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4. Nov. Die Anklage gegen den Bischof von
A F C Ten A M. bei dem Staats-Rathe eingereiht wt Cha s sie wird am nächsten Mittwoch, den 8ten d. M,, zur Ver= den ing kommen. (Siehe oben die Angabe des Journal des ate es heute zuerst cine sichere Nachricht über diese An=
Débats, wel ps , s ile spo denten { brate, so daß ein anderer unserer Korrespondente E She: im Zweifel sein konnte|; so wie den nachstehenden
Brief di orrespondenten selbst.) Der Staats = Rath behandelt R N tes wie bloße Verwaltungssachen, und namentlich obne Zulassung eines Vertheidigers des Angeklagten. Es wird hier am reten Orte sein, den Artikel des Geseßes vom 18, Germinal des Jahres 10 anzuführen, welcher die Fälle bestimmt, in denen der appel comme d’abus (Berufung an den Staats-Rath wegen Miß-= brauchs oder Verstoßes) stattfindet. Es sind folgende: „Ueberschrei- tung der Amtsgewalt oder Anmaßung von nicht zustehender Amts- gewalt, Verstoß gegen die Geseße und Einrichtungen der Republik,
Verleßung der Regeln, welche durch die in Frankreich aner= fannten fanonishen Bestimmungen aufgestellt werden, Attentate
gegen dic französischen Freiheiten und gegen die Gebräuche der gallifanischen Kirche, und jede Handlung und jedcs Verfahren, welche bei der Uebung des- Gottesdienstes die Ehre der Bürger bloßstellen, ihre Gewissensruhe eigenmächtigerweise stören, zu einer Bedrükung oder zu einer Beleidigung für sie werden, oder einen öffentlichen Sfandal veranlassen könnten.“ Jn Ermangelung der Behörde ist jeder Privatmann ermächtigt, den appel comme d’abus einzulegen. Der Staats-Rath kann in diesen Sachen selbst den geseßlichen Aus= spruch fällen, oder aber die Appellauten an das fompetente ordent- liche Gericht verweisen, Die verurtheilende Sentenz des Staaks» Rathes \{ließt eine weitere Verfolgung auf dem Kriminal- oder dem Züchtpolizei - Wege nicht aus, E 7 i Es bestätigt sich übrigens, daß in Nancy bereits der Anfang mit der Verwirklihung der vom Erzbischof von Lyon aufgestellten Theorie der Repressalien gemacht worden is. Die Weigerung des Rektors des dortigen Gymnasiums, dem Pater Lacordaire den ferneren Zutritt in das Schulgebäude zu gestatten, ist von dem Verweser des Bisthums mit einer Maßregel beantwortet worden, kraft deren der Kaplan des Gymnasiums aus dem Schulhause hat auszichen müssen, wobei es ihm indessen „vorläufig“ noch gestattet ist, den Religions =Unterricht, wie bisher, fortzuseßen. Wenn nicht diese Thatsache durch die Esp@- rance selbs, das amtliche Organ der ultrakatholishen Partei in Nancy, berichtet würde, so dürfte man dieselbe für eine boshafte Erfindung der Feinde der Kirche halten. Also auch das Mönchswesen wollen die geistlihen Zeloten dem Staate mit Gewalt, mit Anwendung aller zu ihrer Verfügung stehenden Zwangsmittel, wieder aufdringen, D ie Geseße, durch welche alle Mönchs-Orden in Frankreich aufgehoben sind, bestehen in voller Kraft, und die Kirchenpartci will den Vorsteher einer Unterrichts= Anstalt des Staates zwingen, seinen Zöglingen alle Tage das Schauspiel einer offenen und ungestraften Empörung gegen jene Geseße zu ge=- hen. Der bevorstehende Ausspruch des Staats-Raths gegen den Bischof vou Châlons wird nun freilih keine starke Wirkung hervorbringen, es is vielmehr vorauszusehen, daß die Kirchenpartei mit demsclben stolz zu thun versuchen wird, wie mit einer Märtyrerkrone, aber jener Ausspruch wird auch hoffentlih nur der Vorläufer von anderen Maß- regeln sein, welche, ohne die kirchliche Freiheit auf ihrem rechtmäßigen Gebiet im Mindesten zu beschränken, dem Staate und allen seinen Bürgern eine Gewähr geben gegen die unrechtmäßigen Anmaßungen eines nimmersatten Ehrgeizes und einer nie zu befriedigenden Herrsch- sucht. Die Aufgabe mag \{chwer sein, aber sie is uicht unlösbar,
5 Varis, 4. Nov, Herr Villemain hat, wie eò scheint, im Kabinette den Sieg über Herrn Martin du Nord davongetragen, denn das Schreiben des Bischofs von Châlons is wirklih dem Stagts- Rathe vorgelegt worden. Diese Maßregel wurde sehr geheim betrie- benz weder die offiziellen noch die ministeriellen Journale haben die- selbe bis heute erwähnt. Verurtheilt der Staats -=Rath das Schrei- ben, so wird der Bischof von Chälons zum Märtyrer; erfolgt die Erklärung, daß kein Grund zur gerichtlihen Verfolgung vorhanden sei, so werden die Bischöfe nothwendig noch kühner werden, und das Verfahren der Minister wird daher in beiden Fällen seinen Zweck ver= fehlen. Die legitimistishe Partei is voller Freude; sie vertheidigt uatürlih die Bischöfe mit vieler Wärme, jedoch mehr im Interesse ihrer politishen Hoffnungen, als in dem der Religion und der Drd= nung. Die Befreundung zwischen den Anhängern der alten Dynastie und der Geistlichkeit, welche die Regierung durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel zu vermindern gesucht hatte, hat sich bei dieser Ge- legenheit auf eine durchaus unzweideutige Weise kundgegeben. Die ausgedehnte Verbrüderung, welche sich in diesem Augenblicke unter dem Namen Association catholique organisirt, hat politische und religiöse Zwecke zu gleicher Zeit, die in keinem Fall der gegen= wärtigen Regierung günstig sind. Diese Organisation schreitet ge- heimnißvoll und \hnell vor, bereits zählt sie in ihrem Schooße eine große Anzahl bedeutender Männer, und mehrere angesehene Bischöfe leihen ihr Einfluß und Unterstüßung, Bis heute entging diese Verbindung der Beaufsichtigung der Gewalt, und die Um- stäude gestalten sich so günstig, daß es fast unmöglih scheint, ihren Fortschritt zu hemmen. Die fkatholishe Association ge bietet über sehr bedeutende Geldmittel, die ihr aus den Geschenfen ihrer Getreuen zufließen. Dies Alles is weit s{limmer, als der Brief des Bischofs von Chäâlons. Die Bildung der Afffociation ist dur die Gefahr motivirt, in welhe die Regierung und die Univer= sität, nah der Behauptung des Klerus, die katholische Religion ge- braht haben. Dieses