1843 / 182 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

i rübt hätte. Hierauf zog sich das Gerichts - Personal pi E hae Seratbengzinimer zurück. Nach einer kleinen Stunde trat dasselbe wieder ein, worauf der Gerichts - Vorstand das Urtheil dahin verkündete, daß der Angeschuldigte wegen eines im Komplott verübten ausgezeihneteu Diebstahls zweiter Stufe nah dem Art. 324 des Strafgeseßbuchs zu siebenjähriger Zuchthausstrafe und, nach deren Erstehung, nah Art. 45 zur Landes = Verweisung für immer 2c. verurtheilt sei. Der Secretair der Sißung verkündete so- fort die Entscheidungsgründe nebst der Belehrung des Angeschuldigten über das ihm zustehende Rechtsmittel des Rekurses an das Königliche Ober-Tribunal, worauf \sich der Angeschuldigte Bedenkzeit erbat und die Verhandlung geschlossen wurde,

Baden. Karlsruhe, 25. Dez. (K. Z.) Die Freiburger Zeitung erwiedert eine Jeremiade der Mannheimer Abend-Zei- tung über die sinkende Majorität der Opposition in der zweiten Kammer wie folgt: Die ruhige Besonnenheit, mit welcher in diesem Jahre die zweite Kammer unserer Stände - Versammlung wieder zusammen= getreten is, und ihr fester Vorsaß, mit Beseitigung zweckloser, nur unnöthige Kosten für das Land veranlassender Partei = Streitigkeiten, ihre ganze Aufmerksamkeit auf die ihr zur Berathung vorgelegten wichtigen Geseß= Entwürfe zu richten, scheint nicht allen Leuten zu behagen, zumal jenen nicht, die im parlamentarischen Gezänke, ver- mischt mit kleinlihen Persönlichkeiten, eine Gelegenheit zu finden lauben, sich wichtig zu machen oder die auf solhem Wege erlangte elebrität zu behaupten. Da gicbt es denn Einshüchterungs - Ver= suche mancherlei Art gegen Deputirte, welche sich erlauben, eine eigene Ansicht zu haben und sich vom fremden Diftat loszusagen. Den Anfang machten mündliche Vorwürfe, dann folgten Sendschreiben in die Wahlbezirke, die vermehrt und verbessert aus diesen den Deputirten zugesendet wurden, jeßt sind Zeitungs- Artikel an der Reihe. So 3. B. in der Mannheimer Abendzeitung vom 2lsten d., in welcher der wohlbekaunte Einsender sich den Anschein giebt, als suche er sich die ihm unbegreifliche Thatsache zu erklären, warum nicht alle ständischen Kommissionen ausschließlich in die Hände von Mitgliedern einer systematishen Opposition übergegangen seien. Seine Absicht liegt flar zu Tage, er möchte seiner Galle Luft machen gegen olche, welche das Verbrechen begangen haben, bei ihrer Abstimmung für die Kommission diejenigen zu bezeichnen, welche sie den vorliegenden wich- tigen Arbeiten für gewachsen hielten, und unbekümmert um die Namen, welche man ihnen vorzuzeichnen sich angemaßt hatte. Zuerst werden Posselt und Martin als inkurable Abtrünnige mißhandelt, dann wird ein bedenklihes Urtheil über Knittel, Knapp und Schmidt gefällt, aber zu= leßt aller Zorn über Beck und Bader ausgeschüttet. Sie sind die Verführer des Volks, aus deren Klauen jedoch noch Einige für das Lager der systematischen Opposition gerettet worden seien. Die Namen der Geretteten nennt er weislih nicht; er befürchtet wohl mit Recht, diese selbstständigen Männer möchten sih die ihnen erwiesene Ehre öffentlich verbitten. Wie wenig kennt doch der Einsender jenes Artikels die Menschen! Seine Anklage ebensowohl, als seine Belobung is fa gerade eine Aufforderung an alle von ihm bezeihnete Männer, künf tig mit doppelter Sorgfalt ihre Selbstständigkeit zu behaupten, auch den leisesten Schein zu vermeiden, als hätten sie sich durch scine und seines Gleichen Lob = oder Tadelhudeleien einschüchtern lassen.

Konstanz, im Dez. Das Großherzogl. Hofgericht des See= kreises bringt folgende höchste Entschließung zur öffentlichen Kenntniß : Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben gnädigst zu beschließen geruht, daß alle öffentlichen Kundmachungen sämmtlicher Staatsstel= len, welche außer den Anzeige= und Lokal-Verkündungs-Blättern oder den durch die bevorstehenden Gesehe besonders vorgeschriebenen üf- fentlichen Blättern noch durch eine Provinz-Zeitung bekannt zu machen sind, zur Zeit nur ín die Konstanzer, Freiburger und Karls -= ruher Zeitung, so wie in das Mannheimer Journal einge= rückt werden dürfen, wobei es jedoh den bei den betreffenden Kund= machungen betheiligten Personen unbenommen bleibt, diese öffentlichen Kundmachungen außer den gedachten Zeitungen, jedoch stets guf ihre Kosten auch noch in cine andere Zeitung einrücken zu lassen.

Kurhessen. Kassel, 26. Dez. (K. A. Z.) Als im Jahre 1838 das 25jährige Erinnerungsfest des Aufrufes und Auszuges der hessischen Freiwilligen in den Befreiungskrieg hierselbst mit Erinne- rungen gefeiert wurde, die so erhebend, und mit Hoffnungen, die da- durch so gestärkt waren, trafen Gesinnung und Wunsch der da= mals versammelten Waffenbrüder des leßten Krieges, den Deutschland gesehen, darin überein, daß sie der Annäherung des 50sten Jubeljah-= res, je in dem Maße, als des höchsten Gebicters über Tod und Leben Rathschluß sie noch nicht zu den bereits abgerufenen Kameraden ein= gesammelt, von 5 zu 5 Jahren am gleichen Tage und Orte bei brü= derlichem Mahle entgegentreten und das Andenken jener hehren Zeit, mit der die Geschichte eines neuen Deutschlands wie ein neuer Tag mit leuhtender Morgenröthe begonnen, feiern, den allgemach einkeh= renden Abend des Lebens dadurch schmüccken, auch ihre herangewach- senen Söhne daran sih erfreuen und in der Liebe und Hingebung für Fürst und Vaterlaud erstarken lassen wollten. So war denn in der Mitte dieses Monats das erste Jahrfünf abgelaufen und es sam-= melten sih die wackcren Gefährten aus allen Ständen von nah und fern, wohl 120 an der Zahl, am 16ten d. M. Abends im Gast= hof zum König vou Preußen zum ersten Gruß und vorläufiger Be= sprechung.

