1878 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Oct 1878 18:00:01 GMT) scan diff

nung „Landeépolizeibehörde“ die Kreishauptmannschaften und unter der Bezeichnung „Polizeibehörde“ die Polizeidirektion in Dresden, die Amtéhauptmannschaften, die Verwaltungékommission für die Scönburgschen Rezeßherrschaften, die Polizeiämter in Leipzig und Chemunig, und in den übrigen Städten mit reridirter Städteordnung die dasigen Stadträthe, sowie hinsichtlich der Vereinszusammenkünfte und Versammlungen innerhalb der in der Verordnung vom 22. August 1874 (Gesey- und Verordnungéblatt vom Jahre 1874 Seite 126 flg.) bestimmten Kompetenzguenzen, in den mittleren und kleinen Städten die Bürgermeister und in den Lartdgemeinden die Gemeindevorstände

zu verstehen sind.

; Vaden. Karlsruhe, 22. Oktober. Der Erbgroß- herzog hat vorigen Sonntag, den 20. d. M., Baden verlassen und ist nach Leipzig gereist, um dort seine akademischen Stu-

dien fortzuseßen.

een. Darmstadt, 22. Oktober. Prinz Leopold Lon Baikeitannien und Frland ist heute Nachmittag von der Großherzoglichen Familie am Bahnhof empfangen, zu mehrtägigem Besuch hier eingetroffen und im Neuen Palais abgestiegen.

Hesterreich-Ungaru. Wien, 23. Oktober. (W. T. B.) Die "Poli Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Mit- theilungen, welche der Pforte aus Ueskueb Kustendje und Morokope in Bulgarien, wie aus der Umgegend von Salonichi zugegangen sind, signalisiren eine große Agitation.

n Philippopel wird eine Kundgebung gegen die Kommission jür Ostrumelien vorbereitet. Fn Seres in Macedonien sind ereits Unruhen vorgekommen. Eine Bande von 2000 wohl bewaffneten Bulgaren griff am 18. d. Krasna an; der Kampf wurde am 19. d. fortgeseßt. Jn ten bulgarischen Distrikten von Djuma und Samakoff foll gleichfalls alles zur Erhebung bereit fäin, Raslik ist von einem Angriff der Bulgaren be- droht. Aus Bukarest: Der Vizepräsident des Senats, Demeter Bratiano, is zum Gesandten in Konstantinopel und General Ghika zum Gesandten in Sk. Petersb urg er-

nannt worden.

Pest, 24. Oktober. (W. T. B.) Das Abgeordneten - aus wählte Koloman Ghiczy mit 206 von 350 abgegebenen timmen zum Präsidenten.

“F Schweiz. Bern, 23. Oktober. (Bund.) Auf Ver- anlassung des Präsidenten und des ersten Vizepräsidenten des Zürcherischen Kantonsrathes haben 131 Kantonsrathsmitglieder der verschiedenen Parteistellungen einen Aufruf an das Zürcher Volk gerichtet, in welchem dasselbe aufgefordert wird, die vom Kantonsrath einstimmig beschlossene Nachsu bvention für das Gotthardbahnunternehmen zu sanktioniren. Der Aufruf führt aus, daß ein glänzendes Volksvotum im Kanton Zürich namentlich von hohem moralischen Werthe sei, gegen- über der intensiven Agitation, die vom Kanton Waadt gegen

,

den eidgenössischen Gotthardkompromiß ausgegangen sei.

Großbritannien uud Jrland. London, Acorhdi —+4lammeberufen worden. Die „Times“ spricht ih" an-

gesihts der afghanischen Angelegenheit und der rufsisch- türkishen Differenzen zustimmend zu dieser Maßregel aus. Der „Times“ wird aus Konstantin opel, vom 22. d. M., gemeldet: Die Gerüchte, daß die Pforte die englischen Reformvorschläge formell acceptirt habe, sind versrüht. Die Pforte habe bisher nur die Versicherung ertheilt, daß die Antwort auf die englishen Vorschläge noch in dieser Woche abgesandt werden würde. In derselben werde das englische Projekt mit einigen geringen Modifikationen an- genommen werden. Diese Modifikationen seien veranlaßt worden dur den Beschluß der Pforte, die Rathschläge und die Unterstüßung Englands anzunehmen, dagegen jede Kontrole zu verweigern. Einem Telegramm des „Standard“ aus

awilpindi, vom 23. d. M. zufolge, dauert das Fieber unter den an der Grenze stehenden englis{hen Truppen fort. Ein Drittel eines în Peschawur stehenden Regiments ist dur die Epidemie kampfunsähig gemacht worden. Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Simla, vom 23. d. M,., hat der Khan von Khelat den NUTOInA der englischen für Quettah bestimmten Streitkräfte durch sein Gebiet gestattet und sih bereit erklärt, denselten Lebens- mittel zu liefern.

Bombay, 23. Oktober. (W. T. B.) Die „Bombay Gazette“ veröffentlicht einen Brief aus Thull vom 15. d. M. in welchem es heißt, der Abgesandte des Vizekönigs I sih dahin ausgesprochen, daß ein plößliher Einfall in

fghanistan große Schwierigkeiten haben würde. Gutem Vernehmen nah besteht die Macht des Emirs aus 60 000 Mann Jnfanterie, von denen die Mehrzahl mit Gewehren be- wafffnet ift, 100 Kanonen und entsprechender Kavallerie. Man glaubt, daß der Emir entschlossen ist, Widerstand zu leisten und Alimusjid, Jellalabad und Kabul zu vertheidigen, Kan- dahar jedoch nicht.

