1843 / 147 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

aus die französischen Besibungen in Nord-Afrika von der Chiffa bis zu den Mansourahs, bereist, und dabei zahlreiche Gegenstände für vergleichende Anatomie, Physiologie und Racen-Studium gesammelt, die in mehreren Kisten zum Theil schon angekommen, dem hiesigen Universitäts-Museum für diese Fächer, welches ihm größtentheils sein Dasein verdankt, einverleibt werden sollen, Aus Staatsmittelu mit einem Beitrage zur Erwerbung dieser Sammlungen unterstüßt, war es auch die zuvorkommende Theilnahme der Fachgenossen unter den französischen Gelehrten, welhe es ihm mögli machte, seine wissenschaftlihen Zwecke bei dieser Reise in so großartigem Maßstabe zu realisiren. Die von ibm bei dieser Gelegenheit erworbenen Schäße und angeknüpften Verbindungen gewähren die erfreulihe Hoffnung, das hiesige Museum für vergleihende Anatomie und Physiologie leider noch immer das einzige im ganzen Umfange der österreihischen Monarchie an Umfang und wissenschaftlihen Werth bald iu civer Art ausgestattet zu s daß es den großartigen ähnlichen Justituten des Auslan= des würdig zur Seite stehen wird.

Im Laufe dieser Woche wurden die Fahrten unseres Dampf= bootes „Bohemia““ zwischen hier und Dreêden geschlossen, Wie im vorigen durch den niedrigen Wasserstand, so hat diese Unternehmung im laufenden Jahre sehr an Ertrag verloren, dur die häufigen Kla- gen über den Mangel an Befriedigung der Wünsche des reisenden Publikums, da für die Beförderung der Passagiere von hier bis zu dem 5 Stunden entfernten Abfahrtsort keinesweges entsprechend ge- sorgt is, auch die Bedienung während der Fahrt selbst als sehr man= gelhaft, dabei aber doh als sehr theuer beklagt wird. Was aber besonders sehr Viele abgehalten haben dürfte, diese Reise-Gelegenheit häufiger zu benußen, sind die zu wiederholtenmalen vorgekommenen Ordnungswidrigkeiten in der Beförderung des Gepäckes von und nach dem Landungsplaße des Schiffes, welches einigemal entweder ganz oder zum Theil verloren ging. Abgeschen von den durch solche Un- fälle herbeigeführten momentanen Verlegenheiten der Reisen den, so werden selbe noch dadurch empfindlicher, daß die Ersaß Ansprüche nur auf dem Prozeßwege geltend gemacht werden können, dessen Betretung schon für den Einheimischen {hwierig, dem Frem- den meist unmöglih wird. Wer die musterhafte Einrichtung der preußishen Dampfschiffe auf dem Rheine und der Elbe von Magde- burg abwärts, so wie jene der Fahrten zwischen Potsdam und Ham burg kennen zu lernen Gelegenheit hatte, der muß allerdings im Znteresse des reisenden Publikums wünschen, daß der wohlthätige Einfluß der Konkurrenz auch der an und für sich so reizenden Wasser fahrt zwischen hier und Dresden bald zu statten kommen möge.

San Tel. Paris, 18. Nov. Das Rechtfertigungs-Schreiben des Bischofs von Chalons hat wieder lange Entgegnungen von Seiten des Jour = nal des Débats hervorgerufen. „Dies Schreiben“, sagt das mini sterielle Blatt unter Anderem, „es betrübt uns z wir hofften, daß die Bischöfe auf die Polemik verzichtet haben würden; dem i} aber nicht #0. Der Geist, der in einem Theil der Geistlichkeit herrscht, der Geist des Streits und Kampfes, beseelt auch dies Schreiben des Herrn vou Prilly, Es i} nicht mehx blos die Universität, welche angegriffen, cs ist nicht blos die Unterrichts-Freiheit, welche mit mehr oder wenig Offenheit gefordert wirdz der Staat ist es, dem man den Prozeß mat, das Konkordat ist es, was man in Frage stellt, Die Doktrin des Herrn Bi \chofs von Chalons will uichts weniger, als die Kirche ganz vom Staate trennen, d. h. die Bande der Abhängigkeit und des Schußes zerbreen, welche von Pius VII. und von Napoleon so geschickt begründet worden.“ Wir glauben aber nicht, daß die katholische Kirhe in Frankreich im entferntesten daran denkt, sich vom Staate zu trennen und das Werk des Nonkordats zu zerstören. Solche vor fuufzehn Jahren von Herrn von Lamenunais vertheidigteu ausshweifenden Marimen haben diesen weitab geführt, Der Herr Bischof vou Chalons glaubt, daß der Staats = Rath nicht das Necht gehabt habe, sich mit seinem an den Univers gerichteten Schreibeu zu beschäftigen, und er beruft sich in dieser Beziehung auf die Geschichte des heiligen Paulus, als die= ser von den korinthishen Juden vor Gallion, den Prokonsul von Achaja, geführt wurde. Aber Gallion wollte die Klagen der Juden gegen St, Paulus deshalb nicht anhören, weil es sih um Fragen handelte, welche das Religions - Geseß betrafen. Der Prokonsul Gallion hatte uicht Unrecht, wenn er sh mit den Klagen der Juden gegen Paulus nicht beschäftigen wollte, deun es bestand. zwischen der römischen Regierung und der christlichen Kirche oder der südisheu Synagoge kein Gese, kein Konkordat. Rom er faunte die christlihe Kirche nicht anz es gestand ihr kein Recht, kein Privilegium zu; es war ihr keinen Schuß schuldig, es legte ihr keine Bedingung auf. Es war das System der vollkommensten Unabhän- gigkeit ; deshalb hatte der Prokonsul Gallion Recht, daß er von den Beschwerden der Juden gegen Paulus nichts wissen wollte. Jst dies aber bei uns der Fall? Jgnorirt der Staat die Kirche? Läßt er sie außerhalb der Geseße? Nein! er hat mit ihr Verträge geschlof\ senz er hat ihr gewisse Privilegien und gewisse Vortheile versprochen ; er hat ihr dagegen aber auch gewisse Verpflichtungen auferlegt, und diese Verpflichtungen hat die Kirche geprüft und angenommen. Dies ist es, was den Großsiegelbewahrer berechtigte, das Schreiben des Herrn von Prilly dem Staats-Rath zu überweisen.“ __ Die France méridionagle berichtet, daß die toulouser philo sophische Fakultät am 10ten d,, am Ende einer Sißung zur Prüfung

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der Kandidaten, welche den Bakkalaureus-Titel erwerben wollten, vom Volke mit Steinwürfen angegriffen worden is. Die Fenster des Prüfungs-Saales wurden sämmtlich zerschmettert und ein Professor verwundet. Das genannte Blatt meint, einige Kandidaten, welche bei einer früheren Prüfung durchgefallen, hätten diesen Tumult ver= anlaßt uud bezahlt; allein es l‘eße sich eben so wohl an eine Reaction in Folge des Universitäts-Streites schließen.

