1843 / 152 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Schmidt zu Bruchköbel, um Entschädigung eines ihm in seinem Dienst- Einkommen durch das Ablösungs -Geseß entstandenen Verlustes von 90 Thalern. Das Gesuch wurde jedo, weil nicht nachgewiesen war, daß sich Bittsteller bereits an die höchste Staats - Behörde gewendet, zurüdckgewiesen, Namens des Eisenbahn Ausschusses berichtete Herr von Waiß über ein Gesuch der Stadt gulda, dahin gerichtet, der Richtung der nah Frankfurt zu erbauenden Eisenbahn über Fulda ten Vorzug zu geben und einen Versuch zu machen, die Bahn auf Actieu zu erbauen. Der Ausschuß schlägt vor, unter Mittheilung des Ge-= suchs die hohe Staats-Regierung zu ersuchen, bei der von derselben erbetenen Auskunft auch die von den Petenten vorgeschlagene Richtung zu prüfen; hält jedoch ein Ersuchen auf Prüfung des Vorschlages

wegen Kreirung von Actien bei dem desfalls auf den Antrag derF Herren Arnold und Schwarzenberg an die Regierung bercits gerih=#

teten Ersuchen für überflüssig. Herr Bähr {lug vor, der RegierungFß das Gesuch zu empfehlen, nahm aber seinen Antrag zurück, worauf der Ausshuß=Antrag genehmigt wurde, Herr von Baumbach UlF

und Marburg. Der Antrag des Ausschusses, „hohe Staats - Regie# rung zu ersuchen: aus den Staats= Waldungen an die in den Pro® vinzial-Hauptstädten schon bestehenden oder noch zu errichtenden städt#& hen Brennholz = Magazine, mit Berücksichtigung der in mehr odér minderem Maße vorhandenen Brenuholz-Surrogate, Brennholz-Quä= titäten in ausreichendem Maße so weit es die Ertragsfäbigkeit der Staats-Waldungen und die Berücksichtigung des §. 2 des Geseßes vom 24, Juni 1840 gestatten gegen die Lokal - Holztaxe abgeben zu lassen“’, wurde genehmigt und die Sißung geschlossen.

Freie Städte. Bremen, O), D) Se, Ex cellenz der Kaiserl. österreichishe bevollmächtigte Minister, Herr Le- gations-Rath von Kaisersfeld, hat unter dem Wten d, M. an den Senat ein Schreiben erlassen, worin im Allerhöchsten Auftrage die besondere Zufriedenheit Sr. Kaiserl. Majestät, wie mit den Leistungen des 10ten Armee-Corps bei der Zusammenziehung desselben im Lager bei Lüneburg im Allgemeinen, so auch speziell mit dem Autheil, wel= hen die hanseatishen Kontingente daran genommen, in den verbind- lichsten Ausdrücken erklärt wird.

Oesterreichische Monarchie.

Þ» Prag, 24. Nov. Zuverlässige Nachrichten aus Wien ge-= währen die erfreulide Gewißheit, daß dort mit Nächstem ein neues großes wissenschastlihes Jnstitut ins Leben treten werde. Den uner

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Nov.

Uen müdlichen Bestrebungen des um die Wissenschaften so hoh verdienten Freiherrn von Hammer soll es nämlich gelungen sein, seinen vieljäh- rigen Eifer für die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften, wenigstens dur den Erfolg gekrönt zu seben, daß ein Museum für Natur-Wissenschaften in Wien begründet werde. Als Grundlage des selben soll fürs erste das Kaiserliche Naturalien-Kabinet aus den bis- herigen Lokalitäten in das in großartigem Maßstabe zu errichtende Museumsgebäude übertragen, und dann sofort die botanische Section nach dem Vorbilde des pariser jardin de plantes begründet werden. Nach der Ausstattung und begonnenen Wirksamkeit dieser Abtheilung, deren Vorbereitung und Organisation bereits dem Professor End- licher gewiß die glüclichste Wahl, die man treffen konnte auf= getragen wurde, soll dann die Abtheilung für vergleichende Anatomie folgen, und auf diese Art nah und nach mit allen Hauptzweigen der Natur=Wissenschaften fortgefahren werden, um durch Sammlungen und Anstellung von ausgezeihneten Fahmännern für die einzelnen Abtbeilungen einen großartigen Vereinigungspunkt der Natur-Wissen- s{baften in ihrem ganzen Umfange zu bilden. Erfreulich an und für si schon, wird der Werth dieser Anstalt noch dadurch erhöht, daß damit die erfolgreiche Anordnung verbunden wurde, daß das Junstitut nicht blos etwa die Aufstellung von Sammlungen , sondern die Be=- stimmung zum Hauptzwecke erhalte, sene zu praktischen Demonstratio- nen zu benußen, und damit die Gelegenheit zu unabhängiger litera- risher Thätigkeit in Verbindung mit freien Vorträgen, nah Art des erwähnten pariser Jnstituts zu verbinden. Wie wichtig dieses Mu- seum für Wien werden, und welhe wohlthätigen Jmpulse es für das Studium der Natur-Wissenschaften im ganzen Umfange der Monarchie gewähren wird, bedarf wobl feiner weiteren Erörterung.

Bei der großen Dürftigkeit des Kunstlebens in unserer Stadt, außerhalb des musikalischen Gebietes, if} es sehr erfreulich, daß we- nigstens dieses Lebtere eine längst gewünschte Erweiterung erhielt, durch Einführung der Abonnements-Konzerte, Der am 9ten d. M. damit gemachte Anfang hat sehr befriedigt, und bei den bedeutenden musikalischen Kräften, welche hier zu Gebote stehen, is fein Zweifel, daß die Sache Anklang finden, und vielleicht einiges zur Hebung des sehr im

hiesigen geselligen Lebens beitragen werde, das bisher freilich

s bei Argen lag; denn ohne Gefahr eines begründeten Widerspruches darf vielleicht behauptet werden, daß in feiner größeren Stadt Deutsch lands das gesellschaftlihe Zusammenleben so kümmerlih wie bei uns set, besonders seitdem der immer mehr zunehmende Verfall unserer

einst so rühmlihen Bühne auch diesem einzigen Vereinigungspunkte

immer mehr Besucher eutzog.

Russland und Polen.

St. Petersburg, 21. Nov. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael is am 17ten d. von seiner Reise ins Ausland wieder in Zarskoje-Selo eingetroffen.

