1843 / 180 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

/ £ n. Darmstadt, 24. Dez. (Gr. H. Z) Se. ae T Großfürst Thronfolger von Rußlaud is heute Morgen von Stuttgart wieder hier eingetrosfen.

reie Städte, Lübeck, 24. Dez. (N. L, Bl.) An die Dank-Urkunde, mittelst welcher der Senat und die Bürger Hamburgs unserer Stadt den Dank für die während und nah dem hamburger Brande vom 5—8. Mai 1842 gewährten Hülfsleistungen aussprachen, schließt sih eine fernere Dankbezeigung, welche insbesondere der wäh- rend des Brandes nach Hamburg geschickten Kavallerie- und Spritzen=- mannschaft zu Theil geworden ist, Durch den hamburger Rath=- und Bürgerschluß vom 8. Mai d. J. wurde nämlich unter Anderem be- stimmt: „Allen denen aus dem nahen und fernen Auslande , welche während des Brandes und unmittelbar nah demselben zur persönlichen Hülfsleistung herbeieilten, wie dem Militair, den Pionieren , der Sprißenmannschaft u. a., nah einem vielfah geäußerten Wunsche, eine im Knopfloche tragbare Medaille, aus dem Glockenmetalle der eingeäscherten Kirchen geprägt, als persönlihes Dankzeichen zu ertheilen.“ Diese vor kurzem dem hiesigen Senate eingesandten Daukzeichen sind, jedes von einem den Namen und Stand des Empfän- gers enthaltenden, lithographirten und mit sauberen Randzeichnungen versehenen Patente *) begleitet, am Sonntage den 17ten d. M. an 23 Kavalleristen und an 71 Mitglieder unseres Brand-Corps feierlich vertheilt worden, unter der Ermächtigung, die Medaillen im Knopf- lohe zu tragen. Die an einem roth und weißen Bande hängende Medaille zeigt auf der einen Seite die Figur der Hammonia, mit ausgestrecktem Arme einen Kranz reichend; die Umschrift is 1842; Mai 8; auf der Rückseite das hamburger Wappen innerhalb eines Eichenkranzes mit der Umschrift: Das dankbare Hamburg seinen Freunden in der Noth. 1842, Mai 5—8.

FEEURELCt

Paris, 22, Dez. Der Prinz August von Sachsen - Koburg und seine Gemahlin, die Prinzessin Clementine, sind gestern Abend aus Deutschland hier eingetroffen. .

Herr Dupin bewirbt sih schon seit einiger Zeit um die Präsi- dentshaft der Deputirten-Kammer; er hat in dieser Absicht unter Anderem die bei Eröffnung des Cassationshofes von ihm gehaltene Rede, welche bekanntlich gegen die Jesuiten gerichtet war, drucken lassen und allen den Deputirten zugeschickt, von welchen er glaubt, daß sie ihm ihre Stimmen geben möchten.

Die Gazette de France sagt, der Herzog von Bordeaux habe in London auch den Besuch von Personen empfangen, die nicht der rovalistischen Meinung angehörten, und die ihm bemerklich gemacht hätten, daß er nothwendig die von der Restauration befolgte Politik verlassen müsse, was der Herzog als sich von selbst verste- angenommen habe. Auch ein erklärter Republikaner soll

hend sich, diejem Blatt zufolge, dem Herzoge vorgestellt habe und 1] lebhaft ergriffen worden sein,

von dessen offenem Benehmen

Die legitimistishen Blätter melden ferner von vier oder fünf Arbeitern, die sich aus Paris nah London begeben, um dem Herzog von Bordeaux ihre Huldigungen darzubringen, und theilen ein Schrei= ben von einem Bürgersohn aus Toulouse mit, der zu gleichem Zwedck n London gewesen und mit Begeisterung über den huldvollen und herablassenden Empfang, welchen er bei dem jungen Prinzen gefun= den, an seinen Vater berichtet, „Mein Freund“, sagte der Herzog zu ihm, „überbringen Sie in meinem Namen der guten Stadt Tou= louse, die ih von ganzem Herzen liebe, und allen Einwohnern, die meine wahren Freunde sind, mein Bedauern darüber, daß ih ihnen meine Erkenntlichkeit nicht selbst bezeugen kann. Sagen Sie ihnen, daß ih ihre guten Gesinnungen für mh kenne und nicht aufhören werde, mich ihrer würdig zu machen.“

Der Moniteur parisien meldet, daß der madrider Courier, der beute auf dem Wege nah London dur Paris gekommen, die Fouds zur Zahlung der Dividende der neuen spanischen öproc. Schuld überbringe. : | / l Â

Das Journal des bats nimmt wieder einmal das Wort für den Plan eines Zoll - Vereins zwischen Frankreich und Belgien, doch verheblt cs sich nicht, daß, namentlich wegen des Widerstandes gewisser Haupt - Judustriezweige Frankreichs, eine Ausführung dieser Idee sehr schwierig sei; diesem soll nun dadurh begegnet werden, daß die Franzosen, wie das genannte Blatt meint, vor Allem danach streben müßten, sih das anzueignen, was die Belgier besser zu fabri= ziren verständen. Es wäre dann nur die Frage, wo der Vortheil eines solchen Vereins für Belgien liegen sollte, wenn Frankreich erst

in allen jenem Lande vorzugsweise eigenthümlichen Fabrikaten voll- fommen mit demselben fonfurriren fönnte, (Vergl. unten Brief aus P aris.) : E

"Nach der Angabe des Constitutionnel hat der Bischof von Châlons die Maßregeln, womit er (wie gestern gemeldet) dem Collège dieser Stadt drohte, nicht zur Ausführung N 7

Der neue englische Gesandte am madrider Hofe, Herr Henry Bulwer, der auf seiner Reise dorthin hier eingetroffen is, wurde die- ser Tage vom Könige zur Tafel gezogen. -

Herr Edouard Girod (de l’Ain), Auditeur erster Klasse im Staats- Ratb, i zum Chef des Kabinets des neuen Ministers der öffentlichen Bauten ernannt worden.

Herr Morin is zum Mitgliede der Akademie der Wissenschaften ernannt worden.