Aus der Kapstadt wird „Reuters Bureau“ unterm 1. d. M. gemeldet:

Es verlautet aus anscheinend Mau bieiger Quelle, daß Cety- wayo binnen Kuxzem in offener Feindseligkeit sih erheben dürfte. Seine Spione überwachen genau die Bewegungen der britischen Truppen. Kreli’s Zauberdoktor i} bei Untala gefangen genommen worden. Wo Kreli sich aufhält, is ganz ungewiß. Einem Bericht zufolge hat er sich nach Unquikela im Pondolande begeben, und ein anderer besagt, daß er bei Cetywayo eine Zuflucht gesuht habe. Die Entwaffnung der Eingeborenen an der Grenze nimmt ruhig ihren Verlauf, Der Premier-Minister Mx. Sprigg bemerkte in einer Rede, die er bei einem Bankett in Queenstown hielt, daß er im „Cape Argus“ gelesen habe, das gänze Land von Algoa bis Delagoa Bai befände sich in Folge der Ent- waffnungspolitik der Regierung in einem Zustande der En, Er erklärte diese Angabe für cine grobe und absichtlihe Unwahrheit. Auch empfahl er dringend eine Konföderationspolitik. Ein Theil der Beaufort-Westeisenbahn wird in Kurzem eröffnet werden, und behufs weiterer Ausdehnung der Linie wird eine Vermessung nah dem Orangefluß zu beginnen. Berichten aus Grigqualand zu- folge machten die Kaffern einen Angriff auf das Lager bei Moos- fontein, wenige Meilen von Griquatown; sie wurden indeß zurüd-

eschlagen. Die meisten der Kimberley-Freiwilligen stehen im elde. Dem neuesten Gerücht aus Transvaal zufolge haben ich sowohl Mapoh wie Makapon rebellisch erhoben.

Frankreich. Paris, 23. Oktober. (W. T. B.) Heute fanden die Leichenfeierlihkeiten für den verstorbenen

P E A a E

Bischof Dupanloup statt. Denjelben wohnte eine große Volks menge bei, 34 Prälaten assistirten bei der Feier.

. Spanien. Madrid, 23. Oktober. (W. T. B.) Jn Folge der energischen Reklamation der spanischen Regierung haben die marokkanischen Behörden am 21. d. M. in Gegenwart des spanischen Konsuls die Wächter, die am Tage der Ermordung des spanischen Unterthanen Liano durch Ma- rokkaner mit der Bewachung des Lazareths beauftragt waren, ur strengen Bestrafung gezogen. Der wegen Theilnahme an er léßten republikanischen Eider hema verhaftete frühere Chef der Exekutivgewalt, Pi y Margall, ist in Foige der vor dem Gerichtshofe von Sevilla gbgegebenen Erklärungen wieder freigelassen worden.

Ftalien. Rom, 23. Oktober. (W. T. B.) Das Journal „Diritto“ meldet, General Bo nelli habe das Porte- feuille des Kriegs-Ministeriums angenommen. Derselbe habe sich heute Abend nah Monza begeben und werde morgen dem Könige den Eid leisten.

BVußland und Polen, St. Petersburg, 23. Ok- tober. (W. T. B.) General Drentelen, Chef der Gensd'ar- merie, ist heute hier eingetroffen.

Dänemark. Kopenhagen, 23. Oktober. (W. T. B.) „Morgentelegrafen“ zufolge, ist der Regierung die Mittheilung zugegangen, daß das gelbe A A in St. Thomas aus- gebrochen sei. 4 Soldaten jeten bereits von der Krankheit befallen.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 23. Oktober. Len, T. B.) Die diplomatischen Agenten Ftalicns und Griechen- ands haben bei Nubar Pascha formellen Protest dagegen er- hoben, daß der demnächst fällige Coupon der unifi- zirten Schuld eingelöst werde, bevor das Urtheil der inter- nationalen Gerichtshöfe gegen die Regierung ausgeführt sei. talien hat Oesterrei und Deutschland aufgefordert, sih dem roteste anzuschließen ; man" glaubt, daß Oesterreih dem An- suhen Folge leisten werde. Die Uebershwemmung des Nil hat beträchtlihen Schaden angerichtet der auf 500 000 Pfd. Sterl. geshäßgt wird; 250 Personen jollen dabei ums Leben gekommen sein. Die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen ; die Einwohner beschuldigen die Regierung, die nöthigen Vorsichtsmaßregeln außer Acht gelassen zu haben.

Aus dem Wolffshen Telegraphen-Bureau.

München, Donnerstag, 24. Oktober. Der Kultus- Minister von Luß hat an Stelle des für einige Wochen beur- saubten Minister-Präsidenten von Pfreßschner das Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten übernommen.

S t. Po eat ra, Donnerstag, 24. Oktober. Der „Re- gierungsbote“ veröffentlicht ein Telegramm des russishen Kom- missars in Bulgarien, Fürsten Dondukoff-Korsakof, in welchem die Centralverwaltung des Fürstenthums Bulgarien verlegt worden, eingetroffen sei. Mit der Verwaltung Ostbulgariens wurde der General-Lieutenant Stolipin betraut, welcher die Rechte eines General-Gouverneurs erhält.

Nr. 63 des Amtstsblatt der Deutschen Reichs- Po st- und Telegrapbenverwaltung hat solgenten Inkalt: Nerfügungen: vom 21. Oktober 1878, Portoberechnung für Padet- sendungen nach und aus Großbritannien und Irland bei der Be- förderung über Rotterdam. Vcem 19. Oktober 1878, Nach- frage\chreben über Postanweisungen nach den Vereinigten Staatcn von Amerika. Vcm 19, Oktober 1878. Stempelung der Post- sendungen.

Statistische Nachrichten.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versiche- rungs - Aktien-Geselishaft Abtheilung für Unfall- versicherung kamen im Monat September 1878 zur An- zeige: 16 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebens- gefahr \{chwcben, 30 Unfälle, welche für die Verleßten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 450 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehend:r Erwerbsunsähigkeit. Sa. 502 Unfälle.

In einer Studie des „Journal ¿es sc’ences militaires“ über die Mobilisirung der französischen Armee wird der voraus- fihtlihe Cffektivbestand der französischen Streitkräfte wie folgt dar- gelegt : Aktive Armee. 9 Kontingente à 247000 Mann =