Jn der verflossenen Nacht ist das Eis auf der Newa stehen ge- blieben, und heute sind die Communicatiouen mit den Junseln unter- brochen,

tung seines Dirigenten, Herrn B...

bra ais , eines waceren Dilettanten, recht

dn Virginia Giorgi. Ps em ra (Anterhandlungen mit der spanishen Sängerin Donna nigin datiaebabien KeEaNfi dem am Namensfcste Zhrcr Majestät der Kö- nok Bricciglbi arde, zu dem auch die Virtuosen Niefstahl ihres Austre:ens guf bena waren, mitzuwirken die Ehre hatte) hinsichilich der zu hohen Forderungen onigsstädtischen Thegier, Vernehmen nah, wegen ct Tele willfom 1 jener Künstlerin sich zerschlagen haben, wird nun, atis Raa (die “fentlidon nächsten Mitiwoch Sgra. V irgín ia Giorgi aus 2 ofentli ; s b 7 E eoatnme miltiriin, t, In Namen unrichtig) in é ) S E ir um so freudi \merk- sam machen, als Sgra. Giorgi uns von Männern. mge wir

über das unsere zu stellen gewohnt sind, als ei Si rinnen Bordogni's dringend empfohlen i, der eminentesten Schüle- —û,

Gesellschaft der naturforschenden Freunde.

Berlim. Sizung der Gesellschast naturforschender Freund E lín am 21. November, Herr Heinrich Nose berichtete Übe Ünterianges des Herrn Heiny hinsichtlich der färbenden Materien im Amethys, Karniol und Feuersteinm, Derselbe hatte sich überzeugt, daß die violette Färbung im Amethyst weder, wie man allgemein glaubt, durch Manganoxyd noch dur organische Materie bedingt werde, sondern ihre Entstehung nux einer höch geringen Menge eines eisensauren Salzes verdanke, Eben so rührt die

j s d H \ berichtete über die Anträge der Herren Fondy und Rehm auf Abgab#N von Brennholz aus den Staats = Waldungen an die Städte Fuld

d 916 __Die Direction der amerikanis - russischen Compagnie zeigt an, daß die dieser Gesellschaft gehörende Brigg „Promyssel“/ am 14. Au- gust mit einer auf 60,000 Silber-Rubel geshäßten Ladung Pekzwerk glüdcklih zu Ochotsk angelangt ist.

Franx Ei 9 Paris, 22. Nov. Die Nachricht, daß Rußland an den Kon erenzen, welche in London über die griechishe Revolution stattfinden nöchten, keinen Antheil nehmen wolle, und daß Herr von Brunnow

¿den Befehl erhalten habe, mit Frankreih und England nur noch über | die Finanz=Angelegenheiten Griechenlands zu unterhandeln, wird von

einem Theile der hiesigen Oppositions - Presse \o aufgefaßt, als ob uun der Augeublick da sei, wenn maun hu uur gehörig zu benußten verstände, um den russischen Einfluß im Orient zu \{mälern. England und Frankreich brauchten, diesen Blättern zufolge, sih nur wieder

enger zu verbunden, und als läge es jebt in. ihrer Macht, auch das ottomanishe Reih von der Vormundschaft zu be- freien, welhe Rußland über dasselbe ausübe. FJunwiefern sich

Rußland, wenn wirklich die Ausübung eines solchen überwiegenden Einflusses seine Tendenz wäre, durch seine jeßige Stellung in Bezug auf Griechenland daran behindert finden sollte, darüber wird ganz hinweggegangen; man sieht nur, was man sehen will, und wenn fortan uiht Frankreih, im Bunde mit England, denu diefe noch vor kurzem von der Opposition vLershmähte Allianz is nun plößlich wieder beliebt geworden, den Ausschlag in den Händeln und Ju teressen des Orients giebt, so wird blos Herr Guizot daran schuld sein, dem man vor kurzem noch eine englische Gesinnung zum Vor- wurf machte, wogegen man jeßt bereits Miene macht, hm vorzu- werfen, er werde die günstige Gelegenheit sich entshlüpfen lassen, England und Frankreih mit einem dauernden Bande zu umschlingen. Jn dieser Art spricht besonders der Courrier francais sich aus; doch auch der Constitutionnel glaubt weuigstens, daß eine größere Annäherung zwischen England und Frankreich aus der von Rußland eingeschlagenen Politik hervorgehen könnte. Diesen Wünschen und Erwartungen tritt nun aber die Presse mit kühlcren Betrachtungen entgegen; ja, sie findet es sogar unbegreiflich, wie man, gleich alters shwachen politischen Kannengießeru, nuoch immer von vollständiger Herstellung einer Allianz mit England träumen könne. Das hieße geradezu, wieder aufs Tapet bringen, was das Allerabgelebteste in der Po litik der Vergangenheit sei, und was mit den Lehren der Erfahrung 1m grellsten Widerspruch stehe. „Wir heben dies deshalb hervor“, sagt das zuleßt genannte Blatt, „weil der Constitutionnel hier vielleicht das Organ gewisser Staatsmänuer is, welche auch durch die stärksten Jrrthümer noch nicht enttäuscht zu sein scheinen. Es würde uns um ihre Zukunft, falls sie eine fsolhe haben, sehr leid thun, wenn sie in dem, was so eben zu London vorgegangen is, nur eine Gelegenheit erblickten, Frankreich von neuem eine Gemeinschaft des Handelns guf zubürden, die es fast nie ohne Nachtheil übernommen hat. Das ganz freiwillige Zurücktreten Rußlands von der aus der griechischen Revolution entspringenden Frage, sollte audere Gedauken einflößen, denn es beweist, daß diese Macht sich niemals gegen ihre Juteressen oder gegen seine Sympathicen auf Verpflichtungen einläßt, und daß sie nôthigenfalls ihre volle Unabhängigkeit wiedereinzunehmen weiß. Es würde gewiß für Frankreich keine größere Gefahr dabei sein, wenn es sich Freiheit in seinen Bewegungen bewahrte, und wir wünschten sehr, daß es dies einsähe. Wenn die griehishe Revolu tion wirklich die Bande gebrochen hat, welche sich am 15. Juli 1810 zwischen England und Rußland gebildet, desto besser. Aber ein

solher Bruch darf für uns kein Beweggrund sein, durch eine wiederaufgewärmte Junnigkeit die erstere dieser beiden Mächte

den Schmerz zu trösten, den ihr die Entfernung der anderen

für verursahen möchte. Werfen wir uns nun Niemanden an den Kopfz laßt uns unseren eigenen Werth zu {chäben wissen, und

uns nicht einbilden, daß wir - für uns allein nihts vermöchten ; nachdem wir lange Zeit die Sucht gehabt, uns zu übershäben, wollen wir nun nicht in die Manie fallen, uns zu gering zu achten. Die Mitte zu halten, ist das Rechte. Allerdings is die aus freien Stücken erfolgte Auflösung jenes Bundes, der sich vor drei Jahren gegen uns bildete, ein wichtiges Ereigniß. Aber man vergesse nicht, daß es das sicherste Mittel wäre, dasselbe wieder zu vernichten, wenn man sich mit unbesonnener Hast in Verbindungen stürzen wollte, die eben fo sehr den National-Gefühlen widerstreben, als fie dereinst unseren woh! verstandenen Jnteressen schaden könnten.“

