1843 / 137 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Da der Bursche kein Unterkommen finden konnte, nahm ihn ein mitleidiger Schreinermeister in seine fleine Wohnung, in einem Hinterhause in der Rheinstraße , ihn dort in wahrhaft christlichem Sinne pflegend und ein Nachtlager gebend,

stehen.

Auslan d.

Deutsche Bundesstaaten.

Bayeru. Augsburg, 8. Nov. Die heutige All g. fd. bringt eine tabellarishe Uebersicht der jüngsten Krankheitsfälle 1 Augsburg, chegründet auf die amtlich erholten ärztlichen Berichte, um die beruhigende Ueberzeugung zu geben, daß die seit Oktober d. J. eingetretene Schleim- und Nervenfieber-Epidemie, wenu sie auch eine nicht unbedeutende Ausbreitung in dieser Stadt gewonnen und mehrere Opfer gefordert, doh als bösartig und große Besorgnisse erregend um so minder bezeichnet werden fann, als eine große Zahl der Erkrank= ten (beinahe die Hälfte) genesen, eine große Zahl in der Rekonvales= cenz sich befindet und von 100 Kranken faum 4 gestorben sind. Es waren hiernach im Ganzen ärztlih behandelt worden 914, genesen 379, gestorben 38, blieben in Behandlung 498 Personen.

Speyer. (N. Sp. Z-) Eine Königl. Regierungs-Verordnung verfügt die Bildung von „Verzinsungs =- Kassen für Gemeinden und Stiftungen“. Von der Ansicht ausgehend, daß in den Kassen der Gemeinden und Stiftungen viele kleinere Summen müßig lägen, welche zusammengefaßt bedeutende Kapitalien bilden würden, ihrer dermaligen Bereinzelung wegen aber nicht verzinslich angelegt werden könnten, soll vom nächsten Neujahr an in jedem Land-Kommissariat eine solche Verzinsungs-Kasse gebildet werden. Einlagen werden dabei von Ge= meinden und Stiftungen in den kleinsten Beträgen, dagegen nicht iber 300 Fl., angenommen. Ein Gemeinde-Einnehmer hat das Rech»: nungswesen zu besorgenz er erhält 10 pCt, von den eingehenden Zinsen als Vergütung.

Württemberg. Uln, 6. Nov. (Schw, M.) Der Kaiserl. Ge= neral von Rodiczky, Vorstand der Militair - Kommission der deutschen Bundesstaaten in Frankfurt, hat Ulm nach einem diesmal nur 2tägigen Aufenthalt am 1. November wieder verlassen. Er soll mit den auf dem linfen Ufer der Donau unter Leitung des Festungsbau - Direktors Major von Prittwiß im Laufe eines Jahres ausgeführten Arbeiten seine vollkommene Zufriedenheit ausgedrückt haben. Die unbedeutenderen erst im Herbste angefangenen Mauer=Arbeiteu sind jeßt eingestellt, dagegen sollen die Erdarbeiten au im Winter mit 800 bis 1000 Arbeitern fortgeseßt, beides aber, Mauer - und Erdarbeiten, im kommenden Jrühjahre mit erneuter Thätigkeit in Angriff genommen werden. Auf dem rechten Ufer der Donau is bis jeßt noch nichts geshehen ; wie es heißt, soll jeßt ein dritter Entwurf über die dort anzulegenden Befestigungen in München vorliegen.

Baden. Necfargemünd, 5. Nov. (F. J.) Heute wurde der vormalige Professor der katholischen Dogmatik in dem Kloster Heiligenkreuz bei Wien, J. C. Widmann, der vor kurzer Zeit zur evangelisch - protestantischen Kirche übergetreten war , nach Vorschrift in der hiesigen evangelischen Kirche von dem Dekan Arnold ordinirt. Herr Ministerial-Rath Bähr aus Karlsruhe, der gerade zur Kirchen-=

Visitation hier anwesend war, wohnte der Feierlichkeit bei überfüllter Kirche bei.

Mecklenburg. Schwerin, 10. Nov. (Schw. Z.) Se. Königl. Hoheit der Großherzog sind heute von Ludwigslust hier wie= der eingetroffen. Jhre Königl. Hoheit die verwittwete Frau Groß-= herzogin und Jhre Hoheit die Herzogin Louise werden morgen gleich= falls hierher zurüdckfehren.

Sternberg, 9. Nov. (H. N. Z.) Gestern fand unter dem Zuströmen einer großen Volksmenge, von einem klaren Herbstwetter begünstigt, die Eröffnung des Landtages in alter Weise auf dem vor der Stadt belegenen sogenannten Judenberge statt.

Frankre t.

Paris, 7. Nov. Der Erzbischof von Lyon hat in cinem an den Redacteur des Ami de la Religion gerichteten Schreiben den Zeitungen, namentlich dem Journal des Débats, auf ihre Bemerkungen über seine Einmischung in das Unterrichtswesen der unter der Universität von Frankreich stehenden Lehr - Anstalten und über den hierauf bezüglichen Streit überhaupt geantwortet, Er beginnt mit Aeußerung seines Bedauerns darüber, daß seine Ansichten miß= verstanden worden seien und er si daher in die Nothwendigkeit ver=- seßt sehe, von neuem vor dem Publikum zu erscheinen. Er erklärt nun, daß er nur im äußersten Nothfall sich dazu herbeilassen würde, einen Kaplan aus einer Lehr-Anstalt zurückzuziehen. Ein solches Verfah= ren, sagt er, fönne natürlich niemals in Bezug auf alle höhere Schulen ge- meint gewesen sein, sondern nur in Bezug auf solche, an denen ein Professor antifatbolishe Lehren vortrage. Auch würde eine Maßregel dieser

indeß wegen der persönlichen Bekanntschaft des Lords mit demselben am besten und ausführlichsten behandelt i. Ein Anhang enthält noch die Charafterzeichnung Walpole?s und Bolingbroke'sz der erstere als ein „Frie- dens-Minister“ erfährt unbedingtes Lobz der zweite wird der erste Nedner der neuen Zeit genannt, aber scin öffentlicher wie Privat-Charafkter ciner sirengen mißbilligenden Kritik unterworfen. Es if aus dem Ganzen sogleich ersichtlich, daß diejenigen Personen und Ereignisse, mit denen Lord Brougham in persönliche Berührung gefom- men, besser behandelt sind, als die hinsichtlich der Zeit und des Orts ent- fernter gelegenen, wele auch cine andere Autorschaft zu verrathen scheinen. Die Abschnitte über Lord Ellenborough und die französischen Revolutions- häupter, welche Leh'ere der Verfasser namentlich aus mündlichen Ueberlie- erungen selbstthätiger Regierungs - Mitglieder der damaligen Zeit, wie er Es A Borrede sagt, kennen gelernt hat, sind darum die besten der n Au eR einleitende Raisonnement über die Revolution, obgleich es Reibung ibe ace item in dem Jahrhunderte langen Mißbrauch der eine sWärsslriige vi: deus G de Interesse gelesen werden. Es enthält voliti‘{en Explosion, Darlegung der Ursachen jener moralischen und ? Á

