1843 / 178 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

auf die Maa N “n durch den ferneren Bau dieser Straße für die e g E E eid _ Hanau führende große leipziger Straße herbeigeführt werden könnten, namentlich wenn auch durch Umgehung der steilen Stellen auf der nüruberger Straße von Hers= feld über Friedewald nah Vacha dem Post- und Frachtfuhrwerk von da aus die Richtung über Alsfeld, Grünberg, Friedberg und Frank- furt gegeben werde. Die Nothwendigkeit und Nüßlichkeit des Baues des Hafens zu Karlshafen und des dafür veranschlagten einer näheren Ermittelung noch unterliegenden Betrags hält der Ausschuß nicht für so ausreichend motivirt, um sich, zumal unter den bestehen- den Finanz - Verhältnissen, für die Verausgabung aussprechen zu fönnen. (Beschl. folgt.)

Freie Städte. Hamburg, 22. Dez. (B. H.) Das holländische Kriegs-Dampfschiff „Curaçao“, befehligt von dem Lieute= nant Hinlipen, welches hier die indeß noch nicht von Berlin einge-= troffene Leihe des Königs von Holland au Bord nehmen soll, ist gestern Abend an die Stadt gekommen.

Ausschuß vor, die Regierung

XX Frankfurt a. M., 21. Dez. Se. Kaiserl, Hoheit der Großfürst Thronfolger von Rußland begiebt sich morgen von Darm= stadt nach Stuttgart, dem dortigen Königl. Hofe einen Besuch abzu- statten. Nah der Rückkehr nah Darmstadt wird der Großfürst Thronfolger bald darauf nah Petersburg zurüdckreisen i

Das so vielfach verbreitete Gerücht, es set zur Errichtung einer Sypielbank in dem benahbarten Bade Soden von der Herzogl. nassauschen Regierung die Konzession ertheilt worden, hat sih erfreuliherweise nicht bestätigt, und wird auch nicht in Erfüllung gehen, wie wir gus guter Quelle nun erfahren haben. Ein großes Kurhaus und eine Eisenbahn-Verbindung mit der Taunus-Eisenbahn erhält Soden, und es sind für deren Bau die Herren Borgnis und Berly von hier und Wiesbaden konzessionirt.

Oesterreichische Monarchie.

Ragusa, 1. Dez. (Wien. Zt g.) Die Erderschütterungen sind jeden Tag und zu verschiedenen Stunden unter uns fortwährend fühlbar. Jn leßtvergangener Naht, um 4 Uhr 30 Minuten Mor= gens, hatte uns ein starker und anhaltender unterirdischer Donner, auf welchen zuerst eine sehr heftige Erderschütterung, dann mehrere {chwächere Stöße folgten, vom Schlafe gewedckt.

FEGAALE T0,

Paris, 19. Dez. Heute läßt sich auch das Journal des Débats über den neuesten Ministerwechsel vernehmen, indem es sich gegen die Oppositions-Blätter wendet, die, wie es sagt, dieser Mo-= dification des Kabinets eine Bedeutung beizulegen suchen, welche die- selbe gar nicht hat, „Herr Dumon““, jagk das ministerielle Blatt, „is doctrinair , das is ihr großer Einwand. Wir beklagen sie, daß sie nichts Neueres und Pikanteres gegen den neuen Minister der bffentlihen Bauten zu sagen wissen. Was soll uns jebt noch diese veraltete Bezeichnung ? Welchen Sinn _fann sie nach den Ereiguissen der leßten Jahre haben? Der Graf Jaubert und Herr Charles von Remusat wurden zu den eisrigsten Doctrinairs gerechnet, als es noch Doctrinairs gab. Hinderte dies aber im Jahre 1840 Herrn Thiers, sie Beide in das Kabinet vom 1. März aufzunehmen? Und ist Herr Dumon, ein durchaus gemäßig- ter Geist, jemals doctrinagirer gewesen als Herr Duvergier de Hau= ranne, der jeßt gewöhnlich mit der Linken stimmt? Die parlamenta- rishen Umshwänge haben die ehemaligen Parfleien gebrochen, und neue Allianzen zu Wege gebracht. Es giebt feine Doctringirs mehr. Die Majorität, welche sich im Jahre 1840 neu ge- bildet, läßt diese Nüancen und Unterscheidungen _nicht zu, und wenn man mit dem Wort „Doctrinair““ eine gewisse Schärfe des Temperaments, einen engherzigen, ausschließenden und systemssüchtigen Geist bezeihnen will, so is es die linke Seite, auf welche diese Be- nennung paßt. Die Majorität hat umfassendere Jdeen und einen versöhnlicheren Sinnz sie ist niht an dem alten Haß und an den alten Classificationen haften geblieben. Sie ist mit der Zeit vorwärts geschritten; alle gemäßigten Männer haben sich in ihrem Schooß zu-= \ammengefunden, und zu dieser Majorität / die nicht doctringir, jon= dern constitutionell is, gehört auch Herr Dumon.“ ]

Die Gazette de France veröffentlicht jeßt ein Schreiben, welches sie von dem Herzog von Levis aus London vom löten d, erhalten, und worin dem von jenem Blatte zuerst verbreiteten Ge= rücht, daß der Herzog von Bordeaux von dem Kabinet von St. James die Aufforderung erhalten habe, England zu verlassen, nun geradezu und bestimmt widersprochen wird. Das genannte Blatt giebt dann weiter feine Erklärung darüber, was sie bewogen hat, den Auswei- sungs = Befehl zu ersinden, sondern begnügt sih mit der Andeutung, Lord Aberdeen habe sih zu emer Maßregel gegen den Herzog von Bordeaux geneigt gezeigt, worauf die Fürstin Lieven in einer Mit= theilung an Herrn Guizot den Willen für die That genommen, was aber auch wohl eine sehr unglaubwürdige Ausrede ist. R

Die französishe Bank soll im Begriff stehen, den Diskonto guf 34 pCt. herabzuseßen.

m Paris, 19. Dez. Der Messager veröffentlicht endlich

die Nachricht, daß der Hof von Neapel die Regierung der Königin Jfabella anerkannt hat. Da es nach allem dem, was ich in Betreff der Verhältnisse des Hofes von Neapel zu dem Jufanten Don Carlos angeführt habe, auffallend scheinen könnte, daß der König beider Sicilien die Legitimität der Königin Jsabella anerkannt, ohue vorher das zukünftige Loos des spanischen Prätendenten gesichert zu haben, \o erfahre ih aus der sichersten Quelle, daß das Kabinet der Tuile=- rieen dem Hofe von Neapel sich verbürgt haben soll, daß dem Jufanten Don Carlos, so wie dem Jufanten Don Sebastian, von Seiten der spanischen Regierung cine mit dem Range dieser Prin= zen gebührende Lage, sobald es die Unistände erlauben werden, zugesichert werde. Und eben, um hierin den Wünschen des Königs beider Sicilien besser Genüge zu leisten, trug das Kabinet der Tuilerieen darauf an, daß ein besonderer Bevollmächtigter von Neapel in Madrid beglaubigt werden möchte, der mit der spanischen Regierung deshalb in direkte Unterhandlungen treten würde. Die Beglaubigung des Fürsten Carini am Hofe von Madrid is also im Grunde nur eine bedingte Aner- kennung der Legitimität der Königin Jsabella, weil diese Anerkennung von der Erfüllung der unter der Garantie Frankreichs von der \pa= nischen Regierung übernommenen Verpflichtungen zu Gunsten Don A gemacht worden i}. (