Der Kriegs-Minister hat unterm 31. Oktober folgende Justructio= nen an die Militair - Behörden gerichtet: „Meine Herren, ih habe beschlossen, daß für die Land - Armee 40,000 Mann aus der Klasse von 1842 in Dienstthätigkeit gesezt werden sollen ; diese Zahl is un-= abhängig von jener von 3850 Maun, welche das Kontingent der See- Armee bilden. Von den für die Land - Armee einberufenen 40,000 Mann müssen 10,000 Mann, welche für die in Afrika verwendeten Corps und die Schwadronen des Militair-Equ'pagen=-Trains bestimmt sind, unverzüglich nah den Depots dieses Corps in Frankreich abge- \saudt werden. Die für die in den Divisionen des Junern stationirten Corps bestimmten übrigen 30,000 Mann sollen erst am 15. Dezember d. J. nach diesen Corps abgehen, jedoch müssen die der Kavallerie zugewiesenen jungen Soldaten sämmtlih an diesem Tage selbst in Marsch geseßt werden,“

Ein anderer Erlaß des Marschall Soult über die Erneunung zu den erledigten Lehrstellen in der polytehnishen Schule hat einiges Aufsehen gemacht, weil man darin einen Angriff auf die Verfassung dieser Anstalt erblicken will. Bisher s{chlugen äämlich der Unterrichts- Rath der Schule und die Akademie je einen Kandidaten vor, von jeßt an aber sollen beide je drei Kandidaten vorschlagen, damit das Ministerium wählen könne.

m Paris, 18. Nov. Die neuesten Berichte aus London mel den, daß die zwischen der britishen und brasilianischen Regierung ge- pflogenen Unterhandlungen, wegen Erneuerung des im Jahre 1844 zu Ende gehenden Handels= Vertrages, den raschesten Gang nehmen und eines erfreulihen End-Resultats sicher sind. Bei uns fann diese Nachricht keinen erfreulihen Eindruck machen, da die brasilianische Regierung sich weigert, die Negociationen zum nämlichen Zwecke mit Frankreich fortzuseßen, Frankreich {loß im Jahre 1528 einen Han= dels-Vertrag mit Brasilien auf die Dauer von zehn Jahren, so daß derselbe seit fünf Jahren abgelaufen is. Als vor ungefähr zwei Jahren Baron von Langsdorf zum außerordentlichen Gesandten in Rio Janeiro erwählt wurde, erhielt er den Auftrag, bis zur Entscheidung der Zulker-Frage, auf deren Grundlage dann ein besonderer Vertrag negozirt werden würde, wenigstens die Verläugerung des Vertrages vom Jahre 1828 zu erlangen. Das brasilianische Ministerium wollte aber niht darauf eingehen und erwiederte, daß, da bald ein neuer Zoll=Tarif erscheinen würde, bis dahin alle Handels - Negociationen mit fremden Mächten unterbleiben müßten. Auch mußte Herr Ellis, der eigends vou Lord Aberdeen nach Rio=Jaueiro abgeschickt wurde, um mit Brasilien einen neuen Haudels-Vertrag zu negoziren, unver= richteter Sache abziehen.

Die französischen ministeriellen Blätter wollten damals das Mißlin

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gen der Negotiationen des Herrn Ellis dem wieder auflebenden Einflusse der französischen Politik zuschreiben, Das Kabinet von St. James blieb aber, wie es scheint, unterdessen nicht müßig und wußte es dahin zu brin= gen, daß die brasiliguische Regierung sich endlich entschloß, den Herrn Aragujo Ribeiro, ihren Gesandten in Paris, uach Loudon zu beorderu, um mit Lord Aberdeen wegen Abschluß eines Handels = Vertrages zwischen beiden Nationen in direkte Unterhandlung zu treten. Das Kabinet scheint diese Sendung des Herrn Aranjo Ribeiro nach London nicht günstig aufgenommen zu haben, und hat in Folge dessen beschlossen, daß Frankreich in Rio=Janeiro uur durch einen Geschäfts= träger repräsentirt werden soll. Während also gemäß der neuesten Verwandtschaftsbande zwischen unserem Hofe und dem Kaiser von Brasilien Fraukreich eigentlich einen Familien-Botschafter in Rio=Ja-= neiro unterhalten sollte, wurde vor kurzem von französischer Seite Graf Ney a!s bloßer Geschäftsträger dahin abgesendet; Baron Langs dorf wird in Disponibilität verbleiben, so lauge unsere Verhältuisse mit Brasilien nicht jene freundschaftlichere Wendung nehmen, welche man sih von der Heirath des Prinzen von Joinville mit der Schwe ster des Kaisers Don Pedro allgemein versprach,

Briefe aus Neapel vom óten d. M., welche mit dem leßten Dampfboot in Marseille ankommen, melden, daß der Herzog von Aumale am 5ten d. M. Abends um 6 Uhr in Neapel angekommen ist und der Gegenstand besonderer Zuvorkommenheit von Seiten je nes Hofes war. Der König von Neapel hatte seinen eigenen Ober Hofmeister Fürst Pignatelli nah Terracina gesendet, um den franz6= sischen Prinzen zu empfangen, Jn Gaëta und Capua wurde der Herzog von Aumale mit allen deu fürstlichen Personen gebührenden Ehrenbezeigungen empfangen. Der König fuhr dem Prinzen bis Capo di Chino entgegen, und führte ihn in seinem eigenen Wagen nah dem Königlichen Palast, um ihn der Königin und der Königin Mutter vorzustellen, worauf der hohe Reisende sich nach dem für ihn in Bereitschaft geseßten Palais Chiatamone begab. Der Herzog von Aumale is mit dem König von Neapel Geschwisterkind, und wie das Gerücht verbreitet i, soll er nächstens guch dessen Schwager wer den. Die Prinzessin Therese Karoline von Neapel, die man als des sen Braut bezeichnet, is den 14, März 1822 geboren und hat somit 21 Jahre, Der Herzog von Aumale is uur um zwei Monat älter, da er den 16. Januar 1822 geboreu wurde.

