1878 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 19 Oct 1878 18:00:01 GMT) scan diff

und z vertreten ; in dritter Lesung komme es nur noch auf das dekommen des Geseßes an, und diese Rücksicht

na Der

, und sei rtei Entscheidung. ee i rbeiter Lesung batte dicsètte ibeen a j

abe seine

uen

bg. Dr. ulze-Delißsch wünschte zunähst dur eine redaktionelle Aenderung unzweifelhaft ausgesprochen zu sehen, e ie Fol en ta g 1a. Gie “ager gge ers Fe nossen und eingeschriebenen sfassen nur eintreten ole wenn die Prämissen des §8. 1 Ab

r. sprah ferner die Befür

._2 vorhanden seien. Der Aue ixchtüng aus, daß die tagt “Folge dieses Geseßes die Einschläferung der Jnitia- ive der besizenden Klassen sein werde. n werde Alles dem Staate überlassen. Die Selbsthülfe sei aber der s{limmste Gegner der Sozialdemokratie, was auch Lassalle eingesehen habe. Der Abg. Dr. Lasker führte sodann aus, daß er der Be- kämpfung der sozialdemokratishen Ausschreitungen auf dem Boden des gemeinen Rechts vor dem Wege der Spezialgeseß- gebung den Vorzug gebe. Allseitig sei aber anerkannt wor- den, daß etwas gegen die gefährlihe Sozialdemokratie ge \ ehen müsse, und deshalb habe er als praktischer Politiker sih auf den Boden eines Spezialgeseßes stellen müssen, um etivas zu Stande zu bringen. Der Erfolg des zweiten Attentats habe das gesammte Volk auf das Tiessie er- s{hüttert und einen wesentlihen Einfluß auf die An- schauung desselben geübt. Dieser Einwirkung könne si auch die Volksvertretung nicht entziehen, und diese That- j0me rechtfertige es vollkommen, wenn die Majorität über ie Methode des Vorgehens ihre Ansicht geändert habe. Dar- über sei man: vollkommen einig, daß das Gese nicht die Auf- abe habe, die Sozialdemokratie als solche, sondern nur die riedenstörenden Agitationen derselben zu treffen. Diesen eck spreche das Geseh ganz klar und bestimmt aus, und in diesem Sinne habe die liberale Partei die Aménde- ments eingebraht, die in den Beschlüssen der Kom- mission und in den heute vorliegenden Anträgen nieder- elegt scien. Ein Mißbrauch der rien Machtbefugnisse ei allerdings nicht absolut ausgeschlossen ; bei der Natur des Geseßes sei dieser Uebelstand aber unvermeidlih, und jedenfalls seien die Beschlüsse derartig gefaßt, daß eine Auslegung derselben in einem den Absichten des Hauses widersprechenden Sinne niht möglih sei, wenn man .bona fide nach dem klaren Wortlaut interpretire. Unter solchen Umständen und vor die Alternative gens, entweder die ge- fährdete Rechtsordnung in Frage stellen zu lassen oder die gebotene, wenn auch nit in allen Punkten gebilligte Abhülfe zu acceptiren, entscheide er sih für den zweiten es Die allgemeine Diskussion wurde hierauf geschlossen. Jn der dann beginnenden Spezialdiskussion verwahrten sich zu 8. 1 die Abgg. Magdzinski und Krüger E ein- Aehenp gegen die Ausdehnung des Geseßes auf die ehemal3 Pen Landestheile, bezw. auf den nordshleswigshen Grenz: istrift. Der §. 1 wurde genehmigt. Die 88. 1a. und 1laa. lauten nah den Beschlüssen zweiter E d . 1a, Auf eingetrag:ne Genossenschaften findet im Falle des d 1 Abs. 2 der §. 35 bel Gege Se i 1868, Be e privatrechtlihe Stellung der Erwerbs- und Wirthschafts- eingeschriebene Hülfskafsen

i Genosserscaften, Anwendung. Auf findet im gleichen Falle der §. 29 des Gesehes über die einge- {chriebenen Hülfskassen vom 7. April 1876 Anwendung.

_§. 1a9. Selbständige Kassenvereine (nicht eingeschriebene), welche 1:ach ihren Statuten die gegenseitige Unterstüßung threr Mitglieder bezwecken, sind zunächst nicht zu verbieten, sondern unter eine außerordentlide staatliche Kontole zu stellen. Sind

mehrere selbständige Vereine der vorgedachten ‘Art zu einem Ver-

bande vereinigt, so kann, wenn in einem derselben die im 8. 1

Abs. 2 bezeichneten Bestrebungen zu Tage treten, die Ausscheidung

dieses Vereins aus dem Verbande und die Kontrole über denselben

angeordnet werden. In gleiher Weise ift, wenn ‘die bezeichneten

Bestrebungen in einem Zweigvereine zu Tage treten, die Kontrole

auf diesen zu beschränken.

Hierzu beantragen: 1) der Abg. v. Goßler:

u §8. 1a,: Den Absay 2 zu streichen.

u è laa,: Für den Fall der Annahme des Antrages zu § 1a, den Eingang dieses Paragraphen wie folgt zu fassen: „Eingeschrie- bene Hülfskäfsen und andere selbständige Kassenvereine, welche“.

2) Der Abg. Hau: i Im §. 1a. hinter. dem Worte: - „eingetragene Genossenschaften“ einzuschalten: „und regtstrirte Genossenschäften“.