Lie der Moniteur parisien anzei ie bei i- schen Deputirten Donoso und Rue de late Sein q idé iyi fommen. Heute wurden sie in feierlicher Audienz von der Ex-Regen- tin im Hotel Courcelles empfangen, Cin Umstand, welchen die Jour- nale noch nicht erwähnten, ist, daß die Reise ver angeführten Depu= tirten nah Paris nicht eine bloße Privat - Sendung, sondern eine wahre amtliche Botschaft is, um der an die Ex-Regentin gerichteten Einladung zur Rückkehr nach Spanien einen feierlihen Charakter zu verleihen, der die Königin Marie Christine bewegen möchte, dem Wunsche der moderirten Partei Genüge zu leisten und nah Syanien zurüzukehren, Jn dem Schreiben der Königin JFsahella an ihre

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Mutter wird Herr Donoso mit dem Titel eines bevollmächtigten außer= ordentlihhen Gesandten, und Herr Ros de Olano als Botschasts-Se= cretair bezeihnet, Die heutige Audienz hatte die Ueberreichung dieses Schreibens zum Gegenstande, sie ging daher mit dem Ceremo- niell der Antritts- Audienz eines Gesandten vor sich. Da die Ex= Regentin darauf beharrt, ihre Rückreise nah Spanien zu vertagen, so glaubt man, daß die diesfälligen Unterhandlun- gen zwischen ihr und Herrn Donoso sehr lebhaft ausfallen werden, weil die Herren Donoso und Ros de Olano von ihrer Re= gierung ermächtigt sein sollen, die Rückkehr der Ex-Regentin um jeden Preis zu erwirken und angewiesen sind, niht ohne sie nah Madrid zurückzulommen. Die Presse, deren Verbindungen mit dem Hotel Courcelles bekannt sind, enthält in ihrer heutigen Nummer cinen be- merkenswerthen Artikel, um nachzuweisen, daß die Ex-Regentin besser daran thue, in Paris zu bleiben. (Vergl. unten Spanien.) Es ist kaum zu verkennen, daß dieser Artikel von der Königin Marie Chri-= stine selbs inspirirt worden is. Die wahren Ansichten der Ex-Re- gentin liegen darin klar vor den Augen der Welt und machen alle jene lächerlichen Gerüchte zu Schanden, denen zufolge die Fürstin Himmel und Erde in Bewegung seben soll, um nah Spanien zurück- fehren zu dürfen. Das gegenwärtige Benehmen der Königin Marie Christine wird 0 manchen Leumund verstummen machen.

Herr Hernaudez, bisheriger Geschäftsträger von Spanien in Pa- ris, hat gestern Herrn Guizot seine leßte Aufwartung gema(pt, um seine Pässe zu begehren, da ihm von Herrn Gonzalez Bravo die Ordre zugeschickt wurde, jeder weiteren Ausübung seiner Functionen sich auf das strengste zu enthalten.

Der König und die Mitglieder der Königlichen Familie, welche noch in St. Cloud weilten, haben heute nah dem Dejeuner dieses Lustschloß verlassen, um das Palais der Tuilerieen zu beziehen, wo die Herzogin vou Orleans mit ihren beiden Söhnen seit zwei Mo- naten {hon installirt is, Die großen Appartements der Tuilerieen sind durchgehends reparirt und verschönert worden. Die Hofbälle und Konzerte, welche seit dem Tode des Herzogs von Orleans unter- blieben waren, sollen dieses Jahr wieder aufgenommen werden, Jm Laufe des Faschings wird der König zwei große Bälle und zwei Kon- zertfeste geben, Der Herzog von Nemours wird wöchentlich eine Soirée im engeren Zirkel geben, die früheren Hofbälle der Königin sind in Kinderbälle verwandelt worden, deren während des Faschings zwei stattfinden sollen. A

Herr Dumon hat heute zum erstenmale dem Rathe der Minister beigewohnt. Es handelte sih darum, die Grundzüge der nächsten Thron - Rede zu bestimmen. Herr Guizot übernahm die Redaction des Entwurfs der Thron = Rede, deren einzelne Paragraphen 1m den folgenden Sibßungen des Conseils unter dem Borsibe des Königs erörtert werden werden. Selten geschieht es, daß der vom Conseil angenommene Entwurf niht von Könige selbst noch einmal umgearbeitet wird. Ludwig Philipp meint, daß, da die Rede, womit das Parlament eröffnet zu werden pflegt, T h ron=Rede ge» nannt wird, es ganz natürlich 1st, daß seine Minister ihm keine an- deren Worte in den Mund legen sollen, als die, die er auszuspre- chen für gut findet. Darum währt die Diskussion des Entwurfes der Thron - Nede im Conseil gewöhnlich acht Tage, und wird manch mal so lebhaft, daß |le, wie 1m Oktober 1840, fogar zu Kabinets= Veränderungen Anlaß wird.

Aus Toulon wird gemeldet, daß laut der leßten Berichte aus Genua im leßteren Seehafen eine Flotille ausgerüstet wird, welche bestimmt is, sogleich nach den Gewässern von Tunis sih zu begeben, um den dortigen Hafen in Blokadestand zu erklären, wenn der Dey die von der sardinischen Regierung verlangte Genugthuung noch länger verweigere. Eine Blokade von Tunis würde den franzö- sishen Handels = Juteressen sehr schaden, und namentlich Mar- seille dabei viel leiden. Deshalb hat diese Nachricht auf die hiesige Handelswelt einen sehr unangenehmen Eindruck ge macht, der indessen nur als vorübergehend zu betrachten is, da, wie ich Jhnen berichtete, das Kabinet der Tuilerieen seine freund- \haftlihe Vermittelung antragen ließ, und man kaum zweifelt, daß beide Parteien dieselbe mit Freuden annehmen werden, Zum Schuß des französischen Handels in Tunis soll unterdessen die dortige Station um zwei Fregatten vermehrt werden, welche von Toulon mit dem Telegraphen schon dahin beordert worden sind.