Heine is von seiner Reise nach Deutschland wieder hier an-z gelangt.

zu Pariís, 21. Dez. Das gouvernementale Blatt, das F Journal des Débats, enthält in seiner gestrigen Nummer aber= mals einen Artifel über die Zoll-Vereinigung Belgiens mit Frankreich. 5 Die Débats sagen, jeder, dem der Ruhm und die Größe Frank- reihs am Herzen liege, müsse diese Vereinigung dringend wünschen;

das Projeft dazu könne einstweilen ruhen, allein nimmermehr müsse È l ) j Also es i gerade das Gegentheil davon anzunehmen, was der

es aufgegeben, soudern zur gelegenen Zeit hervorgesuht und ausge- führt werden, Es wird dann versucht, nahzuweisen, „daß die Ge- werbtreibenden Frankreichs von der Vereinigung Verluste nicht zu be= sorgen hätten; ungeachtet des unläugbaren Geschicks und der regen

Thätigkeit der belgischen Industriellen, seien ihnen die Franzosen doch |

in allen Stücken überlegen. Belgiens, des jungen Staates, Eitelkeit fühle sich zwar durch eine Zoll-Vercinigung mit Frankreich verleßt ; allein cs sei ja nicht die Rede davon, daß französische Douaniers in der Uniform und mit der Kokarde Frankreichs die belgische Gränze gegen Deutschland und Holland bewachen sollten; uur freilich vou der obersten Zoll-Verwaltung in Paris, von den Kammern Fraukreichs, von seinem obersten Gerichtêhofe würden die Zolleinrichtungen , die

*#) Die Patente lauten wie folgend:

; Das d H i Sreunben in ber Noth 5— 8, Mai 1842, Dew, d gvare Hamburg seinen

Dem N. X. wird von dem Se-

nate der freien Hansestadt Hambura, in Folge eines am 8. S V er, gangenen Rath- und Bürgerschlusses, das für die während u naliNIBAE | nah dem Brande vom 5—8. Mai 1842 zur Hülfe es Freunde |

bestimmte, aus dem Kupfer der eingeäscherten Kirchen angefertigte Bus zu ‘tragende Dankzeichen hierdurch verliehen. Hamburg, t , ps mal 1843, (L. S. Die Kommission für Hamburgs Dank ans Ausland, (843, Mai 8.) Jm Auftrage des Senats die von demselben des Endes angeord-

nete Kommíssion (gez.) Dammert, Dr.

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1082 Zollgeseße, das Zollreht Belgiens ausgehen müssen. Die Débats betraten dies aber als Kleinigkeiten, welhe höchstens die Eitelkeit eines noch so jungen Staates, wie Belgien, verleßen könnten, und wo sih, wie beim deutshen Zoll-Vereine, leiht Abhülfe gewähren lassez man brauche nur etwa einige Belgier iu die Zoll-Verwal= tung und ín das höchste Tribunal Frankreichs aufzunehmen.

Der Artikel macht hier großes Aufsehen, und in der That if er gleih merkwürdig durch die Stelle, wo er sich findet, als durch die Naivetät oder die Kühnheit, mit welher man den Rath ertheilt, sih über bestehende Staats - Verträge hinwegzuseßen, die so sehr einen Theil des europaishen Völkerrehts bilden, daß deren Ver lebung den Frieden Europa?s bedrohen würde,

Wie in gewissen Kreisen es ein politisher Glaubenssaß i}, Frank- reih müsse die Rheingränze wieder erlangen, so wollen die Débats und einige andere Blätter der öffentlihen Meinung den Glauben ein= impfen, Frankreich könne die friedliche Eroberung Belgiens unter dem Namen der Zollvereinigung erlangen, Sollte Frankreich in der That glauben, die übrigen dabei interessirten Mächte Europa's wür den zu der friedlichen Eroberung Belgiens s{hweigen? Von der Regierung Frankreichs i} allerdings, bei ihrer genauen Kenntuiß der bestehenden staatsrechtlihen Verhältnisse, keinesweges zu erwar= ten, daß sie die Hoffnungen des Journal des Débats theilen werde. Dieses Blatt scheint daher dur seine Vorlicbe für die Idee der Union du Midi des Herrn Léon Faucher verleitet worden zu sein, den Pfad seiner sonstigen vorsichtigen politischen Haltung in dem obengedachten Artikel zu verlassen.

Nur hieraus i au die sonst unbegreifliche Vergleichung, welche die Débats zwischen einer Zoll=- Vereinigung Belgiens mit Frank=- reih und dem deutschen Zoll - Verein machen, zu erklären. Dieser empfängt ja, wie ganz allgemein bekannt is, seine Geseße, seine Ver= waltung, seine Urtheilssprüche nicht aus Berlin. Preußen is nur Ein Glied dieses Vereins mit Einer Stimme. Zoll =Gesebße, Zoll = Ein richtungen, Zoll - Tarife treten nur guf einstimmige Beschlüsse sämmtlicher Zollvereins=Staaten ins Leben, und der größte hat da bei niht mehr Recht, als der fkieinste, Nach den Grundsäßen des deutschen ¡Zoll - Vereins würde also Belgien bei einer Zoll - Ver= einigung mit Fraunkreih n i ch t Geseße, Zoll - Einrichtungen, Ur= theilssprüche von Paris empfangen, sondern Frankreich mit gleicher Berechtigung geben. Davon will aber freilih das Journal des Débats mchts wissen, denn sobald Belgien glei he Rechte einge räumt würden, fiele der Hauptreiz für Frankreich hinweg; vou einer politischen Suprematie, wie sie das Journal des Débats im Auge hat, könnte dann allerdings nicht mehr die Rede sein.

Die Zoll-Vereinigung Frankreihs mit Spanien und der Schweiz, welche Herr Faucher gleichfalls empfiehlt, stellen selbst die Débats mit großer Mäßigung in so weite Aussicht, daß wir sie den Schlössern in Spanien beizählen und gern davon schweigen,

1n París, 21. Dez. Der Commerce erzählt in seiner heu tigen Nummer, Lord Cowley hätte Herrn Guizot eine Protestations- Note überreicht, um sich im Namen seiner Regierung wegen des jüngst erhöheten Einfubr-Zolles auf britishe Baumwollenwaagren in Algerien zu beshweren. Das nämliche Blatt seßt hinzu, Großbritanien stübe sih dabei auf seinen im Jahre 1826 mit dem Dey von Algerien ge= schlossenen Handels - Vertrag, demzufolge die britische Flagge in den Häfen Algerien'o die nämlichen Begünstigungen wie die französische zu genießen habe. Der Commerce zieht den Schluß daraus, daß die oben angeführte Note eigentlich eine Protestation Englands gegen den französischen Besitz Algecrien's in sich schließe. Der Commerce ist über den eigentlihen Stand der Sache indessen nur schlecht unter= richtet. Wie es vorauszusehen war, hat allerdings das Kabinet von St. James Herru Guizot wegén der fraglichen Zoll-Erhöhung Vor= stellungen machen lassen. Doch fußt dabei die britische Regierung nicht auf den Vertrag von 1826 zwischen ihr und dem Dey von Algerien, fondern auf den zwischen Frankreich und Großbritanien am 26. Ja- nuar 1826 abgeschlossenen Vertrag, worüber unter dem 8. Februar des nämlichen Jahres eine Königliche Ordonnanz im Bulletin des Lois eingerückt wurde, Jm Artikel 2 der erwähnten Ordonnanz heißt es:

