1843 / 160 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

und 1843 Mehreiunahme von 975,794 Fl. , Mehraus- also höherer Ueberschuß 690,827 Fl. Die Ursache dieser Erhöhung des Ueberschuses iff bejonders in t äuderten Verfahren bei Aufstellung des Ouvgets zu suchen. Woh wird der Kammer uo erinnerlih sein, daß die Budget - Kommi|}iou am leßten Landtag die Behauptung ausstellte, die Großherzogl. Re- gierung suche den Voranschlag der Einnahme unter dem Betrag zu halten, der aus den Rechnungs-Resultaten der neuesten Zeit hervor- gehe, was das Finanz=Ministerium mif der Erklärung zugab, daß es das bisherige Verfahren, das auch andere Regierungen einhalten, dem die ständische Zustimmung früher ebenfalls nicht fehlte, für nothwen- dig ansehe, wenn man sih eines hinlänglichen Ueberschusscs zu Dek fung der außerordentlichen Ausgaben der künftigen Budgets-Periode versichert halten wolle, daß es aber auh gegen die Abâän- derung dieses Systems, gegen den Vorschlag, die Budgetsäbße jeweils im Durchschnitte der leßten drei Jahre oder der neue- sten Zeit anzunehmen, der Vieles für sich habe, nchts zu erinnern fände, wenn auf andere Weije, näâmlih durch einen an gemessenen Reserve-Fonds, für die Sicherung eines Ueberschusses ge- sorgt werdez das Finanz-Ministerium machte selbs| Vorschläge zu Er höhung mancher Budget - Positionen, widerseßte sich aber jeder Ver wendung der daraus hervorgegangenen Mehreinnahme. Das Bud-= get wurde mit dem oben bemerkten Uebershuß abgeschlossen, der jeßt theilweise möglih macht, die größtentheils dringenden anßerordentlichen Ausgaben der künftigen Budget - Periode ohne Steuer - Erhöhung zu decken. Das neue, theilweise {hon für das Budget für 1842 und 1813 eingetretene Verfahren is nun in dem vorliegenden Budget für 1844 und 1845 allgemein durchgeführt worden. Daß die Einnahmen und Ausgaben von 1844 gegen 1843 so bedeutend höher stehen, is vorzüglich darin zu suchen , zugleich ift aber auch klar, daß der größte Theil dieses Ueberschusses nicht zu neuen Ausgaben der Budget = Periode 1844 und 1815 verwendet werden darf, wenn man sih nicht der Gesahr preisgeben will, in der Budget - Periode 1846 und 1847 zu Deckung außerordentlicher Aus- gaben keine disponiblen Mittel zu haben, und, da sie 1m Interesse des Landes nicht umgangen werden können , zu neuen Steuern seine Zus flucht nehmen zu müssen. Von der Gesammt=Ausgabe für 1844 fal len auf den eigentlichen Staats - Aufwand 9,148,263 Fl. Für 1843 war derselbe berechnet zu 9,033,079 Fl. Er stellt sich also für 1844 höher

10 gegen 1842 und T2 gabe von 254,964 Sl,

um 115,184 Fl. Dieses Mehr vertheilt sich folgendermaßen auf die einzel- nen Ministerien: Bei dem Staats-Ministerium ergiebt si ein Minder= aufwand von 15,930 Fl. z bei dem der auswärtigen Angelegenheiten ein Mehraufwaud von 9870 Fl, ; bei dem Justiz-Ministerium Mehraufwand 67,592 Fl, ; bei dem Ministerium des Junern Mehraufwand 121,634 Fl, ; bei dem Finanz-Ministerium Minderaufwand 76,283 Fl.z bei dem Kriegs-Ministerium Mehraufwand 8301 Fl, Zusammen Mehraufwand 907,397 Fl, Minderaufwand 92,213 Fl. Die Einnahme, nah Ab- zug der darauf haftenden Lasten und Verwaltungskosten , die reine Einnahme i} für 1844 berechnet zu 9,853,084 Fl.z verglihen mit der für 1843 von 9,437,984 Fl., steht jene höher um 415,900 Fl. Die Brutto - Einnahme steht höher um 485,482 Fl. Die Lasten und Verwaltungskosten betragen mehr 69,982 Fl. Am Schlusse heißt es: Mit uns, hochgeehrte Herren! werden Sie die Ergeb: nisse des ordentlichen Budgets für 1844 und 1845 sehr befriedigend finden. Seine Crledigung bietet, nach unserem Ermessen, so wenig Schwierigkeiten dar, daß wir uns, nah kurzer Verhandlung mit Ihnen darüber zu vereinbaren die zuversichtliche Hoffnung hegen.

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Baden, 27. Nov. Die Allgemeine Bade - Z eitung bringt heute, veranlaßt durch die Motion des ¿zreiherrn von Andlaw, einige Notizen über den Spielpacht, dessen Aufzebung seine Motion bezwecken soll. Der badener Spielvertrag wurde im Jahre 183: abgeschlossen und am 8. Februar 1838 von den Partieen unterschrie benz er is von Seiten der Regierung von wel Ministern kontra signirt. Der Vertrag muß von allen Partieen unwiderruflich (es existirt keine auf die Auflösung Bezug habende Klausel) 15 Jahre lang gehalten werden. Nur heißt es 1m leßten Paragraphen: Der Ber- trag löst sich nur dann auf, wenn derselbe von einer oder der ande=- ren Partie nicht mehr gehalten wird, gleichviel, durch welchen _Um- stand; in diesem Jahre kazn jedo die haltende Partie auf Fort- bestehen antragenz is dies nicht möglich, \o fann sie Cntschädigung verlangen, welche von Seiten des Herrn Benazet muthmaßlih eine Summe betragen würde, die ihrer Bedeutendheit wegen vom Staate nicht geopfert werden könnte; denn, abgesehen von dem Bin 20 noch laufenden zehu Jahre, hat er schon etwa eine Million für Ver- \{chonerungen des Conversationshaujes, Anlagen u, _s w. verwen= det. Als Garantie hat ber zeitige Pächter den Staak, und der Staat hat von Seiten Benazet's nicht nur eine Caution von 140,000 Fl, welche derselbe am 27. Februar 1838 bei der Amortisations - Kasse hinterlegte und dafür 3 pCt. Interesse bezicht, sondern es mußten noch die Kinder Benazet's mit ihrem Vermögen garankiren, Von Seiten der Kammer wird also wohl nur guf eime Aufhebung nach Ablauf dieses Vertrages angetragen werden fönnen,