Varis, 19. Dez. Die Leiche des verstorbenen Casimir

Wittwe. Der Leichnam, in einem Sarge eingeschlossen, war auf dem Vordertheile eines königlichen Wagens, den der König Herrn Casimir Delavigne, als der kranïe Dichter von Paris nah dem Süden abging, um, wie seine Freunde hofften, seine zerrüttete Gesundheit unter dem milden südlihen Himmel von Montpellier wieder herzu- stellen, zur Verfügung gestellt hatte, hierher übergeführt worden. Jm Junern des Wagens hatten sich Madame Delavigne, eines 1hrer Kinder und eine alte Gouvernante, befunden, Ein Freund der Ja= milie hatte sich erboten, den Leichnam zu begleiten, um der untröst- lichen Gattin diese traurige Sorge zu ersparen, aber die edle Frau wollte durchaus diese Pflicht gegen den Verlebten selbst erfüllen, Madame Delavigne is eine der ersten Schülerinnen und Zöglinge der berühmten Madame Campan, und stammt in einer Seitenlinic von dem berühmten Abbé Courtin ab, dessen Name in vielen Poesien des 18ten Jahrhunderts sich findet. Morgen wird hier der Trauer- gottesdienst für den verstorbenen Dichter abgehalten.

Grossbritanien und Irland.

London, 19. Dez. Ueber den neulihen Streit auf Neu- Seeland zwischen den Engländern und den eingebornen Häuptlingen enthält die Times einen Artikel, worin das Benehmen der Englän- der entschieden getadelt wird. Das Blatt hofft, daß die Regierung cine strenge Untersuhung des ganzen Vorfalls veranlassen werde, dessen ganze Beschreibung in den Kolonial-Berichten nicht rect klar sei,

An der Börse hieß es, daß der brasilianische Gesandte, Herr Argujo Ribeiro, sih nächstens nah Rio Janeiro einschiffen werde, da die Unterhandlungen mit Brasilien definitiv abgebrochen sein sollen. Das Börsengerücht dürfte nicht ohne Grund sein , denn jeder Unbe= fangene sah wohl im voraus, daß die Unterhandlungen solchen Aus= gang nehmen würden. Brasilien will für seine eigentlihen Stapel- güter, Kaffee und Zuer, einen möglichst wenig beschränkten Eingang zum inneren Verbrauch Großbritaniens bewirken; als Erzeugnisse von Sklaven-Arbeit, mit welcher die freie Arbeit der westindischen Kolo- nieen niht konkurriren kann, werden jene Güter zurlickgewiesen, Es ist mithin zwischen beiden Ländern so leiht eine Vereinbarung nicht möglich. .

Lord Lynedah (bekannt als General Graham im spanischen Be-= freiungsfriege) is \{chwer erkrankt und, nach den ausgegebenen Bülle= tins zu urtheilen, is seine Herstellung nicht wahrscheinlich.

Belgien.

Brüssel, 20. Dez. Jn dem Budget der auswärtigen Ange- legenheiten wollte Herr Delahaye, wie hon erwähnt, Ersparungen eingeführt wissen, indem er die Dienste, welche die belgishen Ge- sandt\chaften leisteten, den dafür aufgewandten Kosten nicht angemessen fand. „Eine wichtige Uebereinkunst“, sagte er unter Anderem, „„iff}

