1843 / 176 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Brä je in den Kampf für König und Vaterland Swesteen L ei * Es war der P D Vieler, vorzugsweise E derjenigen ehemaligen Freiwilligen des ostpreußischen Na- tional - Kavallerie - Regiments, welche sich zu den Erinnerungsfesten ehemaliger Freiwilliger am hiesigen Orte {hon wiederholt cinge= funden hatten, diese Fahnen ihrem Entstehungsorte wieder zu-= rückgeführt zu sehen. Dieser Wunsch, welcher sich in einem, Seitens chemaliger ostpreußischen National = Kavalleristen an Se. Königliche Majestät gerichteten allerunterthänigsten Bitte, kund= gegeben hatte, is nun erfüllt, Se. Majestät der König haben mittels Kabinets - Ordre vom 3. November d. J. zu genehmi= gen geruhet, daß gedachte vier Fahnen dem Verein der chemaligen Freiwilligen am hiesigen Orte zur Benußung als Festzierde bei den Erinnerungsfesten der Freiwilligen aus den leßten Kriegen überwiesen würden. Es sind diese Fahnen, welche im Zeughause zu Berlin bis- her aufbewahrt waren, bereits hierher befördert, und sollen an einem dazu geeigneten Orte zum spätesten Gedächtnisse aufgestellt werden, Sie werden die spätere Generation daran erinnern, wie auch unsere Frauen und Jungfrauen in jener für das preußishe Volk so glorrei= hen Zeit, von wahrer Vaterlandsliebe beseelt, sih beeilten, das ihnen Wertheste und Theuerste zum Kampfe für Köuig und Vaterland mit eigenen Händen zu s{müdcken.

Königsberg, 20. Dez. (K. Z.) Das den hiesigen Rhedern Guthzeit und Eymar gehörige Briggschiff „„ Friedrih Wilhelm IV. ‘“, welches zur Zeit der Huldigung Sr, Majestät hier vom Stapel lief, ist im leßten Sturme bei Kahlberg auf der frischen Nehrung gestrau= detz die Mannschaft ist bis auf einen Mauu, der früher über Bord fiel, gerettet. Wenige Meilen weiter nach Danzig liegt die dort zu Hause gehörende Barke „Eleonore“ ebenfalls am Strande. Zit dor Gegend von Schwarzort is ebenfalls ein Schif} auf deu Strand gelaufen,

Danzíg, 18. Dez. (B. N. d. O.) Nachdem wir seit drei Wochen fortwährend trübes und stürmisches Wetter hatten, erhob sich Donnerstag deu 14ten d., Abends, ein Sturm, der sich bald zu einem förmlihen Orkan steigerte und erst gestern nachließ. Jun der Nacht vom 15ten zum 16ten hat es sogar gewittert. Ob der Sturm viel Schaden angerichtet, hat man bis jeßt noch nit erfahren können, Die danziger Schiffe „Selma‘“, Capitain Döttlosf, und „George““, Capitain Blenck, beide von Swinemünde kommend, waren schon am 15ten d. auf unserer Rhede angekommen, konnten aber, des Sturmes wegen, den Hafen nicht erreichen und sind ers gestern eingekommen. Das danziger Barkschisf „Eleonore“, Capitain Hoppenrath, welches seine Ladung, aus Holz bestehend, auf der Rhede eingenommen hatte, wollte es auch nicht wagen, bei diesem Sturme die Anker zu lichten, hat sich aber nicht halten können, sondern is fortgetrieben und seitdem nichts mehr von dem Schiffe gesehen worden. Die Ladung is nach London bestimmt. Ferner sind die beiden russischen Schiffe „Diana“, Capitain Göde, mit Eisen von Dundee nah Piilau, und „Hofrath Schubert“, Capitain Stockebye, mit Leinsamen von Pernau nach Stettin bestimmt, heute in unseren Hafen eingelaufen, erstercs mit Verlust der Anker, indem es dieselben hat schliepen lassen müssen, das andere, weil die Ladung beschädigt ist und gelöscht werden muß.

Swinemünde, 18. Dez. (B. N. d, O) Das Junventa= rium des hier gestrandeten Schiffes „Neptunus““ i} bereits größten= theils geborgen, zu der Ladung kaun man, des hohen Seeganges we- gen, jedoch noch nicht gelangen.

Breslau, 17. Dez. (Schl. Z.) Die funfzig Mitglieder des hiesigen, erst in jüngster Zeit ins Leben getretenen Vereins gegen das Branntweintrinken versammelten sich heute Nachmittag im Fürstensagle auf dem Rathhause. Herr Prediger Kutta leitete die Versammlung durch einen Vortrag eín, iudem er die Nüblichkeit des Vereins dar- zuthun sich bemühte und einige Einwürfe gegen denselben zu wider legen suchte. Am Schlusse seines Vortrages forderte ‘er die anwe- senden Mitglieder auf, kräftig für den Verein zu wirken und suchte seine Aufforderung durch Gründe der Vernunft, wie auch durch die des Christenthums, zu unterstüßen. Darauf wurden die vorläufig ent- worfenen Statuten des Vereins vom Herrn Predigtamts-Kandidaten Wendel der Versammlung zur gemeinschaftlichen Besprehung vor= gelesen, die mit wenig Abänderungen von den Anwesenden angenommen wurden. Die angenommenen Statuten werden durch einen hohwohl- löblichen Magistrat hiesiger Stadt der Behörde zur Genehmigung vorgelegt werden. Nach einer dreistündigen Dauer wurde die Ver= sammlung aufgehoben.

Ausland.

Deutsche Sundcsstaaten Bayern. München, 15. Dez. (Karlsr. Z) So eben erfahre ih aus zuverlässiger Quelle, daß Jhre Königl. Hoheiten der

Teppichen des Zimmers stehen fast immer silberne Schüsseln mit Zuckerwerk oder Obst, womit die Hofleute oder Bittsteller ihn zu beschenken pflegen. Jn der Morgenstunde spricht cr mit seinen 12 Haus -Offizieren und Nie- mand wird alsdann zugelassen, Um 9 Uhr nimmt er scin Frühstück, das aus Reis und Fleisch besteht. Er trinlt niemals Wein und raucht auch keinen Tabak. Nach diesem Mahle erscheint der Wesir, dessen Berichte ihu scin Reich für das blühendste und glücklichste auf dem Erdboden hal- ten lassen, Später empfängt er die Großen seines Hofes oder wer sonst zur Audienz zugelassen wird. Endlich lommt die Neihe an die Justiz, die aber feinesweges geübt wird, wie sie cs sollte. Jn cinem noch ba1bg- rischen Lande, dessen Bewohner nur durch die Furcht vor strenger Ahndung im Zaume gehalten werden können, sind Hinrichtungen freilih unvermeid- lihz aber sehr häufig is der Boden durch die Befehle des Schachs mit unschuldigem Blute geröthet worden. Während und nach der Belagerung von Herat wurden sämmiliche von scinen Soldaten ihm vorgeführten Ge fangenen unbaumherzig in seiner Gegenwart zu Tode gemartert. Viele sei- uy nächsten Verwandten, so auch sein Oheim Kosru Mirza, haben die Irene Wuükung sciner Aufwallung erfahren. Jm Jahre 1840 ließ er M aub bh egteuden Völkerschaft, welche in der Nähe von Jspahan einschreiten ie hatte, so Vicle hinrichten, daß Rußland und Frankreich Der jepi s i um dem Blutbade endlich Einhalt zu thun, i