Ungeachtet der Strenge, mit welher das Geseß gegen den Zweikampf verfährt, nimmt die Wuth des Duells abermals in Frank= reich zu. Kaum ist das Duell zwishen Herrn Jules Janin und Herrn Alexander Dumas vorüber (sie haben sich wirklih geschla- gen, wenn gleih die Sache geheim gehalten wurde, um sich niht einen Prozeß zuzuziehen), so hört man von einer Her- ausforderung, welhe der Haupt- Redacteur des National an Herrn Emil de Girardin, Deputirten und Haupt - Redacteur der Pjresse, gestern ergehen ließ. Die Ursache davon is} ein Feuilleton der Presse, worin eine Lobrede auf den verstorbenen Herrn Montrond, den bekannten Vertrauten des Fürsten Talleyrand, gehalten wurde, Der National griff das Feuilleton als unmoralisch an, und benußte diese Gelegenheit, um gegen Herrn von Girardin loszuziehen. Dieser wies die Angriffe des National als niedrige Verleumdung zurück. Der Streit artete immer mehr in Persönlichkeiten aus, bis der Haupt- Redacteur des National Genugthuung forderte. Herr Emil von Girardin antwortete, er sei zuerst ungerechterweise angegriffen worden, und es liege an ihm, Genugthuung zu verlangen, doch könne er kei uen Zweikampf annehmen, weil er seit dem unglücklihen Tode Ar= mand Carrel’s sich selbst gelobt habe, niht mehr den Degen oder die Pistole zur Hand zu nehmen. Er habe damals genug seinen per- söulichen Muth bewiesen und brauche deshalb sich nit mehr zu schla gen. Darauf enthält der National heute einen Artikel, der zu neuen Streitigkeiten Anlaß geben wird, wcnn nicht Jemand ver|öh nend dazwischen tritt.

Grossbritanien uud Irland.

London, 18. Nov. Die Königin und Prinz Albrecht wer= den, wie es heißt, den Herzog und die Herzogin von Nemours auf ihrer Reise nah den nördlichen Theilen von England begleiten und insbesondere mit ihnen Chatsworth, Trentham, Draytou Manor und Witley Court, die Landsiße der Herzoge von Devonshire und Suther land, Sir Robert Peel’s und der Köuigin- Wittwe besuchen. Der Herzog von Devonshire hat bereits glänzende Vorbereitungen zur Aufnahme seiner Königlichen Gäste getroffen.

Die plöblihe Wendung des O'Connellschen Prozesses zu Gun- sten der angeklagten Partei, welhe in Folge der Niederlage des General =-= Prokurators in der leßten Sißung der Queens Bench einen weiteren Aufschub der Verhandlung ihrer Sache er langt hat, rechtfertigt das ziemlich allgemein geglaubte Gericht, daß die Regierung den Prozeß einshlafen lassen werde. Verschiedene an dere Gründe machen diese angeblihe Absicht der Regierung noch wahrscheinliher und lassen diesen Weg gewissermaßen als nothwendig erscheinen; denn wie das Ende des Prozesses auch bei einer Fortseßung der Verfolgungen ausfallen mag, s\o is so viel {hon vorauszusehen, daß nur nach langwierigen Debatten und großem Zeitaufwande über haupt ein Resultat erzielt werden fann. Der General= Profurator hat nicht gezeigt, daß er dem Widerstande des Advokaten - Talents O'Connell's gewachsen wäre, und die Angeklagten halten nach ihrer eigenen Erklärung neue Einsprüche gegen das Prozeßverfahren in Bereitschaft, wenn ihr leßter Antrag auf Cassation der Anklage-Akte verworfen und ihr Zweck, Verzögerung der Verhandlungen, nicht da mit vollständig genug erreicht werden sollte. Die Regierung hat dagegen wichtige Gründe, eine solche Verzögerung zu vermeiden, damit bet Crof nung des Parlaments der Opposition nicht zuviel Spielraum gegeben werde, ihre Angriffe zu begründen, Dazu kommt, daß während der Prozeß-Verhandlungen sih in der Stimmung des irländischen Volks eine große Aufregung zeigt, und die Erbitterung gegen die Herren des Landes si in wiederholten Brandstiftungen und Mordversucheu fundgiebt. Ja Folge eines Gerüchts, als sei der Prozeß bereits zu Gunsten O'Connell's entschieden, oder, wie es hieß, als seien „die Protestanten geschlagen“, erhoben sich plöblich zur Nachtzeit Signal feuer durch das ganze Land über Cork hinaus, und bezeugte man durch Hörnerschall und Jubelgeschrei seine Freude. Zu gleicher Zeit ward in der Grafschaft Tipperary bei hellem Tage ein Mordversuch auf die Familie eines wohlhabenden Mannes gemacht, bei welchem fast alle Mitglieder derselben \{hwer und zwei von ihnen lebensgefährlich verwundet wurden. Eben so hat der Marquis von Waterford sich gezwungen gesehen, wegen wiederholter Brandstiftung und Vergiftung seiner Hunde, nachdem er mehreremal vor Wiederholung der Frevel vergebens gewarnt, zum großen Nachtheil des Landes, seine Be sißungen zu verlassen. Alle dieje Besorgniß erregenden Vorbedeutungen möglicher ernsterer Ruhestörungen hindern den Standard nicht, zu versichern, daß man nicht im entferntesten an ein Aufgeben des Pro zesses gegen O'Counell denkt, vielmehr bei demselben verharren wolle, und sollte er auch Jahre dauern. „Die Frage“, sagt dies streng ministerielle Blatt, i} diese : wird das Geseß erlauben, daß die vollständige bürgerliche, fisfalische und militairishe Organisation des Landes mit dem erklärten Zwecke, eine Aenderung in der Constitu tion zu erzwingen, fortbestehen sol? Wenn die Repeal-Agitation nicht ungeseßlich is, so erlaubt das Gesebß diese Organisation. Das wäre aber eine Verlezung der Majestät des Geseßes, und wenn d Regierung nicht ihre Pflicht gegen die Souverainin und das Lan verleben will, so muß der Prozeß so lange fortgeseßt werden, o derselbe auch Wochen, Monate, selbst Jahre dauert, bis die Maje stät des Geseßes vollständig vindizirt ist. Das Publikum möge sich nur ein wenig gedulden; wir haben es vorausgesagt, daß der Streit ein lang wieriger werden würde, aber wir haben auch immer behauptet, daß Ji

