1843 / 174 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

: ; resden, 17. Dez. (L, M.) Se. Durchlaucht der eee q von Hessen und bei Rhein, ingleichen Ihre Durchlaucht die Prinzessin Marie Luise, Gemahlin des Prinzen Frie- drich von Anhalt - Deßau, nebst zwei Prinzessinnen Töchtern, Durchl, sind gestern hier angekommen und im Hôtel de Saxe abgetreten.

Baden. Karlsruhe, 16. Dez. (K. Z.) Ju der gestrigen 41ten öffentlihen Sißung der zweiten Kammer brachte das Sekreta- riat zur Kenntniß der Kammer, daß 1) der Abg. Math y eine Mo tion zu? begründen gedenke „auf Herstellung des freien Gebrauchs der Presse, welcher den Deutschen durch Artifel 18 der Bundesakte, den Badenern überdies noch dur Art. 17 der Verfassungs - Urkunde zu- gesichert ist‘, und daß 2) der Abg. Bassermann eine gleiche be gründen wolle „auf Erwirkung eines Geseß-Entwurfes über die Ein führung einer Kapitalien-=Steuer, mittelst deren Ertrag eine der be- stehenden, dem Grundsaße einer gerechten und gleichen Besteuerung zuwiderlaufenden Abgaben ganz oder theilweise wegfallen könnte.“

Grh. Hessen. Darmstadt, 17. Dez. (Gr. H. Z) Se. Königl, Hoheit der Großherzog hat seinen Bundestags - Gesandten, Freiherrn von Blittersdorf, zugleich zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Königl. belgischen Hofe und den

Minister-Residenteu am Königl. preußischen Hose, Obersten und Flü- gel - Adjutanten von Frankenberg - Ludwigsdorf, zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an demselben Hofe ernannk,

Jn dem Regierungs=-Blatt vom 15. Dezember isst unter Anderem eine Großherzogl. Verordnung enthalten, wonach die diret- ten und indirekten Steuern der vier Monats = Raten, welche in den Monaten Januar, Februar, März, April und Mai 1844 zum Einzuge fommen, nah dem bestehenden Umlagefuß und den bestehenden Lari- fen erhoben werden sollen, da die Berathung des Budgets für 1844 und 1845 von den Ständen noch nicht vorgenommen werden konnte.

Mainz, 16. Dez. (M. Z.) Unsere Staats-Regierung hat, dem Vernehmen nah, auf das Ansuchen der hiesigen Anwälte die Erlaubniß ertheilt, daß die von dem Advokaten -= Verein in Württem- berg angeregte allgemeine deutsche Advokaten-Versammlung hier statt-

finden dürfe.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 15. Dez. Der Großherzoglihe Hof hat wegen des Ablebens Sr. Majestät des Königs Wilhelm Friedrich Grafen von Nassau vom 14ten d. M. an auf drei Wochen in den gewöhnlichen drei Abstufungen Trauer an gelegt,

Freie Städte. F Lübeck, 18. Dez. Wenngleich durchaus keine Exzesse irgend welcher Art vorgefallen sind, so war doch unsere Stadt gestern Mittag wieder in einiger Aufregung. Jn Folge eines Gerüchts, daß der Pöbel an dem Lieutenant, welcher am 11ten d, M. hatte \charf schießen lassen, si vergreifen wolle, hatte sich bei der gestrigen Parade unseres Kontingents eine große Volksmenge zusammengefunden. Nach beendigter Parade wurden die heimkehreuden Offiziere, unter welchen jener Lieutenant sich befand, von einem Haufen pfeifenden und lär- menden Pöbels gefolgt. Der höchst kommandirende Offizier sah sich dadurch veraulaßt, einen Theil der noch versammelten Mannschaft ge- gen den Volfshaufen anrücken und mit s{harfen Schüssen drohen zu lassen. Da im selbigen Augenblick die Kavallerie eintraf und die Volkshaufen auseinander trieb, so kam es nicht zur Anwendung des äußersten Mittels, Nach einer Stunde waren die Straßen gröpten- theils gesäubert. Gestern Abend blieb Alles ruhig. Ein Theil un serer Bürgergarde unterstüßte das Kontingent beim Patrouilliren.

Je öfter leider dergleichen, größtentheils freilich von den niedrig=- sten Volksklassen ausgehende Auftritte sich wiederholen, desto |Qwerer trifft unsere Polizei der Vorwurf, daß sie bis jeßt weder den Anstis- tern und Rädeloführern auf die Spur gekommen ist, noch auh genü- gende Verhaftungen auf frischer That vorgenommen E Vebrigens is die Stimmung unker unjeren mittleren Ständen jeßt jedenfalls eine bessere geworden, theils in Folge des Senats- Beschlusses wegen Revision der Pflaster= und Leuchtensteuer, theils weil unsere Handwerker nachgerade einsehen, wie nachtheilig die wie- derholten Ruhestörungen au auf ihren Erwerb ein - und rücwirken. Wir glauben, versichern zu können, daß den jung}ien unruhigen Auf- tritten kein anderes und ernsteres Motiv zu Grunde lag, als die Nei- gung unseres Pöbels zu muthwilligen Reibungen mit dem Militair. Dieser Muthwille wird sih auch bald verlieren, und jedenfalls wird ihm von Seiten der Behörden die größte Strenge entgegenge|eßt werden müssen und hoffentlich auch werden.

Oesterreichische Monarchie.

Preßburg , 11. Dez. (A, Z.) In der gestrigen gemischten Sihung des Reichstages (beide Tafeln vereinigt) ist die Vorstellung gegen das Königliche Reskript in Betreff der Sprache der froatischen Deputirten unterschrieben und zur Absendung fertig gemacht worden, Die Stände erklären darin, daß sie von diesem Geseße nur eine eim- zige Ausnahme, und zwar für den jebigen Reichs Palatin, machen wollen, dem es freistehen solle, sich, wie es ihm gut dünke, in seinen Reden auf dem Reichstage der lateinischen oder ungarischen Sprache zu bedienen, Se. Kaiserl, Hoheit der Reichs - Palatin erklärte, daß, wenn er sih zur Zeit des nächsten Landtages noh am Leben befinden und ihm sein höheres Alter erlauben sollte, die Sprache, die er sonst ganz inne habe, auch geläufig zu sprechen, er sih nur der ungarischen Sprache bedienen werde, welhe Erklärung mit einem donnernden

einen spanischen Partei - Chef, der aus der Klasse der „Ricos hombres" (so wurde vormals in Spanien der hohe Adel genannt) erst zum „lulanzon” und dann zum Stiefelpußer herabgekommen, Me

Der Dominikaner Lacordaire.

