1901 / 179 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jul 1901 18:00:01 GMT) scan diff

S

E

„arina ¿5 T.

tir fter

E S S

S

Königliche Bibliothek. Bekanntmachung !. n der Woche vom 5. bis eins{hl. 10. August findet nah 48 der Benußungs-Ordnung die Zurücklieferung sämmt- icher aus der Men Bibliothek entliehenen Bücher statt. Alle, welche solhe Bücher in Händen haben, werden hiermit aufgefordert, sie. in den Geschäftsstunden (9 bis 3 Uhr) zurüc{zuliefern. Die Zurücknahme der Bücher er- folgt nah alphabetisher Ordnung der Namen der

Entleiher: :

von A bis U am Montag und Dienstag, T bis R am Mittwoch und Donnerstag,

9 bis Z am Freitag und Sonnabend.

Bexlin W., den 29. Juli 1901. Die Eg

Schwenke.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Die Oberförsterst elle Jdstein, im Regierungsbezirk Wiesbaden, ist zum 1. Oktober 1901 anderweit zu beseßen.

BVBerenntmäaqhung

Auf Grund des § 13 der Vorschriften über die Prüfung der Thierärzte vom 13. Juli 1889 (Centr.-Bl. f. d. D. R. S. 421) bringe ih hierdurch zur Kenntniß, daß mit der Ab- haltung der thierärztlihen Stang am Diens- tag, den 15. Oktober 1901, begonnen wird. Die Meldungen zu dieser Prüfung sind spätestens bis zum 9. Oktober d. J. an mich einzureichen. Berlin, den 27. Juli 1901. Der Rektor der Thierärztlichen Hochschule.

Eggeling.

Beranntmahu n g.

Jn Gemäßheit des 8 46 des Kommunalabgabengeseßes vom

14. Zuli 1893 (G.-S. S. 152) wird zur E en Kenntniß

ebracht, daß aus dem Betriebe der Lokalbahn Fossa—

rückenau ein fommunalabgabepflihtiges Rein-

einkommen für das Jahr 1900 nicht erzielt ist. Frankfurt a. M., den 29. Juli 1901.

Der Königliche Ie

Mey er.

Die von ‘heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 25 der „Geseß-Sammlung“ enthält unter

Nr. 10293 die Verfügung des Justiz-Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil der Bezirke der Amtsgerichte Braubach, Camberg, Hadamar, Katenelnbogen, Limburg a. d. Lahn, Niederlahnstein, Wallmerod, Wehen und Weilburg, vom 17. Juli 1901.

Berlin W., den 31. Juli 1901.

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Jn Vertretung : Bath.

Abgereist: _der Präsident des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privat- versiherung, Wirklihe Geheime Ober-Regierungsrath von Woedtke, mit längerem Urlaub.

Personal-Veränderungen.

XTIL. (Königlich Württembergisches) Armee-Korps. Offiziere, Fähnrihe 2c. Ernennungen, Beförde- rungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. 16. Juli. Prinz Nichard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Armee- Korps und zwar als Lt. im Ulan. Regt. König Wilhelm 1. Nr. 20 mit Vorbehalt der Patentierung angestellt. i 20. Juli. Winghofer, Oberstlt. und Bats. Kommandeur im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, mit Pension zur Disp. gestellt und zum Kommandeur des Landw. Bezirks Ehingen, Niemann, Königl. preuß. überzähl. Major, kommandiert nah Württemberg, bisher aggregiert dem Inf. Negt. von Voigts-Nhetz (3. Hannov.) Nr. 79, zum Bats. Kommandeur im Gren. Negt. König Karl Nr. 123, v. Heider, überzäbliger Major, aggregiert dem Infanterie-Negiment Alt-Württemberg Nr. 121, zum Bats. Kommandeur im Negt. ernannt. Stein, Hauptm. und Komp. Chef im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, unter Verleihung des Charakters als Major, als aggreg. zum 9. Inf. Negt. Nr. 127, Flaishlen, Oberlt. im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Großherzog Friedrich von Baden, unter Be- lassung in dem Kommando zur Dienstleistung beim Kriegs-Ministerium bis 1. August d. J. und unter Beförderung zum Hauptm., als Komv. Chef in das Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, verseßt. Frhr. v. Crailsheim, Leutnant im Gren. Regt. König Karl Nr. 123 Hölder, Leutnant im 9. Infanterie-Regiment KRr. 127, zu berlts., vorläufig ohne Patent, Hetel, Fähnr. im 9. Inf. Regt. Nr. 127, zum Lt., befördert. Schmahl, Hauptm. und Battr. Chef im 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bavern unter Stellung à la suits des Regts., behufs Verwendung als Lebrer an der Kriegsschule in Neisse nah Preußen kommandiert. Hofacker Oberlt. im 4. Feld-Art. Regt. Nr. 65, unter Beförderung zum ette, ohne Patent mit einem Dienstalter vom 18. Mai d. F. als attr. Chef in das 2. Feld-Art. Regt. Nr. 29 Prinz-Regent Luitpold von Bayern verseßt. Brauer, Oberlt. im Feld-Art. Regt. Nr. 74, unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, bebufs Ernennung zum Battr. Chef in genanntem Regt., Greiner, Hauptm. beim Stabe des Pion. Bats. Nr. 18, unter Beförderung zum Major, in dem Kommando na Preußen belassen. Wolf, Königl. Preuß. Hauptm. und Komp. Chef im Pion. Bat. Nr. 13, von dieser Stellung behufs Verwendung als Komp. Chef im Pomm. ion. Bat. Nr. 2 enthoben. Erdmenger, Hauptm. in der 3. Ingen. Jnsp., unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen, als Komp. Chef in das Pion. Bat. Nr. 13 eingetheilt. Im Beurlaubtenstande. 20, Juli. Werner, Vüe- s. vom Landw. Bezirk Stuttgart, zum Lt. der Nes. des Gren. 2gts. König Karl Nr. 123, Maysenhölde r, Vize-Feldw. von demselben Landw. Bezirk, zum Lt. der Nes. des Inf. Negts. Kaiser riedrich, König von Preußen Nr. 125, Nies, Vize-Feldw. von dem- n Landw. Bezirk, zum Lt. der Res. des 10. Inf. Negts. Nr. 180,

Abschiedsbewilligungen. Jm aktiven Heere. 10. Juli. v. Parish, Lt. im Drag. Regt. Königin Olga Nr. 25, \{cheidet: mit dem 25. Juli d. J. bebuss Uébértritts in die Kaiserliche Shußtruppe

für M Les aus.

