1843 / 164 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ide auf Beiträge aus Fonds oder aus der Siaats - Kasse Wenn cine Gemeinde diese Ansprüche nicht innerhalb eines er Verkündigung dieses Geseßes an gerechnet, erhebt und be- bührt ihr für das vorschüßlich Bezahlte kein Erjaß, und sie erbält die ihr zuerkannten Beiträge nur erst von dem Zeitpunkt an, wo sie ihre desfallsige Forderung nachträglich geltend macht, §, 3, Die weiteren Bestimmungen des Volksschulgeseßes vom 28. August 1835, über die Ge- halte der Lehrer, finden auch auf diese Gehalts - Erhöhungen Anwendung. (Gegeben 2c. Zur Beglaubigung : Büchler.“ s s j

Begründung. Durchlauchtigster Herr Präsident ! Hochgeehrteste Herren! Die Nothwendigkeit der Besserstellung eines großen Theils der Nolfks\chullehrer i allerseits anerkannt. Von 1931 Hauptlehrern, welche an den fatholishen und evangelischen Volksschulen angestellt sind, gehören 596 fatholishe und 195 evangelische Lehrer der ersten Klasse, ferner 542 katholische und 277 evangelische der zweiten, 161 katholische und 68 cvau- gelische der dritten, und endlich 50 katholische und 42 evangelische Lehrer der vierten Klasse an. Das Einkommen eines fkatholishen Hauptlehrers, cinshließlih des Schulgeldes und der Wohnung, beträgt durchschnittlich in der ersten Klasse 227 Fl. 47 Kr., in der zweiten 292 Fl. 25 Kr., in der dritten 403 Fl. 10 Kr., nnd in der vierten Klasse 606 Fl. 19 Kr. Das Einkommen eines evangelischen Hauptlehrers beträgt eben so in der ersten Klasse 228 Fl. 5 Kr., in der zweiten 309 Fl. 46 Kr., in der dritten 409 Fl. 46 Kr. und in der vierten Klasse 662 Fl. 32 Kr. Der Geseh - Entwus schlägt vor, die niedersten Normalgehalte (§. 7 des Geseßes vom 28, August 1835) eines Lehrers der ersten Klasse von 140 Fl. auf 175 Fl., und eines Lehrers der zweiten Klasse von 175 Fl. auf 200 Fl. zu erhöhen; im Uebrigen aber ledigli die Bestimmungen der bisherigen Geseggebung beizubehalten. Hier- nach wird cin Theil des durch die Gebalts-Erhöhung entstehenden und beiläufig auf 42,937 Fl. berechneten Aufwandes auf die Gemeinden und ein Theil auf die Staatskasse fallen. Diese Theile selbs mit einiger Gewißheit zu ermit- teln, is obne Untersuchung des Vermögensstandes einer jeden einzelnen Gemeinde niht möglih. Der auf die Staatskasse fallende Betrag wird aber nach einer Wahrscheinlichkeits-Berechnung die Summe von 20,000 Fl, nicht ganz erreihen. Nach dem vorliegenden Geseh-Entwurf wird die bis- herige Klassen-Eintheilung beibehalten, insbesondere auh aus dem Grunde, weil sie tüchtigen Lehrern eine sichere Aussicht auf Besserstellung mit zuneh- mendem Dienstalter läßt, während cine Vereinigung der beiden ersten Klassen 1610 Lehrer in ihren Gehalten gleichstellen und uur 229 bessere Stellen dritter Klasse und 92 vierter Klasse übrig lassen würde. Daß die übrigen Bestimmungen des Volksschulgeseßes vom 28, August 1835 über die Ge halte der Lehrer, also namentlih die Bestimmungen über die Berechnung der Staats-Beiträge und die dabei zu Grunde zu legenden Normaljahre, sodann über die Beiträge zur Schullehrer-Wittwen- und Waisen-Kasse und über Berechnung der Ruhe-Gehalte auch auf die Gehalts-Erhöhungen An- wendung finden sollen, wird wohl eben so wenig ciner näheren Begründung bedürsen, als die dem §, 85 des Volksschulgeseßes analoge Bestimmung des §, 2 des Entwurfs. i

über ihre Anspr entschieden ist. Zahres, von d gründet, 0 ge

Grh. Hessen. Gernshein, 6. Dez. (Grh. Hess. Z,) Unsere Stadt und Gegend is} jeßt dur die Vorbereitungen für die Ankunft des unserem geliebten Fürstenhause so nahe stehenden Groß- fürsten Thronfolgers von Rußland Kaiserl. Hoh. in freudiger Nührigkeit, Es sollen große Jagden stattfinden, und überall in den Jagdbezirken von hier, Jägersburg und Nordheim, werden deshalb die durch das Regenwetter verdorbenen Wege hergestellt. Die Räume unseres Stadt- hauses werden angemessen dekorirt, um die hohen fürstlihen Gäste

nach den Jagden zur Erholung aufzunehmen. Auch unserem Schöfsfer= plabe wird bei dieser freudigen Veranlassung eine würdige Ausstat- tung; man umgiebt ihn mit dauerhaften Ketten, und südlich, zur Deckung eines Mißstandes, mit einer Mauer. Diese Verbesserungen und Vershönerungen können nux mit Beifall und Anerkennung auf- genommen werden,

Russland und Polen.

St. Vetersburg, 3. Dez. Se, Majestät der Kaiser hat unterm 18ten v. M. folgendes Reskript an den Prinzen Peter vou Oldenburg gerichtet :

„Ew, Durchlaucht! Da Jch es jebt für nöthig erachte, das Lvceum zu Zarsfoje-Selo, so wie früher, der allgemeinen Kategorie der Civil-Lehr- Anstalten zuzutheilen, habe Jch für zweckmäßig erkanut, dieser höheren Lehr- Anftalt die Benennung Kaiserl, Alexander - Lyceum zu ertheilen und das- selbe vom 1, Januar des nächsten Jahres an in den Gebäuden unterzubrin- gen, welche seither das Alexandra-Waisenhaus innehatte, dieses Lyceum den Anstalten zuzuzählen, die unter Meiner persönlichen Aufsicht von der ten Abtheilung Meiner eigenen Kanzelei ressortiren, und die oberste Leitung Jhnen anzuvertrauen. Jh bin überzeugt, daß Sie dieser jeßt Jhrem Oberbesehle anvertrauten höheren Lehr-Anstalt die rastlose Fürsorge und den sorgfältigen Eifer für das Gemeinwohl zuwenden werden, wodurch Sie auf der Bahn des Civil-Dienstes sich fortdauernd auszeichnen, ‘“

Srankreid.

