1843 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

aufgeführt wurde. Nachts um 11 Uhr ist Se. Kaiserliche Hoheit nah Stuttgart weiter gereist,

Braunschweig. Aus dem Weserkreise, 20. Dez. (K. Z.) Nachdem es jet bestimmt ist, daß die hiesige Gegend mit dem Anfange des künftigen Jahres dem Zoll-Vereine beitreten wird, dürfte es an der Zeit sein, die muthmaßlihen Folgen dieses Ereig= nisses auch vor dem größeren Publikum etwas näher zu beleuchten, weil an dasselbe, ungeachtet der verhältnißmäßigen Geringfügigkeit des anzuschließenden Bezirkes, doh verschiedene allgemeinere Juteressen sich knüpfen. Das Gebiet des Zoll-Vereines wird nunmehr von der Weser ab eine ziemli tief in das Hannoversche einshneidende Zunge bilden, welche dazu noh zwei hannoversche Enklaven, die Stadt Bo- denwerder und das Amt Polle, umfaßt. Beide Enklaven werden jedoch von der Weser berührt und haben dadurch eine den Bestim- mungen der vereinsländishen Autonomie entzogene Wasserstraße. Aus dieser Lokalität geht hervor, daß die örtlihen Berührungen unserer Gegend mit dem hannoverschen Gebiete umfassender sind, als mit dem zollvereinsländischen, und daß allerdings, der Gränzenlänge nah, mehr Verbindungspunkte aufgegeben werden müssen, als beim Zoll-Anschlusse neu gefunden werden fönnen. Der kleine, auf den Gränzen geführte Verkehr mit inländischen Erzeugnissen wird allerdings empfindlich leiden, und zwar sowohl auf der hannoverschen, als auf der hiesigen Seite, zugleich auch der gegenseitige Handel mit fremden Waaren abgeschnitten werden, Doch if unleugbar, daß in dieser Beziehung die Lage der braunschweigi- schen Gebietstheile ungleich günstiger werden wird, als die der be- nachbarten hannovershen. Die bedeutendste braunschweigische Stadt in der hiesigen Gegend is Holzminden; und der Handel von Holz= minden wird in Folge des Anschlusses zuverlässig nicht verlieren, viel- mehr wahrscheinlich noch gewinnen, da Holzminden an der Weser liegt, ein Haupt-Zollamt erhält und daher mit ziemlicher Sicherheit darauf renen fann, daß der größte Theil des Binnenhandels künftig über seinen Hafen geleitet werden wird. Weiter nach Osten hin sind die Städte und Flecken im Braunschweigischen weniger bedeutend, und es ist mit Sicherheit anzunehmen , daß bisher aus denselben bei Weitem weniger Waaren in das hannoversche, als von dort in das hiesige Gebiet, eingeführt worden siud, weshalb denn auch aus den benachbarten hannoverschen Städten schon viele Klagen über den künftigen Ausfall an ihrem Geschäftsverkehre laut geworden slnd. Sodann darf, was den Handel mit inländischen Erzeugnissen betrifft, nit überseheu wer= den, daß das Hauptfabrikat des Weserkreises, die Leinwand, von jeher entweder über Holzminden nah dem Rheine, oder auf der Weser nach Bremen ausgeführt is, und daß also auf dieses Geschäft der Zoll= Anschluß keinen Einfluß haben wird. Die für Hannover so wichtige ammenser Straße, welhe nur auf einer furzen Strecke unser Gebiet durchschneidet und daher für uns wenig Bedeutung hat, wird einst- weilen freilih nur mit einem Durchgangszolle von 4 gGr. für den Ctr, belegt werden, doch wird dem Vernehmen nah auch dieser Zoll {on für so hoch gehalten, daß die hannoverschen Kaufleute in Göt= tingen und Grubenhagen ihre seewärts eingehenden Waaren-Bedürf- nisse doch künftig lieber über die Weser zu beziehen denken, und daß deshalb die hannoversche Regierung darauf Bedacht nimmt, das Sollingêgebirge, welhes sich am rechten Weserufer hinzieht, mit Chausseen zu durhs{chneiden. Daß solche Verbesserungen der Commu- nicationsmittel künftig auch dem allgemeinen Verkehr zu Gute kom- men, versteht sich von selbst, wenn sie au jeßt nur einem einseitigen Zwecke dienen, Jm Allgemeinen gehen wir daher mit gutem Ver- trauen in das neue Verhältniß über, zumal wir dabei die gegründete

Aussicht haben, daß der Weserkreis, wenn ihm nur erst der große | sehr bald die Heimat einer sehr regen Jndustrie |

Marït geöffnet ist, werden wird. Die benachbarten Waldungen einer Reihe von Generationen verschiedene Gewerbe in Me- tallwaaren hier einheimisch gemaht, welhe nur wegen der früheren Gränzbeshränkungen niht zu größeren Unternehmungen benußt werden konnten; außerdem ist die Weberei bei uns auf dem Lande, so zu sagen, in jeder Familie zu Hause, Kein deutscher Staat hat verhältnißmäßig mehr Chausscen als Braunschweig (etwa eine laufende Meile auf die (] Meile), und davon hat wiederum der Weser-Distrikt die meisten. Dazu haben wir die Weser, welhe durch fortwährende Correctionen der Schifffahrt zugänglicher wird und seit dem lebten Herbste durch Dampfschiffe neu belebt ist. Das reiche Was= sergefälle in unseren Gebirgen is noch längst nicht ausgenubt, und die üblichen Löhue sind bei uns so niedrig, wie vielleiht in wenigen Ge- genden Deutschlands, Unter diesen Umständen haben hon einzelne Unternehmer aus den reicheren Fabrifgegenden sich mit Anfragen hier= her gewandt, und es is mit Sicherheit vorauszusehen, daß deren noh mehrere folgen werden. Wie wünschenswerth daher der Anschluß Hannovers an den Zollverein auch für uns sein mag, so steht doch die Ansicht aller Einsichtsvolleren dahin fest, daß selbs unter den jeßigen Umständen aus dem einseitigen Uebertxitte unserer Gegend kein Nach= theil hervorgehen fann, der nicht dur bedeutcudere Vortheile“ über= wogen würde,

haben schon seit

Freie Städte. Hamburg, 19. Dez. (A. Z.) Man kennt bereits die Resultate der zuerst vou hier direkt nach dem Junern von China gemachten Expedition. Die Zoll-Beamten, denen die deutschen Artikel neu waren, machten anfäuglich Schwierigkeiten hinsichtlich des Zoll= Tarifs, was für die Folge nicht mehr der Fall sein dürfte, Der reine Gewinn foll 30 pCt. seiu, es fragt sich indeß, ob bei der Nück= ladung gewonnen oder verloren wird, Jn einigen Tagen segelt wie=

