1843 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

; illemain und Herrn Martin du Nord ein lebhafter zwischen 5 p e Souoeet habe, weil Leßterer dem Minister des öffent- j eworfen haben soll, daß die Universität, welche lichen Unterrichts vorg ) | l / dem Klerus Jutoleranz vorwerfe, das Maß einer besonnenen Pole- mik täglih mehr überschreite und nur dahin strebe, den Klerus bei dem Volke zu verdächtigen und verhaßt zu machen, wodur der Kle- rus natürli immer gereizter werde. Es wird hinzugesebt, daß unsere Regierung entschlossen sei, sich endlich an den päpstlichen Hof zu wen- den, um dem französishen Klerus mehr Mäßigung und Vorsicht vom Papste selbst anempfehlen zu lassen. Herr Guizot hatte diesen Mor- gen eine lange Konferenz mit Monsignor Fornari, päpstlichem Nuutius in Paris, der als einer der aufgeklärtesten Prälaten Roms gilt, Man weiß, daß der Papst in leßter Zeit einen großen Beweis von Mäßi gung gab, indem er den wegen des Breviariums ausgebrochenen Streit, wobei mehrere Bischöfe die Einführung des römisheu Bre- viariums in Frankrei verlangten, ganz im Juteresse der gallikgnischen Kirche, also gegen den römischen Einfluß, entschied. Von diesem Geiste der Toleranz des Papstes verspricht sih die französische Re- gierung die besten Folgen in Betreff des gegenwärtigen Kampfes zwischen der Geistlichkeit und der Universität. Selbst deu Streit auszugleichen, möchte die Regierung nicht übernehmen, weil sie die eine oder die andere Partei gegen \ich zu reizen fürchtet, Rathsamer erscheint es, die streitenden Parteien indirekterweise zur Besonnenheit zurückzuführen,

% Paris, 17. Nov. Herr Guizot hatte Herrn Rossi, Pair von Frankreich, mit der Mission beauftragt, in die durch Aufhebung der aargauischen Klöster in der Schweiz entstandenen Wirren einzu schreiten. Herr Rossi is seit dem leßten Sonnabend zurück, und es scheint, daß er seinen Zweck nicht erreiht hat, und daß die versöhn- lichen Gesinnungen der französishen Regierung fast ganz ohne Re sultat geblieben sind, Während Herr Rossi Bürger von Geuf war, wurde er mehrmals zum Mitgliede der Tagsaßung erwählt und ím Jahre 1832 sogar mit der Abfassung eines Entwurfs zu eiuer cid= genössishen Bundes-Akte beauftragt. Dies umfassende und mit großer Mäßigung abgefaßte Werk wurde von derselben kfatholischen Partei, welhe gegeuwärtig die Wiederherstellung der Klöster verlangt und von einem Vergleiche nihts hören will, verworfen. Da Herr Rossi mit dieser Partei unterhandelu mußte, so konnte er keine große Sym= pathie finden, und alte Erinnerungen haben offfenbar den Erfolg seiner Mission vereitelt. Während Herr Rossi sih in der Schweiz befand, ist der Graf Mortier, französisher Gesandter bei der Tagsatzung, seiner Gesundheit wegen, von dort abgereist und hat die Leitung der Geschäfte dem Grafen Reinhard übertragen. N

Der Bischof von Chälons hat ein neues Schreiben erlassen und diesmal în das kleine Journal l’Ami de la Religion einrücken lassen. (Siehe das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Zeitun g.) Da dies zweite Schreiben nur eine Bestätigung des ersten, so müßte man dasselbe, um konsequent zu sein, ebenfalls dem Staats-Rathe über weisen; allein man hat gesehen, daß die Erklärung, es habe cin Ver stoß stattgefunden, keine große Wirkung hervorgebracht, vielmehr ge= wissermaßen wieder der Äulaß zu neuen Manifestationen von Seiten des Bischofs von Chilons geworden i}, Herr von Cormeuin , dieser \v geistreiche und der Regierung \o feindlih gesinnte Publizist, hat in ein Tagesblatt sehr sonderbare Bemerkungen über die Entscheidung des Staats-Raths einrücken la}enz; ex sagt unter Anderem: „Wenn

es sih darum handelt, einen Waldlüter in Anklagestand zu versehen, so läßt man sich Zeit. Man nimmt sich noch mehr Zeit, wenn ein Königlicher Gerichtshof die Autorisation verlangt, einen Präfekten wegen Bestehung zu belangen. Monate, halbe Jahre, ganze Jahre gehen darüber hin. Mit den Bischöfen dagegen wird man schneller fertig; in weniger als Tagen ist die gerichtliche Verfolgung be= schlossen, kundgethan, replizirt, der Bericht abgestattet, der Staatsratl versammelt, der Bischof für schuldig erklärt und das Urtheil gefällt. Nun sage man noch, daß die Justiz des Staats Raths nicht schnell ist.“

x Paris, 16, Nov. Das Dampfschiff „Tenare““, das vor furzem erst den Marschall Bugeaud von Algier nah Oran überge führt hatte, is zu Marseille eingetroffen, wo cs der Gemablin des Marschalls, die nah Afrika zurückkehrt, zur Verfügung gestellt ift. Es hat feine Depeschen überbracht, und das ordentliche Courierschiff, das schon am 8ten in Toulon hätte eintreffen sollen, war am {lten noch nicht daselbst erschienen. Man hat daher keine neueren Nach- richten aus Afrika. Doch wollen einige Personen wissen, der Mar schall Gouverneur sei von Algier abgegangen, in der Absicht, selbst die nächsten Operationen gegen Abd ‘el Kader zu leiten, Es läßt sich jedoch nichts Bestimmtes in dieser Beziehung sagen. Das einzig Sichere ist, daß Marschall Bugeaud vorhatte, die Pläbe und Lager des Westens zu besuchen, was er unter den gegenwärtigen Umständen jedenfalls nicht ohne eine bedeutende Cöforte thun könnte. Denn alle Berichte stimmen darin überein, daß die Sicherheit in der Provinz Oran wieder aufs höchste gefährdet ist, wohin sich der Emir, aus den Gebirgen der Ouanserris vertrieben durch die Kolonnen des Cen= trums, zurückziehen mußte, um jedenfalls die Gränze von Marokko als lebte Zufluchtsstätte in der Nähe zu haben. Wahrscheinlich sind die aktiven Kolounen vou Maskara, Tlemcen und Mostagauem in diesem Augenblicke wieder auf soiner Verfolgung begriffen, Jeden falls müssen aus West-Afrikg bald interessante Nachrichten eintreffen, Zun den Umgebungen von Algier war bei Abgang des lebten Couriers voll kommene Ruhe, Ju der Ebene sammelten sich viele Ausiedler an, und besou- ders bei Staoueli herrschte große Thätigkeit. Die Trappisten, welchen die Rogierung Grund und Boden gewährt bat, arbeiteten eifrigst an ihrer neuen Niederlassung, die bald für die Reisenden einen bemerkenswerthen Punkt bilden wird, Auch aus dem Osten fehlen noch immer neue Nachrichten. Man weiß indeß, daß in den ersten Tagen des Oktober s 3000 Maun starke Kolonne unter dem Befehle des Marehal de Camy Raudon von Boug ausgerüdckt is gegen die Gränzen von Tunis, e dir men Festsepuug dor Gränzlinie schreiten, aber wie hung nicht wit dem Be i A französische Hegierang in als Ls real de Camy Babe, E wir os vage mt e fdnnen. F Ver Ma Gränze aufzushlagen, 7e DIE AbNIHE, ein Lager an der außorsten

