1843 / 168 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

seiner Gemeindeglieder in ihrem ganzen Umfange erschwert oder un- möglich gemacht is; N) durch die _Wiedererweckdung eingegangener, durch Unterstübung der in threr Existenz bedrohten und durch Grün- dung neuer Schulen. Zur Uebernahme der Beamtenstellen sind Geist- liche und Laien in gleiher Weise befähigt, und es ist wünschenswerth, daß beide Stände gemeinschaftlih zur Leitung des Vereins mitwirken. Allgemeine Versammlungen findeu unter Vorlegung eines General- Berichts über die Thätigkeit des Vereins alle drei Jahre statt.

Jm abgelaufenen Kirchenjahre vom ersten Advent-Sonntage 1842 bis dahin 1843 sind in Breslau und in den dazu eingepfarrten Vorstäd= ten und Dörfern 868 ehelihe Söhne, 837 ehelihe Töchter, 247 uneheliche Söhne, 229 unehelihe Töchter, 174 Junggesellen , 186 Jungfrauen, 493 Männer, 286 Frauen, 162 Wittwer und 398 Wittwen gestorben, dagegen 1523 ehelihe Söhne, 1505 eheliche Töchter, 351 unehelihe Söhne und 343 uneheliche Töchter geboren, Todtgeboren waren 133 eheliche und 29 uneheliche Kinder. Getraut wurden 1080 Paare (760 evangelische, 277 katholische und 43 jüdische).

Berlin, 13. Dez. Ein Korrespondent aus Barmen in Nr. 286 der Mannheimer Abend=-Zeitung führt Beschwerde über die erzwoungene Aufnahme von Artikeln in preußische Blätter, wodurch die leßteren den Schein gewönnen, ihre „Tendenz“ zu „verleugnen““. Wenn nun als derartige Artikel die sogenannten Berichtigungen in der Allgemeinen Preußishen Zeitung bezeihnet werden, von denen behauptet wird, daß sie von den anderen Blättern aufgenom- men werden „müßten“/, so is zu bemerken, daß ein Zwang zur Auf= nahme von Artifeln der Allgemeinen Preußischen Zeitung nicht besteht. Nach der Vorschrift des §. 19 der Verordnung vom 30, Juni d, J. is dagegen jedes preußishe Blatt verpflichtet , die demselben von Seiten einer Staats= Behörde zukommenden Berichti= gungen zu veröffentlichen. Jndem diese Berichtigungen sih regelmäßig auf eine wahre Darstellung einzelner Thatsachen! beschränken, kaun in der Aufnahme derselben durch ein öffentliches Blatt eine Verleugnung seiner „Tendenz““ nicht liegen, es sei dem, daß dasselbe die Tendenz hätte, Unwahrheiten zu verbreiten,

Nusland. Deutsche Sundesstaaten.

Baden. Karlsruhe, 9. Dez. (M. J.) Jun der heutigen 9ten övffentlihen Sißbung der Kammer der Abgeordneten kündigte Abgeordneter Welker eine Motion an, „auf eine ehrerbietige Bitte um eine Geseß =- Vorlage zum Schuße des allen gesitteten Völkern heiligen Gastrechts, so wie des für unsere National-Existenz weseutli= chen bundesgeseßlihen deutshen Staatsbürgerrechts gegen willkürliche polizeiliche Landes - Verweisungen.““ vou Jbstein begründete seine in der leßten Sibung angekündigte Motion: „Es wolle die Kammer der Abgeordneten an Se. Königl, Hoheit den Großherzog die ehr- furchtsvolle Bitte richten, der gegenwärtigen Stände - Versammlung einen Geseß-Entwurf vorlegen zu lassen, dahin gehend, daß der im §. 12 des Zehntablösungs-Gesebes für die Verzinsung des Staats-Beitrags bestimmte Termin vom 1. Jauuar 1844 bis zum 1. Januar 1850 ver= längert werde.“ Die Kammer beschloß, daß die Motion gedruckt werde und in die Abtheilungen gehe; ferner, in der nächsten Sißung die Petitions= Kommission um vier Mitglieder zu verstärken. von Ibstein wiederholte seinen auf früheren Landtagen schon gestellten

Autrag, daß jede Woche eine Sißung zur Erledigung vou Petitionen gehalten werden möge, damit dieselben nicht am Schlusse des Laud- tags im Fluge abgefertigt werden. Sander unterstüßte den Antrag z Knapp fügt den Wunsch bei, daß eine Vorlage über den Erfolg der am vorigen Landtag dem Staats-Ministerium überwiesenen Petitionen der Kammer gemaht werde, von Jbstein zweifelt nicht, daß die Regierung auch diesmal, wie früher, eine solche Nachweisung liefern werde.

Großh. Hessen. Darmstadt, 10. Dez. (Gr. Hess. Z.) Der Stadtverstaud, welcher die höchst erfreulihe Ankunft Jhrer Kaiserl. Hoheiten des Großfürsten Thronfolgers und Durchlauchtig- sten Gemahlin in der Residenz so würdig zu feiern wußte, gedachte dies freudige Ereigniß auh noch auf eine andere s{höne Weise zu ehren, die gewiß ganz im Sinne unserer hochherzigen Fürstenfamilie war. Heute früh ließ er Brennholz an Arme vertheilen und Mittags über 150 Arme in dem großen Saale des Rathhauses festlich be-

