1878 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Sep 1878 18:00:01 GMT) scan diff

die auf Besserung der materiellen Lage der Arbeiter gerichtet seien auch von anderen Gesellschaftsklassen würden, könne man doch nicht einfach todt m ; es S le an Gen E Edaren T berige Baue, e igten ungen von den unl gten zu tren- nen. Man Mile davor hüten, daß nicht in Sentener Weise von Ohr zu Ohr die Rede der Agitatoren fort- [Ca e Rie das gleiche Recht aller Staatsbürger, 8 der ien Meinungsäußerung. Das soziale Elend, alt wie die Welt, könne niht durch Bundesrathsbeshlüsse oder Handelstheorien den Massen erträglih gemaht werden, son- dern nur dur das wahre Christenthum, das den Massen das fe Bewußtsein der ausgleichenden Gerechtigkeit im Jenseits r die Leiden auf Erden gewähre. Der vorliegende Entwurf ei für seine Partei unannehmbar und unamendirbar , aber ie wolle sfich doch nicht auf den Boden der reinen Negation stellen, weil sie glaube, daß unser Strafgeseßbbuch nah mehr als einer Richtung hin einer Erweiterung bedürfe. R Der Abg. von Helldorff führte aus, daß seine Partei die- ser Vorlage ebenso prinzipiell zustimme, wie dies bei der vom vorigen Reichstage amen der Fall gewesen sei. Die Vorlage nehme den Sozialdemokraten niht ihre Rechte als Staatsbürger, sondern verhindere fie nur daran, daß sie Krieg egen Staat und Gesellschast führen. Das fönne aber nur geshehen, wenn man die Verwal- tungsbeamten in | da Autorität stärke, ihren sittlihen Ernst hebe. Nach beiden Richtungen hin sei in den leßten ahren vielfah gefehlt worden. Jn diesem Zeitpunkt des othstandes sei ein einfaches Präventivgeseß einer Aenderung der gemeinen Geseßgebung vorzuziehen. Eine absolut unan- Fe re Definition lasse sich nicht finden; auf die Worte omme es nicht genau an, wenn nur das Ziel klar an sei, wie das hier - der Fall sei. JInnerlih müsse die sozialdemokratische Gefahr allerdings s das religiöse Bewußtsein überwunden werden, aber dadur werde ein Präventivgesez niht überflüssig. Die Frage der Beschwerdeinstanz müsse von rein praktischen Gesichtspunkten aus beurtheilt werden; wolle man irgend eine Cautel schaffen, so beshränke man die E des Gesetzes. o Bei dem Schlusse des Blattes hatte der Abg. Bebel das ort.

Am. Sonnabend, Vormittag um 10 Uhr, fand nah den Ferien eine Sizung des Gerichtshofes für Kom- pétenzkonflikte statt.

Nach Jnhalt der Cirkularverfügung des Ministers des Innern und des Finanz-Ministers vom 1. Dezember 1877 können in einzelnen Fällen Gensd'armen zeitweilig eine dop- pelte Dienstaufwandsentshädigung für ihren eigenen Patrouillenbezirk und für den ihnen vertretungsweise zugewiesenen Geshäftsbezirk beziehen, und ist der Bezug der fraglihen Kompetenz für den vertretenen fremden Bezirk davon abhängig, ob der vertretende Gensd'arm einen Anspruch darauf erhebt. :

Die Ausführung dieser Anordnung hat inzwischen mehrfach U D Veranlassung segeten. Die Minister haben des- halb im Einverständnisse mit dem Kommando der Landgens- d’armerie dur Cirkularertlaß vom 3. Juli d. J. bestimmt, daß im Falle der Vertretung eines erkrankten oder beurlaubten Gensd'armen bis zu 14 Tagen, nah dem Prinzipe der Gegenseitigkeit, keine Uebertragung der Dienstaufwands- eitsädigung an den Stellvertreter zu erfolgen habe. Hinsichtlich der Vertretungen a. mit einer Dauer von über 14 Tagen bis iu 4 Wochen, in welchen Fällen dem am Dienste behinderten

ensd’armen die Dienstaufwandsentshädigung nah Maßgabe der Cirkularverfügung vom 1. Dezember pr. belassen werden kann, b, mit einer Dauer von mehr als 4 Wochen, wo die qu. Entschädi- gung vom Beginne der 5. Woche ab unbedingt disponibel ist, ist ie Entscheidung darüber, ob einem, neben den Dienstgeschäften seines eigenen Bezirks mit einer Vertretung beauftragten Gensd'’armen die Dienstaufwandsentschädigung des vertretenen Gensd'’armen ganz oder theilweise M bewilligen sei, in jedem Einzelfalle Seitens der Bezirks - Regierungen 2c. im Ein- verständnisse mit den Gensd'armerie- Brigaden von Aufsichtswegen zu treffen. Hierbei soll es nicht lediglich darauf ankommen , ob Ansprüche der oben er- wähnten Art von dem vertretenden Gensd'armen erhoben sind oder nicht, do soll dergleichen Ansprüchen, sofern sie zur Berücksichtigung billigerweise geeignet erscheinen, die leßtere nit zu versagen sein. Sofern eine Stellvertretun erkrankter oder beurlaubter Gensd’'armen dur dazu einberufene Hülfsgensd'armen stattfindet, muß A Ea der Dienstaufwandsentshädigung an den am Dienste behinderten Gensd'armen von demjenigen Tage bg pa werden, an welchem der Hülfsgensd'arm einge- zreten ist.

Jn Bezug auf die Unantastbarkeit des Gesell-

| aftsvermögens einer offenen O Seitens olcher Gläubiger, welche nicht strikte Gesellschaftsgläubiger sind, t das R AE Su LDE folge Rocits I. Senat, dur Er- enntniß vom 25. Juni 1878 folgende Re T ausgesprochen : 1) Ebensowenig wie die Privatgläubiger eines Gesellschafters sind auch diejenigen Gläubiger, welchen sämmtliche Gesellschafter einer andelsgesellshaft aus privaten “Briciebiglien solidarisch ir Forderungen haftbar sind, befugt, Be An aus dem Ge- jellschastsvermögen zu beanspruchen. 2) Errichtet eine offene Handelsgesellschaft (ohne fraudulose Absicht) durh Absonderung eines Fonds aus dem Gesellschastsvermögen eine neue Handels- saft h welche unter besonderer Firma dieselben Gesell-

hafter hat, die der älteren Gesellschaft angehören, so sind ennoh die Gesellschaftsgläubiger jeder der beiden Gesells chaf- ten der andern Gesellschast gegenüber als Privatgläubiger der Gesellschafter zu behandeln.