S Srossbritauien und Irland. lohe - Langenburg haben Gde Gust und die Fürstin vou Hohen- e D agegen Verwa n I nO en Aufenthalt bei egeben si über Doy T alatg Lgiand Windsor verlassen und Bielatvraze “ll Bes on Lalais nach Laeken, um dem belgischen

Der Prinz von Wi i das S(hloß in Brigh haltêort angewiesen Zahnens.

„Ler Herzog und die Herzogin von Nemourx zurückgekebrt, und _werden, dem ernehmen, va A i England no auf längere Zeit ausdebnen, als sie urs usenthalt in absichtizten. Jhre Königlichen Hoheiten werden nlimbith g dete oder 2/sten d. M. Windsor verlassen und einen Ausflug na Éhua worth, dem prachtvollen in Derbyshire belegenen Landsiß des Herzogs von BVevonsbire, machen, Dem vorgestrigen vom französischen Bot-

dz krank, und ißm ist : Y* wegen, zum Aufent Krankheit ist eine Folge des

sind nad Windsor |

882 schafter zu Ehren der hohen Gäste veranstalteten Bankett wohnten außer den in London anwesenden Kabinets-Ministern und dem diplo- matischen Corps auch der Herzog von Cambridge bei.

Der Herzog von Bordeaux hat sich von Alton Towers über Sheffield nah Älnwick Castle zum Herzog von Northumberland be- geben und die beim Grafen Shrewsbury versammelten Legitimisten haben sich mit der Abreise des Herzogs wieder zerstreut, Herr Berryer i} vorgestern in Loudon eingetroffen, und hat von Sir R. Peel, Sir James Graham, den Lord Kanzler und mehreren anderen Nobilitäten in Mivart's Hotel Besuche empfangen. Wie es heißt, wird Herr Berryer nah einigen Tagen zum Herzoge von Bordeaux nah Sheffield wieder zurüfehren.

Der Prozeß gegen O'Connell hat eine andere und auffallende Wendung genommen, und die Gerüchte, welche dieselbe hervorgerufen

Zhat, daß die Regierung den Prozeß gänzlich aufgeben werde, erschei- #nen keinesweges so grundlos, als die ministeriellen Blätter sie darstellen “wollen. Als mit dem {14ten der Zeitraum vou vier Tagen, welcher den Angeklagten zum Plaidiren gestattet wird, verstrihen war und *die unmittelbare Verhandlung der Sache vor der Spezial-Jury be- * ginnen sollte, fand in der an diesem Tage stattfindenden Gerichts- Sibung vor überfülltem Hause folgende Verhandlung statt, welche die Aufhebung oder Unterbrehung des Prozesses zur Folge haben dürfte. Der Auwalt eines der Angeklagten zeigte dem Gerichte an, daß die Partei erscheinen wollte, um zu plaidiren, Befehl ertheilt wurde, die Angeklagten hereinzulassen, Das Erscheinen derselben erregte eine große Aufregung unter den Zuschauern, welche noch gesteigert wurde, als Herr Foode, der Anwalt O'Connell's, vortrat und einen Autrag auf Cassation der Anklage (a plea in abatement) dem Oberrihter überreichte. Der Gerichtsschreiber las

den Umstand, daß die Zeugen bei der Anklage - Akte nicht in dem

| diesen Antrag vorz derselbe gründet die Verwerfung der Auklage auf

worauf |

j

offenen Gerichtshofe vor ihrem Verhör durch die Grand=Jury beeidigt

worden wären, wie es die Akte 56 Georgs UI. vorschreibt, sondern in dem Zimmer der Jury vor dem Vormaun derselben den Eid geleistet hätten, Derselbe Einspruch wurde auch von den übri gen Angeklagten erhoben, Der General - Prokurator indeß widerseßte sich der Annahme diescs Autrags, weil die Verhandlungen bereits zuweit gediehen und das Gericht die Zulässigkeit der Anklage schon ausgesprochen habe. Aber er wolle die Sache in genaue Erwä

