1843 / 179 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

en. Leivzig, 23. Dez. (L. Z.) Der von einer U unserer Seen Jndustriellen errichtete, reih und ge- chmadckvoll ausgestattete Bazar is} in diesen Tagen von Einheimischen und Fremden in großer Zahl besucht worden, Am Abend des 20, Dezem- ber fand in seinen Räumen eine rührende Scene statt. Auf Einladung des Comités waren die Waisenkinder unserer Stadt erschienen und durchzogen in langer Reihe die glänzend erleuchteten Hallen, mit freund= lihen, verwunderten Blicken die Gegenstände der Ausstellung an- shauend. Eine der Hallen trug die Juschrift: „Zum Besten der Waisenkinder““, und in ihr wurden Früchte zu diesem Zwecke ver- fauft. Als die Kleinen dieselbe durchzogen, und manches unter ihnen durch jene Juschrift daran erinnert werden mochte, daß auch hier seiner gedaht werde, nahte sich ein Unbekannter dem Führer der Kinder, ihm rasch fünf Thaler in die Hände drückend, um hier unter die Waisen vertheilt zu werden. Bald folgten von Frauen und Män- nern der Gaben mehrere, besonders als einer der Knaben in der Mittelhalle, deren Jnhaber, Herr Felsche, die Kinder bewirthete, den edlen Gebern ein Lebehoch in ungekünstelten Worten ausbrachte, die Aller Herzen ergriffen. So gestaltete sih eine {öne, aus den Regungen edler Herzen hervorgegangene Vorfeier der Weihnachts- freude, die am heutigen Abend, wie schon früher, den Zöglingen des Waisenhauses bereitet wurde, und der das Publikum dur zahlreiches Erscheinen seine lebhafteste Theilnahme bezeugte.

Baden, Karlsruhe, 21. Dez. (K. Z.) In der gestrigen (13ten) Sizßung der zweiten Kammer zeigte das Sekretariat an, daß die Abgeordneten Welcker und von Jh stein Motionen zu begründen gedenken, und zwar der Erstere eine Motion „auf eine Gesez-Vorlage, durch welche bei der bevor- stehenden Aenderung unserer Gerichts-Organisation und unseres gerichtlichen Verfahrens für die Rechte derjenigen Unabhängigkeit der Stellung begründet wird, welche dem §. 14 der Verfassung8-Ukunde entspricht, welche in ganz Deutschland bis zur französischen Nevolution reichsverfassungsmäßig bestand und welche noch gegenwärtig bei den freien europäischen Nationen besteht, allermindestens aber doch einer solchen, wie sie die Richter in den anderen deutschen Staaten besien.“ . E

Der Abg. von Jhstein eine gleiche, dahingehend: Se. Königl. Hoheit den Großherzog ehrfurchtsvoll zu bitten: „der gegenwärtigen Stände-Ver- sammlung zu den dic Strafrechtspflege, den Strafprozeß und die Geiichts- Verfassung betreffenden, den beiden Kammern bereits zur Berathung und Zustimmung übergebenen Geseßen auhch uoch einen Geseß-Entwurf über Einführung der Geschworenen - Gerichte vorlegen zu lassen, um diese in vielen Punkten si einander bedingenden, höchst wichtigen Geseße in Ueber- einstimmung bringen zu können,“

Die Tagesordnung führt hierauf zu Begründung der Motion des Abg. Bassermann auf eine Bitte an Se. Königl. Hoheit den Groß- herzog um Vorlage eines Geseÿ- Entwurfs über Einführung einer Kapi- taliensteuer.

Die Abg. Baum, von Jhstein, Welcker, Heckter, Bleidorn, Reichenbach unterstüßen dieselbe und beantragen deren Druck und Ver- weisung in die Abtheilungen, Der Abg, Knapp dagegen erklärt sich gegen die Motion, indem er bemerkt, dieselbe sei keinesweges etwas Neues, sondern \{chou auf dem ersten Landtage, im Jahre 1819, in Anregung gebracht worden, und habe dort ihre Erledigung dadurch gefun- den, daß man zur Tagesordnung übergegangen sei, Unverkennbar seien auch die nachtheiligen Folgen einer Kapitaliensteuerz sie hätten sich damals geäu- ßert, als man den Versuch ihrer Einführung gemacht habe, und würden ohne Zweifel bei einem wiederholten Versuche in gleicher Weise sich einstellen, Als den Hauptnachtheil hebt der Redner die Steigerung des Zinsfußes her- vor, welche die unausbleiblihe Folge jeder Kapitaliensteuer sei. Dieses habe

sich bei der ersten Einführung derselben gezeigt, indem der Zinsfuß sich da- mals auf 6 und 10 yCt, gesteigert habe. Dieser Uebelstand habe die Ne-

gierung bewogen, die Kapitaliensteuer wieder aufzuheben, und zwar zu ciner 7

Zeit, wo die Staatskasse sich in bedrängten Zuständen befunden habe. Der Redner wirft hier einen Blick auf die Finanz Operationen im Jahre 1820, welche beabsichtigt hätten, sich dem Drucke und den harten Vedingungen der Staatsgläubiger zu entzieben, Jn Folge der Aufhebung der Kapitaliensteuer habe sich der Zinsfuß sofort auch vermindert, und dieses sci die beste Erleichterung, welhe man den Landleuten ver- schaffen könne, Man irre sich sehr, wenn man glaube, durch diese Steuer die niederen Klassen za erleichtern; denn nicht der Kapitalist zahle dieselbe, sondern der Schuldner, der vom Kapitalisten in Folge jener Steuer sich härtere Bedingungen müsse gefallen lassen, Der Motions-Begründer sprehe von einer gerechten Steuer-Vertheilungz sei es ihm aber hierum zu thun, so möge er auch in Erwägung zichen, daß das Hâusersteuer-Kapital in der Stadt Mannheim basirt sei auf eine Zeit, wo die Häuser nicht so hoch im Werthe gestanden hätten, als jeßt, Er erkenne bereitwillig den Fleiß und die Betriebsamkeit der Bewohner der Stadt Mannheim an, in Folge deren sih auch der Werth ihrer Häuser gesteigert habe; der Gerech- tigkeit aber werde es nicht entgegen sein, wenn man in Folge der verän- derten Umstände au die Häuser mit einer höheren Steuer belege, Auch fremde größere Staaten hätten es immer gefährlich gefunden, zu einer solchen Kapitaliensteuer zu schreiten; das einzige Beispiel Württembergs, worauf man si berufe, beweise nichts; selbst Holland in seiner großen finanziellen Krisis scheue sich, in einer Kapitaliensteuer Hülfsmittel in der Bedrängniß zu finden. Besonders aber sei noch zu erwägen, daß bei weitem der größere Theil der Kapitalien im Lande den Stiftungen ange- höre, denen durch eine solhe Steuer sehr wehe geschehen würde, Nachdem in Folge dieser Aeußerung des Abg. Knapp von Seiten des Motionsbegründers einige Gegenbemerkungen gemacht worden waren, beschließt die Kammer dic Verweisung der Motion in die Abtheilungen und den Dru derselben. 7