Der Chef der Admiralität oon Sto\ch ist zur Vor- nahme von Jaspizirungen nah Kiel abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr, E in Lövenich, Dr. Erich in Cremmen, Dr. Sinai in Thorn, Dr. gg of in Orsoy, Achenbach in Spangen- berg, Dr. Weber in malkalden, Dr. Otto in Wiesbaden, Dr. Fester, Dr. Pauli und Dr. Lange in Die! a. M., Dr. Brackmeyer in Belzig, Jacobs in Gr. Tyhow und Dr. Ramdohr. in Düben. (Allg. Ztg.) Bi

Bayern. München, 13. September. Se. Majestät der König hat die Unterstellung der Artillerie in administrativer Beziehung unter die betreffenden Géneral-Kommandos, gleichwie solhe bereits bei der Feld- Artillerie besteht, mit der Wirksamkeit vom 1. Oktober d. J.

an verfügt, Der vormalige Präsident der Vereini Staaten von Am e Grant, ist heute Abend hier eingetroffen' und ‘am Bahnhof von dem amerikanischen Konsul empfangen worden.

14. September. (W. T. B.) Der Kön ig empfing gestern Abend den neuernannten Erzbishof von München, Dr. Anton Steichele, und den Bishof von Speyer, Joseph Ehrler, im Thronsaale der Königlihen Resibdenz, wo die Beeidigung derselben erfolgte. Der Minister von Luß verlas die Eidesformel.

Baden. Karlsruhe, 14. September. Ueber die Ale [pertiomaretse des Großherzogs im Bereiche des XV, rmee-Corps meldet die „Karlsr. Ztg.“ : Mittwoch, den 11. d., Morgens, verließ der Großherzog Thann, um nohmals den Uebungen - der- 29. Division beizuwohnen, welche wieder in zwei Abtheilungen gegen einander manövrirte; die Auf- stellung war an der Aspacher Brücke, wo Se. Königliche L zu Pferd stieg und dem Manöver um Aspach bis zum luß folgte. ittags 1 Uhr traf der Großherzog mit seinem militärishen Gefolge vom Manörverterrain zu Pferd in Sennheim ein, von wo die Weiter- reise nah Mez um 11/2 Uhr über Mülhausen und Straßburg stattfand. Die Ankunft in Meß erfolgte Abends ; der Großherzog wurde daselbst am Bahnhofe von dem kommandirenden General des, XV. Armee-Corps und seinem Stabe, sowie von dem Gouverneur und dem Komman- danten von Mey empfangen. Donnerstag, den 12. d., früh, verließ Se. Königliche Hoheit Meß mit der Bahn, um den Manövern der 30. Division bei Bolchen beizuwohnen. Der Großherzog stieg mit seiner militärishen Suite in Conthen zu Pferde und begab sich von da zur Begrüßung der Truppen an die Pläge ihrer Aufstellungen. Das Ma- növer der Division fand auch hier in 2 Abtheilungen gegen einander bei Helsdorf, Machern und Hollingen statt; dasselbe begann um 91/2 Uhr und endete gegen 21/4 Uhr Mittags. Abends erfolgte die Rückkehr nah Meß.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. September. (W. T. B.) Jn Ergänzung der Meldung vom 9. September über die Ver- luste bei Bihacs berichtet das Brigade-Kommando, daß sich der Gesammtverlust durch das Einrücken von Leichtverwun- deten und Vermißten auf 98 Todte, 400 Verwundete und 35 Vermißte beziffert. Die durch die Verlustangaben der Zeitungen hervorgerufenen Besorgnisse erscheinen hiernah gemildert. Die „Polit. Korresp.“ veröffentliht folgende Meldungen. Aus Cettinje von heute: Der Anführer der Jnsurgenten von Korjenice, Omer Aga Scherovic, wurde auf montenegrinishem Gebiete unweit Grahovo von Montenegrinern festgenommen. Einigen bosnischen Begs ist die von ihnen nachgesuchte Er- laubniß zum Durchzuge durch Montenegro nah Albanien ver- sagt worden. Aus Belgrad von heute : Die europäischen Kommissare für die serbisch-türkishe Grenzregulirung sind hier eingetroffen. Dieselben gehen morgen zusammen nach Nisch.

15. September. Gestern (a en die Operationen an der Save begonnen und ist diese von unseren Truppen überschritten wörden. Ueber den weiteren Verlauf dieser Dpe- rationen können inden nächsten Tagen Mittheilungen nur in dem Maße veröffentlicht werden, als dies mit Rücksicht auf die gebotene möglichste Geheimhaltung der militärishen Be- wegungen thunlich ist. Die „Presse“ meldet aus Dre- noveze: Gegenüber von Breczka_überschritt am Mittwoch eine neue Division österreichisher Truppen die Save. Auf dem anderen Ufer befanden sih reguläre türkishe Truppen verschanzt. Artillerie unterstüßte den Uebergang. Breczka wurde von dem linken Ufer der Save aus beschossen. :

Pest, 14. September. (W. T. B.) Der „Pester Lloyd“ ist vom Finanz-Minister Szell ermächtigt worden, den N a ch- rihten von seiner bear lelcahen Demission ein for- melles Dementi entgegenzuseßen.

Schweiz. Bern, 14. September. Der „Bund“ schreidt : Wie der Große Rath von Bern die Nachsubvention für die Gotthardbahn von 402000 Fr., so hat auch der Große Rath von Schaffhausen die seinem Kanton zugeschiedene Quote pon 50 000 Fr. einstimmig bewilligt. Auch anderwärts zeigte sich der beste Wille, z. B. im Großen Rathe des Kantons Aargau. Das Gefühl scheint immer mehr zum Durchbruch zu gelangen, daß das große Werk der centralshweizerishen Alpen- üÜberschienung wenigstens am mangelnden Opfersinn der Schweiz nit zu Grunde gehen dürfe.

