1901 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Jul 1901 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Präsident der Königlichen Ei?enbahn-Direktion Berlin, Wirkliche Geheime Obec-Regierungsrath aa old’ hat sid mit vierwöchigem Erhoiungsurlauß nach “Gastein begeben.

Der Ober-Staatsanwalt des Kammergerichts, Geheime

Ober-Justizrath Wachler hat sih mit längerem Urlaub nah Schlesien begeben.

Laut Meldung des „W. 2. B.“ find S M. S. „Jrene“ Kommandant: Fregatten-Kapitän Gildemeister, und S. M.S. „Gefion“; stellvettretender ‘Kommandant: Kapitänleutnant Weniger, gestern in Colombo angekommen.

S. M. S. „Bussard“, Kommandant: Korvetten-Kapitän von Bassewißt ist gestern von Schiaklwan nah Tschinkiang in See gegangen.

Jn der Ersten Beilage der heutigen Nummer des „«Reichs- und Staats-Anzeigers“ werden Nachrichten über den . Saatenstand im Deutshen Reihe um die Mitte des Monats Juli 1901, zusammengestellt im Kaiserlichen Statistishen Amt, veröffentlicht.

__ Königsberg, 283. Juli. Der Ober-Präsident der Provinz Ostpreußen Freiherr von Richthofen hat, wie die „Ost preußische Ztg.“ mittheilt, folgende Bekanntmachung erlassen :

Nachdem Seine Majestät der Kaiser und König Allergnädigst | geruht haben, mich zum Ober-Präsidenten der Provinz Ostpreußen zu ernennen, habe ich mein Amt heute angetreten.

Die in der Berufung als Verwaltungs-Chef dieser {önen Pro- vinz für mi liegende Ehre und Auszeichnung erfasse ih in vollstem Maße; umsomehr aber bin ih durchdrungen von dem Bewußtsein der gewichtigen Verantwortlichkeit, die mir das neue Amt auferlegt. Es wird mein ernstes Bestreben sein, die Interessen Ostpreußens nach allen Nichtungen hin kennen zu lernen, damit es mir möglich sei, mich dem Lande nüßlih zu erweisen! 7

Meine ganze Kraft soll dieser Aufgabe gewidmet sein!

Fur meine Amtsführung erbitte ih mir die vertrauensvolle Unterstüßung aller Behörden und Beamten, sowie offenes und wohl- wollendes Entgegenkommen der Bewohner der Provinz.

Freiherr von Richthofen.

Danzig, 24. Juli. Gestern Vormittag fand hier eine Konferenz zur Besprehung der wirthschaftlichen Lagc der Jndustrie und des Handels der Provinz West- preußen statt. An derselben nahmen, wie „W. T. B.“ berichtet, der Minister für Handel und Gewerbe Möller, der Ober- Präsident der Provinz Westpreußen, Staats-Minister Dr. von Goßler, der Regierungs-Präsident in Marienwerder von Jagow, der Regierungs-Präsident in Danzig von Holwede, der Geheime Ober-Regierungsrath Lusen sky, der Ober-Bürger- meister vonDanzigDelbrü ck sowie Vertreter des Handels und der „Zndustrie theil. Die Konferenz trug einen rein informatorischen Charafter. Die Abgeordneten der Handelskammern Thorn, Elbing und Graudenz sowie Vertreter der Danziger Kauf- mannschaft berihteten zur Tagesordnung. Der Minister Möller versprach die wohlwollendste Erwägung der Vorschläge. Heute früh begab sich der Minister in Begleitung des Ge- heimen Ober-Regierungsraths Lusensky von hier nach Elbing.

Bremen. Der Reichs-Postdampfer „Hamburg“ is, wie „W. T

L e Eve B meldet, gestern Nachmittag von Ost-Asien mit 10 Offizieren und 599 Mann von der Munitionskolonnen-Abtheilung in Bremerhaven eingetroffen. Unter den Zurückgekehrten be- finden sich 60 Rekonvaleszenten. An der Landungsstelle hatte nch ein zahlreiches Publikum eingefunden, welches den Truppen einen lebhaften Empfang bereitete.

Großbritannien und Frland. Das Oberhaus genehmigte, wie „W. T. B.“ meldet,

gestern zunächst die zweite Lesung der Finanzbill und sodann mit 96 gegen 6 Stimmen die zweite Lesung der Bill, be- treffend die Abänderung der Königlichen Erklärung bei der Thronbesteigung. Jm Laufe der Debatte über diese Bill erwähnte der Premier-Minister Lord Salisbury, daß gegen den Text der Erklärung von Canada, Mauritius und anderer Seite Einsprüche ‘erhoben worden seien. Die Regierung wolle, indem sie das Haus auffordere, die zweite Lesung der Bill zu genehmigen, nur das Haus ersuchen, zu erklären, daß es wünschenswerth sei, die beleidigende Aus- drucksweise aus der Eidesformel zu entfernen. Der Erz- bishof von Canterbury erklärte, die protestantishe Thron folge werde aus politishen, niht aus religiösen Gründen verlangt. Das Land würde keine Einmischung einer aus- wärtigen Macht dulden. Die Katholiken shuldeten ciner aus- wärtigen höchsten Macht Treue und Gehorsam: deshalb sei es

die Ansprüche ihrer Staatsangehörigen zu prüfen und ihre Entscheidungen: vorzubereiten. :

Lord Milner wurde gestern in der Guildhall zu London der Ehrenbürgerbrief der City in einem goldenen Kasten überreiht. Der Staatssekretär für die Kolonien Chamberlain und mehrere andere Staatssekretäre waren anwesend. Der Lordmayor rühmte Lord Milner's hervorragende Leistungen in Süd - Afrika, welhe von dem ganzen Reiche dankbar gewürdigt würden. Lord Milner nahm hierauf das Wort und führte, nah dem Bericht des „W. T. B.“, Folgendes aus:

