Großbritannien und Jrland. London, 20. Ot tober. (W. T. 8 Gestern fand in Birmingham ch des Besuches des Schaßkanzlers Northcote, we mit grohemt Enthusiasmus empfangen wurde, eine ehr zahlreih besuhte Versammlun t. Northcote elt eine längere Rede, in welher er die innere ige des Landes und sodann auch die auswärtigen Angelegen- heiten erörterte. Northcote erklärte, er wolle nit leugnen, daß die Vermehrung der Ausgaben der Regierung große Sorge mache, man dürfe aber nit vergessen, daß diese Ver- mehrung bis zu einem gewisscn Punkte auf die legislativen Maßregeln der Vorgänger der jeßigen Regierungsmitglieder zurüclzuführen sei. Der Export, sowie der Jmport hätten sich während der leßten 22 Jahre verdoppelt; das Land könne also eine hierzu im Verhältniß stehende Vermehrung der Aus- gann ertragen. Er glaube niht, daß es nöthig sein werde, em Lande neue Opfer aufzuerlegen. Auf die auswärtigen Angelegenheiten übergehend, konstatirte Northcote, daß die M des Berliner Vertrages bis auf die Monte- negro betreffenden auf eine befriedigende Weise ausgeführt würden. Ein wichtiger Augenblick würde aber eintreten, wenn im nächsten Mai die Evakuation der noch von den Russen beseßten Gebietstheile vollflommen dur{hgeführt sein müsse. Er je jedoch überzeugt, daß die europäishen Mächte es nicht zu- }sen würden, diese Bestimmungen des Berliner Vertrages bei Seite zu seßen. Die Regierung werde auch fernerhin E feste, vorsihtige und maßvolle Haltung beobachten. Ein großes Prinzip der Regierungspolitik sei die Erhaltung des türkischen Reiches. Er wolle die Schäden der Türkei nicht vertheidigen, aber welche Nation könnte man an ihre Stelle seßen ? Die Jdee, die Türkei durh Griechenland zu erseßen, sei unhaltbar. Die Pforte habe die T Englands bezüglich der Reformen in einer sehr ermuthigenden Weije aufgenommen. Die Re- gierung glaube, daß fie eine wihtige- Verbesserung in der asiatishen Türkei durchseßen und auf diese Weise die Jnter- essen Englands in dieser Region fördern werde. Northcote besprah sodann die english-türkishe Konvention be- E Cyperns und erklärte, die Regierung habe, indem jie si jener Jnsel bemächtigte, militärishe Gründe gehabt, die er indessen niht öffentlih diskutiren wolle. England Me durch die Besiznahme von Cypern gleichzeitig einen unkt erworben, von dem aus es die Ausführung der Re- formen in der Türkei überwachen könnte. Schließlih wandte ih der Schaßkanzler in seiner Rede zu der afghanischen Angelegenheit und stellte die Behauptung in Abrede, daß die Mission Chamberlains eine kriegerishe gewesen wäre. Chamberlain habe nur eine zum T He gegen die Barbaren- stämme. Le ge Eskorte bei sich gehabt. Die Nation könne sicher sein, daß die Regierung si) gegen Jnsulte ver- theidigen werde, we!he die Ehre und das Prestige Englands im Orient s{ädigen könnten. Alle eventuellen Maßregeln würden nur die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Grenze zum Zweck haben. Northcote {loß mit der Erklärung, der gegenwärtige Zeitpunkt erfordere Klugheit und Festigkeit, denn es sei wohl möglich, daß sich Leute finden würden, welche die Aufmerksamkeit Englands von dem Hauptziele: der gerehten und vollkommenen Ausführung des Berliner Vertrages, ab- lenken möchten.
— 21. Oftober. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus
laneeringe von ge eun telegraphirt: Die ohne jede Be- | olg
Eng erfolgîe Rückkehr des an den Emir von Afghanistan eshidten Abgesandten aus Kabul scheint anzudeuten, aß der Emir entschlossen ist, sih, wenn auch niht den For- derungen Englands vollständig zu unterwerfen , so e 4 wenigstens in Verhandlungen \sich einzulassen, dur welche der unmittelbare Ausbruch eines Krieges ver- mieden wird. Die indishe Regierung hat die Absicht « eines Winterfeldzuges jeßt vollständig aufgegeben. Om Dae dana mit vorstehender Meldung scheint eine Mittheilung des „Daily Telegraph“ zu stehen, wona der Staatssekretär des Krieges, Stanley, und der erste Lord der Admiralität, Smith, die anläßlih der Afghanistan- angelegenheit aufgegebene Reise nach Cypern nunmehr doch antreten werden. Der Erstere ist bereits gestern nah Paris abge: eist, um si von dort nah Cypern zu begeben, der Leßtere wird ihm morgen dahin nalfolgen.
_ Frankreih. Paris, 18. Oktober. (Fr. C.) Der T Sinißer Léon Say verhandelte gestern mit der
ubkommission des Budgetaus\{husses und nahm diese Gelegenheit wahr, um vor übereilten Steuerherabseßungen zu warnen und sein Bedauern darüber auszusprechen, daß man in dieser Beziehung dem Publikum für das Budget von 1879 Versprechen gemacht hätte, deren E TNenens gesichert sei. Die Lage des Staatsschaßes sei ohne Zweifel eine sehr. S aber es träten an ihn auch immer neue An- orderungen heran, so daß man an umfassende Steuererleich- terungen noch nicht denken könne. Man hätte für dieselben unter Anderem auf einen aus der Emission der ersten 400 Millionen der neuen amortisirbaren Rente zu erzielenden Nugen von 7 bis 8 Millionen Francs gerechnet, der fh nit realisirt hätte. Kurz, Herr Léon Say gab zu verstehen, daß für das r 1879 höchstens eine leichte Herabseßung der zwei leßten Klassen der Gewerbesteuer zu ermöglichen sein werde. — Das „ournal officiel“ verdffentlict den amtlichen - Ausweis über das Erträgniß der direkten und in- direkten Steuern in den ersten neun Monaten des A 1878. Die direkten Steuern ergaben danach in diesem
eitraume 528 082 000 Fres., d. i. 51 990 500 Frcs. mehr, als a war. Die Steuer auf das Einkommen der beweg- lichen Werthe (3 pCt.) erzielte 26 155 000 Fres., d. i. 713000 Frcs. weniger als in dem Budget vor- gesehen war. Die indirekten Steuern endlih lieferten ein Gesammterträgniß von 1554577 000 Fres., d. i. 45 518 000 Frcs. mehr als im Budget vorgesehen und 47 376 000 Frs. ese als in der entsprechenden Periode des Vorjahrs. nsbesondere haben gegen die ersten neun Mo- nate des Jahres 1877 zugenommen: die Fabrikationssteuer auf einheimishen Zucker um 22,1, die Einfuhrzölle auf ver- schiedene Waaren um 14,3 das Enregisirement um 11,5, die Getränkesteuer um 10, die Tabaksteuer um 2,7 Mill. Fres., Sogegen der Einfuhrzoll auf fremden Zucker um 6,2, die Salzsteuer an der Grenze um 15/8, das Fan um 10,2 Mill. gegen die entsprechende Periode des Vorjahres zurückgeblieben sind. i
_ — 19. Oftober. (W. T. W.) Der Marschall-Prä- sident hat heute die Erlasse, betreffend die Verleihungen des Ordens der Ehrenlegion aus Veranlassung der Weltaus- stellung, unterzeichnet. Der Ministerrath hat heute über
t bei der Vertheilung der Preise für die Weltausstellung wird, Beschluß gefaßt.