Graf Molé hat an mehrere Zeitungen ein Schreiben gerichtet, worin er dem Gerüchte, er werde sich in den nächsten Tagen nach London verfügen, widerspricht, „Jch antworte“, sagt derselbe, „,ge- wöhnlih nur durch Verachtung auf all" das Shmähliche, was gewisse Blätter auf meinen Namen zu häufen fähig sind. Heute jedoch bin ih es mir selbst schuldig, so viel unsinnigem Betrug die Wahrheit entgegenzuseßen, indem ih erkläre, daß ih uicht daran gedacht habe, mich von Paris zu entfernen, und noch weniger daran, mi nach Havre oder London zu begeben,“

Graf Bresson, der neu ernannte Botschafter Frankreichs am Hofe von Madrid, verläßt, wie man vernimmt, heute oder morgen Paris, um sich auf seinen Posten zu begeben. Er hatte in den leßten Tagen häufige Besprehungen mit Herrn Guizot.

5 Paris, 23. Nov. Herr von Polignac hat geglaubt, dem von dem Minister des Jnuern an ihn ergangenen Befehl, Paris zu verlassen, nicht Folge leisten zu müssen. (S, das gestrige Blatt der Allg. Preuß. Ztg) Der Marschall Sebastiani, welcher durch seine Gemahlin mit Herrn von Polignac verwandt is, hat sich bei

rothe Farbe des Karniol nicht von organischen Substanzen her, sondern von Eisenoxvdz dersclbe enthält auch noch eine Spur (0,38 pCt.) Wasser. Dahingegen enthält der Feucrstein, außer eiwas Wasser, organische Sub- stanzen. Herr Hein fand in ihm durch Verbrennung mit Kupferoxvd in Sauerstofgas 0,07 pCt. Kohle, Herr J. Müller machte eine Mit- theilung über die Tilapia Sparmanni Smith, Wustrations of the Zoologis os Scuth afsrica, und zeigte, daß dieser Fisch des Ormii River nicht zu der Familie der Labyrinthischen gehören fönne, wohin er gebracht worden, sondern ein Chromid sei, daß cer mit Chromis mlotica generisch identisch sei und so vollständig damit übereinstimme, daß er nux durch die Zahl der Flossenstrahlen davon abweiche, daher wahrschcinlih eine andere Art der- selben Gattung sei. Herr Leopold vou Buch sprach über einen neuen Ammoniten vom Libanon, Ameukanische Geistlihe haben auf ihren Neisen durch Palästina auch den Libanon besucht und dort zwei Ammoniten mit- gebracht, die auffallend und merkwürdig sind. Es sind Kerne in einem rothen Kalkstein, der, wie frühere Erfahrungen zu lehren scheinen, zur Kreide- formation gehört, und denno möchte man beim ersten Anblicck glauben, Ceratiten des Muschelkalks vor sich zu sehen. Herr von Buch legte sehr saubere Abbildungen neben den Exemplaren und der Beschreibung vor und nannte diese neue Art Ammonita Syriacus. Herr Girard sprach hierauf über dic Ablenkung, welche die Magnetnadel in der Gegend der Baste im Hanz erfährt, nah Beobachtungen, welche bei Vermessung der PUED hannövet- schen Forst-Revicre des Harzes gemacht sind. Es scheint dieje Ablenkung, die an verschiedenen Punkten verschieden stark is und in maximo 12" t reicht, ihren Grunb in dem Vorkommen von Serpentin-Gesteinen im Baste-

ruch, einer moorigen Niederung, westlich vom Brocken, zu haben, obgleich die- selben nicht in freien Felsen an der Oberfläche anseßen, Herr Ehrenberg trug aus einem Briefe des Herrn Dr, Philippi in Kassel Nachrichten über ein die Sgale bei Allendorf an der Werra \{chöón weinroth färbendes mi

dem Minister für die Zurücknahme des Befehls verwendet, allein, wie es scheint, ohne Erfolg. Man weiß sich diese Strenge nicht zu er- flären. Herr von Polignac is jeßt ein harmloser Greis, der sih auf feine Weise in die Politik mischt und der hierher gekommen is, um den Winter im Kreise seiner Familie zuzubringen. Und jener Befehl erscheint um so auffallender, da er auh im vorigen Jahre nah Pa- ris fam, um der Vermählung seines Sohnes mit Mademoiselle de Crillon beizuwohnen und sih ziemlich lange hier aufhielt, ohne daß Jemand daran gedacht hätte, ihu auf irgend eine Weise zu beunru higen. Wie wird diese Angelegenheit enden? Herr von Polignac scheint übrigens entschlossen zu seyn, dem Befehl niht nachzukommen. Man hatte geglaubt, die Amnestie sei vollständig gewesen und er dadurch der Beaufsichtigung durch die hohe Polizei, kraft deren die Regierung allein ihn zur Veränderung seines Aufenthaltes zwingen fann, enthoben. Herr von Poliguac hat seine sämmtlichen Bejibun gen in Frankreih verkauft und scheint sich für immer in Bayern niedergelassen zu haben.

Seit einiger Zeit giebt sihch in der Oppositions-Presse eine eigen- thümlihe Bewegung kund; man möchte sagen, sie wolle dur die düstere Schilderung, welhe sie von dem Zustande der arbeitenden Klassen entwirst, die Regierung in Schrecken seßen. Zwel radifale Blätter, la Démocratie pacifique und la NRéforme, sind namentlih in dieser Beziehung unermiüdlich. Sie enthalten täglich rührende Declamationen über das Loos der arbeitenden Klassen und sodann Entwürfe nicht nur zu einer Organisirung der Arbeit, sondern auch zu einer sozialen Organisation. Nach der Meinung dieser Herren müßte man den ganzen gesellschaftlichen Zustand von Grund aus umgestalten. Democratie pacifique will, um alles Clend auszurotten, Fourrier's Monde Phalanslérien einfüh- renz; die Réforme will ganz einfah die Republik. Ein großer Theil der Presse t in den Kreis dieser Erörterungen mit hineingezogen worden und es is ergößlich, zu sehen, wie man täglich die meisten unserer Justitutionen über den Haufen wirst, Wäre eine solhe Polemik niht von nachtheiligem Einflusse auf die Hand werker-Klasse, so würde sie sehr unterhaltend sein; aber bei dem ge- genwärtigen Zustande der Gemüther verbreitet sie nur falsche Jdeen und nährt die Gährung unter den Handwerkern, die ohnehin schon sehr geneigt sind, die Ordnung zu stören und sich den bestehenden Regeln für die Arbeit zu entziehen.