3) Der Abg, Dr. Schulze :

Im §8. 1 aa, Abs. 1 hinter den Worten: „bezwecken, sind“ ein- zuschalten: „im Falle des 8. 1 Abs. 2“. E

-_ D A ebiicaa Góößler betonté, daß e ‘auf seinen rein teGchiif{èn Antrag beim Abschluß'des' Koimprömisses kein entscheidendes erli gelegt hábe. Die eitigeschticbenén Hülfskafsen seien innerlich viel mehr“mit den'ni{ht“eingés{hrie- benen als mit den eingeschriebenen Genossénschäften“ verwandt und verdienten deshalb eher’ mit den ersteréèn in diesein Gesetze glei ellt ‘zu werden.“ Sie besäßen niht-die Kreditbedürstig- eit und die E Gel der eingetragenen Géiossenschäften, und die in dem Geseg über die ari enes Hiilfs- kassen der Verwaltung gégébeñen éfügnissé- könnten eine Kontrole wie sie dieses Gese einrihte, nicht éexfébén. Der Abg. Frißsche erklärte \si{ch gegen den Antrag Goßler, Der Abg: Dr. Schulze-Delißsh bezeichnete: seinen Antrag als ein Mittel zur Lg ns der von ihm bereits inder, Geueral- diskussion hervorgehobenen und ,motivirten: Unklarheit - des NiaDes. Der Abg.! Rickert: führte aus; er halte den Antrag Hau als selbstverständlih für: überflüssig und: erwarte: eine dahin: gehende Erklärung der Regierung; Er sei auch! gegen den Antrag-Goßler. Die Schlußfolgerung dieses: Antragstellers, dié Gleichstellung der-eitigeschriebenen und Bn eingeschriebenen Kassen würde. ris sein, wenn zwischen denselben ; kein Unter- schied béstände, Dieser werde aber sehr klar in den Motiven zum: Hülfskassengesey dargelegt. Dieses Geseh: gebe auch: in

einer: Reihe von : Paragraphen;:: genügende: Shußmaßregeln dns das ‘Eindringen. st listisher, Bestrebungen in “biese n

o stitutionet. - Ein ¡praktishes Bedürfniß liege also für den trag Goßler: nicht vor. E Hierauf: bemérkte der: Bevollmächtigte zum Bundesrat Staats-Minister Graf'zu Eulenburg: B V Méinerseits/ bitte ih Sie, meine Herren, dem Antrage! von Goßler zuzustimmen. Jh kann im Wesentlicheä. nur auf dasjenige Bezug wi s Ha ttin per: poeile ¿Fesima hierfür fnge e warien i) Aauve Nt, Day; DIC 54 ungen : geehrten Herrn. XBor- rednerê L A diese Momente zu MdeetR aud 0, teien

Interesse für. die Hülfskassen sie au: hervorgegangen sein mögeti. éine Herren, ' es handelt b bier um Folgendes, Es L un- {meifelher, daß ‘in dem Hülfskafsengeseß ‘von 1876 ein Mittel gegében Me ein iébéne_ ras im Verwaltungswegé - aufzülösén. [lseitiges Einverständniß unter denen, die das Geseß überhaupt

aa. Sd ana E s D mi Ls mi A E D. d L t E S d

wollen, he

wegë handelt, zur Anwendung kor diesem Wege die Möglichkeit gegeben, der Auflösung einer Hülfskasse in dem Verwaltungswege, und es fragt sih jeyt Ui, e praktish richtig und in der Sache gelie, diesen Verwaltungsweg auch für die Fälle des vorliegenden Geseßes bestehen zu lassen oder für diese Fälle den etwas anders konstruirten Verwaltun ves LEL zu lafs:zn, welcher für andere selbftändige Kassen dekbes rt vorgesehen worden ist. Jn dieser Beziehung nähere ih mich in einem Punkte der Auffassung des Herrn Vor- redners allerdings. A9 halte die Vorschriften über die Kontrole und event, die Administration solcher Kassen, wie fieaus den Kommssions- gien hervorgegangen sind, für eine Einrichtung von zweifelhäftem erth; aber den einen Vorzug haben fie allerdings und das wird mir auch der Herr Vorredner nicht bestreiten können, fe geben die Mög- lichkeit, eine Kasse, in welcher sozialistishe Bestrebungen der in dem Geseh bezeichneten Art hervorgetreten sind, nicht sogleich zur Auf- lôfung zu bringen, sondern ihr einige Zeit zu gewähren, um den Beweis zu liefern, daß diese Bestrebungen entweder niht vorhanden sind oder daß die besseren Elemente, welche der fraglichen Kasse an- ehören, im Stande sind, diese Bestrebungen zu unterdrücken, und n diesem Sinne bin i allerdings der Meinung, daß der Vorschlag des Hrn. Abg. von Goßler eine Wohlthat für die Halfskassen ift. Demnächst aber, meine Herren, ist es keineswegs ein äußerer Grund, aus dem i die Gleichstellung der Hülfskasse mit den übrigen selbständigen Krankenkassen für geboten erachte, sondern es ist gerade ein innerer, aus der Natur dieser Kassen entspringender Grund. Der Uinständ“ nämli, daß dur die Uebertragung die Hülfskafsen in Deniehung auf die Erwerbung von Rechten, auf die Vertretung erselben vor Geriht anders gestellt find, wie andere selbständige Kassen, ändert an der eigent- lien Natux solcher Kasse gar nichts; wenn es daher für selbst- ständige Unterstüßungskafsen für angemessen gehalten wird, sie unter cine solche Administration und- Kontrole zu stellen, wie sie in dem Paragrapien hier vorgesehen ist, so gilt dasselbe für die eingeschrie- enen Hülfskassen. Es ist in der That auch nicht richtig, daß durch die Annahme des Amendements Goßler irgend eine begrün- dete Beunruhigung für - die eingeschriebenen Hülfskassen hervorgerufen werden könne. Die Diskussion, die hier ge- führt worden ist , stellt vollkommen klar, daß irgend eine Beeinträchtigung berechtigter Bestrebungen weder beabsichtigt ist noch eintreten kann und in- dieser Beziehung kann ih mich für die Annahme des Amendements aussprechen, welches ron dem Hrn. Abg. Schulze gestellt worden ist, wiewohl ih den Inhalt desselben für

selbstverständlich h=:lte.

Wenn von ‘dem Hru. Abg: Frißsche auf polizeiliche Maßregeln hingewiesen worden ist, welche nah seiner Angabe gegen einzelne Hülfskassen in leßter Zeit stattgefunden haben, so muß ih, was diese einzelnen Fälle betrifft, erklären, daß dieselben mir unbekannt sind und ih mich darüber des Näheren nicht äußern kann. Ih muß aber hervorheben, daß diese Fälle mit der Frage, die jeßt diskutirt wird, niht das Geringste zu thun haben, es handelt si nicht um ein Einschreiten auf Grund des Hülfskassen- geseßes, sondern aus anderen Gründen, über deren Zutreffen ih in diesem Augenblicke kein Urtheil habe. Es waren deéhalb diese &âlle auch nicht dazu angethan, von seiner Seite denselben Appell an mich zu rihten, der auch {on von anderer Seite heute an mich gerichtét wor- den ist nämli dafür zu sorgen, daß das Gesetz, in dessen Berathung wir uns befinden, besonders" milde gehandhabt werden möge. Es ist dies gn in beiden Fällen unter Bezugnahme auf Aeußerungen, die ih gemacht haben soll; Der andere Appell, - der in dieser Be- ziehung an mih gemacht worden ist, ist von dem Herrn Abg. von Schorlemer ausgegangen, welcher behauptet, daß ih gesagt hätte, das Gese würde loyal u, milde qusgeübt werden. Meine Herren, ih bin nun keineswegs d meint; gerare das Gegentheil auszusprechen von dem, was. die Herten Anne haben, ih muß ‘aber daran erinnern, daß éine Arußerung | Úbêx eine besonders „milde Handhabung des zu erlassenden Gesetzes ‘nicht von mïr gemacht worden ift.