L i l
Spanien. Madrid, 21. Oktober. (W. T. B) Der
frühere Chef der Exekutivgewalt, Pi y Margall, is wegen
Theilnahme an der jüngsten republikanishen Schilderhebung verhaftet worden.
Italien. Rom, 19. Oktober. (W. T. B.) Der Ma- rine- Minister hat ebenfalls seine Demission gegeben. Der M inister-Präsident Cairoli hat vel vgs zu einer Konferenz mit dem Könige nah Monza begeben und kehrt alsdann hierher zurü. z
— 21. Oktober. (W. T. B.) Der König hat das Ent- lassungsgesuch der Minister Corti, Bruzzo und Bracchetti genehmigt. Der Minister-Präsident Cairoli wird am Dienstag hier eintreffen.
Griechenland. Athen, 19. Oktober. (W. T. B.) Die Kammer nahm in der Pemtigen Sißung mit 69 gegen 63 Stimmen eine die Politik der Regierung billigende Resolution an. Die fünf Minister, sowie drei Deputirte enthielten sih der Abstimmung. Das Blaubuch gelangte zur Vertheilung.
Türkei, Konstantinopel, 20. Oktober. (W. T. B.) In der am Freitag stattgehabten Sißung des National- rathes der gregorianischen Armenier bekämpste der Patriarch Narses das Projekt, betreffend die Autonomie Ar- meniens, das in Folge dessen aufgegeben zu sein scheint. — Der englische Botschaster La yard hat dem Sultan die Ge- nehmigung der die kretensischen Angelegenheiten be- treffenden Konvention anempfohlen. Die asiatische Reformfrage hat einen neuen Aufschub erfahren, da der Sultan das bezügliche Projekt zurückgegeben und noch weitere Erläuterungen verlangt hat.
Numänien. Bukarest, 20. Oktokter. (W. T. B.) Heute hielten die rumänischen Truppen mit dem Für- sten Karl an der Spiße unter enthusiastischen Ovationen der E ihren feierlichen Einzug in die Haupt-
adt.
Amerika. Washington, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Betrag des für den Staatsschaß allwöchentlich anzu- kaufenden Silberquantums ist vom Schaßsekretär Sherman auf 400 000 Unzen festgeseßt worden.
dié Rede, welche der
Nr. 21 des Central - Blatts der Abgaben-, Ge- werbe- und Handelsgeseßgebung und Verwaltung in den Königlih Preußishen Staaten hat folgenden Inhalt : Anzeige der im Reichsgesebblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. JIndirekte Steuern : Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals. Zollgeseß. Kontrebande. Einfuhr - Verbote. Viehseuhen. Maßregeln. Ein- führung von Uebergangsabgaben u:id Ausf: hrvergütungen 2c. 2c. in der bayerischen Pfalz. Erkenntniß des Königlichen Ober-Tribunals. Erbschaftsftempel. 1) Nacbträglihe Anmeldung. 2) Substanzerbe. Anmeldun Epfliht bei Anfall. 3) Neues Erbschaftssteuergeseß. Frühere Fâlle. Alte Verjährungsfrist. Personalnachrichten.
Neichstags- Angelegenheiten.
Der Reichstag war in der 1. Session 1878 vom 9. Sep- tember bis 19. Oktober, das sind 31 Tage, versammelt. Es haben 17 Plenarsißungen, 50 Abtheilungssißungen und 32 N Murgen stattgefunden. Von den verbündeten Regierungen bezw. dem 2 eidh8- kanzler wurden folgende Vorlagen gemacht: 1 Uebersicht der vom Bundesrathe gefaßten Entschließungen auf Beschlüsse des Reichstags, 1 Schreiben betr. Ertheilung der Ermächtigung zur strafrechtlihen Verfolgung wegen Beleidigung des Reichstags. Der vorgelegte Geseßentwurf hat die Zustimmung des Reichstags erhalten; die Uebersicht der Bundesrathsentschließungen hat dur Abdruck und Vertheilung an die Mitglieder ihre Erledigung gefunden; das Schreiben, betr. Ertheilung der Ermächtigung zur \trafrechtlihen Verfolgung wegen Beleidigung des Reichstags ist unerledigt geblieben. Seitens der Mitglieder des Reichstags wurden ein- gebracht: eine Interpellation und drei Anträge. Die Interpellation ist von Seiten des Bundesraths beantwortet worden; zwei Anträge wurden angenommen und ein Antrag bleibt unerledigt. Im Laufe der Session sind im Ganzen 187 Petitionez eingelaufen, wovon 133 der Petitionekommission und 54 der Kommission zur Vorberathung des Sozialistengeseßes überwiesen worden. Die Petitionskommission hat von den ihr überwiesenen Petitionen 13 als zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet ; 126 sind nicht zur Berathung ge- langt. Die der IV. Kommission überwiesenen Petitionen haben durch die Beschlußfassung über den Gesetzentwurf ihre Erledigung gefunden. Die Abtheilungen haben 19 mündliche Berichte, die Kommissionen 8 \chriftlihe und 9 mündliche Berichte erstattet; hiervon sind 17 mündlihe und 1 sriftliher Bericht im Plenum erledigt worden. 11 mündliche und 7 shriftlihe Berichte (sämmtli über Wahlprü- fungen) bleiben unerledigt. Das Ergebniß der im Laufe der Session stattgehabten Wahlprüfungen ist Folgendes: von den Abtheilungen sind geprüft und für vorläufig gültig erklärt 359 Wahlen, davon sind in Folge nachträglich eingegangener Proteste später der Wahlprüfungs- kommission überwiesen 18, bleiben also gültig 341 Wahlen. Auf Grund mündlicher Berichte der Abtheilungen bezw. der Wahlprü- fungskommission find im Plenum für gültig erklärt 9 Wahlen, zu- sammen Doe Wahlen 350. Es bleiben noch zu prüfen 47, und zwar 45 in der Wahlprüfungékommission und 2 in den Abtheilungen. Gegenwärtig ist ein Mandat erledigt
_— Die „freie volks8wirth\schaftliche Vereinigung“ im Reichstage veröffentliht unter dem 19. d. Mts. eine von 204 Ab- E unterzeichnete Erklärung, wonach dieselben Angesichts der
andelspolitik der meisten Deut|hland umgebenden Länder eine auf das Resultat sorgfältiger Prüfungen und sachgemäßer Abwägungen gestüßte Reform des deutschen Zolltarifs für nothwendig halten und demgemäß entschlossen sind, für dieselbe in der nächsten ordentlichen Session des deutschen Reichstages einzutreten.
