1843 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wie dieses junge Justitut, nach einem kaum zweijährigen Bestehen, niht nur in den deutshen Rheinlanden, sondern auch in Bel= gien und der Schweiz eine vielseitige Theilnahme gefunden, ja selbst âus entfernteren Gegenden Deutschlands und dem Auslande eine An-= zahl ausgezeihneter Männer der Wissenschaft unter seinen Mitglie=

dern zählt.

zu sehen,

NuslanD.

Deutsche Bundesstaaten.

Bavern. Múnchen, 8. Nov. (L. Z-) Kolokotronis wird nun München wieder verlassen und nach Jtalien gehen. Seine Abreise, oder vielmehr autorisirte Flucht, von Athen war bekanntlich eine o \hnelle, daß er nicht einmal die nöthige Zeit fand, seine häuslichen Angele= genheiten zu ordnen, ja sih nur von den Seimgen zu verabschieden. Deshalb war scin Aufenthalt am hiesigen Orte an die Ankunft einer Post geknüpft, die, etwas verspätet, in diesem Augenblicke einge troffen ist. :

Die Sammlung für unsere Landsleute in Griechenland nimmt einen fortwährend erfreulihen Gang. Bis zu einer bedeutenden Summe sind bereits Kreditbriefe Tri

nach Triest abgesendet worden.

Württemberg. Stuttgart, 4. Nov. Nach einer Mit=- tbeilung in der Augsburger Allgemeinen Zeitung sollen in Folge des im August d. J. von den württembergischen Advokaten er lassenen Aufrufes ihre Theilnahme an der nach Mainz ausgeschriebe= nen Versammlung zugesagt haben : der Verein der Obergerichts - Ad= vokaten am Hofgerichte zu Rastatt, die Vereine der badischen Rechts- Anwalte an den Untergerichten des Mittel - Rheinkreises zu Bruchsal und an den Untergerichten des Unter-Rheinkreises zu Heidelberg, der Advokaten =- Verein zu Darmstadt, die Anwalte- Kammer von Mainz, der waldecks{che Advokaten - Verein zu Arolsen und Korbach, der Ad= vokaten= Verein zu Leipzig, der \chleswig - holstein -lauenburgische Ad vokaten=- Verein zu Schleswig und Kiel, außerdem Rechts - Anwalte zu München, Bamberg, Frankfurt, Kölu, Saarbrücken,

Freie Städte. Frankfurt a. M., im Nov. Mit Bezug auf die Combinationen, welche die verschiedenen deutschen Zeitungen an die Abreise des russischen Gesandten von München fnüpfen wollten, versichert das Journal de Francfort, daß Herr von Severin {hon seit längerer Zeit Urlgub nachgesucht und erhalten, und Mün- chen lange vor Ankunft der traurigen Nachrichten aus Athen verlassen habe. Jene Reise sei demnach ein rein zufälliges Ereigniß und stehe

mit der griechischen Revolution nicht in dem geringsten Zusammenhang.

San krt 0.

Der Staats-Rath hat nun in seiner gestri- dem Schreiben des Bischofs von Der Bericht des Justiz- und Kul=

Paris, 9. Nov. gen Sibung entschieden, daß in Chalons ein Mißbrauch vorliege. tus- Ministers, Herrn Martin du Nord, mit welchem das besagte Schreiben dem Staats-Rath zur Prüfung vorgelegt wurde, soll mit großer Entschiedenheit abgefaßt sein und das seit einiger Zeit von Seiten verschiedener höheren Geistlichen gegen die Universität einge= \chlagene Anschuldigungs = und Dissounations = System in sehr ener= gishen Ausdrücken tadeln. Zugleich ist darin vorgestellt, daß es Zeit sei, so viel ehrenwerthen Mitgliedern des Lehrstandes den Schub zu gewähren, welhen die Geseße ihnen zusichern. Dieser gesebßmäßigen Genugthuung hat der Staats-Rath einstimmig beigepflihtet, und es ist in Folge dessen noch gestern folgende Köngliche Verordnung er= schienen : Í h:

„Wir Ludwig Ilnferen Gruß.

Auf den Bericht Unseres Großsicgelbewahrers und Minister - Staats-

s im Departement der Justiz und des Kultus.

Nach genommener Einsicht des von Unserem Großsiegelbewahrer und

Ninister- Staats-Secrctair im Departement der Justiz und des Kultus, ge

1 die am 24, Oftober 1843 von Herrn von Prilly (Marie, Joseph Franz, Monver), Bischof von Chalons, an das Journal l'Univers ge-

biete und von demselben Journal am 26sten desselben Monats veröffent- bte Erflärung ergriffenen Nekurses wegen Mißbrauchs, in Unserem Staats- ratbe am 30, Oktober 1843 Uns vorgelegt, und nach Einregistrirung des abten Berichts im General - Sekretariat Unseres Staats-Rathes am 3,

Philipp, König der Franzosen, Allen, die dies lesen,

Nach Einsicht der besagten Erklärung;

Nach Einsicht der beglaubigten Abschrift des vom 30, Oftober 1843 datirten Briefes, wodurch unfer Grofstegelbewahrer den Bischof von Cha- lons davon in Kenutniß set, daß er Uns in Unserem Staatsrathe die be- sagte Erklärung mitgetheilt ;

Nach Einsicht des am 31. Oktober 1843 von dem Bischofe von Cha lons an Unseren G:oßsiegelbewahrer gerichteten Bricfes, der die Vemerkun- gen des genannten Piälaten enthielt und am 7. November 1843 im Ge- neral- Sekretariat Unseres Staats- Rathes eingetragen wouden ist:

Nacb Einsicht der beglaubigten Abschrift eines Briefes vom 2. No-

Die ernente Thâtigfkcit dieser beliebten Künstlerin dürfte ein günstiger Wendepunkt für das Repertoir se.n, das in Mad. Beckmann eine sciner Hauptstüzen vermißte. Ohne ihre Mitwirkung waren viele Stücke und gerade solche, dic wie der „Talisman“ zu den lomisben Notabilitäten der Königsstadt gehö- ren, gar nicht aufzuführen, und cben o wurde die Wabl der zu gebenden Neuigkeiten durch die Entbehrung der Mad. Beckmann merklich beschränkt. Die Posse mit Gesang, das cigentliche Kassenstück der Königsstadt, war ohne Mad. Vecfmann fast cine Unmöglichkeit: in den nächsten Novitäten diefer Art „des Schausviclers legte Rolle“, von Kay9ser in Wien, und „der Welt- umsegler wider Willen““, in diesen beiden Stücken, dercn Ruf zur Hoffnung eines bedeutenden Erfolges berechtigt, werden Herr und Mad. Beckmann wieder in jenem künstlerischen Zusammenwirken ersceinen, das sich schon oft als Zugkraft bewähit hat und mit Recht zu den „höchsten Juteressen““ der Köonigss\tädtiichen Zuschauer zählt. E Mad. Beckmann trat die beiden erstenmale als Chonchon in dem großen Singspiel: „Die neue Fanchon‘“ auf. Man hat von dem „pyramidalischen““ rfolg gehödri, den das Original dieses überseßten Drama's in Paris hatte, und gegen welchen das Gluck, welches „die neue Fanchon“ hier und da in Es machte, vihts is. „La grace de Dieu, ou la nouvelle cifrit baa im pariser Bolkstheater und eröffnete den hinfort Schauspiel, welches A vom Schreckens - Mclodrama zum gemütihlichen rer sogenannte ta \ R. \ranzösischen Bühne ungefähr dasselbe ist, was S 2 , me Roman in der Novellistik. Die beiden französischen Autoren , d’Ennery und Gustave Lemoine sich jeßt mit b istendem Sdo ivibalie Mia: Werfen naa L OIE, MERMEN :NIFN O Se berufcnd, der allerdings auch eine a grace de Dien“, sih auf ihren Erfelg ld CTOINgE eine K itik is und zwar die thatsächlich s{chla- gendste. Auch ist „die neue Fanchon'“ der 4 j ‘» Ausfü rung leidet an französischer Frivolität er Idee nah denn die Ausfüh- er e O ohne Widerspruch eins der besten dramatiïchen Erzeugnisse des Tages. Es is dex tief 2 Heimat, der gestaltend darin lebt und webt der tief- poetische Gedanke der R a Dee I Wnianges Sayoygrdenmädchen wandert, wie jährlich so viele ihrer Landéleute, nach Paris aus. D derne Babylon führt auch sie in allerlei Anfechtung Lan Ls, Das mo- überall umshwebt sie die Melodie gus den vaterländishen Lede doch reitender Schutzgeist. Js die Gefahr am dringendsten, \g ile Me, S ein Warner, ein Helfer in der Noth der heimatliche Klang dre Es Scegen dcr Mutter zugleich deren liebende Ermahnungen auffrischt Wie David's Harfenspiel auf den bösen Geist des Saul, so stillt die heimatliche Melotie zuleßt selbst den Wahnsinn der jungen Ausgewanderten, wet im Vaterlande das Bewußtsein wieder, das alte Jugendglück, Jn Paris hatte man die Melodicen der beliebten Komponistin Loïsa Puget (Album 1841)

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836 vember 1843, wodurch Unser Großsiegelbewahrer dem Erzbischof den er- griffenen Rekurs mittheilt ; :

Nach Einsicht der Beantwortung dieses Briefes von Seiten des Bi- hofs vom 6. November 1843, eingetragen im General-Sefkretgriat Unscres Staats-Rathes am 7ten desselben Monats z

Nach Einsicht aller übrigen Dokumente, welche zu den Akten eingelicfert und diesen beigefügt worden;

Nach Einsicht des Geseßes vom 18, Germinal, Jahr X., dessen óter

Artifel also lautet: „Der Rekurs an den Staats-Rath findet statt in allen Fällen des Miß- brauchs der höheren unt aller anderen Mitglieder der Geistlichkcit, Solche Mißbräuche sind: die Anmaßung oder Ueberschreitung der Gewalt, die Ueber- tretung der Gesche und der Reglements Verleßung der Regeln, welche für die Geistlichen in Fraufreich angenommen sind, Angriff auf die Freiheiten, Gerectsame und Gewohnheiten der französischen Kirche und jedes Thun oder Unternehmen , welches, bei Ausübung des Kultus, die Ehre der Bür- ger kompromittiren, ihr Gewissen willfürlih verleßen oder gegen sie in Be- drücckung, Beleidigung oder öffentliches Acrgerniß ausarten kann.“

In Betracht, daß in der oben erwähnten Erklärung der Bischof von Chalons si beleidigender Aeußerungen gegen die Universität von Frankreich und deren Mitglieder erlaubt ; E

daß der genannte Bischof die Kinder, die in den Universitäts Anstalten erzogen werden, mit Entzichung der firdlichen Sakramente bedroht ;

“daß diese Thatsachen gegen die Univeisität und deren Mitglieder eine Beleidigung und einen Angriff auf ihre Ehre begründen ;

daß sie von der Art sind, die Gewissen der in den Anstalten der Uni- versität erzogenen Kinder und threr Familien z:11 verlezenz und

daß sie unter dieser doppelten Rücisicht zu den Mißbräuchen gezählt werden müssen, welche durch den Art. 6 des Gescyes vom 18, Germinal des Jahres X. bezeichnet sind; haben Wir, nah Anhörung Unseres Staats-Raths, wie folgt:

Artikel 1, Es liegt cin Mißbrauch vor in der oben angeführten Erklärung des Herrn von Prillvy, Bischofs von Chalons,

Artikel 2. Unser Großsiegelbewahrer, Minister-Staats Sccretair im Departemcnt der Justiz und des Kultus, is mit dem Vollzuge der gegen- wärtigen Verordnung beauftragt.

Am Palaste von St. Cloud, 8. November 1843,

Ludwig Philipp.

verorduet und verordnen

Für den König: Der Großsiegelbewahrer , Minister - Staats - Secretair im Justiz und des Kaltus, i N. Martin (du Nord),“

Devartement der

Das Journal des Débats begleitet diese Entscheidung mit folgenden Bemerkungen : „Hoffentlih wird diese feierliche Mißbilli- gung, vom Könige im Staats Rath über die aufregenden Verösffent- lihungen einiger Mitglieder des Episkopats ausgesprochen, alle Welt überzeugen, daß, weit davon entfernt, die Exzesse der geistlichen Ge- walt zu begünstigen, die Regierung vielmehr entschlossen t, Ie f unterdrücen und zu zäumen. Die Beweggründe, welche der Entsei- Raths vorausgehen, zeugen besonders von diefer heil- Diese Beweggründe erklären, daß in zweierlei Hin- sicht ein Mißbrauch vorliege: 1) ein Mißbrauch in den ZOEE Behauptungen gegen die Universität und gegen eimge S L e 9) ein Mißbrauch in der Drohung, die Sakramente zu v“! wée A Ds b Drohung das Gewissen der Bürger beunruh1gen m? E Tat wis E sind dieselben, deren si das Geseb bedient, uz 2 V Miebra E den Mißbrauchs zu definiren, Von dieses beiden Atporauger ia: bie cure Cine ‘oche Genugthuung für die Chre statirungen is die erstere eine gere des Lehrstandes. Diese der so unwürdig verleumdeten Mt ‘Le Se E G i Gel Genugthuung konnte ihnen nicht ntgehen- F E a R i den gewöhnlichen Gerichtshöfe! gesucht haben, E 2109 S- Nath sich nicht für kompetent gehalten hätte, hle ibnen zu geben.