Delavigne is} gestern hier angekommen, begleitet von der trauernden |

mit Holland abgeschlossen worden, allein unsere Diplomatie is der- selben ganz fremd gewesen ; eine Kommission hat sie abgeschlossen. Mit Frankreich wurde ebenfalls eine wichtige Uebereinkunft abgeschlossen, und während dieser Zeit war der Posten eines Botschafters unbesebt. Zu Rom haben wir ebenfalls einen bevollmächtigten Minister, der ein sehr hohes jährliches Gehalt bezieht ; er bringt indeß fastdas ganze Jahr in Belgien zu, geht nur während der s{lechten Jahreszeit auf seinen Posten und lei- stet uns gar keine Art von Dieust. Eine wichtige Mission is die zu Frankfurt, und doch is sie zwei Jahre unbeseßt geblieben. Jch glaube, daß man viel besser thäte, sich an eine Macht zu wenden, welche beim Bundestage besonderes Gewicht hat; wir würden dann viel mehr er= langen, als jeßt. Auch bei unserer Gesandtschaft in Spanien haben {were Mißbräuche stattgehabt. Die französische Regierung hat mit Turin eine Uebereinkunft geschlossen, welche dem belgischen Buchhandel einen Todesstoß beibringt. Jh frage den Herrn Minister der auswär tigen Angelegenheiten, ob er nichts gethan hat, um diesem Stoße zuvor zukommen oder ihn zu lähmen.“ Da der Minister auf diese Bemerkun= gen niht antwortete, so wurde die allgemeine Disfussion geschlossen und zu den einzelnen Artikeln geschritten. Das 1ste Kapitel wurde angenommen. Bei dem 2ten Kapitel, Besoldung der politischen Agenten, 551,500 Fr., verlangte Herr O \y Erklärungen über die An- wesenheit mehrerer Gesandtschaftssecretaire zu Brüssel, welche ihr Gehalt bezögen, ohne auf ihrem Posten zu sein, Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten ging nun auf einige Cr- örterungen ein und erklärte namentli, daß der belgische General, der sich der Zeit im Haag befindet, dort wie alle anderen diplo matischen Agenten akkreditirt, und daß scine Stellung von der der übrigen Gesandten niht verschieden sci. Sodann that er die Nothwendigkeit dar, in Frankfurk, wo sich fast alle poli tischen Juteressen von ganz Deutschland vereinigten, einen Ge- sandten zu halten. Auf die Beschwerde des Herrn O]y ankwor- tete er, es befinde sich nur ein einziger Gesandschafts - Secretair auf Urlgub zu Brüssel, der aber bald auf jeinen Posten zurüdkehren würde. Nachdem dieses und die übrigen Kapitel angenommen wor- den, wurde das Vudget auf 985,500 Fr. festgestellt und, wie schon gemeldet, mit 56 gegen 8 Stimmen angenommen. : Jn der gestrigen Sißung der Repräsentanten-Kammer wurde der Geseß-Entwurf, wodurch das Kontingent der Armee für 1844 auf 80,000 Mann festgestellt wird, mit 71 gegen 8 Stimmen ge- nehmigt. Sp anien, X Paris, 19. Dez. Die beiden Abgeordneten der madrider Regierung, Herr Donoso Cortes und der General Ros de Olano sind vorgestern Abends hier in Paris angekommen, und gestern von der Königin Christine empfangen worden. Die Einladung zur Rückkehr nach Madrid, welche sie derselben überbracht haben, ist von einem Defrete begleitet, durch welches der ehemaligen Regentin die Vor= mundschaft über ihre zweite Tochter, die Jufantin Doñia Luisa Ferdi- nande zurückgegeben wird. Dieses Dekret bildet die einzige amtliche und schriftliche Motivirung jener Einladung, in welcher sich die ma- drider Regierung lediglich auf die Nothwendigkeit der unverzüglichen Antretung der Vormundschaft beruft, Die Herren Donoso Cortes und Ros de Olano sind beauftragt, die übrigen Rücksichten, welche, der Meinung der spanischen Regierung zufolge, für die Rückkehr der Königin Mutter nah Madrid sprechen, mündlich geltend zu machen, Es hat indessen bis jeßt nicht den Anschein, daß die ehemalige Re gentin sich bewogen fühlen werde, der Einladung nah Madrid jo rash Folge zu leisten, als die spanische Hofpartei dies wünschen und erwarten mag. Hier in Paris sind fast allè der Königin Christine befreundete Stimmen gegen deren Abreise. Eine gegentheilige An=- gabe, welche dem Kabinette der Tuilerieen den Wunsch und den Rath der sofortigen Rückreise der Königin Christine nach Madrid zuschreibt, ist in jedem Betrachte unglaubwürdig, Auch die Königin selbst hemmt mit dem Näherrücken des entscheidenden Augenblicis immer mehr von ihrem früher äußerst lebhaften Verlangen der Rückkehr nah Spanien zurüdgekommen zu sein. Die hiesige Presse, welche befanntlich mit dem kleinen Hofe in der Rue Courcelles die engsten Verbindun- gen unterhält, spricht heute die ueuen Dispositionen der Umgebung der Mutter Jsabella's U, in der Form ihrer eigenen Ansichten und ihres Rathes aus. t # „Wir glauben heute wie gestern, sagt die Presse, daß jener Schritt im höchsten Grade unpolitish sein würde, Der Gedanke der Rückkehr der Königin Christine nah Madrid scheint uns so verfehlt, und wir befürchten von der Verwirklichung desselben so schlimme Resultate, daß wir nicht be- agreifen, wie Politiker von ciniger Bedeutung haben dazu kommen können, auf seine NRealisirung hinzuarbeiten, oder daß sie auch nur daran denken, denselben zu vertheidigen. Wir wünschen, daß die Königin, welche bis jeßt in Bezug auf diesen Punkt unsere Ansicht getheilt, und demgemaß alle Bit- ten des Herrn Olozaga zurückgewiesen hat, auch jeßt die Zumuthungen des neuen Ministeriums abzulehnen wisse.“ E . E Die Presse macht darauf aufmerksam, daß für die Köomgin Christine feine anerkannte politishe Stellung in Madrid denkbar ist, daß sie aber gleichwohl der Natur der Verhältnisse nah einen großen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten ausüben würde, und daß dieser Einfluß, weil ein unverantwortlicher, und deshalb unconstitu tioneller, ihre Person zur Zielscheibe aller Oppositions-Bestrebungen machen müßte, deren Anstrengungen fic wahrscheinlich bald wieder erliegen würde. Dieser Gefahr aber, sagt die Presse, darf sich die Königin Christine um so weniger ausseben, als sie diesmal {wer lih allein fiele. Wenn die ehemalige Regentin jeßt zurüdfehrte, wenn sie die Vortheile benußte, welche ihr die Resultate der leßten Revo lution darbieten, so würde sie überdies dadurch noch dem Grundsaße is fecit cui prodest ben Verläumdungen Vorschub leisten, die seit ihrer Verbannung gegen sie gerichtet werden, und die thr die Verant= wortlichkeit für alle aufrührerishen Versuche gegen die Regentschaft Espartero’s aufbürden möchten. 1 - „Wer weiß außerdem“, fährt die Presse fort, „was inmitten der neuen Verwickelungen geschehen wird, in welche Spanien jeßt wieder durch den Ehrgeiz cines Mannes gestürzt is? Wer weiß, was geschehen {ird inmitten der Parteien, welche von neuem unversöhnlich scheinen und deren Kräfte sich in den Cortes beinahe die Wage halten? Wer weiß, Lng Me \hehen wird inmitten einer Bevölkerung, welche immer bereit ist, dem ersten Schrei des Aufruhrs zu antworten, wenn sie ihre Provinzial-Freiheiten be- droht glaubt? Jst man gewiß, daß die Gewalt sih nicht von neuem in den Kampf mischen wird # Weiß man, was Narvaez und das Heer thun werden, wenn dieser Kampf noch hißiger wird t, Es würde schwer- lich zweckmäßig sein, wenn die Königin Christine sich in die Kon- flifte stürzte, welche von einex Stunde zur anderen entstehen können, und wenn sie die Arme zu leiten schiene, welche bereit sind, si zur Vertheidigung des Thrones ihrer Tochter zu erheben. Zst| es nicht besser, wenn sie mit ihrer Nückkehr nah Spanien wartet, bis sie ihrer Toch- ter helfen kann, die Wunden zu verbinden, welche auf die gegenwärtige Krisis folgen können, als daß sie sih der Veranttwoortlichkeit für diese Wun- den ausseßt 2 Diese Worte der Presse sind insofern höchst beachtens- werth, als sie den Standpunkt bezeichnen, von welchem aus der persönliche Anhang der Königin Christine hier in Paris die gegenwärtige Lage Spa- niens und dessen vermuthlich nächste Zukunft anffa*t. Eine militairische Reaction, das is das leßte Wort dieses ganzen Svstems. Möglich aller- dings, daß dies die einzige Bedingung ist, auf welche hin die I! Ordnung in Spanien augenblicklich wiederhergestellt werden fann, a a is \{chwer anzunehmen, daß ein solcher durch rein materielle Mittel per geführter Zustand in dem heutigen Spanien von Dauer sein würde, t ter ben vielen Gewalten und Autoritäten, deren Kraft durch die spanische

Revolution gebrochen is, befindet sih auch der Säbel. Wie in aller Welt töónnte man eine feste Staats-Ordnung auf die Armee gründen, nachdem die Armee selbs so oft das thâtigste und gefährlichste Element der Revolutionen geworden ist! Dies Werkzeug, das sogar dem General Espartero plößlich und so zu sagen ohne Ursache aus den Händen geglitten ist , nachdem er dasselbe eine Reihe von Jahren unter den schwierigsten Umständen mit vielem Glüce gehandhabt hatte, dieses Werkzeug, welches sich der consti- tutionellen Monarchie eben so wenig treu gezeigt hat, als dem absoluten Throne Ferdinand's VII, (man denke an 1820), dieses Werkzeug ist in Spanien für jeßt abgenugt und vielleicht auf lange Zeit zu p augrnven politischen Zwecken unbrauchbar geworden, Die spanische Armee kann woh noch Revolutionen machen, aber wir bezweifeln, daß sie im Stande sei, dieselben zu verhindern; denn was die zulezt von ihr ede ge agene Aufstände von Barcelona und Saragossa betrisst, so ist der dadur) ange- fündigte neue Umschwung der Dinge offenbar nur vertagt.

Griechenland.