Paris, 5. Dez. Es scheint gewiß, daß die ursprünglich erst

guf den 25, Dezember bestimmte Rückkehr des Königs nah Paris auf eine frühere Zeit festgeseßt worden is, und daß der Hof schon am 10. d. M. St. Cloud verlassen. wird. Jun dieser Woche will Se. Majestät noch einen kurzen Besuch in Schloß Eu machen. Der Fürst von Oettingen-Wallerstein, außerordentlicher Abge- sandter des Königs von Bayern an tie Höfe von Paris und London zu Unterhandlungen über die griechishen Angelegenheiten, is von London wieder hier eingetroffen.

Marschall Soult soll zwei Offiziere seines Stabes nah Algier abgeschickt haben, um die näheren Umstände des Angriffs auf die | Saharis, hinsichtlich dessen einige Blätter dem Gouverneur der Pro vinz Konstantine so schwere Vorwürfe gemacht, streng zu untersuchen,

(man beschuldigte ihn damals sogar, er trahte nah der Kaiserlrone) sein Heer nicht entlassen wollte, in die Neich3acht gethan wurde, daß er, von dem Bundesheer verfolgt, sich in die Feste Landstuhl, eine stattlihe Burg zwischen Kaiserslautern und Zweibrücken, warf und bei der Belagerung der- selben \o gefährlich verwundet ward, daß er kurz nachher (7. Mai 1523 verstarb, Diese Ereignisse bilden den Jnhalt der drei lezten Akte, in wel- chen jedo für den Helden kein höheres Jnicresse erweckt wird, als dasje- nige is, \o derselbe in der Geschichte des Vaterlandes bereits einnimmt, Nur in dex lebten Scene sehen wir den wirklichen historischen Verlauf ideali- sirt: thatsächlich ist nämli, daß der sonst edelmüthige Landgraf Philipp von Hessen (dur Herrn von Lavallade wohl zu jugenblich repräsentirt)

ad adi d Franz von Sickingen in seiner Todesstunde auffordern ließ, ihm en 1! anzuzeigen, wo seine Baarschaft liege, damit er sich für den durch

ihn erlittenen Verlust entschädigen R (

chädigen könne, worauf Jener, {hon im Todes- 4 gei iiaf, daß dies eine unziemliche Frage A Rellstab hat i E erregenden Austritt nicht nur verschwiegen, sondern seinen Ds bad em hessischen Landgrafen in einen höheren tendenziellen Ray- port gebracht , in dem er demselben durch jenen für feine religiösen Ideen gewinnen läßt, welche Zlversion freilich etwas {nell von statten geht, in- dem die Mörserkugeln der verbündeten Fürsten noch einen Augenblick zuvor über dem Haupte desselbea Mannes rifocheitirten dessen Prinzipien einer von ihnen nun sofort zu den seinigen macht. / up _ Das Stü, in fünffüßigen Jamben geschrieben, sichtlich seines dramatischen Effelts die drei ersten Akte gingen fast ganz spurlos vorüber noch was den poetischen Werth anbelangt, nach yöhe-

ist mithin weder hin-

rem Maßstab zu werthen, als die früheren Bühnenstücfe ) („Karl der Kühne „„Eugen Aram“), der sont vas rate Felt minder bebauen möge, als ein anderes, worauf er sih längst einen ehren- vollen Namen errungen,

Die Aufführung ging nah Wunsch, und den Schauspielern is es nicht beizumessen, wenn die Theilnahme des Publikums an dem Stück sich nid reger zeigte, Herr Rott hielt die Titelrolle în Würde und Kraft, Herr Devrient gab den Ulrich von Hutten, der hier indessen als ein Weich-

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Ueber den neuesten Ministerwehsel in Madrid bemerkt das Journal des Débats; „Der Rücktritt des Herrn Olozaga hat also in Folge einer förmlichen Abseßung stattgefunden. Die Strenge einer solhen Maßregel gegen einen solchen Mann, der Spanien so ersprießlihe Dienste geleistet hat, muß dur irgend eine ernste oder allzu scharf ausgelegte Thatsache herbeigeführt worden sein. Welches dieselbe gewesen, weiß man noch nicht. Unsere Korrespondenz vom 28ften spriht blos von einigen Schwierigkeiten, die sih Herrn Olo= zaga von Seiten der Generale Narvaez und Serrano namentlich entgegenstellten.“/ Der Constitutionnel sucht die Katastrophe folgen= dermaßen zu erklären : „Als Herr Olozaga die Regierungsgewalt über= nahm, bestand die Kammer gus den Moderados, welche für sich allein cine imponirende Minorität bildeten, und aus den früheren Exaltados der Coalition, die sich jeßt Progressisten nennen, und denen cinige nah der Aufrehthaltung ihrer Verbindung mit den Moderados strebten, während Audere diesem Bündnisse mißtrauten. Um diese großen par- lamentarishen Parteien gruppirten sich die Minoritäten der Centra-

listen, Esyarteristen, Jufantisten, extremen Exaltirten und wie sie alle heißen. Herr Olozaga repräsentirte die Progressisten, welche den

Moderados am nächsten stehen. Die Decoration des goldenen Vließes und seine neuliche Aussöhnung mit der Königin = Mutter wurden von den exaltirten Progressisten als zwei unverzeihliche Fehler angesehen. Demgemäß bat er Herrn Cortina, das Haupt der Progressisten, bevor er die Präsidentschaft des Conseils über nahm, er möchte das Ministerium mit ihm theilen. Herr Cortina {lug dies zwar aus, gab ihm aber mehrere seiner Freunde als Kollegen, und versprah ihm seine Unterstüßung in der Kam mer. Kein Moderado hatte eín Portefeuille. Stellung der Moderados wurde bedenklih. Sie mußten entweder cin Ministerium, das nicht aus ihrer Mitte hervorgegangen war und das sich nicht mit ihnen verständigt hatte, aus freiem Antrieb unterstüßen oder sich an die Oppositions-Parteien momentan anschließen und dies Ministerium bekämpfen. Jn diesem Falle konnte eine Auflösung der Cortes er folgen und eine ihren Juteressen nachtheilige Wahl durch Herrn Olo- zaga’s Einfluß bewerkstelligt werden. Die Klugheit gebot, zu tempo risiren, zumal da Herr Olozaga versöhnliche Absichten zu haben schien ; allein da sich bei der Wahl eincs Präsidenten die Gelegenheit bot, die Stimmen zu prüfen, so war die Versuhung für die Moderados zu lodend. Sie stellten Herrn Lopez, der, wie sich von selbst versteht, als Kandidat des Ministeriums auftrat, Herrn Pidal ent- gegen. Die unzufriedenen Minoritäten s{lugen si wahrscheinlich auf ihre Seite, und Herr Pidal wurde gewählt. Jeßt blieb Herrn Olozaga noch ein Mittel, die Auflösung der Cortes, allein er hatte seine Rechnung ohne den Hof gemacht. Man hatte diesen Schritt hon vorausgesehen, und die Königin war bercits von 1hrer Camera- Mayor und den Freunden ihrer Mutter berihtet, Daher die Wei gerung, die Kammer aufzulösen und die Entlassung Olozaga s. | Merkwürdig ist, daß alle seine Maßregeln gegen ihn ausgefallen sind. Er bewilligte eine Amnestie, und während man ihn öffentlich lobte, hieß es insgeheim, er sei dazu gezwungen worden z er besta- tigte die Ernennungen Espartero's, und die Esparteristen stimmten gegen ihn, er erhielt die Drduung aufrecht, und die Moderados lob ten seine Energie zu derselben Zeit, als sie gegen 1hn stimmten.“