Tag die Entscheidung zu verschieben, da er dann hinlänglich darauf |

zu antworten vorbereitet sein würde. Am folgenden Tage (15ten) seßte demnah der Gerichtshof die Verhandlung weiter fort und entschied nah langer Erörterung, während welher der Gene- ral = Prokurator indeß keine neuen Gründe für die Ver werfung des Antrags der Angeklagten vorbrachte, sich endlich dafür, daß der Cassations -Antrag O’Connell's und seiner Mitange= klagten zulässig sei. Als Herr Smith, der General-Prokurator, hier= auf ferner vou dem Gerichte verlangte, daß die Angeklagten sogleich ihre Anträge begründen sollten, sprach der Gerichtshof abermals seine Entscheidung zu Gunsten der Angeklagten aus, indem diesen eine vier= tägige Frist dazu eingeräumt wurde. Die Gültigkeit des Cassations Antrages wird demna erst am Montage (20sten) zur Erörterung kommen. z „Mehrere der tüchtigsten Rechtsmänner““, sagt hierzu die Mor ning Chronicle, „erklären die Ausflucht O'Counell's für rehts- É gültig. Sollte der Gerichtshof sie auch dafür erkennen, fo wird die Anklage aufgegeben , sollte das Gericht im Gegentheil nach langer è Erörterung mit dem General=Prokurator übereinstimmen, fo werden Y die Angeklagten plaidiren. Ju beiden Fällen aber is es {on un ; möglich, daß die Untersuhung vor den nächsten Assisen stattfinden fann. Hier is eine Gelegenheit“, fügt das Whigblatt hinzu, für einen vou Sir R. Peel's eigenthümlichen Guaden-Akften. Nachdem er durch Veranlassung dieses Prozesses alles nur mögliche Ueble gethan und nun gefunden hat, daß er damit nicht durchkommt, so wird er | den Prozeß aufgeben.“ Belgien Brüssel, 18. Nov. Der Senat hat in seiner gestrigen Siz zung den ihm von der mit Redaction der Antwort auf die Thronrede beauftragten Kommission vorgelegten Entwurf, mit einigen von einzel nen Mitgliedern vorgeschlagenen Modificationen, einstimmig angenom men, Eine dieser Abänderungen betraf deu Paragraph über die Ei senbahnenu. Ju diesem hieß es ursprünglih: „Wir wünschen den Augenblick herbei, wo die so glücklich begründeten Beziehungen zu Deutschland sich auf alle benachbarten Länder werden ausdebnen fön nen. ‘/ Der Baron vou Macar schlug folgende Aenderung vor: „Wir wünschen den Augenblick herbei, wo diese nach Deutschland hin so glücklich begründeten neuen Verkehröwege es auch na allen beuadh barten Ländern hin sein werden,“ Diesen Antrag zu motiviren, sagte er! „Jh kaun mir den Sinn in den Worten der Kom- mnissslon uht recht klar machen, Es ist mir niht bekannt, daß in den lebten Zeiten neue Geschäfts Beziehungen zu Deutschland begründet worden wären; im Gegentheil, ein kürzlih erlassener Be {luß Sr. Majestät hat eben deshalb, weil cs uns noch uicht gelun gen is, die Beziehungen zu Deutschland zu begründen, welche wir von ganzem Herzen herbeiwünschen, die für die Einfuhr einiger deut scher Erzeugnisse bewilligten Vergünstigungen von ueuem auf einige Monate verlängert. s

| | | | gung ziehen und ersuche deshalb das Gericht, bis auf den nächsten | | | | j | | | | | |

Nicht neue Beziehungen , \soudern nur neue Wege sind eröffnet, und deshalb glaube ih, daß mein Amendement vorzuziehen itz ih glaube dadurch deu ceigentlihen Gedanfen der Kommission auszudrücken.“ Graf von Baillet, Baron vou Stassart und Graf von Beaulieu fanden diese Aenderung gerechtfertigt, da cs sih in der That nur von Communicationswegen handle und die Han- delôbeziehungen noch erst zu erwarten seien, Das Amendement wurde deun auch obne Abstimmung genehmigt.

Jn der Repräsentanten-Kammer fanden gestern die Wahlen der Beamten statt. Von Herrn d'Huart, den die Majorität zum Prä sidenten für die Präsidentschaft ausersehen hatte, ging ein Schreiben ein, worin derselbe, seines Gesundheitszustandes wegen, der ibm die Uebernahme einer solchen Last uicht gestatte, die ihm zugedachte Ehre ablehnte. Es wurde nun zur Wahl geschritten, und Herr Liedts er= hielt die meisten Stimmen, unämlih 57 unter 85, wurde also zum Präsidenten proklamirt. Die beiden gewählten Vice-Präsidenten sind die Herren von Hoffschmidt und Vilgin X1V. Zu Secretairen wur= den die Herren von Renesse, Dedecker, Scheyven und Huveners er= nannt und zu Quästoren die Herren von Secus und Dubus, welche Leßteren dies Amt guch in der vorigen Session verwalteten. Hierauf wurde noch die Kommission zur Redigirung des Adreß-Entwurfs ge=- wäblt, und daun vertagte sich die Kammer,

Spanien.

Paris, 17, Nov. Telegraphische Depeschen aus Spanien.

Bayonne, 14. Nov, Die Königin Jsabella 11. hat mittelst Dekret vom 10. November das gegeuwärtige Kabinet sür den Au- genblick (por ahora) beibehalten. Jn der Sibung vom 11. Novem- ber hat der Kongreß erklärt, die provisorische Regierung habe sich wohl verdient gemacht um die Nation, und die Mitglieder des gegen= wärtigen Kabinets besäßen das Vertrauen der Kammer. General Jriarte und die Insurgenten unter seinem Kommando haben si nah Portugal geflüchtet. *

Perpignan, 15, Nov. Der erste Alkade von Barcelona hat sih ins Hauptquartier nah Gracia begeben, um Namens der Stadt Unterhandlungen wegen der Uebergabe anzuknüpfen. Der General Capitain Sanz hat den Insurgenten seine Bedingungen zur Kenntuiß gebracht; er hat ihnen eine Bedeukfrist von 48 Stunden zugestanden, innerhalb welcher fie sich entscheiden sollen, auch hat er einen Tages befehl-erlassen, nah welchem die Feindseligkeiten seit heute früh sus pendirt sind,

ò Madréd, 11. Nov. Gestern is, in Folge der Cutschei- dung der National-Vertretung, Spaniens Scepter den Händen der Königin Jsabella T1, übergeben worden.

Schon um 10 Uhr Morgens war, troh der rauhen Witterung und des von Zeit zu Zeit herabströmenden Regens, der Plaß vor dem Senats-Palaste, in welchem die Königl, Eidesleistung stattfin den sollte, von einer zahlreichen Volksmasse eingenommen. Gegen hundert prachtvolle Equipagen spanischer Granden und auderer Stau despersonen, die sih in die Sibung begaben, hielten in den aulie genden Straßen. Um zwölf Uhr waren bereits alle Seiteu Tribúü nen des Sibungssaales von den Begünstigten angefüllt , denen eine Cinlaß-Karte zu Theil geworden war. Der Anblick der Versamm lung bot cine ebenso großartiges als dur die Schönheit und den Schmuck der anwesenden Damen bezauberndes Schauspiel dar. Um halb zwei Uhr erschien der Jufant Don Francisco mit seiner Familie in einer besonders für ihn eingerichteten Tribüne. Von dem Haupt eingange des Königl. Schlosses bis zu dem nahe belegenen Senatè-Pa laste waren Truppen aufgestellt. Um zwei Uhr verkündete das Geläute aller Glocken und der Donner der Kanonen, daß die Königin ihren Palast verließ. Eine Abtheilung Kavallerie, vou einem General befehligt, eröff nete den Zug. Jn drei prachtvollen sehsspännigen Staats Karossen folg ten die höchsten Hof-Beamten. Jn einer vierten befand si die von unendliher Huld und Schönheit strahleude Jufantin Marie Louise, Schwester der Königin, Zur Seite dieses Wagens ritten die General