Die Kasseler Zeitung bringt nah dieser Einleitung eine ausführlihe Beschreibung des Festes.

Frankreich.

Paris, 24. Dez. Der König wird sih wieder, wie gewöhn= lih, zur Eröffnung der Session von den Tuilerieen nah der Depu= tirten - Kammer begeben, und der Commandeur der ersten Militagix= Division benachrichtigt die in Paris befindlichen Generale, die etwa Se. Majestät zu Pferde zu begleiten wünschten, daß der König sie mit Vergnügen seinem Zuge sih anschließen schen würden. Man wird \sich um halb 1 Uhr in den Tuilerieen versammeln.

: le Vorbereitungen für die Eröffnungs-Sibung der Deputirten- Kammer, welhe am 27sten d, M. stattfindet, sind gestern beendigt worden. Herr Villemain, welchem das Miuisterium die Abfassung der Thron-Rede auvertraut hat, wird seinen Entwurf nächsten Montag im Minister -Rath vorlesen. ;

Das Journal des Débats äußert den Wunsch, daß die De- putirten-Kammer unmittelbar ngch Eröffnung der Session zur Prü= Ds e Be T reiten möchte, ohne damit zu warten, Kammer orlege. er den Adreß = Entwurf seine Arbeit der

Durch eine Königl. Verordnung, welche der | ; enthält, werden die zwölf Maires für iss zwölf A eno A stadt nebst ihren zwölf Adjunkten gus der Liste der durch die Wahl der stimmfähigen Bürger bezeichneten Kandidaten ernannt. Der

air, Herr Besson, is zum Präsidenten, und der Deputirte, Herr

anneron, zum Vice-Präsidenten des Munizipal-Conseils von Paris für das Jahr 1844 bestimmt worden.

Es sind nachträglich noch zwei legitimistishe Maires abgesetzt worden, nämlich Graf Moreau de Faverney und Baron Torcy, Aus

einem Schreiben des seiner Functionen als Maire der Gemeinde St. Germain des Pres enthobenen Grafen Boissard an den Redacteur des Journals von Angers läßt sich abnehmen, auf welhe Art die Legitimisten, wenn man sie in der Kammer interpellirt, ihr Verhalten zu rechtfertigen versuhen werden. Graf Boissard sagt: „Jh glaube nicht gegen mein Land gefehlt zu haben, indem ih nach London ge= gangen bin, nicht etwa, um einen Hof zu vergrößern, denn in Belgrave- Square war kein Hof und waren keine Höflinge, sondern um dem Unglück verdiente Huldigung darzubringen, dem Exil die Wahrheit zu sagen über Frankreih, mi beifällig anzuschließen den edlen Gesin= nungen und eht französischen Aeußerungen eines jungen Prinzen, der unschuldig is an den Fehlern der Vergangenheit und der Zukunst angehört, eines jungen Prinzen, der jede Jdee von Privilegium, Despotismus, Restauration durch Unordnung oder fremden Beistand weit von sich weg weist, die monarchishen Prinzipien nicht treunt von den nationalen Freiheiten, nihts will, als durch Frankreich und für Frankreih, und uns nur aufgefordert hat, das gemeinsame Va- terland zu lieben und ihm zu dienen.“

Das Ministerium foll vom Grafen Bresson eine Depesche erhal- ten haben, worin der französishen Regierung der Rath ertheilt würde, dem General Narvaez nicht allzu sehr zu trauen, da dieser es auf eine Diktatur in Spanien abgesehen zu haben scheine.

Herr Bulwer, der neu ernannte englische Botschafter am spani= hen Hofe, i} vorgestern von Paris auf seinen Posten abgereist.

König Ludwig Philipp schreibt, wie versichert wird, täglich an scinen Memoiren z es soll sich hon der Stoff zu zwanzig Bänden angebäuft haben; das Manuskript wird ein Erbstück für den Herzog von Nemours,

Graf Molé war gestern fast vier Stunden in den Tuilerieen z man will wissen, er habe eine Unterredung über Staats - Angelegen= heiten mit dem Könige gehabt.

5 Paris, 24. Dez. Noch immer is die Kandidatur des Herrn Dupin an der Tagesordnung. Das Journal des Débats fragt heut den Constitutionnel, ob er mit Genehmigung des Herrn Dupin die Kandidatur desselben zur Präsidentenschaft angezeigt habe. Die Frage seßt in Verlegenheitz weder Herr Dupin noch der Constitutionnel haben die Gewohnheit, sih unter ähnlichen Uniständen auf eine klare und bestimmte Weise auszusprechen, und das Journal des Herrn Thiers wird wohl auf diese Zuterpellation nicht antworten können. Wir wollen versuchen, dies für ihn zu thun. Ja, Herr Dupin hat den Constitutionnel FEUTTTAA, J E zu besprehen. Er hat sich deshalb mit Herrn Chienne, Pair von Frankreih und einem der Eigenthümer jenes Blattes, so wie mit dem Gérant desselben verständigt, Auf der anderen Seite is Herr Thiers von diesem Schritte in Kenntniß gej\eßt worden und hat natürlich seine Zustimmung gegeben. _Das Alles isst ge= wiß, und Herr Dupin wird ohne Zweifel von dem linken Centrum vorgeschlagen werden, Daß die Opposition Barrot diese Wahl nicht ohne Bedingungen gutheißt , versteht sih von selbst. Eben \o begreift es sich, daß Herr Dupin nicht die Garantieen ge= ben will, die man von ihm verlangt, Das sind parlamentarische Manöver, die Niemanden auffallen. Die Opposition wagt es nicht, Herrn Barrot voranzustellen. Die Zurechtweisung, welche sie in der leßten und vorleßten Session in dieser Beziehung erhalten hat, ha= ben sie vorsichtig gemacht; sie kennt ihre Stärke und will dieselbe niht neuen Proben unterwerfen. Wenn man die Sache ge= nau erwägt, #0. ist nicht recht einzusehen, was die Oppo= sition durch die Ernennung des Herrn Dupin gewinnen würde. Der General - Prokurator am Cassationshofe hat niemals einen lebhaften Krieg gegen Herrn Guizot geführt, und einige wunderliche Einfälle und humoristische Anwandlungen ausgenommen, is Herr Du-= pin der Politik des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten nie= mals auf eine gründliche Weise entgegentreten. Das linke Centrum übertreibt die Folgen, welche diese Diversion für das Ministerium haben fönnte, und sie sollte aus der Vergangenheit wissen, wie wenig man auf Herrn Dupin zählen kann. Das Journal des Débats stellt dies Alles sehr gut dar, denn es kennt den von dem linken Centrum aufgestellten Kandidaten besser, als dieses selbs ihn kennt.