Je Thronerbe, Prinz Wellihad, is ein s{chwächlicher drei-

M Knabe vou saustem Gemüthz seine Fähigkeiten sind noch we-

ielt, Mit seiner Erzicl { Et oi : der ihn nah den Grund{s ziehung ist aussließlich ein Mollah betraut, sischen und Türkischen anes Koran leitct und im Arabischen, Per- Scoti's ins Persische überscßte (

Der junge Prinz liest fleißig Sir Walter der Thronerbe an den Ant (O Nie apoleon's, - Herkömmlich wird

den unter seinen Augen vollzogenen Ss Ein Prinz, der bei die Miene verzöge oder überhaupt di 4 für fig O e unwürdig L gâlte Der jeßige erste Wesir is Had\chziMi d z 1

nah seiner Thronbesteigung ließ Schal Mehmed ted h ssi ume tgr tödten, au dessen Stelle er seinen ehemaligen Lehrer erhob Dub iges allmächtig am Hofe. Ohne seine Zustimmung geschicht nichts Me e erfährt und erhält nichts, das nicht zuvor ihm zur Prüfung ‘vor a 9 von ihm gebilligt worden wäre. Die schnelle Erhebung Mir:a's und fein Geburt haben ihn viele Feinde unter den Großen des Neiches A UORER, die neidisch auf seine Macht blicken und ihn um so mehr hassen, als sie

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Kronprinz und die Kionprinzessin am 22. oder 23. Dezember von Hohenschwangau hierher kommen werden, um das Weihnachts= und Neujahrsfest in der Nähe der Königlichen Aeltern zuzubringen, Ob und wie bald Jhre Königl. Hoheiten München nah dem Neujahr wieder verlassen und ob sie von hier noch nach Bamberg gehen wer- den, darüber verlautet auch jeßt uoch nichts Gewisses. Dagegen if Se. Hoheit der Herzog Maximilian in Bayern bestimmt entschlossen, seine hon erwähnte Reise nah Paris, wo er sich 5 oder 6 Monate aufzuhalten gedenkt, im Januar anzutreten,

München, 16. Dez. (L. Z.) Einige neuerdings von hier nah ihrer Heimat zurücgekehrte junge Griechen haben ihren Lands- leuten auch darüber Auskunft mitnehmen können, was die in der aller= leßten Zeit aus Athen hier angekommenen Deutschen von der grie- chischen Gegenwart und Zukunft halten, Im Ganzen mögen etwa noch zehn junge Griechen hier scin, theils Mediziner, theils Militairs (Kadetten), die meisten auf Kosten unseres Königs erzogen und ge- bildet, Gestern fand die feierlihe Bestattung der Leiche unsercs Monten statt. Die Liedertafel sang dem Liederfreund die leßten Ge- sänge in Gegenwart fast unserer ganzen Künstlerwelt.

Grh. Hessen. Darmstadt, 19. Dez. (Gr. H. Z) Am gestrigen hohen Namensfeste Sr. Majestät des Kaisers Nikolaus empfingen Jhre Kaiserlihe Hoheiten der Cäsagrewitsch Großfürst Thronfolger von Rußland und durchlauchtigste Gemahlin, die Cäsa= rewna Maria Alexandrowna, die Glückwünsche der durchlauchtigsten Großherzoglichen Familie und des Hofes. Es fand feierlicher Got» tesdienst in der im Großherzoglichen Residenzschlosse eingerichteten griechischen Kapelle statt, welchem Jhre Kaiserlihe Hoheiten und die Mitglieder der Großherzoglichen Familie, so wie sämmtliche hier an- wesende Russen beiwohnten und Jhre Gebete für das stete Wohl des erhabenen Kaisers zu Gott erhoben. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst = Thronfolger gaben in Höchhihren Appartements den Mitgliedern der Großherzoglichen Familie und den anwesen- den russishen Herren und Damen ein Dejeuner. Mittags war zu Ehren des Tages Gala =- Tafel von 80 Couverts im Großherzoglichen Residenzschlosse. Bei dem von des Großherzogs Königlichen Hoheit auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers aller Reussen ausgebrachten Toaste gab eine im Großherzoglichen Busquet aufgestellte Batterie von 6 Geschüßen eine Salve vou 51 Kanonen- hüssen. Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau, Höchstwelche zum Besuche am Großherzoglichen Hofe dahier eingetroffen und im darmstädter Hofe abgestiegen waren, wohnten, wie Vormittags dem Dejeuner im Palais, der Großherzoglichen Tafel im Schlosse bei. Abends fand bei festliher Beleuchtung des Hauses große Oper statt, Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften wurden bei Jhrem Er cheinen von dem sehr zahlreich versammelten Publikum mit allgemci nem Jubel begrüßt. Das Orchester spielte die russishe National Hymne.

Se. Durchlaucht der Herzog von Nassau sind am Abend nach Wiesbaden zurückgekehrt.

Holstein. Altona, 18. Dez. (A. M.) Die Sache der Máßigkeits-Vereine macht, wie man vernimmt, in der Probstei Rends- burg fortgehend erfreuliche Fortschritte. Der in dem Kirchspiel Hade- marschen am Schluß des vorigen Jahres entstandene Mäßigkeits- Verein hat bereits gute Früchte getragen, und insonderheit zur Hebung des religiösen und sittlichen Zustandes der Gemeinde gewirkt. Unter dem Einflusse dieses Vereins, au dem sämmtliche Schullehrer des Kirchspiels theilnehmen und dessen Mitglieder noch fortwährend sich mehren, haben sich namentlih die bei Begräbuissen und Taufen in der Gemeinde früher oft vorgekommenen Mißbräuche sichtbar vermin- dert. Auch der Máßigkeits-Verein iu der Stadt Rendsburg, welcher etwa 120 Mitglieder zählt, hat schon seine wohlthätigen Wirkungen geäußert, indem er dem Laster der Trunkenheit sichtlich gesteuert und eine Anzahl von Personen, die demselben verfallen waren, auf einen besseren Weg zurückgeführt hat.