| Lieutenauts Rivero und Baron Meer. Darauf folgte ein leerer

Staatswagen, und endlich erschien eine mit aht herrlichen Pferden bespannte, höchst prachtvolle Karosse, in der sich Jhre Majestät de

| Königin und ihr gegenüber die erste Hofdame, Marquisin vou Santa

Cruz, befand. Auf der Decke der Karosse war die Königskrone ange- braht, Sobald dieser Wagen erschien, brach die versammelte Menge in ein endloses viva la Reina! aus, das die Königin von Zeit zu Zeit, ohne den ihr \o eigenthümlichen Ernst zu mildern, durch eine Bewegung der Hand erwiederte. Troß dem, daß der Himmel gerade alle seine Schleusen öffnete, blieb Jedermann entblößten Hauptes, und die Regenschirme, mit denen die Damen ihre Toiletten gegen diese unzeitige Durchnässung s{hütßen wollten, durften sich nicht ent falten, damit das verehrte Antliß dem Anublicke treuer Ünterthanen nicht entzogen würde. Als die Königin im Senats-Palast aukam, wurde sie, von einer Deputation der Cortes empfangen, in den Saal geführt. Die Marquisiu von Santa Cruz trug die Schleppe Jhrer Majestät. Alle Anwesenden blieben stehen, während die Königin den Thron, und ihre Schwester, die Jufautin Marie Louise, einen auf der zweiten Stufe desselben seitwärts stehenden Sessel einnahm. Rechts am Fuße des Thrones stand ein Stuhl für den Präsidenten der Sißung. Weiter entfernt standen der Ober=Hofmeister, Graf von Sauta Colomaz; der Ober=-Kammerherr, Herzog von Hijar; der Ober=-Stallmeister, Marquis von Malpicaz der Chef der Hellebardie1

Garde, Herzog von Saragossa ( Palafox)z; der alte Herzog vo! Bailen, zwei Kammerherren und mehrere Ehrendamen der Königin, Der Präsident der Sißung, Herr Onis, stellte sich darauf mit dem geöffneten Evangelienbuche zur rechten Seite der Königin, während die Secretaire ihr ‘die in ein besonderes Buch verzeichnete Eides

formel vorhielten, Die Königin erhob si, legte die rechte Hand auf die Evangelien, und leistete mit beller Stimme folgenden Eid:

„Jh s{chwöre bei Gott und den heiligen Evangelien, daß Jch die in Madrid am 18, Juni 1837 promulgirte Constitution der sya nischen Monarchie beobachten, und beobachten lassen, daß Jch die Geseße beobachten und beobachten lassen werde, obne bei Meinen Handlungen etwas anders, als die Wohlfahrt und das Heil der Nation zur Richtschnur zu nehmen. Wenn Ich dem, was Jch beschworen, oder einem Theile desselben zuwiderhandeln würde, so soll man Mir nicht gehorchen: vielmehr soll dasjenige, was im Wide spruche zu Meinem Eide stände, null und nichtig sein. So möge Gott Mir helfen und Mein Beistand sein, oder Mich zur Rechenschaft ziehen.“

Auf die Todtenstille, mit welcher die Versammlung diesem feierlichen Akte gelauscht hatte, folgte uun, während die Königin vom Thron herabstieg, ein dreimaliges donnerndes Lebehoch. Nachdem die Königin und ihre erlauchte Schwester in einen! glänzend eingerichteten Gemach einige Erfrischungen eingenommen hatten, fubren sie in der oben angegebenen Ordnung nach dem Prado, wo die Truppen der Garuison in Parade aufgestellt waren. Zur reten Seite der niglichen Karosse ritt der Kriegs = Minister, zur linken der General Capitain Narvaez, und hinter demselben die Geuerale Figueras, Butron, Aspiroz u, A. Die Häuser der Straßen, durch welche der Zug ging, waren festlih geshmückt und die Balkone mit Herren und Damen angefüllt, welche überall, so wie das in der Straße versammelte Volk, ihre Königin mit lautem Lebehoch begrüßten, durch die Gewiß heit ermuthigt, daß dieser Ruf niht wie früherhin dur Esvartero's Satelliten mit Säbelhieben bestraft werde. Nachdem die Königin vor den im Prado und außerhalb des Thores von Atocha aufgestellten Truppon vorübergefahreu war, kehrte sie gegen 5 Uhr in den Palast zurück. Abends waren die Balkons sämmtlicher Häuser erleutet.

Jm Ganzen schien es mir, daß die feierliche Handlung einen mehr ernsten als heiteren Cindruck guf die in den Straßen befindliche Menge machte, die ohnehin, schon des Regenwetters wegen, nicht so zahlreich war, als man wohl vorausgeseßt hatte. Augeunscheinlih vermieden diejenigen Personen, welhe noch immer uach der Wiederherstellung der Herrschaft Espartero?s seufzen, sih in den Straßen zu zeigen.

Die Gaceta enthält beute folgende, von allen Ministern un terzeichnete, an die Königin gerichtete Vorstellung : E

_„Señora! Die Unterzeichneten, welche kraft des Wunsches des Volkes Mitglieder der provisorischen Regierung waren, haben so eben ihren \{wierigen Auftrag vermittelst der in Folge ihrer Aufforderung dur die Stände des Reiches beschlossenen Volljährigkeit Ew. Maje stät beendigt. Jndem sie sih und ihre Königin wegen eines so ei freulichen Ereignisses beglückwünschen, haben sie die Ehre, folgende einfache Bemerkungen der hohen Erwägung Cw. Majestät vorzulegen :

1) Daß die Minister de jure ihre Befugnisse verlieren, und daß Niemand sie ausüben kann, so lange Jhre Majestät nicht freien Ge- brauch von dem Königlichen Vorrechte macht;

2) daß diejenigen, welhe die provisorische Regierung auêmachten, in Folge der gefahrvollen Lage, die sie zu durhschreiten hatten, an ihrem Ruf und Ansehen mehr verloren haben, als die boben Beam ten in günstigeren Jahren cinbüßen; E