Obschon von verschiedenen handelspolitishen Gesichtspunkten ausgebend, finden si die Unterzeichner doch in dem Grundgedanken vereinigt, daß die \{chwierigen Fragen der deutschen Handelspolitik nicht lediglich nah den Schlagwörtern von Freihandel und Schußtzoll gelöst werden können, daß es vielmehr entscheidend darauf ankomme, die wirklichen und vermeintlichen Gegensäßte der Interessen mit Sach- keantniß, Umsicht und Vaterlandsliebe auszugleichen.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesund- E e Zth r an E Aue je A T9 ohnern, auf den Jahresdurchs{chn erechnet, als gestor emeldet: in Berlin 27,8, in Breslau 26,8, in Königsber 31,7, U
öln 24,0, in Frankfurt a. M. 17,4, in Hannover 15,0, in fel 22,5,
in Magdeburg 19,5, in Stettin 16,6, in Altona 34,9, in Straß- burg 25,2, in München 32,1, in Nürnberg 23,3, in Augsburg 25,0,
in Dresden 23,2, in Leipzig 21,5, in Stuttgart 20,9, in Brauns{we; 19,2, in Karlsruhe 183, ta Hamburg 25,2 in Wien 257 inweig pest 88,7, in Prag 23,7, in Triest 35,4, in Basel 22,0, in Brüffel 18,3
aris 21,8, in Amsterdam 18,2, in Kopenhagen 19,1, in Stocholm 18,0, in Christiania 19,0, in St. Petersburg 30,3, in Warschau 29,5, in Odessa 54,7, in Bukarest 25,5, in Rom 22,3 in Turin 21,1, in Athen —, in Lifsabon 314, in London 29,7, g Glasgow 21,1, in Liverpool 25,8, in Dublin 25,9, in Edinburgh 16,1 in Alexandria (Zgppten) 48,7. Ferner aus früheren Wochen : in New- York 22,0, in Philadelphia 16,3, in Boston —, in Chicago 18,90, in San Franzisko 15,1, in Calcutta 31,7, in Bombay 31,9, Madras 48,7.
Die beim Beginn der Berichtêwohe an den meisten deutschen Beobachtungéstationen vorherrshenden östlichen und südöstlichen, in Berlin, Côln und Karlsruhe südlihe: und südwestlichen Luft, strömungen, gingen um die Mitte der Woche fast allgemein in leßtere Windrichtungen über und hielten bis zum Wochenschlusse anz nur in München {lug der Wind am leßten Tage der Woche na Nordost um. Die im Anfange der Woche hohe Temperatur der Lnft sank allmählich. Niederschläge fanden nur menig statt. Der Anfangs derx Woche hohe Luftdruck sank ras, stieg aber bald und erreichte wieder seinen beim Beginn der Woche eingenommenen Standpunkt.
„Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren deutschen Städte zeigen gegen die vorhergegangene Woche nur eine geringe Wendung zum Bessern. Die allgemeine Sterblichkeits-Verhältnißzaßl für die deutshen Städte stieg etwas, von 24,6 der Vorwoche auf 25,0 in der Berichts8woche (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr be- rechnet) und zeigt eine weitere Abnahme der Sterblichkeit des Säug« ling8alters, sowie eine Steigerung der Sterblichkeit der höheren Altersklassen, namentlich der über 60 Jahr.
_ Unter den Todeéursachen gewinnen von den Infektionskrank- beiten Scharlacfieber und diphtherishe Affektionen immer größere Verbreitung, während Darmfkatarrhe und BrechdurfälUe, insbesondere lehtere, sowie Unterleibstyphen abnahmen. — Masern verliefen nur in wenigen Fällen tödtlih. Das Scharlachfieber herrscht noch immex in einer Fra Zahl von Städten, wie in Danzig, Thorn, Breélau, romberg, Betkín, Cottbus und neuerdings in Plauen; in Essen, fowie in Liverpool und Birmingham is die Zahl der Opfer in der Berichtéwoche wieder erheblih gestiegen. Aub die Diphtherie fordert in _Königéberg Danzig, Berlin, Decdden, Wien, Hamburg noch viele Opfer. Todesfälle an Unterleibstyphus waren nur in Berlin vermehrt; Flecktyphen traten nur vereinzelt auf; aus deutschen Städten wird kein weiterer Todesfall daran gem:ldet. Darmkatarrhe und Brechdurhfälle der Kinder zeigen einen erl.eb- lichen Rückgang. Die Gesammtzahl der daran in deutschen Städten orben Kinder betrug in der Berichtswoche 350 (gegen 394 der
orwohe); in den meisten größeren Städten wurde die Zahl der Darmkatarrhe seltener, nur in München und Budapest häufiger. Den Poen erlagen in London in der Berichtswohe 5 Personen, in Wien 7, in St. Petersburg 26, in Budapest stieg die Zahl der Blatterntodesfälle auf 4, in Warschau auf 11, — Aus St. Louis wird aus der 3, Septemberwoche nur noch 1 Todesfall an gelbem Fieber gemeldet.
_— Der in dem Bureau der Lebensversicherungébank für Deutschland in Gotha alljährlich seit vielen Jahren bearbeitete Bericht über den Zustand und die Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland ist, wie bereits mitgetheilt, auch für das Jahr 1877 er- schienen und im „Bremer Handelsblatt“, sowie als besondere Lro- shüre veröffentliht worden. Wir entnehmen diesem Aufsaß noch Ee g ves L i
e dem Berichte beigefügten Tabellen weisen 49 deutsche Lebensversicherungs - Gesellschaften auf, davon 35ck im Deutschen Bei diesen
Reich, 12 in Oesterreih und 2 in der Schweiz. Gesellschaften sind im Jahre 1877 102 163 neue Lebensversicherungen mit Jem Kapitale von 371 230 998 Æ aufgenommen worden, nämlich:
78 028 mit 302 435 094 Æ bei den 35 deutschen Anstalten,
21812 , 57873702 , , „ 12 öôfterreih. Anstalten,
2029 10922202 , , „ 2 s{chweizer. Anstalten.