994 800 Mann. Engagirte unter 20 und über 40 Jahre, Offi- ziere 2c. 40.000 Mann. Summa 2 264800 Mann. Hiervon find abzuziehen: Bedingungsweise Diépensirte und Verstorbene, Aus- gefcchiedene 2c. 64 800 Mann. Bleiben 2 200000 Mann, von welchen der Landarmee 2 075 0C0 Mann, der Maine 125 000 Mann an- gehören. Territorialarmee. Organisirt 5 Kontingente à 160 000 Mann = 800000 Mann. Reserre 6 Kontingente à 100 000 Mann = 600000 Mann. Summa 1400000 Mann, Total der gesammten Streitkräfte 3 600 000 Mann. Die permanente Armee begreift in sh: Marine 5 Kontingente à 6400 Mann = 32 000 Mann. Andere Infskribirte 14 000 Mann. Offiziere 2c. 3(00 Mann. Summa 49 000 Mann. Landarmee 4 Kontingente der ersten Portion à 89 600 Mann = 358 400 Mann. Erste Klasse der zweiten Portion 40 000 Mann. Offiziere 2c. 31000 Mann. Summa 430 (00 Mann. Dies beträgt für die gesammte permavente Armee 430 000 Mann, wonach si der Urlauberstand mit 3 121 000 Mann heraus- stellt und zwar mit 1 645 000 Mann der aktiven Armee und 1 476 000 Mann der Territorialarmee. Von den Urlaubern der aktiven Armee gehören 1031 860 Mann zu den Gedrillten und 613 140 ju den Nichtgedrillten. -— Der Pferdebestand der mobilisirten

rmee wird wie folgt angegebcn. In der aktiven Armee sollen a an Pferden und Zugthieren zusammen 210 700 Stück befinden. Da die aktive Armee thatsächlih nur 112 964 Stück besitzt, so mütien im Mobilisirungsfalle 97 736 Stück angeschafft werden, Die Territorial- Armee würde überdies eine gleih große Anschaffurg erfordern. ‘An Fuhrwerken find für die aktive Armee bereit: 2200 Ambulanz- wagen, 14 (C00 Sukbsistenzwagen, 320 Bekleidungswagen, 680 Bagage- und Archivwagen, 8150 Regimentéwagen, 215 Kassen- und Postwagen, 150 Telegraphenwagen, 80 Lithographiewagen, 280 Schmieden und andere Mera Pagen, Summa 26075 Stück. Hierzu kommen noch Artilleriefuhrwerke 16 356 Stück, Geniefuhrwerke 508, Pontonier- fuhrwerke 1660 Stück. Total 44 599 Wagen.

Kunst, Wissenschaft ünd Literatur.

Der Professor Wilhelm Müller in Tübingen hat es, „von mehreren Seiten hierzu aufgefordert“, unternommen, cine Lebens skizze des General-Feldmarschalls Grafen von Moltke zu entwerfen. Dieselbe ist vor Kurzem im Verlag von Carl Krabbe in Stuttgart erschienen. Der Verfasser behandelt nah seiner cigenartigen Auffassung und Darstellung das Leben des großen Strategen von dessen ersten Iugendjahren bis zum Jahre 1878. Er führt den Leser in dem ersten Abschnitte gleih mitten in die Kriegs- aktion des Jahres 1866, in den Abend vor der Schlacht von König- gräß und reiht daran die Schilderung des. böhmischen Feldzuges. Der zweite Abschnitt umfaßt die „Jugendjahre und Wanderjahre 1800—1856“ und der nächste Abschnitt is der Wirk amkeit des Generals von Moltke als Chef des Generalstabes der Armee seit dem Jahre 1857 gewidmet. Cin folgender Abschnitt \childert die hervorragende Thätigkeit des Feldmarschalls im deutsch-franzö- sischen Kriege von 1870 und 1871, während der leßte Abschnitt sich mit der Theilnahme desselben an den Verhandlungen des Reichstages in den Jahren 1867—1878 beschäftigt. Der Ver- fasser bemerkt in dem Vorworte, pay er die Lebensf\kizze auf die theils von dem Feldmarschall von Moltke selbst verfaßten, theils von ihm mehr oder minder inspirirten Werke aufgebaut habe und bezeichnet als die ersteren die Briefe aus dem Orient, die Darstellung des russish-türkischen Krieges 1828/29, die Briefe aus Rußland und aus Paris und als die leyteren die Generalstabêwerke über die Kriege von 1866 und 1870/71. Außerdem führt der Verfasser als seine Quellen noch eine Reihe als zuverlässig bekannter, treffliher Wirke an. Der Verfasser ist darauf bedacht gewesen, überall, wo es möglich war, dic Person des Grafen von Moltke in den Bordergrund treten zu lassen. Er hat daher von tem böhmischen Feldzug von 1866 wie von dem deutsch-französischen Kriege von 1870/71 niht Kriegs- und Swhlachtentetails, sondern vorzugsweise die Feldzugspläne bes Chefs des Generalstabes der Armee und die von leßterem an die Oberkommandos der einzelnen Armeen gerichteten Befehle und Direktiven mitgetheilt, welce die Vorbereituugen zu den Schlachten und die Bedingungen der Siege waren. Die in dem zweiten Ab- \chnitte dargestelte Geschichte der „Jugend- und Wanderjahre“, unter welchen der vierjöhrige Aufenthalt Moltke's im Orient die bervorragendste Rolle spielt, hat der Verfasser an der Hand der von Moltke selbst herau?gegebenen Briefe aus dem Orient, aus Rußland und aus Paris beschrieben. Des Grafen von Moltke Reden im Reichstage haben die ihrer Wichtigkeit eutsprechende Würdigung ge- funden. Alle Reden, welche der Feldmarschall als Reichêtag8-Abge- ordneter von 1867 bis 1878 im Reichétage getalten hat, sind theils wörtlid, theils nah ihrem wesenilihen JInhalte mitgetheilt, wobei der Verfasser die jedesmalige Situation durch einleitende Worte {fkizzirt. Dem Buche A Hs N U, BREIORes Porträt des Feldmarschalls als Titel-JUustration beigesUgk. :

f Im Verlage vcn J. Guttentag (D. Collin) hierselbst sind folgende neue juristische Schriften erschienen :

1) Die sec\te Lieferung ron: „Die Strafprozeßordnung für das Deutsche Reich nebst tem Gerichtsverfassungsgeseß und den das Strafverfahren betreffenden Bestimmungen der übrigen Reichs- geseßzez mit Kommentar von C, Löwe, Appellationsgerihts-Rath in Frankfurt a. d. O.“ Wie aus den früheren Lieferungen bekannt, bietet das Werk in der Form von Anmerkungen zu dem Veleyesierie eine eingehende Erläuterung der Strafprozeßordnung und aller das Strafverfahren betreffenden reisgeseßlichen Vorschriften, unter Bes rüsihtigung der Motive und der Verhandlungen der Reichekommission und des Reidbstages. Der Strafprozeßordnung vorausgeschickt ist das Gerichtsverfassungsgeseß ; dasselbe ift insoweit erläutert, als seine Be- stimmungen eine Bedeutung für das Strafverfahren habcn. :