A dater de la même époque toules marchandises et lous objets de commerce qui peuvent ou pourront êlre légalement importés des ports du Royauine - Uni et de ses possessions en Europe, pour la consommation de nolre Koyaume, ne pateront à leur inportation par navires britanniques, que les mêéimnes droits, qui sont ou seront perçus sur les dites marchandises et objets de comnmerce à leur Importation par Bav iIres (rancais.

Worauf sich also Lord Aberdeen jeßt beruft, is die vertrags mäßig der englischen Flagge eingeräumte gleiche Behandlung wie die franzüsishe National - Flagge, wonach britishe Schiffe in Frankreich bei der Einfuhr von Waaren keinen größeren Zoll als französische Schiffe für die nämlichen Waaren zu zahlen haben. Wahr ist es, daß die Einfuhr fremder Baumwollen-Waaren in Frankreich verboten ist, aber sie wird ausnahmsweife in Algerien gestattet, und das Ka- binet von St. James glaubt si berechtigt, zu verlangen, daß die Schiffe seiner Nation diesfalls auf dem nämlichen Fuße, wie die fran- zösischen, behandelt werden. ;

Die Vorstellungen Großbritaniens wurden, wie man sagt, im gestrigen Minister-Rathe erörtert und geprüft. Man fand dieselben dem Prinzip nah gegründet, aber dennoch unzulässig, weil, da die britische Regierung bis zur Stunde den rehtmäßigen Besiß von Al-= gerien in Händen Frankreichs nicht anerkennen mochte, es nicht einmal berechtigt wäre, von der Ausnahme zu genießen, welche Frankreich zu Gunsten fremder Baumwollen = Waaren in Algerien eingeführt hat. Nicht Lord Aberdeen, sondern Herr Guizot bat die Erhöhung des Einfuhr=Zolles auf britishe Baumwollenzeuge in Algerien zum Vor-

* wand dienen lassen, um aus der Nichtanerkennung des Besißes jener

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Kolonie ein Argument gegen die Vorstellungen Englands zu machen.

Commerce hierüber anführt. Man glaubt , daß dieser Fall dazu dienen wird, um zwischen Frankreih und Großbritguien wegen der förmlichen Anerkennung des rechtmäßigen Besiges von Algerien, neue ent- \cheidende Unterbandlungen anzuknüpfen, um so mehr als der bishe=- rige britishe General-Konsul in Aigier ziemlih bejahrt is, und frü her oder später das Kabinet vou St. James sih gezwungen sehen wird, zur Bestellung eines neuen Konsular = Agenten das erforderliche Exequatur von unserer Regierung zu verlangen.

Herr Guizot hat vor kurzem sehr erfreulihe Nachrichten aus China empfangen. Dem Grafen Ratti-Menton is es endlich gelun- gen, in direkte Verbindung mit dem chinesischen Gouverneur von Canton zu treten, von welhem er die Versicherung erhielt, daß die Franzosen , gleich den Engläudern, berechtigt sein sollen, iu den dem fremden Handel geöffneten Seehäfen des himmlischen Reiches uicht nur Handel zu treiben, sondern auch sich uiederzulassen, ein Zuge= ständniß, welches die chinesishe Regierung bisher den Europäern hart- nädig verweigerte. Eine an sich unbedeutende Formalität ätte in- dessen die faum angeknüpften Verbindungen zwischen dem Grafen Ratti-Menton und dem chinesischen Gouverneur bald wieder zerstört. Jn seinem Antworts - Schreiben meldete der chinesishe Gouverneur dem Grafen Ratti-Menton, er hätte die unterthänigste Bitte

des Königs der Franzosen dem Beherrscher des himmlischen Reiches zu Füßen gelegt. Herr Ratti - Menton glaubte gegen den Ausdruck unterthänigste Bitte sogleich protestiren zu müssen, indem er erwiederte, daß weder der König der Franzosen, noch dessen Agen- ten sih eine so erniedrigende Zumuthung je gefallen lassen würden. Glücklicherweise für Herrn Ratti - Menton hatte in dem nämlichen Augenblick auch der nordamerikanische Agent in Canton über so etwas sich zu beschweren, Dieser sandte einen Lieutenant der Fregatte „„Constellation“/ mit mehreren See - Offizieren zum inesischen Gou- verneur, der sich anfangs weigerte, in direkte Verbindung mit diesen Offizieren zu treten, Der Befehlshaber der „Constellation““ machte Miene, mit Gewalt den Gouverneur dazu zu zwingen. So wurden die nordamerikanishen Offiziere zuleßt vorgelassen und erhielten die befriedigendsten Zusicheruugen, daß die chinesische Regierung mit allen fremden Nationen im besten Einvernehmen zu leben wünsche und von nun an kein für dieselben beleidigender Ausdruck in der chinesischen Amtssprache mehr vorkommen werde. Außer den nordamerikanischen Offizieren und dem Grafen Ratti - Menton hat auch der spanische Agent in Macao eine ähulihe amtlihe Zusicherung erhalten, Es scheint jedoch, daß der zwishen China und Großbritanien geschlossene Handels- und Friedens= Vertrag einige geheime Artikel enthält, wo- dur den Engländern vor allen übrigen Nationen gewisse Bevorrech tigungen eingeräumt werden, So z. B, wird auf der Jusel Tshu=jan den Engländern das gusschließende Recht, sich niederzulassen, gewährt, Die übrigen geheimen Artikel des erwähnten Vertrages werden von den Engländern sorgfältig verborgen gehalten. i

Nach einer dreimonatlihen Abwesenheit is die Prinzessin Cle mentine, Gemahlin des Herzogs August von Sachsen-Koburg-Kohary, in dessen Begleitung gestern Abends wieder in die Arme ihrer Familie zurügekehrt, Die Prinzessin wird den Winter im Elysée Bourbon zubringen, wo sie auch ihre Niederkunft abzuwarten gedenkt,