: Tord Stanhope hat dem Verfasser tiber Fou und Tallcyrand schr

interessante Beiträge geliefert, welze mit Cirk E D S hôren. Sie bestehen zwar nur in iner Roi e Agen der S Sr in Dresden 1815 16 als Reiiniséèi a n e Ea mit werthvollen Bemerkungen untermis{ht vegoeliGnet hat, aber sie sind be! Cétratber und ! charaftérifische. Zilas! cue eme [Warfe Beobachtungs-

g jen eristische Züge ausdecken E 9 spiele P 4D rhein eigene g . Ein paar kurze Bei-

„Fouché?s Erscheinung. Er ist früher ei f ; ,

wesen, und es hieß in Dresden alle eti das co O Adrium Er cches und die Stimme eines Todten“ habe, und als er eine Belang Mön- zige fremde Minister an jenem Hofe war, sagte man, cer eihe wi Vet Geist des dahingegangenen diplomatischen Corps“, Sein Antlig ei t viel Geist und verricth nichts von der V-rschmißtheit, die ihn so ula A zeichnete, Sein Benehmen war ruhig und würdevoll, und er besaß entwe- der von Natur oder aus langer Gewohnheit eine große Selbstbeherrshung Al3 ih ihm die Execution des Marschall Ney anzeigte, die ih zufällig am frühsten erfahren hatte, blieb seine Miene unverändert, Er schien bald 60

S L U,

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Art nie unerwartet gegen eine Unterrichts-Austalt angewendet wer- den, sondern nur wenn die ihren Oberen gemachten Borstellungen über die Gefahren solcher Lehren erfolglos geblieben wärenz und erst danu, wenn keine Abänderung zn erlangen wäre, nachdem cine Be= rufung an den Chef des öffentlichen Unterrichts stattgefunden hätte, würde er zu dem in seinem früheren Schreiben angekündigten Ent- {luß schreiten. Was würde mau, fragt Herr von Bouald, von ihm denken, wenn er in einer Lehranstalt einen Kaplan ließe, der seine Stellung dazu benüßzte, die Jugend mit Mißtrauen gegen die Re gierung zu erfüllen? Würden nicht die Behörden, wenn er gegen ihre Beshwerden taub bliebe, dem Kaplan den Zutritt zu der An= stalt untersagen und sein Gehalt suspendiren? Ohne Zweifel, und mit Recht. Wie also könne man ihn deshalb tadeln, weil er Alles thue, was in seiner Macht stehe, um Professoren zu entfernen, welche in dem Herzen ihrer Zöglinge jeden religiösen Keim unterdrückten# Wenn die Bischöfe in einem solchen Fall unthätig blieben, würden sie da nicht die Achtung der ihrer Seelsorge anvertrauten Gemeinden ver= lieren, und würde ihr ruhiges Zusehen nicht als ein Verkauf ihrer Gewissen um ein paar äußere Ehren und Würden betrachtet werden? Der Erzbischof widerspriht dann förmlih der Behauptung, daß der Klerus die Absicht hätte, dem Großmeister der Universität fein Recht der Ernennung zu Lehrstühlen zu entwenden, oder daß die Geistlich= feit sich das Monopol des Unterrichts anzumaßen trachte. Könne es, fragt er, als Eingriff in die Privilegien des Großmeisters angesehen werden, wenn man denselben veranlassen wolle, überall christlihe und gelehrte Professoren zu wählen? Sollte es nur den Bischöfen ge= ziemen, solche Lehrer zu wählen und zu ernennen? Dies zu behaup=

die christlichen

ten, wäre eine Beleidigung für den Großmeister, und ich Professoren, welche mit Erfolg an der Lyoner Akademie lehrten, jeten ein Beweis, daß sie eine solche Beleidigung nicht verdienten.

„Wir wiederholen es“, so lautet der leßte Theil des erzbischöflichen Schreibens, „wir wollen Freiheii des Unterrichts für unsere Freunde und für alle unsere Gegner. Man hat in den Lobeserhebungen, welche ih der Akademie von Lvon ertheilt habe, und in der Maßregel, die ich angekün- digt, einen Widerspruch finden wollen. Es wäre ungerecht von meiner Seite gewesen, Alles zu tadeln. Ohne mich hier auf erbitternde Fragen einzulassen, will ih nur sagen, daß ich Gründe hatte, einen Aft der Pa- storal-Wachsamkeit zu üben, Wenn sich das Erstaunen gelegt haben, und man zu ruhigerer Gemüthsstimmung zurückgekehrt sein wird, dürfte man viclleicht meinem Benehmen Gerechtigkeit widerfahren lassen, Man wird dann sehen, daß ih sowohl im Juteresse der Familien, als selbs der Uni- versität gehandelt habe. Jh wünsche, daß Aeltern ihre Söhne in das Collège \cicken tönnen, ohne für deren Glauben und Unschuld fürhten zu müssen, und die Universität kann stets meiner Mit- wirkung gewiß sein, wenn ihre Professoren in Lehre und Betra- gen religiós sind und bei ibnen Worte und Werke Hand in Hand gehen. Im Uebrigen geben meine Beziehungen zur lvoner Aka- demie hinlängliches Zeugniß für meine Absichten. Jch brauche einem Journale nicht zu antworten, das vielleicht geschickter ist, gewisse „Mysterien“ zu erklären, als eine Frage der Religion und der Freiheit zu erörtern, Es sieht kein anderes Mittel, die Nachfolger von Jrenäus, Dionvsius, Hilarius Martinus und Tcophimus zu bändigen, als dur 1chung cines Ur im Budget. Wenn eine solche Verkürzung für un® elne Strafe jen soll, so würden wir nicht die Einzigen sein, die in seen Diözesen darunter Zu leiden hätten. Aber wenn man scine Wünsche und Hossnungen auf cine andere als diese Welt gründet, so wird oft ein Shmerz Zux Freude und cin Miß- geschick zum Glück. Jch weiß nicht, welchem Glauben die Verfasser derje nigen Artikel anhängen , die mich angreifen; ich zweisle, daß wir denselben Glauben und diesclben Hoffnungen /aben. Wie dem aber auch sei, meine Religion befiehlt mir, ihnen aufrichtig ihre Beleidigungen zu vergeben und mich durch ihre Drohungen nicht cinschüchtern zu lassen. Ich ersuche 1e, Herr Redacteur, meinen Brief in Jhrem Journale abzudrucken, Empsan gen Sie 2c.