Wird man eine Dotation für den Herzog von Nemours verlan geu oder uicht? Bis jebt i} in dem ursprünglichen Projekt nichts verändert worden und ungeachtet des Widerstandes von Seiten des Ministeriums beharrt man dabei, die Forderung den Kammern vorzu legen. Herr Thiers würde mit seiner Phalanx das Projekt unte: stüßen. Das Alles is sehr unbestimmt, indeß eines der Journale des Herru Thiers, welhes nothwendig das Losungswort kennen muß, bahnt bereits den Weg in dieser Vichtung. Es giebt zu verstehen, daß die Dotation von einer Million für den Herzog von Nemours, sehr wohl einem anderen Ministerium als dem vom 29, Oktober be willigt werden konnte, Diese stillen Kämpfe um das Portefeuille haben bis jeßt noch nichts Erustlihes. Herr Guizot steht sehr fejt auf seinem Posten und die Deputirten-Kammer hat ihm in der leßten Session genug Beweise ihrer Zuneigung gegeben, um sich von neuem oline Schwierigkeit vor ihr zeigen zu können. : 2

Die legitimistisheu Blätter enthalten noch immer jehr ausfuh1 liche Berichte über die Reise des Herzogs von Bordeaux, der nach und nach die meisten Hüttenwerke von Sheffield, Worsley, Bridge water und Leeds besucht hat. Jn leßterem Orte is ihm ein glän zender Empfang zu Theil geworden; er scheint überhaupt auf dieser industriellen Reise überall sehr zuvorkommend aufgenommen zu we1 den, und die Besißer der Hüttenwerke scheinen sch eine Ehre und ein Vergnügen daraus zu machen, ihm die Wunder ihrer Fabriken zu zeigen.

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= Paris, 23. Die Annäherung der Eröffnung der Kammern macht täglih mehr in den Journalen sih bemerkbar. Das Steckenpferd, das jeßt eine Anzahl Oppositions-Blätter zu reiten be gonnen haben, und der Gegenstand, der auch in den pariser Korrespon denzen einiger englishen Blätter vorzugsweise angeregt wird, ist die Dotation, welche das Ministerium für den Herzog von Nemours we gen seiner Eigenschaft als künftiger Regent zu verlangen beabsichtigt. Man fängt an, dieselben Jntriguen, dieselbe Taktik gegen diese Absicht des Ministeriums in Bewegung zu seßen, wie vor drei Jahren, wo

Nov.

bekanntlich das damalige Kabinet vom 12, Mai darüber gefallen ift. Ob es diesmal gelingen wird, einen gleichen Erfolg zu erlaugen, steht

dahin. Aber noch eine materielle Unrichtigkeit, welhe die Oppo= sitions - Blätter bei Besprechung dieser Sache vorbringen , bedarf

einer Berichtigung. Alle nämlich melden, übereinstimmend in diesem Punkte mit den Angaben der pariser Korrespondenz des Morning Chronicle, das Ministerium werde für den Herzog von Nemours eine Dotation von einer Million verlangen. Diese Ziffer ist übertrieben, denn aus guter Quelle wird mir versichert, dieselbe werde nur 500,000 Fr. betragen und das Fehlende bis zu einer Million vom König selbs und von Madame Adelaide, der Schwester des nigs, zugeschossen werden. Daß von Seiten der Opposition Wider spruch auch gegen diese verhältnißmäßig sehr geringe Summe ge macht werden wird, is außer allem Zweifel. Ueber das Verhalten des Herrn Thiers in der Sache lauten die Angaben bis jeßt noch verschieden; die einen sagen, er selbst habe noch keinen festen Ent {chluß darüber gefaßt, die anderen, er werde bei der Diskussion sch shweigend verhalten, jedenfalls aber dafür stimmen. Die leßtere An gabe is die wahrscheinlihere, da Herr Thiers viel zu viel politische

frosfopishes Thierchen vor, und zeigte die eingesandte, hier und da noch lebende Form, welche er von der weinrothen Monas vinosa, die aber bié” her nur aus süßem Gewässer bekannt war, nicht für verschieden hielt. Ferner legte derselbe fünf neuere fertige Blätter seines Werkes über die }o) silen mikrosfopischen Lebensformen vor, nämlich: das Derlin orte Lager, die Kiecselguhr von Jrland, den Polir - Schiefer aus Virginien , di Kreide vom Libanon und die Kreide vom Mississippl. Hierauf sprach der- selbe über das aus den in Berlin verkäuflichen Bahama-Schwämmen ent- nommene Material an Formen kleiner, Meeressand bildender, polythala- mischer Thierchen, welches die bisher ganz unbekannt gebliebene gleiche F A jener Jnselgruppe um vorläufig 41 zum Theil neuer Arten bereichert, die sämmilich vorgelegt wurden. Hierbei wunde darauf aufmerksam gemacht, daß die lockere Spengia officinalis, Medizinal-Schwamm dex Bahama-Jn- feln, obwohl sie in allen Mceren vorzukommen scheine, daselbst doch kon- stant, ohne die dichtere älteste Handelsform, das eigentliche griechische Spon- gia officinalis, vorlomme und daher ohne Zweifel eine besondere schlechtere Art sei, die man als Spongia lippospongus, wie {hon Pallas vermuthete, trennen müsse. Endlich machte berselbe darauf aufmerksam, daß man sich bei chemischen Analysen von Korallen und an den Seekörpern zu hüten habe, ältere poröse Stücke zu nehmen, weil sich durch diese oft sehr feine mit Kiesel-Nadeln erfüllte Shwamm-Arten, wie Rhizomorphen durch fau- les Holz durchziehen, deren Kiesel-Theile beim Auflösen aus dem Juneren der Korallen zu kommen scheinen, denen sie doch gar nicht angehören, und bemerfte, wie der Verfasser der Abhandlung über die Struktur der Koral- len; London, Philosophical Transactions 1842, I. p. 215, offenbar wie- derholt in einen solchen Jrrthum gerathen sei.