Der zweite Punkt scheint uus aber noch wichtiger, weil es sich dabei nicht mehr blos um die Ehre eines Einzelnen l

handelt, wie bedeutend auch ein solches Interesse sein mag, sondern um eine wahrhafte Frage der öffentlichen Drd- ‘eser Beweggrund hat also eine große politische Bedeutung. Er

nung. Dieser De gro 00% i F erklärt in der That, daß in diesen grundlosen, jedes dringenden Motivs eut=

dung des Staats samen Absicht.

behrenden, unter die Bürger geshleuderten Ercommunications-Drohungen

ein Mißbrauch vorliegt. Es ist dies die erste Vertheidigung des Staats gegen die Angriffe der geistlichen Gewalt. Wenn es den Bischöfen beliebt, ohue triftigen Grund und ohne sih bei den Uni- versitäts= Oberen beschwert zu haben, wenn es ihnen, jagen wir, be- liebt, eine Unterrichts-Anstalt mit dem JFuterdift zu belegen und will- fürlich Unruhe in die Gewissen zu bringen, so wird der Staat, wohl zu merfen, gegen solche unbesonnene Herausforderungen sich niht gleichgültig verhalten. Er wird die Ae ers untor stüßen, wie es seine Die l Quer er wird sle au im Zaum zu halten wissen, wie es sein Recht ist. Diese Grund- sâße, welche auch die des organischen Geschßcs des Konkordats und unseres alten Staatsrechts sind, hat Herr Dumon, der Präsident des Gesekgebungs - Comités des Staats Raths, mit großer Deutlichkeit und Entschiedenheit auseinandergesebt. Offenbar haben seine Worte einen lebbaften Eindruck auf den Staats-Rath gemacht. Auch Herr Charles Dupin hat sein Gutachten mit viel Energie abgegeben und sogar über die Duldung des Dominifaner-Ordens in Frankreich einige

zur Musik benußt, und der Succeß des Ganzen war, wie gesagt, uner meßlich. ¡ .

Chonchon, das fomische Savovardenfind, wie Marie das tragische ist, gehört zu den gelungensten Darstellungen der Mad, Beckmann,. Auf ihrer jüngsten Gastreise hat sie auch in Prag diese Glanzrolle mit größtem Bei- falle gespiclt. Die Königsstadt empfing die wiederfehrende Künstlerin mit lang anhaltendem Applaus, jedes ihrer Lieder, die Mad. Beckmann |o pifant vorzutragen versteht, wurde Dacapo verlangt, und am Schlusse fehlte der stürmische Hervorruf nicht. S

Dir gomnastischen Künstler aus London gaben in den Zwischen-Akten „neucn Fanchou'“ ihre grotesfen Vorjtellungen mit die den lebhaftesten Beifall von Seiten der über- rashten und erstaunten Zuschauer davon trugen, Trägt der eine diejer englischen Herkfulesse zwei Männer, aufrecht über einander stchend, ohne sichtbare Anstrengung davon, so ist ihm wohl auch die Wucht dcs allgemei- nen und gar nicht enden wollenden Applauses nichi zu schwer geworden. Die cinzelnen Productionen, wenn auch uur referirend, wicderzugeben , dazu gehört eine andere Federfraft als die des Berichterstatters, die ruppirungen, Exerzitien und Experimente folgen so rasch auf einander, verschmelzen so zu sagen malerisch mit einander, daß die Beschreibung des Cinen oder des Anderen ein Raub an dem Ganzen wäre, Ohne Zweifel leisten diese Engländer das Großartigste und Selisamste, was bis jeyt in gvymnastischen Künsten geleistet worden, und die Leichtigkeit, die elastische Anmuth, womit sie die anscheinend halsbrechcudsten Wagstücke vollbringen, läßt den Gedanken an Leibes- und Lebensgefahr gar nicht auflommen, der jonst von dergleichen Darstellungen in der Höhe unzertrennlich is. Was Jules Janin von einer berühmten Tänzerin sagte : sie verbringe ihr halbes Dasein in der Luft, das läft sich nicht minder auf diese Balancier - Künstler anwenden. Die Luft scheint bei ihnen Balken zu haben. Die fomischen chinesischen Zpiele, welche Herr Chapman 1 zum erstenmale ausführte, gränzen ans Unglaubliche, und der Zuschauer wird oersucht, an Taschenspielerei und Berblendung zu glau- ben, ginge eben nit Alles ganz natürlich vor Aller Gugen vor, Herr Chapmann hat die Gesche der Schwere tief ergründet, und die Pfauensfeder, die er auf der Nase balancirt, ijt ein Lorbeerreis in sciner Art. U.

Jtalienische Oper. (Eingesandt.)

Die gestrige Aufführung der Puritaner (Montag, den l3ten) gehörte unbestreitbar zu den gelungendsten Vorstellungen diejer Datjon, Es gereicht

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und am Schlusse der neuen Abwechielungen,

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Bemerkungen gemacht, die zu trefflichen Erklärungen von Seiten des Großsiegelbewahrers führten. Nach diesen Erörterungen genehmigte der Staats-Rath die angeführten Beweggründe, die der Vicomte von Haubersaert in einem gedrängten und gehaltvollen Bericht vorgelegt hatte, und welche die Köuigliche Verordnung, die den Mißbrauch aus= spricht, motiviren und deren Bedeutung erklären“

Der Herzog und die Herzogin von Nemours sind heute nah Dinkirchen abgereist, um sich daselbst nah London einzuschiffen.