Athen, 6. Dez. (A. Z.) Die hellenishe Presse 1 ems im Lobe der Thron-Redez als vom Könige selbst ausgegangen, ¡jt jie der Athene „eine Bürgschaft der innigen Einigkeit des Volfs mit seinem Könige.“ Die Elpis und die Karteria (Persévérance) bedauern nur, daß die Thron - Rede die „Nothwendigkeit der Reform vom 3. September“ nicht erwähnte, noch au des „edlen Betragens des Volkes an demselben Tage“. Sie wünschen, daß die Adresse der National - Versammlung diese Auslassung wieder gut mache. „Um einen Begriff (sagt der Beobachter) von der Hochschäßzung zu ge= ben, welche die Presse für die Königlichen Worte an den Tag legt, lassen wir hier ein Bruchstück aus der Karteria, einem Pro= vinzialblatt, folgen, welches sich durch seine energische Opposition gegen das am 3. September gestürzte Regierungs - System auszeichnete. „Die Rede des Königs“, sagt es, „die mit Recht von aller Welt bewundert wird, muß als der aufrichtige Ausdru der Gefühle des Monarchen für sein Volk angeschen werden... Die passende Weise, in welcher Se. Majestät die Vergangenheit erklärt hat, beweist, wie es nicht von dem König abgehangen, daß nationale Institutionen nicht eher angenommen worden sind... Nie hat si ein König sei= nem Volke gegenüber mit einer solchen Aufrichtigkeit, einer so wirklich gefühlten Zufriedenheit ausgesprohen. Jn dem Ausdruck solcher Ge sinnungen erkennt man den Herrscher wieder, welchen die drei Mächte für Griechenland ausgewählt haben und den die Hellenen mit Dank barkeit annahmen.“ S |

„Der Eid, der von den Deputirten beim Eintritt in die National Versamlmung geleistet wurde, lautet in wörtlicher Ueberseßung : „Jch {wöre im Namen der heil, Dreifaltigkeit, die geheiligten Obliegen= heit eines Volksvertreters mit Treue gegen das Vaterland und Se. Majestät Otto, den constitutionellen König Griechenlands zu erfüllen;z nichts in Antrag zu stellen oder zu entscheiden gegen meine Ueber zeugung, sonderu gewissenhaft zu arbeiten an der Entwerfung der Grundgesebßze, welche die Rehte und Juteressen der Nation und derx constitutionellen Monarchie sicher stellen sollen.“

„Mit lebhafter Befriedigung (sagt der Beobachter vom 29, Nov.) hat man die Ordonnanzen des Minister-Conseils und des Ministers des Juneru gelesen, welche die Beamten wie ihre Unter gebenen an die strenge Beobachtung der Geseße mahnen. Das Mi nisterium kann in dieser Hinsicht keine zu große Entschiedenheit zeigen. Wenn die Presse auch einstimmig im Tadel der zahlreichen Abseßungen ist, welhe dasselbe ohne hinreichende Gründe, und auch zuweilen ohne die Billigkeit zu Rathe zu ziehen, beschlossen hat, so wird sie boch immer die Strenge billigen, die s{ch gegen Beamte richtet, deren Trägheit eine Ermuthigung zur Verkennung der Geseße gewesen.“ Die Athene vom 15. November sagt: „Das Minister - Conseil ist einstimmig für die Bildung von zwei Kammern. Ob die erste Erwählung des Senats das Werk der National Versammlung sein, oder ob die Ernennung blos nah den Vorschlägen dieser Versamm lung statthaben wird, war noch unbekannt. Es scheint, daß man sich im vorgestrigen Conseil auch mit der Thronfolge beschäftigt hat und darin übereingekommen is , daß die Nachfolger des Königs Otto, welche sie auch immer seien, Kiuder der morgenländischen Kirche wer= den müssen. Der König hat zu seiner Zeit durch eine Klausel seines Ehe=-Kontrakts eben so entschieden, und hat bei seiner Rückkehr aus Europa in Gegenwart der Königin dies den Mitgliedern der heiligen Synode mitgetheilt, welche das junge Paar mit ihren Segenswün hen überschütteten. Für den Fall einer Regentschaft haben die Mi nister entschieden, daß, wenn sie je eintrete, ihre Mitglieder alle Griechen sein müssen. Ueber alles dies sind die Minister einstimmig gewesen z doch wissen wir nicht, ob sie sih darüber bereits mit Sr, Majestät verständigt haben.““ Der Grie chishe Beobachter beschäftigt sich in mehreren leitenden Artikeln mit der Frage, ob die Volksvertretung aus einem Senat und einer Kammer der Deputirten zu bilden sei, oder qus diescr leßteren Kammer allein, Von den griehischen Blättern sind die Met. Wie De P bie Cv, or N mae, Der Zerr, die n Aen remen, Und der Hermes, os Blutt Syra's, für zwei Kammern. Andere, wie der Unabhängige, der Bote und die Fama, haben sich für eine Kammer gleich ausge sprochen. Der Beobachter bemerkt dazu: i

„Wir haben im Beginn der Erörterung erklärt, daß wir zwei Elemente der Vertretung für unumgänglich halten, um die Jnstitutionen zu befestigen und das Reich einer wahren und vernünftigen Freiheit zu begründen. Die Anhänger einer Kammer stüßen sich hauptsächlih und mehr als auf ernste Gründe auf einen instinktartigen Widerwillen gegen einen Senat, welcher ziemlich allgemein unter denen, die nicht gewohnt sind, sih mit solchen Fra- gen zu beschäftigen, verbreitet is, Es is die Furcht, sih cine Aristokratie bilden oder in einem Senat die Männer zusammentreten zu sehen, welche durch ihr aristokratisches Gebahren in den Erinnerungen des Vol- fes einen unangenehmen Eindruck zurückgelassen haben. Aber man sollte hierauf nicht zu viel Gewicht legen, Jn Griechenland wird sich keine Aristokratie bilden können, die Elemente fehlen; Privilegien werden durch die Constitution von 1843 unmöglich gemacht werden, Die constitutionelle Regierung is eine Regierung der Oeffentlichkeit und der Kon- trolle, bei der Alle vor dem Geseh gleich sind und das Petitionsrecht an die Kammern haben z eine solche Ordnung der Dinge läßt Niemanden die Möglichkeit, eine willkürlidbe Macht auszuüben, Man sollte deshalb einer solchen Befürchtung nicht das Gleichgewicht der Gewalten, das selbst den alten Monarchieen unumgänglich nothwendig, aufopfern,

Die Blätter der entgegengeseßten Ansicht hatten Napoleon?s Ur- theil für sich angeführt, Nachdem der Beobachter gezeigt, wie lächerlich diese Autorität für constitutionelle Verhältnisse sei, führt er für sich das Beispiel der jungen Staaten Nord = Amerika's an und Verse sich auf die alten griechischen Welt-= und Staatsweisen, auf Lykurg, Solon, Aristoteles und Plutarch; dann erwähnt er ließlich, wie in dem erforderlichen höheren Alter und dem eben so erforder- lichen anerkannten Verdienste der für den Senat wählbaren Männer cine Garantie des Staatswohls, des Gegengewichts gegen eine zweite Kammer gegeben sei, in welcher leßteren Wahl - Jutriguen so oft das einzige seien , was eine Menge Mitglieder hereingebracht, wie man es in allen constitutionellen Ländern sehe. Dage- gen spricht der Beobachter sich wider die Ernennung der Senatoren durch den König und auf Lebenszeit aus, welche das Ministerium nah der Angabe der Athene wünschen soll, die aber (meint jenes Blatt) von der Majorität der National-Versamm- lung nicht so gebilligt werden dürfte. Unter den verschiedenen, in Vorschlag gebrachten Wahl-Arten scheine am gllgemeinsten die zu ge-