derselbe), den eigenthümlichen phantastisch-sarkastishen Ton, der in Heine's Poesie vorherrscht, in der Musik wiederzugeben, wissen eigentlich nur die, welche, ihn ästhetish fühlend, was nicht Jeder kann, es selbst versucht haben, ein musikalishes Analogon zu liefern, Daher kommt es denn auch, daß, troy der fast unübersehbaren Menge, es eigentlih nur sehr wenig Compo- sitionen von Heine'shen Gedichten giebt, die nicht völlig mißlungen ge- nannt werden müssen, Man reicht dabei mit der bloßen Musik, schönen Melodie, geistreihen Harmonie u. s, w, nicht aus, sondern es muß ein eigener poetischer Hauch dazu kommen, der sih nicht definiren läßt, dessen Nichtoorhandeusein aber den, welhem das Gefühl für Heine'sche Poesie crschlossen is, förmlich verstimmt und ihm eine sonst vielleicht durchaus löbliche Composition matt und verfehlt erscheinen läßt, Es gehört aber ein ganz spezifisches Talent dazu, um diese Aufgabe zu lösen, und bedeu- tende Komponisten sind daran gescheitert !‘““ *) /

Die Hoven' schen Comyositionen der Gedichte Heine's gehören zu den allerbesten, und manche davon dürsten ganz unübertresflih sein. Auf der einen Seite ist es dem Verfasser gelungen, jenen cigenthümlichen Ton zu treffen, ohne den die ganze Gattung eigentlich gar nicht besteht , anderer- scits is die musikalische Kontinuität, das Fließende der Tonstücke troß aller oft durch das Gedicht bedingten absyringenden Motive auf das trefflichste bewahrtz zudem sind die Gesänge durchaus saugbar ja man merkt ihnen an, daß der Verfasser in deren Vortrag selbs exzellirt, und die Klavierbe- gleitung is in Harmonie und Figuren charakteristisch und interessant, ohne die Gränzen einer Schwierigkeit zu überschreiten, ver sh jeder etwas ge- wandte Dileitaut gewachsen fühlt, Genaues Studium erfordern diese Com-

*) Jn früheren Jahren hat Heine den jeyt zu Köln lebenden Kom- ponisten Joseph Klein (Bruder Bernhard Klein's ) als denjenigen be- zeichnet, der sich in der Auffassung seiner Lieder am originellsten bewährt habe,

1088 der ein hiesiges Schiff nah Singapore, wo dann der Supercargo seine definitive Bestimmung erhält.

Hanzburg, 25. Dez. (B. H.) Die Leiche des verstorbenen Königs der Niederlande is} gestern Mittag auf einem preußischen Dampfschiffe von Berlin hier eingetroffen und sogleich auf das zu ihrem Empfang hierher geshickte holländishe Kriegsdampfscchi}ff} „Curaçao“/ gebraht worden, welhes heute Nacht die Rückfahrt nach Holland antreten wollte, aber während des vorherrschenden starken Nebels diht vor dem Hafen festgerathen is, und heute Mittag um 3 Uhr noch nicht wieder abgebraht war. Das zur Eskorte bestimmte Dampfschiff „Cerberus“/ ist gar niht hierhergekommen, sondern hat, wie wir hören, wegen einer Beschädigung an der Maschine, bei der Lühe liegen bleiben müssen.

N. S. Späteren Nachrichten zufolge is der „Curacçao‘“/ am 26sten des Morgeus um 6; Uhr von der Stadt abgegangen, jedoch bei dem neblichten Wetter auf der Elbe tiefer abwärts bei Teu= felsbrüde, wie der Ort genannt wird wieder auf den Grund ge- E Das Kriegsdampfschis} „Cerberus“ lag bei demselben vor Unker,

Russland und Polen.

___St. Petersburg, 22. Dez. Der Kaiserlihe Hof hat auf die Nachricht von dem Tode Sr. Majestät des Königs Wilhelm Frie drich Grafen von Nassau am 18ten d. auf 24 Tage Trauer ange- legt, die, dem Gebrauche gemäß, in große und fleine Trauer sich theilt.

L,

Variís, 23. Dez. Der niederländishe Gesandte, General Baron Fagel, hat gestern dem Könige in einer besonderen Audienz ein Schreiben seines Souverains überreicht, welches die Anzeige von dem Ableben des Königs Wilhelm Friedrich Grafen von Nassau ent- hielt. Der Moniteur meldet, daß der Foüig der Franzosen wegen dieses Ereignisses vom 6, Januar an auf 21 Tage Trauer anlegen werde.

Der Bischof von Chartres, der die Fehde des Klerus gegen die Universität begonnen hat, is nah längerem Schweigen auch wieder mit einem an die legitimistishen Blätter gerihteten Schreiben auf den Kampfplabß getreten, Er billigt darin Alles, was seit einem Jahre von Seiten der katholischen Geistlichkeit gegen die Universität geschrieben worden. Das Journal des Débats theilt sein Schreiben vollständig mit und nimmt den Fehdehandschuh auf, welchen der Bischof der Regterung hinwirft, indem es sagt: „Wenn wir den Herrn Bischof von Chartres rich= tig verstehen, so ladet er uns vor die Kammern ; im Namen der Univer sität nehmen wir diese Vorladung an und fordern thn unsererseits vor dieses Tribunal, dessen Kompetenz Niemand in Frankreich, weder Groß noch Klein, weder Priester noch Laie, zurückzuweisen das Net e At Sol Jemer weiteren Entgegnungen fügt das ministerielle Blatt hinzu: „Seit drei Jahren bereits wird die Universität angegriffen und verleumdet; es fehlt wenig, so hätten gewisse Bischöfe sie in Bann gethan, und doch nimmt seit drei Jahren die Zahl der Zöglinge in den Königlichen und in den Ge= meinde - Schulen jährlich zu. Die Beipflichtung der Familienväter protestirt also gegen die Verleumdungen der geistlichen Partei. Seit einem Jahre sind 2000 Schüler in den genannten, von den Univer- sitäten abhäugigen Unterrichts-Austalten hinzugekommen, So gestattet deun die Vergangenheit der Universität, auch an der Zukunft nicht zu verzweifeln.“

Der Revue de Paris zufolge, is ein Geseß-Entwurf über den Sekundär - Unterricht fertig und soll die Regierung anfangs willens gewesen sein, denselben zuerst der Deputirten-Kammer vor- zulegen, sich aber anders besonnen haben und ihn uun vorher in die Pairs-Kammer bringen wollen, weil sie dort weniger Widerstand da=- gegen erwarte.