innerung an ihre Vergangenheit in möglichst anschaulicher Weise vorzut- führen. Fidicin?s historisch - diplomatische Beiträge zur Geschichte Berlins, Lochner's nücnbergishe Jahrbücher, Zober’s Schriften über Stralsund, Wernicke’s Geschichte von Elbing, Förstemann's Chronik von Nordhausen, anderer schäßbarer Werke über größere und fleinere Städte hier nicht zu gedenken, sind Zeugnisse dieser Richtung, die man durch recht viele ähnliche Schriften vertreten zu sehen wünschen muß. E Der Magistrat in Halle hatte {hon seit längerer Zeit die Fortseßung der Dreyhauptschen Chronik in Aussicht genommen, und nachdem es ihm gelungen war, in Herrn Dr. Ecfstein, Neltor der lateinishen Schule, einen in jeder Hinsicht hierzu befähigten und von der uneigennüßigsten Liebe für das Unternehmen erfüllten Maun zu finden, war es den fortgeschten Be- mühungen des um seine Vaterstadt Halle hochverdienten Stadtrath Wuche- rer gelungen, auch die Mittel zu beschaffen, um die Kosten des Unterneh- mens zu decken, Die Bürger Halle's ergriffen gern eine Gelegenheit, welche den Ruhm ihrer Stadt zu erhöhen #0 geeignet ist ; es erfolgten zahlreiche Subscriptionen, und so konnte der Druck bereits im vorigen Jahre seinen Anfang nehmen, i f Die vor uns liegenden 4 Lieferungen, deren jede 5 Bogen stark ift, enthalten die Geschichte von der Gründung der Universität Halle und von ihren Zuständen unter der Negierung ihres Stifters, des Kurfürsten, nach- aben Königs Friedrich 1. (1694 1713), Mit Recht hat der Heraus- L maß der großen Wichtigkeit, welche die Universität Halle für den Pren Staat und das gesammte Norddeutschland seit ihrer Gründung Intarte hat, A den ersten Abschnitt gewidmet, dem er als Aufschrift die Briten d d ajestät des Königs Friedrih Wilhelm 1V. hätte vorseßen ' enen er bei seiner lezten Anwescnheit in Halle am 7, Oktober v. J. des Ruhmes dieser Univerkitä j Ster j Wissenschaft“ gedacht niversität als „eines leuchtenden Sternes del d acdeucien Bütke hat. Das reiche Material, welhes Herr Ecfstein ( rn und ungedrueten Urkunden zusammengebracht hat, ist durch klare Darstellung, gute A : A “stige Aufül Z, gute Auffassung der Begebenheiten und \org- fältige Aufführung zahlreicher, interessanter Lokalitäten für den Leser auf das beste verarbeitet wordenz dabei haben die Erzs i Lichitcece bex iti einai 3 „Yaven die Erzählungen früherer Ge- schitschreiber in einzelnen Punkten viele Berichtigungen erhalten Jn den drei Kapiteln der Einleitung handel ; i ! i d LES g yandelt der Verfasser von den frü- heren Plänen des Kardinals Albrecht von Brandenburg, i i d g, in Halle eine Uní- versität anzulegen, dann von der durch Milié, genannt La Fleur, in Halle (1680) begründeten Ritter - Akademie und von den juristischen und philoso- phischen Vorlesungen des Christian Thomas, welche dieser berühmte Mann

nach seiner Vertreibung aus Leipzig im Sommer 1691 in i

jedoh damals mit der Nítter-Akademie in irgend einer rv Hierauf wird im ersten Abschnitt dieser Universitäts - Chronik die allmälige Organisation der Universität bis zu ihrer feierlihen Einweihung geschildert Alles urkundlich genau. Es werden die ersten Lehrer derselben genannt, es wird die Verleihung der Kurfürstlihen und der mit v erlangten Kai- serlichen Privilegien ausführlich erzählt, endlich sind die Verdienste, die sich

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wirthen, damit auch Denjenigen, welche so viele trübe Stunden haben, ein Freudentag würde bei der allgemeinen Freude.

Darmstadt, 11. Dez. (Gr. H. Z.) Gestern Abend erschienen Se. Königl. Hoheit der Großherzog mit Jhren durchlauchtigsten Gästen, Jhren Kaiserl, Hoheiten dem Cäsarewitsch Großfürsten Thron- folger von Rußland und der Cäsarewna Maria Alexandrowna, be- gleitet von der ganzen Großherzoglichen Familie, so wie der zum Besuche am Erbgroßherzoglihen Hofe dahier verweilenden Prinzessin Alexandra von Bayern Königl. Hoheit, im Großherzoglichen Hof- Theater, wo bei festlih erleuhtetem Hause, nach vorausgegangenem Prologe, zu Ehren der hohen Gäste eine große Fest=Oper gegeben ward. Beim Erscheinen Jhrer Kaiserl. Hoheiten in der großen Hof Loge brach das gesammte Publikum in lange anhaltenden Jubel und stets sih erneuerude Lebehochs aus und bekundete abermals die innige Theilnahme, welche es an der Freude des hohen Großherzoglichen Hauses empfindet. Sämmtliche Allerhöchste und Höchste Herrschaften blieben bis zu Ende der Oper und wurden beim Scheiden abermals vom Publikum aufs lebhafteste und herzlichste begrüßt.

Freie Städte. LübeŒ, 27. Nov. (Nach der A. A. Z. u. Hamb. Bl.) Die von der Bürgerschaft für die Verfassungs- Revision niedergeseßte Kommission, welhe am 5. Dezember 1842 ihre erste Sißung gehalten, hält diesen Abend ihre leßte Sitzung, so daß in etwa zwei Monaten, bis zu welcher Zeit der Bericht der Kommission von dem Präses derselben, Ober - Appellations - Rath Dr. Overbedck, abgefaßt sein wird, die Verhandlungen über den Ent- wurf der neuen Verfassung in den bürgerlichen Kollegien ihren An= fang nehmen dürften.

c Lübe, 12. Dez. Am gestrigen Abend mußten wir hier leider wiederum einen argen Straßen -= Tumult erleben. Die nächste Veranlassung dazu scheint ein Hoch gegeben zu haben, welches dem Sohne des Zeugmachers und Antiquars Carstens von dessen Freun den gebracht wurde, nachdem derselbe gestern aus der Haft (er wurde wegen Abfassung eines Pamphlets zu einer 12 wöchentlichen Gefäng- nißstrafe verurtheilt) entlassen war. Von dem Hause dieses Carstens zog ein immer mehr anshwellender größtentheils aus Handwerks=Ge fellen, Matrosen und Burschen bestehender Haufe singend und lär= mend durch die Gassen. Jrgend eine bestimmte Tendenz des Skandals gab sih niht kundz vielmehr wurden nur beiläufig Versuche gemacht, verschiedenen Personen Aeußerungen des Beifalls und des Mißfallens zu erkennen zu geben. Zu diesen Aeußerungen gehörte auch ein dem Kaufmann Jacoby gebrachtes Hoch, welches dieser durch Ermahnung zur Ruhe erwiedert haben soll. Fenster und Laternen blieben gänz lich vershont, Von Seiten der Behörden waren diesesmal zeitig die gehörigen Vorsichtêmaßregeln ergriffen. Daher kam es, daß die Tu- multuanten an verschiedenen Stellen der Stadt von starken, mit schar= fen Patronen verschenen Militair-Detascbements empfangen wurden, wobei es zu einigen Thätlichkeiten kam. Der eiu auf dem Jacobi= Kirchhofe aufgestelltes Piquet befehligende Offizier sah sich genöthigt, feuern zu lassen, nahdem seine wiederholte Aufforderung zur Ruhe und zum Auseinandergehen nicht nur erfolglos geblieben, jondern \0- gar er und seine Mannschaft verhöhnt und mit Steinen geworfen war. Ein junger Mensch, der sich unter dem Haufen der Tumultuan- ten befand, wurde dabei durchs Bein geschossen und ein Handwerks meister an der Schulter leiht verwundet, Darnach verlief si die Menge bald, und um 10 Uhr war die Stadt vollkommen ruhig. Vie in dem 7 Stunden von hier entfernten Jsraelsdorf stationirte Kaval lerie traf leider zu spät ein, um mit gewohnter Energie an der Säuberuug der Gassen noch zeitig Theil nehmen zu können. Mehrere Arrestationen haben stattgefunden. Die strengste Untersuhung und Bestrafung steht zu gewärtigen. Man hofft, namentlich einigen Rädelsführern und Aufreizern aus den mittleren Ständen auf die Spur zu kommen. Denn es läßt sih kaum mehr bezweifeln, daß dergleichen Elemente bei den bedauerlihen Vorfällen mit im Spiele sind. Heute, bis zum Abgange der Post (8 Uhr Abends) herrschte vollkommene Ruhe und Ordnung in der Stadt.