Sh habe ¡gesa t-und. bleibe dabei stehen: das Geseß soll, soweit ih: dabei mitzuwirken habe und soweit mein“ Einfluß reiht, mit der vollsten Loyalität ausgeübt werden, aber wo es nöthig ist, arch mit Am EREs Ernst, welcher allein das Gelingen und die Wirksamkeit verbürgt: /

Mer ag: Dr. Delbrüdck fkonstatirte, daß das von ihm“in der zweiten Lesung für dié- Ausnahmestellung' dev ‘eingetrage- nen Genossenschaften in diesem Géseve Vorgebrachte, wie die Kreditbedürstigkeit und die Solidarhaft, aaf die eingeschriebe- nen Genossenschaften ni{ht GNeZ Gemeinsam - sei beiden Znstitutionèn nur die shwierige Administration, das ‘sei jedoch kein- aüss{läggebender Grund, dié eingeshriebenen Hülfskafsen ebenfalls von diesem Gesehßé ‘auszunehmen. Die Administra- tion werde vielmehr ein wohlthätiges Avertissement für eine jolheKasse sein, sihzu reformiren. Deshalb werde er für den Antrag Goßler stimmen. Der Abg: Hauck erklärte, seinen Antrag so lange aufrecht halten zu müssen, bis die vom Abg. Rickert provozirte Erklärung vom. Bundesrathstische gegeben sei. Er zog denselben aber zurück, nachdem der Staats-Minister Graf zu Eulenburg: folgende Erklärung abgegeben hatte:

Dié’ Frage, wèlche- der’ Herr Abgeordüete soeben gestellt hat, hat der ‘Berathung .der verbündeten Regierungen nicht unterlegen, ih: bin deshalb: nicht in der Lage, Namens derselben darüber eine’ Erklärung R Meine persönlihe Ansicht über die Sache ist die olgende:

_"_Jch bin der Meinung, daß die registrirten Gesellschaften“in der That den Grwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften gleihstehen, und daß deswegen kaum ein Bedenken vorhanden sein könnte, die Bestimmung des 8 1a. auch auf dieselben - anzuwenden. Ob die ‘Interprétation richtig ift, daß dieselben: nach !der' gegenwärtig vorgeschlagenen Fässung darunter fallen oder ausgeschlossen fin; das muß “ih! dahingestellt fein lasen, ‘und zwar aus folgendem Grunde. Für diejenigen regiftrirten Genossenshaften in-Bayern ckwelché nah dem 1. August 1873 gegründet find, besteht “meines Erachtens nit der geringste Zweifel, daß fie dem ersten Absatz ‘des §. la. ‘un-

- terliegen. Aber der §. 2 des vorhin citirten Geseßes vom Juni 1873

lautet: ¡6 ps Z

Für: die-re{tUli{hen Verhältnisse der auf Gtund- des bayerishèn Geséßes: vom! 29. ‘April 1869, betréffend die privatre{tliche L lung ‘der Erwerbs» und Wirthschaftsgesellschäften, vor dem 1. August: 1873 ‘eingettagénen’ „registrirtenGesellschaften“ bleiben die ‘Bestimmüngen des leßterwähnten Gefeßes maßgebend.

¡Für diesecgilt also nicht das Reichsgeseß! überdie Eriverbs- Uad Wirthschaftsgenossenschafkén, sondern das bayerische Geseß. Dhses Daner: j esrg antes aber in’ einem Bera graent wel{er dieselbe

áhl ‘trägt, ' wié’ unser ei neten im‘8§.35 gänz ebenso! wié das Reichsgeseß, und deshalb möchte ih glauben, daß es “des Amcende- ments des Hrn. Abg. ‘Hauck nicht: ‘bedarf, sondern daß unter den Absatz 1 des S: 1a. auch die registrirten Gesellschaften in Bayern werden fubsumixt ‘werden. i j

_JIn der Abstimmung wurde zunächst der Antrag v. Gößler zu“ 8. 1a. abgelehnt, déx des Abg. Schulze ‘zu! §: 1aa. angenom- men und mit dieser Aenderung die beiden Paragräphen.

Dié §8; 1b, und 1e. wurdén ohne Debatte angènommen.

8. 2 wurde nach einer Rede des Abg. von Niegolewski gegen denselben unverändert angenommen. ; (

Darauf vertagte das Haus um 51/2 Uhr die Fortseßung der Debatte.

Jn dér heutigen (16. )Sißung des Reichstages, welcher der Staats-Minister Graf zu Eulenburg und mehrere andere! \ Bevollmächtigte zum: Bundesrath und“ Kommissarien desselben beiwohnten, seßte das Haus die dritte Berathung

rüber, daß in den Fällen des §. 1 Absatz 2.-der eselés, der von der Auflösung im L tas ung kommen soll: Es ist also a

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des Gesegentwurfs gegen die gemeingefährli Besirebungen der Sozialdemokratie fort. Die Zen und 4 wurden ohne Debatte unverändert nah den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen.

Zu §. 5 suhte der Abg. Bebel in der gestrigen Rede des Abg. Dr. Lasker verschiedene Jnkonsequenzen nachzuweisen, namentlih sei der Versuh vergebens gewesen die Verantwortung für dieses Geseß von sich abzuwälzen. So: dann suchte der Redner an einer Anzahl von Einzelfällen darzuthun, daß die Polizei in Berlin sozialdemokratische Versammlungen ikanös aufgelöst habe, und er sprach die Befürchtung aus, daß sie dieses System nah diesem Geseße in noch eklatanterer Weise befolgen werde.