Niederlande. Haag, 16. September. (W. T. B.) Der König hat heute die Generalstaaten mit einer Thronrede eröffnet. Jn derselben wird zunächst der sympathishen Kundgebun- gen bci Gelegenheit der Vermählung des Prinzen und der Prin- zessin Heinrih mit Anerkennung gedaht und sodann hervor- gehoben, daß die Beziehungen zu den auswärtigen Mächten die freundschaftlihsten seien. Die Jndustrie des Lan- des befinde lis im Allgemeinen in einer befriedigenden Lage, namentlich sei dies mit der Landwirthschaft der Fall. Der Zustand der Finanzen erheishe aber ernste Maßnahmen zum Zweck der Vermehrung der Einnahmen, womit eine Steuerreform im innigsten Zusammenhange stehe. Ferner werde den Kammern ein neuer Strafgeseßentwurf vorgelegt werden. Was die indischen ee anbelange , so sei die Lage im Allgemeinen zwar eine zufriedenstellende, indessen habe die Aufrechterhaltung der Autorität iun Norden von Sumatra doch neue außerordentliche Maßregeln nothwendig gemacht. Mit Wärme gedenkt die Thronrede der in Sumatra befind- lihen Truppen. :

Großbritannien und Jrland. London, 15. Sep- tember. (W. T. B.) Hier eingegangene Nachrichten aus Kairo bestätigen, daß Wilson nunmehr den Posten des Finanz-Ministers mit Bewilligung der englischen Regierung definitiv übernommen hat, und daß zum Minister für öffentlihe Bauten und Landwirthschaft ein Fran- ose ernannt werden wird. Wie es heißt, würde die von ilson abgeschlossene Anleihe genügen, um die lokalen Schul- den, insbesondere die an Beamte und Unternehmer rückstän- digen Beträge zu regeln, sowie die Einlösung des nächstfälligen Coupons der unifizirten Schuld zu sichern. Die Minister Nubar Pascha und Riaz Pascha haben alle Steuer- erheber nah Kairo berufen und denselben unter Darlegung der eingetretenen Veränderungen im Beisein der europäischen Beamten die Anweisung ertheilt, daß künftighin keinerlei andere Befehle, als die von dem Ministerium ausgegangenen, befolgt werden dürfen. 3 H

ankreih. Paris, 15. September. (W. T. B.

Ser Lün von dem Marschall-Präsidenten bei Bin? cennes abgehaltenen großen Truppenparade, an welcher gegen 55 000 Mann theilnahmen, wohnten der Herzo

von Cambridge, die Großfürsten Konstantin und Alexis un

die Militär-Attachés der hiesigen Botschaften und Gesandt: schaften bei.

Jtalien. Rom, 14. September. (W, T. B.) Die griehishe Note, welhe die Eu der Signatar- mächte des Berliner Vertrages nahsucht, ist, dem Vernehmen nes vom 7. September cr. datirt. Jn derselben wird zu= ft auf die von Griechenland bei der Pforte gemachten Schritte behufs Ernennung von Kommissaren für die Grenz- regulirung und auf die ausweichende Antwort der Pforte hin- ewiesen. Alsdann wird hervorgehoben, daß die Antwort der Porte darauf abzielte, jedes Einvernehmen zwischen- der Pforte und Griechenland über die Ausführung der Kongreß- beshlüsse zurückzuweisen. Der griehishen Regierung erwüchsen: dadurch große Schwierigkeiten, und sehe sich dieselbe genöthigt, die Vermittelung der Mächte anzurufen.

15. September. (W. T. B.) Der König und die Königin haben sich von Mantua nah Monza begeben. Der italienishe Gesandte in Tanger hat unterm 13. d. M. die Nachricht, daß er von Mauren insultirt worden E für unbegründet erklärt. Die „Opinione“ er- ährt: aus einem zwischen Frankreich und Ftalien statt- gehabten Meinungsaustaush ergebe ih, daß der Deputirte Musir si in keinerlei Mission nah Tunis begeben habe, welche einen Argwohn der französischen Regierung erregen fönate. Jeder folhe Argwohn sei durch die aufrihtigen Er- klärungen der italienischen Regierung zerstreut worden.

Türkei. Konstantinopel, 15. September. (W. T. B.) Dem Vernehmen nah soll Midhat Pascha nunmehr die Erlaubniß zur Rückkehr in die Türkei erhalten haben, der- selbe würde jedo seinen Aufenthalt auf Mitylene oder Kreta nehmen. Der armenische Patriarch in Erzerum hat sih telegraphish an mehrere der hiesigen Botschafter gewendet und denselben von den Ausschreitungen der Kurden, welche eine förmliche Panik unter der Bevölkerung hervor- gerufen hätten , Kenntniß gegeben. Zugleich hat derselbe auf die Besorgnisse hingewiesen, die für den Fall des Abmarsches der russishen Truppen unter der christlichen Bevölkerung Plaß gegriffen hätten und den Beistand der Mächte angerufen. Die hiesigen Botschafter haben in Folge dessen zum Schuße der Bevölkerung Schritte bei der Pforte gethan.

Der englishe Botschafter Layard wurde gestern vom Sultan in Audienz empfangen. Män versichert wiederholt, daß England die Forderungen Griechen - lands nicht unterstüßen werde, überhaupt werde kein Kollektivschritt der Mächte betreffs Griechenlands erfolgen, vielmehr werde jede Macht einzeln bei der “Pforte vórstellig werden. Das Projekt Englands, betreffend die in der asiatishen Türkei auszuführenden Reformen wird von der Pforte als wenig praktisch angesehen. Die eng- lischen und französischen Kommissare, welche zur Reorganisirung der Finanzen berufen werden , sollen Mitglieder des projek- tirten obersten Finanz-Konseils werden. Es heißt, Midhat Pascha ‘werde vorerst zum Gouverneur von Kreta ernannt werden. /

Mußland und Polen. Va Al 14. September. Qu T. B.) Se. Majestät der Kaiser Alexander, welcher E Morgen in Sebastopol angekommen war, ist heute ¿ahmittag um 3 Uhr hier eingetroffen. Fn Sebastopol hatte der Kaiser die aus der Türkei zurückgekehrten Truppen be- sihtigt und über den Zustand derselben sich nach der Revue sehr befriedigt geäußert.