ans B

5 Paris, s. Dez. Es giebt Dinge, die im Grunde sehr wenig Wichtigkeit haben, die aber denno entweder als ernjte Ange legenheit oder zur Unterhaltung das Publikum beschäftigen. Seit- dem der Herzog von Bordeaux in London ist, befindet jih ein Ih 11 der legitimistishen Partei in einem fieberhasten Zustande, und 1hre haben das Ansehen, als ob sie einen Sieg äber die gegen wärtig in Frankreich herrshende Dynastie zu berihten hätten. Wir wissen nit, ob die Wanderung der Legitimisten nach London wirflich die Regierung beunruhigt ; aber so viel is gewiß, daß mehrere mini sterielle Blätter anfangen, die Sache ernstlich zu nehmen, und dro- hende Worte gegen die Deputirten enthalten, die sich an den kleinen Hof des Herzogs von Bordeaux begeben haben. Davor brauchen die Herren Berryer, von Valmy und Andere nicht zu erschrecken. Die

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Journale

Deputirten - Kammer und das Land wissen seit langer Zeit, wie sie mit diesen Herren daran sind. Man weiß über

dies, daß die legitimistishe Partei sie niht ins Parlament ge= sandt hat, um die Angelegenheiten der gegenwärtigen Dynastie zu betreiben. Js es denn übrigens das erstemal, daß legitimistische De putirte dem Herzog von Bordeaux und der verbannten Familie einen Besuch abstatten? Gehen niht Herr Berryer, Herr von Valmyÿ, Herr von Preigne und zehn Andere in jedem Jahre nach Kirchberg, und sieht man nicht dieselben Namen, die unter den gegenwärtigen Repräsentanten figuriren , in jedem Jahre unter der Rubrik der nach Göriß oder Kirchberg Reisenden? Die Bewegung is heut eiwas lebhafter als gewöhnlich und die Presse beschäftigt sich mehr damit, das ist das Ganzez aber im Grunde hat sich nichts geändert, und Herr Berryer i vor fünf Jahren und vor drei Monaten war.

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| es will,

& heute uicht strafbarer, als er es vor zehn Jahren, F

Will man nun diese Bewegung ein wenig analysiren, so wird *

man sehen, daß unter den französischen Edlen, die man täglich aufzählt, ih Namen befinden, die der ganzen Welt unbekanut und ohne alle politishe Bedeutung sind; Andere haben cine traurige Be-= rühmtheit und noch Andere haben einen ziemlich zweideutigen Charaf= ter, Unter diesen Allen giebt es allerdings ausgezeichnete und be=

ling dasteht, welcher seineu Freund uud Retter in dessen Lebens Katastrophe verläßt, Göby von Berlichingen (Herr Franz) ist eine Erscheinung, die |pur los vorlibershwebt; doch in dem vierschrötig - biedercn Hilchen von Lorch (Herr Wauer) der dem Sickingen in seiner lebten Bedrängniß eine leicht bewaffnete Freischagï der wildesten und verwegensten Krieger zuführte, regk sich mehr Leben. H i

Herr Nott wurde gerufen, darauf der Verfasser, der jedoch das Haus \{chon verlassen hatte. Herr Nell stab hat hier viele Freunde, die ihn wegen seines Talents als Erzähler und Kritiker hoch s{chäßen, und die gewiß ge- wünscht hätten, sein Drama möchte von intensivem Eindruck sein,

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Geschichte der Jusel Tahiti und ihrer Besiß nahme durh die Franzosen von Henri Lutteroth. Frei aus dem Französischen mit Aumerkungen und Zusäben von Dr. Theodor Bruns. Mit einer Karte der Gesell= schafts = Juseln. Berlin bei Herrmann Schulße. 1843.8

Wir brauchen die Leser dieser Zeitung wohl nicht erst daran zu erin- nern, daß noch in diesem Augenbli eine der Episoden der langen Frie- dens - Nebenbuhlerschaft zwischen England und Frankreich, die ein für alle- mal an die Stelle der Kriege von ehemals getreten zu sein scheint, sich an jenen fernen „Inseln im Südmeer““ entwickelt. Die Leser werden sich erinnern, daß ziemlich unerwartet die Nachricht von einer Un- terwerfung der Königin von Tahiti, Pomare, unter das frauzô- \ishe Protcktorat laut ward, daß die Kammern, ohne weitläuftig auf das Detail der Angelegenheit einzugehen, die Besiznahme anerkannten und die nöthigen Summen zur Behauptung des Besitzes bewilligten z daß aber bald darauf ein Brief der Königin Pomare an ihre „liebe Freundin und Schwester, Königin Victoria ““ bekannt wurde, 1n welchem sie ge- gen die Unterwerfungs - Akte als abgedrungen und erschlichen protestirte

in Aegypten endlich eine Wahrheit werden

deutende Personen, die dem Herzog von Bordeaux den Hof zu machen gegangen sind, Selbst unter der Partei, welcher sie angehören, machen sie Frankreich noch Ehre und ihre Treue erhöht nur ihren Ruhm;z aber dies is die kleinere Zahl und die Chateaubriands gehö ren zu den Ausnahmen. Die Legitimisten haben es niemals verhehlt, daß sie den Herzog von Bordeaux als den wahren König von Frank- reich betrachten, und wenn die Manifestationen in dieser Beziehung nicht ostensibler sind, so kommt dies daher, daß es auf französischem Boden uicht ohne Gefahr würde geschehen können. Jn England kann die legitimistishe Partei den Herzog von Bordeaux wohl als König von Frankreich begrüßen; das hat für sie nihts Nachtheiliges, obwohl es dazu dienen kann, die Jllusionen des Prinzen zu erhalten. Man fann nicht annehmen, daß die Hofleute, welhe den Prinzen umgeben, ihm den Zustand Frankreichs in seinem wahren Lichte zeigen werden. Der Prinz is unstreitig ein vollkommener Gentilhommez aber die Nachrichten, welhe er erhält, sind nicht von der Art, um ihn genau mit den Angelegenheiten Frankreichs bekannt zu machen,