3) daß sie zu ihrem Bedauern in die Nothwendigkeit, in Folge der Revolution, welche sie erhob, thätig zu sein, verseßt wurden und daher am wenigsten geeignet sind, den neuen Zeit-Abschnitt der ru- higen Haltung und strengen Geseßmäßigkeit einzuweihen, in welhem Ew. Majestät den Scepter Jhrer Vorfahren unter allgemeiner Freude und tröstenden Hoffnungen ergreifen z und

4) daß sie, stets bereit, sich für ihr Vaterland und ihre Königin aufzuopfern und mit ihren Rathschlägen, insofern Ew. Majestät ge- ruhen sollten, se zu befragen, zur Bildung eines parlamentari- \chen Ministeriums beizutragen, das geeignet wäre, die ersehnte Re- gierung der zweiten Jsabella würdig zu eröffnen, bitten Ew. Majestät um eine einzige Gnade als Belohnung für die Dienste, welche sie etwa geleistet haben können, nämlich die, ihnen gnädigst zu erlauben, in den Privatstand zurückzukehren, wo sie auf das innigste wünschen werden, daß Ew. Majestät Regierung so lange dauern und so heil= bringend sein möge, als die Spanier in Betracht der uUnendlichen zu Gunsten des constitutionellen Throues dargebrachten Vpser es ver= dienen. Madrid, den 10. November 1843,“ : : Dann enthält die Gaceta zwei gestern unterzeihuete Dekrete,

in denen die Königin verfügt, daß sämmtliche Minister vorläufig ihre Departements beibehalten follen. :

Der Major Baseti is gestern an den Folgen seiner Wunde ge- storben und heute auf das feierlihste beerdigt worden. :

An demselben Tage, an welchem der gegen Narvaez gerichtete Mordversuch hier stattfand, sollte der Geueral - Capitain vou Valen-= cia, Roncali, ermordet werden. Dieser Anschlag wurde entdeckt und einer der Mitschuldigen, ein Offizier des Regiments Almansa, von seinem Obersten verhaftet. Als dieser jenen in eine Kaserne abfüh ren wollte, entfloh der Schuldige, und cinige mit Büchscn Bewaf}f nete drohten dem Obersten, der ihn verfolgen wollte, mit dem Tode, so daß jener entkam. Dies geschah bei hellem Tage.

Der Espectador ist nicht wieder erschienen,

sind entflohen und haben die Fonds mitgenommen. : Man erwartet mit jeder Stunde die Nachricht von der Unter- werfung Gerona's und Barcelona's. Die Rebellen leßterer Stadt unterhandeln seit dem 5ten mit dem General Capitain Sanz, und an eben jenem Tage sollten Gerona, Figueras und Hostalrich an die Truppen der Königin übergeben werden.

Der in Galicien fommandirende General Cotoner meldet der Regierung unter dem 7ten aus San Pedro de la Torre au der por= tugiesishen Gränze, daß Espartero's General, Jriarte, vou jenem hart bedrängt, sich mit seinen 800 Vertheidigern des Ex= Regenten in völliger Auflösung bei Melgazo auf das portugiesische Gebiet ge flüchtet hat. O

Die Redacteure

Cotoner shickte einen Obersten ab, um von den portu giesishen Behörden die Auslieferung der Waffen jener Abenteurer zu verlangen,

Das Gerücht, daß das Provinzial- Bataillon von Caceres si

ch—

in Olivenza empört habe, hat sih als völlig unbegründet ausgewiesen,

Ein unangenehmer Vorfall ereignete sih hier vorgestern. Das *lyuntamiento hatte einen seiner Boten ermächtigt, die Uniform de aufgelösten National-Miliz zu tragen. Ein Offizier der Garnison, der ihm in einer der besuchtesten Straßen begegnete, wollte ihm die Uniform

abreißen und verursachte dadurch einen Auflauf. Das Aguntamieuto rich

tete sogleich eine Beschwerdeschrift an den Minister des Junern, und dieser verlangte im Namen der provisorischen Regierung, daß der Kriegs

Minister den Schuldigen auf das strengste bestrafe. Der Offizier ist bereits verhaftet worden, und es wird ihm übel ergehen,

Abends, Ju der heutigen Sibung des Kongresses wurde folgender Autrag verlesen :

„Jh bitte den Kongreß, zu erklären, daß die provisorische Re- gierung der Nation sich um dieselbe verdient gemacht hat, indem sie die Aussöhnung aller guten Spanier erreichte. (Unterz.) Portillo, Somoza.““

Einstimmig wurde beschlossen, diesen Antrag in Erwägung zu ziehen, so wie auf folgeudes von den Herren Ovejero (Septembristen) und Bertran de Lis vorgeschlagene Amendement :

,„Die Personen, aus denen die provisorishe Negierung bestaud, verdienen das Vertrauen des Kongresses.“

Jn ersterer Form und mit dem Zusaß, „weil sie die Coustitu- tion des Staates und den Thron Jsabella's U. retteten“, wurde der Antrag einstimmig angenommen.

Der Minister = Präsident, Herr Lopez, erhob \sich und sagte, im Namen seiner Kollegen, augenscheinlih vou Gefühlen der Rührung übermannt, ungefähr Folgendes: „Der Kongreß hat durch diese Er klärung unser Todes - Urtheil gefällt, Denn wenn man sterben sollte, wenn das Leben am süßesten i}, so i} dieser Augenblick für uns e: schienen, Unsere Aufgabe war so \chwierig, daß wir unterlegen wären, wenn uns nicht die Hoffnung stets belebt hätte. Wir bauten darauf, daß der Himmel über uns wache und daß die Freiheit un serem Vaterlande von der Vorsehung bestimmt wäre, Wir fanden Spanien von Parteien zerrissen vorz wir übergeben es als eine in Einigkeit vershmolzene Nation. Wir fanden die Leidenschaften ein ander befämpfend vor; wir haben ihnen Stillschweigen aufgelegt. Wir fanden ein Chaos vor und übergeben der Nation einen Thron. Gott hat das Land und die Köuigin gerettet,“ Der Enthusiasmus der Anwesenden fand keine Gränzen. Unter einem Strome von Thr. nen bat endlih der Minister-Präsident die Versammlung, sein Still schweigen für den beredtesten Dank gelten zu lassen, „Mein Herz“, {loß er, „entreißt si in diesem Augenblicke meiner Brust, erhebt sich zum Himmel, und erblickt dort die Zukunft des Vaterlandes.“

Bei dem Leichenbegäugniß des unglücklihen Majors Baseti folg ten heute mehr als zwanzig Kutschen mit Senatoren und Deputirten, und die Equipagen einiger Mitglieder des diplomatischen Corps. Der Ermordete ruht an der Seite Diego Leon's,

Griechenland.