Wenn man hier von einer politishen Person etwas lebhafter wie gewöhnlich spricht, so legt man ihr stets mehr zur Last, als recht is. Herr Dupin wird bei Eröffnung der Session die Jesuiten angreifen und eine Juterpellation an die legitimistishen Deputirten richten, die nah London gegangen sind. Der erste Punkt paßt voll- fommen zu den Gewohnheiten des Herrn Dupin und vielleicht über= nimmt er auch den zweiten. Der Constitutionnel macht ihm im voraus ein Verdienst daraus und sicht in diesem kleinen Programm eine Berechtigung zur Präsidentschaft. So viel ist gewiß, daß das Ministerium die Absicht hat, die Deputirten, welche sich nach London begeben haben, um dem Herzoge von Bordeanx ihre Aufwartung zu machen, gerichtlich zu belangen. Es scheint uns dies ein ziemlich gefährliches Unternehmen, da das Talent des Herrn Berryer unter allen Umständen zu fürchten ift, und wir glauben überdies, daß die Legitimisten über die Wichtigkeit, die man auf diese Weise ihrer Wanderung beilegte, sehr erfreut fein würden. Die Quotidienne sagt in dieser Beziehung: „Was würde die Regierung dadurh gewinnen, wenn sle es dahin brächte, daß ein Tadel von einer Majorität ausgesprochen würde, welche die Bastillen und die unpopulairsten Gesehe votirt hat? Und Jedermann weiß, was sie verlieren würde, wenn sie den Tadel nicht erhielte, den übrigens die öffentliche Meinung nicht bestätigen würde! Wird man nun der Kammer die Juitiative und die Chancen dieses unklugen Streits überlassen? Wird man einige dynastishe Eiferer damit beauftragen, denselben vor der Kammer und vor dem Publikum zu vertheidigen ? Es würde daraus nichts weiter entstehen, als eine dramatische Scene, wo aller Vortheil auf Seiten des ausgezeichnetsten Taleuts wäre, und wunderliche Diskussionen, wo das Prinzip der Regierung von neuem in seiner ganzen Strenge vor den Augen von ganz Europa entwickelt werden würde. Jst es dies, was die Monarchisten des Systems wollen? Wir erlguben uns, daran zu zweifeln.“ Wer das Verfahren der Quotidienne kennt, wird in dieser Stelle nichts weiter schen, als cine Aufforderung für das Kabinet, seine Pläne auszuführen. Die legitimistishe Partci würde es nur gern sehen, wenn man diese Gelegenheit benußte, um sie etwas ans Licht zu ziehen,

ck= Paris, 24, Dez. Je näher der Augenblick rückt, wo die Kammern eröffuet werden sollen, desto mehr wendet sich natürlich die Aufmerksamkeit von den auswärtigen Angelegenheiten ab und den in=- neren Verhältuissen Frankreichs wieder mehr zu. Eine Menge wich- tiger Fragen werden und müssen dabei zur Sprache kommen und viel- fache Verwickelungen, vielleicht selbst stürmische Debatten, veranlassen, Das Ministerium hat durch den Austritt des Herru Teste aus dem Kabinette jedenfalls gewonnen, denn Herr Teste hatte sich seit einiger Zeit durch sein hwankendes Benehmen, namentli in der so wichtiz gen Eisenbahn-Frage, fast alle Welt zum Gegner gemacht und würde jedenfalls eine s{hwierige Stellung, der Kammer gegenüber, gehabt haben. Er selbst sah dies wohl ein und mußte daher im eige- nen Juteresse, wie in dem des Kabinets, seinen Rücktritt wün- hen, zu dem selbst der Marschall Soult, der sonst immer ent- schieden für Herrn Teste Partei zu nehmen pflegte, in richtiger

Würdigung des Standes der Dinge seine Zustimmung zu geben nicht umhin konnte. Daß gerade Herr Dumon ausersehen wurde, sein Nachfolger zu werden, is entschieden dem Einflusse des Herrn Guizot zuzuschreiben, der mit Herrn Dunon längst aufs innigste durch Gleichheit der Jdeen und Grundsähe verbunden is, und an ihn eine tüchtige Stüße mehr für Geltendmachung seines vorherrschenden Einflusses im Kabinet erhalten hat. Unter allen den Gerüchten über noch weitere ministerielle Modificationen hat jenes, welhes von dem möglichen Rüktritte auch des jeßigen Finanz=Ministers, Herrn La- cave-Laplagne, spricht, die größte Wahrscheinlichkeit für sich, da dessen Gesundheits-Zustand in Folge häufig wiederkehrender Gichtleiden sehr {wankend is und ihm Ruhe eben so wünschbar als nöthig macht. Es wäre daher wohl möglich, daß im Laufe der Session vielleicht noh eine oder die andere Modification des Kabinets Plaß griffe, wiewohl man nur mit größter Behutsamkeit dazu schreiten wird, da solche Veränderungen selbst unter den günstigsten Umständen immer= hin noch ihre Gefahren und Bedenklichkeiten haben. Es handeit sich dabei um Personenfragen, und die Erfahrung hat hier oft genug ge= zeigt, daß diese kißlicher sind, als die, wo es lediglich um Sachen sich handelt.

Die Frage der Kammer - Präsidentschaft hon giebt einen neuen Beweis davon. Herr Dupin scheint wirklih ernstlich entschlossen, als Mitbewerber des Herrn Sauzet aufzutreten. Daß Herr Dupin eine unbestrittene Ueberlegenheit über Herrn Sauzet in Betreff der Ge- wandtheit und Festigkeit, womit er die Debatten zu leiten weiß, besißt, ist allerdings cine ausgemachte Sache, Allein die Anhänger des Herrn Sauzet, der nun eiumal so zu sagen im Besiße der Präsidentschaft ist, wollen denselben denn doch auch niht so kurzweg fallen lassen, und dringen in das Ministerium, entschieden dessen Kandidatur zu unterstüßen. Nun will aber das Ministerium natürlich auch bei Herrn Dupin, der in oftmaligen Fällen ein eben so wichtiger Bundesgenosse war, als er ein gefährlicher Gegner werden fönnte, auch nicht gera- dezu anstoßen. Was soll das Ministerium nun thun? Beide Kan- didateu sind im Grunde fonservativ: es erklärt also, neutral zu bleiben. Allein dies ist für Herrn Sauzet immerhin hon eine mißlihe Sache, und nur ein Umstand könnte vielleicht die Sache desselben retten, wenn nämlich Umstände einträten, wodurch dem Kabinet die Nothwendigkeit auferlegt würde, für ihn sich zu erklären. Dies köunte geschehen, wenn aus der Auf lösung der Fraction der Kammer, welher Herr Sauzet mit den Herren Passy und Dufaure angehörte, und durch das Auseinandergehen der Elemeute dieser Fraction theils zu den Konservativen, theils zur constitutionellen Opposition hin, vielleicht für Herrn Dupin eine Mehr= heit sih bildete, die aus einem Theile der Konservativen, aus dem linken Centrum und einem Theile der gemäßigten Linken gebildet wäre. Eine solche Coalition müßte natürlich sehr bedenklih werden für das Ministerium und dieses bestimmen, alle Kräfte aufzubieten, um die bisherige Majorität vollständig um die Fahne des Herrn Sauzet zu sammeln.