Grh. Hessen. Darmstadt, 29. Nov. (S ch w. M.) Unser Ministerium des Junern und der Justiz hat verfügt, daß zur gründlichen Beseitigung der Jrrungen und Zweifel, welche wegen der Postporto- Freiheiten bestehen, demnächst genaue und ausführliche Bestimmungen erfolgen sollen, Es scheint, daß man hon für den nächsten Land tag die Vorlage von Nachträgen zu unjerem Strafgesebbuche_ von Seiten der Staats-Regierung beabsichtigt. Jedenfalls 1j für folche

Nachträge eine bleibende Einrichtung getroffen, wie aus einem un-

geben, die in Bezug auf Haltung und Harmonie Gemiden le leme, als dicse radirten Landschaften von Calame , die völlig denselben ciz der Indivivualität und Ursprünglichkeit haben, wie mit der Feder oder Reiß- kohle gerissene Zeichnungen. Die Acykunst ist zwar für jeden, der gut zeich nen kann, in turzer Zeit zu erleruenz aber es gehört ein eigenes Talent U um he A Fertigkeit und Vollkommeitheit zu handhaben 4 H dalame. Die Zeichnung wird bei Radirungen nicht, wie man vielleich gut, M der sogenannten falten Nadel, sondern mit der Nadirnadel, e e Ae Mad feiner Y stärker L A C OY SAEPY ( Kup H z

vie Tafel gegossene Venn ole” Lille” in bie Platte eime to die Nadel den Aebgrund bis auf das Kuyser weggerissen hat, und ver \chont alle Stellen, wo der Grund nichi weggenommen"ist. Dieser Grund flebt so fest an der Platte, daß er selbst in den dicksten Schatten, wo die Striche ganz dicht aneinander liegen, und also nur unmerkliche Stellen da- von stehen bleiben, der äßenden Kraft des Scheidewassers widersteht , und dic kleinsten bedeckt gebliebenen Fleckchen nicht angegriffen werden, Hat das Achwasser die mit der Nadirnadel ausgerissenen Striche ticf genug in das Kupfer gefressen, so wird der Acßgrund weggeschmolzen, die Platte sauber gepußt und dann der Grabstichel genommen, um den zu matten Stellen O Zut t Tal M s Lane i O mehr Reinheit 1nd Feinheit zu geven. m endlich ganz feine Stellen in die Plotte zu bringen, dazu gebraucht man die kalte Nadel. Leichte Wolken , en!fernte Horizonte und was sonst sehr zart sein muß, werden fast immer auf diese Weise retouchirt, die ihnen jenen leichten, transparenten, dustigen und lufiigen Ton giebt, den das Acpwasser bei der geschiclte- flen und aufs genaueste abgewogenen Behandlung “nicht herauszubrin- gen vermag. Die Arbeit mit der kalten Nadel is mühsam und schwierig,

weil man mit der Nadel selbs, wie mit dem Grabstichel, auf das bloße,

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längst erlassenen Ausschreiben des hiesigen Hofgerichts an die ihm | untergebenen Untergerichte des Jnhalts hervorgeht: „Jn dem Aus= |

chreiben vom 25. Januar d. J. is der 1. Dezember als Termin

bestimmt, bis zu welchem die von Jhnen zu machenden Aufzeichnun- | des Abfalls des

gen, die Anwendung und Auslegung des Strafgeseßbuchecs betreffend, eingeschickt sein sollen. Da aber das oberste Gericht uns angewiesen | hat, bis zu jenem Zeitpunkte die uns obliegende Zusammenstellung an dasselbe einzusecuden, so müssen wir Sie auffordern, bei Vermei= | dung der angedrohten Strafe Ihre Aufzeihnungen bis zum 10, No-= vember d. J., in künftigen Jahren aber stets bis zum 1. November, unfehlbar einzuschicken.“ |

X Weimar, 4. Dez. Heute Mittag sind Jhre Kaiserl, Ho leiten der Großfürst Thronfolger von Rußland nebs Höchstdessen Gemahlin der Großsürstin, von unserem Herrn Erbgroßherzog einge= holt, zur Freude der höchsten Personen unseres Großherzoglichen Hauses im erwünschten Wohlsein hier eingetroffen und im Residenz= | \hlosse abgestiegen. Höchstdieselben werden heute und morgen uns mit ihrer Gegenwart erfreuen und übermorgen, den Oten h., die fer nere Reise nach Darmstadt fortseßen. .

Auch bei uns sind die Getraidepreise gottlob fortwährend im

Sinken.

Freié Städter. Hamburg, 4. Dez. (B. H) Der Se nat hat heute an die Stelle des zum Bürgermeister erwählten Herrn Senator Dr. Dammert den bisherigen Secretair und ersten Biblio thekar des Kommerziums, Herrn Pr. Gustav Heinrich Kirchenpguer,

zum Senator erwählt. Oesterreichische Monarchie. Preßburg, 26. Nov. (A. Z.) Ju neuester Zeit hat sich

hier cin so strafbarer zügelloser Geist in Wort und That fundgege- ben, daß die Regierung nicht umhin konnte, einzuschreiten. olgendes

| die strenge, aber gemessene

Bugeaud, noch von dem Oberbefehlshaber der Provinz Konstantine zugekommen, der auf das angeblih gegen Ben =Gannah ausgeübte Verfahren Bezug hätte. Eben so wenig is irgend etwas in Betreff Kalifa von Tlemzen eingegangen, der vom Se= maphore von Marseille gemeldet wurde, qus dem diese Nachricht in den National gelangte ‘“.

Den lehten Nachrichten aus Oran zufolge, scheint es gewiß, daß einige Stämme den Bund mit den Franzosen aufgegeben uud sich auf marokkanisches Gebiet geflüchtet haben. Ueberhaupt soll in Tlem zen große Aufregung herrshen und noch mehr Abfall zu fürchten

| sein. Man besorgt, der Krieg möchte sich wieder im Westen konzen

triren, und Abd el Kader hat sich, wie man sagt, bereits mit den abtrüunigen Stämmen vereinigt.

