1844 / 2 p. 4 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

eine Quelle stets erneuerter Klagen über mangelndes

hat, während eben diese theilweise übermäßige Vergrößerung der Llifagefähe h 9 G Fahr-

wasser geworden is. Keinesweges soll aber damit behauptet werden, daß der Zustand des wichtigen Stromes normal und tadelfrei sei, vielmehr fehlt noch viel und müssen noch große Summen geopfert werden, um ein solches

Ziel au nur approrimativo zu errcihen. Sch ihm zu nähern, muß das Bestreben der mit der Aufsicht und den Strombauten beauftragten Behör- den sein, Berlin, den 27, Dezember 1843. v. Bodelshwingh.

JulanDdD.

Königsberg, 27. Dez. Die hiesige Königl. Regierung macht im Amtsblatte mit Hinweisuug auf etne frühere Bekanuimachung in Bezug auf die Geschichte des evangelischen Kircheurehts von Pro- fessor Dr. Jacobson und dessen aus Königl. Kirchen - Kassen geneh- migte Anschaffung, auf die so eben erschienene Fortseßung des ge- nannten Werkes aufmerksau, welche die Synodal -= und Presbyterial- Verfassung von Rheinland und Westphalen zum Gegenstande hat.

Minden, 26. Dez. Ju der leßten Zeit ist die neue Landge- meinde-Ordnung in dem ganzen Umfange des Kreijes Lübbe(e einge führt worden, wo sie demuah in den Aemtern Rohden mit 5, Weh dem, Dielingen, Levern und Gehlenbeck mit 4, Schnalhorst mit 8 Ge meinden, Blasheim, Holzhausen, Börninghausen und Oldendorf mit 6, so wie in Alswede mit 5 Gemeinden in Kraft getreten 1st.

Auslaud. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. Speyer, 20. Dez. Die neue Speyersche Ztg. veröffentlicht folgende Bekanntmachung der hiesigen Regierung: Auf er- haltene allerunterthänigste Anzeige über die Resultate der Kreis Zudu- strie-Ausstellung der Pfalz zu Kaiserslauten im Monate September l. J. haben Se. Majestät der König Allergnädigst zu befehlen geruht, daß in dem Kreis-Jntelligenz=Blatte der Pfalz und in den gelesen- sten Blättern des Königreichs bekannt gemacht werde: „wie Aller- höchstdieselben die durch die Verzichtleistung auf allen Ersaß für Trans- port-Kosten bethätigte Uneigennüßigfeit der meisten Einsender zu der diesjährigen pfälzischen Jndustrie-Ausstellung, sodann die aufopfernden Dienstleistungen der Bürger von Kaiserslauten bei dicser von der Direction der pfälzischen Gesellschaft für Pharmacie und Technik mit dem lobenswerthesten Eifer unternommenen und geleiteten Ausstellung als einen erfreulichen Beweis des in der Pfalz lebenden regen Eifers für die Vervollklommnung des Gewerbewesens und würdigen, in ge= meinnüßlichem Streben thätigen Bürgersinnes mit Allerhöchstem Woh[- wollen aufgenommen haben, und den Ausdruck dieses Wohlgefallens zur allgemeinen Kenntniß gebracht wissen wollen.“ Die unterfertigte Stelle veröffentliht dies Zeichen Königlicher Huld um so freudiger, als sie der Ueberzeugung lebt, daß die Bevölkerung des Kreises es zu würdigen, dankbar zu bewahren und dessen stets werth zu bleiben wissen werde. Königl. bayerische Regierung der Pfalz, Kammer des Jnnern: Fürst von Wrede,

Württemberg. Stuttgart, 23. Dez. (A. Z.) So sehr die Theuerung auf viele Klassen der Gesellschaft drückt, so war den- noch unsere Christmesse von Käufern und Verkäufern sehr besucht, Zu dem für Deutschland vielleicht einzigen Möbelmarkt kamen in die- sem Jahre auch Händler mit Tischler - Fourniren, und die Steiger= wald’she Glas-Fabrik bezog zum ersten Male den hiesigen Plaß und hatte gar zahlreichen Zuspruh. Die landwirthschaftliche Anstalt in Hohenheim erfreut sich einer stätigen, und seit der hier 1842 abge- haltenen Versammlung der Landwirthe einer auffallend gesteigerten Zunahme. Sie zählt nun 120 Zöglinge, darunter 70 Ausländer, von welchen viele hohen Familien angehören. Das zu Ende gehende Jahr hat große Thätigkeit in Bauten gezeigt. Die Münze und die Reiter-Kaserne nähern sich der Vollendung, die neue Kronen-Straße ist nun ganz, die vorzüglich ausgestattete Neckar-Straße bis auf drei Baupläte beseßt.

Baden. Mannheiu, 25. Dez. (K. Z.) Das in London neuerbaute, einer hiesigen Gesellschaft gehörige Dampfschlepp\chiff „Mannheim Nr. 1“ ist gestern, mit zwei holländer Segelschiffen ant Schlepptau, welche etwa 8000 Centner Ladung hatten, festlih ge- \{müdckt unter Böller-Salven hier angekommen, Dieses Schiff, das son lange erwartet wurde, hat einen sehr zweckmäßigen, starken und soliden Bau und scheint mit seiner Maschine von angeblich 180 Pferdekraft seiner Bestimmung, die aus Holland kommenden, für hier bestimmten Frachtschiffe, und zwar jeweil zwei derselben, mit 8000 bis 9000 Centnern zu \{leppen, vollkommen entsprechend zu sein. Durch seine zwei Rauchsänge zeichnet es sich von allen seither zu uns gekommenen Dampfböten aus, und ebenso ist uns die weitere sehr zweckmäßige Einrichtung neu, daß die Dreh- \cheibe, womit das Ruder regiert wird, mitten auf dem Schiffe zwi= schen den beiden Radkasten auf einer Erhöhung angebracht ist, Da jeßt die vier bedeutendsten Handelspläße am Rhein, Köln, Mainz, Mannheim und Straßburg, mit Dampfschleppschiffen versehen sind, #o if zu erwarten, daß dieses beschleunigende Transportmittel dem Waarenverkehre auf unserem {önen Sirome noch mehr Leben und Aufschwung geben wird, als es bisher der Fall war, zumal wenn, so weit möglich, alle Hindernisse beseitigt werden, welche den unguf- gehaltenen Fahrten dieser Schiffe dermalen noch entgegen stehen.