Der Präsident ruft hierauf den Abg. M athy auf die Rednerbühne, um seine Motion, die Preßsreiheit betreffend, zu begründen, Die Schluß- Anträge gehen dahin: Die Kammer wolle in einer Adresse an Se. Königl. Hoheit den Großherzog, unter Bezugnahme auf die Beschlüsse von 1833, 41835, 1837, 1839 und 1842, die Bitte richten;

Haydn wurde Cherubini zu jener Vollendung geleitet, die ihn später so hoch über seine Zeitgenossen , ja, über sih selbs erhob. Cherubini, der bis da- hin noch nichts von Haydn oder wenigstens nihts von Bedeutung gehört hatte, befand \sich eben in Paris und hörte dort in cinem Concert spiritnel eine Haydushe Symphonie. Dieses mit Energie und Präzision ausge- führte Tonstück machte einen so gewaltigen Eindruck auf ihn, daß sein ganzer Körper, der leider schr {wächlich und von der zartesten Reizbarkeit war, erstarriez; seine Augen brachen, und diese Krisis hielt noch lange nah Been- digung der Symphonie an, Dann löste sie sich in eine Erschlaffung aufz E En Fu mit p tel as Ba vine E ER Sou fing A Verke zu studiren. Seit dem Studium Haydn Min "Bu Tos, “vos ae O an, mit E stimmt anzusprechen, s Jennéne mx ¿hn et tgreaia rid, Werfen so stand er erhaben über seine Sandéléute und als Lieblin Gen fran ósisc en QOS en s er in der Musik bildete, und für die er Lde! mar; fraft dra De R kräftig da in ewiger jugendlicher Geistes- O , ,, Die Reise auf dem Sankt Bernhardtsberg ‘‘ i der Títel einer Oper, deren dürftige Handl ; s at ñ 7 ge Vaudlung in den Eisregionen des großen Bernhardt spielt, und aus der erst Cherubini so weit es möglih w in poetisches Werk gemacht hat. Obgleich keine historischen 'Beiweis vor ats den, so ist doch mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß er dies i e E schen der „Medea“ und seinem berühmten „Wasserträger““ eschrieb Li L s Ganze hat nicht die harmonische Haltung und Uebereinstimmnn ; aller Ti eile wie jene zuleßt genannte Oper z man findet eine Vorliebe ali na für alles Pathetische, sondern hin und wieder auch für das Wilde, Schneidende, Schau- derhafte, so daß zuweilen merklich der fühne Geist des Künstlers über dem Theater zu shweben scheint, Schon in der Ouvertüre, die uns am 2Wsten vorgeführt wurde, und die uns die Veranlassung zu vorstehenden Bemer- fungen über Cherubini selbst gab, spricht sich jener wilde Geist ausz sie T s a Pn kräftig, aber rauh, wie die Gegend des an ernhardts,

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1) Bei der Bundes - Versammlung dahin wirken zu lassen, daß die in Art. 18 der Bundes - Akte verheißenen Bestimmungen über die Preßfreiheit in Deutschland ín's Leben treten und der Art, 17 der Verfassung endlich zur Wahrheit werde z -

2) dem gegenwärtigen Landtage einen Geseß-Eutwurf vorlegen zu lassen, wodurch das Gefeß vom 28. Dezember 1831 über die Presse mit den durch die Bundes - Bestimmungen zur Zeit ctwa noch gebotenen Modificationen, worunter jedo in keinem Falle die Censur und das geheime Verfahren in Preßsachen begriffen sein Iönnen, wieder bergestellt wird.

3) bis dahin aber Mittheilungen über Landes - Angelegenheiten von jeder Censur zu befreien; im Uebrigen die Censur an Orten, wo Richter- Kollegien sind, einem Mitgliede derselben zu übertragen, die Nekurse gegen Verweigerung der Druck-Erlaubniß aber den Gerichten zur Erlediguug nach den bestehenden Geseßen zu überweisen.

Die Abg. von Jhstein, Welcker, Knittel, Reichenbach, Hecker und Nindeschwender unterstüßen dieselbe mit dem Antrage, sie in die Abtheilungen zu verweisen und dem Druck zu übergeben, Die Kammer erklärt einstimmig sich für Berathung der Motion,

Der Rest der Sizung wurde ausgefüllt mit Erstattung einiger Pe- titions-Berichte.

Karlsruhe, 22. Dez. (F. J) Unsere Kammern haben, ohne eigentlih vertagt worden zu sein, gestern ihre Sißungen für dieses Jahr geschlossen. Am 3, Januar werden die meist in ihre Heimat abgereisten Abgeordneten wieder hier erwartet.