9) „Die Aufnahme letßtwilliger Verordnungen im Geltung8gebiete des Allgemeinen Landrechts für _ die preußischen Staaten. Ein Hülfébuch von R. Blochmann, Kreisrichter a. D. Dio Œxrituna lektwilliaoer Verordnungen ist für das Schidsal ganzer Familien von so weittragendem Einflusse, daß es kaum cine richterliche Thätigkeit giebt, welche an die Pflichttreue, die Umsicht und das Verständniß praktischer Verhältnisse größere Anforderungen stellte, als die Aufnahme der Testamente. Will der Testator sicher gehen, daß seine leßtwillige Verordnung im vollen Umfang zur Aus- führung komme, so fann er bei einigermaßen verwickelten Verhältnissen der Beihülfe eines Rechtêverständigen nicht leicht entbehren. In den, meisten Men wird der Richter, n elcher das Testament aufzunehmen hat diesen Rechtsbeistand leisten müssen. Nach §8. 141 und 153 A. L. R. I. soll er zugleih dafür sorgen, daß Prozesse Über lebte Willengerkläcungen möglichst vermieden werden. Dieser Verpflichtung karn der Richter nur genüçen, wenn er sih nicht blos alle auf das testamentarishe und geseßliche Erbrecht bezüglichen Beftimmungen gegenwärtig hält, sondern auch mit den Entscheidungen des obersten Gerichtshofes über zweifelhafte Frazen und Auslegungen der Gesehe 1 nd leßten Willenserklärungen vertraut mat. Um dem Nichter diese Aufgabe, insbesondere außerhalb der Gerichtsstelle, zu erleichtern, hat der Verfasser die in beiden Thcilen des Landrechts und in verschiede- nen Titeln zerstreuten erbrechtlihen Bestimmungen und Entscheidun- gen des Ober-Tribunals, soweit sie bei der Auf- und Annahme leßt- williger Verordnungen in Frage kommen können, zusammengestellt.

3) „Der Reich8-Civilprozeß. Lehrbuch des bügerlichen Verfahrens nach der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reich und den ergänzenden Reichsgeseen von Dr. Hermann Fitting, ordent- lihem Professor der Rechte in Halle.“ Je weiter das Verfahren, wie es sih nah der deutschen Civilprozeßordnung gestalten wird, von dem bisherigen Verfahren in den meisten. Theilen Deutschlands abweicht, um so dringlicher macht \sich für den praklishen Juristen, dem neben seinen laufenden Arbeiten die Aufgabe geseßt ist, bis zum 1, Oktober 1879 nicht allein die Civilprozeßordnung, sondern auh die übrigen neuen Justizgeseze zu beherrschen, das Be- dürfniß eines Hülfsmittels fühlbar, welhes ihn in den Stand seßt, mit dem möglichst geringen Aufwande von Mühe und Zeit eine hinreichend gründliche Kenntniß des neuen bürgerlichen Verfahrens zu erwerben. Daneben ift es aber auch wünschenéwerth, dur eine dem Verständniß auch der Nichtkuristen zugänglicbe Dar- stellung des neuen Prozeßrechtes weiteren Kreisen des Volkes eine nicht zu oberflächli%e Kenntniß desselben zu vermitteln. Das vorliegende Lehrbuch dient diesem doppelten Bedürfnisse, demjenigen der Juristen sowohl als dem der Nichtjuristen. Der Versuch einer solchen Vereini- gung der Interessen wird für beide Theile nüßlich sein können, da einerseits die durch die Rülksiht auf den Nichtjuristen gebotene Einfachheit, Klarheit und Gleichförmigkeit der Sprate auch dem Juristen, andererseits die im _ Hin- blick avf den leßteren geforderte Genauigkeit und Schärfe aud dem Nichtjuristen zu Statten kommen witd. Diesem feinem doppelten Zwecke gemäß konnte mit dem Buche eine wies, \caftliche Arkeit im strengen Sinne nicht beabsichtigt sein, o wind die klare und bündige systematische Darstcllung des neuen Prozeßrechtes auf Grurd niht nur der Civilprozeßordnung, fondern au aller ergänzenden Reichëgeseze: Der Rechtsänwaltsordnung, des Gerichtékostengeseßes und der Gebührenordnungen für Gerichts- vollzieher, scwie für Zeugen und Sacverständige, dazu beitragen, daß dieses Recht möglichst rasch den Grad von theoretisher Durch- bildung erhalte, dessen jedes Recht zu richtiger Anwendung urd wahr- haft fruchtbarer Wirksamkeit unumgänglich bedarf.

Das neue Reichsgeseß gegen die gemeingefähr- lihen Bestrebungen der Sozialdemokratie liegt bereits- in einer handlichen, aus dem Verlage von Gustav Hempel hier- selbst hervorgegangenen Ausgabe vor. Dieselbe ist von R. Höing haus mit Einleitung und Anmerkungen versehen, welche, vorzugéweise dem amtlichen Material entnommen, Erläuterungen aus den Moti- ven, ten Erklärungen der Bundeskommissare und den Berichten und Vcrhandlungen des- Reichstags enthalten. Beigegeben ist der Aus- gabe ein Abdruck der Genossenschafts- und Hül sfafsengesete.

