft nah Selva, um Martell und Sabirá mit ihren Truppen nach Reus einzuladen. Die Jusurgenten nahmen diese Einladung bereitwillig an und sie fanden in Reus den allergünstigsten Empfang. Am folgenden Mo! gen jedoch, als der Gouverneur von Tarragona mit einer ansehnlichen Truppenzahl herbeieilte, hielten Martell und Sabirá es nicht für ge= rathen, demselben ernstlich Stand zu halten, sondern sie machten si ohne eigentlihe Gegenwebr aus Reus davon, Wohin sie sich vot hier gewendet, is noch nit bekannt. Inzwischen war in dem von Truppen entblößten Tarragona selbst ein Aufstand ausgebrochen, der ohne Zweifel siegreih gewesen sein würde, wenn nit gerade E rechten Augenblicke ein von Valencia kommendes Kriegsfahrzeu E mehreren hundert Soldaten an Bord in dem Hafen ab Wrcolona Stadt eingelaufen wäre, Die Dazwischenkunft diese! Tarragona die bestimmten Truppen gab der Partei der Regierung 11 A Oberhand. 9 Mittac

Was Gerona betrifft, so wurde dasselbe a Fe E Sbrife von dem General Prim mit sechs bis siebentausen! L