Kafel, 22. Dez. (K. a. Z) (Sißung vom 49, Dezember. Schluß der in Nr. 178 der Allg. Pr. Ztg. abgebrohenen Stände - Verhandlungen.) Der Berichterstatter, Herr Eberhard, bemerkte noch, es verstehe sich wohl von selbst, d-þ in Bewilligung des Darléhens noch nicht eine Genehmigung der einzel nen Posten liege, indem diese ers Gegenstand der Prüfung bei Vor= lage der Rechnungen sei, Man könne indeß noch einen folhen Vor= behalt beifügen. Herr Giesler nahm sih kräftig des Ausbaues des Hafens zu Karlshafen an, und trug darauf an, der Verwendung die ZU stimmung zu ertheilen. Der Regierungs-Kommissar, Herr Geh. Fi- nanzrath D uysin g, äußerte sich gegen die der Ermächtigung zur Dar= lehns-Aufnahme nach dem Autrage des Ausschusses zuzufügendeBedingung, daß die Wiederabtragung im Laufe gegenwärtiger Finanzpe-= riode bewirkt werdez die Regierung sei ohnedies dasür be= sorgt, daß die Schuld möglichst bald und in diejer ¿nanz Periode abgetragen werde, und würde bedauern, wenn un diejer De ziehung irgend ein Zweifel an ihrer Bereitwilligkeit gehegt werd, Es könnten indeß doch Umstände eintreten, welche die Rica) lung im Laufe dieser Finanz-Periode unmöglich machten, da mant ü l ; ie Zukunft nicht gebieten könne. Schon die W ederteh! Sin S Mißärndte, wie die vorjährige, werde Stockungeu iu den a E t it nahmen herbeiführen, die diesen Erfolg haben wee O ‘bte O ch s {lug vor, die Bedingung des AOIEL A A UE u A nate ti bes Labs 3 n 200 dies jedoch auf die Bemerfung des Finanz=Periode auszudehnen, zog R Stad p Herrn vou E {ch wege, daß 0E E E 4 U ung Pay die jeßige Finanz - Periode z1 beschränken habe, wieder ea Nach Ablehnung des Antrages des Herrn Giesler hinsichtlich der Berwen dung für den farlshafer Hasen wurde der Antrag des Ausschussos vorbehaltlich bemnächstiger Prüfung der Ausgaben bei der Rehuungs= ) » 1ebmgqt. O on Baumbach Il. berichtete über den Geseß= Entwurf wegen Besteuerung des Grund - Eigenthums, mit dem Antrage, auf Berathung desselben nicht einzugehen, weil in Bezug auf die Gleich förmigkeit der Besteuerung des Grund = Eigenthums der Entwurf den Vorschriften des §. 148 der Verfassungs-Urkunde nicht entsprechend, keine Bestimmung über die Gleichstellung der bisher im Kurstaate ganz oder theilweise von der Grundsteuer Befreiten mit dem übrigen Grund= Eigenthum gegen die in der Verfassungs -Urkunde zugesicherte Ent= schädigung enthalte. Der §. 7. des Entwurfes enthält nämlich die Bestimmung, daß die vor 1806 von der Contribution befreit gewesenen Güter noch nah Publication des Gesebes in ihren bisherigen Steuer= verhältnissen so lange verbleiben sollen, bis die über die Aufhebung dieser Befreiungen gegenEntschädigung demnächst zu erlassenden geseßlichenBe- stimmungen in Vollziehung gekommen sein würden. Der Regierungs- Kommissar, Hr. Geh. Finauzrath Duy sin g, führte aus, daß das vor läufige Bestehenbleiben der Steuerfreiheiten keinesweges dem §. 148. der Verfassungs-Urkunde zuwider sei, daß man es für zweckmäßig gehalten, vorerst die althessische Steuerverfassung im ganzen Lande einzuführen, da vor Ausführung einer allgemeinen Bonitirung gar nicht zu ermit: teln sei, wie hoh die Entschädigungs - Beträge zu bestimmen seien. Eine Abhülfe sei in den Provinzen Fulda und Hanau dringend nothwendig, besonders hinsihtlich der Aufstellung von Katastern, die oft ganz fehlten, so daß man uiht wissen fönne, in welhem Verhältniß von den verschiedenen Landestheilen zur Grund - Steuer beigetragen werde, und daß Beschwerden nicht abgeholfen werden könne, woneben die aus diesem Mangel für das Cigenthum und die Hypotheken sich ergebende Unsicherheit höchst beahtenswerth erscheine. Herr Hartert billigte uicht die Behand- lungsweise des Ausschusses, der vielmehr, falls ihm der Entwurf mangelhaft schien, weitere Zusäße hätte beantragen können, und {lug eine nochmalige Verweisung an denselben vor. Herr vou Baum- ba ch Il, verwahrte sich hiergegen, indem der Ausschuß uicht in der Lage gewesen, solche Vorschläge machen zu fönnen, solhe vielmehr der Regierung zu überlassen seien, Herr von Keudel sprach sich

Kurhessen.

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Stettin. Ein sehr \{äzenswerther Musiker, der mehr bekannt zu werden verdient, Herr Bertold Dame, hat sich kürzlih hier in einem von ihm gegebenen Konzert als ein tüchtiger Meister auf dem Pianoforte bewährt z er vereinigt mit gediegener Klarheit und gutem Geschmack all die Fingerfertigkeit, welche man von einem modernen Pianisten verlangt. Bei dem Vortrag einer von ihm komponirten Fantasie, Reminiscences des Pu- ritains, die noch Manuskript is, und einer Fantasie von Mendelssohn wurde ihm besonders reichliher Beifall zu Theil, Eine angenehme Zugabe in dem Konzert dieses talentvollen Pianisten waren einige Gesangsstücke beliebter Lieder - Komponisten, darunter eine neue, sehr anziehende Bailade „Lord Lochinvar“ von H, Truhn, nah W. Scott von Wolfg, Müller über- seßt, welche demnächst von der Paezschen Musikhandlung in Berlin ausge- geben wird.

%ch Greifswald, im Dez. Unsere Stadt is dieses Jahr durch eine Feier von Winkelmann's Geburtstage dem schon seit mehreren Jahren an anderen Orten gegebenen Beispiele gefolgt. Am 9. Dezember war eine sehr zahlreihe Versammlung in der großen Aula der Universität zusammenge- fommen, um einer Rede des Professors O. Jahn beizuwohnen, in welcher derselbe über Winkelmann's Leben und Verdienste auf eine geistreiche, all- gemein ansprechende Weise handelte. Professor Schömann hatte zu diejer Feier durch ein Programm eingeladen, welches cinige sehr lehrreihe Be- merkungen über die Schönheit in den plastischen Kunstwerken der Griechen enthält. Ju demselben ist niht nur diese Feier als eine von den genann- ten beiden Herren jährlih zu wiederholende bezeichnet, fondern es ist da- durch auch ein Unternehmen angeregt worden, das einem hier lange schon \{hmenzlih gefühlten Bedürfnisse abzuhelfen verspricht. Unsere Universität entbehrt nämli jegliher Sammlung, die das Interesse für alte Kunst weden und fördern könntez es ist daher cine Aufforderung an das Publi- kum gerichtet worden, durch freiwillige Beiträge eine Sammlung von Gyps-

Abgüssen nah Antiken zu begründen und der Universität als Eigenthum zu- zuweisen, zugleih aber zur allgemeineren Benußung ofen zu halten, Be-

gleichfalls gegen die Ansicht des Ausschusses aus und wünschte die Berathung des Geseß-Entwurfs. Herr von Eschwege verthei- digte das Verfahren des Ausschusses, dessen Antrag nah einigen weiteren Erörterungen genehmigt wurde, womit die Sißung \{loß.

Großh. Hessen. Darmstadt, 22. Dez. (Gr. H. Z5) Heute Morgen um 55 Uhr sind Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger von Rußland nah Karlsruhe und Stuttgart zu einem Besuche am Großherzogl. badischen und Königl, württembergischen Hofe von hier abgereist.

3, Dezbr.

Sachsen-Weimar-=- Eisenah. Weimar, auf den

O (W. Z.) Die Versammlnng des ordentlichen Landtags isl 18, Februar k. J. festgeseßt.

T TEARN T.