Von den „Abhandlungen zur geologischen Spezial-

karte von Preußen und den Thüringischen Staaten“ ist

jeßt im Verlage der Neamanzscen Kartenhandlung das 3. Heft des T1, Bandes erschienen. Dasselbe enthält allgemeine Erläute- rungen zur geognostish-agronomischen Karte der Um- gegend von Berlin und ist von dem Landesgeologen und Professor an der Friedrih-Wilhelms-Universität zu Berlin, Dr. G. Berendt, verfaßt. Die der Abhandlung zum Anhbalte dienenden 9 nördlichen Sektionen der weiteren Umgegend Berlins, nämlih die Sektionen: Linum, Nauen, Markau, Cremmen, Marwiß, Rohrbeck, Oranienburg. Hennigsdorf und Spandow, sind die ersten geologishen Karten, welche Seitens der öniglichen geologischen Landesanstalt aus dem weiten Gebiete des norddeutschen Flachlandes erscheinen. Sie find zuglei au die ersten geologishen Spezialkarten, welche dem Land- und Forstwirthe inébesondere zugänglich bezw. nußbar find. Die vorliegende Abhandlung ist daher nicht ‘niht nur eine, das Gemeinsame zusammenfassende Generalerläuterung [0 diese 9 Kartenblätter, sie dient auch in gewissem Grade, nur mit peziellem Anhalte an dieselben, als Einleitung für die in ihrer Eigenschaft als vereinigte geognostish-agronomische Karte neue Art der Kartendarstellung. Was die geognostische Darsteliungsweise betrifft, so \{ließt sich dieselbe allerdings an die bisher im mittel- deutschen Gebirgslande befolgte aufs Innigste an, nur daß auf die petrographische Seite der Unterscheidung ein noch größeres und aus- nahmsloses Gewicht gelegt worden ist. Die hinzutretende agron o- mis che Bezeichnungsweise ist aber vollständig neu. Wie bei der geognostishen Bezeichnungsweise ein Hauptgewicht in die Petro- graphie, in die Beschreibung der Gesteinszusammenseßzung fallt, so ist hier das Hauptgewicht auf die pedographischen Unter- \chiede, auf die Zusammenseßung des aus dem Gestein entstandenen Bodens gelegt worden. In dem innigen Zusammenhange des Ge- \teins und seiner Verwitterungsrinde, des Bodens, in der Unzer- trennlichkeit der Petrographie und der Pedographie liegt aber die Möglichkeit der Herstellung einer vereinigten geognostisch-agronomischen Karte. Wegen der gro,„en Bedeutung dieser Aufgabe hat denn auch die geologische Landesanstalt, als bei Gründung derselben im Jahre 1873 Seitens des Königlichen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten die Ausdehnung der geologischen Unter- juhungs- und Kartirungsarbeiten auf das norddeutsche lahland aus- gesproben wurde, zuglei die möglihste Nußbarmachung dieser Auf- nahme gerade als Bodenkarten übernommen. Auf rund der erschienenen 9 ersten dur Dr. G. Berendt, zum Theil unter Mitwirkung der Assiisten- ten Dr. Laufer und Dr. Dulk aufgenommenen Flaclandsseklionen, in welchen gleichzeitig dur Farben und Zeichen sowohl die ursprüngliche geognostishe Gesammtschicht, wie auch ihre Verwitterungsrinde, also Grund und Boden der G:gend zur Anschauung gebracht ist, wird es dem Praktiker leiht werden, den innigen Zusammenhang der jedes- maligen Bodenverschiedenheit mit den geognostishen Lagerungsver- hältnissen verstehen zu lernen und in mannigfaltiger Weise zu nuten. Dazu wird denn auch die vorliegende Abhandlung, welche, ge- stüßt auf mechanish-chemische Analysen diesen zur Darstellung ge- brachten unlöslihen Zusammenhang ron Grund und Boden des Weiteren nachzuweisen sucht, auch ihrerseits mithelfen.

Von dem dankenswerthen und interessanten literarischen Unternehmen „Bibliothek älterer Schriftwerke der deutschen Schweiz und ihres Grenzgebietes“, auf welhes wir zuerst im Allgemeinen hingewiesen und dessen Band wi: dann näher angezeigt haben (Nr. 2731877), ist vor Kurzem der zweite Band erschienen: „Niklaus Ma- nuel“, herauszegeben von Dr. Jakob Baechtold (Frauen- feld, Verlag von I. Huber, 1878). Der H-:rausgeber gedenkt zuerst im Vorworte der bekannten trefflichen Monographie von Grüneisen über Niklaus Manuel, in welcher über die Lebenéschicktsale und die Werke dieses Künstlers, Dichters, Kriegers, Staatsmanns und Reformators im 16. Jahrhundert eingehend gehandelt wird, und in welcher seine Dichtungen zum Theil mitgetheilt werden, er- wähnt dann die andern Bemühungen für diese hervorragende und eigenartige Erscheinung der Literatur- und Kunstgeschichte und belehrt \hließlih über die Einrichtung der neuen Ausgabe. Das hier dar- gene Material ist bei Grüneisen kaum zur Hälfte gedruckt. Im Allgemeinen war der Grundsaß leitend, di: Originalausgabe leßter Hand “den Texten zu Grunde zu legen. Textabweibungen sind im Lesarten- verzeichniß zusammengestellt. Willkommen ist ein erklärendes Wörter- buch, fowie das Namen- und Sathregister. Den Werken des Niklaus Manuel folgen in der Ausgabe auch die dichterishen Versuche (zum Theil im Auszuge) von dem weniger bedeutenden Sohne desselben, von Hans Rudolf Manuel. Von besonderem Werthe ist die fehr eingehende Einleitung, die zuerst das Leben Manuels, dann seine künstlerishe Thätigkeit {hildert und \{ließlich seine Dich- tungen charafterisirt. Der zweite Abschnitt über Manuels Kunst ist von Professor F. Salomon Vögelin in Zürich geschrieben und bei- gesteuert worden. Wurde das ganze Unternehmen allseitig will- kommen geheißen und hat der erste Band allgemeinen Beifall ge- funden, so wird voraussichtlich auh diesem zweiten Bande, der \o vieles Interessante bietet, eine freundlihe Ausnabme nicht fehlen

München, 20. Oktober. Die „Allg. Ztg.“ meldet: Se. Ma- jestät der König hat die Errichtung einer meteorologischen Centralstation in München mit 34 Beobachtungsstationen an vershiedenen Orten des Königreihs genehmigt. Zweck dieser Sta- tionen ist Pflege und Entwickelung der Wissenschaft der Meteorolo- gie, sodann auch Förderung wichtiger praktisher Jateressen Bayerns, namentlih im Gebiete der Landwirthschaft, Forstwirthscwaft und Hygiene. Die meteorologishe Centralstation in München ist bereits errichtet und eröffnet worden. Sie befindet sich im Hause Nr. 20 an der Gabelsbergerstraße. Die Wahl der Orte und Beobachter für die 34 der Centralstation untergebencn Beobachtungsstationen ist so weit gediehen, daß sie in der nähsten Zeit zum Abschlusse gebracht werden fkarn. Probebeobahtungen sollen an allen Sta- tionen in den Monaten November und Dezember 1878 statt- finden. Mit dem 1. Januar 1879 sollen die definitiven, später zu veröffentlihenden Beobachtungen beginnen. Se. Majestät der König hat die Funktion eines Direktors der meteorolozishen Centralstation in München und ihren Filialen dem ordentlichen Professor der Physik an der tehnishen Hochschule dahier, Dr. W. von Bezold, übertrazen. Se. Majestät der König hat genehmigt: 1) daß das Odeonsgebäude zu München aus der Verwaltung der Königlichen Hoftheater-Intendanz in jene der Königlichen Musikschule in München übergehe und ganz der A zur Verfügung gestellt werde; 2) bas insbesondere der groß: Odeonssaal uebst den an- stoßenden Räumen in Zukunft für Zwecke der genannten A Ae in erster Linie, dann zur Abhaltung von Konzerten der musikalischen Akademie, der Vokalkapelle und namhafter Künstler zu dienen habe, dagegen jede anderweitige Verwendung desselben, insbesondere für Bâlle, Redouten, Ausstellungen u. dergl, ausgeschlossen bleibe.