L, J. M. Kardinal von Bonuald, Erzbischof von Lyon.“

Das Journal des Débats sagt über dies zweite Schreiben des Erzbischofs: „Wir könnten sehr gern dem Kardinal dieselbe Ver= zeihung gewähren, die er uns mit \o viel christliher Liebe angedeihen läßtz aber seine Art, diese Sache zu bebandeln, hat uns in der That nur ein Lächeln abgenöthigt. Unter Zeitungsschreibern ist dergleichen erlaubt, und wenn Herr von Bonald erst mehr daran gewöhnt fein wird, für Journale zu chreiben, so wird er finden, daß man sich christliche Vergebung für ernstere Fälle vorbehalten muß. So sind wir z. B. überzeugt, daß die Mysterien, deren Enthüllung man uns \chwerer vergeben wird, die das compendium theologiac moralis sind. Was unseren Antheil an den Diskussionen, selbs mit dem Kardinal , betrifft, so mag man uns sagen, ob wir im gering= sten angestanden, seinem Charakter und seinen Verdiensten Ge= rehtigkeit widerfahren zu lassen, Was aber unsere Fähig= feit zur Erörterung einer Religions- und Freiheits - Frage anbe- langt, so wollen wir, mit Erlaubuiß des Kardinals, einen Unterschied machen. Ju Religionssachen sind wir weit davon entfernt, uns für eben so belcsen zu balten, wie der Kardinal is, und werden stets mit Bereitwilligkeit seiner theologischen Einsicht uns unterordneu. Wenn es aber den Vischöfen beliebt, sih zu Zeitungsschreibern aufzuwerfen, warum sollten da die Zeitungsschreiber nicht gelegentlich zu Theologen werden? Haben wir diesen Streit gesucht? Wurde er nicht durch den Kardinal selbst hervorgerufen, dadurch, daß derselbe sein Schrei ben an den Rektor der Afademie zu Lyon publizirte? Wie! sollen die

und scin Haar war weiß wie Schnee geworden, weil er, wie er selbst zu sagen pflegte, „25 Jahre auf der Guillotine geschlafen hätte“, Seine Unterhaltung war sehr lebhaft und interessant, aber sie cr- streckte sich bauptsächlich über Ereignisse, bei denen er sclbst mitgewirkt hatte, und seine aunsschweifende Eitelkeit ließ ihn oft sagen: „Zh bin nicht ein König, aber ich bin berühmter als jie Alle,“ Seine Aussagen verdienen nicht unbedingt Glauben, und ih will nur seine dreiste Lüge als Beispiel anführen, daß während der ganzen Zeit sciner langen Amtsthätigkeit als Polizci - Minister kein einziger Brief auf der Post eröffnct worden wäre.““

„Napoleon's Geiz im Bestecen, Fouché, den Napoleon nach sciner Nücffehr wieder zum Polizei-Minister machte, wurde von ihm einst gefragt, ob es nicht wünschenswerth wäre, die Dienste Talleyrand's wicderzugewinncu, welcher damals einer der franzöfischen Gesandten in Wien war. „Gewiß“, antwortete Fouché, und Napolcon sagte: „Wie wär's, wenn man ihm eine schôóne Dose zustellte?‘“ Fouché, die große Absurdität erkennend, einen Mi- nister, der für habsüchtig galt, durh ein Geschenk bestehen zu wollen, das er nach Abschlicßung jedes Vertrags, als wenn es mit dazu gehörte, erhal- ten hatte, bemerlte, da, wenn Talleyrand eine Dose erhiclie, er sie öffnen würde, um zu schen , was darinnen wäre. „Was meint ihr“, fragte Na- poleon. „Es is nußlos“, erwiederte Fouché, „von der Ucbersendung einer Dose noch zu redcn. Lassen Ew. Majestät ihm eine Anweisung auf ck Millionen Franken zustellen, und zwar die Hälfte der Summe nah seiner Rüúükchr nah Frankreich zahlbar.“ „Nein“, sagte Napoleon, „das is zu lostspielig, und ih werde es bleiben lassen.“

Hratorium von Löwe.

Oratorium in drei Abtheilungen, gedichtet von fomponirt von Þr, Sarl Löwe, Par- Berlin bei Bote

Johann Huß. August Zeune, titur, Klavier- Auszug und Chorstimmen, und Bock.

Wir haben hier ein, vor Kurzem erschienenes größeres Werk von dem als Lieder - und Bglladen - Komponist rühmlichst bekannten Tonseyer Löw e

1 Streichung cines Artikels '

Bischöfe in Zeitungen schreiben können und die Zeitungsschreiber nicht das Privilegium habeu, ihnen zu antworten, unter dem Vorwande, daß jede von einêm Bischofe berührte Frage zur religiösen Frage und dadurch zu einer unantastbaren werde. Die Bischöfe wollen fich der Journale bedienen, die leidenschaftlihsten unter ihnen wollen die Regierung einzuschüchtern suchen, und uns, die wir in politischen Dingen doch für etwas gelten, soll es verwehrt sein, die Seitensprünge gewisser Bischöfe zurückzuweisen? Jm gegenwärtigen Fall dürfen wir nun wohl fragen: is die zwischen uns und dem Kardinal shwebeade Frage wixklich eine religiöse oder nicht vielmehr eine Freiheits-Frage? gas nun die Freiheits-Fragen betrifst, so muß Herr von Bonald uns gestatten, ihm mit aller möglichen Ehrerbietung zu sagen, daß wir, wenn uns darin Lehren noth thun sollten, nicht geneigt sein würden, sie bei ihm zu holen.“

Die Journale des Herrn Martin du Nord, {chweigen ganz über das Cirkular, welches, nah dem Univers religieux, von dem Groß-Siegelbewahrer an alle Erzbischöfe und Bischöfe des Königreichs erlassen sein soll, um sie zu vermögen, die von ihren Kollegen zu Lyon, Chalons und Langres gegen die Universität begonnenen Mani= festationen uicht weiter fortzuseßen. Das Journal des Débats, welches ofen die Partie des Herrn Villemain und der Universität er= griffen hat, scheint uicht zu wissen, ob diese Behauptung gegründet it. „Denn“, sagt es diesen Morgen, „wenn die Thatsache wahr ijt, so wird das Cirkular des Herrn Groß = Siegelbewahrers so bald als möglih durch den Moniteur veröffentlicht werden.“ Der Moni= teur von heute Morgen enthält das gedachte Cirkular nicht, und manu meint, Herr Martin du Nord werde warten, bis es auf Betrieb der Bischöfe und Erzbischöfe in den Journalen erscheine, die micht erman= geln würden, es zu veröffentlichen.