Paris, 21. Dez. Vorgestern sind der König und die König= lihe Familie von St, Cloud nach den Tuilerieen zurückgekehrt, um den Winter hier zuzubringen. Gleichzeitig sollen, den Oppositions Blättern zufolge, die Sicherheits - Maßregeln für die Bewachung der Tuilerieën vermehrt worden sein. Abends um 8 Uhr mar= schirte, so heißt es, ein Jufanterie-Bataillon durch das Rivoli-Portal nah dem Pavillon de l’Horloge, wo es die Nacht über bivouakirte, und von halb 9 Uhr an machten zahlreiche Patrouillen und Ober Offiziere die Runde in den Umgebungen der Tuilerieen und im Vier-=- tel des Palais Royal. Auch in den anderen Stadttheilen von Paris haben in den leßten Nächten lebhafte militairische Bewegungen tatt- gefundenz es soll sich dabei aber nicht um augenblickliche Besorgnisse für die Ruhe und Sicherheit der Hauptstadt, sondern blos um einen Ver= such mit dem vom Marschall Gerard entworfenen P lane handeln, wonach ganz Paris binnen einer Stunde in militairischen Vertheidigungs Zustand zu seßen wärez dieser Plan soll kürzlih von neuem vorge nommen und gebilligt worden sein, und die in Paris garnmjonirenden Regimenter hätten deshalb seit einigen Nächten pelotonsweise zu ciner gewissen Stunde ihre Richtung nach den ihuen bezeichneten Punkten zu nehmen, damtt }le sich gewöhnten, in dringenden Fällen während der Naht auch ohue Führer ihre Posten einzunehmen. Was übri gens die Bewachung der Tuilerieen aubetrifft, so sucht dieselbe ihres gleichen; 4 Kasernen sind dicht dabei, und in dem Schlosse befinden sich 22 Wachtposten, 88 Schildwachen, 50 Polizei-Agenten und noch eine große Anzahl anderer Wächter, die zahlreiche Dienerschaft nicht gerechnet.

Nachdem das Kabinet eine Zeit lang gezögert hat, gegen die in amtlichen Stellungen befindlichen Personen, welche sich nach Lon don begeben haben, um dem Herzog von Bordeaux ihre Aufwartung zu machen, einen entschiedenen Schritt zu thun, meldet heute der Moniteur die Absezung von 8 Maires, von denen mau weiß, daß sie einen Besuch im Hotel von Belgrave-Square gemacht, Auch sol len noch andere obrigkeitlihe Personen aus demselben Grunde abge seßt worden sein. Ferner wird behauptet, daß das Ministerium nach langen Berathungen nun doch beschlossen habe, die Deputirten, welche den Herzog von Bordeaux in London begrüßt, also die Herren Berryer, Preigne, von Larey, Valmy9, von Larochejacquelin und Labourdonnaye, wegen dieser Reise zur Rede stellen zu lassen. Eine Anzahl von De putirten des Centrums, die man zu Rathe gezogen, soll dafür ge stimmt haben, daß man Juterpellationen an jene Herren richte.

Am 12ten d. M. is endlih die Fregatte „Sirene “, befehligt vom Capitain Charner, mit der nah China bestimmten französischen Gesandtschaft und deren Begleitung zu Brest unter Segel gegangen. Die Mission besteht aus folgenden Personen: Lagrenee, außerordent liher Gesandter und bevollmächtigter Minister; Marquis Ferriere Levayer, erster Secretair, Vicomt Harcourt, zweiter Secretair ; fechs Attachés, nämlich die Herren Marey-Monge, Delahante, Raymond, Mon tigny, Vicomte Guiche, Macdonald=Tarente ; Jtier, Douanen-Jusppekt. ; YAvan, Professor der Arzueikundez diese alle slnd an Bord der „Sirene““, mit Ausnahme des Vicomte Harcourt, der mit den Abgeordneten des Handelsstandes, Renard von Paris, Rondeau von Elbeuf, Hausmann von Mühlhausen, auf dem Dampfboot „Archimede““ in den indischen Gewässern zu der Expedition stoßen wird. Außer der Fregatte „Si rene‘ von 50 Kanonen und der Dampf- Korvette „Archimede‘“ von 290 Pferdekraft, gehören zu der Scestation in den chinesischen Ge wässern die Fregatte „Cleopatra‘““ von 50 Kanonen, die Korvetten „Alcmene‘““ und „Sabine“, die bereits nah ihrer Bestimmung abge gangen sind, die Korvette „Victorieuse“, die mit der ¡„Sirene“/ aus läust, und die Gabarre „Recherche““, die noch in Ausrüstung ist.

Es is} im Werke, dem Komponisten des „Barbier von Sevilla“ und des „Wilhelm Tell“ hier in Paris, von wo besonders der Ruhm dieses leßten Meisterwerkes Rossini’'s ausgegangen, eine Statue zu errihten. Ein Comité zur Einsammlung von Beiträgen für diesen Zweek hat sich bereits gebildet,

Der Bildhauer Flatters, der sich nah London begeben hatte, um die Büste des Herzogs von Bordegux anzufertigen, is durch einen ministeriellen Beschluß der Pension beraubt worden, die er seit langer Zeit vom Departement der {önen Künste bezog.

= Paris, 20. Dez. Die Königliche Familie hat kaum das Schloß der Tuilerieen wieder bezogen, als auch schon die radikalen und legitimistishen Blätter, an deren Spiße bei allen derartigen

C A: bi B A ad, T E R RN I A

reits is ein Comité von Kunstfreunden zusammengetreten, welches die VLei- tung dieses Unternehmens übernommen und eine Subscriptions-Liste in Um- lauf gesezt hat, deren Ertrag schon einen günstigen Erfolg erwarten läßt, wie denu ja auch zu hoffen is, daß diese Angelegenheit auch sonst in der Provinz Anklang finden und sih der Unterstüßung der Behörden zu erfreuen haben wird,

Paris. Als Vorläufer der Konzert-Saison haben bereits in hiesigen Privat- Salons mehrere musikalische Soireen und Matineen stattgefunden, in denen man unsere ersten Notabilitäten der Tonkunst erblickte, Auch Meverbeer weilt noch hier, wird aber am 25. Dezember nah Berlin abreisen. Unter den fremden Virtuosen, welche in diesen Musik Gesellschaf- ten ihr Talent produzirt haben, erfreut sich namentlich der Königl. preußische Kammermusiker, Herr F. Belcke, nebst seinem kürzlich ebenfalls hier ein- getroffenen Bruder, den Herzogl. altenburgischen Kammermusifer C. G. Bel cke, fortwährend ausgezeichneter Anerkennung bei Künstlern und Dilet- tanten. Habeneck, der als Dircktor des Konservatoriums die Leistungen dieser beiden Virtuosen auf der Posaune und der Flôte besonders zu wür- digen weiß, hat ihnen wiederholt scinen Beifall zu erkennen gegeben. Ro- senhain hat sie auf dem Piano begleitet, Viel Glück machte besonders eine Composition C, G. Belke’s, „Klagen der Nahtigall““, für Flöte und Po- saune mit Klavierbegleitung. j