Thema is mit einem seltenen Geschick und niht alltäglicher Ausdauer entwideltk. Die Austreugungen , welche man gemacht hat, werden ihren Eindruck nicht verfehlen, und es gicbt gegenwärtig genug Leute in Frankreich, die aus bester Ueberzeugung glauben, daß ernstlich die Rede davon sci, die katholishe Religion, oder, um mit der Charte zu reden, die Religion, zu welcher die Mehr= zahl der Franzosen si bekennt, zu stürzen. ; : «_ Nädhst den religiösen Streitigkeiten beschäftigen sih die pariser Journale besonders mit der Befestigungs-Frage, und die Oppositions- E Fen hen in ihrem Fanatismus über diesen Gegenstand Lbteit dar Wt Gerüchte. Und doch brauchte man die Wirk= über dio detasdic verlassen und köunte doch Merkwürdiges genug Junern von P G Forts, über die Ringmauer und über die im U aris errichteten Wachthäuser berichten. Diese leßteren bilden unter Anderem ein bemerk L Vos Nora e ; , a AÆAmertenswerthes zusammenhängendes Ver= theidigungsmittel, Die Journale haben wobl von Zeit zu Zeit davon gesprochen, aber immer nur in ganz allgem e M a E “All diese kleinen Forts sind \o konstruirt dah einen Ausdrücken. Alle Angriffs völlig umgestaltet werden kün. sie in dem Moment des ' unen, Die Schießscharten sind alle von außeu verkleidet, aber in dem Augenbli ]
i : 1170 j ( ide der Gefghr ge= nügen von innen einige Kolbenstöße, um diefe Verfkleid ( brechen; 25 bis 30 Mann sind vollkommen binre! eidungen zu zer=
; Oi en hinreichend, um ein solches befestigtes Wachthaus zu vertheidigen. Eines der merkwi di i das auf dein Plaße der Bastille, unfern der Juili = Säule. gien ist Jn Zeiten des Aufruhrs bietet diese Säule einen natürlichen Vereiu: gungspunkt dar, man hat daher jede Vorkehrung getroffen, um nicht allein Herr des Plabes, soudern des ganzen Viertels zu bleiben, Das befestigte Wachthaus hat durchaus kein militgirisches Ansehen , sein erstes Stockwerk ist mit zierlichen grünen Jalousieen versehen, aber es
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genügt, diese zu öffnen, um die Kanonen zu demaskiren, welche die Straße und die Vorstadt St. Antoine, den Boulevard und meh-= rere auf den Plaß auslaufende Straßen bestreihen. Nichts ist erfindungsreicher , solider und verstecker zugleich, als diese kleinen Forts; sie bilden im Junern von Paris ein vollkommenes Vertheidigungs = System, Da bei entstehenden Unruhen die Führer der Emeute stets damit begannen, die Wachthäuser zu überrnmpeln und die Schildwachen zu entwaffnen, so hat man diese Unannehmlich- keit auf diese Weise verhindern und zugleih die Mittel zur Verthei- digung zur Hand haben wollen, für den all, daß die Feinde der Regierung si gegen dieselbe erhöben. Nichts ist bei diesen verschie- denen Bauten dem Zufall überlassen worden, und indem man einen Blick auf den Plan von Paris wirft, überzeugt mau sih bald, daß diese Gebäude in leichter Verbindung mit einander stehen.
ck= Paris, 3. Nov. Man hat heute interessante Berichte aus der Provinz Oran vom 19, Oftober. Am 42. Oktober hatte sich die Kolonne des Generals Bourjolly im Lager von Acha-Acha in einem kleinen Thale, ungefähr eine halbe Stunde vom Meere entfernt, be- funden. Als sie in dieses, von hohen Bergen eingeschlossene Thal herabstieg, wurde ihr Nachtrab angegriffen, und kaum hatte sie sich gelagert, als die Araber sich von allen Seiten auf den Berggipfeln zeigten und lange Zeit auf das Lager feuerten. Nur mit_ größter Schwierigkeit vermochten die Vorposten diesem Gewehrfeuer Stand zu halten. Der General gab alsbald dem 32sten Linien-Regiment Be- fehl, zu den Waffen zu greifen und den Berg hinanzusteigenz die Reiz terei mit dem General folgte in kurzer Entfernung. Die Araber be= fauden sich in einer guten Stellung, ein großer Felsen auf dem Gipfel des Berges dete sie, und in der That hielten sie auch lange dem Angrisfe Stand. Endlich aber mußten sie doch dem stürmischen Angriffe der franzd= sischen Jufanterie weichen, die aber vollkommen erschöpft war, als sie oben die Höhe erklommen hatte. Hibe und Durst machten es den Soldaten unmöglich, den Kampf kräftig fortzuseßen. Juzwischen kam aber allmälig der General Bourjolly selbs nah mit der Reiterei, die sofort sich auf die Araber stürzte und deren auf der Flucht etwa zwanzig erreichte, während die übrigen aber entkamen, was ihnen um fo leichter war, als das Terrain den Reitern nicht überall hin sie zu verfolgen gestattete. Sie zogen sich in unzugängliche Schluch- ten, während die französishe Jufanterie nah einiger Rast in 1hr Lager zurückkehrte. Aber alsbald stürzten sich die Araber von neuem auf den französischen Nachtrab. Nun forderte der Oberst Cavaignac vom 3Z2sten Linien-Regiment Freiwillige von jeder Compagnie seines Regiments auf, und bildete mit ihnen Hinterhalte, während der Rest emes seiner Bataillone sich zurückzieht. Die Araber gingen_ V Le ihnen gelegte Falle, indem sie mit Ungestüm sich aus das urs de hende Bataillon stürzten. So von allen Seiten zugleich angefallen,
verloren sie ctwa 30 Todte, die sie aus dem Plabe ließen, , 2 bp Nior y » - 0° niht gerehnet zahlreihe Verwundete. Bier Tage früher, am
Sten, hatte die französishe Kolonne fouragirt und die Hütten der Araber ausgeplündert. Am Iten hatte das erste Regiment der grem- den = Legion und die Reiterei einen Streifzug gemacht, bei welchem ebenfalls einige Araber getödtet, und eimge zu Gefangenen gemacht l an hundert Ziegen
wurden. Außerdem hatte man 69 Ochsen und l erbeutet, An demselben Abend kamen Abgesandte der Araber, um
