1843 / 178 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Spiritus wurde à 154 und 15 Rihlr. für 10800 % begeben ; das

Geschäft blieb unbedeutend, Auf Lieferung ohne allen Umgang.

x Frankfurt a. M,, 21. Dez. So wie gestern zeigte sich auch an der heutigen Börse lebhaftere Nachfrage in den österreichischen ‘Metalli- ques, wodurch dieselben sih merklich besserten, Die günstigeren Berichte aus Holland über die Gestaltung der Finanzlage dieses Landes und die fühlbar höheren Course von Amsterdam haben heute wieder den holländischen Fonds dahier ein Steigen bereitet, und wahrscheinlih gehen die holländischen Fonds vorerst noch höher. Jn fast allen übrigen Effekten wurde heute wenig um- geseßt. Nur in den Taunus-Eisenbahn-Actien, in welchen schon gestern das Haus Nothschild starke Einkäufe ausführen ließ, geschahen heute wieder viel- fache Einkäufe, wodurch sie auf 3574 Fl. stiegen. Das Geld wird mit je-

dem Tage abondanter, der Diskonto steht kaum 32 %.

St. Petersburg, 15. Dez. Waareunmsay seit dem leßten Börsen- Bericht: Gekauft: Von Häute, russ. hiesige, 5000 Stück, von 7—13 Pfd., zu 182 Kop. per Pfd., pro Mai und Juni, mit 1% Rub. Handgeld per Haut. Verkauft: Ju digo, Bengal und Java, 700 Pud zu 70—90 Rub,

per Pud, auf 7 Monat Zeit.

Paris, 19. Dez. An der heutigen Börse hielten sih die Course der öffentlichen Fonds sehr fest; die 3proc. Rente begann zu 81.35 und ging nur einen Augenblick auf 81.25 zurück, um dann wieder auf 81.40 zu Jn Eisenbahn- Actien wurden wieder viel Geschäfte gemacht, doch war der Cours derselben nicht so hoch wie gestern, mit Ausnahme der Rouen-Havre, welche ín die

teigen. Die 5proc. Rente wurde 123.5 und 10 notirt.

Höhe gingen.

London, 18. Dez. Getraide-Markt. (B. H.) Woche. flau; Preise wie zuleßt.

Erbsen unverändert,

Die neue Korn-Ordnung in Hamburg.

Berlin, 24. Dez. Je ausgedehnter der Getraide-Handel im Allge meinen sih gestaltet hat, desto aufmerksamer wurde man, veraltete Gebräuche im Verkehr, namentlich aber im Betreff des Maßes und Messens, abzn- schaffen; man ließ es sich angelegen sein, diese Verhältnisse zeitgemäß zu reguliren und so viel als möglich im Einklange zu bringen, Unsere inlän- dischen Getraidemärkte sind dur die Bemühungen der Behörden dahinge- bracht, daß, mit wenigen Ausnahmen, fast nichts zu wünschen übrig bleibt, und als Beweis dafür dürfen wir mit Recht hervorheben, daß bei der neuen Korn - Ordnung in Hamburg, Preußen zur Richtschnur die#te. Wenn wir nun diese vortrefflichen Einrichtungen bei uns empfinden, so is nicht in Abrede zu stellen, daß die seither in Hamburg stattgehabte geseßliche Korn- Ordnung fortwährend von störendem Einfluß gewesen ist. Die Unsicher- heit des dort eingeführten Maßes, die Art und Weise des Messens, die Willkürlichkeiten hierbei, und endlich der hierdurch herbeigeführte Uebelstand, daß dem Schiffer Thür und Thor zur Uebervor- theilung geöffnet gewesen , alles dies sind Veranlassungen gewesen, die das Getraide - Geschäft nah Hamburg sehr ershwertean. Kein Exporteur ist, bei den redlichsten Bemühungen der hamburger Herren Commissionaire, im Stande gewesen, sih ein richtiges Kalkül zu machen, und die Folge war immer ein unvorhergesehencr Verlust, wenn solcher nicht durch Konjunkturen vermieden worden, Gewohnheiten, welche über 100 Jahre bestehen, werden zuleßt zur Sitte, und es hat daher auch der oft laut gewordene Wunsch, eine Aenderung in der Korn-Ordnung eintreten zu lassen, häufig Widerstand gefunden, bis es durch das energische Einschreiten einiger hamburger Kauf- leute, unter denen uns namentlih ein Herr H—, Associé der Handlung H. u. H., genannt worden, gelungen ist, einer neuen, mit vieler Umsicht ausgearbeiteten Korn - Ordnung Eingang zu verschaffen. Das erfreuliche Resultat der einstimmigen Aunahme der gemachten Vorschläge is bereits bekannt, und bezwecken wir mit Gegenwärtigem hauptsächlih, aus den vor uns liegenden Propositionen der eingebrachten neuen Korn-Ordnung, mit Vergleich zu der seit dem 22, März 1737 bestandenen, diejenigen Momente

in extenso hervorzuheben, welche für unser Getraidegeschäft mit Hamburg |

das meiste Juteresse haben,

Von dem störendsten Einflusse waren die von Alters her eingeführten Corporationen der Kornmesser und Kornträger, noch mehr aber die Unsicher- heit des gebräuchlichen Maßes, verbunden mit der Art des Messens, wobei durch das Einwerfen des Getraides immer ein verschiedenes Nesultat her- beigeführt wurde. Durch ein minder mehr oder starkes Einschaufeln erga- ben sich beträchtliche Differenzen, so daß man häufig der Willkür der Messer Preis gegeben war, welche, durch die Gewohnheit, Trinkgelder zu emvfan- gen, auch nach Maßgabe derselben zu Gunsten der einen und zum Nach- theil der anderen Partei Gebranch hiervon machten. l

Auf Grund dieser vorangeführten Mißbräuche, is die Nevision der Korn-Gesche veranlaßt worden, und dagegegen folgende, für den allgemei- nen Getraide- Verkehr mit Hamburg eingebrachten Kapitel unterm 14, De- zember d. J. angenommen worden: : : ;

Kap. I. bezieht sich auf die Bearbeitung des Getraides durch beeidigte Messer und Träger, Hiernach is eine wesentliche Erleichterung im Verkehr dadur eingetreten, daß gegen Lösung eines jedes maligen Erlaubnißscheines, wofür 4 Sch. zu entrichten sind, es dem Käufer und Verkäufer, so wie besonders dem Konsumenten freigestellt bleibt, die Bearbeitung, das Ueberschütten und Tragen des Getraides durch ihre eige- nen Leute verrichten zu lassen, Es beschränkt sih indeß diese Einrichtung meistentheils auf den loco - Verkehr, während bei dem Ueberladen seewärts oder beim Ausladen und zu Boden bringen das Messen, die Bearbeitung 2c. von den vereideten Kornmessern und Trägern erfolgen muß.