2k Paris, im Dez Neulich eröff Q ire die Neil r . ) eröffnete der Pater Lacordaire die Rethe der Halb gmayiGen, halb erbaulichen Vorträge , die er diesen Winter in der alten Metropolitankirchze a balien age H G N / i n h gedenlt, Nach der Menschenmenge zu urtheilen, welche die Antitisrede gus allen eleganten Quartieren nach der Cité gelockt, werden diese Vorträ eg t ¿ »orträge starken Zulguf haben und großes Aufsehen machen. Von allen hiesi ; / E P iti gen fatholishen Predigern isst Lacordaire unstreitig der talentvollste, varum aber noch tein eistlicher Nedner im Style scho s äre es Vorgänger des ebenzehnten Jahrhunderts _Ob- schon ein erklärter Gegner des Zeitgeistes j Fl r : Lou auf hn alo e uf jn Pun: "E D Jen Publikum meh: rühren, eher belehren, als erbauen, spricht mehr zum Verstante 74 n Herzen, mehr zur Einbildungskraft, als zum Gemüth, citirt geläufiger E Epiftet, Seneka und Cicero, als die Bibel, und seine geistlichen Reden von

1046

„Eljen““ begrüßt wurde. Man is nun sehr gespannt, welher Be- scheid auf die Vorstellung erfolgen wird.

Frankrei ch.

Paris, 15. Dez. Die neuesten Nachrichten aus London lassen glauben , daß die Meldung der Gazette de Frauce von einer an den Herzog von Bordeaux seitens des englischen Kabinets gerichteten Aufforderung, England zu verlassen, durchaus unbegründet gewesen. Der Prinz war zwar am 11ten von London abgereist, jedo keines weges, um sich ganz aus dem Lande zu entfernen, sondern um einen Besuch bei dem Herzoge von Beaufort zu machen und dann wieder nach der englischen Hauptstadt zurückzukehren, wo derselbe noch bis in den Januar verweilen will. Man wundert sich daher, wie das Jour nal des Débats, welches ohne Zweifel hiervon unterrichtet war, gestern die Behauptung der Gazette de France auf so hervortre- tende Weise wiederholen konnte, und noch mehr darüber, daß es heute die Sache ganz mit Stillshweigen übergeht. Die Quotidienne, welche bisher nichts von jenem Gerücht gesagt hatte, will zwar heute glauben machen, daß dasselbe niht ganz aus der Luft gegriffen sei, und spriht nun auch von einer angeblich wegen des Herzogs von Bordeaux gewechselten Korrespondenz, aber nicht etwa an Herrn Guizot, sondern an die Fürstin Lieven soll Graf Aberdeen, diesem Blatte zufolge, auf das wiederholentlich an ihn ge- richtete Ersuchen, daß er seinen Einfluß anwenden möchte, um den Herzog von Bordeaux zur Abreise aus England zu bewegen, geankt wortet haben, nicht etwa, daß die englische Regierung dem Prinzen eine solche Aufforderung zugehen lassen werde, sondern blos, daß er die Umgebungen des Prinzen ersuchen wolle, demselben zu rathen, daß er England verlassen und dadurch die beiden Regierungen von 1hren Verlegenheiten befreien möchte. Dies is} wenigstens eine neue Ver sion, wenngleich sie wohl eben so wenig Glauben verdient, wie die Nachricht von ausdrückliher Ausweisung des Herzogs von Bordeaux, Vermuthlih hat Herr Guizot niemals daran gedacht, eine Zumu-= thung dieser Art an Lord Aberdeen richten zu lassen, da der franzüsishe Minister die englishe Verfassung zu genau kennt, um nicht zu wissen, daß diese dem englischen Ministerium keine Hand- lung der Willkür gestattet. Vor 1792 gab es ein englisches Geseß, nah welchem Ausländer nach bloßem Belieben der Regierung aus dem Lande entfernt werden konnten; diese Fremden-Bill wurde damals, da sie fast außer Gebrauch gekommen war, durch eine andere ersebt, welche die Kriegszustände nothwendig machten, und wonach dem harm losen Fremden das Recht der Vertheidigung vor dem Geheimen Rath gewährt wurde. Aber auch dieses für eine außerordentlihe Zeit ge-

gebene Geseß wurde 1826 durch Canning abgeschafft, so daß es jet |

gar keine gegen Fremde gerichtete Geseße in England mehr giebt, weshalb auch Frankreich wegen der gegenseitigen Auslieferung von Verbrechern einen besonderen Vertrag mit England schließen mußte. Unter jol- hen Umständen können wohl die Vorstellungen des französischen Ka- binets hinsichtlich des Herzogs von Bordeaux höchstens darauf geri tet gewesen sein, daß man demselben in London keine offiziellen Auf- merk\amkeiten erweise und ihn merken lasse, daß sein dortiger Auf- | enthalt dem englischen Hofe überhaupt nicht sehr angenehm seim fönne. Und in dieser Beziehung scheint auch von Seiten Englands Alles ge- | \chehen zu fein, was die französische Regierung nur wünschen konnte, Man hat sogar bemerkt, daß die englische Aristokratie in London fich möglichst von dem Herzog von Bordeaux ferne gehalten hat. : “Am 12ten d. M. is der Kanal zwischen Esperies und Roubaix,

der eine neue Wasser-Communication zwischen Fraukreih und Belgien

ck

eröffnet, im Beisein der französischen und belgischen Behörden feier-

Eine Anzahl von Deputirten soll die Absicht haben, Herrn Dus=- pin für die Präsidentschaft der Deputirten = Kammer in Vorschlag zu bringen, als Demonstration gegen die ZEsUtten;, zu: deren eifrig]ten Geguern bekanntlih Herr Dupin gehört, und gegen deren Bewegun gen und Pläne man jebt wieder mehr als je sich wehren zu müssen | glaubt, Einige behaupten sogar, daß diese Congregation an dem Kultus-Minister, Herrn Martin du Nord, eine geheime Stüße habe. Uebrigens wird die Polemik gegen die Jesuiten in dem Haupt-Organ des Ministeriums selbst, im Journal des Débats, mt am eis: rigsten geführt, wie es erst gestern wieder darauf hindeutete, daß hinter den Regungen der Bischöfe nihts Anderes verborgen lege, als das Streben, den Unterricht wieder in die Hände der Jesuiten zu bringen. :