Die italienische Oper hat plöylich ihren Direktor, Herrn Jannin, ver- loren, der sich mit seiner Geliebten zusammen das Leben genommen. Dies Ereigniß, welches viel Aufsehen gemacht hat, is der Gegenstand einer ge- richtlichen Untersuchung geworden, Vor seinem Ende hatte Jannin noch seine Entlassung Anbereiainé , und man glaubt, daß das Privilegium der italienischen Oper jeßt äuf die Namen der Herren Vatel und Dormoy über-

tragen werden wird,

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Fällen der Commerce steht, das altabgebroschene Led von den außer- ordentlichen militairischen Vorsihts-Maßregeln anstimmen, die angeblich noch in verstärktem Maße gegen früher in den Zuilerieen getroffen worden sein sollen. Wenn man diese Blätter hört, und nicht selbst den wahren Sachverhalt mit eigenen Augen gesehen hat , sollte man glauben, auf jede Thüre des Schlosses kämen wenigstens drei Schild= wachen, und als begegne man weiter nichts darin, als drohend blin- fenden Bayonetten. Es geht dem Commerce damit, wie mit den Bomben und Granaten, die er mit Herrn Arago bereits von allen Seiten auf die Stadt Paris von den detaschirten Forts aus herein- regnen sieht. Ein anderes radikales Blatt, die Reforme, E noch feinere Entdeckung gemacht: diesem zufolge soll nämlich die Gar- nison von Paris jeyt sogar in Manövern zur Nachtzeit gelibt werden, die den Zwe haben sollen, die schnelle Ausführung des vom Mar= {hall Gerard vor etwas über drei Jahren agusgearbeiteten Plan zur \hnellen Beseßung der ganzen Hauptstadt beim ersten eintretenden Falle zu sichern. Dieser Plan is bekanntlich jo trefflich gefaßt, und die danach angeordneten Bewegungen aller Negimenter der Garnison und der verschiedenen Legionen der Nationalgarde sind so gut kombinirt und zusammengreisend „/ daß es kaum einer Stunde bedarf, und Paris is vollkommen _militairisch beseßt, Darüber schreien nun die Freunde und Beförderer der Unordnung und alle Feinde der Regierung, die Freiheit sei in Gefahr! Was hier unter Freiheit zu verstehen is, bedarf faum einer Frage, und die unverbesserlihen Emeutiers haben allerdings Grund, über jenen Plan des Marschalls Gerard so wenig als über die detachirten Forts sih zu freuen: denn die Wahrheit steht allerdings fest, die Emeute i von nun an in Paris, wenn niht unmöglich, doch jeden falls unmächtig. Was aber die angeblichen nächtlihen Uebungen der Garnison von Paris betri}, so sind dieselben eine eben fo lächerliche Erfindung, als die der dreifah verdoppelten Posten und Wachen um und in den Tuilerieen, Es i, wie ich aus der glaubwürdigsten Quelle versichern kann, an all dem fein wahres Wort.

Der Prozeß wegen des Komplotts der Rue Pastourel hat, wie vorauszusehen war, mit der Verurtheilung der Haupt - Angeklagten geendet. Die beiden Haupt-Angeklagten Dourille und Becker wurden jeder zu einjährigem Gefängniß, jeder außerdem zu 50 Fr. Geld strafe, einer der Anderen wegen Rezidive zu zwei Jahren Gefängniß und 1000 Fr. Geldstrafe, die Uebrigen bis auf drei Freigesprochene zu minder bedeutenden Strafen verurtheilt.

m VParís, 20. Dez. Die Gerüchte einer belangreicheren Minister=Aendernng, wovon der Constitutionnel in seiner heutigen Nummer spricht, scheinen nicht ganz ohne Grund zu sein, Die kon servativen Elemente des Kabinets vom 29, Oktober, näulih die Herren Martin du Nord, Lacave = Laplagne und Cunin =- Gridaine, mögen, wie es heißt, sich der Wahl des Herrn Dumon zu ihrem Kollegen nicht unterwerfen, denn wenn sie vergessen zu haben scheinen, daß Herr Guizot im Jahre 1838 an der Spiße der Coalition stand, so wollen sie doch nicht vergessen, daß Herr Dumon einer der ersten war, welcher dem Herrn Guizot in das Lager der Coalition folgte, und gegen das Kabinet vom 15. April, dessen Mitglieder sie waren, die Fahne des Aufruhrs erhob. Herr Guizot hosste, nuttelst des Einflusses des Königs, die Antipathicen dieser drei Minister gegen Herrn Dumon zu überwinden, Diese Bemühungen scheinen aber an Herrn Lacave - Laplagne scheitern zu wollen, welcher sich hinter seine leidende Gesundheit verschanzt und behauptet, die Bürde eines o wichtigen Portefeuilles, wie das der Finanzen, übersteige seine Kräfte. Der Constitutionnel hat Recht, wenn er behauptet, daß man gestern im Konferenzsaal der Deputirten-Kammer die Entlassung des Herrn Lacave-Laplagne als bevorstehend betrachtete. A

Jch kann hinzuseßen, daß man auch die des Herrn Martin du Nord als wahrscheinlih betrachtet. Herr Martin du Nord, welcher nicht, wie Herr Lacave-Laplagne, Gesundheits-Rücksichten vorschützen kann, giebt als Vorwand zu seiner Demission die {hwierige Lage an, in welche ein neuester Beschluß des Bischofs von Chälons den Kultus Minister verseßt hat. Der erwähnte Bischof hat vor wenigen Tagen einen Hirtenbrief erlassen, worin er untersagt, daß ferner die Safra mente in der Kapelle eines Studien - Kollegiums seines Sprengels ausgetheilt werden. Die Opposition betrachtet dieses Verbot als einen neuen Angriff auf die Universität aus. Es mag vielleicht im Grunde etwas Wahres daran sein. Aber nah dem fatholischen Dogma bleibt den Bischöfen aus\schließend das Recht vorbehalten, den Ort zu bestimmen, wo die Sakramente gespendet werden können; denn die Bischöfe sind nah ihrem Wissen und Gewissen dafür ver= antwortlih, daß die Sakramente nah den Bestimmungen der Kirche und der Canones ertheilt werden. Selbst als Disziplinarsache be= trachtet, übt der Bischof unbestreitbar das oberste Aufsichtsreht über die katholischen Kirchen - Kapellen, welche in den bffentlihen Schul- Anstalten bestehen. Der Bischof von Chäâlons verweigert nicht eben den Zöglingen des erwähnten Kollegiums die Sakramente, er verlangt nur, daß die Zöglinge, statt, wie bisher, in der Schul - Kapelle zu beihten und zu kommuniziren, diese Sakramente in der Pfarrkirche, wozu das Kollegium gehört, empfangen sollen. Hierin übt der Bischof ein unbestreitbares Recht, das indessen bei den falschen Ansichten über die Verhältnisse zwischen Staat und Kirche, die hier zu Lande aus Mangel an Lehrstühlen des Kirchenrechts allgemein verbreitet sind, in der nächsten Session heftige Debatten hervorrufen wird. Herr Martin du Nord kann nicht ofen die Maßregel des Bischofs von Chlons bekämpfen, weil er sonst dadurch die Vorstellungen des römischen Stuhles auf sih ziehen würde, Er wagt aber auch nit, zum An- walt des Bischofes sich aufzuwerfen , aus Furcht, die Opposition und die Universität sich auf den Hals zu laden, Man bezeichnete heute Herrn Sauzet \{chou als dessen Nachfolger. Das Portefeuille der Justiz und des Kultus würde dann Herrn Sauzet als Ersaß für den Präsidentenstuhl der Deputirten-Kammer gegeben werden, wozu das Kabinet Herrn Dupin den Aelteren bestimmt zu haben scheint,