Kap. 11. handelt von der Bestimmung des anzuwendenden Maßes. Danach i| festgeseßt worden, daß das Normalmaß dem preuß. Scheffel völlig gleich sein und daher 2770% franz. Kubikzoll oder 40355 hamb. Kubikzoll bei eincr Temperatur von + 13 Grad Reau- mur enthalten soll, indem dessen cylindrishe Form folgendermaßen festgestellt wird. Junerer Durchmesser gleih 21 hamb, Zoll, innere Höhe gleich 8,920,194 hamb. Zoll. Es befindet sich cine genaue Kopie dieses Maßes bei dem lóbl, Kommerzium und sind sehr zweckmäßige Einrichtungen ge- troffen, um die Juslifizirung und event. Vergleichung mit dem Originale zu bewirken. Auch die Art der Schaufeln des Streichholzes und der Säcke, jo wie deren Handhabung, is genau nah dem preuß. Gebrauch angegeben,

Kay. 111. enthält die Verordnung über die Art und Weise der Messung. Man hat hierbei den Grundsaß in Anwendung gebracht, daß das leichteste Einschaufeln auch für das richtigste und geseßlich vorge- \chriebene anzuerkennen is, und hat daher dieser Art und Weise des Messcns Rechtgeltung gegeben, Es ist den Messern streng verboten, Trinkgelder

zu fordern oder anzunehmen, so wie, um jede Willfür hierbei zu vermei- den, die zweckmäßigsten Vorkehrungen getroffen sind, Den Kornmessern Borlihristen atte Strafen auferlegt worden, wenn sie sich dieser genauen iehen i Strei i Formen abweichen a beim Messen und Streichen von den geschlichen Irie Ms vestimmt die Zahl und Ordnung der Messer und ZAL ble Tage 7 e Iu bestellen, die geseßliche Arbeitszeit sind. Dies Kapitel elen sie von der Arbeit zu dispensiren A pitel, wie die nächst folgenden, berühren durhweg nur NAG Se Éktiricitatn wir im Allgemeinen nur daraus bemerken, wie nad Ham bur L reiten. \ind, um den allgemeinen Getraide - Verkehr

Wir dürfen mit Zuversicht hoffen, vaß di M hierdurch besser bewahrt, und niát mehd die kaufmännischen Znteressen

« ; 4 f n JZuteressen der Messer und Träger wie es früher häufig der Fall gewesen untergeordnet sind. Die nächste Erfahrung wird lehren, wie heilbringend lte Hambur selbst diese Maßregeln sih herausstellen werden, denn manche Ladun Latte von Schlesien, die unter anderen Umständen nah Stettin abgerichtet wor- den, wird ihre Bestimmung nach Hamburg haben.

Da ein sicheres Kalkül für die Getraide - Versendungen nach Hamburg nunmehr angelegt werden fann, wollen wir unseren Bericht durh Mitthei-

Bei ziemlicher Auswahl und guter Frage, bedang englischer Weizen die Preise der vorigen Von freiem fremden Waizen war nicht viel am Markt; Frage Gerste fest und preishaltend. Malz flau; Preise nominell. Hafer mäßig zugeführt und fest im Preise, Mehl, Bohnen und

1072 Schragen

müssen,

entrichtet pr, Last

Für alles ausgehende pr. Last nißschein pr. Last einschaufeln läßt, zahlt pr. Last

Getraide, welche zusammen gehört zusammenhängenden Erben befinden

den, nebst Ausfertigung der Taxe Wenn ein Träger beeidigt wird, für Antritts-Geld

Schragen der Korn-Messer.

an beide Messer zu zahlen hat

halten sie Zulage pr. Last

gewiesen wird, erhält jeder Messer für Wartegeld

pr. Last Der mitgegebene Hülf8mann pr. Last Und die allgemeine Messer-Casse pr, Last

wird, so erhält derselbe pr. Last und die allgemeine Messer-Kasse sodann nichts.

den beiden Messer jeder pro Last also zusammen pro Last

Rechnung nur ein Messer gefordert wird, so erhält derselbe pro Last Und die allgemeine Messer-Kasse pr, Last... O Für Erlaubniß zur Sonntags - Arbeit ist an die Atesser- Kranken- Lide 21 eiten G S

lung der geseßlich festgeseßten Unkosten vervollständigen und lassen solche wörtlich folgen ;

Schragen dep Nor SINRGETe

1) Von jeder Last, welche auf sämmtlichen festliegenden Fleth- Treppen der Stadt, aus dem Fahrzeuge zum Wagen, oder vom Wagen ins Fahrzeug getragen wird. ................. Wenn solhe vom Wagen nach einer Diehle oder Raum ge- tragen und daselbst ausgeschüitet, im Fall die Entfernung nicht über 72 Fuß beträgt

und tverden hierbei, wenn etwa eine Treppe zu ersteigen ist, drei Stufen derselben der Entfernung von 8 Fuß gleich gerechnet.

3) Wenn solche vom Wagen „zu Boden getragen wird, richtet sich der Lohn übereinstimmend mit dem aus dem Wasser nah Böden zu tragenden Getraide nah folgender Taxe der Ent- fernung und Treppen, wobei das Aufnehmen der Säcke vom Wagen, derselben in Schuten gleih gerechnet wird,

Wenn solche aus dem Wasser zu Boden getragen wird, oder umg-kehrt :

für Einnehmen der Säcke incl, Zubinden oder Aufnehmen der- selben beim Sackgut

für Ersteigen der Treppe aufs Land, insofern dieselbe nicht über 18 Stufen hält

(oder jede 9 Stufen 2 S

für jede 12 Fuß Entfernung zu tragen

für eine jede Haus - oder Boden - Treppe, dic zu 18 Stufen

die kleineren Treppen von 2 bis 4 Stufen

U Q N i A Eda wobei, wenn mehrere Treppen zu taxiren sind, eine Stufe mehr oder weniger nicht gerechnet wird,

für jeden Umgang auf den Treppen, sofern derselbe volle 6 Fuß oder mchr Entfernung beträgt

bei denjenigen Erben , die keine festliegenden Treppen haben und bei denen Einsaß-Treppen angewandt werden müssen, eine Zu- lage von

Wogegen die Träger die Treppen auszuseßen und einzu- nehmen haben. Bei Taxirung dieser Einsaß-Treppen wer- den solche schräge auf den Gruud des Flethes geseßt, so daß sie bequem zu besteigen sind, alsdann die sämmtlichen Stufen vom Grunde bis zur Schwelle gezählt, und nach Abzug von 4 Stufen, die übrigen gemäß obiger Vorschrift für die festliegenden Treppen taxirt.