Herr Lacretelle hat gestern seine Geschihts-Vorlesungen eröffnet. „Die Rede, die er hielt“, sagt das Journal des Débats, „hat auf die zahlreihe Jugend, welhe den Saal der Sorbonne füllte, großen Eindruck gemaht. Herr Lacretelle hat mit der Autocität, die

| seinem Talente, feinem Alter und seinen Diensten gebührt, die Uni

versität von Frankreich vertheidigt, zu deren ruhmvollsten Mitgliedern er gehört, und welche die lyoner Verleumder auf cine so unverschämte Weise gekräukt haben. Es war s{ön, zu sehen, wie der berühmte Greis, der abwechselnd die Religion und die Freiheit, je nachdem die eine oder die andere ungerechterweise angegriffen waren, vertheidigte, mit Entrüstung die elenden gegen so viele ausgezeihnete Professoren gerichtete Beschuldigungen zurückwies. Unter diejen Prose]soren und die Einen die Freunde, die Anderen die Zöglinge des Herrn Lacre telle, und das Zeugnis, das er der Reinheit ihrer Grundsäbe gab, | Gerechtigkeit, welhe erx ihren Feinden widerfahren ließ, werden den Beifall aller Familienväter erhalten.“ Im Minister - Rath is man, dem Vernehmen nach, noch nicht eiuig über die Frage, ob cs angemessen ]cheimne, einen Gesebß Borschlag wegen ciner Dotation für deu Herzog von Nemours, als künftigen Regenten, vor die Kammer zu rigen, i n Dem Courrier franç ais zufolge, ist Herr Passy zum Pair

Publikandum wurde vom Königl. ungarischen Obe Stallmeister, jener | ernannt worden.

Behörde, der die Landtags-Polizei geseßlich übertragen is, zur Kennt niß gebracht: E “Se. Kaiserliche Majestät geruhten in väterlicher Fürsorge zur Abwen- dung aller Ercignisse, durch welche die am Ort des Reichstages zu erhaltende gute Ordnung, öffentliche Ruhe und Sicherheit gestört werden könnte, neuerlich zu befehlen, daß alle Zusammenrottungen auf öffentlicher Straße bei Tag - oder Nachtzeit, ohne Rücksicht auf ihren Zweck, hierorts auf das strengste verboten und ferner nicht zu gestatten seien. Die nächste Veraulassung dicser Maßregel ist folgende: das magyarische Vollblut_ des jungen Ungarns, das die Exclusivität der | Race für sich in Anspruch nimmt, will kein deutsches oder flavisches Element im Lande leiden, und doch besteht Ungarn zu zwei Dritteln | | | l

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gus diesen Stämmen, die aus den Händen der Türken, welche Jah! hunderte hindurch die Peitsche über dem Rücken seiner Einwohner \hwangen, befreiten und an Bildung ins Land brachten, was davon gegenwärtig darin zu finden ist. Um diese Elemente auszurotten schien der Sprachzwang ein ergiebiges Mittel; und ohne irgend eine Rücksicht auf Necht und Villigkeit ward darau mit allem ¿Fanatismus der Verfolgung festgehalten. Die feindliche bis zum Bürgerkrieg aufgeregte Stimmung, die dieser unselige Sprachstreit in beiden Lagern hervor- gerufen hat, ist leider nur zu bekgnnt und überall auf gleiche Weije gewürdigt worden, Die Kroaten ergriffen einen Rekurs an den Thron und die Regierung. Diese, welche die Verbreitung der un=- garischen Sprache guf jedem Wege, nur nicht auf dem des Zwanges, wünscht und dem Prinzip beipslichtet, hat auch hier nach dem Ge= seße vollkommener Billigkeit entschieden. Cin an die Stände er lassenes Reskript, erkenut die ungarische Sprache als die diplomatische an, es erlaubt aber landti

auch ferner die ihnen geläusigere und jeit Jahrhunderten im aus \chließlichen Gebrauche gewesene lateinische zu gebrauchen, Dieje gewissen- hafte Bestimmung der Staats-Verwaltung, durch das Bewußztsein auf gedrungen, daß sie nicht nur die Regierung der magyarischen Frac tion, sondern der gesammten ungarischen Bevölkerung set, brachte cine maßlose und in ihrem Ausbruche vielfach strafbare Aufregung in das Lager dcs Radikalismus. Unter den Vorträgen war der des Deputirten Perczel besonders bemerkbar, welcher eben jo jeh aller logischen Konsequenz entbehrte, als er unziemlich in Betreff des Jnhalts und der Fassung war. Eine Anzahl Mitglieder des Land= tags, die einige Tage früher dem eben angetommenen BVeputirken Gabáni eine Katzenmusik brachten, veranstalteten uun dem Vepukirten Perczel zu Ehren einen Facelzug. Solchen Straßen =- Scenen ein Ende zu machen, erschien die oben stehende Bekguntmachung.

Fran e:

Der Herzog und die Herzogin von Nemours

Paris, (l. nach England vorgestern wieder zu St, Cloud

sind von ihrer Rei eingetroffen. E : :

Der Moniteur enthält heute folgeude Erklärung in Bezug aus die augeblichen Ereignisse in Algier: „Ju seinem Blatt von heute Morgen kömmt der Commerce auf eine vor einigen Tagen verbrei tete Nachricht zurü, aus welcher hervorgehen würde, dah unjer Ver-= bündeter Ben-Asis-Ben-Gannah das Opfer einer That von râuberi- {em Charakter und punischer Treue geworden wäre. Ler Natio nal seinerseits beklagt sih in seiner heutigen Nummer über das Still

Dez. ise

\hweigen, welches die Regierung über den Ueberfall und die Plünderung | auftguchen sehen. i i geworden sei. | beginnen, und | Es ist dem Kriegs - Minister kein Bericht, weder vom Marschall | für die Geistlichkeit verlangt ,

beobachte, deren Opfer die Karavane Ben=Gaunah's

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blanke Kupfer stechen und die Striche tief genug einreißen muß, so daß sie Druckerschwärze aunchmen können. Daher gebrauchen auch die neueren Acykünstlex für die Vorgründe und dunklen Particen ein leichter zur Hand gehendes Jnstrument, nämlich eine kleine Walze, die den Radirern von altem Schrot und Korn ein Gräuel is, Judem man mit dieser Walze über die Platte hin- und herfährt, macht sie eine Menge Pünktchen, welche die Gegenstände einander annähern, ihnen Stärke und Farbe geben und überall, wo der Künstler will, gcheimnißvolle Schatten und Tiefe ycivor- bringen. Calame wendet dieje Walze stets da an, wo er gewisse sanfte, weiche, zarte Töne braucht, und schr oft mit glüclihem , seinen Absichten

entsprechendem Erfolg,

xch Frankfurt a. M,., 1. Dez. Die seit gestern in unserer Stadt- Bibliothek aufgestellte Dankurkunde Hamburgs wird von Allen, die sie geschen, als cin wahres Kunstwerk bewundert, da indessen unser Amtsblatt eine nähere Beschreibung dessclben liefert, kann ich mich derselben überhoben fühlen. Zu bedauern is, daß die Stadt-Bibliothel am Ende der Stadt liegt, nicht den ganzen Tag offen und mithin kein gecignetes Lokal ist, für cine allgemeinere Anschauung des merkwürdigen Dokuments, Der Römer hätte sich besser dazu geeignet, Aus Stuttgart vernimmt man, daß die Cottashe Verlags - Buchhandlung dic siebente Auflage vou Ferdinand Freiligrath's Gedichte untex der Presse hat, Kein ande- rer jüngerer Dichter kann sich ciner solchen Gunst seiner Nation rühmen, wie Freiligrath, kein anderer möchte sie aber mindestens mehr verdienen. Zugleich vernimmt man, daß das nächste Jahr einen zweiten Band von Freiligrath's Gedichten bringen und der Dichter darin, ohne seine Origina- lität und Selbstständigkeit zu verleugnen, eine Entwöhnung der ihm mit-