XX Frankfurt a. M., 11. Dez. Se. Durchlaucht der Fürst von Leiningen is von Koburg hierber zurückgekehrt.

Der Kaiserl. österreihishe Ober-Postrath, Herr von Thurnent= \{hor, is von Paris, wo er den Abschluß eines neuen Post-Vertrages zwischen Oesterreih und Frankrei zu Stande gebracht haben soll, guf der Rückreise nah Wien hier angekommen. Jn der heutigen außerordentlihen Senats-Sißung wurden die Herren Schöff Scharff

der Kanzler vou Seckendorff und nach dessen Tode der Geheimerath Stryke (er war der erste Professor, der diesen Titel führte) um die Organisation der Universität erworben hatten, in das rechte Licht geseßt, Manche interessante Details, namentlich über die Besoldungen der damaligen Professoren müssen wir hier übergehen, Die feierliche Einweihung er- folgte am 1. Juli 1694 in Gegenwart des Kurfürsten mit großer Pracht und Herrlichkeit, wozu die magdeburgischen Landstände 10,000 Thaler beizusteuern genöthigt waren und auf die Stadt Halle die Summe von 1111 Thalern 22 Gr. kam, Vielleicht daß auch dieje Auflage dazu beitrug, die Einwohner gegen die Errichtung einer Universität in ihrer Stadt einzunehmen, worüber Herr Eckstein bei Erörterung der Frage, aus welchen Gründen gerade Halle zum Sigze der neuen Hochschule erwählt wurde, viel Zweckmäßiges zusammengestellt hat.

Im zweiten Abschnitte, der die Zeit von 1694—1713 behandelt, er- scheint nun die Universität bereits als ein Ganzes, Aber wie wohlwollend auch der Landesherr war und wie geneigt die obersten Behörden sich zeigten, so dauerte es doch lange Zeit, che alle inneren Einrichtungen, die Bersa|- sung die Geseße und die akademische Gerichtsbarieit ihre Ausbildung erhielten und die Privilegien und Rechte der Professoren näher bestimmt wurden, Uebersieht man aber nun besonders das, was über das Lokal der neuen Universität und ihre Einkünfte mit großem Fleiße gesammelt worden ist, fo tritt der Kontrast mit der großen Liberalität, die sich in unserem Jahrhun- derte bei der Anlage und Ausstattung von Universitäten gezeigt“ hat, nur um s\o deutlicher heroor, und es darf wohl von derx Universität Halle gesagt werden, daß sie sich selbst ihren Nuhm erschaffen habe, bi3 die Munificenz des hochseligen Königs Friedrih Wil- helm 111. mit dem Anfange dieses Jahrhunderts den Etat bedeutend erhöhte und im Jahre 1832 der Wissenschaft statt des uiedrigen, düsteren Waagegebäudes einen stattlichen, würdigen Tempel errichtete, Unter ande- rem lesen wir hier (S. 35), daß der erste Etat der Universität 6200 Rthlr, betragen habe, und daß man viele Ungelegenheiten gehabt , ehe die Land- stände sich entschlossen, einen Beitrag von 500 Rthlrn. zu zahlen. Die Be- soldungen der Professoren betrugen damals 500, 300 und 200 Rthlr., nur Stryke hatte 1200 Rthlr,, der Stallmeister dagegen 600 Rthlr. (excl. 268 Rihlr. Hafergelder) und der Tanzmeister 100 Nthlr. Nicht viel besser war es mit den Lokalen der neuen Universität bestellt, Den einzelnen Fakultäten wurden einzelne, eben nicht große Räume auf der Marien-Bi- bliothek, der Stadtwaage und der Pfännerstube zu öffentlichen Hörsälen an- gewiesen, bis endlich im Jahre 1698 die beiden oberen Etagen des Waage- Gebäudes dem Magistrat abgemiethet wurden und die Universität hier ihren, Siß aufshlug. Die großartigen Erinnerungen, die sich an dieses un- scheinbare Gebäude knüpfen, beruhen auf den gelehrten und berühmten Männern, die in ihnen gewirkt haben. Und so hat uns denn Herr Eckstein von einem Breithaupt, A. H. Francke, Stryke, Ludewig, Thomasius, Fr, Hoffmann, Stahl, Cellarins, Buddeus, Chr, Wolff und Anderen ausführ- liche biographische Nachrichten mitgetheit, zugleih aber auch den Stand der

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und Senator De. Müller zum regierenden älteren und jüngeren Bür- germeister fürs Jahr 1844 gewählt, welche hohen Stellen diese Se- nats-Mitglieder auh im vorigen Jahre bekleideten.

Die Gerüchte von einem Duell zwischen Herrn von Haber und #

Herrn von Sarachaga sind ungegründet. Frankre Gh:

WVaris, 9. Dez. Vorgestern hat, wie man vernimmt, die Kü- nigin Christine ein eigenhändiges Schreiben ihrer Tochter, der Königin Jfabella von Spanien, erhalten. Demselben lag, wie versichert wird, ein an den König der Franzosen gerihtetes Schreiben bei, worin die Königin Jsabella angeblih um eine französishe Jntervention in Spa nien nahsucht, Jn den Tuilerieen fand noch an demselben Tage ein Minister=Rath in Gegenwart des Königs und der Königin Christine statt. Unmittelbar nah dieser Konferenz wurde ein Courier nach Madrid abgefertigt.

Die legitimistishen Blätter publiziren heute folgenden Brief wechsel zwischen dem Herzoge von Bordeaux und dem Vicomte von Chateaubriand :

„Herr Vicomte von Chateaubriand! Ju dem Augenblick, wo ich den Schmerz haben soll, von Jhnen zu scheiden, will ih Jhnen noch meine ganze Erkenntlichkeit für den Besuch ausdrücken, den Sie mir auf fremdem Boden gemacht, und Jhnen sagen, wie groß das Vergnügen war, welches ih cmpfand, Sie wiederzuschen und mih mit Jhnen von den großen An- gelegenheiten der Zukunft zu unterhalten, Mit ZJhnen in Ansichten und Ge- sinnungen vollkommen übereinstimmend, s{häße ich mich glücklich, zu schen, daß das Verhalten, welches ih im Exil mir zur Regel gemacht, und die Stel lung, welche ich angenommen, durchaus mit den Nathschlägen 1m Einklange stehen, welche ih bei Jhrer vieljährigen Erfahrung und bei Jhrer Einsicht nachsuchen wollte, Jch werde also mit desto mehr Vertrauen und Festig keit auf der Bahn weiter schreiten, die ih mir vorgezeihnet. Glücklicher als ih, werden Sie bald unser geliebtes Vaterland wiedersehen. Sagen Sie Frankrei, mit welcher Liebe mein Herz ihm zugethan. Gern wähle ih zu meinem Dolmetscher eine Stimme, welche Frankreich fo theuer ist, und die jederzeit die monarchishen Grundsäße und die Volksfreiheiten so ruhmvoll vertheidigt hat. Jch erneuere Jhnen, Herr Vicomte, die Ver sicherung meiner aufrichtigen Freundschaft, London, den 4. Dezember 1843,

