1911 / 45 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Feb 1911 18:00:01 GMT) scan diff

Yartfaus in B f L L

S in Bochum-Wiemelhausen und für den Bau einer festen

pr geubrüdfe über den Rbein E Cöln. H Winterausstellung der

i inen Akademie der Künste in Berlin. Wirtschaftswissen-

und di î Hochschulkursus in Danzig. Bebauungsplan der Stadt è Umbauten des Hafens von Messina. Bücherschau.

e

Statistik und Volkswirtschaft.

Deutschlands auswärtiger Handel im Januar 1911.

j ed dem Januarheft der vom Kaiserlichen Statistischen Amt ‘Deuts, (gebenen „Monatlichen Nachweise über den auswärtigen Handel ubr P erreihte im Januar d. J. im Spezialhandel die Gtin- 1994 pel 937 t Waren aller Art, außerdem 12274 Stü, darunter

| Ves Herde gegen 4 274 323 & und 10676 Stü, darunter 10 649

! Stü en Januar v. J., die Ausfuhr 4427118 t, außerdem 786

§69 Pf e 731 Pferde gegen 3 730 389 t und 693 Stück, darunter

bee e, 1m Januar v. F., der Wert der Einfuhr ohne Gold, in Jy und Wertpapiere 725,7 Millionen gegen 712 Millionen Mark êgen Ba E J. ‘und der Wert der Ausfuhr 603,2 Millionen

Bl 9,8 Millionen Mark im Januar v. I. Die Gold- und

Millionen rp fte n Wert von 19,9 Mg 13,0

' ; i F, T1; n

1 r Mert usfuhr einen folhen von 5,2 Pillionen gege

| S Zur Arbeiterbewegung. i V. T èer Shuhindustrie in Weißeafelse a. Saale find, wie Der Aust, meldet, in 54 Betrieben 2700 Arbeiter ausständig. Nd nimmt noch zu. (Vgl. Nr. 43 d. Bl.) j :

Whnbew einigen Monaten ist, wie die „Wz. Ztg.“ berichtet, cine Delgnie nd der Bergarbeiter des Zwickauer, Lugauer und Tut S Kohlenreviers im Gange. Es sind jeßt den Unterbr ¿sivern bezw. dem Bergbaulichen Verein Whnforderungen Mfordlöbe, worden. Die Bergarbeiter fordern: Erhöhung - der deg S7 f für Arbeiter über und unter Tage, sowie eine Erhöhung Einfüh tlohnes um 30 .Z, Abschaffung der getrennten Gedinge und wird ad der 8 stündigen Schicht über und unter Tage. Ferner berlangt Grhöhung der Leistungen der Knappschaftspensionsfasse a urz un E auf die eingereihten Forderungen ist bis zun

b *ck ersucht worden. 1ER Arbeiter der Turiner JFubiläumsaus stellung treten, er »Rh.-Wesif. Ztg." telegraphtert wird, in den Ausstand ¡osen best ine aus zwei Ftalienern, zwei Deutschen und zwei Fran- ftellungsy chende Abordnung begab sich am 19. d. M. zu den Aus- ¡tragen "peehmern, um diesen die Forderungen der Arbeiter vor- “Lan hofft auf baldige Einigung.

(Weitere „Statistishe Nachrichten“ |. i. d. Zweiten Beilage.)

Die i Wohlfahrtspflege. : männlg ellschaft zur Fürsorge für die zuziehende cbt due Fugen d (E. V) 5 Berlfn (0. 54, Sophiensiraße 19) G heißt: D Ufruf zur Unterstüßung ihrer Bestrebungen, in dem d den lysen 09 die wirtshaftliche Entwicklung unseres Vaterlandes G Sthoße Genzehnten wird unsere Jugend mehr denn je aus ebens geworfen, WMimat herausgerissen, und auf den Markt des den Gros, „len. Wie eine Hochflut drängt sie sh namentlich nah