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Klugheit besißt, um in einer meiner Ansicht nah rein dynastischen Frage auf die Seite der Opponenten zu treten. Die Oppojitions- Journale suchen zwar aus der Sache eine Kabinetsfrage zu machen, aber das Ministerium dürfte s{hwerlih dieselbe auf diesen Boden hiu- überspielen lassen, und vor Allem darf man überzeugt sein, daß das jeßige Ministerium das Verlangen nicht an die Kammer stellen würde, wenn es uicht von vorn herein {hon sicher wäre, daß dasselbe bewil- ligt werden wird. :

Alle Welt i erstaunt über die Heftigkeit, mit welcher heute der Graf Molé im Journal des Débats der Angabe widerspricht, als wolle er cine Reise nah England machen, oder habe sie bereits angetreten. Es fonnte dem edlen Grafen allerdings niht gleichgül- tig sein, wenn die legitimistishen Blätter dieser allgemein geglaub- ten Reise das aus der Luft gegriffene Motiv unterstellten, als wolle dieser Staatsmann, der in der letzten Zeit bei allen politischen Bor- fommunissen ein unverbrüchliches Stillshweigen beobachtete, gewi}ser- maßen eine Annäherung an den Herzog von Bordeaux versuchen. Allein um der Wahrheit ihr Recht zu verschaffen, bedurste es wohl einer solhen gercizten Sprache nicht, wie sie Graf Molé in seiner Erwiederung anwendet. Wer seinen Charafter, feme Stellung zu der den Thron einnehmenden Dynastie nur etwas fennt, wußte ohnedies, woran er sich bei den Angaben der legi timistishen Blätter zu halten hatte, und diesem konnten derartige, aus offenbarer Böswilligkeit hervorgegangene Entstellungen nicht un erwartet fommen. Was aber die Angabe von der bloßen Reise nach England betrifft, so war dieselbe um so allgemeiner geglaubt worden, als selbst das Journal du Havre einen Tag, nachdem auch ich Jhnen davon geschrieben, die bevorstehende Ankunst des Grafen zu Havre und das bereits erfolgte Eintreffen seiner Effekten daselbst mit dem ausdrücklihen Zusaße gemeldet hatte, daß Graf Molé nach England gehe.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Luitpold von Bayern i nah einem Aufenthalte von einer Woche zu Marseille mit seinem Gefolge auf dem Dampfschiffe „Villa de Madrid“ nah den spanischen Küsten abgefahren und wird diesen Ausflug, wie man bört, bis nah Por- tugal ausdehnen, um den hohen Verwandten am dortigen Hofe einen

Besuch abzustatten. Grossbritanien und Irland.

London, 22. Nov. Für O'Connell und die übrigen ange- klagten Repealer zeigt sich hier, namentlich in der City, eine merk würdige Theilnahme, die man indeß eher als eine Folge der Mißbil ligung des Verfahrens der Regierung in Jrland, als aus einem Ein verständniß mit den Repeal-Plänen des Agitators, denen jeder Eng länder widerstrebt, hervorgegaugen zu betrahten hat. Es wurde nämlich kürzlih in dem National-Saal High Holborn eine öffentliche Versammlung gehalten, um das Verfahren der Regierung gegen Jr land in Betracht zu nehmen. Die Versammlung, welche sehr zahl- reich war, und in welcher man mebrere angesehene Kaufleute bemerkte, faßte mehrere Beschlüsse, um gegen die politische Tyrannei der Regierung gegen Jrland zu protestiren und die Erklärung abzugeben, daß die eng lischen „Reformers““ bereit sind, O’Connell und die übrigen angeklag ten Repealer, als um ihr Vaterland und das vereinigte Reich hoch verdient, zu unterstüßen. Man ersieht hieraus, daß die Versammlung aus radikalen Whigs bestand, welche allerdings die Beschwerden Jr lands in dem Umfange, wie es in der Absicht O’'Connell's liegt, be seitigt sehen wollen, aber einer Trennung der Union eben fo entgegen sind, als jeder andere Engländer.

X London, 21, Nov. Jch habe bereits auf die außerordent liche Erbitterung der schottischen Sektarier, so wie auf die drohende Stellung derselben gegen diejenige Kirche und diejenigen ihrer christ lichen Nebenmenschen hingedeutet, welhe noch vor wenigen Monaten ihre eigenen Kollegen und Brüder waren. Nicht zufrieden indeß mit der vollständigsten Duldung, die sie genießen, nicht zufrieden damit, ihr Vaterland im Junern getheilt und die alte Kirche von Schottland beleidigt zu haben, beschließen sie jeßt noch einen Angriff auf England selbst. Jhre besten Prediger haben sih selbst zu diesem Kreuzzuge gemeldet. Die ganze Jnsel i} in Bezirke für diese irrenden Kanzel ritter getheilt, und über furz oder lang werden wir in jedem Theile Englands die näselnden Tiraden und die fanatischen Doktrinen unserer Apostel des Nordens vernehmen,

Der offenbare und in der That auch erklärte Zweck dieses Feld zugs 1st, Geld aus den Taschen des englischen Volks zu locken; aber ein vielleicht eben so dringender Beweggrund is die Befestigung der politischen Stellung der losgerissenen Kirche von Schottland durch ein engeres Bündniß derselben mit den Feinden der englischen Hochkirche.