Der Moniteur Algerien vom 15. Dezember berichtet, Abd

el Kader habe sich in den an Marokko gräunzenden Theil der Wüste zurückgezogen und scheine wenigstens für den Augenblick völlig ent- muthigt, m Paris, 22. Dez. Das Beispiel der lebten belgischen Thron-Rede, worin der Reise der Königin von England ausdrücklich erwähnt ward, scheint unsere Regierung zu nöthigen, den Besuch in Eu in der nächsten Thron= Rede zu berühren, so sehr auh das Ka- binet von St. James zu wünschen scheint, daß diesem Besuche feine politishe Bedeutung beigelegt werde. Darauf beziehen sih die ver= schiedenen Konferenzen, welche Herr Guizot seit einigen Tagen mit Lord Cowley hat. Ob zuleßt Lord Aberdeen dem Wunsche des Herrn Guizot sich fügen wird, is noch zweifelhaft. Die betreffende Phrase der Thron = Rede is gestern Lord Cowley ad referendum mitgetheilt worden. Man erwartet bis zum nächsten Montag die de- finitive Antwort des britischen Kabinets.

Don José d’Araujo Ribeiro, außerordentliher Gesandte des Kaisers von Brasilien in Paris, der aber seit drei Monaten in einer besonderen Sendung am Hofe von St. James beglaubigt war, is seit vorgestern auf seinen hiesigen Posten zurückgekehrt, und hat die Leitung der brasiliguischen Legation heute wieder übernommen, Die Handels-Unterhandlungen zwischen England und Brasilien, wozu Herr Ribeiro als Bevollmächtigter des Kaisers Dom Pedro ernannt worden war, sind definitiv abgebrochen, Unsere Regierung scheint

positionen allerdings, bevor Sänger und Spieler ihnen Gerechtigkeit wider- fahren lassen können, was aber natürlich so wenig ein Vortouif ist, daß es vielmehr für ihre Eigenthümlichkeit zeugt, Ein besonderer Vorzug dieser Hoven' schen Gesänge is ferner die ganz vortrefflihe Declamation, bei der man eben so oft die Feinheit einzelner Aenderungen in einer wiedertehren- den musikalischen Phrase, als die Gewandtheit bewundern muß, mit welcher den schwierigsten Wendungen des Textes Genüge gethan worden. Was aber am allermeisten überrasht, und das große Talent des Komponisten für diese Sphäre am sichersten bekundet, is, daß, unbeschadet der dem Ganzen eingehauchten poetischen Empfindung, der scharfen Charakteristik des Kolorits und der sorgfältigen Ausarbeitung der Einzelnheiten, eine Eleganz vorherrscht, die auch®den minder tief Auffassenden zu bestehen im Stande is, so daß dicse Gesänge, die ihrem Jnhalt nah nur für ein ge- wähltes Publikum zugänglich erscheinen könnten, in der That sich einen größeren Kreis von S ibes erwerben müssen, wenn sie nur irgend im richtigen Geiste vorgetragen werden,

Von seinen neueren uns eben vorlicgenden zu Berlin bei Schlesinger erschienenen Lieder - Compositionen zeichnen sich aus: „Barcarola““ Op. 28 (G-moll §& Taf) ein sehr einfaches, jedoch an hübschen harmonischen Wen- dungen reiches italienisches Schifferlied, in dem besonders der Uebergang ins Dur von guter Wirkung is. Ferner: Phyllis nnd Piren, Duett für Sopran und Tenor (oder Alt) Op. 29 (G-moll & Takt) ein sehr melodiv- ses Gesangstüf, in welchem der dem Gedichte zum Grunde liegende idylli- {he Ton ganz vorzüglich getroffen is, Am meisten sprach uns an: „Der Abendhimmel ‘“’ Lied für tiefen Tenor oder Baryton mit Waldhorn - oder Violoncell- und Pianoforte-Begleitungz Op. 32 (4 Takt G-dur) ein eben so gesangreiches als ausdrucksvolles Musifstück, das sih bald die Gunst des Publikums erwerben wird,

Hoven's Muse, um sie von anderen unterscheidend zu bezeichnen, i} namentlich im Liede: gemüthlih, anmuthig, natürlich, wie franfhaft - excen-

diese Gelegenheit benußen zu wollen, um einen neuen Versuch zu machen, mit Brasilien die ihrerseits angeknüpften und bald darauf ebenfalls abgebrochenen Handels-Unterhandlungen wieder aufzunehmen. Die baldige Nückkehr des Baron Langsdorf, diesseitigen Gesandten in Rio Janeiro, nah Brasilien, i sehr wahrscheinlich geworden, wenig= stens hat Herr Guizot dem Baron Langsdorf einen Wink gegeben, sich darauf vorbereitet zu halten, um auf die erste Weisung ungesäumt abreisen zu können. Herr Tixeiro de Mazedo, welcher in Abwesenheit des Herrn Araujo Ribeiro die brasilianische Legation in Paris ad interim leitete, fehrt auf seinen Posten nah Turin zurück, wo er den Charakter eines bevollmächtigten Ministers und außerordentlihen Ge= sandten bekleidet.

Die Nachricht, daß eine deutsche Regierung mit der Jdee um- gehe, den Schulden-Arrest in ihren Staaten abzuschaffen, bewog Herrn Martin du Nord ein Cirkular-Schreiben an alle Gerichts- Präsidenten und Procureurs = généraux zu rihten, um ihr Gut- achten über die Thunlichkeit der Nachahmung dieses Beispiels in Frankreih abzufordern. Wenn es eine gerihtlihe Reform giebt, welche Fremde hier zu Lande zu wünschen haben, so ist es unstreit- bar diese. Jeder Fremde kann gegen die Vorzeigung einer Forderung im Betrage von 250 Fr. von Seiten eines Franzosen sogleich ins Schuld - Gefängniß gesteck werden. Die Schuld braucht nicht ein- mal gerihtlich erwiesen zu sein, sondern es reicht dazu, 3. B, die bloße Note eines französishen Schusters oder Schneiders, hin. Nur muß dieselbe dem Schuldner durch einen Huissier zugestellt werden, gleichsam um dem Schuldner zur Zahlung gerichtlich zu mahnen. Nach erfolgter Mahnung kaun der Gläubiger seinen Schulduer sogleich festuehmen lassen. Der Fremde hat aber hierin nicht einmal das Reci- prozitäts- Recht, denn wenn ihm eiu Franzose noch so viel schuldig ist, fann er denselben niht gefangen nehmen lassen, Der Fremde is dann genöthigt, feine Schuld Forderung etn eilit granzosen abzutreten. Herner muß der Fremde jedesmal die doppelte Gefängnißzeit im Vergleich zu einem Franzosen ausstehen, Das Maximum des Schulden Ar= restes für leßteren ist fünf Jahre, für den Fremden hingegen zehn Jahre, Dergleichen gehässige Unterschiede zwischen Ju- und Aus- [änder vertragen sich niht mehr mit dem Geiste des Zeitalters, denn selbst unter barbarischen Nationen wurde das Gastrecht jederzeit auf die humanste Art ausgeübt,