Dein

„Monseigneur! Die Beweise Jhrer Achtung werden mir Trost gewäh ren für alle Unbildenz aber so ausgedrüdt, wie sie es sind, ist es mehr als Wohlwollen für mich, es is cine andere Welt, welche sie eröffnen, cin anderes All, welches vor Frankreich sich austhut. Mit Freudenthränen begrüße ih die Zukunft, welche Sie verkünden. Sie, so ganz shuldlvos, Sie, an dem man nichts aussczen kann, als Jhre Abstammung vou dem Geschlect des heiligen Ludwig, Sie sollen also der einzige Unglückliche sein unter der Jugend, welche auf Sie ihre Augen richtet? Sie sagen mir, daß ih, glücklicher als Sic, Frankreich wiedersehen würde, Glüctflicher als Sie! Der einzige Vorwurf, den Sie gegen Jhr Vaterland fanden! Nein, Prinz z ich kann niemals glücklich sein, so lange Jhuen das Glück fern ist, Fch habe nur kurze Zeit noch zu leben, das ist mein Trost, Jch wage es, Sie für Jhren alten Diener, wenn ich uniht mehr bin, um ein Erinnern zu bitten. Mit der tiefsten Ehrerbietung bin ih, Monseigneur, Jhr unter thäniger und gehorsamer Diener, London, 5. Dezember 1843.

: Chateaubriand.

Kurz nah Herrn Berry9er ist auh Herr von Chateaubriaud von London wieder nah Frankreich zurückgekehrt.

Der Constitutionnel, der nebst anderen Oppositions-Blättern in der lebten Zeit öfters von bald bevorstehenden Pairs-Ernennungen wissen wollte, versichert jeßt, man habe erfahren, daß vor dem ¡, Mai nächsten Jahres keine solche Maßregel stattfinden werde.

Das Journal des Débats äußert sih folgendermaßen über Olozaga: „Er hatte“, sagt es, „eine ehrenvolle, aber shwierige Stellung auszufüllen. Als Vermittler zwischen zwei exaltirte Parteien gestellt, mußte er gegen ihre beiderseitigen Forderungen ankämpfen ; als Haupt eines Transactions- und Versöhnungs-Ministeriums mußte er gleihmäßig betheiligte Leidenschaften bekämpfen, lief er Gefahr, allenthalben Mißvergnügen zu erregen. Jndeß eine Thatsache scheint leider ausgemaht: Herr Olozaga hatte sich über seine persönliche Wichtigkeit getäuscht und beschlossen, nux seinen Privat - Ansichten zu folgen. Das Dekret, hinsichtlih Auflösung der Cortes, hatte er, ab gesehen von der Art und Weise, jedenfalls ohne Zustimmung, ja ohne Wissen seiner Kollegen durchgeseßt, Dieses Verfahren verdient den strengsten Tadel. Ein Ministerium is als Ausdruck der Majorität eine berathende Versammlung und kann nur eine Kollektiv -Verant wortlichfeit haben. Herr Olozaga verging sich demnach, indem er die Verantwortlichkeit des ganzen Kabinets auf sih nahm, nicht allein gegen seine Kollegen, sondern gegen alle constitutionellen Formen, Was sein Benebmen nach den in Frage stehenden verdrießlichen Scenen betrifst, so ist nah den leßten Nachrichten zu fürchten, daß er durch unver antwortlihe Schritte den vorgebrachten Anschuldigungen Glaubwü!

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Wissenschaften, welche sie vertraten, kurz und belehrend geschildert, wie die Händel der theologischen Professoren mit der halleschen Stadt - Geistlichkeit und den Einfluß der halleschen Juristen auf die Rechtswissenschaft, den Hugo als bedeutend genug erkannt hat, um mit der Gründung der halle- hen Universität eine neue Periode der civilistischen Literär- Geschichte zu beginnen, Jn den folgenden Kapiteln wird die Mittelmäßigkeit der akade mischen Justitute geschildert und die Sitten und Lebensart der Studirenden, so wie die ihnen durch die Einrichtung von Freitischen und durch die Franeschen Stiftungen gewährten Vortheile, Die Zahl der Studirenden nahm mit außerordentlicher Schnelligkeit zu, am bedeutendsten war die der Juristen, zu denen erst in den Jahren 1705 und 1706 die Theologen in ein ziemli gleiches Verhältniß kamen, während die Anzahl der Mediziner faum in Betracht kommen konnte; nahe an zweitautausend mögen in der Regel anwesend gewesen sein, (S. 58.) Ihr Benehmen war oft roh und ungeberdig, häufige Schlägereien und Duelle konnten troß geschärfter Mandate uicht vermieden werden, über ihre Eingrisse in die Jagdgerechtigkeit erhoben sich vielfache Beschwerden, am schlimmsten scheint das nächtlihe Shwärmen und Lärmen gewesen zu sein, Die Chronik be- richtet viele Züge zur Sittengeschichte dieser unrnhigen akademischen Jugend, die bald in Schenken bis tief in die Nacht hinein trank und s{chmau}te, bald unschuldige Leute auf den Straßen anfiel , bald die Bürgerhochzeiten in unbefugter Weise heimsuchte, bald sich in Raufereien mit Halloren oder Soldaten einließ , ja sogar den Gottesdienst in den Kirchen störte, Oie wiederholten landesherrlihen Resfripte und Verordnungen der akademischen Behörden vermochten im Ganzen wenig gegen den Üebermuth einer kräf- tigen Jugend, unter der sich überdies viele Wohlhabende befanden, und bei der großen Anzahl der Studirenden reichten die Schaarwächter , Stadt- fnechte und andere polizeiliche Maßregeln nicht hin, den Exzessen zu steuern, Auf den leßten Seiten der vierten Lieferung beginnt die Geschichte der Universität unter Friedrich Wilhelm 1. Hierüber wird zu emer anderen Zeit weiter berichtet werdenz wir erwähnen also hier nur der gründlichen Erörte- rungen des Herausgebers über die damals in Halle eingeführte Kanzler- Würde (S. 72 ff.) und gleih darauf der über das Amt eines Direktors der Universität (vgl, S. 33 ff.), da dasselbe der halleschen Verfassung cigen- thümlih war und außerdem nur noch in Königsberg bestand. An beiden Orten is es aber seit dem Ableben des Kanzlers Reidenip in Königsberg am 8, April 1842 und des Geheimen Justizraths Schmelzer in Halle am 2, Oltober 1842 erledigt. E ( ; Die äußere Ausstattung dieser Chronik ist bei mäßigem Preise lobenê- werth und verdient also auch in dieser Hinsicht als ein Familien- und Cr-

