1844 / 7 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

¡e Gese6-= Revision der nochmaligen Erwägung unterzogen worden, e dessen Behufs der Entscheidung dieser Streitpunkte, so weit hierzu ein wirkliches praftisches Bedürfniß vorhanden ist, die er- forderlihen Einleitungen getroffen sind. Wir behalten Uns aber Unsere Entschließung darüber vor, ob und in welcher Weise es ange- En sein dürfte, über die wichtigsten Grundsäße des Provinzial- Kirchen- und Schulrechts die nohmalige Erklärung Unserer getreuen Stände zu erfordern.

Niederlausißzisches Provinzial - Necht.

12) Mit Wohlgefallen haben Wir den Fleiß, die Gründlichkeit und die Umsicht erkannt, mit welher der Entwurf des Provinzial- Rechts des Markgrafthums Niederlausiß von Unseren getreuen Stän- den geprüft und begutahtet worden ist, und wird darauf Bedacht genommen werden, so weit die Verhältnisse dies gestatten, die Wünsche Unserer getreuen Stände wegen baldiger Publication des Provinzial- Rechts, insbesondere wegen Revision derjenigen Rechtsmaterien, welche als solche dargestellt worden , hinsichts deren baldigen Erledigung cin Bedürfniß vorhanden is, in Erfüllung zu bringen.

Wahlen der Mitglieder des ständischen Ausschusses,

13) Den Uns angezeigten Wahlen der Mitglieder des ständi=

{hen Ausschusses ertheilen Wir hierdurch Unsere Bestätigung. Abänderung des Städte - Feuer -Sozietäts- Reglements vom 19, September 1838,

14) Die Vorschläge, welche Unsere getreuen Stände zur Abän- derung und Ergänzung des Städte-Feuer-Sozictäts-Reglements vom 19, September 1838 vorgelegt haben, berühren fast alle wesentlichen Bestimmungen desselben. Es wird daher angemessen sein, anstatt die für nothwendig erachteten abändernden Bestimmungen in cinem Nach- trage beizufügen, das Reglement selbs, mit Berücksihtigung der Be- merkungen Unserer getreuen Stände, umzuarbeiten und als eiu revi- dirtes Reglement zu publiziren, wozu deshalb die geeigneten Anord- nungen getroffen sind.

Pensions-Berechtigung des Städte - Feuer - Sozictäts - Direktors Fröhner, 45) Nah dem Antrage Unserer getreuen Stände in der Jmme- diat - Eingabe vom 22, April d. J. wird nunmehr der frühere Be-= {luß der General = Versammlung der Provinzial-Landtags-Abgeord=- neten der zu einer Feuer-Sozietät verbundenen Städte der Kur= und Neumark und des Markgrafthums Niederlausiß dahin bestätigt :

daß dem Feuer-Sozietäts-Direktor Fröhner für deu Fall sciner etwa

eintretenden Dienst-Unfähigkeit, jedoch ohne Anrehnung seiner frü

heren Dienstzeit als Bürgermeister, dagegen aber schon augenblicklich und zwar:

vor Ablauf der ersten sehsjährigen Dienstzeit „Ein Drittel“;

nah einer sechsjährigen und bis vor vollendeter vierundzwan-

zigjähriger Dienstzeit „die Hälste““,

nach einer vollendeten vierundzwanzigjährigen Dienstzeit und ferner

„Zwei Drittheile““ seines Gehalts als Pension bewilligt werden.

Diese Bestimmung soll jedoch, wie es von Unseren getreuen Ständen ausdrücklih befürwortet worden ist, für die Amts - Nachfol= ger des Fröhner nicht maßgebend sein.

n Auf die sandischen Petitibnen: Wegen des bei Dispositionen über die Substanz eines Lehngutes crforder- lichen Konsenses der Agnaten.

1) Die von Unseren getreuen Ständen beantragte Erleichterung der im §. 15 Nr. 2— 5 des Gesehes vom 15. Februar 1840 ge- dachten Dispositionen über kurmärkische Lehne sind Wir eintreten zu lassen geneigt, und is der Entwurf einer über diesen Gegenstand zu erlassenden Verordnung bereits in der legislativen Berathung be= griffen.

Beitragspflicht der Kirchen - Patrone in den vormals sächsischen Landestheilen zu Kirchen - und Schulhausbauten.

2) Dem Antrage Unserer getreuen Stände, die Publication des auf den Grund des Gutachtens des Geheimen Ober - Tribunals ge= faßten Beschlusses des Staats-Ministeriums vom 3. April d. J. über die Frage, ob und in welchem Verhältnisse die Patrone in den vor- mals sächsischen Landestheilen zu Kirchen -, Pfarr= und Schulhgus- Baukosten beizutrageu verpflichtet seien, vorläufig auszuseßen, haben Wir bereits stattgegeben.

Sieigerungssäße der Gewerbe - Steuer,

3) Dem Antrage auf Vermehrung der Steuersäße für die nach Mittelsäßen steuerpflichtigen Gewerbsklassen haben Wir durh Unsere Ordre vom 24, November c. gern entsprochen, da eine längere Er-= fahrung die Zulässigkeit und Nüßlichkeit einer solchen Maßregel her= ausgestellt hat.

Imgleichen is :

Feststellung des Wispelmaßces.

4) Der Autrag auf gesebliche Feststellung des Wispelmaßes für den öffentlihen Verkauf des Getraides zum Betrage von 24 preußi= hen Scheffeln durch Unsere Verordnung vom 1, Dezember d, J. be=- rüdcsichtigt worden, und sollen auch die Markt - Polizei -= Behörden mit Anweisung versehen werden, welche geeignet is, die Feststellung der Durchschnitts-Marktpreise der Wirklichkeit möglichst zu nähern,

Dagegen hat sich der Antrag, diesen Zweck durch Aufzählung

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aller auf den Märkten vorkommenden Verkäufe und Ermittelung des sich daraus ergebenden wirklichen Durchschnittpreises zu erreichen, nicht als ausführbar ergeben.

Anlegung einer Dampfmühle bei Potsdam Seitens der Scechandlung.

5) Dem Autrage :

den Betrieb der in der Nähe von Potsdam für Rechnung der Sec-

handlung errichteten Dampfmühle so lange auszuseßen, bis die Be-

dürfnißfrage in Folge öffentliher Bekanntmachungen erledigt sei, haben Wir nicht entsprechen können.