Unter einem Theile der hier schon eingetroffenen Deputirten macht sich eine gereizte Stimmung über die Vorgänge zu London mit dem Herzog von Bordeaux bemerkbar und dieselben scheinen entschlossen, die Sache vor das Forum der Kammer, namentlih in Betreff des Benehmens mehrerer Kammer-Mitglieder, zu bringen, die befanntlich bei den dem genannten Prinzen von seiner Partei dargebrachten Hul- digungen eine thätige Rolle spielten. Nicht ohne Jnteresse ist, was das heute erschienene Heft der Revue de Paris in dieser Bezie= hung sagt, nämlich :

„Die Kammer hat besondere Gründe, um sich mit dieser Episode zu beschäftigen. Unter den Besuchern von London befanden sich Deputirte, und es is natürlich, daß die Kammer sih berechtigt glaubt, das politische Be nehmen ihrer Mitglieder bei einem derartigen Anlasse zu prüfen. Man hat bercits die Frage aufgestellt, welhe Haltung die Deputirten annehmen wür- den, welche der Gegenstand gewisser Jnterpellationen scin würden. Sie sind scit lange davon unterrichtet und werden auf ih:er Hut sein, Man ist so ziemlich geneigt, zu glauben, daß sie die Bedeutung der Demonstration, an welcher sie Theil genommen haben, zu verringern suchen werden ; sie werden sagen, daß in dem Geschchenen gar nichts neu sei. Haben Männer, die ihren Meinungen, ihren Erinnerungen treu sind, nicht in diesen leßten Jah- ren auch unglücklihe Prinzen besucht? Man wird an Görz erinnern, Der Kammer wird es zukommen, den Unterschied zu würdigen, der einen Beweis von der dem Unglücke erwiescnen Pietät von einer ehrgeizigen Demonstration scheidet, welche dahin zielt, einen anderen Souverain, als den constitutionellen König, anzueriennen.““

Dieselbe Wochenschrift glaubt auch, daß bei der Adreß =Debatte hon die Fragen der Freiheit des Unterrichts, des Verhältnisses zur Kirche, der Jesuiten, zur Sprache kommen werde, und hält es für {wer zu umgehen, daß nicht in der Thron-Rede selbst eine Erwäh= nung, nameutlih der erstgenannten Frage, geschehe. Dann werde auch wohl von der Ergänzung des Regentshafts-Geseßes durch eine für den Herzog von Nemours zu bewilligende Dotation die Rede sein; dieser Revue nah zu schließen, hätte das Ministerium die Ab= sicht, in dem betreffenden Geseß-Entwurfe gar keine Zisfer zu ver= langen, sondern die Festseßung dieser, wie früher jene der Civil-Liste, lediglih dem Ermessen der Kammer anheimzustellen, Eben dasselbe Verfahren war auch beobachtet worden, als die Dotation des Her- zogs vou Orleans vor und nach seiner Vermählung verlangt wurde.

Grossbritanien und Irland.

London, 23. Dez. Der Hof legt morgen um Se. Majestät den Grafen von Nassau eine zehutägige Trauer an.

Der Herzog von Bordeaux, welcher gegenwärtig noch in den Tabrif-Distrikten verweilt, wird seine Rückreise nah London durch die Grafschaft Wales machen uud, wie es heißt, auf diesem Wege den fatholishen Peer, Lord Clifford, in Ugbrook besuchen. Dem Prinzen wird überhaupt von den Katholiken und der katholischen Geistlichkeit überall der zuvorkommendste Empfang bereitet.

Ju der vor einigen Tagen hier stattgehabten zweiten diesjähri= gen Versammlung der cthnologishen Gesellschaft machte Pr. King, der Secretair der Gesellschaft, interessante Mittheilungen über das Land des Königs von Schoa, welche den bekannten Reisenden, Major Harris, der fkürzlih von seiner diplomatischen Mission mit vielen Ge- schenken vom Könige von Schoa für die Königin von England aus Abyssinien zurückgekehrt is, zum Verfasser hatten. Unter den ver= schiedenen Menschen-Raceu, welche jenes Land bewohnen, wo Heiden- thum und Christenthum neben einander bestehen, zeigen sich nament- lih, was Sprache und besondere Eigenthümlichfeiten anbetrifft , viele Spuren des Judaismus, Das Land selbst war durch innere Feudal= Streitigkeiten zerrissen, bis die kräftige Regierung einer Königin Wittwe das widerspenstige Volk von Caffa an den Ufern des Got- {ob zum Gehorsam und zu leidliher Ordnung zurückführte. Major Harris berichtet ferner, daß das Christenthum bis jeßt in den Gegenden oberhalb Schoa noch geringe Verbreitung gefun- den habe, da die muhamedauishen Priester eifrig bestrebt wä- ren, das Land dem Jslam zu unterwerfen, YJnteresse erregten die Mittheilungen über die Beschifsung des Gotschob oder Dschub, welcher den Zugang und den Anbau der gesundeu Gegenden an der östlichen Küste erleihterte. Die früheren Versuche, dort sih nieder= zulassen, geschahen an der westlihen Küste, mußten aber wegen des schädlichen Klima's aufgegeben werden. Zwei eingeborene Häuptlinge, welche den Major Harris auf Geheiß des Königs von Schoa nah England begleiten sollten (der Zweck is unbekannt), kehrten, nachdem

sie Bombay erreicht, wieder nah Hause zurück. Es scheint, daß seit der Zeit, als Mathew, der Kaufmann von Schoa, an dem portugiesishen Hofe vor länger als zweihundert Jahren als Gesandter erschien, jene beiden Häuptlinge die einzigen Eingeborenen aus den südlichen Staaten Abyssiniens sind, welche die Gränze des Oceans überschritten haben, Die Neugierde des Königs, von den „Wundern jenseits des großen Wassers“ etwas zu erfahren, war wahrscheinlich die Haupt-Ursache ihrer Reise. Jn England hätte man ihre Ankunft gern gesehen, weil man hier um das christliche Wohl der entfernteren Glieder der großen Familie des Menschengeschlehts immer sehr besorgt is, und ein Aufenthalt jener Häuptlinge von eim- gen Monaten in London wahrscheinlih wesentliche Verbesserungen des Zustandes der entarteten Christen Aethiopiens zur Folge gehabt ha=- ben würde. i