wegen ihrer Unterwerfung zu unterhandeln, Allein die BDédingülgén schienen ihnen zu hart, und es kam daher nichts zu Stande. Wäh-= rend der ganzen folgenden Nacht, wie in den vorangegangenen, feu- erten sie darguf gegen das französische Lager. Am lOten befahl der General der Kolonne, daß ein ganzes Regiment alle Feigenbaume niederhauen und alle Hütten der Araber verbrennen solle. Dieser Befehl wurde auch vollzogen. Am {lten sollte dies von neuem be= ginnen, allein zwei Häuptlinge des Stammes kamen, wegen threr Ergebung zu unterhandeln. Der Ausmarsch wurde bis um 8 Uhr verschoben, um das Ende der Unterhandlung abzuwarten, Um 8% Uhr gewann es den Anschein, daß man zu einer Verständigung gelangen werde, und man wartete daher abermals bis Mittag. Als aber auch da noch nichts zu Stande gekommen war, ließ der General, ergrimmt über die Verzögerung, sagen, er werde ihnen kein Gehör mehr geben, bis Alles verheert und niedergebranut sei, Die Truppen rückten also wieder aus, und begannen aufs Neue das Umhauen der Feigenbäume. Am 12ten kamen nun die Araber und beflagten sih, daß man die Feigenbäume zerstört habe, während sie sich doch ergeben und bezahlt hätten, was von ihnen verlangt worden war. „Z1 der That erwics es si, daß sie Recht hatten, und daß die Bevölkerung der zuleßt verwüsteten Gegend sich unterworfen hatte, Allein die beiden Kaids, welche ihre Unterwerfung empfangen hatten und ihr Geld, hatten nichts davon gesagt, in der Hoffnung, daß sie so das Geld für sich behalten könnten, Der Kalifa ließ sofort die beiden Kaids verhaften, und es wurde un= verzüglih unter dem Zelte des Kalifa Gericht über sie gehalten. Sie wurden zum Tode verurtheilt. Eine Stunde später waren sämmtliche Truppen unter die Waffen getreten, und die beiden Kaids wurden mit allen Ceremouicen erschossen, die bei Vollzug von derglei- chen Urtheilen an Franzosen üblich sind. Diese strenge Züchtigung soll sowohl bei den französischen Truppen als bei den Arabern eine große Wirkung hervorgebracht haben. Am 19teu war Alles ruhig geworden, und es schien, daß auch uicht sobald ein neuer Versuch zum Aufstande von Sciten der Araber gemacht werden werde. Bis zum Often hoffte die französische Kolonne in Mostaganem zurü zu sein.
Grossbritanien und Irland.
London, 4. Okt, Der Michaels-Termin der Assisen is vor= gestern in Dublin eröffnet worden, Eine große Menschenmenge hatte sich chou früh am Tage vor der Queens Bench eingefunden, in der Erwartung, daß die unmittelbaren Prozeß - Verhandlungen gegen
O'Connell und seine Mitangeklagten vor sich gehen würden, da dieselben
am ersten Tage des Termins vor dem Gerichtshofe zu erschrinen ge- halten waren. Das Volk indeß erfuhr bald, daß uur die Einleitung
des Prozesses durch den Oberrichter Burton stattfinden werde, und
verlief sich bis auf die ziemli zahlreiche Versammlung im Jnnern des Gerichtshofs. Auf der Gallerie bemerkte man hauptsächlich Damen von Rang und Ansehen. Bald nah 11 Uhr begannen die Geschäfte mit Konstituirung der Grand Jury der City und Grafschaft Dublin, zu welchem Zwecle die Geschwornenlisten verlesen uud aus diesen die ersten sich als anwesend meldenden 24 Geschwornen ge- wählt wurden. Der Ober = Richter Burton wandte sich an diese Grand Jury der City und Grafschaft Dublins mit einer durch große Klarheit der Beweisgründe ausgezeichneten Rede, welche die Jury über ihre Functionen und mit Verweisung auf die Anklage-Alten über das ganze Sachverhältniß aufklären sollte. Der Juhalt dieser Rede is folgender: Die Anklage einer Person, selbst im Fall sie be- gründet ist, is nur eine Beschuldigung, gegen welche der Augefklagte, nachdem die Grand Jury die Anklage- Bill für zulässig erklärt hat, sich vertheidigen kann. Die Grand Jury is deshalb allein dazu da, die Begründung der Verfolgung anzuhören. Diese Begründung ge- schieht durch Eidesleistung von Seiten der Zeugen, welche außerdem noch besonders durch die Jury geprüft und verhört werden können, Wenn nah sorgfältiger Ueberlegung die Grand Jury einstimmig oder wenigstens eine Majorität von 12 Stimmen die Sache für eine Untersuchung geeignet hält, d. i. wenn sie eine sogenannte true bill gegen den Angeklagten findet, so wird derselbe dadurch förmlich in
Anklagestand verseßt; wenn im Gegentheil die Grand Jury die Be= weis - Aften der Anklage für ungenügend hält (no bil), so is die Untersuchung von Seiten der gegenwärtigen Jury aufgehoben, aber die erhobenen Anschuldigungen bleiben noch in ihrer Kraft, Die Grand Jury hat darum niht das Schuldig oder Nicht= schuldig des Angeklagten zu bestimmen, sondern nur den vom Kläger (hier der Regierung ) festgestellten effektiven Thatbestand ohne Rücksicht auf irgend einen möglichen Gegenbeweis von Seiten des Verklagten für die Zulässigkeit der Anklage als genügend zu erken- nen, Dieser effektive Thatbestand, welcher die true bill der Grand Jury motiviren soll, ist aber, wie es in der Anklage-Akte heißt, eine conspiracy (das ist ein in Gemeinschaft und Uebereinstimmung
mit Anderen beschlossenes Vorhaben), um gewisse ungesebliche Zweckde oder irgend welhe Zwecke durch ungeseßlihe Mittel zu erreihen, —— nämlich nah dem eigenen Eingeständniß
der Angeklagten die Aufhebung der gegenwärtig bestehenden legis- lativen Union, Diese Union haben zwar die Angeklagten unge)eß=- lih und leer genannt, aber diese Behauptung hat keine legale Be-= gründung, und da die Unions-Akte nicht allein praktisch, sondern auch geseßlich in Jrland in Kraft ist, so kann die Grand Jury durch solche Behauptung in ihrem Urtheil sih nicht bestimmen lassen, Damit soll nicht das Recht jedes Unterthanen bestritten werden, die Zweckmäßig- feit einer legislativen Maßregel also auch dieser Union in Frage zu stellen und zu diskutiren, um auf geseblihem Wege eine Aenderung zu ert- halten, und zu diesem Zwecke ist auch in der Anklage-Afkte nicht das Endziel der Angeklagten als eine Gesetzwidrigkeit hervorgehoben, auf welche die Jury ihr Urtheil begründen soll, sondern nur das Bestre- ben derselben, „mittelst ungeseßlicher, Aufruhr bezweckender Mittel fonspirirt zu haben, damit der Königin Unterthanen zu grie cane heit, zu Haß und Verachtung gegen die Regierung und Constitution aufgereizt und zu ungeseßlichem Widerstande gegen dieselbe getrieben würden.“ „Es i besonders diese Beschaffenheit von Vpposition gegen die Regierung und Constitution“, sagte der Oberrichter Burtou,