Jn gewisser Hinsicht (obschon ih die Parallele nicht allzugenau ziehen möchte) erinnert manches dieser Gegenbewegungen an den Zustand der schottischen und englischen Kirchen vor zweihundert Jal) ren. Die anglo= katholische Richtung Oxfords hat der Kirche von England eine Erhabenheit der Sprache, der Doktrin so wie der Disziplin mitgetheilt, welhe ihr seit den Zeiten Land's kaum eigen warz; denn die Puseyiten unterscheiden sich wesentlich von der hoch kirchlichen Partei zu Anfange des leßten Jahrhunderts, insofern sie nämlich einen sehr großen Theil des frommen Eifers der höheren Klassen im ganzen Königreiche für sich haben. Je nachdem aber diese Meinungen mehr Grund gewonnen und eine größere Verbreitung fan den, hat der in den unteren Klassen mehr allgemeine Dissentismus einen immer bitterern Ton angenommen. Er hat seine Geschosse vergiftet, wenn er si{ch unfähig erkannte, mit der natürlihen und wachsenden Macht seines großen Gegners sich zu messen; und wie die mit Er- folg begleitete Opposition gegen die Erziehungs= Bill in der lebten Session es hinlänglich gezeigt hat, sind die Dissenters von der größ ten Feindseligkeit gegen den erneuten Eifer und die Gebräuche der fatholishen Kirche in England durhdrungen. Unter solchen Umstän den ist der Zeitpunkt des Feldzuges der Sektagrier des Nordens zur Förderung ihrer eigenen Zwecke nicht übel gewählt. Sie werden unter den englischen Jndependenten (denn die Presbyterianer dieses Landes sind eine ausgeartete und im Sinken begriffene Gemeinde) ein bereit= williges Ohr und auch so viele Beiträge finden, als deren Mittel es nur gestatten. Wir werden demnach noch einmal von der Verbrei tung schottischer Bigotterie zur Unterstüßung der anti-episkopalen Par= tei in England Zeugen sein , und die demokratische Partei wird wie= der von dem Jargon der Puritaner angesteckt werden. Jch halte die Theilnahme, welhe man für die freie schottishe Kirche bezeigt, für niht eben sehr groß, aber ih kann doch auf die indirekten Folgen dieser Bewegung nicht anders als mit Besorgniß schauen; sie wird in dem Geiste der Menschen den Austeckungsstoff religiöser Leidenschaften und Zwistigkeiten zurüclassen, welcher nicht leiht wieder getilgt wer= den fann. i

Von Jrland giebt es heute nihts Neues. Die allgemeine Mei- nung i}, daß O'Connell'’s Plea of abatemenl (Antrag auf Cassation der Anklage-Akte) rechtsgültig sei, und daß demnach der Prozeß auf- gegeben werden mise,

Vat Brüssel, 24. Nov. Jun der gestrigen Sißung der Repräsen-=

tanten-Kammer legte der Kriegs-Minister einen Geseß-Entwurf vor, wodurch er für sein Departement eine nachträgliche Bewilligung von

917

Ausgaben dieses Dienstzweiges für |

2,700,000 Fr. verlangt, was die das Jahr 1843 auf die Summe B, l: Die Kammer überwies diesen Entwurf an die Central -Section, die das Kriegs - Budget geprüft hat, und die sich als besondere Kommission damit beschäftigen wird. i S

Der Minister des Junern ersuchte in derselben Sibung um die Autorisation der Kammer zar Verlängerung der unterm 30, Juni 1842 der Regierung verliehenen Vollmacht, die Kanal = und Fluß= Abgaben, welche von gewissen Produkten zum Besten des Staates erhoben werden, herabzuseßen, bis zum 31. Dezember 1846, Der betreffende Geseß= Entwurf, der den Sectionen zur Prüfung über- wiesen wurde, is von einer ausführlichen Auseinanderseßung beglei- tet, worin dargelegt wird, wie dies Geseß ausgeführt worden, welche Folgen es für den Gewerbfleiß und Fisfus gehabt, und aus welchen Gründen die Erneuerung desseiben wünschenswerth ist.

General Antonio van Halen hat vorgestern zu Antwerpen seine Effekten auf der dort liegenden spanishen Brigg „Ardoez Apostol““ einschiffen lassenz man \chließt daraus, daß er nach Spanien zurück= fehren will.

von 28,750,000 Fr. erhöht.

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ò Madrid, 17. Nov. Der Regierungs-Antritt der Königin hat in allen Gegenden der Halbinsel den größten Jubel erregt. Das Volk, das in diesem Ercignisse das ersehnte Ziel seiner Leiden er blickt, drängt sich in die Kirchen, um. den Höchsten für seine Fügungen zu preisen. Morgen wird \sich die Königin selbs mit ihrem Hofstaat in die Kirche der heiligen Jungfrau von Atocha begeben, um einem feierlihen Tedeum beizuwohnen, Das Aguntamiento von Madrid if so eben mit Anordnung großer Volksfeste beschäftigt, und ein Aller höchstes Dekret vom 15ten verfügt, daß am 1. Dezember die feier= liche Ausrufung und Huldigung Jhrer Majestät der constitutionellen Königin von Spauien in allen Ortschaften des Landes stattfinden soll.

Indessen ist mit der bloßen Erklärung, die Revolution sei jeßt beendigt, nur wenig erreiht. Es fömmt, wie ein hiesiges Blatt sehr richtig bemerkt, darauf an, zu erfahren, ob die Revolution deslalb ein Ende haben soll, damit das einmal Vollbrahte wieder umge stoßen, oder damit es auf \solhe Weise befestigt werde, daß an keine neue Erschütterungen zu denken wäre. Man muß \ich darüber ent- scheiden, ob Halt gemacht, oder ob rückwärts geschritten werden soll. Diese Fragen werden wir durch die zu erwartende neue Gestaltung des Ministeriums beantwortet sehen.

Die Mitglieder der nun erloschenen provisorischen Regierung haben der Königin in der von mir mitgetheilten Eingabe erklärt, daß ste selbst das Erzeugniß einer Revolution, und deshalb am wenigsten geeignet wären, die Leitung einer die Bahn der Gesemäßigkeit betre- tenden Regierung zu übernehmen. Diese Erklärung geschah \o un umwunden und so öffentlich, daß sich die Urheber derselben für be leidigt halten müßten, wenn man Zweifel in ihre Aufrichtigkeit seßen wollte, Die verschiedenen Parteien, die sich nunmehr um den Be sh der ministeriellen Gewalt streiten mögen, haben sich daher beeilt, den zurücktretenden Ministern einstimmig ihren Dank auszusprechen, damit jedoch keinesweges die Bitte zu verbinden, die Last der Re gierung noch fernerhin auf ihren Schultern behalten zu wollen,

Die Nothwendigkeit der Bildung eines neuen Ministeriums ist demnach allgemein anerkannt, und der Streit dreht sich nur um die Bestandtheile desselben. Jun dieser Hinsicht stellen sich für jeßt drei verschiedene Klassen dar, deren jede ein besonderes Programm guf stellt. i

Es giebt eine Art von Leuten, welche zu dem Sturz Espartero?s beigetragen haben, indessen sich in den Vorausseßungen, von denen ge leitet, sie mit ihren früheren Gegnern ein Bündniß schlossen, getäuscht sehen, und sich bewußt sind, daß die Stunde der Verwirklihung ihrer Wünsche noch nicht erschienen is. Diese, man mag sie Centralisten, Pro gressisten, oder „reine Patrioten“ nennen, bewerben sich nicht um das Mi nisterium, werden aber dem neu auftretenden, welcher Gestalt es auch sein möge, den Krieg machen. An ihrer Spibe erscheint Herr Cortina, dessen eigentliche politische Bestrebungen noch Niemand ergründet hat. Einige der austretenden Minister, namentlich Caballero und Aillon, dürften sich vielleiht durch diese Fraction angezogen fühlen.