Der alte Graf Grey, unter dessen Ministerium die Reformbill 1831 turhging, hatte kürzlih einen Rückfall der Krankheit, welche ihn in diesem Sommer heimsuchte, und die für sein Leben fürchten ließ. Der edle Lord erholte sich indeß bald wieder und einige Blât= ter verkündeten bereits seine vollständige Herstellung. Heute schreibt der Morning Her ald nach vertraulihen Mittheilungen, daß man alle Hoffnung, dem Grafen noch einmal hergestellt zu sehen, ausge=- geben habe, und daß derselbe scit dem Sommer niemals wieder zu Kräften gekommen sei.

Berichten vom Cap der guten Hoffnung vom 27. Oktober zu= folge, hat der britishe Kreuzer „Arrow “/ ein Sklavenschisf mit 249 Sflaven (ursprünglih waren 337 am Bord gewesen) aufgebracht ; die Mannschaft war entwischt. Ein anderes des Sklavenhandels ver= dächtiges Schiff, die „Sociedad ‘“’, is nah Simons Bai aufgebracht worden.

Mei

Lugano, 11. Dez. (Oest. B.) Die Gazzetta Ticinese meldet, daß das Tribunal erster Jnstanz zu Locarno am 20, Novem ber das Urtheil über die des Hochverraths angeklagten Judividuen gefällt hatte, welhe im Frühjahr 1843 mit bewaffneter Hand und mit Hülfe vou gedungener Mannschaft in das Gebiet des Kantons Tessin eingefallen waren und die daselbst rechtmäßig konstituirten Be= hörden abzuseßen versucht hatten. Demzufolge hat gedahtes Tribu-= nal den Advokaten Poglia und den Grundbesißer Mosi zum Tode ver= urtheilt; in Betreff der Angeklagten Rusca, Rinaldelli und Pedrazzini, welche bereits wegen des Attentats vom Juli 1841 zu 20jähriger Zwangs- arbeit waren verurtheilt worden, bestätigte das Gericht die frühere Strafez für Guglielmoni und Cinquini lautet das Urtheil auf aht Jahre Zwangsarbeit und vorherige Ausstellung am Prangerz die wegen der Verschwörung vom Jahre 1841 über den Notar Schira durch frü heres Urtheil verhängte Strafe von achtsähriger Zwangs-Arbeit ward unn bestätigt. Ueber die wegen gleichzeitigen Mordes angeklagten Lanfranchi und Bonetti hat der frühere Appellationsspruh, wonach jener zu lebenslänglichem Kerker, dieser zu zwölfjähriger Zwangs= Arbeit verurtheilt wurde, seine Bestätigung erhalten. Die bisher in Haft gewesenen Domenico Poglia und Gigli, dann der Friedensrichter Martinali, sind wegen Mangel an hinreichenden Beweisen in Freiheit geseßt worden.

D Nit.

XckX Paris, 24. Dez. Das neue spanische Ministerium ist, den madrider Nachrichten zufolge, welhe wîr heute erhalten, schon am Vorabend seiner Wiederauflösung. Man versichert, daß Herr Martinez de la Rosa den Posten des Gesandten in Paris nur unter der Bedingung angenommen habe, daß der Minister, unter dessen Lei= tung er stehen werde, niht Herr Gonzalez Bravo sei, und daß man ihm überdies Gelegenheit gebe, sich mit dem Nachfolger dieses Man nes im Ministerium des Auswärtigen über die dem Auslande gegen= über zu befolgende Politik ins Einverständniß zu seßen, Die Re= gierung, heißt es, is auf diese Bedingungen eingegangen, da sie auf der einen Seite großes Gewicht darauf legt, daß Herr Martinez de la Rosa die Vertretung der spanischen Juteresscn in Paris über= nehme, und da ste auf der anderen Seite überzeugt is, daß Herr Gon= zalez Bravo den Plaß des ersten Ministers doch uicht werde be- haupten können, nachdem er von den Herren Serrano und Cortina durch fathegorishe Demeuntis in öffentlicher Kongreß-Sißung bloß- gestellt worden ist. Ueberdies steht Herr Gonzalez Bravo beim Hofe keinesweges in besonderer Gunst, man läßt sich denselben mehr ge= fallen, als daß man ihn in irgend einer Weise bevorzugte und be- \hüßte, denn troß der Dienste, welhe er dem Throne während der leßten Krisis geleistet hat, wird und kann man es ihm niemals ver= gessen und vergeben, daß er als ehemaliger Redacteur des Guirigay der boshafteste aller Feinde der Königin Christine war, |

Herr Gonzalez Bravo wird übrigens das Ministerium wahr= \cheinlih nicht allein verlassen. Eben so wenig, als für ihn, scheint für Herrn Carrasco seine Stelle im Kabinette haltbar. Herr Car= rasco is jedenfalls im Finanz-Ministerium so wenig an scinem Plate, daß er beinahe von selbs fallen muß. Die Erinnerung an die vyer= schiedenen Bankerotte, welche Herr Carrasco gemacht hat, gestaltet sih immer mehr zu einer energischen Protestation der öffentlichen Meinung gegen die ihm gegebene Stellung an der Spibe des Staats=Finanzwesens, Seine ersten Handlungen als Finanz-Minister sind überdies uichts weniger als geeignet, die gegen ihn obwaltenden Vorurtheile zu beshwichtigen. So hat Herr Carrasco das Darlehen, das er zur Zahlung des nächsten Semesters der 3proc, Schuld guf= genommen hat, mit einer Kommission von 20 pCt. erkauft, obgleich die Rückzahlung desselben durch eine Bürgschaft gewährleistet ift, die sich bis jeßt noch immer als vollflommen ster gezeigt hat, nämlich durch Anweisungen auf die Kassen von Cuba, in Wechseln auf 30 Tage nah Sicht.