| 1 | aufrecht |

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5 Paris, 1. Dez. Herr von Lamartine hat den zweiten Theil seines Artikels: l'état, L COITSO E P ENSCIS E E erscheinen lassen, Der Deputirte von Mäcon hat, wie wix vorher|sa= hen, feines der praktischen Details berührt, die sih an dies wich- tige Problem fuüpfen und er laßt seine Arbeit durchaus ohne Schluß,

wenn man nicht eine unwesentliche Erklärung dafür nehmen will. Der

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Verf. geht zwar in das Detail einiger legislativen Bestimmungen ein,

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| die nothwendig sind, um zur Unabhängigkeit des Kultus und dadurch zur

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Freiheit des Ünterrichts zu gelangen. Diese Bestimmungen bezichen

ch aber alle auf die begründete religiüse Association und guf die Unab hängigkeit der Kirche, wobei jedoch das Personal und die Besoldung der gegenwärtigen Diener des Kultus bis zum Aussterben der jeßigen Tuhaber in dem Stalus quo erhalten werden joll. wurde Regierung, indem sie die geseßliche Freiheit Jedermann, allen össenl lichen und Privat-Austalten, die Freiheit des Unterrichts allen Nuan cen des Glaubens und

Dann würde die

des Familien - Willens gestattete, es als ein

Recht und eine Pflicht erkeunen, durh ein agusgedehntes System des

bürgerlichen Unterrichts als Konkurrent aufzutreten.

Herx von

Lamartine fügt hinzu: „Sie wird mit den Elementen, die ihr geho ren, mit dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts, mit der Un!

den Kroaten bei den landtäglichen Verhandlungen | des Staats dem Gewissen und dem Glauben der

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versität, mit den Primair-Schulen, den Normal-Gewerb-Schulcn, Spezial- und polytechnischen Schulen, mit den in allen Mittelpunkten der Civilisation vervielfältigten transzendenten und unentgeltlichen Vorlesungen, ihr Etablissement des Nationgl-Unterrichts |chassen und vermehren. Dieser National-Unterricht wird unter Venantwortlichkeit Familien Achtung und Schutz gewähren; aber unabhängig von der Kirche, wird er mit derselben nux in BetrefE des frei und individuel ausgeübten Kultus in Beziehung stehen, So würde durch die dreifache Konkurrenz der Kirche, der Privat-Anstalten und der mäch tigen Centralisirung des Unterrichts von Seiten des Staats Allem genügt, was die Religion will, was die Familie verlangt und was der Staat befiehlt, diese souveraine Familie, die auch eine Seelsorge hat, was man guch darüber sagen möge, und

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die der Nachwelt sür das beständige Fortschreiten des menschlichen Geistes verantwortlich ist! Die Kirche wird das lehren, was sie glaubt, der Staat das, was er denkt. Die Kirche wird vou der Regierung, die Regierung von der Kirche, die Philosophie von beiden emanzipirt werden. Die See len werden von dem Budget gestrichen und ihrem Glauben und ihrem (Gott zurückgegeben werden. So if es in Amerika, in Belgien, und Jedermann fann sehen, ob dort das religisse Clement durch die Luft der Freiheit erstikt wird! Dies i} auch die Tendenz des übrigen Epropa?s.“‘

Der erste Einwurf, den man hier machen fann, is, woher man sich in jedem Jahre 50 Millionen zum Unterhalt der Geistlichen und

| der Kirche verschaffen würde. Es giebt in Frankreich nicht nur viele

Gleichgültige, sondern auch eine große Zahl Ungläubiger, die sich gewiß nicht beeilen würden, die Summen für das Budget des Kul tus herzugeben. Sodann würde diese religiöse Freiheit auch bald ein Vorwand werden, um sich zu den verschiedensten Zwecken zu vereini= gen. Man würde die Religionen der Abbés Chäâtel und Auzou, den Saint -Simonistischen Kultus und alle jene Mystificationen, die der pariser Polizei so große Verlegenheiten bereitet haben, von neuem Die Religions - Streitigkeiten würden wieder jene Unabhängigkeit, die Herr von Lamartine würde eine Quelle von Un-

ms: Pr E ESS ? T P R D E E AN ECC N T P G M

unter zum Vorwurf gemachten Neimweise bekunden wird. Das Reper- toire unseres Schauspiels is zwar durch die eigenmächtige Berlängerung des Urlaubs der Mad. Frühauf augenblicklich fürs Lustspiel gestört, doch werden uns im ernsteren Drama gute Stücke geboten, Anfangs dieer Woche sahen wir „Wilhelm Tell“, in welchem Schauspiele Baison den Tell so durchdacht und überhaupt mit seiner künstlerischen Reife so meister- haft spielte, daß anhaltender Beifall und dreimaliges stürmisches Hervor- rufen gerechter Lohn sciner Leistung waren. Morgen wird das „Leben ein Traum“ gegeben. Nächsten Montag wird Bencdix Ein Stebuies“ zum erstenmale hier gegeben, und zwar zum Besten des Pensionsfonds. Zuglcich wird dabci das Liederspiel „der aite Feldherr „aufgeführt und darin ein früher gern gesehenes Mitglied unserer Bühne Leistering, der seit Jahren Pensionair is , den Lagienka _spielen, Ex war 18 dicser Rolle früher ganz vortrefflich. Vie per brachte int dei leßteren Tagen die älteren und früher gern gesehenen Opern ver lustige Schuster“ und „der Kalif von Bagdad“, und zwar zum Be nefiz der Dem. Capitain. Wie belicbt diese Sängerin, eine Frankfurterin, hier is, davon zeugte das volle Haus. Obgleich es in unserer Stadt an musikalischen Genüssen nicht fehlt, hat der Pianist E. Ro- senhain für diesen Winter Soirées musicales veranstaltet und in der am Dienstag staitgehabten ersten recht gute Sachen geboten, natürlich wirlen andere tüchtige Künstler darin mit. Prume konzertirt in der Umgegend. Die Milanollo kommen noch in diesem Winter nach Norddeutschland. Der günstige Erfolg, welchen unser Violin-Virtuos Riefstahl in Berlin hat , läßt wünschen, den trefflichen und gebildeten Künstler auch bald hier wieder einmal zu hören.