Die Regierung hat Nachrichten aus Montevideo vom 19. Au- gust erhalten, deren wesentlihen Junhalt der Moniteur in Folgen= dem zusammenfaßt: „Der französische General-Konsul in Montevideo und der Vice-Admiral Massieu de Clerval, Befehlshaber der Station von Brasilien und La Plata, haben ihre Bestrebungen vereinigt, um diejenigen unserer Landsleute, welche sich bisher bestimmen ließen, an dem Kampfe zwischen den Truppen Oribe's und Ribera's theilzuneß- men, zur Niederlegung der Waffen zu veranlassen. Der General= Konsul hat, ohne den geringsten Verzug, von dem General Oribe Aufschlüsse über den Mord der beiden Franzosen verlangt, die mit den Waffen in der Hand ergrissen und von den Truppen dieses Generals erschossen worden sind. Der Vice- Admiral Massieu de Clerval hat in den energishsten Ausdrücken bei ter Regierung von Bue= nos - Ayres gegen derartige Handlungen Protest eingelegt, die sich durch nichts rechtfertigen und motiviren lassen, wenn- gleich unsere Landsleute, ungeachtet der Weisung der Agenten unserer Regierung und gegen die ihnen vorgeschric bene Neutralität, in einen Kampf sich eingemischt, welchem sie, im Interesse ihrer Pflicht wie ihres Vortheils, hätten fremd bleiben sollen. Die Dorschläge, welche der General-Konsul von Frankreih dem, General Oribe in Bezug auf unsere Landsleute und deren Sicherheit gemacht hat, sind sämmtlich von dem General angenommen worden,“ 4

Der König der Belgier hat dem Herrn Guizot das Großkreuz des Leopold-Ordens verliehen. S :

Der Graf Alexis von Sk. Priejt, gegenwärtig französischer GBe- sandter in Kopenhagen, soll für den Ante in München designirt sein, wogegei der jeßige Gesandte in München, Baron von Bourqueney, den Baron Mortier, der in L i8ponibilität gejeßt zu werden wünscht, wei! er mehrere Schlaganfälle gehabt hat, als Ge sandter bei der schweizer Eidgenossenschaft erseßen würde. '

Der Dienst der Aussicht über die Arbeit der Kinder ín den Werkstätten und Fabriken der Hauptstadt ist jeßt organisirt; er be- steht aus 36 Juspektoren für Paris und aus 24 für die beiden Land Bezirke, die Zu der Hauptstadt gehören.

" Die Sihungen des Cassationshofes wurden vorgestern mit den iblihen Feierlichkeiten eröffnet, Graf Portalis, erster Präsident, führte in Abwesenheit des Seniors der Präsidenten, Herrn Boyer, den Vorsitz. Unter den zahlreichen Zuhörern von Auszeichnung befanden sih auch Lord Brougham und der römische Hofrath Armelini. Herr Duyin der Aeltere hielt, als General Prokurator des Gerichtshofes, die bei dieser Gelegenheit gebräuchliche Rede. Zum Gegenstande derselben hatte er sich das Lob Etienne Pasquier, des berühmicn Gegners der Jesuiten zur Zeit der Regierungen Heinrich's Ul. und Heinrich's 1V., gewählt und zum Motto den über diesen Rechtsg

lehrten verbreiteten Ausspruch: „Er liebte den König, aber mit det Liebe eines Dieners der Rechtspflege, niht mit der Liebe eine Hofmanns.“ Man wußte {hon im Voraus, daß Herr Dupin diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen werde, ohne die Frage über die Forderungen des Klerus in Bezug auf den Unterricht und den Streit, der sich zwischen einigen Geistlihen und der Universität ent- sponnen , wenigstens indirekt zu berühren, und die Wahl des Gegenstandes ließ fogleih ahnen, daß der Vortrag des Redners hauptsächlich gegen den Jesuitismus gerichtet sein würde. Dies war denn au der Fall; er schilderte die verschiedenen Wege und Mittel, wie die Jesuiten sich der Herrschast über die Universitäten und Schulen in Frankreih zu bemächtigen gesucht, und bob die Verdienste hervor, weclde Etienne Pasquier sich durch eifrige geseßliche Bekämpfung dieser Uebergriffe erworben. Unter den gegenwärtigen Umständen wird dieser Rede des Herrn Dupin eine große politische Bedeutung beigelegt, wenngleich dieselbe direkt auf die jeßt shwebende Streit- frage gar nicht einging oder auch nur anspielte. Der Justizminister foll fein Möglichstes gethan haben, um Herren Dupin zu Milderung seiner Ausdrücke zu bewegen. Die Versammlung zollte dem Vor- rag desselben lebhaften Beifall, und es begannen darauf die ge- wöhnlichen Geschäfte des Gerichtshofes mit einer Verlesung der Liste der im leßten Geridhtsjahre von diesem Tribunal entschiedenen Pro- zee.

D

A París, 9. Nov. Der Ausspruch des Staats - Raths in der Angelegenheit des Bischofs von Châlons hat der vom Ministerium erhobenen Anflage dieses Prälatan Recht gegeben. Was aver, fragt man jeßt, is nun mit jener Erklärung gewonnen, daß der Bischof von Châlons „mißbräuchlich““ gehandelt? Wir können es nicht auf uns nebmen, diese Frage zu beantworten, Die Verurtheilung des Bischofs

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unseren italienrschen Gästen zu großer Ehre, daß sie, obschon die Gun|t und Theilnahme des Publikums ihnen nicht in dem Maße, wie sie es ver- dienen, zu Theil wird, sie ihre Anstrengungen verdoppeln und vor etnem leeren Hause mit gleicher Lust und Liebe, wie vor einem vollen spielen, Daß die diesjährige Gesellschaft bei weitem hinter der zurückstebe, welche uns verlassen hat, is durchaus unbegründet; würde ein Geschwornen-Gericht von Kunstrichtern niedergeseßt, wir glauben fast mit Gewißheit versichern zu fönnen: der Spruch würde im Ganzen zu Gunsten der diesjährigen Ge- sellschaft ausfallen. Allerdings is Sgra. Malva ni keine so routinirte Schauspielerin als Sgra. A ssan dri, auch stehen ihr im Gesang nicht so fräftige Mittel zu Gebotz allein sie darf zumal in Berlin mit Recht auf den Ra? einer ersten Sängerin Anspruch machen, und was ihre äußere _Erschei- nung betrifft, so wird Niemand in Abrede stellen, daß wir, scit S0 p hie Löwe von uns Abschied genommen, einer ähnlichen Erscheinung nicht de gcgnet sind. Das Spiel der Sgra. Malvoani bleibt immer n den E a weiblicher Anmuth und Graziez jede Bewegung ist natürlich 1:nd doch aus drucsvoll. Und o is auch ihr Gesang nie gewal:sam, die Stimme spricht leiht an, ist glockenrein und jeelenvoll, ohne durch Schluchzen und weiner- lihen Ton rühren zu wollen. Allgemeine Anerkennung haben Sgr. Sgr. Capitini, als primo bass0 gefunden, beirifft, so fann fein Zweifel darüber jein, früher beseyt sind. n Woran liegt es nun, daß das Haus, obshon das Königl. Opernhaus abgebrannt i, dennoch leer bleibt? Wir vermuthen: in der Erhöhung der Preise; es is zwar nur cine kleine Zusay -Centime von 5 Dgl- aber eben dics is es, was das Publif..m verstimmt haben maz- Würde vielleicht der italienischen Oper eine Unterstüßung, wie den französischen Theater, zu Theil, und könnten wir, wie dort, 1! Abonnement den Sperrsiß für 10 Sgr., den ersten Balkon sür 1 P haben, dann würde die Direction, deren Verdienste um Herbeischaffung cin! italienischen Gescllschaft wir nicht verkennen, wohl ihre Rechnung dabe! finden, das Haus würde immer voll sein unv die Gesellschaft sich eines lebhaft theilnehmenden Publikums zu erfreuen haben.