Vom Schwarzwalde. (Schw, M.) Mit großem Be- dauern hat man seit den leßten Jahre ein Sinken der s{chwarz- walder Uhren-Judustrie wahrgenommen. Man sucht deu Grund hbier- von in verschiedenen Umständen. Zwei hauptsäcbliche Ursachen dieses Verfalls dürfteu indessen darin liegen, daß einmal das Althergebrachte in der Fabrication zu hartnäckig festgehalten wird. Denn nicht zu verkennen is das ganz geringe Fortschreiten von Form und Werk, wodurch die {warzwalder Uhren hinter denen oon Wien, aus der wälschen Schweiz, aus der Franche Comté und England zurückblei- ben mlissen. Ja, während früher Sendungen vom Schwarzwalde nah Amerika gingen, gehen nicht nur beinahe keine mehr dort(lzin, e es konkurriren jeßt amerikanische Uhren mit den schwarzwaldi- chen auf dem Markte von England. Alsdann is der andere Haupt- grund des Verfalls, daß der früher ausscließlich von Schwarzwal= dern selbst betriebene Handel in allen Ländern seit etwa zehn Jahren beinahe ganz in die Hände auswärts ansässiger Kaufleute übergegan= en ist, welche, wie bei jedem anderen Artikel, auf das einzelne Stü ch mit mäßigen Prozenten begnügen, ihren Nußen in der Menge des Absaßes suchen und dabei den Preis der Uhren bei den Uhr- machern herabdrängen. Dieser Ucbelstand ist um \o fühlbarer, als von jeher der Uhrmacher nur sein ehrliches Auskommen bei diesem Gewerbe fand, während nit selten der Uhrenhändler in 10 bis 15 Jahren sich cin Vermögen von 50,000 Fl, und darüber erwarb.

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xungen einzuführen.

Anhalt-Deßau. Deßau, 30. Dez. Das heutige Wochen - blatt enthält folgende Bekanntmachung der Herzogl. Kammer :

„So vielfah es au dur die Erfahrung erwiesen ist, wie we- nig beim Fahren mit einer Leine der Führer der Pferde dieselben in seiner Gewalt hat, so findet denno diese gefährliche Art zu fahren immer noch sehr häufig statt, und wird daher von Neujahr 1844 an das Fahren mit einer Leine, der sogenannten Hotte - Leine, in den Städten, Dörfern und auf den Landstraßen und öffentlichen Commu= nicationswegen , zur Sicherstellung der Passage und zur Verhütung leiht möglicher Unglücksfälle, hierdurch bei acht Groschen Strafe verboten.

Schwarzburg=Sondershausen. Arnstadt, 28 Dez. Jn Nr. 51 des hiesigen Regierungsblattes lesen wir folgenden Erlaß an die hiesige fürstlihe Regierung :

„Bereits im verflossenen Winter und Frübjahr wurden aus allen Ge- genden des Thüringerwaldes, namentlich auch aus dem Bezirke des fürst- lichen Amtes Gehren, in Folge der vorhergegangenen Mißärudte, laute Kla- gen über Noth und Mangel an Nahrungsmitteln erhoben. Diese Klagen wiederholen sih jeßt in verdoppeltem Maße, da die Hoffnung der Nothlei denden auf eine bessere Aerndte in dem nunmehr zu Ende gehenden Jahre leider nicht in Erfüllung gegangen, vielmehr durch den Einfluß ungünstiger Witterungs - Verhältnisse die Kartoffel - Aerndte, auf deren Ertrag die Natur jene Gegenden hauptsächlich angewiesen hat, abermals fast gänzlich mißrathen ist. Schon jezt hat der ärmere Theil der dortigen Bevölkerung die wenigen Erzeuguisse sciner Acckex völlig aufgezehrt, und da cs bei dem Stocken der meisten dort cinhcimischen Ge- werbszweige, so wie bei der durch die Jahreszeit gebotenen Einstellung der Strafenbauten und anderer öffentlichen Arbeiten niht minder auch an Gelegenheit zum Erwerbe gebricht, so bictet die Zukunft unseren armen Landsleutcn in den Wald -Ortschaften die traurigste Aussicht dar, wenn ihnen uicht eine wirksame Unterstüßung zur Erleichterung ihrer gegenwär= tigen Noth, noch mehr aber zur Abwendung des im künftigen Frühjahr un- fehlbar zu befürchtenden Mangels an Samen - Kartoffeln zu Theil wird. Se. Durchlaucht unser gnädigst regierender Fürst und Herr haben deshalb in Folge eingegangener amtlicher Berichte, so wie auf Berwendung des Land- tags, den Beschluß gefaßt, daß in beiden Landestheilen des Fürstenthums zum Besten der Nothleidenden des gehrencr Amts - Bezirks Sammlungen milder Beiträge veranstaltet werden sollen, und indem wir Sie zu dem Ende auf höchsten Befehl anweisen, die erfordcrlichen Einleitungen s{leunigst zu treffen, und nicht allein an die Bewohner der Stadt und des Amtes Arnstadt unter Veröffentlichung dieses unseres Erlasses einen Aufruf zur Unterstüßung der Hülfsbedürftigen durch Geld oder Naturalien ergchen zu lassen, sondera aunch den Jhnen untergeordneten Verwaltungs - Behörden, so wie den Geistlichen, die eifrigste Förderung des Zweckes besonders anzu- empfchlen, sind wir überzeugt, daß der schon oft erprobte Wohlthätigkeitssinn unserer oberherrschaftlichen Mitbürger sich auch bei diescr sie so nahe ange- henden Veranlassung aufs neue bewähren wird. Die Vertheilung der zu erwartenden milden Gaben und die dereinstige Necchnungs-Ablegung darüber soll höchstem Beschlusse gemäß durch eine aus cinsichtsvollen und der Ver- hältnisse fundigen Männern des gehrener Amts Bezirks zu bildende Kommis- sion erfolgen, deren Zusammentreten Sie schleunigst zu veranlassen und an welche Sie demnächst auch die cinkommenden Beiträge zu überweisen haben. Sondershausen, den 12, Dez. 1843, Fürstl. s{warzburgisches Geheimcraths- Kollegium. W., von Kauffberg.““ anker f m Paris, 24. Dez, Die Reise des Grafen Gollina (nicht Solina), Minister des Junern und der Finanzen von Sardinien nach Marseille, derer einer Jhrer hiesigen Korrespondenten Erwähnung gethan, hat einen ganz anderen Zweck, als die See-Anstalten von Marseille zu prüfen, um darnach im Hafen von Genua Verbesse=- Wer nur mit den Zustäuden der französischen Häfen einigermaßen vertraut ist, der wird cher behaupten, daß die Franzosen hierin den Genuesern noch nachstehen, und vou Lebteren, deren Hafen - Anstalten \o vortrefflih als möglich sind, noch manches lernen könnten. Es giebt in Europa kaum einen Hafen, der so ver= nachlässigt wäre, als gerade Marscille, die erste Seestadt Frankreichs. Der Hasen ist so verschlammt , daß dessen Wasser tintenschwarz aus- sieht, und daß die mephytischen Ausdünstungen desselben, gleich

