1843 / 169 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Städte ein fühlbarer Ausfall entstehe. Dagegen habe der Großhandel, dem unversteuerte Niederlagen zu Gebote stehen, gerade in das Han- novershe nicht abgenommen, und außerdem durch die Srôössuung des Absatzes iu den Zoll-Verein, mit welchem sih die Verkehrs-Berhält- nisse immer enger zu fuüpfen anfangen, einen nicht unbedeutenden Vortheil erlangt. Jut Ganzen sei also wohl eben jo viel gewonnen als verloren uud es gebe hier wie überall, daß die Gewinnenden \{hweigen und uur die Verlierenden sich laut beklagen. Was den Anschluß des Harz-= und Weser = Distrikts betresse, ho ei man vorurtheilsfrei genug, zu begreifen, daß die Jukonvenienzen, deren Ausgleichung hierbei in Frage kommt, niht durch falshe Beur theilung der Verhältnisse und fehlerhaste Maßregeln herbeigeführt seien, sondern daß sie gradezu in den geographischen Verhältnissen unseres Landes liegen, die einmal nicht zu ändern sind. Es sei nicht zu leugnen, daß es besser wäre, wenn in Uebereinstimmung mit der anfänglichen Voraussicht sammt jenen braunschweigischen Landestheilen Hannover oder wenigstens die südlichen hannovershen! Provinzen dem Zoll-Vereine beigetreten wären; da indeß diese Voraussicht fehlschlug, so mußte die Sache wenigstens aus der Stelle gebracht werden, um einen Zustand, den man nur als ein Provisorium betrachtet hatte, nicht definitiv roerden zu lassen. Köunte man die Alternative tel len: entweder mit dem ganzen Lande wieder zum hannoverschen Steuer-Vereine zurüczukehren, oder aber den jeßt beginnenden Zu stand eintreten zu lassen, so scheine uit zweifelhaft, daß eine große Mehrzahl der Betheiligten für die neue Ordnung der Verhältnisse sich erklären würde.

Hohenz. Sigmar. Sigmariugen, 6. Dez. (S. M.) Se. Durchlaucht der Fürst haben der Stadt-Verschönerungs-Kommission außer den früher verwilligten und größtentheils verwendeten 35,000 Fl. ein weiteres Geschenk von 20,000 Fl. anzuweisen geruht. Einem wesentlihen Bedürfuisse wurde durch die im Verlaufe dies Jahres aus städtischen Mitteln neu errichtete Wasserleitung abgeholfen ; die Zahl der laufenden Brunnen wird dadurh um vier vermehrt, welche auch dur ihr Aeußeres der Stadt zur Zierde gereichen.

Freie Städte. XckX Frankfurt a. M., 12. Dez. Königl, preußishe Bundestags - Gesandte, Herr Graf von Dön ist seit vorgestern wieder hier anwesend. Die Sißbungen der Bun Versammlung nehmen übermorgen, nah dem Abfluß der Herbstferien, wieder ihren Anfang und der Herr Graf von Dönhoff wird bis zu der wahrscheinlich ers im Frühjahre erfolgenden Ankunft des Herrn Staats-Ministers Grafen von Münch =Bellinghausen, das Präsidium der Bundes-Versammlung übernehmen.

Das aus den sogenannten Urshüßen hervorgegangene Scharf- s{hühen-Bataillon unserer Stadtwehr, das aber lange niht mehr voll- zählig ist, feierte heute sein 50jähriges Jubiläum und erhielt au diesem Ehrentage von dem Senate und der Bürgerschaft die würdigste Anerkennung und Theilnahme. Von den Urschütßen des Jahres 1793 sind uur noch sechs am Leben,

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Paris, 10. Dez. Vorgestern fand bei dem englischen Gesand= ten eine große diplomatische Soirée statt, welher auch der Fürst von Oettingen = Wallerstein beiwohnte. Lebterer soll bereits wieder nach München abgereist sein. Die Resultate seiner Mission sind noch uicht bekannt, doch scheinen die Kabinette vou Paris und Loudon der grie= cchis{chen Regierung ihre Unterstüßung zur Begründung einer dem Geiste des griehis{chen Volkes angemessenen Coustitution zugesagt zu haben.

Als der Herzog von Bordeaux in England anlangte, verkündeten seine Anhänger, daß derselbe mehrere Jahre? dort bleiben wolle. Später hieß es, er werde nur drei Monat in London verweilen. Jn den lebten Tagen glaubte man, der Prinz werde sich uur bis zum 15, Dezember dort aufhalten, und nun scheint es, daß auch dieser Termin noch verkürzt werden und daß der Herzog von Bordeaux \chon morgen Loudon verlassen wird. Man erklärt diese beschleunigte Abreise folgendermaßen: Bekanntlich traf der Herzog gerade in dem Augenblick in London ein, als die Königin Victoria die Hauptstadt verließ, um Sir R. Peel auf seinem Laudsiß Drayton Manor zu besuchen; als nun die Köuigin vorigen Freitag nach Windsor zurückkehrte, sagte man in London, es sei dem Herzog von Bordeaux angedeutet worden, daß feine Anwesenheit dem Hofe nicht sehr angenehm sein könne; da also der Prinz keine Ausficht hatte, am englischen Hofe offiziell empfangen zu | werden, so soll er geglaubt haben, daß unter solchen Umständen sein | verlängerter Aufenthalt in London nur einen üblen Eindruck unter | seinen Anhängern hervorbringen könnte. Judeß is ganz kürzlih noch | der Marquis von Larochejacquelin nach London abgereist, um dem | Herzog von Bordeaux seine Aufwartung zu machen. |

Mit wie übertriebener Enmphase die legitimistishen Blätter den | gestern mitgetheilten Briefwechsel zwischen dem Herzoge von Bordeaux | und Herrn von Chateaubriand aufnehmen, davon mögen folgende Worte der Gazette de France ein Beispiel geben: „Jedermann““, | sagt dies Blatt, „wird, wie Chateaubriand, in dem Schreiben Hein- | rih's von Frankreich eine andere Welt, ein anderes All erblicken. |

den gegenwärtigen Stand derselben nicht kenne, also weder um Kant noch Fichte, noch weniger um die durch Schelling angeregte große Bewegung im (Zebiete der Philosophie der Kunst und um die Leistungen Solger's und Hegel's, noch weniger aber um die den Ursprung des Drama's und das Wesen der Komödie und Tragödie betreffenden Forschungen von Böckh, Thiersh, O. und E. Müller, Welcker und Auderen wisse.