Stella, als primo tenore, und und was die zweiten Partieen daß sie bei weitem besser a!s

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von Chálons konnte übrigens, Angesichts oer von ihm aufgestellten Behauptung, „die Professoren der Staats-Lehranstalten seien, bis uuf Gut Auonahmen, alle Heuchler, dia es. nur darauf absehen, Geld zu verdienen?! ut zweifelhaft sein. Cinigermayen unerwartet dagegen ist es, daß der Staats - Rath den Bischof von Châlons noch wegen eines zweiten Punktes, nämlich wegen der eventuellen Drohung, den Kollegien seines Sprengels die Kaplane zu entziehen, schuldig befunden bat, - Durch diesen Theil seines Ausspruches hat der Staats-Rath auch den Erzbischof von Lyon mitverurtheilt, der ja bekanntlich der erste Urheber jener Drohung gewejen ist, und der dieselbe überdies am schärfsten und bestimmtesten ausgesprochen. Das Hauptorgan der Kirchen-Partei beschränkt sich heute darauf, das Urtheil des Staats-= Rathes anzuzeigen, ohne irgend einen Kommentar zu demselben zu geben. Das Univers pflegt sih überhaupt bei seiner Polemik Zeit zu nehmen, und d!e Skandallustigen werden auch diesmal beim War- ten nichts verliere? Man i neugierig, zu sehen, ob das Univers die Keckheit weit genug treiben wird, um den Tadel anzugreifen, den der Staats - Rath gegen die öffentliche Verunglimpfung des Lehrer= standes durch den Bischof von Châlons gerichtet, Von dem alle Tage wachsenden Uebermuthe des Univers muß man si freilich Alles gewärtigen. Do schildert das genaunte Blatt in seiner heutigen Nummer das Verhältniß der Regierung zu seiner eigenen Partei mit folgenden Worten: „Sie kennen unseren Langmuth, sie wissen, daß wir uns weder empören, noch Verschwörungen anstiften, noch mit den Waffen der Jutrigue kämpfen können, die sie selbst so leicht und so gern handhaben; dagegen aber fennen wir ihre Shwäche, und wissen, daß sie uns nöthig haben. Ohne ihre Zukunft bloßzustellen und ohne die feinen Räder ihrer Politik zu zerbrechen, können sie gar nicht von der Drohung zur Gewalt schreiten, der wir übrigens auch Troß zu bieten wissen würden. Jhr Aussehen und ihre Sprache sind gemacht, Schrecken einzuflößen, aber das ist auch Alles, und wir kennen eben so gut wie andere Leute die Gränzlinie ihrer Entschlüsse. Halten wir nun an unseren rechtmäßigen und friedlichen Forderungen fest, die Regierung wird hon kapituliren!“ Es is kaum möglich, den Troß und die Ver= wegenheit der Sprache weiter zu treiben.

Der Herzog von Bordeaux fährt fort, die französische Poli tif lebhaft zu beschäftigen. Der Enkel Karls K. i in diesem Augenblicke von den glänzendsten Namen Frankreihs und von den bedeutendsten Talenten der legitimistischen Partei umgeben. Die Her- zoge von Levis, Descars und Guiche, der Prinz Gaston von Mont morency, die Herren Pastoret, Berryer, Villaret Pageuse und m-h- rere andere durch Rang und Vermögen einflußreiche Legitimisten sind gleichzeitig mit dem Herzoge von Bordeaux Gäste des - Lord Shrewsbury in Alton-Towers. Je mehr sich der Herzog von Bor= deaux London nähert, desto zahlreicher wird seine Umgebung von Männern feiner Partei. Auch Chateaubriand wird in England er- wartet, und er is auch, wenn ih nicht irre, bereits abgereist. Ob- gleih nun diese Demonstrationen keine unmittelbare praktische Bedeu= tung haben, so fnüpfen sich doch Vermuthungen und Besorgnisse für die Zukunft daran. Sie geben einen neuen empfindlihen Beweis davon, daß die Versöhnung des Faubourg St. Germain, welche von der jeßigen Regierung nicht minder lebhaft gewünscht wird, als einst von der Regierung Napoleon’?s, noch immer im weiten Felde liegt.

x Paris, 9. Nov. Man hat \o vielfach hon in offiziellen und nicht offiziellen Berichten über die Zustände in den französischen Besißungen in Afrika die große Sicherheit rühmen hören, die in jenem ganzen Lande herrsche. Jndeß würde man sehr unrecht thun, der gleichen Versicherungen auf guten Glauben hin für baare Münze zu nehmen. Einige ganz neue Thatsachen, die in Briefen aus Algier vom fa G berichtet werden, mögen dazu einen Kommentar bilden, 4A ten, als die Crpeditions = Kolonne von Orleansville, in ihre Kantonnirungen zurükehrend, zwischen einem in nicht großer Entfer= nung von ihrem Lager befindlichen Felsen und dem Lager selbst Halt gemacht hatte, begingen drei Offiziere die Unvorsichtigkeit, sich zu entfernen, um in der Umgegend zu jagen. Zwei von thnen sind ent= weder gefangen oder getödtet worden, denn man hat seitdem nichts von ihrem Schicksale gehört. Ein Gendarm von demselben Corps hatte von derselben Stelle fgum 40 Metres weit sich entfernt, um sein Pferd trinken zu lassen, als plöblich mehrere im Gesträuche ver= borgen gewesene Araber hervorstürzten und mit ihren _Yata gan ihm den Kopf abschnitten. Als am folgenden Tage die Kolonne auf den Befehl des zu Miliangh befehligenden Generals un! fehrte, um Rache an dem dort wohnenden Stamme zu nehmen, fand sie auf dem Wege noch drei französische Soldaten, wahrscheinlich Nach- zügler, ermordet; als aber die Truppen an dem Wohnplabe