Gegen 1876 ift die Zahl der Anträge um 13 505 und die der Versicherungs\summe um 34019 561 M gesunken. Von den gestellten Anträgen wurden 22 379 auf 86 690 606 M. Versicherungssumme von den Anstalten wegen ungenügender Gesundheit der Antragsteller ab- gelehnt odcr von den Lekteren vor Ausfertigung der Policen wieder zurückgenommen; es führten daher der Zahl nah 21,9 %/ (gegen 20,5% im Jahre 1876) und der Summe nach 23,4% (gegen 6 6 im Jahre 1876) der gestellten Anträge zu keinem Versicherungs- abs{luß.
Die angenommenen 79 784 Anträge führten den 49 deutschen Lebensversicherungs-Anstalten 77 640 neue Personen resp. Policen zu und lauteten zusammen auf eine Summe von 284 540 392 4 Ver- siherungskapital, so daß der neue Zugang im Jahre 1877 in dex Personenzahl um 11860 und in der M erangasumme um 26 643 890 “geringer war als im Jahre 1876.
Es kommen von den neu Versicherten 98 169 Perf. u. 230409 707 (A Vers.-S. auf d. 35 Anst. i. Deut. Reiche, 17802 , „» 4631245 , L “E, Dent Désfer.,
1669 . (81821 Z é p D d, b, Schweiz.
Im Ganzen waren im Jahre 1877 815272 Personen mit 2511478651 M versihertz; hiervon {ieden 13 169 Personen (35 906 127 M) durch Tod und 48 754 A (137 760 445 M) anderweitig aus, so daß am Jahres|chluß 753 409 Per- sonen mit 2337812074 M versichert blieben, davon 552 246 Personen mit 1847622742 MÆ bei den 35 Wi im Deutschen Reich. Der gesammte Zuwachs im Jahre 1877 stellt si auf 15 777 Per'onen mit 110873 820 1, d. h. 2,14% der Zahl der Versicherten und 4,98% der Versicherungs- summe. Die Berücksichtigung der Unfälle, welche die Liquidation Ge Gesellshaften im Jahre 1877 zur Folge gehabt hat, vermindert sih der Zuwachs auf 8542 (1,16/,) der Versicherten und 93 396 677 ÆM (4,19%) der Summe (gegen 4,35 bzw. 6,57 % in 1876; 5,30 bzw. 8,09% in 1875; 7,12 bzw. 9,29 % in 1874; 8,84 bzw. 11,44% in 1B). Der Durwschnitt der Summe belief sich pro Kopf im Jahre 1877 auf 3103 Æ, gegen 3021 M in 1876. Den stärksten Zuwachs hatten im Jahre 1877 von den 35 Gesell- schaften im Deutschen Reich diejenigen zu Karlsruhe (2 810 616 4) und Gotha (1 167 800 4), außerdem hatten noch 4 dieser Gesell- haften einen Zuwachs, alle übrigen eine Abnahme der Versiche- rungssumme erlitten.
Im Durchschnitt hat die Lebensversicherung bei den Lebens- versicherungéanstalten im Deutschen Reih zusammen jährlich
1829—1833 um 191 090 000 1834—1838 „ 148 000000 ,„ 1839—1843 99 000 000 1844—1848 70 000 000 1849—1853 74 000 000 1854—1858 144 000 000 1859—1863 192 000 000 1864—1868 340 000 000 1869—1873 315 000 000 1874—1877 379 000 000
Die Versicherungssumme Ende 1877 vertheilte sich auf. die be- deutendsten Gesellschaften, wie folgt: Gotha 328 011 800 4, Ger- mania (Stettin) 201298 748 4, Concordia (Côln) 132 883 128 Æ,. Leipzig 128 997 900 , Stuttgart (Lebensvecsicherungs- und Er- sparnißbank) 121 052599 Æ, Lübeck 110989 084 (, Berlinische 86 998 524 M. ;
In Nebenversicherungszweigen waren Ende 1877 bei den deutschen Gesellschaften versichert : 23 130 778 (4 Begrähbnißgeld, 80 048 017 M- Ten , 391 441 F aufgeshobene Leibrenten und Pensionen, 1671 467 zahlbare dgl., 807 564 steigende Tontinenrenten ; ferner Reise- und Unfall-, Kranken- und Invalidenversicherungen mit 19 460 700 4 bei der Concordia, mit 98704248 Æ bei. der Thuringia, mit: 7 822 491 M. bei der Preußischen Lebensversih:rungs- Aktiengesellschaft,
mit 148059 323 M Kapital und 1636037 A jährlicher und resp. wöchentlicher Rente beim Prometheus, mit 406 169 915 4 bei ber Sélesishen Lebensversiherungs-Gesellshaft; Kinderversorgungskassen mit folgender Zahl eingeschriebener Kinder : 1068 bei der Teutonia, 90 995 bei der Concordia, 611 „bei der Magdeburger Lebensoersiche- rungé-Gesellshaft, 1335 bei der Thuringia, 1589 bei der Germania,
9188 bci der Allgemeinen Verforgungs-Anstalt in Karlsruhe, 147 bei der Nationale in Berlin. i:
Bei der Berechnung der Geschäfts2:rgebnisse von 46 Gesellschaf- ten kommen, weil einige Nebenbranchen nicht abgetrennt werden fonnten, 2 329 168 878 M BVersicherungsbestand Ende 1877 in Betracht.
Zur Begründung dieser Kapitalversiherungen sind während des vorigen Jahres von den betheiligten Versicherten 73 530 986 . ein- tit worden. Die Gesammteinnahme beziffert sich auf 95 209 986 M
von nts 77 853 245 MÆ auf die 35 Anstzalten im Deutschen Reiche, E 9 Ï in Deutsch-Oesterreich,
74 in der deutschen Schweiz. fallen. Gegen 1876 ift die Gesammt-Einnahme also um 4 248 917 M oder um 4,67 °% (gegen 5,68 %% im Jahre 1876) gewachsen.
. Für gestorbene Versicherte wurden während des vorigen Jahres Erbschasien im Belaufe von 33 405411 Æ anfällig, nämlich
26 901 624 M bei den 35 Anstalten im Deutschen Reiche,
E p 9 L in Deutsch-Oesterreich,
1D S A rft A z in der deutshea Schweiz.