Freie Städte. Hamburg, 19. Dez. (B. H.) Mit dem lebten Dampfboot i} Herr Samuel Clegg von London hier cinge troffen. Er brachte im Jahre 1805 zuerst das Gas für Beleuchtung in Anwendung und hat sich neuerdings durch die Erfindung der at- mosphärischen Eisenbahn berühmt gemacht,

Frankfurt a. M., 19, D Dem Bellehmen nach, empfing heute der Herzog von Nassau auf dem Schlosse Bie- berich den Besuch des Großfürsten Thronfolgers von Rußland, nach- dem Se. Durchlaucht gestern Sr. Kaiserl. Hoheit und dem Groß- herzoglich hessischen Hofe cinen Besuch in Darmstadt abstattete. Die Abreise des Herzogs vou Nassau nah Petersburg findet spätestens übermorgen statt. E

Es bestätigt sich leider, daß sih die von Haber-Gölershe Sache

sich in alle seine Launen fügen müssen, wenn sie nicht die Gnade des Schachs verwirken wollen, Dagegen is Hadschi Mirza der Liebling des Volkes, dessen Nechte er wahrt, dessen Elend er nach Kräften zu mildern sucht, Wiewohl hon 70 Jahre alt, is er sehr rüstig und thätig, Er be- sucht mehreremale wöchentlih das Arscnal, welchem er seine Hauptsorge zuwendet, und wiewohl die hier befindlichen Geschüße nicht jede Probe be- steben würden, so ist es doh im Bergleiche zum schlechten Zustande aller übrigen öffentlichen Anstalten ziemlich gut beschaffen, Der Wesir läßt sich oft von seiner Heftigkeit zur Beleidigung der Offiziere hinreißen, aber nach der ersten Aufwallung zeigt er sich gerecht, und man hat krin Beispiel, daß Blut auf sein Geheiß geflossen wäre, vielmehr wirkt ex oft beim Schach den Verurtheilten Gnade aus, die er niemals vergebens in Anspruch nimmt, Hadschi Mirza lebt sehr mäßig, er trinkt nie Wein oder sonstige geistige Getränke, und geht so allen anderen Offizieren mit gutem Beispiel voran, das aber nicht allgemein nachgeahmt wid. Hadschi Mirza spricht vor dem Schach unverhohlen seine Meinung über Persouen jeden Ranges ausz er besißt genügende Fähigkeit zur Leitung des ihm anvertrauten Landes, und er hâite viel Ersprießliches wirken können, wenn er sich, statt Alles zu um- fassen, auf einige ihm mehr zusagende Zweige der Verwaltung beschrän- ken wollte, und wenn nicht die eingewurzelten Mißbräuche und die unguf- hörlihe Ebbe in der Staats-Kasse, ihn unwillkürlich zu Maßnahmen hin- zögen , die er sonst vielleicht nicht gutgeheißen hätte, ; Abul Hassau Chan, Minister des Auswärtigen, sucht seine 75 Jahre durch Schminke und Färbung seines Bartes zu verbergei, welche Koketterie übrigens allen Personen eigen is, Er übt nächst dem Wesir den bedeutendsten Einfluß im Lande und verdankt seinen Posten, außer dem Schuße der Königin Mutter, seinen reihen Geschenken, Abul Hassan Chan flößt keine besondere Sympathie in Persien ein, Er ist all- gemein, sogar von scinen eigenen Verwandten verachtet und bezicht minde- stens 2000 Dukaten jährlich Lom Auslande, Z Manutscher Chan, Gouverneur vou Jspahan, georgischer Abstam- mung, wurde von den Truppen des Schachs Fateh Ali im Kriege gegen Nußland zum Gefangenen gemacht, und er sollte, gleich seinen übrigen Lei- densgefährten, verstümmelt werden, als er sich diesem traurigen Loose durch Annahme des Jslams entzog, Als Mann voa Thatkraft und Verstand, wußte er sich bald am persischen Hofe bemerkbar zu machen und die Auf- merksamkeit des Schachs zu erregen, der ihm seine ganze Gunst zuwendete, Er is unermeßlih rei, und der Tod Fatch Ali's übte auf sein Schicksal feinen Einfluß, indem der jeßige Schach ihm so großes Wohlwollen wie

noch weiter fortspinnen soll, denn Moriß von Haber is wieder ge- fordert. Die öffentlihe Stimme spricht sich mit Judignation über diese beabsichtigte Menschen - Vernichtung aus.

Luxemburg. f Luxemburg, 16. Dez. Ju einem Saale des hiesigen Stadthauses fand am 14ten d. eine zahlreihe Versammlung hie- siger Einwohner statt, um über die, von Seiten eines kürzlih au ch hier gebildeten Dombau- Vereins, weiter zu treffenden „Maßregeln zu berathen. Die bereits entworfenen Statuten wurden hierbei vorge= legt und genehmigt. Die Bildung eines solchen Vereins war schon seit lange Gegenstand vielfacher Besprechung, allein bei der Ausfüh rung desselben waren noh manche Schwierigkeiten zu beseitigen, die jedoh nun gänzlich gehoben sind. Denen, welche sich dieses patrio= tischen Unternehmens am thätigsten annahmen, kann es eine um sto lohnendere Beruhigung gewähren, als das Unternehmen überall An- klang gefunden hat, und die für den betreffenden Zweck zirkulirenden Listen bereits zahlreih mit Unterschriften bedeckt sind, unter denen wir selbst solhe Namen schen, auf die man, da es cin rein deutsches Interesse galt, vielleicht uicht rechnen mochte.