des Stammes ankamen, war dieser {on weggezogen, und man konnte nur die in den Silos befindliche Gerste mitnehmen, Dieser Stamm hatte hon mehrmals seine Unterwerfung erklärt, aber ohne je es ernstlich damit zu meinen, und so lange die Franzosen sich durch solche hinterlistige Versprechungen hintergehen lassen, werden sie stets neue Opfer dieses Betrugs zu beflagen haben, | _ Als die Kolonne des Generals Bourjoly kürzlich nach ihrem Streifzuge in der Provinz Mostaganem dahin zurückkehrte, suchten die Kabaylen für die neulih in einem Gebirgsthale erlittene Schlapve, über welche ih Jhnen berichtet habe, Rache zu nehmen. Ganz ruhig und anscheinend friedlich der Kolonne folgend, warteten sie nur wie gewöhnlich den günstigen Augenblick ab, um über die Unvorsichtigen und Vereinzelten herzufallen, um wenigstens einen Christenkopf als Sühnopfer auf das Grab ihrer im Kampf gebliebenen Landsleute legen zu können, Diesmal wollte es das Unglück, daß ste cinen der ausgezeichnetsten Offiziere, den Lieutenant Pujol vom Bataillon der Ein- geborenen überfielen. Dieser unerschrockene Offizier erhielt drei Schüsse, E troßdem die Geistesgegenwart und den Muth nicht, und M P A aiten oen A ng 6s m, von dem dur seine den fri én A achten B utverlusle erschöpft, bis Angesichts E Bel - Assen L, E ia V L ra aufnahmen, worauf, hofft, ihn zu retten / tros E P E Us Kia ettn N a E A rechten Arm gegangen, das li fe B A Se RIbasi 4 d rat Ae gr aG6n Rürvec t L n in e Dein furchtbar zerschmettert und sein welche die Kabaylen O ee in olge der Skteinwürfe, Senne 0 e Be er floh, auf ihn abschleuderten, in der L g, 1h och zu tödten, N baa g p seit zwei Jahren ins Leben getretene Deutschland B n @ lerdings eine engere Verbindung m1 denen wir zu biefem U ri erleichtert die vielfachen Beziehungen, in Aber welcher Unterschied f und vorzüglich zu den Rheinstädten stehen. ments und der wichtigsten en dex HPaupktstadt unseres Veparte= schen jenen beiden wichtigen Stä am Rheine, welher Unterschied zwi- und Köln. Während die rage e Mittelalters, zwischen Neß tige Verwaltung jener Stabt ( ie Lage Kölns3 und eine weise fräf= : adt. alle nöthigen Elemente zur Ausbreitung

ihres Handels bietet, i ® : R Bedeutung et, is Mes cine bloße Kriegsstadt geworden, deren

schränkt ist. es E die Wichtigkeit ihrer militairischen Lage be- und während der Str Vats mit einem Worte nichts als eine Festung, trennung von Frank raßburger z. B. wenn er auch von einer Los-

9 granfreih nihts wissen will dem Franzosen gegen=

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S337 über seine angestammte Nationalität vertheidigt, is in Meb jede Er- innerung an die früheren innigen Beziehungen zum deutschen Reiche vershwunden. Die militairische Lage der Stadt, die sie zu einem Haupt-Bollwerke des Landes macht, die Stärke seiner Garnison, die Menge sciner militairishen Etablissements scheinen dazu das Jhrige beigetragen zu haben. Die Garnison besteht aus 2 Jufanterie-, 2 Artillerie-, 1 Genie-Regiment und 1 Bataillon Chasseurs d’Orleans. Die wichtigsten Militair-Ctablissements sind die école d’application für die Artillerie und das Genie, in welcher die jungen Offiziere, die aus der polgtehnishen Schule hervorgegangen und sih jenen Waffengat= tungen widmen, zum Eintritt in diese speziell vorbereitet werden, das Hospital mit einer der s{hönsten Lehr=-Anstalten für Medizin und Chi rurgie, eine Pulver-Fabrik, Gießereien u. \. w. Diese verschiedenen Etablissements erheischen neben der Garnison ein zahlreiches Offizier= Corps. Auch zählen wir in Meb nicht weniger als fast 800 Offiziere.

Jn politischer Beziehung findet man hier die drei Parteien auf |

das chärfste bezeihnet. Jede von ihnen hat ein Journal als \pe- zielles Organ, und sie befehden sich in denselben auf das heftigste. Das Gouvernement zählt feine Anhänger unter den Beamten, dem Handelsstande uud also unter den Wählern; die radikale Partei herrscht in der Masse vor, sie hat Fuß gefaßt im Munizipal -Rath und ist mächtig in der National-Garde ; die Legitimisten sind zahlreich und fast alle begütert. Jhre Partei hat in Folge ihres abgeschlosse- nen Lebens bedeutend an Ansehen verloren, wenn sie auch in der lezten Zeit wieder einigen Einfluß zu gewinnen scheint. Bei den gerade in diesem Augenblick stattfindenden Wahlen zu den Offizier stellen in der National - Garde is es ihr gelungen, in einzelnen Sec- tionen Stimmen - Mehrheit zu erhalten. Doch wie in ganz Frank= reich, so is auch bei uns die Aufmerksamkeit fast ausf\chließlich auf die Fehde zwifhen dem Klerus und der Universität gerichtet, als Einleitung zu dem entscheidenden Kampfe, der in der nächsten Kam- mer-Sesjion ausgefochten werten soll. Jn einer der Städte unserer Provinz, in Nancy, sind die Drohungen des höheren Kle rus theilweise bereits in Erfüllung gegangen, indem der dor tige Koadjutor (der eigentliche Bischof ward im Jahre 1830 gezwungen, die Stadt zu verlassen, und lebt feit jener Zeit in Paris) dem Aumonier des Kollegiums das Wohnen in diefem verboten und ihm ein Appartement im bischöflihen Palast angewiesen hat, Nancy zählt übrigens unter seinen Journalen einen der Haupt =- Satelliten der streng-katholishen Partei, le Courrier de Nancy oder auch l’Esperance betitelt, ein Journal, welches das Haupt-Organ jener Partei, l’U nivers, an Fanatismus wo möglich übertrifft. Grossbritanien und Irland.