Die Journale der Departements der Dau 4 Müindungen sind mit betrübenden Berichten über die Ueberschwen mungen der Rhone, der Jsère, der Lurance und der Ardèche an gefüllt, Mit Freuden bemerft man indessen, daß die Verwaltung sowohl als die Einwohner von diesen Unfällen nicht, wie im Jahre 1840, überrascht worden |indz „Zedermann hatte die nöthigen Vor- sihtsmaßregeln getro[fen, um sich vor einer plößlich hereinbrehenden Wasserfluth möglichst zu schüßen. Außerdem hatte man heit 1540 mehrere große Arbeiten ausgeführt, wodurch die Ueberschwemmungen weniger furchtbar werden. Das Munizipal-Conseil von Avignon hat eine Summe von 10,000 Fr. bewilligt, um den ersten dringendsten Be dürfnissen abzuhelfen.

Graf Molé i} in Paris wieder eingetroffen. Er begiebt sich sehr häufig nah St. Cloud zu der Königlichen eFamilie.

Graf Sainte - Aulaire ist bereits von hier nah London gereist,

Herr Conte, Direktor der Post-Verwaltung, wird nächster Tage eine Reise nah Belgien und Deutschland antreten, um verschiedene Aenderungen im Dienst der Briefposten vorzunehmen und zur Ve- shleunigung der Brief - Beförderung die Benußung der belgischen und preußischen Eisenbahustreckten zu betreiben.

Das Gerücht von dem Rücktritt des Herrn Lacave aus dem Ministerium findet immer mehr Glauben. Auch daß die Herren Villemain und Martin du Nord seinem folgen würden,

Vaucluse und der Rhone=

- Laplagne heißt es, Beispiele

A Varis, 8. Nov. Schon wieder der Erzbischof von Lyon ! Diesmal tritt der genannte Prälat etwas sanfter auf, er erläutert sein Schreiben an den Rektor der Akademie, er mildert die Formen, in denen er sich das erstemal ausgesprochen, aber er bleibt bei der Behauptung, daß ihm das Recht zustehe, die Kaplane der Gymnasien abzuberufen, an denen die Regierung den Vortrag einer unfkatholischen Philosophie dulde, und daß es seine kirchliche Pflicht sei, vou diesem Rechte geeigneten Falls Gebrauch zu machen. Dagegen erwiedert nun das Journal des Débats, daß cs der Regierung jedeufalls vorbehalten sein müsse, zu entscheiden, ob die Reclamationen des firhlihen Oberhirten gegen den Geist des Unterrichts an dieser oder jener vffentlihen Schule gegründet seien oder niht. Was würde, sagt das Journal des Débats, der Erzbischof von Lyon dazu sagen, wenn die Regierung die Lehr-Vorträge eines Geistlichen für feßerisch oder staatsgefährlih erklärte, und wenn sie, troßdem, daß der Erzbischof diese Ansicht nicht theilte, die Abseßung dieses Geist lichen verlangt? Warten wir die Antwort des Prälaten ab. Den bitteren Klagen der kirhlihen Partei über den Geist der Universitäts -= Philosophie wurde übrigens in der gestrigen Nummer des National eine durch zahlreiche Auszüge un- terstüßte Charafteristif der in den Seminarien gelehrten Philosophie eutgegengescßt. Ju diesen Anstalten nämlich ist ein vom Bischof von Mans abgefaßtes Lehrbuch der Philosophie, Tnstitutiones philos0- phicae ad usum collegiorum ect Seminariorum, f gebräuchlich, welches bereits sechs Auflagen erlebt hat, und in welchem es z. B. in Bezug auf den Fall einer Usurpation des Thrones heißt, daß die Unterthanen nicht blos verpflichtet sind, dem legitimen Landesherrn in allen öffentlihen Dingen Gehorsam zu leisten, sondern, daß sie aud den Usurpator persönli nah dem Leben trahten müssen, wenn det rechtmäßige Fürst (4%) befiehlt : Immo privatim Hum tanquam publicum Malefactorem occidere, legilimus princeps id ex j resse jubheat.

vor uns, welches im vorvorigen Winter durch die berliner Sing - Akademie unter des Komponisten eigener Leitung zum ersten Male zur Aufführung

gebraht wurde, Die Urtheile über dasselbe waren damals sehr getheilt: den Einen wollte die Musik, deu Anderen das Gedicht nicht zuzagen, {11 Dritter verwarf das Ganze, und ein Vierter endlich saud Nichts an den- selben auszuseßen. Wir wollen alle diese Urtheile als niht vorhanden be- trachten, um uns mit der Zergliederung des Werks unbefangen befassen Zu fönnen. Glauben wir auch keineswegs, daß unser Urtheil das Endresultak bilden solle, so wollen wir wenigstens versuchen, sowohl dem Guten als dem weniaer Guten sein Necht widerfahren zu lassen. E

Das Werk zerfällt in drei Theile. Der erste wird mit einem Prolog eröffnet, durch welchen wir die Zeit, worin die Handlung vor sich geht, E fahren. Hieran schließt sich ein Chor der Schüler : D [rohe Knabcn- ¿cit !“ Worte und Musik dieses Chors, welcher M gIDel Ste (Sopran und Alt) beginnt, sind frisch und fließend, und das Einzige, was wir 11 musikalischer Bezichung daran zu tadeln hätten, ist dic an einigen Stellen fehlerhafte Declamation, so wie das zu häufige Wiederkehren des an und füc sich gerade nicht bedeutenden Hauptihema's, (Hegen den Schluß des Chors treten Tenor und Baß hinzu, wodurch er an Kraft und Färbung gewinnt. Jn dem nun folgenden Necitativ verkündet Huß den Schü- lern, daß er zu dem Koncilium nach Kostnitz berufen sei, worauf diefelben ibn in dem sih hier anschließenden Chore bitten, sich nicht hin zu bege: „Huß, zich? nicht fort, (Ju den Chor ist bei der nochmaligen Wieder)0- lung desselben der sich als rother Faden durch das Ganze hinzichend? alte Choral „Was mein Gott will das g’cheh" all'zeit verwebt, Jenct Choral war dem Tondichter vom Professcr Hanka zu Pag in einer ge- schriebenen Sammlung von Hussiten-Liedern 1839 zugekommen. Wie Pro- fessor Zeune angiebt, ist die Annahme, daß die Singweise von Herrmann Fink zu Witenberg 1588 herstamme z unrichtig, da sie hon im n Live de chanson nourveclles“, Paris 1529, auf das Lied „Je me sufsit de touls mes manx“ vorfommt, Der deutsche Text „Was mein Gott will“ soll von Albrecht dem Jüngeren von Brandenburg- Culmbach 1547, während sciner Verbannung in Frankreich gedichtet sein, vielleicht nach einem Gen böhmischen Hussiten-Liede.) Jn dem Recitativ No. 3 erklärt Huß, daß er sich vor dem Konzilium nicht fürchte im Bewußtsein sciuer ge- rechten Sache, Hieran ließt sich (Nr, 4) eine Baß - Arie , worin