Darauf wurde §. 5 unverändert nach den Beschlüssen zweiter Lesung angenommen ; ebenso s: ei Debatte 8. 5a.

Die 88. 6—10, die Presse betreffend, waren in der zweiten Lesung abgelehnt worden. Der Kompromißantrag der beiden konservativen und der nationalliberalen Partei bezweckt deren Wiederherstellung in der Fassung der Kommission. Zu §. 6 suchte der Abg. Dr. Zimmermann darzulegen, wie vorsihtig und milde die englische Gesezgebung im Gegensaß zur deutschen vorge: gangen sei, als sie aus Anlaß eines Attentats auf den König im Jahre 1795 dazu gezwungen war. Der Bevollmächtigte um Bundesrath, Staatssekretär Dr. Friedberg, verlas die betref: L oriben Urkunden der englischenLegislative, um dadurch dieBehaup: tungen des Vorredners zu berichtigen. Keineswegs sei da- mals England milder verfahren als jeßt Deutschland. Jn wenigen Tagen hätten damals beide Häuser des Parlaments eine Bill angenommen, welhe der Wiederkehr ähnli: cher rain mit s{chweren Strasen vorbeugen sollte. Der Abg. Reichensperger (Olpe) führte aus, daß die freie Presse eigentlich das beste Mittel sei, um die Utopien der Sozialdemokratie als solche zu. zeigen. Dieses Mittel werde jeßt vernichtet. Der Abg. Windthorst konstatirte, daß er nur deshalb die von seiner Partei in zweiter Lesung gestellten An- träge jeßt niht wiederhole, weil er deren Erfoiglosigkeit vor- aussehe. - Jedenfalls werde aber seine Partei aus diesen De- batten einig und neu gekräftigt hervorgehen.

Die 88. 6 bis 9 wurden darauf dem Kompromißantrage Ackermann gemäß angenommen, ebenso §. 10, nachdem si der Abg. Sonnemann dagegen erklärt hatte, weil dieser Paragraph überflüssig sei.

Die §8. 11 bis 22 wurden ohne Debatte nach den Be: schlüssen Ier Lesung, und so weit sie dort abgelehnt waren, als Konsequenz der Beschlüsse zu §. 6, nah dem Kompromißantrage Ackermann und Gen. angenommen.

Behufs der Schlußabstimmung über das gesammte Geseg beraumte der Präsident eine neue (17.) Sißung auf heute 2 Uhr an, in welcher der Gesegentwurf mit 221 gegen 149 Stimmen in dritter Berathung definitiv angenommen wurde,

Der Präsident gäb sodann eine kurze Notiz über die Ge- \chäfte des Hauses während dieser außerordentlichen Session,

Der Abg. von Bonin sprach dem Präsidium und dem anzen Bureau des Hauses den Dank für die Leitung der Ge- \chäste aus, dem das Haus dur Erheben von den Pläßen zustimmte. Der Präsident dankte hierfür in warmen Worten.

Hierauf verlas der Reichskanzler Fürst von Bismarck die Allerhöchste Botschaft, durch weiche er beauftragt wird, den Reichstag im Namen der verbündeten Regierungen zu ließen, Der Reichskanzler gab der Befriedigung der Regierungen über das Zustandekömmen dieses Geseßes Auêdruck dem er im Voraus die einstimmige Annahme im Bundesrathe zu- sichern zu können glaubte. Sollte dieses Geseg nit aus- reichen, so würden sich die Regierungen wieder vertrauensvoll an den Reichstag wenden. Der Reichskanzler erklärte sodann diese Session des Reichstages im Namen der verbündeten Re- gierungen für geswlossen.

Der Präsident {loß mit einem- dreimaligen Hoh auf Se. Majestät den Kaiser, in welches das Haus begeistert ein- stimmte. (Schluß 3 Uhr.) ,

Aus Olympia is ‘ein Telegramm eingegangen, welches den Beginn - der diesjährigen Ausgrabungscampagne und zuglei ein wichtigés Fundresultat meldet, von E E ersten Spatenstiche begleitet waren. Das Telegramm autet:

„Ausgrabungen Mittwoch den 16.“ begonnen. Nord- westlich von Heraion Fundament eines Baues von 20 Meter Frontbreite gefunden. Wahrscheinlich Prytaneion.“

In. den deutschen Men sind bis zum 12. Oktober 1878 geprägt worden, an Goldmünzen: 1 233 459 100 /6 Doppelkronen, 381 513840 46 Kronen, 27 969 845 M6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 323 492 260 M6; an Silbernilinzen: 71652 415 #6 5-Markstüe, 98-509 686 /Æ& 2Muaärkstücké, : 149 423 211" 4! 1-Markstüe,

füde, 35717718 A 0 S 20-Pfennigstücke. Die Gesammtausprägung- an Göldmünzen Ug. 1 642 942 785 M6, an Silbermünzen: 426 789 418 20 S.

—— Bis Ende September 1878 sind für? Nechnung des Reichs Silbermünzen im Werthe von 1 039 904-229,38 (829 373 958,42 6 in Thaler- und 210 530 276,96 #6 an- dever Währung): und Kupfermünzen im E von 3 512278;65:-A. zur Einziehung gelangt, zusammen 1 043 416 508,03 #6

_… Die. Universität beging am 15. Oktober cr. den Akt des Rektoratswechsels. E

Der Geheime Regierungs-Rath, Professor ord. Dr. Helm- holt, als zeitiger Rektor, leitéte, die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, dén Geheimen Regierungs-Rath, Pro- fessor. ord., Dr. Zeller mit ciner statistischen Uebersicht der Er- eignisse des verflossenen Jahres in