Fn Dr. Bernhardi?'s übrigens sehr häßenswerther S pr ah -= Karte von Deutschland, is die Sprach -Gränze gegen Westen an einigen Stellen nicht weit genug vorgerückt worden. Jun der che= maligen Deutschen Wocheu-=Zeitung erschien, wenn ih mt irrre im März dieses Jahres, ein Aufsaß, der auch in die Augs- burger Allgemeine Zeitung überging, welcher diesen Gegen- stand in einer längeren Abhandlung erörterte. Wie hier die Gränze, wenigstens uns zunächst, wo sie uns genau bekaunt ist, bezeichnet ward, ist sie rihtig. Bernuhardi nimmt z. B. Thiouville (Diedenhofen) als die französische Sprache schon einschließend an, indem er dabei be- merkt, daß diese Stadt wohl auch ursprünglich deutsch war. Die 11k es noch, ja noch mehr, die Sprach - Gränze fallt sogar noch 2 geo graphische Meilen jeuseit dieser Stadk gegen Westen z denn Lomerin- gen gehört noch der germanischen Mundart an. Jn Diedenhofen wird zwar viel französisch gesprochen, allein dadurch darf man sich nicht täuschen lassen, weil eben die Städte am wenigsten geciguct sind, in - dieser Beziehung zum Maßstab zu dienen, indem sich in ihnen die Fremden zahlreih anstedelten und aus diejem Grunde allmälig die Ursprache zurückdrängten; was jedoh mit Diedenhofen, wo ich, wie in der ganzen dortigen Gegend, sehr bekanut bin, nicht einmal der Fall ist, da die Eingebornen unter sich größtentheils deutsch sprehen. Selbst in Brüssel ist die Urbevölkerung noch heute flämisch und drückt sich auch in dieser Mundart aus, Hier aber ist sie {on auf enge Bezirke zurlicktgedrängt, seitdem die Ansiedelung von Frem- den so sehr überhand uahm ; denn die ganze Oberstadt (quartier au petil sablon ) if eine Kolonie von Wallonen, mit denen sih Fran zosen vermischten, weshalb hier theils wallonisch, theils rein franz sis gesprochen wird, Arlon nimmt Bernhardi zwar richtig als der deutschen Sprache angehLrend an, sie fällt aber auch hier viel weiter und zwar bis Heinsch, welcher Ort 25 Stunden westlich von jener Stadt liegt. Ebenso dürfen die Orte: Martelingen (Martelange), Falkenberg (Faulquemont), Biondorf (Bionvill j (Lothringen ) Moringen (Morange), Aberschweiler (Aberchviller) 2c., nicht in dic französische, sondern in die deutsche Sprachgränze eingeschlossen werden. Von Lomeringen, westlich Diedenhofen, zieht sich die deutsche Sprachgränze südlich bis Silvingen (Silvange), 15 geogr. Meilen nördlich von Mel und F geogr. Meilen westlich des linken Moselufers, über welches sie dann nah Bettendorf (ßellanville)

springt und weiter nah Aldorf u. st. w,

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Paris, 17. Dez. Nicht im Finanz-Ministerium, wie ein Ge zucht in den leßten Tagen wissen wollte, soudern im Ministerium der Pffentlihen Bauten hat so eben ein Wechsel des Chefs stattgefunden, der in diesem Augenblick nicht gerade erwartet wurde, obgleich Herr T este schon vor einem halben Jahr den Wunsch geäußert haben soll, sein Portefeuille abzugeben, weil er bei den Verhandlungen über den Bau der nördlichen Eisenbahn in Verdrießlichkeiten und Ungelegen ßeiten gerathen war. Eine Zeit lang aber schien es {hon wieder, als hâtte er sih mit seiner Stellung ausgesühnt, da meldet heute plöß lich der Moniteur, daß er als Minister dei] öffentlichen Bauten durch Herrn Dumon, Staatsrath und Mitglied der,Deputirten - Kammer, êxseßt und dagegen zum Kammer - Präsidenten am Cassatious ofe ernannt sei, in welcher Stelle ihm Herr Boyer Plab ge macht, der um seine Verseßung in Ruhestand eingekommen und zum Titular-Präsidenten ernannt worden is. Die Königl. Verordnungen, Welche diese Ernennungen euthalten, sud von gestern datirt, und burch zwei andere von gleichem Datum werden Herr Teste und Herr Hippolyte Passy zu Pairs erhoben. Daß Lebterem diese Ehre zu gedacht sei, war bekauntlich hon in den leßten Tagen als Gerücht verbreitet, und da sich diescs so bald bestätigt hat, hält man es uun guh nicht mehr für so unwahrscheinlich, daß die damit verbundene Meinung, Herr Passy werde nächstens als Finanz

scin Vater angedeihen läßt. Nach den letzten Ereignissen zu Kerbella wude Manutscher an den Hof berufen, um das Kommando cines nach Bagdad bestimmten Heerzuges zu übernehmen, und er erbot sich, sämmtliche Kriegs- fosten gegen die ihm auf cinige Jahre zu überlassenden Einnahmen von Aderbeitichan zu bestreiten. -

Mirza Nasir Ali, der Arzt des Schachs, steht am persischen Hofe in sehr großem Ansehen. Als Mitschüler und Jugendfreund des Schachs, wendet dieser ihm seine ganze Neigung zu, und der Arzt hält in manchen Fällen dem mächtigen Wesir die Waage. Seine Sanftmuth und Leutselig- keit haben ihm eben so schr die Achtung der Großen wie die Liebe des Volkes gewonnen, und der arme Leidende nimmt nie die Hülfe seiner Kunst vergebens in Anspruch, Mirza Nasir Ali is unstreitig einer der achtungswerthesten Männer Persiens, i

Mirza Saulei, Großkanzler der Krone, is, wiewohl in sehr vor- gerückiem Alter, der Mann des Fortschrittes, doch sind auch ihm, wie über- haupt den Persern, Lüge und Hinterlist nicht fremd. Der S chach, den er im Französischen unterrichtet, will ihm überaus wohl, P Ter Wesir sich äußerst kalt gegen ihn benimmt ; Hadschi Mirza Aghassi kann ihn freilich nicht stürzen, läßt ihn aber auch zu keinem höheren Posten ge- Dien Nasi Chan, Emir Divan, besigt die Neigung des Schachs und des Wesirsz cer is der gewandteste und listigste Hofmann, Ueberans sanst und geschmcidig, bedicut er sich der süßesten Worte, um seinen Zweck, wenn auch auf Kosten der Wahrheit, zu erreichen. Vor ungefähr fünf Monaten wäre ihm sein willkürlihes Verfahren beinahe verderblich gewo1den. Als er das Gouvernement Schiras gekaust hatte, erlaubte cr sich, dem schon mit dem Kaiserlichen Jusiegel versehenen Firman ein Woit unterzuschieben, Der hiervon unterrichtete Schach ließ ihn in die Residenz fommen und verurtheilte ihn zum Todez allein Manntscher Chan flehte fußfällig um Gnade sür den Schuldigen und der Schach verwandelte die Todesstrafe in Blendung. Manutscher bat wieder und der Schach difktirte dem Verbrecher 3000 Stockprügel. Doch der beliebte Manutscher Chan licß 3000 Dukaten zu den Füßen Sr. Hoheit legen und erhielt so dic volle Begnadigung seine3 Schüßlings Mirza Nasi, der mit dem Schrecken und cinem Druck am Halse davon kam, was ihn jedoch nichk hinderte, nach wenigen Tagen seine Regierung in Schiras anzutreten.