4) Für alles Getraide, so auf Räumen oder Diehlen in Säen

niedergelegt und nicht wieder durch sie abgetragen wird, eine

Zulage zur Taxe von Sämmtliche Taxen sind beim Auftragen des Getraides zu Boden, so wie beim Abtragen des Getraides von demsel- ben, völlig gleich.

Für jede Last, so die Träger in ihren eigenen oder des Kauf-

manns Säcken in einer Schute einnehmen und in eine andere

Schute überschütten oder überlegen

Wenn sie solche aus der Schute an Ever oder sonstige Elb-

Aae Ea e a P I C Ae D e

Wenn sie aber an (größere) Seeschiffe übergetragen wird und wird bei fester Schanzkleidung des Schiffes keine Zu- lage zugestanden.

Wenn bei dieser Arbeit auf dem Wasser die zu tragenden

Säcke ein stärkeres Gewicht als 200 Pfd, Brutto halten, eine

Zulage von wenn die Säcke zugenäht werden, eine Zulage von

Wenn die Träger zur Häuer gerufen werden, und ihnen nach

Verlauf von einer halben Stunde überall keine Arbeit an-

gewiesen wird, erhält jeder Träger an Wartegeld

Wenn nach §. 30 Lut. B. ein einzelner Träger zur bloßen

Rechnungs - Führung bei der Häuer gefordert wird, erhält

derselbe pro Last

Wenn Hülfsleute mitarbeiten, jeder arbeitende Träger, den

sechsten Theil des Lohnes laut Taxe, jeder mitarbeitende unbeeidigte Hülfsmann von vorstehendem Antheile nur % Theile, wogegen der sechste Theil in die allgemeine Träger-Kasse fließt. i

Bei Taxationen von Böden oder Räumen erhalten die Alten

von demjenigen, welcher taxiren läßt, zusammen für jedes Erbe Wird die Taxation aber von den Trägern veranlaßt, weil sie sich bei der bisherigen Taxe benachtheiligt erachten , ge- \chieht solche ihrerseits unentgeldlich.

Für die Erlaubniß zur Sonntags-Arbeit ist an die Kranken-

lade der Kornträger zu entrichten (vide §, 35)

derjenigen Abgaben, welche zur Deckung der Korn-Verwal- tung vom Korn-Verwalter erhoben und der löbl, Stadt- Kämmerei unter genauer Berechnung abgeliefert werden

Für alles einkommende Getraide, Hülsen - und Oelfrüchte wird Wer Getraide, Hülsen- und Oelfrüchte auf andere erlaubte Weise

ohne Messer und Träger bearbeiten läßt, zahlt für den Erlaub- Wer nach der im §. 19 gestatteten Erlaubniß sein Getraide selbst Für jeden Auszug, Extrakt oder Bescheinigung über eine Partie

Für jeden Extraft über Träger - Taxen von einer Treppe, Boden oder mehreren Lokalen, insofern sich selbige in einem Erbe oder

Für Taxirung eines oder mehrerer Böden oder Lokale, insofern sich solche in einem Erbe oder in zusammenhängenden Erben befin-

Wenn ein Messer beeidigt wird, für Antritts-Geld .…............

Jeder Messer hat für alles gemessene Getraide, Hülsen- oder Oel- Früchte, wenn solches von ihnen eingeshaufelt und abgestrichen wird, pro Last -12 Sch. einzukommen, demnach der Verkäufer

Arbeiten sie aber außerhalb der im §. 6 bestimmten Gränze, so er- Wenn Jemand sein Korn statt gemessen , gestürzt haben will, er- hält jeder Messer pr. Last 12 Sh. oder beide zusammen pr, Last Wenn die Messer zur Häuer gerufen werden und ihnen nach einer halben Stunde vergeblihen Wartens, überall keine Arbeit an- Wenn bei lebhaften Geschäften dem Messer laut §. 30 ein Hülfs-

mann zum Einschaufeln mitgegeben wird, so erhält der be- cidigte Messer von dem verdienten Lohne von 1 Mk. 8 Sh.

Wenn der Hülfsmann aber durch einen bceidigten Träger beseßt

Wenn nach §. 19 ihnen das Füllen des Fasses entzogen wird, so erhalten die zum Abstreihen und Führung der Nehnung bleiben-

Wenn nach §. 30 Lit B. zur Führung des Streichholzes und der

| König von Preußen,

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 20. Dez. Niederl. wirkl. Sch. 545. 5% 5% Span. 207. 3% 9a. 305. Pass. —. Ausg. —. Pr. Sch. —. Pol. —. Oesterr. 1087. 4% Russ. Hope 907. Antwerpen, 19. Dez Zinsl. —. Neue Aul. 20%. Frankfurt a. M., 21. Dez.

Poln. 300 Fl. 93% G. do. 500 FI. 967. do. 200 Fl. 315 6. Hamburg, 22. Dez. Bank-Actien 1695 Br. Engl. Russ. 112% Be. London, 19. Dez. Cous. 3% 99%. Belg. 1037. Neue Anl. 207. Pas- sive 4K. Ausg. Sch. 115. 25% Hol. 55. 5% 99. 5% Port. 435. 25% _—, Ergl. Russ. 1155. Bras. 735. Chili 995. Columb. —. Mex. 31%. Peru 223. Paris, 19. Dez. 5% Rente fu cour. 123, 25. 3% do. 6n cour. S1. 40, 5% Neapn. au compt. 107, 5% Span. Rente 285. Pass. 47. Wien, 19. Des.. 6% Met. 111.2. 4%. 101. 3% 761. ank. Actien 1654. Anl. de 1834 1495. de 1839 1165.

Angckommene Fremde.

British Hotel, Se. Excellenz der Königl. preuß. Gesandte am Königl, württembergischen Hofe, General von Rochow, aus Stuttgart. Graf vonBassewiy, Rittergutsbesißer, aus Schliß. Graf Poniatowsfky aus Warschau. Baron und Baronin von Barnekow aus Ralswick, Baron vou Barnekow aus Potsdam.