Land- und Forstwirthschaft.

Naumburg, 22. Oktober. (Magdeb. Ztz.) Obgleich das außergewöhnlich milde Wetter es zulassen würde, die Wein lese noch einige Zeit hinauszuschieben, so wird Ende dieser Woche doch schon damit vorgegangen werden. Mit Anfang der nächsten Woche dürfte im Saal- wie im Unstrutgebiete ganz allgemein mit der Traubenernte begonnen und diese binnen wenigen Tagen beendet sein.

Gewerbe und Handel.

Der Geschäftsberiht der Aktiengesellschaft Görlißer Maschinenbau-Anstalt und Eisengießerei für den Zeit- raum vom 1. Juli 1877 bis 30. Juni 1878 berichtet u. A. Folgen- des: Es ist dem Vorstand gelungen, das Etablissement E zu be- \chäftigen, daß die Verpflichtungen in pekuniärer Beziehung prompt erfüllt und der Stamm eingeschulter Arbeiter erhalten werden konnte. Die erste Hälfte des Geschäftsjahres ergab hinsichtlich der eingegange- nen Aufträge ein sehr ungünstiges Resultat; dagegen gelang es, Ende Dezember v. J. biz Anfang Februar d. J. mehrere größere Bestellungen auf Dampfmaschinen mit Ventilsteuerung

nach Rußland zu erhalten, welche es ermöglihten, von Fee bis Juni cr. mit voller Arbeitszeit das Etablissement zu . beschäftigen. Was die Geldverhältnisse der Gesellschaft anbetrifft, so ist es mög- lih gewesen, das Accepten-Konto um 16 000 #4 und das Kreditoren- Konto um rund 44 000 M, zusammen 60 000 4 gegen das Vorjahr zu vermindern. Es betrug: Das Gewicht der abgelieferten Maschinen, Transmissionen, Dampfkessel, Brücken und Blecharbeiten 2c. 889479 kg, das Gewicht des abgelieferten Rohgufses für auswärts 68671 kg, der Werth dieser beiden vorstehend aufg-führten Positionen 593 734 Æ, die Zahl der Aubeiter excl. Beamten und Werkmeister: a. im Minimum 217, b. im Maximum 272, c. am Ende des Geschäfts- jahres 250. An Lohn wurde gezahlt pro Jahr 16ä 393 #4 An Gehältern wurde gezahlt 37 801 E Die Gesammtproduktion der ales pr rag betrug während des verflossenen Geschäftsjahres 10 596 Ctr. gegen 12 108 Ctr. im Vorjahre. Das Lohn hat \ih im vorigen Jahre um ca. 24 °/o reduzirt, ebenso die Summe der Ge- hälter um ca. 5000 M Die bisher erfolgten Ab¡chreibungen auf die Kapitalkonten erreihen die Summe von rund 217 000 Der verbleibende Gewinnrest von 2930 4 wird auf Abschreibungs- konto für unvorhergesehene Fälle übertragen.

E E Provinzial-Diskonto-Gesellshaft in Liguida- tion hier wird, wie die „B. Börs. Ztg.“ hört, außer der bereits er- folgten Rückzahlung von 20 %/ jeßt weitere 10/9 des eingezahlten Aktienkapitals, d. i. 60 4 pro Aktie, zur Rückzahlung bringen. Die Auszahlung soll vom 1. November d. J. ab erfolgen.

Gotha, 22. Oktober. Durch eine Ministerial-Verordnung vom heutigen Tage wird bestimmt, daß von Wanderlagern für eine Woche oder einen Theil derselben in Gotha 30 4, in den übrigen Städten 20 M. und in allen sonstigen Ortschaften 10 4 Gewerb s- abgabe an die Staatskasse gezahlt werden sollen, und es ist dieser Satz um die Hälfte zu erhöhen, wenn der Wanderlagerinhaber sich mehr als eines Gehülfen bei seinem Geschäftsbetriebe bedient. Die Gewerbsabgabe ist bei jed-m Ortswechsel von Neuem zu entrichten, auch wenn die Zeit nochþ nicht abgelaufen ist, auf welche sie bezahlt ist. Zuwiderhandlungen Seitens des Wanderlagerinhabers werden mit

em vierfachen Betrage der wöchentlichen Abgabe bestraft, vorbehalt- lih der Nachzahlung der angefallenen Abgabe selbst.

Rotterdam, 23. Oktober. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Kaffee-Auktion wurden für .Nr. 1 53, Nr. 2 454, Nr. 3 47, Nr. 4 46, Nr. 5 573, Nr. 6 66} und Nr. 8 674 Cts. erzielt.

Antwerpen, 23, Oktober. (W. T. B.) Wollau?ktion. Angeboten 1779 B., verkauft 888 B. Preise unverändert.

London, 24. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ meldet das Fallissement des Hauses Matthew Buchanan & Co. Die Passiven sollen 1 250 090 Pfd. Sterl. betragen.

Verkehrs-Anstalten.

Southampton, 23. Oktober. Das Post-Dampf\chiffff „Oder“, Kapitän C. Leist, vom Norddeutschen Lloyd inæBremen, welches am 12. d. Mts.-von New-York abgegangen war, ist gestern 6 Uhr Abends wohlbehalten hier angekommen und hat nah Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung 8 Uhr Abends die Reise nah Bremen fortgeseßt. Die „Dder“ überbringt 148 Passagiere und volle Ladung.

New-York, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „The Queen“ von der National-Dampfsciffs-Com- pagnie (C. Messingsche Linie) ift heute hier eingetroffen.

Berlin, 24, Oktober 1878.