innerungsbuch empfohlen zu werden. 2 Íe

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digkeit verliehen. Wenn es wahr ist, daß er sich aus dem Palaste nach der progressistishen Versammlung bei Herrn Madoz begeben und daselbst erklärt hat, daß er der Regierung nun alle Hindernisse in den Weg legen wolle, so kann man ihn nur für einen gekränften Ehr geizigen oder für einen unzufriedenen Parteigänger halten,“

ck= Paris, 9. Dez. Ueber die Wendung, welche die Dinge in Spanien in den leßten Tagen genommen haben, und die aufs neue sehr verhängnißvoll zu werden drohen, sind alle anderen Angelegen- beiten, welche seit einiger Zeit fast ausscließlich die öffentlihe Mei nung und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatten, in den Hin- tergrund getreten. Man spricht niht mehr von O'Connell, Griechen= land wird nur noch nebenbei erwähnt, seitdem alle Aussicht vorhanden ist, daß die Dinge dort wieder in ein ordentliches Geleise fommen werden: aber Jedermann führt Olozaga'’s Namen im Munde, wo man ein Gespräch über politishe Materien hört, is es gewiß über die \{limme Stellung, in welche dieser Mann auf einmal gekommen ift, der längere Zeit hindur als einer der festesten Grundpfeiler der neu zu begründenden Ordnung der Dinge in Spanien, der Einfüh rung einer geregelten und mit den Fortschritten der Zeit und den wahren Bedürfnissen des Landes in Einklang stehenden Verwaltung desselben betrachtet worden war. Die Meinungen über densel= ben und über die größere oder geringere Aechtheit der ihm zur Last gelegten {weren Thatsachen sind übrigens hier sehr quel: (o M ndt Wu vSerfennen, dag über die ganze Geschichte noch ein gewisser mysteriöser Schleier gezogen Delen Luna abee erst die us ganz bringen uste. Aber wie die Dinge jeßt sih gestaltet haben, wie die Situation in diesem Augenblicke vorliegt, muß man wohl Besorgnissen für des unglüctlichen Landes Zukunft eher als Hoffnungen Raum geben, und leider treffen meine Voraussagungen, die ich in diesen Blättern schon zur Zeit, als der Erfolg der Umwälzung gegen die Regentschaft CEspartero’s bereits gesichert war, ausgesprochen hatte, und welche darauf hinausgingen, daß nah erlangtem Siege die Elemente, welche denselben durh ihr augenblicklihes Bündniß errungen hatten, si wieder scheiden uud um die Beute unter einander bekämpfen würden, nur allzusehr ein. Um die jeßt herbeigeführte Situation in ihrem ganzen Umfange würdigen zu können, muß man eben so sehr mit den handelnden Personen, als mit den Dingen vertraut sein, und wer dies it, fonnte durchaus nicht verwundert sein, daß es wieder dahin gekommen ist, daß wir nun abermals die zwei alten großen Parteien der Moderados und der Progressisten in zwei scharf von emander geschiedenen Feldlagern sich einander gegenüberstehen sehen, bereit, auf das erste Signal von neuem den Kampf auf Leben und Tod gegen einander zu beginnen, Anstatt durch seine Revolution einen Schritt vorwärts zur Verbesserung seines Zustandes zu thun, sehen wir nun das unglücklihe Land abermals der ganzen Wuth der sich bekämpfenden Partei=-Leidenschaften preisgegeben, und gebe Gott, daß der jeßt dem Ausbruch drohende Kampf nicht der schlimnste werde im Vergleich zu allen denen, die ihm voraugegangen sind, Unter solchen Umständen aber is die Hoffnung, die man einen Augen blick hegen konnte, daß Spanien sich wieder aus dem zustande des Berfalls, der Verwirrung, der Unordnung und der Machtlosigkeit, in den es durch das Unglück früherer Zeiten versunken is, wieder empor- arbeiten werde, abermals in weite Ferne gerüdckt. i Der Königl. bayerische außerordentliche Abgesandte, Se. Durchl, der Fürst von Dettingen-Wallerstein, befindet sich seit drei Tagen hier von London zurück, und wird baldigst die Rückreise nah München antreten. l A Mit dem Dampfschiffe „Curotas“, welches die leßte Post aus der Levante nach Marseille überbracht hat, sind auch zwei Söhne Sheriff Pascha?'s, des früheren ägyptishen Gouverneurs von Damaskus zu der Zeit, als der so großes Aufsehen machende Vorfall der Ermor= dung des Pater Thomas und seines Dieners sich ereignete, nämlich Ali Bey und Kalil Bey daselbs eingetroffen, die sich hierher begeben, um hier ihre Studien zu vollenden. Sie sind von einem Franzosen Herrn Granet, Arzt im Dienste des Vice - Königs Mehmed Ali von Aegypten, begleitet.

Grossbritanien unD Arland.

London, 8. Dez. Die Streitigkeiten der britishen Regierung mit der Republik Mexiko in Folge einer angeblien Beschimpfung der englischen Flagge von Seiten des Präsidenten Santana scheinen nun- mehr doch definitiv ausgeglichen zu sein, was die Times heute in folgender Weise bestätigt: „Man wird sih erinnern, daß wir vor eimgen Wochen auf die Störung des guten Einverständnisses zwischen der britischen Regierung und der Republik Mexiko aufmerksam ge macht haben. Wir legten zwar kein großes Gewicht darauf und wa ren weit davon entfernt, die Möglichkeit eines Krieges in Aussicht zu stellen, aber wir konnten doch nicht hoffen, daß der Streit ohne einen großen Shwall diplomatischer Noten und ohne großen Zeit-Auf= wand beseitigt werden würde, Um so mehr freut es uns, jeßt zu erfahren, daß diese wichtige Sache zu Ende gebracht und eine Er- klärung darüber gegeben ist, Die Beleidigung der britischen Flagge, welche Herrn Doyle so in Harnisch gebracht hat, ist von Herrn Murphy dem diesseitigen mexikanischen Gesandten in Abrede gestellt worden. Die- ser Vertreter des mexikanischen Nepublikanismus hat erklärt, daß nicht in böswilliger Absicht die britische Flagge unter den übrigen Kriegs-Trophäen aufgehängt worden sei; dieselbe habe bereits 9 Jahre in Ballsälen und bei Festlichkeiten figurirt, ohne daß jemals daran Anstoß genommen oder Vorstellungen dagegen gemacht worden seien; sie sei allerdings im Kriege genommen worden, aber niht uns, sondern den Texianern, welche sie unverschämterweise führtenz nichtédestoweniger habe man Herrn Doyle das Anerbieten gemacht, die Flagge am folgenden Mor gen auszuliefern, und man wäre noch an demselben Äbend feinem Wunsche entgegengekommen, wenn nicht die Fest-Decorationen dadurch | in Verwirrung gebracht worden wären. Herr Murphy hat noch viele | andere Entschuldigungen, Aeußerungen des Bedauerns und Versicherun- gen der höchsten Achtung und ewiger Freundschaft dieser Erklärung hinzugefügt.“ :