Hotel du Nord. Oberst a. D. von Sprenger aus Carzin,

Hotel de St. Petersbourg. Geheimer Regierungsrath von Kro- sigk aus Bernburg. i

Meinhardt's Hotel. Freiherr von Mallberg-Broick aus Pots- dam. Baron von Seckendorf aus Düben.

Hotel de Russie, Herr und Madame Coquerill aus Aachen,

Landhaus. Oberst von Strotha, Commandeur der 3, Artillerie-Bri-

gade, aus Magdeburg. U

at L S hlüsser, Licutenant a. D, und Rittergutsbesigzer, aus Wursdorf bei & orau in der Niederlausiß. Gutsbesißer Harfner aus Temmin in Schlesien. Peger, Königl. Domainen - Beamter, aus Schönbrunn bei Sagan. Mäuth- Beamter Gungel aus Prag. Ne- goziant Lagier aus Aubonne im Kanton Waadtland. Uhren-Fabrikant Mathe aus Locle im Kanton Genf,

Nother Adler (Kölnischer Hof). Karbe, prakt, Arzt, aus Solthin. Amtmann Krickau aus Schmölln. Kaufmann Wülfing aus Hückes- wagen, Mühlenmeister Arndt, nebst Gemahlin, aus Quartschen, Land- tvirth Rabe aus Grüneberg. i

| Rheinischer Hof, Graf von Stollberg aus Potèdam. Gutsbesitzer

von Mierzko wski aus Pakosi. Schauspiel - Direktor Schwartz en- berger-Mauriíce aus Hamburg. Particulier Franc aus Magde burg. Juntendantur-Räthin Löwe und Rentiere Grünbaum aus Frankfurt a. d. O. Kaufmann Trappen aus Elberfeld. Braueiguer Hollefreund aus Havelberg. E

| König von Portugal. Destillateur Loose, nebst Gemahlin, aus Smo-

gulec in Polen. Kaufleute v. d. Herberg aus Eupen und Pfeiffer aus Danzig. Negoziant Laseur aus Paris. Particulier Schlummer aus Hannover. Bau-Conducteur Paul aus Stettin,

Kaiser von Rußland. Apotheker von Spielhagen aus Treuen- brießen. Kommerzienrath Neumann aus Danzig. Rentier Bezoldt aus Potsdam. Kaufleute Michaelis aus Dirschau, Menzel aus Halle und Kie gler aus Eifurt,

Hotel de l’Europe. Kaufmann Palm, nebst Gemahlin, aus Schöne- beck, Particulier Danckelman n aus Görliß.

Hotel de Prusse. Assessor Luka u aus Magdeburg. Kaufmann Hoff mann aus Stettin.

Hotel de Brandebourg. Sauer, Königl, portugies. Vice - Konsul, und Apotheker Garbe aus Stettin, Justiz -Kommissarius Dr, Jan- na sch aus Cöthen, Particulier Schröder aus Posen.

Kaufleute Michelis aus Magdeburg und

Peruyh aus Tepliß.

Meteorologische Beobachtungen.

J Abeuds |

10 Ubr. |

1843, Morgeus 23, Dez. 6 Ube.

Nach einmaliger

| Nachmittags | 2 Ubr. |

Beobachtung.

342,11" Par. |341 2 L Par.|340,13"" Par. | Quellwärme 09 M: 26! R. |+ 3,1° R.+ 5,0? R.| Flusswärme 2,7° R. Lo? R. (le 92 R.+ 26° R.| Bodenwärme 3 R. Dunstsättigung| 80 pct. | 76 pet. | S1 pet. | Ausdünstung 0,011 Rb. Wetter trüb, Regen. | reguig. | Niederschlag 0,020 Rh, Wind W. | | W. | Wüärmewechsel + 5,1" Wolkenzug. .. E l Tagesmittel: 341,16’ Par... + 3,9° R... +2,1° R... 79 pct. W.

Königliche Schauspiele.

Montag, 25. Dez. Don Juan.

Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets zum ersten Range à 1 Rthlr., Parterre à 15 Sgr. und Amphitheater à 7% Sgr. zu haben.

Im Konzertsaale: Kabale und Lebe.

Zu dieser Trauerspiel-Vorstellung sind Billets, mit „Saß Nr. 1 in oranger Farbe“ bezéichnet, gültig.

Preise der Pläße: Ein Sperrsiß auf der Tribüne im Saale 1 Rthlr. Parquet 20 Sgr. Balkon 20 Sgr. Steh-Balkon 15 Sgr. Parterre 15 Sgr.

Dienstag, 26. Dez. Der Bertrand.

Zu dieser Vorstellung sind nur noch Billets zum ersten Range à 1 Rthlr., Parterre à 15 Sgr. und Amphitheater à 74 Sgr. zu haben,

y Im Konzertsaale: Das Glas Wasser.

Zu dieser Lustspiel - Vorstellung sind Billets, mit „Saß Nr. 2 in blauer Farbe“ bezeichnet, gültig.

Mittwoch, 27. Dez. Ein Sommernachtstraum.

Jm Konzertsaale: Französische Vorstellung.

Luftdruck . .,.| Luftwärme .. N |

-+ Thaupunkt ... +

I E W. | ——— | 2 R

Weiberfeind. Hierauf: Robert und

Königsstädtisches Theater. i

Moutag, 25. Dez. (Italienische Opern = Vorstellung.) Zum erstenmale in dieser Saison: Pon Giovanni. Opera in 2 Atti. Musica del Maestro Mozart. (Die beiden neuen Decorationen im zweiten Akt sind vom Professor Herrn Luigi Martinelli.)

Dienstag, 26. Dez. Gast-Vorstellung des Kinder-Ballets des Herrn Price aus Kopenhagen, in 2 Abtheilungen. Dazu: Eine Reise nah Spanien. Vorher: Nah Sonnenuntergang. ;

Mittwoch, 27. Dez. (Jtalienishe Opern-Vorstellung.) Maria,

ossía: La Figlia del Reggimento,

Verantwortlicher Redacteur Dr. F, W, Zinkeisen. Gedrudt in der Decker schen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei.

do. 9977. Zinsl. 43, Prouss.

5% Met. 1125. Bank - Actien 2017 Ber. p- ult. 2015. Bayr. Bauk - Actien 675 6. Hope 895. Stiegl. 887. Int. 54 7.

Inland.