5 Paris, 20. Dez. Der Bischof von Chálons is durch die Erklärung des Staats - Raths nicht sehr erschrecckt _worden, und “die von ihm ergriffene Maßregel zeigt, daß er entschlossen ist, die Feind scligkeiten fortzuseßen. Sem dem Staats Rath vorgelegtes Schrei= ben enthielt nur eine Drohung, die er jebt realisirt hat, Herr von Prilly hat die Austheilung der Sakramente in der Kapelle des Kom mungl=Collège zu Chälons verboten, indem, wie er sagt, kein Gemeinde- Mitglied der Jurisdiction des Geistlichen entzogen werden fann. Das Recht, eine solche Maßregel zu ergreifen, wird natürlich dem Bischof von Chälons bestritten, und man beruft sih zu diesem Zweck auf die Bestimmungen des dem Konkordat angehängten Geseßes vom Jahre X,, worin es im Art. 44 heißt, daß mit Genehmigung der Re= gierung Privat - Kapellen, unabhängig von der Pfarrkirche, errichtet werden können. Das Dekret vom Jahre 1812 neunt unter den Cta blissements, welche eine Privat= Kapelle haben dürfen, nicht nur die Collèges, sondern auch die Pensions - Anstalten für junge Mädchen, Man sieht, daß der Bischof von Chäâlons seine Befugnisse und die Gränzen der Geseßlichkeit überschritten hat, Mehrere Deputirte wollen in der nächsten Session wegen feindseliger Manifestationen der Bischöfe und wegen der Angriffe, welche dieselben gegen die Univer sität richten, das Ministerium interpelliren. | E

Man bespricht bereits die Kandidatur für die Präsidentschaft in der Deputirten-Kammer. Es is die Rede von Herrn Dupinz allein das Ministerium scheint die Wiedererwählung des Herrn Sauzet un terstüßen zu wollen. Die von Herrn Barrot geleitete Opposition verwirft nicht geradezu die Kandidatur des Herrn Dupin, indeß würde sie ihm doch ihre Unterstüßung nicht ohne einige Bedingungen und Garantieen von seiner Seite gewähren. Die beiden Fragen, über die man eine Erklärung von Herrn Dupin verlangen würde, sind die Dotirung des Herzogs von Nemours und die Befestigung von Paris. Weun er sich verpflichtet, gegen die Dotation zu stimmen, die Aus rüstung der Befestigungswerke und alle Arbeiten, die nicht in dem Gesebße aufgeführt sind und welche die bewilligten Kredite überschrei= ten, zu verwerfen, so wird die Opposition Barrot seine Kandidatur unterstützen. Herr Dupin is} indeß nicht der Mann, der sih Bedin gungen vorschreiben läßt, und wir zweifeln sehr, daß er in dem vor- liegenden Falle geneigt sein sollte, Verpflihtungen gegen die Oppo sition einzugehen.

Grossbritanien und Irland.

London, 21. Dez. Der angebliche Ausgang der wahrschein- lih erfolglosen Unterhandlungen über einen Handels - Vertrag mit Brasilien hat die alte Streitfrage über die Zulassung und Aus= schließung der Produkte aus Sklavenländern von neuem angeregt. Die Oppositions-Journale, von ihrem ursprünglichen Standpunkte des freien Handels aus, begreifen niht, wie man, ohne sich ciner tadelus- werthen Jukonsequenz schuldig zu machen, die Sklaven - Produkte der Vereinigten Staaten zulassen und jene Brasiliens ausschließen könne, denn sie erkennen feinen wesentlihen Unterschied zwischen der Skla verei in Brasilien und Nord-Amerika. „Jn beiden Fällen“, sagt der Globe, „fördert unser Begehr nah Sklaven-Produkten die Sklaverei und entschädigt die anwachsende Sklaven-Bevölkerung die Eigenthümer für ihre Sorge um dieselbe. Der einzige Unterschied, welche zwischen beiden Ländern besteht, daß nämlih die Sklaven - Bevölkerung in den Vereinigten Staaten nicht so sehr durch Einshmuggeln von Sklaven aus Afrika rekrutirt wird, wie in Brasilien, kann hier nicht in Anschlag kommen. Gewiß is der Sflaven-Handel ein schauderhafter Handel. Wir haben versucht, demselben Einhalt zu thun, und wir haben seine Gräuel vermehrt. Es is s{recklich, daß Afrika sih in solhem Zustande be findet, daß Einer den Anderen verkauft; es is schrecklich, daß Eu- ropäer dort Menschen kaufen z aber is dies von moralishem Gesichts- punkte betrachtet ein schrecklicheres Schauspiel, als die Sklavenzucht und der Sklaven-Handel in den Vereinigten Staaten? Beides: hat ein und dieselbe Folge, und Beides geht über unsere Macht, zu hindern,“ Die Whigs trenuen, ihren liberalen Handels-Grundsäßen gemäß, die Skla- ven-Frage von der Frage des für England zweckmäßigen kommerziellen Systems, denn sie sehen in der freien Zulassung der Sklaven - Pro dukte keine Gefahr für die fonkurrirenden Jnteressen [der Ble hen Kolonieen. Der freie Handel is es nach ver Mei- nung eben, welcher den Kolonicen aufhelfen soll, indem das jeßige Schutz - System die Arbeitskräfte derselben nicht in ei Maße angespannt hat, und die fortgesebte Politif del Tories, welche jene Kräfte nicht weckt, nicht allein die Kolonieen, sondern auch den Handel Englands dur) die Abbrechung der Handels-Verbindungen mit Sklavenländern ruiniren muß, Man erkennt, daß es das freie Handels=-Prinzip der Radikalen ist, welches dem Oppositions-Systeme der Whigs hier zum Grunde liegt, welchem aber eine Regierung Englands, und wenn es auch eine Whig-Regierung wäre, niemals folgen dürfte. Die Abschaffung des Sklavenhandels is in England Staats-Prinzip, das uicht so leiht dur die Einwendungen von an- gebliher Unmöglichkeit, dies Ziel zu erreichen, aufgegeben wird, Dies Prinzip aber muß auf die Handels - Beziehungen des Landcs influiren, weil es eben durch die Lage n hervorgerufen und dadur seine Erhebung zum Staats-Prinzip noth- wendig gemacht worden is. Die scheinbare Gleichheit der Handels Beziehungen Englands zu Brasilien und Nord - Amerifa, welche die jeßige Tory = Politik bei der durch jenes Staats - Prinzip bedingten Zurückweisung der Forderungen Brasiliens für den ersten Augeublick

des englishen Handels.