Ender gnd Industriestädten. Am stärksten ist der Zuzuç

j a 100 tihéhauptstadt. In Berlin ziehen wöcentli | Fle ommen „inge Männer im Alter von 14—23 Jahren zu. ge große J vom flachen Lande und sind „Ohne jede Crfahrung. Per der wi nzahl ist noch sehr O: Fast keiner weiß, wie fund liefert, de aow! N zugela R is 2E das 1; gerade in Berlin ist. ere Enttäuschungen wang ber die ersten Erfahrungen der meisten Zugezogenen. Bei der h, gehts aber bald in große Not, wenn die leßten Groschen auf t D eitsfuche rasch ausgegeben und troßdem keine Arbeit gefunden G ann nimmt das „Obdachlosenasyl“ diese Aermsten für die Nacht

iht nd der kommende Tag zwingt unerbittlich zum Betteln,

je zu Schlimmerem. Freilich, einigen gelingt es. Sie verdienen Sie eld und finden herrliche Gelegenheit, es wieder auszugeben. h nehmen auch die Gewohnheiten der Städter an und “rechnen dazu Und den Bruch mit den alten Anschauungen über Heimat, Vater- Kitt Kirche und Gott. Sie sind die willkommenste Beute der stet, Wühler und Heßer. Wichern schreibt einmal: „Unsere Groß- ders e sind ein Krater, der einen großen Teil gesunder, sittlicher Voliskraft uh ingt und dem Untergange weiht!“ In Erkenntnis dex sozialen g N tlih religiösen Notstände unter dec zuziehenden Jugend hat iu; eum in Berlin die Gesellschaft zur Fürsorge sür die ie hende männliche Jugend gebildet. Die Gesellschaft be- U G vor leihtsinnigem und unbesonnenem Züzug na ch wi robstadt zu warnen und den troßdem Zuziehenden I E T E und A E S an chr gesinnte Kreise zu vermitteln. Im tb gidenen Jahre hat die Gesellschaft viermal in 400 Provinzial- dey ceisblättern vor leichtsinnigem Zuzug nah Berlin gewarnt. Auf beraten Berliner Fernbabnhöfen wurden 7659 Jugendliche persönlich gem E E Ade Leine und S Le e Uzie att: „Natgeber für junge Männer“, das nur sur net yde geschrieben ift, wurden dur freiwillige chuistliche Helfer, Nünner glieder der Jünglingsvereine und Christlichen Vereine junger U ihre! Ge 928 verteilt. Dieselben Helfer luden 31318 junge Männer deellenige öhnungen persönli zu den Vereinsversammlungen ein. sord M E Zugendlichen, die straffällig wurden, ging die Gesellschaft juidere neue Einrichtung der Jugendgerichtshilfe nach. Eine be- V Anf a usfkunftstelle für jungé Männer“ wurde sehr stark elen Note, enommen. Durch Vermittlung dieser Stelle wurde {dhictt ben geholfen: Etne große Zahl ist ins Elternhaus ten id au en, andere fanden auf dem Lande Stellung. Nicht wonige Y berzlic d innerlih zurehthelfen und erwiesen sih tannfür alle Wohl- sgreeddienst La: Auch für manche besorgtè Mutter haben wir einen he Sz Ur ihren entfernten Sohn tun können. Wir durften auch S ter Gewa s aen, die si hier verborgen hielten, und sie mit “s An! iht 0 bekümmerten Eltern zuführen Diese Arbeit kommt S. von v er Volksfreunde einem dringenden Bedürfnis entgegen edbunkte olkswirtsaftlichem, sittlich - religiösem und kirchlichen ütigkeit gleih wichtig. Die Arbeit ist ganz auf die frete mmen, angewiesen. Es fehlen Kapitale oder feste Einnahmen and do erfordern die allernotwendigsten Jahres- Degen aus d A Für das neue Jahr fehlt nicht nur alles, jede Ader G alten drückt noch ein Defizit von über 1000 6. at Leser, and sur das Erscheinen dieses Aufrufs. S bitten dli, a ¡u opf mal eine Gabe für diese dringend nolwendige Iugend- Oder ej n oder ein mit zeitlihen Gütern gesegneles Gemeinde»

nen Verein für diesen Notruf der Liebe zu erwärmen.