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Minister an die Stelle des Herru Lacave Laplagne treten, ge- gründet scin möchte, Man spricht auch von dem nahen Ausscheiden des Herrn Cunin Gridaine aus dem Guizotschen Ministerium, so daß diesem eine wesentliche Umgestaltung bevorstände, der dann die Vp=- position natürlich schon die völlige Auflösung desselben folgen zu sehen hofft. Herr Teste hatte, wie man sich erinnern wird, bei Uebernahme des Departements der öffentlihen Bauten sich als Anhänger der Aus= führung der Eisenbahnen von Sciten des Staats gezeigt. Nachher aber erflärte er sich mit einemmale für die Uebertragung dieser Bau= ten an Privat= Gesellschaften, ein Meinungswehsel , den M dem Einfluß mächtiger Banquiers zuschreiben wollte. Seine Erseßung durch Herrn Dumon is übrigens ein entschiedener Sieg für die doctrinaire Fraction des Kabinets, denn so oft die Stim- men im Schoße desselben getheilt waren, trat Herr Teste stets auf die Seite des Marschall Soult und erklärte sich gegen die Ansichten des Herrn Guizot. Die Hoffnungen der V/ppojition auf cin baldiges Ende der Guizotschen Verwaltung dürften also wohl sehr voreilig sein; und wenn es Herrn Guizot vollends gelänge, Herrn Passy und dessen Anhang zu gewinnen, so würde seine Stel- lung mehr als je befestigt sein. Mit Herrn Boyer soll man bereits seit 14 Tagen wegen Räumung seines Postens am Cassationshofe unter= handelt haben, wozu derselbe anfangs nicht sehr geneigt schienz endlich aber gab er doch na, und Herr Teste tritt nun an seine Stelle und wird zugleich in die Pairs-Kammer verseßt. Während Herr Guizot also einer= seits von einem mit ihm nicht im Einklang stehenden Kollegen sich befreit hat, ist ihm andererseits dur die Erhebung des Herrn Passy zum Pair, wenn derselbe auh nicht allmälig zu den politischen Prinzipien des Herrn Guizot übergehen und selbst in dessen Verwaltung eintreten sollte, fürs erste wenigstens, durch Entfernung einer gewichtigen Stütze der Opposition aus der Deputirten -Kammer, hier eine Schwierigkeit mehr aus dem Wege geräumt.

Das Ministerium hat, dem Vernehmen nah, den Beschluß ge= faßt, die Wahl des Herrn Sauzet zum Präsidenten der Deputirten= Kammer aus allen Kräften zu unterstüßen.

Unter den Bewilligungen für öffentliche Arbeiten, welche die Re= gierung in der bevorstchenden Session von den Kammern verlangen will, sollen sich ein Kredit von 150,000 Fr, zu einem Versuch mit eleftrishen Telegraphen, ein Kredit zum Bau einer Luft - Eisenbahn von Paris nah Scegux und ein Kredit zu einem Versuch mit elek trisher Beleuchtung befinden,

Ueber die ersten Handlungen der griechischen National-Versamm- lung spricht sih das Journal des Débats folgendermaßen gus : „Die Ernennung des Präsidenten und der Vice-Präsidenten war eine politische und nationale Fragez sie sollte die wenigstens augenblickliche Verschmelzung der Parteien und das Zusammenwirken Aller bei dem großen Verfassungswerk ausdrücken. Der ernaunte Präsident, Herr Notara , kaun nicht als ein Parteimann bezeichnet werden; er ist vielmehr der Mann des Landes. Seine Wahl is eine seinem Alter, seinen patriotischen Antecedenzien, seinen langen Diensten dar gebrachte Huldigung, Er soll über hundert Jahre zählen, (angeblich 107), also ein wahrer Patriarch. Er führte den Vorsiß in den verschiedenen National - Versammlungen Griechenlands seit 1826, Der General Kolettis if in Frankreich wohl bekannt, wo er mehrere Jahre als Gesandter Griechenlands lebte, und wo er noch zur Zeit der leßten Ereiguisse sh befand, Wir bedienen uns, wenn cs sih um fremde Länder handelt, niht gern der Bezeichnungen französische, englische, russische Partei; weder in Griechenland noch in Spanien taugt es, dergleihen für das Volk, auf welches sie sich beziehen, stets verleßende Unterscheidungen aufzustellen ; wir bequemen uns indeß nur der üblichen Redensweise an, wenn wir sagen, daß General Kolettis für das Haupt der französischen Partei in Griechenlaud gilt, wie Fürst Mauro- fordato für das Haupt der englischen. General Koletti, ciust der Person Ali Paschas attachirt, gewann damals viel Einfluß auf die Albanesen und Rumelioten, den er seitdem behalten hat. Selbst in Frankreich trug er bekauntlich seine Nationaltracht, und er is sehr beliebt unter seinen Landesleuten. Der Fürst Maurokordatos sammt von einer der erlauchtesten Phanarioten-Familien Konstantinopels ab. Er lebte als Verbannter in Jtalien, als Griechenland sich gegen die Türken erhob; 1820 nahm er Theil an den Gefahren zu Missolonghi. Diese Stadt hat ihn auch zu ihrem Repräsentauten ernaunt. Graf Andrea Metaxas, der dritte der gewählten Vice-Präsidenten, gehört auch einer der ersten Familien Cephalonuiens an und hat ebenfalls am Unab- hängigkeitsfriege thätigen Antheil genommen, Er gilt für das Haupt der nappistishen oder russischen Partei. Ju dieser Hinsicht würde cer weniger Anspruch auf unsere Sympathie haben, als die beiden vor her genannten Vice - Präsidenten, Kolettis und Maurokordatos; ab-:r man darf nicht vergessen, daß in den Nappisten niht immer Russen zu erblicken sind. Jhre Tendenzen sind im Grunde mehr religiöser, als politischer Art. So scheint es ausgemacht, daß die nayp- pistishe Partei mehr als irgend eine dazu beigetragen hat, die leßte Revolution vorzubereiten und herbeizuführen, und Herr Metaxas fand sich ganz natürlich nach den September = Ereig nissen ans Staatsruder verseßt. Dessenungeachtet is es eben \o aus-= gemacht, daß diese Revolution bei dem Hofe von St. Petersburg einem Widerwillen begegnet is, der vielleicht nur darauf hinzielt, sich in eine förmliche Opposition zu verwandeln. Herr von Katakazy, der russische Gesandte, is der einzige der europäischen Repräsentanten, der der Eröffnungs -Sibung der National - Versammlung nicht beige wohnt hat, und seine Abberufung, so wie gänzliche Dienst-Entlassung, ist seitdem offiziell angezeigt worden. Bekanntlich waren die Herren Kolettis und Maurokordatos, als sie kaum in Griechenland au gekommen, sogleih dazu berufen worden, mit den Herren Metaxas und Londos am Minister-Rath theilzunehmen. Nun hatte sich das Gerücht verbreitet, es sei Zwiespalt im Conseil ausgebrochen, und die Coalition nahe daran, sich aufzulösen. Um diesen Gerüchten Lügen zu strafen, traten die vier Minister zusammen als Kandidaten für die Vice-Präsidentschaft auf, und Herr Metaxas, so wie nach ihm die Herren Kolettis und Maurokordatos, erklärten, daß sie Einer ohne die Anderen die Wahl zu Vice-Präsidenten nicht annehmen würden ; das Resultat der Wahlen beweist, daß die Gesinuungen der Versböh= nung und National=Einigkeit bis jeßt über alle Zwietrachts-Versuche gesiegt haben.“