7 welche {ch die Grand Jury aufmerksam machen muß, weil sie „auf welche ich d ; | nuy, n nicht allein die einzelne Angabe in der Anklage-Afte auftlärt, sondern daraus auch alle übrigen Angaben richtig gedeutet werden können,“ Mit dieser Bemerkung steht in genauer Verbindung der sehr wichtige Punkt der Anklage, daß die Angeklagten große Menschenmassen ver= fammelt und durch Einschüchterung und Demonstration großer physisher Kräfte ihren Zweck, die Verfassungs - Veränderung, zu erreihen gesirebt haben. Die Grand Jury hat zu unter- suchen, ob der Zweck dieser Versammlungen wirklih auf Einschüchte= rung berechnet gewesen is. Ju diesem Falle wird die Beschuldigung eines misdemeanour gerechtfertigt sein, weil der nächste Punkt der Anklage, die Versuche, „Jhrer Majestät Unterthanen im Heere und in der Flotte zu verführen““, mit jener Einschüchterung zusammenfällt und beide Anklagepunkte durch einander bestätigt werden. Zu den Ein- schüchterungs-Versuchen gehört auch die Erhebung von Geldbeiträgen vom Auslande zur Fördernng der Repealzwecke, wenn sich herausstellt, daß die Angeklagten selbst diese Beiträge veranlaßt haben. Endlich involvirt die Einsebungider Schiedsgerichte ein gleiches Verbrechen, ein misdemeanour, indem dadurch versucht wird, die geseßlichen Tribunale des Landes in Miß- achtung zu bringen, das Vertrauen des Volks zu diesen Tribunalen zu mindern, und die Prärogative der Krone, vermöge welcher allein Gerichtshöfe zur Verwaltung des Rechts eingeseßt werden können, zu beeinträchtigen. Zum Schlusse kam der Oberrichter auf die an- geblih falshen Aussagen des Berichterstatter Hughes, welchen die Jury selbs examiniren und dessen Glaubwürdigkeit ste gänzlich 1 Zweifel stellen fönne, wenn sie fände, daß er absichtlich falsch aus- gesagt habe. Seine Glaubwürdigkeit „würde allerdings, auh wenn er absichtslos gefehlt habe , leiden, a@9er die Aussage doch nicht in allen Punlten zu verwerfen sein. : :
Der General -= Anwalt erklärte, daß am folgenden Tage der Grand Jury alle Dokumente, welche auf die Anklage - Alte Bezug baben, vorgelegt werden sollen.
Jn derselben Gerichts-Sißuug beantragte noch Herr M'Donough, der Anwalt des Angeklagten Barrett, die Erlaubniß, dem Gerichts= hofe dreizehn demnächst zu breidigende Bescheinigungen, daß der Be- richterstatter Hughes falsch ausgesagt habe, vorlegen zu dürfen. Die Bescheinigungen wurden angenommen und die Beceidigung auf den fol= genden Tag festgeseßt.
Schweden und Uorwegen.
Stockholm, 31. Okt. (B. H.) Es is hier eine vom 17 Oktober datirte Königliche Verordnung erschienen, wodurch der Aus= fuhrzoll von Algun, Pech in Tonnen und in Blöcken, Kobalt in Erz und Metall, Braunroth, Färbermoos und Theer, so wie der Einfuhr= zoll von Steinkohlen, Steinkohlenstaub oder Cinders und Koaks guf unbestimmte Zeit gänzlich aufgehoben werden,
S E L
St. Gallen, 31, Oft. Die Corporation der Kaufleute in St, Gallen hat das Direktorium ermächtigt, beförderliche Einleitung zu Erzielung eines direkten Handels =Verkehrs mit China zu tressen, und demselben Behufs Bestreitung daheriger Unkosten einen vorläust= gen Kredit eröffnet,
Appenzell a. Nh., 31. Oft. (Schw. Z) Die hiesigen Standeshäupter haben beschlossen, den Großen Rath auf den bten Winter-Monat einzuberufen, um die Schritte zu berathen, die durch die Beschlüsse des Großen Rathes von Luzern nöthig werden möch= ten. Ohne Zweifel wird der Große Rath ganz im Sinne von Zü ri auftreten, dessen Erklärung im Kanton Appenzell a. Rh. den leb- haftesten Anklang findet.
Lausanne , 29. Oft, Der hiesigen Zeitung wird aus Bert geschrieben: „Die politischen Verwickelungen, in welche der Tag- satungsbeschluß vom 31. August die Eidgenossenschaft geführt hat, scheinen die Aufmerksamkeit der fränzösischen Regierung in dem Grade auf sich gezogen zu haben, daß sie Herrn Rossi mit einer or Mission nah der Schweiz beauftragt hat. Dieser Stan an bereits in Luzern angekommen und hat sich beeilt, dem Schu s erp Rüttimann und anderen hervorragenden Männern betder Parteien einen Besuch zu machen, Die Missioa des Herta Nosst erklärt sich übrigens um so leichter, als die Gesundheit des Grafen Mortier im- mer s{wankeuder wird. Der Tagsabungs - Abschied ist noh nicht in Bereitschaft, wie die eidgenössische Kanzlei durch Kreisschreiben vom 98, Oktober an die Staats-Kanzleien anzeigt, und wird erst gegen Mitte Novembers ín die Kantone versendet werden können, Mittler- weile empfingen Lebtere einen Auszug aus dem Abschied über dic Angelegenheiten Aargau?'s. Er faßt 165 Drukseiten in Folio.
B45 K
Nom, 27. Okt, (A. Z) Ueber die kirhlihen Verhältnisse der Katholiken im russischen Reiche vernehmen wir, daß in den des- halb stattfindenden Unterhandlungen mit dem heiligen Stuhl in lebter Zeit eine kleine Annäherung stattgefunden, j j
Man spricht seit einiger Zeit wiederum von einer Anleihe, welche der Staat beabsichtigt, und diesesmal von einer inländischen, die bei der Banca Romana negoziirt werden dürfte,
Es ist nun ein viertes Dampfboot englischer Fabrik auf Kosten der päpstlichen Regierung hier angekommen, um gleich einem der frä- heren die Schiffe von hier aus aufwärts der Tiber bis Pontefelice am Fuß des Sabiner-Gebirges zu ziehen. Gegen die Dampfschiffe war | inem Jahr sehr geeifert worden, jeßt, da man deren
bier O r Mugen eingesehen, wagt kein Mensh mehr etwas da-=
i 1den,
gegen e Marc Anton Borghese wird in einigen Tagen uach Paris abreisen, um sich dort mit der Gräfin de la Rochefoucauld, ner Verwandten von mütterlicher Seite, zu verheirathen. Die erste Gemahlin des Fürsten war bekanntlich die zweite Tochter des Grafen von Shrewsbury, Katharina Gwendoline Talbot, deren Andenken un= ter den Römern unvergeßlih fortlebt. E E L
Graf G. von Stakelberg, russischer Gesandtschafts Secretair in Kopenhagen, ist gestern hier eingetrosfen, Fürst Poniatowsky ist aus ¿Florenz angekommen, um persönlich eine von 1hm komponirte Vper, Imelda dei Lambertazzl, im theater Apollo zu dirigiren.