Rötscher scheidet scine Kritik in zwei Abschnitte, deren erster die Polemik Hebenstreit's gegen die Schauspielkunst, als eine Kunst, prüft, und deren zweiter die Behandlung, oder vielmehr die durch ihn verübte Mißhandlung des Standes der Schauspieler in staatsbürgerlicher Hinsicht umfaßt. Á Den ersteren Theil anbelangend , besteht der Kern der Hebenstreitschen Srdumente darin: die Schauspielkunst könne nie in den Rang einer wa hren Kunst treten, weil sie durch das Dichierwerk bedingt sei, weil die Darstellung as A N des Künstlers hafte, und weil der Schauspieler es nur mit

Thätigkeit io eer Wirklichkeit gegebenen Form zu thun habe, seiner Rötscher vie fia L Ddealität mangle. Diesen vier Einwendungen seht derem Nachdrutck P E s tristigsten Gegengründe entgegen, mit beson- \vielkuni- sei feine Sag Nlevigung des Einwurfs verweilend, die Schau- an seine Persönlichkeit E an der Person des Schauspielers hafte, "Talma meurt lout enter M Zis M Af“ f ns L D Beziel y abveau à demi. ¡¡\t‘“, fragt cer 1

Mea Som anv ette ins T des (Gemüths, welche Gute des: ‘täglichen Lebens ; über: die! Mistre des Tecrs tine bete midets Ewiges? Soll die Dauer nur e R a0 E Ln werden und nicht vielmehr nah der Jutensität ver Wirkun Gen gane haltigenKraft derCrinncrung ?“ Treffend sind dieWorte welube; arau der nach- S, 14 spricht: „Der große Schauspieler trennt sich E R L Le er die ideale Anschauung eines Charakters in seine Leiblichteit bine daß seine sinnliche Individualität, seinen natürlihen Ton zu A N eut herabsezt und gleichsam zur Aufnahme der idealen Gestalt erweicht, vamit

wir an seine individuelle Gestalt gar nicht mehr erinnert werden. i

Fähigkeit, sih von seiner Gigubotet Leiblichkeit völlig abzulösen L zum Ausdruck einer idealen Persönlichkeit umzubilden, so selten angetroffen wid, is der Grund der so sparsam in der Kunstgeschichte ver- theilten wahrhaft großen Schauspieler, Es giebt eine Menge Darsteller, welche nur da befriedigen, wo sich ihre besondere Jndividualität,

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Wenn das erste Wort, das eiu junger Fürst bei seinem Eintritt in die polítishe Welt vernehmen läßt, die Anerkennung der Volks-Frei- heiten ausdrückt, so kann man wohl sehen, daß sih die Welt erneut und es in der gegenwärtigen Lage der Dinge weder Stuarts mehr giebt, noch einen Wilhelm von Oranien. Herr von Chateaubriand hatte wohl Recht, als er die in diesem Schreiben verkündete Zukunft mit Freudenthränen begrüßte, Am Schlusse seines Werkes über den Kongreß von Verona sah er mit düsterer Besorgniß in die Zukunft. Diese Besorgniß is nun verschwunden. Das neunzehnte Jahrhun-= dert, dessen Anfänge \so \schrecklich wareu, wird noch Alles verwirk- lichen, was es an Fortschritt und Größe in seinem Schoße trägt. Nach dem Erscheinen der beiden Schreiben giebt es keine Parteien mehr in Frankreih. Unser Herz {wimmt in einem Freudenmeer ; auch wir begrüßen die Morgenröthe besserer Tage.“

Der Constitutionnel spricht sich gegen die Ansichten Arago's über die Befestigungsfrage aus, und da dieses Blatt für das Organ des Herrn Thiers gilt, so is wohl die von einigen Oppositions-Blät tern gehegte Erwartung, daß auh dieser in der nächsten Session gegen die Fortificationen auftreten werde, als unbegründet zu be trahten. „Man weiß“ sagt der Constitutionnel, „daß Herr Arago entschiedener Anhänger der fortlaufenden Umwallung ist, aber nicht die äußeren Werke will, Sein System i} definitiv beseitigt durch das Geseß von 1841, das die beiden Vertheidigungsarten fombinirt hat. Es war die Lösung der Frage, welche au wir wünschten und forderten, und deshalb wollen wir eine Polemik nicht wieder aufnehmen, welche geseßlih und durch die Ausführung er ledigte Dinge wieder in Frage stellt,“ i

Eine vom heutigen Moniteur mitgetheilte Königliche Verord nung eröffnet dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten auf den Dienst von 1843 wieder einen Supplementar-Kredit von 150,000 Fr. für Reise- und Courier-Kosten.

Die Erfahrungen der Vergangenheit können wohl die Ueber zeugung gewähren, daß das Kabinet der Tuilerieen einem Jnterven tion-Gesuh von Seiten der Königin Fsabella, wie ein solches, wie es heißt, wirklih in einem Schreiben derselben an den König der Franzosen gestellt sein sollte, niht nachgeben wird; indeß soll die Königin Christine ihre Vorstellungen beim hiesigen Hofe dringend erneuert haben, um wenigstens so viel zu erlangen, daß man cin Armee-Corps an die Pyrenäen-Gränze schicke, damit dasselbe bei unvorherzusehenden Ereignissen die Gränze überschreiten könne.

Zwischen Herrn Thiers und dem Grafen Molé, so wie deren beiderseitigen Freunden, soll jeßt volllommene Uebereinstimmung über alle wichtige politische Tagesfragen herrschen.

Herr vou Lamartine is für 1844 zum Präsidenten der Akfade mie von Micon ernannt worden.

Der Wiederabdruck des alten Moniteur von der Versammlung der Generalstaaten bis zum Konsulat i} nun in 32 großen Bäuda beendigt ; das gauze Werk kostet 400 Fr., wovon 100 Fr. baar und die anderen 390 Fr. in gleichen Raten in den folgenden drei Jahren bezahlt werden.

. Dez. Frankreih \cheint jeßt die Früchte des kommerziellen Systems zu ärndten, das es bisher so be- harrlih verfolgt hat. Dieses System hat dazu gedient, so manche Industriezweige auf französishem Boden einzuführen, die mehr oder weniger nur Schmaroßer- Pflanzer auf demselben sind. Die Produkte derselben haben durch die Verbote oder die denjelben