als inkonsequent ersheinen läßt, widerlegt der ministerielle Herald dur folgende Antwort auf die obigen Vorwürfe des whiggistischen Globe: „Es überrasht uns, zu finden, daß die gewohnte Scharf- sichtigkeit des Globe nicht den weiten Unterschied entdeckt hat, wel- cher zwischen der Sklaverei der Vereinigten Staaten und Brasiliens besteht, Die Sklaverei des ersten Landes is unabhängig von der Versorgung mit Sklaven durch den Sklavenhandel, während die Sklaverei des leßten denselben unmittelbar hervorruft und seine Verbreitung an der afrikanischen Küste verursaht, Großbritanien hat fein Recht, in die Sklaverei der Vereinigten Staaten sih zu mischen, wie sehr es auch immer einen solchen Zustand der Gesell= schaft verabscheuen mag, und zwar aus dem Grunde, weil das Be- stehen der amerikanishen Sklaverei nicht die Vernachlässigung oder Verleßung eines zwischen England und den Vereinigten Staaten ab= geschlossenen Vertrages bedingt. Der Fall stellt sich aber anders mit Brasilien. Das Bestehen der Sklaverei in Brasilien ist der Grund, wes- halb jenes Reich seinen mit England eingegangenen Vertrag zur Un= terdrückung des Sklavenhandels niht halten kann und nicht hält. Brasilien hat sich England feierlich verpflichtet, den Sklavenhandel zu unterdrückenz seine Munizipal-Gesebe verhindern die Folgeleistung die- ser Verpflichtung, also dringt Großbritanien auf die Abschaffung solcher hinderlichen Geseße, damit Brasilien im Stande sei, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen.“

Der Stadt = Rath der londoner City hat gestern den Antrag, „eine Munizipal -Reform und die Erweiterung des Wahlrechts bei den Munizipal-Beamtenwahlen bei dem Parlamente zu petitioniren“, mit einer Majorität von 113 gegen 54 Stimmen verworfen.

Aus Gibraltar erfährt man, daß das Dampfschiff „Locusta““ am 8ten in aller Eile nah der anstoßenden Küste von Malaga abgegan gen war, um auf ein Seeräuberschiff Jagd zu machen, das bereits mehrere Kauffahrer verfolgt hatte, Man vermuthet, daß der grie- hische Korsar Sparo der Capitain des Raubschiffes ist.

Wied e: a0 D: Fi

„*. Aus dem Haag, 22. Dez. Jn der Sizung vom l8ten empfing die zweite Kammer der General -Staaten folgende Königliche Botschaft in Bezug auf den Tod Sr. Majestät des Gra- fen von Nassau :

„„Edelmögende Herren! Mit dem tiefsten Schmerze muß Jh Ew, Edelmögenden die traurige Nachricht mittheilen, daß Mcin vielgeliebter und vexehrter Vater, dex König Wilhelm Friedrich, Graf von Nassau, am 12ten d. M. zu Berlin in Folge eines Schlaganfalles gestorben ist.

„So endigte ein thâtiges, oft mühevolles, aber auch ruhmreiches, schon früh den Niederlanden gewidmetes Leben, von dem 27 Jahre der Regierung des Staats gewidmet wurden, und dessen leßte Tage durh Handlungen be- zeichnet waren, welche die aufrichtige Licbe dieses Fürsten zu dem Lande seiner Geburt bezeugen.

„Indem Jch Mich den Rathschlüssen der Vorsehung demüthig unter- werfe, bin Jch sowohl, als mein Haus, durch diesen unerwarteten Verlust ttef ergriffen.

„Ew, Edelmögenden werden, das bin Jch überzeugt, Unseren gerechten Schmerz verstehen und vermöge der Anhänglichkeit, welche die Nation gegen Uns hegt, und die ihr bei den frohen oder traurigen Ercignissen, vou denen die Dynastie betroffen wird, jene lebhafte von Uns ihrem hohen Werthe nach anerkannte Sympathie einflößen , daran theilnehmen. j

„Jh bitte Gott, daß er Ew. Edelmögenden in scinen heiligen und gnädigen Schu nehme.

Im Haag, den 15, Dezember 1843,

Câcz) Wi EINE

Diese Königliche Botschaft wird gedruckt werden, und es is eine Kommission ernannt worden, um eine Adresse zur Beantwortung der selben zu entwerfen.

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat der zweiten Kammer einen Auslieferungs - Vertrag zwischen den Niederlanden und Belgien mitgetheilt.

Der Geseß=-Entwurf zur Austrocknung des harlemer Meeres ist nach langen Debatten mit 35 gegen 16 Stimmen von der zweiten Kammer angenommen worden.

Nachschrift. So eben, da ih den Brief schließen will, erhalte ich noch das Probeblatt des seit langer Zeit angekündigten Journals, welches die Trennung des Herzogthums Limburg von Holland be sprechen soll. Der Uebersender diescs vom 21sten datirten und am 20sten zu Mastricht erschienenen Prospektus bemerkt mit Recht, daß die Grundlagen dieses Blattes sehr schwach und sehr leicht sind. Die Gründer desselben wollen jedoch mit der Herausgabe noh bis zum l. Januar 1844 warten, wahrscheinlich, um ihr Thema erst noch reiflicher zu erwägen. Wie dem auch sei, mein Korrespondent ver sichert, daß dies seit langer Zeit erwartete Gestirn bei seinem Er scheinen über dem Horizonte der Maas ein sehr bleiches Licht ver- breitet habe, und daß sein Untergang früher stattfinden werde, als man wohl glauben möge.

«e Aus dem Haag, 24. Dez. Am {16óten ist in Gegen wart des Königs das Testament des Grafen von Nassau verlesen worden. Die Lesung währte sehr lange, deun das ganz von der Hand des erlauchten Verstorbenen selbst geschrieben, enthält mindestens 40 Seiten und außerdem ein Kodizill von 17 Seiten.

Ueber den Jnhalt des Testaments verlautet noch uichts im Pu- blifum und Alles, was die Journale darüber sagen, i} als bloße Muthmaßung anzusehenz nur so viel wird als bestimmt versichert, daß er alle seine Diener mit mehr oder weniger beträchtlihen Summen bedacht hat.

Die sterblichen Ueberreste des Grafen von Nassau werden nicht nah dem Haag kommen, sondern von dem Könige, den Prinzen und den dazu eingeladenen Personen in Rotterdam, wo die Leiche am 25. oder 26. Dezember eintreffen wird, in Empfang genommen und nach Delfft gebracht werden, wo die Asche des ersten Königs der Nieder= lande in dem Familien-Begräbuisse beigeseßt werden soll.