16. September. (W. T. B.) Der „Regierungs- bote“ veröffentlicht den Wortlaut des Telegramms des Sultans an den Kaiser Alexander, vom 29. August, in welchem der Sultan die von den Bulgaren verübten Grau- samkeiten beklagt und den Kaiser ersucht, das Leben, die Ehre und das Eigenthum der Muselmänner auf wirksame Weise zu {hüßen. Die Antwort des Kaisers vom 30. August lautet: „Das Telegramm Ew. Majestät machte mir peinliches Bedenken ; ih hoffe, daß die lags gemachten Meldungen von den Leiden der itiufélmärnili en Bevölkerung in Bulgarien und Ostrumelien übertrieben sind, Ew. Majestät haben Recht, indem Sie die Hoffnung ausdrücken, daß ih solche Zustände nicht dulden werde; 4 bin versichert, daß der Ober-Befehls3- haber meiner Armee, sowie’ der russishe Kommissär in Bul- garien jede unrehte Handlung streng bestrafen werden, welche egen die Bevölkerung gerichtet ist, deren Sicherheit sie schüßen sollen.“ ;

Amerika. Philadelphia, 13. September. (Times. ) General Miles hatte am 8. d. M. mit 21 Soldaten und einigen Sconts einen Kampf mit den Fndianerm im Yellowstone-Lande zu bestehen. 13 der Leßteren wurden E und die Uebrigen gefangen genommen. Auf ameri- anisher Seite wurde ein Offizier getödtet und ein Gemeiner \{chwer verwundet.

New-York, 14. September. (W. T. B.) - Bei einer in Chicago gehaltenen Rede erklärte der Präsident R die vom Senator Sherman getroffenen

inanzmaßregeln für durhaus richtige und loyale. Da- egen sprach sih der Redner gegen die Einmischung der Legis- ative in die Frage der Geldcirkulation und der Wiederauf- e der Baarzahlungen aus, da durch eine solche Ein- mishung des Staates nur das Vertrauen der Handelswelt: GlER Lar und das Aufblühen der Geschäfte verzögert werden würde.

New-Orleans, “14. September. (W. T. B.) Das- gs Fieber beginnt hier nahzulassen; es ist kühlere

itterung eingetreten. Hülfe und Unterstüßungen sind jeßt: sehr reihlich vorhanden.

Nr. 37 des „Central-Blatts für das Deutsche Reich", herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden In- halt : men Verwaltungs8\sachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münz- und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reihsmünzenz; Goldankäufe der Reichsbank ;. Vebersicht über die bis Ende De d. J. eingezogenen Landes- münzen. Zoll- und Steuerwesen: Nachweisung. der Einnahme an Wechselstempelsteuer in den Monaten April bis August 1878, Postwesen: Postkarten für den Verkehr im Weltpostverein; Post- nachnahmesendungen. Eisenbahnwesen: Aufhebung der Station Rothenstein als Güterstation; Eröffnung der E Senden=-- T a Marine und Schiffahrt: Ertheilung von Flagzen- attesten; Beginn einer Seeschiffer- und Seesteuermanns-Prüfung. —-

Ergebniß. Das geht aus der folgenden Zusammenstellung

Konsulatwefen: Ernennungen. Personalveränderungen: Ernennung beim Rechnungshof. : Nr. 54 des Amtsblatts der Deutschen Reichs- ost- und Telegraphenverwaltun hat folgenden Inhalt : ügung: vom 9. September 1878: eglaubigung des orto fret ettvapmeris E S E „Portopflige Dienstsache Siegelmarken. eidungen: vom l. L leans für die mittels verschlossener Taschen beförderten Briese aus dem Orte der Aufgabe-Postanstalt. Vom s. Sep- tember 1878: Ausfüllung des Postvermerks auf dem Pojtanweisung8s- Formular. L: Nr. 16 des „Archivs für Post und Telegraphi e“, Bei- heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- verwaltung, hat folgenden Inhalt : Aktenstücke und Aufsätze: Der pariser Kongreß für Wohlfahrtéeinrihtungen. Das Postwesen der argentinischen Republik. Neue Bersuche mit dem ernspreher. Kleine Mittheilungen: Die Organifation des französischen Post- und Telegraphenwesens. —— Außerordentlicher Kredit für Telegraphenzwecke in Frankrei. E in Konstantinopel. Die Elektricität im Dienste der Kunst. Die Durhstechung der Landenge von Centralamerika. Der Elephant als Transportmittel. Zeit- shriften-Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen SGesunde- heitsamts sind in der 36. Jahreswoche von je 1000 2% ce wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, ( | gemeldet: in Berlin 30,0, in Breslau 28,0, in Königsberg 30,0, in Cöln 21,3, in Frankfurt a. M. 19,1, in Hannover 20,8, in Caffel 15,0, in Maadeburg 30,4, in Stettin 30,8, in Altona 204, in Straß- burg 26,0, in München 36,1, in Nürnberg 30,4, in Augsburg 33,6, in Dresden 24,0, in Leipzig 30,3, in Stuttgart 26,4, in Braunschweig 99 2, in Karlsruhe 23,8, in Hamburg 27,0, in Wien 24/0, in Buda- pest 34,5, in Prag 33,5, in Triest 38,7, in Basel 20,9, in Brüssel 17,4, in Paris 21,5, in Amsterdam 20,8, in Kopenhagen 22,7, in Stockholm 24,5, in Christiania 17,0, in St. Petersburg 37,2, in Warschau 33,0, in Odessa 53,37 in Bukarest 29,1, in Rom 24,9, in Turin 18,3, in Athen —, in Lissabon 26,8, în London 18,4, in Glasgow 19,1, in Liverpool 28,3, in Dublin 24,4, in Edinburgh 16,8, in Alexandria (Egypten) —. Fernér aus früheren Wochen : in New- York 26,9, in Philadelphia 21,0, in Boston —, in Chicago 19,4, in San Franzisko 14,9, in Calcutta 26,8, in Bombay 34,8, in Madras 30,9. i