gent qu Berlin geboren), der 1801 in die Sing- Akademie eingetreten und n Srjucen in der Composition Zelter's Winke benußt hatte, wurde e Bie ger, und steht gu noch heute, die allgemeine Achtung des sei- v E e Bereinsd genießend, demselben mit Liebe und Cifer zwei Abtheilueaen A Oel if Jept aus circa 400 gestiegen, die in halten. Für d fe Hs große und leine kademie geuanut, thre Uebungen und der Dienstag MARONE Quoue Akademie is es noch immer der Montag der Mitiwoc, an A 18 7 Ubr und qur die jogenannte kleine Akademie lungen versammeln veicem sich die Mitglieder diefer verschiedenen Abthei- tene Eintrittstarien eehcarr e haben au Fremde gegen vorher erbe Hier werden, wie früher nur zu den Dienstags-Versammlungen Zutritt, Meister ausgeführi, allein W geistliche Gesangöstücke älterer und neuerer ¡thigen Vicc-Direktor) begleitet &lügel (durch Musik - Direktor Grell, dem umsuhisvell geleitet. Welcher Dad R Direktor, Professor Rungenhbagen, cines solchen vollen, aus lauter S durch die vortrefflichen Leistungen dem Zuhörer bereitei wird, weiß E Udeten Stimmen besteheuden Chors, fammlung beiwohnte. Jm Winter hia der nur einmal einer solchen Ver- öffentlichen Aufführungen statifinden, D a ALS, die Vorübungen zu den diesem Tage nicht erlaubiz; zu den dfientilicen S \remden Zuhörern an U/raterien u. }. to. aufgeführi werden wird _ Productionen, in welchen Köntglichen Kammermußikern und dem vbilhau anca ein Orchester aus gebildet, hinzugezogen. Möge das (Is M Instrumental-Verein jeinen Zwec: Beförderung der Kirhen-Mußit erfüllen fortbestehen , und az dem Verfalle der Musik im Allgemeinen Einhalt uit olche Weise ___ Am 22. November, dem Cäcilientage (der in F e ; England u. st. w. von Mußilern und MulbcBereinan (eee L an van wird), bérten wir im ersen Abonnements-Konzerte der Sing-Akademie L zur Feier dieses Tages von Drvden gedichtete, von Händel 1736 in Musik gelodte Kantate: Alerander's Fest oder die Getoalt der Musik, nach " en Bearbeitung. Obgleich der Juhalt der Kantate f E anregende, befriedigende Grund-Zd ; D bus Otaiérinm: der MLE b gende Vrund- Idee, wie z. B, das Oratorium; der Messias,

Verdienst, eine Reihe interessanter Bilder erfunden und wirkungsreich zusammengestellt zu

bietet, so hat doch der Dichter das Situg:ionen und haben,

Zuerst wird uns cin Fest, ein Freudengelag, das Alexander der Große an der Seite seiner Geliebten, Thais, wegen der Eroberung Persiens feiert, beschrieben. Der griechische Tonkunstler Timotheus weiß dur scine Kunst die verschiedensten Affekte in Alerauder's Brust zu erregen, und ent- flammt ihn zuleßt, Rache für die gefallenen Krieger zu nehmen, zur Zer- stôrung der alten Stadt Persepolis. Der Grieche, fagt der Dichter zu- leßt, habe einst solche mächtige Wirkungen durch seinen Gesaug hervorge- bracht; die heilige Cäcilie aber habe, durch Erfindung der Orgel, die Kunst uoch mehr geboben; so wie Timotheus den Menschen bimmelan, so habe sie das Himmlische zu uns herabgezogen. Diesem Gedichte Drv den's verdanken wir eine der großartigsten Compositionen Händels, die noch heute, also nah länger als 100 Jahren, ihren Zauber auf die zablreich versammelten Zuhörer ausübte, Wie alle seine größeren Weike, so is auch dies voller Empfindung und Fantasieschwung, bejonders was die Chöre be- trifft; denn obglei einige sehr gelungene Arien darin euthalten sind, so müssen wir doch den Chören, die eben so kunstvoll als natürlich gehalten sind, vor den Solis den Vorrang einräumen, Jeder Gedanke des Dichters, der vom Chor ausgeführt wird, erhält bei Händel eine feststehende, für sich allein befriedigende Grundmelodie, die dann von allen Stimmen im Wetteifer wiederholt wird. Daber die lebendige Wahrheit jeder Stimme in Händels Ctö- ren, daher die vollkommenste Cinheit bei der größten Mannigfaltigkeit. Was uun die Bearbeitung Mozart's in Bezug auf die hinzugeseßten Blase-Jnstru- mente beirifst, so müssen wir offen gesteheu, daß, nach unjerer Ansicht, das Werk dadurch im Ganzen keinesweges gewonnen zu haben scheint, Händel bat freilich auf eine schr starke Besezung der Saiten-Justrumente und auf Be- Yang der Orgel gerechnet, doch dem Mangel derselben durch moderne Tag AUniirang, mit Blase-Jnstrumenten abhelfen zu wollen, ist wobl uicht A Dad W Einzelnes mag dadurch gewinnen, doch das Ganze in leidet auf jeden F esen, wie in seiner Folge, Verbindung und Steigerung

auf jeden Fall darunter, Nach diesen allgemeinen Andeutungen kön-

nen wir uns jedoch nit versagen, auch einige einzelne Punkte des Werkes welche uns vorzugsweise bemerkenswerth scheinen, näher zu bezeichnen. Zuerst muß hier der wundervolle Chor in D-dar nah dem Recitativ M genannt werden. Wie wahr, wie bezeichnend werden hier die Worte: „Den stillen Trupp entzückt das hohe Lied“ wicdergegeben und durch die piano ausgeführten Sechzebhntel-Figuren der Violinen, von Achteln in Biola und Baß begleitet, noch gehoben; wie reizend wecseln die hohen Lagen dei Frauenstimmen mit den tiefen der Männerstimmen bei den Worten: „den stillen Trupp“; wie kräftig tritt dagegen der ganze Chor bei der Stelle:

Schl: CMIUY

„ebt unsere Gottheit hier“, zusammen, und wie lieblih ertönt am S des Chors wieder das sanfte Nitornell der Violinen, einen tief ergreifende Eindruck zurücklassend.

Zunächst ist dann der Arie: :

„Bachus ewig jung und {ön““, wegen ihres sprechenden Ausdrucks zu erwähnen. Die ganze Seligkeit des Zechers is in den Saß: 2 U „süß das Labsal na dem Streit“,

bei der Wendung nah Moll auëgegossen. Der darauf folgende Chor it ganz auf die Motive der Arie gebaut; vorzüglich schön macen sich hierin die Hörner in der Einleitung und im Nachsviele, so wic {on in der Jn troduction der vorher erwähnten Arie.