Tilsit, 19. Dez. (T. W,) Bei dem in diesen Tagen heftig an- haltenden Sturmwinde war unser Memelstrom so aufgeregt, daß er mehrere Kähne umwarf und sie bald darauf zertrümmerte. Leider sind auch dadurch in den Fluthen mehrere Menschen umgekommen, die ihre Reise in die Heimat antreten wollten. Wie wir vernehmen, soll der Sohn eines wohlhabenden Grundbesißers aus der Gegend von Kau- kehnen, welcher Getraide hierher gebracht hatte, seinen Tod gefunden haben; eben so soll ein Schiffer auf eine beklagenswerthe Art ums Leben gekommen sein. Auch das Memel-Ufer hat bei unserer Stadt bedeu- tenden Schaden erlitten, indem die Wellen die Erde wegspülten, und so das Ufer an mehreren Stellen förmlih minirten, Eine Menge Brennholz, daß sich darauf befand, ist herabgestürzt und theilweise weggeschwommen. Es stände noch Aehnliches zu befürchten, wenn nicht hon die erforderlichen Anstalten zur Sicherung des Holzes ge- troffen würden.

Ueermünde, 19. Dez. (B. N. d. O.) Am 21. Novem- ber, Abends 8 Uhr, kam das von Stettin mit dem Dampf boot „Wollin““ hierhergebrahte, nah dem hiesigen Hafen bestimmte Brigg- hi „der Strahl“, Capt. Ehmcke, die Mündung der Uecker ver- fehlend, westlih derselben auf den Strand, dem sogenannten Kam1g= Oafen, und konnte erst nah zweittägiger Arbeit, mit bedeutenden Kosten heruntergebrat werden, Glücklicherweise wehte der Wind aus Westen, bei nördlihem oder nordöstlihem Winde hätte dadurch sehr leiht der Verlust des Schiffes herbeigeführt werden können. Das Unglück soll allein dem Umstande zuzuschreiben sein, daß die Einfahrt in die Uecker, die sich {hon bei Tage kaum markirt, in der Dunkelheit nicht zu finden ist.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten

Sachsen. Leipzig, 20. Dez. (D. A. Z.) Das Personal= Verzeichniß der hiesigen Universität für das laufende Winter-Halbjahr läßt wieder Bestand und vorgegangene Veränderungen überblicken. Ordentliche Professoren sind überhaupt 40, außerordentliche 34, Privat- Dozenten 26 aufgezählt, von welchen zur theologischen Fakultät 6 Pri- vat= Dozenten, 4 außerordentliche und 7 ordentliche Professoren ge- hören. Jn der juristishen Fakultät lehren 7 ordentliche, 4 außer- ordentlihe Professoren und 6 Privat-Dozentenz die medizinische zählt nah dem Ableben des Hofraths und Professors der psychologischen Heilkunde J, C. A, Heinroth noch 10 ordentliche, 12 außerordentliche Professoren und 7 Privat -= Dozenten; in der philosophischen endlich sind 16 ordentliche, 14 außerordentliche Professoren und 7 Privat- Dozenten verzeihnet. Die Gesammtzahl der Studirenden beträgt 869 (im vorigen Semester war sie 857, im vorigen Winter-Halbjahr 850), wovon 128 gus den deutschen Bundesstaaten (623 aus dem König= reihe Sachsen und 205 aus anderen Bundesländern), 41 außerhalb Deutschlands gebürtig sind. Nach den Wissenschaften widmen si davon der Theologie 228, den Rechten 338, der Medizin (162) und Chirurgie (46), zusammen 208, der Philologie 22, der Philosophie 20, Chemie und Pharmazie 18, Pädagogik treiben 6, Mathematik 18, Cameralia 11. Außer den obigen Dozenten sind noch 8 Lektoren und Lehrer für Sprachen, Musik, Zeichnen und 3 Exercitien-Meister an der Universität thätig.

Württemberg. Tübingen, im Dez. (S. M.) Die Zahl der hier Studirenden im gegenwärtigen Winterhalbjahre is 854, worunter 76 Ausländer, nämlich: 1. Studirende der evang. Theolo= gie: Württemberger, im K. Seminar 60, in der Stadt 57, Aus= länder 28; zus. 145. IL Stud. der kath. Theologie: Württemb,, im K. Wilhelmsstift 97, in der Stadt 10, Ausl. 15; zus. 122. IIT, Stud. der mosaishen Theologie: Württemb. 1. IV, Stud. der Rechtswissenschaft: Württemb, 153, Ausl. 8; zus, 161, V. Stud, der Medizin und höheren Chirurgie: Württemb. 60, Pharmacie 13, Chirurgie 37, Ausl. 12; zus. 122, V1, Stud. der Philosophie : Württemb., im K. Seminar 65, im K. Wilhelmsstift 98, in der Stadt 21, Ausl. 9; zus. 193. VIl, Stud. der Regiminal=-, Kame- ral- und Forstwissenschafst : Württemb. 106, Ausl. B au ELO, Davon sind in diesem Halbjahr neu angekommen 224, Jm lebten Sommer-Halbjahr war die Zahl aller Stud. 843, worunter 60 Ausl. ; im leßten Winter-Halbjahr 847, worunter 62 Ausl,