L Arzbishos por Lyon hat dem Ami Nr! ton ein neues Schreiben zugesandt, worin er sich dar- de T Ra i seine Gedanken entstellt habe. Dies Schreiben is eine Árxt von Genugthuung sr das Ministerium. Hohe und mächtige Einflüsse haben auf den Erzbischof von Lyon eingewirkt, um seinen ganz unerwarteten Zorn zu besänftigen, und cines der ausge=- zeichnetsten Mitglieder der Magistratur von Lyon wurde beauftragt, den Primaten der Gallier zu beruhigen. Sein zweites Schreiben is noch ruhiger in der Form, als das erste, ändert aber in der Haupt- sache nichts. Herr von Bonald ist noch immer geneigt, den Almo senier von einem Collège zu entfernen, wo man, nach seiner Ansicht, den Pantheismu s oder den Rationalismus lehrt, Er hält sich eine Hinterthür ofen. Gewöhnlich sieht man sich in solchen Dingen nicht auf die Ausnahme vorx, und nicht um der Ausnahme willen berührt man so wichtige Fragen, wie die von Herrn von Bonald in Anregung gebrachte; auch scheint es uns, daß der Geistliche um so mehr Eifer zur Vernichtung des Jrrthums anwenden müsse, je größer derselbe ift. Nur dann erfüllt er wahrhaft seine Mission. Was thut nun Herr von Bonald? Er fiebt" vaß! der Jrrthum sich... unter . die Jugend

5 Paris, 8. Nov.

in den Collèges einshleicht, und er befiehlt den Rückzug ind überläßt diese Jugend ihrem Schicksal oder dem Einflusse der schädlichen Lehren; er zieht seinen Almosenier zurück, gerade wenn die Arbeit und die Gefahr am größten ist, Das heißt doch auf eine sonderbare Weise die Mission des Priesters verkennen; denn wenn solche Ansichten die richtigen wären, o müßten die Diener der Reli= gion vor allen Irrthümern vielmehr zurückweichen , austatt sie zu be- kämpfen. Die bei Herrn von Bonald gethanen Schritte, sind fast bei sämmtlichen Bischöfen in Frankreich wiederholt worden. Die Re- gierung is über die stattgehabte Bewegung sehr erschreckt gewesen und hat so viel sie konnte, jede neue Erklarung zu verhindern gesucht. Es ist dies ein Ausfkunstsmittel, das vielleicht für den Augenblick hilft, aber bald verbraucht sein wird. Die Geistlichkeit hat sih einmal vorge= nommen, die Universität zu bekämpfen, und der Kampf wird in dem- selben Grade immer lebhafter werden, als die Erklärungen von bei den Seiten sich vermehren. :

Das Dampfboot „, Archimedes ‘‘, welches den Herzog und die Herzogin von Nemours nach England überführen soll, befindet sich in diesem Augenblicke in Dünkirchen, Das Zusammentreffen dieser Reise mit dem Aufenthalte des Herzogs von Bordeaux in England beschäftigt hier schr die legitimistischen Blätter. Sie suchen der Reise des Prätendenten eine außerordentliche Wichtigkeit beizulegen. Lange vor seiner Ankunft in dem Vereinigten Königreiche waren mehrere angesehene Legitimisten von Paris abgereist, um seinen Empfang vorzubereiten und denselben so glänzend als möglich zu machen. Man rechnete viel auf die Wirkung dieser Reise und es is in der That gelungen, Aufmerksamkeit zu erregen. Außer Herrn Berryer sind der Fürst von Montmorency, der Fürst von Trémouille, der Herzog von Fit = James und der Marquis von Pastoret abgereist, um sich zum Herzog von Bordeaux zu begeben, ohne die 300 100 Legiti misten jeden Standes zu rechnen, die seit zehn Tagen den Kanal passirt sind. Alle diese Demonstrationen haben im Grunde feine Wichtigkeit; man hat es indeß sür angemessen gehalten, in diesem Augenblicke den Herzog von Nemours nah England zu schicken. Diese Reise des künftigen Regenten is der Gegenstand langer Be- rathungen gewesen und man sucht ihr jeßt so großen Glanz wie möglich zu geben. Der Admiral Casy fommandirt das Dampfboot, welches den Herzog von Nemours nah England übersühren wird.

Z Wir haben in unserem leßten Schreiben gesagt, daß Herr von Lamartine das kleine Programm, welches er vor seiner Abreise mit A Opposition entworfen, umgestürzt habe. Del von ihm am 5. November in dem Bien public erschienene Artikel ist eine Antwort auf die Angriffe der Presse und enthält neue Aufschlüsse in dieser Beziehung. Der berühmte Deputirte von Mäcon sagt zuerst, daß es unmöglich sei, alle Jdeen der Opposition aufzuzählen. És wäre dies sagt er, eine unendliche Arbeit. Sie lassen sih jedoch in ein Wort zusammenfassen : Gelangung der Demokratie zur Regierung und durch die Regierung zu allen für die menschliche Gesellschaft heilsamen Zu ständen. Das i} ganz gut, aber nichts ist unbestimmter, als das Wort Demokratie. Wir haben hier die Demokratie des National, die Demokratie des Herrn Cabet, des Jcariers, die Demokratie der Kommunisten und der Egalitgrier, die Demokratie der Fourieristen und eine Menge anderer Demokraticen, die alle unter sih durch die Mittel und den Zweck von einander verschieden sind. So- mit is die „Gelangung der Demokratie zur Gewalt“ eine unbestimmte Jdee und ohne Bedeutung, wenn sie von einem Mann wie Herr von Lamartine aufgestellt wird. Wird das Wort von einem Kommunisten oder einem Egalitarier ausgesprochen, so weiß man, daß es „Emeute und Plünderung“ bedeuten soll, Herr von Lamartine geht im Verfolg seines Programms allerdings in das Detail ein und giebt eine Art Programm der Politik, die er von der Opposition angenommen wissen will : „Abschaffung der Befugnisse der Pairs Kammerz Revidirung der Geseße über dic Regentschaft und die Befesti gung z Revidirung des Konkordats und des Wahlgesebes ; Bildung einer unbesoldeten Reserve-Armee ; Errichtung von Kredit-Justituten u. \. w.“ Diese verschiedenen Vorschläge enthalten eine völlige Reform der Ge- sellschaft. Herr von Lamartine verfällt hier selbst in das Uebermaß,