Mehrere Oppositionsblätter, die sih bisher für Herrn Olozaga aussprachen, haben plöblih ihren Ton geändert; so das Siècle, welches den spanischen Ex= Minister einstweilen verleugnet, und der Constitutionnel, der ihn bereits angreift und sein Benehmen unklug und ungeschickt findet.

Grossbritanien und Irland.

London, 16. Dez. Die Blättern veröffentlihen deu Befehl

Zhrer Majestät der Königin, welcher die Einseßung der Kommission zur Untersuchung der Pacht - Verhältnisse in Jrlaud anordnet. selbe lautet in den Hauptpunkten, wie folgt: i: „Victoria 2c, An unseren sehr getreuen und recht wohl geliebten Vetter, Wilhelm “Graf von Devon, und unsere getreuen und wohl geliebten Sir R. Ferguson, Bart. G. Hamilton Esq,, Th, Redington Esq. und J. Wyune Esq. unseren Gruß : j

„Da wir es aus verschiedenen guten Gründen und Erwägungen

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für zweckmäßig gehalten haben, daß sofort eine Kommission nieder=

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geseßt werde, um den Zustand der Geseße und Gewohnheiten in Betreff des Grundbesißes in Jrland und in Betreff der Lasten der Grafschafts-Steuern und der anderen Abgaben, welche auf den Grund= herren und den besißenden Pächtern ruhen, zu untersuchen, und über diejenigen etwanigen Verbesserungen der bestehenden Geseßze zu be- richten, welhe mit schuldiger Rücksicht auf die begründeten Rechte des Grundeigenthumes, dazu dienen können, die Bebauung des Bodens zu befördern, ein besseres System des Ackerbaucs zu verbreiten, und die Verhältnisse zwischen dem Grundherrn und dem Pächter in jenem Theile des Vereinten Königreichs zu verbessern; so sei Euch zu wissen, daß wir, großes Vertrauen und Zuversiht auf Eure Einsicht, auf Euer Urtheil und auf Euren Fleiß seßead, Euch bevollmächtigt und ernannt haben, wie wir denn auch durch Gegenwärtiges Euch bevoll-

mächtigen und ernennen, Euch, Wilhelm, Graf von Devon 2c., die Kommissarien zu dem besagten Zwecke zu sein, ‘“

Jm Verlaufe dieser Königlichen Ordre werden die nöthigen Voll- machten den Commissairen zur Ausführung ihres Zweckes ertheilt.

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X London, 15. Dez. Die Eröffnung des Parlaments is} auf den 1. Februar definitiv festgeseßt worden, und cine nähere Unter Auchung, in welcher Gestalt die Haupt-Fragen der politishen Debatte Aich dann zeigen werden, dürfte darum nicht überflüssig erscheinen. Diese Fragen selbst beschränken sich auf Jrland und die Anti-corn Alaw-league.

F Wenn die Untersuchung gegen O'Connell und seine Freunde mit #dem 15ten Januar ihren Anfang uimmt und ohne die b:sherigen Verzögerung bezweckenden Deutungen des Gesetzes zu ihrem natür

Regierung bestimmenz d, h,, wenn O'Connell überführt und zur Ge *fängnißstrafe verurtheilt is, so wird die erfolgreiche Politik des Ka- binets wenig Schwierigkeiten finden, die Angriffe derjenigen unschäd lich zu machen, denen seder demagogischer Schreier ein Patriot ist, sobald ihn die verdiente Strafe zu erreichen droht. Wenn aber auch OD'Connuell freigesprochen wird (und ih kann riht umhin, dies für das wahrscheinlihere zu halten), so wird die Regierung gleichfalls auf keine große Schwierigkeiten stoßen, das Parlament zu den nachdrück lichsten Erklärungen gegen die Repeal zu veranlassen, und die voll fommenste Gewalt zur Unterdrückung der Bewegung für sich in An | spruch zu nehmen, Was demnach auch immer die Folge sein mag, | so glaube ih doch nicht, daß der Friede Jrlands oder die Politik der | Regierung überhaupt gestört werden wird. Ein Vortheil dagegen vird gus den Parlaments=Debatten darüber entstehen; es wird näm= lich gezeigt werden, wie nachtheilig die Repeal-Bewegung sich bereits sür alle möglichen Unternehmungen zu öffentlichen und Privat-Zwecken, welche die Verbesserung der irländischen Zustände herbeizuführen be stimmt waren, erwiesen hat. Nichts als der merkwürdige Ueberfluß an Feldfrüchten während der zwei leßten Jahre hat diese unglückliche Jusel vor einem physishen Eleude behütet, in Vergleich zu welchem die politischen Leiden derselben weit zurückstehen. O'Connell hat den Zufluß englischen Kapitals gehindert, und die Bemühungen der eng lischen Grundbesißer niht auffommen lassen, So findet sih jebt in der Regel in den gerichtlichen Ueberweisungen von Privat-Gütern, welche in England oder Schottland innerhalb der lebten zwei Jahre kontrahirt wurden, eine Klausel, wonach ausdrücklich die Anlegung eines Theils des überwiesenen Kapitals in Jrland untersagt wird. Kurz, Alles, was nur irgend zu Gunsten einer Erörterung der Repeal Frage [geschehen is, hat dazu beigetragen, das Vertrauen des einen Königreichs zum anderen zu erschüttern, und das freundschaftliche Band, welches beide Länder verbinden soll, in eine drückende Fessel für das eine verwandelt, Ein Occupationsheer i| an die Stelle des gesunden Einflusscs vortheilhafter Handelsbeziehungen und einer ausgedehnten Verwendung irländischer Jndustrie vermittelst englischen Kapitals getreten.