Man versichert für ganz bestimmt, daß die Finanz - Maßregeln der Regierung in den Sectionen eine starke Majorität erhalten haben. Diese Nachricht hat günstig auf die Fonds an der amsterdamer Börse eingewirkt. Alles läßt vermuthen, daß die schwierige Lage, worin die Regierung sih befunden, vorüber is, Die Königliche Bot= haft, welche dem Anerbieten des Grafen von Nassau in Betreff cines Darlehns von 10 Millionen Gulden zu 35 pCt, beistimmt, hat auf die Kammern und auf die Bevölkerung einen sehr guten Eindruck gemacht.

L rar en.

Brüssel, 23. Dez, Die Repräsentanten - Kammer hat gestern den Geseß=Entwurf, der dem Kriegs-Minister einen provisorischen Kredit von 4 Millionen Fr. auf das Ausgabe-Budget von 18441 be willigt, so wie den Geseß-Entwurf, der die Befugniß der Regierung, die Kanal- und Fluß-Zölle zu reduziren, noch auf ein Jahr ausdehnt, augenommen,

In der gestrigen Sibung der Repräsentanten-Kammer wurde der Geseß= Entwurf, der das Gescß vom 25, Dezember 1842 über die Ein = und Ausfuhr von Gerste und Roggen bis zum 31, Dezember 1844 verlängert, einstimmig genehmigt. Hierauf ging man zur Diskussion des Justiz-Budgets über. Es kam bei dieser Gelegenheit die Nothwendigkeit einer Revision des Civil - Kodex, der Gerichts Ordnung und des Strafgeseßbuchs zur Sprache, die der Justiz

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Minister, Baron d’Anethan, einräumte, indem er zugleich versprach, die zu Ende des Jahres 1841 ernannten beiden Kommissionen für die Geseß-Revision, welche si aufgelöst hatten, ohne etwas zu Stande gebracht zu haben, wieder zu erneuern, und ihnen ihre Arbeiten zu erleihtern. Herr von Brouckere \prach unter Anderem für Ein- führung des Jsolirungs - Systems, und namentlih für vollständige Trennung der Strafgefangenen verschiedener Kategorieen. Die Be- hauptung dieses Redners, daß die Verbrechen und Vergehen sich vermehrt hätten, wurde von dem Justiz-Minister durch statistische Nach= weise widerlegt. Das System völliger Jsolirung erklärte der Minister niht annehmen zu fönnen, aber son seit längerer Zeit, sagte er, sei in den belgischen Gefängnissen gänzlihes Schweigen während der Arbeit und gänzliche Jsolirung während der Nacht eingeführt. Gegen die Ansicht des Herrn Sayart - Martel , daß die bestehenden Schuld- geseße eine Aufmunterung für den Schuldner und eine Härte für den Gläubiger seien, trat Herr Castiau mit der entgegengeseßten Mei- nung aufz „durch das Geseh über die körperliche Haft“, sagte er, „kann ein Schuldner mit fünfjährigem Gefängniß bestraft werden,

das heißt, man bestraft das Unglück und die Zahlungs - Unfähigkeit eben so wie den Diebstahl und den Betrug.“ Dasselbe Mitglied war der Ansicht, daß das in Belgien eingeführte Gefängniß=System des Schweigens seinen Zweck nicht erfülle. „Die Gefangenen““, sagte er, „haben ih eine Zeichensprache erfunden, durch die sie sich mit einander unterhalten. Das einzige Mittel is, das System der einsa men Absperrung anzunehmen, nicht wie in Amerika, wo diese Absper- rung das Geheimniß mit allen seinen Qualen is, sondern die ein- same Absperrung mit Arbeit und der Verkehr mit dem Kaplan, mit dem Gefängniß =- Direktor und seiner Familie.“ Der Justiz - Minister erwiederte hierauf, daß man über das System der absoluten Jsoli- rung noch nicht entscheidend urtheilen könne, weil es in seinen Re- sultaten noch nicht vollkommen bekannt sei. Die Fortseßung dieser Disfussionen wurde auf heute vertagt.

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¿2 Catauïía, 5. Dez. Als ih Jhnen zum leßtenmale schrieb,

war ih von allen den Umständen des traurigen Ereignisses, welches an der Straße nach Bronte stattgefunden, noch nicht genau unter= richtet, Es stürzte sich nämlich die Lava, nachdem dieselbe die Chaussee überschritten, mit großer Wuth den Abhang hinunter, welcher in einer Entfernung von etwa 4 ital. Meilen nah dem Simeto si dehut, dessen Gewässer gerade in dieser Richtung die Werke einer Papier-= mühle in Bewegung seßen. Hier befand sich ein kleiner Teich, Einige wollen, es wäre nur cine Pfüße Regenwassers gewesen. An diesem, wie schon gesagt, sehr fleißig angebauten Abhang lagen mehrere Wohn=- und auch nur Gartenh äuser zerstreut, und eine große Anzahl der Einwohner Bronte's und der Umgegend waren damit beschäftigt, von hier alles nur immer Mögliche wegzubringen und vor der Wuth - des .Fouérs* zu Howahren. Die Armên, welchë.… die Früchte ihres jahrelangen Fleißes untergehen sahen, hielten si an Allem fesi. Mai. (ah sogar eimge die. Ziegel: der Dächer angreifen und fortshaffen. Hinter jenem Teiche glaubten sie sich lauge sicher, denn dort, dachten sie, müsse der Feuerstrom sich löschen. Mehrere auch aus bloßer Neugierde harrten, um dem wirk- lih neuen Schauspiel der Vereinigung des Feuers mit dem Wasser zuzusehen. Kaum aber hatte die glühende Masse sich in den Teich ergossen, so geschah eine fürchterlihe Explosion, und Alle, die in nicht großer Entfernung sih befanden, wurden auf der Stelle vom Feuer ergriffen, umgebracht, zu Asche verebraunt oder mehr oder weniger ver= wundet. Dreißig Leichname oder die Reste derselben hat man vorge=- funden, 6 Judividuen werden noch vermißt und keine Spur is von denselben mehr vorhanden, endlich sind 25 andere {wer verwundet nach Bronte gebracht worden, wovon 15 bereits gestorben während für die übrigen wenig Hoffnung da ist. Ju Bronte war auch nicht eine Familie, welche nicht irgend eines ihrer Glieder unter den Verun- glückten vermuthen mußte. Man kann sich daher von dem Eindru, den diese Schreckenspost auf die sehr zahlreihe Bevölkerung machen mußte, einen Begriff machen, doch der Magistrat und einige hinge sandte Abgeordnete der Provinzial = Regierung in Catania zeichneten durch wahren Eifer und wohlangebrachte Thätigkeit sich überall aus, und brachten Trost und ärztliche, selbst Geldhülfe den Verwundeten und den Jhrigen ; solche Männer verdienen öffentlihen Dank und Anerkennung. ____YJebt scheinen die drei Vulkane beinahe erloschen. Der oberste Gipfel wirft zwar noch immer unter dihts{chwarzen Rauchwolken, Asche, Steine und Scorien aus, und ein kleiner Lavabah wird bei dunkler Nacht an der Ostseite des Kraters erblickt, allein derselbe ver liert sich bald unter dem hohen Schneelager.