Ér betrachte die ihm zu theil gewordene Ehre als einen [Slagenden Beweis von der Hochherzigkeit des britifchen Volkes gegen- über denjenigen Landsleuten, die für seine - Interessen kämpften. ies sei um: so bemerkenswerther wegen der Hang eines Theils des Volkes, welcher geneigt fei, immer ‘das. Schlechteste von feinen Lands- leuten zu halten und einen antinationalen Sinn in einer Sprache bekunde, welhe an Maßlosigkeit mit der der subventionierten Verleumder Großbritanniens im Auslande wetteifere. Die große Masse der denken- den Menschen habe erkannt, das es sich jeßt um eine große nationale Frage handle. So tief und allgemein die Sehnsucht nah Frieden sei, und so sehr die Engländer auch bedaht seien, einem ehrenwerthen Feinde die Unterwerfung leiht zu machen, so gebe es doch Wenige, die Willens wären, dies durch Zugeständnisse zu erkaufen, welche die. Zukunft gefährden, oder die Gefahr eines Volksaufftandes dadurch heraufbés{chwören würden, daß wiederholtes vorbedachtes Verbrechen und blutiger Verrath als ents{huldbarer Ver- stoß behandelt werde. Zwischen den waderen alten Burghern, die noch immer zu den Leitern der bisherigen Republiken ständen, und jenen umherstreifenden Raufbolden, welche ihre eigenen Landsleute in der Kapkolonie heimsuhten, bestehe ein gewaltiger Unter- schied. Großbritannien jei ent|{lossen, wenn der Krieg vorüber fei, die Burgher mit der Unparteilichkeit und selbst dem Wohlwollen zu behandeln, die es ihnen leiht machen würden, die veränderte Lage hinzunehmen und endlich an der britishen Staats- zugehörigkeit Geschmack zu finden. Großbritannien müsse ihnen zeigen, daß, wenn sie auch ihre Unabhängigkeit eingebüßt, sie doch ihre Freiheit mit der völligen Hingabe an das Reich als füdafrifanisde Loyalisten nicht verloren hätten. „Jeßt, wo allgemein anerkannt ist, welchen Werth fie für uns haben, und wo auch unsere Pflicht ihnen gegenüber feststeht, müssen wir uns aber hüten, uns bei dem Bemühen, die Herzen unserer bisherigen Feinde zu gewinnen, das Vertrauen derjenigen zu entfremden, welhe die ganze Zeit über unsere Freunde gewesen sind. Unlösbar ift diese Aufgabe nicht, aber man muß an die gewaltigen Shwierigkeiten denken, die sih bei der Frage der konstitutionellen Probleme in beiden neuen Staaten und \{ließlich bei der Frage der südafrikanischen Föderation ergeben werden. Jch habe aber volles Vertrauen zu unserer unparteiishen und nicht zu beirrenden Regierung, und die Ent- wickelung der gewaltigen Hilfsquellen des Landes hat schon jeßt kräftig zur Förderung des {hon eingeleiteten Wiederaufbaues des alten Wohl- standes beigetragen.“

Rußland. Z Ueber den Besuch, welchen der Kaiser Nikolaus gestern Vormittag an Bord des deutschen Schulschiffes „Charlotte“ abstattete, wird dem „W. T. B.“ weiter aus St. Petersburg gemeldet: Der Kaiser war um 10 Uhr auf der Yacht „Alexandria“, welhe den Breitwimpel im Großtopp geseßt hatte, bei der Nikolaibrücke eingetroffen. Als die Yacht das Schulschiff „Charlotte“ passierte, wurde von den Mann- ]chasten auf den Raaen paradiert und drei Hurrahs aus- gebraht. Die „Charlotte“ hatte über dic Toppen geflaggt, die russische Kriegsflagge im Großtopp; desgleichen hatten alle übrigen im Hafen liegenden Kriegsschiffe Flaggengala angelegt. Die Kapelle der „Charlotte“ spielte den Marine- Präsentiermarsch und darauf die russishe Hymne. Die „Alexandria“ legte an der Nikolaibrückte an. Alsdann be- gab sich der Kaiser Nikolaus, Allerhöchstwelher deutsche Marineuniform angelegt hatte, im Salonboot, begleitet von dem General-Admiral Großfürsten Alerei Alexandrowit\ch in deutscher Admirals-Uniform, dem Großfürsten Michael Nikolajewitsch in der Uniform des preußischen 1. Garde- Feld-Artillerie-Regiments mit den Feldmarschallsabzeichen, dem =Ltlniter des Kaiserlichen Hofes Baron Fredericks, dem Chef des Marinehauptstabes, Vize - Admiral Avellan, dem General- Adjutanten, Vize-Admiral Lomen, dem Hofmarschall Grafen von Benendorff und Anderen, an Bord der „Charlotte“. Unten am Fallreep empfing der Prinz Adalbert den Kaiser, während zugleih die Standarte des Kaisers am Großmast ge)eßt wurde. Die Musik spielte nochmals einen Marsch und die russi\he Nationalhymne. An Deck erstattete der Kommandant der „Charlotte“, Kapitän zur See Vüllers, dem Kaiser den Frontrapport, worauf der Kaiser den gleichfalls an Bord anwesenden deutshen Botschafter Grafen von Alvensleben begrüßte, welher von dem Marine-Attaché, Fregatten-Kapitän Freiherrn von Schimmel- mann begleitet war. Nah der Vorstellung des Offizier korps schritt der Kaiser die Front ab und begrüßte die einzelnen Divisionen mit „Guten Morgen, Kameraden!“ Yierauf besichtigte der Kaiser eingehend das Schiff, insbesondere" die Ka1Ute des Kommandanten, die Kadettenmesse sowie die Batterie und besuchte sodann den Prinzen Adalbert in dessen eigenen Räumen, wo Allerhöchstderselbe dem Prinzen persönlich den Andreas-Orden überreihte. Später ließ der Kaiser sich noch die Seekadetten von Schweiniß, Sohn des langjährigen, chemaligen, fürzlih verstorbenen deutschen Botschafters, und Freiherr von Malßahn vorstellen. Nach drei- viertelstündigem Aufenthalt verabschiedeten sich der Kaijer und die Großfürsten von dem Prinzen und begaben ih in einem Boot auf die „Alexandria“ zurück, welche als

von Wichtigkeit, daß der Souverän erkläre, er gehöre dieser Gemeinschaft nicht an. i