A Varis, 5. Dez. Es regnet Streitschriften über die Kir- henfrage. Die große Mehrzahl derselben geht von der Partei des Klerus aus und hat weder durch Form noch Juhalt einen Anspruch auf Beachtung. Ein lebhafteres Juteresse is durch die vor 5 Lagen erschienene Broschüre des Grafen Montalembert angeregt worden. Diese Schrift zeihuet sih zumal dur die Kühnheit und die Konje quenz aus, mit welcher der Verfasser seine ultramonktanen Ansichten darin durhführt. Herr von Montalembert fordert im Namen der Kirche und kraft göttlichen Rechtes nichts weniger als die Suprematie der Geistlichkeit in allen üöffentlihen Dingen. Die firchliche Norm und der kirchliche Einfluß sollen, seiner Meinung nach, das Maß ge ben für jede Richtung der menschlichen Lebens-=Thâätigkeit, sür die Ne gierung und die Verwaltung der Staaten nicht weniger, als für Wis senschast und Kunst und gewerbliche Thätigkeit, Ein ägyptischer Priesterstaat würde etwa dem Jbeale entsprehen, das Herr von Moiuitalembert von den gesellschaftlichen Einrichtungen entwirft, Seim enthusiastisches Lob der geistlihen UVrden und vor allen Bingen seine Bewunderung für die Zrjuiten sind unker solchen Umständen nur unbedeutende und sich au ganz von selbst verstehende Nebensachen. Man kann si leicht denken, daß der Graf Montalembert mit dieser Broschüre in der Hand von der überkirhlihen Partei im Triumphe getragen, und gefetert wird wie eim Held im heiligen Kampfe. Auf der anderen Seite fehlt es natürli} niht an sharfer und bitterer Kritik. Darüber gerathen aber nun die geistlichen Streiter in einen gewaltigen Zorn, der sih zum Beispiel in dem heutigen Univers in dem folgenden Tone Luft macht: „Das Journal des Débats mag Wibe machen, mag lügen, mag unsere Worte entstellen, so viel Wir, die wir wenig von der Deputirten - Kammer, noch weniger von der Pairs-Kammer, und nichts anderes als Felonieen von der Regierung erwarten, wir werden von dem Journal des bats natürlih weder Wohlwollen, noch R.dlichkeit, noch Höflichkeit, noch Vernunft verlangen. Aber je weniger wir von den Anderen hoffen, desto mehr hoffen wir von uns seibst. Es handelt sich nicht mehr darum, was die Anhänger des Monopoles (der Universität ) sagen und deuken, sondern um das, was die Katholiken thun werden. Herr de Moutalembert wendet sich an die Katholiken, und an niemand anders, und er fordert von ihnen, daß sie wie Christen, daß sie wie Männer handeln. Werden sie in diesem Sinne Hand ans Werk legen? Wollen sie, daß ihre Kinder Katholiken werden wie sie

selbst, und mehr wie sie selbst, oder wollen sie, daß dieselben de

fläglichen Heerde von Viehmenschen (hetail humain) ohne Ein \scht, ohne Glauben und ohne Liebe anheimfallen, welche die Universität für jedes Verbrehen und für jede Tyrannei groþ

zieht.‘ Von der Freiheit des Unterrichts ist übrigens bei diesen Herren kaum mehr die Rede, scitdem Herr von Lamartine jenes Pro blem in seiner ganzen Nacktheit hingestellt, und die Konsequenzen de Vertoirklichung desselben {onungslos aufgedeckt hat. Herr von La martine will jene Freiheit ernstlich, er will sie für Alle, und er be weist, dasz Jedermann sie mit demselben Rechte für sih in Anspruch nehmen fann, wie die ultra-katholische Partei. Dadurch 1st denn der anfänglihe Enthusiasmus der letzteren sür die Bundes=Genossenschaft des Herrn von Lamartine bedeutend abgeklühlt worden, und sie geht augenscheinlich darauf aus, das Andenken an dieselbe in Stillschwei gen zu begraben, Es ist überhaupt kein einziger Theil der öffentli chen Meinung mit den von Herrn von Lamartine entwickelten Ansich- ten einverstanden, und diese werden für jeßt ganz gewiß ohne Wir fung und fast ohne Eho verhallen. Jene Frage wird aber srüher oder später wieder auftauchen, und zwar in der Gestalt einer praktischen Staats= Aufgabe, welche eine positive Lösung verlaugt, und alsdann werden auch die von Herrn von Lamartine beigebrachten Argumente mit verstärktem Gewichte von neuem zum Vorschein kommen,

m WVaris, 5. Dez. Die heutige Post aus dem Orient über briugt uns die wichtige Nachricht, daß der Marquis Lavallette, neu erwählter franzüsisher General-Konsul in Aegypten, von Mehmed Ali erlangt hat, daß die Abschaffung des bisherigen Handels- Monopols l, D Marquis Lavallette hat diesfalls an die französischen Handelsleute in Alexan drien folgende Cirkular-Note erlassen :

„Der General - Konsul Sr. Majestät des Königs der Franzosen beeilt O Den Nesidenten feiner Nation in Aegypten hiermit anzuzeigen, daß

und um englischen Schuß bat, Dieser Brief soll in der Konferenz zu Eu von Lord Aberdeen für unecht erklärt worden scin, aber, wie dem auch sei, daß er die Stimmung und Neigung der Königin Pomare wahr und charakteristisch ausdrüdt, daran wird denen, welche die vorliegende Geschichte der Besizuahme lesen, uicht der geringste Zweifel bleiben, Der Verfasser derselben, Franzose und Protestant, schon seit lange bekaunt als Chef eines ansehnlichen pariser Banquierhauses und eifriger Mitarbeiter des protestantischen Jouruals Le Semeur, hat im Juteresse der Wahrheit das nachgeholt, was die Kam mern damals versäumt haben, er hat nachgewiesen, wie die ganze Besißz- nahme auf Autrieb der katholischen Missionare herbeigeführt worden ist, die nur mittelst eines solchen politischen Rüdckhaltes die Möglichkeit sahen, mit den Erfolgen der englischen Missionare im Südsee-Archipel wetteifern zu können, Sein Bericht über die Thätigkeit der katholischen Sendboten is durchgängig aus ihren Depeschen und Briefen, meistens mit ihren eigenen Worten, ge- geben. Die Thätigkeit der englischen Missionare erscheint solchen Pralttiken gegenüber in wahrhaft evangelischem Licht. Der Ueberseger hat das Buch durch vicle Zusäße bereichert und dafür manche überflüssige Neslexionea weg- gelassen. Auch hat er die Begebenheiten, die nach dem Erscheinen des Dii- ginals in Europa bekannt wurden, in einem Nachtrage angereiht, Die Af- ten in dieser Angelegenheit liegen hier also zum Spruch vor, und wenn dieses verdienstlibe Buch auch in Frankreich selbs keine augenblicklich greif- bare Wirkung haben sollte, so ist doch durch den charakteristischen Einblick in die Gesammtthätigkeit der Gesellschaft de propaganda fide, den es gewährt, der Zeit ein wesentlicher Dienst geleistet, der nicht verloren sein wird. Die Aus- stattung der Bearbeitung is elegant ; die beigegebene Karte, die dem Ori ginal fehlt, erleichtert das Verständniß. Wir können das Buch, auch ab- geschen von dem historish Lehrreichen seines Jnhalts, auch als eine unter- haltende Lektüre empfehlen, Es is ein politishes Drama im Kleinen, des- sen Entwickelung man mit Spannung verfolgt. il