Kommandeur des Landw. Bezirks Chingen, mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, ent- hoben. Frhr. v. Enzberg, Lt. im Ulan. Negt. König Karl Nr. 19, scheidet aus und tritt zu den Res. Offizieren des Regts. über.

Im Beurlaubtenstande. 20. Juli. Meebold, Oberlt. von der ag ia 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Ludwigsburg, der Abschied bewilligt.

Beamte der Militär-Verwaltung.

14. Juli. Nonnenmann, Zahlmstr. Aspir., beauftragt mit Wahrnehmung der Zahlmstr. Stelle beim 2. Bat. Inf. Regts. Alt- Württemberg Nr. 121, zum Zahlmstr. ernannt.

Kaiserliche Marine.

Offiziere 2c. Ernennungen, Beförderungen und Ver- seßungen. Laerdalsoeren, an Bord S. M. Yacht „Hohen- ¿ollern*, 21. Juli. Engel, Korv. Kapitän, beauftragt mit Wahr- nehmung der Geschäfte des Kommandeurs der 1. Werft-Div., zum

reg. Kapitän, Schulß (Friedrich), Kapitänlt., kommandiert zum tabe der Insp. des Torpedowesens, zum Korv. Kapitän, v. Zelberschwecht - Laszewski, Oberlt. zur See vom Stabe S. . Linienschiffes „Kaiser o G E Donner, Oberlt. zur See vom Stabe S. . großen Kreuzers „Hansa“, Kalm, Oberleutnant zur See vom Stabe S. M. Ee Kreuzers „Hertha“, v. Kameke, Oberlt. zur Sée vom Stab S. i: rohen Kreuzers „Victoria Louise“, zu Kapitänlts., Meyer Dietrich), Lt. zur See vom Stabe S. M. Shulschiffes „Mars*, Schroeder, Lt. zur See vom Stabe S. M. Schul\chiffes „Char- lotte", Küster, Lt. zur See vom Stabe S. M. Linienschiffes „Kur- fürst Friedrich Wilhelm“, v. Wiedebach, Lt. zur See vom Stabe E kleinen Kreuzers „Hek“, zu Oberlts. zur See, be- ördert.

Barth, Marine-Stabs-Ingen. von der Marine-Station der Ostsee, zum Marine-Ober-Stabs-Ingen., ‘Slauck, Marine-Ober- Ingen. von der Marine-Station der Nordsee, zum Marine-Stabs- Ingen., Bod en, Marine-Ingen. von der Marine-Station der Ostsee, zum Marine-Ober-Ingen., Aal chke, Büsing, Ober-Maschinisten von der Marine-Stáätion der Ostsee, zu überzähl. Marine-JFngenieuren, befördert. Steinbrügge, überzähl. Marine-Ingen. vom Stabe S. M. großen Kreuzers „Fürst Bismarck“, Wolff, überzähl. Marine- Ingen. von der Marine-Station der Ostsee, rüccken nah Maßgabe des Etats in offene Etats-Stellen ein.

Dr. Fontane, Marine-Ober-Assist. Arzt von der Marine-Station der Ostsee, zum Marine-Stabsarzt, Dr. Brensk e, Marine-Assist. Arzt vom Stabe S. M. kleinen Kreuzers „Jrene", Dr. Glöye, Marine: Assist. Arzt von der Marine-Station der Ostsee, zu Marine-Ober- Assist. Aerzten, Dr. Deuß, Marxine-Unterarzt von der Marine- Station der Ostsee, zum Marine - Assist. Arzt, befördert. Wiens, Marine-Assist. Arzt von der Marine-Station der Nordsee, ein Patent seines Dienstgrades vom 14. Februar 1901 F. 2 erhalten.

F A Ed E U LEAEN (N, Laerdals8oeren, an Bord S. M. Yacht „Hohenzollern“, 21. Juli. Kohl, Oberlt. zur See vom Stabe S. M. Schulschiffes „Carola“, Barth (Ludwig), Lt. zur See vom

Stabe S. M. Küsten-Panzerschiffes „Hagen“, unter Verleihung des GETS als Oberlt. zur See, auf ihre Gesuche der Abschied vewilligt.

Niqchkamtliches. Deutsches Reih.

Preußen. Berlin, 31. Zuli.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie dem „W. T. B.“ aus Molde berichtet wird, gestern Vormittag Vorträge entgegen, besuhten am Nachmittag das Admiralschiff des daselbst eingetroffenen norwegischen Geschwaders und wohnten Abends einem Ball an Bord des Linienschiffs „Baden“ bei. Der norwegishe Admiral und die Kommandanten der norwegishen Schiffe waren mit Ein- ladungen zur Kaiserlihen Tafel an Bord der Yacht „Hohen- zollern“ beehrt worden. Das Wetter war regnerisch.