Im Unterhause erklärte der Staatssekretär des Kriegs- amts Brodrick, es würden in diesem Jahre, da zahlreiche | Lruppen sich in Süd-Afrika befänden, keine großen Herbst- manöver stattinden. Auf eine Anfrage erwtderte der Unter- Staatssekretär des Aeußern Lord Cranbourne, die zeitweilige, mit den jüngsten Unruhen in Verbindung stehende Anwesenheit fremder Truppen in Schanghai bedeute in keiner Weise eine Entäußerung chinesishen Gebiets oder cine Verleßung der Großbritannien von China bezüglih des Yanaglse-Gebietes ge gebenen Zusicherungen. E '

‘Der großbritannishe diplomatishe Agent und General- Konjul in Egypten Vicount Cromer of Cromer ist zum Earl ernannt worden. c : ber gestrigen Sihung der Kommission zur Prüfung der Entschädigungsansprüche der aus Süd-Afrika ausgewiesenen Personen erklärte der | Vorsißende Milvain, es sei durhaus nothwendig, | die Vorprüfung der Ansprüche L bald wie mög- lih zu beendigen. Die fremden Vertreter verlangten alle mehr Zeit. Der Lande sagte hierauf, er habe die Absicht, ant Montag mit den öôsterreihih-ungarishen Ansprüchen zu beginnen, Die Regierungen hätten alle Zeit genug gchabt,

bald nah Peterhof abfuhr. Als der Kaiser das Schulschiff verließ, hatte die Besaßung abermals in den Raaen Parade- aufjtellung genommen und begrüßte Allerhöchstdenselben mit Yurrahrufen. Am Nevaquai war eine große Volksmenge ver- jammelt, welche den Kaiser bei seiner Ankunft und Abfahrt mit begeisterten Hochrufen begrüßte. Morgen Mittag wird der Prinz Adalbert sih in Peterhof als mit dem Andreas- Orden dekoriert melden und ih darauf nah der Frühstücks tafel von dem Kaiser und der Kaiserin verabschieden.

JFtalien.

__ Auf Anweisung seiner Regierung gab der Geschäfts- trager der Vereinigten Staaten, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, gestern gegenüber dem Minister des Aeußeren Prinetkti folgende Erklärung ab: Auf die Meldung, daß in dem Orte Erwin (Mississippi) Jtaliener gelyncht worden scien, hat der Gouverneur des Staates Mississippi cine Untersuchung vcrzenommen, und die Regierung der Vereinigten Staaten wird nah Fehstellung der Thatsachen alle geseßlichen Schritte thun, um die gerichtliche Bestrafung der SHhuldigen zu sichern. Der Ministér des Auswärtigen Vrinetti“ nahm von der Erklärung Akt und bemerkte, er hoffe zuversichtlich, die Nath- forshungen nah den Schuldigen würden von den zuständigen Vehörden in solher Weise geführt werden, daß nicht au dieses Mal, wie früher, das Verbrechen ungestraft bleibe.

Ueber das Befinden Crispi's ist, dem „W..-7 folge, gestern Nachmittag in Neapel folgendes Bul\ et M gegeben worden : : In aug:

Neben einer gewissen Besserung in den nervösen Erschei besteht der Schwächezustand des Herzens, der bei dem hoben tinungen Kranken nicht unbedenklich ist, weiter fort. [ter deg

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Spanieu.

Der Minister-Präsident Sagasta erklärte, dem W.T N ufolge: zu den Arbeiten, welche die Regierung während t Nattamenisferien zu unternehmen gedenke, gehöre die M stellung einer Grundlage zur Neuschaffung ei A Geschwaders und die Pachtung von Arsenalen 8

Belgien.

Der sozialistishe Deputirte Bertrand hat wy; „W. D. B.“ berichtet, nah einem Meinungsaustausch zivischer, den liberalen, fatholishen und sozialistischen Anhängern M persönlichen Militärdienstpfliht in der Repräs entanten, kammer eine Gesegvorlage eingebracht, worin die Unter drückung des militärischen Stellvertretungswesens verlangt wird

Türkei.

Der Großfürst Alexander Michailowits Rußland hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Ang 28 Bord des „Nostislaw“ Konstantinopel verlassen. )

Das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau““ meldet, es vey- laute in Konstantinopel, der nah Tibra (Dibre?) ent: sandte Adjutant des Sultans Onori Bey fei dort von Arnauten ermordet worden. Die That werde als Akt der Rache für die im Juni erfolgte Gefangennahme des Arnauten- führers Hamdi Bey angesehen. :

Schweden und Norwegen.

Wie das „Norsk Telegrambyran“ in Christiania meldet, wird Seine Majestät der König auf die Einladun Seiner Majestät des Deutschen Kaisers den Manövern be Danzig beiwohnen.

Dänemark,

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Ko penhagen hat der König gestern folgende, von Professor Deunger vor- gelegte Ministerliste genehmigt: Minister-Präsident und Minister des Aeußern Deunß er, Justiz-Minister der Anwalt beim Höchsten Gericht Alber ti, Kultus-Minister Staatsrevisor J. C. Christen, Finanz-Minister Großhändler C. Hage Ackerbau-Minister Landwirthschaftskommissar Ole Hansen, Minister der öffentlichen Arbeiten Redakteur rup, Marine Minister Kontre-Admiral JFöhnke, Kriegs-Minister Oberst W. H. O. Madsen, Minister des Jnnern Redakteur Enevold Sörensen. Sämmtliche Minister gehören der Partei der Linken an. É

Amerika.