fallen, wonach für eine Senatorstelle drei Kandidaten durch Wahl auf eine Liste geseßt würden, unter denen der König ernennte. Zur pas=

und eine bestimmte Auzahl Jahre des Dienstes in einem gewissen Range in den verschiedenen, administrativen, militairishen, fommerziellen Ge- shäftszweigen fordern. Die Senatoren würden für eine zwei= oder dreifach längere Zeit als die Deputirten ernannt. Die Erneuerung geshähe jedesmal zu einem Drittheil, ausgenommen bei der Auf- lösung in Folge der Königlichen Prärogative. Das Ministeriums würde wahrscheinlih als mehr Bürgschaft für die Sta bilität leistend in Europa lieber gesehen werden. Aber von einem höheren Gesihtépunfte aus würde sih diese Annahme wohl irrthüm- lich zeigen. Ju einer Gesellschaft, die feine Aristokratie kenne, und nach freisinnigen Grundsäßen regiert werde, bestehe die Kraft in der öffentlichen Meinung; man könne sich deshalb uicht genug in Acht nehmen, den Theil des repräsentativen Körpers, welcher das im Gleichgewicht haltende Element des Staats bilde, nicht außerhalb jener Meinung zu stellen; man verlöre sonst allen Einfluß, den die- ser Theil der Repräsentanten auf eben jene öffentlihe Meinung aus- uben tonne.

siven Wahlfähigkeit würde dann das Geseß ein Alter von 40 Jahren j j

Landels- und HSörsen-Uachrichten. Vörsen - Bericht.

Berlin, 23. Dez. Die Umsäyße in Eisenbahn-Actien waren in der abgelaufenen Woche an unserer Börse sehr bedeutend, Solche wurden wieder hauptsächlih durch Anlagen bedeutender Kapitalien unserer Privaten

| hervorgerufen, welche den vaterländischen industriellen Unternchmungen im mer größeres Vertrauen zuzuwenden scheinen. Die Erfahrung, daß alle scitherigen Eisenbahn - Aulagen, mit wenig Ausnahmen, sehr günstige Er gebnisse liefern, verbunden mit der zuverlässigen Voraussegung, daß die Bauten der neu projektirten Eisenbahnen mit geringerem Kosten-

| Aufwand ins Werk gerichtet werden können, rechtfertigt ein solches Ver-

| trauen vollkommen, und so ephemer auch jezt noch die neueste Erfindung der atmosphärischen Eisenbahnen zu sein scheint, so argumentirt man doch häufig genug schon, daß durch Vervollkommnung dieser Erfindung ein großer Theil des jeßigen Anlage-Kapitals gespart werden könne. Wir zweifeln feinen Augenblick an die Möglichkeit bedeutender Ersparnisse, weil wir mit Nückblick auf die ersten Eisenbahn-Anlagen in den preußischen Staaten, bereits solche Er- fahrungen für uns haben, auch bei den unausgeseßten Bemühungen immer größere Ersparnisse zu erzielen, noch lange nicht alle günstigen Chancen ab- sorbirt glauben, Ein gleiches Bestreben bemerken wir indeß auch bei den bereits fertigen Eisenbahnen und Vet 1,2. bal Dié Ditection Ler Frankfurter nächst der günstigen Frequenz hauptsächlih durch Einschrän- fung der Ausgaben in den Stand geseßt werden wird, ihren Actionairen eine gute Dividende auszahlen zu können, Leider is es nicht möglich, cin gleiches Resultat auf allen Schienenwegen zu erreichen, weil Terrain- Schwierigkeiten fortwährend kostspielige Arbeitskräfte in Anspruch nehmen, wie wir dies namentlich bei der Stettiner Eisenbahn wahrnehmen müssen, wo die ticfeu Erd - Einschnitte dur vordringendes Quellwasser, die anhaltend gestopst oder abgeleitet werden müssen, unvorhergesehene bedeu- tende Ausgaben herbeiführen.

Wir wollen nun auf den Geschäfts-Verkchr in der abgelaufenen Woche zurückfommen. Die bedeutendsten Umsähe fanden in den Köln-Mind- ner statt, wo für sich cine so günstige Meinung einstellte, daß der Cours ras von 1027 bis 1037 % stiegz seit gestern lies der Begehr ctwas nach, und da anschnliche Posten zum Verkauf gestellt wurden, es indeß an Kauf- Ordres augenblicklich fehlte, konnte der Cours sich nicht halten, sondern ging auf 103 % zurück, wozu am Schluß der Börse Käufer blieben.

Niederschlesi\ch-M ärk iche sind in Folge der nunmehr Allerhöchst ertheilten Konzession und Bestätigungs -Urfunde zum Bau einer Eisen- bahn-Verbindung zwischen Berlin und Breslau, zum A n\chluß an die Frankfurter Bahn, und der gleichzeitig erfolgten Konzession zur Anlage einer Anschluß-Bahn nah Görligz, zwischen Breslau und Dresden, gestiegen. Das Vaäi-Kapital zu der Ausführung dieses leß- ten Projekts ist vorläufig bis auf Höhe von 2 Millionen Thalern Aller- höchst genehmigt, und soll, wie wir vernehmen, unter den seitherigen Actio- nairen dur gleilmäßige Repartition auf 8 Millionen vertheilt werden, dergestalt also, daß jeder Actienbesiger der Niederschlesis ch- M àrfki schen Eisenbahn 25% pari zubefkommt, Wir dürfen hiernach den Actien dieser Bahn um so mehr ein gutes Prognostikon stellen, als es außer Zwei fel steht, daß eine Bahnlinie, die so volkreiche Städte mit einander verbin det, gewiß gute Resultate ergeben wird. Beim Beginn der Woche war, wie für alle nen projektirten Unternehmungen, auh für die Niederschle \i\ch-M ärkischen anhaltende Kauflust, wodurch der Cours bis 1055 % stieg, sich jedoch nicht behaupten konnte und mit der allgemein schwächeren Haltung der Börse auf 1055 % wih. Heute war wieder mehr Begehr da- für und man bezahlte zuleßt 1057 %.