Vaben

j k nd L - E Telliaft ju Penfungen sind an die oben mitgeteilte Adresse der

lage C arne ,

ken für ge Alte hat d ikanisGen Gesandten in Kopen- h Ur urch den amerikaniscen Ge] 1

iva 0e Linemark die Errichtung ciner Stiftung für helden- Der N Form „0 en mit einem Kapital von 100 000 Dollars, und sandt; inister er jährlihen Reate von 6000 Dollars, angeboten. und M, Carnece eußérn ersudte, „W. T. B.“ zufolge, den Ge- anzuzäieht in G. S vorlaufig den Dank ter Regierung zu überbringen,

hmen sei gung, unter welcher Form die Gabe am besten \driÎm / Technik. fat an Utitut für Meereskunde, Georgenstraße 3436,

“nlapitän 2% den 7, März d. I, Abends 8 Uhr, Herr

elsen- Kiel über: „Unfälle auf Untersee-

wenn

booten mit besonderer Berücksichtigung des Unfalls auf „U 3“. Mit Lichtbildern. Einlaßkarten find in der Ge|chäftsftelle des Instituts zum Preise von 29 Z erbältlich. :

Bauwesen.

Ein Wettbewerb um Entwürfe für eine evangelische Kirche und Pfarrhaus in Bohum-Wiemelhausen wird bis zum 1. Mai d. J. unter den evangelischen Architekten von Rhein- land und Westfalen ausgeschrieben. Drei Preise von 2000, 1200 und 600 /6 sind ausgeseßt. Der Ankauf weiterer Entwürfe für je 300 M bleibt vorbehalten. Das Preisgeriht besteht außer den Mitgliedern des Bauausscusses aus den Herren Königl. Baurat Siebold in Bethel bei Bielefeld, Stadtbaurat Knipping in Bochum und Architekt Nordmann in Essen. Die, Wettbewerbsunterlagen sind von Pastor Althüser in Bochum-Wiemelhausen gegen Einsendung von 5 # zu beziehen. Dieser Betrag wird zurückerstattet, wenn ein Entwurf rechtzeitig eingeliefert wird.

In dem Wettbewerb für den Bau einer festen Straßenbrücke über den Rhein in Cöln ist die Frist für die Einreichung der Entwürfe und Angebote bis zum 15. Mai 1911 und die Bindesrist der Firmen an ihre Angebote bis zum 15. Januar 1912 verlängert worden.

Land- und Forstwirtschaft.

Der Deutsche Verein für ländlihe Wohlfahrts- und Heimatpflege begann gestern die Verhandlungen seiner diesjährigen (15.) Hauptversammlung unter zahlreicher Beteiligung im Künstler- hause in der Bellevuestraße, zu denen auch die Reichs- und Staats- behörden Vertreter entsandt hatten. E

Der Vorsitzende, Wirkliche Geheime Rat, Ministerialdirektor Dr. Thiel eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßung der Erschienenen und erivähnte besonders die zahlrei erschienenen Vertreter von Behörden und landwirtschaftlichen und zweckverwandten Verbänden. Die Angliederung von Provinzialverbänden habe weitere Fortschritte gemacht und biete die beste Gewähr für eine erfolgreiche Wirksamkeit des Vereins. Um einen innigen mens biefer Verbände mit der Zentralstelle herbeizuführen, habe der Verband beschlossen, einzelne Piitglieder aus diesen Verbänden zu kooptieren. Cine solhe Er- gänzung des Vorstandes erscheine um 2 E als der Vorstand im abgelaufenen Jahre zwei |hmerzlihe Verluste erlitten habe durch den Tod des Geheimrats Post und des Landesökonomierats Nobbe. Sodann berichtete der Vorsitzende über die Arbeiten des Vereins, intem er auf den vom. Geschäftsführer zu erstattenden Ver- waltungsbericht verwies. Hervorheben wolle er nur die in Gemein- schast mit der Zentralstelle für Volkswohlfahrt veranlaßte und ver- öffentlichte Arbeit des Dr. Kaup über die Gefahr einer Minder- ernährung des Landvolks, besonders der Kinder auf dem Lande. Nach- dem von beachten8werter Seite mehrfah auf diese Erscheinun hinge- wiesen worden sei, hätten die Vereine nicht atlos an ihr vorbeigehen können, und Herr Dr. Kaup habe alles erreihbare Material hierüber gesammelt -und in einer größeren Arbeit veröffentlicht. Eigentümlicher- weise habe man in landwirtschaftlihen Kreisen in den Ausführungen, die eine Unterernährung dadurch veranlaßt sehen wollen, s die zahl- reichen genofsenschaftlichen Molkereien die Versuhung nahelegten, nun möglichst viel Milch zu verkaufen und zu wenig für den Haushalt und besonders die gesunde und retcliche Kinderernährung zurückzuhalten, einen Angriff auf die Landwirtschaft geschen und dementsprechend die Schrift Kaups beurteilt. Das fei aber ebenso ungerechtfertigt, als wenn man in der Behauptung, daß die Dreschmaschine die Haupt- {uld an dem Mangel an Winterarbeit und damit an der Ver- \{lehterung unserer ländlichen Arbeitsverhältnisse trüge, einen Tadel Da die moderne Landwirtschaft finden wollte. Es sei aber um so mehr