L L M

Hieronymus von Prag den Huß warnt, niht nah Kostniyß zu gehen und den ihm gegebenen Versprechungen nicht zu trauen, Text und Musik dieser Arie sind beide gleich schwach, und is dieselbe daher mehr als Lücken- büßer denn als Kunstwerk zu betrachten. Der frühere Chor „Huß zich nicht fort“ wird wiederholt und ein Necitativ schließt sich an, in welchem Huß nochmals das Veitrauen auf seine Sache ausspricht uud daun den erwähnten Choral „was mein Gott will ‘“ anstimmt, Jn dem Terzett zwischen Huß, König Wenzel von Böhmen und dessen Gemahlin Sophia vertheidigt Huß seine Lehre. Der Text is hier mit Bibelstellen sorgsam aus- gene, allein es fehlt ihm der eigentliche wie der poetische Schwung z die Musik llingt angenehm und fließcnd, ohne etwas Neues zu bingen; doch ist die Berwebung der Stimmen so geschickt gearbeitet, daß man diese Num- 1 ira Maa eine der besseren im Werk bezeichnen kann. Der erste Wege nach Es und in dem zweiten finden wir Huß auf dem vate RRA Abtheilung beginnt mit einem Zigeuner - Chore (Nr. 6)z Siuastinige A leicht faßliche, fließende und melodiöse Behandlung der die Ao en denselben vor den vorhergehenden besonders aus, und Bua Sas E Singstimmen geben ihm eine angenehme Fâr- inb Zuversicht“ gent sich (Nr, 7) der Choral : „Gott ist mein Trost gen aus dem Udiiinn Couees einzelnen Stimmen der Zigeuner, mit Anklän- diese Unterbrechungen FYOLA, unterbrochen wird. Die Art und Weise, wie statt einer wohlthuenden sich gehen, is eine unkünstlerische Spielerei , die, Ein zweiter Zigeuner - dean ganz entgegengeseßte Wirkung hervorbringt, Arie für Alf, Eine Zigeun (Nr, 8) bietet nichts Neues dar. Nr, 8: ihm großes Leid bevorstehe. E den Huß, weiter zu ziehen, indem breit, die Musik gèdebitt pa Der Text ist hier s{werfällig und Necitativ des Huß, worin e po besonderes Junteresse. Nr, 10: auf seine Sache und das ihm G e Furcht von sich abweist, im Vertrauen der Zigeuner - Chor spöttisch toMene freie (Geleit, worauf ihm jedoch (Nr. 11) sind fleinlihe Tänbeleien obs fter Chor, lo, wie, der: Migenbs weise au der Text À ohne tiefere Bedeutung, zu denen theil ç : Zext Anlaß gegeben haben mag, Nr, 12: Arioso mit Chor. Huß nimmt Abschied von seinen S ode i E E O Nr, 13; Chor der Ua eitzt i Schülern z zart und melodids,

Vigeiner, pifant und fließend, Text und Musik gleich

S831 welches er so häufig: der Opposition zum Vorwurfe gemacht hat, und man fann in seinem Programme, wenn man will, die Elemente des reinsten Radifalismus finden. Herr von Lamartine befindet sih jeßt in einer politischen Erregtheit, die sehr wahrscheinlich vorübergehen wird, denn ein so ausgezeirhneter Geist, wie der seinige, läßt sih nicht lange vom Jrrthum beherrschen, :

Grossbritanien und Irland. London, 8, Nov. Jhre Majestät die Königin hat gestern

den außerordentlichen bayerishen Gesandten, Prinzen von Oettingen Wallerstein, in Windsor empfangen. i

Der Herzog von Bordeaux wird in aht Tagen hier erwartet, und es heißt, daß bereits ein Haus in Pa-Lane für ihn gemiethet sei, da der Prinz wenigstens zwei Monate in London verweilen wolle. Der vorgestrige Empfang desselben in Alton-Towers war äußerst glänzend und feierlich; ein Fackelzug erwartete ihn vor den Thoren des Schlosses und von dessen Zinnen ertönte während seines Einzuges das Lied Vive lenri IV. Nicht minder ausgezeihnet war der Empfang der übrigen Gäste, des Herzogs von Levis und seiner Ge- mahlin, des Marquis und der Marquisin von Pastoret, des Prinzen von Moutmorency, des jungen Herzogs von Guiche und des Herrn Berryer.

Jn dem Prozesse gegen O’Connell hatte, nach den leßten Nach- rihten aus Jrland vom bten, die Grand Jury noch nicht ihre Ent- scheidung über die Anklage-Akte abgegeben, und bis dahin is deshalb die Annghme der Anklage des Herrn Barrett gegen deu Stenogra phen der Regierung, Hughes, wegen Meineids noch ausgeseßt worden. O'Connell hat an demselben Tage seine gewöhnliche Wochen - Ver sammlung des Repeal-Vereins abgehalten und in einer neuen Adresse an das irländishe Volk wiederum zum Frieden und zur Ruhe ge=- mahnt. Ju ruhiger und gemäßigter Sprache widerlegt er die Be sorgnisse, daß die Trennung der Union eine Zerstückelung des briti chen Reiches oder die Oberhoheit der katholischen Kirche zur Folge haben würde, und verkündet als das Resultat der Repeal nur die nothwendige Stcigerung der Wohlfahrt des Landes,

Dem Globe zufolge, sind am 31. Oktober die beiden zu den Hebriden gehörigen Inseln Rasay und Bona zu 35,000 Guineen (circa 620,000 Mk. Cour.) jede öffentlich verkauft worden. Eingesebßt waren sie zu 20,000 Guineen jede. Sie enthalten 18,000 Acres Land, siad in 52 Pachthöfen vertheilt, wovon jede 120 Pf Sti. einbringt, und gehörten den M'Leods von Rasay.

Die vor Kurzem zur Deportation verurtheilten drei Rebefkfaiten haben aus ihrem Gefängniß in Cardiff einen Aufruf an ihre Freunde und Nachbarn erlassen, in welchem sie sich als schuldig bekennen und Alle, besonders aber die jungen Männer, auffordern, sich fortan von allen nächtlihen Versammlungen und Streifzügen fern zu balten. Sie weisen dabei auf das harte Schicksal hin, das ihnen selbst be= vorsteht und das unzweifelhaft alle Schuldigen treffen werde. Jndeß haben die Störungen der Ruhe noch immer nicht vollständig aufgehört.