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ordnungen, Haß, Konsfslikten und Verfolgungen werden. Die religiösen Antipathieen, die man dadur besänftigen will, würden nur um so heftiger und selbst in die Politik übertragen werden. wollen hier weder den Grund der Frage, noch die allgemeinen Maxi men prüfen, worauf Herr von Lamartine sein Gebäude errichtet hat. Die Analogie, welche er in dieser Beziehung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten aufzustellen sucht, entbehrt der Genauigkeit. Die Vereinigten Staaten wurden durch die Einwanderung der freien und fast individuellen Kulte gegründet, die aus England flohen, um in keiner Beziehung zum Staate zu stehen. Die verschiedenen Kulte konzentriren sich keinesweges, sondern theilen und zerstreuen sich täg- lih mehr.

Herr von Lamartine wünscht ohne Zweifel sür Frankreich | weder diesen Zustand, noch auch die Unordnungen, die in jedem Au-- |

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Wir | |

Rom, 23. Nov. (A. Z.) Der Kaiserl. russische außerordent liche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf von Butenieff, is von Konstantinopel hier angekommen, um den seither în gleicher Ei

| genschaft hier fungirenden Herrn von Potemkin zu erseßen. Leßterer

wird, dem Vernehmen nach, als Privatmann hier leben.

Vorgestern is der Erzbischof von Konstantinopel, Monsianor Hi- lareau, aus dem Orient hier eingetroffen. Der Hauptzweck seiner Reise ist, die nöthigen Justructionen für die Unterhandlungen entaeaen zu nehmen, die wegen Erweiterung der in der Türkei bestehenden Tole ranz-Edikte zum Besten der dortigen Christen mit der Pforte ange

genblicke aus der Berührung und Reibung jener zahlreichen Dissiden- | fnüpft werden sollen.

ten entstehen.

Grossbritanien und Irland.

London, 1. Dez. Jhre Majestät gegenwärtig in Drayton Manor, dem Landsiße Sir Robert Peel's, wo ein glänzender Cirkel hochgestellter Personen die Anwesenheit der Herrscherin bei ihrem ersten Minister feiert. Die Königin zeichnet

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Z Madrid, 25. Nov. Endlich hat sich Herr Olozaga ge

die Königin verweilt noch | zwungen gesehen, mit seinem Kabinet hervorzutreten, nachdem sowohl

er selbst, als auch scine Feinde, alles Mögliche aufgeboten hatten, um die Zusammenseßung desselben zu vereiteln. Die Nachricht von der Unterwerfung Barcelona's, die gestern früh hier einging, hat jeden

denselben durch vielfache Beweise huldvoller Herablassung aus; am | falls dazu beigetragen, ein längeres Schwanken des Präsidenten des

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Arme Sir Robert Peel’s begiebt Jhre Majestät sih zur Tafel, wäh rend Lady Peel vom Prinzen Albrecht dahin geführt wird; der Mi- nister muß zur Linken der Königin, Lady Peel zur Rechten des Prin zen Plaß nehmen. Graf Talbot, der Herzog und die Herzogin von Buccleugh, die Herzoge von Rutlgnd und Welliugton, Graf Jersey und viele andere Nobilitäten, die abwechselnd als Gäste nach Drayton kommen und wieder abgehen, bilden die übrige Gesellshaft. Die Zeit nach der Tafel wird in der Regel auf Besichtigung der Kunstshäße ver wandt, von denen Sir R. Peel eine auserlesene Sammlung besißt. Es finden sich in derselben Gemälde und Skulpturen ausgezeichneter

Kabinets zu beseitigen. Gestern Abend haben die neuen Minister ihren Eid vor der Königin abgelegt, und der Telegraph wird das Ausland von ihren Namen in Kenntniß seßen. Folgende Bemerkungen mögen dazu dienen, einiges Licht über die jeßt sich gestaltende Lage zu verbreiten,

Kein einziges Mitglied der sogenannten moderirten Partei is in das Ministerium eingetreten und keinem derselben hat Herr Olozaga ein Portefeuille angetragen, obgleih gerade die Moderirten, sofern sie in den Cortes vertreten werden, ihn als Chef der neuen Verwaltung anfstellten und ihn im eigentlichen Sinne des Wortes zwangen, den

neuerer und älterer Künstler, Portraits und Büsten berühmter engli= | Umfang seiner Organisationsgaben zu erkennen zu geben. Die Moderirten

\{cher Staatsmänner, Statuen von Thorwaldsen, Wyatt und Gibson, mehrere Vandykes und das bekannte Gemälde von Haydon, Napoleon auf St. Helena, welches die besondere Aufmerksamkeit der Königin auf sich zog.

Den folgenden Tag nah Anlunft der Königin langte Jhre Majestät die Königin Wittwe in Begleitung des Prinzen Eduard von

Sachsen-Weimar in Tamworth an, wo Sir R. Peel dieselben empfing und in gleicher Weise wie früher die Königin unter Begleitung der Yeomaury von Stafford\hire nah Drayton Manor geleitete. Gestern begaben sich die Königlichen Herrschaften und sämmtliche Gäste nach dem nur wenige Meilen entfernten Lichfield, der bekaunten Vaterstadt des Dr. Johnson, um die prächtige Kathedrale dort in Augenschein zu nehmen. Sie i} ein altes Denkmal gothischer Baukunst, das be- reits im Jahre 1128 unter Bischof Clinton begonnen, in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts vollendet wurde und viele sehenswerthe Merkfwürdigkeiten enthält. Heute wird die Königin Tamworth ver lassen und nah Chatsworth zum Herzoge von Devonshire ihre Reise fortsczen, Die Direktoren der Birmingham-Derbyer Eisenbahn haben bereits die nöthigen Vorbereitungen für die Fahrt von Tamworth nach Chestersield getroffen, in welchem leßteren Orte Jhre Majestät vom Herzoge empfangen werden wird.