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fast gleihfkommenden hohen Zölle, womit man die ähnlichen Erzeug: nisse des Auslandes belastet hat, sich des inneren Marktes bemächtigt, und haben so Frankreich in {den Fall gesebt, sh, um den üblichen Ausdruck zu gebrauchen, des\ Auslandes zu überheben, dasselbe ent= bebrlih zu machen. Und welche Vortheile hat Frankreich daraus ge= zogen, daß es diesen als so patriotish ausgeshriceuen Sieg, dieses als so unshäßbar angerühmte Resultat errang? Es sieht sich jeßt ge- zwungen, die von den durch die Prohibitivzölle geschüßten Artikel um zwei=- bis dreimal theurer zu bezahlen, als dies sonst der Fall sein würde. Wie kann man es noch wagen, sih über eine folhe Theuerung zu beklagen, hört man die Vertheidiger des Prohibitions-Systems sagen, da es sich um französische Erzeugnisse handelt, und uicht um englische, deutsche, russishe u. |. w. Nun ijt aber diese direkte Folge des bis zu seinen äußersten Konsequenzen getriebenen Schuß-Systems nicht die einzige, die indirekten Folgen sind noch viel s{chlimmer. Jst eiu mal das Prinzip der Prohibition der ausländischen Waaren und der so viel als möglich ausschließlihen Versorgung des inueren Marktes dur die innere Production dur einige große Nationen, wie Franuk= reich und England, die beide zusammen den ersten Rang in der kommer ziellenund industriellen Welt einnehmen, ausgesprochen und zur Anwendung gebraht, so muß dieses nemlihe Prinzip eben so sehr aus Berech= nung als aus Nothwendigkeit, nothgedrungen auch von den übrigen Völkern angenonunen werden.

Bei dem neuen Zustand der Dinge, der dann herbeigeführt würde, und der eben so sehr den Fortschritten der Humanität, als denen der Civilisation zuwider wäre, würden die in der Judustrie am weitesten vorangeschrittenen Völker, diejenigen, welche am meisten Wagren aus

ihre persönliche Geistesstimmung in ciner gegebenen Rolle fortseßt und höch- stens steigert, denen aber doch die Macht durchaus gebricht, ihre Jndivi. dualität zum Ausdruck einer von ihrer besonderen Persönlichkeit wahrhaft unterschiedenen Gestalt völlig umzubilden, Dies is der eigentlich schöpfe- rische Aft, welcher den großen Schauspieler charakterisirt, Was in sittlicher Beziehung die Selbstverleuguung ist, d. h, die durh die Macht der sittlichen Jdee zum Schweigen und zur Unterwerfung gebrachte widerstre- bende Eigenthümlichkeit mit ihren sich hervordrängenden subjektiven Neigun- gen und Trieben, das ist in künstlerischer Beziehung, auf dem Gebiet der dramatischen Darstellung, die Ueberwältigung der besonderen Judividualität, um sie zu einem Gefäß für die Aufnahme und das (Gedeihen einer Phan- tasie-Gestalt tüchtig zu machen. Dort, auf dem sittlichen Gebiete, soll sich das besondere Selbst zum allgemeinen Selbst erweitern, seine widerspenstige Besonderheit soll also abgearbeitet werden; hier soll das besondere Selbst für ideale Zwecke zu cinem bloßen Material herabgeseßt, also nicht minder das in ihm Ungefügige aufgelöst werden, Nur von diesem Gesichtspunkte aus fallen alle die zum Theil abgeshmackten Folgerungen hinweg, welche auch Hebeustreit aus der Erscheinung, daß der Schauspieler die dichterischen Gestalten an seinem Leibe darstellt, so reichlich zieht.“

Eben so gründlih und philosophisch richtig sind Rötscher's Ansichten über die dramatische Form, da Hebenstreit seine Behauptungen für die Nichtigkeit der Schauspielkunst mit besonderer Emphase darauf fußte, daß im Laufe der Zeit die alten Formen der Darstellung neuen Formen gewichen seien, vor denen selbst die gepriesenen Leistungen der Garrik?s, Siddon's, Talma'’s, eines Brockmann und Jffland in ein Nichts versinken müßten, so daß, seiner Ansicht zufolge, „die einzige und höchste Aufgabe des Schau- \pielers“’ wäre, „die Rolle vorzutragen und mit dem nöthigen Gebärdenspiel zu begleiten.“ : i Í

Wenn eine derartige Aesthetik in unserer Zeit nur lachenerregend wirken kann, so empört dagegen die zweite Aufstellung Hebenstreit's, derzufolge ein Schauspieler wohl Duldung ansprechen, darum aber noch nicht jedem Staats- bürger mit Ehre an die Seite treten könne, und zwar, „weil er in der Aus- übung seines Geschäfts keine eignePersönlichkeit geltend machen kann, worauf doch der Werth eines Staatsbürgers beruht“, Ja, Hebenstreit will dem Schauspieler nicht einmal die Standesehre des Handwerkers lassenz denn dieser darf sich auf seinen Fleiß, seine Tüch- tigkeit in der Verarbeitung seiner Stoffe Etwas zu Gute thun, er darf dar-

führen, und die sih jeßt ganz besonders auf das Schubsystem stüßen grade auch diejenigen sein, die am meisten darunter leiden müssen denn der Uebergang von einer durch fünstlihe Ursachen ins Uebermaß getriebenen Production, zu einer Production, die sih lediglich auf die Befriedigung ihres inneren Bedarfs beschränkt, muß nothwendigerweise {hmerzlih für sie seinz während dagegen das Gleichgewicht viel leih= ter und mit viel weniger Erschütterungen sich bei den Nativnen her- stellen wird, die sih niht von einem falschen Ehrgeiz fortreißen ließen, deren Produktivkraft eine weniger schuelle Entwickelung genommen hat, und die sich nur auf die Erzeugung für sich selbs beschränken, ohne an das fast unmögliche Unternehmen sich zu wagen, auch auf den äußeren Märkten anderen Nationen Konkurrenz in Waaren zu machen, welche diese mit größerer Leichtigkeit und Wohlfeilheit zu erzeugen vermögen.

Diese in ihrem Ganzen und durch die Macht der Umstände, so wie durch den natürlihen Gang der Dinge unausbleiblihen Resultate sind bereits für Fraufreid, wie für England, in vielfaher Beziehung hervorgetreten. Deutschland und Rußland, lange Zeit hindurch ge wissermaßen die Vasallen der englishen und französishen Judustrie, haben endlich das ihnen von diesen beiden Seiten auferlegte Joh ab geschüttelt. Nach dem Vorgange Frankreihs und Englands haben sie sich auf die Production geworfen ; nach deren Beispiel haben sie dur hohe Zölle die auswärtigen Waaren ausgeschlossen und befriedigen bereits selbst ihren eigenen Bedarf oder sind doch nahe daran, ihn zu befrie digen. i Frankreich hatte provisorish einigen Ersaß dafür in den Ver

einigten Staaten gefunden, welche die anderwärts ihm erwachsenen Verluste wieder decktenz aber mit dieser Ausgleichung 1 es nun seit furzem au zu Ende, und zwar immer aus derselben Ursache, und diesmal is von einem auderwärtigen Ersaße, der Frankreich für die sen industriellen und kommerziellen Schlag zu entschädigen vermöchte, feine Rede. Auch die Vereinigten Staaten haben das Schußsystem angenommen, im Juteresse der eigenen inländischen Manufakturen ha ben sie auf die Einfuhren aus Europa einen durhschnittlihen Zoll von 25 yCt. gelegt. Jn Folge der Ausführung dieses neuen Tarifs ha benu die Ausfuhren des europäischen Kontinents nach der neuen Welt hon gleih vom ersten Jahre an in einem enormen Verhäitnsse ab= genommen, und die Handelsbewegung von Frankreich im Jahre 1842 giebt davon ein laut sprechendes Zeugniß.