Bereits im Jahre 1837 is der verehelihten Kaufmann Crude- lius die Konzession zur Umwandlung ihrer mit vier Mahlgängen und einem Reinigungsgange versehenen, zur Lohnmüllerei berechtigten Windmühle in eine Dampfmahlmühle ertheilt, und zwar nachdem un- ter dem 25. August dess. J. eine öffentlihe Bekanntmachung des Polízei=Direktoriums wegen etwaiger Einsprüche in sicherheitspolizeili= cher Hinsicht vorangegangen war. S

Eine Erörterung der Bedürfniß-Frage würde nah Vorschrift der Ordre vom 23, Oktober 1826 nur dann nöthig gewesen sein, wenn der 2c. Crudelius dur diese Konzession das Recht zur Lohnmüllerei in einem ausgedehnteren Umfange hätte ertheilt werden sollen, als sie dies als Eigenthümerin der Windmühle bereits besaß, indem nach der angeführten Ordre die Anwendung der durch die Umwandlung zu erzielenden größeren Betriebskraft zur Vermahlung eigenen Mahl- guts keiner Beschränkung wegen der Bedürfnißfrage unterliegt.

Die 2c. Crudelius hat von dieser Konzession keinen Gebrauch gemacht, sondern solche nebst der Mühle an die Seehandlung ver= äußert z diese ist daher in die Rechte derselben getreten, und würde somit eine Beschwerde über den Betrieb der von ihr errichteten Dampfmühle nur dann begründet sein, wenn darauf Lohnmüllerei über das angedeutete Maß hinaus betrieben werden sollte.

Es ist aber niht uur die Anordnung getroffen, daß dies wäh= rend des Bestehens der jeßigen Geseßgebung über den vorliegenden Gegenstand in keinem Falle geschehe, sondern es wird auch nah der von dem Chef der Seehandlung der Mühlen-Administration gegebenen Anweisung, bis auf weitere Bestimmung, auf der fraglichen Mühle gar kein Getraide für Lohn vermahlen werden.

Aufnahme einer neuen Deichrolle für das Ober - Oderbruch.

6) Dem wiederholten Antrage Unserer getreuen Stäude wegey

Aufnahme einer neuen Deichrolle für das Ober-Oderbruh und deres F Zugrundelegung bei Vertheilung der Deichlasten kann aus dem Bl

dem Landtags - Abschiede vom 20. Dezember 1841 bereits angegebck& 2

nen Grunde gegenwärtig noch nicht stattgegeben werden. a7 Die Behörden sind mit den vorbereitenden Arbeiten für d

Allgemeinen Deichgeseßes in der Hauptsache beendet sein werden,

daß nah dem Erscheinen des leßteren mit Festseßung der neuen Deich#F

rollen, namentlih auch der für das Ober-Oderbruch, wird vorgegangeu B

werden können. z: M Nichtung der Eisenbahn - Linie nach der Provinz Preußen.

7). Auf den Autrag wegen möglichster Berücksichtigung der Interessen der Neumark bei Festellung der Richtung für die Eisen- bahu zwishen Unserer Haupt = und Residenzstadt Berlin und der Provinz Preußen, eröffnen Wir Unseren getreuen Ständen, daß bercits eine umfassende Untersuchung des Terrains zwischen der Oder und der Weichsel, insbesondere auch in der die Neumark durch= laufenden Richtung, angeordnet if, deren Resultat abgewartet werden muß, bevor Wir dieserhalb eine bestimmte Entschließung fassen können.

Pensions - Berechtigung der Kämmerer.

8) Was den Antrag betrifft, das Gesch vom 11, Mai 1839 über die Pensions - Berechtigung der nah der Städte -Orduung vom 19, November 1808 angestellten Bürgermeister auch auf die nach eben dieser Städte-Ordnung angestellten Kämmerer auszudehnen, so haben Wir von der diesem Antrage zum Grunde liegenden Absicht, welhe dahin geht, das obrigkeitlihe Ansehen und die Stellung der Magisträte in der Person der Kämmerer noch mehr als bisher zu sichern, mit Wohlgefallen Kenntniß genommen.

Wir werden den Antrag, bei welchem es indeß noch auf eine nähere Erörterung faktisher Verhältnisse ankommt, einer weiteren Prüfung unterwerfen lassen und nah deren Ergebuiß Unsere Ent= schließung fassen.

Wucherischer Ein - und Verkauf ländlicher Grundstücke.

9) Unsere getreuen Stände haben zur Abstellung des von ihnen geschilderten Uebelstandes, daß in neuerer Zeit in mehreren Theilen der Provinz Gesellschaften von Spekulanten aufgetreten sind, welche ein Geschäft daraus machen, bäuerliche Nahrungen zu kaufen und aus der sofortigen Zerstückelung des Grund und Bodens in klcine Par= zellen den größtmöglichsten Gewinn zu zichen, den Erlaß einer geschz- lihen Verordnung in Vorschlag gebracht, nach welcher den Käufern von Besitzungen des platten Landes untersagt werden soll, vor Ablauf von Zwei Jahren, von der Natural-Uebergabe an gerechnet, und vor Einreichung des Besiß-Dokumentes , solche Besibungen zu parzelliren. Wir erkennen in diesem Antrage gern die auf die Erhaltung eines kräftigen Bauernstandes gerichtete Fürsorge und haben daher, wenn Wir auch die vorgeschlagene Verorduung nicht für unbedenklih erach=-

Shannoverische Patent vom Sund Verkehrs-Verhältnisse ci! e ; E Steuer=-=Vereins Anlaß geben könnte, wird aus guter Quelle bemerkt E der ie) M E E A (eld ara # daß zwischen Preußen und Hannover über die cinstweilige nnd theil- igt, und steht zu erwarten, daß diese Arbeiten bis zum Crlaß d®ŒF weise Fortseßung der Verträge vom Jahre 1837 und 1841 noch keine

F Uebereinkunft getroffen worden ist, vielmehr deren Zustandekommen

ten, Unserem Staats - Ministerium befohlen, entweder in dem bereits in der Berathung begriffenen Gesebe über die theilweise Veräußerung von Grundstücken, oder wenn diese längere Zeit erfordern sollte, in einer interimistishen Verordnung diejenigen Bestimmungen aufzunehmen und zu Unserer Genehmigung vorzubereiten, durch welche jenen wuche- rishen Speculationen in geeigneter Weise ein Ziel geseßt wird. Baldige Publication des Gesezes wegen theilweiser Veräußerung von Grundstücken und Anlage neuer Ansiedlungen, 10) Dem Antrage Unserer getreuen Stände, die Publication der Geseße wegen theilweiser Veräußerung von Grundstücken und Anlagen neuer Ansiedelungen in möglichst kürze- ster Zeitfrist zu veranlassen, ist, wie Unsere getreuen Stände aus Vorstehendem entnehmen mögen, die der Wichtigkeit und Dringlichkeit des Gegenstandes entsprechende Berücksichtigung bereits zu Theil geworden.