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dem Kohlendampf von London, sich an die Wäsche, Kleider u. w. der Einwohner. auseßen, Die Offiziere dex Garnison von Marseille haben mehrmals Bittschriften an die Kammer

gerichtet, um eine außerordentlihe Zulage während der Zeit, wo ste in Marseille liegen, zu erhalten. Jhre Epaulets, Degenkoppel, Tschakoborten werden in wenigen Monaten \{chwarz und untragbar und müssen durch neue erscht werden. Bei dem schönsten Himmel der Provence ist die Sterblici keit in Marseille verhältnißmäßig grö- ßer als in allen anderen Städten Frankreichs. Alles dies rührt von der Vernachlässigung des Hafens her, dessen Abfluß zu \{chwach ift, um die Unsauberkeiten einer Stadt von beinahe 150,009 Seclen dem Meere zuzuführen. Die französishe Regierung verhehlt sich nicht diesen traurigen Zustand. Aber es werden an 150 Mil=- lionen Franken erfordert, um den Hafen von Marseille zu rei= nigen und ihm einen stärkeren Abfluß zu verschaffen, Der Stand unserer Finanzen erlgubt nicht gegenwärtig ein so schweres Geldopfer zu Gunsten einer einzigen Stadt. Man vertagt die Ausbesserungs= Arbeiten von Jahr zu Jahr, uud so wird das Uebel täglich größer.

Doch kommen wir zur Reise des Grafen Gollina zurück. Vor ein paar Monaten is zwischen dem Hofe der Tuilerieen und der Re- gierung von Sardinien ein Handels- und Schifffahrts-Vertrag ge- lossen worden, welcher den Schifsen der cinen Nation in den Häfen der anderen das vollkommene Reziprozitätsreht sichert. Der er= wähnte Vertrag, obwohl ratifizirt, konnte noch nicht zur Ausführung gebracht werden, weil vorher gewisse Förmlichkeiten zu vollziehen sind, um die im Vertrage bestimmten Bedingungen praktis erfüllen zu können. Die sardinischen Schiffe haben das Recht, in den srauzösischen Häfen so behandelt zu werden, wie französishe Schiffe in den Häfen Sardiniens bchandelt werden. Die Hafen-Einrichtung von Marseille seßt der Ausübung eines solhen Rechtes große Hinderuissc entgegen, Währeud in Genua fremde Schiffe jeder Nation vom frühen Morgen bis nah Sounenuntergang ihre Waaren ungehindert ein- und aus-= laden fönnenu, sind fremden Schiffen in Marseille nur die Amtsstun= den des Zoll - Amtes, mithin nur 6 Stunden täglich, dazu gestattet, Die Folge davon is, daß fremde Schiffe genöthigt sind, in Maseille doppelt so viel Zeit als in Geuua vor Auter zu liegen, wodurch ihre Auslagen um eben so viel höher zu stehen kommen, Fremde Schiffe können, wenn sie in den Hafen von Genua aus= und ciulaufen, nach cigenem Ermessen den inländischen Lootsen an Bord nehmen oder nicht, Jun Marseille sind dagegen sremde Schisfe angehalten, nolens volens den Lootsen zu nehmen. Zwar besteht nah dem Geseße eine dreifache Lootsenlinie in der Rhede von Marseille, bei welher fremde Schiffe eigentlih das Recht haben sollten, zu wählen, wo sie des Lootsen am meisten bedürfen, uud darnach die Lootsen-Gebühr zu eutrich- ten. Das Hafen-Amt von Marseille umgeht aber diese Bestimmunçz und stellt seine Lootsen chou an der äußersten Linie aus, und fremde Schiffe werden angehalten, den Lootsen schon dort aufzunehmen, wenn sie auch noch so gut den hydrographischen Grund der Rhede von Marseille kennen sollten, Die Lootjen-Gebühr lastet aber sehr {wer auf fremden Schiffen, sie beträgt 75 Centimen per Toune, so daß ein gewöhnlicher Kauf- fahrer {ou an 500 Franken an Lootsen-Gebühren zu entrichten hat, um in den Hafen einlaufen zu können, Die Lootsen - Gebühr fließt in die Staats = Kasse, da die Lootsen von der Regierung besoldet

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sind. Cm anverer Uebelstand, denen fremde Sehiffe in Mar= seille ausgeseßt sind, besteht in der Nothwendigkeit, für das Ausladen ihrer Waaren an cigene, von der Regierung ernannte Spediteure sich rihten zu müssen, die sich theuer bezahlen lassen, In Genua haben französishe Schiffe gar feine ähnliche Obliegenheit. Es ließen sich so eine Menge Schwierigkeiten anführen, womit fremde Schiffe in Marseille zu kämpfen haben, welhe den Zweck haben, die inlän=- dische Schifffahrt zu begünstigen. Die Regierung von Sardinien scheint nun zu verlangen, daß die Schiffe ihrer Nation davon befreit werden sollen, wie es der Geist des neuesten Schifffahrts - Vertra- ges mit sich bringt. Das Kabinet der Tuilerieen erklärt sich bereit, bis zu einem gewissen Grade den Forderungen von Sardinien zu will fahren. Judessen mag der sardinischen Regierung dies noch nicht genügt haben, und sie shickte daher den Finanz-Minister nah Genua, um an Ort und Stelle die wahre Sachlage zu erörtern und danach zu referiren. Darauf bezogen \ih die mehrfachen Unterredungen, welche Graf Gollina mit den Mitgliedern der Handels-Kammer von Marseille und mit den ansehnlichsten Kaufleuten jenes Platzes pflog. Graf Gollina schien dem Könige von Sardinien am geeignetsten, diese {were Mission zu erfüllen, weil die Handels - Schifffahrt vou Sardinien gerade®n das Fach des Finanz-Ministers einshlägt.