Hall, im Dez. (S. M.) Für das {hon mehrmals erwähnte, von einer Gesellschaft wackterer hiesiger Männer beabsichtigte, evan- gelishe Frauenstift is nun der Entwurf der Statuten nebst einem Begleitungsworte im Druck erschienen. Wir theilen hier aus diesem Entwurfe Einiges mit: Zweck der Anstalt is, einsam stehenden gebil= deten Wittwen und unverheiratheten Frauenzimmern evangelischer Kon- fession vom Jn= und Auslande theils in gemeinschaftlicher Haushal= tung und friedlihem Zusammenwohnen das Leben sorgenfreier und angenelmer zu machen, theils einen segensreihen Lebenszweck im Dienste der Menschheit anzuweisen. Zu diesem Zwecke sollen 50 Frauens=- personen in einem Hause zusammen anständige Wohnung, Kost und was sie sonst für Körper und Geist in gesunden und kranken Tagen bedürfen (mit Ausnahme von Kleidung und Leibweißzeug) gegen eine mäßige jährlihe Einlage erhalten. Jhr Beruf ist, theils in der An= stalt selbst einander mit Trost, Rath und That zu dienen, theils außer der Anstalt der hülfebedürftigen Menschheit in Familien, in wohlthä= tigen Anstalten u. dgl. auf eine, ihrer Bildung und ihrem Stande angemessene Weise zu Hülfe zu kommen aus uneigennüßiger Liebe um Gottes Willen. Zu Gründung und Erhaltung der Anstalt nimmt der Verein, der dieselbe sih zur Aufgabe macht, so viele freiwillige Anlehen, je zu 100 Fl,, welche auf Verlangen verzinst werden, auf, als nöthig sind. Wenn die Anstalt durch Geschenke, Legate und dergl. zu einigem Ver=- mögen gelangt, so müssen davon die Anlehen, und zwar zuerst die lästigen nah dem Loose, nah und nach zurückbezahlt werden. Zur Erhaltung der Anstalt hat jede ihr angehörige Frauensperson jähr- lich 100 Fl. einzulegen, von welchen die shuldigen Zinse, die nöthi gen Lebensmittel, ärztliche und wundärztliche Hülfe, Arzneimitlel, Be- leuhtung, Wäsche, Holz, Magdlöhne und was sons die Anstalt be- darf, bezahlt werden, Wenn die Anstalt einmal \s{uldenfrei sein wird, so sollen, so weit es die Kasse gestattet, bedürftige und würdige GSrauenspersonen auh gegen herabgeseßte jährliche Einlage aufge- nommen werden. Es können uur Personen aufgenommen werden, welche weder Kinder, noch “andere Angehörige mit sih bringen. Jede Stiftsfrau hat das Recht, wann es ihr beliebt, aus der Anstalt aus= zutreten, Eben so hat der Ausschuß das Recht, solche Personen, welhe den Zwecken der Anstalt ihren Dienst eigensinnig und hart-= näckig verweigern, durch Fehltritte der Anstalt Unehre machen, oder den Sieben und das Gedeihen der Anstalt, wiederholter Warnungen

1073

unerachtet, zu stören fortfahren, unter Darlegung des Grundes zum Austritt aus der Anstalt zu veranlassen.

Oesterreichische Monarchie.

© Wien, 18. Dez. Außer den Jhnen kürzlih gemeldeten (Nr. 166 der Allg. Pr. Ztg.) sind in unserem Medizinalwesen von der Hof-Kanzlei noch mehrere Aenderungen in Vorschlag gebracht worden, vorzüglih im Apothekerwesen. Das Bestehen der bisherigen allgemeinen, für alle Provinzen geltenden Apotheker-Taxe, scheint nämlich, wenn man die Regie-Auslagen der Apotheker in der Haupt- stadt Wien mit jenen der Apotheker in den Provinzial-Hauptstädten und guf dem Lande vergleicht, der Billigkeit niht zu entsprechen, da die Lebteren durch die außer allem Verhältniß geringeren Regie=- Auslagen gegen die Ersteren begünstigt sind, und die Medikamen- ten-Taxe für sie offenbar zu hoh bemessen i. Während der Apotheker in der Haupt- und Residenzstadt Wien nur durch den verhältnißmäßig größeren Absaß an Medikamenten sein Auskommen finden muß, bezieht der Apotheker in den Provin= zialstädten und besonders auf dem Lande bei einer gleihen Taxe und viel geringeren Regie - Auslagen einen solchen Gewinn, daß er die Arzeneien um einen bedeutend geringeren Preis abzugeben in der Lage ist, ohne an seinem Gewinne verkürzt zu sein, woraus niht nur für das Publikum, sondern auch für das Aerar, hinsichtlih der aus dem Staatsschaße zu bestreitenden Medikamente, ein Nachtheil ent- steht. Den Provinzial - Regierungen wurde daher die Berathung darüber aufgetragen, ob es nicht angemessen wäre, die Medikfamenten- Taxe aufzuheben, und unter welhen Vorsichten und Bedingungen zur Erzielung einer sicher guten Bedienung des Publikums und der er- forderlichen Kontrole gegen Mißbräuche dies zu geschehen hätte, oder ob für jede Provinz eine eigene Medikamenten - Taxe einzuführen wäre? —— Auch eine neue Pharmakopöe soll eingeführt werden, und um diese niht nur dem gegenwärtigen Standpunkte der verschiedenen Zweige der Heilkunde, sondern auch den verschiedenen Bedürfnissen der einzelnen Provinzen des Kaiserstaates nah Möglichkeit anzupassen, sind die vershiedenen Sanitäts=Kollegien zur Erstattung eines Gutachtens aufgefordert worden. Auch in Beziehung auf die bisherigen amtlichen Verrichtungen der aus der Staats-Kasse bezahlten Kreis-Wundärzte soll die Frage berathen werden: ob selbe nicht entbehrlih scheinen, somit und unter welchen Modalitäten gänzlich einzuziehen wären, um deren Wirksamkeit auf andere, den Staatsschaß weniger belastende Weise zu ersetzen.

rone dd.

A Paris, 18. Dez. Man kommt von allen Seiten überein, der in der Zusammenseßung des Ministeriums vorgegangenen Verän= derung keine große politische Wichtigkeit zu geben. Die Opposition will gleihwohl darin eine neue Verstärkung des in dem Kabinette vorherrschenden Guizotshen Einflusses schen, gegen welchen bisher Herr Teste zuweilen seine Stimme mit denen der Herren Marschall Soult und Cunin-Gridaine in die Wagschale zu legen pflegte. Herr Dumon gilt nämlich für einen unbedingten Anhänger der Grundsäße und der Maximen des Herrn Guizot, durch dessen parlamentarische Haltung er seit einer Reihe von Jahren immer die seinige hat be- stimmen lassen. Herr Dumon i} übrigens, wie ihm auch seine Mei= nungsgegner zugestehen, ein Mann von Verdienst, von gründlichen Kenntnissen und ein unermüdlicher Arbeiter. Wenn er bisher keine bedeutende parlamentarishe Rolle gespielt hat, so liegt die Ursache davon in dem Umstande, daß er kein Redner is, d. h. daß er keinen Vortrag hat. Es fehlt ihm keinesweges an der Gabe, seine Gedan= fen in fließender Sprache und in klarer Weise auszusprehen, wohl aber an dem Talente, durch Ton und Geberde Aufmerksamkeit zu erzwingen und Jnteresse zu erregen.