Die Nachrichten aus Dublin vom 6ten theilen die Reden mit, welche am Montage in Limerik bei Gelegenheit des dem Herrn Smith O'Brien zu Ehren veranstalteten Gastmahls gehalten worden sind, Die Gesellschaft war sehr zahlreich und Herr Smith O’Brien , be-= fanntlih das fürzlih zum Repeal=Verein übergetretene Parlaments- Mitglied für Limerik theilte sich mit Herrn O’'Connell den Abend Bond Reden. Der Agitator machte unter den gewöhnlichen Versicherungen, nur durch friedliche Mittel zu seinem Zweck gelangen zu wollen , die Bemerkung , daß er sofort die Repealfahne verlassen würde, sobald nur ein Schein von Jnsurrection im Lande sich be= merklich mache. \

: Von den angeklagten Repealern i} der fatholische Geistliche A e a aid T Ae hat im Namen des Re= veal-Vereins cine Adresse in das Volk erla} »orin di ‘di

des Verstorbenen ats werden, R aen E

Anf eine an den Standard gerichtete Anfrage eines Pachters aus der Gegend von Manchester, ob Sir R, Peel in der ‘nächsten Parlaments-Session eine Aenderung in den Korngeseben vorzunehmen beabsichtige, antwortet das ministerielle Blatt: „wir glauben wirklich, ja, wir haben die festeste Ueberzeugung, daß Sir R, Peel vor das

ist,

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Parlament völlig gerüstet treten wird, um allen Versuchen , die jeßt

bestehenden Korngeseße zu ändern, einen fräftigen Widerstand entge=- genzuseßzen,“

Dieser Andere war General Narvaez, der mit sciner Opposition nicht einmal wartete, bis das Kabinet gebildet war, so sehr war man îm Palaste gegen das Ministerium, das ih organisiren wollte, eingenommen. Angesichts die- ser Hindernisse hâtte ih allerdings in das Privatleben zurüfehren können, ih sah voraus, daß die Moderados eine leidenschaftliche Opposition bilden würden ; allein ih zog das Jnteresse des Staats meiner Ruhe vor. Jch tonnte tausend Züge anführen, um das gegen mich herrschende Uebelwollen zu beweisen; ciner genügt. Am Tage, als zu Madrid Unruhen ausbrachen, sollte ih mit meinen Kollegen bei der Königin im Pardo speisen, Hierauf ivurde die Fahrt abgesagt, uns aber angedeutet, wir sollten nun im Pa- laste speisen. Daselbst angekommen , stellten sich die Hof - Bedienste- ten, als sei der Befehl Jhrer Majestät falsch gedeutet worden, und auch Jhre Majestät wurde verleitet, zu erklären, daß das Diner nicht statthaben würde. Allein durch Zufall fam die Jrrthümlichkeit des Gegenbefehls an den Tag, und das Diner, das nun stattfand, war auserlesen und konnte nicht impro- visirt sein. Dies sind unbedeutende Details, allein sie beweisen bis iu die feinsten Verhältnisse den im Hause der Königin herrshenden Geist. Um nun zu Crnsterem überzugehen, muß ih erklären, daß die Wahl des Kon- greß - Präsidenten in meinen Augen eine Thatsache von hoher Bedeutung war, Ein progressistisches Kabinet konnte nicht mit einer Kammer arbeiten, deren feindselige Stimmung sich in ihrem Präsidenten zusammenfaßte. Dem- gemay mußte auch das Ministerium das Recht haben, die Auflösung der

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Brüssel, 10. Dez. Der Minister des Junern, Herr No- thomb, erflärte vorgestern in Bezug auf die Reduction der Zölle auf Seidenwaaren und Weine unter Anderem auch, daß Frankreich, nah der stillschweigenden Uebereinkunft, den status quo zu achten, dennoch zu wiederholtenmalen den belgishen Juteressen zu nahe ge treten sei; ja es habe niht einmal die Convention vom 16. Juli, die Belgien theuer erkaufen müssen, gewissenhaft eingehalten; Belgien habe sich in der Nothwendigkeit befunden, an Deutschland" dieselben Zugeständnisse zu machen, wie an Frankrei, um der Convention mit Frankrei, welche zum erstenmal in Belgien Differenzial - Zölle auf stellte. das Gehässige zu benehmen, was eine solche Maßregel anderen Ländern gegenüber hätte haben fönnen._

Bei Gelegenheit einiger weiteren Erklärungen über die der bel gischen Bank gemachte Anleihe kündigte Herr Zoude vorgestern an, daß dieses Jnstitut durch die Zahlung, die es eben leiste, in die Noth= wendigkeit verseßt sei, die Gesellschaften, denen es vordem sein Pa Cortes zu verlangen,“ tronat bewilligt, jeßt vor Gericht zu belangen. Nun ging der Redner auf die Vorfälle vom 28\ten über

Zu Anfang der gestrigen Sißung der Repräsentanten - Kammer nde1 b ( beantragte Herr Burdinne, daß die Meinung der Handels - Kam- mern und der Landbau - Kommissionen über den Gesetz Entwurf hin- sichtlich der Getraide = Zölle eingeholt werden folle Diese Motion wurde jedoh verworfen.

Jn der vorgestrigen Sißung der Repräsentanten - Kammer hatte der Finanz-Minister die Wiederherstellung des Eides in Erbschafts- sachen als eine zweckmäßige fisfalische Maßregel bezeihnet. Dagegen erhob sich gestern Herr de Man d'Attenrode und sprach die Hoff nung aus, der Minister werde ein System nicht wiederherzustellen suchen, welches so sehr dazu beigetragen habe, die holländische Re-= gierung in Belgien unbeliebt zu machen. der Redner, „so erkläre ih, daß ih mich diesem Mittel nicht an- \hließen könnte, um das Defizit des Schaßes zu decken. Dies wäre eine Speculation auf die Gewissen, die nur ein unvollständiges Re- sultat haben würde. Dies hieße, die Menschen zwischen ihr Gewissen und ihre Juteressen seßen, und folglih wäre dies ein großer Angriff auf die Moral.“ Der Finanz=Minister erwiederte hierauf, er könne diese Ansicht des ehrenwerthen Mitgliedes nicht theilen; viel mehr glaube er, daß, wenn es der Regierung gelinge, den zahlreichen, bei Erbschafts - Angelegenheiten verübten und geradezu dem Diebstahl gleihkommenden Betrügereien ein Ende zu machen, sie zugleich ein moralisches und nübliches Resultat erreiht haben würde.