licht, auf die shädlihen Folgen einer an und für sich nüßlichen Einrichtung hinzuweisen, wenn diese Folgen solche seien, die ih erst in längerer Zeit bemerkbar machten, wenn sie sehr [chwer wieder gut zu machen seien. Es sei daher im Gegensaß zu diefen Angriffen dankbar anzuerkennen, daß durch die Kaupsche Schrift die

allgemeine Aufmerksamkeit auf diese Verhältnisse gelenkt worden |

sei. Natürlich sei eine Kritik im einzelnen nötig, da das vorhandene Material nachgeprüft werden müßte. Der Verein werde bemüht sein, diese Sache weiter zu klären und zweifelsfrei festzustellen. Zum Sqhluß lenkte der Vorsißende noch die Aufmerksamkeit auf die von anderer Seite beabsichtigte Erhebung über die Lage der ländlichen Arbeiterinnen, über die ein an die Mitglieder der Versammlung ver- teilter Aufruf Aufs{luß gebe, und empfahl die Förderung diefer Erhebung dem Interesse der Anwesenden.

_Der Generalarzt z. D. Dr. Körting überbrachte hierauf die Wünsche und Grüße der deutschen Vereine vom Roten Kreuz, worauf der Geschäftsführer, Professor Sohnrey den Geschäftsbericht erstattete, dem folgendes entnommen sei: Die Mitgliederzahl des Hauptvereins und seiner Provinztialabteilungen sowie die der Vitglieder der angeschlossenen Landesvereine und kleiner Vereine beträgt ungefähr 12 000. Der Etat des Vereins für 1910/11 balanciert mit 37 207 4. Der Verein hat eine reiche literarishe Tätigkeit entwickelt und als Auskunsftsstelle für alle Gebiete des ländlichen Lebens cine große Auskunftstätigkeit entfaltet. Wie er wissenschaftlich und praktisch seine Ziele zu erreichen sucht, zeigt uns z. B. seine Tätigkeit auf dem Gebiete der inneren Kolonisation. Er gibt als Monatsschrift das „Archiv für innere Kolonisation" heraus und hat für die Ansiedlungs- lustigen, die Rat und Auskunft begehren, eine besondere „Aus- funfts\telle für bäuerlihe Ansiedlungen“ eingerichtet, die lebhaft in Anspruch genommen wird. Um der Landbevölkerung einen Anteil an edler Kunst zu vermitteln, veranstaltet und fördert der Verein wandernde Kunstausstelungen in Dorf und Stadt. Das „Dorftheater“ sucht er zu fördern durh eine be- fontere Theaterkcmmission und durch Herausgabe von guten Volks- stücken. Um die akademische Jugend in die ländliche Wohlfahrts- funde einzuführen, werden auf Betreiben des Vereins und durch einen seiner Mitarbeiter an der Universität zu Königsberg Vorlesungen über ländliche Wohlfahrtspflege gehalten. Cbenfo hat der Verein begonnen, an den LÆhrerbildungsanstalten die angehenden Lehrer durch Vorträge und Schriften mit seinen Bestrebungen bekannt zu machen, wie er auch au den Fortbildungskursen für die Fortbildungsschullehrer auf dem Lande beteiligt ist. Auf den - Unterricht im Heere im Sinne der ländlichen Wohlfahrts- und Heimatpflege hat er kräftig eingewirkt. Von großer Tragweite ist ferner die anregende Wirk- samkeit des Vereins für das religiöse Leben auf dem Lande geworden. Durch die auf seine Veranlassung bereits im vierten Jahrgange er- ch:inende „Dorfkirche, illustrierte Monatsschrift zur Pflege des reli-