Da wir von neu projektirten Unternehmungen sprechen, so wollen wir bei dieser Gelegenheit bemerken, daß die Bergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft, welhe den Zweck hat, Elberfeld mit Dortmund zu verbinden, und wofür bereits das verauschlagte Kapital früher durch Actien-Zeichnungen aufgebracht worden, zu einer Einzahlung von 1% auffordert. Es verlautet zwar hin und wieder, daß die ursprüng- lichen Zeichner die Einzahlung von der Vorlegung der vom Comité verspro chenen günstigen Bedingungen abhängig machen, doch dürfte solche, da sie

| von den sämmtlichen Actionairen, in der am 18, und 19, Oftober zu Elber-

| feld stattgefundenen General-Versammlung genchmigt worden, auch für die | Theilnehmer bindend sein, worauf wir unsere Leser um so mehr aufmerksam | machen wollen , als wir an ein Beispiel der Art bei cinem früheren Unter | nehmen (Rhein -Weser- Bahn ) erinnern wollen, Uebrigens werden wir |

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uns über dieses neue¡Projekt in unserem nächsten Bericht näher aussprechen,

und wollen nur vorläufig in Erinnerung bringen, wie sehr günstig solches bereits früher von unserer Börse aufgenommen worden,

Nächst den vorerwähnten Actien blieben besonders die ganze Woche über Oberschlesische und Oppeln-Beruner zu steigenden Coursen be- gehrt. Wir glauben den Lesern unserer Berichte dienstlich zu sein, wenn wir hín und wieder über die ursprünglichen Bedingungen bei Entstehung der resp. Eisenbahn - Anlagen näheren Aufschluß geben, und wollen dies um so mehr heute mit Bezug auf eine Anfrage in der Vossischen Zeitung Nr. 293, betreffend den Cours-Unterschied der Oberschlesishen und Oppeln- Beruner thun, als wir nirgend eine Berichtigung vorgefunden haben.

Das ursprüngliche] Projekt derOberschlesishenGesell schaft basirte sich auf dem Bau einer Bahn von Breslau über Oppeln nah Berun, Die unglücklichen Konjunkturen für Eisenbahn-Anlagen im Jahre 1840 nö- thigten die Gesellschast, da das erforderliche ganze Baukapital nicht zu be- schaffen war, den Bau vorerst bis Oppeln auszuführen, Nachdem die Ansichten über die Rentabilität des Unternehmens sich geläutert batten, die streckenweise bis Oppeln in Betrieb gescßte Bahn bereits 5% Zinsen ergab, und Sr. Excellenz der Herr Finanz - Minister aus Rücksicht für Schlesiens Judustrie, besonders des Oberschlesishen Berg- werks-Distrikts, für diese so wichtige Verbindung sich dazu entschlossen hatte, der Strecke von Oppeln bis Berun eine Zinsen- Garantie von 3% zu gewähren, wurde au das Baukapital für jene weitere Strecke beshat, und beide Unternehmungen miteinander in der Art verschmolzen, daß bei der” Zinsen- und Dividenden-Vertheilung zunächst die Actien Litt. A, das Minimum von 35 % voraus erhalten sollen, und dann dic Actien L. B, zur Perception kommen, für die der Staat unmittelbar die Zinsen mit 35% garantirt hat. Bei sich ergebender Mehr- einnahme als 33% für alle Actien Litt. A. und B. kommen beide Kategorieen von Actien gleichmäßig zur Theilnahme an der Dividende. Es sind sonach die Actien L. A. mit 1,800,000 Rihlr. eigentlich Prioritäts- Actien “auf das ganze Unternehmen von 4,200,000 Rthlr,, und haben den Vortheil, daß sie nicht, wie die Liu. B. nah und nah durch Amortisation und Verloosung, Eigenthum des Staats werden müssen.

__ Eine Dividenden-Vertheilung ist bisher statutenmäßig noch nicht zulässig gewesen und darf nicht eher erfolgen, als bis die ganze Bahn von Breslan nah Berun ein volles Kalenderjahr im Vetrieb gewesen, bis dahin werden die Actien mit 4%, und zwar aus

dem Bau-Fonds verzinst, dem auch die Betriebs-Einnahmen zufließen,

System des |

Aus dem Vorgesagten geht zur Genüge hervor, daß die Oberschle- fischen Actien Lit, A. für den Besiger mehr Werth haben, als jene Litt. B., obschon ein größerer Unterschied, wie jeßt stattfindet, wohl vorerst deshalb nicht zu erwarten steht, weil die Amortisattion oder event. Verloo=- sung nah Maßgabe der Dívidenden, und zwar in unbedeutenden Summen erfolgen wird.

Zu den bis 1127 für Oberschlesische Litt. A. und 107 à 1077 % für Oberschlesische Liu. B, gestiegenen Coursen is viel in dieser Woche umge- gangen, doch waren die Umsäge dur Kauf - Ordres unscrer Privaten her- vorgerufen, da unser Börsen-Publifum diesen Actien, wie es schon so häufig der Fall gewesen, erst dann Aufmerksamkeit zuwenden möchte, wenn der Cours einen weit höheren Standpuntt erreicht haben wird.

Frankfurter Eisenbahn-Actien erfuhren im Laufe dieser Woche

bedeutende Schwankungen. Nachdem sie bis auf 138 % gestiegen waren, gingen \ie heute bis 135 % zurü, schlossen jedoch wieder 136 % Geld. Das Geschäft darin war nicht so bedeutend als in der vorigen Woche. _ Anhalter gingen bis auf 144 % zurück, stiegen indeß wieder und {lossen heute 145 % Brief und Gcld; das Geschäft hierin beschränkt sich fast ausschließlih auf einige Spekulanten zwischen Leipzig und Berlin, und dürfte der Cours bei der bevorstehenden Liquidation lediglih von dem Man=- gel oder Ueberfluß comptanter Stücke abhängig bleiben.

Stettiner stiegen im Laufe dieser Woche bis 117% %, konnten sich jedoch nicht behaupten, und schlossen heute 1177 % Geld; das Geschäft darin war nicht umfassend, nur daß einige Posten zum Umtausch gegen Oberschlesische Litt. A, zum Verkauf kamen.

Potsdamer waren die ganze Woche über in kleinen Posten begehrt, und wurde 1605 a 161 % dafür bezahlt, es zeigen sich wenig Abgeber an der Börse, jedoch bemerken wir auch nur Käufer dafür auf lange Termine.

__ Magdeburg-Leipziger, worin in voriger Woche viel umgegangen ist, bildeten zwar diesmal keinen so allgemein bedeutenden Verkehr, waren nichtsdestoweniger in kleinen Posten täglich gefragt, und unter 187 % nicht zu haben; heute blieb 186 % pr. Cassa Geld. Die Einnahme die- ser Bahn betrug im vorigen Monat 55,965 Rthlr., also ca. 20,000 Rthlr. mehr als im Monat November v. J., was wir bei dieser Gelegenheit be- merfen wollen, da wir die Einnahme vom vorigen Monat noch nirgends veröffentlicht gefunden. ¡

Rheinische Actien schwankten zwischen 735 und 725 %, schlossen heute 73 Brief, 725 Geld, es ging im Ganzen wenig darin um, doch sind größere Summen ohne wesentliche Cours - Erhöhung {wer zu beschaffen, und kleinere Posten, die zum Verkauf kommen, finden leicht Nehmer.

_ Düsseldorfer Actien erfuhren eine merkliche Steigerung und bleiben fortwährend gefragt; wir bringen diese Steigerung mit dem neuen Projekt zum Bau der Bergisch -Märkischen Eisenbahn, die von Elberfeld weitergeführt wird in Verbindung; auch betrug die Einnahme bis Ende November d, J. schon 23,000 Rthlr. mehr als in dem ganzen vorigen Jahre, so daß man die Hoffnung hegt, es werde, bei der weisen Sparsam=- keit, die in der Verwaltung eingetreten , ein befriedigender Ueberschuß, zur theilweisen Deckung der Zinsen übrig bleiben, Auch die Prioritäts- A ctien dieser Bahn waren gesucht, und à 95% % gut zu lassen.