Beim Lehréxpersonal verlor die Universität, - durch dèn Tod: den Privatdozenten Geheimén- Sanitäts-Rath. Dr. R0- voth; dur, Berufung: an-andere Universitäten: die Privat dozenten DDr. Bose, Simon, Franken, Erdmann Und Brefeld. Dâgegen traten neèi ein durch Berufung resp. A der oubengiGe _Prófessor Dr. Eichler, bisher in Kiel, dér ordentliche. Proféssór Dr. Schwendener, bisher. in Tübingen, der ordeûtlihé M é 7 Dr. Gusserow, bisher in Sträßhburg, als außerordentliche Professoren die bisherigen Privätdozenten DDr. Fasbender, Paulsen, Pinnér, Dames u als Lektoren Dr. Gaspary und Dr. Arthux L. Napier; durch Habilitirung als Privatdozenten Dr. Bernstein . bei der juristishen, Dr. Flügge bei der medizinischen und die DDr. See, Baumann, Oldenber , Zimmer, Liébisch und Tiemann bei der philoso- R akultät. Promovirt wurden: bei der theologischen Fakultät 1 Lizentiat honoris causa, bei der juristischen Fakultät

ih U wal S E Ki dretis A Gib An La 7 v -

e ee etaae Ges t

4 Doktoren, bei der medizinischen Fakultät 48 Doktoren und bei der philosophischen Fakultät 20 Doktoren, darunter einer Hhonoris «ausa. h

Oeffentlihe und Privatvorlesungen wurden in beiden Semestern angekündigt: 897, wirklich gehalten 721, welche von 24 608 Zuhörern belegt worden sind.

Jmmatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 107 Theo- Togen, 861 Juristen, 232 Mediziner und 763 Philosophen, in Summa 1963. _

Abgegangen sind 95 Theologen, 849 Juristen, 177 Me- diziner und 627 Philosophen, in Summa 1739.

Todesfälle unter den Studirenden sind 4 zur Anzeige gekommen.

Nachdem der Rektor noch über die akademische Gerichts- barkeit, sowie über allgemeine Universitätsangelegenheiten be- rihtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Zuwendungen und Stiftungen, nahm demnächst seinem Amtsnachfolger den vorgeschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die Jnsignien des übertragenen Amtes, worauf der Leßtere zum Beschlusse des feierlichen Aktes eine längere Rede über den wissenschast- lihen Unterricht bei den Griechen hielt.

Der für das Universitätsjahr 1878/79 konstituirte Senat besteht aus: dem Rektor, Geheimen Regierungs-Rath, Pro- fessor ord. Dr. Zeller, dem Prorektor, Geheimen Regierungs- Rath, Professor ord. Dr. Helmholß, dem Universitäts-Richter, Sens Justiz-Rath Schulz, dem Dekan der theologischen Ja ultät, Konsistorial-Rath, Professor ord. Dr. Weiß, dem

efan der juristishen Fakultät, Professor ord. Dr. Brunner, dem Dekan der medizinishen Fakultät, Geheimen“ Medizinal- Rath, Prof. ord. Dr. Bardeleben, dem Dekan der philoso- phishen Fakultät, Professor ord. Dr, Wattenbah, dem Se- nator, Professor ord. Dr. Dillmann, dem Senator, Professor ord. Dr. A. Kirchhoff, dem Senator, Geheimen Justiz-Rath, Professor ord. Dr. Dernburg, dem Senator, Professor ord. Dr. Mommsen, dem Senator, Geheimen Medizinal-Rath, Pro- fessor ord. Dr. du Bois-Reymond.

Jn Betreff der Belehrung über das Recht zur Verweigerung des Zeugnisses oder des Gutah- tens hat der Justiz-Minister den Gerichten unterm 14. d. M. folgende allgemeine Verfügung zugehen lassen :

Die - Vorschrist des “§8. 157 Nr. 2 des Strafgejeßbuchs, nah welcher die von einem Zeugen oder Sachverständigen wegen eines Meineides oder einer falshen Versicherung an Eidesstatt an sich verwirkte Strafe zu ermäßigen ist, i

wenn der Aussagende die falshe Aussage zu Gunsten einer Person, rücksihtlich welcher er die Aussage ablehnen durfte, erstattet hat, ohne über sein Recht, die Aussage ablehnen u dürfen, belehrt worden zu sein, : eht davon aus, daß in den Fällen, in welchen ein Recht zur erweigerung der Aussage begründet ist, der Vernehmung eine Belehrung über dasselbe Vot g u ugen Ja JZhrer inne- ren Bedeutung nach enthält sie somit eine eisung, die Be- lehrung zu ertheilen. Die Reichs-Justizgeseße bringen E eisung zum bestimmten Ausdru. E die Civilproze Ordnung wie die Strafprozeß:Ordnung schreiben die Be- lehrung ausdrücklich vor (8. 348 Abs. 2, §8. 367, 373 C. P. O. ; §. 51 Abs. 2; §. 57 Abs. 2; §8. 72, 76 St. P. O).

Die ernsten Jnteressen welche sih daran knüpfen, die nahen Angehörigen eines Betheiligten niht der Versuchung auszuseßen, zu dessen Gunsten einen Meineid zu leisten, legen den Gerichten die Pflicht auf, sorgfältig darüber zu wachen, daß die Belehrung in keinem Fall, in welchem der 10 rid ey zur Verweigerung der Aussage berechtigt ist, unterbleibe. Zu- gleih erscheint es geboten, den Zeugen und Sachverständigen gegenüber, welche ungeachtet der Belehrung eines der oben bezeihneten Verbrechen sich {chuldig machen, dem Strafgeseß die volle Wirksamkeit zu sichern. Hieraus ergiebt sich das Er- forderniß, die Ertheilung der Belehrung und die auf dieselbe abgegebene Erklärung in dem über die Verhandlung aufzu- nehmenden Protokoll festzustellen. /

Den Gerichten: wird empfohlen, dem Gegenstande die seiner Wichtigkeit entsprechende Aufmerksamkeit zuzuwenden.

Nath einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 26. September d. J., erstreckt si die in den §8. 40—42 des Straf- gesebbuchs angeordnete Beschlagnahme und Unbrauchbar- machung von Schriften, Abbildungen oder R Buen nicht nur auf Preßerzeugnisse, sondern auch auf Handschriften oder auf die mit der Hand gezeichneten oder gemalten Abbildungen, sowie: auf sonstigem Wege hergestellte figürlihe Darstellungen (z. B. Marionetten).