“Auch von den übrigen Ministern werden wahrscheinlich noch meh- rere aus dem Kabinette entfernt werden, in welchem vielleicht nur der General Mazarredo zuriückbleibt, der durch den mächtigen Schuß des Generals Narvaez gehalten wird, Von den vermuthlichen Nachfol= gern der gegenwärtigen Minister nennen wir nur den Herrn Jfsturiz, dem das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugedacht ist, Die Progressisten sind bei der neuen Kabinets-Combination ganz un- betheiligt. Die Herren Cortina und Lopez, welhe im Namen der Königin zur Berathung über die neue Kabinetsfrage in das Schloß berufen waren, haben diese Einladung ablehnen zu müssen geglaubt, indem sie zu verstehen gegeben, daß sie in dem Palaste nicht an ihrem Plate seien, so lange die gegenwärtig darin vor= herrschenden Einflüsse fortdauern, Die Palast = Partei sieht übri= gens ein, daß sie in der Sache des Herrn Olozaga zu weit gegangen is, und sie wünscht ernstlih dem dadurch herbeigeführten Aergernisse ein Ende zu mahen. Demnach wird die Königin, wie es heißt, in ihrer Antwort auf die bevorstehende Botschaft des Kongres- ses den Wunsch äußern, daß das Geschehene von jeßt au in Verges= senheit begraben werde, womit denn die beste Gelegenheit und der gültigste Grund gefunden wäre, das Projekt der Verseßung des Herrn Olozaga in Anklage-Zustand fallen zu lassen, und si also wenigstens die neuen Verlegenheiten und Schwierigkeiten zu ersparen, die mit der Ausführung dieses Vorhabens verbunden sein würden,

1095

Griechenland.

Athen, 10. Dez. (Wien. Ztg.) Aus dem Rechenschasts- Berichte, welchen der abgehende Universitäts - Rektor , Archimandrit Misail Apostolidis, bei Uebergabe des Rekftorats an seincn Nachfol- ger, Professor Asopios, in der Plenar-Versammlung des akademischen Senats abstattete, ergeben sich folgende für den wissenschaftlichen Stand der hiesigen Otto =- Universität interessante Notizen. Zum Schlusse des leßten akademishen Jahres (30, September 1843) be- trug die Zahl der regelmäßigen Zuhörer 142, hiervon waren 49 (38 aus inländischen und 11 aus ausländishen Gymnasien) während des Jahres 1847 zugegangen, 15 gehörten der theologischen, 43 der me- dizinischen, 42 der juridishen und 42 der philosophischen Fakultät an. Wegen des höheren Ortes allzu sehr verzögerten Erlasses des Exa= minations-Gesebes hatte sich die Mehrzahl der zum Maturitäts-Erxa- men vorbereiteten Studirenden in das Ausland zur unverzögerten Erlangung des höheren akademishen Doktorgrades begeben; ein Ue-

belstand, welchen der Berichterstatter ernstlih rügt, und scinem Nach= |

folger zur gewissenhaftesten Abhülfe anempfiehlkt. Nur ein der Me- dizin Beflissener, Anastajios Goudas aus Joannina in Epirus, mel- dete sich zur medizinishen Prüfung, bestand ausgezeichnet das Rigo=-

rosum und wurde zum Doktor der Medizin und Chirurgie ernannt, | Jn der Universität und der damit verbundenen pharmazeutischen | Schule belief sihch die Zahl der Zuhörer auf 135, von denen vier im |

Laufe des verflossenen Jahres angekommen warenz hiervon bestanden

sieben das Entlassungs = Examen und erhielten das Pharmazeuten-= |

Diplom. Jun literarisher Hinsicht ist bemerkenswerth, daß zuerst im verflossenen Jahre 1847, in Ermangelung und bis zur definitiven

Fafkultäts- Wissenschaft, folgende Professoren: Dr. Konstantin Konto- gonis (Theologie), Dr. Joannis Vouros (Medizin), Dr. Emil Her-

S

zog (Jurisprudenz), Dr. Neophytos Wamba (Philosophie), um neu |

ankommenden Studirenden ein regelrechtes und folgemäßiges Hören der

akademischen Vorlesungen systematish vorzuzeihnen, bei Beginn ihrer |

Vorlesungen eine kurzgefaßte Anweisung vorangehen ließen, in welcher Ordnung und Zeitfolge die verschiedenen Lehrvorträge einer jeden Fa- fultäts-Wissenschaft von den akademischen Zuhörern zu besuchen seien, Um das den Zuhörern zeitraubende Abschreiben der Lehrvorträge zu vermeiden, haben, mit Genehmigung und Unterstüßung der Staats= Regierung, die Professoren Dr. Dimitrios Maurokordatos und Pr.

(hebräishe Archäologie) begonnen, Handbücher zum Gebrauche bei ihren Vorlesungen abzufassen, und durch den Druck bekannt zu ma- chen, welchem lobenswerthen Beispiele nahzukommen die übrigen aka- demischen Lehrer sich bestreben werden. Die Absendung des Profes

sors Konstantin Schinas zur Gelehrten - Versammlung nach Ulm hat

sich in jeder Hinsicht für die literarishen und ökonomischen Jnteressen der Universität gleich vortheilhaft erwiesen; denn durch die Unter- stüßung edler deutsher Musenfreunde gingen an baaren Geldbeiträgen nicht allein gegen 35,000 Drachmen ein, sondern auch gehaltvolle Sendungen s{chäßbarer Bücherwerke und wissenschaftliher Sammlun- gen kamen eben daher. Geldmangel hinderte dieses Jahr, abermals einen Abgeordneten der Universität zur Gelehrten-Versammlung nach Lucca zu senden. S

O München, 24, Dez. liche Post aus Athen sonst nicht leiht vor dem 25sten jeden Monats hier einzutreffen pflegt, haben wir sie diesmal schon gestern erhalten. Die mit derselben hierhergelangteu Briefe datiren vom 9. und 10. Dezember , sind demnach nur drei und vier Tage jünger, als die zu= leßt eingetroffenen. Es is nicht ohnx Wichtigkeit, daß die Adreß