isen Lebens in heimatliher und volkstümlicher Gestalt“ ist eine fiarke Bewegung in die Kreise der Landgeistlichen und der inneren Mission gekommen. Eine Umfrage bei den preußischen Landwirt- \chaftskammern über ihre Stellungnahme zu dem Beschluß des Landesökonomiekollegiums vom 12. Februar 1909, die den Kammern das einmütige Eintreten für die Woblfahrtsbestrebungen des Vereins empfahl, ergab die grundsäßlihe Zustimmung der Kammern, die in Verfolg jenes Beschlusses eines regere Tätigkeit auf sozialem Gebiet entfaltet haben. Mit einem Ueberblick über die Arbeit in den Pro- vinzialabteilungen, den Landesvereinen und in einigen Sondergebieten der Heimatpflege (Heimatschuß, Dorfmuseum, Ortsgescbichte, Dorf- theater) schloß der reichhaltige Bericht, der Zeugnis ablegte von der vielgestaltigen Arbeit, S heute auf dem Gebiet der ländlichen Wohl- ahrispflege geleistet wird. : i: fah Mh Ansluß an diesen Bericht machte Frau Gräfin Frida zur Lippe- Oberschönfeld einige Mitteilungen aus der von thr ge- leiteten „Landpflegearbeit“. S :

Hierauf Be der Pfarrer Hess elbacher- Karlsruhe einen Vor- trag über das Thema „Unsere Dorfheimat unser Stolz“. Er füh!te elwa aus: Der Stolz auf die Mutter ist echt deuts, denn dieser Stolz rühmt si des Quells der L-benskräfte, aus denen das ganze Schaffen und Gewinnen fließt. Der Stolz auf die Dorfheimat ist der Stolz auf die „Mutter Erde“, die dem Volksganzen sein kraft- volles Gedeihen geschenkt hat. Im einzelnen bezeichnete der Redner

als die vornehmsten Kräfte, die unser Volk seiner Dorfheimat ver- dankt, körperliche und geistige Gesundheit, starkes Heimatsgefühl, Zähig- keit und Ausdauer, Bewußtsein der Geltung des Einzelnen, Nachbar- schaft8geist, wurzelhafte Frömmigkeit. Um diesen Besiß an Volks8- Träfien festzuhalten, gelte es, entschlossene Arbeit für die Dorfheimat aufzubieten. Es müsse das s{chwindende bäuerliche Selbstbewußtsein gehoben und die Treue des Bauernvolfes gegen fih selbst geweckt werden. Das Landvolk müsse in seinem Verlangen nah Miterleben des (gn Fortschritts unserer Zeit verstanden und zum geistigen Mitkämpfer um die Zukunft erzogen werden. Die Sehnsucht nah echter Freude müsse die Bemühungen um Volkspoesie, Volkskunst und Volksfest durchziehen. So werde in ernster Arbeit um die Dorf- heimat das Land dem deutschen Volke seinen großen und unversiég- baren Neichtum erschließen.