Noch immer ist es ziemli still von den parlamentarischen Fra= gen, welche die Kammer in ihrer bevorstehenden Session vorzugs= weise beschäftigen werden. Die seit mehreren Monaten angeregte Idee einer Revision des Geseßes über die Befestigung von Paris, für welhe zuleßt Herr Arago in die Schranken getreten is, und von deren Ausbeutung sich ein Theil der Opposition große Resultate ver= sprach, hat für jeßt ein vollständiges fiasco gemacht, und sie wird in der Kammer wohl kaum zur Sprache gebraht werden, da ihr die Unterstüßung durch eine energische öffentlihe Meinung fehlt, auf die man gerehnet hatte. Dagegen is vorauszusehen, daß die Dotatiors- Angelegenheit zum Terrain für einen hißigen Kampf von der Oppo= sition gewählt werden wird und daß die Regierung in diesem Kampfe den Sieg {werlich ohne empfindlihe Einbuße erringen dürfte. Ei= gentlihe Geseßgebungs - Fragen werden, allem Anscheine nach, nur wenige vor die Kammern kommen, und es ist sehr zweifelhaft, ob diese wenigen überhaupt eine Lösung erhalten werden, wie z. B. die Frage über den Secundair- Unterricht, Der einzige auf die bevor- stehende Session bezügliche Gegenstand, für den man sich bis jeßt einigermaßen interessirt, ist die Frage von der Wahl des Präsidenten der Deputirten-Kammer, die zwishen den Herren Dupin und Lamar= tine {chwankt.

ck= Paris, 18. Dez, Madame Dudevant, die unter dem Au- tornamen George Sand bekannte, geistreihe Schriftstellerin, hat das Beispiel des Herrn von Lamartine, der bekanntlich in dem zu Mäcon erscheinenden Blatte Le Bien Public ein besonderes Organ sich gründete, in welchem er von Zeit zu Zeit seine patriotischen Phanta- sieen Frankreih und der Welt zum Besten giebt, folgen zu müssen geglaubt; auch sie wird unter ihrem speziellen Einflusse und als Or- gan ihrer politishen und sozialen Jdeen, in der Provinz ein Blatt sich schaffen, und zwar im Departement der Jndre unter dem Titel Eclaireur de l’Jndre. Sie hat in dem radikalen hier erschei= nenden Blatte la Reforme ein offenes Sendschreiben an Herrn von Lamartine gerichtet, worin sie demselben zuerst zu der in der neuesteu Zeit von ihm ceingeshlagenen Bahn Glück wünscht und zum Ansharren darauf aufmuntert, dann aber seine Mit= wirkung für das von ihr beabsihtigte Blatt in Anspruch nimmt, indem sie dagegen die ihrige zu dem Bien public des Herrn von Lamartine zusagt. Warum sie das Blatt in der Provinz und nicht hier selbs will erscheinen lassen , erklärt si leicht aus dem Juhalte des Schreibens der berühmten Schriftstellerin, so wie aus dem Zwecke, den sie darin als Ziel, das jeßt vor Allem von den Publizisten Frankreihs verfolgt werden müsse, darstellt; dieser Zweck is Hebung und Belebung des erschlafften öffentlihen Geistes und Bekämpfung der Mißbräuche, welche die Folgen des ins Ueber= maß getriebenen Centralisations - Systems sind. Wie man sieht wird also Paris, das mit der Centralisation identifizirt is, das ihr seine ganze Größe, Bedeutung, seinen überwiegenden Einfluß auf Entschei- dung aller nur irgend bedeutender Fragen verdankt, das Hauptziel der Angriffe des neuen Journals werden. George Sand sagt in ihrem Schreiben an Herrn von Lamartine über die Centralisatio un= ter Anderem :

„Die Centralisation is allerdings der Schlußstein zu dem Gebäude der französischen Einheit, und Gott verhüte, daß Frankreich nicht zum Fü- deralièmus sich hinneige, wie Spanien in seiner Angst und in sei- nen leßten Krämpfen demnächst vielleicht gezwungen sein wird, demselben sich zuzuncigen, Aber der Grundsaß selbst der Centralisation is bei uns jezt so sehr verfälsht, daß er das Gegentheil der wahren Centralisation hervorbringt, nämli die Concentration, das Uebergreifen und die Ab- sorption (ih lasse das französische Wort, da man im Deutschen s{hwerlich durch ein einziges Wort die ganze Jdee wiederzugeben vermag, welche die Verfasserin darin fknüpfic ). Paris spielt nicht mehr die werkthätige Rolle, durch welche die Hauptstadt die Civilisation befruchten sollte, indem sie die Bewegung der Provinzen organisirt und leitet, Anstait ohne Un- terlaß das Leben vom Mittelpunkte nah den Extremitäten zurück- fließen zu machen, is diese ausgedchnte und furchtbare Hauptstadt ein Schlund geworden, wo das Blut gerinnt, wo der Reichthum ver- {lungen wird, wo das Leben sih verliert, Jn der That sollten alle Lebensfräfte des Landes dahin ihre Richtung nehmen, da ausmünden: aber nur unter der Bedingung, daß diese Kräfte sich ausbreiteten, nahdem sie sich, wenn ich so sagen fann, am Busen der Mutter des Vaterlandes (wie Johannes Ziska von seinem alten Prag sagte) sich neugestählt haben, und zurüfämen, um das Geburtsland, das sie erzeugte, mit allem ge- reinigten und vereinigten Feuer am Centralheerde zu entflammen. Aber weit entfernt davon, verzehrt das geizige Babylon seine Kinder, und wenn es sie dem Boden, der sie hervorgebracht hat, wiedergiebt, so thut es dies nur, S cs ihnen allen Saft, dem sie ihm gegeben hatten, abge- zapst hat.

An einer anderen Stelle sagt die Verfasserin dann:

„Die an landwirthschaftlihen und industriellen Produkten reichsten Pro- vinzen sind gerade diejenigen, wo die Bürger am wenigsten daraus Nußen ziehen. Alle unsere (Hrundeigenthümer, alle unsere Pächter des Berry, ver- schen die Märkte von Paris mit gemästeten Ochsen z seit Menschengedenken hat Reich oder Arm im Berry nur Kuhfleisch, oder, was noch {limmer ist, gar nur Fleisch von kranken Ochsen gegessen, Jch weiß es nicht, aber ich wollte wetten, daß man in Burgund schlehten Wein trinkt, und daß man zu Elbeuf kaum díe Kleider aus Tuch kennt, Wenigstens bin ich überzeugt, daß nirgends das Volk an den Wohlthaten der Production Antheil hai, die unter seinen Händen ih erschließt. Alles wird vom Centrum ausge- saugtz nur Geld kommt von dort zurück; ein unfruchtbares Produkt, schein- barer Genuß, der nie bis zu den armen Klassen hinabsteigt, und nicht ein- mal den Mittelklassen zu Gute kommt. Das Geld in ihren Händen is nur ein Mittel, den Geldverkehr forizuseßen u. #. w.“

Aus diesen wenigen Bruchstücken mögen Jhre Leser {hon hin= reichend ersehen, in welchem Geiste das neue Provinzialblatt redigirt sein wird. Wie die radikalen Jdeen, welchen George Sand auch in der Revue Jndependante eifrigst das Wort spriht, auch hier überall durchleuhten, würde an \sich {hon unverkennbar sein, wenn in dem Schreiben selbst auch die direkten Angriffe auf die jeßige Regie= rung und das ganze System der jeßt bestehenden politishen und jo= zialen Einrichtungen unterblieben wären, die sih jedoch darin finden. Ein sehr bezeihnender Umstand für die Stellung, welhe Herr von Lamartine jeßt in der Meinung und in der Wirklichkeit einnimmt, liegt aber darin, daß alle mehr oder minder radikalen Bestrebungen, wo solhe nur immer auftauchen, in ihm einen natürlichen und unbe= zweifelten Bundesgenossen zu haben der Ueberzeugung sind.