Kommission unter Kolettis", die Prüfungs - Kommission aber unter

Maurokordatos? Vorsik, mithin wohl auch unter deren überwiegendem Einflusse, ihre Arbeiten vornehmen wird, ja wir lesen, daß der Ent- wurf zur Adresse auf die Thron-Rede bereits von Kolettis ausgear= beitet und der Kommission vorgelegt worden sei. Alle hierher ge- langten Briefe beschästigen sich außerdem mit ausführlichen Betrach- tungen über die gegenwärtige Stellung und über die muthmaßliche Zukunft der drei bedeutendsten Mänuer in und außer der Nationual= Versammlung, nämlich Maurokordatos’, Metaxas? und Kolettis? ; Ma- frojannis? wird gar niht mehr gedacht, eben so Kolergis? nur inso-

der Befehle der Regierung is. Als solher mußte er in einer der leßten Sibungen der National= Versammlung, wegen Nichthinderung

der Pöbel - Exzesse gegen den Phanarioten Paikos, sogar persönliche |

Vorwürfe hinniehmen, welche die anwesenden Minister des Junern und der Justiz, Palamidis und Melas, vergeblich zurückzuweisen suchten. Der Minister-Präsident, Metaxas, scheint durch bestimmte Zusicherun- gen die Beschwerden über verleßte Rechte der Abgeordneten beshwih= tigt zu haben, und in Verbindung damit erschien eine abermalige Auf- forderung des Militair-Gouverneurs an die Bewohner Athens, ähn-

liche Auftritte, wie die gegen Soubßos und Paikos, zu vermeiden, | widrigenfalls das Militair von seinen Waffen Gebrauch machen werde.

Auch nah dem Sturm auf das Haus des ehemaligen Finanz - Mi- nister Rhallis erschien bekanntlich eine ähnliche Ordonnanz, ohue da ihr drohender Juhalt verwirkliht worden wäre, und als auf ein Sei= tenstück darf auf die Erfolglosigkeit aller nah solchen Vorgängen ein= geleiteten Untersuchungen hingewiesen werden.

Bei näherer Würdigung der Verhältnisse kann es kaum auffallen, daß in den Briefen aus Athen übereinstimmend Maurokordatos, Me= taxas und Kolettis a!s die eigentlichen Träger aller Last des Tages bezeihnet werden, Wer weiter geht, mag die Bedeutung Metaras? geringer s{häßen, muß aber dann das Band, welches Maurokordatos und Kolettis umschlingt, nothwendig für ein festeres halten, als es zuleßt scin dürfte. Die günstigere Stellung im ersten Augenblicke war die des Minister-Präsidenten. Selbst wenn der 15. September so unvorhergesehen gekommen wäre, als man von gewisser Seite her so gern angenommen wissen möchte, hätte sich im ganzen Staats= Rathe Niemand gefunden, dem man die Bildung eines Ministeriums mit der Vorausseßung, es auch zusammenzuhalten, zu übertragen ver- mocht hâtte, als Metaxas. Aber er war shan länger auserlesen, und außer den Ministern des Krieges und des Kultus, nämlich Londos und Schinas, welche niht wohl zu umgehen waren, dürften die übri- gen Mitglieder des Minister=Raths von ihm nur für den Fall in Be= reitschaft gehalten worden sein, daß man si nicht genöthigt sehen würde, andere Namen zu bevorzugen. Die Minister der Marine, des Innern, der Finanzen und der Justiz, welches Ansehen genießen sie, wenn man sih aus den Ergebnissen der Abstimmungen in der Na- tional - Versammlung anders ein Urtheil bilden darf? Für Metaxas sprach in den Tagen der Bewegung der Volksmasse gegenüber vor= zugsweise auch der Umstand, daß er nie eine Gelegenheit unbenußt gelassen hatte, seinen Fremdenhaß zu beurkunden, sei es nun, daß ihu eine innere Abneigung getrieben oder daß er ledigli aus Politik und für napistische Zwecke so gehandelt hat. Nur \o konnte zwischen ihm, zwischen einem auswärtigen Gesandten und zwischen Kalergis jener erste Dreimännerbund entstehen, welcher den 15. September herbei geführt hat, Die Umstände, nicht seine Entschlossenheit und Energie, ließen ihn nah vollbrahter Revolution allein regieren, zugleich aber auh fühlen, daß er der Beihülfe Auderer bedürfe. Daher die so s{leunige Zurückberufung Maurokordatos? und Kolettis",

Während die zweite außerordent-= |

| trähtlihe Ersparniß in Aussicht stäude. | Hamburg dohch immer räthlicher sein, die Flußschifffahrt bis an die

| wenn Hamburg seine alten L

Beide Männer fanden außer dem im Allgemeinen unsicheren Bo= den noch Jeder für sich eine s{chwierige Stellung, Ersterer als Pro= tektor der Phanarioten, Leßterer als Begünstiger aller Fremden , na- mentlich der alten Philhellenen und selbst der Deutschen. Selbst in der allerjüngsten Zeit sheint sich Kolettis Vorwürfe und Schmähungen von Seiten des journalistishen Pöbels wegen seiner fortgeseßten Verbin= dung mit Personen zugezogen zu haben, die in dem jeßt üblen Ruf stehen, Griechenland während seines Befreiungskampfes mit Wohlthaten über= häuft zu haben. E9nard in Genf wurde für Alle genannt, mit denen ein Grieche nicht verkehren darf, ohne aufhören zu müssen, Löwe des Tages zu sein oder selbst auf heimatlihem Boden zu bleiben. Die außerordent-= lichen Gaben beider Männer auf der einen Seite und auf der an= deren die geistige Mittelmäßigkeit aller ihrer Gegner, diese sind es,

welche sie troß dieser Hindernisse niht nur in den zweiten Dreimän=

nerbund führen fonnten, sondern neben Metaxas auch zur cigentlichen Seele dieses Bundes machen mußten. Unsere Landsleute in Grie- enland, inwieweit sie auf eine nahe gute Zukunft des jungen Kö- nigreihs vertrauen, hoffen diese von der Eintracht der genannten drei Männer, und daß auch unter den Griechen selbst alle Besonne= neren dieje Hossnung theilen und bereit sind, zu deren Verwirklichung beizutragen, erhellt aus dem Ergebnisse der Wahlen und Abstimmun= gen, die bis jeßt öffentlih bekannt geworden sind, so unzweideutig, daß man sih darüber nicht genug freuen fann.