5 Paris, 22, Dez. Die konservative Partei und die Oppo- sition streiten sich in diesem Augenblie noch um Herrn Dupin als Kandidaten für die Präsidentschaft der Deputirten-Kammer, Der Constitutionnel betrachtet ihn als einen der Seinigen; das Jour nal des Débats und die Presse sagen, daß er ihnen gehöre. Jn der That aber gehört Herr Dupin Niemanden, und wenn man sagt, das Ministerium werde zwischen ihm und Herrn Sauzet eine gäuzliche Neutralität beobachten, so is es erlaubt, zu glauben, daß diese Erklärung nicht aufrichtig gemeint i, Herr Dupin war den Doctrinairs stets sehr unbequem, während Herr Sauzet sich immer sehr gefügig gegen sie gezeigt hat, Herr Dupin gehört allerdings nit zur Opposition, aber er opponirt sehr häufigz er studirt mit vieler Geschicklichkeit den Pulsschlag aller Ministerien, und fobald er eine Schwäche bemerkt, ändert er sein Benehmen, und seine Bewe gungen sind für die Zukunft berehnet. Seit 13 Jahren hat Herr Dupin es nicht anders gemacht. Er begnügt sih damit, die Bewe- guugen der Politik zu verfolgen, ohne jemals die Initiative zu er greifen und, wenn irgend eine Situation aufäugt, deutlih hervorzu treten, so macht er sich dur irgend einen wunderlichen Einfall be merklich.

Das Ministerium hat bereits eine Art parlamentarischer Zählung angestellt, um seine Stärke in Bezug auf das Dotations=-Geseß für den Herzog von Nemours kennen zu lernen. Es glaubt im Stande zu sein, das Geseß durhbringen zu können und seine Voraussicht und seine Berechnungen siud wahrscheinlich richtig, Man wird eine Mil- lion verlangen und sich mit 5— 700,000 Fr. begnügen. 700,000 Fr. wurden bei dem Tode des Herzogs von Orleans von seiner Dotirung gestrichen ; bewilligt man diese Summe, so würde man die Dotirung der Krone wiederherstellen, wie sie früher war, Es ist dies ein Ar- gument, das man zu Gunsten des Geseß-Entwurfs geltend machen wird.

Das Ministerium hat die Absicht, während der bevorstehenden Session so viel wie möglich die politishen Fragen bei Seite zu las sen, uud nach der Votirung des Dotations-Geseßes wird es sich streng auf diejenigen Geseß-Entwürfe zu beschräukeu suchen, die nicht geeig net sind, einen Sturm zu veranlassen. Das, was die vorige Session unerledigt gelassen, wird hinreichen, um einen Theil der bevorstehen - den auszufüllen. Wir haben bereits früher erwähnt, daß sehr viele Gesel - Entwürfe, die meistentheils dringende Gegenstände betrafen, nur bis zur Berichterstattung gelangt sind. Dieser Umstand begün stigt die Absichten des Ministeriums, das übrigens durch das Aus= heiden des Herrn Teste eher an Stärke gewonnen zu haben, als geschwächt worden zu sein scheint, Das Gerücht von dem Rüctritt des Herrn Martin (du Nord) is ganz ungegründet, Dieser Minister genügt seinem Departement, und seine Kollegen finden ihn überdies fügsam genug, als daß sie seine Entfernung wünschen sollten.

5 Paris, 23. Dez. Das Journal des Débats, welches heut das Schreiben des Herrn [Clausel de Montals, Bischofs von Chartres mittheilt, zeigt sich sehr erzürnt und die Bemerkungen, wo mit es das bischöflihe Manifest begleitet, gleichen auffallend einer Drohung. Noch niemals war es so aufgeregt und beißend, Es

trisch, immer wahr und bezeichnend, mehr erfreuend als aufregend, entschie- den und klar in ihren Jnutentionen, : E S j

In einem anderen, ernsteren Wüikungskreise vielfah beschäftigt, is Hoven, seiner gesellschaftlichen Stellung nach, nicht veranlaßt, die Kunst als Erwerbszweig betrachten und betreiben zu müssen und hat deshalb als Dilettant um \o gerehtere Ausprüche anf die Achtung und Theilnahm aller fünstlerish Gutgesinnten!

(A. Z.) Unter dem Titel »„Memorie intorno alla vita del Card. Caleppi e ad alcuni avvenimenti che lo riguardono, scritta dal Commendatore C T. de Ros T0 PIE Memoiren - Literatur durch einen cben #o interessanten, als werthvollen Beitrag bereichert worden, Kardinal Caleppi war bei dem bekannten Kardinal Garampi Nunciatur- Auditore in Warschau und Wien , Pius" V1I. Geschäftsträger beim König von Etruricn, und zulegt Nuncius zu Lissabon und Rio Janeiro, wo er 1818 starb, Er vermittelte die shwierigsten und wichtigsten firchlich - politi- hen Angelegenheiten unter Pius V1, und Pius V11. Das Memoire giebt merkwürdige Aufschlüsse über die politishen Verhältnisse und Ereignisse in Jtalien zu Ende des verflossenen und zu Anfang des laufenden Jahrhun- derts, Sie kommen großentheils aus 24 ihm beigegebenen offiziellen, bis- ingedructen Dokumenten. j e ‘ir am 22. November von Faye zu Paris entteckte Komet erschien am 11ten d. M. Abends um 6 Uhr 54 Minuten 12 Sekunden in unserem Horizonte, Cauchoix's Fernrohr ließ einen schr shönen Kern mit glänzen- dem Strahlenshweife wahrnehmen. Dieser stand nur 14 Minuten 97 Se- funden vor Omega Orion’s und deklinirte um mehr als 9 Minuten 32 Se- funden in bogenförmiger Richtung nach südwärts,