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Oestérreih-Ungarn. Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet: Aus Athen von gestern: Der Minister-Präsident Comunduros hat heute in der Kammer die Vertrauensfrage gestellt, der Führer der Opposition, Tri- kupis, dagegen- hat den Antrag eingebract, den von der Re- gierung geforderten Kredit von 12 Millionen abzulehnen, die Armee-Reserven zu entlassen und alle militärishen Vorbe- reitungen zu sistiren. Seitens der diplomätischen Vertreter der europäischen Mächte werden die Bemühungen, eine Verständigung I Griechenland und der Türkei erbeizuführen, energisch fortgeseßt. Aus Konstantinopel von heute: Die internatio- nale Kommission für Ostrumelien hat / ihren Zusammentritt in Philippopel auf spätestens den 26. D. Mts. festgesebt und will dort über die Frage der Vebernahme- der Finanzörganisation von Ostrumelien durch

ie „Banque ottomane“ dié “weitere Entschließung treffen. Die Pforte beshloß die Entsendung einer militärishen Kom- mission in das Rhodopegebirge, welche die Aufständ.i- hen zur Niederlegung der Waffen bestimmen foll. Aus

elgrad von heute: Der für die Grenzregulirungs- Kommission! bestimmte -türkishe Delegirte ist ter einge- troffen. “uit ein von Oesterrei eingegangenes Ersuchen hat fih die serbische Regierung beeilt, die 1n Serbien weilen- den bosnischen Slüchtlin e, welchen die straffreie Rü- kehr zugesichert wurde, in“ ihre Heimath zu senden.

19. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung“ ‘veröffentliht eine Kaiserlihe Verordnung vom 17, d. in welcher die Verordnungen vom 25. Juli und 6. August, die Erlaubniß zur zeitweiligen Verwendung dalmatini-

cher Landwehrabtheilungen E der. Grenzen dev. Monarchie betreffend, außer Kraft geseßt werden. Die Verordnung tritt sofort in Wirksamkeit.

Prag, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Landtag hat

den Antrag der Majorität der Kommission, über den Antrag

auf Erlaß einer Adresse zur Tagesordnung Werzugeyan, an- enommen. Der zweite Absaß des von der Majorität der ommission gestellten Antrags, den Sandegaritdat mit der Ba YUnE eines Wahlreformentwurfs zu beauftragen, wurde von den deutschen und czechishen Deputirten gegen die Stim- men des Großgrundbesizes genehmigt.

Schweiz. Solothurn, 17. Oktober. (N. Zür. Ztg.) Der solothurnishe Kantonsrath hat ohe Gegenantrag die Gotthard-Nachtragssubvention neuerdings beschlossen

Niederlande. Haag, 18. Oktober. (W. T. B.) Beide Kammern haben heute zu der Vermählung des Königs mit der Prinzessin Emma von Waldeck und Pyr- mont ihre Zustimmung ertheilt. 5

Großbritannien uno Jrland. London, 19. Ofkto- ber. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel, vom 18. d. M., stehen die Russen in Babaeski und Lillebourgas und haben noch feine weitere Bewegung gemaht. Die bulgarische RNe- gierung wird Agenten nah Belgrad und Bukarest sen- den. Den „Daily News“ wird aus Kasanli, vom 18. ds. Mts. , gemeldet: General Maude werde den Oberbefehl über ein Lager von 5000 Mann übernehmen, das in Hussanabdul gebildet werden foll. Der Oberbefehls- haber werde ein Armee-Corps kommandiren, welches Kabul angreifen soll. Neville-Chamberlain werde ein zweites

Covps kommandiren. : : Bombay, 18. Oktober. (W. T. B.) Die „Times of India“ erfährt, daß ‘der von dem Vizekönig von Jndien an den Emir von Afghanistan abgesandte Emissär zurückgekehrt sei. Die von demselben überbrachte Antwort des Emirs jei unbefriedigend. Die Mahmunds seien in -der Loyalität gegen den Emir von Afghanistan getheilt; Nourog Khan habe ih erboten, den Engländern beizustehen. Wie es heißt, kämen bei der C Armee täglih Desertionen vor, angeblich wegen Mangels an Nahrung, Kleidung und Sold.

Türkei. Konstantinopel, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Uebergabe von Vranja an Serbien und von Kos- sina an Montenegro hat nunmehr stattgefunden.

Serbien. Belgrad, 18. Oktober. (W. T. B.) Gestern trat unter dem Vorsiße des Metropolitans die aus den Bischöfen von Nisch, Negotin, Schabaß, Pirot, Usice gebildete Synode zusammen.

(W. T. B.)

Amerika. Was Wpgton, 18. Oktober. Der Schatsekretär Sherman hat angeordnet, daß bis auf Weiteres wöchentlich 45 000 Dollars Silbermünzen angekauft werden. Die bezüglichen Offerten sind an jedem Mittwoch einzuliefern. Die Metalllieferungen haben in Phila- delphia oder in San Francisco zu erfolgen.

New-York, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „John Bramhall“ ist mit einer Ladung Waffen und Munition im Werthe von einer Million Dollars nah der Türkei in See gegangen. :

Philadelphia, 15. Oktober. (Allg. Korr.) Eine Ab- theilung von unzufriedenen Cheyenne-Fndianern, un- gefähr 150 an Zahl, hat vor fünf Wochen ihre „Reservation“ e indianischem Territorium verlassen und sich nach Norden geschlagen. Dieselben sind allen Felten des Militärs, ihnen den Weg äbzuschneidei oder sie gefangen zu nehmen, ents{lüpft und haben auf ihrer Marschroute alle weißen An- siedler ermordet. Es sind 43 Leichen aufgefunden worden.

das Deutsche

Nr. 42 des „Central-Blatts für

. Reich“, herausgegeben im Reichskanzler-Amt, hat folgenden In-

halt: Allgemeine Verwaltungssahen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münz- und Bankwesen: Goldankäufe der Reichsbank; Uebersicht über die Ausprägung von Reichs- münzenz Uebersicht über die bis Ende September d. J. einge- zogenen Landesmünzen. Finanzwesen: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Schaßanweisungen im Betrage von 20 000 000 Zoll- und Steuerwesen: Errichtung einer Zoll-Abfertigungs stelle auf dem Anhalter Bahnhofe in Berlin; Ableben eines Stations- Controleurs; Uebersicht über Rübenzuckersteuer, sowie Zucker-Gin- und Ausfuhr im Monat September 1878; Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer in den Monate April bis September 1878. Handels- und Gewerbewesen; Verzeichniß der 1877/78 approbirten Aerzte, Zahnärzte, Thierärzte und Apotheker. Marine und Sciff- fahrt: Ertheilung von Flaggenattestenz Erscheinen des dritten Nachtrags zur Amtlichen Liste der Schiffe der deutshen Kriegs- und Handelsmarine. Eisenbahnwesen : Eröffnung der Station Wehrden für den Personen- und Gepäcverkehr; Eröffnung der Haltestellen Niederheimbach und Trechtlingshausen. Postwesen: Verwendbarkeit der bisher von der Reichs-Postverwaltung ausgegebenen Postkarten für den Veckehr im Weltpostoerein. Konsulatwesen: Todesfall.