Zu Urkunde Unserer vorstehenden gnädigsten Bescheidungen ha- ben Wir gegenwärtigen Landtags - Abschied ausfertigen lassen, auch Höchsteigenhändig vollzogen und bleiben Unseren getreuen Ständen in Guaden gewogen.

Gegeben Berlin, den 30, Dezember 1843.

(gez.) Friedrich Wilhelm. Vrinz vou Preußen.

von Boyen. Mühler. von Nagler. Rother. Graf von Alvensleben. Eichhorn, vou Thile. von Savigny. Freih. von Bülow. von Bodelschwingh. Graf zu Stolberg. Graf von Arnim.

Uichtamtlicher Theil.

D

Jnunlaud. Berlin, 6. Jan. Se, Majestät der König haben Allergnä= digst geruht, dem Oekonomie - Jnspektor Pabig zu Jannowiß bri Ruhland die Anlegung der ihm verliehenen Herzoglich Sachsen - Er

nestinischen silbernen Verdienst - Medaille zu gestatten.

Berlin, 6. Jan,

zwischen den Staaten des Zoll

ausdrücklich von der Zustimmung der Herzoglich braunschweigischeu Regierung abhängig gemacht werden mußte.

Berlin, 6. Jan. Das heute ausgegebene Militai! Wochenblatt enthält folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre an das Kriegs-Ministerium:

,, Zur Beseitigung der Verschiedenheiten, welche in der Anwen= dung der, die Dienstleistung der beurlaubten Landwehr = Offiziere bei der Linie betreffenden Ordres vom 29. Januar 1821 und vom 28. April 1831 wahrgenommen worden sind, bestimme Jch hierdurch Folgendes :

1) Ein jeder Landwehr= (Jufanterie-= oder Kavallerie=) Offizier, welcher als solher noch keine Landwehr-Uebung mitgemacht hat, wird zu einer vier- bis sechswöcchentlichen Uebung bei dem Divisionsstabe oder einem Truppentheile einberufen. Jun ersteren Falle wird in Be= zug auf seine Ausbildung nah Vorschrift der Ordre vom 28. April 1831 verfahren; im leßteren ist ein Stabs-Offsizier des Truppentheils speziell mit der theoretischen und praktischen Ausbildung der auf diese Weise einberufenen Offiziere zu beauftragen, Jn beiden Fällen e1 halten die einberufenen Offiziere freie Post zur Hin- und Rückreise, die Diäten, welche extraordinair zu liquidiren sind, und, insofern sie zur Kavallerie gehören, während der Uebungszeit selbst eine Ration. Die Zahl dieser Landwehr = (Jufanterie - oder Kavallerie -) Offiziere darf in keinem Jahre vier für jedes Bataillon übersteigen, wobei sich jedoch die Bataillone einer Brigade übertragen können,

Es muß der Auswahl der einzuberufenden Offiziere. von dem Landwehr-Brigade-Commandeur besondere Aufmerksamkeit gewidmet, auch die für den Zweck in jeder Beziehung geeigneteste Zeit gewählt werden. Die Heranziehung der Landwehr = Offiziere zu wiederholten Uebungen dieser Art is nit gestattet.

2) Aelteren Landwehr = Offizieren kann nur ausnahmsweise auf ihren eigenen Wunsch und besonderen Antrag, wenn solher sih z. B. auf ihre Befähigung zur Beförderung bezieht, nachgegeben werden, daß sie zu einer einmaligen vierwöchentlichen Uebung bei den Linien- truppen eintreten. Sie erhalten alsdann die Diäten, und wenn sie zur Landwehr= Kavallerie gehören und zwei Pferde mitbringen, auch zwei Rationenz beides aus dem Uebungs-Etat des Bataillons, Die Reisekosten für die weitere Entfernung, als zum Sktabsquartier des Bataillons, können ihnen durh das Militair-Oekonomie-Departement gewährt werden. Jhre Zahl darf jährlich niht mehr betragen, als 2 Landwehr -Jufanterie- Offiziere und 4 Kavallerie- oder Artillerie

-

senden, um die Post zu erwarten, deren Expedition in nächster Nachbar- haft ist, Das Lokal bleibt Tag und Nacht geöffnet, und (wie es scheint) zu keiner Stunde frei von Besuch.

Von der reichen Landschaft am Adige und Po, durch welhe man nach Rovigo und dann nach Ponte di Lago scuro fährt, von dem unfreund- lichen und traurigen Eindruck, den man beim Eintritt in den Kirchenstaat durch den leztgenannten Ort empfängt (es is als ob der Po hier zwei Welten trenntc), von dem weiten, {önen, aber menschenleeren Ferrara, das „seine Fürsten, nicht cin Volk, zur Stadt gemacht“, und in dessen Mitte noch die Burg der Estes recht fest und herrenmäßig dasteht, jeyt frei- lih der Sig des Kardinal - Delegaten von alle dem giebt die Reise auf der Eilpost buntwechselnde schnellverfliegende Bilder, und es hält schwer, Einzelnes u fixiren.

Die Nacht hindurch fuhren wir nah Bologna auf den übelsten We- gen in der Diligence, die hier von Privatleuten eingerichtet is, und die eine andere Einrichtung von Seiten der Behörden schr wünschenswerth macht. Mehr als einmal blieb der \hwere Wagen im Kothe sien, und es War L eben angenehm, durch denselben dann zu Fußc fortwandern zu müssen, bis der Wagen wieder flott gemacht war. Indessen faßte sich die Reisegescllschaft in Geduld und blicb bei guter Laune. Sic war aus mannichfachen Elementen zusammengeseßt, einem Monsignore, der, einst ein Klosterbruder des jeyigen Papstes zu S. Michele di Murano, jeyt nach Rom ging, um neue Ehren von seinem alten Freunde zu gewinnen, in seiner Begleitung ein tauber Dicner, dann cin Russe, in Diensten des Für- sten Paskewitsch, cin polnischer Gutsbesiger, ein englischer Gentleman, ein liebenêwürdiger junger Jurist aus Ancona und meine Wenigkeit ein buntes Gemisch von Nationen, und doch sprachen Alle, mit Ausnahme

des Monsignore und seines tauben Dieners, deutsch, was meinen Patrio- tismus zu nicht geringer Befriedigung gereichte. Auch zu Bologna wurden wir von einem deutschen Wirthe und deutscher Dienerschaft empfangen, und ih war uicht wenig überrascht, als ih nah Tische in einem Ka cehauús fast nichts als die deutshe Zunge hörte. Jch war in eine Wirthschast rathen, wo sih das schweizer

tilitair versammelt und die sonstige deutsche.