Grossbritanien und Irland. London, 16. Dez. Eine so eben erschienene Schrift „Frank=

reich, seine gouvernementale und soziale Organisation“ (france: Uer

gouvernemental and social organisation exposed and considered)

ohne Angabe des Verfassers, veranlaßt die Times zu folgenden in- teressanten Betrachtungen über die verschiedene politische und soziale Bildung Englands und Frankreichs :

„Es wird häufig die Frage aufgeworfen, warum die Engländer im Allgemeinen sih so wenig um die Regierungsformen fremder Länder be- fümmern. Wir antworten, weil sie so wenig von dem Dascin ihrer eige- nen Regierung spüren. Von Kindheit an gewöhnt an den Genuß persön= licher Freiheit und an die eigene Besorgung ihrer Lokal-Angelegenheiten Geburtsrechte, die chne Gefährdung der Constitution nicht verleßt werden fönnen fümmern sie sich um die Regierungs-Autorität, unter der sie leben, weniger als die Bürger der meisten anderen Länder, und sind zufrieden sich aller Fragen enthalten zu können, aus denen ihnen doch kein Vortheil erwächst.

Daher ist es denn auch wahrscheinlih gekommen, daß die Engländer mit wenigen Ausnahmen keine Empfänglichkeit sür die Lehren der republi- fanischen Propaganda gezeigt haben und mit den Aposteln des Aufruhrs und der Zerstörung wenig harmonirten. Es is der eigenthümliche Geist des britischen Volks, lieber darin einzuwilligen, was Andere ihm vorschrei- ben, als für ih selbst neue Pläne zu entwerfen. Das Volk hat keinen Trieb, selbst handelnd auf die politische Bühne zu treten, so lange es sich als Zuschauer noch wohl fühlt, und diese seine geistige Verfassung is es, welche sein wahres Glück ausmacht, während sie scine wesentliche Freiheit beurkundet, Jn der politishen wie in der physischen Ordnung der Dinge it der gesundeste Zustand gemeinhin der am wenigsten fühlbare, Das ist es auch, worin die hauptsächlichste Verschiedenheit zwischen dem politischen Charafter der Engländer und jenem ihrer Nachbarn auf dem Festlande be- steht, und man begreift diese Verschiedenheit am besten aus den Beispie- len, welche von militairischen Autoritäten zur Charakterisirung der Armeen beider Länder angeführt worden sind. Auf dem Schlachtfelde betrachtet der französische Soldat sih als Offizier und gehorcht nicht, weil ihm befohlen wird, jondern weil er sih mit der Weisheit und Zweckmäßigkeit des Befehls zu- frieden fühlt, Dem englischen Soldaten fällt es dagegen auf der anderen Seite niemals ein, zu fragen, sondern er gehorcht einfach und vollstreckt den Befehl. Gerade eben jo ist es in politischen Dingen. Während der Franzose im größten Eifer mit seiner eigenen Regierung herumhadert und mit cifersüchtigen Blicken auf die Regierungen anderer Länder sicht, arbeitet der Engländer angestrengt und ruhig fort, brummt und streitet auch wohl, wie es die Sache mit sich bringt, aber giebt sich selten die Mühe, seine Augen aufzuschlagen, um zu schen, was seine Nachbarn machen. Der Erstere hat vielleicht in seinem Leben Throne wanken und Könige unter der Herrschaft eines Revo- lutions- Tribunals siürzen sehen; er war Zeuge von der Herstellung und Vernichtung einer Reihe von Constitutionen, daß ihm zuleßt das Vertrauen zu jeder shwandz der Leßtere weiß dagegen sehr wohl, daß die britische Constitution lange {on da war, als er zur Welt kam, und daß, wie ver- ändert dieselbe auch im Laufe der Zeit durch den Wechsel der Umstände und neue Bedürfnisse dasteht, sie doch noch immer \o kräftig wie chemals ist und unverändert in ihren Prinzipien sich wunderbar den neuen Forde- rungen der Gesellschaft ohne plögliche und konvulsive Uebergänge anschmiegt. Wir können cs sehen, wie diese charakterischen Geistes - Richtungen durch die Politik der beiderseitigen Regierungen genährt und entwickelt werden. Das französische Regime hat zum Zweck, die Stimme der öffentlichen Mei- nung zu ersticken , durch und für sich selbs allein zu regieren, alle Gewalt in sich zu centralisiren, und über die leiseste Spur von Bewegung in der entzündbaren Masse zu scinen Füßen die eifrigste Kontrolle auszuüben. Es ist dagegen die Weisheit der englischen Regierung, wenn nicht die Trug- \chlüsse einer herzlosen National-Oefonomie oder Partei-Jnteressen sie ver- dunkeln, ihre Maßregeln den Bedürfnissen des Volks anzupassen, der Ent- wickelung von Privat-Unternehmungen das weiteste Feld zu öffnen ersucht und den freien Ausdruck der persönlichen Meinungen zu begünstigen, insofern der- selbe nur nicht unverträglih mit dem Frieden und der Ordnung der Gesell- schaft und der Unverleßlichkeit der Constitution selbst is. (Man hat indeß in England auch schon ziemliche Fortschritte auf dem Wege der Centralisation der Regierungs-Gewalt gemacht, und alle Regierungen, Whigs wie Tories, haben darin eine gleiche Politik befolgt, man geht täglich auf diesem Wege, wenn au langsam, weiter fort, nur ist die Times, als Ausdruck der alten Tories oder des an dem Althergebrachten hängenden englischen

Volkes, derartigen Reformen durchaus entgegen, und sie nennt es hier herz-