Der Regierungs-Assessor Trosien, zur Zeit in Magde- burg, ist der Königlichen Regierung in Wiesbaden zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Danzig, 30. Juli. Der 25. außerordentli che Provinzial-Landtag der Provinz Westpreußen ist gestern in Danzig von dem Ober-Präsidenten, Staats-Minister Dr. von Goßler mit folgender Rede eröffnet worden: _Hochgeehrte Herren ! Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen ist die Vertretung der Provinz Westpreußen zu einem außerordentlichen Landtage versammelt. Außerordentlih und, so Gott will, niemals wiederkehrend ist au der Anlaß zu diefer Einberufung. Handelt es \i{ch doch darum, in Ge- meinshaft mit dem Staat in eine Hilfsaktion zur Erhaltung in ihrer Existenz und Leistungsfähigkeit bedrohter Landwirtbe in 19 Landkreisen der Provinz einzutreten. Zweck, Umfang und Aus- führung der erforderlichen Maßregeln find in den ih gegenseitig er- gänzenden Vorlagen der Staatsregierung und des Provinzial-Aus\husses näher dargelegt. Kommen sie auch unmittelbar nur dem Stande der ländlihen Grundbesißer zu gute, so“ wirken sie doch einerseits bei der räâumlihen Ausdehnung und der Stärke der Kalamität, andererseits bei den Wechselbeziehungen zwisden Stadt und Land auh auf die anderen erwerbenden Stände vortheil- haft zurück. Die Hoffnung erscheint hiernach begründet, daß die Provinzialvertretung durch die Einigkeit in ihren Berathungen und Beschlüffen den Erwartungen der bedrängten Landwirthe entspricht und ihren Muth belebt. Hiermit erkläre ih kraft des mir Allerhöchst ertheilten Auftrags den 25. Landtag der Provinz Westpreußen für eröffnet. ' __ Der Provinzial-Landtag genehmigte hierauf, wie die „Danz. Allg. Ztg.“ mittheilt, einstimmig en bloc die Vorlage, betreffend die Bewilligung von 500000 M zur Linderung des landwirthshaftlihen Nothstandes, _ gn einem Schlußwort betonte sodann der Ober-Präsident, Staats-Minister Dr. von Goßler, der Beschluß sei ein erfreulihes Zeichen dafür, daß in einem Augenblick, wo ein roßer Theil der Bewohner der Provinz so shwer getroffen ei, Staat und Provinz einmüthig zusammen ständen. Möchte diese Einigkeit ein sicheres Zeichen sein, daß die Provinz in die Lage komme, die Kalamität zu überwinden und in gegenseitiger Freundschaft die Früchte solcher Einigkeit zu genießen. Jn diesem Sinne erkläre er den 25. Provinzial-Landtag für geschlossen. Der Vorsißende des Provinzial -Landt ags \{chloß die t

befördert.

Sigzung hierauf mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf

0. Juli. Wibbekink, Oberstlt. z. D., von der Stellung als

i Münster a. Stein, 30. Juli. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin“ Heinrich is heute Rathmittag g hier nah! Kiel abgereist.

Oesterreich-Ungarn.

__ Ein heute erlassener Admiralsbefehl veröffentlicht, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, ein Telegramm des Kaisers an den Kommandanten des Geschwaders in Ost-Asien, Kontre - Admiral Grafen“ Montecuccoli, in welchem der a für die in. shwierigen, ungewohnten Verhältnissen aufopferungsvoll und erfolgreich geleisteten Dienste dem Geshwader seinen wärmsten Dank mit dem herzlichen Wunsch glülicher e ausspricht.

Nach einer Meldung aus Budapest ist der frühere ungarische Minister Désider Szilagyi in der vergangenen Nacht plöglich gestorben.

Großbritannien und Frland.