Bevölkerung nah sich zieht, So weit aber auh unsere Sprache hier reicht,

wird doch ein Reisender, wie jener Württemberger, mit dem ich später von Bologua bis Florenz reiste, und der sich einzig und allein auf sein Schwäbisch verließ, in manche arge Verlegenheiten kommen,

Jn Bologna habe ich mich drei Tage verweilt, bei weitem nicht lange genug, um diese interessante Stadt genau kennen zu lernen, aber hinreichend, um zu bemerken, daß sie den alten Beinamen la grassa noch immer verdient. Bologna hat durchaus ein stattliches Ansehen, die Thürme und Kirchen nicht eben s{hón, aber groß und eigenthümlich, die ersteren zeigen weder Spiße noch Wölbung, sondern laufen sämmilich in eine breite Fläche, wie Festungs-Thürme, aus, was der Stadt aus der Ferne ein ganz sonder- bares Anschen giebt, das durch die bekannten Torri Asinelli und Garisenda, die neben einander stehen nach verschiedenen Seiten (der eine fast 8‘, der andere fast 4) von der Senkrehten abweichen, noch bedeutend erhöht wird. Die Paläste sind stark und hoch gebaut, und werden gut erhalten. An mehreren Stellen sah ih kostbare und selbst prachtvolle Restaurationen vor- nehmen, besonders an Kommunal-Gebäuden, wie dem Archiginnaris, dem früheren Lokale der Universität, wo namentlich die Kommunal Bibliothek so prachtvolle und elegante Räume erhält, wie ih selten Büchern eingeräumt sah. Weltbekagunt is Bologna durch die prächtigen Arkaden, welche sich durch alle Straßen der ganzen Stadt ziehen, und vor derselben sih bis zu der Certosa (mehr als eine Stunde von Bologna entferni) erstreckden. Geden- fen Sie der Denkmale, welche die uralte hohberühmte Universität (jeßt is sie nur den Jnuländern geöffnet, eine Folge der Unordnungen im Jahre 1830 war der Ausschluß aller Fremden) für die Wissenschaft zurückgelassen hat, ferner der Kunstwerke, welche aus der Schule der Caracci hier hervor- gingen , so begreifen Sie leicht, wie wenig in so kurzer Zeit, als mir ver- gönnt war, die Masse des Wissens- und Sehenswürdigen bewältigt werden konnte, Aber Bologua hat durch alles dieses jeyt weniger Interesse für Sie, als durch die lezten Bewegungen, von denen díe Zeitungen so viel gemel- det haben. Hätte ich diese nicht früher gelesen, fürwahr ih würde nicht darauf verfallen sein, daß in dieser anscheinend so friedlichen, ruhigen Stadt noch vor kurzem Unruhen gewesen wären, Auch keine Spur habe ih von

den gefährlichen Dingen bemerkt, von denen man geredet hat, Man er- zählte mir in Bologna selbst, daß die Ruhe der Stadt selbst in keinem Au- genblick- ernstlich gestört worden sei, nur vor den Thoren sei Geschrei, Auflauf, Tumult gewesen, man habe Neisende angehalten, die Pässe verlangt, ihnen aber sonst fein Leid geihan. Daß diese Unruhestifter mit Geld reichlich verschen waren , wird allgemein behauptet, doch vielfach in Zweifel gezo- gen, ob dies Geld wirklich aus dem Auslande gekommen sei, wie man zu- erst allgemein annahm, da offenbar einige junge Leute aus vornehmen Fa- milien íîn Bologna wie in Ravenna bei diesen Ereignissen betheiligt waren, Diese haben sih jeßt nah Korsika begeben, wozu man diesem und jenem bereitwillig selbst die Hand geboten haben soll. Daß jet Alles beendigt sei, bofft manz inzwischen halten sich immer noch etwa zwanzig der Mal- contanten, wie man auch hier versichert, in den Bergen, und wollen von da aus den Winter hindur der päpstlichen Regierung ein kleines Aerger- niß, wo nicht mehr, bereiten. Uebrigens schen die friedlichen Bürger zut Bologna mit groster Seelenruhe, dicsem Treiben zu, und selbst solche Jta- liener, die mit dem gegenwärtigen Zustande nichts weniger als zufrieden sind, legen auf die Vorfälle in Bologna sehr wenig Gewicht, Bedenkliche Folgen könnten sie nur dann haben, wenn die Legationen, die sich ohnedies von der Negierung bedrückt glauben, neue Veranlassung zu Klagen und Beschwerden bekämen. : :

Abends den 29, November verließ ich Bologna, und fuhr mit der Diligence durch die Gegenden, welche jeßt der Aufenthalt der Rebellen hauptsächlich sein sollen, nach Florenz, Unser Wagen war ohne Eskorte, wir fuhren bei Nacht durch die schlimmsten. Passagen der Apenninen , und doch war nicht der mindeste Anlaß zur Besorgniß vorhanden. Wie unge- reimt sind doch die Vorstellungen, die man in unserem lieben Deutschland noch so oft von der Unsicherheit der Straßen in Jtalien hat. Diese is wenigstens in dem nördlichen Jtalien so wenig vorhanden, daß alle Dili- gencen bei Nacht in den ödesten Gegenden ohne militairishe Bedeckung ruhig ihren Weg fortseßen. Die Strafe von Bologna nah Florenz geht bergauf , bergab, bald eine beschränite, bald eine freiere Aussicht über die Apenninen darbictend, die schönen, aber fast überall nackten Berge ermüdeu

Um einem Mißverständnisse vorzubeugen, Su welchem das im gestrigen Blatte dieser Zeitung abgedruckte Königlich 31sten v. M. u. J., betreffend die Steuer= f ind des f

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Offizier pro Bataillon. Eine Uebertragung der Bataillone findet hierbei nicht statt. Zur Vermeidung extraordinairer Ausgaben dürfen in Stelle solcher zur Linie kommandirten Landwehr-Offiziere, Offiziere der Linie zu der Uebung der Landwehr - Bataillone niht kommandirt werden.

Das Kriegs - Ministerium hat danach die weitere Verfügung zu treffen.