Prinz Albreht machte gestern von Tamworth einen Ausflug nach Birmingham, um die dortigen Fabriken und Judustrie - Anstalten zu besichtigen. Die ihrer radikalen Gesinnungen wegen berüchtigte Fabrik= stadt bereitete, troß dieser Gesinnungen, dem Prinzen einen feierlichen Empfang vor, den die Liebenswürdigkeit und Herablassung desselben, gepaart mit der wahrhaften Würde seines Benehmens, zu einer enthusiastishen Bewillklommnung steigerte. „Der Besuh Sr. Königl. Hoheit“, schreibt man aus Birmingham, „wird ohne Zweifel für unsere Stadt von wohlthätigeren Folgen sür die Dauer sein, als die bloße Darlegung loyaler Anhänglichkeit an den Thron und die Justi tutionen unseres Landes, welche er hervorgerufen hat, denn ungeachtet mancher vorgekommener Aeußerungen erl1gter Geister wird Niemand, der den Charakter der großen Masse des Volks kenut, daran zwei feln, daß Loyalität gegen die Herrscherin tief im Herzen der Engländer wurzelt,“ Dem Prinzen wurden von allen öffentlichen Anstalten der Stadt Adressen überreiht. Abends kehrte derselbe nah Drayton Manor zurück. :

Bei dem ersten Lever, welches der Herzog von Bordeaux in seinem Hotel auf dem Belgrave Square hielt, wurden ihm von Herrn von Chateaubriand 300 Franzosen, fast sämmtlich den höheren Stän den angehörend, vorgestellt. Die Morning Post, welche als Organ der hohen Aristokratie Englands alle Bewegungen des Prinzen aus führlich berichtet, theilt das ganze Verzeichmß der Prinzen, Herzoge, Marquis, Grafen u. #. w. mit, welche dem leßten Abkömmlinge des älteren Zweiges der Bourbonen, dessen Liebenswürdigkeit und geistige Ausbildung allgemein gerühmt werden, ihre Aufwartung machten, Der hannoversche Gesandte behändigte dem Herzoge ein Schreiben seines Souverains. Es kommen noch täglih neue Gäste vou Frank reich an. Gestern versammelten sich etwa 100 französische Edelleute in den Gemächern des Herrn von Chatcaubriand, um diesem ihre Huldigungen darzubringen, Der Herzog von Fibjames richtete au den Vicomte schmeichelhaste Worte, welche diesen zu Thränen rührtenz unter Anderem sagte er: „Auf Sie haben wir unsere theuersten Hossnungen gescebßt. Sie haben in vergangenen Zeiten ge lebt und können uns lehren, wie die Klippen und Dornen auf unse rem Wege zu vermeiden sind, da Jhr Geist durch den Schleier der Zukunft schaut.“ Der Herzog von Bordeaux, welcher nah Beendi gung der Anrede ins Zimmer trat, antwortete für den greisen, vor Rührung zum Sprechen unfähigen Vicomte: „Meine Herren ich hörte, daß Sie sich in den Zimmern des Herrn von Chateaubriand versammelt haben, und ergriff mit Freuden die Gelegenheit, Jhren Besuch zu erwiedern, da ih mich so außerordentlich glücklih in der Mitte meiner Landsleute fühle. Jch liebe Franfreih als mein Ge burtsland, und wenn meine Gedanken jemals auf den Thron meiner Vorvâter gerichtet waren, so geschah es allein in der Hoffnung, daß es mir gestattet sein würde, meinem Vaterlande mit denjenigen Grund= säßen und Gesinnungen zu dienen, welche Herr von Chateaubriand sv ruhmvoll verkündet hat, und welche noch so viele und so edle Ver= theidiger in unserem Geburtslande finden.“

Jn Ashton und dem ganzen dazu gehörigen Distrikte haben die Fabrik = Arbeiter einen allgemeinen „Strike“ organisirt. Die Veran- lassung gaben die bedeutenden Subscriptionen der Fabrikherren zu der Kollekte für die League. Wenn die öabrikherren, sagten die Arbeiter, Hunderte für die League hergeben können, so können sie auch unsere Löhnung erhöhen. :

Sebi en.

Brüssel, 2: Dez. Ju der vorgestrigen Sibßung der Reprä sentanten-Kammer legte der Finanz-Minister einen Gesebßentwurf vor,

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welcher den Zweck hat, alle Reclamationen in Betreff der aus der - Zeit vor der Vereinigung Belgiens mit Holland herrührenden Schuld=

P 5: a R é °. e , M / 4 forderungen, deren Liquidation die belgische Regierung übernommen

hat und die nicht vor dem 1. Juli 1844 eingereicht sein würden, E

unwiderruflich für verjährt zu erklären,

‘aber selbst nur Werkzeuge höher stehender Personen.

stehen jeßt in passiver Haltung da, bereit, dem neuen Minister-Prä sidenten ihren vielleicht sehr gewichtigen Beistand zu gewähren, falls er es nicht bei dem berühmt gewordenen Ausruf: „Gott rette die Königin! Gott rette das Land!“ bewenden läßt, fondern, ohne zu zögern, eine Richtung einshlägt, die zur Verwirklihung dieses Wahl spruches führt, Herr Olozaga erklärte, wie man versichert, noch vor gestern ausdrücklih, er werde durch, für und mit den Progressisten regie ren. Da indessen in Spanien die mit den Parteinamen verbundenen Begriffe fast mit jedem Tage sih ändern, und diejenigen, welche sich gestern für Progressisten ausgaben, heute von Weiterfortschreitenden als Reactionane bezeichnet werden, so mag es der Mühe verlohnen, die einzelnen Mitglieder des neuen Kabincts genguer ins Auge zu fassen.

Der Finanz = Minister, Herr Cantero, i} ein shlichter, durch gelungene Unternehmungen reih gewordener Bürger von Madrid, als Privatmann von jeher der entschiedene und vertraute Freund Olo=- zaga's, und obwohl durchaus zu der eigentlih revolutionairen Partei der Progressisten sih bekennend und bei der gegen die Königin Chri- stine gerichteten September - Revolution in nicht geringem Grade be theiligt, doh unabhängig genug, um durch seine offene Mißbilligung der shmählichen Finanz =- Verwaltung der Minister Espartero's den Oaß der Ayacuchos auf sich zu ziehen. Sein unbescholtener Ruf seßt ihn in die Lage, dem Kabinet Olozaga's zur kräftigsten Stüße zu dienen. Ohne Zweifel wird er den Kontrakt Salamanca's sogleich für nichtig erklären.

Der Justiz = Minister, Herr Luzuriaga, ebenfalls ein vertrauter Freund Olozaga?s, wurde der Königin Christine 1840 in Barcelona durch Espartero als Minister aufgedrungen, ohne jedo damals sein Amt anzutreten. Spaterhin stimmte er in den Cortes gegen! die Ernennung des Herrn Arguëlles zum Vormunde der Königin Jsabella. Er ist ein Mann, der sih auf sein Fah beschränkt, ohne von politi scher Bedeutung zu fein.