Wie schon in einem früheren Schreiben bemerkt, hat die ge- sammte Bewegung des äußeren Handels einen Gesammtwerth von ° Milliarden und 82 Millionen betragen, was eine Verminderung von 105 Millionen gegen das vorhergehende Jahr ergiebt. Diese Abnahme fällt einzig und allein auf die Ausfuhren, deren Werth um 125,000,000 Fr. gegen die Ziffer des vorhergehenden Jahres zurückgeblieben 1st. Zwei Hauptgründe sind darau Schuld, die Wirren in Spamen, und noch mehr der ncue Tarif der Vereinigten Staaten, der eme Verminderung der Ausfuhren dahin um etwa 60 Millionen erzeugte, wovon auf den einzigen Artikel der Seidenwaaren 35 Millionen kommen, Solche Ziffern sprechen lauter als alle Raisonnements,

Grossbritanien und Irland.

London, 9. Dez. Weun irgendwo in England Mißbräuche in der Verwaltung oder Mängel in der Geseßgebung und Vrgam sation sozialer Zustände offenbar werden, durh welche das Bolk ge drückt wird, so i es in der Regel die Times, welche zuer]t 1hre Spalten den Beschwerden des Volks öffnet und Lie Uebelstände durch den Ausdruck der allgemeinen öffentlichen Meinung einer |trenge! Kritik unterwirft. Die Times hat sih dadurch vorzugsweise zum Organ des englischen Volks, nicht einer besonderen Partei desselben gemachtz sie ist in ihrer Unabhängigkeit der treue Repräsentant „John Bull’s, mit allen seinen Tugenden, Fehlern und Vorurtheilen, und wenn sie aus den Zuständen von Wales Anklagen gegen die Regierung bereitete oder sich in Bezug auf das Korngeseß in direkte Opposition zu dersclben geseßt hat, oder in Jrland strenge Maßregeln gegen die Volksbewegungen empfahl, so drückte sie damit, fern von jedem Partei= Interesse, allein die Stimmung der Hauptmasse des englischen Volks aus. Jun dieser Stimmung is in Bezug auf den leßten Punkt gegenwärtig eine Aenderung eingetreten; man 1k in England zur Erkenntuiß gekommen, daß es unmöglich ist, Jrland ferner in der bisherigen Weise, nämlih als ein unter jochtes Land, zu beherrschen und zu regieren, und die unmittelbare Folge davon is, daß die Times ihre bisherige harte Sprache gegen die irländische Bewegung ändert, und durch eine ergreifende Schil

derung der Zustände jenes Landes das demagogische Treiben O’'Con

nell’s gleihsam rechtfertigt. Freilich is sie noch weit davon entfernt, den Forderungen der irländischen Liberalen in ihrem ganzen Umfange nachzugeben, und es mag überhaupt dem Volke in England noch un flar sein, wie weit die Konzessionen gegen Jrland gehen sollen, aber der Anfang damit ist gemacht, indem man zur Einsicht ihrer Nothwendigkeit gekommen is. Dieser Stimme des Volks wird nun die Regierung nicht widerstehen und um Parteizwecke willen bei ihrer Politik, welche der nothwendig radikalen Umgestaltung der Dinge in Jrland entgegen 1st, beharren fönuenz sie hat vielleicht auh {hon ihren Entschluß gefaßt

auf die Ansprüche auf bürgerlihe Achtung gründen: Den Hebenstreitschen Ansichten zufolge is es dem Schauspieler aber nur vergönnt, die Berachtung, welche auf seinem Gewerbe ruht, durch die Pflichten, die er als Spieß bürger hat (denn Staatsbürger is er ja nicht), zu vermindern (S. 40). Unser gmunder Dramaturg geht so weit, Seite 122 zu erklären, „dap der Mann, der einen Morgen Landes mbar gemacht hat, in den Augen des Weltbürgers höhere Verdienste besizt, als die Garrik's und Lekain's aller Jahrhunderte.“ Wir müssen es denjenigen Lesern , die sich für diefen (He- genstand speziell interessiren, überlassen, sich an Ort und Stelle zu überzeu gen, wie Rötscher mit siegreichen Waffen diese Nückwärtsdrehungen des ¡Zeit- rades niederhält, und wie er seinem Gegner selbst da das Schwert Een det, wo derselbe sich auf die Zeugnisse von Griechen und E ea und Christen, Kirchenvätern und Staats-Regierungen berust, um a Îa ihm über den Stand der Schauspieler ausgesprochenen E R eine Nothwendigkeit und Gerechtigkeit erscheinen zu A E k fend ist Rötscher's Widerlegung der Berufung auf die Aussprüche M Io. ßen älteren Kirchenlehrer, deren Eifer gegen die, damals sehr t Aas fenen scenishen Spiele ja nur die Konsequenz Emer neuen, das L A auflóösenden Lehre war, welche, indem sle sich eln Reich erbaut, das nic von dieser Welt is, sich vor Allem gegen diejenigen » PRE Ms deg M lehren muß, in welchen sich Roi Melt und das heidnische Leben in seiner Fntar nfündigten (S. 90). / Da Vis Fahl ver Pessimisien, welche Ansichten, denjenigen Hebenstreit's ähnlich, über dramatische Kunst und dramatische Künstler hegen, in Deutsch- land vielleicht nicht klein is, so is die Schrift Nötscher's, der durch frühere Arbeiten im Gebiet der Philosophie der Kunst, sowie durch den Versuch, die Kunst der dramatischen Darstellung wissenschaftlih zu begründen, ehren- voll bekannt geworden, ebenso zeitgemäß als nüßlih, und wir wüßten an ihr nur das Eine auszuseßen, daß sie mitunter in allzu heftigen und maßlosen Ausdrücken abgefaßt is. Verstummen muß die Sprache der Leidenschaft, wenn es sich um die Richtigstellung von Thatsachen oder um die Erörterung von Grundsäßen handelt; wie denn überhaupt bei wissen- schaftlichen Fragen nur das Gewicht der Gründe in der Wagschaale der Prüfung den Ausschlag giebt, ns