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Fonm, 16. Dez.

verlangt, daß der Streit zwischen der Geistlichkeit und der Universi- tät endlich in leßter Justanz entschieden werde. Man fann aus dieser Erklärung den Schluß ziehen, daß die Frage vor die Kam- mern gebraht, und daß man sich endlich einmal ernstlich mit dem Geseß über die Freiheit des Unterrichts beschäftigen wird, Die Geistlichkeit versteht bekanutlich unter Freiheit des Unterrichts das gäunzlihe Aufhören jeder Beaufsichtigung der Unterrichts - An- stalten von Seiten der Regierung, das Recht, den Unter= riht zu ertheilen, wie sie es für gut findet und ohne Kontrolle die der Regierung feindseligsten Lehren vorzutragen. Die Regierung will dagegen dur ein neues Geseß ein auf Jedermann ohne Unter- schied anwendbares System aufstellen. Es scheint selbst, daß man die fleinen Seminare unter die Aufsicht der Regierung stellen wird. Man will das gemeinsame Recht auf sie anwenden, Die Geistlichkeit hat ihre Sache durch die unaufhörlichen Angriffe gegen die Universität niht gebessert, und wenn das Gesebß über die Freiheit des Unterrichts in der nächsten Session angenommen werden sollte, so haben die Bi- {öfe von Chalons, Chartres, Lyon und Andere eine schlechte Taktik angewendet, um das Geseß günstig für ihre Zwecke zu machen. Das Publikum theilt niht die Vorurtheile dieser Prälaten und alle gegen die Universität gerichteten Angriffe haben nicht verhindern kön- nen, daß dieselbe in diesem Jahre 2000 Zuhörer mehr hat, als im vorigen. Die Angriffe der Geistlichkeit waren zu hestig und zu leidenschaftlih und haben deshalb auf die Vernünftigen feinen Eindruck gemaht, Man weiß übrigens, daß hinter diesen heftigen Diatriben gegen die Universität sich für die Geistlichkeit eine industrielle und finanzielle Frage verbirgt. Der Unterricht der Jugend kann für sie eine sehr einträgliche Sache werdenz aber um einer solhen Spe culation die größtmögliche Ausdehnung zu geben, müßte man vor Allem die Universität vernihtenz daun erst könnten die Absichten der Bischöfe in großem Maßstabe realisirt werden. So viel is indeß gewiß, daß die Regierung fest beschlossen hat, diejem beflagenswer- then Streit ein Ende zu machen, und sie beschäftigt sich ernstlih mit den Mitteln, um die Bischöfe auf peremptorishe Weise zu ihrer Pflicht zurückzuführen. S . S

Daß Herr Dupin die Präsidentschaft der Deputirten-Kammer lebhaft wünscht, is gewiß; er thut eifrig Schritte um Unterstüßung seiner Kandidatur; er wendet sich ans linke Centrum und er ist es, der den Constitutionnel veranlaßt hat, zuerst von einer Konkurrenz dieser Art mit Herrn Sauzet zu sprechen, Das Ministerium spricht sich nicht ofen darüber aus, wem es den Vorzug giebt. Jm Grunde würde es Herrn Sauzet lieber wollenz allein es wagt nicht, die Kan= didatur des Herrn Dupin zu bekämpfen, und weun man dem Jour- nal des Débats und der Presse glauben darf, so würde es den- selben gern annehmen. Diese Resignation is indeß nicht so vollkom- men, wie es den Anschein hat. Der Globe, das spezielle Organ des Herrn Guizot, bekämpft heute sehr lebhaft die Kandidatur des Herrn Dupin, und wirft der Presse vor, daß sie der Regierung neue Verlegenheiten bereite. Die Presse zeigt in der That eine merkwürdige Veränderlichkeit, Vor zwei Jahren unterstüßte sie die Kandidatur des Herrn vou Lamartine, der sich damals bereits zur Opposition hinneigte, und gegenwärtig unterstüßt sie Herrn Dupin, indem sie sagt, daß er eben so konservativ sei, wie Herr Sauzet. Die Presse war nicht immer dieser Meinung; sie griff früher Herrn Dupin mit vieler Bitterkeit an und heut zu Tage rehabilitirt sie ihn nur, um den Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu beunruhi- gen, gegen den sie seit länger als vier Monaten ihre Pfeile richtet, während sie sich cinen Anhänger des Ministeriums und ein Organ der fonservativen Partei nennt.

Grossbritanien und Irland.

London, 23. Dez. Jhrer Majestät der Königin wurden vor= gestern in Windsor die vor einigen Wochen hier angekommenen nord amerifanishen Judianer vom Ojibbeway - Stamme im Beisein des ganzen Hofes von dem bekannten Reisenden Catlin vorgestellt, um cinige Vorstellungen im National-Kostüm vor ihrem öffentlichen Auf treten zuerst dem Hofe zum Besten zu geben, Der Häuptling der aus vier Männern und drei Weibern bestehenden Gesellschaft hielt in feiner Muttersprache eine Anrede an die Königin, welche Herr Cat= lin überseßte, und worin jener die treue Ergebenheit seines Stammes und seine Freude über deu Anblick der Königin von England aus drückte. Es wurden hierauf mehrere Nationaltänze von den Judia- uern in ihrem eigenthümlihen Kostüm ausgeführt, woran die König lichen Herrschaften großes Gefallen fanden. :

Jhre Majestät die Königin beabsichtigt, wie verlautet, gleihß nach dem Weihnachtsfeste den Herzog von Wellington in Strathfieldsaye mit einem zweitägigen Bésuche zu beehren. |

Die Blätter berichten noch nihts über die von dem französischen Journal „le Commerce“ zuerst insinuirte Protestation der engli= hen Regierung gegen die neue französishe Zoll-Verordnung vom 17, d. Mts,, welche die Einfuhr britisher Baumwollwaaren in Algier ausschließt. Die Morning Chronicle nimmt allein von dieser Verordnung mit folgenden wenigen Worten Notiz: „Wenn man die Art und Weise betrachtet, wie die Franzosen von Algier Besiß nahmen und die Versicherungen, mit welchen sie die Eroberung begleiteten, so erscheint die Verordnung vom 17ten, welche alle frem den Manufaktur-Waaren nur unter einem enormen Prohibitiv-Zolle zuläßt, eben nicht schr freundschaftlih. Die Ausgaben indeß, welche die Kolonie verursacht, zwingen zu solhen Steuer-Auflagenz in die= fem Falle is aber die Mühe eine vergeblihez denn obgleich die Verordnung allen Handel mit Algier zu Lande verbietet, so wird doch die Wirkung derselben jenem Handel nur einen neuen Schwung geben. Englische Güter, Baumwollen - Waaren und auch Waffen (blankets and muskels) werden nach wie vor ihren Weg durch Tunis und Marokko finden, denn keine Zoll-Linie vermag die Grän- zen der Wüste zu bewachen. Man sagt, Herr Guizot sei gegen die Verordnung gewesen, durch welche der Marine= und Handels-Mini- ster populär werden wollen,