Bei der jährlichen Wahl der Mitglieder der Handels-Kammer von Paris pflegt jedesmal der Präfekt der Seine eine Rede zu halten, worin er einen Ueberblick des moralischen, administrativen und finan- zicllen Zustandes der Hauptstadt entwirft, Die gestrige Rede des Grafen Rambuteau s{chlägt die Summe, welche im Laufe des Jahres 1843 von verschiedenen Bürgern bei der Sparkasse niederlegt wurde, auf 40,450,716 Fr. an. Die zurückbezahlten Depositengelder beliefen sih auf 34,991,738 Fr. Die Bewegung der pariser Pfandhäuser war beiläufig die nämliche, wie im Jahre 1842, nur sind im laufeu- den Jahre um 1,200,000 Fr. mehr, als im Jahre 1842, Pfänder wieder ausgelöst worden. Sonst enthält die Rede des Grafen Ram-= buteau keine statistischen Daten, die niht {hon mehr oder weniger bekannt wären. Nur in Betreff der Pflasterung von Paris, läßt sich Graf Rambuteau in dem Sinne vernehmen, als wenn die Munizipali= tät der Hauptstadt entschlossen wäre, dem neuen Holzpflaster vor dem bisherigen Steinpflaster entschieden den Vorzug zu geben,

Grossbritanien und Irland.

London, 26. Dez. Das Weihnachtsfest hat in den politischen Disfussiouen der Blätter eine kleine Pause eintreten lassen; wenigstens enthalten sih die Tory-Organe aller Erörterungen politischer Gegen= stände, und uur „die s{hlechte Gewohnheit, am ersten Weihnachts- tage überhaupt ein Blatt auszugeben“, zwingt den Standard, auch an „dem Tage des Friedens zu erscheinen. Die liberalen Whig= Blätter, welche gegen die streng kirhlihe Richtung Alt - Englands cben so anfämpfen, wie gegen die politishen Doktrinen vergangener Zeiten, beobachten den heiligen Christtag weniger streng, und die Morning Chronicle fährt mit ihrer Polemik gegen das Mini- sterium: auch in threm gestrigen - Blatte fort. Der Gegen= stand der gestrigen Erörterung des Whig = Blattes sind die Korngeseße, für deren Unhaltbarkeit dasselbe ein neues Argument in dem Uebertritt eines konservativen Grundbesißers, des Herrn Rand, dessen Rede bei Gelegenheit der Versammlung zu Bradford wir neu= lih mittheilten, gefunden hat. Die gewöhnliche Schlußfolgerung sol- her polemischen Artikel ist die Behauptung, daß die Stellung des Peel =Ministeriums unhaltbar geworden sei, denn „die Tory= Partei, sagt die Morning=Chronicle, „ist über die Korngeseßfrage in Ae Parteien Gebet, von Denen oie E Die Sous des Fortschritts, wiederum so zersplittert ist, daß wir niht zu erkennen vermögen, wie über diesen Gegenstand noch eine längere Uebereinstim= mung fortdauern kann, zumal da Sir Robert Peel sich trügerische Pläne gemacht hat, welche niemals ein günstiges Resultat geben kön=- nen. Es isst darum nothwendig geworden, daß alle diejenigen, welche die thörichte Politik der Regierung z. B. in Bezug auf Brasilien und Nord-Amerika erkannt haben, welche sehen, was für ein unermeßlicher Nachtheil unserem Handel durch ihre fernere Unterstüßung Sir Robert Peel’s droht, Einer nah dem Anderen, wie die Gelegenheit es mit sich bringt, jener Politik sich widerseßen und für die Prinzipien des freien Handels sich öffentlih aussprechen. Das is in Bradford von Seiten des Herrn Rand geschehen; und wir werden es erleben, daß seinem Beispiele noch vor Ostern im Unterhause Viele folgen werden.“

Eine am 15. November aus Kalkutta abgefertigte extraordinaire Post ist auf dem gewöhnlihen Wege über Marseille und Paris hier eingetroffen. Dieselbe bringt keine Neuigkeiten aus China, wohl aber wichtige Nachrichten aus Judien und Afghanistan, welche im Friend of Judia enthalten sind: Nach so eben angelangten Berichten qus Gwalior war daselbst der Khasgee (Fürst) ohne Blutvergießen von den Truppen festgenommen worden und fein Reih am Ende, Man glaubt, daß dies Ereiguiß das Vorrücken einer (britischen) Armee un= nöthig machen werde.

Dost Mahomed is zu Kabul guf Befehl des Fürsten der Gläu bigen, des Chans von Bokhara, erschossen worden. Es heißt, daß der Chan mehrere Papiere mit scinem eigenen Siegel nach Kabul gesandt und darin erklärt hatte, daß Jeder, der den Dost tödte, in den Himmel komme, Dies Ereigniß wird wahrscheinlich die Einstel lung jedes Versuchcs der Afghanen zur Besißnahme vou Peschauer herbeiführen; das Endergebuniß aber dürfte sein, daß Kabul selbst die Beute von Bokhara wird, was den mit der dortigen Sachlage ver= trauten Personen gar nicht unwahrscheinlich düukt. Die Nachrich ten aus Sukkur lauten s{limmer als je, indem von den dortigen britischen Truppen 1371 Mann im Spitale lagen und nur 153 ge= sund waren, Man erfährt jeßt, daß Oberst Stoddart noch in Bokhara am Leben, Capitain Conolly aber hingerichtet worden sei.

(A. Z) Bei der Wichtigkeit der Eisenfrage sind die folgenden furzen Notizen über die Production eines der Hauptdistrikte in Süd= Wales wohl nicht obne Juteresse für den deutschen Leser. Merthyr-= Pydill in Süd = Wales is der Siß großen mineralishen Reichthums und \chassender Thätigkeit. Die Stadt steht auf kahlen, steilen Hü= geln und die ungeheuren Bergwerks - Operationen und Eisenhütten haben sie mit grauen, raucheuden Haufen von Asche und Schlacken umgeben. Ju diesem Augenblicke sind die Geschäfte durch Ucber= Production sehr gedrückt, indeß die Arbeiter erhalten noch immer erträglichen Lohn und Alle finden Beschäftigung. Es sind daselbs 41 Hochöfen in Thätigkeit, vier verschiedenen Eigenthümern gehörig, und jedes Etablissement besißt die nöthigen Eisengruben zur Erlan-= gung des Erzes, so wie die erforderlichen Kohlengruben, um das ¿Feuerungs =- Material zur Schmelzung des Erzes zu gewinnen. Bei jedem Hochofen siud zur Förderung des Erzes uud der Kohlen, \o wie zur Fertigung des Eisens, ungefähr 300 Mann angestellt. Jeder Hochofen verzehrt alle 24 Stunden 60 Tonnen Kohlen 2240 Pfund englisch) und die Tonne Kohlen steht ungefähr 3 Sh. 6 Pce. bis 3 Sh. 10 Pce. (35 bis 385 Sgr.) ein, Der jeßige Werth ciner Tonne Eisen ist ungefähr 4 Pfd. (27 Rthlr.), Achtzehn der Hoch- öfen gehbren Six John Guest, und diese allein liefern jeßt ungefähr 1100 Tounen Eisen per Woche. Der jeßige Lohn für Arbei= ter in den Kohlengruben is 15 Sh. (5 Rthlr,) per Wochez für Ar- beiter in den Eisengruben 14 Sh. (4°, Rthlr.) per Woche, Ofen- Arbeiter 20 Sh. (605 Rthlr.) per Woche, Tagelöhner 2 Sh, (20 Sgr.)