In der gestrigen Sizung des Unterhauses fragte, wie

„W. D. B.“ meldet, Parker an, ob mit der deutshen Re- ierung Verhandlungen über die Aufhebung der von der E Regierung den canadishen Produkten auferlegten Handelssperre im Gange seien, und. ob die britishe Regierung die Zusicherung geben könne, daß sie sich bemühen werde, Canada im Handelsvertrage die Meistbegünstigungsklausel zu sichern. Der Unter-Staatssekretär des Auswärtigen Lord Cranbourne erwiderte, über die Behandlung der canadischen E eh würden gegenwärtig keine PVéolctiblungen mit eutshland geführt; aber die in der Anfrage erwähnten be Fragen würden von der britishen Regierung ernst in Erwägung gezogen. Der Präsident des Handelsamts Gerald Balfour erklärte, der berathende Aus\shuß des Handelsamts für kommerzielle Fragen sei zu einer Gebe einberufen worden, um über den deutschen Tarif= Gejeßentwurf zu berathen. Bei einer von John Nedmo nd an die Regierung gerichteten Anfrage hinsichtlih des irishen Lord-Oberrichters rief das nationalistishe Mitglied Oshee : „Wie lange soll diese Schurkerei in der Justiz noch geduldet werden?“ Der Sprecher forderte ihn sofort auf, diesen be- leidigenden Ausdru zurückzunehmen. Oshee verweigerte es, und der ErsteLord des Schaßamts Balfour beantragte, Ojhee von der Sißung uBal Gleßen, Der Antrag Balfour’s wurde mit 258 egen 50 Stimmen angenommen. Oshee verließ darauf das Haus. Macneill brahte einen Antrag ein, in welchem erklärt wird, daß ein in der „Daily Mail“ vecöffentlichter Artikel einen {weren Vorwurf gegen die Haltung des Staats- S des Kriegsamts Brodrick enthalte und andeute, daß ieser sich in seinen vorgestrigen Ausführungen der Unwahrhaftigkeit \{chuldig gemaht habe. Der Staatssekretär des Kriegsamts Brodrick erwiderte, er habe dadurh, daß er: der „Daily Mail“ amt: lihe Mittheilungen vorenthalten, seine Mißbilligung darüber ausdrücken wollen, daß die „Daily Mail“ amtlihe Geheim- E veröffentlihe. Brodrick wies darauf hin, daß ein Theil er von dem genannten Blatte veröffentlichten geheimen Schriftstüke fast wörtlih den im Kriegsamt befindlichen Original-Dokumenten gleich sei, und fügte hinzu, er lege seine Ehre mit Freuden in die Hände des Hauses. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour gab zu, daß der Artikel einen Bruch des Privilegs bedeute, war aber der Ansiht, daß er niht werth sei, deshalb den Verleger und Herausgeber des Blattes vor das Haus zu fordern, und beantragte deshalb Uebergang zur Tagesordnung. Sir Henry Campbell Bannerman meinte, das Haus müsse seine Mißbilligung über das Vorgehen des Blattes ausdrücken. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour zog seinen Antrag zurück, und der Antrag Macneill wurde angenommen. Macneill beantragte sodann, daß der Herausgeber und der Verleger des Blattes am Donnerstag vor dem Hause erscheinen sollten; aber dieser Antrag wurde mit 222 gegen 128 Stimmen abgelehnt. Das Haus genehmigte sodann mit 200 gegen 142 Stimmen die dritte Lesung der Unterrichtsbill und nahm mit 158 gegen 44 Stimmen einen Antrag an, welcher die Ermächtigung zur Aufnahme einer Anleihe von zwei. Millionen Pfund zum Zwecke der Bezahlung des auf Großbritannien entfallen- den Antheils bei dem Bau des neuen Pacific-Kabels enthält. Jn der gestrigen Sißung der Kommission zur Prü- fung der Entshädigungsansprüche der aus Süd- Afrika ausgewiesenen Mertdgen verkündete der Vorse- sizende Milvain die Entscheidung bezüglih der Angestellten der niederländisch - südafrikanischen Eisenbahn - Gesellschaft, in- dem er erklärte, durch Thatsahen sei erwiesen, daß die Angestellten niht neutral geblieben seien; jeder von ihnen, der Anspruch auf Entschädigung erhebe, müsse daher nahweisen, daß er positive. Schritte ge- than habe, um seine Neutralität zu wahren, sonst habe er auf Entschädigung keinen Anspruch. D r Vorsitzende theilte sodann unter Bezugnahme auf österreichishe Entshädigungsansprüche mit, die Forderungen der Staatsangchörigen Oesterreichs und jedes anderen Landes, welche sih als genügend begründet heraus- stellen, würden der britishen Regierung in liberaler Weise zur Berücksichtigung empfohlen werden, fie müßten aber un- verzüglih vor der Kommission festgestellt werden.

Frankreich,

Der Präsident Loubet empfing gestern Vormittag die marokkanishe Gesandtschaft, welhe sich heute nah St. Petersburg begiebt, in Abschiedsaudienz. :

__ Der König der Hellenen ist gestern in Aix-les-Bains eingetroffen,

__ Wie dem „W. T. B.“ aus Algier berihhtel wird, statteten der Chef des Generalstabs und der Sekretär des General-Gouverneurs gestern Vormittag dem General- Feldmarshall Grafen von Waldersee Gegenbesuche ab. Nachmittags begab sich der General-Feldmarschall an Land und wurde durch Ehrenwahhen von Marinetruppen und Zuaven empfangen. Eine weitere Ehren-Kompagnie Zuaven war vor der Kommandantur aufgestellt, wo die Vorstellung des Offizierkorps der Garnison durch den stellvertretenden kom- mandierenden General Servière stattfand. Graf von Waldersee hielt eine Ansprache, in welhér er für den herz lihen Empfang dankte und auf seine guten Beziehungen zu dem frargösishen Expeditionskorps in China hinwies. Später besichtigte der General-Feldmarschall, begleitet von dem

Seine Majestät den König.

Vize-Konsul Hellwig, die Umgebung der Stadt und be-

suchte den erkrankten General-Konsil von T welher auf Einladung des Grafen von aldersee die Heimreise auf der „Gera“ antreten wird. Der General- eldmarschall und die deutschen Een erregten bei dêm Be- uhe der Stadt allgémeines Auf})ehen , ‘ebenso die deutschen Mannschaften, denen. von dem Armee-Kommando Unteroffiziere als; Führer beigegeben waren. Gestern Abend waren die führenden französishen Unteroffiziere zu der Unter- offiziersmesse an Bord der „Gera“ eingeladen, Die Hal- tung der an Land beurlaubten Soldaten war ausgezeichnet ; es 1st keinerlei Zwischénfall vorgekommen. Die Bevölkerung eigte sih durchweg sehr entgegenkommend. Die in Algier er- einenden Hegen widmen den deutschen Gästen \ympa- thishe Artikel. Gestern Nachmittag nahm der General-Feld- marschall an einer Tafel theil, welhes der Vize-Konsul Hellwig ihm und den Offizieren seines Stabes zu Ehren gab. Heute früh ist die „Gera“ von Algier wieder in See gegangen und wird voraussihtlich am 7. August in Cuxhaven eintreffen.

Nußland.

Die - tibetanishe Gesandtschaft ist, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern Abend von St. Petersburg nah Moskau abgereist.

Ftalien.

Die Könftgliche Familie ist wieder nah Piemont zurügereist.

Die „Tribuna“ und mehrere andere Zeitungen melden, der Finanz-Minister Wollemberg werde wahrscheinli seine Entlassung geben. Heute werde ein Ministerrath stattfinden.

Der gestern Abend 7 Uhr in Nea pel ausgegebene Bericht über das Befinden Crispi's besagt, dem „W. T. B.“ zu- folge, daß die allgemeinen Körperkräfte im Laufe des Tages wieder mehr gesunken seien. Die nervöse Erschöpfung und die verzshwäche hätten zugenommen. Nach dem Bericht von Pet früh hatte Crispi zeine sehr unruhige Nacht. Der allgemeine Kräftezustand hat sih verschlechtert ; die Herzshwäche ist géstiegen. Die nervöse Depression ist weniger stark.