Ueber die Stärke der englischen Dampfflotte {reibt die Mo r- ning Post Folgendes: „Der Zustand unserer Dampfflotte beschäf- tigt die Aufmerksamkeit Aller, welche si für unsere Seemacht inte= ressiren, da man sehr wohl einsieht, daß im Falle eines Krieges unsere Ueberlegenheit zur See allein auf diesem neuen und wichtigen Dienst= zweige beruhen kaun, Nun geht aber aus einem neulih von der Presse veröffentlihten Berichte über die Zahl der bewaffneten Dampfer, welhe Fraukreih fertig oder im Bau in seinem Dienste zählt, die unleugbare Thatsache hervor, daß die französische Dampfflotte an Zahl und Stärke der englischen bei weitem überlegen ist, Nach der Presse beträgt die Gesammtzahl der französischen Kriegsdampfer, welche theils vollendet, theils im Bau begriffen sind, 104, mit einer Gesammtstärke von 25,900 Pferdekraft, Die Angabe der Presse is aber noch zu gering, denn die wirklihe Zahl beträgt 113 Dampfschiffe mit 32,000 Pferdekraft. Dagegen beträgt die Zahl unserer theils fertigen ,- theils im Bau begriffenen Kriegsdampfer nur 88 mit weniger als 20,000 Pferdekraft. Die Franzosen zählen also in ihrer Dampfflotte 26 Schiffe und 12,000 Pferdekraft mehr als wir, wobei aber die Kraft noch weit mehrden Unterschied ausmacht, als die Zahl, Die 26 Schiffe nämlich, welche Frankreich vor uns voraus hat, gehören sämmtlich der größten und stärksten Klasse an, und die- ser Umstand is es, welcher die französishe Dampfflotte der unsrigen

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weit überlegen maht. Während England nur 12 Dampfschiffe von 320 und mehr Pferdekraft besißt, hat Frankreih 44 Schiffe dieser Gattung. Unsere See= Offiziere haben längst darüber geklagt, daß neun Zehntel unserer Kriegsdampfer ohne Maschinen von genügender Kraft sind, und daß ihre Leistungsfähigkeit dadurh bedeutend geshwächt wird. Von unseren 12 Dampfern erster Klasse haben blos drei Ma- chinen von mehr als 650 Pferdekraft; die übrigen zählen zwischen 320 und 450 Pferdekraft, während sie sämmtlich mindestens 480 Pferde= fraft haben sollten. Eben so müßten unsere 15 Dampfer von 220 bis 300 Pferdekraft Maschinen von mindestens Z— 400 Pferdekraft erhalten, und die Maschinen der übrigen Dampfer in entsprechendem Maße verstärkt werden, Bei einem Kriegsdämpfer is die Schnellig= feit eben so wesentlich, als die Ausrüstung und Bewaffnung ; dies wissen die Franzosen und sichern ihren Dampfern jene Schnelligkeit durch Maschinen von zureihender Stärke. Keiner Nation muß so viel als uns Engländern an einer kräftigen Dampf-Marine liegen, da von ihr es künftig abhängen muß, ob wir unsere Ueberlegenheit zur See behaupten sollen. Unsere Dampf = Marine muß also der jeder anderen Nation mindestens gleih stehen, und wir dürfen die dazu nöthigen Geldopfer so wenig scheuen, als Frankreich, welches für seine Dampfflotte hon mehr als 64 Millionen Fr. bewilligt hat, ohne deshalb seine übrige Flotte zu vernachlässigen.

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Brüssel, 24. Dez. Der heutige Moniteur meldet, daß der König ein Schreiben des Königs der Niederlande empfangen habe, worin Se. Majestät das Ableben des Königs Wilhelm Friedrich Gra fen von Nassau anzeige, und daß der König der Belgier wegen die=- ses Ereignisses übermorgen auf 3 Wochen Trauer anlegen werde.

Jn der gestrigen Sißung der Repräsentanten-Kammer wurde ein Geseßz= Entwurf, der neue Bestimmungen in Betreff der Salz =-Be- steuerung und Einfuhr aufstellt, mit 65 gegen 9 Stimmen angenom-= men und dann die allgemeine Debatte über das Justiz= Budget fort- geseßt und geschlossen. Das Gefängnißwesen kam dabei nochmals zur Sprache, und der Justiz-Minister erklärte, daß er für Einführung des Zellen-Systems in Belgien nicht stimmen könne, weil dies mindestens 12 Millionen Kosten verursachen würde und die Zweckmäßigkeit dessel ben keinesweges erwiesen sei; vielmehr würde in Amerika für beide Systeme, für das von Philadelphia und für das Auburnsche mit gleichem Eifer hin und her gestritten.

S Paten Paris, 22. Dez. Telegraphische Depesche aus Spanien, Bayonne, 20. Dez. Jn der Sißung vom 17ten hat der Kon- greß mit 101 Stimmen gegen 48 den Antrag zu einer Botschaft an die Königin angenommen.

Madrid, 16. Dez. Der Castellano enthält Folgendes über die Finanzpläne des Finanz - Ministers Herrn Carasco: „Die Zah= lung des Semesters der 3proc. Schuld is dadurch gesichert, daß die spanishe Bank und die madrider Handlungshäuser der Regierung gegen Wechsel auf die Kolonial - Kassen Geld vorgeschossen haben, Es scheint, daß der Finanz - Minister alle Handlungshäuser, die es wünschten, an dieser Operation hat wollen theilnehmen lassen, damit man nicht sagen könne, er gebe dem Einen oder dem Anderen einen Vorzug. Man versichert, er beabsichtige, einige wihtige Reformen in mehreren Zweigen seines Departements vorzunehmen und es werde ein Geseß=Entwurf zur Regulirung der öffentlichen Schuld vorbereitet ; viele Personen glauben, es werde dieser Plan die ganze {webende Schuld, so wie die anderen Schulden, umfassen, damit die öffentlichen Einkünfte zu den lgufeuden Ausgaben verwendet würden, als das ein zige Mittel, das Budget - System zu einer Wahrheit zu machen und die vffentlihen Ausgaben mit Genauigkeit zu decken, indem man pünktlih die Besoldungen und die Verbindlichkeiten des Schaßes zahle und das kostspielige und unmoralishe System der Vorschuß-Kontrakte aufgebe, Die Oktroi=Zölle und die Provinzial-Zölle sollen, mit den nöthigen Verbesserungen, so wiederhergestellt werden, wie sie vor der leßten Finanz-Verwaltung Mendizabal's bestanden.