Dres den-Görlißer Quittungsbogen, worin im Ganzen wenig umgeht , sind ctwas zurückgegangen und heute à 1035 % verkauft werden. Dagegen waren Berlin-Hamburger besonders an heutiger Börse sehr begehrt und wurde bis 1067 % p. Casse bezahlt,

Kaiser Ferdinands-Nordbahn blieben die ganze Woche über m Steigen, weil fast anhaltend höhere Notirungen von Wien eintrafen. iDie Berichte von dorther lauten fortwährend günstig, und wenngleich von einer großen Rentabikität dieser Bahn vorläufig nicht die Rede sein kann, so ist diese für die nächste Folge durch Erweiterungen und Anshluß-Bahnen volllommen gesichert. Bis dahin aber steht dies Unternehmen unter der Protection so mächtiger Finanziers, daß deren Actien wohl einer weiteren Steigerung fähig sind. Jm Laufe dieser Woche bezahlte man dafür von 125% bis 127% %, wozu heute Geld blieb.

Wien-Gloggnitzer folgten dieser Steigerung nicht, sondern blieben ohne besonderen Umgang auf ihrem vorwöchentlichen Stand und schwankten zwischen 1145 a 1135 %.

Mailand-Venetianer hiclten sh die ganze Woche über begehrt z sie wurden bis 102% % bezahlt, \schlossen aber heut Brief dazu. Die Direction dieses Unternehmens hat eine neue Einzahlung von 6% bis zunt 31. Januar k. J. ausgeschrieben, und mit den bedeutendsten Handelsstädten Deutschlands Verbindungen angeknüpft, um die Einzahlung ohne Unkosten für die Besißer auszuführen. Fur Berlin hat sih das Banquiers- Hans Hirschfeld und Wolff (unter den Linden 27) erboten, die betreffende Einzahlung franco aller Speesen zu veranlassen.

In Preußischen Fonds waren die Geschäfte in dieser Woche ziem- lih umfassend, besonders blieben Staat3-Schuld\cheine in den leßten Tagen begehrt, und wurden heute wieder bis 10277 % bezahlt; auch in Kur- und Neumärkischen Schuld-Verschreibungen ging mehre- res um, sie mußten jedoch unter Notiz begeben werden

Die Geschäfte in ausländischen Fonds waren ebenfalls belebter als bisher; besonders beliebt erhielten sich zu gestiegenen Coursen Holl, 227 % Integrale so wie Poln. 300 Fl, und 500 Fl. Partial-Obli--

gationen. Marfkt - Bericht.

Berlin, 23. Dez. Jn jedem Jahre bleibt das Getraide - Geschäft vor dem Feste sehr beschrän!t, und wenngleih wir schon seit einiger Zeit eine sonst ungewöhnliche Stille im Getraide-Verkehr bemerken, so vermehrte der vorerwähnte Umstand noch die allgemeine Stagnation, und wir sind faum im Stande, irgend einen belangreihen Umsaß zu melden, Der Kon- sument bleibt fortwährend langsam im Kauf, wozu die bedeutenden Vor- räthe an unserem Markt und die fortwährend offene Schifffahrt die unzwei- felhafte Veranlassung geben. Wir können nicht in Abrede stellen, daß der ausbleibende Winter cinen überaus störenden Einfluß auf unser Plaß - Ge- schäft ausübt, da täglich neue Zufuhren die Vorräthe mehren und wir gar keinen Abzug haben z in unseren Provinzen erzeugt dieses Wetter einen gleich üblen Umstand, wenn auch eine entgegengeseßte Wirkung, denn die Land=- wege sind fast unfahrbar und die Zufuhren daher äußerst spärlich. Sollten wir gar keinen Winter bekommen, so dürfte das Frühjahrs-Geschäft bei uns eine günstige Wendung nehmen, von welhem Gesichtspunkte auch unsere Spekulanten auszugehen scheinen, da Frühjahr s-Roggen si im Preise hält und nicht mit den loco - Preisen gewichen ist, S _ Weizen is das einzige Korn, wovon wir nicht gar zu große Vor- räthe besißen, doch sind solche hinreichend, um den Bedarf zu decken; Um- säße wissen wir nicht zu machen, daher wir uns nur auf die Prei s-Not i- rungen beshränken fönnen, Weißer \chles. Weizen 54 a 56 O 52 a 54, weißer poln. 54 a 56, bunter do. 53 a 54 märk. gelber 50 a 51 und geringere Qualitäten billiger bis zu 49 Rthlr. zu notiren. : E E A

__ Roggen, loco und \{chwimmend, fortwährend angetragen, ohne Käufer zu finden; 82/834. von 335 a 33, 84/851. 332 a 34, 85 /86U. 347 a 395 und 86,/87#. bis 365 Rihlr. pro Wspl. zu notiren. Pro Frühjahr blieben Käufer für 82. à 347 und für 844. à 352 Riblr während die Forderungen { Rthlr. pro Wspl. höher sind. Es ing cini- ges auf die Sommer-Monate um und wurde pro Mai/Juli für 8244. 345 und sür 84. 355 Riblr. bezahlt; pro Juli allein bewilligte man n tem 36 Rthlr, pro Wspl.; pro Februar allein blieb 844. à 34 Rihlr. offerit, /

Gerste, gr oße 71/72. is mit 233 Rihlr, verkauft, doch wurde hö- e en pro Le Ae 24 Rihlr. zu machen, doch unter 25 Rthlr. nicht anzukommenz kleine Gerste zwischen 21 a 23 i E ste zwischen 21 a 23 Rihlr, pro Wspl. zu

__ Oelsaaten ohne allen Umgang. Winter-Raps 71 a 70 Rihlr Winter - Rübsen von 68 a 66 Kthlr. fäuflih. Sommer - Saat wurde eine kleine Partie geringer Qualität a 55 Rihlr. verkauft bessere Sorten auf 57 Rthlr. gehalten. j i ___ Kleesaat blieb auch in dieser Woche begehrt und muß abermals höher im Preise notirt werden; rothes feinstes 16# a 172 Rthlr., fein mít- tel 145 a 16 Rihlr. ordinair 11 a 13 Rthlr.; weißes Saat feinstes bis 28 Rthlr., mittelfein von 21 a 242 Rthlr.,, ord, 17 a 20 Rthlr. pro Centner.

Mit Rüböl blieb es anhaltend flau, und wurde sogar einiges a 11 Rihlr. loco begeben; heute war 11%, Rthlr. pro Ctr, zu bedingen und auf 11% Rihlr. gehalten; auf Lieferung geht wenig oder gar nichts um, wir notiren Januar bís Mai 11% Nthlr, Bríef und Geld, pro Sep- tember/Oftober k, J, 11% a 4 Rihlr, pro Cir,