Die beim Wochenbeginn an allen deutschen Beobachtungsstationen herrschenden westlihen und südwestlichen Windrichtungen gingen im Laufe der Woche meist in östlihe und südöstlihe und am Schlusse der Woche in nördliche und nordwestlihe über, nur in Coniß und Bremen blieb Südwest-, in München Nordostwind vorherrschend. Die Temperatur der Luft war eine hohe, in den leßten Tagen der Woche des Monatsmittel sogar überstcig:nd. L fielen spärlich und nur in dea ersten Tagen der Woche. Der Luftdruck stieg und behauptete sich während der Woche auf seinem Standpünkt.

Die Sterblichkeitsverhältnisse haben fich in der Berichtêwoche etwas günstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 26 9 von 27,3 der vorhergegangenen Woche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berehnet) und zeigt eine etwas geringere Bethciligung des Säuglingéalters an der Gesammt- sterblihkeit (in Berlin und München war dieselbe jedoch etwas größer als in der Vorwoche). Unter den Todesursachen istein geringer Nachlaß der meisten Infektionskrankheiten zn konstatiren. Nar Scharlachfieber und diphtheritishe Affektionen zeigen sih häufiger. Das Scharlach- fieber herrs{cht namentlih in Essen mit großer Heftigkeit und gitterte daselbst in der Berichtzwohe 21 Opfer; auch in Breslau, iegnitz, Thorn, Berlin, sowie in den get englischen Städten grassirt das Scharlachfieber noch immer. Diphthcrie zeigt sich außer in Berlin und Wien in Königsberg und Danzig häufiger. Die Zahl der Todesfälle an Unteérleibstyphus stieg in Posen, und Paris und in den russichen Städten, sowie in Berlin und Wien ist sie eine kleinere als in der vorhergegan- genen Woche. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder werden be- sonders in den kleineren Städten seltener; in den größeren wie Berlin, Wien, Pest, Breslau, Hamburg, München, sowie in St. Petersburg, Warschau, London, Kopenhagen, Stockholm ift die Zahl der daran gestorbenen Kinder noch immer eine größere. Der Pocken- epedemie in London erlagen in der Berichtswoche no 3 Personen, auc in Odessa hat die Zahl der Blatterntodesfälle ab-, in Pest, St. Petersburg, Warschau wieder „zugenommen ; in Wien blieb sie die gleiche der Vor- woche. Vereinzelte Choleratod:sfälle werden aus St. Petersbur, Baltimore, Chicago und New-Orleans gemeldet, aus leßterer Stadt vom Ende Juli auch 26 Todesfälle am gelben Fieber und wurde ein weiteres Umsichgreifen der recht bösartig auftretenden Seuche befürchtet

(Stat. Korr.) Die Entwickelung des Steinkohlen - verkehrs auf der Obershlesishen Eisenbahn. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn behauptet wird, daß die heimischen Kohlen- lager den größten Theil ihres heutigen Werthes dem Auébau der Eisenbahnen verdanken, und daß die Förderung nie eine solche Aus- dehnung erlangen konnte, wie jeyt der Fall is, wäre der Absaß auf das enge Gebiet beschränkt geblieben, das ihm die früheren Verkehrs- mittel cröffneten. Dur die Statistik der sächsischen Staatseisen- bahnen ist dafür ein trefliher Beweis geliefert worden; den Zahlen aber, die hierbei angeführt wurden, können diejenigen zur Seite treten, welche die Königliche Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn kürzlich zu einer umere lehrreichen Uebersicht über die Entwickelung des Steinkohlenverkehrs auf ihren Linien zusammenstellen ließ. Welch einen unerwarteten Umfang derselbe in den leßten 25 Jahren gewonnen hat, mögen zunächst folgende Angaben zeigen. Es wurden

befördert nach Stationen im Bereiche der oberschles. Bahn fremder Bahnen mctrishe Tonnen zu 20 Ctr. 1000 6 228-295 60 431 E S 334 729 105 848 1800 601 732 411 603 1868 ... 934 543 1173 219 1813... 1 265 782 1713 937 2 979719 O & s i: 1 519 439 1 936 884 3 456 323. Da die Bewegung pier Zahlen selbstverständlih abhängt von der Länge der Bahnen, so ist hierdurh noch nicht die Annahme aus- geslossen, daß bei der Erweiterung ihres Netes nur ein größerer heil des Ausbringens auf ihnen befördert wurde, dieses selbst aber Feine Aenderung erfuhr. Die folgende Uebersicht macht jedoh eine solche Auffassung unmöglich. Es wurden nämlich in dem Kohlen-

becken von 5 Oberschlesien Niederschlesien gefördert dav. abgefahren gefördert dav. ahariadren metr. Tonn. mit der Bahn métr. Tonn. mit der Bahn 0

lo 0 1858 , , 2581 019 22,67 724 682 39,48 1863 , . 3488855 29,93 888 371 51,79 1868 , . 5356752 40,06 1 324 708 45,72 1873 , , 7839314 51,98 2 294819 66,49 1877, , 8101052 52,53 2 006 333

Hier zeigt si, Me im Laufe der Zeit nicht allein ein stetig wachsender Theil der gesammten Förderung durch die Eisenbahnen an den Ort der Bestimmung geführt wurde, sondern daß zugleich ele E e Folge der Verbesserungen der Verkehrsmittel sich verdrei- a at.