T wm. is; ch_ Paris, 24. Dez. Das Dampfschiff „Tartare“/, welches

| von Tunis am 15ten abgefahren ist, hat am 18ten auf der Rhede erflosser | , 1 ( | von Toulon Anker geworfen. Konstituirung eines vollständigen Lehr-=Kursus der Methodologie jeder | |

N B: \ Es überbrachte sehr dringende De= peschen vom französischen Konsul, die sogleich durch Estafette nach Paris befördert wurden. Ueber den Jnhalt dieser Depeschen hat zwar nichts Sicheres verlautet; allein mit Bestimmtheit wird ver- sichert, daß der von Herrn von Lagau, dem französishen General= Konsul, von Tunis abgefertigte außerordentlihe Courier Bezug hat auf die zwishen dem Bei der Regentschaft und der sardinischen Re= gierung eingetretenen Differenzen. Am 25. November war es, als der sardinische Konsul, Herr Seloso, mit seiner Familie auf einem

r as

| Dampfschiffe seiner Nation sih eingeschifft hatte. Dieses Dampfschiff

soll in Sardinien für Rechnung des Bet erbaut worden sein, der es dann nicht annehmen wollte, und dies soll der Hauptanlaß zu dem

egierungs j Mauro | Bruche gewesen sein. G. Damianos (Anatomie), N, Wamba (Philosophie), K. Kontogonis |

Een ah ne u.

_ Hamburg, 19. Dez. (Kölnische Zeitung.) Der Be- {luß des Königs von Dänemark, eine Zweigbahn von Altona nach Glückstadt eröffnen zu lassen, bestätigt sih, und die mit der fieler Bahn beschäftigten Ingenieure sind bereits davon in Kenntniß gesetzt.

| Man glaubt, daß die darauf bezüglichen Arbeiten unternommen wer=

den dürften, sobald die leßtere fertig geworden is; weiß jedoch noch nihts mit Bestimmtheit darüber. Seitdem sich die Elbe bei Schu= lau u. st. w. so sehr versandet hat, is die Schifffahrt bis Altona und Hamburg allerdings schwierig geworden, und tiefgehende Schiffe sind genöthigt, einen Theil ihrer Ladung in Leichter= fähne überzuladen. Durch die Anlage eines guten Hafens in Glück= stadt dagegen, wohin die größten Seeschiffe ohne Anstand gelangen fönnen, wäre diesem Uebel vorgebeugt, wenn die damit verknüpften

| Kosten nicht beträchtliher ausfallen, als es bei der bisherigen theil-= | weisen Ueberladung der Fall is. Uebrigens kommt auch ein anderer

Umstand, und zwar der Staderzoll dabei in Betracht, welcher durch

| diese Anlage umgangen werden fönnte, so daß vielleicht noch eine be= Inzwischen möchte es für

Stadt so herzustellen, daß auch sehr tiefgehende Schisfe ohne überzu-

| laden hier ankommen fönnen, wozu freilich große Auslagen erforder= | lich sind, über welche die Kammer in der nächsten Zeit nicht gebieten

fann, Allerwärts fängt man jeßt an, ernstlih sich zu rührenz und

‘ortheile behaupten will, darf es nicht zurückbleiben, so ungünstig auch die jeßigen Verhältnisse sein mögen.

| Man sieht daher der weiteren Entwickelung der dänischen Resolution l ) voler( | mit Spannung eutgegeu, da sie jedenfalls Aussichten eröffnet und zu fern, als er gehorhender und niht mehr sfelbstleitender Vollstreder | x 3 L O E A Id U Ö

Bedenklichkeiten Anlaß giebt, die nicht leihten Sinnes übergangen werden dürfen.

m Paris, 24. Dez. Einige Blätter haben angezeigt, daß die Regierung das Projekt hegt, auf der Eisenbahn von Paris nah Versailles (linkes Ufer) einen Versnch mit dem atmosphärischen Ei= senbahn-System zu machen, Dem is nicht so, die Linie, in welcher die erste atmosphärische Eisenbahn in Frankreih errichtet werden soll, ist die von Paris nah Meaux. Wenn der Versuch gelingt, so wird diese Strecke der Ausgangspunkt einer neuen besonderen Eisenbahu= Linie werden. Die Administrationen der Lokomotiv = Eisenbahnen sind darüber in Schrecken gerathen, sie befürchten, daß ihre Actien stark sinken möchten. Um die Gefahr zu beshwören, bereitet der Haupt= Ingenieur der Eisenbahu von Paris nah Versailles (linkes Ufer) eine Broschüre vor, worin er das von den Herren Tesseirinc und Mallet ge= fällte günstige Urtheil über das atmosphärische Eisenbahn = System zu widerlegen sich vornimmt. Man sieht mit gespannter Erwartung dem Ausgange dieser Polemik entgegen, da Herr Edmond Tesseirinc fest entschlossen ist, den ihm zugeworfenen Handschuh aufzuheben.

Atmosphärische Eisenbahn. (Eingesandt.)

Im Augenblicke, wo dieses neue Eisenbahnsystem vielfa be= sprochen wird, dürfte es rathsam sein, einige cisiette Punkte E selben einer genaueren Prüfung zu unterwerfen. Die Triebkraft be= steht bekanntlich im Auspumpen der Luft aus einer zwischen den Schienen eingelegten Röhre, Da man nun aber nur in einem hermetish ver= schlossenen Raum eine Luftleere hervorbringen kann, so besteht die Schwierigkeit darin, die Röhre zugleich luftdicht zu schließen und zum Durchgang einer Stange, welche den Wagenzug nachzieht, zu öffnen Hier braucht aber in der Röhre blos eine Verdünnung der Luft bis zu dem Grade erzeugt zu werden, daß der Kolben mit einer Kraft herangezogen wird, welche der einer Lokomotive gleihkommt. Dazu würde erforderlih sein, daß die Röhre sich in ihrer ganzen Länge gegen die äußere Luft hermetisch \{chließt, und daß der Kolben sich luftdicht in derselben bewegt. Dies könnte erreiht werden, wenn die Röhre in ihrer ganzen Länge so vollkommen wie eine Luftpumpe ge= baut würde, Um so viel, als ein so genauer Schluß weniger erreicht wird, ergiebt sih ein Luft= oder Kra tverlust. Sinas dürfte der * Schluß des Kolbens gegen die beweglichen Klappen, welche die Oeff= nung der Röhre verschließen, mangelhaft sein. Die Klappen sind auf

der Länge einer Meile wenigstens 24,000 an der Zahl und müßte

, a , » , L e | R Seiten hermetish shließen. Da aber eiu hermetisher Schluß selbst mit rund abgedrehten Stöpseln {wer zu erhalten is, werden

die viereckigen Klappen in ihren Fugen und Een kleine Oeffnungen geben, welche auf die Zahl von 24,000 einen bedeutenden raftoora lust verursachen. Man hat durch Auspumpen einer an beiden Enden verschlossenen Röhre von 100 Fuß Länge, also etwa 100 Klappen,