Charlottenburg, dey 14. Dezember 1843,

(gez.) Friedrich Wilhelm.“

Nach der amtlichen Anzeige der neuesten Personal-Ve ränderun- gen in der Armee is von Bennigsen, Hauptmann vom 10ten Jnfanterie-Regiment, zum etatsmäßigen Stabs-Offizierz Wittich, Major vom 7ten Husaren = Regiment, zum etatsmäßigen Stabs=- Offizierz bei der Landwehr, von Winkler, Major a. D,, zuleßt im ehemaligen 9ten schlesischen Landwehr-Jufanterie-Regiment, zum Führer des 2ten Aufg. vom 1sten Bataillon 23sten Regiments; von Pastau, zur Disposition stehender Major, zuleßt im 18ten Jufanterie=- Regiment, mit dem Charakter als Oberst-Lieutenant, zum Führer des 2ten Aufg. vom 1sten Bataillon 19ten Regiments ernannt. Der Abschied is bewilligt dem Hauptmann Heckel von 13ten Jufanterie- Regiment, als Major mit der Regiments-Uniform mit den vor= \hristsmäßigen Abzeichen für Verdienst, Aussicht auf Civil-Versorgung und Pension; dem aggregirten Oberst-Lieutenant vom 4ten Kürassier= Regiment, von Diericke, als Oberst mit der Regiments-Uniform mit den vorschristsmäßigen Abzeichen für Verdienst und Pension ; von Sellin, Major vom 6ten Ulanen-Regiment, ist mit Pension zur Disposition gestellt.

Berlin, 5. Jan. Die heute ausgegebene Nr. 2 der Geseh- Sammlung enthält eine Allerhöchste Verordnung, durch welche nah Anhörung der Stände derjenigen Provinzen, in welchen das Edikt wegen Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhält- uisse vom 14, September 1811 Geseßeskraft hat, auf den Antrag des Staats-Ministeriums die in den §§. 29 und 54 des angeführ- ten Edikts enthaltene Vorschrift: daß Bauergüter über ein Viertel ihres Werthes mit hypothekarishen Schulden nicht belastet werden sollen, nebst den mit ihr in Verbindung stehenden, die Parzellirung und Normal - Abschäßung der Bauergüter betreffenden übrigen Vor- schriften jenes §. 29 und des Artifels 65 der Declaration vom 29, Mai 1816 aufgehoben wird.

__ Verlin, 5. Jan, (Amtsblatt.) Des Königs Majestät haben in einem Spezialfalle, wo der auf cinen Land=- und Stadtgerichts- Secretair gefallenen Wahl zum Protokollführer der Stadtverordneten- Versammlung seines Wohnorts, mit welcher sein Amts =- Vorgesebter sich einverstanden erklärt hatte, lediglih wegen der entgegenstehenden Vorschrift des §. 116 der Städte-Ordnung vom 19, November 1808 die Bestätigung verfügt worden war, mittelst Kabinets=- Ordre vom 29, November v. J. nicht nur die Bestätigung jener Wahl gus= nahmsweise zu gestatten, sondern das Königliche Ministerium des Junern auch im Allgemeinen zu ermächtigen geruht, auch in den Städten, in denen die Städte = Ordnung von 1805 zur Anwendung fommt, Staatsdiener und Justiz -Kommissarien als Vorsteher und Protokollführer der Stadtverordneten zuzulassen, sobald deren vor geseßte Dienstbehörde damit einverstanden und für das Gemeinwesen davon kein Nachtheil zu besorgen ist.

Nusland. Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 1. Jan. (A: Z.) Heute, am Neu-= jahrstage, war wie herkömmlich am Köuigl. Hofe große Galla und Aufwartung. Um halb 12 Uhr versammelten sich im Barbarossasaal die zur Aufwartung erschienenen hoffähigen Judividuen der drei Rangklassen, im Ballsaal die Königl. Hofdiener, die Königl. Ange stellten und die übrigen Zugclassenen, die Aufwartung begann mittelst Aufrufs. Später ertheilten Jhre Majestäten dem diplomatischen Corps, den Gemahlinnen der Gesandten und Minister-Residenten, den fremden Kavalieren und Damen und den Frauen der Geschäftsträger und Le- gations-Secretaire, insofern sie am Hofe vorgestellt, Audienz, worauf daun im Saale Karl's des Großen das Bankett stattfand. Abends 7 Uhr beginnt im Ballsaal des Saalbaues die Hofakademie. in frühern Jahren an diesem Tage, erhielt auch heute eine Anzahl Personen, die zu diesem Ende nah Hof beschieden wurden, aus der Hand des Monarchen Ordensdecorationen.

Sachsen. Leipzig, 3. Jan. (L. Z) Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger von Rußland i} heute, von Weimar kom mend, hier durch nah Dresden gereist, um von da morgen seine Reise über Kalisch nah Stk. Petersburg fortzusetzen. E

Baden. Freiburg, 28. Dez. Nach dem so eben erschiene nen Freiburger Adreß =- Kalender für 1844 zählt die Stadt mit Herdern und Wiehre 15,739 Einwohner (die Studenten und die Besaßung nicht mitgerehnet.) Davon sind 12,190 Familienglieder und 3549 Gewerbsgehülfen und Dienstboten. Herdern zählt fi sich 1171, die Wiehre 987 Einwohner. Die gesammte Häuserzahl der Stadtgemeinde ist 1246, Jm vorigen Jahre war sie 1231,

Freie Städte. %XX Frankfurt a. M., 3, Jan. Se. Durchlaucht der Fürst von Leiningen hat sih vor einigen Tagen nach Karlsruhe begeben, wird aber in einigen Tagen hierher zurückehren.

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zuleßt das Auge, und mit Freude sicht man si die Straßen mehr und mehr senken, an den Bergen zeigen sh Cvpressen und Oelbäume in größe- ren Massen, bis sich der Anbau endlich der ganzen Landschaft bemäch!igt. Da sicht man auf den Höhen Fiesole liegen, bald darauf blickt man in das \{öne Arnothal hinab und Florenz mit der großen Kuppel des Doms zeigt sich den Blicken, N :

Kein Wort mehr für heute, mein Brief is bereits wieder über Gebühr angewachsen.

Sigismund Goldschmidt's Fonzert in der Siug- Akademie.