Durch cine Königl. Verordnung vom K8ten d. wird die Bank von Frankrei ermächtigt, ein Diskonto-Comtoir zu Mülhausen zu errich ten. Die Operationen dieses Comtoirs werden die nämlichen sein,

sicht des General = Conseils, in Gemäßheit der Bestimmungen der Verordnung vom 25. März 1841 ausgeführt werden. Wie verlautet, wird den Kammern zu Anfang der bevorstehen- den Session ein Geseß-Entwurf in Betreff des Straf= Systems vor gelegt werden. U Az Der legitimistishe Deputirte Labourdonnaye hat über seine Reise nach Loudon zum Herzog von Bordeaux eine Erklärung an ein Pro- vinzialblatt eingesandt, worin er sagte, es sei Jedermann selbst Richter darüber, was sih mit sciner Stellung vertrage, und ihm für seine Person sei nie in den Sinn gekommen, daß die Theilnahme an den öfentlihen Angelegenheiten unter den seit 1830 obwaltenden Regie-

schlehts dargebrahten Huldigung unvereinbar sein sollte. - Unter den alten Kriegern im Jnvaliden-Hotel befinden si 14 Ritter des St. Ludwigs-Ordens und 208 Mitglieder der Ehren- Legion, Was die verschiedenen Verstümmelungen und Leiden dieser Veteranen aubetrifft, so sind unter ihnen 10, welche beide Beine,

lichen Vorgesezien sich #0 weniz von seinem Nednertalent versprachen , daß sie scine Reden als lächerlichen Galimathias, und ihn selbst als geistlosen Phantast behandelten, Lamennais' Schriften und Lehren scheinen ihn am mächtigsten angezogen zu haben, und er warf sich daher in die demagogisch- fatholishe Richtung, welche der Verfasscr des „Versuchs über die Gleich- gültigkeit in Sachen der Religion ‘“’ nach der Juli - Revolution einshlug. Lacordaire wurde einer der thätigsten und tüchtigsten Mitarbeiter am Avenir, dessen religiös-politische Theoricen (völlige Trennung der Kirche vom Staate, unbedingte Gewissens-, Unterrichts-, Preß- und Associations - Freiheit) ganz neuerdings Lamartine wieder aufnehmen zu wollen scheint, Als bald nachher zwischen der Redaction dieser Zeitschrift und dem heil, Stuhle Mißhelligkeiten auë- brachen, begleiteten Laco: daire und der Graf Montalembert der bekannte junge

air von Frankreich ihren Lehrer und Meister nach Rom, wo, wie die „Pilger Gottes und der Freiheit‘ (so nannten sich die sonderbaren Neisenden) hofften, der Papst ihre Doktrinen als rechtgläubig und echt katholisch anerfennen würde. Das Ergebniß dieser Neisc und die nachfolgenden Umstände sind bekannt. eann nais brach mit Nom, Lacordaire hingegen unterwarf sich dem heiligen N und wurde ein stcenger Papstgläubiger, Jm März 1839 ging E er nah Rom, in Begleitung zweier Freunde, die mit ihm den Entschluß ge-

lebhafter, blühender, entscheidender, doch etwas emphatischzer Diett 2 rathen weniger den christlihen Redner, als den beidnilben a ton, A französischen Gerichtsredner neuerer Zeit. Daß Lacordaire's Kanzel-Beredsamkeit einen starken Anflug von Gerichtsberedsamkeit hat, ist kein Wunder, weil der jegige Dominikaner Advokat war, che er ins Seminar ging, wo seine höheren gei

inifaner zu werden und den Predigerorden in der katholischen btlienbeit wieder Z Flor zu bringen. Nach Paris zurückgekehrt, predigte er daselbs mit vielem Beifall der eleganten Welt, die, wie es scheint, ihm auch diesmal treu bleiben wird, Lacordaire ist ein Vierziger ; seine lange, hagere Gestalt, seine stark ausgeprägten Züge mit dem Ausdruck einer äußerlich strengen Kraft und innerlid verschlossenen Gluth, seine große

| | | | | | lich eröffnet worden. |

| | | | |

wie die der Bank von Frankreich, und unter der Leitung und Auf= |

rungsverhältnissen mit einer dem Sprößling eines erhabenen Ge= |

5, welhe beide Arme, 365, welche ein Bein, 255, welche einen Arm |

verloren haben, 164 mit Verleßungen anderer Art, 180 Blinde und 17 Epileptishe. Ueber 70 Jahr alt sind 667 dieser Jnvaliden.

Man behauptet, die Königin Christine wolle Malmaison und das Hotel in der Straße Courcelles verkaufen.

París, 15. Dez. Die gestern hier verbreiteten Zweifel an der Richtigkeit der Angabe der Gazette de France, die Aus- weisung des Herzogs von Bordeaux aus England betreffend, werden bis jeßt durch die Angaben der englishen Blätter sowohl als durch andere Notizen aus glaubwürdigen Quellen vollkommen gerechtfertigt. Nichts deutet darauf hin, daß der junge Herzog den englischen Boden früher verlassen werde, als er si selbst vorgesebt hatte. Jndeß hat eine Aeußerung, die derselbe kürzlih einer Anzahl von Besuchern aus der Normandie machte, und welche so gefaßt war, als solle sie die Antwort an eine Deputation sein, welche die Gesammtheit der Bevöl- ferung der Normandie geschickt hätte, das Journal du Havr E das im Allgemeinen den Grundsäßen der gemäßigten Opposition hul- digt, aber der Juli-Dynastie treu ergeben is, zu einer Protestation gegen die Dankbezeugung des Prinzen, die an die sämmt ¡ichen Normänner lautete, und ihre Anhänglichkeit an ihn rühmte, veranlaßt, die auf zwei Gründe ge}]tüßt ist, Bor Allem habe die Bevölkerung der Normandie diesen Dank nicht ver dient, da es in seiner ungeheuren Mehrheit der jeßigen Vynastie, Die den Thron einuehme, mit treuer Anhänglichkeit zugethan sei, eint Aenderung, einen Wechsel derselben, eine Restauration der früheren nicht wolle; daun aber habe sie den wenigen Leuten, die sür gut gefunden, eine Pilgerschast nah London zu machen, durchaus weer Vollmacht, noch Auftrag gegeben, in ihrem Namen und als ihre Vertreter dort bei dem Prinzen aufzutreten, den man so 11 VGHKBAS achtungswerthen Unglücke nur wissentlich über den wahren Stand ‘s Dinge täushe und zu Jllufionen veranla}se, die ihm und seiner Sache nur Schaden und Gefahr bringen könnten. Was das Journal du Havre über die in der Normandie vorherrschende Gesinnung des Volkes sagt, findet auf alle anderen Provinzen von Frankreich gleich mäßig Anwendung. Ja, es is niht zu verkennen, daß die Legitimisten durh den hohen Ton, durch die gelvissermaen Yaraus obere Sprache, welche ihre Organe in ¿olge der Borgänge zu condon angene m- men, eine ihrer Absicht durchaus entgegengeseßte Wirkung hervorgebr acht haben. Jhre ihnen weit an Zahl überlegenen Gegner aller Farben en mögen sich in vielfachen anderen Beziehungen befämpfen, aber im neu erwachten leidenschaftlihen Hasse gegen die L ‘gitimisten fommen alle überein, von den Männern des Journ als des bats angefangen, bis zu den äußersten Fractionen der radifalen Partei hinaus: wenn es gâlte, die Legitimisten zu bekämpfen, wür den sie alle gemeinschaftlihe Sache mit einander machen, und wenn je, so tritt diese Stimmung gerade jebt recht unverkennbar überall hervor. : Ly Der Königlich bayerische außcrordentliche Abgesandte an die Hose von Paris und London, Fürst von Oettingen-Wallerstein, wird nach einem Verweilen von etwa 10—12 Tagen, am Sonntag oder Mon tag die Rückreise nah Bayern von hier aus antreten.