Spanien.

Der Prinz Heinrich von Preuß en veranstaltet heute, wie „W. T. B.“ aus Cadix erfährt, an Bord des Linien- \chiffes „Kaiser Wilhelm der Große“ ein Bankett, zu welhem die Spißen der Behörden von Cadix geladen sind.

Belgien. i

Jn der gestrigen Sißung der Repräsentantenkammer beantragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der liberale Deputirte Buyl wegen der shwachen Beseßung die Vertagung der Kammer bis Donnerstag. Als der Präsident es ablehnte, über den Antrag abstimmen zu lassen, protestierten die Anwesenden dagegen durch Lärmen und Klappen mit den Pultdeckeln, so- daß der Präsident und die Redner unverständlih blieben. Ein Sozialist stimmte die Arbeitermarseillaise an, die Linke begleitete ihn durh Schlagen auf die Pultdeckel. Auch im weiteren Verlaufe der Sißung seßten die sozialistishen Abge- ordneten ihren ruhestörenden Lärm fort, sodaß die Redner, darunter auh der Minister Liebaert, gänzlih unverständlich blieben und die Sißung unter andauerndem Lärm - geschlossen werden mußte.

Auf Ansuchen des Präsidenten der Nepräsentanten- kammer veranlaßte der Justiz-Minister van den Heuvel aus Anlaß der stürmischen Vormittagssizung ein Einschreiten des Gerichts. Kurz nach Schluß der N erschien im Kammergebäude der Staatsanwalt und nahm dort die Klagen des Präsidenten gegen die Sozialisten Turnemont und van Langendon entgegen, welhe wegen Drohungen und Beleidigungen verfolgt werden sollen. Nah Schluß der Vor- mittagssißung hielten die Mitglieder der Rechten ‘eine Sizung ab, in welcher beschlossen wurde, zur Verhütung weiterer Unzuträglihkeiten Anträge zur Geschäftsordnung zu ftellen,

Türkei,

Der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht zu Mecklenburg sowie der Prinz Heinrih XXXI[II. Reuß statteten, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nach- mittag in Begleitung des deutschen Geschäftsträgers Freiherrn von Wangenheim dem Sultan im Yildiz-Palast einen Besuch ab, welchen der Sultan alsbald erwiderte. Später fand zu Ehren der Fürstlichkeiten im Yildiz-Palast ein Diner \tatt, an welchem die türkishen Minister, mehrere Mitglieder der deutshen Botschaft und hohe Würdenträger theilnahmen.

Nach einer dem „W. T. B.“ aus Belgrad zugegangenen Mittheilung ist dort die amtlihe Meldung aus Prischtina eingetroffen, daß die Arnauten den Bataillons-Kommandanten Adjem Pascha, welcher im Sinne der Zusage des Sultans an den russishen Botschafter Sinowjew an Stelle des bis- herigen, abgeseßten Mutessarifs Djemal Bey mit der Leitung der Geschäfte eines Mutessarifs betraut worden war, gewalt})am vertrieben hätten. Darauf habe der abgeseßte Mutessarif wieder die Amtsgewalt übernommen.

Asien.

Aus Peking vom gestrigen Tage meldet das „Reuter'sche Bureau“, es sei daselbst ein Edikt des Kaisers über die Reorganisierung des Auswärtigen Amts eingetroffen, welhes was die Fassung sowohl wie den Jnhalt an- betreffe, die fremden Gesandten befriedige, da es den von ihnen als eine der Friedensbedingungen gestellten Forde- rungen bezügli diejes Punktes vollig gerecht werde. Jn der Einleitung zu dem Edikt werde angekündigt, daß die auswärtigen Angelegenheiten in Zukunft als die wichtigsten Staatsgeschäfte angeschen werden sollten. Das auswärtige Amt erhalte den Vorrang vor ses Aemtern, die früher einen höheren Rang als dieses eingenommen hätten, Das Edikt bestimme ferner, daß die Gesandten in der Halle empfangen werden sollten, welche bisher nur die uahen Verwandten des Kaisers hätten betreten dürfen. Auch über etwaige Feste, welche von dem Kaiser für die Gesandten veranstaltet werden sollten, werde Näheres festgeseßt. Der deutshe Gesandte sei beauftragt worden, gemeinsam mit den Kommissionen, w-lhe über die verschiedenen zur Unterhandlung stehenden Gegerislände zu berathen hätten, das Protokoll abzufassen. Die Maßregeln bezüglih der Bestrafung der Urheber der Un- ruhen würden allgemein als ungenügend angesehen. ‘Die Liste der Schuldigen, welche ursprünglih 160 Namen enthalten habe, sei auf 54 herabgesunken, da es in den meisten.Fällen unmögli gewesen sei, den Schuldbeweis zu liefern.

Afrika.

Eine Depesche Lord Kitchener's aus Pretoria vom 29. d. M. besagt: Seit dem Bericht ' von den verschiedenen Truppenkörpern vom 22, Zuli“ wurden 49 Buren theils ge- tödtet, theils“ verwundet, 303 gefangen genommen und 205 Wagen, : 2700“ Pferde fowie Vorräthe erbeutet. Der General Gilbert Hamilton überrashte Potgieter's Lager in der Nähe von Wolmarans und erbeutete alle dort be- findlichen Wagen ; 21 Buren wurden getödtet. Der General Bruce “Lr af berichtet, daß er Myburgh's Kommando in der Nähe von Dassiesport überrasht und 24 Buren gefangen genommen habe, darunter Myburgh selbst, der gefährlih verwundet worden sei.