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und is dur die Einsetzung der Kommission zur Untersuchung der Pathtverhältnisse dem allgemeinen Wunsche entgegengekommen. Dessen- ungeachtet darf man nicht hoffen, daß die Reform irländischer Zustände schon in die nächste Zukunft fallen wird, denn, wie wir kürzlich bei Gelegenheit mehrfah erörtert haben, bedingen-die Konzessionen, welche das Repealgeschrei verstummen machen sollen, uud allein eine wejeut liche wohlthätige Aenderung in den Verhältnissen des Landes hervor bringen können, zugleih eine Reform der religiösen und politischen Organisation Englands selbst, die nicht so leiht und nicht so schnell zu bewirken is. Judeß ist die Umwandlung der öffentlichen Meinung in England ein wesentlicher Moment in den Beziehungeu beider Xän der, und der heutige Artikel der Times verdient darum hier eme Stelle :

Kann irgend ein vernünftiger Mann sich wundern, wenn ein Baum seine natürlichen Früchte trägt? wenn das Elend Jrlands, die Folge man- nichfaltigen Ünrechts, diesen Baum hat gedeihen lassen? Jrlands Elend ist es, welches das Volk den unvernünftigen und zugleich verbrecherischen Plänen jedes Agitators unterwürfig macht, die Sicherheit jedes Wohl- habenden und den Frieden jeder Gemeinde gefährdet, der Hunger raijonnirk falsch, und nichts is natürlicher für denjenigen, welcher ihn empfindet, als dem ersten besten Schurken, welcher selbst das absurdeste und verbreche- rischste Mittel angiebt, unbedingten Glauben zu schenken. A

Die Times schildert nun die Ursachen des Elends in Jrland folgendermaßen : L

„Die hauptsächlichsten und chronischen Uebel Irlands sind mangelhafte Geseßc, mangelhafie Subsistenzmittel, feindlich einander gegenüberstehende Klassen welches leßtere Uebel als eine Feindschaft der Nacen definirt werden faun und endlich feindselig einander gegenüberstehende Neligions- parteien, und das Alles eng in einander verwebt und Alles verschlimmert durch eingefleischte, endemische Unwissenheit, Die organische oder auf die bestehenden Institutionen begründete Gewalt is Jahrhunderte lang in den Händen einer durch Eroberung zur Herrschaft gelangten Race geive- sen, welhe sich bis auf die neueste herab dersclben bedieut hat zum Nachtheil eines besiegten, aber in Bezug auf die elemen- tarishde oder physische Gewalt noch immer vorherrschenden Volks. Die Geseße des 17ten und des leßten Theilcs des 18ten Jahrhunderts vurden zum Bortheil der bewaffneten Minorität und zum Nachtheil der entwaffueten Majorität erlassen, ein Zustand der Dinge, der cin dauernder nicht scin konnte. Dieser Widerstreit daher zwischen der Natur der Gesetze und der Natur des Volkes, is cine von den Ursachen, welche das Wachs thum der Civilisation verzögert hat; denn es war im Grunde nur ein Zu stand legalisirter Despotie, der die Stimmung der ganzen Nation fortwäh- rend reizte und gereizt erhielt, auf der einen Seite durch den Durst nach Veränderung, auf der anderen durch eifersüchtigen Widerwillen gegen die Zwecke, zu welchen diese Veränderung verlangt wurde. Die uncivilisirten Sitten der Jrländer haben sie gegen den Theil ihres Elendes, der seinen Druck nicht în der Gestalt des Hungers zeigt, gefühllos gemacht und haben deshalb dazu beigetragen, jenes dur l cine lange Neibe von (Generationen hindurch fortbestehen zu machen. Schm: und Aerm- lichkeit in allen ihren verabscheuungswürdigen Ausflüssen Lumven und selbst völlige Nacktheit tagtäglich Unordnung, Unregelmäßigkeit uud Ver wirrung im Hauswesen gränzenlose Unwissenheit bei ungezähmter Neu gierde friehende Erduldung von Beleidigungen für den Augenblick, aber heimtücfische, unersättlihe Nachsucht hinterher Widerwille und Zunei gung, beides bis zum Uebermaß verfolgt Frechheit mit Schmeichelei wechselnd Feigheit, die ihre Grausamkeit an dem Morde Hülf losex sâttigt, in einer und derselben Person vereinigt mit fühnem Muthe auf dem Schlachtfelde im Kampfe mit tapferen Streitern unaufhörlihe Geschwäßigkeit neben tiefster Schweigsamkeit ver rätherische Niederträchtigkeit gegen einen Feind, Grausamkeit gegen ein Opfer, Verachtung der Wahrheit zu jeder Zeit und an jedem Orte, selbst in dem engsten Lebenêëverkehr mit dem nächsten Nachbar, als nicht ehrlos betrachtet Prozeßsucht neben einem Abscheu vor allem Gesetz Lcicht- gläubigkcit neben eigner Lügenhaftigkeit das sind einige Züge aus dem Wirrbilde, welches man in Jrland findet oder das sich vielmehr in Jrland nicht verbergen läßt eine Masse moralisher Anomalicen und Verwir rung, gemischt mit physischen Leiden der \chmerzlichsten und peinlichsten Art.“

Die Times erflärt nun im weiteren Verlaufe ihres Artikels, daß die Aufgebung des bisher in Jrland befolgten Regierungs-Systems nothwendig sei, und sie giebt zur Beseitigung des vielfachen Noth-= standes und seines Besorgniß erregenden Einwirkens auf die Ruhe des Landes vornehmlich zwei Abhülfemittel an, die aber, wie jeder einsehen muß, sich als durchaus unzulänglich erweisen müssen. „Nährt die Geistlichkeit“ sagt die Times, „und steht den Armen durch Un=

terstüßungen bei.“ Diese Anempfehlung der Tin ist nicht neu Je getommen ;

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m und bereits vielfah im Parlament zur Sprac

die Zurückweisung der Besoldung aber von Seiten der fa tholischen Geistlichkeit in Jrland so wie d u erwartende Widerstand des Landes gegen eine um 800,009 bis 1 Million Pfd. Sterl. vermehrte Steuerlast lassen dieselbe als unausführbar erschei nen. Der Globe, das gemäßigte Whigblatt, deu jener Artikel der Times überrascht hat, empfiehlt deshalb statt dessen die Ueberwei- sung eines Theils des Einkommens der auglikanischen Kirhe in Jr land an die katholische Geistlichkeit, ein alter Vorshlag der Whigs, und giebt dem Premier-Minister den Rath, wenn er sih der drücken= den Lasten seines Amtes und der Sorgen wegen Jrland erledigen wolle, diesen, als den leichtesten Weg, einzuschlagen. Weder die Vor schläge der Times noch des Globe können indeß die anomalen Zu= stände Irlands verbessern, da, wie wir früher gezeigt (Allg. Pr. Zt Nl 139 1, (O) nur 901 fabifalen Reformen in beit Pacht Verhältuissen und der Stellu

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l ung der Kirche dasselbe zu erwarten ift,