London, 8. Nov, Die mit der lebten indischen Ueberlandpost ein- gegangenen Nachrichten von einer Umwälzung in Lahore sind von der größten Wichtigkeit, da der Einfluß, den dieses Ereigniß imPendschab auf die britische Politik in Jndien haben dürfte, ein wesentlicherer fein muß, als ein Dynastieenwecsel in einer anderen indischen Provinz. Die vsindishe Regierung kann nur cinen Gedanken haben, nämlich ihre Herrschast über das beunruhigte Land auszudehnen, damit ihre Gränze gesichert sei, und mag diese Politik auf Recht oder Unrecht beruhen (eò i} die Politik einer erobernden Macht), o is sie doch einmal durch die Verhältuisse vorgeschrieben, und die Nothwendigkeit der Selbsterhaltung gebietet es, ihr zu folgen. Männer, welche die dor- tigen Verhältnisse flar durhshauen fonnten, haben die Zukunft Lghore's vorausgesagt. Als der eigentliche Begründer dieses Staates, der durch außerordentliche Geistesgaben, wie durch Wildheit des Charafters gleich ausgezeichnete Rundschit Singh (Sieger-Löwe) alt und {wah wurde, aber dennoch, unterstüßt durch die von ihm nach Lahore gezogenen Europäer, namentlich die französischen Ge= nerale Allard, Ventura und Court, das Land nach außen und im Funern in Ordnung und Frieden hielt, {rieb {hon der bekannte Alexander Burnes, damals Gesandter in Lahore (4832) „Wenn niht Schir Singh (der jeßt ermordete Maharad\cha und ein Sohn des Rundschit Singh) sich die Obergewalt sichert, so wird dies Königreich wahrscheinlich in seinen früheren Zustand von Anarchie und kleinen rei staaten zurückfallen, oder von irgend einer benachbarten Macht zur Unter= werfung gebracht werden,“ Noch deutlicher äußert sih 1838 Osborne, der im Sommer dieses Jahres mit M'’Naghten nah Lahore entsandt

6, als das seit 1809 bestehende, mit

wurde, um ein festeres Bündniß, Rundschit zu unterhandeln. „So lange Runds\chit lebt“, sagt Dsborne was auch seine wirkliche

in seinem veröffentlichten Tagebuche , „der, Gesinnung gegen uns sein mag, doh den Schein der Freundschaft durchaus bewahrt hat, würde ein Ueberfall und die Eroverung des Pendschab nicht zu rehtfertigen sein, aber bei seinem Tode wird die Sache sich ändern. Die Selbsterhaltung gebietet, dafür zu sorgen, daß die Regierung des Pendschab in Freundeshänden oder in unseren eigenen fei. Es würde Thorheit sein, Freundschaft von einem Lande zu erwarten, das durch Bruderzwist und die Ansprüche zweier Bewerber um den Thron zerrissen sein wird, die nur in einem Gefühle, dem Hasse des riten, zusammentreffen. Beachten wir unsere Lage mit Bezug auf ußlands Politif und auf das künftige Wohl des Laudes selbst, so bleibt uns bei Rund\chit's Tode nur eine Wahl, die augenblickliche Be= seßung des Pendschab durch eine überwiegende Waffenmacht und die Herstellung unserer Nordwestgränze am Jndusstrome. Die ostindische Compagnie hat zu viele Kameele vershluckt, um noch Umstände zu machen mit einer Fliege.“ Dagegen sträubt sih die öffentliche Mei- nung in England nicht allein gegen jede unberufene Besißb= nahme des Pendschab, sondern auch überhaupt gegen jede Ein- mischung in die Angelegenheiten der dortigen Staaten, und zwar eben so aus Gründen des Rechts und der Staats-Moral, so wie aus Be sorgniß vor neuen Unternehmungen, welche, wie in Afghanistan, den Ruhm der britischen Waffen gefährden und unnützes Blutvergießen veranlassen lönuten. So schreibt vor alien die Times: „Und was haben wir uun zu thun, gegenüber diesen Schreckens - Creignissen ? Sollen wir, was so Viele wünschen, mit starker Hand eingreifen und allen weiteren Zerwürfuissen dadur ein Ende machen, daß wir dies reiche und viel begehrte Land uns aneignen? Wenn wir es mccht thun, so liegt es wahrlih uicht an unserem Begehren. Der Pend {hab bringt, wie wir hören, 25 Millionen Pfd. Revenüen und im Schatze sollen 40 Millionen Pfd. liegen. Welche Versuchung! Wenn wir nur einen Vorwand hätten.

Einen Vorwand? als wenn es nicht die ewigen Geseße des Mein und Dein gäbe, als wenn die Beraubung zum Gesel werden sollte, als wenn ein Vorwand oder ein Grund zum Kriege eine Art von carle blanche für unbeschränfte Anmaßung fremden Eigenthums wäre! Aber eben so wenig wie ein Grund zur Occupation des Gebietes vorliegt, läßt sich ein Vorwand für eine Einmischung in die dortigen Angelegenheiten auffinden. Dieselbe müßte sich auf Ver= träge stüßen, und wir haben keinez weder die Partei des ermordeten Schir Singh, noch der jeßt den Thron innehabende Dulip kann des- halb auf einen britishen Schuß Auspruch machen. Wir müssen darum warten, bis wir beleidigt werden und bis unser Gebiet ge- fährdet wird, ehe wir mit Waffen einschreiten.“ Zum Schluß lobt indeß die Times die Vorsichts-Maßregeln Lord Ellenborough's und die geschickte Aufstellung des Heeres am Dschumna.

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X London , 7. Nov. Obgleich die hervorragendsten Punkte