Gegen 1876, wo die Sterbefallzahlungen 31 881 796 # betrugen, ist die Auégabe für zahlbare Sterbefälle daher um 1523 615 Æ. oder um 4,78 °/a (gegen 3,77 °% im Jahre 1876) gewachsen.
Im Ganzen belief sich der Verwaltungsaufwand im Jahre 1877 : : bei den 35 Anstalten im :
Deutscken Reiche auf 10254 621 Æ od. 13,17% der Jahreseinn., hei den 9 Anstalten in Deutsch-Desterreih auf 2546608 , „ 18,98% j, Z dei den 2 Anstalten in der deutshen Schweiz auf 437943 , „ 11,12% , c
bei den sämmtiichen 46 :
‘Anstalten auf... .. 13239172 M. od. 13,91%, der Jahreseinn,
Den geringsten Verwaltungsaufwand hatten die Gesellschaften zu Gotha mit 5,47% und Stuttgart mit 5,89%.
Der Geschäftsfonds bei den 46 Anstalten be!rug Ende 1877:
319 544 817 M bei den 35 Anstalten im Deutschen Reiche, 54518806 & „, „ 9 ü in Deutsch-Oesterreich, 161205988 &Æ , „ 2 s in der deutshen Schweiz, 390 184 221 MÆ in Summa (gegen 358 793 216 4 Ende 1876).
Derselbe ist also im Jahre 1877 um 31391 005 4 oder 8,75 9% gewachsen, während die Zunahme im Jahre 1876 30 302 082 4 oder 9,07 ‘//9 au8machte.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Senior der juristishen Fakultät der Universität Leipzig, Geh. Hofrath Professor Dr. Gustav Hänel, der be- kannte romanistische Quellenforscher, ist am 18. Abends im Alter von 86 Fahren gestorben.
Straßburg, 16. Oktober. (Straßb. Ztg.) Gestern gelang bei den Na hgrabungen vor dem Weißthurmthore aber- mals das Auffinden von zwei Steinsärgen, deren einer bis auf
. die darin gefundene Glasurne so gut wie leer war, wogegen der
andere sih gänzlih mit Erde angefüllt zeigte, und außerdem nur spärlihe Knochenreste enthielt. In der Erde neben dem leßteren Sarge stieß man auf ein zweites Glasgefäß mit Henkeln und auf Metallreste, welche eine Art Umhüllung des Glasgefäßes gebildet zu haben schienen. Der Zudrang des Publikums wächst mit jedem Tage. Auch zwei Münzen kamen neuerdings ans Licht.
… — Die thätige Handlung von R. L. Prager in Berlin hat wiederum 7 Verzeichnisse. ihres antiqguarishen Lagers, welches speziell den Rehts- und Staatëwissenschaften gewidmet ift, veröffent- licht und zwar beziehen sich vier davon auf Rehts- und Staats- wissenshaften, während drei die Geschichte und ihre Hülfswissen- haften betreffen. Kat. 34 verzeihnet in 1200 Nummern eine werthvolle Sammlung rechts- und staatswissenschaftliher Werke, ebenso wie Kat. 41 (Bibliothek des verstorbenen Prof. v. Bussin- Freiburg) 20C0 Nummern umfassend; Kat. 39 (Rechtswissenschaft) und 40 (S taatswissenschaft), zusammen 3200 Nummern, verzeichnen die von dem Ober - Tribunals - Rath Lemcke hinterlassene Bibliothek. Die drei historishen Kataloge, mit zusammen über 30C0 Nummern, umfassen das ganze große Gebiet in sehr aus- gicbiger Weise, und zwar giebt Kat, 35 Allgemeines sowie Hülfs- wissenschaften, Kat. 36 die Geschichte der einzelnen Länder und Völker ausl. der slavishen, Kat. 37 die Geschichte der slavishen Völker, eins{l. Ungarn, Türkei und Griechenland. Namentlich der leßtere Katalog ist bei den heutigen Orientwirren eine interessante und dan- kens8werthe Zusammenstellung Die Kataloge sind wie die frühcren sehr übersichtlih zusammengestellt und die Preise mäßig.
Gewerbe und Sandel.
Die vor Kurzem von dem Gesundheitsamte zu Malaga über alle aus Gibraltar kommenden Schiffe verhängte dreitägige D Gus Dua rantäne*) ift wieder aufgehoben worden.
Nachrichten über den Gesundheitsstand in den Hauptorten Ma- rocco’s liegen aus Rabat, Saffi und Mogador bis zum 820. v. M, aus Larache (el Araisch) bis zum 5. d. M. und aus Tanger bis zum 9. d. M. vorz sie lauten durcbaus günstig und melden keinen Cholerafall. Die Nachriht aus Mogador **) besagt aysdrüdlih, daß keine Spur von Cholera am Orte vorhanden sei.
In Ca sablanca dauert die Besserung des Gesundheitsstandes fort.***) Die Zahl der Todesfälle betrug 89 in der Z-it vom 28. bi i 4e zum 2. d. M., an welchem lehteren Tage sie auf 6
erabsank.
Von dortiger ärztliher Seite wird jeßt ebenfalls eingeräumt, dl die Krankheitsersheinungen hauptsächlich typhisher Natur, bezw. daß gegenwärtig als außergewöhnlihe Todesursachen úur noch Nah- rungsmanzel und Poden zu bezeihnen sind. 2
In Mazagan sind am 1. d. M. einige Todesfälle vorge- kommen, welche zwar als Cholera bezeichnet werden, deren wirklche Ursache aber noch nit feststeht. :
In Tanger ist der Gesundheitszustand unverändert gut.