Zur Bequemlichkeit des reisenden Publikums unterhält die Postverwaltung alljährlih während des Sommers auf den beliebtesten- Höhepunkten unserer nord- und mitteldeutschen Gebirge dem Brocken, der Schneekoppe, dem Fnselsberge und der Bastei in der sähsishen Schweiz Post und Telegraphenanstalten. Auch auf den Nordseeinseln Borkum und Sylt, denen sih viele Badegäste zuwenden, sind alljährlih während der Badezeit Postanjtalten (in Borkum und Westerland) in Wirksamkeit. Die Zahl der in diesem Jahre ber den vier Berg-Postanstalten vorgekommenen Post- sendungen hat 45 481, die Zahl der Telegramme 3034 be- tragen. Bei den beiden Jnjfel-Postanstalten sind 112 836 Postsendungen und 4061 Telegramme zur Beförderung ge- langt. Von den Postsendungen entfielen auf die Schneekoppe 16 982 Stü, den Brocken 7960 Stück, den Fnselsberg 7518, die Bastein 13 021 Stück, auf die Postanstalt in Westerland U F 79 461 Stü, auf diejenigen in Borkum 33 375

üd.

Die leßten Konkurrenzen auf der Berliner Rennbahn zu Hoppegarten werden am künftigen Sonntag abgehalten und damit der diesjährige Sport für den Berliner Rennplay abgeschlossen werden. Wie bei dem Herbst-Meeting werden auch am Sonntag sechs Rennen ab gehalten, darunter diesmal zwei für Steeple-chase, ein Hürden- und ein Jagd-Rennen, so daß den Freunden dieser, des interessantesten Theiles des Sport, voll Genüge geboten wird.

Der Tag führt den Namen „Middle-Park-Meeting“ und wird vor- aussihtli, da die Nennungen meist noch nicht ges{losjen sind und heute \hon zahlreiche Nennungen eingingen, eine große Betheiligung guter Pferde in Ausfiht stellen. Bemerken2werth ist, daß unter den ge- nannten Pferden (für das Dalham-Handikap) sih auch ein in der Meiddle-Park-Lotterie gewonnenes Pferd (,„Miezi“) befindet. Zur Konkurrenz gelangen 1) Maccaroni - Preis von 1000 # für zweijährige Pferde. Verkaufsrennen (bis jeßt 5 Pferde genannt).

Dalham-Handikap. Preis 1500 # Für 3jährige und ältere Pferde (11 Pferde genannt). 3) Speedwell-Jagd-Ren- nen. Preis 1000 #4 Herren-Reiten. Für den siegenden Reiter ein Ehrenpreis (bis jeßt 8 Unterschriften). 4) Lady Love-Swee p- Stakes für 2 jährige Pferde bei 300 (A Einsaß und halb Reugelg. (4 Unterschriften). 5) Parmesan-Handicap von 1000 H für 2 jährize und ältere Pferde (6 Unterschriften) und endlich 6) Ga- lingall-Hürden-Rennen. Preis 1000 4 Herren-Reiten. (Bis jeßt 4 Pferde genannt).

Es werden zu dem Rennen vom Ostbahnbahnhof wiederum 2 Extrazüge (12 und 124 Uhr) abgelassen, welhe um 4 und 44 Uhr nah Berlin zurückkehren.

Der Berliner Krippenverein hielt am Mittwoch im Bürzersaale des Rathhauses seine erste Géneralversammlung ab. Dem Jahresberiht, der sih über die Thätigkeit des Vereins vom 15. Mai 1877 bis 30. Juni 1878 erstreckt, entnehmen wir, daß der Verein 148 Mitglieder zählte, die an Beiträgen 1709 4 beisteuerten, Von Nicttmitgliedern und dur Veranstaltung von Theatervorstellungen gingen ferner 2839 46 70 S ein. In der Pflege des Vereins haben fich überhaupt 6284 Kinder befunden, und zwar im Juli 1877 357, im August 540, im- September 586, im Ofktober 623, im No- vember 531, im Dezember 492, im Januar 1878 602, im Februar

617, im März 519, im April 593, im Mai 610 und im Juni 334.

Verpflegungsgelder sind von den Eltern der Kinder in Höhe von 753 Æ 50 S gezahlt worden. Den Gesammteinnahmen von 5592 M standen Ausgaben im Betrage von 5569 Æ gegenüber. Da nun der Verein außerdem noch unbeglihene Schulden in Höhe von 959 M haite, sah er si genöthigt, seinen Mitgliedern bereits den Antrag auf Auflösung zu unterbreiten, als ihm unerwartet ein Legat von 15000 & aus dem Mackwald's{hen Nachlaß zufiel, das den Vorstand in den Stand setzte, den Antrag zurückzuziehen. Mit der E der aus\sheidenden Verwaltungsraths-Mitglieder {loß die ißung.

Der Berliner Kinderschuß-Verein, welher sich zur Aufgabe stellt, arme Kinder bis zum dritten Lebensjahre zu verpfle- gen, in soliden Familien unterzubringen und über ihre so manchen Gefahren unterworfene erste Entwickelung zu wachen, veranstaltet auch in diesem Jahre zum Zweck der Aufbesserung seiner dur starke Nachfrage in Anspruch genommenen Mittel am 21. bis 24. Novem- Wee Theatersaale der Kaisergallerie, Behrenstraße 50, einen S T,