per Tag, Zimmerleute 2 Sh. 6 Pce. (25 Sgr.), Schmiede 2 Sh, 10 Pce. (28! Sgr.) per Tag. Durch Anwendung des heißen Ge-

| mente, auêgenommen, vaß der Abgeordnete Gehe die Herbeiziehung der nöthi- gen Kapitalien aus dem Auslande anrieth, um nicht den inländischen Gewerben

bläses (hot blast) is die Nothwendigkeit beseitigt, die Kohlen zur | zu große Summen zu entziehen, worin er aber von dem Finanz-Minister und

Verwendung im Ofen erst in Coak zu verwandeln, und es werden dadur die Kosten dieser ungefähr 40 Sh. per Tonne betragenden Operation völlig gespart, dabei brauht man jeßt kaum das halbe Quantum Kohlen, und die Metall = Production is um 60 pCt, per Woche gesteigert worden.

Moldau und Wallachei.

Galas, 15. Dez. (A. Z.) Ein Komplott zum Umsturze der gegenwärtigen Ordnung der Dinge in den Donauländern und Bos- nien ist so eben hier entdeckt worden. Es haben zahlreiche Verhaf- tungen stattgefunden. Dieses Komplott scheint mit den bereits früher entdeckten Vershwörungen von Braila eine und dieselbe Tendenz zu haben und die Spuren einer künstlich vorbereiteten und geschickt

durchgeführten Einwirkung der polnishen Propaganda auf die \lavischen Donau - Völker sind dabei kaum zu verkennen, Die höher stehenden LeiterZZdieser Umtriebe verschmähen diesmal

niht, zu betrügerischen Vorspiegelungen die Zuflucht zu nehmen und diejenigen als Beförderer derselben darzustellen, gegen welche sie eigent- lih gerichtet sind. So werden in ganz Bulgarien sogar von den Popen inden christlichen Kirchen untergeshobene Ufase verlesen, worin das Oberhaupt der nicht unirten griechischen Kirche alle Gläubigen auffordert, treu an einander zu halten und versichert zu sein, daß sie in jedem Nothfall auf den hohen Schuß desselben rechnen dürften. Es ist nur zu wahr, daß diese verbrecherischen Künste nicht ohne Er= folg bleiben; die Aufregung gewinnt, ohne gerade an Jutensität be- sonders zuzunehmen, eine immer größere Ausdehnung, und es bedarf nur eines augenblicklihen Erfolgs der Rebellen auf irgend einem Punkte, um alle diese Länder in helle Flammen zu seßen.

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Alexandrien, 12. Dez. (A. Z) Der Pascha befindet si fortwährend in Ober-Aegypten; dic Konsuln der großen Mächte sind in Kahira und zum Theil auf Exkursionen nah Ober = Aegypten be= griffen.

Die Regimenter, welhe um Alexandrien versammelt waren, sind nah Rosette, Damiette und anderen Orten abgegangen, doch hat jedes derselben ein Bataillon zurückgelassen, das zu öffentlichen Ar= beiten gebraucht wird. Die Regierung läßt fortwährend niederreißen, um die Straßen zu erweitern ; alle Basare sind dieser Maßregel un- terworfen worden, \o daß viele Krämer in diesem Augenblicke keine Buden finden können. Daß die Bevölkerung Alexandriens rasch zu= nimmt, sieht man daraus, daß, obwohl man immer neue Gebäude aufführt, die Quartiere schwer zu finden sind und ungu})hörlih theu- rer werden.

Es if endlich bestimmt worden, daß die Soldaten und Unter= ofsiziere der Armee acht Monate rückständigen Soldes baar erhalten; allein die Offiziere und die übrigen Beamten müssen ihre Forderun= gen, wenn sie niht Mittel haben, wer weiß wie lange noch zu war= ten, mit 25 und 26 pCt. Verlust verkaufen; diese Assegni nimmt dann die Regierung in Zahlung für die an mehrere Häuser gemach ten Verkäufe an Produkten.

Die Witterung is fortwährend rauh, wenngleich am Tage hei- ter z dagegen regnet es fast jede Nacht, und erst nach Sonnenaufgang verjagt der Nordwest-Wind die Wolfen. Der Gesundheits-Zustand der Stadt is im Ganzen für die Jahreszeit befriedigend, wenigstens hört man nichts von Pestfällen.

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Tunis, 30. Nov. (Dest, B.) Nah den Verträgen darf die Einstellung der Getraide- Ausfuhr erst zwei Monate später, nachdem den in Tunis residireunden Konsuln davon Anzeige gemacht worden, eintreten. Da nun der sardinishe General - Konsul, Ritter Pceloso, gegen das sofortige Verbot der Ausfuhr protestirt, aber keine genü= gende Antwort erhalten hatte, so verließ er Tunis uud \chiffte sich am 27. November mit seiner Familie am Bord cines sardinischen Dampfers nach Sardinien ein, Man erinnert sih, daß bereits im Jahre 1833 Sardinien eine feindlihe Demonstration gegen den Bey machte, und daß damals eine sardinische Escadre, von einer neapolitanischen unterstüßt, der Differenz ein Ende machte, niht ohne vorher einige Unruhen in der Regentschaft erregt und der tunesishen Regierung bedeutende Kosten verursaht zu haben. Nachrichten aus Konstantinopel zufolge, hat die Pforte eine Note der sardinischen Regierung erhalten, worin sie sih über das Verfahren des Bey?s von Tunis, als über eine Verleßung des Handels=-Vertrags, beshwert, und droht, falls der Bey nicht binnen einer bestimmten Frist Abhülfe gewähre, werde sie cine &lotte von Genua nach Tunis fenden, um ihn mit Wasfengewalt zu zwingen. Die Pforte soll er- flärt haben, daß sie von dem Handels = Vertrag zwischen Sardinien und dem Bey von Tunis keine Kenntniß habe, also auch nicht eut- scheiden fönne.