Lord Kitchener - telegraphiert ferner, der General Walter Kitchener operierè nördlih von Middelbur gegen Ben Viljoen. Das 19. Husaren-Regiment habe fiad einem scharfen Ritt ein Pompon-Geshüß genommen. Das 18. Husaren-Regiment sei gerade zur rehten Zeit heran- ekommen, um bei der Wegnahme von'20 Wagen und der Besanaeitahns von 32 Buren mitzuhelfen. Fünf Buren seien verwundet worden, ebenso fünf Mann des 19. Husaren- Regiments.

Statistik und Volk8wirthschaft.

Woßhlfahrts3-Einrichtungen. Die Stadt-Kollegien zu Kiel haben für den Neubau eines Doppelwohnhauses für 20 Familien der Feuerwehrleute 73 000 M bewilligt.

Die vom Aachener Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins unterhaltene Kin derkrippe wurde im verflossenen Jahre stark benußt. Es wurden 560 Kinder an 20 202 Pflegetagen verpflegt, wodur 12 239 4 Kosten erwuchsen.

Arbeiterversicherung.

Bei der Landes-Versicherungsanstalt Oldenburg lagen in den ses ersten Monaten des laufenden Jahres (die Zahlen für den gleichen Zeitraum des Vorjahres sind in Klammern beigefügt) vor: 334 (465) Anträge auf Bewilligung von Invalidenrente, 21 (17) Anträge auf Bewilligung von Krankenrente, 38 (81) Antrâge auf Beilifzuna von Altersrente, 423 (425) An- träge auf Beitragserstattung in Heirathsfällen, 77 (116) Anträge auf Beitragserstattung in Todesfällen, 2 (—) Anträge auf Beitragserstattung an Unfallinvaliden und 176 (162) Anträge auf Uebernahme des Heils verfahrens. Es wurden in dem genannten Zeitraum festgeseßt: 259 (356) Invalidenrenten, 18 (14) Krankenrenten, 29 (68) Alters- renten, 379 (388) Erstattungen in Heirathsfällen und 70 (108) in Todesfällen. Die Höhe der bewilligten Invalidenrenten betrug durhschnittlich 147,31 K, im Ganzen 38153,60 M, die der Krankenrenten durhschnittlich 148,86 Æ, im Ganzen 2679,40 MÆ, die der Altersrènten durchschnittlih 167,86 M, im Ganzen 4867,80 M, für sämmtliche Renten zusammen 45 700,80 Æ Seit dem Inkrafttreten des Geseßes wurden auf 4699 Anträge 3379 Renten in der Höhe von 513 590,60 M bewilligt und auf 4462 Grstattungs8- anträge in 4233 Fällen die Beitragserstattung verfügt. Das Heil- verfahren wurde im laufenden Jahre ‘n 126 (118) Fällen darunter 74 (55) Lungenkranke eingeleitet, in 30 Fällen (darunter 18 Lungen- kranke) abgelehnt. Am 1. Juli befanden sich 54 (35) Kranke in der Fürsorge der Versicherungs8anstalt, davon 4 (9) in Krankenhäusern, 36 (19) in Lungenheilstätten, 12 (5) in Bädern, 2 (3) in fonstigen Kurorten. Der Aufwand für die Krankenfürsorge betrug in dem oben bezeihneten Zeitraum 19 470,02 (14 804,90) Æ, davon 935,69 (—) M für Familienunterst üzung.

Zur Arbeiterbewegung.

Das Gewerbegeriht in Berlin beschäftigte fich, hiesigen Blättern zufolge, in den leßten Tagen mehrere Male als Einigungsamt mit Streitigkeiten zwis{hen Arbeitgebern und Arbeitern im Tis chler- gewerbe, obne daß eine Einigung erzielt wurde. Wie aus den Ver- Bandlkialien hervorging, sind jeßt einige Tausend Tischlergesellen in Berlin arbeitslos, - hauptsählich infolge des vorjährigen all- gemeinen Tischlerausstandes, von dem nur die Konkurrenz in der Provinz, wo jeßt massenhaft Berliner Spezialitäten billig an- gefertigt würden, dauernden Nußen gehabt haben soll. (8 wurde u. a. angeführt, daß eine Genossenschaft von etwa 30 ehe- maligen Gesellen, die durch den Ausstand beschäftigungslos geworden seien, nur einen jährlihen Gewinn von 57 Æ nachgewiesen habe, troß unbegrenzter Arbeitszeit, während früher die Arbeitsdauer 8—9 Stunden und der Wocwenlohn durhschnittlih 27 M betragen habe. Viele Gesellen sollen heute {hon unter den früheren Arbeits- bedingungen arbeiten und viele andere si vergeblih dazu anbieten

Die Bandagisten Berlins hielten gestern Abend, wie ‘die „Volks-Ztg." berichtet, eine Versammlung ab, um über die Ver- besserung ihrer wirth\schaftlihen Lage zu berathen. Es wurde mit- getheilt, daß in den etwa 22 in Betracht kommenden Werkstätten die Wochenlöhne ich zum größten Theil zwischen 15 und 20 Æ bei neun- bis zohnstündiger tägliher Arbeitszeit bewegten; höhere Löhne würden meist nur durch Ueberstunden oder nebenbei betriebene Heimarbeit erzielt. Ein nicht geringer Theil der Arbeiter müsse mit einem Wochenlohn von 9, 10 und 12 4 verlieb nehmen. Die Versamm- lung wählte eine dreigliedrige Kommission, die beauftragt wurde, gemeinsam mit der Branchenvertretung über die Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen zu berathen und bald wieder eine Ver- sammlung einzuberufen, in der über das endgültige Vorgehen Bes{luß gefaßt werden foll.