Eine zweite Partei besteht aus gewissen jungen Leuten, die, wie kraft übernatürlihen Einflusses, in sh den Beruf fühlen, das ihnen Mißfällige, auf dem Wege der Revolution Vollbrachte, und durch das Geseß der Nothwendigkeit Bestätigte vermittelst irgend eines Macht \pruches wieder umzustoßen, dabei jedoch, wenigstens für jeßt, die For men der Constitution bestehen zu lassen, in der Ueberzeugung, daß die Na- tion von dem Glanz ihrer Weisheit und ihrer demnächst zun entwickelnden Verdienste geblendet, sich von ihnen, wie das Kind von seiner Wärterin, leiten lassen werde. Diese Partei kann, da überlegene und mit Un- fehlbarkeit begabte Geister überall selten sind, nicht zahlreich sein. Sie haben ihr eigenes Ministerium aufgestellt. Kein Mitglied dessel ben darf 30 Jahre erreicht haben. Jn dem Heraldo verkünden sie ihre politischen Orakelsprüche, und sie wünschen allen Ungläubigen die Ueberzeugung aufzudrängen, der General Narvacz stäude an ihrer Spiße. Glücklicherweise if keine Coalition zwischen dieser Klasse und der erstgenannten denkbar.

Endlich giebt es nicht wenige einflußreihe Personen, die der Strom der Revolution in den Hafen der Besonnenheit geführt hat, Sie erkennen die Nothwendigkeit, ein Ministerium einzuseßen, welches, auf die vorhandene Lage gestübßt, nicht den vorgefundenen Schutt zum Aufbau neuer Kaktenhäuser zu verwenden, sondern mit umsichtiger Benubung der als tüchtig erprobten Elemente dem Throne Festigkeit, der Ordnung und Ruhe Dauer und der Thätigkeit der Nation eine neue Richtung zu ertheilen geneigt sei. Diese Personen, die in den Cortes die Mehrzahl bilden, haben ihr Auge auf Herrn Olozaga geworfen und ihm, der bisher, wie eine spröde Schöne, jede angetragcne Partei von der Hand wies, die Alternative gestellt, entweder nun mehr den unsanften Präfidentenstuhl des Ministeriums einzunehmen, oder sür immer jeder Theilnahme an den Geschäften zu entsagen. Va nun der Eindruck des Schreckens, welchen der gegen den Gene- ral Narvaez gerichtete Mord - Anschlag auf Herrn Olozaga gemacht hatte, sich nach und nah mildert, so hat denn dieser Staatsmann vorgestern sih förmlich bereit erklärt, die Bildung des Ministeriums zu übernehmen. Gestern Vormittag erhielt er von der Königin selbst die desfallsigen Vollmachten, und Nachmittags hatte er eine lange Zusammenkunft mit den austretenden Ministern. Bis jetzt scheint nur entschieden zu sein, daß, dem ausdrülichen Wunsche der Königin ge mäß, der General Serrano als Kriegs-Minister auch dem neuen Ka binet angehören wird, obgleich die oben bezeihnete Partei des He- raldo den General Mazarredo gegen ihn aufstellt. Herr Olozaga wünscht, seine eigenen vertrauten Freunde, Cantero als Finanz = Mi- nister, und Luzuriaga als Justiz-Minister, neben sich zu sehen. Die Moderirten (im oben angegebenen Sinne des Wortes) wollen dage- gen durch die Herren Mon (Finanz-Minister unter Ofalia) und Pidal vertreten sein, Kurz, man streitet sich darüber, ob die zweite oder die dritte Partei die Mehrheit des neuen Ministeriums ausmachen soll,

Da man die Nothwendigkeit begreift, dem Hosfstaate einer drei= zehnjährigen, gänzlich sich selbst überlassenen Königin das entsprechende Gepräge der Würde und des Anstandes aufzudrücken, welhes ihm nur die Hand einer für den Thron selbst befähigten Person ertheilen kann, so hat man sih veranlaßt gefühlt, die Königin Marie Christine

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einzuladen, sich von Paris hierher zu begeben, um ihrer regierenden Tochter als Mutter zur Seite zu schen und zugleich die Vormund- schaft über die jüngere Jnfantin Marie Louise zu führen. Die Kö- nigin Jsabella selbst hat diese Einladung dur ein dringendes Schrei- ben unterstüßt, und kaum bezweifelt man, daß ihre erlauchßte Mutter diejen vereinten Wünschen nahgeben werde. Mit dem gestern einge- troffenen französischen Gesandtshafts-Courier ging ein Schreiben der Königin Marie Christine an Jhre Majestät die regierende Königin ein, welches der französische Geschäftêträger, Herzog von Glüdfsberg, die Chre hatte, zu Allerhöchsten Händen zu überreihen. Bisher ge- ¡ah die Cinhändigung dieser Schreiben durch Vermittelung des Mi- nisteriums der auswärtigen Angelegenheiten. :

_ Lie vier Meuchelmörder, welhe auf den General Narvaez schossen, sind verhaftet und ihres Verbrechens vollkommen überführt. Sie gehören sämmtli den niedrigsten Volksklassen an und dienten als National - Milizen in dem bekannten Jäger =Bataillon, welches der Oberst Gurrea, der vertraute Adjutant und Secretair Espartero’s, vesehligte, Einer der Verhafteten, ein Mebtgergesell, hat alles auSge- jagt, und namentlich, daß die Redacteure des Espectador, die eutslohen sind, den ganzen Mordanschlag, in dem Augenblick, als er verübt ward, leiteten und vorher bezahlten, Dieser Mestgergesell erhielt für seinen Theil 7 Fünffrankenstücke; ein anderer Mitschul- diger dagegen 40, Bei einem anderen der Verhafteten fand man einen geschriebenen Zettel vor, durch welchen einer der Redacteure des S)pectador seine Frau beauftragte, dem Ueberbringer zu gestatten, aus einem bezeihneten Kasten den Jnhalt herauszunehmen., Als die

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Behörde diejen Kasten untersuchte, fand sich ein geladener Trabuco or. Jn Folge der Aussagen der Schuldigen sind mehrere Personen von Bedeutung verhaftet worden, unter Anderen der Brigadier Lei-

ner9, Espartero’s Gouverneur von Madrid, der einen Tag vor der

Mordthat von Frankreich hier angetfommen war, und ‘ein Herr

Ballabriga, früher Adjutant des Jnfanten Don Francisco und Chef

der Artillerie der National-Miliz von Madrid.