Herr Domenecch, Minister des Junern, ein Catalonmer, zeigte sih seit 1837 als entschiedener Revolutionair, so lange die Erthei- lung eines einträglihen Amtes ihn niht zum mehr oder weniger ge- horsamen Diener des jedesmaligen Ministeriums machte. Unter Espar tero’s Regentschaft wurde er Rath an dem hiesigen Appellationsge richtshofe; die provisorische Regierung fand jedoh für gut, thn an die Spitze des biesigen Ayuntamiento zu stellen, und die süngsten re volutionairen Maßregeln dieser städtischen Behörde sind vorzüglich sei- nem Einflusse beizumessen. Herr Olozaga hat sih als Staatsmann bewährt, indem er diesen Mann aus dem Ayuntamiento entfernte und in eine glänzendere Sphäre hinaufzog.

Der Kriegs-Minister, General Serrano, is bekannt genug, Seit dem Absterben Ferdinand's VII. hat er die Reihen der Pro gressisten nie verlassen, obgleich ihn allerdings die jeßigen Progressisten als abtrünnig betrachten, weil er die Central= Junta nicht einberief.

Der Marine -= Minister, D. Joaquin de Frias, der ebenfalls wieder eintritt, wurde, wie bekannt, der Königin Christine in Valencia als Minister aufgedrungen und war neben Espartero Mitglied der pro visorischen Regentschaft, so wie der Espartero's Regentschaft erseßen den provisorischen Regierung. :

Dies sind die Bestandtheile des Ministeriums Olozaga. Indem er nun anfündigt, mit den Moderirten nichts zu thun zu haben, son- dern Alles durch, für und mit Progressisten machen zu wollen, erklären ihm doch die jeßt sogenannten oder sih so nennenden Progressisten, welche in dem Regierungs= Antritt der jungen Königin nur eine neue Phase der Revolution erblicken, offen den Krieg, und die Moderirten, die in Betracht seiner Autecedentien nie aufrichtig seine Freunde sein

können, werden ihn vermuthlih nur so lange unterstützen, als er selbst eben jenen Umtrieben der neuen Progressisten eine unschädliche Rich- tung zu geben suchen wird, i

Auf wen unter solchen Umständen Herr Olozaga eigentlih rechne dEEs , é ( « 7 / ist nicht leicht zu errathen. Der Minister Caballero, der den Umfang der Fähigkeiten Olozaga's eben so genau feunt, als den seines Ehr= geizes, hat ihm bei seinem Abgange als zu lösende Preis-Aufgabe die Verfügung der schleunigen Wiederbewaffnung der National =- Milizen von Madrid, Saragossa, Granada, und der Erneuerung der in Folge der lebten Erciguisse eingeseßten Ayuntamientos hinterlassen. Auch wird Herr Olozaga es übernehmen müssen, die Verantwortlichkeit für e Zustand Barcelona's auf sich zu laden, der durch die unerhörten Æ edingungen der von dem General Sanz unterzeichneten Capitulation herbeigeführt wird, Die vor Barcelona stehenden Truppen, die vor Begierde branuten, alle Schwierigkeiten zu überwinden, um, wenn nicht als Sieger, doch als treue Vertheidiger der Königin mit stür= mender Hand einzurücken, mußten sih als Helfershelfer der Rebellen in die Stadt einschleichen, weil die provisorishe Regierung, schon in ihrer Auflösung begriffen, cs dem General Sanz so vorschrieb. Aus den von Barcelona eingehenden Briefen sehen wir, daß die Truppen sich durch die ihrem Anfschwnng angelegten Fesseln tief gedemüthigt fühlten, Hier in Madrid herrsht, wo möglich, eine noch größere Verstimmung.

Der Soldat, welcher erkauft war, um den General Narvaez zu vergiften, hat sein Verbrechen bekannt, und die Mittelspersonen , die ihm 3000 Piaster als Belohnung zusagten, angegeben, Diese waren

Vorgestern

Abend wurde abermals ein gegen das Leben des Generals gerichtetes Vorhaben entdeckt.

Das hiesige Ayuntamiento war von gestern Abend bis diesen Morgen in permanenter Sißung, um die Wiederbewaffnung der Nä- tional-Miliz zu beschleunigen, Wir werden sehen, was Herr Olozaga in dieser Hinsicht verfügen wird.

Abends. Beiden Kammern wurde heute die Ernennung der neuen Minister angezeigt, Der Minister - Präsident, Herr Olozaga, erflärte sowohl im Kongresse wie im Senate, er lege weder Projekte noch Programme vor, deren Verwirklichung späterhin unausführbar sein fönnten. Dagegen berief er sich darauf, daß die „Grundsäße der neuen Minister allgemein bekannt wären, und daß die größte Uebereinstimmung der Gesinnungen unter ihnen herrsche. :

Jm Senate wurde an die Regierung die Anfrage gerichtet, ob es wahr ware, daß englische Truppen die Spanien gehörende Jnseln Fernando Po beseßt hätten. Herr Olozaga erwiederte, daß die Re-= gierung feine amtliche Kenntniß von einem solhen Ereignisse hätte,

Jn Betreff der Erneuerung der Aguntamientos und der Wieder= bewassnung der aufgelösten National - Milizen ertheilten die neuen Minister im Senat eine ausweichende Antwort.

m Paris, 1. Dez. Die Botschafter - Staffette aus Madrid mit den Nachrichten vom 26sten v. M. ist eingetroffen. Die Gaceta de Madrid, welche wir gleichzeitig erhalten, enthält die Königlichen Ordonnanzen, die Ernennung des neuen Ministeriums betreffend. Man bemerkt darin folgende Stelle: „Von der Prärogative, welcheMir dur den Art. 47 der Verfassung zugesichert ist, Gebrauh machend, habe Jh Claudius Anton de Luzuriaga, Präsidenten des obersten Justiz - Tribunals und Deputirten bei den Cortes sür die Provinz Logroño, zum Gnaden- und Justiz - Minister ernannt, und gebe zugleich Meine Zufriedenheit kund, ob der Anhäng= lichkeit und dem Patriotismus, welhe Joaquin Maria Lopez in der Ausübung diescs Amtes bewährt, so wie ob der wichtigen Dienste, die er Meinem constitutionellen Throue dabei erwiesen hat.“ Diese Ordonnanz, vom 24. November datirt, trägt die Unterschrift der Königin und ist vom Herrn Olozaga, als Präsident des neuen Kabi- nets, fontrasignirt, Eben so lautet die Ordonnanz, welche die Ernen= nung des Herrn Jacinto Felix Domeneh zum Minister des Jnnern und der übrigen Mitglieder des Kabinets enthält, mit Ausnahme jener, welche den General Serrano in seinem Amte als Kriegs = Mi= nister blos definitiv bestätigt.