Dana spra der Oberpfarre Jähde, Kirchhain (Niederlausißz) über das Thema: Wie wir unser Kirhenland den Zwecken der inneren Kolonisation dienstbar machen können. Er zeigte an etlihen Beispielen aus seiner Erfahrung, wie die staats- erhaltende Sehnsuht nach einem eigenen Heim auch beim modernen Arbeiter noch lebendig und mitunter sogar mächtiger ist als der Terrorismus der Umstürzler. Diese Sehnsucht des kleinen Mannes zu befriedigen, sei Pflicht und Aufgabe jedes Vaterlands- freundes. Die beste und bequemste Gelegenheit dazu biete die Besiedelung der allenthalben vorhandenen Gemeinde- ländereien, weil dazu weder besondere Organisationen, noch fremder Kredit, noch eigencs Wagen nötig sei. Ein durchaus ermutigender Anfang mit der Besiedlung kirchlichen Grund und Bodens sei gleih- zeitig in Kahlow bei Reppen für ländliche, und in Kirchhain in der Niederlausiß für industrielle Arbeiter gemacht worden. Unter der Gunst der Verhältnisse wurde im leßtgenannten Orte die erste Kolonie von 18 Ansiedlerstellen innerhalb 16 Monaten beseßt, sodaß die Eröffnung einer zweiten Kolonie bereits in Aussfiht genommen werden mußte. Der aus dieser Tätigkeit erwahsende Gewinn fi augenfällig, nämlich er- höhte Zins- und Pachterträge, in wirtschaftlicher Hinsicht : Heranziehung seßhafter, solider Arbeiter, in sozialer Beziehung: Stärkung des nationalen Bewußtseins, und in scelsorgerlicher Hinsicht: Förderung eines gesunden Familienlebens. Jn der sich an den Vortrag an- \chließenden Aussprache wies der Negierungspräfident von Schwerin - Frankfurt a. O. darauf hin, daß nicht das Land allein das größte Interesse an einer intensiven Durchführung der inneren Be- siedelung habe, sondern in gleihem Maße auch die Städte, denn es stehe fest, daß die städtishe Bevölkerung aus sich selbst niht leben fönne, fondern, um gut und billig zu leben, eine dichte Landbevölkerung niht entbehren könne. Der Ritterguts- besißer von Klitßing- Kolzig betonte, daß namentlich die größeren Grundbesitzer die innere A am meisten fördern müßten. Jeder von thnen sollte auf seinem Gelände Schilder anbringen mit der Aufschrift: „Hier sind Baustellen zu verkaufen.“ Er selbst habe das getan, und hierauf allein set es in der Hauptsache zurückzuführen, dah sein Dorf innerhalb eines Zeitraums von 10 Jahren um 430 Ein- wohner gewachsen sei.

Zum Schluß führte der Vorsißende, Ministerialdirektor Thiel, aus, daß freilich die Verwendung von Kirchenland zu Ansiedelungs- zwecken eine sehr glücklihe Idee sei, denn das früher übliche Pacht- verhältnis zwischen Geistlihen und Lehrern habe oft zu Streitigkeiten geführt, andererseits müsse er seine Bedenken gegen die Tätigkeit eines Geistlichen als Kolonisators |aussprechen, sie passe s{lecht für ihn und könne in ihren Folgerungen oft zu Mißhelligkeiten führen, die fih mit der Stellung eines Seelsorgers zu seinen Gemeindemitgliedern nicht vertrüge.

Nach Mitteilungen des Internationalen landwirtschaft - lihen Instituts in Rom erhöht sich, wie „W. T. B.* berichtet, die Schäßung der Weizenernte in Australien von 24422 000 âz im Vormonat auf 24 498 000 dz, in Neuseeland von 1905 000 drx im Vormonat auf 1984000 dz. Die mit Wintergetreide be- stellten Flächen betragen in Frankrei bet Weizen 5 632 000 ha, bei Roggen 1 171 000 ha, in Rumänten bei Weizen 1 954 000 ha, bei Roggen 128 000 ha. S i /

Ferner wird mitgeteilt, daß die Rindviehbe stände im Laufe der leßten 10 Jahre in Europa um 5 Millionen, in Nordamerika um 27, in Südamerika um 124 und in Australien um 3 Millionen zugenommen haben; für Schafe zeigt sich eine Zunahme in Nordamerika von 154, in Südamerika von 32, in Australien von 24 und in Europa von 84 Millionen. DieSchwetnebestände haben si in Europaum7, in Nordamerika um 11 und in Südamerika um 0,8 Millionen erhöht. Auf je 1000 Einwohner kamen Rindvieh: in Europa 24 Stü, in Nordamerika 188, in Südamerika 199, in Australien 287; Schafe: in Guropa 78 Stück, in Nordamerika 80, in Südamerika 2500 und in Australien 2086; Schweine: in Europa 1 Stück, in Nord- amerika 45, in Südamerika 52 und in Australien 70 Stü.