Unmöglich können wir bei der Trauer-Scene, die nun folgt, voruüder- gehen, ohne wenigstens darauf aufme:fsam zu machen, wie hier fast jeder Ton der Singstimme nichts als Wehmuth athmet, das ganze Tonstuk gleich- sam der Natur abgelauscht is, Auch diese Arie wicd zu einem Chor be- nut, der voller Auêdruck und tiefer Empfindung is, Nun folgt die un überirefflihe Arie:

„Töne sanft du lydish Brautlied“ mit ibren das böchste Entzüen, die süßeste Wollust athmenden anmuthigen einshmeichelnden Melodieen, in denen die Stimme und das obligat beban- delte Violoncell, das sehnsüchtige Flôten der Nachtigall nachzuahmen schei- nen, Aus dem ersten Theil sei hier uur noch des Chors (E-dur) Nr. I Erwähnung gethan: „Der ganze Chor erhebt ein Lobgeschrei,

land nur Frieden erlangen kann, wenn der Prozeß zu Ende geführt vird. Der Standard behauptet noch, daß der gegenwärtige Zustand Stati nur eine Folge der Nachgiebigkeit früherer Regierungen sei, A deß in offenbarem Widerspru mit einem in demjelben Blatte a S beide Artikel steht, worin die gänzliche frühere Vernachlässi- ing Jrlands eingestanden und Vorschläge zur Besserung der jeßigen Lage durch Urbarmahung des wüsten Landes gemacht werden. Ueber- haupt drüdt die obige Sprache des Standard nicht die öffentliche Meinung Englands in Bezug auf diesen Punkt aus „und die unab- l ängigere Times verdient hierin als Organ der Masse des englischen Rolks mit ihrem Rathe zur Mäßigung gegen Jrlaud vor dem mini- steriellen Journal den Vorzug. Die Times war „noch vor kurzem die entschiedenste Gegnerin des katholischen Klerus in Zrlandz heute bringt sie einen langen Artifel über die Zwemäßigkeit der Besoldung dieses Klerus von Seiten des Staats. Vie Stimme des englischen Nolks spricht sich für Nachgiebigkeit gegen Zrland aus, und die Time s, das mächtigste Organ dieses Volks, giebt diejer Stimme Worte. Die Regierung is übrigens dem Plane, die katholische Geistlichkeit in Jrland zu besolden, nicht abgeneigt, und die Schwierigkeit der Ausführung desselben liegt allein in dem Widerstande jener Geiftlich- feit selbs, Wie wir bereits bemerkt, hat O'Connell in seiner leßten Repeal - Versammlung darauf schon hingedeutet, und seine Behaup- tung is durch einen Beschluß der am {15ten d. M. in Dublin zu ihrer gewöhnlichen Jahres - Versammlung zusammengekommenen Crz- bishöfe und Bischöfe von Jrland bestätigt worden. Diese Geistlichen beschlossen hier auf Grund des über die Absicht der Regierung ver breiteten Gerüchts einstimmig, daß ste sich jedem derartigen Vorhaben der Regierung widerseßen wollten, Sie wiederholten dabei die in den Jahren 1837 und 1841 \on dieserhalb gefaßten Beschlüsse und erklärten, daß sie durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel einer Maßregel entgegenarbeiten würden, welche die Unabhängigkeit und die Reinheit der katholischen Religion in Jrland gefährde. 5

Jn einer Versammlung der Auti=corn-law-league zu Manchester

wurden vor einigen Tagen binnen einer halben Stunde 12,000 Pfd.

t, für die Zwedcke dieses Vereins zusammengebracht, Diese That- sache bezeihnet man als einen unwiderleglichen Beweis von der hart näckigen Entschlossenheit, mit der jeßt aus Abschaffung des Getraide- Zolls hingearbeitet wird. Als im vorigen Jahre 50,000 Pfd. St. für denselben Zweck zusammengebracht werden sollten, wurden 1in einer gleichen Versammlung zu Manchester nur 4000 Pfd. St. unterzeich net, jeßt aber das Dreifache davon eingezahlt.

Nach der Times sind die Repeal - Comités der Ueberzeugung, daß die Einsammlung des O'Connell = Tributs am 19, November sich weit ergiebiger als in irgend einem früheren Jahre erweijen und die Summe von 20,000 Pfd, St. bedeutend übersteigen werde,

Der Herzog Karl von Braunschweig hatte den König von Han nover, dessen temporaire Anwesenheit in London benußend, vor das \. g. Rolls Court belangen lassen auf Herausgabe der Vermögens- theile, welche derselbe als befkanntlich vom Herzoge nicht anerkannter Kurator desselben administrirt. Der König hat die Kura nah dem Tode Königs des Wilhelm 1V. von dem Herzoge von Cambridge, der sie, als Vice-König von Hannover, führte, übernommen, Der Prozeß hat jeßt begonnen, und es wird von Seiten des Königs Zukompe- tenz des Gerichts eingewandt, da er der Jurisdiction desselben nicht unterworfen sei,

Velen

Brüssel, 19. Nov, Der Senat hat gestern die Antworts Adresse auf die Thron-Rede dur eine Deputation an Se. Majestät übersandt. Der Präsident verlas die Adresse, und der König ant wortete :

„Meine Herren, stets empfange Ich mit lebhafter Genugthuung die Beweise des Zutrauens und der Ergebenheit des Senats. Die Oisfkfussion des Handels - Systems, die Feststellung des Gleichgewichts zwischen unseren Ausgaben und unseren Einnahmen, die desinitive Kon- stituirung unserer Armee, dies sind die Gegenstände, welche Jhren Arbeiten eine hohe Bedeutsamkeit geben und Jhre Session in den Augen des Landes charakterisiren müssen. Jch sebe mit Freude, daß für diese neue Aufgabe, welche die Umstände uns endlich vorzunehmen gestatten, Jhre thätige und unparteiishe Mitwirkung Mir gesichert ist, Wir werden einen Schritt mehr gethan haben, um unsere Natio- nalität zu befestigen.“ E - E

Der Finanz-Minister legte in der vorgehtrigen S1BUng des Se- nats das Budget vor. Die Ausgaben sind auf 109,933,274 Fr. die Einnahmen auf 109,415,567 Fr. angeschlagen, was sonach ein Defizit von 517,707 Fr. ergiebt, Die einzelnen Anusäve lauten: Staatsschuld 34,297,178; Dotationen 3,309,458; Justiz 10,901,615; auswärtige Angelegenheiten 995,500; Marine 1,069,2753 zFnneres 5,070,405; Staatêbauten 12,305,389z Krieg 28/130000; Finanzen 11,815,452; außerordentliche Ausgaben 2,014,000, Zugenommen haben gegen das vorjährige Budget die Ausgaben der Justiz um 54,000, des Jnnern um 218,000, der Staatsbauten um 455,000 Fr. ; abgenommen die der auswärtigen Angelegenheiten um 60,000, der Marine um 12,000 und des Krieges um 1,325,000 Fr.