Jn dem am Zten d. gegebenen Konzerte bewährte sih Herr Sigis- mund Goldschmidt aus Prag als sehr geschickten Pianisten von gutem Anschlage, bedeutender Fertigkeit und Ausdauer. Jun den von ihm vorge- tragenen Etüden eigener Composition und einer Caprice über Motive aus Bellini's „Sonnambula““ von Thalberg überwand cr nicht geringe Schwie- rigkeiten mit Leichtigkeit und führte auch besonders leßtere Composition mit Gleichheit und Präzision, nett und geschmackvoll aus. jedoch der Vortrag des Es-dur - Konzerts von C. M, von Weber zusagen. Es fehlte seinem Spiel dabei nicht allcín an Wärme und wahrem Gefühls- Ausdruck, sondern man vermißte auh hin und wieder die ge- hörige Deutlichkeit und - Sauberkcit, vorzüglich bei Ausführung der \chnelleren Passagen. Auch der unzweckmäßige Gebrauch des Pedals wurde öfters auf störende Art empfunden, z. B, im Adagio, wo durch verspätetes Aufheben desselben verschiedene Harmonieen sich einigemale auf eine dem Ohre sehr unangenehme Weise kreuzten, Uebrigens nüancirte der Spieler ret gut und führte diese Piece, wenn auch nicht immer charak- teristish, doch im Ganzen mit wohlthuender Abwechselung, durch Beachtung der Zeichen Schalten und Licht in den Vortrag bringend, beifällig aus,

Weniger wollte uns -

43 Jhre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Cambridge verweilt noch in unserer Stadt, wo auh_ des Prinzen Friedrih zu Hessen Durch lauht noch anwesend ist. Se. Majestät der König von Preußen hat den hiesigen verdienten Arzt Dr. Clemens in Anerkennung der Aller- höchstdenselben übersendeten Schrift: „Göthe als Naturforscher“, mit einem huldvollen Schreiben zu beehren geruht,

Gestern traf ein Königl. preußischer Regierungsrath von Kob- lenz hier ein, welher im Auftrage seiner hohen Regierung unserem Aerar die baare Summe von 63,000 Rthlr. überbrachte, welche die- selbe für eine bei der Säculgrisation des Kurstifts Trier an die Krone Preußen gestellte Forderung als Entschädigung erhielt. S

Wie man heute hier sagt, hielt sich Moriß von Haber seither hier auf und ist gestern nach Alzey abgereist, um sich dort seines Duelles wegen vor Gericht zu stellen. i

Mit wahrem Leidwesen vernimmt man, daß es noch unbestimmt ist, ob im nächsten Frühjahre hier die gewöhnliche große Blumen- und Pflanzen-Ausstellung stattfindet. Ju dem Gartenbau-Verein hat sich leider eine Spaltung gebildet, die indessen div so einig und frucht- bar wirkende Gesellschaft zur Beförderung nüßlicher Künste und deren Hülfswissenschaften, deren Section jener Verein is, hoffentlich auszu- gleihen wissen wird. Es wäre ein bctrübendes Zeichen, würde es nicht der Fall sein können.

Frankrei

Paris, 1. Januar. Jn dex Kapelle der Tuilerieen fand heute früh um 8 Uhr eine stille Messe zum Gedächtuiß der Prinzessin Maric und des Herzogs von Orleans statt, welcher blos die Mitglieder der Königlichen Familie beiwohnten,

Die Nede, mit welcher Herr Sauzet seine diesjährigen Functio nen als Präsident der Deputirten-Kammer antrat, nachdem der Alters Präsident , Herr Lafitte, seinen aufregenden Vortrag beeudigt hatte, lautete folgendermaßen:

„Meine Herren! Jndem ich diesen Plaß, auf den mich Jhr beharr- liches Zutrauen von neuem berufen hat, wieder einnehme, wünsche ih mir Glück, mih von allen jenen Kollegen umgeben zu sehen, die ihre Stim men mir schon gegeben hatten. Ein solche Ehe ist für Jhr Büreau cine fostbare Aufmunterung und eine Kraft während dieser zweiten Session. Die erste war unter den s{merzlichsten Empfindungrn eröffnet worden, Das Parlament hat dic Erwartungen des Landes nicht getäuscht, Die Stillung feiner Besorgnisse, ein neues der Zukunft unserer nationalen Dynastie und unserer Jusiitutionen gegebenes Pfand, daß Bedürfniß der Beständigkeit, der Glauben an die Dauer, Alles bezeugt die Stärke und die Eintracht der konstitu- tionellen Gewalten, (Anhaltende Zeichen der Zustimmung.) Diese Eintracht hat das fkostbarste der Güter hervorgebracht: die Sicherheit in der Freibeit. (Lebhafte Beifallsbezeigungen. Herr Odilon Varrot: „Sie schen, daß man doch Politik auf dem Präsidentenstuhle verhandelt“, Ein Mitglied: „Diese Nede ist das Gegenstück zu der des Alters-Präsidenten‘/.) Aber die Strenge unserer Pflichten darf deshalb nicht nachlassenz sie gebietet uns die Wach \samkcii, welche aufreht hält, und die Arbeit, welche befruchtet. Ju den Tagen der Stürme weiß es das Land, daß die ganze Energie seiner Ne präsentaunteu dahin gerichtet is, sie zu beschwören, und es verlangt keine Rechenschaft von einer scinem Heile gewidmeten Zeit, Aber wenn die Ruhe wieder befestigt ist, dann fordert seine gercehce Ungeduld die Befriedigung aller moraliscben und materiellen Bedürfnisse, die Vervollkommnung seiner Gesele, die Entwickelung seiner Kräfte, die Befestigung seines Wohlstan- des, Unscre Sache ist es, jener wunderbaren National - Thätig keit, welche ihren Play wechselt, abe? nie versiegt , und deren Gang eine vorausfechende Weisheit allein leiten fann, durch unsere Berathungen cinen freien Aufschwung zu geben. Schon sind, meine Herren, große Schritte auf dieser Bahn gethan worden ; Sie selbst sind auf derselben vorgerückt ; zahlreiche gewissenhaft vorbereitete Arbeiten erwarten nur noch die öffentliche Erörterung. Die erste Session hat ihr Werk vollbracht ; möge die zweite das ihrige vollbringen. Möge die ganze Kammer mit ihrem Büreau durch die Orduung ihrer Berathungen, durch die schnelle und weise Veriheilung der Arbeiten dazu mitzuwirken; möge keine heilsame Jdee übergangen we den, kein Augenblick verloren sein; mögen wir alles das zu zeigen wissen, was man von ciner verständigen und starken, durch freie Justitutionen re gierten Nation erwarten kann, und mögen mir auf diese Weise die Dank- barkeit des Landes verdienen,“ (Zustimmung in allen Reihen der Majorität. Von allen Seiten ruft man + „Schr gut, sehr gut! Das ist eine Rede, wie sie sich geziemt.‘“)

Als Herr Sauzet hierauf die Kammer für definitiv konstituirt erklärt hatte, {lug er, wie bereits erwähnt, in üblicher Weise cine Danksagung an das provisorische Büreau, das heißt an den Alters Präsideuten , Herrn Laffitte, und die interimistishen Sccretaire, vor, worüber sich folgende Debatte cutspann :

Ein Mitglied: Danksagungen an den Alters-Präsidenten ? feine Rede ?