des fürzlih in Lahore stattgefundenen Blutbades Jhnen auf direkte-

rem Wege bereits zugegangen sein werden, so dürfte es doch nicht überflüssig sein, dieselben durch einige Details zu vervollständigen, welche hier vielleicht besser bekannt sind. Wenn es in gewisser Hin= sicht scheinen möchte, daß das Erlöschen eines anderen Königlichen Hauses in Folge der Verbrechen seiner Diener und Anhänger, so wie die Herbeiführung einer anderen jener monstrósen Umwälzungen, welche der Fluch des Ostens und der Schrecken der Welt sind, das stete Fortschreiten der Ausdehnung des britischen Reiches im südlichen Asien zur Folge haben müßte, so dürften doch auf der anderen Seite die Männer, welche jene Blutthaten begangen haben, eben so wie die Folgen des stattgehabten Regierungswechsels jenem Bünduisse der in= dischen Regierung mit der Seikh =Macht, das man bisher chon mit feinen unbedeutenden Opfern aufrecht erhalten hat, nichts weniger als günstig sein. / i __ Nah dem plößglichen Tode der unmittelbaren Erben, des Rund= hit Singh und der Verwirrung, welhe inmitten der Jntriguen der Parteien eine Zeitlang herrschte, wurde wenig Gutes von dem Fürsten erwartet, welcher so unerwartet auf den Thron erhoben war. Schir Singh indeß zeigte einen Grad von That=- und Geisteskraft, den ihm Niemand zugetraut hatte. Als ihm während des Mißgeschicks des afghanishen Krieges eine besonders gute Gelegenheit ih darbot, das britishe Bündniß aufzusagen, ‘wenn das seine Politik oder sein Wunsch gewesen wäre, so bestand seine Treue doch gegen- über jenem M'ßgeschick die Probe, und der Thronbesteigung seines ‘s Purtaub Singh konnte die britische Regierung so gut wie Volk der Seikhs mit Vertrauen entgegensehen, da derselbe mit u den die größten Hoffnungen erregenden und einsichtsvollsten Fürsten es Vstens gehörte. i E Schir Singh hatte indeß den Dhyan Singh, welcher son ein Minister des Rundschit selbst gewesen war, in seinem Rathe beibe- halten, obschon derselbe immer als das Haupt einer, den fremden Offizieren der Seikh - Armee und noch mehr dem britishen Bündniß feindlichen Partei angesehen wurde. Es mag hierbei erwähnt wer- den, daß Hira Singh, ein Sohn des Dhgan Singh, in seiner frü= hen Jugend als der Ganymed von Rundschit's Olympus gefeiert wurde und bis zum Tode des Maharadscha dessen höchste Gunst ge= noß. Die früheren Nachrichten aus dem Pendschab hatten eine Zeit lang von ciner anscheinenden Zurückfseßung und der Eifersucht Dhyan Singh's gesprochen von einer großen Zusammenziehung von Trup- pen um Lahore, unter dem Vorwande, das Dussera - Fest zu feiern, und es wurde als ein besonderer Umstand erwähnt, daß gegen Ende des Monats August die europäischen Ober -Offiziere Aritabile, Ven= tura und Court, um Urlaub, auf einige Zeit sich außer Landes zu begeben, nachgesuht und denselben auch erhalten hätten. Jn der Zwischenzeit wurde der Sturm vorbereitet. Dhyan Singh hatte den Adschit Singh, einen Offizier von hobem Range in der Armee, be- stochen, die Blutthat zu vollführen, und am 15. September wurde Schir Singh an der Spiße seines Heeres erschossen, Purtaub Singh ermordet, und das ganze Geschleht des Rundschit mit Ausnahme eines Kindes durhs Schwert vernichtet. Nach einem oder nah zwei Tagen indeß, wenn nit an demselben Tage, wurde Dhyan Singh, der Haupturheber dieser Verschwörung, selbst das Opfer derselben. Er hatte den Adschit zu sich in seinen Wagen geladen, und dies Ungeheuer, noch befleckt mit dem Blute seines Herr= chers, erdolchte den Dhyan, während dieser neben ihm aß. Dra Singh, dem oben erwähnten Knaben, welcher indeß jeßt ein junger Mann von großen Geistesfähigkeiten sein soll, gelang es darauf, sich an die Spiße der Truppen zu stellen, welchen erx auf zwei Monate den Sold auszahlte. Vor Verlangen brennend, seinen Vater Dhyan

Singh zu rächen, ließ er den Adschit Singh gefangen nehmen und auf der Stelle hinrichten, während er selbst den Dulip Singh (ein Kind von 10 Jahren und der einzige übriggebliebene Sproß des Königl. Hauses) zum Könige von Lahore ausrief und das Amt des Wesirs übernahm.

Q die oberflächlihe Sfizze dieser Ereignisse. Wenn Hira Singh den Ober-Befehl über die Truppen behalten kann, und seinem Fürsten treu bleibt, so könnte die Ordnung im Pendschab vielleicht noch erhalten werden, aber die wahrscheinliheren Folgen dieser Re= volution werden woh! derartige Kollisionen zwischen den verschiedenen Parteien im Lande und dem Heere sein, welche das Einschreiten der britischen Regierung unvermeidlich machen dürften. Jndeß zweifle ich nicht daran, daß Lord Ellenborough hierin bestimmte Instructionen erhalten und auch die feste Absicht hat, diese Bewegung \o lange wie nur möglich zu vermeiden. E s

S-M W e 4.

Aarau, 6. Nov i. 3, 3) Heute versammelte sich der Große Rath, um verfassungsgemäß die Winter-Sißung zu beginnen. Die ungetrübteste Ruhe der Gemüther giebt sich aufs deutlichste kund. Der Gegenstände, die der Behörde vorgelegt werden, sind viele, doch wohl nur untergeordneten oder örtlichen Belanges, mit Ausnahme eines Dekrets - Vorschlages über Wiedereinseßung der Frauen - Klöster Fahr, Maria Krönung, Gnadenthal und Hermathshwyl und des Budgets. Jener Dekrets - Vorschlag will den Konventualinnen und Laienshwestern von Fahr, Hermathshwyl und Gnadenthal auf den 1. Christmonat d. J., von Maria Krönung, fobald die baulichen Einrichtungen zu ihrer Aufnahme vollendet sein werden, den Wieder= eintritt in ihre Klöster eröffnen. Mit der Wiedereröffuung würden diese vier Klöster in diejenigen Verhältnisse zum Staate zurücktreten, in welchen sie sich vor dem 13. Januar 1841 befunden haben, und jeder Anspruch auf Pension erlöschen. Allein es is zu hoffen, daß der Große Rath den Nonnen, welche den Kloster - Verschluß nicht mehr betreten wollen, die Jahr-Gehalte nicht entziehen werde.

Ein Bericht des Kleinen Raths fordert Ermächtigung zu einem Darlehen von 4 Million Fr. zur Verwendung für “den Bau der Rheinstraße. Ein zweiter fordert Ermächtigung zu einem Darlehn von noch 4 Million Fr., um auf die leichteste Weise die Ansprüche der fatholishen Gemeinden auf das Klostergut zu befriedigen. Beide werden an die Staats - Rechnungs Kommission überwiesen. Die Gesandtschaft erstattet Bericht über die Erledigung der Klostersache.

Griechen auD.

O Athen, 26. Nov. Jch habe meinem gestrigen Briefe noch Einiges hinzuzufügen. Je mehr unsere Zukunft von den Be- schlüssen, überhaupt von dem Gange der Berathungen der National= Versammlung abhängt, desto mehr unterhält man sich schon jett über diese in engeren Kreisen. Der Einfarbigkeit unserer Zeitungen schen Sie es wohl an, daß von einer öffentlichen Diskutirung der einschlagenden Fragen keine Rede sein kann. Falsh ist, wenn be= hauptet wird, die Regierung werde der National - Versammlung an-= dere Berathungs - Gegenstände vorlegen, als wie den Verfassungs- Entwurf. Man wird sie vielmehr nah dessen Annahme oder Ver- werfung, behufs der Vorbereitung anderer Arbeiten, vertagen. An dem Verfassungs - Entwurfe selbst arbeitet man unterdessen unausge- setzt, ohne jedoh damit bis jetzt weit vorgeschritten zu sein. Die Entscheidung über das Ein- und Zweikammern - System, über die Thronfolge , über die Staats = Religion , über eine permanente oder alljährlich zu votirende Civilliste, diese Steine des Anstoßes sind um so schwerer aus dem Weg zu räumen, als man feineêweges umhin fann, bei deren Hebung auch die Repräsentanten der S ußmächte