An dem Ausstand der Flaschenarbeiter Deutschlands sind,

demselben Blatt zufolge, nah Feststellung der hiesigen Zentrale von in den 30 Betrieben in Frage kommenden 5100 Flaschen- machern 4700 betheiligt Durch den Ausstand werden noch etwa 5000 Scblofser, Former, Sortiererinnen, Korbmächer u. \. w. in Mitleidenschaft gezogen. » Die Wohnungsfrage (\. Nr. 177 d. BL.) ist inzwishen durch die Gewerkschaften gelöst worden. Eitizelñé Hausbesitzer baben den Glasarbeitern kleine O Iun en unentgeltlih zur Verfügung gestellt, die für verheiratheté Leute vorbehalten worden sind, während ledige Arbeiter Massengquartiere beziehen müssen. Falls der Ausftand länger als aht Tage dauern follte, würden auch die Brauerecibetriebe unter dem Ausstande leiden; - dénn die Hauptabnehmer von Flaschen jollen si{ch größtentheils durch Unterschrift verpflichtet haben, ihren Bedarf aus anderen Werken als denjenigen, aus welchen fie ihn bisher befriedigt haben, nit zu decken. Eine der größten Brauereien Berlins hat dem Strike-Comité bereits mit- getbeilt, daß sie den Flaschenbier-Verkauf einstellen müsse, wenn der Ausstand länger als 14 Tage dauere. In Breslau habéu die Müllergéfellen, nachdem ihre Forderungen von den Arbeitgebern unter Hinweis auf die ungünstige Lage der Mühlenindustrie abgelehnt worden find, beschlossen, -von- der Forderung der Abschaffung der Accordarbeit Abstand zu nehmen und sih mit einer wöchentlihen Lobnzulage von 2,50 M zu begnügen; fié erwarten bis zum 3. August einen günstigen Bescheid und wollen, wenn ein solcher niht ertheilt wird, das Gewerbegeriht anrufen.

Einen allgemeinen Ausstand hat die 215 Bergarbeiter zählende Belegschaft der Grube „Prinz Wilhelm“ bei Supplingen in Braun- {weig bégonnen. Die Ürsache ist, wie die „Braunschweiger Neuesten Nachrichten" melden, die Entlassung mehrexer Arbeiter.

Der Ausstand der Hamburger Feilenhauer ifff „nah 14 wöchiger Dauer beendet. Einén Erfólg haben die Arbeitnehmer

Aus Paris- meldet „W. T. B.“, daß den dort erscheinenden Blättern ilde in Romilly (Departement Eure) ausständige Glasarbeiter den Direktor ihrer Fabrik aus dem Bureau * ge- \{leppt und von ihm unter der Drohung, ihn in einen glühenden - Schmelzofen zu werfen, die Zusage einer Lohnerhöhung erzwungen haben. ; E Zum Ausstand der Stahlärbeiter in den Vereinigten Staaten von Amerika wird dem genannten Bureau aus Pitts# burg vom gestrigen Tage berihtet, daß daselbst au. I ‘ber Ausschuß der vereinigten Stahlarbeiter eine geheime Sißung a hielt, um Vorschläge des Stahltrusts behufs Erledigung des Strikes zu be- sprechen. Nach langer Berathung wurde _jedoch die Sißung bis heute vertagt. Dies wird als Beweis dafür angesehen, daß man mit den Vorschlägen des Stahltrusts. nicht zufrieden ift. : In San Francisco hat nah einer Meldung des „W. T. B. die Vereinigung der Hafenarbeiter am Montag einen allgemeinen Ausstand angeordnet; infolgedessen ist ein Stillstand in den Schiffs- verladungen eingetreten.

Kunst und Wisseuschaft.