Es mag wohl mit einigen Grund bezweifelt werden, ob die Anti-corn-law-league nah allen ihren Bemühungen jeßt {hon cine hinreichende Stärke erlangt hat, um auf die Politik des Kabinets cinen Einfluß zu üben. Die Führer dieser Verbindung haben fast durchgehends ihren früheren großen Jrrthum erkannt und aufgegeben, und nunmehr ihr Streben fast ausschließlich auf die gänzlihe Ab- shaffung der Korngeseße gerichtet eine Maßregel, welche offenbar von einer allgemcinen Revision der Einfuhrzölle und einer Reduction aller Schutzzölle auf Artikel allgemeiner Consumtion unzertrennlich ist. Aber im Verhältniß zu der Ausdehnung der Grundlage ihrer Ope rationen, haben sie auch eine gewaltigere und kfompaktere Oppositions- Phalanr gebildet, die indeß deunoch mit allen ihren Declamationen und Subscriptionen die Majorität Sir R. Peel's niht um eine Stimme vermindern wird. Das einzige Resultat, welches sie wahr= scheinlih erlangen werden, wird die Vershwendung einer hibigen Woche mit zehufach wiederholten Argumenten sein, die kein Mensch mehr zu lesen die Geduld haben wird. Es ist nicht gauz wahr, daß alle Fragen im Parlamente durch unermüdlihe Beharrlichkeit durch geseßt werden, es giebt einige, welhe die bffentlihe Aufmerksamkeit bis zum Ekel sättigen, wie die Frage der Abstimmung dur Ballo- tirung, und dies langsam glimmende Zündkraut der Agitation verlischt zuweilen uoch che es das Geschüß gelöst hat.

Aus diesen Fragen hat deshalb die Regierung im Parlamente feine Gefahren, selbst keine Schwierigkeiten zu besorgen ; ihre Schwie-= rigkeiten liegen anderswo. Es ist nämlih für das Fortbestehen des Peel-Ministeriums durchaus erforderlich, daß es seinem ursprünglichen Charakter treu bleibe, daß es mit mehr Würde und Cifolg, als im leßten Jahre, wo es so bereitwillig seine Bills aufgab, jeßt Maß regeln über Geseßes-Reformen und Landes-Verbesserungen einbringe und durchseze. i

UteDerlande. | __Ans dem Haag, 18. Dez. (Ums. Handelsb[l,) Der Kömgliche Hof legt heute die Trauer für deu verstorbenen König | Wilhelm Griedrih Grafen vou Nassau auf achtzehn Wochen A

Vorgestern Mittag hat sich der Barou von Omphal, Adjutant des verstorbenen Königs, nah Berlin begeben, um die Leiche dessel ben von dort hierher zu bringen. Dem Vernehmen nah werden die beiden Königlichen Dampfschiffe „Cerberus“/ und „Curacao“ am 19ten d. M. unter dem Befehl des Schout-by-Nacht Koopmann nach Ham-= burg abgehen, um dort die sterblihe Hülle des Fürsten in Empfang zu nehmen und nach Holland zu bringen. Auch sind bereits die uö= thigen Maßregeln angeordnet, um die Leiche des verstorbenen Königs mit allen dem Range desselben gebührenden Ehrenbezcigungen zu

empfangenz die Schisfe werden zuerst in die Maas einlaufen, Ibalik L

_ Parlermo, 4. Dez. (A. Z,) Der Aetua hat großes Un- glück angerichtet, was sowohl die neuesten Berichte aus Bronte und Catania, als alle Reisenden bestätigen, die von der dortigen Gegend hierher kommen. Gewiß sind die meisten Nachrichten sehr übertrie- ben, doch is es außer Zweifel, daß ein neuer Lavadurchbruch statt- fand und eine Menge Menschen das Leben einbüßten, Ein Gen-= darmerie-Offizier in Bronte schreibt seinem hiesigen Obersten: „Vom 26. auf den 27. November, als die erste Lava nur noch unbedeutend floß kamen eine Menge Neugierige von nah und fern, und Jeder, von einer gewissen Ferne seinen Beobachtungspunkt wählend , glaubte sich ganz

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sicher, bis zur Ueberrashung Aller in der Waldregion dieses Feuer=- berges, etwa 6000 pariser Fuß über dem Meer, aus einem neugebil= deten Krater eine große Masse Lava hervorquoll und ihre Rich= tung dahin nahm, wo der größte Theil der Zuschauer und Landleute war. Alles floh mit beflügelten Schritten ; allein plöblich nahm der Feuerstrom eine so breite Ausdehnung und einen so unbeschreiblih schnellen Lauf, daß er ganze Haufen von Unglücklicheu ereiltez 67 Personen haben dabei ihr Lebeu eingebüßt, unter ihnen manhe Fremde. Die Lava veruichtete auf ihrem Lauf auch viele Häuser, so wie aus den benachbarten Ortschaften noch vicle Personen vermißt werden, dur die vielleicht die Zahl der Verunglückten noch bedeutend vermehrt wird. Die Lava war außerordentlih dünnflüssig und nahm gleich nah ihrem Ausbruch aus dem Krater cine Breite von mehr als 250 Guß em.

S au Lc

_XX Paris, 17. Dez. Das heutige Ausbleiben der madrider Post vom 11ten wird dur ein Gerücht, dessen Glaubwürdigkeit vor= laustg dahingestellt bleiben muß, dem Ausbruche von Unruhen in Alt- Castilien zugeschrieben, Da das anhaltend trübe Wetter auch tele=- graphische Mittheilungen verhindert, so is man in völliger Ungewiß- heit über die Wendung, welche die Kongreß-Debatten nah der Siz- zung vom l0ten genommen haben. Die Kommission, welche der Kou- greß zur Begutachtung des Antrags auf die Verseßung des Herrn Olozaga in Auklage-Zustaud ernannt hat, besteht sonderbarerweise, und trobdem, daß die Moderados die unzweifelhafte Stimmen-Mehr=

lichen Schluß gebracht wird, so wird dies Resultat das Verhalten der | heit im Kongreß haben, aus fünf Mitgliedern der exaltirten und nur