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Se, Hoheit der Vice-König von Aegvpten an Se, Hoheit Abbas Pascha unter dem 16, Cheval 1259 (6. November 1843), in Betreff der öffentli- chen Versteigerung der Produkte aus den Privat-Domainen des Vice-Königs, nacbstehende Ordre erlassen hat. D

„Es ist zu Jhrer Kenntniß gelangt, daß seit der Abschaffung des Han- dels-Monovol-Svstems, es in dringenden Augenblicken geschah, daß einige besondere Verkäufe meiner Waaren und Aerndten, von meinen Privat- Domainen herrührend, vor si gingen, ohne öffentlich versteigert zu werden, Aber in Erwägung, daß, um alle Handelsleute auf den Fuß der Gleich- heit zu stellen, so wie um dem Handel mehr Ausdehnung zu geben, es rath- sam wird, keinen Verkauf anders als im Wege der öffentlichen Versteige rung vorzunehmen , und dieser Versteigerung die größtmögliche Oeffentlich feit zu geben, ersuche ich Sie, mit der größten Sorgfalt und Aufmerksam- teit darüber zu wachen, auf daß Niemanden, wer immer es sein moge, Eiwas außer im Wege der Versteigerung verkauft, und daß die öffentliche Versteigerung nah den bestehenden Formen im Voraus angezeigt werde, damit Jedermann davon unterrichtet als Käufer dabei erscheinen fönne, und auf diese Art mein gegenwärtiger Befehl vollkommen erfüllt werde.

„Nach ch rift. Da die Bereitung des Flachses bis zur Stunde noch nicht auf eine angemessene Art entschieden worden is, so soll dieser Handels Artikel ausnahmsweise nah dem bisherigen System verkauft werden, bis darüber eine definitive Entscheidung gefällt werden kann.“

Aus Konstantinopel erfahren wir die Wiederernennung des Reschid Pascha zum Botschafter der Pforte in Paris, welche, laut Berichten aus der türkischen Hauptstadt, dem Einflusse des Achmed Fetti Pascha, Schwager des Sultans, und intimer Freund Reschid Pascha?s, zuzu= schreiben is. Die Sendung des Lebteren nah Paris wird in unseren politischen Kreisen als der Wendepunkt einer besonnuenen Politik von Seiten der Pforte betrachtet, welhe in leßter Zeit ein blin= des Reactions = System gegen europäishe Civilisation durchzu= seßen versuchte, wodurch der Divan zuleßt in Streit mit allen fremden Mächten gerieth, Namentlich bestand zwischen dem Kabinet der Tuilerieen und dem Divan seit der Abberufung Reschid Pascha?s eine merkliche Spannung, die durch die Ungeschick lichkeit des Naffi Effendi, gegenwärtigen Repräsentanten der Pforte in Paris, immer mehr zunahm. Nasffi Effendi gehört mit Leib und Seele dem alten System des Divan an, er kaun sich an die europäi hen Sitten nicht gewöhnen, denu dazu i er zu alt, und so beging er einen Verstoß über den anderen, da er nicht die geringste Idee von diplomatischen Formen und Konvenienzen besißt, Erseßung durch Reschid Pascha wird eben so gern von unserem Ka binet, als vom Publikum gesehen. Reschid Pascha ist der aufgekllärtesie Mann seiner Nation; während seines Aufenthaltes in Fraukreih und England verfolgte er mit anhaltendem Forschungs-Geiste die Fort \hritte der Literatur und der Jndustrie. Er spricht französish eben so geläufig wie cin geborner Franzose. Seine Kinder werden ganz auf europäische Art erzogen, er unterhält ein sehr glänzendes Haus, worin französische Eleganz, britischer Comfort und orientalische Pracht vereint gefunden werden,

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Londou, 5. Dez. Ihre Majestät die Königin hat nach drei tägigem Aufenthalt Chatsworth, den Siß des Herzogs von Vevon \hire, verlassen und i} gestern Mittags in Belvoir Castle, in der x C L j J G L LagrA, d Nähe von Nottingham, beim Herzoge von Rutland eingetroffen. So

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wie 1mm Manor die Anwesenheit der Kömgin bei ihrem

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Drayton Premier = Minister vorzugsweise die angesehensten Häupter der Tory Partei gefeiert hatten, so zeichneten die Gesellschaft in Chatswo1 beim Herzoge von Devonshire hauptsächlich die ersten Mitglieder d Whigs aus. Die Lords Melbourne, Morpeth, Normanby, Palmerston, Leveson, der Herzog von Bedford und die Mitglieder der zahlreichen Familie des edlen Wirths, neben vielen anderen Whig =- Nobilitäten, dele (0 vot a O P U D Herzoge von Wellington und Buccleugh, Lord Alvanley und einige Andere anschlossen, bildeten auf dem prachtvollen Schlosse des Herzogs einen ungleich glänzenderen Zirkel, als die Gesellschaft auf dem bescheidenen Drayton Manor Sir R. Pceel's. Die Königin wohnte einem großen Ballfeste, welches der Herzog veranstaltet hatte, bei, und der Herzog, Lord Leveson und Lord Morpeth erfuhren die Ehre, mit Jhrer Ma jestät zu tanzen. Die Zeit des Aufenthalts in Chatsworth wurde neben den Festlichkeiten mit Ausflügen in die Umgegend, unter ande ren nah dem in der Grafschaft gelegenen alten Schlosse Haddon Hall, welches seit Anfang des vorigen Jahrhunderts dem Herzoge von Rutland gehört und in Bauart und Antiquitäten viele Denkwürdigkeiten aufzuwei sen hat, so wie mit Promenaden in den herrlichen Park-Anlagen des Schlosses ausgefüllt. Auf einer Terrasse besuchte die Königin eine junge Eiche, welche ste als Prinzessin Victoria im Jahre 1832 be! ihrer Anwe enheit in Chatsworth gepflanzt hatte; sie freute sich über deren fräf tiges Gedeihen. Prinz Albrecht pflanzte einen jungen Sprößling ne ben dem Baume seiner Königlichen Gemahlin. Gestern Vormit tags brachen die Königlichen Herrschaften wieder nah Chesterfield auf, um auf der Eisenbahn nach Nottingham uud von dort nach Belvoir Castle sich zu begeben. Der Herzog von Wellington verließ Chatsworth \chon um 6 Uhr Morgens und ritt allein, vou einem iener begleitet, nah dem Bahnhofe, um die Königin zu empfangen. laute Jubel der versammelten Volksmenge begrüßte in Chester den greisen, unverwüstlihen Kriegshelden, Die fürzlich in Dublin D

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D Der field auf einem Dampfschiffe koufiszirten Waffen waren nicht nah Jrland bestimmt, wie es sih bei der Unter suchung herausgestellt hat, sondern nah der afrikanischen Küste, Der dieserhalb verhaftete Bürger Dublins is wieder sreigegeben worden, der Beschlag auf die Waffen aber bis auf weitere Ordre vom Lord Lieutenant noch nicht aufgehoben worden.