— Dem Geschäftsberiht der Berliner Maschinenbau- Aktien-Gesellschaft (vormals L. S{warßkopff) für das Geschäftsjahr vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878 sind folgende Mittheilungen entnommen: Die Direktion is in der Lage, eine Di- vidende von 49/9 gegen 3 °/o des Vorjahres in Vorschlag zu bringen, obschon diesmal für Abschreibungen und Instandhalten der Werke 314 310,42 M gegen 273 853,83 G des Vorjahres, also 40 456,59 K mehr verwendet wurden. Dies Resultat ist hauptsächlih der Loko- motivbranche zuzuschreiben, welche im abgelaufenen Geschäftsjahre 68 Stück Lokomotiven gegen 51 Stück des Vorjähres und zwar zu besseren Preisen effektuirte. Die Total-Umsaßsumme dieses Jahres stellt sich inklusive der Lokomotiven und anderweiten Maschinenbau- arbeiten auf 3 828 056,18 M gegen 2485 764,05 K des Borjahres. An Gesammdÿaufträgen übernahmen wir für das neue Geschäfts- jahr 1878/79 — inklusive 65 Stück Lokomotiven — an gesichertem Bestellung8werth circa 3 250000 A Der dieétjährige Reingewinn, inklusive des Uebertrages von 6510,31 6, pro 1. Juli 1877 beträgt 295 530,51 G und vertheilt sich auf: Reservefonds mit 28 902 Æ, Tantième des Aufsichtsraths mit 13 006 4, Dividende mit 240 000 M, Gewinnübertrag pro 1879 mit 13 622,51 M6: j
— Der Bericht der Königlichen Direktion der Main- Weser- Bahn über das Betriebsjahr 1877/78 - konstatirt, daß dasselbe bei
E Reiht-Anzeiger vom 12. d, M.
den Verkehrs- und Einnabm:-Ergebnissen kein günstiges Resultat aufzuweisen hat. Es wurden rdert: incl, Militärs 1582 237 Personen, gegen 1 613 679 ir. 1876, mithin weniger 31442, Gepäck 4825 t, gegen 5245 t, 89 Stück Equipagen, 5266 Stück Pferde, 4783 Hunde, 1596 Acfen und 44 936 Stück Vieh, 1070837 t Güter aller Art, gegen 1132045 t im Vorjahr, mithin 61207 & weniger. Die Ergebnisse hieraus belaufen sich: beim Personen- verkehr auf 2546 559 Æ gegen 2 681173 Æ im Jahre 1876, sonach 134614 Æ d. i. 5,02 %% weniger, und beim Güterverkehr auf 4016096 MÆ gegen 4880192 J in 1876 oder 863815 Æ oder 17,7 % weniger; einshließlich der Nebenerträgnisse betragen die Jn- traden des Güterverkehrs 4 365297 M gegen 5 232 343 4 in 1876. Aus sonstigen Quellen wurden insgesammt 609 397 # vereinnahmt gegen 537 296 #4. im Vorjahre; diese Position weist sona eine Steigerung von 72010 Æ gegen 1876 aus. Nah dem Abschlusse der Betriebsrechnung betragen die Einnahmen inkl. der Reste aus den Vorjahren 8107758 Æ; hiervon gehen jedoch ab die für 1878/79 zu übertragenden CEinnahmereste von 655 221 Æ, so daß sich die ZsEimgahme auf 7452536 MÆ stellt. Die gesammten Ausgaben incl. der Ausgabereste aus vorderen Jahren betragen 5 599 942 4, wovon jedoch die bereits in Rechnung gezogenen Reste aus den Vorjahren mit 300079 abgehen, so daß zu verrechnen bleiben 5 299 862 4 Der wirkliche Vebershuß beträgt daher 2 152 673 M bezw. nach Abzug von 906 Æ, welche auf separate preußische Rechnung gehen, 2 151 767 M Be- hufs Vertheilung des Ueberschusses geht indes noch Hinzu die in der Ausgabe enthaltene Einkommensteuer, welche dem Königreich Preußen allein zur Last fällt, mit 12750 , so daß insgesammt 2164517 M zur Vertheilung gelangten und zwar nach Maßgabe des verwendeten Anlagekapitals an das Königreich Preußen 1484 581 \. und an das Großherzogthum Hessen 679935 #Æ Unter Abseßung der als wirklihe Betriebsausgaben niht zu betrahtenden Beträge von inêgesammt 1 454 375 #4 (nämlich: Zush.ß zur Krankenkasse der Werk\tätte-Arbeiter, sowie aus der Bekriebskasse zu leistende Pensionen 2c. 82 975 #; für Erneuerungen und Erweiterungen von Bahnanlagen 1343 182 4, sowie für Neubeschaffung von Loko- motiven 2c. 28218 4) belaufen sich die Ausgaben auf nur 3 845 485 4 gegen 4 796 013 M in 1876, mithin 950 523 A = 19,82 "/o weniger. Die Betriebs8ausgaben betragen von den Betriebseinnahmen 50,11 % gegen 55,75 9% in 1876. Das Anlagekapital, welches sich in 1877/78 um den Betrag von 445 404 A vergrößerte, bctrug am Ende des Jahres 52 390 408 &, wovon auf die Königlich preußishen Bahn- strecken 35 933 103 H und auf die Großherzoglich hessishen Strecken 16 547 305 Æ entfallen. D.r Restübershuß präsentirt eine Ver- zinsung dieses UAnlagekapitals von 4,132 %/o.
— In der Generalversammlung der Aktionäre der Gußstahl- und Waffenfabrik Witten, vorm. Berger & Comp., wurde einstimmig Decharge ertheilt. Aus der Bilanz ergiebt sich ein Bruttogewinn von 548 178 4, wovon 324 689 f zu Abschreibungen verwendet worden sind, so daß ein Reingewinn von 223498 A. verbleibt, der na Beschluß der Generalversammlung folgendermaßen vertheilt wird: 202 500,46 sollen als Dividende (44/6) zur Vertheilung an die Aktionäre gelangen, 5 °/9 oder 11 174 4 zum Reservefonds abgeführt werden, 7500 A dem Aufsichtsrath als garantirte Tantième zufallen und der Vorirag auf neue Rechnung in Höhe von 2323 6 dem Direktorium als Gratifikation für die Geschäftsführung üb rwiesen werden. Die Bilanz balanzirt mit 5984 802 #4 Debitoren figu- riren mit 978 856 4, Effekten mit 120900 46, das Kassakonto mit 199 Æ, das Wechselkonto mit 10 988 4, während Kreditoren mit 183 812 A und der Reservefond mit 39 704 A zu Buch stehen. Dsa Aktienkapital beträgt 4 500 000 4 E
— In der ordentlihen Generalversammlung der Vereinigten chemischen Fabriken zu Leopoldshall (Aktiengese!ishaft) am 19, Oktober wurde der Geschäftsberiht unter Vorlegung der Dien, vorgelesen und die vorgeschlagene Dividende von 3% ge- nehmigt. i i
Antwerpen, 19. Oktober. (W. T. B.) Bei der heutigen Wollauktion waren 2344 B. angeboten, von denen 1550 B. verkauft wurden. Preise waren flau, theilweise 5 Cts. niedriger, als die Eröffnungspreise. :
London, 21, Oktober. (W. T. B.) Heute findet eine vor- läufige Vernehmung der Direktoren und des Sekretärs der C ity- of-Glasgow-Bank statt, welche am voriges Sonnabend zur Haft gebracht worden sind. : :
Gla8gow, 19, Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 198 500 Tons gegen 163 800 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 92 gegen 57 im vorigen Jahre.