Die durch den Heereshaushalt für das Jahr 1901 festgeseßte Stärke der brasilianishen Wehrmacht beträgt, aus- {chließlih der Offiziere und Zöglinge der Militär-Erzichungs- und VBildungsanstalten, 28160 Köpfe ceinschließlich der Unteroffiziere. Die Ausgaben für das Heerwesen beziffern sich für das Nehnungsjahr 1901 auf 45 580 630 933 Neis, die sich, _wie folgt, zusammenseßen : Allgemeine Verwaltung 202615, Obertribunal und Auditeure 129 800, Direktion des Rechnungswesens 238 330, Arsenale und Depots 1 129 675, Jntendanturwesen 261 725 Milreis, Militär Unterrichtswesen 961 694500, Fabriken und Laboratorien 399 041 300 Reis, SGanitätswesen 335 935 Milreis, Gehälter und Löhnungen 14660222900 Reis, Etappen undStationen 15771504 Milreis, Jnaktive 1 901 369 956 Reis, Ausstattungsgegenstände 200 000 Milreis, Militärkolonien 97 908 277 Reis, Militär- handwerker 1 310 000, Materialien 8 020 310 Milreis. Ferner wurde dieRNegierung ermächtigt, die Vorarbeiten für die Erbauung einer Verbindungseisenbahn zwishen den Staaten Paraná und Matto-Grosso herstellen zu lassen, die Unterrichtsanstalten, in denen Militärwaisen erzogen werden, mit 10 000 Milreis unterstüßen, an geeigneten Orten Anstalten zur Heilung lungen- kranker Offiziere und Mannschaften zu errihten, welche unter Oberaufsicht der Sanitäts-Direktion stehen sollen, sowie drei geeignete Offiziere als Militär-Attahés in das Ausland zu \chicken.

Asien.

Der „Standard“ meldet aus Schanghai vom 23. d. M. das britische Kriegsschiff „Woodlark“ und das französische Kanonenboot „Décidée“ seien nah Nutscheng am Pojang See in der Provinz Kiangsi abgegangen, da dort zwischen katholishen und protestantishen Chinesen Streitigkeiten aus: gebrochen sein sollten. /

Afrika.

Wie 2. T D aus P ort Said berichtet, wurde der Dampfer „Gera auf der Fahrt dur den Suez-Kanal von einem begegnenden französishen Truppentransportsciff mit Hurrahs und Fanfaren begrüßt, welche von Bord der „Gera“ lebhaft erwidert wurden. Gestern Abend fand cin Diner zu Ehren des italienishen Oberstleutnants Ch aurand und des italienishen Hauptmanns Ferigo statt, welche dem Oberkommando zugetheilt waren und von Port Saîd direkt nah Rom reisen. Der General-Feldmarschall Graf von Waldersee brachte in einem Trinkspruch das Wohl beider aus, und die Scheidenden gedachten dankbar der Ehre, dem Oberkommando angehört zu haben. Der Dampfer „Gera“ traf um Mitternacht in Port Said ein und nimmt im Laufe des heutigen Tages Kohlen ein. Der Dampfer wird voraus sihtlich Mata anlaufen.

Nach einem Telegramm Lord Kitchener 's aus Pretoria wurde ein aus Kapstadt kommender Güterzug, bestehend aus Wagen mit Geräthschaften und Vorräthen, am 21. d. M. früh 8 Meilen nördlich von Beaufort West von Scheeper's Kommando angehalten, ausgeplündert und in Brand g& jteckt. Auf britisher Seite wurden 3 Mann getödtet und 18 verwundet. Der General French berl{htet, der Oberst Crabbe sei mit 300 Mann in den Bergen bei Cradock am 21. d. M. bei Tagesanbruch von Kruitßzinger angegriffen worden. Die Pferde der Engländer seien durhgegangen, und Crabbe habe sih, nachdem der Kampf den ganzen Tag gedauert, auf Mortimer zurülzichen müssen. Die britishen Verluste seien gering. i

Ver „Times“ wird aus Krügersdorp vcm 22. d. M. telegraphiert, der Oberst Allenby ‘berichte, daß vor einigen Tagen etwa 1000 Buren Kromdraaî bei Krügersdörp

pasien ätten. Durch die Erzählungen von Buren, welche! í

n hätten, werde bestätigt, daß alle Burenführer sich O einmal É einem Vorstoß nah Süden anschickten.

Parlamentarische Nachrichten.

Nach dem amtlich festgestellten Wahlergebniß erhielten bei der am 20. d. M. vorgenommenen Ersaßwahl zum Reichstage im 1. Königsberger Wahlkreise (Memel- »eydekrug) Mattschull (Lithauer) 7016, Braun (Sozialist) 941, Sch aaf (freisinnige Volkspartei) 2925 Stimmen. Die Stichwahl zwishen Mattshull und Braun ist auf den 97. d. M. angeseßt worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Der Verbrauch von Nahrungs- und Genußmitteln in Deutschland.