Bremen, 19. Oktober. (Wes. Ztg.) Die Beleuchtungs - versuche mit elektrischem Lit zur Ermöglichung nächt- licher Stromschleppschiffahrt wurden gestern Nacht mit den neuen Apparaten, die inzwischen vollständig eingetroffen waren, fort- geseht. Dieses Mal sollte fih der Versu gleih im praktischen Ge- brauche bewähren. Der Dampfer „Deutschland“ fuhr mit einem vollen Schleppzuge Mittags von der Stadt ab und war um 5 Uhr Nachmittags bei den Badener Bergen. Nachdem die Vorbereitungen für die Nachtfahrt beendet waren, wurde die Fahrt um 7 Uhr Abends bei sehc dunklec Luft und milder, ruhiger Wittcenng fort- geseßt. Der elektrishe Beleuhtungsapparat that jeßt so voll- tommen seine Schuldigkeit, daß die Fahrt mit voller Dampf- kraft vor fih gehen konnte und keinen Augenblick unterbrochen zu werden brauchte, so daß der Dampfer mit seinem Schleppzuge Nachts 3 Uhr, also von Bremen aus nah 12§ stündiger Fahrt, în Hoya anlangte. Der phantastische Anblick des erleuchteten Stromes hatte die in der Nähe der Ufer wohnenden Menschen in Menge als Zu- schauer herangezogen. In der That waren die Ufer bis 100 Schritt im Voraus taghell erleuchtet; das Licht selbst war auf der vordersten Spitze des Dampfers angebracht, somit störte den Kapitän und die Besaßung niht mehr wie am Abend zuvor die blendende Helligkeit der vorderen Schiffstheile. Die Anwendung der Linse des nah außen gebozenen, horizontal gestreift:n Hohlglases, - das -bei Leucht- thürmen gebraucht wird, erwies si bald als die richtige; auÿ die kleinen Maschinen arbeiteten in Folge besserer Befestigung und Auffindung kleiner Fehler jeßt tadellos, so daß der ganze Apparat jett meÿrere Stunden ohne Beaufsichtigung gelassen werden konnte. Auch ift jeßt die Erschütterung des Schiffes, das Hauptbedenkeu rab dem ersten Versuche, vollständig ‘wegfallen. Nachdem. durch diese Versuche das gestellte Problem vollständig gelöst ist, werden in 10 bis 12 Tagen zwei neue Apparate aufgeftellt urd probirt we-den. Ob es nöthig sein wird, einen Doppelapparat aufzustellen, steht noch dahin, die bedeutende Erhizung der elektrischen Maschine, die eine starke Ab- nutzung derselben zur Folge haben dürfte, macht es vielleiht nöthig. Bemerkt muß. noch werden, daß die auf dem hintersten Schiffe befindlichen Schiffer genügend sehen konnten, um auch den kleinsten Hindernissen rehtzeitig ausweihen zu können. Auch soll der Versuch gemacht werden, an der Maschine eine Vorrichtung anzu- bringen, die es sämmtlihen im Zuge befindlichen Schiffern jeden Augenblick ermöglicht, auf elektrischem Wege ein Haltesignal an den Kapitän gelangen zu lassen, da es dem leßteren nicht möglich ift, wegen des Lärmens einen Ruf zu hßren oder die Schiffe genügend beobahten zu können. Die Oberweser-Dampfshleppshiffahrt wird sofort einen Dampfer mit der kompleten Einrichtung versuch8weise einrichten lassen, und es ijt somit zu hoffen, daß auch diese neue Einrich- tung einen mächtigen Hebel zur Wiederbelebung der Odberweserschiffahrt bilden wird. Wie große Bedeutung sie durch Abkürzung der Fahr- zeiten und eben dadurch auf die Ermäßigung der Frachten - hat, leuchtet ohne Weiteres ein.

__Im Königlichen Schauspielhause warde gestern, neu einstudirt und iafcenirt, „Die Marquise von Villette“ von Charlotte Birch-Pfeiffer aufgeführt. Das einst sehr beliebte Stück, welches zuerst im Jahre 1845 erschien, war lange Zeit von dem Repertoire der Königlichen Bühne vershwunden. Dasselbe ge- hört zu den besseren Arbeiten der fruhtbaren Bühnenschrift- stellerin und zeigt die Vorzüge und Schwächen ihrer dra- matishen Produktion in prägnanter Weise. Vor Allem ift daran die wirklich dramatische Anlage, die \cenishe Wirksamkeit, \o- wie der sorgfältig gearbeitete Dialog zu loben, während auf der anderen Seite vornehmlich die mangelhafte fünstlerishe Durch- bildung in der Zeichnung der Charaktere empfunden wird. Daß das Stück si ganz im Fahrwasser des älteren französischen Intriguenstückes aus der Schule Scribe's bewegt, dürfte ihm s{wer- lih als Fehler anzurechnen seix, wenn man sich vergegenwärtigt, daß weder die neuere französische noch deutsche dramatische Literatur, ob- wohl sie jenen Standpunkt für einen Üüverwundenen zu halten \cheint, Besseres hervorgebraht hat. Bei der noch immer fühl- baren Ebbe auf dem dramatischen Gebiete ist die Wiederaufnahme des Birch-Pfeiffershen Schauspiels vollständig gerechifertigt. Das bewies denn auch die beifällige Aufnahme, die das Stück gestern wieder fand. Die Darstellung war eine im Ganzen wohl E Ungetheilte, lebhafte Anerkennung erwarb fich Fr. Frieb-Blumauer durch die meisterlihe Darstellung der kleinen Rolle der „Nanon“. Auch die Frls. Stollberg und Keßler führten die Partien der „Marquise von Maintenon“ und der „Marquise von Vilette“ mit günstigem Erf lge durch. Den König Ludwig den Vierzehnten spielte Hr. Klein. Der strebsame Künstler, der sich stets bemüht, seine Rollen forgfältig auszuarbeiten, hat in diefer niht immer das richtige E getroffen; er ließ zu häufig den König ver- missen, besonders in der Führung und Yervaas der Rede. Die Rollen des „Herzoass von Orleans,“ des Herzogs „du Maine“ und des „Vicomte von Bolingbroke“ wurden du:ch die Herren Berndal, Kahle und Liedtke zu voller Gel- tung gebracht. Das nicht sehr zahlreiche Publikum, welches sich dem alten Stücke gegenüber Anfangs etwas fühl verhielt, wurde mit jedem Afte wärmer aud animirter, und zeichnete die Darsteller der Hauptrollen wiederholt durch Hervorruf aus. Die von Pt Re- gisseur Deetz besorgte Inscenirung ist reich und ges{madckvoll.

Der Direktion des Krollschen Theaters ift es gelungen, den Tenoristen A. Fernando und die Primadonna Alice Giuliaai ae ein kurzes Gastspiel, welhes am nächsten Sonnabend mit

ossini's „Othello“ beginnen wird, zu gewinnen.

Im Ostend-Theater findet am Sonnabend die erste Aufführung von „Emma's Roman“ statt. Frl. Stettmeyer wird na längerer Pause wieder auftreten und in dem Stücke die Rolle der „Emma“ spielen.

Im Germania-Theater findet das Volksstuck „Im Raush* tägli größeren Beifall und wird voraussihtlich noch lange das Repertoire beherrschen.

Im Belle-Alliance-Theater findet am Sonnabend die erste Aufführung des Volksstücks „Alte Wiener* von L. Anzen- gruber ftatt.