O Loudon, 5. Dez. Die indishe Post hat mancherlei mehr oder minder wichtige Nachrichten mitgebracht, worunter die wichtigste die fortdauernde Anarchie im Pendschab; die Zusammenziehung eines britischen Heeres an den Gränzen dieses Landes und die erwartete baldige Abreise des General - Gouverneurs nah dem Norden. Jn zwischen sind die Nachrichten aus jenem unglücklichen Lande höchst verworren und unbestimmt, und zwar in Folge ciner höchst merkwür digen Politik der Sikhs, wonach dieselben alle Furthen des Gränz- flusses, über welche Berichte über die Begebenheiten in ihrem Lande an die Engländer gebracht werden könnten, start bewacht sein sollen, Dieses seßte aber irgendwo einen ordnenden Geist und eine regel- mäßige Gewalt mitten unter der allgemeinen Mebelei und Auflösung aller gesellschaftlichen Bande voraus, welche nur so zu erklären wäre: Während in der Hauptstadt und deren unmittelbaren Umge-= bung ehrgeizige Männer um die Oberherrschaft streiten, die Priester und Häuptlinge an der Gränze Ruhe zu erhalten wissen, und aus Liebe für ihr Vaterland und ihre Religion einzeln dafür sorgen, daß dem mächtigen und gefürchteten Nachbar kein Grund gegeben werde, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Doch wird alle diese Vor- sicht sich als vergeblich erweisen. Selbst die Times, welche bisher einen so tugendhaften Unwillen über die Herrsh= und Ländersucht unserer indischen Satrapeñ gezeigt, erkennt heute die Wichtigkeit und den Nußen des Besites dieses herrlichen Landes der 5 Flüsse, als die einzige Schußmauer Judiens, und selb als Beruhigungsmittel aller Gemüther im Jnnern, die sich etwa noch träumen lassen könnten, un- sere Herrschaft abzuschütteln. Der Grundsaß, daß man seine Nach-

barn nah Belieben sich unter einander zerreißen lassen müsse, ohne sich in deren Angelegenheiten zu mischen, sei zwar

| | | |

| Auflösung vorgelegt hat.

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in abstracto recht {öón und gut; zum Glü für die Mensch=- heit aber würde man nie daran halten; und die Mohamedaner im Pendschab blickten uns mit innigem Verlangen als Befreier entgegen. Fnzwischen aber erwartet man, daß Dost Mohammed uns zuvorkom- men werde, um sich des ihm von Rundschid Singh entrissenen Pe- schauer zu bemächtigen, vielleicht sogar im Taumel des wahrscheinlichen Sieges sich mit seinen Afghanen über das ganze Pendschab zu ver- breiten, was uns denn natürlich wieder mit diejem wilden Volke in einen Kampf bringen würde, dessen Erfolg leiht vorauszusehen ist.

Von China erfährt man nun, daß Pottinger erklärt hat, die Opiumschiffe von ihm keinen Schuß zu erwarten haben, und Hong-Kong sih ebenfalls als ein ungejunder Urt erwiesen,

Gege

Brüssel, 6. Dez. Ju der vorgestrigen Sißung der Repräsen- tanten-Kammer war die Erörterung des Geseß-=Entwurfs in Betreff der fremden Branntweine an der Tagesordnung. Der Art. 1 stellt die Abgabe auf 50 Fr. für das Hektoliter Branntwein von 50 Gra den fest. Herr Rodenbach hielt diese Steuer für zu hoh und glaubte, daß sie ein Köder für den Schleihhandel sei. Der Finanz - Minister entgegnete aber, wenn die Steuer geringer wäre, so würden die einhei mischen Brauntweine keinen Schuß mehr haben. Der Artikel wurde angenommen. Da die übrigen Artikel keinen Anlaß zu irgend einer Diskussion geben, so wurde der ganze Entwurf zur Abstimmung ge

daß da

ß

bracht und einstimmig von den 55 anwesenden Mitgliedern ange- nommen.

Hierauf {ritt man zur Diskussion des Gescß= Entwurfs, wodurch für den Kriegs-Minister ein Zusaß - Kredit von 2,700,000 Fr. ver langt wird. Dieser Entwurf wurde nach

ck11! (Erf S104 e Bis einigen (Triiarungen uver

die der Central-Section eingereichten Beförderungs-Liste und über dic Pensionen ebenfalls einstimmig genehmigt. Bei dieser Gelegenheit

famen auch die Beweggründe zur Sprache, welhe den Rücktritt des vorigen Kriegs-Ministers veranlaßt. Herr Nothomb behauptete, Herrn de Lem's Verwaltung sei an cinem Prinzip und nicht an einer Zahl gescheitert, nämlih daran, daß der vorige Kriegs-Minister ein Budget als einen Normal=-Etat habe ansehen wollen. Dies schien Herrn Ver= haegen eine geeignete Veranlassung, auf den Vorwurf zurückzukommen, den er Minister Nothomb bereits gemacht, nämlih warum er Herrn de Liem's Beispiel nicht gefolgt und gleichfalls zurückgetreten

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sei. Der Minister des Junern wollte aber auf diese Diskussion sich nicht weiter einlassen, weil sie doch fruchtlos sei, Die gestrige Sißung der Repräsentanten-Kammer dauerte nur

kurze Zeitz; sie war der Disfussion von Bittschriften gewidmet; unter diesen befand sich auch eine Petition des General-Major Chazal, der um den großen Naturalisations= Brief ersucht; die Kammer beschloß mit 59 gegen 12 Stimmen, sein Gesuch in Erwägung zu ziehen.

L OOTD William Russell , englischer Botschafter am österreichischen HY0o}e, tit vorgestern hter eingetroffen.