Der Ausbruch vom 17ten rauht auch noch und treibt Asche und Scorien nebst einiger Lava aus, allein diese gerinnt bald und ver= mag niht mehr, den nun bei 18 ital. Meilen vorgerückten Strom vorwärts zu bewegen. Eben so verhält es sich mit dem leßten vom 2ásten an der Nordseite des Berges, dem Orte Maletto gegenüber ; es hat dieser zwar einigen Schaden in dem diesem leßteren Orte angehörigen Walde angerichtet, allein derselbe is niht von großem Belang.

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Der Berg selbst is oben mit einer dicken Lage Schnee bedeckt, | /

und umsonst wäre das Wagstück, denselben ersteigen zu wollen. Die- ser Schnee s{hmilzt und ergießt sih in tausend befruhtenden Bächen in den unten liegenden Garten, denn Garten nenne ich vorzugsweise den ganzen Fuß des Berges von Catania bis Jaormina, Alles ist

den, daß die einzuzahlenden Posten durchs Loos bezeihnet und nun zum Nennwerthe je 100 Dukaten für 5 Dukaten Renten, durch die Amorti= sations-Kasse bezahlt werden.

Man will die lebßtverflossene Nacht in einigen Theilen Palermo's einen Erdstoß verspürt haben.

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3 Madríád, 16. Dez. Aus den lebten hier eingetroffenen pariser Blättern sehen wir, daß fast die sämmtliche periodische Presse Frankreihs die Partei Olozaga's gegen die junge Königin ergreift und in das Geschrei über eine Camarilla einstimmt. Nichts anderes fonnte man von einer Presse erwarten, die gewohnt ist, ihr Raisonne= ment auf unvollkommene Kenntniß der Thatsachen zu stüßen und nach dem oberflächlichsten Anschein abzuurtheilen. Man betrachtet in Paris den vorliegenden als ein abstraftes Thema, ohne zu bedenken, daß, um ihn gehörig aufzufassen, die genaueste Kenntniß der aufgetretenen Persönlichkeiten, der ins Spiel gezogenen Jnteressen erforderli ist. Jn Spanien bewährt sich in der Regel das Wahrscheinlihste als Irrthum und das Unglaubliche selbst als Wirklichkeit. Die hiesigen Jn= triguanten der höheren Sphäre dürften doch wohl fein genug sein, um vor= aussehen zu fönnen, daß der große Haufen das Ereigniß, das er ihnen zur Last legt, sogleich für eine angezettelte Jntrigue erklären und die s{chlimm= sten Folgen auf die angeblichen Urheber werfen würde. Wollten die Hosfleute Olozaga stürzen, so würden sie wohl ihre Mine künstlicher angelegt haben. Hier an Ort und Stelle, so wie in der ganzen Halbinsel, betrachten alle Klassen der Bürger Herrn Olozaga als shuldig. Der General Serrano selbst, der doch sich zu den Pro- gressisten bekennt und Olozaga's Amtsgenosse war, hat gestern erklärt, daß er allerdings, wiewohl nur auf vertrauliche Weise, gegen mehréêre Personen die Befürchtung ausgesprochen habe, Olozaga werde die Komgin mißhandeln. Zu bedauern is freilih, daß Herr Gonzalez Bravo diesen Umstand auf unschicklihe Weise zur Kenntniß des Kon= gre]ses brachte und dadurch den General Serrano in große Verlegen=- heit seßte. Gewandter benahm sich der Deputirte Roca de Tagores, der in der gestrigen Sizung des Kongresses cine Reihe von That= sachen aufstellte, die auf den Charakter und die Absichten Olozaga's helles Licht werfen. Das Dekret, welches dieser Staatsmann der Königin zur Unterschrift vorlegte, enthielt eine Unwahrheit; denn es hieß darin, „nach Anhörung des Minister -Rathes““, und doch wußte feiner der übrigen Minister etwas davon. Auch trug Olozaga das unziemendste Benehmen gegen die junge Königin überall zur Schau. Als die Königin im Palast eine Anrede hielt, rief Olozaga ihr zu: „lauter, lauter !‘“/ so daß die Königin erröthete und die Angeredeten sich shämten. Jn Gegenwart der Vertreter fremder Mächte ergriff Olozaga die Königin beim Arm, obgleich sie selb einen der anwe= senden Gesandten mit der Einladung beehrt hatte, sie zur Tafel zu geleiten, „Herr Olozaga“, sagte Herr Roca de Tagores (Bruder des Grafen von Pino Hermoso und Schwager des Herzogs von Frias), „erlaubte sih, die Königin auf ihre entblößte Schulter zu flopfen, um sie auf eine Person aufmerksam zu machen, eine Un= verschämtheit, die ih mir nicht gegen irgend ein Fräulein herausneh- men würde, Wenn sih Herr Olozaga dergleichen gestattete, so mag

er auh weiter gegangen sein.“

Es weist sih aus, daß der General Serrano am 29\ten v. M. seinen Freunden nach Malaga schrieb, Olozaga stände in geheimem Einverständniß mit Espartero, Das Benehmen Serrano's i} über=

| haupt ziemli räthselhaft. Olozaga soll einen Paß verlangt haben, | um sich nah Belgien zu begeben, und ih vermuthe, daß man feinen | Anstand nehmen wird, ihm sein Gesuch unter der Hand zu bewilligen.