Brüssel, 18. Nov. (K. Z.) Die Opposition hat sih auf dem Felde der Verification der Vollmachten versucht, aber ohne Er folg. Sie wollte dem zum Repräsentanten erwählten Fürsten von

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Chimay seine Eigenschaft als Belgier streitig machen. (S. das vor

gestrige Blatt der Allg. Pr. Ztg.) Der verstorbene Vater des

Fürsten, ein geborener Franzose, erhielt, nachdem das Fürstenthum

Chimay dur den pariser Vertrag vom 20. November 1815 mit den

Niederlanden vereinigt worden, von dem Könige Wilhelm die große

Naturalisation im Jahr 1816, Der jeßige Fürst selbst war seit der

Revolution belgischer Gesandter im Haag, dann Gouverneur von Luxem-

burg, dann Gesandter beim Bundeêtage, und diesem Manne wollte

man nun seine Qualität als Belgier streitig machen, unter dem Haupt-

Vorwande, König Wilhelm sei zu der Zeit, wo er den Vater naturalisirt,

nicht mehr dazu befugt gewesen, die große Naturalisation ohne Mit=

wirkung der Kammern zu ertheilen. Alle augeblichen Gründe wur-

den genügend widerlegt, doch forderte die Opposition, um die Debat-

ten zu verlängern, eine Vertagung bis auf die nächste Sißung, die aber von 54 Stimmen gegen 28 verworfen wurde. Nun machte man zu bösem Spiele gute Miene, und der Fürst wurde einstimmig aufgenommen, Gegen eine so bedeutende, im Lande so angeschene Person, cinen solhen Mißgriff zu machen, war um so weniger flug, da das ganze Gebäude der Angriffe nur Scheingründe zur Grundlage hatte. Dieselbe Opposition von 28 Stimmen hat sich bei der Abstim= mung über die Präsidentenwahl wiederholt; sie darf also als ein Maßstab der Stärke der Gegner des Ministeriums angesehen werden. Der neugewählte Präsident, Herr Liedts, Gouverneur der Provinz Henne- gau, war im Jahr 1840 Mitglied jenes liberalen Ministeriums, dessen Chefs, Lebeau und Rogier, gegenwärtig die Häupter der Opposition, vielleiht wider ihren Willen, sind, denn sie müssen Manches mitma= hen, was sie schwerlich innerlich billigen, Herr Liedts trennte sich da- mals gleich nach Auflösung jenes Ministeriums von seinen Ex-Kollegen und nabm unter dem neuen Ministerium die genannte Gouverneurstelle an. Ju der Wahl der Adreß - Kommission zeigte sich ebenfalls eine große Ueberlegenheit der das Kabinet unterstüßenden Majorität über die Opposition, die von sechs Gliedern dieser Kommission nur eines zu den ihrigen zählen kann. So scheinen also die Sachen eine Wendung zu nehmen, die einen guten Fortgang der Geschäfte verspricht, worauf um so mehr Gewicht gelegt werden muß, als die Opposition sih durch die Wahlen im vorigen Sommer verstärkt behauptete, und in ihnen das entscheidende Ereigniß sehen wollte, das für immer die alte Mehrzahl zur Minderzahl umschaffen und in der Repräsentanten-Kammer einen gänzlichen Umschwung der Dinge erzeugen ollte. Der Senat hat feinen alten Präsidenten, den Herrn von Schiervel, wiedererwählt und i| auch {hon mit der Diskussion seiner Adresse, die nu ein Wiederhall der Thron-Rede ift, fertig. Von dieser Seite wird dem Ministerium am wenigsten Gefahr drohen. Einem Mitgliede, welches den Herrn Nothomb den Präsidenten des Kabinets nannte, erwiederte dieser, er könne diesen Titel nicht annehmen, er sei nur Minister des Iunern,

S Wel

Luzevru, 15. Nov. Der Cidgenosse meldet, daß der in der Jesuiten-Angelegenheit an den Großen Rath zu erstattende Bericht bereits gedruckt sei. Er füllt 172 Seiten und enthält die sämmt lichen Erkundigungs-Schreiben, die in dieser Sache erlassen worden sind, so wie die darauf eingegangenen Antworten. Die sämmtlichen Schreiben der Bischöfe ergießen sich, wie bei der strengen Aufsicht von Seiten Roms zu erwarten war, mehr oder minder in ein feuri= ges Wb des Ordens. Eben so die Schreiben der Regierungen von Schwyz und Freiburg. Dagegen konnte der Staatsrath von Wallis in seiner Rückantwort nicht unterlassen, zu bemerken : 1) Daß die dort lehreuden Jesuiten für die republikanischen Grund- säße wenig geneigt scheinen, 2) Daß dieselben 1 1hren Pre digten allzu häufig Ausfälle in ein Gebiet machen, welches thnen fremd bleiben sollte. 3) Daß es zweifelhaft sei, ob der Orden dort etne fortgeseßte Aufsicht von Seiten der Regierung geduldet haben würde 2c. Die österreihischen Aktenstücke stellen folgende merkwürdige Punkte beraus: 41) Daß die Jesuiten in Oesterreich, weit entfernt, die ganze Leitung der Jugend in Händen zu haben, nur einige wenige Lehr Austalten besißenz 2) daß sie an denselben im Allgemeinen au die über die Erziehung erlassenen Landesgeseße gebunden sindz 3) daß der Staat und der Bischof des Sprengels, in welchem sich eine Je- suiten-Anstalt befindet, das fortwährende Aufsichtsreht üben ; 4) daß feine größere Frequenz an solhen Jesuiten-Anstalten im Verhältniß zu an deren Gymnasien stattfindet. Was das Majoritäts-Gutachten des Erzie hungs-Rathes des Kautons Luzern betrifft, so bringt dasselbe Folgendes in Antrag: 4) ein Professoren-Konvikt für das Gymnasium, 2) neue Lehrer-Wahlen für die philosophische Abtheilung des Lyceums, 3) Verschmelzung der theologischen Abtheilung des Lyceums mit einem zu errichtenden Priester-Semingrium, und Uebergabe beider an die Gesellschaft Jesu. Das Minoritäts-Gutachten des hiesigen Erzie hungs-Rathes zerfällt in zwei T Im ersten ausführlichen Theile wird gegen die Einführung der Jesuiten gesprochen ; moralische, re- ligiöóse und politische Gründe sind ge gemacht. Jm zweiten, allzukurzen Theile erklärt die Minorität sih mit den Anträgen der Gynmnasial-Kommission beruhigt und zufriedengestellt, dennoch meint sie in ihrem Antrage, der Veränderungs-, Bau- und Regierungslust der Majorität auch ihrerseits durch Konzessionen ein Compliment machen zu müssen, indem sie eine neue Wahl aller Professoren vor

\chlägt.

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Uri, 15. Nov. Heut versammelt sich der hohe Landrath zur Berathung der Anträge, welche die Justructions = Kommission ihm vorlegen wird. Diese zertheilt sich in eine Majorität und Minorität, dem Vernehmen nach, 8 gegen 4; jene soll sich mit dem Juhalt des ersten Artikels der luzernischen Großraths-Beschlüsse vom 20. Oktober, d, h. mit dem Erlaß einer Einladung an alle Stände zur Zurü= nahme des Tagsaßungs-Beschlusses vom 31. August einfah begnügen, von drohenden Vorbehalten, Defensiv - Maßregeln und dergl. gänzlich {hweigen wollen; da hingegen die Minderheit den ganzen luzernischen Beschluß unverändert beibehalten möchte.