Ztallien

__ Palermo, 27. Nov. (A. Z) Der ehemalige sähsisc{e Staats-Minister von Lindenau, welcher vor zehn Tagen von Neapel nah Palermo kam, hält sich noch hier auf. Er besucht alle Merk- würdigkeiten und wird auf seinen Exkursionen stets von dem hiesigen Archäologen Duca Serra di Falco begleitet. Man sagt, Herr von Lindenau werde sich noch einige Zeit in Sicilien aufhalten und den griechischen Tempelresten seine besondere Aufmerksamkeit zuwenden.

__ Neuere Berichte von der Jnsel Lampedusa, die in neuester Zeit auf Befehl des Königs bevölkert wurde, melden nur, daß ein großer Theil der neuen Ansiedler auf einigen Barken nah Girgenti kam, um daselbst ih Lebensmittel zu verschaffen, woran sie den größten Man gel litten, : i

Ï r Seine Stimme änderte sih plöblih und verrieth die lebhafteste Bewegung. Sr mußte mehrmals vor Aufregung innehalten, Thränen unterbrachen den Fluß seiner Rede. Er nahm den Himmel zum Zeugen seiner Unschuld, betheuerte seine unwandelbare Ehrfurcht vor dem Königthum und wies die Verleumdung seiner Feinde, einer Camarilla, deren Pläne er durhshaut und im Jnteresse des Landes hintertreiben wollen, mit Emphase zurück. Ju dem Augenblicke, als er eben gegen diese Anschuldigungen mit der größten Wärme protestirte, hob der Práäsi- dent die Sißung auf. Morgen will Herr Olozaga seine Vertheidi- gung fortseßen.

: : C / G 7 Madrí è Dos L G E ¿ „Was mich betrifft“, sagte C Madr id, 3. Dez. Um die Thatsachen, welche über das

große bier in Frage stehende Ereigniß Licht verbreiten, so vollständig wie möglich neben einander zu stellen, fomme ich auf die Ergebnisse der gestrigen Sibung zurück, Die beiden Ex-Minister Luzuriaga und Cantero, die Alles aufboten, um das Benehmen Olozaga's zu recht- sertigen, erflärten, es wäre zwischen ihnen freilih die Zweckmäßigkeit, ih auf die Maßregel der Auflösung der Cortes vorzubereiten , bei= laustg besprochen worden, allein sie hätten dem Herrn Olozaga nicht nur feine Ermächtigung ertheilt, das Dekret auszufertigen, sondern waren, als man ihnen am 29sten sagte, cr hätte es Abends zuvor unterzeichnet, in ein solhes Erstaunen verseßt worden, daß sie ihren éreunden erflärten, es wäre fein Gedanfe daran, Den General Serrano sprach Olozaga selbst von jeder Theilnahme an dem Dekrete frei. Dagegen beshwerten sich die Herren Luzuriaga und Cantero, daß man sie bei den am 29sten stattgefundenen Berathschlagungen wegen der Amts-Entsebung Olozaga?s uicht zugezogen hätte, da sie doch damals noch die amtlichen Rathgeber der Krone gewesen wären. Herr Olozaga hob diesen Umstand noch mehr hervor, indem er behauptete, es stände dem Präsidenten des Kongresses durchaus nicht zu, der Krone in Betreff eines Ministerwechsels einen Rath zu ertheilen. Herr Olo- zaga scheint demnach vergessen zu haben, daß erx als einfacher Depu=- tirter, sih das Recht zuerkannte, den damaligen Regenten in sehr ernsten Ausdrücken aufzufordern, gewisse Minister und andere Per= sonen gus seinen Umgebungen zu entfernen, Herr Olozaga \prah gestern auch mit großem Nachdruck von seinem fleŒenlosen Rufz er glaubte, seinem Lande nie einen größeren Dieust erzeigt zu haben, als unter den jebigen Umständen. Er verlange kein Mitleiden, denn seine Stellung sei höchst glücklih. Vielfacher Beifall begleitete diese | Aeußerungen. Der General Serrano erklärte, er halte cin Coali | tions-Ministerium für unmöglih, und nur ein ganz aus Moderirten oder ganz aus Progressisten bestehendes für zwecdmäßig. Da man seinem Rathe nicht gefolgt wäre, so hätte er seine Entlassung ge- nommen, und trete nun in die Reihen seiner früheren Freunde, der Progressisten zurück, uud werde mit ihnen seine früheren Feinde be- kämpfen. Dieser Abfall Serrano's von der Coalition hat großen Eindruck gemaht. Die Stellung, in welche Olozaga si verseßt hat,

Seit dem:17ten - tobt: derselbe Und - bebt: die Ende: Dor: Lavoltry wird ihm übrigens Niemand mißgönnen. Ju ganz Spanien giebt es rode. Ver: Lavaitroti E "r R oft; , D ; N «5 f das fann ih mit Bestimmtheit behaupten, kaum einen Mann, derx

hat nunmehr, tiefe Thäler und Schluchten ausfüllend, eine Strecke ; N ; von mehr als 16 italienishe Meilen durhflossen. Gegenwärtig is | ihn achte, oder ihm aufrihtig wohlwolle, nur sein Bestreben, den derselbe eine halbe Meile breit und rückt 36 bis 40 Fuß jede Stunde, Thron zu demuüthigen, hat ihm für den Augenblick Freunde erworben, bei einer Höhe von 30 bis 50 Fuß, wie ein beweglicher senkrechter | 11d zwar dieselben, die grade vor act Tagen eine Emeute gegen ihu Bergwall vou feuerrother Masse unaufhaltsam vorwärts. Jm An- | WMzettelten, weil er eine die Aufrehthaltung der Ruhe bezweckende fang durchströmte die Lava 8 Meilen in 24 Stunden. Bronte war | Letfügung erlassen hatte. Mit dieseu Verbündeten glaubt er stark bedroht, daun aber wandte dieselbe si mehr südlich. Die armen | 3en1g zu sein, um dem Lande den Bürgerkrieg ankündigen zu können. Einwohner, mit dem Einsturz der Wohnung und der Verheerung ihres | -, Sobald die Feindseligkeiten ausbrehen““, rief er gestern aus, „eile mit so vieler Mühe bearbeiteten Besitthums bedroht, suchen den ein Jeder auf seinen Posten; es wird niht an Ladungen für das Strom durch Mauern und Gräben abzuwenden und sind auch unter | Seshüß mangeln“, Ju gleichem Sinne drohten andere Deputirte den heftigsten Regengüssen ununterbrochen an der harten Arbeit; allein | f einem neuen ersten September, Sie scheinen indessen zu über= da hilft keine menshliche Abwehr, der Feuerstrom rüdckt unaufhaltsam sehen, daß, wenn die September - Revolution vou 1840 gelang, es ih möchte sagen, majestätisch über Thäler und Hügel vorwärts; nux | "r deshalb geschah, weil der General, den die Gnade der Regentin zufällige Naturhemmnisse können denselben ableiten, und einem solchen an die Spibe der Armee gestellt hatte, die Pflichten des Dankes und hat der reiche Ort Bronte seine Rettung zu verdanken. Schon ‘ist der Chre vergessend, mit dem Aufstande gemeinschaftlihe Sache machte. die fahrbare Straße, welche von Aderno nach Bronte und Randazzo Gegenwärtig hängt die Armee nicht von einem einzigen Generale ab führt, mit Lava übergossen und jeßt ergießt sih dieselbe in den Thal- und unter den befehligenden Generalen befindet \sich \chwerlich ein weg des Stromes Simeto, wo ste unermeßlichen Schaden anrichtet. j :