Ih erfahre so eben aus zuverlässiger Quelle, daß die Nachricht

eingegangen ist, der König beider Sicilien habe die Köni-

gin Jsabella Il. anerkannt, und der Ucberbringer der amtlichen

Notification werde unverweilt hier eintreffen. | i

Zugleich wurde heute von Personen, die mit der Regierung in Verbindung stehen, die Behauptung aufgestellt, daß eine der drei gro-= pen nordischen Mächte im Begriff stände, die \o lange unterbroche- nen politishen Verhältuisse mit Spanien, vermittelst der Anerkennung der Königin Jsabella, wieder anzuknüpfen. Dieses Gerücht hat hier eine überaus große Befriedigung hervorgebracht.

Der neue französische Botschafter, Graf Bresson, wird binnen drei Wochen hier eintreffen, Der Sohn des Herzogs von Broglie wird ihn als interimistisher zweiter Botschafts - Secretair begleiten. Als erster Botschafts-Secretair bleibt der Herzog von Glücksberg hier.

Abends. Die Opposition (die erste der oben von mir bezeich neten Parteien) trat heute, den Grafen de las Navas und Herrn Cortina an der Spiße, im Kongresse hervor, die Entwaffnung eines Theiles der National-Milizen zum Vorwande nehmend. Der Minister des Innern, Herr Caballero, suchte die Beantwortung zu umgehen, indem er auf die Auflösung des Ministeriums hinwies. Herr Olozaga sagte darauf, die Königin hätte ihm den Wunsch dargelegt, daß die bis= herigen Minister auf ihren bisherigen Posten verbleiben möchten, und er habe sich beeilt, ihnen dieses mitzutheilen. Dagegen erklärte Herr Lopez, er hätte der Königin Herrn Olozaga als den Mann bezeichnet, der das neue Ministerium bilden müßte, daß jedoch die bisherigen Minister, um dem Wunsche der Königin zu genügen, sich gestern ents{chlos}en hätten, auf ihren Posten zu verbleiben, unter der Vorausseßung, daß sich zwei Personen zur Ergänzung fänden, indem er selbst auszutreten entschlossen wäre. Die zwei Personen, an die man sich gewendet, hätten sih sedoch geweigert. :

Die Sache verhält sih so. Herr Lopez {lug dem Herrn Olo zaga vor, als Minister des Auswärtigen und Herrn Cortina als Ju stiz-Minister einzutreten, wobei er selbst, Herr Lopez, den Vorsiß ohne Portefeuille behalten haben würde. Olozaga sagte zu, falls Cortina

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annehmen wolle, Dieser aber weigerte sich.

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Griechenland.

© München, 24. Nov. Die Abreise unseres griechischen Gastes, des General-Majors Gennäos Kolokotronis, hat ih bis heute verzögert. Sein Reisepaß is, wie er ursprünglich lautet, nach Neapel visirt. Gestern hatte Kolokotronis noch einmal die Ehre, von Jhren Majestäten dem König und der Königin empfangen zu werden. Das Gerücht, als beabsichtige er eine eigenmächhtige Rüdck- kehr nah Griechenland, hat derselbe bei mehr denn einer Gelegenheit aufs entschiedenste zurückgewiesen. Habe ih rect gehört, so hat dieses voreilige Gerücht selbst zu einigen Anfragen und Erläuterungen auf diplomatishem Wege geführt, so wie zu einer offiziellen Erklärung Kolokotronis? über seine Gesinnungen und etwanige Absichten gegenüber der gegenwärtigen Regierung König Otto's. Man fügt dem hinzu, Kolokotronis habe erklärt, daß er den dermaligen bfentlichen Zustand seines Vaterlandes anerkenne und gegen denselben zu intriguiren kei= neôweges beabsichtige. Er soll selbst zuerst den Wunsch ausgedrückt haben, es möchte ihm nah der Bekanntwerdung und Verbreitung des Gerüchts, als beabsichtige er eine Rückkehr nah dem Peloponnes, um dort das Banner der Empörung gegen die griechishe Regierung zu erheben, Gelegenheit gegeben werden, die Kabinette der Großmächte davon zu versichern, daß dieses Gerücht ein unbegründetes sei. Per sonen, welche dem Gast während seines ganzen Aufenthalts dabier nahestanden, können uicht genug versichern, wie lebhaft Kolokotronis die ihm gerade unter den gegenwärtigen Umständen dahier zu theil- gewordene gastlihe und ehrenvolle Aufnahme zu \{häßen wisse, und wie ungern im Allgemeinen er eben darum geschieden sei. Ueber die etwanige Dauer seines Aufenthalts in Neapel, und überhaupt über seine Pläne, verlauten natürlich nur Muthmaßungen, die eben \o wohl eintreffen, als wie unerfüllt bleiben können.

© Athen, 6. Nov. Morgen verläßt uns Capitain Baron von Gumppenberg, welcher mit dem jüngsten Dampfboot aus Mün chen in besonderer Mission hier eingetroffen war. Worin seine Auf- träge bestanden haben, wenn er anders nicht blos der Ueberbringer von Depeschen gewesen is, weiß man natürlich niht. Jn den Kaffee- häusern wollte man wissen, König Ludwig wolle nicht gestatten, daß sein Sohn eine andere Verfassung annehme, als welche von der Kon- ferenz der Shußbmächte ausgehe, und derselbe verlange daher eine Vertagung der National - Versammlung bis zum Eintreffen der Kon ferenz-Beschlüsse aus London. Es i} jedoch sehr wahrscheinli, oder vielmehr, man darf nicht daran zweifeln , daß dergleichen Gerüchte nur absichtlih in Umlauf geseßt worden sind. Baron von Gumppen berg hatte sich einer ahtungsvollen Behandlung zu erfreuen. Er wird gleichwohl während seines Aufenthaltes dahier Gelegenheit genug gefunden haben, \sch ein rihtiges Bild über den Stand der Dinge zu entwerfen und zwischen Täuschung und Wahrbeit zu unterscheiden. i :

Wesentliches hat si seit den jüngsten vierzehn Tagen nicht er-= geben. Man spra von einer Spaltung im Ministerium, ohne daß sih das Gerücht jedo bestätigt hätte. Die momentane Spannung war eine Folge des Widerstrebens zweier, dem Herrn Kolettis befreun=

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