Verkehrswesen.

Ueber den Umfang des im Jahre 1911 zu erwartenden Güterverkehrs.

Die diesjährige Besprehnung zwischen Vertretern der mittel- deutschen Industrie und Landwirtschaft und den beteiligten Eisenbahnverwaltungen und Bergbehörden ist am 16. Februar in Eisena ch unter dem Vorsiß des Präsidenten des Königlichen Eisenbahnzentralamts in Berlin abgehalten worden. An den Ver- handlungen nahmen namhafte Vertreter des Braunkohlenbergbaus,

der Salz-, Düngemittel- und Rübenzuckerindustrie und des Handelsstandes teil. Unter den Vertretern der Eisenbahnen war ‘\auch der Präsident der Königlichen Cisenbahndirektion

in Erfurt erschienen. In der Beratung wurden von den Verkehrtreibenden wertvolle Aufschlüsse über den zu er- wartenden Güterverkehr gegeben; insbesondere wurde eine weitere

ünstige Entwicklung der Wirtschaftslage in E ge- stellt. Die Versandzunahme ist für das Jahr 1911 im Vergleich zum Vorjahr geschäßt worden: für Düngemittel (aus\{ließlich Düngesalze) auf 9—10 v. H., für Kalisalze auf 10 v. H., für Braunkohlen und Braunkohlenbriketts auf etwa 8 v. H. Hin- sihtlih der Zuckerrüben wurde mitgeteilt, daß die Anbaufläche der des Vorjahres etwa glei käme, sodaß eine Steigerung des Rüben- verkehrs und demgemäß auch des Zukerversandes nur bei günstiger Ernte zu erwarten sei.

s Bezeichnung der Berlin er Fernsprehämter.

Die Berliner Fernsprechämter, die bisher durch Ziffern von eiu- ander unterschieden “wurden, sollen künftig durch Nauen bezeihnet werden. Die Aenderung ist aus folgenden Gründen notwendig.

Schon jeßt führea die Zahlenbenennungen der Aemter besonders bei undeutlicher Aussprahe zu Verwechselungen Und falschen Ver- bindungen sowie zu andéren unliebsamen Weiterungen. Erscheint die Beseitigung der Zahlenbenennungen daher ohnehin angezeigt, fo wird sie zur unabweiäbaren Notwendigkeit bet der bevorstehenden Einführung des Dienstleitungsbetriebs, der eine beschleunigte Aus- führung der Verbindungen bezweckt. Dieser unterscheidet sih von dem jeßigen Betriebe unter anderem dadur, daß der Teilnehmer, der eine Verbindung mit der Sprehstelle eines anderen Amtes ver- langt, seiner Vermittlungsanstalt niht wie bisher nur das Amt, an das der gewünschte Teilnehmer anges@osen ist, sondern gleichzeitig auch die Anshlußnummer des Teilnehmers zu nennen hat. Hieraus ergibt sich, daß im Falle der Betbehaltung der Zahlenbezeihnungen mindestens zwei, in den meisten Fällen aber drei ahlen- gruppen unmittelbar hintereinander zu übermitteln wären : das leßtere dann, wenn es sich um Anschlußnummern über 1000 handelt, die der größeren Deutlichkeit halber bekanntlich in zwei Abschnitten auszusprechen sind. Beispiel8weise hätte jemand, der eine Verbindung mit dem Anschluß 1046 bei Amt 4 haben will, seiner Vermittlungs- anstalt zu melden: „Amt 4 10 46". Der Beamte würde den Austrag leit mißverstehen und bei niht ganz deutlicher Aussprache zu der

I A C I O R Tre E Ä E B T R E T STREREÄ E R O R ETET P