Verräther. Noch hat die Eruption ihr Ende nicht erreicht, noch dauern die Erd- Unterdessen wird es nicht überflüssig sein zu vernehmen, wie die stöße ununterbrochen mehr oder weniger heftig fort, dazu strömt der

| unt | nig ti verschiedenen hiesigen Organe der öffentlichen Meinung, über die ge- Regen in Fluthen, und die unglücklihen Einwohner lagern dessen- ungeachtet unter Laubhütten oder Zelten guf der nadckten feuchten

genwärtige Lage urtheilen. (Jch übergehe den Heraldo als ein Frde. Wor nie [ 5 c; : Erde. Wer nie Lava in Bewegung sah, kann sich feine Idee von

Parteiblatt.) E E U E c d Lis Ci rde, Wer n ï s Ver Corresponsal, der bis vorgestern das guerkannte Organ diejem Schauspiel machen, und es ist unmöglich, dasselbe zu beschreiben, Pan en

Olozaga?s war, sagt gestern Abend : „Die Umstände haben sich durch- aus geändert. Jhre Majestät hat gesprochen. Die Königin hat I D) G T e É / E M? adrid, 3, Dez. Folgendes is der wesentlihe Juhalt der Rede, welche Olozaga in der heutigen Sibung des Kongresses zu

eine Erklärung abgegeben, die auf amtlihe und authentishe Weise A MERE Unsere Ansicht, die Gesebe des Landes, die der altesten und ehrwürdigsten Jnstitution der Natio i ü

ede, welche : 1nd ehrwürdiç a n \{uld

seiner Vertheidung hielt : ten erheischen auf das dringendste, daß man das Vort dec WET Q is c L L G c u r L «C au - E i ia F s

vi d will / sagte er, „„den Antrag auf eine Adresse an Jhre Majestät glaube, es achte, ihm huldige . . . . Entweder hört die Monargie ni t bekämpfen, Allein ih darf und tann mich nit enthalten, das Wort u M existiren, und die Institution des Thrones wird zu einem Ge zl » D ies zu Nußen und Frommen für das Land und auf | genstande des Spottes und der V i ß ber n S S E un ins das Lan auf | e eo Spottes und der Verachtung, oder man muß sie über

| je ay gende Frage einiges Licht werfen | die Möglichkeit s Angriffes er ¿ : i fe wird. Ueber die cigentlihe Fra ill (ch2 i S n) Loguchteit eines Angriffes erheben. . «. Sehr traurig i bie

xd. Q )e Frage will ih zwar nur tve f | Lage des Herrn Oloz : i i j i O 0e mich über Alles, was dem betreffenden Vorfalle Ora G, vas S dd ails R g c greleo Mus C seinem eigenen teren Aufschlüsse vorbehalte.“’ Er erinnerte hierauf an die Umstände, welche A E N rey E e NatysGläge ftaeggacs Parteigeistes zu seiner Ernennung zum Lehrer der Königin vorangegangen. „Jch stellte“, sagte ital gea e Unmögläches zu unternehmen, nit in die Sonne er, „Zhrer Majestät während der ganzen Dauer meines Dienstes stets vor, blicken zu wollen. Vielleicht wird es ihw gelingen, si einigermaßen E E Um conftitutionell zu regieren, in politischen Dingen nur den auer die schwere Last, die auf ihm liegt, in etwas zu er

erantwvortitchen Nathgebern der Krone Gehör geben dürfte, Diese Lehren ri eichtern; es abzule ie; ni inmal im Tra ‘daran L ortl thgeber i se Lehre rit z es avzuleugnen, nie; nicht einmal im Tr f er dar sen von Seiten der Bediensteten des Palastes eine Antipathie id denk 2 2 wi s ih 4 veranulcbes N

1 von © g s ‘vor en. Noch mehr: w 3 j \ i Ly i | i 1 pc )ie gegen mich hervor, ) ehr: wenn es 1hm, und dies vorausz Í Lide Vai Bn nin S Mrs gar e E Staats- | an das Abgeschmackte, gelingen at \o wide (ein Tat L 9) i: , yalle die Antipalhie, der Haß keine Gränze mehr ; ci i ürdi igniß sei allen meinen Bestrebungen, ein homogenes Kabinet zu bilden segte man Baurat E Le oe EUNUR Nase Tags (fu, Welihes. 404, AURW nun geheimen und offenen Widerstand entgegen, Es fam o weit daß ih M D ( TEUER FNRNE,:

h j d h a é f L , 7 ) i erklären mußte, ih würde Jeden, der im Palaste von politischen Dingen be Ene iano von gestern Abend sagt: „Kaun, darf die spreche, aus demselben verweisen, und ih würde diese Drohung, die mir so Ne Haß und Feindschaft zugezogen, auch sicherlih ins Werk gesetzt haben.

icht die Königin, sondern die Personen, die Jhre Majestät umgeben offenbarten im Palaste die feindseligste Stimmung gegen mh, Gleich am Tage nah meiner Ernennung zum Premier - Minister hörte i Jhre Majestät mit E Ï i i iu Kah H Maj „mit Erstaunen erklären, daß ich sogleih mein Kabi= net bilden müsse, sonst würde es Jemand anders für mi bilden,

__ Nom, 2. Dez. Heute Vormittag überreichte der Kaiserlich | russische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister beim | heiligen Stuhl, Graf von Butenuieff, in einer besonderen Audienz dem Papste seine Beglaubigungs - Schreiben,

S Bronte (am Fuß des Aetna), 25. Nov. Hier bin ich auf bebender Erde im Anschauen eines shrecklich erhabenen Schauspiels, Der Bergriese hat sih an seiner nordwestlichen Seite geöffnet und ergießt einen Feuerstrom Alles verheerender Lava über seinen Abhang.

feierliche Erklärung der Königin in Zweifel gestellt werden? Unserer Ansicht nach bedeutet diese A 8 viel Be ie: soll ein Thron, eine Monarchie in Spanien bestehen? Denn wir sind der Ueberzeu- gung, daß wenn über die Gültigkeit der mit solcher Feierlichkeit ab- gegebenen Erklärungen der Königin Erörterungen h N fönnen und sollen, es keinen Thron geben kann, und die onarchie unmög= lih is, Denn man nimmt ihr Alles, was ihr nothwendig und nüß=