zwei Männern der gemäßigten Partei, während das Journal des Débats behauptet, daß die Exaltirten darin nur eine Stimme ha=- ben. Die Herren Madoz, D. Joaquin Lopez, Ayllon, D. Moreno Lopez und Cortina sind die exaltirten, und die Herren Posada, Her= rera und Pastor Oder die gemäßigten Mitglieder der Kommission. Dieje auffallende Zusammenstellung jenes Ausschusses muß natürli die Spannung, mit der man dem Ausgange jener {hon an sih so außer]t mnterejjanten Frage entgegensicht, noch höher steigern. Die Kommission wird jedenfalls die Abweisung des Antrages der Anklage gegen Herrn Olozaga vorschlagen, und wenn der Kongreß auch die- jes Gutachten einginge, wie dies nah jenen Wahlen nicht ganz un- wahrscheinlich is, so würde die gemäßigte Partei und der Hof damit cine {chwer zu vershmerzende Niederlage erleiden. E | Der neue französische Gesandte in Madrid, Graf Bresson, sollte am 11ten in feierlicher Antritts- Audienz der Königin seine Beglau- bigungs-Schreiben überreihen. Daß derselbe ein merklihes Gewicht zu Gunsten der hristinishen Partei in die Waage werfen könne, wird von manchen Seiten bei den jeßigen madrider Zuständen bezweifelt. Ob die Königin Christine sich in der gegenwärtigen Lage der Sachen entschließen werde, nah Madrid zu gehen, gilt bis jeßt für durchaus ungewiß. Man ist hier der Ansicht, daß- die mit Anfang des nächsten Jahres fällig werdenden Zinsen der 3proc. Schuld pünktlich bezahlt werden sollen. Herr Carrasco, der neue Finanz = Minister, gilt übri= gens für keinen besonders gewissenhaften Staatsmann, und die \pa= mischen Staatsgläubiger fürchten, daß ihre Junteressen unter seiner Verwaltung gerade nicht in den besten Händen \eien,

Die barcelonger Blätter vom 10ten und 12ten enthalten nichts von Belang. Am 9Iten wurde die so lange geschlossen gewesene Univer- sität wieder geöffnet. Am Tage zuvor war das Regiment von Estre= madura, 1400 Mann stark, zur Verstärkung des Belagerungs - Corps in Figueras abmarschirt. Die Bedingungen, welche der Oberst Amett= ler dem General Sanz gestellt, und die der Leßtere zurückgewiesen hat, scheinen in der That ganz unannehmbar gewesen zu sein, Man neunt als solche unter Anderem die Anerkennung aller militairischen Grade, welhe während des Aufruhrs von Amettler ertheilt worden sind, die Aufrechterhaltung der National - Garde von Figueras, so weit sich dieselbe im Schlosse San Fernando befindet, und die Ent- hebung von jeder Rechenschaft und Verantwortlichkeit für die von Amettler zur Verproviantirung des Schlosses San Fernando vorge- nommenen Brandschaßungen. :

m Varis, 17. Dez. Jch erhalte von einem reisenden Euro= pâer über die Zustände der Jusel Cuba folgende direkte Mittheilungen :

Havana, 30. Oft, Der neu ernannte General-Capitain von Cuba, General O'Donnell, ist am 19ten l. M, am Bord der spanischen Kriegs- Fregatte „Los Cortes“ in unseren Hafen eingelaufen. Die Commissaire des Ayuntamiento begaben sich sofort am Bord der Fregatte, um den neuen Statthalter zu bewillfommnen. Am folgenden Morgen um 9 Uhr stieg der General-Capitain, umgeben von mchreren 2 tabs-Offizieren und Adjutanten, die ihn aus Spanien hierher begleitet hatten, am Quai de la Caballeria ans Land, wo das Ayuntamiento, an dessen Spihe der provisorishe Gou- verneur Don Francisco d’Ulloa stand, so wie die General-Jnspektoren der Artillerie und des Geniewesens, nebst einem glänzenden Generalstab ihn empfingen. Unter den Artillericsalven der Forts und der Königlichen Kriegsschiffe der Station, so wie unter dem Läuten aller Glocken, seßte sich der Zug zwischen einem doppelten Militair-Spalier nach dem Stadthause in Bewegung, wo der General-Capitain vor dem Ayuntamiento in corpore den vorgeschriebenen Cid ablegte. Von hier begab er sich nach dem Re- gierungs-Palaste, wo die höchsten Obrigkeiten der Jusel versammelt waren. Hier wiederholte er die Eidesleistung, worauf er auf den Balkon des Re- gierungs - Palastes trat, um dem Vorxbeidefiliren der Truppen zuzusehen. Dann begann die Aufwartung der Civil - und Militair - Behörden, welche dem neuen General-Capitain durch den provisorishen Gouverneur vorgestellt wurden, Der Erzbischof, der General - Play - Kommandant, der General- Zntendant der Finanzen und der Juntendant der Armee wurden ihrem Range nach vorgestellt. Erst am 21sten übernahm General O'Donnell aus den Händen des Don Francisco d'Ulloa das Ober-Kommando der Jnsel Cuba und trat somit seine eigene Verwaltung an. h

Das erste Dekret, welches der neue General - Capitain erlicß, war die Kundmachung einer Ordonnanz unter dem Datum: Madrid, vom 24. Au- gust, worin bestimmt wird, daß die spanischen Besißungen in Asien und merika von der Anwendung des Dekrets vom 29. Juni l. J. auszuschlie- ßen sind, welches Dekret alle Aemter, Beförderungen und Ordens - Verlci- hungen, dic von Espartero vom 23, Mai an ertheilt wurden, als null und mo n Dem zufolge bleiben alle Offiziere und Beamten auf Cuba,

J S t in i j S Seile an ernaunt oder befördert wurden , in ihren respektiven : Am nämlichen Tage erschien ein anderes Dekret, welches auf die hic- sigen Einwohner den besten Eindruck machte, weil es deutlich zeigt, daß der neue General-Capitain unter günstigen Auspizien seine Verwaltung anzu- treten bemüht is, Dasselbe lautet: ? Tee é „Da ich in Erfahrung gebracht habe, daß die vielen Klagen, wozu dic Erlangung von Licenzen und Pässen Anlaß giebt, daher rühren , daß die Agenten höhere Taxen und Gebühren dafür verlangen, als geseßlich be- stimmt ist, so verbiete ih hiermit, daß von uun an Niemand für den Anderen die dazu nöthigen Schritte unternehmen dürfe, sondern Jeder soll in eigener Person bei meinem Sekretariate sich melden, wo er auf der E erlangen wird, was er wünscht, Jeder is zugleich ermächtigt, mir jene Deamten und Agenten anzuzeigen, welche sih erlauben sollten, etwas mehr, als was der geseßliche Tarif bestimmt, dafür zu begehren. Unterz, O'Donnell,“

In jedem anderen Lende erschienc ein solches Dekret unbedeutend, abe? wer nux in den spanischen Kolonicen gereist is, der weiß, daß die Paßge“ bühr zu den einträglic)sten Einkünften der hiesigen Beamten gehört, Jeder Paß muß mit schwerem Gelde bezahlt werden, Der Reisende, welcher hier ans Land steigen will, muß 3 Piaster (18 Fr.) für die bloße_Landungs“ Licenz zahlen,