Die Allgemeine Zeitun g enthält in einem Schreiben aus Nord-Deutschlaud vom 9, November Folgendes: „Das Bestreben für tadelnswerthe Handlungen Mitschuldige oder für deren unangenehme Folgen Mittrageude selbst auf Kosten der Wahrheit zu suchen di(= ses Bestreben i im öffentlichen Leben sehr allgemein und scheint sich so tief eingebürgert zu haben, daß es sogar hon zu den verbrauch- ten Kunstgriffen gehört. Mau ist deshalb im Allgemeinen bereits gewöhnt, dergleichen Verdächtigungen niht mehr Werth beizulegen, als sie verdienen, und der Verdächtigte thut gewöhnlich am besten, der Zeit die Aufklärung zu überlassen. Allein auch davon sind Aus-= nahmen nicht zu vermeiden, sobald die persöuliche Ehre augegrifffen oder ein wichtiges Prinzip verleßt wird, und über einen solchen Fall wollen wir einige Worte sagen, weil das betreffende Ercigniß fast uuter unseren Augen stattfand, ohne daß wir bei demselben mehr be- theiligt sind, als jeder unbefangene Zuschauer. Das Benehmen der fremden Diplomaten an den Tagen des Aufstandes zu Athen und lder U ist Gegenstand vielfacher sehr verschiedenartiger öffent- hart niande ac O Manche derselben sind übereilt, manche zu t E e nur vom Parteigeist geleitet gewesen; jeßt scheinen jedoch jene Sreiguisse hinreichend aufgeklärt, um ein getreues Bild derselben R entwerfen, Eine einflußreiche Partei in Griechenland wünschte die Crfüllung früher erregter Hoffnungen durch Einführung constitutio- neller Formen ; sie fand eine mächtige Stütze in der persönlichen An- sicht der Gesandten von England und Frankreich ; ste faud fer= Lr PINE Bürgschaft des Erfol der bekannten Geneigtheit dieser Mächte, faktische Zustände anzuerkennen. Die Gesandten von Oester- reich und Preußen deren Rathe zu vertrauen der König Otto sehr guten Grund hatte, weil sie ohne alle Partei= Rücksichten und ohne alle Neben Absichten riethen diese Gesandten suchten den

S853 unverkennbar heraufziehenden Sturm zu beschwören, Sie durhshauten die Absichten jener englisch - französishen Verbindung und ertheilten deshalb dem Könige den Rath, durch freiwillige Konzessionen dem Unheil vorzubeugen. Dieser Rath wurde nicht befolgt, weil die damaligen Minister Griechenlands ihre Lage nicht begriffen. Allein die Verwirklichung dieses Raths fand ein noch größeres Hinderniß in den Gesandten der Schußmächte selbs und deren Anhange. Hier= aus erklärt sich das Mißlingen aller Vermittelungs = Versuche der Gesandten Oesterreichs und Preußens, ungeachtet des guten Willens des Königs Otto. Hieraus erklärt sih aber zuglei die Erbitterung der englisch - französishen Partei gegen den österreihis{chen und preu= ßishen Gesandten; denn sie wußte, daß die Befolgung- des Raths derselben ihr den Weg zur Herrschaft vershlossen hätte. Mit der Erbitterung war es aber nicht genug, die Verleumdung mußte noch hinzukommen. Den Herren Lgons, Piscatory, Kalergis und Genossen fam nämlich die Erklärung der Regierungen von England und Frank reih, „daß sie zwar das Geschehene anerfennten, jedoch die Form der Ereignisse durchaus mißbilligen müßten“, sehr unerwartet. Sie suchten nun nach Genossen, um einen Theil des Gehässigen ihres Benehmeus auf diese zu wälzen, und sorgten zugleih dafür, daß die Absichten und Schritte der Gesandten der übrigen Großmächte in einem gehörig dunklen Lichte dargestellt wurden. Deshalb haben wir in öffent- lihen Blättern gelesen: „auch die Gesandten von Oesterreich und Preußen hätten Herrn Kalergis die schmeichelhaftesten Dinge über scin heldenmäßiges Benehmen gesagt“, obgleich diese Gesandten den Herrn Kalergis und dessen Absichten \o genau fennen, daß es ihnen niemals in den Sinn kommen wird, dergleichen zu äußern. Deshalb haben wir ferner gelesen: „M. Brassier de St. Simon est gén ratement détesté parmi les Grecs et méprisÉ par ses collègues”, obgleich dieser preußishe Diplomat bekauntlich nicht uur eine schr achtungswerthe und einnehmende Persönlichkeit besibt, sondern auch die ihm ertheilten versöhulihen und wohlwollenden Instructionen mit besonderer Unisicht und regem Eifer befolgt hat.“ T Ut S

ch Paris, 16. Nov. Eiu Schreiben aus Tunis vom 1. November im Journal des Débats erzahlt einen Vorfall, der beinahe zu einem Bruch zwischen dem Bey dieser Regentschaft und Frankreih geführt hätte. Ein neueres Schreiben vom 2, November giebt darüber s{chon weitere Aufschlüsse und meldet bereits den de sinitiven Ausgang der Sache, indem es voraus bemerkt, daß man der mit Festigkeit gepaarten versöhnlichen Stimmung des französi hen Genueral= Konsuls Herru von Lagau und des Kommandanten der französischen Schiffsstation vor Tunis es zu danken habe, daß der französishe Einfluß dasclbst uicht blos erhalten, sondern vielleicht noch befestigt worden sei.