Die Nachrichten aus Jrland theilen ausführlihe Beschreibungen des vor längerer Zeit bereits angekündigten Gastmahls mit, welches dem kürzlih zum Repeal=Verein übergetretenen Parlaments-Mitgliede für Limerick, Herrn O'Brien Smith, in leßterem Orte gegeben wurde. Ein festlicher Aufzug der Einwohner Limerick's mit Fahneu und Musik Chören leitete dasselbe in gewöhnliher Weise ein, uud auch beim Mahle wurden die gewöhnlichen Reden über die Durchseßbung der Repeal auf friedlichem Wege gehalten. Einzelne Bemerkungen O'Con=- nell’s indeß, so wie des ueuen Repeal = Mitgliedes, verdienen hervor gehoben zu werden. Wie der Agitator seinen Repealruf seit einer Reihe von Jahren hat vernehmen lassen, niht zur wirklihen Erlan gung des niemals zu erreihenden Ziels, sondern als ein Schreckens ruf zur Erzwingung des von Jrland in Anspruch genommenen und vou der englishen Regierung demselben vorenthaltenen Rechts, geht ziemlich deutlih aus Folgendem hervor :

Mein erster Ausspruch geht dahin, England und dem civilisirten Europa anzuzeigen, daß die Union durch die allerschimpfslichsten Mittel durchgeseßt worden is, und daß niemals irgend eine Nation ein größeres Unrecht er- fahren hat. Das Kriegsgesch wurde im Lande proklamirt; cs gab keinen Schuß für Leben und Eigenthum, Einschüchterung überall und jedes er- denktbare Mittel, das Volk zu unterdrücken, Wir erhoben deshalb in spä- terer Zeit, als auch die Emancipation sich unwirksam für die Uebelstände erwies, den Nuf Nepeal. Was geschah? Nun, der König, die Lords und (Gemeinen erklärten sih gegen die Repeal, aber machten sich anheischig, die Uebelstände Jrlands abzustellen. Wir kamen ihnen entgegen mit unserer damaligen „Precurser Society‘““ und forderten strenge Gerechtigkeit oder Nepeal. Die Whigs aber, damals an der Spiße der Verwaltung, hörten nicht auf unsere Vorstellungen, und wir verdoppelten unser Repealgeschrei. Die Tories kamen ans Ruder, Jch stellte ihnen mehr als einmal vor, und die öffentlichen Blätter stimmten mit ein, daß es nur ein Mittel gäbe, meine Repealers unschädlich zu machen, und dies bestände darin, Jrland eine angemessene Vertretung im Parlamente zu verschaffen, ein ausgedehn- teres Wahlreht zu geben und andere Uebelstände, welhe das Elend im Lande verursachen, zu beseitigen. Das, sagte ich ihnen, würde meine Re- pealers verstummen machen z aber was haben sie gethan? Doch ja, sie ha- ben eine Kommission eingeseßt, welche die Beziehungen der Grundbesitzer zu

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den Pächtern untersuchen sollen; aber was sagen die autorisirten Organe der Negierung? Sie behaupten zwel Dinge; England macht Ansprüche auf Jrland als seine Schwester oder als seine Unterjochte (or her subju- Schluckt das Wort unter, wenn ihr es nicht aussprechen könnt. Seine Schwester! Eine schöne Schwester, dieser John Bull! Was haben wir von seiner Brüderschaft“ Aber nun denkt doch nux an die subjugatrix ! Ich sage dem Volke von Jrland, wir wollen auf friedlihem Wege gewin- nen; wir wollen nicht in den Krieg gehen, aber wir we:den niemals einer Unterjochung uns unterwerfen, Jch gebe euh „die Repeal der Union“.

Ueber seinen Prozeß und die Folgen desselben ließ sich O’Connell dahin aus : j |

Eine Anklage, auf unhaltbareren Anschuldigungen basirt, als die gegen uns gerichtete, is niemals abgefaßt worden. Sie beschuldigen uns des Auf- ruhrs und der Dislovalität! O, jene da sind nicht loyal, welche die Her- zen der Jrländer von ihrer Königin abwendig machen wollen, Doch was wird aus der Sache werden 2 fragt man. Das hängt, meiner Ansicht nach, allcin von der Jury ab. Erhalten wir cine Jur9, die nicht aus der Oran- gisten-Partei gebildet is, daun fann die Rcpeal triumphiren; im entgegen- gescten Fall aber i alle Hoffnung verloren. Man fragt, wie es möglich scin kann, mich zu verurthcilen. Es is nichts leichter als das, denn cine orangistishe Jury spricht ihr Verdikt „gegen den papistischen Agitator !

“Eine wiederholte Ermahnung des Volks zur Ruhe und die Ver sicherungen, daß das Ziel baldigst erreicht ist, beschließen die Rede des Agitators, Die leßteren werden auf die Ereignisse in Griechenland und auf die vermeintlihe drohende Stellung Rußlands gegen Eng land begründet, wodurch die Regierung bald in zwei Jahren gezwungen werden wird, ihre Truppen. anderswo zu verwenden. Wenn das Volk bis dahin sich ruhig verhielte, würde sein Wunsch erfüllt, Unter= dessen möge man Petitionen an das Parlament unterzeihnen. Jrland brauche sih vor nichts, als vor Verbrehen und Gewaltthat zu hüten, und mit dieser Gesinnung der kommenden Krisis ruhig entgegensehen. „Möge mich nur kein Mezusch beklagen, noch denken, daß ich ein ge fränfkter Mann, ein Gegenstand des Mitleids l qui fait la honte et non pas la guillotine,‘“

Herr Smith O'Brien seßte in langer Rede auseinander, warum Irland, und deshalb auch er, gezwungen sei, den eingeschlagenen Weg zur Repeal zu verfolgen, nachdem die Regierung und das Parlament sih geweigert, Maßregeln zur gründlichen Beseitigung der Uebelstände des Laudes zu treffen. Der Redner erwies dies durch die bekannten Argumente.