Nr. 39 des „Justiz-Ministerial-Blatts“ enthält eine allgemeine Versügung vom 14. Oktober 1878, betreffend die Beleh- r über das Recht zur Verweigerung des Zeugnisses oder des Gut- achtens.

Landtags- Angelegenheiten.

Im 9. Düsseldorfer Wahlbezirk (Geldern-Kempen) ist an Stelle des Advokatanwalts Biesenbah zu Düsseldorf, welcher sein Mandat niedergelegt hat, der Kaplan Dr, Majunke aus Berlin mit 416 von 423 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Ab- geordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

In dem Zeitraum vom 16. bis 30. September 1878 wurden in Berlin eingeführt zu Wasser: 7953 750 kg Steinkohlen, Braunkoblen und Koks, 13745 272 ks Holz, 15 121 cbm Torf; auf den Eisenbahnen : 43 940 980 kg Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 567 520 ks Holz; ausgeführt wurden zu Wasser: 1 339 700 kg Steinkohlen, Braunkohlen und Koks, 258 863 kg Holzz auf den Eisenbahnen: 7 744 400 kg Steinkohlen, Braunkohlen und Koks.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von G. Reimer hierselbst erf{hièn: „Straf- eseßbuch für das Deutsche Reith; S abe mit Anmer- Bingen und Beilagen zum Gebrauch in Militär-Strafsachen von Karl Hecker , Königlih preußishem Justiz-Rath und Divisionsauditeur.“ Die Abweichungen, welche bei ) 1 | eseße auf Militärpersonen durh die Militärgeseße bedingt werden, find fo mannigfach, daß die in dem vorliegenden Buche versuchte ommentirung des Strafgeseßbuhs für das Deutsche Reich zum Ge- brauche in Militär-Strafsacen einem wirklichen Bedürfnisse ent- \priht und nicht nur M E und Offizieren, sondern auch Civiljuristen willkommen sein dürfte. Der Verfasser hat in dem- selben der Praxis des preußischen General-Aud toriats bis in die neueste Zeit Rechnung getragen; in der Form scheint er si die mit

E der allgemeinen Straf-

Recht beliebt gewordene Rüdorffsche Textausgabe des Strafgeseßbuchs das Deutsche Reih zum Muster genommen zu haben. ‘afgesetbuchs für als Beilagen das Militär-Strafgeseßbuh für das Daf Reich und Auf\s{lüsse über „Militärpersonen“ (Begriff und Gerichtsstand) t.

Die Verlagshandlung von Gebrüder Pactel hierselbst Ie wiederum ihren Verlag bereichert. Es erschienen bei denselben so- eben folgende sechs3 hervorragende belletristishe Neuigkeiten: 1) „Lan- „olin von Reutershöfen“ von Berthold Auerbach. 2) Karin von Schweden“ von Wilhelm Jensen. 3) „Vier Novellen und Br ARSEn. von Rudolph Lindau. 4) „Croquet“ von Gustav zu Putlis (2 Bände). 5) „Im Hause der Väter“ von Otto Roquette und 6) „Neue No- vellen“ von Theodor Storm. Schon die Namen ihrer Ver- fasser bürgen für den Werth der gebotenen literarishen Gaben

Der „Preußische Termin- und Notiz-Kalender für Verwaltungsbeamte“ is mit dem soeben in Friedr. Schulze's Vcrlag hierselbst erschienenen Jahrgang für vas Jahr 1879 in feinen zehnten Jahrgang getreten. Der unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeitete Kalender if vornähmlich zum Gebrauche der Be- amten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltüag des Innern bestimmt. Neben einem _ vollständigen Kalendarium und der Genea- logie des Königlich preußischen Hauses enthält der vorliegende Jahrgang : Die gebräuchlichen Eide, Porto-Taxe, Tarif der Gebühren für telegra- phische Depeschen, Zins-, Münz-, Vaß- und dert iaginaie ti pg: 4 und Zeit-Vergleihungs-Tabellen; weiter ein Register der in den bis- her ershicnenen Jahrgängen des Kalenders abgedruckten Geseße und Verordnungen ; das Gesetz, betr. die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grundstücks-Vertheilungen und die Gründung neuer Ansiedelun- g:n in den Provinzen Preußen, . Brandenburg, Pommern, Posen, Slsien, Sachsen und Westfalen vom 25. August 1876; das Geseß, betr. einige Abänderungen der gesetzlichen Vorschriften über die Veran- lagung der Grundsteuer, der Klafen- und klassifizirten Einkommensteuer vom 12, März 1877; das Geset, betreffend die Oa verwahr- loster Kinder vom 13. März 1878; den berichtigten Servistarif zum Gesey von 12. Mai 1873, betreffend die Gewährung von Wohnungsgeldzushüssen an die unmittelbaren Staatsbeamten ; ein vollständiges Verzeichniß der Behörden und Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, inkl. ver Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens, erweitert durch die Namen der Beamten des Ober-Verwaltungsgerichts und der Verwaltungsgerihte, sowie der Provinzial- und Bezirksräthe. Ein Namensregister erleichtert den Gebrauch des recht brauhbaren Kalenders, welher 2 F 50 S und mit Papier durhschossen 3 M kostet. i

Land- und Forstwirthschaft.