als gestorben

zusammen

288 726 440 577 1 013 335 2 107 762

Von nicht çeringerer Bedeutung als der Ausbau des ober- \chlesishen Bahnnetes für die Steinkohlen-Bergwerke ift aber der Stand dieser Industrie für den Bahnbetrieb und sein N

ervor, der gleichzeitig zu entnehmen ist, daß die anderen Zweige des Verkehrs

September 1878:

nit in demselben Maße an Ausdehnung und Einträglichkeit zuge- nommen haben; es wurden von der obershlesishen Bahn vereinnahmt für den Kohleniransport E d. i. auf d. i. von 1 Tonnen- 100 M filometer Gesammt- P) einnahme R 4,23 40,40 f E 3,59 50,65 E E 3,27 53,76 1a 2 MEOUE E 3,17 56,90 1877 A E 3,15 52,90

Hiernach bilden 1877 die Einnahmen aus der Kohlenbeförderung einen geringeren Theil von dem Gesammtertrage als in den vorher- gehenden Jahren. Dieses Ergebniß beruht aber theilweis auf einer veränderten Berechnung, da den Einnahmen vor dem Jahre 1875 der Gewinn aus der Beförderung von Post- und Viehsendungen nicht zugezählt ift. 4 M)

Nach den von der württembergischen evangelischen Ober- firhenbehörde eingezogenen Berichten ergiebt ih folgende Stati ik der kirchlihen Trauungen in der evangelischen Kirce Württembergs in der ersten Hälfte des Jahres 1878: Die Zahl der vor den Standesämtern von Gliedern der evangelischen Kirche in der Zeit vom 1. Januar bis 39. Juni 1878 abgeschlossenen Ehen beträgt: 1) Ehen zwishen Evangelischen 4766, 2) gemischte Ehen (mit Katholiked) 323, 3) gemischte Ehen (mit Israeliten) 1, im Ganzen 5090. Hievon entfallen auf 48 Diözesen (incl. der Garnisonsgemeinden) mit Auss{luß des Stadtdirektionsbezirks Stuttgart bei 4494 Eheschließungen zwischen Evangelischen 4449 firhlibe Trauungen , bei 267 gemischten Ehen (mit Kathcliken) 951 fir{chlide Trauungen; im Ganzen bei 4762 Cheshließungen 4700 firhlihe Trauungen. Die kirhliche Trauung unterblieb bei 47 evangelischen und 19 gemischten, zusammen bei 57 Paaren. Von den nicht eingesegneten kommen: 1) auf die Ober-Amtsftädte bezw. Orte: 30 neben 980 Trauungen, 2) auf die übrigen Städte: 4 neben 491 Trauungen, 3) auf die Landgemeinden : 23 neben 3229 Trauungen. Der Prozentsaß nicht eingesegneter Ehen beträgt hiernah in Städten : 21/5 0/9 gegenüber 3 9% im 2. Halbjahr 1877 und 34 °/% im 1. Halbjahr 1877; in ländlichen Gemeinden : ?/10 %/% gegenüber von 1/0 im 2. Halbjahr 1877 und 14% im 1. Halbjahr 1877; im ganzen Lande (abgesehen vom Stadtdirektionsbezirk Stuttgart) 1/5 %/o gegen- über 2°/% im 1. Halbjahr 1877. Sieht man von 5 Eheschließuagen von Paaren ab, welche theils Ausländer, theils solche waren, welche si zu einer Sekte halten, bei denen unentschieden ist, ob die Trauung Ladtolate, so wurden in 25 Diözesen sämmtliche Ehen kirchlich ein- gesegnet. Die Trauung unterblieb in 8 Diözesen nur je in einem, in 5 je in zwei, in 6 je in drei, in 1 in viec, in 1 in fünf und in 2 in sechs Fällen. Die höchste Zahl kirchlich nicht eingesegneter Ehen hat die Stadt Heilbronn mit 6 (neben 83 kirhliheu Trauungen); ihr zunäcbst steht Eßlingen mit 5 Fällen (neben 49 kirchlichen Trauungen). In der Stadtdiözese Stuttgart wurden von 272 zwischen Evangelischen geshlossenen Ehen 199, und von 56 gemishten Ehen (mit Katholiken) 36, im Ganzen von 328 geschlossenen Chen 235 firchlich cingesegnet. Die Trauung unterblieb nah dem dekanat- amtlichen Berichte bei 70 evangelischen und 18 gemischten, zusammen bei 88 Paaren. Zweifelhaft blieb, ob die Trauung erfolgte, bei 5 Eheschließungen. Der Prozentsaß nicht kir{chlich eingesegneter Chen würde hiernach im Stadtdirektionsbezirk Stuttgart zwischen 26 und 27°%/o (gegenüber 32 ‘/o im 2. Halbjahr 1877 und 38/6 im 2. Halbjahr 1876) be- tragen. Es wird hierbei jedoch bemerkt, daß das Verhältniß ein den kirchlich eingescegneten Ehen ohne Zweifel erheblich günstigeres wäre, wenn die von Sektenangehörigen, deren Chen unter den von Evangelischen gesc{lossenen mitgezählt sind, in ihrer Gemeinschaft eingesegneten Chen, von den nur civiliter ges{lofsenen in Abzug gebraht würden , worüber jedoch die Notizen fehlten. Im ganzen Lande machen die nicht kirhlich eingesegneten Ehen etwas über 28/10 9% dus (gegenüber 34 % im" zweiten Halbjahr 1877 und 53 % in der 2. Hälfte des Jahres 1876). Fünf Paare, welche sich im Fahre 1877 mit dem Civilakte begnügt hatten, ließen sich im Jahre 1878 noch nachträzlich trauen.