Internationale Kunstausstellung Dresden 1901. *) l

L. K. Den Laien wird stets die Porträtkuns eines Zeit alters als bequemster Maßstab für die künstlerische Leistungsfähigkeit überhaupt gelten. Hier tritt der Künstler mit in die Reihe der Urtheilenden, indem er die großen Persönlichkeiten der Gegenwart zu analysieren unternimmt. Ünwillkürlih wägt der Beschauer sein Urtheil gegen das - eigne, stellt es ihm gegenüber oder findet neuen Aufs{hluß über Dinge, die seiner“ eigenen Beobachtung bisher entgangen sind. as alles hat zwar mit der rein fünstlerishen Kritik wenig zu thun, knüpft aber das Band zwischen Schaffenden und Genießenden fester. Es war daher ein glüdckliher Gedanke der Dresdner Ausstellungslkeitung, die Reihe der nah Nationen geordneten Bilderkabinette durch einen Naum zu unterbredhen, in dem die nationale Trennung aufgegeben wird zu Gunsten eines Wettkampfs auf dem eng abgesteckten Felde der Porträtkuüunst. Als Höhenmarken sind zwischen die Leistungen der Modernen einzelne Bildnisse von Velazquez, van Dyck und NRembrandt, oder doch aus ihrer Schule, vertheilt. Es sind dabei, wie man sieht, diejenigen Altmeister gewählt worden, die das heutige Schaffen am stärksten beeinflußt haben: wenn man will, eine Spielerei, aber eine solche, die manche Anregung giebt. Friß August Kaulbach neben van Dyck zu betraten, wie sie eine ähnliche Aufgabe lösen, findet sich selten Gelegenheit. Jedenfalls hat Kaulbach von van Dyck mehr gelernt als sein Modell Petten- fofer von dem englishen Staatsmann Thomas Parr lernen konnte. Aber nicht nur das billige Vergnügen der Erkenntniß, daß auch auf dem Gebiet der Kunst vielfach alter Most in neue Schläuche gefüllt wird, will die Ausstellung uns bereiten man hätte sonst zweckmäßig neben Gandara's Damenbildniß. einen Gainsborough oder Reynolds hängen können —, sondern sie erläutert auch das Arioóm, daß jede Zeit thr eignes Auge hat. Zweifellos ist z. B. der Spanier Ignacio Zuloaga, der in diesem Raum ein Bildniß der Schauspielerin Consuelo ausgestelli hat, ohne seine großen Ahnen Velazquez und Goya nicht denkbar; - ne Malweise, seine Farbenwahl steht unter dem Bann solcher einheimishen Ueber- lieferung. Und dennoch ist seine künstlerishe Anlage keineswegs daraus allein zu erklären. Das moderne Empfinden überwiegt so stark, die Art, zu sehen und sich in die seelische M Dargestellten hineinzufühlen, entspriht der ältere Auffassung so e daß wir unwillkürlich, wo wir ihr in älteren Kunf werken zu begegnen glauben, diese als modern-empfunden bezeichnen. Darin liegt ein Selbstbewußtsein, das nur den Glanzepochen der Kunst eigen zu sein legt. Wir sehen eben die Ver- gangenheit wieder einmal durch die Augen unserer Künstler. Daß wir uns ihrer Führung anvertrauen dürfen, dafür bietet die Porträt- ausstellung in Dresden mancherlei Bestätigung: Die natürliche und durchdringende Art, in der Carolus Duran das Wesen des norwegi- hen Landschaft8malers. F. Thäulow zu schildern versteht, beweist, da die nervöse Ueberreiztheit, die man so gern als Kennzeichen der Kunst unseres Jahrhunderts bezeichnet, keineswegs fo allgemein verbreitet ist, wie die matten Bilder von Gugòöne Carriòèrez Guthrie, Lavery und Shannon oder das raffiniert geistreichße Bühnen- Porträt der Schauspielerin Réjane von Besnard vermuthen laffen könnten. Auch die Arbeiten von Léon Bonnat, Therese Schwartßze, Wilhelm Leibl und Friß Boehle athmen gesunde Kraft, die in festem Anpacken der Aufgabe und energis{cher Durhführung sich bekundet. Boehle sucht an s{hlichtem, fast feierlihem Ernst der Naturwiedergabe seinen Meister Thoma noch zu übertruinpfen; er geräth bei diesem, den deutshen Altmeistern verwandten Bestreben hart an die Grenze der Philistrosität, während Leibl durch sein frisches bäuer- lies Temperament das trockeneé Kläubeln seiner Arbeit vergessen macht. Bei ibm verklärt die Freude am Gelingen - alle Mübsal, Richard Müller, der talentvolle Dresvuer Nadierer, der sih neuer- dings als Maler versucht, bleibt dagegen stets in der Arbeit stecken. Er geht bei seinen Bildern durchaus vom Zeichnerischen aus und möchte der Zeihnung Wirkungen abzwingen, die ihr nun einmal versagt sind. Dadurch erhalt feine „Dame mit“ der Orchidee*“ etwas Hartes, Lebloses. Das Fleisch \ch{eint elfenbeinern, die Stoffe metallish, das Haar spröde. Mit thren Shwächen und Vorzügen besitzen die drei Bilder von Boehle, Leibl und Müller einen gemeinsamen deutschen Zug,. während z. B. die Bildnisse- von Kießling, Banyer, Kalckreuth, Koner, Poble, Hügo Vogel weniger ausgesprochen national wirken. Neben der deuten Schwerfälligkeit und Tiefgründigkeit erscheint die fran- zösishe Virtuosität leiht oberflächliß, das englisWe Streben nah äußerliher Vornehmheit, wie es auch in dem Frauen- bildniß von G. F. Watts zu Tage tritt, blasiert, die \üd- ländishe Neigung zum Uebertreiben des Charakteristishen, die Columbanos? spanishes Schauspielerporträt besonders kennzeinet, \{hreckhaft und befremdlih, aber die negative Fassung des Urtheils beweist nur, daß unser deutschcs Empfinden es diktiert, daß wir den Gegensay und die Selbständigkeit deutscher Kunst wieder s{äßen gelernt haben. Daß Lenboch's Bildnisse keinen Play in der Porträtausstellüung gefunden haben, könnte überraschen, aber, wo es gilt, die besondere deutsche Art zu betonen, entbehrt man sie gern; da sie bei allen großen Vorzügen doch nur zu oft das altmeister- lie Nezept der van Dvck und Nembrandt ahnen lassen, deren Vor- schriften die Bewegungsfreiheit des Porträtisten hemmen. Dagegen hat man einige plastishe Porträts bîer eingereiht, und wenn es au zu bedauern ist, daß Adolf Hildebrand’s MeistersWaft nicht für Deutschlands Ghre ins Feld geführt werden konnte, dürfen wir doch stolz sein auf die beiden Marmorbüsten Klinger's, die bereits im vorigen Bericht nah Verdienst gewürdigt sind.

Jedenfalls hat die Dresdner Porträtausstellung cinen Weg ge- zeigt und beschritten, auf dem mannigfahe Anregung zu finden sein dürfte. Eine internationale Vereinigung von modernen Landschafts- bildern müßte dem glücklihen Versuh folgen; auch sie würde den Blick für die besonderen künstlerishen Fähigkeiten der einzelnen Nationen \{ärfen, das Urtheil klären und unsere deutschen Maler ins- befondere lehren, sih auf eigene Kraft lieber als auf fremde Vorbilder zu. verla}ten.

Der Kunstsalon von Keller u. Reiner (Potsdamerstr. 122) erweitert mit dem Beginn der' neuen Ausstellungsfaifon, Mitte Sep- tember d. I., scine Ausftellungsräume. Das erste Stockwerk des

der Ausstattung der einzelnen Säle und Zimmer betraut. Au die für die Gemälde-Ausstellung vorgesehenen Räume im Grbgesch werden durch einen Umbau. erweitert.

nit erzielt.

*) S. Nr. 176 d. Bl.

E R

Lr atn Rid u Gi Ai, iv! Ste L E B

Hauses wird für Musterräume moderner Innenarchitektur hergerihtet-F Eine Anzahl bekannter deutscher -und-ausländishcr Architekten ist mit

Dare O

States Det amit R U

vid tdia id rudiin ufi dm

“g