Die Konsumtionsfähigkeit der Bevölkerung ist einer der wichtigsten Gradmesser der wirthschaftlihen Entwickelung. Das eigentliche Ein- fommen eines Volkes ist das, was es für Wohnung, Kleidung aus- zugeben, an Nahrungs-, Genußmitteln 2. zu- verzehren hat. Leider ist es nicht bei allen wihtigen Nahrungsmitteln möglich, das genaue Quantum, welches dem Verbrauch zugeflosfen ift, festzustellen. Bei vielen und gerade bei den wichtigsten, nament- lih bei denen, die vorzugsweise im Inlande selbst hergestellt werden, mangelt es an jedem sicheren ed Mrde So {ließen {ch z. B. die von dem Kaiserlichen Stati|stishen Amt veröffent- lichten Schäßungen des Getreideverbrauhs an die Ernteschätzungen an, die natürlich nicht genau sein können. Auf sihererem Boden befindet- man sih son bei der Abschäßung des Fleishkonfums der Bevölkerung, weil sich die Zahl der geshlachteten Thiere annähernd feststellen läßt. Bekanntlich haben die sehr sorgfältigen, durch die Erhebung einer Schlachtsteuer erleihterten S{häßungen der Statistik des Königreihs Sachsen eine sehr erfreulihe Steigerung des Fleish- verbrauchs der Bevölkerung in den leßten Jahrzehnten ergeben. Am sichersten aber sind die Abshäßungen bei solhen Waaren, die einer Reichs\teuer unterliegen, wie Zucker, Bier, Branntwein, und bei solchen, die aus\ließlich im Auslande hergestellt und daher beim Ein- gang oder Ausgang aus dem Zollgebiet genau an eschrieben werden. Das neuesté „Statistishe Jahrbuch des Deutschen Reichs“ zeigt für die meisten dieser Waaren eine erhebliche Steigerung des Gesammtverbrauchs, die auf eine sehr günstige Entwickelung der wirth- shaftlihen Verhältnisse {ließen läßt. Daß diese Steigerung freilich auch die alfkoholishen Getränke, namentlich Bier, betrifft, wird man nit allzu freudig begrüßen. In Deutschland ist der Verbrauch von reinem Alkohol (ohne den zu gewerblihen Zwecken verwendeten)

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seit zehn Jahren sast unverändert auf 4,4 1 pro Kopf und Jahr zu veranschlagen. Ein kleiner Nückgang von 4,4 auf 4,3 und 42 1 fand in den Jahren 1896/98 statt, seitdem ist aber das alte Quantum von 4,41 wieder erreiht worden. Der Bier verbrauh stieg im ganzen Deutschen Reich stetig von 84,6 1 pro Kopf im Jahre 1880 auf 124,9 1 im Jahre 1899. Noch nie ist diese leßtere Ziffer vorber erreicht worden. Nur in Bayern fand im Jahre 1899 ein minimaler Rückgang von dem bisher höchsten Saße von 247,6 1 im Sahre 1898 auf 247,5 1 im Jahre 1899 statt. Der Taba ck- verbrauch is von 1,8 kg im Jahre 1895 auf 1,5 - kg 1m Fahre 1899 gefallen und scheint sich langsam abwärts zu bewegen. Diese Ziffern sind allerdings auf Grund der Ein- und Aus- fubrwerthe berechnet, die fh nit mit dem Konsum decken. In guten Erntejahren wird weit mehr eingeführt als verbraucht, und umgekehrt. Der Verbrauch an Salz ist in den leßten Jahren stetig von 15,9 auf 18,0 kg pro Kopf im Jahre 1899 gestiegen. Ganz aufsällig aber 1/1 die Steigerung bei Zucker. Dessen Verbrauch erhöhte ich von 95 ko im Jahre 1890/91 auf 124 kg “im Jahre 1898/1899 und 137 kg im Jahre 1899/1900. Zudcker fkann man kaum mehr als Genußmittel betrachten, er is vielmehr eins der wichtigsten und gesündesten Volksnahrungsmittel und die Steigerung des Verbrauhs um so erfreulicher, als sie ausschließlich der einheimishen Produktion zu gute kommt. Auch bei Kohlen und Roheisen war das verbrauhte Quantum im Jahre 1899 höher als in irgend einem früheren Jahre. Dasjenige an Kohlen stieg seit der Periode 1876/80 gleihmäßig - von 1169 auf 23592 kg 1m Sahre 1898 und 2470 kg im Jahre 1899, der Verbrauch von Nohbeisen von 516 kg in der ersteren Periode auf 1364 kg im Jahre 1898 und 1549 kg im Jahre 1899, Legt man auch nur die Preise der billigsten Sorten bei Kohlen und Noheisen zu Grunde, so würde für den Verbrauch dieser wichtigen Artikel jährlich in Deuts{land doch immer noch über eine Milliarde Mark mebr ausgegeben werden als in den Jahren 1876/80.

Auch die aus\{ließlich aus dem Ausland bezogenen Waaren des Massenverbraucbs zeigen eine gewaltige Steigerung des Verbrauchs. Das . Statistishe Jahrbuch“ berehnet ihren Verbrau pro Kopf in Kilogramm folgendermaßen:

Waare : 1836/40 1871/75 1891/95 1896/1900 Bande s c ce Od 2.84 4,95 5,54 E e e D 0,10 0,15 0,16 E s H 2,50 3,74 3,30 E R «L 2.27 2,41 2,69 Kakao in Bohnen. . . . . 0,01 0,05 0,16 0,28

i 018 1,55 9 49 2,39 0,06 0,57 1,39 1,98

0,004 0,02 0,05 0,05

E US p a 0,15 1,56 LTA

S 3,75 14,82 16,97.

Mit Ausnahme der Artikel Neis und Heringe zeigte die Periode 1896—1900 eine ganz erbebliche Steigerung gegenüber der vorher- gebenden. In den leßten scchs Jahrzehnten hat \ich der Thee verbrauh pro Kopf verzehnfaht, der Kakao verbrauch verdreißigfacht, während der Verbrauh von Kaffee sich nur verdoppelte. Vas Er gebniß der Verbrauhsberechnungen ist im allgemeinen sehr erfreulich. Es ist unzweifelhaft, daß die aroße Masse der Bevölkerung fich beiter näbrt und kleidet als vor 10 oder gar vor 30 Jahren.