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London, 27. Dez, Das von Kalkutta am 17, November ab- gegangene Dampfschiff „Hindostan“ hat nah Suez neue Nachrichten aus China gebracht, welche auf dem gewöhnlichen Wege über Mar- scille und Paris nah England gelangt sind. Aus Canton wird vom 7. Oktober geschrieben, daß der Kaiser von China den Vertrag über den neuen Tarif genehmigt hatte und der Kaiserliche Konmmissa- rius Keying mit Sir Henry Pottinger in der Bocca Tigris zusam- menkommen sollte, um den Traktat zu unterzeichnen. Der Kaiser soll den Wunsch ausgesprochen haben, daß _auh dieser Vertrag von der Königin von England unterzeichnet und bestegelt werde, um allen über die Authentizität desselben entstehenden Zweifeln vorzubeugen. Der Handels- Verkehr wird indeß unter den neuen Bestimmungen ungehindert sei= nen Fortgang haben, ohne daß die Ratification des Traktats abge= wartet zu werden braucht. Jn Singapore hatte der Handel mit britischen Fabrikaten sih gehoben, dagegen war in Tschusan der Markt überfüllt, und in den übrigen Häfen, wie in Hong-Kong, hatte sich keine wesentlihe Aenderung in dem gedrüten Zustande des Verkehrs seit der lehten Post gezeigt. Herr Morrisoa, der befannte Secretair und Dolmetscher Sir Henry Pottinger's, is am 29. August in Macao gestorben, Der Verlust dieses dur seine Kenntniß der chinesischen Sprache ausgezeichneten Gelehrten wird sehr beklagt.

Die Sáchsischen Eisenbahnen. Verhandlungen der Stände darüber.

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(Vergl. Allg. Preuß, Zeitung Nr. 175, 176 und 177 Beilage.) 111. Berathung der zweiten Kammer,

A Leipzig, im Dez, Die der Verlesung des Deputations-Gutachtens folgende allgemeine Debatte war kurz und ergab keine besonders neuen Mo-

dem Referenten (Abg. Georgi) mit triftigen finanziellen und national- öfonomishen Gründen widerlegt ward. Die spezielle Debattc verbreitete sich zuerst über die versicdenen Linien, welche zusammen das sächsische Eisenbahn- System bilden sollen, Abgerechnet eine kurze Debatte uber die Berechtigung zum Bau der Sächsish-Eöhmischen Bahn, welche der Abgeordnete E isen- stud für einen bereits 1836 in Dresden gebildeten Verein in Anspruch nahm, fand eine ausführlichere Diskussion nur bci der Schlesischen, der Erz- gebirgishen und der Lausißer Zweigbahn statt, bei der ersteren na- mentlich wegen der angeblih in dem Vertrage mit Preußen (der zwar von der Regierung als inzwischen abgeschlossen angekündigt war, aber der Kam- mer noch nicht vorlag) aufgenommenen Bedingung eines Weiterbaues der Babn sächsischerseits bis Görliß, bei der anderen wegen der verschiedenen in Vorschlag gekommenen oder do von manchen Seiten her gewünschten Richtungen dieser Bahn, bei der dritten endlich darüber, ob, wie die De

putation ricth, der Bau der Zweigbahn der Sächsish-Schlesischen Gesellschaft | Zur Bedingung gemacht, ferner, ob cine Dampf - oder Pferdebahn gebaut weiden solle, Die heftigste Debatie war die bei Nr. 2, indem hier theils der Wunsch für Aufnahme des ganzen Traktes Zwickau - Chemniy - Riesa, theils insbesondere die Ansicht des Separat - Votanten Sachse, dem sich cine Anzahl anderer Abgeordneten anschloß, nämlich die Jdee einer Bahn von Chemniß über Freiburg nah Dresden mit derjenigen Beharrlichkeit und Lebendigkeit geltend machten, welche bei Kammer-Verhandlungen über Lofal- und Provinzial - Jnteressen leider noch immer bemerkbar is und wohl auch mehr oder weniger immer bemerkbar bleiben wird. Bei der cndlich erfolg- ten Abstimmung ward zunächst die Aufnahme der Bahn Chemniz-Riesa in das Eisenbahn - System mit 44 gegen 23 Stimmen beschlossen und hierauf dies System selbst in der von der Staats - Regierung vorgeschlagenen und von der Deputation (mit den angegebenen Modificationen) beifällig begut

achteten Ausdehnung genehmigt, Die Ausführung der Linie Chemniß- Zwickau unter Mitwirkung des Staats ward mit 51 gegen 15 Stimmen abgelehnt und auf den Antrag der Deputation, das Erproprations - Gesetz

vom Jahre 1837 für diese Linie zurückzunehmen, mit 41 gegen 25 Stim- | naue: Sa 5 ) geg |

men genehmigt. Zu dem legten Beschlusse, der allerdings auffallend ist, da man meinen sollte, den Privaten, wenn sih solche fänden, um jenen Bau dennoch auszuführen, müßte dies unbenommen bleiben, ward die Kam- mer wohl namentlich durch die Rücksichten auf die bei der Sächsisch-Bayeri- schen Bahn Betheiligten Privaten und Staatskasse veranlaßt, die eine Linie Chemniß - Zwickau, als Fortsczung der Chemniy - Niesaer , dieser Bahn eine gefährliche Konkurrenz bereiten dürften, Die von der Staats- Regierung für die Bahn Löbau-Zittau aufgestellte Bedingung einer Bethei- ligung der Städte Zittaa und Herrnhut bei derselben ward auf den Nath der Deputaiion von der Kammer nicht gebilligt. Jn Bezug auf die Be- theiligung der Regierung bei dem Bahnbau ward der Vorschlag der Depu- tation, diese Betheiligung zunächst nur für diejenigen Bahnen festzuseßen, rücksichtlich welcher Verträge mit dem Auslande bestehen, für die übrigen aber, sie cincm künftigen ständischen Beschlusse vorzubechalten, nah langer Debatte angenommen. Auch hinsichtlich der Zeit des Ankaufs der Bahnen von Seiten des Staats war man mit der Deputations-Ansicht (d. h. cinem längeren als 15jährigen Zeitraume) einverstanden. ( Geldmittel endlich ward ebenfalls ganz im Sinne der Deputation gench- migt, desgleichen deren Antrag wegen der Vorlegung der Kommissionen und sonstigen auf das Eisenbahnwesen bezüglichen Verordnungen an die Stände

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nur eine Stimme dagegen,

l | angenommen. Beim Namens - Aufruf über das ganze Geseh erklärte \ich |

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IV. Verhandlungen der exsten Kammer.