Es i} vollkommen gegründet, daß Herr von Bourqueney vou Ministerium hier Justructionen erhalten hat, darauf zu bestehen, daß die Pforte eine \sriftlihe Antwort und Zusicherung auf die franzó sische Note wegen des den Rajas im ottomanischen Reiche zu gewäh renden Schußes ertheile. Hierdurh wird demnach meine vor eimgen Tagen hon nach einem Privatschreiben aus Konstantinopel gemachte Mittheilung dieses Betreffs vollkommen bestatigt. E

Neschid Pascha, der neuerdings zum türkischen Botschafter hier eritannt is, wird erst im Monat Februar hier eintressen und von |e1- nem Sohu Mohammed Bey als Gesandtschafts = Secretair begleitet sein, während Nehedin Effendi als zweiter Secretair ihm beigegeben i. Hier is man darüber erfreut, Reschid Pascha hierher zurüd- febren zu sehen, da er mit den diplomatischen Verhältuissen und ¿01 men Europa?s besser vertraut, auch besser geeignet is, als Vrgau der Pforte hier aufzutreten, und man verspricht sih von jemem Ersche! nen hier die erleihterte Ausgleichung so mancher noch schwebenden Frage.

Jn Bezug auf Griechenlands Verhältuisse soll es unter den drei Schußmächten nun zu einem gemeinsamen Einverständm}se ge

fommen sein, wonach sie beabsichtigen , vor der Hand erst den Gang der Dinge zu Athen und namentlih die vorherrschende Richtung ab

zuwarten, welche aus den Arbeiten der National Versammlung her

vortreten wird: erst dann würden sie entscheiden, welhe Schritte allenfalls zu thun seien. |

Aus Lyon ist heute die betrübeude bestimmte Nachricht von dem am 12ten, Vormittags 10 Uhr, zu Lyon wirklich erfolgten Lode des ausgezeichneten Dichters, Herrn Casimir Delavigne, wovon das Ge rücht gestern Abend {hon gesprochen hatte, eingegangen, Seim Pfl dienst als dramatischer Dichter i} unbestritten und sein Name wird 1n deu Annalen der französischen Literatur für immer fortleben. Durch seinen Tod wird ein Sih in der Akademie erledigt, und die dadurch enthte hende Lüdke wird {wer zu erseßen sein. Jch behalte mir vor, einen kurzen Abriß seines Lebens und Wirkens Jhnen mitzutheilen,

\chattirung

5 Paris, 15. Dez. Man kennt die Unruhen, welche vor einiger Zeit bei Gelegenheit der Ernennung des Herrn Rossi zum Dekan der Rechts - Fakultät in der Rechts- Schule stattfanden, Vie Orduung wurde durch sehr kleinliche, von der Polizei ergrissene Voi! sichts - Maßregeln und indem man nur die Zöglinge des vierten Jahres zu dem Kursus des constitutionellen Rechts zuließ, wiederher- gestellt, Man erinnert sih gleichfalls, daß Herr Rossi, kurz E seiner Ernennung zum Dekan, dazu erwählt worden war, bei der Früsung der Kandidaten für die vakanten Lehrstühle des Rechts den Vorsiß zu führen, und daß dieser Umstand die Ruhestörung in der Schule veranlaßte. Am Dienstag fand die erste Prüfungs -Sibung der Fa

seine festgekniffenen Lippen, seine hübsch gespaltenen, bei

Adlernase, | i aufgerissen erscheinende Augen,

seinem mageren Gesicht aber zu weit O sein und um bis auf einen fokett frisirten Hagtleans M Haupt, Alles das giebt ihm ein seltsames, fast unheimli E L n t macht ihn aber interessant, Seine Kleidung besteht aus einem Rock von weißem Tuch, der um den Leib vermittelst eines eaen Hag zusammengelhalten wird, aus einem Skapulier, wel s Yinien u E Schultern herabhängt , aus einem Camail und einer Kapußez an A Gürtel hängt ein Rosenkranz, und aus seinen weiten Rockärmeln A schöne weiße, höchst sorgsam gehaltene Hände heraus ; mit einem Ur seine ganze Erscheinung hat durchaus nichts an sich von den ehema igen feisten , \hmußigen Bettelmönchen, sondern erinnert cher an einen alten, aber von der Civilisation stark beleckten Kreuzzug- oder Missions - Prediger, der mit neuem Rüstzeug und Eifer gegen die künstlich erzeugte Barbarei des modernen Unglaubens zu Felde zieht,

Berichtigung. Jn Nr. 172 der Allg. Pr. Ztg. im Feuilleton ist Sy. 2, Z. 9 statt: „Schroplau““ zu lesen: Schraplau und Sp. 3, Z, 13 statt; „Thurm“, Chor zu lesen.

—— ————— .

fultät unter dem Vorsiß des Herrn Rossi statt. Obgleich diese Siz- zung nah den Bestimmungen des organischen Geseßes öffentlich sein mußte, so ging dieselbe doch, so zu sagen, unbemerkt vorüber, und man hat gesucht, sie der Kenntniß des Publikums zu entziehen, um niht den kaum erloschenen Groll wieder anzufahen. Alle Vor= sihts-Maßregeln zur Verhütung einer Störung waren übrigens so gut getroffen, daß kein Organ der pariser Presse von der Sibung Kenntniß hatte. Erst im Augenblick der Eröffuung wurden die Zög- linge der Schule davon in Kenntniß geseht, und nur etwa 30—40 Personen gelang es, gegen drei Uhr in das Junere zu dringen, Das eigentlih sogenannte Amphitheater war bereits im voraus von Per- sonen beseßt, die besondere Karten erhalten hatten, und Dank diesen verschiedenen Maßregeln, ist die Ordnung nicht gestört worden. Um 3 Uhr erschien die Prüfungs - Jury im Saal, und der Präsident eröffnete sogleih die Sißung mit ciner Rede, die mit der größten Aufmerksamkeit angehört wurde. Diese ununterbrochene Reihe von Gunstbezeugungen, die Herrn Rosst zu Theil geworden, haben seine Stellung sehr s{wierig gemacht, und der unruhige Geist, welcher die Jugend in den Schulen beseelt, is nit von der Art, um ihm seine Aufgabe zu erleichtern. Seine {nelle und ungewöhnliche Beförde rung hat ihm übrigens viele Feinde erweckdt, und obwohl seine gegen wärtige Stellung durch wirkliches Verdienst gerechtfertigt wird, so wird sie ihm dennoch große Verlegenheiten bereiten.