Heute um Mittag hat die feierlihe Beerdigung des Herrn Casimir Delavigne stattgefunden. Die Akademie der Wissenschaften, so wie sämmt liche Theater der Hauptstadt, hatten Deputationen dazu geschickt, Der Mi= nister des öffentlihen Unterrichts, mehrere Mitglieder beider Kammern, die Beamten der Civilliste (der Verstorbene war Hof-Bibliothekar in Fou- taineblean) und unsere ausgezeichnetsten Schriftsteller begleiteten die Leiche in einem ungabsehbaren Zuge zur neu erbauten Kirhe St. Vin= cent de Paule, welche, um das Andenken an den verblichenen drama- tischen Dichter zu ehren, heute zum erstenmale zur Abhaltung dieses Todten - Amtes geöffnet wurde, Nach dem Gottesdienste wurde die Leiche nah dem Père Lachaise geführt, wo dur freiwillige Beiträge ein s{chönes Denkmal dem Herrn Casimir Delavigne errichtet werden soll. Am Grabe wurden zwei Reben gehalten, von Victor Hugo int Namen der Sozietät dramatischer Autoren, und von Sanson im Na- men des Théâtre français. Das Théâtre francais, dessen Stüte und Zierde der Verstorbene geworden war, bleibt diesen Abend der Trauer wegen verschlossen.

Vor einigen Tagen wurde zwishen Dover und Calais mit dem in England neu erbauten eisernen Dampfboote „Prinzeß Alice“ eine Probe-= fahrt hin und her gemacht, Die Fahrt von Dover nach Calais, welche am v6ten l. M. stattfand, wurde in einer Stunde und 46 Minuten zurückge= legt. „le Dover““, das beste britische Dampfboot, verwendete dazu 2 Stunden und 20 Minuten, also 34 Minuten mehr. Bei der

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Rückfahrt von Calais nah Dover brauchte die „Prinzeß Alice“ eine Stunde und 44 Minuten, der „Dover“ hingegen 2 Stunden 23 Mi=- nuten, Unterschied zu Gunsten der „Prinzeß Alice“ 39 Minuten Somit scheint das langgesuhte Problem gelös worden zu sein nah welchem man die Ueberfahrt von Frankreich nach England in andert- halb Stunden machen könnte, Es wird versichert, die britishe Re- gierung habe sich vorgenommen, zur Beförderung des Post-Felleisens zwischen Dover und Calais mehrere Dampfböte nah dem Muster der „Prinzeß Alice“ erbauen zu lassen, was von unserer Regierung na- türlih bald nahgeahmt werden müßte. H /

L Paris, 19, Dez. Einige Personen schreiben den Austritt des Herrn Teste aus dem Ministerium dem Widerstande zu, den er einigen Forderungen des Herrn von Rothschild in Bezug auf die Nord- Bahn entgegenseßte. Wir glauben nicht, daß dies der Grund ist, der den Minister der öffentlichen Arbeiten zum Ausscheiden aus dem Ka- binet bewogz es sind vielmehr die ziemlich häufigen Konflikte zwischen ihm und Herrn Guizot, die eine Umgestaltung des Kabinets herbei= geführt haben. Herr Teste wurde übrigens von dem Conseils-Präsi= denten unterstüßt, und dieser Umstand machte seine Opposition noch unangenehmer für den Minister der auswärtigen Augelegenheiten, Man glaubt, der Eintritt des Herrn Dumon werde das Zeichen zu noch ferneren Veränderungen und das Ausscheiden des Herrn Martin (du Nord) nicht mehr fern sein. Mit der Ersezung des Herrn Cunin Gridaine, der einer gewissen Popularität genießt und \ich eine gute Stellung în der Kammer zu schaffen gewußt hat, {eint man etwas mehr zu zögern, : i

Es ist nunmehr Gefangenen des Mout Saint-Michel und über die strenge lung derselben durchaus unbegründet sind. Diese Gefangenen wei den vielmehr mit einer Milde behandelt, die der Regierung zur Ehre gereiht. Jeder Gefangene bewohnt ein geräumiges Zimmer von 5 Met. Länge und 3 Met. Breite mit einem Fenster, das 17 Met. hoh und 50 Cent. breit is. Während des Winters erhält ein Jeder 6 Stères (17, preuß. Klafter) Brennholz. Jhre Nahrung i vou der Art, daß 9 unter 10 gewiß sie nicht {o gehabt haben, während sie noch in Freiheit waren. Sie können ih täglich zwei Stunden lang zu zweien im Freien ergehen. Man hat behauptet, der Mont Saint-Michel sei ein ungesundes Gefängniß; nah den in dieser Be- ziehung angestellten Untersuchungen hat es sich ergeben, daß die Sterblichkeit hier weit geringer if, als in den übrigen Gefängnissen des Landes, Die Todesfälle betrugen seit mehreren Jahren im Durchschnitt nur 1 auf 26, während man in mehreren anderen Ge fangnissen 1 auf 13, 14 oder 15 Judividuen zählt. Mit einem Worte, alle Behauptungen der Oppositions-Journale sind durch die Thatsachen widerlegt worden und die Qualen, welche die Gefange nen des Mont Saint-Michel erduldet haben sollen, sind eine reine Erfindung der radikalen Blätter. |