Verkebrs-Lnfstalten.
Die Generalkonferenz der deutschen Eisenbahnverwaltungen zur N der Tarifreform ist nunmehr auf den 30. d, M. berufen; dieselbe wird im Architektenhause hierselbst stattfinden,
Berlin, 21. Oktober 1878.
Die Anthropologishe Gesellschaft beschäftigte si in der Sißung vom Sonnabend eingehend mit den zur Zeit hier im Zoologischen Garten weilenden Nubiern Dieselben sind in den leßten Tazen vom Professor Hartmann und den Herren Dr. Nahtigal und Hildebrandt in Bezug auf ihre Abstammung, von den Prcfessoren Lepsius, Dillmann und Prätorius în Betreff der bei ihnen in Betraht kommenden linguistischen Erscheinungen und vom Professor Virchow hinsihtlich ihrer Körperverhältnisse untersucht worden. Prof. Virchow berichtete nunmehr der Gefellshaft über die interessanten Resultate jener va _Die Gruppe der Nubier seßt sich demnach zusammen aus Angehörigen von zehn ver- schiedenen Stämmen, und zwar ist der Stamm der Chalenga dur 14, der der Marca durch 6, der dir Djalin durch 3 Nubier vertreten, während 2 Stämme je 2, 5 nur je einen Repräsentanten aufzuweisen haben. Die vielgenannte Frau gehört dem Stamm dcr Marca an. Sprachlih gehört die Mehrzahl der hier ‘anwesenden Nubier, namentlich die vom Stamm der Chalenga, der Sprach- familie Petscha zu, einer Sprachfamilie, deren Stellung zu den übrigen Sprachen eine ungemein zweifelhafte ist. Der kleinere Theil der Nubier spricht dagegen die Casiasprache , die von allen Gelehrten als leßtes Derivat der altabessinishen Des-Sprache angesehen wird. Ihrer bedienen sich u. A. die Marca. Beide Sprachgruppen lassen sih geographish leiht sondern; während die die ded rechenden mehr den Norden Nubiens angehörten, bewohnen die Anhänger der Casia den Süden. Leßtere stehen somit geographisch wie auch linguistisch den Abessiniern näher und seinen glei diesen semitishen Ursprungs zu n Die Sprache der Petscha reiht wahrscheinli bis zu den älte- ten Zeiten zurück und ist rielleiht {hon gesprohen word n, als noch das alte Egypten existirte. Thatsache ist, daß sich zur Zeit die Petshasprahe immer mehr ausbreitet, während die Casia- sprache an Gebiet verliert. Zwischen beiden Sprachgruppen ein- gezwängt waren in früheren Jahren noch 2 Völkerschaften, die wahr- 1ceinlih die leßten Reste einer Urbevölkerung darstellen. Gegen- wärtig haben sie sich sprachlich ganz der Hauptbevölkerung unter- geordnet. Interessant ist es, daß die beiden Ben-famo der Gruppe als Angehörige eincs dieser Stämme dcs Heikotastammes erkannt wurden: Alle hier anwesenden Nubier sprechen arabish, wie überhaupt das Arabische die Sprache des Verkehrs ist. Einige der Nubier be- herrshen nur die E Sprache, so namentlich die 3 Djalin, deren Stamm am meisten von allen nubishen Stämmen mit Negerblut vermischt ist. Die Dijalins zeichnen sich auch dadurch aus, daß sie keine festen Wohnsiße aufzuweisen haben, sondern zer- streut zwischen den einzelnen Stämmen leben. Wie nun dur die Sprache eine Trennung in zwei Gruppen sich ermöglichen läßt, so hat sich auch eine analoge Scheidung in Bezug auf die Körper- vcrhältnisse gefunden; eine wesentliche Lende zeigt der Nasenindex, der bei den Petschastämmen 75,5, bei den Casia-
d **) f Reichs-Anzeiger vom 7. d. M. ***) \ Reichs-Anzeiger vom 17. d. M.
\stämmen 62,5 beträgt. Diese Verschiedenheit ist auch die, die bei der
Beirahtung am ersten in die Augen fällt, da die geringeren Ab- weichungen der Schädelform dur die Haartraht verborgen werden. In Beziehung auf die Gesammtstellung hat sih für Leide Gruppen ergeben, daß sie weit entfernt find, in irgend welchem Zusammen- hang mit dea Negern zu stehen. Allerdings beeinträchtigt die dunkle Hautfarbe den Gedanken, daß wir es hier mit uns verwandteren ‘ Leuten zu thun haben sollen, ungemein. Diese autfarbe seßt sich aus 2 Tönen zusammen, einen helleren nterton, bald mehr gelb, bald mehr roth, und einen dunfkleren Oberton, dec sih an einzelnen Theilen intensiv {warz, ax andern mehr graus{warz, nie aber blauschwarz wie bei den Negern zeigt. Eigenthümlich ift es, daß die Theile des Körpers, die unbedeckt sind, alfo namentlich das Gesicht, heller wie die bedeckten sino, Auch hier zeigen die beiden Gruppen insofern einen Unterschied, 2 die Casia- völfer etwas heller wie die Petsbaleute sind. Wie es nun den Anschein hat, sind alle nubishen Stämme ans Südarabien ein- ewandert; wann dies freilih geschehen ist, wird fich wohl {wer eststellen lassen, nur so viel läßt sfih vermuthen, daß die Petscha- völker früher wie die Casiavölfer ihren jeßigen Wohnort betreten haben. Professor Hartmann knüpfte hieran noch einige Bemer- kungen, in denen er das Gesagte im Wesentlichen bestätigte, während Hr. Hildebrandt Geräthe afrikanisher Stämme vorlegte.
Die zweite afrikanishe Thier-Karawane, welhe sich vor der bevorstehenden Abreise mit der bereits hier anwesenden ver- einigte und nun den imposanten Bestand von 31 Nubiern und einer Nubicrin repräsentirt, zeigt sich mit dem reich vermehrten Thier- bestand bei auliger Witterung im Zoologischen Garten täglich Vor- mittags von 10 bis 12 Uhr, Nachmittags von 2 Uhr ab. Beim Dunkelwerden wird die ganze Bahn, auf der \sih die Karawane zeigt, durch eleftrishes Licht erhellt.