Der Herzog von Osuña hat sich entschieden geweigert, einen Botschafter - Posten anzunehmen. Er wird binnen kurzem nah dem

| südlichen Italien abgehen, um die ihm als Erben des Hauses Jn=

| fantado zugefallenen Besißungen ín Augenschein zu nehmen.

| Abends. Jn der heutigen Sißung des Kongresses beschloß der

Deputirte Roca de Tagores seinen gestern begonnenen Vortrag. Darauf erflärte Herr Alonso (Unter=Staats-Secretair des Jnnern

Olozaga wäre seit einigen Tagen niht im Kongreß erschienen,

weil Gruppen von Meuchelmördern seiner am Eingange harrten! Der

Vice-Präsident, Herr Madoz, vertrauter Freund Olozaga's, versicherte, | daß er durchaus nichts von einem solhen Vorfalle vernommen hätte, | und feiner der Anwesenden schien der Erzählung des Herrn Alonso Glauben zu schenken. Der Deputirte Negrete verlangte, daß man | endlih den Debatten ein Ziel seßen und einen Beschluß fassen möchte. „Man darf,‘ rief er mit Heftigkeit aus, „Feine andere Frage in Er= wägung ziehen, als die, daß die Königin von Spanien durch einen Niederträchtigen (villano) beleidigt worden is.“ Indessen wurde die Sibung abermals geschlossen, ohne daß ein Beschluß gefaßt wor= den wäre.

Man versichert, der neue Finanz-Minister beabsihtige, den Cortes cinen die allgemeine „Regulirung“ der Staatsschuld be= zweckenden Plan vorzulegen, vermittelst dessen die Staats - Einkünfte zur Deckung der sih häufenden Ausgaben verwendet werden sollen. Ob die Jnhaber spanischer Staatspapiere damit einverstanden sein werden, müssen wir abwarten,

| unter dem Ministerium Lopez) zur allgemeinen Ueberrashung, Herr l j | | |

XckX Paris, 21. Dez. Das Journal des Débats stimmt mit der Presse in der Ansicht überein, daß die Anwesenheit der Kö= nigin Christine in Madrid für jeßt nicht ersprießlih sein würde, aber es drüdckt diese Meinung und die aus derselben hervorgehenden Wünsche

mit dem üppigsten Grün der reichsten Vegetation bedeckt, viele Pflan- | mit größerer Zurückhaltung und Bescheidenheit aus als die Presse | ( J ;

zen und Bäume stehen in Blüthe und füllen die Luft mit balsami- {hen Düften.

Ein Königl, Dekret ertheilt den Grafen-Titel einem Herrn Tasca, verlobter Bräutigam der Tochter des Ministers der kirhlichen Ange- egenheiten Principe Jrabbia. i i

Man schreibt mir von Neapel, daß die Regierung damit um- gehe, den Eingangs - Zoll auf fremdem Getraide aufzuheben. Eine solche Maßregel würde den Ackerbau, der so lange bei den niedrigen | Preisen des Getraides litt, vollends zu Grunde richten z wir zweifeln daher, daß dieselbe beschlossen wird.

Den 12, Dez. Als ih am bten Catania verließ schien die Eruption für diesmal beendigt zu sein, denn wenn auch alle drei Schlünde des Feuerberges noch immer unter großem Getöse dichte Wolken \{chwarzen Rauches, Steine, Asche und Scoriez ausstoßen, so sieht man doch wenig Feuer mehr. Der Rauch aber und der höllische Dunst macht bei dichter Luft den Aufenthalt auch am Fuße des Berges beinahe unerträglih, und es bleibt unbegreiflih, wie aus diesem Boden bei dieser Luft die üppige eben jeßt in aller Pracht prargende Pflanzenwelt keimen und sih halten kann. Uebrigens ist ganz Sicilien jeßt einem wirklihen Paradiese niht unähnlich, der gefallene Regen und die hierauf gefolgten {chönen Tage waren hin= länglich, alle Keime zu entwickeln, und man wandelt in einem bestän= digen Dufte der neusprossenden Blüthen.

Den 13, Dez. Bei dem alles Zutrauen einflößenden Zustand der Finanzen dieses Reiches (beider Sizilien) ist der Cours der 5 proc. Rente auf 112% gestiegen, und nach Abzug der 6 monatlichen Coupons Ende dieses bleibt derselbe auf 110, Nun wird jährlich eine Million Dukaten (1,142,850 Rthlr. preuß. Cour.) eingelöst und vernichtet ; mit dieser an sich selbst sehr guten Maßregel ist aber die Willkür verbun-

die bei dieser Gelegenheit, wie das Journal des Débats zu ver- stehen giebt, mit großer Taktlosigkeit zu Werke gegangen ist, Die Presse hat nämli, wie es sich jeßt herausstellt, mit ihrer starken und vielleicht etwas voreiligen Argumentation gegen die Abreise der ehemaligen Regentin nah Spanien, keinesweges die gegenwärtigen Ansichten der Königin Christine wiedergegeben, wie dies anfangs ziem= lih wahrscheinlich war, da das genannte Blatt schon seit geraumer Zeit der „Moniteur der Rue Courcelles““ genannt werden darf. Dieser Moniteur hat es sich in diesem Falle erlaubt, auch einmal Oppo- sition zu machen, deun es steht niht mebr zu bezweifeln, daß die Kö= nigin Christine, wenngleih nicht entschlossen, doch wenigstens sebr geneigt is, der ihr durch Herrn Donoso Cortes überbrachten Einladung des Ministeriums Gonzalez Bravo zu folgen. Das Journal des Débats und die Presse vertreten in dieser Sache augenscheinlich den Wunsch des Kabinets der Tuilerieen welches den Augenblick noch nicht gekommen glaubt, wo die Mutter ‘der jun- gen JZsabella ohne Gefahr und mit Nutzen für die konservativen Ju= teressen nach Madrid zurücckehren kann. Der Globe if das einzige der biesigen Blätter, welches alle jene Besorgnisse nicht theilt, und das si im Gegentbeile von der Rückreise der Königin Christine die glücklichsten Resultate zu versprechen wagt. Es ist keine Frage, daß dies Urtheil des Globe unter dem unmittelbaren Einflusse der Ideen, die in der Umgebung der Königin Christine vorberrschen, formulirt und ausgesprochen worden is. Die Königin hat sich übrigens in der am 19ten abgehaltenen feierlichen Audienz des Herrn Donoso Cortes nicht anderweitig über ibre eigene Ansicht ausgesprochen, als daß sie geäußert, daß ihr Entschluß vor allen Dingen dem Ausgange der gegen=- wärtig in dem spanischen Kongresse schwebenden Debatte untergeordnet sei. Der Schluß jener Debatte und die Abstimmung über die Frage von