Grossbritanien und Arland. _ London, 20. Dez, Die Regierung fährt mit ihren militai rischen Vorsichts- Maßregeln in Jrland unausgeseßt fort, um allen ctwaigen Aeußerungen der Volks-Leidenschaften gegenüber gerüstet zu sein, und O'Connell bemüht sih, den größtmöglichsten Vortheil gus der Verzögerung seines Prozesses zu ziehen, indem er dur wieder holte Adressen an das Volk jene Leidenschasten zu Gunsten feiner Sache in Aufregung erhält. Während an allen Orten Baracken für neue Truppen = Verstärkungen errichtet werden und neuerdings wieder auf dem Shannonflusse zwischen Ofhlove und Hare - Jsland ses Kanonenböte stationirt worden sind, deren bald noch mehrere folgen sollen, hat der greise Agitator bei seineu Mitbürgern in Kerry, wo er gegenwärtig auf seinem Landsiße verweilt, den ganzen poetischen Schwung seiner Jugend wiedergefunden und bei der um ihn sich sammelndeu Volksmenge die alten Hoffnungen „auf das ruhmwürdige Ziel Irlands“, welche er damals erweckte, von neuem belebt. „„Slaubt mir“/, sagte er, „daß ich frei bleiben werde, wie der Wind, welcher um diese Hügel weht, daß ih, ob ih auh wie ein ge fangener Adler eingesperrt werden mag, Jrland alle meine Gedanken weihen, daß ich niemals, so lange noch mein Herz \{lägt, aufhören werde, für die Unabhängigkeit und das Glück Jrlands zu arbeiten,“ Es ist etwas Charafteristisches in dem Wesen O’'Connell's als Volks- tribun, was ihn auch vor allen Demagogen auszeichnet, daß er durch die steten Beziehungen auf den vaterländischen Boden und durch die immer sich Fundgebende Liebe zur Natur seiner Person nicht so sehr eine politische Celebrität, als vielmehr eine moralische Größe beizulegen bemüht i. Seine Herrschaft über die Gemüther setner Landsleute is darum auch von solher Dauer und von solcher Stärke, Wie der Agitator bestrebt is, die wirklih versöhnenden Maßregeln der Regierung, welche dieselbe zugleich mit den militai- rischen Vorkehrungen veranlaßt, dem Volke als unwirksam und darum fein Vertrauen verdienend zu bezeichnen, geht aus einem Schreiben von ihm an den Repeal - Verein hervor, welches in der vorgestern abgehaltenen Wochen = Versammlung in Dullie vorgelesen wurde. Das Schreiben erörterte die Bedeutung der Regierungs - Kommission zur Untersuchung der Pacht- Verhältnisse in Jrlaud. „Es giebt einen Uebelstand,“ heißt es darin, „welcher aus den bestehenden Pacht Verhältnissen zwei Arten \chauderhafter Verbrechen ent- stehen läßt, nämlich das System der Pacht-Erhebung (lhe clearanee system), das entweder den Armen durch den Hungertod mordet, oder deu Leidenden veranlaßt, durch die Ermordung seines Unterdrückers sih seiner Leiden zu entledigen. Für das erste Verbrechen giebt es feine geseßliche Strafe, für das lebtere die Todesstrafe, und das mit Recht, Aber beide Verbrechen müssen ein Ende nehmen, und das if wie man sagt, die Aufgabe der Kommission. Leider muß tch fürchten daß diese Aufgabe nicht gelöst werden wird, deun die Wahl der Mäuner welche dieselbe bilden, it die unglücklichste, welche getroffen werden fonte. Jch spreche dies mit Betrübniß aus, nicht mit Aerger. An der Spibe der Kom- mission steht der Graf Devon, ein Absentist, der seine Renten in Eng da E a und ZUEE Güter zum Nachtheil des Volkes durch Agenten und Unter-Agenten verwaltet werden. Er is ein Tory cin Tory vom „gelbsten Wasser“, und obgleich dies Wasser ruhig is so ist es doch niht weniger bitter, Nichts Gutes kaun von ihm für das Volk kommen, Dann kommt Herr Reddington, ein Katholik aber eben deshalb unter lauter Protestanten übel berathen ; er if ein guter Gutsherr, aber eben deshalb von den ‘Vorurthei= len seines Standes befangen, Kein Jrländer wird zu ihm Zutrauen fassen können, ODrittens ist Sir Robert Ferguson ein Mitglied der Kommissionz gegen seine Gesinnungen i zwar uichts einzuwenden, aber er kennt nur die Verhältnisse des Nordens, und die Hauptmasse des Volkes is ihm somit fremd geblieben ; endlich ist der Lebte, Herr Hamilton, wohl ein ahtungswerther Mann aber ein Orangist, ein Anti-Jrländer, dessen einziges Streben auf Unter- drlickung des Katholiziómus ausgeht. Eine Kommission aus solchen Männern, welche alle insgesammt Grundbesitzer sind, als Richter über ihre eigenen Verhältnisse zu bestellen, is der größte Fehler welchen die Regierung begehen konnte. Die Kommission ist einer Deputation von Füchsen zu vergleichen, welhe über das Wohl einer Heerde Gänse deliberirt und deshalb nichts Anderes zu erwä= ges hat, als wie sich die Gänse am bequemsten rupfen lassen. Der Himmel helfe den armen gerupften Gänsen,“ Zum Schlusse stellt

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erwiesen, daß alle Gerüchte über die politischen Y eb

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* zu verhalten habe.

der Agitator die Frage, wie sich Jrland unter diesen Verhältnissen z ] Die Antwort darauf ist, man solle der Kommis= sion keíne Schwierigkeiten in den Weg legen, sondern der Repeal= Verein folle vielmehr sogleih ein Comité ernennen, welches wo mög= lich alle seit dreißig Jahren vorgekommenen „agrarishen Frevel“ als Beweisstücke zusammentragen möchte, um auf jede Weise den Arbei= ten der Kommissarien Vorschub zu leisten. Diesem Auftrage wurde sogleih in der vorgestrigen Versammlung genügt.

Se. Königliche Hoheit der Herzog von Bordeaux, welcher vor= gestern London verlassen hatte, befindet sich gegenwärtig in Birming= ham, wo er die Fabriken und die dortige Kathedrale gestern in Au= genschein nahm. Die katholischen Priester în Oscott-College und der katholishe Bischof Dr. Wiseman hatte den Prinzen einen feierlichen Empfang bereitet.

Der russische Gesandte, Baron Brunnow, gab gestern zur Feier der Namenstages seines Kaisers ein glänzendes Fest, zu welchem die hier befindlichen vornehmen Russen, vom diplomatischen Corps jedoch Los die Gesandten von VDesterreih und Preußen geladen waren. Man will überhaupt in leßter Zeit ein besonderes enges Verhältniß und häufige Konferenzen unter den Gesandten der drei nordischen Höfe bemerkt baben.