„Der deutsche Garten, Wochenschrift für Gärtner und Gartenfreunde, Organ für das gesammte Gebiet des Garten-, Wein- und Hopfenbaues mit ihrea Hilfswissenshaften“, das Vereinsblatt der Gescllshaft der Gartenfreunde Berlins, welches in Friedr. Schulze's Verlag hierselbst erscheint und unter Mitwirkung nam- hafter Gelehrter und Praktiker von O. Hüt-tig redigirt und fart gegeben wird, hat mit seiner Nr. 39 vom 28. September d. J. das dritte Quartal dieses seines ersten Jahrganges beshlossen. Die ver- dienstliche Zeitschrift is andauernd bemüht, die ducch GBediegenheit in Inhalt und Form errungene Position niht nux zu behaupten, fondern auch immer mehr zu erweitern. Wir müssen es uns ver- sagen, auf den reihen und interessanten Gehalt des vorliegenden Quartalsbandes näher einzugehen und führen aus der langen Reihe von S eyes und Beiträgen nur folgende an: Von größeren Arbeiten werden u. A. die Fortseßungen gegeben von: „Zur Geschichte des Garten- baues von'O. Hütkig; die „Zimmer- und Hausgärtnerei“ ; „die den Kultur- pflanzen \{chädlihen Insekten“ von Dr. Sorhagen; und „die Gärtnereien Berlins“. Daneben enthält dann jede Nummer eine Anzahl kleinerer Aufsäße sowie unter stehenden Rubriken, wie: Gartenkalender ; Verein8verhandlungenz; Ausstellungen; Literatur- bericht ; aus der periodischen Literatur des In- und Auslandes ; Per- sonalien; Marktberichte; Witterungsbericht; Briefkasten 2c. eine Fülle von Mittheilungen, welhe für den Gärtner und Gartenfreund vielfa Belehrendes und Unterhaltendes bringen. Auch bietet der vorliegende Band, ebenso wie die vorausgegangenen Nummern, vor- trefflih ausgeführte Illustrationen. Der Abonnementspreis für die empfehlenswerthe Zeitschrift beträgt pro Quartal nur 4 M

Gewerbe und Sandel.

Die «Feipiger Ztg.“ bringt folgenden vom 18. Oktober da- tirten Bericht über die Messe in böhmischen Glaswaaren: Als ein günstiges Zeichen is es jedenfalls anzusehen, daß man unter den Produzenten dieses Artikels nicht nur nicht klagen hört, sondern meistens Ausdrücken ziemliher Befriedigung über dea Verlauf des Geschäftes begegnet. Namentlich sind es die feineren Gat- tungen dieser Branche, welche ls ern und ver g vietzekcnft bezeichnet werden, und hauptsählich war es Deutschland, welchem die Käufer angehörten. Exportkäufeë traten nur-sporadish auf, wie dies auch gewöhnli zur Michaelismeste der Fall ist. Es wird dem Artikel „böhmishes Glas“ noch eine bessere Zukunft blühen, wenn der Verkauf im Kleinen der Jahrmarkt niht mehr mit der Messe verbunden sein wird. Die Rauchwaarenmesse begann dies Mal etwas früher als gewöhnli, da die Jof. Ullinannsche Auktion bereits vor Beginn der Engroswoche manchen Käufer her- zog: Das Resultat der Auktionen überhaupt war günstig, denn Rauchwaaren aller Gattungen gingen im Preise höher als in leßter Ostermesse. Da im Laufe des Sommers viele Käufer aus Rußland, Rümänien und Ungarn hier eintrafen und beträchtliche Posten Waaren vom Markte nahmen, war vorauszuschen, daß das Geschäft auch in der Messe sich besser gestalten werde, und dàs ist denn inr Großen und Ganzen in Erfüllung gegangen. Am meisten wurten Biber, Bisam und Skunks zu hohen Preisen gekauft, ebenso für Rußland Nerz und Zobel zu etwas besseren Preisen. Da die Sommermiesse in Nishny-Nowgorod für Rauchwaaren fehr gut ausfiel und vorzüglich Wildwaaren gut abgingen, so blieb na Füchsen und Mardern Nachfrage. Ottern waren vetnaclässigt. ‘Für England blieben {ware Kaßen sehr e echfutter, deutsches

abrifát, wurde viel gekauft, da die russisGen Feehsäcke in Nischny edéutende Preis-rhöhung erfuhren und erstere beliebter sind. Feeh- \{chweife zogen gleichfalls im Preise an. Desterreih-Ungärn und Gâä- lizien zeigten starken Begehr für Scheken- und Zicgenkaßen, gelte Waare und geringere Sorten Feeh. Die deutsche Kundschaft bielt fih sehr reservirt. Für Iltifse war die Stimmung/ besser, da die gefärbten Sachen, als Hasen, Schuppen u. dgl. nachzulassen s{einen; wenn ein ctwas früher Winter eintritt, wird die deutshe Kundschaft wieder praktischere Einkäufe, als Zobel, Nerz, Bifam und Skunks machen. Die Auktion von Finkelstein u. Conip., welche! in der zwei- ten Meßwote ftattfand, brachte fast nur russische Artikel, und wurde da au manches, besonders für Sagans weiße Füchse, zu Hohen Preisen verkauft; ein Theil Feehsäcte blieb unverkauft; da éin bedeu- tender russisher Händler hier zur Messe mit cinem größen Posten solcher Sâte eintraf, und si diese s{hnell unter 4 Großhäntker zu billigeren Preisen verkauften. Das Geschäft in Seidenwaaren war in jeßziger Messe nicht von Bedeutung, ‘da die ausländischen Käufer infolge der unsicheren politis@en Verhältnisse und dés s{lecten Standes der’ russischen Valuta ausgeblieben sind. Nafrage z

ch nach \{warzem Atlas; die Fabriken sind in diesem Artikel ängere Zeït engagirt. In s{warzen Samwmeten erfreuten ps die billigen Qualitäten besonderer Beliebtheit ; große Aufträge von Pariser Häusern mußten abgelehnt werden, weil die Stücke bis Ende No- vember niht zu bes{affen sind. E Sammete sind für Kon- bene in diefer Saison stark gefragt; die Modefarben Grenet, outre, Olive, Myrthe 2c. sid nirgends aufzutreiben. Sammetwébèr sind in Folge des flotten Secha an überall gesucht; der Fabri- fant muß aber dem Arbeiter mehr Lohn bewilligen, um Waare zu bekommen. Diese Lohnerhöhung muß natürli auf die farbige Waare eschlagen werden, da der Artikel s{on seit langer Zeit fehr îm Preise edrücft ist. Gute Nachfrage zeigte sich na fchwarzem Sammét- and Mittelnummern. Farbige Sammetbänder werden in breitén Nummern viel bestellt und zum Frühjahr sicher eine große Rolle

spielen¿