Ztali Mi

Turin, 8. Nov. (A. Z) Graf Salvoandy, der neue franzö= sische Botschafter an unserem Hofe, is \o eben in unserer Residenz eingetroffen. Da aber der König in Begleitung des Herzogs von Genua einen Ausflug nah lebterer Stadt am 4ten d. M. unternahm und erst die nächste Woche hierher zurückkehren wird, so konnte der Nachfolger des Marquis von Dalmatien noch nicht seine Beglaubi= gungsshreiben überreihen. Erst nah dieser Förmlichkeit wird der Marquis von Dalmatien von seinem hiesigen Posten abgehen. Der Graf Solar de la Marguerita, Minister der auswärtigen Angelegen- beiten, hat die vorige Woche zu Ehren des Grafen Moragna, der fürzlih als Gesandter des Königs von Bayern an unserem Hofe be- glaubigt worden i}, ein großes diplomatishes Diner gegeben, wozu sämmtlihe Häupter der fremden Legationen geladen worden waren.

Wie uns aus Palermo vom 5. und 9, November geschrieben wird, hatte, wie Spazierengehende auf der dortigen Marina bemerkt haben wollten, ein neuer Ausbruch des Aetna begonnen; indessen fehl= ten alle nähere Nachrichten darüber aus Catanea.

SPUI R

X Paris, 18. Nov. Weder durch den Telegraphen, noch durch die Post erhalten wir heute Nachrichten, welche weiteren Auf- {luß über die Wendung der Dinge geben, die während der leßten Tage in Catalonien eingetreten i. Aus Saragossa erfahren wir die nicht unwichtige Neuigkeit, daß der General Concha auf sein drin- gendes Verlangen von dem Posten des General-Capitains von Ara- gonien abberufen is, um nach Madrid zurüczukehren, und seine Ar= beiten an der Reorganisation der Armee wiederaufzunehmen, Der General Concha gilt für einen zwar bis jeßt versteckten, aber gleih- wohl sehr heftigen Nebenbuhler des Generals Narvaez, den er nicht aus den Augen lassen will, um die Entwürfe seines Ehrgeizes über=- wachen zu fönnen. Schon während der Kampf gegen Espartero noch nicht beendet war, sprach man von einer drohenden Spannung zwischen jenen beiden Männern, deren gegenseitige Eifersuht schon damals nur ein halbes Geheimniß war. Die Generale Concha und Narvaez sind überdies zwei ganz entgegengeseßte Charaktere und Geister, Der Lettere is ein hauptsächlih praktish gebildeter Soldat, der si durch Kühnheit und persönliche Tapferkeit auszeichnet, dem es aber an tieferer militairisher Bildung fehlt. Der General Concha dagegen is ein eben so gründlih als fein gebildeter Mann, dessen edle Lbensformen mit denen des Generals Narvaez grell fontrastiren. Was die Feindschaft des Generals Concha gegen Espartero betri, \o i dieselbe oder war sie doch wenigstens ihrem Ursprunge nah eine vorzugsweise persönlihe. Der General Concha war nämlich der Mitbewerber Espartero’s um die Hand der späteren Herzogin de la Vitoria, und er wurde troß mancher natür-= lichen Vortheile, die er vor Espartero voraus hatte, und namentlich troß seiner frischeren Jugend zurückgewiesen. Diesen Sieg hat der General Concha Espartero nie verzeihen können.

Saragossa feierte am Áten den Regierungs-Anutritt Jsabella’s I. und gleichzeitig die Capitulation von Gerona als doppeltes nationales Freudenfest durch militairische und kirhlihe Ceremonieen, durch Erleuch= tung der Stadt und durch Banketts, Die Theilnahme an dieser Feier ist, allem Anscheine nach, ziemlich allgemein und aufrichtig gewesen,

Die hiesigen Freunde der Königin Christine rehneten darauf, daß die madrider Regierung eine besondere Gesandtschaft an die Kö= nigin Mutter abgehen lassen werde, um sie von dem Ereignisse vom 8ten in Kenntniß zu seßen und um sie zu gleiher Zeit zur Rückkehr nach Madrid einzuladen , allein es gewinut den Anschein, als ob die leßten Nachrichten aus Madrid diese Erwartung in beiden Punkten zerstört haben. Das Ministerium Lopez hat sich nämlich, wie man versichert, bestimmt geweigert, einen Schritt zu thun, welcher seine ganze Politik in der Meinung der noch immer sehr zahlreichen Gegner der Ex = Regentin kompromittiren und der überdies nur darguf hinauslaufen würde, die ohnehin {hon so schwierigen Personen= und Sachverhältnisse in Madrid noch weiter zu verwideln ; denn offenbar fönnte doch die Anwesenheit der Königin Christine nicht zur Vereinfachung der Lage der Dinge in Madrid beitragen. Ob sich aber die Mutter der Königin Jsabella durch das Ausbleiben einer förmlichen Einladung abhalten lassen dürste, nah Spanien zurückzu= fehren, wird von Manchen für zweifelhaft gehalten. Die amtliche Anzeige des Regierungs-Antrittes der Königin Jsabella wird im Hotel Courcelles vermuthlich durch den hiesigen Geschäftsträger der spanischen Regierung gemacht werden. Dagegen ist bereits fest beschlossen, den Hof der Tuilerieen und die übrigen befreundeten Höfe durch eigenhändige Schreiben der Königin Jjabella, welhe von spanischen

Da ata L A

„Heil Liebe dir, dir Tonkunst Ehr? und Dank!“

Bei diesem Chor hat der Justrumental-Baß nur fünf Takte zu spielen, die immer wiederkehren, einem sogenannten Bass0 ostinato, Ueber diese fünf Tafte figurirt nun der Chor in kantrischen Nachahmungen und kontrapunk tischen Verflechtungen mit immer neuen harmonischen Wendungen, in eben so funstvoller als wirklih \{chöón klingender Weise. Die Krone aber seßt dem ganzen We:ke, nach unserer Meinung, der leßte Schluß-Chor (F-dur) aufz in diesem sind 4 höchst charakteristishe Themata fugenartig eben so funstvoll als sinnig durchgearbeitet, und wird so das großartige Werk, durch das uns Händel gleichsam selbst ein Timotheus zur Begeisterung hinreißt, auf würdige Weise geschlossen !