Spanien

3 Madrid, 13. Dez. Die Gaceta von heute enthält Fol- gendes in ihrem amtlihen Theile: „Gestern Vormittag stellte si dem Minister der auswärtigen Augelegenheiten der Chevalier Lagrua, Prinz de Carimt, vor, um dur ihn Jhre Majestät die Königin zu ersuchen, eine Stunde bestimmen zu wollen, in welcher er in feier- liher Audienz das Schreiben überreichen könne, das ihn als außer= ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister ihres erlauchten Oheims, des Königs beider Sicilien, bei ihrer erlauchten Person be= glaubigt. Viese Anerkennung Jsabella’s 1. von Seiten des neapo- litanishen Hofes, die unter den bedenflihen Umständen der lebten Tage von einigen Personen als aufgeschoben betrachtet werden konnte, wird also in der gegenwärtigen Woche ohne irgend cine Art von Schwierigkeiten stattfinden.“

__ So viel verlautet, hat die Verwendung des französischen Bot= schafters den Prinzen Carini, der gerade im Begriff stand, einen Cou- rier nah Neapel abzufertigen, zu dem Entschlusse vermocht, sein Be= glaubigungs-Schreiben zu überreichen, ohne zuvor die von mir neulich angedeuteten Unterhandlungen anzuknüpfen. Die diesseitige Regierung stellte die förmliche Anerkennung der Königin als Bedingung jedes weiteren diplomatischen Verkehrs guf. M

: Das Benehmen des Herrn Olozaga hat dargethan, daß es, der bisherigen Einrichtung zufolge, dem der Königin vortragenden Mi= nister möglich war, Verfügungen der wichtigsten Art, als von sämmt=

lichen Ministern beschlossen, von ihr unterzeichnen zu lassen, ohne daß eben diese Verfügungen auch nur zur Kenntniß der übrigen Minister gebracht worden wären. Die Folgen, die gus einem so bösen Miß= brauche des Allerhöchsten Vertrauens entspringen können, haben \ich gezeigt. Der neue Minister - Präsident hat deshalb, damit die Be= rathshlagungen und Beschlüsse der Minister gehbrig verzeichnet werden, cinen Secretair des Minister-Rathes ernannt, der den Sihungen des Conseils beizuwohnen, die Verhandlungen zu Protokoll zu nehmen, die Beschlüsse auszufertigen und den betreffenden Ministern mitzuthei len hat. Diese Stelle i dem Beamten des auswärtigen Departe- ments, Don Salvador Bermudez de Castro, übertragen wor= den, demselben sungen Gelehrten, der an der Seite des Generals Narvaez am Abend des 6. November dur einen meuchelmörderischen Schuß verwundet wurde. Er if Verfasser der historischen Stu- über D. Antonio Perez und der Untersuchungen über ; Leben und den Jnquisitions-Prozeß des Erzbischofs don T oledo, Don Bartolome de Carranza, zweier Arbeiten, ie der spanischen Literatur zur größten Ehre gereichen.

Herr Cortina hat seine Entlassung als Juspecteur der National= Milizen des Landes eingereicht,

Heute beshloß der Kongreß, daß der Regierung die Ermächti= gung, gegen den Deputirten Don Lorenzo Calvo y Mateo, der bei dem gegen den General Narvaez gerichteten Mord-Anschlage bethei= ligt is, gerihtlih einzuschreiten, zu ertheilen sei. Dabei if zu be- merken, daß die Kommission, welche auf die Bewilligung dieser Er= mächtigung antrug, der Mehrzahl nah aus Progressisten bestand. Herr Calvo soll unterdessen entflohen scin. Der Kongreß nahm dar= auf die Diskussion über die an die Königin zu rihtende Botschaft wieder auf, und die ganze Sißung verging mit einem nihts\agenden, höchst ermüdenden Vortrage Cortina's. S i Die heute aus Catalonien und Andalusien eingegangenen Nach- richten sind vollkommen befriedigend. E

__0 Madrid, 14. Dez. Heute hatte der bevollmächtigte Mi= nister und außerordentliche Gesandte Sr. Majestät des Königs beider Sicilien die Ehre, sein Beglaubigungs-Schreiben in die Hände Ihrer Majestät der Königin zu überreichen. | i j Es heißt, der Marquis von Casa Jrujo, der unter Ferdinand VIl Gesandter bei den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika war werde sich in gleicher Eigenschaft nah Neapel begeben. :

Der bisherige spanische Agent bei dem päpstlihen Stuble, Don Joaquin de Villalba, is mit Tode abgegangen. Die diesseitige Re-= gierung beabsichtigt, den Herrn Castro 9 Orozco, der unter dem Gra= fen Ofalia im Jahre 1838 Justiz-Minister war, oder den Herrn Calderon de la Barca, bisherigen Gesandten in Mexiko, nah Rom zu schicken, um über die Wiederherstellung der amtlichen Verhältnisse Spaniens zu dem päpstlihen Stuhle zu unterhandeln. i

Das zur Bezahlung der halbjährigen, im nächsten Januar fälli= gen Interessen der 3prozentigen Coupons nöthige Geld ift in den Händen der Regierung und wird sofort nach London befördert werden

Die Regierung hat die Nächricht erhalten, daß der neue Gene- ral-Capitain der Jusel Cuba, am 17. Oktober in der Havana von seiñer Würde Besiß nahm. Es herrschte dort vollkommene Ruhe (Vergl. den neulih in Nr. 176 der Allg, Preuß. Zt ‘unter Spanien gegebenen Bericht aus der Havana.) Lede :

__Am 10ten fielen in Saragossa einige Unruhen vor, die dur die feste Haltung der Truppen sofort unterdrückt wurden. i Í

n der heutigen Sibung des Kongresses nahm Herr Cortina das Wort wieder auf. Er erklärte die Absetzung Olozaga's und di übrigen von der Königin am 29sten und 30sten v. M. getroffenen Verfü gungen für geseßwidrig und nichtig, weil sie nicht von verantwort- lichen Ministern ausgefertigt worden wären , sondern, wie ét sa le, von einer Camarislla. Er berief sich darauf, Sir Robert Peel bätte bei seinem leßten Eintritt ins Ministerium ausdrücklich darauf beñtnd L daß die Königin von Großbritanien ihren damaligen Hof aat E hes daß die spanischen Moderirten daher keinen Anstand

N dürf en, demselben Grundsaß hier in Anwendung gebrat zu sehen. Dann wies er darauf hin, daß das gegenwärtige Ministerium den Weg der Reaction einshlüge, wie aus den zahlreichen Entseßun= gen hoher Beamten hervorginge. Der Minister - Präsident, Herr Gonzalez Bravo, behauptete darauf, Herr Cortina hätte ihm vor einiger Zeit selbst erklärt, daß er sih von den Progressisten treunem und an die Moderirten schließen wolle. Er berief sih auf das Zeug= niß des Generals Serrano, daß Alles, was er, der Ministex, È