Da der Deputations - Bericht , der in der ersten Kammer erstatte! ward, schr kurz is und sich im Wesentlichen auf den der zweiten Kammer und die Vorlage der Regierung stüßt, so gehe ich sogleich zu den Verhandlungen der ersten Kammer über und erwähne jeues Berichts nur in soweit, als er etwas Neues enthält, Ohne sich mit der Erörterung der Vorfrage ausführlicher zu beschäftigen (wie dies die Deputation der zweiten Kammer gethan), ging die Deputation der ersten Kammer sogleich zur Be- gutachtung des von der Negierung vorgelegten und der Beschlußfassung der Stände unterbreiteten Planes über, Bei dem ersten Punkte dieses Planes, die Zustimmung der zu erbauenden Eisenbahn'inien betreffend, erneuerte sich der Streit um die beiden Binnenbahnen. Rücksichtlih der erzgebirgischen Bahn hatte die Majorität der Deputation sih ebenfalls für den Traft Chemniß-Riesa entschieden, die Minorität dagegen stellte den Antrag: „die Stände - Ver'ammlung wolle vor endlicher Beschlußfassung über die Linie einer mit der Elbe und der Sächsisch-Bayerischen Eijenbahn zu verbinden- den Binnenbahn in den Erblanden die hohe Staats =- Regicrung ersuchen, die Ausführbarkeit der Linie von Chemniß in der Nichtung über Oderon und Freiberg nah Dresden untersuchen, im Fall der Ausführbarkeit cinen Kosten-Anschlag fertigen und das Resultat der nächsten Stände-Ver- sammlung vorlegen lassen.“ Endlich hatte auch noch ein Mitglied (Frei herr von Friesen) in einem Separat-Votum beantragt, „über die Erbauung ciner Eisenbahn von Chemniß nach Riesa bei gegenwärtigem Landtage kei- nen Beschluß zu fassen, die Staats-Regierung aber zu ersuchen, den Stän- den beim nächsten Landtage einen Plan vorzulegen, mittelst dessen das Erzgebirge mit einer der in das Ausland führenden Eisenbahnen durch cine Zweigbahn in die geeignete Verbindung geseßt werden könne.“ Es han- | delte sich also um eine doppelte Frage, nämlich einmal, ob von Chenmniyz | nach Riesa oder von Chemniy nah Dresden, mit ciner Verlängerung nah | rückwärts bis Zwickau, und sodan", ob schon jeßt cin bestimmter Entschluß | gefaßt oder die Sache als völlig unentschieden der nächsten Stände - Ver- | sammlung vorbehalten werden sollte, Ohne der Diskussion in die Einzeln- | heiten der Erörterungen über die staatswirthschastlichen Vortheile jedes die- | ser Werke zu folgen da diese Fragen mehr für das Juland als für das | Ausland Juteresse haben will ih nur der Kuriosität halber anführen, | welche Schwierigkeiten sich nah den vorläufigen technishen Vermessungen | einer Bahn von Dresden über Freiberg entgegenstellen würden, indem ih | darin, daß man durch diese Schwierigkeiten sich nicht sogleich von aller | weiteren Erwägung dieser Frage zurükshrecken ließ, einen Beweis zu er- | blicien glaube, um wie viel kühner man jet an solche Unternehmungen | geht, als noch vor wenigen Jahren. Um jene Bahn zu Stande zu brin- | gen , würde von Tharandt aus eine Steigung von mchr als 1:10 nöthig | sein (als die äußerste zulässige Steigung hat man, so viel ih weiß, auf | den deutschen Bahnen, bei nicht stehenden Maschinen, 41: 150, höchstens {l : 100 betrachtetz in Amerika ist man allerdings viel weiter gegangen, ich glaube bis 1:75), die natürlich nur mit Pferdekräften, und auch dies \cbwer, überwunden weiden fönnte. Ferner müßte das Bobrißschthal in ciner | Länge von 10,000 par. Fuß und in der Mitte 150 Fuß Höhe überdämmt, dann die Mulde mit einer 200 Fuß hohen und 8500 Fuß langen, das Striegisthal mit einer 170Fuß hohen, 4000 Fuß langen Brücke überschrit- ten werden, und endlich wäre ein Tunnel von 5 6000 Fuß anzulegen, andere Ueberbrückungen und dergleichen abgerechnet. Der Kosten - Auswand wurde auf 26 Millionen Thaler angeschlagen. Und dennoch crhoben sich für diese Bahn nicht wenig Stimmen, von denen manche die angegebencn Schwierigkeiten als übertrieben darstellien, andere deren Neberwindung von künftigen Fortschritten der Technik, von Elektromagnetismus, Galvanismus 11, st. w. erwarteten. Nach einer ziemlich langen Debatte ward jedoch schlies;- lich der Trakt auf Riesa angenommen, folglich die Ausseßung dieser Linie bis auf weitere Untersuchungen verwerfen und zwar mit 20 gegen 17 Stim- men. Schlimmer erging es der Zweigbahn nah Zittau, welche die Majo- rität der Deputation aus dem Eisenbahn-Svosteme entfernt wissen wollte, ein Antrag, der auch troß der lebhaften Opposition eincs ihrer Mitglieder , des Dr. Günther, der sih in einem Separat - Votum für Annahme des Be- {lu}ses der zweiten Kammer (Bau der Bahn als einer Pferdebahn) ver- wendet batte, dem auch mehrere Milglicder der Kammer beistimmten und die Regierung selbst sich zuncigte, dennoch mit 21 gegen 16 Stimmen ge- nehmigt ward. Um jedoch die Möglichkeit einer Ausführung dieser Baln durch Privatkräfte nicht auszuschließen, beschloß die Kammer, die Ausdehnung des Expropriations-Gesezes auf die Zweigbahn nach Zittau bei der Regierung zu beantragen, Desgleichen verwarf sie den Beschluß der anderen Kammer rücksihtlich der Zurücknahme des Expropriations- Gesezes für die Linie Chemniß - Zwickau. Die folgenden Punkte wurden sämmilich in dem von der zweiten Kammer beschlossenen Maße mit wenigen unwesentlichen Modi- ficationen angenommen. Am Schlusse stellte noch der Vice- Präsident von Carlowiß den Antrag: „Die hohe Staats - Regierung wolle der künftigen Stände - Versammlung darüber Mittheilung machen, welche Begünstigungen

l - , , 1e, - r, | felben verzinslih ist, auf wenigstens...