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der Schiffsmannschaften in Genua melden, dem „W, T. B.* zufolge, die in Nom erscheinenden Zeitungen, daß vor dem Schiedsgericht zur Entscheidung über die Forderungen der Ausständigen die Rheder \ih geweigert P, zuzugebei, däß die Schiffsmannschaften vor diesem Schiedsgericht- durch die Ligen vertreten würden, während der Vertreter der Ligen darauf bestanden habe, als solcher aufzutreten. Der Minister-Präsident Zanardelli habe seinen Spruch dahin abgegeben, daß man die Rheder nicht zwingen könne, sih damit eîin- verstanden zu erklären, daß die Schiffsmannschaften vor dem Schieds- geriht dur die Ligen vertreten würden, und daß, wenn die beiden Parteien \sih nicht über diese Frage einigten, man keinen Schieds\pruch fällen könne. l ¡ ; z

Die Lage des Stahlarbeiter- Ausstandes in den Ver“ einigten Staaten von Amerika ist, wie der „Köln. Ztg.“ aus New York vom 22. d. M. berichtet wird, zur Zeit folgende: Ver Gewerfverband fordert, daß die American Tinplate Company, die

panÿ si verpflihten, die vondem Gewerkverband festgestellten Lohn- säße in allen ihren Betrieben sowohl für die Verbandsmitglieder, wie für andere Arbeiter zu zahlen, damit nit-in stillen Zeiten etwa die Betriebe, in denen Verbandsmitglieder beschäftigt sind, geschlossen würden und die Betriebe, in denen andere Leute arbeiten, bei Zahlung niedrigerer Löhne fortarbeiten könnten. Die Unter-: nehmer sind bereit, für alle dem Verband angehörenden Arbeiter die Verbandslöhne zu zahlen, lehnen dies aber für die Nicht- verbandsmitglieder ab. Sie sagen, daß diese Forderung nur erhoben werde in der Absicht, in den bisher allen Arbéitern offenen Betrieben dem Verband einen Weg zu bahnen und die Arbeiter damit in die Lage zu bringen, überall höhere Löhne zu verlangen. Als der Ausstand begann, {lossen sih die Arbeiter von zwet offenen Betrieben den Ausständigen an. Heute stehen in 23 Weiß- blech-, 15 Stahlblech- und 8 Stahleisenbetrieben insgesammt 56 000 Mann geschlossen zusammen, dagegen wird nur in einem Weißblech-, einem Stahlreifen- und 5 Stahlblehbetrieben, die zusammen 2824 Mann beschäftigen , O Bisher handelt es sich noch nicht um einen allgemeinen Ausstand gegen den Stahltrust; der Ausstand beschränkt sich zur Zeit auf die Betriebe der drei genannten, dem Stahltrust angehörenden Gesellschaften. Am Montag wollten alle vom Ausstand betroffenen Stahl- werke die Arbeit wieder aufnehmen lassen. Dieser Versuch \chlug jedoch fehl. Wie die „Frankf. Ztg." meldet, wurden In Mac Keesport um Mitternaht die Schmelzöfen angezündet, worauf die Patrouille der Strikenden die vorher verabredeten Signale von Lichibliy, Raketen und Kanonenschuß gab. Meilenweit kamen die Aus- ständigen bewaffnet herbei. Es wurden Piquets aus ihnen gebildet, welche die Werkstätten, Eisenbahnen, Uebergänge und Flußufer bewachen sollten, um nah den ankommenden Strikebrehern auszuschauen. Aehnliche Vorfälle ereigneten sh in Pittsburg und in Wellsville. Die Arbeiterführer des ganzen Landes werden demnächst zu einer Konferenz in Washington zusammentreten.

Kunst und Wissenschaft.

Von der VIIL. Snternatiónalen Kunstausstellung 1901 im Königlihen Glaspalast zu München wird berichtet: Die Preis - Jury hat ihre Thätigkeit beendet. Nachbenannten deutschen Künstlern wurden Medaillen zuerkannt : Medaillen erster Kla] e: Hans Petersen, Ernst Zimmermann, Adolf Echtler, Leo Samberger, Julius Exter, Carl Küstner, Friy Bär, Rudolf Maison, Otto Neiniger; Medaillen zweiter Klasse: August Fink, Max Gaisser, W. Velten, Hermann Kaulbach, A. Shwarzschild, Karl Kronberger, Her- mann Knopf, Hermann Kricheldorf, Benno Beer, A. Hengeler, Angelo Jank, N. Schramm-Zittau, N. Weise, E. Hegenbarth, Julius Diez, F. Erler, Hermann Ürban, Georg Schuster-Woldan, Walter Thor, I. Huber-Feldkirh, Ph. O. Schaefer, F. Hoch, Georg Albertshofer, Georg Wrba, A. Drumm, J. Taschner, F. W. Sargant, Ludwig Dasio, Oscar Graf, R. Schlumprecht, H. Wolff, O. Kresse, Hans Grâässel, W. Leistikow, H. Völker, U. Hübner, A. Mäunchen, F. von Wille, J, Scheurenberg, K. Storh, F. Reusing, P. Schulz, Georg Roemer, F. X. Pawlik, A. Volkmann.

Bauwesen. s

Einen Wettbewerb um Entwürfe für den Umbau und die Höherführung des Glockenthurmes der evangelischen Kirche in Jever schreibt der dortige Kirchenrath mit Frist bis zum . September d. J. aus. Ausgesetzt find Preise im Betrage von 300 und 100 6 Dem Preisgeriht gehören als Sachverständige an die Herren Marine-Intendantur- und Baurath Wüerst in Wilhelms haven und Baurath Freese in Oldenburg. Die Bedingungen 2c. sind von dem Kirchenrath gegen Einsendung von 2 H zu beziehen.

Land- und Forstwirthschaft. Ernteaussichten in Rumänien.

Das Kaiserliche Vize-Konsulat in Consta nza berichtet unterm 1 De:

Die diesjährige Getreideernte dieses Amtsbezirks wird ein reiches Ergebniß zeigen. Wenn auch durch die anhaltenden Regengüsse der leßten Monate die Qualität, namentlih der Gerste, einigermaßen gelitten hat, so haben dagegen die spät gesäten Arten, wie Mais und Hirse, s infolge dieser nassen Witterung bestens entwickeln können. Die hier angebauten Arten sind: Weizen, Gerste, Hoggen, NRapssaat,

wilder Neps, Leinsaat, Hirse, Mais und Bohnen.