Der um die Botanik hochverdiente Geheime Rath Liuk aus Berlin besuchte unjere Stadt auch in diesem Herbste, doch nur auf wenige Tage. Er hat so eben die Heimreise von hier angetreten,
S T U
París, 4. Nov. Telegraphische Depeschen aus Spanien.
Bayonne, 2. Nov. Martinez de la Rosa hat am 30. Okto ber im Kongreß (zu Madrid) den Bericht in Bezug auf die Volljäh rigfeits-Erflärung der Königin übergeben und darauf angetragen, daß diese Erklärung zu erlassen sei, Der Bericht ist von der Kammer günstig aufgenommen worden.
Saragossa hat sih unterworfen General Concha is am 28. Oktober Abends mit seinen Truppen in. die Stadt eingerückt.
Perpignan, 2. Nov. Am 28. Oktober, dem Tage der Ueber= gabe von Saragossa, hat General Concha ein Regiment nah Gracia abgeschickt. Am 31. Oktober war die Uneinigkeit unter den Jusur genten zu Barcelona im Zunehmen. Der Junta war es nicht ge= lungen, die Compagnie Galeeren-Arbeiter zu entwaffen. Die Plün= derung der Häuser und Magazine dauerte fort. Am 31. Oktober wurde Gerona noch immer beschossen. An demselben Tage is Mar tell ins Fort von Figueras zurückgekommen; die 400 Mann (Refkru-= ten), die ihn begleiteten, haben bei Annäherung der Soldaten der Kolonne des Generals Prim, die zu Bascara licgt, ihre Waffen weg= geworfen. Am 1, November wurde noch den ganzen Tag über Ka- nonenfeuer von Gerona her gehört.
3 Madrid, 28, Okt. Die von dem Senat ernannte Kom-= mission, welche das Gutachten über die die Volljährigkeits-Erklärung der Königin betreffende Mittheilung der Regierung abzufassen hat, besteht aus den Herren Garelly (Justiz-Minister unter Martinez de la Rosa), Herzog von Frias, Tarancon (erwähltem Bischof von Za mora), Campuzano und Romo Gamboag, die, mit Ausnahme Campyu- zano's, der früheren moderirten Partei angehören,
Die zu gleichem Behufe durch die Sectionen des Kongresses ge- wählte Kommission besteht aus den Herren Martinez de la Rosa (Präsidenten), Olivan, Jsturiz, Quinto, Posada, Herrera, Don Fer= naudo Madoz und Gonzalez Bravo (Secretair). Die drei ersten dieser Herren gehören zu der früheren moderirten, die vier Leßteren zu der exaltirten Partei,
L „Der Espectador sagt heute: „Uns gilt die Erklärung der
Bolljährigkeit unserer angebeteten Königin für jeßt als eine offene Verleßung der Constitution, und eben deshalb als ein Verbrechen, das wir auch nicht eiumal obenhin entschuldigen.“ i
Das Eco del Comercio, welhes im Juni und Juli am lautesten darauf bestand, daß die Königin für volljährig erklärt werde, sagt heute in Bezug auf die erwähnte Mittheilung der Regierung : „Dieser Schritt is der politische Tod der Minister, der Erzeugnisse der Juli-Revolutionz die einstweilige (momentlanea) Niederlage der Männer vom September 1840, und der gleichfalls einstweilige Tod der freien Justitutionen, Die Minister haben cinen Selbstmord be=- gangen, und, wenn uns nicht die Thatkraft des spanischen Volkes Hoffnung cinflößte, so würden wir glauben, daß auf ihren Selbst= mord die Erdolchung der Freiheit folgen würde.“ Das Blatt drückt alsdann in sehr starken Ausdrücken die Ueberzeugung aus, daß eine reactionaire Partei im Namen der jungen Königin regieren werde, zugleich aber die Hoffnung, es würden im Schoße der (vom Eco für illegal erklärten) Cortes felbst Männer auftreten, um gegen die Volljährigkeits - Erklärung ihren Widerspruch eixzulegen, Endlich drückt das Eco für den Fall, daß die Volljährigkeits Erklärung den- noch erfolgen sollte, den Wunsch aus, die provisorische Regierung möchte noch zwei oder drei Monate beibehalten werden, damit sie die zur Sicherstellung der Freiheit und Beschränkung der ministeriellen Willkür nothwendigen Gesebe sanctioniren könne.
Das Eco übersieht offenbar, daß, falls man die gegenwärtigen Cortes und ihre Beschlüsse für illegal und nichtig erklärt, die von ihnen zu sanctionirenden Geseße, welche die Freiheit sicher stellen sollen, demselben Maßstab unterliegen würden. Eben der Wunsch aber, den das Eco am Schlusse, als einen den Ministern als lebtes Rettungsmittel angedeuteten Ausweg darlegt, berechtigt mich zu der Muthmaßung, daß eine geheime Uebereinkunft zwischen deu Freunden des Eco und einem Theile der Minister wenigstens bestehe.