Der Chor, unter Leitung des Dir, Prof. Rungenhagen, leistete, wie immer, Vorzüglichesz die Solo - Partieen waren durch die Damen: Frau von Faßmann, Fräul. von Borcke und durch die Herren Mantius und Z\chie sche besezt. Fräul. von Borcke sang das ihr Zuertheilte im Ganzen, einige falsche Eintritte und etwas detoniren abgerechuct, recht bravz die Leistungen der Uebrigen waren nur zu loben; eben so das Orchester, Doch hätten wir in der Jutroduction zum Len Theil den Anfang des Ritornells piano vorgetragen gewünscht, nach den Worten : „Erschalle, goldenes Saitenspiel““ müßte das p- auch noch beibleibenz dann ¿ach den Worten; „Mit lautem Ton“ könnten ml. und nah den Worten: „Und noch mit lauterem Ton!“ hätte erst müssen das Forte der Znslrumente R, ivie es der Ausdru der Worte ja auch anzeigt. Das Tempo der Arie Nr, 16, mit dem sich daran schließenden Chor, Andaute bezeichnet, schien uns auch um ein Weniges zu nell ; die Triden kamen etwas zu übereilt heraus, Doch diese kleinen Ausstellungen einiger Einzelnheiten S durchaus vet KLLOLnE ausgezeichneten Ausführung des Ganzen feinen

intrag thun. Wir schließen mit dem besten Dank für so {önen Genuß an alle Mitwirkenden, i

4:4 Frankfurt a, M., 18. Nov, Wir konnten uns wieder ein- mal überzeugen, wie fehr die Lust an Konzerien, wenn sie auch die reno- mirtesten Künstler veranstalten , in unserer Stadt verschwunden is, Diese

Thatsache is aber nicht das Merkmal des Mangels an Kunstsinn dahier, nein, es is die natürliche Folge der Uebersättigung an musikalischen (GBe- nüssen der leßteren Jahre. So durfte es nicht befremden, daß die beiden Konzerte, welhe Dreyshock im Theater gab, nur schwach besucht waren, Dem eminenten Talente dieses Klavier - Virtuosen ließ man in höchstem Grade Gerechtigkeit widerfahren und zollte ihm den lebhaftesten Beifall, Man täuschte sich aber auch in der Erwartung, Prume, der belgische Bio- lin - Viituos, dessen Stern erst hier aufging, werde ein starkes Auditorium anziehen. Auch er trat bis jeßt zweimal im Theater auf, und das Haus war immer nur mäßig besucht. Den Succes d'estime hatte Prume aber auch in vollstem Maße für sihz hat sein Spiel in den Jahren, seitdem wir ihn nicht gehört, auch an Großartigkeit nicht gewonnen, ist es doch vollen deter geworden. Dagegen kann man den neuen Compositionen, die uns Prume vortrug, keine Bedeutung beilegen. Die Sucht, nach Effekt zu haschen, leuchtet in ihnen zu oft hervor, und wenn auch seine vielgepriesene „Melancolie“ von dieser unlöblichen Eigenschaft nicht ganz *reizusprechen ist, steht sie doch im mer unter seinen und den Compositionen der modernen Violin - Virtuofen einzig, licblih duftend da. Troy dem nicht günstigen Resultate, d. h. ín pecuniairer Bezichung, will Prume doch ein drittes Konzert geben, und da diesmal die Aufhebung des Abonnemen's unterbleibt, witd es jedenfalls besuchter werden. Drevschock giebt heut! in einem kleinen Saale noch ein Konzert für die Mozart-Stiftung zu deren Kräftigung alle deutsche Vir tuosen beitragen sollten und wendet \ch dann Belgien und Holland zu.

Die „Antigone‘“ wird morgen zum ziertenmale wiederholt und dadurch von unserer Direction einem allgemeinen Wunsche entsprochen.

Ein lebhaftes Interesse zeigte unser Fublifum neulich auh an der Dar- stellung des „Hamlet,“ War sie auch in Allgemeinen gut, war doch die Darstellung des Hamlet, durch Herrn Biison, eine sto vollendete, daß das Publikum , das den trefflichen Künstler seit lange in diejer Rolle nicht ge- sehen, zur Bewunderung hingerissen wurd: und ihn 3mal stürmisch rief, Das klägliche Resultat, welhes das Gastspiel der Mad. Frühauf auf dem Burg theater in Wien hatte, hat ihre hiesigen Freunde sehr betrübt, So talent- voll diese Künstlerin fürs Lustspiel is, ckarf sie sich doch nicht auf das Ge- bict der Tragödie wagen, denn was hie darauf leistet is wohl gut gemacht,

entbehrt aber der poetishen Gluth und der inneren Gefühlswärme, Eine junge hervorragende tragische Liebhaberin thut unserem Theater sehr Noth. Die Over brachte uns in den leßten Tagen wieder die Aufführung des „Faust“, in welher Pischeck in der Titelrolle immer erzellirt , Dlle. Ru - dersdorf f als Kunigunde aber auch so ausgezeichnet brav sang, daß ihr der Beifall des Publikums in hohem Grade zu Theil werden mußte. Aloys Schmitt’ s neue Oper „das Osterfest‘“ wird nun einstudirt und soll noch in diesem Jahre aufgeführt werden. Die Oper soll mit großem Glanze in Scene geseßt werden, und um so beklagenswerther wäre es, wenn sie das Loos so mancher deutschen Oper der Neuzeit theilen müßte, das der baldi- gen Vergessenheit, Wir wollen, troß öfterer Täuschung, das Beste hoffen.

Nom, 10, Nov. (A, Z.) Der Advokat Filippo Mercuri, ein römií- cher Literat von Namen, dessen verdienstliche Arbeiten unter Anderem über die von Philostratos beschriebenen Gemälde und die Statuen des Kallistra- tos auch außer Jtalien vortheilhaft bekannt sind, hat so eben ein neues Werk herausgegeben unter dem Titel: Lezioni sulla divina commedia preceduta da un’ discorso ceritico sopra tutti 1 manoscritti, ledizioni e 1 commentatori antichi e moderni di Dante Alighiert, e da una ta- vola sincrona di tutti gli avvenimenti principali relativi alla divina c al secolo di Dante dal MCC al MCCCXXI, in cui egli morì. Die Lezioni besprechen die allegorischen Partieen, wie alles übrige, vom rein hiftorishen Standpunkte aus, Sie bringen viel neues, aus un- gedruckten Chroniken entnommenes, interessantes Material für die Commen- tation und dürften in dieser Hinsicht auch die besten Azbeiten Venturi's und Volpi's weit übertreffen, Mexrcuri wird diesem Werke eine aus noch un- benußten Handschriften, von denen die Vaticana, so wie einige Bibliotheken römischer Prinzipi mehrere besißen, entlehnte Vita des Dichters folgen lassen. Jn ihr sollen auch Proben eines inedirten lateinischen Kommentars zum Purgatorio und Paradiso aus einem von Franceschino di Poggio Romano zu Faenza im Jahre 1412 geschriebenen Koder mitgetheilt werden,

commecdia

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