Es handelte sich dabei, wie in den meisten solchen Fällen, um eine Verleßung der Etikette bei den offiziellen Aufwartungen am Bei ramsfeste, Der General-Konsul verlangte Genugthuung, und da sie ihm nit zu gehöriger Zeit gewährt wurde, \o war bereits ein förm licher Bruch zu fürchten, als der Bey sih endlich dazu bequemte. Jn der That empfíng am 1. November der General Kouful den ver langten Besuch des Ministers und mehrerer Groß Offiziere des Bey, der die vollkommenste Genugthuung uud die Wiederherstellung der freundlihen Verhältuisse zwischen dem Bey von Tunis und Frankreich zur Folge hatte. Am 2. November begab si der Marine-Minister des Bey, begleitet von dem Ober-Befehlshaber der unregelmäßigen Trup- pen und von den beiden ersten Adjutanten des Bey, an Bord des „Jemay pes‘, wo in Gegenwart aller Offiziere der Division das lebhafteste Be- dauern über ein Mißverständniß ausgesprochen wurde, welches im Stande war, den französisheu Kommandanten zu verleßen, so wie der lebhafte Wunsch des Bey, in seinen Palaste den Generalstab der französischen Escadre zu empfangen, als ein Zeichen der Vergessen heit des Vorgefallenen und des guten Einverständnisses für die Zu funft. Diese Deputation wurde auf die angemessene und würdige Weije von dem Kommandanten de1 französischen Schiffs=-Station, Herrn Le Goerant de Tromelin, empfangen, und ihr die gebührenden Ehrenbezeigungen durch Abfeuerung einer Artillerie - Salve erwiesen, auf welche die Forts der Goulette antworteten. Am 4teu sollte der Besuch der französischen Herren bei dem Bey stattfinden, dessen Eqgui pagen zur Verfügung der Offiziere gestellt werden s\ollten.

Vereinigte Staaten von Uord - Amerika.

New-York, 17. Oft. Jch fahre fort, Jhuen Nachricht zu geben über den Fortgang des Wahlkampfes, wie uns folcher hier eben aus dem Junern zukommt. Die Demokraten \ch{einen einen vollständigen Triumph in der Stadt Cincinnati davongetragen zu haben, Zm Staate Maine, wo es \i{ch um Erwählung von sieben Reprä sentanten im Kongresse handelte, baben mehrfache Ballotagen nicht vermocht, mehr als drei Ergebnisse zu liefern, und diese sind zu Gunsten der Demokraten ausgefallen. Die Wabl der vier anderen Repräsentanten wurde auf den leßten Montag im Oktober verschoben.

Die auffallendsten Wechselfälle, die bei dem Wahlspiel, wenn dieses Wort zu brauchen erlaubt ist, vorgekommen sind, haben in den Wahlen von Georgien und New = Jersey stattgefunden, Dieser leb tere Staat war als das gelobte Land des Whiggismus betrachtet gewesen: die in New = York stets geshlagenen Whigs hatten sicher darauf gerehnet, dort gerächt zu werden; und siehe da, dieser ge treue Boden hat plöblih andere Produkte hervorgebracht: ftatt Whigs wurden auh dort Demokraten gewählt,

Die in dem politischen Boden Georgiens vorgegangene Umwäl zung is uicht minder ein Phänomen. Die Whigs haben 12 Mitglie der für den Senat uud 39 für das Repräsentantenhaus dieses Staates gewonuen. Sie hatten bei der Wahl eines Herrn Crawford wieder 6433 Stimmen gegen Herrn Macdonald, der im Jahre 1811 mehr als 2000 Stimmen über seinen Mitbewerber davon getragen hatte. Woher kommt nun dieser Umschwung? Die amerikanischen Journale ergehen si darüber vergeblih in Erklärungen, die das Verständniß der Sache niht um einen Schritt weiter bringen,

Jn der guten Stadt New-York, diesem Haupte des großen amerikanischen Körpers, fahren die Parteien fort in Anlegung ihrer Pläue, Minen und Gegenminen. Die Convention, welchè die Auf gabe hat, im Namen der Demokraten einen Kandidaten für den Plaß eines Sheriffs zu wählen, hat ihre schwierige Aufgabe erfüllt, wenigstens glaubte man so. Aber nachdem man fo viele Mühe ge- habt hat, einen Kandidaten zur Welt zu bringen, findet es sih auf einmal, daß man deren zwei hervorgebracht hat. Die beiden Kan didaten Herren Westervelt und Atwood streiten sich nun darum, wer eigentlich zuerst erwählt sei. ; ,

Man hatte neulich in einigen Journalen angekündigt, daß Herr Webster, der Ex-Minister des Kabinets des Herrn Tyler, sih ent schlossen habe, die Liste der Kandidaten zur Präsidentschaft turch Bei= fügung seines Namens zu vergrößern, Diese Nachricht erschien et- was unwahrscheinlih, aber wenn Herr Webster wirklich den Einfall gehabt haben sollte, in den Schranken zu erscheinen , so bâtte er al=- lerdings die Aussichten des Herrn Henry Clay etwas vermindert, denn Herr Webster hat einen großen Namen, großes Talent, und auch seine kleine Klientelle, um welche sich die ganze Partei der Verwaltung hätte schaaren können, Diese is in der That sehr ver- legen, wem sie ihre Unterstüßung gewähren soll.

Bis jebt scheint sie zu Herrn Calhoun sich hinzuneigen , aber wenn, wie dies wahrscheinli ist, dieser Leßtere in der roßen v0r= bereitenden Convention der demokratishen Partei nicht als Kandidat angenommen wird, und wenn er verspricht, sich ihrer souverainen Ent= scheidung zu fügen, so hätten die Freunde der Verwaltung nur noch die Wahl zwischen Herrn van Buren und Herrn Clay, zwei gleich sehr von ihr gehaßten Feinden. Herr Webster, der Theil an der Verwaltung nahm, der sich von ihr auf gute Art getrennt hat, und der wahrscheinlich über mehr als eineu Punkt mit Herrn Tyler in gutem Einverständnisse gewesen ist, wäre im schlimmsten Falle ein vortrefflihes Auskunstsmittel für die Tyleristeu, die durch Unterstüßung seiner Kandidatur wahrscheinli Herrn Clay s{chlimmer mitspielen wür= den, als sie Herrn Calhoun Gutes erweisen durh Unterstüßung der jeimgen. Der Courier and Enqguirer s{chlägt der Whig = Partei vor, die Rückkehr des Herrn Webster in ibren Schooß durch Beifü= gung seines Namens zu dem des Herrn Henry Clay, als Kandidat für die Vice = Präsidentschaft, zu feiern, Dieser Vorschlag hat eine lebhafte Sensation hervorgebracht. Einige reine Whigs, welche durh= aus nicht in einen Pakt mit Herrn Webster eingehen wollen, haben über Verrath geschrieen, über gegebenes Aergerniß und haben gewisse Versammlungen in einigen Quartieren von New - York benutt, um das Anathem gegen ein derartiges Projekt zu \{leudern. Der Courier and Enquirer antwortete auf dieses Anathem. Er thut kund, daß der Urheber des Vorschlags, der dem seinigen zuwiderläuft, ein Whig sei, der im Jahre 1839 Herrn Clay verrathen und verkauft habe, und der nun aus Gewissensbissen eiren aus Zerknirschung fa= natisch gewordenen Eifer an den Tag legen wolle. Er sucht dann zu beweisen, daß der Name des Herrn Webster mit gutem Rechte noch einen guten Klang in der Whig=Partei bewahrt habe, zu deren ausgezeihnetsten Häuptern er gehörte, und daß dieser“ Name, ver= einigt mit dem des Herrn Clay, ein so glänzendes Banner bilden würde für dieselbe, daß man damit einem unfehlbaren Siege entge- gengehen würde. Es scheint übrigens festgestellt, daß die Verant- wortlichkeit für diesen Gedanken ganz auf den Cou rier and En quirer zurückfällt, und ich glaube, man fann Herrn Webster nur Glück dazu wünschen. Er i mit Herrn Clay der größte Name der Whig-Partei, und die Präsidentschaft it eine Erbschaft, die ihm nicht