Saatenstand in Dänemark.

Der Kaiserliche General-Konsul in Kopenhagen berihtet unter dem 16. d. M.:

Das Wetter ist während: der leßten Wochen fortwährend warm und sonnig gewesen und hat dadur die Heu- und Klee-Ernte sehr günstig beeinflußt. Man erwartet bei beiden cinen fehr guten Erfolg.

Auch die Frühjahrssaaten, Hafer und Gerste, stehen gut, und man ist berechtiat, auch davon eine gute Ernte zu erwarten :

Nerschieden lauten die Berichte aus den einzelnen Landestheilen über den Roggen. Es dürfte sicher sein, daß der)elbe fast überall während der Blüthezeit gelitten hat, aber die Meinungen gehen darüber auseinander, ob und beziehungsweise in wie weit dadurch die Körnerbildung \{ädlich beeinflußt worden ist. Das warme Wetter der letzten Zeit s{heint auch in dieser Beziehung günstig eingewirkt zu haben.

Die wenigen Weizenfelder, welche den Winter überstanden haben,

jeßt gut aus und versprehen wenigstens eine Mittelernte.

Dié Arbeit in den Kartoffel- und Rübenäkern ha Wochen gut gefördert werden können, und diese zufriedenstellend aus.

sehen

London, 23. Juli. (W. T. B.) Wie berihtet wird, weis die Ernteaussichten in Schottland überall auf einen Ernteert von 109% unter einer Durhschnittsernte hin.

Washington, 23. Juli (W. T. B.) Das Wetterbureau be-

richtet: Die Hitze hat eine weitere ohe in den Staaten des Zentrums der nordamerikanischen Union und den Thälern des mittleren Felsengebirges angehalten. Die A ussichten der Maisernte find weniger günstig als Ende voriger Woche. In Nebraska, Kansas, Vklahoma und Missouri ist der Frühmais thatsächlih vernichtet. Wenn bald reich- licher Regen eintritt, wird in diesen Staaten der Spätmais eine halbe Ernte oder weniger ergeben. In Jowa ist die Lage günstiger. Jn Jllinois, Indiana, Ohio, Kentucky und Tennessee ist Regen dringend nöthig. In den mittelatlantishen Staaten hat der Winterweizen beträdtlich durch Nässe gelitten, Jn dem südlichen Theile des Sommerweizen-Gebietes hat die Ernte begonnen; infolge der früben Reife hat \ich der Ertrag sehr vershlehtert. Jm nördlichen Theile ist die Lage aussichtsvoll.

Die Karpfenzu{cht. Anleitung zum praktischen Betriebe unter Berücksichtigung der neuesten wissenschaftlihen Erfahrungen. Unter Mitwirkung zusammengestellt und herausgegeben von Karl Knauthe, Assistenten am Thierphysiologischen Institut der Königlichen Land- wirtbs{aftlihen Hochschule zu Berlin. Mit 53 Abbildungen. Ver- lag von I. Neumann, Neudamm. Preis geh. 7 4, geb. 8 K Dieses Werk stellt in dankenswerther Weise zum ersten Mal alles

Fischzüchter praktish Nüßlihes und Verwerthbares darbietet. Viele der Praxis selbst entnommene Beispiele machen die theorctishen Dar- legungen leit verständlih. Ein Hauptkapitel des Werks ist dasjenige, welches von der Düngung der Teiche und der Fütterung der Fische handelt, denn die Rentabilität des Betriebs hängt vor allem von der rihtigen Anwendung dieser Faktoren ab. Die praktishen Karpfenzüchter werden aus dem Buch mannigfache Anregung und Belchrung schöpfen, wie sie die Errungenschaften- der heutigen Wissenschaft nußzbringend anzuwenden haben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Türkei. __ Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Kon- stantinopel haben sh alle Schiffe, welhe KonstantinoÞpel

nach einem türkishen oder fremden Hafen verlassen, vor der Abfahrt einer ärztlichen Untersuchung zu unterwerfen.

Serbien.

___ Infolge von weiteren in Konstantinopel vorgekommenen Pest- fällen hat die serbishe Regierung die ganze europäische Türket für verseucht erklärt und die im November 1899 erlassenen Quarantänebestimmungen (vergl. „R.-Anz.“ Nr. 304 vom 27. De- zember 1899) mit der Maßgabe in Kraft geseßt, daß der Ueber- gang der Reisenden -aus der Türkei nur mittels der Eisen - ahn Sofia—Pirot gestattet wird. Alle anderen Ueber- gänge nah Serbien an der türkischen Grenze werden gesperrt. Ebenfo wird der Uebertritt mittels Eisenbahn bei Ristowaß verboten. (Vergl. au „R.-Anz.“ Nr. 161 vom 10. d. M.)