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int „„c’est le crime,

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Brüssel, 11. Dez. Vorgestern wurde die allgemeine Di kussion des Budgets der Mittel und Wege in der Kammer der Re- präsentanten geschlossen. Herr Dumortier stellte an diesem Abend unter Anderem die Meinung auf, Belgiens Heil dürfe nicht in Han dels-Verbindungen, gleihviel mit Frankreih oder Deutschland, sondern in der Entwickelung des Colonisationsgeistes gesucht werden. Herr Merode sprah sih gegen verschiedene Vorschläge wider den Luxus aus, Er glaubte, daß solche Maßregeln den arbeitenden Klassen zum Schaden gereichen würden. Wolle man die Hülfsquellen des Staats haßes erhöhen, so solle man den Preis der Pläße auf der Eisen- bahn erhöhen,

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Luzeru, 9. Dez. (A. Z) Der Große Rath des Standes Luzern hat heute Herrn Konstantin Siegwart - Müller zum Schult heißen des Kantons und zum Bundes = Präsidenten der Eidgenossen haft für das Jahr 1844 und zum Statthalter Herrn Schultheiß R. Rüttimann ernannt, Herr Siegwart-Müller wird mit dem neuen Fabr in Function treten. Derselbe i} bekanntlich im leßten Jahr als entschlossener Vorfechter der katholischen Partei aufgetreten, eine Rich tung, die er seit dem Jahre 1840 entschieden verfolgt. Bei Gele genheit der bekannten Straußishen Wirren im Kanton Zürich gab Herr Siegwart (dazumal Staatsschreiber des Kantons Luzern) eine Schrift heraus über die Frage: „Welche religiösen Garantieen ein Staat gewähren müsse.“ Von diesem Augenblick hatte er sich vom Radikalismus losgesagt. Eiuerseits dieser Veränderung der politischen Grundsäße, andererseits seinen unbestreitbaren Talenten hat Herr Siegwart-Müller die heftigen Gegner im radikalen Lager zu danken, Er wird also weniger eine vermittelnde Stellung einnehmen, als der gegenwärtige Schultheiß, Herr Rüttimann,

Die Groß = und Landräthe von Freiburg und Nidwalden haben beinahe einhellig beschlossen, die von Luzern aus beautragte Konferenz der bundesgetreuen fatholischen Stände zu beschiken, Es sind nun noch Zug und Obwalden im Rückstand; sie werden wohl bald nach folgen, Die katholischen Stände verfolgen somit langsam aber sicher ihren Plan. i

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XckX Paris, 10, Dez. Man wundert sich sehr darüber, daß die Regierung keine der gewöhnlihen Post vorangeeilte Nachrichten aus Madrid veröffentlichen läßt, indem kaum zu bezweifeln steht, daß der Telegraph in den Tagen vom 5ten bis zum 7ten Stoff zu mehr oder weniger wichtigen Mittheilungen gefunden habe. Durch die heutige Post haben wir die madrider Zeitungen und Korrespondenzen bis zum ten erhalten, deren Juhalt leider nicht geeignet is, die Be sorguisse zu vermindern, welche die neueste Wendung der politischen Treignisse in der spanischen Hauptstadt hervorgebracht hat. Die Be mühungen des Herrn Gonzalez Bravo, ein neues Kabinet zu Stande zu bringen, haben noch immer zu keinem Ergebnisse geführt, und wenn die der Regierung ergebenen Blätter die Hoffnung aussprechen , das Ministerium im Laufe des 5. Dezember konstituirt zu sehen, so würde | es schr voreilig sein, auf solche Aeußerungen ein großes Gewicht zu | legen. Das Gewisse an der Sache is, daß Herr Gonzalez Bravo an manche Thüren vergeblih angepocht hat, daß die Exaltirten ihm mit einer Stimme und unbedingt alle Mitwirkung verweigern, und daß von den Männern der Regierungs - Partei wenigstens viele die Verantwortlichkeit und die Gefahren scheuen, welhe die Errich tung eines auéschließlich gemäßigten Kabinets für sie selbst und für den Staat mit sih bringen würde, Die beiden Degen der christi- nischen Partei, die Generale Narvaez und Concha, denen es freilich uicht an gutem Willen und an Aufopferungsfähigkeit fehlt, würden dur ihre bloßen Namen das neue Kabinet so depopularisiren, daß man nit daran denken darf, durch einen von ihnen eine der vor handenen Lücken auszufüllen, Die von mehreren madrider Blättern mitgetheilte Liste der vermuthlichen Mitglieder des künftigen Ministe- riums enthält nur sehr unbedeutende Namen. :

Inzwischen sind nun die Straßen von Madrid am Abend des 9ten hon wieder mit Blut gefärbt worden. Die an der Puerta del Sol verjammelten Volkshaufen forderten durch aufrührerishes Geschrei, durch Lebehochs für Espartero und durch Todesdrohungen gegen den General Narvaez und gegen die Christinos überhaupt, das Eiuschrei= ten der Behörden heraus. Die beschwichtigenden Worte des Sergeant= Majors des Plaßes wurden verachtet, und selbs mit Schimpfreden beantwortet, so daß die Behörden endlich Truppen aufmarschiren ließen, Bei dem Zusammentreffen derselben mit der tumultuirenden Menge wurden mehrere Personen verwundet und zwei blieben todt auf dem Plaße. Erst um halb zwölf Uhr konnte die Ruhe völlig wiederher- gestellt werden, nahdem man den größtmöglichen Aufwand von mili- tairischen Kräften entfaltet hatte. Unter diesen Umständen muß die

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Vertheidigungs-Rede, welhe Herr Olozaga am 3ten und 4ten im

| Kongresse gehalten, natürlih Del ins Feuer gegossen haben, denn der

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gestürzte Minister hat mit großer Energie und mit einem für die Spa- nier ergreifenden Pathos gesprochen, und die Form sowohl als der Inhalt seines Plaidoyer sind völlig geeignet, einen starken Einfluß auf die politischen Leidenschaften der Bevölkerung von Madrid aus= zuüben. Da es möglih wäre, daß Jhnen diese Rede nicht von an=

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derer Haud zukäme, so theile ich Jhnen nachstehend einige der beah= tenswerthesten Stellen aus derselben mit: „Wie mein Beruf es mit sich brachte“, sagte Herr Olozaga, „begab ih mich am 28sten nah dem Palaste, um die laufenden Geschäfte zu besorgen, und ih ver= fügte mich zu der gewöhnlichen Stunde und auf dem gewöhnlichen Wege in das Arbeitszimmer Jhrer Majestät der Königin, um meh= rere Unterschriften von derselben einzuholen. Die zur Ausfertigung bereit liegenden Dekrete befanden sich sämmtlich in meinem Portefeuille, vor mir her ging, wie immer, ein Thürsteher, ih traf in dem König= lichen Gemache die Personen, welche fraft ihres Amtes dort sein mußten, man wechselte die gewöhnlichen Begrüßungen, und die Arbeit begann, Wie es meine Pflicht war, las ih die zu unterzeichnenden Dekrete vor, wobei ih niht zu bemerken nöthig habe, daß die Uu= huld sich nicht um Einzeluheiten befümmert, welche obne Wich= tigleit für sie sind. Da die Dekrete sehr zahlreich waren , so hatte ih einige natürliche Ungeduld zu bekämpfen, ein Umstand, von dem ih nichts weiter sagen will, Hierauf wurden denn die Dekrete wie cs sih gehört unterzeihnet. Als diese Arbeit beendigt war fand sich Gelegenheit, einige Augenblicke mit anderen Gegenständen sih zu be= shäftigen. Man händigte mir eine Note ein, in welcher die Verdienste einer Person dargestellt wurden, der man einen Orden zu verleihen wünschte. Außerdem wurde mir eine Artigfkeit erwiesen, welche frei= lih nicht die erste war, die aber darum nicht weniger Werth für mich hatte, man gab mir ein kleines Geschenk für das, was meine größte Woune ausmacht, für meine Tochter, welcher ih dasselbe in Gegen-= wart von mehreren Personen überreihte , deren Zeugniß ih nicht bedarf, da ih immer für einen Ehrenmann gegolten habe, auf deren uguß ih mih aber berufen fönnte, wenn es nöthig wäre.“ Man alle diese Umstände in Anschlag, fügt Herr Olozaga hinzu, man sage alsdann, was von der gegen mi vorgebrachten An=