Die zur parlamentarischen Coalition gehörenden Personen so wie überhaupt alle diejenigen, die den Umsturz der Regentschaft Espartero’s als ein unfruchtbares Ereigniß betrachten, falls aus dem selben nicht die festen Grundlagen hervorgehen, auf die der erschütterte Thron der jungen Königin neu gestürbt werden soll, sind der Ausicht daß diejenigen Einrichtungen, qus denen die bisherigen anarchischen Bewe- gungen hervorgingen, einer strengen Reform unterworfen werden müssen, Eine lange und traurige Erfahrung hat dargethan, daß die Agun- tamientos und Provinzial-Deputationen , ihrer bisherigen Einrichtung nach, aus Lokal-Behörden zu politischen, dem Thron das Gesetz ge= benden Körperschaften wurden, die, anstatt über das Woll der Bür ger zu wachen , gegen diese die unerhörteste Tyrannei ausübten, die Reine QE verschlenderten, und mit der Staatsregierung in Veitts 4A N gen. Vasselbe muß manu von der National-= für Aufréhthallüung der Ruhe und Debnta Lehr; u Bildung Reihen derselben E uhe un Ordnnng betheiligt wären, in die wurt A R: eten zu assen, ließ man vielmehr den Aus-
f aller Stände, verächtlihe Proletarier zu, die dann ihre Waffen
bei jeder Gelegenheit ge j taa is H E, 1
Ï gen die Regierung selbst richteten. Das bestehende L D’ ; egIerung t richt ¿ as an E Lablgeseß bietet nicht die geringste Bürgschaft dar, daß
die N durch würdi änner vE Ua Alle Freunde der Grbnune Ke: in den Cortes vertreten werde,
5 i len daher das Bedürfniß, dem bisherige
; i 3, Syertigen E BI Spies und Vollziehung neuer Gikee ein Eide 1 Geseß ‘indem die Wal r Bedürfniß is aber en neucs Gemeinde- ey T. Ablauf d E en für die Ayuntamientos des nächsten Jahres meinde-Geses weld d O vor sich gehen müssen. Ein Ge- gere Grundsäß fic ie Befuguisse der Aguntamientos auf wichti E âbe zurü ührte, wurde bekanntlich 1840 durch die Cortes Ra , un durch die Krone sanctionirt , gab aber nicht die Veran= assung, sondern den Vorwand zu dem „glorreiche ie aunziamienbs vom September , in egi n Pronunciamiento
dessen Folge die Königin Regentin zur Abdan-
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fung gezwungen wurde. Nun war unter den Mitgliedern der parla- mentarishen Coalition die Rede davon, dieses Geseß mit einigen Mo= dificationen den Cortes jeßt aufs neue vorzulegen, und der Krieas= Minister Serrano machte vor einigen Tagen im Minister - Rathe den Antrag dazu. Allein die Herren Lopez, Caballero und Aillon wider seßten sich mit solher Heftigkeit, daß dem General Serrano, als er die „Sivung verließ, zu Ader gelassen werden mußte. Die Minister Lopez und Caballero sollen sich auch mit den als Centralisten bekannten Senatoren und Deputirten dahin ver= ständigt haben, daß diese in den Cortes als Schuß = Redner der Rebellen von Barcelona, Saragossa u. \. w. auftreten, und von der Regierung die Verkündigung einer allgemeinen Amnestie verlangen jollen, zu welcher denn freilich die Volljährigkeits- Erklärung der Kü= nigin die beste Veranlassung gäbe. Auf solhe Weise erklärt man sich den hartnäckigen Widerstand, welchen die Aufrührer noch leisten, und ihr Bemühen, die Sache in die Länge zu ziehen, wenn sie gleich, in- dem sie den Weg der Unterhandlungen einschlagen, zu erkenuen geben, daß sie von der Unmöglichkeit, die Regentschaft Espartero's wieder= herzustellen oder eine Central-Junta eiuzuseßen, überzeugt sind.
Die Lage gestaltet sich demnach so. Die Einen wollen organische Gesebe, um der Regierung größere Kraft zu verleihen. Die Anderen, die Partei des Eco und die Ayacuchos, wollen die Beibehaltung der bisherigen, jede Art von Regierung unmöglich machenden Gesehe. Auf die Seite der Lebteren scheinen sih die Minister Lopez, Cabal- lero und Aillon zu neigen, entweder aus Ueberzeugung, oder um sich einen Weg offen zu halten, auf dem sie in die Reihen ihrer früheren politischen Freunde zurückkehren können. Ein Kampf steht jedenfalls bevor, und es frägt sih nun, ob Herr Olozaga, der gestern Abend hier eingetroffen is, Neigung haben wird, unter einer solchen Gestal= tung der Dinge das Ruder des Staates in seine Hände zu nehmen. | Die Truppen der Königin, kaum 300 Mann stark, sind nebst den mobilisirten National = Milizen der Provinz, unter den Befehlen des Generals Senosiain, am 25\ten in Leon eingezogen, nachdem die | Aufrührer sich ohue weiteren Widerstand unterworfen hatten. Die | Offiziere, welche an dem Aufruhr theilgenommen hatten, wurden nah verschiedenen Punkten geschickt, und die National -Milizen der Stadt | entwaffuet, Es weist sih aus, daß zwei Redacteure des Especta= | dor, die von hier entwichen waren, den Aufruhr angestiftet hatten. Die große Mehrzahl der Einwohner der Stadt empfing die einrücken- den Truppen als Befreier, Die hiesigen Ayacuchos sind nicht wenig bestürzt über diesen Ausgang ihres Unternehmens.
Der Senat hielt heute keine Sißung. Uebermorgen werden ver= muthlich die betreffenden Kommissionen beider Kammern ihre Gutachten über die Volljährigkeits-Erklärung der Königin vorlegen.
Den 29. Oftober. Am 23sten verbreitete sih in Vigo das Gerücht, die Rebellen von Leon hätten den Truppen der Königin eine entscheidende Niederlage zugefügt. Sogleich erhoben die Esparteristen ihr Haupt und zogen, da die Besaßung unters Gewehr trat, aus der Stadt. Am 25\ten Morgens wurde das Kriegsgeseß verkündigt und die National-Miliz aufgefordert , ihre Waffen abzuliefern, Allein die Milicianos warfen sich in das Stadthaus, riefen die Central - Junta aus und gaben Feuer auf die Truppen, deren Chef verwundet wurde, und die sich darauf zurückzogen. Die Rebellen riefen alle Einwohner zu den Waffen und seßten eine Junta ein, Diese Bewegung is von Espartero’s Emissairen, die sich von England nah Portugal begaben, geleitet worden. Der General Jriarte, einer der Vertrauten Espar= tero's, soll bei Vigo ans Land gestiegen sein. Jun Sautiago und Orense wurde die Ruhe durhch die Festigkeit der Militgir = Behörden aufrecht erhalten.
| Vorgestern traf Zurbano, von Estremadura kommend, hier ein,
Paris, 4. Nov. Am 27sten Abends traf in dem Haupt- Quartier des Generals Coucha ein Courier aus Madrid mit der Nach= richt cin, daß die Regierung die von den Jusurgenten in Saragossa gestellten Bedingungen der Unterwerfungen nicht bewillige, daß sle aber dem General Concha unbeschränkte Vollmacht gebe, den Sara-= gojjanern so viel von ihren Forderungen zuzugestehen, als er den Um= standen entspreheud finde. Demgemäß eröffnete der General Concha am Morgen des 28sten neue Unterhandlungen, welhe am Abend dieses Tages mit eiuem Vertrage endigten, dessen wesentlicher Ju- halt der folgende ist : | ___ H Die National - Gardisten, welchen kraft der bestehenden Ge- seße das Recht zusteht, in der National-Garde zu dienen, bchalten
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ihre Waffen.