Wir haben in unserem neulichen Schreiben gesagt, daß Herr von Lamartine die Vertheidigung der Sparkassen in dem Sinne übernommen habe, daß kein Nachtheil damit verknüpft sei, das Geld in den Händen des Staats zu lassen. Herr von Lamartine nimmt dies Prinzip an, doch will er gewisse Modificationen in der gegenwärtigen Verwaltung eingeführt wissen und schlägt zu dem Ende Folgendes vor: „Der Staat soll eine allgemeine Bank der Sparkassen mit Sukkursalen in den Departements bilden und das Kapital und die Zinsen der Ein lagen garantiren. Die Bauk empfängt die Einlagen. Der Staat vergütigt der Bank jährlich 2 pCt. vom Kapital ihrer Einla= aen: Die Bank vergükigt. den Einlegeuden auch 2 pCt., \o daß denselben im Ganzen 4 pCt. gesihert werden, Die Bank wird Papiergeld ausgeben, wie die Bank von Frankreich, aber in fleinere Einheiten getheilt, z. B. 25 Fr. im Minimum und 250 Fr. im Maximum. Diese Scheine tragen Zinsen von dem Tage, an dem sie ausgegeben werden, bis zu dem Ablauf des fünften Jah res ihrer Dauer. Die Bank wird die Eiulagen nah Gefallen in baarem Gelde oder in zinstragenden Scheinen zurückzahlen. Sie giebt diese Scheine gegen Baares Allen, die sie haben wollen. Sie wird, wie die Bank vou Frankreich, den kleinen Kaufleuten und den Handwerkern kleine Summen auf kurze Zeit leihen, aber gegen ge ringere Zinsen und gegen Deponirung von Kassenscheinen oder auf die Unterschrift von drei Deponirenden, Der Gewinn, den sie aus diesen Operationen zieht, wird verwendet werden: 1) um die Ver- waltungs-Kosten zu bezahlen; 2) um die 2 pCt. zurückzuzahlen, welche der Staat in den ersten Jahren vorschießen wird; 3) um den Ein. legenden eine verhältnißmäßige Prämie zu geben,“ Wir wollen den Werth dieser Combination hier uicht erörtern, wir theilen es nur a!s Neuigkeit mit, und weil sie von einem Manne herrührt, auf den jeßt Aller Blicke gerichtet sind.

m Paris, 15. Dez. Es sind heute drei Jahre, daß die Asche Napoleon?’s im Jnvaliden=- Tempel beigesezt wurde. Zum Andenken daran wurde bestimmt, daß jedes Jahr an diesem Tage ein feierliches Todtenamt stattfinden sollte, Da der Juvaliden- Tempel wegen der Einrichtung des Monuments zu Ehren Napoleons unzugänglich ist, jo wurde in der daran stoßenden Kirhe St. Louis des Juvalides das heutige Gedächtnißjahr gefeiert. Der Gouverneur des Jnvaliden hauses, der General-Lieutenant Pelet, mit dem Generalstabe der Ju validen, der Marschall Soult, der General Tiburce-Sebastiani, Kom mandant der Division von Paris, viele Stabsoffiziere der Garnison und einige Ueberreste der großen Armee, in der Uniform aus der Kaijerszeit, wohnten dem Gottesdienste bei, nah welchem diese Veteranen ihre gewohnte Pilgershaft nah der Napoleons-Säule guf dem Ven dôme-Plabe machten,

Das sogenannte Comité napoléonien, welches mit Erlaubuiß des Kriegs-Ministers besteht, und den Zweck hat, Beiträge einzusammeln, um jährlich am Sterbetage Napoleon's so wie am 15. Dezember Todtenmessen für die Ruhe des Kaisers lesen zu lassen, hat ebenfalls heute in jeder Pfarrkirhe vou Paris eine stille Messe lesen lassen, wozu sih ziemlich viel Militairs einfanden. Heute Abend wird die Geier des Tages mit einem großen Gastmahl beschlossen werden.

__ Die heutige Post aus dem Orient überbringt uns die Nachricht, daß das französishe Kriegs-Dampfboot „Rhamsés“/ in den Nacht vom 28, auf den 29, November bei Ourlai gestrandet is, Bei der ersten Nachricht von diesem Unfall beeilte sih der österreichische Coutre-Ad miral Bandiera auf einem Dampfboote des Uoyd zwanzig Matro= sen, von einem Offizier befehligt, dem ,„Rhamsés““ zur Hülfe zu schicken. Glüdflicherweise gelang es unterdessen dem Kommandanten des „Rham #8“ sein Schiff wieder flott zu machen, so daß man keinen anderen Schaden als die Verspätung der Ankunft des „Rhamsés“ in Mar- seille um einen Tag zu bedauern hat. Sonst sind die Nachrichten aus der Türkei ganz unbedeutend. Reschid -Pascha, der zum Botschafter der Pforte in Paris wieder erwählt wurde, wird nicht über Wien, fon dern über Marseille und zwar mit dem nächsten Dampfboot in Frank reich eintreffen. Da nach türkischer Sitte bei dem Wechsel des Ge- sandten zugleich das gesammte Legations = Personal gewechselt wird, | so wird Nedir = Effendi, der dem Reschid = Pascha überall I, als | erster Botschafts-Secretair ihn abermals hierher begleiten, |

Grossbritanien und Irland. |

London, 15. Dez. Ihre Majestät die Königin hielt vor gestern in Windsor eine Geheime Raths=Sibßung, in welcher die | wirkliche Eröffnung des Parlaments bis zum 1, Februar k. J. pro- rogirt wurde; es wurde demnach der Erlaß einer Proclamation an- geordnet, welche unter der gewöhnlichen Formel „zur Erledigung von Geschästen‘““ das Parlameut an dem genannten Tage zusammen- beruft,