Ein anderes Mitglied: Dazu ist kein Grund, (Gelächter)

Der Präsident: Man hat nichts dagegen cinzuwenden“

Zahlreiche Stimmen: Ja wohl! allerdings!

Die ganze Linke: Lassen Sie über den Vorschlag abstimmen,

Der Präsident: Jch kann über diese Frage nicht abstimmen lassen. Es is Gebrauch, daß dem provisorischen Büreau cine Daulsagung bewil ligt wird,

Ein Mitglied :

Etiva für

Nur nicht die Reden mit eingerechnet, (Gelächter.) Eine Stimme: Das Amendement is unterstüßt, (Neues Gelächter.) Der Prásideut: Hat man Einwendungen dagegen zu machen ?

Stimmen durch einander: - Ja, ja! Nein, nein!

Der Präsident: Wenn man nuichis dagegen einzuwenden hat .

Herr Ledru -Nollin: Man hat Jhunen nun schon dreimal gesagt, daß Widerspruch vorhanden is. Befragen Sie doch die Kammer,

Die ganze äußerste Linke: Zur Abstimmung, zur Abstimmung!

Mitglieder des Ceutrums: Es ist keine Opposition dagegen! !

Andere Mitglieder des Centrums: Es ist Opposition dagegen ! Zur Linken: Befragen Sie die Kammer!

E)

Als Einleitung wurde eine Ouvertüre für das Orchester, „Frühlingsgruß““ betitelt, von der Composition des Konzertgebers unter Leitung des Konzert- meisters Herrn L. Ganz vou der Königlichen Kapelle ausgeführt, Auch als Komponist leistet Herr Goldschmidt schr Erfreuliches z die Ouvertüre, wenn auch nicht ganz frei von Auklängen von Weber und Mendelssohn, ist ein trefflich gearbeitetes Musikstück von guter Haltung und Form, in welchem die Jutentionen des Verfassers klar und verständlich ausgesprochen sind.

As aljo das Wirken des Herrn Goldschmidt als Viriuos und Kompo nist auch durch keine eigenthümliche, hervorstechen de Eigenschaften zu bezeihnen oder, mit anderen Worten, nicht gerade durch irgend einen auffallenden Zug von der Mehrzahl der Künstler -Leistungen individuell zu unterscheiden, so kann man ihn doch auch keinesweges etwa als einen ent- schiedenen Anhänger und Nachahmer irgend einer auderen fremden Origi- nalität ansehen, und is sein Kunststreben mit Necht in jeder Bezichung nur ehrenwerth zu nennen. Der zweite Theil des Konzerts wurde durch die Ouvertüre zür Oper „Undine“ eingeleitetet. Dies äußerst effektvoll instru- mentiite Oichestcrstück hat einen der originellsten Männer, die je existirt ha ben, zum Verfasser, den durch seine Vielseltigkeit bewunderungswüidigen E. T. A. Hoffmann. Er war, wie bekannt, nicht allein Dichter und Musiker, sondern auch Jurist und Maler und hat besonders als musikali- scher Schriftsteller, z. B. durch seine Fantasiestücke in Callot’'s Manier, Aufschen gemacht. Die von Fouqué gedichtete und von ihm kom- ponirte Oper „Undine“, die beim Schauspielhaus -Brande ein Raub der Flammen geworden is, soll zwar damals bei ihrer hiesigen Aufführung theilweise gefallen haben, im Ganzen mag jedoch die Wirkung nicht nach- haltig gewesen sein, obgleich der Musik weder Charakter und Ausdruck, noch Originalität gefehlt haben soll. Die Ouvertüre, die wir heute die Gelegen- heit zu hören hatten, is als Narität jedenfalls ein interessantes Musikstück. A N iN den das Konzert unterstühßenden Künstlerinnen trug Dlle, «l. Neumann ein, nux durch die fremde Mundart der Dichtung nicht Allen verstäudlih gewordenes „Allemannisches Gedicht“ von Hebel mit

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| es die Nacht hindurch.

Der Präsident: Jch muß der Kammer bemerklich machen, daf, wenn Mitglieder glauben, es sei kein Anlaß zum Widerspruch, sie ganz schweigen und nicht Nein sagen müssen, Ueber dem Verneinen kaun man diejenigen Stimmen nicht hören, welche wirklich Einspruch thun.

Auf der Linken: Zur Abstimmung, zur Abstimmung!

Der Prásident, schr rasch: Findet Opposition dagegen statt, daß dem provisorischen Büreau cine Danksagung votirt werde ? Vier oder fünf Stimmen der Mitte: Neín!

Der Präsident: So if die Darksagung votirt. der Zufriedenheit.) L

Hiermit {loß dieses stürmische Jntermezzo, und der Präsident zeigte noch an, daß, wie gewöhnlich, ein Posten der National-Garde während der ganzen Dauer der Session den Dienst bei der Deputir- ten-Kammer versehen werde, und daß am Neujahrstage, also heute, um halb 12 Uhr die Mitglieder, welhe die Beglückwünschungs - De= putation bildeten, sich im Saale der Präsidentur zu versammeln, die= jenigen aber, welche dieser Deputation sich anschließen wollten, direkt nach den Tuilerieen sich zu begeben hätten, wo der König um Mittag die Glückwünsche der Kammer entgegennehmen wolle.