_Das neue Ministerium hat seine Verwaltung mit zwei wichtigen Maßregeln inaugurirt, welche einen sehr günstigen Eindruck auf die Kammer hervorzubringen versprehen. Die erste betrifft die vom Kabinet Lopez angeordneten Munizipal - Wahlen, welche unmittelbar ausgeseßt werden sollen, Das Kabinet Olozaga findet es für rath= samer, abzuwarten, das die Cortes vorerst eine neue Munizipal=Ein= richtung, die täglih nothwendiger wird, votirt haben werden. Die andere Maßregel hat die Bewaffnung der National-Garde von Madrid zum Gegenstande, welche ebenfalls durch ein besonderes Geseß gere= gelt werden soll, Ueberhaupt \cheint das neue Kabinet sich zur Richtschnur genommen zu haben, in allen seinen Handlungen die strengste Gejseblichkeit zu beobachten.

Herr Olozaga hat sich als Präsident des Conseils beeilt, den Cortes sein eigenes ministerielles Programm bekannt zu machen. Jn der Sißung der Deputirten - Kammer vom 26sten erklärte er si darüber in folgenden Ausdrücken :

„Die neu ernannten Minister, welche die Ehre haben, sh dem Kon- greß vorzustellen, mit Ausnahme des Kriegs - Ministers, der an einer Un- päßlichkeit lcidet, wollen Fhnen, meine Herren, nicht Projekte ankündigen, welche sie entwerfen, aber vielleicht niht ausführen könnten ; sie wollen fein Programm aufstellen. Sie glauben, daß ihr Schweigen in dieser Beziehung durch die Kenntniß erseßt werden kann, die der Kongreß von den politischen (Grundsäßen hat, welche die Mitglieder des neuen Ministeriums stets befolgt haben, so wie durch die Kenntniß, welche sie selbst von der Epoche haben, in welcher ihnen die ehrenvolle, aber schwere Aufgabe 'zugefallen is , diese (Grundsäße in Ausübung zu bringen.

„Ich habe die Ehre, dem Kongreß in der leßten Sizung, der ich bei- wohnte, anzuzeigen, daß es sih noch anu demselben Tage entscheiden müsse, ob die Minister, welche damals am Ruder waren, daran verbleiben sollten oder nicht. Diese Frage wurde auch an demselben Abend entschieden, und meine Bemühungen vermochten jene Herren nicht zur Beibehaltung ihrer Portefeuilles zu bewegen, So überzeugt sie auch bis zum leßten Augenblick sein fonnten, daß sie das Vertrauen Jhrer Majestät verdienten, \o beschlossen sie dennoch, sih zurückzuziehen. Jeßt hielt ih mich für verpflichtet, di e Verbindlichkeit zu erfüllen, die ih eingegangen war, und mich dem Lande und der Königin anzubieten, um ihnen alle in meinen Kräften stehenden Dienste auf diesem hohen Posten zu leisten. Von diesem Augenblick an werde ih, was ih bisher noch nicht fonnte, es mir angelegen sein lassen, mich mit den Personen, welche diesen Posten einzunehmen würdig sind, in Einklang zu feßen, das Vertrauen Jhrer Majestät zu verdienen und mich desjenigen der geseßgebenden Körper werth zu zeigen; und ih habe das Glück gehabt, die nebcn mir sißenden Minister als Kollegen zu gewinnen.

„Wir wollen uns bestreben, so weit die Verhältnisse es uns gestatten das für das Handeln jeder Negierung unerläßliche Prinzip anzuwenden. ohne die den Männern, welche die Negierungsgewalt handhaben, auferlegte Berpflichtung zu verfennen, und von diesem Gedanken ausgehend, werden wir nicht wie bloße Privatpersonen oder wie Deputirten handeln. Wir wer- den allen Parteien die angemessene Sicherheit und Bürgschaft zu geben suchen, und wir sind überzeugt, daß wir dieselben in den Gränzen der Ge- feßlichkeit zu erhalten wissen werden. } i

O Zeitpunkt, meine Herren, is ein glücklicher; eine lange Minder- jâhrigkeit und ein von demjenigen, der den Thron Jhrer Majestät der Kö- nigin Jsabella U; usurpiren wollte, hervorgerufener Krieg haben ihr Ende erreicht, ein Krieg, der indeß immer noch Parteigänger im Königreich und außer Landes hat; aber die Regierung läßt diese niht aus den Augen Die lange Minderjährigkeit ist glücklich zu Ende, und die Zeit ist da welche Spanien das ihm beschicdene Glück sichern soll. Unter den Umwälzungen welche an uns vorübergegangen sind, is die Aufregung auf den höchsten Gipfel gestiegen, Wir wollen nicht behaupten, daß es uns gelin- gen wird, sie zu beschwichtigen, aber wir glauben , daß sie sich legen muß, Eben so wenig, meine Herren, wollen wir behaupten, daß wix dem Lande die materiellen Güter zu verschaffen im Stande sein werden deren cs so sehr bedarf; dafür aber können wir uns verbürgen, daß wir unsere Pflichten, die Kräfte der Regicrung und die dem Throne gebührende Ehre: bictung vollkommen erkannt haben. Es fann uns an den Mitteln gebrechen, eine so hohe Aufgabe zu erfüllen, das aber können wir Jhnen versichern, meine Herren, daß wir es an Lovalität, Energie und Ausdauer in den Maßregeln, welche wir dem Wohle des Landes für zuträglich hal- ten, nicht werden fehlen lassen.“ (Beifall von der linken Seite.) s t

D N L) ch-

d XX Paris, 1. Dez. Wir erhalten heute seit beinahe drei Monaten zum erstenmale wieder Zeitungen aus Barcelona. Fn den leßten Nummern derselben, vom 23sten und 24sten, finden wir den E Ee q Auflösung der National-Garde :

Dle vffentliche Ruhe is gestern Nachmittags und ge Y Haufen bewaffneter National Geartinen bedroht D E R Sag del Rey und în dem Viertel von Gracia hat man Lebehochs auf die Cen- tral - Junta ausgebracht, und die Lärmmacher haben friedliche Leute mit Schimpfworten herausgefordert und beunruhigende Lieder angestimmt, auf die Gefahr hin Ausftriite herbeizuführen, dic ih um jeden Preis verhüten muß. Deshalb verordne und befehle ich:

1) Die National-Garde von Barcelona hat binnen sechs Stunden von der Veröffentlichung des gegenwärtigen Bando an, ihre Waffen, Pulver und Blei, Trommcln und Trompeten, an den Artillerie-Kommandanten abzulie- fern, der sich zu diesem Behufe in dem Schlosse Atarazanas befinden wird,