Sanne M

3 Madrid, 2, Nov. Heute sind mit der Post Nachrichten aus allen Theilen Galiciens eingegangen. Jn Vigo war in der That der General Don Martin Jriarte, der stets zu den eifrigsten Ayacuchos gehörte, obgleich er nie auf einem Schlachtfelde gesehen wurde, mit bedeutenden Geldsummen auf einem englischen Dampfschiffe angekom: men. Falls meine Nachrichten begründet sind, \o begleitet ihn ein gewisser Varcaistegui, der zu den vertrauteren Adjutanten des Eyx= Regenten gehörte. Bei seiner Einschiffung in Puerto Santa Maria ließ dieser Varcaistegui in der Eile scin Gepäck zurü, und man hat die schr tadeluswerthe Rücksichtslosigkeit begangen, einige Dußend darin vorgefundener, von Seiten der Gemahlin Espar tero's an jenen unternehmenden Offizier gerichteter Schreiben hier in Umlauf zu seßen. Der Aufstand Vigo's is also rein espar- teristisher Natur, und es muß sich bald ausweisen, ob der Marsch Jriarte's und Varcaistegui?s auf die Hauptstadt eben so rasch und erfolgreich ausgeführt werden wird, als der, welcher den General Narvacz nach Madrid führte. Am 25sstten wurde die Rebellen, an welche sich 100 Mann von dem in Vigo befindlichen Provinzial-Ba-= taillon Lugo geschlossen haben, vor der kleinen Festung Bayona mit einem Verluste von 11 Todten zurückgeschlagen. Jn Vigo haben sie eine „Rettungs=Junta““ eingeseßt, an deren Spiße ein gewisser Buch steht. Der General - Kommandant von Galicien, Cotoner, kam am -6sten mit einiger Kavallerie in Pontevedra an, entwaffnete die Na-= tional-Miliz, ohne auf den geringsten Widerstand zu stoßen, und seßte ein neues Ayuntamiento ein. Am 27sten trafen dort zwei Bataillone Infanterie und 4 Kanonen cin, die gegen Vigo bestimmt sind, Auch von Leon rücken Truppen herbei. Die Nachrichten von Santiago ge= hen bis zum 2Wsten, die von Lugo bis zum 29sten. Beide Städte, obgleich fast von Truppen entblößt, waren vollkommen ruhig.

Die für die Zuhörer bestimmten Tribünen des Kongresses waren heute lange vor Eröffaung der Sihung so überfüllt, daß Befehl ge- geben wurde, Niemand mehr einzulassen. Einige Damen wurden be wußtlos aus dem Gedränge getragen. Man wußte, daß ein Skan- dal bevorstand, daher die Neugierde. Jun der That erklärte sich der Minister-Präsident, Herr Lopez, im Namen der Regierung bereit, die

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frisch. Ny. 14: Neoeitativ, Qu auf der Wanderung. Nr. 19 Arioso und Chor. Huß unter den Hirten, einer der zartesten und schönsten Säße, womit der zweite Theil abschließt.

: Der dritte führt uns, da das Süjet mchr dramatisch als oratorien- artig behandelt ist, auf das Schloß zu Costnig, Kaiser Siegmund und seine Gemahlin Barbara deuten recitativisch (Nr, 16) an, Huß solle verdammt und verbrannt werden. Die beiden folgenden Säße: Die Arie der Bar bara (Nr. 17), so wie das Duett zwischen ihr und Sicgmund (Nr. 18) sind shón und gehaltvoll, nur leider zu kurz, Nr. 19: Missa canonica. Hat der Komponist durch dieses Musilstück nur beweisen wollen, daß er es auch verstehe, im streng kontrapunktishen Satze zu arbeiten, so erlennen wir an, daß diese kanonische Arbeit nach den Regeln des strengen Saßes angefertigt sciz fragen wir aber, welchen Eindruck dieselbe auf das (Gemüth mache, so können wir nicht gerade schr zu Gunsten des Komponisten ant- worten, denn sein Musi!stück is ein mit dem Verstande kunstgerecht gemach- tes, aber nicht aus dem fünstlerishen Drange des Jnnern hervozgerufenes, Nr. 20, Reccitativ und Chor: Die Disputation auf dem Konsilium: Eine höchst unmusikalishe Situation. Der Verf. behauptet zwar, er habe die Verhandlungen ganz treu nah Peter von Mladonowiß, No tar des Concils und Schreiber beim Hans von Chlum, Hussei's Schuß- begleiter, angegeben allein kam es bei einem Gedicht auf eine soiche aktenmäßige Treue an? Nr. 21: Arie des Huß., Eine schöne und ge- balivolle Composition, tief und wahrhaft empfunden. Nr. Choral- Gebet. Würdig und fromm, Nr. 23: Chor: „Seht den cdlen Dulder schreiten,“ Die demselben zum Grunde liegenden Motive sind ctwas zu alltäglich für die durch den Text ausgedrückten Gedanken. Nr. 24: Huß und Chor. Kräftig und feurig. Bei den Worten Hussens :

Jeßt bratet ihr die G ans, bald kommt ein Schwan, Den wird man ungebraten lahn

ist in \prachliher Beziehung zu bemerken, daß die Gans wirklich auf böh- misch Hus (ussish Gus) heißt; da der Schwan aber in keiner flavischen Mundart Luther heißt, so ist dieses Bild, wie auch Zeune anführt, nur gei- stig zu beziehen. Nr, 25: Chor der Flammengeister, Jn der Musik kräftig und feurig. Die Worte aber;

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vorgestern von mir mitgetheilte Juterpellation des Herrn Bernabeu zu beantworten. Dieser legte auf die Redner - Tribüne, die er zum erstenmale bestieg, einen Folianten nieder, der noch größere Neugierde erregte, als seine Persönlichkeit selbs. Bald wies es sih aus, daß dieses riesenhafte Buch die Constitution von 1837 enthielt. Durchaus unmöglih is es mir, au nur einen Schatten von dem, beständig durch \challendes Gelächter oder anhaltendes Murren unterbrocheuen Vortrage des Herrn Bernabeu zu entwerfen, Er begann mit der Behauptung, die Regierung müsse auf der Stelle den Saal verlassen, indem es feine andere legale Gewalt gebe, als die Cortes. Die Regentschaft wäre erledigt und die Cortes müßten eine neue wählen. ,„Macht, daß ihr fortkommt!“ rief er den Ministern zu, worauf ihn der Präsident zur Ordnung verwies. Dann sagte er unter Anderem, und diese Worte habe ih genau aufgefaßt: „Jhr irrt euch, wenn ihr glaubt, daß Frankreich euh zu Hülfe kommen werde. Betritt ein einziger fremder Soldat, und vollends ein französischer, den spanischen Doden, 0 wird der Leopard, im Bündniß mit dem Löwen, bis an die Ufer des Rheins vorrücken.“ Ein \challendes Gelächter brach aus, und selbst die ernsten Züge der in der diplomatischen Tribüne anwe= senden Vertreter Großbritaniens, Dänemarks, Hollands, Portugals schienen sich zu entwölken, vermuthlih in Folge des emphatischen To= nes, in welchem der Redner seine Drohung vortrug. Dieser fuhr fort : „„Jhr habt die Königin Christine um ihre Stellung in diesem Lande gebracht ; wie wollt ihr JZsabella 1. oder den Thron vertheidigen ? Keine auswärtige Hülfe vermag, diese zu retten, denn die Völker wis- jen, daß die Könige Menschen sind, wie Andere, und haben gelernt, sie niht nur zu entthronen, sondern sie zu enthaupten.“ Der Redner hatte unstreitig erwartet, mit diesen brutalen Ausfällen den Beifall der Volks= menge einzuärndten, Er sah sich getäuscht. Der lauteste Unwille gab sich zu erkennen. Nun behauptete er abermals, man müsse eine neue Re-= gentschaft ernennen, und fam dann auf den eigentlichen Gegenstand seiner Juterpellgtion, nämlih auf die Befürchtung, daß eine Regie= rung, welche niht weniger als 19 Artifel der Constitution verleßt hätte, auch in die persönlihen Rechte der Deputirten eingreifen würde. Der Minister-Präsident, Herr Lopez, hielt darauf einen sehr inhalts= reichen, von dem allgemeinsten Beifall begleiteten Vortrag, der zu wichtig ist, als daß ih {hon heute näher auf ihn eingehen könnte. Unter Anderem sagte er: „Man hat uns beschuldigt, uns für fran= zösisches Gold verkauft zu haben. Wenn man mir alles Gold, das der Erdboden in sich faßt, anböte, so würde ih doch nicht gegen die Gefühle meines Herzens einen Handel eingehen. Jch werde diese Bauk (die Ministerbank) verlassen und zur Advokatur zurückkehren, um meinen Kindern Brod zu erwerben. Meinen Unterhalt werde ich in meinem Kopfe suchen, der mir gehört, so lange das Beil der Republikaner ihn mir läßt,“ Endlich ging der Kongreß zur Tages-Ordnung über. Z