Die Angelegenheiten der Königin Christine werden mit lebhafter Thätigkeit betrieben. Vorgestern Abend fand eine große Versammlung des diplomatischen Corps bei dem englischen Gesandten statt. Die

(Allgemeine Zeichen

| Königin Christine und Herr Guizot wohnten derselben bei, und es

wurden nah dem Schlusse der Konferenzen an verschiedene Höfe Couriere abgesandt. Dic Evolutions=- Escadre, welhe der Prinz von Joinville kom=

| mandiren wird, soll, nach Briefen aus Toulon, aus 6 Linienschiffen, | mehreren Fregatten und Briggs und einem Dampfschiff bestehen.

m Paris, 1. Jan. Die ältesten Leute erinnern sich nicht, einen so milden und angenehmen Neujahrstag erlebt zu haben, als diesmal. Das bunte Wogen der Menge is seit gestern in einem solhen Grade gestiegen, daß man kaum durch die Straßen sih vor= wärts drängen fann. Paris bot gestern Abeuds mit seinen glänzen= den Buden und reih ges{hmüdcckten Gewölben einen wirklich feenhaften Anblick, Bis spät nah Mitternacht war es überall so belebt, als soust um die Mittagsstunde, Wie gewöhnlih waren die Läden der Zuckerbäcker, die im Glanze einer Menge vergoldeter Gas = Kron= leuchter strahlten und für diese Gelegenheit die niedlihsten Mädchen zum Feilbieten ihrer süßen Etrennes auftreiben, die besuchtesten. Nicht weniger anziehend erschienen die Kinderspielzeug-Buden, die vom Freudenruf unzähliger Engelsköpfchen ertönten. Hier schaukelt sih ein rothbackiger Knabe auf einem hölzernen Pferde, dort läßt sein Bruder einen Polichinelle tanzen. Man kann sich kaum bewegen, ohne auf tausend verschiedene Spielzeuge zu stoßen, deren Werth von 5 Sous bis zu 10,000 Fr. sich erhebt. Nach den Zuckerbäckern und Kinderspielzeug-Fabrikanteu machen die Goldschmiede und die Juwelen= l'ändler die besten Geschäfte, besonders scit ein paar Jahren, wo das Tragen der Diamanten und goldener Armbänder wieder Mode geworden ist. Für die ärmere Volksklasse werden die Etrenues unter freiem Himmel feilgeboten. Tausende von Krämeru wandern durch die Straßen und liefern um wenige Sous ein vollklommenes Asor= timent von Zuckerwerk, eine elegante Chatoulle, cin zierliches Körbchen, einen kleinen Toiletten=- Spiegel, eine goldene Uhr nebst Kette um fünfundzwanzig Centimes, Wem guch diese Ausgabe zu hoch is, der kauft eine Orange um 2 Sous odex einen Veilchen= Strauß, der nur 1 Sous kostet. Aber Jedermann, mag er noch o arm sein, kauft Etwas und giebt am heutigen Tage seine Etrennes, und müßte er sie von seinem Munde absparen.

Nach den Etrennes kommen die Neujahrs=-Visiten, Die elegante Welt macht und empfängt gar keine Besuche am heutigen Tage, nur die Familienglieder besuchen sihch weselseitig, um sich die Etrenues zu geben, sonst bleibt die Thür für Jedermann verschlossen, Ju der Finanzwelt und unker dem Handelsstande sind hingegen die Visiten jo zal rei, daß man die größte Mühe von der Welt hat, am heu= tigen Tage einen Fiaker zu finden, Jm Allgemeinen enthebt man sich der lästgen Besuche durch Visiten-Karten. Es bestehen in Paris zwei Bürcaus, welcbe mit der Zustellung der Visiten-Karten sih be- fassen. Man übergiebt ihnen seine Karten und die Liste der Per= souen, welchen sie zugestellt werden sollen, und um3 Centimes pro Karte hat man sich den weitesten Gang erspart. Das einzige Büreau Bidault soll jährlich an diesem Tage über 10 Millionen Visiten-Kar= ten auf die angeführte Art in Paris vertheilen.

Wer zur National - Garde gehört, der empfängt die Neujahrs= Glückwünsche der Tambours seiner Compaguie, welche in strengster Galla unter seinen Fenstern etlihe Minuten wirbeln, bis man ihnen die Etremes in Geld zuschickt, Der Bataillons-Chef erhält den Be=

| such aller Tambours seines Bataillons, und der Oberst, außer den

Tambours der ganzen Legion, zugleich die Musikbande. Da zu diesen vielen Gängen der gestrige und der heutige Tag uicht auslangen, o wird die ganze Sylvester-Nacht dazu genommen, so daß man in dieser Nacht in wenigen Häusern schlafen kann. Kaum hat ein Tambour hier aufgehört, so erscheint ein anderer beim Nachbar, und so geht Den Präsideuten der Gerichtshöfe und den Chefs der administrativen Branchen, so wie sämmtlichen Miuisteru und Präsidenten beider Kammern, den Stabs=- und General-Offizieren werden die Aubades (man nennt so die Gratulation der Tambours und Musifanten) von Seiten der Garnisons - Truppen dargebracht. Dazu kommt endlich die Köuglihe Aubade. Alle Musik= banden der sehszehn Regimenter der Garnison von Paris, so wie der 13 Legionen der National-Garde und deren sämmtliche Tambours versammeln sich am Sylvester = Tag im Hofe der Tuile=z

R

Beifall vor, Es war dessen „Hans und Verene““, durch eine trefflile Com- position von Kücken, der legten Arbeit dieses mit Recht so belicbten Ton- shöpfcrs, auch den musitliebenden Kreisen befreundet. Frau von Faß- mann erfreute uns durch den seclenvollen Vortrag eines klassischen Musßik- stücks, einer Arie aus „Figaro ‘’ von Mozart, und Dlle. Tuczek durch den Gesang einer Truhn schen Composition des Heineschen Gedichts „Prinzeß Ilse“, Das Publikum hatte fich zahlreich eingefunden, und ver- ließ den Saal, wie es schien, sehr befriedigt, N

Musikfaliscches. __ Verlin, 6, Jan. Meyerbeer befindet sich, aus Paris zurückge- kehrt, seit einigen Tagen wieder in unserer Mitte. U Königl. sächsische Hof- Kapellmeister Richard Wagner ist aus Dresden hier angekommen, um morgen, Sonntag, seine Oper, der flic-

j gende Holländer, selbst zu dirigiren.

_JIn diefen Tagen is auch der ausgezeichnete belgische Violoncell-Vir- tuojse Servais hier eingetroffen, Das kunstlicbende Publikum von Ber- lin darf sih von ihm die herrlichsten Genüsse versprehen ; denn Servais weiß seinem Violoncell Töne zu entlocken, die das Junerste der Seele er- greifen, Vor mehreren Jahren in St. Peterburg, später in Wien, zuleht in Paris hat er die glänzendsten Erfolge gehabt, Seine Compositionen sind großartig und originellz die größten Schwierigkeiten überwindet er mit Leichtigkeit und Graziez vor Allem aber legt er in den Gesang der Me- lodicen einen untviderstchlichen Reiz. Alle diese Vorzüge sichern ihm ge- wiß auch bei uns die allgemeinste Anerkennung, die er in hohem Grade verdient, Den Verehrern unseres Konzertmeisters Moriß Ganz bietet sich cine vortreffliche Gelegenheit zu interessanten Vergleichen dar.

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