Jn Löwen hat fsih dieser Tage ein \{recklicher Unglücksfall er eignet; in dem Hause eines Kleiderhändlers, Herrn Coene der Namur - Straße, nahe an dem berühmten Rathhause jener Stadt, brach in der Nacht Feuer aus, welches zwar in Folge angestrengter Bemühungen auf das Gebäude beschränkt blieb, in welhem es aus gekommen, wobei aber leider 6 Menschenleben durch die Flammen ihren Tod fanden, der Eigenthümer des Hauses, seine Gattin, die ihrer Entbindung ganz nahe war, deren Schwägerin und zwei Kin der; das eine der leßteren fand man in den Armen des unglücklichen Vaters, der in einem Winkel zusammengesunken war,

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Paris, 5. Dez. Telegraphische Depesche aus Spanien.

Bayonne, 3. Dez. Das Dekret zur Abseßung des Herrn Olozaga is am 29. November erschienen. er Ex-Minister hat eine Klage gegen den Heraldo angestellt, der ihn des Verbrechens der beleidigten Majestät beschuldigt hat. Das ganze Ministerium, mit Alsnahme der Heilen Frias uind Serrano hax seine Entlassung eingereiht; die genannten Minister sind mit dem Präsidenten und den Vice - Präsidenten des Kongresses beguf tragt, das Kabinet zu rekonstituirenz; sie haben sich am 30, Novem ber zusammen im Palast eingefunden. Madrid war am 30, Novem-=- ber Abends ruhig.

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3 Madriíd, 29, Nov. Der neue Minister - Präsident, Herr Olozaga, hat eine Haltung angenommen, die alle Parteien und nicht weniger die diesen fern stehenden Personen în Erstaunen verseßt, Bei dem Antritt einer Regierung, welche ausdrücklih erklärt, Feindin je der Art von Reaction zu sein und den Blick nur vorwärts wenden zu wollen, konnte man wohl am wenigsten darauf gefaßt sein, Grund= säße ausgesprohen und Maßregeln ergriffen zu sehen, die eine Er- neuerung des faum beendigten Kampfes zwischen einer dem Lande herhaßt gewordenen Partei und allen denen, die mit Daranusebung ihrer höchsten Güter eine den Thron der Königin sicherstellende Lage herbeizuführen suchten, zur Folge zu haben drohen. :

Das von mir vorgestern mitgetheilte Dekret, vermöge dessen alle Berfügungen Esyartero's bis zu seiner Einschiffung für gültig erklärt werden, ist ein Räthsel, welches Herr Olozaga seinen Mitbürgern zur Von dem Espectador, dessen Redacteure meuchelmörderischer Auschläge gegen den General Narvaez beschuldigt sud, ist dieses Dekret mit Jubel und unter der gerechten Vorausseßung aufgenommen worden, daß Herr Olozaga das von ihm ausgesprochene Glaubensbefenutniß zur folgerechten Ausführung bringen, den Ex- Regenten zurücrufen, die Königin wieder für minderjährig erklären, das thm von einer rebellishen Behörde ertheilte goldene Vließ able= gen und die Minister Espartero's wieder einseßen werde. Das Eco Eee N E bekanntlich am meisten zur Vertreibung C |pa i y S vel rug - 01 ennt jebt in dem Dekret Olozaga's nur den Ausspruch der Gerechtigkeit, und verlangt folgerecht, daß auch die National-Miliz von Madrid in der ihr im vergangenen Juli eigenen Gestalt wieder hergestellt werde, H l :

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Vie Moderirten dagegen und alle diejenigen, welche niht \piß-

| Pndig genug sind, um die von Herrn Olozaga vorgelegten Räthsel

auf der Stelle zu lösen, halten das Dekret nicht nur für abgeshmadt, sdndern für unausführbar. Sie bezweifeln, daß eine bloße Verfügung dès neuen Minister-Präsidenten die Offiziere und Generale, welche im Juni und Juli ihr Leben aufs Spiel seßten, um den von Herrn Oloch zaga aufgestellten Wahlspruch: „Gott rette das Land, Gott rette die Königin!“ zur Thatsache zu machen, bewegen werde, denen, die Esyar= tero dur einen Federstrih um mehrere Grade beförderte, ihre Aem- ter und Würden abzutreten und si selbst als strafbare Rebellen an- zuerkennen. Eine Verfügung Espartero's ertheilte allen National= Milizen Madrids das Ehrenkreuz Jsabella?s ll, und den Offizieren den sehr geschäßten Ferdinands-Orden, Herr Olozaga wird also zu- geben müssen, daß derselbe Pöbel, den er vor vier Tagen dur Sol- daten auseinandertreiben ließ, nunmehr jene „Ehrenzeichen““ anlege, Die unpartetischen Blätter ergießen sih in lange Betrachtungen über jenes Dekret, und der Heraldo sagt unter Anderem: „Warum seßt man nicht die Aemter, Gnadenbezeugungen und Ordens - Vertheilun- gen in Kraft, welche diejenigen verloren, die 1840 die rechtmäßige Regentschaft der Königin Marie Christine unterstüßten 2“

Einige wollen den Schlüssel zu diesem Räthsel in der Furcht

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suchen, welhe die Progressisten dem Herrn Olozaga einflößen. Ge-

wiß ist, daß er die Moderirten mit derselben Verahtung behandelt, die ihnen Espartero zu Theil werden ließ. Jn der Minister - Ver= sammlung, welche vorgestern stattfand, trug er darauf an, daß au die Stelle des Generals Narvaez ein anderer General - Capitain vozt Madrid ernaunt, und die hiesige Besaßung geändert werden solle. Der Kriegs - Minister Serrano, der dieser Maßregel nit beitreten wollte, verlangte seine Entlassung, und diesen Abend versichert man, diese sei ihm bewilligt, und der General Chacon oder der Baron von Carondelet, beide bis zuleßt erprobte Anhänger Espartero’s, zum Kriegs -Minister ernannt worden. Da Herr Olozaga vorausseben muß, daß er die Mehrheit der Cortes gegen sich haben werde, so soll er das Dekret der Auflösung derselben bereits unterzeihnet haben. Die Generale Narvaez, Concha und Mazarredo haben, so sagt man, ihre Entlassung, ersterer als General-Capitain von Neu - Castilien, zweiter als General=Jnspecteur der Jnfanterie und leßterer als Gou- verneur von Madrid, verlangt. Alles dieses hat auf die Truppen und

auf die ruhigen Einwohner der Hauptstadt einen tiefen Eindruck ge=-

macht. Jedermann fühlt, daß eine furchtbare Krisis bevorsteht, ohne daß man die Gründe begreift, welhe Herrn Olozaga veranlaßten,

diese gewaltsam hervorzurufen. denen er zu \s{chmeicheln scheint,

Zi etwaigen Sieges überlassen.