Die „Neu=-Seeländische Compaguie“/ veröffentliht die von ihren Agenten in Wellington auf Neu-Seelaud ihr zugegangenen Depeschen vom 21, und 30, Juni, wonach eín für die Engländer unglücklicher Streit mit den Eingeborenen in der Nähe von Clondy Bai stattge- funden hat, Die Ursache desselben waren die Vermessungen, welche in der Gegend von Wairau mehrere Feldmesser im Auftrage der Compagnie vorgenommen hatten, und denen sich zwei Häuptlinge der Eingeborenen, Ranpero und Ranghietta, widerseßten. Als den Agen- ten der Compagnie von Wellington aus polizeilihe Hülfe gesandt wurde, sammelten jene Häuptlinge ungefähr 200 Mann, welche völlig bewaffnet auf einem Hügel aufgestellt, den uur 50 Mann star= fen und aus Arbeitsleuten und einigen Konstablern bestehenden Trupp der Engländer mit Flintenschüssen empfingen und nah kurzem Hand- gemenge bis auf 14 ‘Mann Alle gefangen nahmen. Oberst Wakefield aus Wellington ging mit 70 Freiwilligen nah Clondy Bai und ver= suchte zuerst dur Unterhandlungen mit den Eingeborenen die Be- freiung der Gefangenen. Nach späteren Nachrichten indeß sind seine Bemühungen verg-blih gewesen, da alle Gefangenen durch die Hand des Häuptlings KRanghietta ermordet worden sind, Missionaire haben

1047

| die ermordeten Europäer, unter denen auch Capitain Wakefield, ein Bruder des Obersten, sih befand, beerdigt. Sir George Gipps, Gouverneur von Neu-Holland, hat von Sidney aus sogleich 2 Com- | pagnieen Jufanterie nah Neu-Seeland abgesandt.

Das von französishen Blättern verbreitete Gerücht über eine Ausweisung des Herzogs von Bordeaux aus Englaud bestätigt sich in feiner Weise. Der Prinz is vorgestern von Badminton, wo er dem Herzoge von Beaufort einen Besuch abstattete, nah London zurückgekehrt und wird heute seinen schon früher beabsichtigten Ausflug nah Wales antreten. Die Rükehr des Prinzen nah London is auf den 23sten festgeseßt, da derselbe die Weihnachtstage hier verweilen will, worauf die hon früher begonnene Reise durch die Fabrik= Distrikte Englands, namentlih die Gegend von Birmingham, fortge- seßt werden soll. a :

Der brasilianishe außerordentliche Gesandte Herr Argujo Ri- beiro, hatte an demselben Tage die erste Audienz bei der Königin und wurde von Lord Aberdeen Jhrer Majestät vorgestellt. ]

Gestern hat das neu organisirte 44ste Jufanterie-Regiment, das befauntlih in den Pässen von Kabul bis auf die in Ostindien und England befindlichen Depots gänzlich vernichtet worden i, in Gos-= port seine neuen Fahnen erhalten, An der Spiße des Regiments befand sih der Oberst - Lieutenant Shelton, der dur seine heroische Tapferkeit während des Rückzuges sein s{chwankendes Benehmen in Kabul selbs hat vergessen machen, und der sich längere Zeit in der Gefangenschaft Afhbar Chan?'s befunden hat,

co aud e. Aus dem Haag, 16. Dez. Der den General überreihte Geseß-=Entwurf zur Ergänzung der Mittel für 1844 und

1845 war von einer Denkschrift begleitet, worin die Regierung zur |

Kenntniß bringt, daß sie es zweckmäßig erachte, eine allgemeine Ueber sicht zu geben von ihren Absichten hinsihtlih der dauerhaften Ord nung der Finanzen. Sie hält dafür, der Zustand der Geldmittel des Reichs sei bekanut, da in dieser Hinsicht uihts vershwiegen geblieben sei. Sie erinnert an die Größe der Bedürfnisse des Staatsschatzes und an die Ursachen, welche die Verlegenheiten, worin man sich be findet, veranlaßten. Sie meint, daß es unter den gegebenen Um- ständen noch gefährlicher werden könne, sih die Rettung zu beshwerlih vorzustellen, als sie früher sih zu gemächlih vorzustellen. : :

„Wenn man““, sagt die Denkschrift, „mit Vermeidung dieser bei- den Extreme, den wirklihen Zustand der Geldmittel des Stgates und der uns übrig gebliebenen Hülfsquellen prüft und zu dieser Prüfung mit dem ernstlichen Willen, die finanzielle Zukunft des Vaterlandes zu sichern, schreitet, dann wird man erkennen, daß eine pünktliche Er- füllung eingegangener Verbindlichkeiten möglih is. Dann gewinnt man die Ueberzeugung, daß, wenn die Kräfte der Nation zu Hülfe genommen werden, eine Krisis vermieden werden fönne, deren nach theilige Folgen von Jedem befürchtet, vor Allem aber von Jenen, die sih der heiligen, vorzüglich auf ihnen lastenden Verpflichtung sollten entziehen wollen, gefühlt werden würden.“ ;

Die Ausgaben belaufen sich für das Jahr 1844 auf 70,251 171 Fl. 26. Cs.; für 1845 auf 69,887,343 Fl. 87 Cs. Die dur das Geseß vom 9, Oftober 1843 zugestandenen Mittel betragen für 1844 nnd 1845 65,071,263 Fl. 66 Cs,, so daß für 1844 noch 5,179,907 öl. 60 Cs., für 1845 noch 4,816,080 Fl. 21 Cs. zu decken sind.

Ueber die Mittel äußert sih die Denkschrist: „Die Regierung berehnet, daß es unvermeidlih uothwendig sein werde, die außer- ordentliche Besteuerung des Eigenthums zum wenigsten auf 35 Millio nen Fl, festzustellen. Das Bedürfniß würde größer sein, wenn nicht das durchlaguchtigste Haupt des Stammhauses Oranien, bekannt mit dem Finanz-Zustande des Landes und mit der Absicht der Regierung, genügende Vorsorge zu treffen, den Wunsch zu erkennen gegeben , in kräftiger und zweckmäßiger Weise aus seinen Privatmitteln zur Unter stüßung des Schatzes beizutragen, König Wilhelm Friedrich Graf von Nassau hat sich, für den Fall, daß die jeßigen Vorschläge der Regierung geseßliche Kraft erhalten, erboten, dem Reiche gegen 34 pCt,. ein Kapital vou 10 Millionen vorzuschießen, was in dem Ver- trauen angenommen worden i}, daß die dankbare niederländische Na tion weder die Bedeutendheit des Opfers, noch die gute Absicht ver fennen werde,