*XckxX Paris, 22. Dez. Die Zurückberufung der Königin Chri- stine nach Madrid steht, gewissen Angaben zufolge, die freilich, sehr unver= bürgt, mehr auf Vermuthungen, als auf positiven Thatsachen beruhen möü- gen, mit einem Projekte im Zusammenhange, die Verfassung von 1837 für abgeschafft zu erklären, die unumschränkte Gewalt der Königin Jsa- bella auszurufen und dieselbe dann mit dem Sohne des Don Carlos zu vermählen, Der Einzug der Königin Mutter in Madrid soll nach jenen Angaben die Gelegenheit zu der beabsihtigten Revolution herbeiführen, für deren Gelingen man auf das Heer, unter Aus- führung des gestern mitgetheilten Planes der Vertheilung der mi- litairischen Kräfte, rechnen zu können glaubt. Man fügt hinzu, daß die Königin Christine sih keinesweges abgeneigt zeige, auf jene von der madrider Camarilla ausgebrütete Jdee einzugehen, daß der Hof der Tuilerieen dieselbe aber entschieden mißbillige, indem er sie für sehr gewagt und sehr gefährlih halte, Wir legen zwar, wie gesagt, gar kein Gewicht auf dies ganze Gerücht, wir glauben es aber do niht unerwähnt lassen zu dürfen, weil dasselbe bei dem jeßigen Stande der Dinge nicht absolut unmöglich ist, ]

Es scheint sih zu bestätigen, daß sich bereits ein ueues Revo- [lutions-Comité in Madrid gebildet, und seine Sendboten in die Pro- vinzen ausgeschickt hat. Aus Barcelona erfährt man, daß diese Emissaire in der Hauptstadt von Catalonien keinesweges die günstige Aufnahme gefunden haben, zu deren Erwartung sie sich berechtigt glaubten. Es scheint vielmehr, daß die Barceloneser doch endlich durch ihre lebten bitteren Erfahrungen einigermaßen zur Besinnung gekommen sind, und daß sie vorerst nicht weiter von neuen Aufstän- den reden hören wollen. Die Bevölkerung des übrigen Cataloniens soll jedem Gedanken gewaltsamer Veränderungen in diesem Augenblicke noch weit entschiedener abgeneigt sein. Man arbeitet in Barcelona unaufhörlih an die Verstärkung des Theils der Festungswerke der Stadt, welcher vorzugsweise dazu bestimmt ist, die Bevölkerung im Zaume zu halten, Namentlich werden in dem Schlosse Atarazanas, nah den Plänen des jeßt zum politishen Chef von Barcelona er= nannten Brigadiers Shelly, große Arbeiten ausgeführt, welche dieses Jort zur Aufnahme einer sehr ansehnlihen Besaßung fähig, und da- durch eben so unüberwindlih machen sollen, wie das Fort Monsjuich und die Citadelle,

In Figueras dauerten die Feindseligkeiten am 15ten und 16ten fort. An dem ersten dieser beiden Tage soll das Schloß San Fer- nando über 1009 Kugeln auf die Werke der Belagerer geschossen ha- ben. Der General Prim is mit dem Bau seiner Batterieen noch immer nicht fertig, diese werden ihm aber auch, wenn sie wirklich voll- endet und in dem besten Zustande sind, gegen die Mauern von San Fernando, der stärksten Festung Spaniens, von geringem Nußen fein, Weit sicherer als auf den Erfolg der Gewalt {eint auf die Wirkun= gen des Hungers und überhaupt des Mangels gerehnet werden zu können. Man sagt, daß die Besaßung von San Fernando schon jeßt auf halbe Ration geseßt is und daß es ihr an Schuhen und Klei- dern fehlt. Gleichwohl soll großer Muth und Entschlossenheit unter derselben herrschen, und man is \ch des hartnäckigsten Widerstandes von derselben gewärtig. Die tödtliche Feindschaft, welhe zwischen dem Genexal Prim und. dem Obersten Amettler obwaltet, wird über-

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dies niht wenig dazu beitragen, diesen Kampf in die Länge zu zie=- hen und die beiden Parteien auf das höchste gegen einander zu er= bittern.

Portugal.

A Lissabon, 13. Dez. Die Septembristen-Partei, an welche sih alle mit der gegenwärtigen Ordnung der Dinge in Portugal un- zufriedenen Elemente anschließen, führt in diesem Augenblicke ein Schauspiel auf, welches nihts weiter als eine Kopie dessen is, was uns die französischen Blätter kürzlich über die Vorgänge zu Mans meldeten, Man hat offenbar durch Emissaire die Muniztipalitäten mehrerer Städte in den Provinzen zu Manifestationen im Sinne der Opposition aufzuheßen gewußt, und diese haben nun gleih jener zu Evora, die wegen ihrer unziemlihen Adresse an die Königin um Ent-= lassung des Ministeriums bekanntlich sogleih aufgelöst wurde, ohne sich durh das Beispiel dieser abhalten zu lassen, ebenfalls dergleichen Adressen, „und zwar in noch unziemliherem Tone, an die Mo= narchin eingeshick. Die Munizipal - Kammer der Stadt Villa franca de Xira unter Anderem hat eine solhe eingereiht, die ebenfalls durch die augenblicklihe Auflösung dieser Corporation beantwortet wurde. Außerdem aber hat der Minister des Jnnern (Herr Costa Cabral) den Jnhalt dieser Adresse so verleßend gefunden, daß er mehrere Stellen derselben dem Justiz-Minister anzuzeigen für nöthig fand, um gegen die Unterzeichner die entsprehenden geriht=- lichen Schritte einzuleiten. Am 419ten v. M. war die vom 9ten datirte Adresse der Königin zugestellt worden; {hon am folgenden Tage (20sten) erfolgte die Königliche Auflösungs - Ordonnanz gegen die Munizipal-Kammer und am 24sten die Denunciation der infrimi= nmrten Stellen der Adresse an den Justiz-Minister. Die gerichtlichen Verfolgungen haben bereits begonnen und werden in folgender Weise E n der Charte is allerdings ausdrücklich „jedem VDürger das Recht zugesichert, \chriftllich an die geseßgebende sowohl, als an die vollziehende Gewalt Klagen , Vorstellungen, Gesuche, Anzeigen über Verleßungen der Constitution und An= trage auf gerihtlihes Einschreiten dagegen durch die betreffenden Behörden anzubringen.“ Nun stellt aber der Kron =Fiskal in seinem dem Justiz-Minister übergebenen Gutachten über die Schritte mehre- rer Munizipal = Kammern den Saß auf, daß das in dem berührten Paragraph der Charte ausgesprohene Recht wohl jedem einzelnen Judioiduum als solchem, aber niht ganzen Corporationen zugestehez daß sonach jeder der Unterzeichner der Adresse dieselbe in Form einer blos von ihm ausgehenden Petition hätte einreihen können, ohne da- durch irgend eine geseßlihe Vorschrift zu überschreiten, sobald dies aber von den Mitgliedern zu einer Gesammtheit als Corporation ver= einigt geschehe, das Geseß dadurch überschritten werde. Ferner spricht der Kron-Fiskfal auch den Sah aus, daß die Munizipal-Kammern be- stehen, um sich mit der Verwaltungs - Angelegenheit ihrer Lokalitäten zu beschäftigen, niht aber um sich in politische Dinge zu mischen und in politische Erörterungen \ch einzulassen. O