überhaupt

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Ce tas Deutsche Wechselordnung und Allge-

meines Deutsches Handelsgeseßb uh, nebst den dieselben er- gänzenden und abändernden Bundes- und Reichsgeseßen.“ Mit Sach- register. Fünfte Ausgabe. Berlin 1878. R. v. Deckders Verlag, tarquardt & Schenck. 36 Bogen gr. 8., geheftet Preis 3,75 H Die Deutsche Weselordnung und das Deutsche Handelégeseßbuch, welche durch die Verfässungs-Urkunden von 1870 und 1871 in sämmt- lien Staaten des Deutschen Reichs eiogeführt worden sind, haben durch die neuere Gesetzgebung vielfahe Aenderungen und Ergänzun- en erfahren. Die Mehrzahl derselben ist bereits in den früheren Nubaaben dieses Werkes gesammelt und aufgenommen. Da- hin gehören namentlich die auf die Schiffahrt sich be- ziehenden Bundes- und Meichsgeseße, die Geseßze über die Aufhebung der Schuldhaft ‘und der Zinsbeshränkungen, über die Reichskonsulate und das Reichs-Ober-Handelsgecicht, über die Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenshaften und über den Wechsel- stempcl. Neu hinzugekommen sind jeßt: die Reichsbankgeseße , die Geseße über den Schuß der Urheberrechte an Mustern, Modellen und Photographien, das Patentgeseß und die Strandungsordnung. Einzelne Aenderungen der Handels- und Wechselgeseße sind außerdem dur die neuen Reichs-Justizgeseße von 1877 angeordnet und an den betreffenden Stellen angegeben. Die vorliegende fünste Ausgabe liefert somit ein vollständiges Bild von dem gegenwärtigen Stande der deutschen Handels- und Wechselgeseßgebung. Das dem Werke hinzugefügte Sachregister wird die Benußung desselben wesentlich erleichtern helfen.

Das „Geseß, betreffend die Revision des Servis- tarifs und der Klasseneintheilung der Orte“ nebst zwei Beilagen, enthaltend: den Servistarif und die Klasseneintheilung der Orte, vom 3. August 1878, ist soeben in einer korrekten 8. Aut-

abe in R. v. Deckers Verlag (Marquardt u. Schenck) hierselbst er- fbientn: Preis 0,60 M.

„Die Geisteskräfte der Menschen verglichen mit denen der Thiere.“ Ein Bedenken gegen Darwins Ansicht über denselben Gegenstand. Von L. Strümpell, Professor in Leipzig. gr. 8. 1878. Leipzig, Verlag von Veit & Comp. 1 X 60 S. Das Bedenken des Verfassers richtet sih niht gegen den natur- wissenschaftlihen Theil der Abstammungslehre Darwins. Seine Ab- cht ist vielmehr, nachzuweisen, daß die Uebertragung dieser Grund- säße auf das Gebtet der geistigen Bildungen, wenigstens in der Weise, wie es Darwin eian hat, fehlerhaft sei. Insbesondere weist er na, daß die beiden Se Darwins, einmal, daß es keinen \pezifishen Unterschied zwischen den Geisteskräften des Menschen und der Thiere gebe, und zweitens, daß die Fort- bildung zum menschlihen Geiste nur durch eine graduelle Steigerung der thierishen Anlagen zu Stande gonnen sei, weder den Thatsachen entspreche, noch fberhaupt logishh denkbar sei. Seinen Beweis beschränkt der Ver\asser auf die zum Verstande gehörigen

ustände, und thut dar, daß, während der Mensch zwar einen Ver- E des Gedächtnisses als Wirkung eines Pa togi SS {Ges Mechanismus mit den Thieren theile, do von gewissen Stellen an anz neue psychishe Elemente mit ciner eigenen Kausalität aus der spezifish mens{lihen Natur dazukommen, und daß die geistige Ent- wicklung des Menschen von da an noch anderen, als blos mechanischen

Gesetzen folge.

Gewerbe und Handel.

Na Mittheilungen aus Gibraltar haben die fcanzösischen Be- Verb f N seit der ersten Nachriht von dem Ausbruche der

Cholera in Marokko einen Grenzkordon zur Verhütung der Einschleppung dieser Krankheit gezogen. Ferner haben die \spanijWen Behörden eine breitägige Quarantäne für alle aus den Häfen von Algerien nah den Häfen der spanischen Ostküste kommenden Schiffe angeocdnet.5 ;

Nach Bestimurunzen des Gefundheits-Amts in Malaga sollen aus alle Provenienzen aus Gibraltar einer Quarantäne unter- worfen sein.

Der Aufsichtsrath der Vereinigten Königs- und Laurahütte bejbältigle sich in seiner enen Sißung mit ver Frfung der Bilanz und der Feststellung der Dividende für das ver-

offene Geschäftsjahr ; die Dividende konnte auf 2°/9 bemessen werden. Es stellte sich der Bruttogewinn pr. 1877/78 auf 1533 988 4, oca- von gehen ab Abschreibungen mit 900 000 4, so daß ein Netto- ewinn von 633988 4 verbleibt, von welhem nach Abzug der tatutenmäßigen Zuwendungen an Reservefonds und Tantième zuzüg- lih des Saldovortrags aus dem Vorjahre eine Dividende von 2 °/ bestritten werden kann.

Frankfurta M, 13. September. (Leipz. Ztg.) Von der Lede r- messe wird weiter b:rihtet: Alle an den Markt gebrahten S2Sr- leder wurden mit einem Aufsclage geräumt. Am Sthlusse der Messe war die Nachfrage na effektiv feinen und starken Sohlledern aus Mangel an Vorrath nicht ganz zu befriedigen, so da jeyt \chon Ab- \{lüfse per Oktober gemaht wurden. Auch die Oberledermesse ver- lief schr rasch, da Zufuhren darin sehr unbedeutend waren. Deutsche Rindleder bei äußerst knappen Beständen sehr gesucht und mit ziem- lichem Aufschlage bezahlt. O tindische Kipse bei guter Auswahl be- liebt, Braune und \{chwarze Kalbfelle PEGI L, feine, kräftige Waare gesucht. Deutshe Vacheleder zu bisherigen Preisen in feiner Qualität etwas höher bezahlt. Schwarze Zeugleder wur- den zu erhöhten Preisen gehandelt. Weiße und braune Schaf- leder sehr begehrt bei einem Aufshlage von 5 bis 19 %. Die Preise stellten sich in Partien für 50 kg wie folgt: für 5 bäutige Wildochsenleder in Prima-Qualität 188—194 , do. in leiter und geringer Waare 170—183 A, 6 häutig Wildkuhleder in Prima- Qualität 195—198 4, do. Mittelgewiht 175—189 H, do. leichtere und geringere Qualität 140 —-162 #4, Zahmsohlleder, prima starke Waare 172—180 Æ, do. leichtere und geringere Waare 153—165 M, \chweres (Riemen-) -Vacheleder 175—185 H, Vacheleder, Prima- Qualität 156—165 M, do. Mittelwaar- und geringere Sorten 130 bis 142 Æ, schwarzes Zeugleder 135—145 4 Deutsches Kindleder nah Qualität und Gewiht per Pfund 2—2,20 Æ, do. geringere Waare 1,70—1,90 M, ostindishe Kipse, leichtere 2,10—2,30 4, do. \chwerere und geringere Waare 1,60—1,20 4, Kalbleder, braunes, feine Waare 3,50—4 M, do. sogenannte Meßwaare 2,80—3,40 M, Kalbleder, {chwarzes, Prima-Qualität 2,40—2,60 „#1, do. geringeres 1,90—2,20 M.