Das Schreiben, worin der Graf von Nassau dem jebt regieren den Könige unterm 6, November das obige Anerbieten macht, lautet im Wesentlichen :

„Die Forderungen, welhe mir noch zu Lasten des niederländischen Staates zukommen, und welche jeßt geordnet werden müssen, belaufen si auf die bedeutende Summe von 4,259,241 Fl. 94 Cts,, bestehend 1) in einem Vorschusse für den Kanal von Gent nach Terneuzen im Betrage von 1,298,138 Fl. 54 Cts., 2) in den Fonds zur Herstellung des Kanals von Voorne im Belange von 2,714,103 Fl. 40 Cts, 3) in 494 Obligationen, welche für den Kanal der Grift zu Appeldoorn negozirt wurden, Diese Beiträge wünsche ih geordnet zu schen und zwar so, daß dem Schaße da- durch feine Last, vielmehr Vortheile erwachsen. Zugleich wünsche ih auch möglichst zur Besserung des schlimmen Zustandes beizutragen, in welchem sich die Finanzen des Staates, in Folge der geringeren Preise der ostindi-

nur vorübergehend sein werden, befinden, Jch kenne die Weise, in welcher Ew. Majestät hinsichtlich dieses Zustandes Vorsorge zu treffen beabsichtigt, und habe, da ich darin Bürgschaften für die Zukunft eikenne, mich entschlossen, Ew. Majestät anzubieten; 1) zu Gunsten des Staates auf alle Forderungen, welche ih aus den Vorschüssen für den Kanal von Gent nach Terneuzen zu machen habe, zu verzichten; 2) meine Forderungen in Betreff des Kanals von Voorne auf die runde Summe von 2 Millionen zu ermäßigen z 3) alle meine Obligationen auf den Kanal der Grift zurückzugeben, wogegen ich meiner dafür geleisteten Bürgschaft zu entbinden wäre, wonach mir dann eine Summe von 105,179 Fl. 79 Cts, zukäme, mit welher Summe die von dem Amortisations-Syndikat für mih wegen des Kanals von Charleroi gezahlten 50,000 Fl. gesichert werden können ; 4) zuzugeben, daß ih für die «orderungen von 2 Millionen und 55,000 F|, kein anderes Recht an den Staat haben soll, als die reine Einnahme der beiden Kanäle beträgt, um mix vorerst 35 pCt, jährliche Rente, und später die Ablösung zukommen zu lassenz endlih 5) dem Staats-Schatze al pari eine Summe von 10 Mil- | lionen Fl, zu 35 pCt. vorzuschießen.“ E |

«« Aus dem Haag, 13. Dez. Die zweite Kammer hat den Geseß-Entwurf über den Rückkguf und die Einziehung der öffent- lichen 3 proc. Schuld mit 38 Stimmen gegen 10 angenommen. Der interimistische Finanz = Minister übernahm die Vertheidigung des Eut- wurfs, Er stellte zuerst als Prinzip auf, daß die Verpflichtungen des Tilgungs-Syndikats auf den Staat übergegangen und jene Ver= pflihtungen mithin Staats-Schulden geworden seien. Er seßte voraus, daß die legislative Versammlung bereit sei, mit der größten Beharrlichkeit die Prinzipien der öffentlichen Rechtlichkeit aufrecht zu erhalten, und er hat sich nicht getäuscht. Was {ütt den Staat nah Außen, sagte er, mitten unter so vielen mächtigen Nachbaren? Nicht unsere physischen Kräfte, sondern die Achtung vor dem Rechte, die keine europäishe Macht ungestraft verleßen darf. Welcher niederlän- dische Staatsmann wird es wagen, sich vom Rechte zu entfernen? Wer würde es wagen, die Grundlagen zu untergraben, worauf die Eristenz der Nation beruht, oder das Prinzip anzugreifen, welches das Vaterland mitten unter so vielen Gefahren erhalten soll? Der mäch= tigste Staat Europa’s kann nicht ungestraft das Recht verleßen u. f. w. Der Minister sucht sodann zu zeigen, wie sehr Europa jeßt die Augen auf die niederländische Nation gerichtet hat, um sih zu überzeugen,

o f Staaten

| j | schen Erzeugnisse und der Abnahme der allgemeinen Wohlfahrt, die hoffentlich | | | | | | l

ob Holland ernstlich das große Ziel zu erreihen wünscht, wona die Regierung seit mehreren Monaten strebt,

Das Resultat der Regulirung der Finanzen wird die Ueberzeu= gung geben, daß die Absicht der Regierung ehrenwerth und des Cha- rakters der Nation würdig war. Das Ausland wird ihr Benehmen achten und nüßlihe Lehren daraus ziehen, Unsere Landsleute, die so viele Kapitalien in ausländische Fonds gesteckt habeu, werden viel=

| leiht die Früchte der niederländischen Rechtlichkeit ärndten,

| Die Beredtsamkeit und die Argumente des interimistishen Fi- | nanz-Ministers haben unstreitig seinem Raisonnement mehrere Stim=-

men der Versammlung gewonnen.

| Die Kammer hat drei Königlihe Botschaften erhalten: 1) die | Regulirung des Rückstandes von 1840 im Betrage von 4,300,000 Fl. | mittelst einer Grundsteuer; 2) einen Geseß-Entwurf zur Ergänzung der | Mittel und Wege für 1841, 1842 und 1843 dur eine Summe von | 17 Millionen Fl. aus dem Ertrage derselben Steuer; 3) einen Geseb=- | Entwurf zur Ergänzung der Mittel und Wege für 1844 und 1845; | zu diesem Zwecke werden bestimmt: a, zwei Zusaß-Centimen von gei- stigen Getränfeuz h. zwei Zusaß-Centimen von den Erbschaften z c. die Einkünfte des höchsten Adelsraths und der Direction des großen Buchs der National-Schuld; d. eine Summe von 5 Millionen Fl. von dem Ertrage der Grundsteuer. Der Geseß-Entwurf zur Ein=- sührung dieser Abgabe wird binnen furzem vorgelegt werden. Es fönnte dieselbe nöthigenfalls durch eine freiwillige Anleihe zu 3 pCt. erjeßt werden; allein, wenn man dazu schritte, so würde die Steuer nur einmal erhoben werden und müßte, im Betrage von 35 Mil- lionen Fl, in zwei Jahren zurückgezahlt werden. :

Vie Regierung giebt die Versicherung, daß diese neuen Abgaben oder Anleihen nur zur Rückzahlung der hochverzinsten Schulden oder zur Ausführung einträglicher Unternehmungen verwendet werden sollen.