London, 23. Juli. (W. T. B.) In der heutigen öffentlichen Sißung des Tuberkulose-Kongresses hielt dex Geheime Medizinalrath, Professor Dr. Nobert Koh aus Berlin einen Vor- trag über „die Bekämpfung der Tuberkulose im Lichte der Er- fahrungen, die bei der erfolgreihen Bekämpfung anderer JInfektions- franfheiten gewonnen worden sind“. Der Hauptinhalt des Bortrags war folgender: Nah der Entdeckung des Tuberkel- Bacillus sei an der Möglichkeit der allmählihen vollstän- digen Beseitigung der Tuberkulose als Volkskrankheit nicht mehr zu zweifeln. Der Weg, welcher dazu führe, müsse durch genaue Erforschung der Art der Uebertragung der Krankheit gefunden werden. Der Grundsatz, jede der Infektionskrankheiten nah ihren besonderen Eigenthümlichkeiten zu bekämpfen, habe zu bedeutenden Gr= folgen geführt. Die Bekämpfung der Pest werde fortschreiten, wenn erst der Grundsaß, daß nicht die erkrankten Menschen (von den wenigen Fällen von Lungenpest abgeschen), sondern die Natten die Uebertrager der Krankheit find, die amtlichen Maßnahmen beherrschen werde. Die Beseitigung der Cholera werde vor allem durch Besserung der Trinkwasserverhältnisse erreicht. Die Hundswuth müsse durch allgemeine Einführung des Maulkorbzwangs zum Verschwinden gebraht werden. Besonders lehrreih seien die bei Bekämpfung der Lepra erzielten Erfolge. Diese Krank= heit, die nur von Person zu Person übertragen werde, set in Norwegen durch zwangsweise Abschließung der \{hwer Er- frankten in ihrer Ausbreitung beträchtlißh gehemmt worden. Was nun die Tuberkulose betreffe, fo sei die Uebertragung von Mensch zu Mensch durch den Auswurf zweifellos die Hauptursache ihrer Ver- breitung; Vererbung hingegen komme nur sehr wenig in Betracht. Die Frage der Möglichkeit der Uebertragung der Krankheit dur Milch oder Fleisch tuberkulöser Minder auf den Menschen habe den Nedner zu eingehenden Versuchen veranlaßt, die er mit Unterstüßung des preußishen Landwirthschafts- Ministeriums gemeinsam mit Professor Schütz von der Thierärztlichen Hocbs(ule in Berlin zwei Jahre hindurch ausgeführt habe. Dabei habe fi die vollkommene Unmöglichkeit erwiesen, die mens{hliche Tuberkulose auf die Versuchsrinder, denen fortgeseßt in verschiedener Meise mens{chlihe Tuberkel-Bacillen beigebracht worden seien, zu über- tragen. Damit sei die völlige Verschiedenheit zwischen der Tuberkulose

der Menschen und derjenigen der Rinder unwiderleglich dar- gethan. Der Vortragende fügte hinzu, daß die preußishe MNegie- rung Maßnahmen für die Fortführung derartiger Untersuchungen Fen babe. Die Uebertragbarkeit der Tuberkulose der Rinder auf ilt Professor Koh für bös unwahrscheinlich, da die ten seien, in welchen primäre Tuberkulose nachgewiesen werden könne. Maßnahmen Art der Uebertragung seien entbehrlich. Der rörterte alsdann die Mittel zur Bekämpfun der una von Mensch zu Mens{ch, durch deren Ausbau ‘allmäblid zu beseitigen sei. Vor allem müßten durch langsames Vorgehen die Wohnungsverhältnisse der en Bevölkerung verbessert, ihr allzudichtes Zusammenleben ver- hindert werden. Alle {werer Erkrankten müßten, damit sie nicht zu einer Quelle der Ansteckung würden, der Krankenhausbehandlung zugeführt werden. Zu diesem Zweke seten besondere, leiht und bei geringen Opfern zugängliche -Krankenhäujer i für Sch{windsüchtige zu gründen. Diet nabme zur Bekämpfung der Tuberkulose, un für begüterte Menschenfreunde zu dauernd en. In keinem Lande habe die Schwindsucht vie in England, das die größte Zahl folcher Von großer Bedeutung sci auch die Anzeigepflicht, were Fälle, wie sie in Sachsen, Norwegen Erfolg in New Vork durchgeführt werde. and damit gehe die Desinfektion der Wohnungen uchsgegenstände. Die Aufklärung der Bevölkerung über d Verbreitung der Krankheit und ihre Verhütung sei nicht i großem Nutzen. Zur Fräge der Errichtung von Lungen- ebend, erklärte es der Redner für sicher, daß die n früberen Stadien beilbar sei, warnte jedoch vor einer Bedeutung der Heilstätten. Jn Deutschland va 4000 Personen durh diefe Genesung finden, Personen wegen Schwindsucht in Krankenhaus- Größerer Einfluß auf dea Rückgang der Krank vorerwähnten allgemeinen ren Maßnahmen zu. fürwortete der Redner dis bmimung der von der Vork getroffenen Einrichtungen | die Sterb- ckchwindsucht seit 1886 um mehr als 399% getunien sor Dr. Koh {loß mit dem Ausdruc r festen Ueber- Benutzung der im Kampfe mit anderen Seuchen gé- Erfahrungen, wenn unrichtige Wege vermieden würden und in der Wurzel getroffen werde, der Kampf gegen dtîe zum fsiegreihen Ende re. An diesen Vor- nüpfte sh eine längere batte. Professor Liter ; Koh's Ausführungen über e Nichtübektragbatkeit Krankbeit von tuberkulösen Rindern auf den Menschen en ziemlich überzeugend, do handele es sih um einen fo wichtigen unkt, daß er cine weitere Untersuchung für nöthig halte. Er glaube, raus, daß die Tuberkulose der Menschen sih niht auf Rinder über- en lasse, folge roch nit, daß die Tuberkulose der Ninder si t auf den Menschen - übertragen lasse. Mehrere andere Redner \praden sich ebenfalls für cine weitere Untersuchung, einige für staatlihe Untersuchungen aus. Peute sind _ au vershiedene Sektionen des Kongresses zusammengetreten. Die „Staat- lie und Städtische Sektion“ berieth über die Frage der obligatorischen Anmeldung der Fälle von Tuberkulose, die „Méedizinishe Sektion" beschäftigte sih mit der Behandlung der Krankheit und dem Einfluß des Klimas auf dieselbe, dié „Thicrärztlide Sektion" mit der Diagnose von Tuberkulose bei lebenden Thieren.

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American Sheet Steel Company und die American Steel Hoop Com-

zusammen, was die neue wissenshaftlihe Wasserwirthschaftslehre dem

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