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vorden Ind G N E 29,106/250 » |

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| den von Eisenbahnen lichen Erzgebirge, zu

entblößten Landestheilen, vornehmliy oem öst- gewähren seien, um dieselben für die Verluste,

die sie bcdrohen, einigermaßen schatles zu halten.“ Diescr An- trag ward jedoch von mehreren Nednern und von der Staats- | Regierung lebhaft bekämpft, inde man namentlich entgegenstellte,

daß der angebliche Nachtheil für die Landestheile, welche nicht ünmittclbar von einer Eisenbahn durchschnitien würden, erst abgewartet wcrden müßte,

| bevor man Schlüsse und Anträge dara::f baue, und daß er möglicherweise eben so wenig eintreten werde, als der von anderen Landestheilen, welche von einer Bahn berüh1t würden, erwartcte außerordentlihe Vortheil. Der Antrag erlangte blos 7 Stimmen für sich. Beim Namens-Aufruf über das Gescß stimmte von Carlowigz, als der Einzige, mit Nein. Hiermit war das erste Stadium der Berathung des Gesezes in beiden Kammern ge- schlossen. Jn Folge des Vereinigungs - Verfahrens famen die beiden Kam- mern dahin überein, daß 1) die Bahn Löbau - Zittau zwar in das System der Staatsbahnen mit ausgenommen, ihre wirkliche Ausführung jedoch erst von einer anderweiten Vereinbarung zwishen Ständen und Regierung ab- hängig gemacht, auch der Bau derselben nicht der für die Schlesische Bahn zt bildenden Gesellschaft zur Bedingung gemacht werden solle; 2) daß zwar das Expropriations-Geseß für die Linie Chemniß-Zwickau nicht aufgehoben, jedoch bestimmt werden solle, daß, wenn diese Linie von Beginn ber Linie Chemniß-Riesa in Angriff genommen würde, alle Verpflichtung des Staats zur Mitwirkung bei der Linie Chemniz-Riesa aufbören solle. Unter diesen Modificationen ward dann nunmehr das Eisenbahn-Gesey von beiden Kam- mern genehmigt.

Finanz-Zustand der Nepublik Mexiko.

_ Paris, 26. Dez. Jch habe Jhnen neulich einige Notizen über den gegenwärtigen finanziellen Zustand der Republik Mexiko verspro- hen: ih fomme heute diesem meinem Versprehen nach.

Eine ungeheure Schuldenlast haftet auf dieser Republik, und es ist beinahe unmöglich, ihre Größe genau zu berechnen, da es an ge- Aufschlüssen darüber fehlt, welche selbst die Büreaus der mexi= kanischen Finanz=Verwaltung nicht zu geben vermögen. Annäherungs- weise nur und nah den mäßigsten Anschlägen findet man Folgendes :

Eine innere Schuld, anerkannt seit der Eman- cipation, und die von den der Kolonial-Regierung shuldigen Summen si herschreibt; sie is bekannt unter dem Namen der Schuld aus der Zeit vor der Unabhängigkeit, Zieht man davon den Theil derselben ab, der getilgt worden sein soll, \o be- läuft sich dieselbe jeßt, da der größte Theil der-

«¿z. . AOVOOINO Dol Eine pesitive innere Schuld, obgleih noch

| nicht in ihrer Gesammtheit anerkannt, herfommend

von Summen, die den Chefs der Unabhängigkeit

| für die Bestreitung der Kriegskosten geliefert wur= Die Beschaffung der | den, von rückständigen Gehalten von Beamten,

Militairs, Pensionirten aller Klassen u. \. w., von freiwilligen und gezwungenen Auleihen, seit Jtur= bide bis auf diesen Tag, dann von Krediten ver= schiedener Art, die niht in dem Dekrete vom leh- ten 11. Mai inbegriffen sind; diese Schuld beläust

V minde A 12,000,000 » Die anerkannte und durch das vorerwähute

Dekret vermittelst 25 pCt. auf den Ertrag der

Seezölle zur Liquidation gebrachte Schuld, unge=

Tar mit, S 14,000,000 »

Die für das Amortissement der Kupfermünze fontrabirte Schu:d kann angeschlagen werden auf Eine auswärtige Schuld, herkommend von Anleihen und zum Kapital geschlagenen Juteressen

3,000,000 »

zu 6 pCt, verzinslich, und zu deren Zahlung 20 pCt. des Ertrags der Douanen von Veracruz und Tams- pico für die Zahlung der Dividenden angewiesen nämlichen Schuld, unter dem Namen aufgeschobene Schuld, und die eite S E Für acht Millionen Piaster, die durch die Agen= ten der Republik auf dem Plabe von London in Bons ausgegeben worden sind im September 1842,

Gleicher Theil der

29,106,250 -

| und die nah den englishen Blättern, sih beläuft

auf Uge

E 8,000,000 Andere auswärtige, ihrem größten Theile nach

| anerkannte Schuld, erwachsen durch Irrthümer und

Unerfahrenheit, welche in Folge von Forderungen verschiedener Art sih beläuft auf wenigstens... 8,000,000 »

131,212,500 Doll.

Gesammtheit: Hunderteinunddreißig Millionen zweihundertzwölftausend fünfhundert Piaster, oder: Scechshundertsechsundfunfzig Millionen fünfhundert Francs. ;

Von dieser enormen Schuld sind ungefähr

71 Millionen verzinslih, die Junteressen werden

eutweder bezahlt oder zum Kapital geschlagen wer-

den, und die zu 6 pCt. berechnet, eine Summe

FTOeDeN o (Ca foi Go teh U Nd 4,000,000 » Die Nation, die niemals ein wohlgeordnetes

Budget gehabt hat, bedarf für ihre jährlichen

Ausgaben, nach den früheren Budgets... L 20,000,000 »

Gesammtheit der jährlichen Ausgaben Betrachten wir nun die Einnahmen des Schabes, die in Folge der früheren und neuen Verbote fast um die Hälfte sich vermindern müssen, wenn diese Verbote aufrecht erhalten werden, und die sonach das stets wachsende Elend vermehren werden. i Die direkten Steuern, aus dem Ertrage der Seezölle, haben sich, nach Abrechnung der Ver=

waltungsfkosten, im verflossenen Jahre belaufen

24,000,000 Doll.

E 4,000,000 » Die inneren Zölle, die au indirekte Steuern

sind und den Preis aller Waaren des Verbrauchs,

selbst jener der ersten Nothwendigkeit, erhöhen,

Dei O U A e 3,000,000 »

Die direften Steuern auf das Grund-Eigen= thum, die Patente, Gewerbe, die Kopfsteuer, kön= nen bei dem Zustande der Paralysie aller dieser Zweige: nich} mehr ergeben als...

Der Ertrag der Einnahmen vom Taback mit Hinzufügung aller Nebenumstände, kann nicht höher

1 ,900,000 »

angeschlagen werden als auf... is 1,000,000 » Angenommen, daß die Regierung noch aus

den anderen ihr bleibenden Erträgnissen, wie die

der Posten, des Stempelpapiers, des Pulvers u. \. w.

zu ziehen vermöge eine Summe von............ 500,000 »

so belaufen sih die sämmtlichen Einnahmen des

Schaßes auf T ales! AOOOOODO »

Da aber die Ausgaben jährlich betragen . .. 24,000,000 » so ergiebt sich daraus ein jährliches Defizit von 14,000,000 Doll.