Leipzig, 15. September. (W. T. B.) Die während der bevor» stehenden Michael ismesse in den Näumen der „Leipziger Börsen- halle“ stattfindende Garnböôrse wird am Montag, den 30. Sep- tember c., ihren Anfang nehmen.

avre, 14. September. (W. T. B.) Wollauktion. An- eboten 2352 B., verkauft 653 B. Das G:\{häft war fehr Fbleppend. Preise unverändert.?

Washington, 14. September. (W. T. B.) Die Verfügung des Schaßamts, wona der freie Umtausch von baarem Geld gegen Greenbacks mit dem 16. d. Mts. beginnen sollte, ist bis auf Weiteres sistirt worden.

- Verkehrs-Anstalten.

Die Moskau-Kursker Eisenbahn hat die Uebernahme der auf die KursE-Charkow-Asower Bahn übergehenden Güter bis auf Weiteres sistirt.

Die Uralische Bergwerksbaæhn sollte, wie die „M zdb. Ztg.“ schreibt, am 15. September in ihrer ganzen Ausdehnung von Perm nach Jekaterinburg eröffnet sein. Dieselbe zerfällt in zwci Linien: die Haupilinie führt von Perm nah Jekaterinburg, die Nebenlinie zu den Lunjewschen Steinkohlengruben; die Eröffnung dieser leßteren, der sogenannten Tschussowaja-Kiselowka-Linie erfolgt niht vor Anfang 1880. Von den 3 Millionen Pud Sciencn, wel He die Herstellung der Uraler Bahn erforderte, sind 1 Million russischen und 2 Millionen Pud ausländischen Ursprungs. Dagegen stellt sich das Verhältniß des einheimish b:zogenen Fahrparks zu Gunsten Rußlands: die meisten Waggons wurden bei dem Kolomensh:n Maschinenetablissement bestellt; die Bernadaki'sche Fabrik hat 315 gedeckte Güterwaggons geliefert. ?

Triest, 16. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vesta“ ist mit der ostindishen Ueberlandpost heute Morgen 9 Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen. :

Berlin, 16. September 1878.

Die große Herbstausstellung des Gartenbauvereins in der Flora erfreute sich am gestrigen Sonntage eines überaus zahlreien Besuches. Das Resultat der Preisrichterberathungen ist das folgende: Die goldene Medaille Sr. Majestät des Kaisers erhielt Hr. Grufon- Buckau; silberne Staatsmedaiilen die Herren Baumschul-Jnuspektor Wrede von der Landesbaumschule zu Alt-Geltow, Amtsvorsteher Gärtner-Zechlin, Fr. Schul - Charlottenburg und die Königliche Gärtaerlehranstalt zu Potsdam; bronzene Staatsmedaillen vie Herren Ravené-Berlin, Kunze-Altenburg, Kleinwächter-Potsdam , Lauche- Potsdam, Choné-Berlin, Brandt-Charlottenburg, ævict-Bexlin, C. Schulte-Charlottenburg und Alisch & Co.-Berlin. Mit goldenen Vereinsmedaillen wurden die Herren Baumschul - Besitzer Späth- Berlin und Garten-Inspektor Bouché-Berlin, sowie Frau Reichen- heim dekorirt. Außerdem wurden 17 kleine und 27 kieine silberne und 45 bronzene Medaillen, sowie 14 Ehrendiplome und 29 Geld- preise vertheilt. Der Magistrat von Berlin erhielt für seine Osdorfer Gemüse eine silberne Vereinsmedaille.

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt- leren Deutschland während des August 1878.

Jm Allgemeinen wi auf dem ganzen Beobachtungsgebiete die Witterung des August nicht viel von der diesem Monate durchs{nitt- lih zukommenden ab. Es hatte namentlich in den östlichen Provinzen der August mehr heitere und freundliche Tage, als der Juli, und seine mittlere Temperatur übertraf die der andern beiden Sommer- monate, Juni und Juli. Während in der ersten Hälfte, nament- lich in dem ersten Drittheile des Monats, die Wärme im Vergleih zu ihrem normalen Werthe einen UVeberfiuß zeigte, trat in der zweiten Hälfte ein Mangel ein, bis gegen Ende des August von Neuem die Temperatur sich hob. Sehr er- heblich waren die Kontraste aber nit, äm beträchtlichsten noch in den mittleren Provinzen. An Niedershlägen waren mehrere Stationen, wie sich aus der unten folgenden ori big, wt ziemli rei; einige derselben wurden von äußerst heftigen, meist von elektrischen Entladungen begleiteten Regengüfsen h Ein längere Zeit andauernder sih übec weitere Strecken verbreiten- der Landregen wurde niht beobachtet, vielmehr vertheilten si nur Niederschläge von kürzerer Dauer, wenn au zuweil-n von großer Sntensität über den ganzen Monat. Ein ziemlih hoher Barometer- stand und Winde der polaren L herrschten in den etten Tagen des August überall vor. Sam östlihsten Provinzen nahm bei ziemli klarem Himmel die Wärme ras zu, so daß z. B. in Claußen die mittlere Temperatur des 1. August 11,87, die des 2. August 15,80 und die des 3. August 16,40 betrug. În den mitt- leren rovinzen bielten starke Niederschläge e Wärme-