Die Bedürfnisse des Staats würden noch weit drücendere Mit- | tel erfordert haben, wenn nit der König Wilhelm Friedrih, Graf | von Nassau, als er den Zustand der Finanzen erfahren, den Wunsch

ausgesprochen hätte, zur Erleichterung des Staatéëschaßes auch seiner=- seits beizutragen. Se, Majestät hat sih demnach erboten, im Falle die vorgelegten Entwürfe Gesebeskraft erhielten, dem Lande 10 Mil- lionen Gulden zu 3 pCt. zu leihen, Dies Anerbieten ist von den Könige Wilhelm Il, augeuommen worden, Zugleich hat der Graf von Nassau die 4 Millionen, welche er von dem niederländischen Schaße zu fordern hat, dem Vaterlande zum Opfer gebracht. Dies werthvolle Geschenk hat der Graf von Nassau mit einem Shhreiben an den regierenden König begleitet, welhes beweist, wie sehr es dem ehemaligen Monarchen am Herzen liegt, dem Vaterlande die \{wie- | rige Lage zu erleichtern, worin die Finanzen des Staats durch das | Sinken des Preises der Kolonial - Produkte und durch die Abnahme | des allgemeinen Wohlstandes verseßt worden sind; Schwierigkeiten, | die, man darf es hoffen, niht von Dauer sein und mit den Ursachen, | die sle erzeugt, vershwinden werden. | Die Ersparungen und Vereinfachungen in der Finanz-Verwaltung | gehen rasch vorwärts, und mit dem nächsten 1. Januar soll eine von | dem Finanz-Minister ausgearbeitete neue allgemeine Organisation nach | einem Plane ins Leben treten, der dem vorgesteckten Ziele entsprechen | wird, Die in der vorigen Session verworfenen drei Kapitel des Bud-= | gets werden unverzüglich erörtert werden. Der provisorische Bericht | über diese modifizirten Kapitel befindet sich in den Händen der Mit- | glieder der zweiten Kammer. | Die Revidirung des Fundamental - Gesehes hat einige Stimmen | für sich, findet aber doch wenig Anklang. Die Einen fürchten die | Unsicherheit der gegenwärtigen Kammer; die Anderen \chrecken vor dem Gedauken zurück, eine doppelte Kammer zu bilden, die aus ver= schiedenen Parteien gebildet wäre, und die Diskussionen veranlassen würde, die ohne Resultat für das Wohl des Landes blieben. Wie | dem auch sei, es ist fast gewiß, daß die Minister diese Maßregel | nicht vorlegen und die Kammer niht die Juitiative ergreifen wird. | Ueber das neue J

journal, welches die Trennung des Herzog= thums Limburg von Holland predigen soll, hat man seit meinem | lebten Schreiben nichts weiter gehört. Man erwartet täglich den | Prospektus desselben; denn wenn man uns eine Provinz entreißen will, so muß man uns doch wenigstens die Gründe dafür angeben. Nach dem, was wir darüber erfahren, i das Erscheinen dieses Blattes fest beschlossen und die Gründer derselben versprechen sih großen Erfolg davon, troß des Sprüchwortes, daß man die Haut nicht eher verkaufen soll, als bis man den Bären hat,

R

\

Sev d 6A.

Brüssel, 17. Dez. Das Budget der Mittel und Wege is nun von der Repräsentanten-Kammer in seiner Vollständigkeit geneh- migt worden, und der Kriegs-Minister hat darauf den Geseß-Entwurf in Betreff des Armee = Kontingents vorgelegt, der an die Central- Section zur Prüfung überwiesen worden ist.

|

SVaRNIEF U

_X% Paris, 15. Dez. Wir erhalten heute die barcelonaer Blätter bis zum 8ten, und wir sehen aus denselben, daß die Nah-

riht von dem Vorfalle vom 28. November in der Haupkstadt von Catalonien einen sehr starken Eindruck hervorgebracht hat. Die auf= rührerisch Gesinnten haben darin einen neuen Vorwand und ein neues Mittel gesehen, die Stimmung des großen Haufens im Interesse ihrer revolutionairen Wünsche zu bearbeiten. Um dem Erfolge dieser Bemühungen entgegenzuwirken, hat der politishe Chef von Barcelona Herr Gibert, am 6ten eine Proclamation veröffentlicht, deren Text wir hier folgen lassen, um so mehr, als derselbe dur die Kompli- mente, welche dem loyalen Geiste der Barceloneser darin gemacht werden, doppelt merkwürdig ist : J _ ¡Bewohner der Provinz Barcelona, sagt der politische Chef, eure Be- somienheit, euer Ehrgefühl, die Ehrfurcht, welche ihr jederzeit gegen unsere Könige an den Tag gelegt, und vor allen Dingen der Eid der Treue, den ihr jeßt eben Jhrer Majestät Doña Isabella 11., na ihrer Volljährigkeits- Erklärung durch die Cortes, als verfassungêmäßiger Königin von Spanien geleistet habt, berechtigen mih zu der Hoffnung, daß ihr mit Abscheu das Attentat vernommen, welches am Abend des 28sten v. M. in dem Kabi- nette Jhrer Majestät begangen worden ist. Jch zweifle nicht, daß ihr den Einflüsterungen , durch welche die Feinde der öffentlichen Ruhe euch verfüh- ren und neue Wirren herbeiführen möchten, die gebührende Verachtung wi- derfahren lassen werdet, Die Bewohner der Provinz Barcelona haben jederzeit ihre Treue bewährt, und sie werden ganz gewiß nicht anstchen , ihr Blut für Thron und Verfassung in die Schanze zu schlagen. Der Thron unserer erhabenen Königin ist auf die Verfassung von 1837 gegründet; schließen wir einen dichten Kreis um denselben, und machen wir aus unseren Leibern das starke Bollwerk, an welchem die Anstrengungen der Feinde der Königin und der bestchenden Verfassung scheitern werden. Habt Vertrauen zu euren Behörden, die über eure Sicherheit wachen, Jn Uebereinstimmung mit denselben und mit den vom Volke gewählten Körperschaften habe ih energische Maßregeln ergriffen, um die Ruhe und den Frieden zu sichern, deren wir genießen. Barcelona, am 5. Dezember 1843.“ Gez. Joaquin Masimiliano Gibert. ‘tin

Das von dem General Sanz nach der Uebergabe von Barcelona ernannte Aguntamiento hat seinerseits die nachstehende Adresse an die Königin erlassen :

„„Señiora! Nachdem die Stadt Barcelona Ew. Majestät bercits eir Zeugniß ihrer Treue gegeben , hält das provisorische Apuntamiento es für seine Pflicht, die Versicherung der unveränderlichen Gesinnung der Ergebcn-