Denn die eigentlichen Revolutionaire, werden nicht ißm die Früchte ihres

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i Paris, 5. Dez. Seit zwei Tagen wird die öffentliche Neugier durch die räthselhaften Mittheilungen des Telegraphen über die neuesten Borfälle in Madrid, in der lebhaftesten Spannung er= halten. Obgleich es {wer is, sich nach den bis jeßt eingetroffenen Nachrichten von dem Hergange und dem Charakter der lebten Kabi= nets-Ereignisse in Madrid Rechenschaft abzulegen , so is es doch kei= nen Augenblick zu bezweifeln, daß der konservative Einfluß und das Fnteresse der christinischen Partei den Ausschlag bei denselben gegeben. Es is natürlih undenkbar, daß die junge Königin bei einer so wih= igen Angelegenheit, wie die Abseßung des ersten Ministers, aus eigenem Antriebe gehandelt habe, und es ist eben so undenkbar, daß ste dabei einem anderen Rathe gefolgt sei, als dem ihrer unmittel- baren persönlichen Umgebung, die bekanntlih ohne Ausnahme aus warmen Anhängern der ehemaligen Regentin besteht, Man darf an= nehmen, daß die Angabe der vorleßten telegraphischen Depesche, kraft welcher D! Wahl des Herrn Pidal zum Präsi=

Herr Olozaga wegen der denten des Kongresses seine Entlassung gefordert haben sollte, auf einem Jrrthume beruht, Hätte Herr Olozaga freiwillig um seinen Abschied gebeten, so würde man ihm und sich selbs wahrscheinlich die Unannehmlichkeit einer Abseßung erspart haben. Das eigentliche Ver= brechen des Herrn Olozaga is noch unbekannt, denn es i} doch wohl faum glaublih, daß feine übergroße Bereitwilligkeit, die Entlassun. des Generals Serrano anzunehmen, als ein genügender Grund Z/ der gegen ihn genommenen harten Maßregel angesehen worden se: Auch der Umstand, daß der Heraldo, welcher der Politik des Herr1. en lebhaftesten Beifall zollte, daß dieses Haupt Organ der cchristinishen Partei den Conseil-Präsidenten, laut der Aus=z sage des Telegraphen, zuleßt auf einmal einen Majestäts-=Verbrecher auch dieser Umstand zeugt dafür, daß fich Herr ein besonders \{chwe zu Schulden kommen

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Olozaga bisher d

genannt haben soll, Olozaga in den Augen der Konservativen irgend res Vergehen gegen die Juteressen des Thrones lassen.

Ein Supplement des Phare des Pyrénées sagt, daß die Absetzung des Herrn Olozaga erfolgt fei, nahdem der Conscils-Prä- sident die Königin gezwungen, ein Dekret über Auflösung der Cortec zu unterzeichnen. Nach der Sentinelle des Pyrénées hat Herr Olozaga bei jener Maßregel nur heimlich hinter dem Rücken der übrigen Minister gehandelt und is deshalb auf deren Verlangen abgeseßt. Am 30sten wurde er verhaftet.

Lien ano

© Múnchen, 5. Dez. So viel deren Junhalt allgemeiner befannt geworden is, mögen mit der neuesten, außerordentlihen Post aus Athen etwa vier oder fünf Privatbriefe hierher gelangt sein. Sie tragen sämmtlih das Datum vom 18, November mit Nachschrif= ten vom 19ten und 20sten. Obschon ihr Juhalt sih fast nur auf die Vorbereitungen zur Eröffnung der National-Versamæalung und auf diese selbst bezieht, bietet er neben dem bereits Bekannten doch noch manches Jnteressante dar. Die Tage vom 13ten bis zum 19ten sind für die gebildeten Bewohner Athens wieder ziemlich peinliche gewesen. Man fürchtete sih vor den Abgeordneten, man war in noch größeren Sorgen vor den Gefahren, die dur das Landvolk drohen sollten. Namentlich scheint am 18. und 19. November in leßterer Beziehung in der Hauptstadt noch eine bedeutende Aufregung geherrscht zu ha= ben, obschon sih Jedermann davon überzeugen fonnte, daß von Seiten der Regierung alle Vorsichts-Maßregeln nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in deren Umgebungen getroffen worden waren. Jnmit- ten der Unruhe und Bewegung, und gegenüber der Zwietracht unter Abgeordneten wegen angefochtener und vertheidigter Wahlen, hat wieder der Hof eine durchaus versöhnende Stellung eingenommen. Der König und die Königin gaben vom Morgen bis zum Abend Au- dienzen, und manches Herz mag ihnen durch ein solches Verfahren neu gewonnen worden sein, So brach der 20. November an, wohl nicht der Entscheidungstag für die Zukunft Griechenlands, aber doch immer ein Tag hoher Bedeutung, und daher in Athen und in ganz Griechenland mit großer Spannung erwartet, Man hebt die ernste Richtung der Rede hervor, welhe Professor Bambas vor der Eides- leistung der Deputirten in der Jrenenkirhe gehalten und in der er dieselben darauf hingewiesen habe, wie nahe alle Zwietracht dem Meineid liege. Die Thron-Rede wurde von dem König mit sicherer und lauter Stimme gesprochen, deren Schlußworte aber unter dem von allen Seiten erschallenden Z1,-o ó ß8aomas nidt mebr verstan den, Es wird als bemerkeuswerth hinzugefügt, daß die Stimmen, welche Zn7 D 70 S] T At 5 oder Ln 0D N SUVENEUGLG U. gerufen, im Saale nur vereinzelte gewesen seien. Erst als der König wit seinem Gefolge nah der Residenz zurückkehrte, scheinen die Lebehochs für die Verfassung, für die Nation 2c. neben jenen für Se, Majestät A constitutionellen Thron 2c, häufiger vernommen worden zu sein. Bald wußte ganz Athen, was König Otto gesprochen habe und dar- auf mag der Enthusiasmus ein ungussprechlicher geworden sein. Un- ter dem Einflusse dieser allgemeinen Begeisterung sind offenbar die Briefe vom 2Wsten geschrieben; denn sie geben Hoffnungen

Raum, zu welchen man s\{ch ers wird berechtigt fühlen können, wenn

man den Verhandlungen der National =-= Versammlung eine Zei

h) ( : nlung eine Zeit lan gefolgt und dadurch zu der Ueberzeugung gelangt is, daß sie wirkli von dem Geist echter Vaterlandsliebe geleitet werden. Jmmerhin bleibt es jedoh eine höchst erfreuliche Erscheinung, König Otto am

O) 7 1e 20, November , wenn auch unter minder drängenden, dagegen aber

unter höchst versuhenden Umständen, sich eben so mäßig und weise benehmen zu sehen, wie in der Nacht vor dem berüchtigten 15. Sep= tember und an diesem selbst. Nicht unbemerkt kann ih lassen, daß in den hierher gelangten Briefen übereinstimmend auf ein durchaus verändertes Benehmen des Baronets Lyons hingewiesen und daraus der Schluß gezogen wird, seine neuesten Justructionen dürften dahin Uen si aufs innigste au den Throu anzuschließen. Ueber die

tellung Kolettis?, über die Ergebnisse der Wahl - Untersuchungen,

Po nun