2) Die von der Junta errichteten Frei- Corps werden aufgelöst und entwassact,
1) Ae G C , : 11! 9) Die Junta, das Ayuntamiento und die Provinzial = Deputa- tion werden aufgelöst.
4) die Offiziere der Armee, welche unter der Fahne des Aufruhrs
gedient haben (es [sind deren über 300), verlieren ihre Orden und Grade, und werden in ißre Heimat zurückgeschilt. _ Auf diese Bedingungen hin sind nun dem General Concha die Thore von Saragossa geöffnet worden. Den ursprünglichen Forde= rungen der Saragossaner gemäß hätten die Provinzial - Deputation und das Ayuntamiento nicht aufgelöst werden und die Offiziere cine ganz vollständige Amnestie erhalten sollen.
Das südliche Spanien, besonders die Provinz Cordova und der Maestrazgo ist der Schauplaß des karlistishen Banden-Unufuges ge- worden, von welchem Spauien eine Zeit lang befreit zu sein schien. Man hört alle Tage von irgend einer neuen Räuberthat des berüch tigten Lacoba und seiner Spießgesellen, die wenigstens 70 Maun stark, das Land weit und breit in Schrecken halten.
: Man versichert hier in Paris, daß im Hotel Courcelles cifrige Borbereitungen für die Abreise der Königin Christine nah Spanien stattfinden. Die Mutter der jungen Jsabella soll nämlich, trob der dringendsten- Vorstellungen und Abmahnungen, die ihr von verschiede= nen Seiten gemacht worden, entschlossen sein, nah Madrid zu gehen, sobald die Volljährigkeit ihrer Tochter erklärt is. Die Königin Chri= stine verlangt nämlich nicht bloß danach, wieder unmittelbar iu die spanische Politik einzugreifen, sondern sie glaubt auch, eine Forderung von 72 Milliouen Realeu, die sie gegen den spanischen Schaß erhebt, bei persönlicher Auwesenheit in Madrid mt besserem Erfolge betrei= ben zu können, als dies bisher von Paris aus geschehen. Diejenigen, welche die Königin Christine von jenem Vorhaben abrathen, machen besonders geltend, daß der Einfluß der Königin Mutter unfehlbar für alle Fehler und Mißgriffe der Politik der Regierung verantwortlich gemacht werden wird, und daß alle gegen die Person dersclben ge=- richteten Antipathieen nothweudigerweise auf die Ordnung der Dinge übergehen werden, in welcher man sie eine bedeutende Rolle spie- len ficht.
Griechenland.
Der Griechische Beobachter enthält folgende Cirkular=Note des Ministers der geistlichen Angelegenheiten und des öffentlichen Unterrichts an den Rektor und die Professoren der Universität:
Siehe, der Winter is vergangen, der Regen hat aufgehört u. \#. w. Wir sprechen laut diese Worte des hohen Liedes aus, indem wir uns an Euch, achtbare Männer, wenden, die Jhr gleih uns Zeugen des großen Aktes der Wiedergeburt Griechenlands gewesen seid. Jn der That, die Zeit der Zwietracht und des Mißtrauens is vorüber, und die Zeit des Ver-
ten hervorgeht, is zurücfgekehrt. Ein wohlthätiger und sanfter Wind herrscht jet der Allianz des gricchischen Volkes mit seinem erhabenen Souverain. Dies Resultat is kein Menschenwerk, sondern das der unecndlichen Güte des Allerhöchsten.
,, Es werde Licht und cs ward Licht, Wo soll sich der Ausdruck der wahren Dankbarkeit gegen den Wohlihäter finden, wenn nicht unter Euch Männern der Wissenschast und der Tugend; wer könnte es wohl besser er- fennen, daß die Wohlthat, je größer sie war, um so mehr das Herz er- hebt, um so mehr den Cifer zur würdigen Erfüllung der wichtigen Func- tionen, die Euch übertragen worden sind, cinflößt? Zhr wurdet auf einen hohen Posten gestellt, nahdem vou dem Vater des Lichts Euch díe Auf- gabe, die Jugend zu unterrichten und die besondere Gnade zu diesem Be- rufe zu Theil geworden; Jhr seid daher die Meister aller göttlichen und menschlichen Wissenschaften, Jn der hohen Stellung, worin Jhr Euch be- sindet, is es Euch leiht, das Werk der Vorschung zu erkennen, als es dem Schöpfer gefiel, unter das Volk herabzusteigen und die Herzen durch seine heilige Guade zu rühren und sie auf diese Weise auf den Weg der Wiedergeburt und des Heils zu leiten, Wenn dem so ist, so wer- O h Eure Gedanfen auch oft auf unseren Ursprung richten: mit welcher G adi E wir Hellenen überhäuft wordenz welche Prüfungen haben wir es Zayrhunderten erduldet; dur welche Hand sind wir gerettet worden! Det diejen Gedanken werdet Jhr fühlen, was Alles das Vaterland für die Entwickelung seiner Wohlfahrt und für die Nealisirung seiner schönsten Vosfnungen von Euch erwartet, Judem Jhr dies erwägt, werdet Jhr von dem Ziele, das Jhr mit Euren Kräften erstreben müßt, durchdrungen sein : wenn Griechenland durch seine Sprache, durch die Wissenschaften, welche dieje Sprache entwickelt hat, unsterblih geworden, so ist es billig, Euch auf- zusordern, für die Blüthe diescr Sprache zu wirken. /
_ ¿Wenn auf der anderen Scite unsere nationale Erhaltung eine lebende Trophäe unseres religiösen Glaubens is, der sich so, wie unsere Väter ihn
trauens, welches aus der Uebereinstimmung der Regierung mit den Regier-
uns überlieferten, an denselben Oiten und in derselben Weise durch den Strom der Ereignisse hindur erhalten hai, so muß man uns diesen Glau- E adi E ER nicht entreißen. Die erlauchten Fakultäten, deren --(1tgleder „F9r jeid, oder denen Jhr präsidirt, werden niemals ihren Ur- sprung und das Ziel, welches sie sich stecken müssen, vergessen, Die Fakul- tât der Theologie {ird sich erinnern, daß sie die Bewahrerin der orthodoxen Lehre ist, die durch die heilige Schrist, durch die Entscheidungen der sieben vkumenishen Konzilien und durch die Kirchen-Väter bis auf uns gekommen. Diese Fakultät wid gleich einer tüchtigen Schildwache über die Erhaltung der Reinheit der heiligen Dogmcn in denselben Gegenden wachen welche zuerst die Apostel der heiligen Religion, so wie die ausgezeichneten Versammlungen der alten orthodoxen Gelehrten aufnahmen. — Die philo- sophische