3

fehlen fann, wenn sie der Whig=Partei zufallen sollte.

M exiho.

A París, 17. Oft. Aus Korrespondenzen aus Veracruz vom 1. Oktober ersieht man, daß die zwischen Mexiko und Yukfatan zur friedlihen Beilegung des Streites zwischen beiden eröffneten Un- terhandlungen ohne Resultat gebliebeu sind, und daß Santana ent- schlossen i, abermals Waffengewalt zu Wiederunterwerfung der abtrünnig gewordenen Provinz Yukatan anzuwenden , ohne sich darin dur den geringen Erfolg, den der erste Versuch gehabt hat, irre machen zu lassen, Er will, dem Vernehmen nah, eine Streitmacht von 10,000 Maun zu Jalapa versammeln; dieses Corps soll sih jedoch ers in Marsch seßen, wenn der Ausgang der Wahlen eines neuen Präsidenten definitiv bekannt sein wird, Manche halten die Zusammenziehung dieses Corps indeß nur für eine Kriegslist San- tana’s, um, im Falle die Präsidenten-Wahl denn doch nicht zu feinen Gunsten ausfiele, auf alle möglichen Fälle gefaßt zu sein, Gerade, daß das sich sammelude Corps bis zum Augenblickde nah erfolgter Wahl ruhig konzentrirt bleiben soll, hat zu diesem Glauben Ver-= anlassung gegeben. Jedenfalls steht dann dieses Corps zur Verfügung auf der einen oder auf der anderen Seite.

e

ch2 París, 17. Okt, Ju Peru ist nah deu lebten Nachrih- ten von dort {on wieder eine Revolution auSgebrochen, an deren Spibe der Ex - Präsident Torríco steht. Don Jose Vívanco , der jeßige Präsident, schickte unverzüglih auf dem englischen Dampfschiffe ,, Peru‘ Truppen nah den bedrohten Punkten ab, denen es son nach den ersten unbedeutenden Scharmüteln gelang, ohne viele Mübe die Aufrührer zu schlagen und zu verjagen. Die Herrschaft Vivanco?s hat so an Kraft nur gewonnen. Unterm {1lten August hat Bolivia sein Nachbarland Peru mit einem Kriege bedroht, und man sah jeden

Augenbli der Erklärung und dem Anfange der Feindseligkeiten ent- gegen, Die Häfen von Cobisa und Arica waren blokirt, um den Eingang von Kriegs - Vorräthen in die Republif Bolivia zu verhin= dern. So fahren denn diese jeßt von der Mutter und unter sich getrennten Kinder der alten spanischen Monarchie fort, \ich gegenseitig die Eingeweide zu zerfleishen, und so überall den Aufschwung zu hemmen, den jene von der Natur so reich gesegneten Länder nehmen könnten und müßten, wenn die Gründung von Ordnung und Ruhe unter dem Schube einer starken Regierung daselbst möglih wäre.

Cte ae Breslau, 18. Nov. Am 1óten d. M. ist der

(Bréel, 2) ordentliche Nachmittags-Zug quf der oberschlesischen Eisenbahn von Brieg nah Breslau ausgefallen. Der ununterbrochene Schneefall dur meh- rere Tage und Nächte machte bei den Fahrten die außerordentlichsten Anstrengungen nothwendig z ungeachtet derselben aber und ungeachtet der Aufwendung sämmtlicher Hülfsmannschaften der Gegend mußte der von Oppeln früh 7 Uhr abgehende Zug seine Fahrzeit fast verdrei= fachen, so daß er statt 8; Uhr gegen 11 Uhr in Brieg anlangte, wo ihn der von Breslau um 7 Uhr abgegangene Zug mehrere Stunden lang erwartete, Die Billigkeit sprach dafür, diesen ohnehin verzöger- ten Zug endlich nah seinem Ziele zu befördern; dies wurde nur da- durch möglih, daß man ihm zur Ueberwindung der Schwierigkeiten zwischen Dambrau und Tschöplowib die in Brieg für den nach Bres- lau abgehenden Nachmittags-Zug stationuirte Maschine vorlegte, ohne deren Hülfe er ziemlih unzweifelhaft in jener Gegend stecken geblieben wäre, Die Einstellung der Nachmittags Züge in Veranlassung der höchst ungünstigen Witterungs-Verhältnisse is jeßt öffentlich annoncirt worden.

Berlin-Anhaltische Eisenbahn. Im Monat Oktober C. sind auf der Berlin - Anhaltis« hen Eisen- bahn befördert worden: 2,349 Personen sür. : 456 Centner Frachtgut für...

. 45,671 Rihlr. 22 N

- 67,813 Rihlr. O

. 991,947 Rihlr.

Summa. Einuahme seit 1. Januar bis 30, September .

Total. Im Oktober v. J. waren befördert worden : 31,366 Personen für...

30 N ev E 43,888 Rihlr. 60,577 Centner Frachtgnt sür.

1A 61,524 Rthlr. 6,289

: Summa... Mehr-Einnahme im Oktober S in

Berlin-Stetiiner Eisenbahn. Frequenz in der VVoche vom 12. bis incl. 18, November 1843 4211 Personen.

Yandels- und Börsen - Uachrichten. : y Berlin, 20—21, Nov. Da die Witterung fortdauernd gelinde bleibt und die Schifffahrt ihren pol Tegen Fortgang zu haben scheint, P ga

die Getraide-Preise der starken Zufuhren wegen flauer, Wir notiren Wei- zen weißen feblefischen 54 Rthlr., gelben schlesischen 50—52 Rthlr., polni-