Zurbano i gestern von hier nah der Gegend von Logroño ab- gereist, wo er sich mit Landwirthschaft beschäftigen will, glücklicher als Espartero, dessen höchste Wünsche sich bekanntlich darguf beschränkten, zum Alkalden jener Stadt gewählt zu werden,

%æck Paris, 8. Nov. Die Sentinelle des Pyrences enthält eine Korrespondenz vom 30sten v. M. aus Saragossa, der wir die nachstehenden Einzelnheiten über den Hergang der Dinge ‘in dieser Stadt während der leßten Tage der Belagerung entnehmen. Der General Concha hat bei seinem Verfahren gegen die Hauptstadt von Aragonien die volle Strenge des Kriegsgebrauches walten lassen. Gleich am ersten Tage der Belagerung ließ er die Wasserleitungen abgraben, und bemächtigte sih aller Mahlmüßlen, bis auf zwei, ‘die übrigens in Folge des Wassermangels unbrauchbar wurden. Obgleich der General Concha ferner die Zufuhr aller Lebensmittel nah Sara= gossa streng verbot, und mit allen Kräften zu verhindern suchte, so fehlte es in der belagerten Stadt doch niemals an frischem Fleische, wenigstens für die Spitäler, und sowohl dieses als alle übrigen Lebensmittel waren immer zu den gewöhnlichen Preisen zu haben. Währeud der Beschießung der Stadt wurden an einem Tage 425 Kugeln und Granaten von den Batterieen der Belagerer geworfen. Die Saragossaner ließen cs indessen niht au einer entsprechenden Beantwortung des Feuers der Belagerer fehlen, und sie haben den= selben größeren Schaden zugefügt als sie selbst erlitten; in Sara= gossa wurden nämlich nur 5 Personen verwundet, der General Concha dagegen hatte unter seinen Truppen 7 Todte und 20 Verwundete. Die Auswanderung war sehr stark, und man nimmt an, daß im Au= genblicke der Uebergabe die Hälfte der Bevölkerung die Stadt verch lassen hatte. Die Capitulation is von der National = Garde wider den Willen des großen Haufens durchgeseßt worden. Der leßtere erhob sich in den leßten Tagen drohend gegen die National - Garde, und erklärte, daß er um keinen Preis von Unterwerfung reden hören wolle. Die Offiziere der National-Garde, welche diesen Sturm durch Ueberredung zu beshwören suchten, sahen ihr Leben in beständiger Gefahr s{weben, Am 25sten, als das Offizier-Corps mit dem Agun= tamiento zu gemeinschaftliher Berathung versammelt war, erschien ein bewaffneter Haufen unter dem Geschrei: Nieder mit den Verräthern! vor dem Rathhause, und machte Miene, auf die an den Fenstern er= scheinenden Offiziere Feuer zu geben, Es gelang endlich, diesen Trupp zu beshwichtigen und zu zerstreuen, aber an den folgenden Tagen, und

Wir flattern flackernd

Die Luft durchackernd ;

Wir flammen flimmernd,

Zum Himmel wimmernd klingen wie gehaccktes Blei. Der Schlußchor endigt mit einer Fuge, welche gut gearbeitet ist, jedoch tritt auch hier wieder mehr das Gemachte als das

innerlich Empfundene hervor.

Die Recitative gehören zu dem s{chwächsten Theil des Werkes. Wir vermissen in ihnen das, was das Recitativ eigentlich sein soll: eine unge- zwungene, gesangreiche und flicßende Redeweise. Die Arien sind weniger ausgezeichnet, als wir cs von Löôtve erwarten durften, Was die Chöre an- gelangt, so sind dieselben insoweit für gelungen zu erachten, als sie, unter Vermeidung großer Schwierigkeiten, melodiös und sangbar gesezt sind, auch das Maß in Bezug auf die Stimmlage nirgend überschreiten : nur mangelt an ciner großartigen Gesammtwirfung, indem in den meisten eine zu ‘pes dantische Spielerei mit Jmitationen der menschlichen Stimmen getrieben vird, Die Junstrumentirung is reich, doch nicht zu überladen, Jedenfalls vird dieses Werk für kleinere Gesang-Vereine von Juteresse sein, indem es ohne zu große Mitiel in Anspruch zu nehmen und ohne ein tieferes Kunst- Studium vorauszusezen, von angenehmem Eindruck sein wird.

Wir haben durch dieses Urtheil in keiner Beziehung aussprechen wollen daß wir Löwe nicht für sähig halten, Besseres zu liefern: wir wollen ibn im Gegeniheil dazu auffordern , indem wir überzeugt sind, daß er es kann. Seine Lieder und Balladen stehen einzig in ihrer Ärt da, und wir wüßten ihm in dieser Nichtung, außer Franz Schubert, Niemanden zur Seite zu stellen. Wer kennt nicht seine „Jungfrau Lorenz“, „Des Goldschmidts T öchterlein““, „Heinrich der Vogelsteller“, so wie seine sinnige und wahrhaft \chône Auffassung so vieler Dichtungen Rückert's? Auch besißen wir von ihm treffliche vierstimmige Männer-Gesänge, welche zu dem Besten in die- sem Zweige der Kunst gezählt werden dürfen.

Die Ausstattung des Oratorinms is lobenswertb.,

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