zu halten ift. 7 /

„„Aber angenommen“, fuhr er fort, „daß ein Minister, der beé der Bestätigung dieser oder jener Maßregel interessirt is, auf einen geringeren oder stärkereu Widerstand stößt; angenommen, daß es die- jem Minister niht an Verstand fehlt, und daß er die Mittel besibt, seine Ansichten geltend zu machen; angenommen, daß er wenigstens durch einige Uebung gelernt hat, seine Jdeen auszudrücen, und daß er zuweilen glücklich genug is, um Andere, welche vorher verschiede= ner Meinung waren, zu denselben zu bekehren; angenommen, daß dieser Minister die mittelmäßige Sittlichkeit besibt, die er noth= wendigerweise haben muß, und daß er o viel Klugheit hat, als ihm unentbehrlich is: wird jener Minister unter allen diesen Vorausseßun gen niht die geeigneten Mittel der Ueberredung in Anwen- dung bringen, um den Widerstand zu besiegen , welchen man ihm entgegenseßt? Jch will mih nicht, auch niht in Form einer ganz unzulässigen Vorausseßung, mit Leuten vergleichen, welche in einem ähnlichen Falle andere Mittel anzuwenden bereit wä- ren, und ich gestehe, daß ih gar nicht an die Möglichkeit solcher an deren Mittel gedacht habe, ehe diese Sache so vielseitig hin= und her besprochen worden i} ; aber wäre es denn nicht leichter, mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der genauen Prüfung der Dokumente, welche zur Unterzeichnung vorgelegt werden, sich durch andere als gewaltsame Mittel in den Besitz eines solhen Dekretes zu seßen 2“ Herr Olozaga legt im weiteren Verlaufe seiner Rede das größte Gewicht darauf, daß er natürliherweise die Enthüllung des ihm zur Last gelegten Gewaltstreihs fürchten und daß ibn dieselbe nothwendigerweise um die ganze Frucht seines Attentats bringen müsse, so daß dasselbe qal feinen Zweck gehabt hätte. ;

Lee Alaun:

Triest, 5. Dez. (A. Z.) Mit dem heute eingelaufenen Dampf boot erhielten wir Briefe aus Athen bis zum 26sten v. M. Die zweite Zusammenkunft der Deputirten hatte am 21sten unter dent Vorsitz des Herrn Pannußos statt, Die Verhandlungen beschränkten sich auf die Ernennung einer Kommission zum Entwurf einer Antwort auf die Thron-Rede und einer anderen zur Regulirung der inneren Debatten der Versammlung. Herr Londos machte den Vorschlag, die bestrittenen Wahlen zuzulassen. Herr Rhodius meinte, daß die Be- schlüsse der Kommission um so mehr als gültige anzusehen wären, als die Appellation freigestellt sei. Herr Rhigas Palamides wünschte, daß die Ernennung einer Kommission zur Beantwortung der König lihen Rede noch unterbliebe, bis über die bestrittenen Wahlen ent schieden sein werde, da es von Wichtigkeit sei, daß die ganze Ver= sammlung daran Theil nehme. Nach einer lebhaften Debatte über die beiden Vorschläge wurde über die Kommission für das Kammer Reglement abgestimmt und die Sißung auf den 25sten vertagt, allein diese wird erst am 27sten stattfinden. :

Das neueste griechische Regierungsblatt enthält eine Verordnung, betreffend eine Reorganisation der polytehnischen Schule in Atben.

Jm Ministerium der Justiz gehen täglich Veränderungen vor.

Piráeus, 27. Nov. Die Sißung der National-Versammlung in Athen, welhe am 25sten statthaben sollte, wurde auf heute ver- hoben. Unter den Deputirten is ein Prinzipienstreit entstanden, der ernste Folgen nah sih ziehen könnte,

rnste : Es handelt sich nämli um die Frage, ob die Kandioten, Scioten, Samioten, Jpsarioten, CEpiroten, Thessalier , Macedonier, Thracier, Sulioten u. a., welche an dem Freiheitskampf Theil genommen und zu den früheren Natio nal-Versammlungen ihre Deputirten gesendet hatten, auch jeßt re- präsentirt werden sollen. Die Moreoten sprachen sich besonders dahin aus, daß ste ausgeschlossen werden müssen (was man auch in Konstantinopel verlangt), während eine andere Partei auf dem Gegentheile beharrt. Dieser Streit wirkt bereits hemmend auf den Gang der Verhandlun= gen ein, und die Debatten über die Verfassung dürften dadurh noch ziemlich hingusgeschoben werden. Die Minister selbs sind in dieser Beziehung uneinig, und während Palamides, Londos, Melas und Maurokordatos es mit den Moreoten halten, sprechen sich Kolettis Metaxas und Mansolas im entgegengeseßten Sinne aus. Kanagris hat sich bis jeßt noch für keine Partei erklärt.

{he Gesandte Herr von Katakazi in den Piräeus, um seine mit dem französischen Dampfboote von Konstantinopel angekommenen Depeschen selbst in Empfang zu nehmen, und \chiffte sich nach Empfang dersel- ben sogleih auf einer im Piräeus befindlichen russischen Korvette ein, Db Herr von Katakgzi von seinem Gesandtschafts-Posten ab= berufen sei oder nicht, darüber sind hier die Meinungen noch getheilt. Das übrige Gesandtschafts-Personal i hier geblieben und Herr Staats= Rath von Persiani hat nah der Abreise des Gesandten dessen Ge- \häfte übernommen. Die gestrigen Zeitungen brahten etnen Ab- druck des Entlassungsgesuches des Obersten Kalergis von der Kom- mandantur der Hauptstadt an das Kriegsministerium uud eines Schrei= bens desselben an Se. Majestät. Er entwickelt in ersterem ‘seine Ansicht über die Rolle, welche der Armee bei den Ereignissen des

& Athen, 26. Nov. Am 2A4sten begab sih der hiesige russi