Die Oppositionspresse hat natürlich über diese Theorieen sowohl, als über das Verfahren gegen die Unterzeichner der Adresse, welche sofort verhaftet worden sind, gewaltig in die Lärmtrompete gestoßens und sobald die hiesigen Septembristen von den Maßregeln der Re= gierung gegen die Mitglieder der Munizipal - Kammer von Evora Kenntniß erhielten, versammelte sich das von ihnen zu Leitung der nächsten Deputirtenwahlen in ihrem Sinne gebildete Wahl-Comité am 7ten d., um über die angemessenen Schritte zu berathen. Nach den heftigsten Declamationen fam diese Versammlung zur Fassung einer Reihe von Beschlüssen, worin sie den Unterzeichnern der Adresse voll=- fommen beigepflihtet, ihr constitutionelles Recht zu dem gethanen Schritte behauptet, das gegen dieseiben eingeleitete gerihtlihe Ver- fahren als einen Aft der Willkür dargestellt und die Abfassung einer Adresse an die Munizipalität von Villafranca festgeseßt wurde, mit welcher dann der Präsident des Wahl - Comités, Vicomte de Fonte Arcada, der Vicomte Sa da Bandeira und 6 andere Mia glieder, die zugleih sämmtlich Mitglieder der Opposition in der Dc= putirten-Kammer sind, nach Villafranca abreisten, um sie zu übergeben. Am Sten kam diese Deputation zu Villafranca an, fand aber die Un=- terzeichner der Adresse bereits in Haft seit dem Morgen desselben Tages. Nichtsdestoweniger überreichte sie denselben die Adresse in dem Gefängnisse. Wie stark man zugleih den öffentlihen Geist der Stadt bereits bearbeitet hatte, bewies der Ausgang der von der Re- gterung nach Auflösung der Munizipalität sogleih angeordneten Wabl einer neuen: die sämmtlichen Mitglieder der früheren wurden und zwar sogar mit einer niht unbedeutenden Mebrheit von 50 Stimmen wiedergewählt,

Daß wir mit dergleicen Manifestationen noch nit zu Ende sind, geht daraus hervor, daß am 12ten {hon wieder eine ähnliche Adresse an die Königin von der Munizipal - Kammer von Faro eingegangen ist, worín man die Entlassung des Ministeriums vorzugsweise mit aus dem Grunde verlangt, weil es sih ein ungeseßlihes, willkürliches Ver= fahren gegen die Munizipalitäten, die Petitionen an die Monarchin überreichten, erlaubt und dadur die Charte verleßt, Auch die Finanz= noth wird dem jseßzigen Ministerium allein Schuld gegeben, während doch gerade der jeßige Finanz-Minister allein es ist, der einige Ord- nung in das Chaos der portugiesischen Finanzen gebracht, einige Re- gelmäßigkeit in die Auszahlung der Gehalte, Pensionen u, \. w gebracht hat. : ; s

OrlteMmenland.

__& Athen, 10. Dez. Seit meinem lebten Briefe is die Na- tional - Versammlung aus ihrem provisorischen Zustande getreten und hat sih endlich nah einer Reihe von vorbereitenden Sibungen defi- nitiv organisirt, Der Schlüssel zu den auffallenden Erscheinungen in dem provisorishen Stadium der Versammlung liegt, wie es scheint in der Absicht der verschiedenen Partei = Chefs, die wichtigen Fragen bis zu dem Zeitpunkte hinzuziehen, wo sie gebührend orientirt und mit der Organisation ihrer verschiedenen Anhänger zu Stande sein würden, welche mit den verschiedenartigsten politischen Prinzipien und Ansichten aus den Provinzen gekommen waren. Der Erfolg bewährte die Richtigkeit ihrer Taktik, denn es dauerte nicht lange, \o seßten sich die anfangs etwas chaotishen Massen, und es gelang den foalisirten Führern, das Heft in die Hände zu bekommen und fast alle Fragen nach ihrem alleinigen Ermessen zu entscheiden.

“In der ersten e Boi 8. (20.) November, war unmittelbar nach der Thron - Rede der Vorschlag angenommen worden, am folgenden Tage eine Kommission zur Abfassung der Dank- Adresse, und eine an= dere zur Entwerfung des Geschäfts-Reglements der Versammlung zu wählen, beides Afte, welhe nur der definitiv konstituirten Ver- sammlung, feinesweges aber dem Jubegriff derjenigen Deputirten zu- stehen, welche diese provisorishe Versammlung bilden, deren Titel ín nichts weiter als der provisorischen Anerkennung dur die zur Prü= fung der Vollmachten der Deputirten niedergeseßten Kommission be= ruhte. Der erste Akt der Versammlung hätte demnach naturgemäß die Prüfung der bestrittenen und doppelten Wahlen sein müssen. Diese Frage aber war es gerade, welche man möglichst in die Länge zu zie= hen suchte, um über dieselbe nah Willkür disponiren zu können. Auch war der Zusammentritt der Versammlung, wie man sagt, dur frem= den Einfluß so sehr beschleunigt worden, daß man dieselbe eröffnete, ehe noch die erwähnte Kommission mit ihren Arbeiten zu Eude war.