Fakultät wird sih erinnern, daß sie die Nachfolgerin der ausge- zeichneten Männer ist, die in Griechenland selbs jene weise Philosophie ge- lehrt haben, welche die Nichtshnur der Humanität is. — Die Rechts - Fa- fultät wird nicht vergessen, daß sie den Spuren ihrer Vorgänger folgen soll, die durch Vergleichung desjenigen, was wirklich und unveränderlich Recht ist, über Necht und Unrecht entscheiden. Diese Fakultät muß das Beispiel der griechischen Geseßgeber nachahmen, deren Justitutionen durch ihre Stärke und ihre Weisheit noch unerreicht geblieben sind, Die medizinische Fakultät endlich wird sich der Vor- schriften des Hippokrates erinnern. — Alle vier Fakultäten zusammengenommen, iverden den Unterricht auf cine solche Weise ordnen, daß díe studirende Ju- gend, stets mit einem gesunden Unterricht genährt, zugleich fromm und li- beral werde z denn alle Tugenden, der Muth, die Gerechtigkeit, die Mäßig- feit, die Weisheit, gehen nur aus der Religion hervor. Der irreligiöse Mensch kann nicht ein Freund der Freiheit und ein Feind des Bösen sein, Der religiöse Mensch dagegen, ist der einzige, der wahrhaft liberal, muthig und unbezwingbar im Unglück und frei vom Einflusse der Leidenschaften, so weit dies dem Menschen möglich is, worgus eben die Nuhe sclb| der Gesezgeber und der Richter, so wie die Aufrechthaltung und Ehre eines wohl konstitnirten Staats folgt. — Berufen zu dem hohen Amte, von dem aus der öffentlicbe Unterricht geleitet wird, habe ih es für angemessen gehalten, die Häupter des ausgezeichneten Lehrer - Personals mit den vorstehenden Betrachtungen zu unterhalten; es hieß nur eine Pflicht gegen das Vaterland crfüllenz wenn man bei diescr Gelegenheit die Vorschrift anwendete: „Erinnert den Weisen daran, wie nüßlih die Weisheit ist, und er wird noch weiser wer- den.“ Es ist Euch übrigens nicht unbekannt, daß diese Betrachtungen unser ganzes Leben erfüllt haben. Jhr werdet daher auf die Stimme desjenigen horen, der zugleich Euer Chef und Euer Kollege is und der Euch nur an das erinnert, was Euch Allen bekaunt ist, Dcr Minister der geistlihen Angelegenheiten und des öffentlichen Unterrichts. Michael. G. Schinas.“
© AÁtheu, 18. Oft, Seit ih Jhuen zum lebteumale geschrie= ben, haben wir wieder nur zu vicle unruhige Stunden durchlebt, ein leider nur zu untrügliches Zeichen, daß auch die Zukunft noch keine gesicherte is. Schon seit dem Anfange dieses Monats durfte man allerdings auf neue Stürme gefaßt sein; indessen überließen sich selbst die Unterrichteteren der Hoffnung, dieselben würden sich auf die Be= rathungen im Staatsrathe und in dem Ministerium beschränken. Es hatte sih nämli unser guter König, o vernimmt man, aufs ent= schiedenste gegen alle weitere Proscriptionen ausgesprochen und, \o wird wenigstens sie zugefügt, dabei seit dem 15. September zum ersten= male theilweise Beistimmung gefunden. Den Parteihäuptern galt es aber, sih ihrer Gegner vor der nahen Beendigung aller Wahlen um jeden Preis zu entledigen. Daher die kurze Jutrigue und die Reihe neuer Gewaltthätigkeiten, auf deren Verlauf ih niht zurückzukommen nöthig haben würde, wäre dieser in unseren, aller Glaubwürdigkeit entbehrenden Zeitungs-Berichten nicht allzuparteiüsh dargestellt. Aus Abscheu gegen Mord und Brand hat unser guter König am 15. Sep= tember den Kelch bitterer Leiden geleert, indem er einer Soldaten= Emeute den Sieg über das Königthum überließ, und derselbe Abscheu, neben seinem Wort die Beschlüsse der Shubmächte abwarten zu wol= len, hat ihn seitdem abgehalten, sih irgend einer ihm abgedrungenen Maßregel länger zu widerseßen, als bis eben mit anarchischen Kon= sequenzen gedroht wurde, Mit dieser Drohung konnten aber Kalergis und Metaxas in einem Augenblicke niht mehr zum Ziele gelangen, wo sie sich von einem Theile ihrer sonstigen Verbündeten ‘verlassen sahen. Sollte also das lebte, noch unverfolgte Haupt einer entgegen= geseßten Partei uicht im Besiße seines Einflusses bleiben, so mußte cin anderer Weg eingeschlagen werden. Daher auf der einen Seite die Einschüchterung des Hofes durh Hindeutungen auf neue Gewalt= thätigkeitea und auf der anderen die Aufreizung des Pöbels durch allerlei Einflüsterungen von Umtrieben der Königlich Gesinnten, wäh= rend Alles ruhig war, nur nicht die Führer der Meuterei vom 15. September selbst. Es galt lediglich die Cxilirung Kolokotronis?, welcher sich der König, so sagt man, um so mehr widerseßen zu mässen ge= glaubt hatte, als, allgemeiner Annahme nach, in deren Betreibung Kalergis wieder nur als Werkzeug eines anderen, nicht unbekann- ten Einflusses zu handeln schien. Der Erfolg der Jutrigue is Jhnen ohne Zweifel bekannt, der König mußte die mehrjährige Verbannung eines Mannes gutheißen, auf dessen Anhänglichkeit er wohl selbs un-= ter anderen Umständen, als den gegenwärtigen, hätte mit Sicherheit rechnen dürfen. Die gleichzeitige Exilirung Mauromichalis? war eben= falls blos eine Befriedigung obwaltenden Parteihasses , jedo lange fein Akt von solcher Bedeutung, wie jene Kolokotronis). Alle übrigen Verbannungen haben eine durchaus untergeordnete Wichtigkeit , sind Zugeständnisse, welche von den Siegern Einzelnen ihrer Helfershelfer gebracht werden mußten. Selbst die gewaltsame Ausweisung des früheren Finanz-Ministers macht in dieser Beziehung keine Ausnahme. Er war nichts als ein redliher Maun, und Niemand hätte daran gedacht, ihn dem einen oder anderen der exilirten Parteihäupter gleichzustellen, hätte ihm uicht seine Strenge gegen Bankerotte und betrügerishe Pächter diese Berühmtheit erworben. Als Kalergis am Morgen des 15, Septembers die Gefängnisse der Schuldgefangenen öffnen ließ, war Herrn Rallis? Ermordung oder Verbannung dekretirt.
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