Bad Wildungen. Die leßte Kurliste ist bereits au: 21. Sep- tember ausgegeben worden. Sie {ließt ab mit 1691 Nummern gegen- über 1543 in 1877. Mit den Kurlisten ‘ist aber die Saison noch nicht geschlossen, Bäder sind bis zum 19. Oftober gegeben worden. I: der zweiten Hälfte September und sogar noch Axfang Oktober fanden fich zu einer relativ nicht unbedeutenden Zahl alter Kur- gäste noch neue ein. Zu Anfang Oktober war außer Deutschland noch England, die Niederlande, Jtalien, selb Chile durch - einen Einwohner von Valparaiso vertreten. 2u den 1691 Kurgästen und Fremden haben die Niederlande 69, Rußland 41, Amerika 26, England 21, Oesterrei 11, Schweiz 8, Frankreich 6, Ftalien 5, Schweden, Java und Belgien je 4, Poriugal 2, Spanien, Rumänien, Dänemark und Japan je 1 Person geftellt.
Die Kur war, wenn sie auch niht alle Theile befriedigt hat, doch im Ganzen eine gute zu nennen, was niht von viclen Bädern gesagt werden kann. A :
Durch eine neue wohlgelungene Musiitribüne, deren Akustik S ist, hat unser Bad eine weitere Verschönerung er- alten.
Die Kaiserlihe Ober-Postdirektion zu Cassel, welche die Be- deutung der immer steigenden Frequenz unseres Bades richtig er- kannt, hat neben dem Post- und Telegraphen-Amt in Stadt Wil- dungen zu Anfang Juli im Badelogirhause ein Posft- und Tele- raphen-Bureau eingerichtet und läßt die Fahrposten bis zu demsel- a gehen. Diese neue Einrichtung ist allgemein mit lebhaftem Danke aufgenommen. Wie wir hören, liegt es in der Absicht der Badeverwaltung für das nächste Jahr ein eignes Postgebäude in der Nähe des Bade-Logirhauses zu erbauen. i
Am 15. S ptember machten von Cassel aus gegen 125 Mit-
lieder der daselbst tagenden Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Folge ergangener Einladung einen Äbstecher nach Wildungen. Alle Theilnehmer waren von der Gegend, den Quellcn, den Bade- einrihtungen 2c. sehr befriedigt. Jhre Erwartungen waren nach allen Seiten hin weit übertroffen worden. Das s{chönfte Wetter begün- stigte den Ausflug. h Î
Das Projekt éiner Sekundärbahn von Wildungen nach Station Wabern — Main-Weser-Bahn — scheint in ein günstiges Stadium ein sein. Der Königliche Regierungs- und Baurath Lange zu
assel hat das Projekt geprüft, für rentabel erklärt und in die Hand genommen. Das Unternehmen hat hierdurch einen neuen Aufshwung a «nte und ist die Hoffnung gegründet, die Bahn bald gebaut zu sehen.
Mons, 19, Oktober. (W. T. B.) Unter den Ärbeitern in den hiesigen Steinbrüchen ist ein Strike ausgebrochen. Eine Abtheilung Gensd’armerie hat si bereits nah dem betreffenden Distrikt bégeben, auch haben Linientruppen den Befehl zum Abmarsch erhalten.
London, 21. Oktober. (W. T. B.) Bei einem am Sonn- abend bei Pontyprid (?) stattgehabten Eisenbahnunfall sind 12 Personen getödtet und einige 40 verwundet worden.
Stockholm, 17. Oktober. (Hamb. Korr.) Von der Norden- {kjöldschen Expedition erhielt das Marine-Ministerium gestern Abend aus Jrkutsk ein Telegramm folgenden Inhalts: „Wir trafen am 27. Fugnt vor dem dencstcan ein. Die Reise ostwärts wird ohne Aufenthalt fortgeseßt. Hoffen die Behringsstraße in diefem Jahre zu erreichen. Das Meer ist fast eisfrei. Alles wohl. Palander.“ Der Absender des Telegramms, Hr. Palander, is Marine-Offizier, und vom König ernannter Führer des Nordenskjöldschen Exrpeditions- chiffes "Vega, Diese kurze telegraphishe Meldung ift von hoher Bedeutung. Die Mündung des Lena liegt ein gut Stück Weges öftlih vom Cap Tscheljuskin, welches Professor Nordenskjöld als am schwierigsten zu passirende Stelle auf der ganzen Nocdost- Passage bezeichnet hat. Die Nordenskjöldsche Expedition hat somit bisher einen über Erwarten günstigen Verlauf genommen, und wenn dieselbe, wie Nordenskjöld hofft, vor Ende September die Behrings- straße erreiht, wird man binnen nit recht langer Zeit aus einem ostasiatischen oder japanishen Hafen die Mittheilung erwarten dürfen, daß Nordenskjöld die große geographische Aufgabe: die fo viel besprochene Nordost- Passage zu finden, gelöft hat.
riedrich-Wilhelmstädtishe Theater begeht in nächster Zeit die Feier der 390. Aufführung der unverwüstlihen Straußschen Operette „Die Fledermaus“. Derselben wird eine vom Kapellmeister Arno Kleffel eigens für diesen Tag komponirte Ouver- türe vorangehen, in welcher ein Potpourri aus sämrtatlichen hier zur Aufführung gelangten Straußshen Opern und Operetten zu einem Melodienkranze vereini.t ist. s
— Die italienischen Opernvorstellungen im Kroll- schen Theater gewinnen mit jedem Tage mehr die Gunst des Publikums. Die vierte Wiederholung der Verdi'’shen Oper „Die Macht des Schicksals* ging gestern, Sonntag, unter vielem Beifall in Scene. Morgen findet auf vielseitiges Verlangen eine Wieder- holung von „La Traviata“ mit Sigra. Saurel in der Titelrolle statt.
— Morgen tritt Hr. Herrmann Karlowa zum 3. Male im National-Theater und zwar als „Othello “ auf.
Die unterhaltendeu Soiréen des Physikers Hrn. Bött- cher im Konzertsaale des Königlichen Schauspielhauses bieten in dieser Woche ein neues, interessantes Programm, indem der erste Akt d: 8 Abends eine Wanderunz dur Unter-Italien illustrirt, die vor- nehmlich dur jene Gegenden get, in denen die liebli{sten Landschafts- gefilde mit den Aas unterirdisGer Naturgewalten stetig wechseln. Das vulkanische Sizilien fowie die weitere und engere Um- gebung Neapels bilden den Höhepunkt dieser romantischen Exkursion, die \{ließlih in einem Besuche Pompejis gipfelt, dessen neuerdings aufgegrabene Arcitekturen von spannendem Interesse sind. zweite Akt illustrirt das Wesen der großen Planetei, namentli der
Das
Sonne, deren physikalische Verhältnisse und zeitiger Zustand auf Grund der Resultate der Spekralanalyse darzelegt werden.